Fotostory Oxana - Wege des Gewissens ♦ abgeschlossen ♦

@Simellie
Entschuldige, dass ich nicht bereits letzte Woche geantwortet habe.
Wir werden aber ganz sicher erfahren, was aus den Kappe-Kindern wird. Allerdings wird das nicht unbedingt in den nächsten Updates passieren sondern es wird immer mal wieder einblicke in ihr Leben geben.
Es freut mich sehr, dass du das Zusammenspiel von Text und Bildern lobst, denn damit gebe ich mir immer besonders viel Mühe und bin froh, dass es meinen Lesern auch gefällt.

@SimSellie
Stev, dieses Mal hast du dich selbst übertroffen!
:eek: Na, so ein Lob hört man doch gerne. Es freut mich sehr, dass ich dich mit meiner Geschichte so begeistern kann.
Ja, Oxana musste in diesem Kapitel schwer leiden. Alles scheint sich zum Guten zu wenden und mit einem Schlag wird es wieder zunichte gemacht. Aber noch ist Albert nicht tot und Oxana betet inständig, dass er überleben wird. Das nächste Update gibt es wie immer am nächsten Wochenende.
Vielen Dank für deine Kommentare!

@Nico
Vielen dank für dein Lob zu den EffeKte. Meinst du damit die Herz-Linie auf dem letzten Bild? Freut mich, dass dieser Effekt gut ankommt. Und ich hoffe, du meldest dich noch öfter zu Wort. Es würde mich freuen.
 
Kommt das Update heute? Denn es ist gestern Freitag gewesen und heute haben wir Samstag ...... Spann uns nicht so auf die Folter, Stev! ;)
 
Was bisher geschah:
(Zusammenfassung der vorherigen Kapitel)

Ich lebte nun schon sechs Jahre mit Dominik zusammen und zog mit ihm ein Kind auf, das gar nicht seins war. Er ahnte natürlich nichts davon, genauso wenig wie Albert ahnte, dass er der Vater meiner Tochter war.
Trotzdem war ich nicht glücklich mit Dominik, denn ich liebte ihn nicht. Ich war nur mit ihm zusammen, weil ich verhindern wollte, dass irgendjemand meine Tochter Kinga mit Albert in Verbindung brachte. Ich konnte nicht zulassen, dass diese eine unbedachte Nacht seine Ehe und Familie zerstörte.
Aber ich liebte Albert und er liebte mich. Und schließlich konnten wir nicht mehr widerstehen und begannen eine geheime Affäre, die fast ein Jahr andauerte. Dann verkündete Albert überraschend, dass er seine Frau Gerda verlassen würde, um mit mir zusammen sein zu können. Und ich sehnte mich so sehr nach Liebe und Geborgenheit, dass ich seinem Plan zustimmte.
Ich musste mich nur noch von Dominik trennen. Doch gerade, als ich mit ihm Schluss machen wollte, erreichte mich ein Anruf von Alberts Tochter Miranda. Vollkommen aufgelöst berichtete sie mir, dass ihre Eltern spurlos verschwunden waren. Sie waren auf dem Weg zu einem gemeinsamen Wochenende, bei dem Albert sich von Gerda trennen wollte. Unterwegs verunglückte jedoch der Wagen und die beiden stürzten einen Abhang hinunter.
Die Rettungsmannschaft fand die beiden erst Tage später und sie wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Da Alberts Kinder nicht allein bleiben konnten, zog ich mit Kinga vorübergehend zu ihnen, um mich um die Vier zu kümmern.
Der Zustand ihrer Eltern blieb kritisch und meine Angst um Albert wuchs von Stunde zu Stunde. Sowohl er als auch seien Frau lagen im Koma und es war nicht klar, ob sie je wieder aufwachen würden. In meiner Verzweiflung ließ ich mich von Dominik trösten und verbrachte eine Nacht mit ihm.
Gerda war die Erste, die aus dem Koma erwachte, allerdings war sie gelähmt und würde nie wieder laufen können. Ich versprach ihr, mich weiterhin um die Kinder zu kümmern, bis sie dies wieder übernehmen konnte. Doch glücklicherweise erwachte auch Albert wenig später.
Er versicherte mir, dass er mich liebte und zwar nur mich und das er sich von Gerda trennen würde, unabhängig von ihrem jetzigen Zustand. Sie wusste bereits von Albert und mir und war mit unserer Beziehung einverstanden. Ich war überglücklich.
Ich besuchte Albert im Krankenhaus. Ich verließ das Krankenzimmer nur, um mir schnell einen Kaffee zu holen. Doch als ich wiederkam, herrschte an Alberts Krankenbett ein furchtbares Durcheinander. Ärzte und Schwestern liefen hastig umher und Alberts Körper zuckte unkontrolliert. Und dann drang ein Piepen an mein Ohr.

Kapitel 69: Der einzige Mann, den ich liebte...


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Nur noch die schwere Holztür trennte mich vom Innenraum der Kirche. Doch ich brachte nicht die Kraft auf, sie aufzustoßen und einzutreten. Der Vorraum des Gotteshauses erschien mir in diesem Moment so viel einladender. Der schwere Geruch von jahrhundertealten Gemäuern und von poliertem Holz lag in der Luft und löste eine wohltuende Ruhe in mir aus. Wenn ich diese Tür aufstieße, dann wäre es vorbei mit dieser Ruhe. Dann würde alles Wirklichkeit werden. Dann würde ich ihn zum letzten Mal sehen bevor...

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Der plötzliche einsetzende Klang der Orgel ließ mich hochschrecken. Man konnte die Vibration, die von den hunderten Pfeifen ausging, deutlich spüren. "Mama, wir müssen jetzt rein", lenkte Kinga meine Aufmerksamkeit auf sich. "Alle warten schon auf uns."

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Ja, sie hatte Recht, alle warteten auf uns. Plötzlich erstarb das pompöse Crescendo der Orgel und eine angenehme ruhige Melodie setzte ein. Eine Melodie, die jedem wohl vertraut war. Eine Melodie, von der jedes Mädchen träumte.

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Als der Brautmarsch ertönte, öffneten Kinga und Constance die schwere Kirchentür mit solch einer Leichtigkeit, dass man meinen könne, dass Gotteshaus selbst warte auf mein Eintreffen. Mit meiner linken Hand umfasste ich das Kreuz an meinem Hals und schickte ein kurzes Gebet zur heiligen Jungfrau. Dann atmete ich tief durch, strich ein letztes Mal über mein weißes Seidenkleid und betrat den Gebetsraum.

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Kinga und Constanze liefen mit Elan voraus und verstreuten ihre weißen Blütenblätter über dem weichen Teppich im Mittelgang, der direkt auf den Altar zuführte.

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Ich könnte nicht anders, als zu lächeln. Alles war so überwältigend; der Klang der Orgel, die Sonnenstrahlen, die durch die bunten Bleiglasfenster ins Innere der Kirche fielen. Nein, zu sagen ich lächelte, wäre untertrieben gewesen. Ich strahlte und jeder konnte es sehen.

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Die Kirche war gefüllt mit meinen Freunden und Verwandten. Im Vorbeigehen warf ich ihnen mein schönstes Lächeln zu und wurde mit einem ebensolchen belohnt. Lucy, die Mutter meines kleinen Bruders Orion, ließ sogar einen leisen Ausruf der Bewunderung erklingen, auch wenn sie sich dafür einen etwas verwirrten Blick ihres Lebensgefährten Valerius einfing. Und selbst Dominiks Mutter Glinda warf mir einen anerkennenden Blick zu, eine Geste, die ich bei ihr noch nie zuvor erlebt hatte. Dominiks Vater Anan schaute mich dagegen so liebevoll an wie eh und je.

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Auch Dominiks älteste Schwester Siana zeigte ihre Begeisterung über mein Äußeres. Auch wenn ihr Bruder Dennis und Tristans Freund Frank diese Begeisterung nicht so offenkundig zur Schau stellten, sah ich doch die ehrliche Freude für mich in ihren Augen.

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Mit jedem Schritt kam ich dem Altar näher. Nur noch wenige Meter trennten mich von meinem zukünftigen Leben als Ehefrau. Constance und Kinga hatten ihre endgültige Position bereits eingenommen und warteten nur noch auf meine Ankunft.

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Ebenso, wie meine Familie wartete. Alle waren sie angereist. Aus SimCity und sogar aus Warschau. Neben Tristan saß mein kleiner Bruder Orion, der inzwischen fast schon zum Mann geworden war und Dad immer mehr zu gleichen schien. Auch Dads Schwester Ewa war da und lächelte mir freundlich zu. Über die Anwesenheit meiner Tante Kasia und ihres Mannes Kazik freute ich mich ebenfalls riesig. Während meiner Zeit in Warschau waren sie, neben meinen Großeltern, meine engsten Vertrauten und ich war froh, dass sie bei meiner Hochzeit dabei sein würden.

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Genauso, wie zwei weitere Menschen, die mir in meinen schwierigen Zeiten so sehr geholfen hatten, meine Pateneltern. Tante Sylvia, dezent gekleidet wie immer, begann bei meinem Anblick fast an zu weinen und Onkel Frankie erging es nicht anders, auch wenn er versuchte, sie die Tränen nicht anmerken zu lassen. Ein Mann weint schließlich nicht. Mein Schwager Tobias lächelte mir erfreut zu und auch Miranda nickte anerkennend, auch wenn mir ein gewisser Wehmut in ihrem Blick nicht entging.

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Elvira und Desdemona guckten etwas bedrückten, aber vielleicht fühlten sie sich nur unwohl, weil sie gleich in der ersten Reihe saßen. Aber woanders konnte ich ihre Mutter, Gerda, nicht Platz nehmen lassen. Und ohne meine beste Freundin an meiner Seite konnte ich schließlich nicht heiraten. In ihrem feurigen Kleid sah sie einfach umwerfend aus. Da konnte selbst der Rollstuhl nichts daran ändern.

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Dann fiel mein Blick zu meiner Zwillingsschwester Joanna, die bereits am Altar wartete, bereit, ihre Aufgabe als Trauzeugin zu übernehmen. Ihr Blick wirkte streng. Es war ein Gesichtsausdruck, den ich bei ihr häufiger beobachtet hatte. Früher hat sie immer gelächelt, aber in den Jahren, in den wir uns nicht gesehen hatten, haben wir beide uns verändert. Aber nichts desto trotz konnte ich den Stolz in ihren Augen erkennen und das Zucken ihrer Mundwinkel, die ein Lächeln andeuteten, reichte um mir zu zeigen, wie sehr sie sich freute.

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Das stolze Lächeln auf den Lippen meiner babcia, meiner geliebten Großmutter, war dagegen nicht zu übersehen. Oh, wie hatte sie sich gefreut, als sie aus dem Flugzeug in SimVegas stieg und ich ihr um den Hals fiel. Ohne sie hätte ich nicht vor den Altar treten können. Es war nur zu schade, dass mein Großvater diesen Tag nicht mehr miterleben konnte. Ebenso Paps. Gott sei ihren Seelen gnädig. Doch diese traurigen Gedanken wischte ich schnell beiseite. Für so etwas war jetzt nicht die richtige Zeit. Außerdem heiterte mich der Anblick meiner babcia auf, die Versuchte, Roland etwas auf Polnisch zu erklären und er zwar höflich lächelte, aber eindeutig nicht das Geringste verstand. Brandi war ihm da auch keine große Hilfe.

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Und dann sah ich ihn. Meinen zukünftigen Ehemann, den Partner, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen würde. Den Mann, mit dem ich alle Hürden des Lebens meistern wollte und mit dem ich glücklich werden würde. Da vorne stand der Mann, den ich liebte. Der einzige Mann, den ich liebte.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Erste!
Bääm Stev, wieder mal gelungenes Kapitel! Bis zum letzen Bild denkt man echt ... nein ich sag es nicht, das macht mich sonst noch hibbeliger auf nächste Woche!
Deine Geschichte ist der Hammer! Hör ja nicht auf damit! Deine Bilder sind total schön geschossen, nur bei den Verwandten muss man gut aufpassen. Aber es sieht mir aus wie ein Traum, oder ein Wunsch, ich mein den Rand außen herum...
Und danke auch für die Zusammenfassung ;)
 
@SimSellie
Ja, ich hoffe, man kann aus dem Text erahnen, um wen es sich bei den Verwandten und Freunden auf den Bildern handeln soll. Was deine Vermutung betrifft, so lass dich einfach mal überraschen ;)
Die Zusammenfassung finde ich allein schon für mich hilfreich, nur um zu wissen, was denn alles bisher passiert ist. Vielen Dank für deinen schnellen Kommentar!
 
