Hallo ihr lieben,
nach längerer Zeit wollte ich auch mal wieder "Hallo" sagen. Ich lese schon seit Jahren im Forum, komme aber leider nur selten dazu zu schreiben.
Heute war es ein wenig sonnig hier. Hoffe, das wird in den nächsten Tagen so bleiben. Ein wenig Frühling wäre schon schön.
Zum Edeka-Prospekt: Aus Sicht des 19. Jahrhunderts ist der absolut abseits jeden Clichées... Da war nämlich Rosa die Farbe für Jungs und Blau die Farbe für Mädchen.
Ich denke auch, dass etwaige Rollenclichées nicht (nur) von der Werbung kommen, sondern in dieser Ausdruck finden. Die Werbung hat immerhin nicht diese Erfunden, sondern für das Marketing aufgegriffen.
Nur damit es nicht jetzt falsch rüber kommt: Ich bin absolut der Meinung, dass Mädchen und/oder Jungs nicht aufgrund des biologischen Geschlechts in irgendeine Schublade gesteckt werden, in ihren Entscheidungen manipuliert oder in ihren Lebenswegentscheidungen eingeengt werden sollten. Bestimmt wäre es auch möglich gewesen, ein paar "nicht so clichéehafte" Figuren ebenso einzufügen. Aber wie schon Freud bemerkt hat, manchmal ist eine Zigarre auch nur eine Zigarre. Vielleicht hat man sich dort nichts weiter dabei gedacht.
Manchmal werden Clichées auch dadurch am Leben erhalten, dass man ständig darauf hinweist, dass diese nicht stimmen. Das ist auch bei der positiven Diskriminierung ein Problem. Ein Beispiel wäre, wenn jemand mit blauen Augen in einer Klasse mit Schülern sitzt, die sonst nur braune Augen haben. Eventuell würden die Schüler es gar nicht bemerken. Wenn nun die Lehrkraft betont, dass auch blaue Augen absolut normal sind und nichts ungewöhnliches, wird genau auf das Merkmal die Aufmerksamkeit gelegt. In den USA gab es das mit Kindern indigener Völker. Wenn diese in einer Klasse waren, haben manche Lehrkräfte (wenn auch gutmeinend) diese bei gleicher Leistung stärker gelobt als andere. Das kann auch kontraproduktiv sein.
Ich denke, bei Spielzeug hat tatsächlich die Erziehung viel Einfluss. Wenn man zum Beispiel Jungs kein "Mädchenspielzeug" kauft oder umgekehrt... Oder wenn man keine Alternativen anbietet. In meinem Freundeskreis gibt es Eltern, die ihren Kindern bewusst aus beiden Bereichen Spielzeug kaufen, wenn die Kinder es wollen. Und manchmal kommt da dann tatsächlich noch eine komische Rückmeldung.. Sogar manchmal von Kindern. Nach dem Motto "Warum spielt man denn als Junge mit Puppen" oder ähnliches. Da kann man als Elternteil dann aber super erklären, wieso jeder damit spielen kann. Ich glaube, selbst wenn alle Werbung "neutral" wäre, würde es immer noch Eltern geben, die aktiv diese Clichées weitergeben.
Rollen haben in menschlichen Gesellschaften außerdem immer eine wichtige Rolle gespielt (Wortwitz
). Dadurch wurde das Zusammenleben strukturiert und eine Ordnung geschaffen. Es gibt ja auch matriacharliche Gesellschaften bei indigenen Bevölkerungen, wo die biologisch weibliche Linie über Zugehörigkeit etc. bestimmt. Und wo Frauen als Oberhaupt ihres Clans angesehen werden.
In der Sozialpsychologie gibt es sehr interessante Erkenntnisse zu Stereotypenentwicklungen. Die wichtigste ist wohl, dass wir Menschen so angelegt sind, dass wir versuchen, die Welt zu sortieren und zu kategorisieren. Jeder hat Stereotype und ohne diese könnten wir gar nicht die Fülle an Informationen verarbeiten. Wir wissen alle, dass eine Ampel bei rot etwas anderes bedeutet als bei grün. In diesem Fall ist der Stereotyp sinnvoll und wichtig. Bei Menschen aber gibt das ganze Probleme, wie eben bei den Rollenclichées.
Wenn das mehr Menschen verstehen würden, wäre sicherlich schon viel dafür getan, dass nicht so oft das eigene Weltbild auf andere gestülpt werden würde.
Oh je, jetzt ist das ganze doch etwas länger geworden.