Kapitel 70: Traumhochzeit

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Langsam drehte er sich um und kam auf mich zu. Sein Blick war ernst wie immer, aber seine Augen funkelten vor Zuneigung. Ein Blick genügte und meine Knie wurden weich. Wie sehr ich diesen Mann doch liebte! Und jetzt würde ich seine Frau werden. Ich würde Frau Oxana Kappe werden.

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An der linken Seite des Altars stand Hans und lächelte mir zu. Von Alberts Kindern hatte ich zu ihm das Beste Verhältnis aufgebaut. Er war sofort begeistert, als er erfuhr, dass ich die Frau seines Vaters werden würde und er platze fast vor Stolz, als sein Vater ihn bat, sein Trauzeuge zu werden.

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Albert reichte mir seine rechte Hand und führte mich die letzten Schritte vor den Altar. "Ich liebe dich, Oxana", flüsterte er mir zu und ich hauchte ein, "Ich liebe dich auch", zurück. Aber Worte waren unnötig. Ich wusste, dass er mich liebte. All die Hindernisse auf unserem bisherigen Weg waren dafür Beweis genug.

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Der Klang der Orgel erstarb und der Priester begann mit dem Gottesdienst. Ich versuchte aufmerksam jedem seiner Worte zu lauschen, allerdings gelang mir das nicht vollständig. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich Albert beobachtete und dabei glücklich lächelte. Meine Gedanken schweiften ab in unsere gemeinsame Zukunft, zu unserer Liebe, unseren gemeinsamen Kindern, von denen ich hoffte, dass es viele davon geben würde.

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"Das Brautpaar hat darum gebeten, ein eigens Gelöbnis vortragen zu dürfen", verkündete der Priester, "und eine solche Bitte konnte ich nicht abschlagen. Oxana, wollen Sie bitte beginnen?" Ich hatte mir vorher eine Rede zusammengestellt und sie auf einem Zettel notiert. Aber dieser Zettel war jetzt unwichtig. "Albert, du bist die Liebe meines Lebens. Gleich als ich in der Sierra Simlone ankam wusste ich, dass ich mein Leben mit dir verbringen wollte. Dass es so lange gedauert hat, kann nur ein Zeichen für die Beständigkeit unserer Liebe sein. Ich möchte meine Liebe mit dir teilen und dich glücklich machen, so wie du es jeden Tag aufs Neue mit mir machst. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als deine Frau zu werden."

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Aus den hinteren Reihen hörte ich ein tiefes Schluchzen und erkannte es sofort als das von Onkel Frankie, der sich vor Rührung die Tränen aus den Augenwinkeln wischte. "Oxana, alleine wenn ich deinen Namen höre, überkommt mich eine Welle des Glücks. Du bist eine wunderschöne, intelligente, erfolgreiche junge Frau. Du meisterst jede Schwierigkeit und das bewundere ich so an dir. Mit deiner Hilfe werde ich mit jedem Problem fertig und im Gegenzug werde ich dir dabei helfen, jedes deiner Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Gemeinsam werden wir alles schaffen können, wenn wir nur an unsere Liebe glauben." Alberts Worte gingen mitten in mein Herz und ich konnte meinen Blick kaum von seinen Lippen lösen. Am liebsten hätte ich ihn auf der Stelle geküsst.

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Doch das musste noch warten. "Nun ist es an der Zeit, die Ringe zu tauschen", erklärte der Priester und Hans reichte ihm die beiden goldenen Ringe, die er bis dahin in seiner Hosentasche aufbewahrt hatte. Der Priester segnete die Ringe, die ein sichtbares Symbol unserer Liebe sein würden und reichte den Kleineren der beiden dann Albert. Dieser nahm ihn entgegen und steckte ihn mir an den Ringfinger meiner linken Hand an.

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Dann reichte der Priester mir den verbliebenen Ring und vor Aufregung hätte ich ihn fast fallenlassen. Mit zitternder Hand streifte ich den goldenen Ring auf Alberts Ringfinger. Zum Abschluss falteten wir unsere Hände ineinander. Ich wollte Albert nie wieder loslassen.

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Meine Großmutter lächelte überglücklich. Sie hatte zwar kaum ein Wort dieser Zeremonie verstanden, aber das war bei solch einem Ereignis nicht notwendig. Sie sah die glücklichen Gesichter von Albert und mir und das reichte ihr, um selbst glücklich zu sein. Und auch mein Bruder strahlte. Es schien ihn wirklich zu freuen, dass nun auch seine zweite Schwester verheiratet war.

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Vorsichtig riskierte ich einen Blick zu Gerda. Ich befürchtete, dass sie die Zeremonie nicht ganz so gut aufnehmen würde. Immerhin heiratete ich gerade den Mann, mit dem sie selbst fast 20 Jahre verheiratet gewesen war. Aber in ihrem Blick erkannte ich nur aufrichtige Freude und Zuneigung für Albert und mich.Womit hatte ich eine solche Freundin bloß verdient?

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Der Priester fuhr in der Zeremonie fort, denn noch waren wir nicht am Ende angekommen. Noch fehlte die eine entscheidende Frage und dann würden Albert und ich endlich verheiratet sein. "Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen. Das ist ein Grundsatz unserer heiligen Kirche und deshalb ist die Entscheidung zur Ehe auch von solcher Wichtigkeit. Deshalb stelle ich dir Albert jetzt die Frage:"

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"Willst du, Albert Kappe, vor Gott und seiner Gemeinde, die hier anwesende Oxana Brodlowska zu deiner Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, so antworte mit 'Ja'". Albert ergriff meine Hand und sah mir tief in die Augen. "Ja, ich will", antwortete er mit seiner tiefen, kräftigen Stimme und ich schwebte in den siebten Himmel.

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"Und willst du, Oxana Brodlowska, den hier anwesenden Albert Kappe zu deinem Ehemann nehmen, ihn lieben und ihm gehorchen, in guten wie in schlechten Tagen, bis das der Tod Euch scheidet, so antworte mit 'Ja' ". Ich blickte in Alberts strahlenden grünen Augen und lächelte ihn verliebt an. Ja, ich wollte ihn heiraten und bis an mein Lebensende mit ihm zusammen leben. Ich öffnete meine Lippen und...Pieeeeep

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Was war denn das eben? Ich räusperte mich verwirrt und versuchte es ein zweites Mal. Pieeeeep. Und wieder nur derselbe Ton. Ich musste doch nur ein einfaches 'Ja' sagen. Mehr war nicht zu tun. Doch als ich meinen Mund erneut formte, drang wieder nur dieses Pieeeeeep hervor. Ich wurde langsam panisch. Albert schaute mich verständnislos an. Die Gäste im Hintergrund begannen aufgeregt zu murmeln. Ich versuchte zu sprechen, doch alles, was meinen Mund verließ, war dieses Piepen, dieses schreckliche Piepen.

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Dieser schreckliche langgezogene Piepton, den ich schon einmal gehört hatte. Wie aus weiter Ferne drangen plötzlich die Erinnerungen auf mich ein. Das Krankenhaus, die panischen Schwestern, die Kommandos des Arztes, die Kaffeetasse, die auf den Fliesen zerbrach, Alberts zuckender Körper und dieses Piepen, dieses furchtbare Piepen!​
 
Zuletzt bearbeitet:
He Stev!
Wieder ein gutes Kapitel, Daumen hoch!
Warte auf das nächste Update von dir, wie immer.
Bis nächste Woche also!
 
@SimSellie
Vieelen Dank für deinen Kommentar! Heute abend stelle ich noch das neue Update rein.
 
Da schein ich doch tatsächlich letzte Woche das Kapitel übersehen zu haben. Dabei war ich doch so gespannt, wer am Altar auf Oxana wartet. Aber was solls, dann gibts heute eben ein doppeltes Update für mich. Hat doch auch was oder? =) Hat mir wieder super gefallen und ich bin sehr gespannt wie es nun in Oxanas Realität weitergeht.
Lg simellie
 
Kapitel 71: Im Albtraum gefangen

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Panisch riss ich meine Augen auf. Es dauerte einige Sekunden, bis ich realisierte, dass ich nur geträumt hatte. Nichts davon war real gewesen. Es gab keine Hochzeit, keine Ringe, keinen Albert. Albert war tot. Im Halbdunkel des Schlafzimmers konnte ich Dominik erkennen, der ruhig neben mir im Bett schlief. Ich war also einem Alptraum entflohen, um im nächsten aufzuwachen.

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Ich konnte nicht länger neben Dominik liegen bleiben. Ich wollte nur noch weg. Im Dunklen tastete ich mich in Wohnzimmer und setzte mich mit angezogenen Beinen auf die Couch. Es waren nun schon drei Wochen vergangen seit Albert…seit er mir so grausam entrissen worden war. Doch es wurde nicht leichter, ganz im Gegenteil.

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"Brodlowska! Hey, alles in Ordnung bei dir?", Dominik stand plötzlich vor mir und starrte mich besorgt an. Als er das Wohnzimmer betrat, fand er mich auf dem Sofa vor, wie ich geistesabwesend den ausgeschalteten Fernseher anstarrte. Er muss mich schon mehrere Mal angesprochen haben, doch erst jetzt nahm ich ihn wahr. Trotzdem antwortete ich ihm nicht, sondern schaute nur ausdruckslos in sein Gesicht.

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Als ich weiterhin keine Anstalten machte irgendetwas zu erklären oder überhaupt zu reagieren, setzte er sich zu mir. "Brodlowska, es ist gerade mal halb vier morgens. Komm zurück ins Bett. Bitte!" Ich starrte weiter die Wand an. "Du musst damit aufhören, Brodlowska. Du kannst doch nicht ständig in der Nacht allein im Dunkeln sitzen. Das ist nicht gut für dich." Er klang aufrichtig besorgt, doch zu mir drang dies nicht durch.

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"Komm wieder mit mir mit." Er streckte seinen Arm aus um mich an der Schulter zu fassen und mich sanft zurück in das Schlafzimmer zu geleiten.

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Doch als ich die Berührung seiner Hand spürte, zuckte ich erschrocken zusammen und zog mich von ihm zurück. Mein Gesichtsausdruck muss entsetzt gewirkt haben, denn Dominik hatte Mühe, seine Fassung zu bewahren. In seinen Augen mischten sich Sorge, Angst, Wut, Resignation und Enttäuschung. Vor allem Enttäuschung. Doch ich konnte darauf keine Rücksicht nehmen.

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Er Rang mit sich selbst. Noch einmal streckte er seinen Arm aus, um mich zu berühren, doch mein verängstigter Blick ließ ihn im letzten Augenblick seine Hand zurückziehen. Er seufzte resigniert und ging zurück ins Schlafzimmer. Ich saß noch eine ganze Weile regungslos auf dem Sofa. Schließlich legte ich mich hin. Und obwohl ich zum Umfallen müde war, schaffte ich es nicht einmal meine Augen geschlossen zu halten.

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Irgendwann realisierte ich, dass ich vor Rolands Bett stand. Ich überlegte nicht lange, sondern ging einfach an die leere Bettseite und legte mich zu ihm unter die Decke.

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Roland begann sich zwar etwas herumzuwälzen, aber er wachte nicht auf. Zunächst beobachtete ich nur, wie das Mondlicht seine blonden Haare anstrahlte. Eher unbewusst begann ich damit, mit meinem Finger den Umriss seines Schulterblattes nachzuzeichnen. Und eh ich es mich versah, schmiegte ich mich eng an den Rücken meines besten Freundes. Und augenblicklich fielen meine Augen zu und ich fiel in einen erholsamen Schlaf.




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Als ich am Morgen aufwachte, war das Bett an meiner Seite leer. Es war schon hell draußen und ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass es bereits nach neun war und Roland somit längst im Krankenhaus sein musste. Ein wenig war ich enttäuscht, dass er fort war. In seiner Nähe fühlte ich mich nach wie vor am geborgensten.

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Auch die Kinder, Tristan und Dominik waren nicht mehr im Haus. Ich war froh, sie nicht um mich haben zu müssen. Ich ertrug es nicht, wenn sie in meiner Nähe waren. Sie versuchten ständig, mich aufzuheitern, doch ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Und Kinga...wenn ich sie sah, dann kamen sofort alle Erinnerungen an Albert hoch. Und das tat einfach zu weh. Ich wollte meine Tochter nicht um mich haben. Das einzige, was mir Halt gab, war die Arbeit auf der Farm.

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Die Tiere brauchten mich. Und diese tägliche Pflicht hielt mich davon ab, völlig in einem Sumpf aus Trauer und Schmerz zu versinken. Gleich nach Alberts Beerdigung war ich in ein tiefes Loch gefallen. Ich hatte einfach keine Kraft mehr. Ich wollte nur noch zu Albert und es schien einen einfachen Weg zu geben, dieses Ziel zu erreichen. Es waren nicht Dominik oder Kinga, die mich davon abhielten mit dem Wagen in die nächste Schlucht zu stürzen. Es war Grünspan, meine Farm, mein Land, meine Heimat die mich davon abhielt. Aber immer noch stand ich vor diesem düstern Loch und war kurz davor hinein zu springen.

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Ich arbeitete stumpf vor mich hin, nur um eine Beschäftigung zu haben. So ging das nun schon seit Wochen und es half mir, nicht völlig zusammen zu brechen. Während der Arbeit auf der Farm blendete ich alles um mich herum aus. Ich befand mich dann in einer Art Trancezustand und hatte nicht mehr die volle Kontrolle darüber, was ich tat. Und so gewann mein Unterbewusstsein immer wieder die Oberhand und plötzlich stand ich an Alberts Grab auf dem Friedhof von Sierra Simlone Stadt.

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Mich überkam wieder dieser Schmerz, als ich Alberts Namen auf dem schweren Grabstein sah. Weinen konnte ich schon lange nicht mehr. Meine Tränen waren versiegt. Leichter wurde es dadurch nicht, denn so fehlte mir jede Möglichkeit, meinem Schmerz aus mir heraus zu lassen. Ich fühlte mich einfach nur traurig, leer und einsam.

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Ich fand keinen Trost in meiner Familie. Das letzte Jahr mit Albert, die Angst um ihn nach dem Unfall und das unendliche Gefühl des Glücks, als er endlich aus dem Koma erwachte und mir seine Liebe versicherte, hatten mir deutlich gezeigt, dass ich Dominik nicht liebte und ihn auch nie würde lieben können. Und deshalb fürchtete ich mich vor jeder Begegnung mit ihm, denn dadurch wurde mir wieder bewusst, was ich verloren hatte.

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Und auch Kingas Gegenwart machte es mir nicht einfacher. Sie war Alberts Tochter. Das einzige, was mir noch von ihm geblieben war. Aber ich sah sie nicht als Trost, sondern als eine ständig quälende Erinnerung an meine große Liebe, die so unerwartet von mir gerissen wurde. Da ich tagsüber mit der Farmarbeit beschäftigt war, sah ich sie glücklicherweise so gut wie überhaupt nicht. Aber mit Dominik, Roland und Tristan blieben ihr genügend Menschen, die sich um sie kümmerten.

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Diejenige, die unter meiner labilen mentalen Lage am meisten litt, war Constance. Seit das Jugendamt Roland seine Tochter vorbeibrachte, hatte ich sie ins Herz geschlossen. Meine Beziehung zu ihr war in vielerlei Hinsicht sogar besser als zu meiner eigenen Tochter. Doch jetzt war ich viel zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftig, um auf sie Rücksicht nehmen zu können. Jetzt musste Roland alleine zusehen, wie er seiner Tochter helfen konnte.

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Ich blieb bei Alberts Grab, bis die Sonne hinter dem staubigen Horizont versank. Dann fuhr ich zurück nach Hause. Ich hatte Glück, dass niemand im Wohnzimmer saß, so konnte ich mich unbemerkt ins Schlafzimmer schleichen. Und auch das Bett war noch leer. Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn ich hätte vielleicht nicht die Kraft aufgebracht, mich zu Dominik zu legen. Wenn ich Glück hätte, schlief ich bereits tief und fest, bevor er sich auch schlafen legte. Zumindest hoffte ich es sehr.​
 
Hi!
Oooooo meein Gooooott!
Nein. Nein nein nein nein! Aaaaaalbeeeeert!
Nein, Albert ist tot! Die arme Oxana tut mir schrecklich Leid!
Neein, einfach unmöglich!
Ich kann nicht mehr schreiben, sonst wiederhole ich mehr.
Morgen ist seit heute wieder Wochenende, sonst muss
Ich so lang waaaaarteeeen!

Weiter so, Mellie
 
@Simsellie
Ja, Albert ist wahrhaftig und unwiederbringlich tot. In den nächsten Updates wird es darum gehen, wie Oxana mit diesem Verlust fertig wird. Und leicht wird es nicht für sie, da noch eine zusätzliche Katastrophe auf sie wartet. Das nächste Update gibt es am Sonntag. Vorher schaffe ich es leider nicht.
 
Kapitel 72: Völlig neben der Spur

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Und tatsächlich schlief ich schnell ein. Die Arbeit unter der glühenden Sonne der Sierra Simlone hatte mich ausgelaugt. Außerdem hatte ich seit heute Morgen nichts mehr gegessen. Aber Hunger verspürte ich schon seit Wochen nicht mehr. Ich bemerkte nicht, dass Kinga in mein Zimmer kam und mich wortlos anschaute. Einige Male bewegte sie sich auf das Bett zu, als ob sie zu mir unter die Decke kriechen wollte. Doch jedes Mal wich sie im letzten Moment zurück und verließ das Schlafzimmer wieder.

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Danach machte sie sich für die Nacht fertig, schlüpfte in ihren rosafarbenen Pyjama und legte sich in ihr Bett. Dominik trat zu ihr hinüber, wuschelte ihr durch das Haar und drückte ihr einen Gutenachtkuss auf die Stirn. "Schlaf gut, meine Prinzessin." Dominik wollte schon aus dem Zimmer gehen, als Kinga sich noch einmal aufrichtete und ihn traurig ansah. "Was ist los mit Mami, Papa? Seit wir wieder zurück sind, ist sie so komisch. Hat sie uns nicht mehr lieb?"

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Dominik gab sein Bestes um zu lächeln und seine Tochter zu beruhigen. "Natürlich hat Mami uns noch lieb. Sie ist nur traurig, weil es Tante Gerda nicht so gut geht. Aber jetzt musst du schlafen." Er küsste sie noch ein letztes Mal und Kinga legte ihren Kopf auch brav auf ihr Kissen und schloss ihre müden Augen. In Wahrheit war Dominik sich überhaupt nicht sicher, was mit mir los war. Seit dem Unfall von Albert und Gerda zog ich mich immer weiter von ihm und Kinga zurück. Er hat schon so oft versucht, mit mir darüber zu sprechen, doch ich schwieg ihn meist nur an oder ging ihm ganz aus dem Weg. Natürlich war Alberts Tod auch für ihn ein Schock gewesen und Gerdas Zustand hat ihn nicht kalt gelassen. Aber er konnte nicht verstehen, warum es mir Wochen danach immer noch so schlecht ging. Wie sollte er auch?




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Als er schließlich ins Schlafzimmer kam und sich zu mir ins Bett legte, wurde ich wieder hell wach. Am liebsten wäre ich sofort aus dem Bett gestiegen, doch ich wartete, bis ich sein gleichmäßiges Atmen hörte und schlich mich erst dann unbemerkt hinaus. Ich wollte auf keinen Fall, dass er mir folgte, wie letzte Nacht. Und um nicht wieder in traurige Erinnerung an Albert zu verfallen, schnappte ich mir den Putzeimer und begann mitten in der Nacht das Bad zu schrubben.

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Ich putzte die ganze Nacht hindurch. Das Haus hatte immerhin zwei Bäder und die Küche war in einem sechs Personen Haushalt ohnehin kaum sauber zu halten. Die Sonne begann schon aufzusteigen, als Roland verschlafen aus seinem Zimmer trat. Er fuhr erschrocken zusammen, als er mich plötzlich vor sich stehen sah. Doch ich lächelte ihn freundlich an. Es war schön, ihn zu sehen. Die letzte Nacht bei ihm im Bett hatte mir wirklich gut getan und vielleicht konnte mein bester Freund mich ja noch mehr aufheitern.

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Doch dazu sollte es nicht kommen. Ich wollte ihn eigentlich nur Umarmen, um ihm zu danken, doch Roland löste sich sofort aus der Umarmung und schob mich auf Abstand. "Oxana, du kannst so etwas nicht machen", stammelte er und auf meinem Gesicht machte sich die Verwirrung breit. "Ich bin mit Brandi zusammen und glücklich mit ihr. Da kannst du nicht einfach herkommen und mich halbnackt in Unterwäsche umarmen. Oder dich zu mir ins Bett legen, wie letzte Nacht. Das geht einfach nicht, Oxana. Es gibt Grenzen."

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"Was glaubst du, was Dominik gesagt hätte, wenn er dich bei mir im Bett gefunden hätte? Hast du überhaupt darüber nachgedacht? Ich glaube nicht, sonst hättest du anders gehandelt. Nimm es mir nicht übel, aber im Moment bist du ohnehin völlig neben der Spur. Ich hab lange darüber nachgedacht, aber es wird wohl besser sein, wenn Constance und ich ausziehen. Brandi und ich haben schon darüber gesprochen und da wir ohnehin bald heiraten wollen, erscheint mir dieser Zeitpunkt richtig." Roland wollte ausziehen? Ich fühlte mich wie vor den Kopf gestoßen und konnte darauf gar nicht reagieren.

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Also drehte ich mich hastig um und ging reaktionslos davon. "Oxana, warte!", rief Roland mir hinterher, doch ich hörte gar nicht hin. Ein frustrierter Seufzer entfuhr seinen Lippen. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er hatte zwar keinen Jubel erwartet, aber dass ich einfach wortlos davon lief? Irgendwie wusste er nicht, was er von meiner Reaktion halten sollte. Vielleicht hätte er dieses Gespräch nicht so zwischen Tür und Angel führen sollen?



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Ich zog mich hastig an. Gerade jetzt musste ich dringend arbeiten, sonst bräche ich direkt zusammen. Doch so leicht ließen sich die neuen Ereignisse nicht verdrängen. Roland wollte ausziehen. Aber das durfte er nicht. Er war mein bester Freund. Wenn er jetzt ginge, wer bliebe mir dann noch? Und ich hatte ihn vergrault! Dieser Gedanke quälte mich am meisten.

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Doch das Gejammer half nichts. Ich konnte meine Tat nicht ungeschehen machen und Roland klang sehr entschlossen. Ich musste einfach damit fertigwerden. Ich musste schon so viel ertragen. Mein geliebter Albert wurde mir grausamst entrissen, was machte da schon der Verlust des besten Freundes? Ich merkte, wie hohl meine eigenen Worte klangen. Also stürzte ich mich wieder in die Arbeit. Die Zitronenplantage, ja, da konnte ich jetzt hin. Dort war immer etwas zu tun.

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Ich arbeitete den ganzen Tag. Hier musste ein Baum eingesprüht werden, dort mussten ein paar kranke Äste abgeschnitten werden. Die Bewässerungsanlage neigte auch dazu, immer wieder auszufallen. Ich war den ganzen Tag beschäftigt. Und bei der Arbeit vergaß ich vollkommen zu essen und zu trinken. Und in der Wüste macht sich Wassermangel schnell bemerkbar. Ich wollte nur noch ein letztes Mal die Sprinkler überprüfen, als plötzlich alles zu schwanken begann.



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Das nächste woran ich mich erinnern konnte, waren die aufgeregten Stimmen von Kinga und Constance. Ich versuchte meine Augenlider zu öffnen, doch ich verlor immer wieder das Bewusstsein. Was war bloß passiert? Nur langsam realisierte ich, dass ich auf dem Boden lag. Und obwohl ich mich noch so sehr bemühte wieder aufzustehen, gelang es mir noch nicht einmal, wach zu bleiben.

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Constance lief laut schreiend zurück zum Haus, um Hilfe zu holen, während Kinga bei mir blieb und anfing bitterlich zu weinen. "Mama, steh wieder auf!", flehte sie mich an und ich hätte ihr den Wunsch nur zu gern erfüllt, aber ich konnte mich kaum rühren.

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Dann spürte ich, wie zwei starke Arme mich umfassten und ich plötzlich vom Boden hochgehoben wurde. "Was machst du bloß für Sachen, Brodlowska", hörte ich wie aus weiter Ferne Dominiks tief besorgte Stimme. Mit Leichtigkeit trug er mich die wenigen Meter von unseren Zitronenbäumen zum Haus. Ich konnte von Glück sagen, dass ich direkt am Haus, und nicht draußen auf den Feldern, zusammen gebrochen war.​
 
Ui ui ui!
Wieder mal hast du es geschafft, ein tolles Kapitel zu machen .
Irgendwie würde es mich an Oxanas Stelle auch nicht stören,
wenn Roland auszieht. Ich meine, dann habe ich mehr Ruhe.
Joa, die Posen sind auch ganz toll.
Allerdings sieht es für mein etwa 8 Jahre geschultes Auge so aus, als wäre das die altbekannte Umarmung "in die Hände springen" auf dem letzten Bild ^^

Wie immer bis nächstes Wochenende , Mellie ;D
 
Huhu Stev, au man was für Entwicklungen. Ich war sehr traurig, dass du Albert hast sterben lassen. Aber wenn du nun ein Happy End gemacht hättest, wäre ja die Story vorbei. Das wäre ja auch doof. Ich hoffe für Oxana, dass sie nun den Halt in ihrer Familie finden wird, den sie braucht. Der ist ja das allerwichtigste.

Tolles Kapitel, wie immer.

Lg simellie
 
@SimSellie
Oh, Oxana ist alles andere als begeistert darüber, dass Roland nun auszieht. In ihm hat sie immer einen Ankerpunkt gehabt, der nun auch wegzubrechen droht. Und Oxana weiß im Moment selbst nicht, was sie will, geschweige denn, was sie braucht. Hat sie Ruhe, dann muss sie unentwegt an Albert denken. Aber wenn zu viel Trubel ist, dann wächst ihr auch alles über den Kopf hinaus.
Bewustes Posing (also mit Posenboxen etc.) vermeide ich großtenteils. Die Pose auch dem Abschlussbild hast du aber richtig wiedererkannt ;)

@Simellie
Es ist mir selbst sehr schwer gefallen, Albert entgültig sterben zu lassen. Ich habe bis zum letzten Moment mit mir selbst gehadert. Aber du hast natürlich Recht, hätte es ein Happy End gegeben, dann wäre die Geschichte vermutlich abgeschlossen gewesen. Dabei habe ich noch so viel zu erzählen ;)
Vielen Dank für deinen Kommentar!
 
@SimSellie
Hat sie Ruhe, dann muss sie unentwegt an Albert denken. Aber wenn zu viel Trubel ist, dann wächst ihr auch alles über den Kopf hinaus.
Bewustes Posing (also mit Posenboxen etc.) vermeide ich großtenteils. Die Pose auch dem Abschlussbild hast du aber richtig wiedererkannt ;)
Stimmt auch wieder. Die arme Frau!

Ich selbst habe Albert auch oft und gern gespielt, aber er ist mir trotz Handel mit dem Sensenmann durch die Finger geglitten. Aber er hat Siebzehn(!) Kinder hinterlassen .... ;D
Yay, trotzdem klingt es gut, dass du noch so viel zu erzählen hast!
 
Kapitel 73: Kraftlos

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Ich wusste nicht, wie viel Stunden vergangen waren, als ich wieder zu mir kam. Ich war verwirrt, aber schließlich erkannte ich, dass ich in meinem Bett lag. Doch wie ich hierhergekommen war, daran fehlte mir jegliche Erinnerung. Was war bloß passiert? "Gott sei Dank, Brodlowska, du bist wach", hörte ich Dominik erleichterten Ausruf als ich versuchte mich kraftlos aufzurichten.

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Irgendwie gelang es mir. "Du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt. Du warst völlig dehydriert, als die Kinder dich draußen zwischen den Bäumen fanden", erklärt er und langsam kehrte die Erinnerung zurück. "Du hast einen ganzen Tag durchgeschlafen, aber Landschwester Mphenikohl versicherte mir, dass du ansonsten in Ordnung bist. Ein kleiner Kuss für deinen Retter wäre jetzt wohl angebracht." Dominik grinste und legte seine Hand an meinen Rücken um mich zu sich zu ziehen. Doch ich verkrampfte mich augenblicklich und versuchte ihm auszuweichen.

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Er ließ mich daraufhin sofort los. "Brodlowska, was...was...", er versuchte verzweifelt die passenden Worte zu finden, doch ihm wollte nichts einfallen. Als ich weiterhin nur schweigend neben ihm sitzen blieb und teilnahmslos die Wand anstarrte, erhob er sich gefrustet vom Bett und herließ den Raum.

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Wenige Augenblicke später hörte ich ein aufgeregtes "Mami, Mami!" und Kinga stürmte ins Schlafzimmer und warf sich mir um den Hals. "Ich hatte solche Angst!", flüsterte sie und überhäufte mich mit kleinen Küssen. "Du darfst Papa und mich nicht allein lassen! Du darfst nicht!" Sie hielt mich fest umklammert und wollte gar nicht mehr loslassen. Ich ließ es wortlos über mich ergehen. Wenn ich einen Tag weggetreten war, wer hat sich dann um die Farm gekümmert?



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Nachdem er Kinga über mein Aufwachen informiert hatte, brauchte Dominik dringend einen Tapetenwechsel. Sierra Simlone Stadt bot nach wie vor jede Menge Unterhaltungsmöglichkeiten für die Bohrturmarbeiter auf den Ölfeldern und die nahm er jetzt in Anspruch. Doch nach ein, zwei Drinks merkte er, dass er jemanden zum Reden brauchte. Deshalb holte er sein Handy aus der Hosentasche und rief seinen Vater an, der wenig später im Langhorn Saloon auftauchte. "Pa, schön, dass du da bist", begrüßte Dominik seinen Vater Anan mit einer überschwänglichen Umarmung. Der Alkohol zeigte bereits seine Wirkung.

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"Was ist los, Junge", erkundigte Anan sich bei Dominik, nachdem die beiden sich an den Tresen gesetzt hatten und einen Scotch bestellten. "Du klangst am Telefon so bedrückt. Geht es Oxana etwa nicht besser?" "Doch, ihr geht es wieder gut", antwortete er. Doch gleich darauf berichtigte er sich wieder. "Nein, eigentlich geht es ihr überhaupt nicht gut. Seit dem Unfall von Gerda und Albert verhält sie sich seltsam. Sie...sie lässt mich überhaupt nicht an sich heran. Weder emotional noch körperlich."

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"Wir...ich hab schon seit über einem Monat nicht mehr mit ihr geschlafen." Es war Dominik sichtlich unangenehm, das zugeben zu müssen. "Ich weiß nicht, was sie hat. Wenn ich versuche mit ihr zu reden, dann schweigt sie mich an. Wenn ich sie in den Arm nehmen möchte, weicht sie mir aus. Ich hab teilweise das Gefühl, das sie Angst vor mir hat. Ich verstehe das nicht. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe."

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Natürlich wusste auch sein Vater darauf keine Antwort. Aber Dominik war einfach nur froh, dass er jemandem sein Herz ausschütten konnte. Die beiden tranken ihre Drinks und plauderten über die Politik und Sport und Dominik gelang es, wenigsten für den Moment seine Probleme zu vergessen. "Sag bloß Ma nichts von meinen Problemen mit Oxana", bat Dominik seinen Vater, als der sich auf den Heimweg machen wollte. "Sie kann Oxana ohnehin nicht leiden und ich hab keine Lust darauf mir erneut anzuhören, dass ich was Besseres verdient hätte." "Keine Angst, Junge. Ich weiß selbst gut genug, wie anstrengend deine Mutter sein kann. Schließlich bin ich seit 35 Jahren mit ihr verheiratet."



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Die nächsten Tage sollte ich mich schonen. Dominik erlaubte mir nicht mehr aufs Feld hinaus zu fahren oder im Obsthain zu arbeiten. Er übernahm die Arbeit in der Zwischenzeit für mich. Doch an meinem Zustand änderte dies nichts. Ich zog mich immer noch von jedem zurück und war bemüht, in meinem Kopf vollkommene Leere herrschen zu lassen. Das klappte auch...meistens zumindest. Doch immer wieder kam die Erinnerung an Albert hoch...an unsere gemeinsam verbrachten Stunden...an ein gemeinsames Frühstück.

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Und dann stieg die Übelkeit in mir hoch. Alles was ich zuvor gegessen hatte suchte sich seinen Weg nach draußen. Und so erging es mir bei fast jeder Mahlzeit. Ich versuchte es vor meinen Mitbewohnern zu verbergen, denn ich hatte keine Lust, noch mehr von ihren Umsorgungen ertragen zu müssen. Ich wollte nur in Ruhe gelassen werden.

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An einem Tag wollte ich wieder raus zu meinen Tieren. Da ich wusste, dass Dominik mich nicht würde gehen lassen, schlich ich nachts aus dem Bett, zog meine Arbeitskleidung an, die ich im Arbeitszimmer versteckt hatte und wollte raus. Doch bereits beim Anziehen überkam mich ein furchtbares Schwindelgefühl und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Und so sehr es mir widerstrebte, ich musste mich wieder umziehen und im Haus bleiben.

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Doch das Schwindelgefühl und die Übelkeit blieben. Inzwischen wurde es egal, ob ich an Albert dachte, oder nicht. Ich konnte nichts dagegen unternehmen und langsam ließ es sich auch nicht mehr geheim halten.

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Und dann brach ich erneut zusammen. Ich erhob mich nur aus dem Sessel, als sich alles um mich herum drehte und dann schwarz wurde. Zufällig war Dominik in meiner Nähe und fing mich auf als meine Knie nachgaben.​
 
Hey ho!

Hmh, wieder ein tolles Kapitel. Dominik hat es ja schwer mit Oxana,
aber die schließlich auch. Ich kann nicht viel sagen, außer
"Toll, wie jedes mal!" ;D

Bis nächste Woche, Mellie.

@Simellie: Jap, aber er hatte 4 Kinder, ließ sie für sich arbeiten und was sollte er sonst mit der Zeit machen?? ;DD
 
Hey Stev! Du schreibst echt ne Telenovela vom Feinsten!
Und das auch noch so unermüdlich. Respekt!
Die ganzen Personen sind mir schon so richtig ans Herz gewachsen.
Oxana tut mir voll leid. Und jetzt ist sie vermutlich auch noch schwanger.
Also ich hoffe ja dass sie doch irgendwann ihre Liebe zu Dominik entdeckt...
Weiter so!
 
@simSellie
Dominik ist besoonders frustriert über die Situation, weil er nicht mal eine Idee hat, warum es Oxana so schlecht geht, geschwiege denn, wie er ihr helfen könnt. Auch der anderen Seite, wüsste er, warum die Frau, die er liebt so sehr leidet, dann würde er ihr vielleicht auch nicht mehr unbedingt helfen wollen ;)
VielenDank für deinen Kommentar!

@SecondJumper
Schön, mal ein neues Gesicht zu sehen :) Schö, dass du dich zu Wort meldest. Aber wie kommst du bloß darauf, dass Oxana schwanger sein könnte ;) Ob Oxana jemals entdecken wird, dass sie Dominik liebt, ist naatürlich die ganz große Frage, die ich hier aber verständlicherweise nicht beantworten kann.

Das Update stelle ich dann im Laufe des Sonntags ein. Ich wünsche euch allen einen wundervollen Dritten Advent.
 
Juhu, da freu ich mich schon auf die neue Folge heute.

Hm, ja, wie komm ich da wohl drauf dass sie schwanger sein könnte:D
Aber dazu fällt mir noch was ein! Ist das Kind denn nun doch mal von Dominik oder wieder von Albert??? Käme das zeitlich hin?
 
Kapitel 74: Wer?

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Diesmal ließ Dominik nicht mehr mit sich reden. "Wir fahren jetzt sofort zu Arzt!" Als ich widersprechen wollte packte er mich unsanft am Arm und zerrte mich zum Auto. Er sprach während der kurzen Fahrt kein Wort, aber sein aggressiver Fahrstil verriet, dass er wütend auf mich war. Seine Besorgnis entging mir dabei völlig. "Steig aus!", ordnete er an, als wir die Praxis der Landschwester erreichten.

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Schwester Mphenikohl wartete bereits im Inneren auf uns, denn Dominik hatte sie vorher angerufen. "Guten Tag, Frau Brodlowska", begrüßte sie mich freundlich. "Ihr Lebensgefährte schien sehr besorgt am Telefon. Und nach Ihrem kürzlichen Zusammenbruch kann ich dies auch gut nachvollziehen. Kommen Sie doch bitte in das Behandlungszimmer. Und Sie, Herr Blech, können hier im Wartezimmer Platz nehmen." Sie deutete auf die Sessel in der Nähe des Eingangs. Dominik war zwar nicht begeistert, dass er nicht mit hinein durfte, aber er folgte ihrer Anweisung.

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Ich dagegen musste mich förmlich in das Behandlungszimmer ziehen lassen. Ich sah nicht ein, was ich hier sollte. Ein Arzt konnte mir nicht helfen. Das konnte niemand. Ich brauchte nur Zeit, um mit der Situation fertig zu werden. Aber das schien keiner zu begreifen. Also ließ ich den Wortschwall der teilnahmslos Landschwester über mich ergehen. "Herr Blech erklärte mir bereits, dass Sie über Schwindelgefühl und Übelkeit klagen. Und ich behandle Sie schon seit Jahren, Oxana. Die tiefen Schatten um Ihre Augen sind aber erst seit kurzem in ihrem Gesicht. Haben Sie noch weitere Beschwerden?" Ob ich noch weitere Beschwerden hatte? Meine große Liebe war tot! Das fehlte mir! Aber natürlich sagte ich das nicht, sondern schüttelte nur mit dem Kopf.

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Schwester Mphenikohl bat mich, auf der Untersuchungsliege Platz zu nehmen. Sie überprüfte meine Reflexe und testete meine Reaktionen. Sie stellte mir lauter blödsinnige Fragen, wie etwa nach dem heutigen Datum oder nach dem momentanen Regenten. Fragen, die ich lustlos, aber richtig beantwortete. Danach musste ich eine Urinprobe abgeben und die Landschwester nahm mir Blut ab. Ich ließ alles über mich ergehen. Vielleicht würde man mich dann zufrieden lassen.

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"Reagieren Sie zurzeit ungewöhnlich auf bestimmte Gerüche? Tritt ihre Übelkeit vielleicht besonders beim Geruch von Essen auf?" Was sollte diese Frage? Natürlich wurde mir nur schlecht, wenn Essen in der Nähe war, aber das war ja auch völlig normal. Trotzdem bejahte ich die Frage. "Wann hatten Sie zum letzten Mal ihre Regel, Oxana?" Meine Regel? Ich versuchte mich zu erinnern. Ja, vor zwei Wochen musste es gewesen sein. Seitdem ich die Pille nahm, kamen meine Tage immer exakt zur Monatsmitte. "Und Sie sind sich sicher, dass Sie sie bekommen haben?" Erst nickte ich, doch dann begann ich zu zögern. Seit Alberts Beerdigung hab ich nicht mehr wirklich darauf geachtet. Und erst jetzt fiel mir auf, dass ich die Pille schon seit mehreren Wochen nicht mehr genommen hatte. Seit Alberts Verschwinden nicht mehr.

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Schwester Mphenikohl fragte immer weiter. Dann begann sie mich weiter zu untersuchen. Zwischenzeitlich war sie mit einigen Tests beschäftigt, während sie ein EKG von mir aufnahm. Insgesamt dauerte die Untersuchung beinah eine Stunde. "Sie haben einen akuten Eisen- und Vitaminmangel, Oxana. Und Sie sind auch noch weiterhin Dehydriert. Sie müssen unbedingt mehr trinken. Und Sie sollten auch etwas an Gewicht zulegen. Sie sind sehr dünn und demnächst werden Sie Energie für zwei brauchen. Sie sind schwanger, Oxana."

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Ja, ja, Vitaminmangel. Sollte sie mir doch ein paar Tabletten verschreiben. Und mehr trinken konnte ich auch. Aber das Essen kam doch eh wieder hoch. Und wenn sie Albert nicht zurück bringen konnte, dann würde das auch nicht besser werden. Doch dann drangen ihre letzten Worte zu mir durch. "Schwanger?", entfuhr es mir. "Aber ich...ich kann nicht schwanger sein. Ich nehme doch die Pille und ich hatte keinen Sex mehr seit…seit mindestens fünf Wochen. Ich kann nicht schwanger sein."

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Ich erhob mich hastig aus meinem Stuhl und sofort überkam mich erneut ein Schwindelgefühl. "Sie sollten sich wieder setzten, Oxana", riet mir die Landschwester. Doch ich wollte nicht. "Wer ist der Vater?", platzte ich heraus, ohne über meine Worte nachzudenken. Schwester Mphenikohl schien von diesen Worten sichtlich überrascht. "Nun, dem Hormonspiegel zufolge sind Sie etwa in der fünften oder sechsten Woche", erklärte sie verlegen. "Wer in diesem Bereich als Vater in Frage kommt, müssen Sie selber wissen. In diesem Zeitraum waren Sie auch bei mir wegen einer kleinen Infektion und ich habe Ihnen ein Antibiotikum verschrieben. Es ist möglich, dass dieses Medikament die Wirkung der Pille beeinträchtigt hat."

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Sie holte einige Vitamin- und Eisenpräparate aus dem Medikamentenschrank und gab sie mir. "Nehmen Sie die dreimal am Tag. Und wie gesagt, trinken Sie viel und achten Sie auf ihre Ernährung. Ansonsten sollten Sie spätestens in vier Wochen zur nächsten Untersuchung kommen." Als ich in der Praxis eintraf, war mein Kopf wie leergefegt gewesen. Jetzt überschlug sich alles darin. Ich ignorierte Dominik und ging einfach zum Auto. "Was fehlt ihr?", wand sich Dominik deshalb an Schwester Mphenikohl. "Körperlich ist sie in Ordnung, nur etwas ausgelaugt. Aber ich fürchte, ihre Lebensgefährtin hat ein psychisches Problem. Vielleicht ist es gut, wenn sie Hilfe bei einem Spezialisten suchen." Die Schwangerschaft erwähnte sie aber nicht. Sie hatte schon genug Schwangere behandelt um zu wissen, dass diese selbst entscheiden mussten, wann und ob sie sich ihren Lebensgefährten mitteilten.

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Kaum war ich in die heiße Mittagssonne hinausgetreten, überkam mich erneut eine Welle der Übelkeit und ich musste mich auf dem Parkplatz übergeben. "Soll ich die Landschwester holen?", fragte Dominik, der inzwischen auch hinausgekommen war. Ich schüttelte den Kopf. "Fahr mich einfach nur nach Hause", bat ich ihn und stieg, der Verzweiflung nahe, in das Auto.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey,

nach so langer Zeit hinterlasse ich auch mal wieder einen Kommentar, ich hab all die Kapitel gelesen mich aber in eine stille Leserin verwandelt. Oxana macht grade eine sehr schwere Zeit durch, sie hat Albert verloren grade an dem Punkt wo sich alles zum guten wenden schien. Sie tut mir so leid. Dann die Schwangerschaft und den Stress mit Dominik und Roland der ausziehen will und sie ihn so braucht. Wenn mich nicht alles täuscht müsste auch ihr zweites Kind von Albert sein, denn in einem Kapitel beschwert sich Dominik ja das im Bett Flaute sei und auch der Zeitrahmen passt.
 
Hey Ho!
Uhh, auf das hab ich gewartet . Oxana ist schwanger! Ich werd nochmal gründlich die letzten Kapitel lesen müssen, um eine Vorahnung zu bekommen, denn ich hab kein gutes Gedächtnis.
Die waren jetzt ja schnell dran, um festzustellen, dass sie ein psychisches Problem hat . Hmh ...
Ich freu mich schon aufs Nächste Kapitel, wie jede Woche ;DD

Bis dann, Mellie ^^
 
Kapitel 75: Abschied

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Ich sprach auf der Rückfahrt kein Wort mit Dominik. Er versuchte zwar mich mit albernen Witzen aufzuheitern, doch ich nahm ihn kaum wahr. Am liebsten hätte ich mich sofort in mein Bett verkrochen, doch als wir in der Simlane vorfuhren, wartete bereits ein Grillabendessen auf uns. Roland ließ mir auch keine große Wahlmöglichkeit, sondern pflanzte mich auf den nächsten freien Stuhl unter unserem Sonnendach. "Ich habe ein Ankündigung zu machen", erklärte er schließlich, nachdem die ersten Hot Dogs bereits verspeist waren. "Ihr wisst alle, dass Brandi und ich in wenigen Monaten heiraten werden. Und es ist mehr als überfällig, dass wir beide zusammen ziehen. Die Simlane ist zwar ein schöner Ort, aber es wird Zeit, dass ich mir mit meiner zukünftigen Frau etwas Eigenes aufbaue. Und deshalb werden Constance und ich nächstes Wochenende ausziehen." Tristan klappte bei diesen Worten regelrecht die Kinnlade herunter. "Was? Du kannst doch nicht...warum hast du mir nichts erzählt?", stotterte er.

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Der Einzige, der sich über diese Neuigkeit freute, war wohl Dominik. "Wird aber auch langsam mal Zeit, dass du das Nest verlässt, Reichardt. Du bist meinem Mädchen und mir schließlich lang genug auf den Wecker gegangen. Aber ein bisschen werde ich deine Visage schon vermissen. So etwas...Außergewöhnliches sieht man schließlich nicht alle Tage". Ich sah die Prügelei schon deutlich vor meinen Augen, doch Roland hatte genügend Selbstbeherrschung, um es nicht so weit kommen zu lassen. "Du wirst mir auch fehlen", war seine trockene Erwiderung.

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Diese Neuigkeit war natürlich nicht neu für mich. Ich wusste, dass Roland weg wollte. Aber dass es so schnell passieren würde, traf mich doch unvorbereitet. So viele Jahre waren wir durch dick und dünn gegangen und jetzt würde Roland einfach so ausziehen. Mir war zum Heulen zumute. Und während Kinga, Tristan und Dominik Roland mit Fragen zum neuen Haus überhäuften, betrachtete ich wehmütig Roland, der überglücklich schien. Ich beneidete ihn so sehr dafür, dass er seine Traumfrau gefunden hatte und mit ihr glücklich werden würde. Meine Hoffnung auf Glück war am Tag von Alberts Beerdigung mit ihm begraben worden.

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Doch noch jemand schien wenig glücklich über den Auszug zu sein. Constance sah ihren Vater mit traurigen Augen an. Man konnte deutlich sehen, dass sie nicht ausziehen wollte. Roland war zwar ihr Vater, aber irgendwie gehörten wir alle zu ihrer Familie. Dominik, Tristan, Kinga und ganz besonders ich. Wir waren die einzige Familie, die sie je kennengelernt hatte. Und Brandi war bloß eine Fremde für sie.

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Constance verzog sich in ihr Zimmer und hockte sich unter den Schreibtisch. Sie wollte, dass ihr Papa glücklich war. Nur deshalb hatte sie nichts gesagt, als er ihr von den Auszugsplänen erzählte. Sie wollte nicht mit Brandi zusammen wohnen. Die Verlobte ihres Vaters war zwar nett zu ihr, aber dennoch beschlich das kleine Mädchen unweigerlich das Gefühl, dass diese Frau sie nicht wirklich wollte. Für sie war sie lediglich ein lästiges Anhängsel, das an ihrem Verlobten hängte. Und diese Frau sollte ihre neue Mutter werden?

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Früher wäre mir aufgefallen, wie unwohl Constance sich fühlte. Doch ich hatte eigene Probleme, die mich blind für alles andere machten. Der Schock über Rolands Auszugserklärung ließ mich Albert und die Schwangerschaft fast vergessen. Allerdings nur für wenige Minuten, denn im nächsten Augenblick musste ich zur Toilette rennen und die wenigen Bissen des Hot Dogs, die ich runter gewürgt hatte, wieder an die Oberfläche befördern.

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Ich konnte Constance nicht aufheitern. Dafür konnte Kinga es umso mehr. Die beiden waren seit ihrer frühsten Kindheit wie Schwestern aufgewachsen. Und keine der beiden wollte daran denken, dass sie sich bald trennen mussten. Also verbrachten sie so viel Zeit miteinander, wie es nur ging. In den frühen Morgenstunden ließ es sich wunderbar hinterm Haus spielen. Und ein "Cowboy und Indianer" Spiel war in einer echten Wüste doppelt so lustig.

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Und wenn die Sonne am Mittag erbarmungslos auf die Erde hernieder brannte, konnte man auch im Haus eine Menge Spaß haben. Zwar war es auch hier meist heiß und stickig, doch ein halbwegs kühles Zimmer ließ sich immer finden. Und eine wilde Kissenschlacht im Schlafzimmer des Vaters war gleich doppelt aufregend, weil der kleine Hauch von etwas Verbotenem mitschwang.

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Und da beide wussten, dass ihnen nicht mehr viel gemeinsame Tage blieben, nutzten sie die Zeit bis tief in die Nacht. Mehr als einmal musste Dominik die beiden fast vom Puppenhaus wegzerren. Doch den beiden viel immer wieder eine neues Abenteuer ein, welches ihre kleinen Puppen erleben konnten. Mal wurde eine Party gefeiert, mal musste die Feuerwehr das Kind vom Dach retten und manchmal bedrohte sogar ein Monsterteddy die mutigen Puppenhausbewohner.



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Auch Roland und Tristan entdeckten ihren Spieltrieb auf ein Neues. Mit den Jahren waren wir alle älter und vernünftiger geworden, doch die beiden erinnerten sich wieder an die Anfangstage unserer Dreier-WG, in denen wir bis tief in die Nacht Schlambada in Unterwäsche tanzten oder wilde Kissenschlachten quer durch das ganze Haus veranstalteten.

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Natürlich würde Roland nicht aus der Welt verschwinden, nur weil er ein paar Straßen weiter zog. Aber beiden war klar, dass sich ihre Freundschaft ändern würde, wenn Roland nicht mehr in der Simlane lebte. Also nutzten auch Tristan und er noch die letzten gemeinsamen Tage. Wie früher zogen die beiden los und machten die Clubs der Umgebung unsicher. Bei leckeren Cocktails schwelgten sie in Erinnerungen.

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Und hinterher machten sie die Tanzfläche unsicher. Tanzen konnten beide. Es machte Spaß ihnen zuzusehen und auch die DJane fuhr zu Höchstleistungen auf, als sie die beiden in Aktion erlebte.

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Verschwitzt aber glücklich faste Tristan Roland an den Schultern und führte ihn in einer Mini-Polonaise mit zwei Teilnehmern zur nächsten Fotokabine. "Los, rein mit dir. Wir brauchen eine Erinnerung an diesen Abend. Dann können wir unseren Kindern später beweisen, was für wilde Kerle wir doch waren", lachte Tristan und schob Roland in die Kabine. Und kurze Zeit später schob sich das frisch gedruckte Foto aus dem Automaten. Als Roland das Foto sah, machte er große Augen und deutete auf das Bild links oben. "Wann hast du dich denn kopfüber gestellt?", fragte er irritiert. "Und wie zum Teufel hast du das überhaupt angestellt." "Das mein Freund", erwiderte Tristan grinsend, "wird wohl mein kleines Geheimnis bleiben."

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"Oh, sieh mal", rief Tristan aufgeregt. "Die alte Blubberblasen-Maschine ist auch noch da. Los, lass sie uns ausprobieren." Mehr brauchte es nicht, um Roland zu überreden. "Hier haben wir uns damals kennengelernt", erinnerte er sich. "Du trugst damals diesen lustigen Anglerhut." "Und du deine schwarze Kappe. Du sahst damit zum Anbeißen aus. Aber du hattest nur Augen für Oxana. Ich dachte schon, ich müsste nackt vor dir tanzen, nur um bemerkt zu werden." Roland sah Tristan schief an und brach dann in schallendes Gelächter aus. "Gott sei Dank hast du das gelassen. So schüchtern wie ich damals war, wäre ich wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen."

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Die beiden blubberten noch eine ganze Weile vor sich hin, machten schließlich aber Platz für die anderen Gäste, die auch ein paar Bläschen machen wollten. Da beide aber noch keine Lust hatten in die Simlane zurückzukehren, entschieden sie sich für eine Karaoke-Einlage. Bei Liedern von Madonna und Gloria Estefan trieben sie ihre Stimmen bis ans Äußerste und fingen sich mehr als einen verwunderten Blick von den anderen Clubgästen ein. Doch den beiden war es egal. Erlaubt war, was Spaß machte, und ihr Gesangsduett machte auf alle Fälle Spaß.

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Mit trockener Kehle fanden sie dann erneut den Weg zur Bar, wo der Abend auch schon begonnen hatte. "Zwei Zombies", bestellte Roland hechelnd und ließ sich auf den Barhocker plumpsen. "Wo schaust du denn hin?", fragte er, als er Tristans hypnotisierenden Blick bemerkte. Seiner Blickrichtung folgend entdeckte er auch den jungen Mann, der Tristans Interesse geweckt haben musste. "Ja, der sieht nicht mal schlecht aus", gab er seinen Kommentar ab. "Nicht schlecht ist ja wohl etwas untertrieben", erwiderte Tristan. "Und hast du schon seine äußerst knappen Shorts bemerkt? Heiß, kann ich da nur sagen."

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Und ehe Roland es sich versah, stand Clark, so hier der scharfe Unbekannte, neben ihnen und Tristan flirtete, was das Zeug hielt. Und Clark schien alles andere als abgeneigt, wie Roland und insbesondere Tristan erfreut feststellen mussten. "Macht es dir was aus, wenn du gleich alleine nach Hause fährst?", fragte er Roland schließlich unauffällig ohne Clark dabei aus den Augen zu verlieren. "Dann lass ich euch zwei Hübschen mal lieber allein", grinste Roland zur Antwort, leerte sein Glas in einem Zug und machte sich lachend auf den Heimweg.



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Auch ich versuchte noch so viel Zeit wie möglich mit Roland zu verbringen, bevor er die Simlane verließ. In seiner Nähe fühlte ich mich einfach wohl und geborgen und für einen kurzen Augenblick konnte ich bei ihm meine ganzen Probleme vergessen. Wir unterhielten uns viel oder benutzten mal wieder die alte Dartsscheibe, die schon in diesem Haus hing, als ich vor sieben Jahren hierher zog. Doch leider war Roland nicht ganz so aufgeschlossen mir gegenüber, wie er es früher gewesen war. Meine Bettaktion von vor einigen Nächten war nicht spurlos an unserer Freundschaft vorbei gegangen.

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Und dann war es soweit. Das neue Haus von Roland, Constance und Brandi war bezugsfertig. Constance war ganz traurig, als sie in das Taxi steigen musste, das sie in ihr neues Zuhause am anderen Ende von Sierra Simlone Stadt bringen würde. Tristan winkte den beiden noch so lange zum Abschied, bis das Auto in der Dunkelheit verschwunden war. Kinga hatte sich gleich unter ihre Bettdecke verkrochen und hoffte, dass es gleich Morgen würde und sie Constance in der Vorschule traf. Ich beobachtete alles durch das Fenster. Einen Abschied konnte ich jetzt auf keinen Fall überstehen.

 
Tut mir Leid, dass ich letzte Woche nicht auf eure Kommentare geantwortet habe. Aber vermutlich wisst ihr selbst, wie viel man vor Weihnachten um die Ohren hat.

@SimsILoveIt
Schön, wieder von dir zu lesen. Was die Schwangerschaft betrifft, so kommen tatsächlich sowohl Albert, als auch Dominik in Frage. Mit Albert hat Oxana am Aben vor seinem Verschwinden geschlafen und zwei Tage später dann im betrunkenen Zustand mit Dominik. Aber wer nun der Vater ist, wir sie frühstens nach der Geburt des Kindes erfahren. Ein Umstand, der ihre Situation nicht gerade einfacher macht.

@Mabra
Schön, dass du nun hier weiter liest. Ich freue mich auf deine Kommentare.

@Simsellie
Nun, die Landschwester hat ja gesehen, in welch apathischen Zustand sich befindet. Selbst auf die Neuigkeit mit der Schwangerschaft hat sie sehr teilnahmslos reagiert. Das etwas mit ihr nicht stimmt, liegt also auf der Hand. Andererseits scheint Oxana körperlich nichts zu fehlen, da liegt der Schluß nahe, dass sie etwas psychisch belastet. Aber die Landschwester ist natürlich keine ausgebildete Psychologin. Daher war die Bemerkung eher als Mahnung zur Wachsamkeit an Dominik als als wirkliche Diagnose zu verstehen.

Vielen Dank euch allen für die Kommentare!
 
Kapitel 76: Etwas Dummes

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Am nächsten Morgen ging ich ganz unbewusst in Roland Zimmer. Das Bett war ordentlich gemacht und die Morgensonne schien durch die Fenster hinein. Alles sah noch aus wie immer, aber irgendwie fühlte der Raum sich plötzlich leblos an. Als ob er spüren würde, dass hier nun niemand mehr wohnte.

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Roland hatte mich einfach allein gelassen! Und plötzlich, nach all den Wochen brach ich in Tränen aus. Ich heulte laut drauf los und konnte gar nicht mehr aufhören. Warum war die Welt bloß so ungerecht zu mir? Ich hörte nicht, wie hinter mir die Tür geöffnet wurde und Roland das Zimmer betrat. Als er mich so aufgelöst vorfand, wusste er nicht, wie er reagieren sollte. "Oxana, alles okay bei dir?", fragte er deshalb unsicher. Überrascht drehte ich mich in seine Richtung und für einen Moment verstummte mein Weinen. "Ich wollte bloß noch ein paar Sachen abholen", erklärte er wie zur Entschuldigung, dass er mich in dieser Verfassung überrascht hatte.

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Und sofort fing ich wieder laut an zu weinen. "Oxana, es ist schon gut. Es ist alles gut", redete er tröstend auf mich ein und drückte mich fest an seinen Körper. In dieser Position verharrten wir einige Minuten. Immer wieder sprach Roland tröstende Worte und strich mir beruhigend über den Rücken. Doch ich konnte nicht aufhören zu weinen und schließlich war Rolands Hemd im Bereich der Schulter völlig durchtränkt von meinen Tränen.

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Es tat mir gut von einem Menschen im Arm gehalten zu werden, dem ich vollkommen vertraute. Und obwohl er nichts Besonderes tat oder sagte, versiegten meine Tränen. Langsam schob ich mich von ihm zurück. Seine Hand umfasste noch immer meine Taille und meinen Nacken und ganz unabsichtlich trafen sich unsere Blicke.

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Und dann tat ich etwas Dummes. Ganz vorsichtig führte ich meine Lippen an Rolands Mund und küsste ihn. Ganz sanft und langsam bewegte ich meine Lippen und plötzlich spürte ich, wie er meinen Kuss zögerlich erwiderte.

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Doch dann zog er sich zurück. Schwer atmend sah er mir in die Augen. Keiner sagte ein Wort. Wir ließen einander nicht aus den Augen, als ob wir erahnen wollten, was unser Gegenüber dachte.

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Und dann zog er mich wild an sich heran und küsste mich voller Leidenschaft. Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, bis ich seinen Kuss erwiderte und mich der Leidenschaft hingab. Wir ließen uns auf das Sofa in der Fensternische fallen und Rolands Küsse und Hände erforschten meinen gesamten Körper, so wie meine es bei seinem taten.

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Hastig entledigten wir uns unserer Kleider und taumelten eng umschlungen ohne unsere Lippen voneinander zu lösen zum Bett. Er fragte nicht, ob ich es wollte, denn mein Verhalten sprach eine eindeutige Sprache. Und dann schliefen wir miteinander.

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Unser Liebesakt war kurz und intensiv. Aber so schnell wie die plötzliche Leidenschaft über uns hereingebrochen war, flaute sie auch wieder ab. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich mit meinem besten Freund geschlafen hatte. Hastig suchte ich meine Unterwäsche zusammen und kroch unter der Bettdecke hervor. Wieder schossen mir die Tränen in die Augen und ich begann leise zu schluchzen. Doch diesmal versuchte Roland mich nicht zu trösten.

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Er suchte seine Kleider zusammen und zog sich hastig an. Er ignorierte mich einfach und tat so, als ob nichts vorgefallen wäre. Er war schon fast aus der Tür raus, als er sich noch einmal zu mir umdrehte und in meine verheultes Gesicht sah. "Es tut mir leid, Oxana. Das war gerade ein riesiger Fehler. Ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen. Ich liebe Brandi. Verstehst du jetzt, warum ich von hier weg musste?" Schluchzend blieb ich allein in dem Zimmer zurück.



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Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann ich meine Kleider angezogen hatte. Die Sonne war längst untergegangen und ich saß noch immer schluchzend in Rolands Zimmer. "Hier bist du also." Ich hatte Tristan nicht in das Zimmer kommen sehen. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass er das Licht angeschaltet hatte. "Wir haben uns Sorgen gemacht, als wir dich nicht finden konnten. Dominik sieht ziemlich fertig aus, weiß du das überhaupt?" Ich starrte Tristan an und ich hörte auch jedes einzelne Wort, doch irgendwie erreichte mich keines davon. Traurig senkte ich meinen Blick und strich mit den Fingern über den Stoff meiner Jeans.

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"Oxana, lass dir doch helfen. Wir machen uns alle Sorgen um dich." Tristan hockte sich zu mir hinunter und griff nach meiner Hand. "Wir wollen doch nur dein Bestes." "Mein Bestes?!", fuhr ich Tristan völlig unvorbereitet an, sodass er nach hinten taumelte und sich wieder aufrichteten musste um nicht umzufallen. "Ihr wisst doch gar nicht, was das Beste für mich ist! Ihr habt doch alle gar keine Ahnung, wie ich mich fühle...was ich verloren habe." Augenblicklich legte sich meine Wut und erneut wimmerte ich leise vor mich hin.

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Doch Tristan ließ sich nicht so leicht von mir abschrecken. Er kniete sich erneut vor mich hin und griff meine Hand. "Dann sag uns doch, was dir fehlt. Bitte, Oxana", seine Stimme klang so voller Mitgefühl und tiefer Sorge, dass es plötzlich aus mir heraus brach. "Ich habe Roland aus dem Haus getrieben", schluchzte ich los. "Und heute Morgen hab ich unsere Freundschaft völlig zerstört, als ich mit ihm geschlafen habe. Und Gerda wird nie wieder laufen können und das ist alles meine Schuld!" Ich warf mich Tristan um den Hals. Ich krallte mich regelrecht in seinen Rücken, doch er beschwerte sich nicht. "Und dann ist da noch Dominik. Ich liebe ihn nicht. Ich liebe ihn einfach nicht. Und Kinga liebe ich auch nicht. Ich bin eine furchtbare Mutter. Was für eine Mutter liebt ihr Kind nicht? Und jetzt bin ich schon wieder schwanger!" Ein Weinkrampf folgte dem nächsten und ich brachte kein vernünftiges Wort mehr heraus.

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Tristan hielt mich so lange fest, bis ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Er ließ mich auf dem Sofa Platz nehmen und setzte sich dann neben mich. Für einen Moment herrschte Schweigen. "Du bist keine schlechte Mutter, Oxana. Und es stimmt auch nicht, dass du Kinga nicht liebst", durchbrach Tristan schließlich die Stille, was aber nur dazu führte, dass meine Augen sich mit Tränen füllten. "Wenn du sie nicht lieben würdest, dann hättest du nicht so lange durchgehalten. Du wärst dann nicht all die Jahre mit Dominik zusammen geblieben, sondern wärst schon längst zu Albert gegangen. Aber du wolltest deinem Kind nicht den Vater nehmen."

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"Du weißt von Albert", keuchte ich überrascht. Meine Augen waren weit aufgerissen und ich dachte, dass mein Herz gleich aussetzten würde. "Seit wann? Woher?" Tristan schaute verlegen auf den Boden. "Frank und ich haben Albert und dich vor etwa sieben Monaten in Seda Azul gesehen. Wir waren auf dem Gay Beach Festival und am Abend wollten wir...alleine sein. Hinter den Dünen erschien uns ein nettes Plätzchen, aber...nun ja, dieses Plätzchen war leider schon besetzt...von Albert und dir, du verstehst." Tristan war an sich kein verklemmter Mensch, doch im Moment glühte sein Kopf hoch rot. "Ihr wart nicht gerade leise und die Situation war eindeutig."

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"Warum hast du nie etwas gesagt?", fragte ich tief beschämt. "Es ging mich nichts an, Oxana. Du bist eine erwachsene Frau und ich finde nicht, dass ich mich ungefragt in dein Liebesleben einmischen sollte." "Es war so schwer, mit niemandem darüber reden zu können. Oh, Tristan, ich habe Albert so sehr geliebt. Aber ich konnte doch nicht seine Ehe mit Gerda zerstören. Und ich konnte Kinga doch nicht den Vater nehmen. Ich habe erst versucht, meine Gefühle zu ignorieren, doch irgendwann konnte ich nicht mehr. Mit jedem unserer heimlichen Treffen wusste ich, dass ich ihn mehr als alles andere auf dieser Welt liebte. Wir wollten sogar heiraten." Bis jetzt war ich relativ ruhig geblieben, doch jetzt flossen wieder die Tränen.

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"Und jetzt ist er tot, Tristan. Und ich konnte mit niemandem darüber sprechen. Ich dachte fast, ich würde durchdrehen und etwas Dummes machen." Bei diesen Worten keuchte Tristan erschrocken auf. "Dass Dominik sie so um mich bemüht, macht es nur noch viel schlimmer. Jedes Mal wenn ich ihn sehe, werde ich daran erinnert, was ich mit Albert hätte haben können. Und jetzt bin ich auch noch schwanger." "Und du weißt nicht, wer der Vater ist." Tristans Feststellung traf es auf den Punkt. "Beide könnten der Vater sein", schluchzte ich. "Und ich weiß nicht, was schlimmer wäre, ein Kind von Albert, das mich jeden Tag schmerzhaft an ihn erinnert, oder noch ein Kind von einem Mann, den ich nicht liebe."

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Darauf wusste Tristan natürlich auch keine Antwort, aber die hatte ich auch nicht erwartet. Und erstaunlicherweise fühlte ich mich plötzlich viel besser. Es tat so gut, sich nicht mehr verstellen zu müssen. "Und jetzt zeig dich den Kindern und Dominik, damit sie sich nicht weiter um dich sorgen", forderte Tristan mich auf und zog mich vom Sofa hoch. "Danke für deine Hilfe, Tristan", bedankte ich mich bei ihm. "Dafür sind Freunde doch da." Eigentlich war damit alles geklärt, doch ich trat unruhig von einem Bein auf das andere, sodass Tristan gleich merkte, das mir noch etwas auf der Seele brannte. "Darf ich heute bei dir im Bett übernachten?", fragte ich unsicher, als er wissen wollte, was los war. Sein fröhliches Lachen überwältigte mich. "Und ich dachte, du hättest noch eine weitere Bombe im Gepäck."

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Ich blieb so lange wach, bis Dominik alleine ins Bett ging. Ich wartete noch eine Weile und ging dann rüber in Tristans Zimmer und legte mich zu ihm. Doch einschlafen konnte ich nicht. "Schläfst du?", fragte ich deshalb leise mitten in der Nacht. "So wie du dich herumwälzt würdest du selbst einen Komapatienten aufwecken", grummelte er verschlafen. Ich wusste noch immer nicht, was ich wegen des Kindes unternehmen sollte, das langsam in meinem Bauch heran wuchs. "Vielleicht solltest du einfach mal Abstand von all dem hier nehmen und wegfahren. Mit all den Menschen und Erinnerungen hier wirst du nie eine vernünftige Entscheidung treffen können. Aber jetzt lass mich bitte schlafen, Süße." Damit drehte er sich auf die andere Seite und schlief sofort wieder ein.​
 
Oaaaaaaaaaah :love:
Geil geil geil :D
Also das war wieder so ein BÄÄÄÄÄÄÄM Kapitel !
Einfach schön, wie Oxana alles rausplaudern kann,
ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Das tut gut,
ich weiß das selber . Auch wenn sie nur ein Sim ist,
sie ist einfach reizend! :love: Einfach herzergreifend,
wie freundlich du mit deinen Sims umgehst!

Weeeeiter so ;)
Mellie
 
@SimSellie
Ja, es ist wirklich ein Segen für Oxana, dass sie einen Freund wie Tristan an ihrer Seite hat. ER hört ihr einfach zu, ohne sich ein Urteil über ihre Vergehen zu bilden. Er weiß einfach, dass Oxana nicht leichtfertig gehandelt hat und jetz jemanden braucht, dem sie sich bedingungslos anvertrauen kann.
Aber gehe ich wirklich so freundlich mit meinen Sims um? Roland wird die Frau, die er liebt, nie bekommen. Brandi wird einen Mann heiraten, der sie nur halbherzig liebt. Constance wurde von ihrer Mutter verlassen und Oxana hat die große Liebe ihres Lebens verloren. Ich könnte die Liste sicherlich noch weiter fortsetzen ;) Aber ich gebe zu, dass ich meine Sims nicht ausßschließlich schlecht behandle. Ich gönne ihnen immer wieder Momente, in denen sie tief durchatmen können.
Vielen Dank für deinen Kommentar!
 
Also ich finde du bist ganz schön fies zu deinen Sims. ;)
Wie schlecht Oxana aussieht, das kann man ja nicht mit ansehen.
Wirklich gut, dass sie jetzt wenigsten einen Freund hat, mit dem sie über alles und insbesondere über Albert reden kann.
 
@Jumper
Genau das wollte ich ja unterstreichen.
Ich verspreche, dass Oxana schon bald wieder besser aussehen wird. mit den dunklen Augenringen und den eingefallenen Wangen macht sie selbst mir Angst.
 
@SimSellie
Aber gehe ich wirklich so freundlich mit meinen Sims um? Roland wird die Frau, die er liebt, nie bekommen. Brandi wird einen Mann heiraten, der sie nur halbherzig liebt. Constance wurde von ihrer Mutter verlassen und Oxana hat die große Liebe ihres Lebens verloren. Ich könnte die Liste sicherlich noch weiter fortsetzen.
Vielen Dank für deinen Kommentar!

Ja, ich meine natürlich freundlich nicht so. Ich meine, du gibst ihnen ein sehr menschenähnliches Leben, mit Höhen und Tiefen. Geil wäre es natürlich, wenn Roland und Oxana doch noch zusammenkommen würden. Ich denke mal, das Update kommt sowieso bald :)

Mellie
 
Kapitel 77: Wie weggewischt

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Tristan hatte Recht. Ich musste die Simlane und die Sierra Simlone verlassen, wenn ich wieder einen klaren Kopf bekommen wollte. Als Dominik und Tristan bei der Arbeit und Kinga in der Vorschule waren, packte ich ein paar Sachen in meinen Koffer. Ich schrieb einen kurzen Abschiedsbrief, in dem ich meiner Tochter, Dominik und Tristan mitteilte, dass es mir gut ginge und sie sich keine Sorgen machen sollten. Diesen Brief legte ich gut sichtbar im Wohnzimmer hin. Dann schrieb ich aber noch einen weiteren an Tristan, den nur er sehen sollte. Ich hoffte, dass Tristan damit Recht behielt, dass ein wenig Abstand mir gut täte.

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Ich stieg aus der Straßenbahn, die nur wenige Meter von dem bröckeligen Plattenbau hielt, der mein Ziel darstellte. Mit meinem Koffer in der Hand ging ich auf den Eingang zu, als eine alte Frau mit einer Schüssel voller Essensreste aus der Eingangstür kam und sie den streunenden Hunden vor dem Haus hinstellte. "Babciu", rief ich erfreut aus und lief auf die alte Frau zu, die niemand anderes als meine Großmutter war. Verwirrt drehte sie sich zu mir um und riss ihre Arme hoch, als sie mich erkannt. "O, moja kochana Oxanka“, rief sie in Polnisch, „Komm zu deiner alten Großmutter."

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Die Überraschung war mir eindeutig gelungen. Mit dem alten Fahrstuhl fuhren wir in den 9 Stock des Hochhauses. Ich sah mich kurz in der Wohnung um, aber es hatte sich nichts verändert, seitdem ich meine Großeltern vor sieben Jahren verlassen hatte. Alles war hier so wie immer. Alles war einfach, aber man fühlte sich gleich geborgen und geliebt. Es war nur zu schade, dass mein Großvater, Gott hab ihn selig, nicht mehr unter uns war. Er war vor zwei Jahren abends einfach schlafen gegangen und ist morgens nicht mehr aufgewacht. Es hatte uns alle unerwartet getroffen, aber mein Großvater hatte 73 glückliche Jahre gelebt. "Du hast doch bestimmt Hunger, Kindchen. Soll ich dir Rührei machen? Und ein paar Brühwürste? Reichen dir vier Butterstullen dazu?" Ja, das war meine Oma.

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Vor dem Essen konnte ich mich dann auch nicht drücken, obwohl ich noch im Flugzeug gefrühstückt hatte. "Oxanka, du bist ja ganz abgemagert", war ihr erster Kommentar nach unserer Begrüßung. "Gibt es in der SimNation denn nicht genügend zu essen?" Ganz Unrecht hatte sie natürlich nicht. Ich war tatsächlich dünn geworden. Aber meine Oma würde schon dafür sorgen, dass ich an Gewicht zulegte. "Babciu, darf ich für ein Weile bei dir bleiben?", fragte ich sie. "Ach, Töchterchen, ich freue mich doch immer, wenn meine Enkel mich besuchen. Bleib solange wie du willst."

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"Wo hast du denn meine kleine Urenkelin gelassen? Und wo ist mein hübscher Schwiegerenkel?" Das waren natürlich gleich die ersten Fragen meiner Großmutter. Aber darauf war ich vorbereitet und konnte ihr versichern, dass es allen gut ginge, sie gerne mitgekommen wären, aber Dominik arbeiten und Kinga zur Schule gehen müsse. Trotzdem kam ich nicht umhin, ihr jede Einzelheit aus Kingas Leben zu erzählen. Schließlich war sie die einzige Urenkelin meiner babcia und sie war unheimlich stolz auf die Kleine.

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Meine Oma rief natürlich gleich bei meiner Tante Kasia an, um ihr von meinem Überraschungsbesuch zu erzählen. Daraufhin wurde ich gleich zum Abendessen zu ihr eingeladen. Oma kam selbstverständlich mit und mit Kazik, dem Mann meiner Tante, waren wir vier Leute, die einen schönen Familienabend mit einer Menge Essen und auch Trinken verbrachten. Bei dem Trinken hielt ich mich aber bewusst zurück, schließlich musste ich auf ein ungeborenes Kind Acht geben.

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Es war schön wieder bei meiner Familie zu sein und ich erinnerte mich sofort, wie glücklich ich in dem Jahr hier in Warschau gewesen war. Wir blieben bis tief in die Nacht bei meiner Tante, die mich in so vielen Dingen an Paps erinnerte. Glücklicherweise wohnte sie nur zwei Wohnblocks entfernt, denn irgendwann wurde ich doch sehr müde. So ein Flug schlaucht einen einfach. Mein altes Bett stand immer noch an seinem Platz. Mir wurde immer ganz komisch, wenn ich daran dachte, dass bereits Paps als Junge in diesem Bett geschlafen hatte. Und kaum lag ich unter der Decke, übermannte mich ein tiefer, erholsamer Schlaf.

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Die nächste Woche verlief wirklich toll. Meine Probleme schienen wie weggewischt. Zumindest bereiteten sie mir keine schlaflosen Nächte mehr. Ich unterhielt mich viel mit meiner Großmutter und half ihr bei der Hausarbeit. In ihrem Alter konnte sie nicht mehr alles so gut machen, wie es früher einmal ging. Und seitdem mein Großvater gestorben war, fühlte sie sich oft einsam, auch wenn sie es nie zugeben würde.

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Ich besuchte mit ihr auch das Grab meines Großvaters. Seltsamerweise erinnerte mich sein Grab nicht an Alberts Tod. Ich schien Sierra Simlone ganz aus meinen Gedanken gestrichen zu haben. Beim Pflegen des Grabes konnte ich sogar richtig gut entspannen und meine babcia war froh, dass ihr jemand diese Arbeit abnahm.

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Und dann gab es noch den kleinen Sonnenschein, meine Cousine Katharina. Nach all den Jahren, in denen meine Tante versuchte schwanger zu werden, hatte es nie geklappt. Und als sie und ihr Mann die Hoffnung schon aufgegeben hatten, wurde Tante Kasia plötzlich schwanger. Und die Kleine war ein süßer Fratz. Das Warten hatte sich eindeutig gelohnt.




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"Und du weißt wirklich nicht, wo sie sein könnte, Joanna? Sie ist jetzt schon seit einer Woche weg und hat sich nicht gemeldet...Nein, bei eurer Großmutter ist sie nicht, dort hat Tristan gleich am Anfang angerufen. Stasia meldet sich, wenn Oxana bei ihr auftauchen sollte. Trotzdem danke, Joanna. Und ruf mich sofort an, wenn deine Schwester bei dir auftauchen sollte." Tristan hatte nur zufällig den letzten Teil des Gesprächs mitbekommen und sofort überkam ihn ein schlechtes Gewissen. So ganz stimmte es ja nicht, was Dominik da berichtet hatte.

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"Hey, Nick, mach doch nicht so ein Gesicht", versuchte er deshalb seinen Mitbewohner aufzuheitern. "Ich bin mir sicher Oxana geht es gut." Dominik seufzte schwer. "Ja, dass erzählst du mir jetzt schon seit Tagen. Aber wie kann ich mir keine Sorgen machen, wenn meine Freundin einfach so verschwindet und nur einen blöden Zettel hinterlässt? Und dann hat sie sich die letzten Wochen auch noch so komisch verhalten und körperlich war sie auch nicht fit. Ich dreh hier gleich durch, Tristan!"

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"Diese Frau bringt mich noch um den Verstand! Was soll ich den Kinga sagen, warum sie abgehauen ist? Hat sie überhaupt an die Kleine gedacht?" Dominik war nicht mehr nur frustriert, langsam aber sicher mischte sich auch Wut unter seine Gefühle. "Ich liebe Oxana. Und wie ich sie liebe. Doch manchmal möchte ich diese Frau am liebsten in der Luft zerreißen! Dabei will ich doch nur, dass sie glücklich ist, verdammt!"

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"Dann, dann solltest du ihr das auch sagen, Nick." Tristan strich sich verlegen durch das Haar und biss sich auf die Lippe. "Ich hab geschwindelt, als ich sagte, dass Oxana nicht bei ihrer Großmutter ist. Sie hatte es mir mitgeteilt, aber sie wollte nicht, dass ihr jemand folgt. Aber du solltest zu ihr Dominik. Ich glaube, sie könnte dich gerade brauchen."
 
Schön ! :D
Zwar war das Kapitel nicht so spannend, aber dafür lässt du es Oxana gut gehen.
Das hat sie verdient. Hmmmh ...
Bis nächste Woche dann, Mellie :)
 
Kapitel 78: Nach Hause

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Ich warf einen weiteren Würfel Zucker in meinen schwarzen Tee und drückte die Zitronenscheibe am Glasboden aus. Im Fernsehen lief gerade eine Folge "Wirrungen der Begierde" in der polnischen Synchronisation und meine Oma verschlang gierig jede Folge davon. Immerhin hatte ihr Sohn für einige Zeit eine Hauptrolle in dieser Serie gespielt. Als wir ein Klopfen an der Wohnungstür hörten, stand meine Oma auf und ging zur Tür. Es gab gerade ohnehin eine Werbeunterbrechung und ich war mit meinem Tee beschäftigt. "Oxanka", rief sie mir aufgeregt zu, den Blick durch den Türspion gerichtet, "da steht dein Mann vor der Tür."

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Ich verschluckte mich fast an meinem Tee, als ich das hörte. Sofort lief ich ihn den Flur und flehte meine Oma an: "Sag ihm nicht, dass ich hier bin, baciu. Ich möchte ihn nicht sehen. Bitte!" Meine Oma sah mich sichtlich verwirrt an. Aber meinem flehenden Gesichtsausdruck konnte sie nicht widerstehen und gab nach. Und während sie zur Tür ging, versteckte ich mich in der Küche, wo ich jedes Wort aus dem Treppenhaus hören konnte.

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"Hallo, Stasia", begrüßte Dominik meine Großmutter, als sie ihm die Tür öffnete. "Ich Möchte Zu Oxana", sprach er bemüht langsam und deutlich, da meine Oma kein Wort Simlisch und er kein Wort Polnisch sprach. "Ist Oxana Hier?" Es fiel meiner babcia schwer zu lügen, aber mir zuliebe tat sie es. "Oxana Nix Hierr", antwortet sie in gebrochenem Simlisch. "Aber ich weiß, dass sie bei dir ist. Stasia, Bitte Lass Mich Zu Oxana." "Nix Hierr Oxana", antwortete meine Großmutter noch einmal bestimmt und stellte sich so in die Tür, dass Dominik nicht einfach hineinstürmen konnte. Dennoch schmerzte Dominiks enttäuschter Blick sie sehr.

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Deshalb folgte sie ihm auch, als er sich zögerlich von der Tür abwand. Aus der Tasche ihres Kittels holte sie einen Zettel und einen Bleistift und schrieb die Adresse von Tante Kasia auf. "Hierr Warrten", deutete sie auf den Zettel und konnte nur hoffen, dass Dominik verstand, was sie wollte. "Danke, Stasia". Dominik nahm die Hand meiner Großmutter und küsste sie galant, was meiner Oma die Röte in die Wangen trieb und ihr ein schüchternes Kichern entlockte. Mit der Adresse in der Hand eilte Dominik beschwingt die Treppe des Hochhauses hinunter.

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"Töchterchen, was ist den bloß los? Warum willst du deinen Mann nicht sehen und zwingst mich dazu, ihn anzulügen?", fragte meine Oma sofort, nachdem sie wieder in die Wohnung gekommen war. Ich wusste nicht, was ich ihr antworten sollte. Doch mein Schweigen ließ meine Oma nicht gelten. "Oxanka, du wirst mir jetzt sofort sagen, was los ist. Ich bin zwar alt, aber nicht dumm. Ich merke doch genau, dass hier etwas nicht stimmt. Du wirst dich jetzt mit mir ins Wohnzimmer setzen und mir alles bei einem starken Tee erzählen. Dann sehen wir weiter."

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Sie ließ mir keine andere Wahl. Also setzte ich mich zu ihr und begann zu erzählen. Ich erzählte ihr von Albert. Wie sehr ich ihn geliebt hatte und immer noch liebe und dass ich für Dominik nichts empfand. Meine Oma hörte aufmerksam zu. Und entgegen meiner Erwartung wirkte sie nicht entsetzt. "Ich bin schwanger, babciu", schloss ich meine Geschichte. "Ich trage ein Kind unter meinem Herzen. Und entweder ist es von einem Mann, der bereits tot ist oder von einem Mann, den ich nicht liebe. Verstehst du jetzt, warum ich von allem weg wollte? Ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll".

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"Es ist doch ganz klar, was du machen wirst, Töchterchen!", antwortete meine Großmutter ohne lange zu überlegen. "Du wirst zurück nach Sierra Simlone Stadt gehen. Mit Dominik. Und gemeinsam werdet ihr dieses Kind großziehen." Ich schaute meine Oma entsetzt an, denn für sie schien es gar keine Alternative zu geben. Ich wollte ihr schon widersprechen, doch sie schnitt mir rigoros das Wort ab. "Komm mir jetzt nicht damit, dass du Dominik nicht liebst, Oxana. Das ist doch kein Argument. Du hast schon ein Kind von diesem Mann und jetzt erwartest du ein zweites. Du kannst nicht gehen. Und wenn du es tust, dann machst du dich nur unglücklich. Willst du deine Kinder etwa alleine großziehen, ohne Vater?"

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"Heirate Dominik, Oxanka. Er ist ein guter Mann und er liebt dich. Er ist extra den weiten Weg hergekommen um dich zu Suchen. Und ich hab in seinen Augen gesehen, wie sehr er sich gewünscht hat, dich in seine Arme zu schließen. Aus Liebe zu heiraten ist ein guter Grund, aber es ist nicht der Einzige. Dominik hat in den letzten sechs Jahren bewiesen, dass er sich um dich und euer Kind kümmern kann. Er war immer gut zu dir und ich habe euch zusammen gesehen, Oxanka. Du hast für diesen Mann sehr viel übrig. Vielleicht liebst du ihn noch nicht, aber Liebe ist etwas, was wachsen kann. Der Samen ist bei euch beiden bereits vorhanden. Und selbst wenn du ihn nicht lieben kannst, so kannst du ihn doch respektieren und in ihm einen treuen Vertrauten finden. Das kann manchmal viel wichtiger sein, als Liebe, Oxanka".

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"Hättest du Opa geheiratet, wenn ihr Euch nicht geliebt hättet", fragte ich etwas zu respektlos gegenüber meiner Großmutter und bereute die Frage auch schon im nächsten Moment. Doch zu meinem Erstaunen beantwortete Oma einfach meine Frage. "Als ich deinen Großvater geheiratet habe, war ich ein kleines, dummes Mädchen, gerade einmal 20 geworden. Ich lebte in einem winzigen Dorf mit sechs jüngeren Geschwistern. Das einzige, was ich wollte, war von Zuhause weg zu kommen. Und als dein Großvater mir anbot ihn zu heiraten und mit ihm in die Stadt zu kommen, habe ich nicht lange überlegt. Versteh mich nicht falsch Oxanka. Ich hatte mich durchaus verguckt in diesen großen, schlanken, gutaussehenden Mann. Aber was mich anzog, waren seine Versprechen. Von wahrer Liebe konnte man damals nicht sprechen."

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"Und früh genug musste ich dann feststellen, dass diese Versprechen Versprechen blieben. Gut, ich war in der Stadt, aber von dem Luxus und dem schönen Leben das dein Großvater mir versprochen hatte, war nichts zu sehen. Wir kamen in eine Stadt, die noch immer vom Krieg zerstört war. Und die feuchte Kellerwohnung, in die wir ziehen mussten, war nicht das Zuhause, was ich mir erhofft hatte. Zum Glück fanden wir schnell eine Bleibe bei Bekannten deines Opas. Aber uns blieb nur ein Schlafsofa in der winzigen Küche. Von Privatsphäre konnte man da kaum sprechen. Es ist fast schon ein Wunder, dass ich bei den wenigen intimen Momenten mit deinem Vater schwanger wurde. Aber Dariuszs Geburt machte es nur noch schlimmer. Wir hatten keinen Platz, das Kind schrie ununterbrochen, das Geld war knapp und deine Tante Kasia kündigte sich bereits an. Da hatte ich einfach genug. Ich packte meine wenigen Sachen, nahm deinen Vater und setzte mich in den Zug zurück zu meinen Eltern."

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"Dein Großvater versuchte drei Monate lang mich zur Rückkehr zu bewegen. Doch ich blieb stur und wies ihn ab. Bis deine Tante Kasia auf die Welt kam. Plötzlich saß ich da, mit zwei kleinen Kindern und ohne Mann. Doch ich schämte mich zu sehr, um zu deinem Großvater zu gehen. Es war damals meine Großmutter, Gott hab sie selig, die mich am Kragen packte und mir eine Ohrfeige verpasste, als ich vor Verzweiflung nicht mehr weiter wusste. 'Du dummes Gör', schrie sie mich an, 'geh zurück zu deinem Mann'. Und das tat ich dann auch. Dein Großvater machte mir keinen Vorwurf, sondern schloss mich einfach in seinen Arm und versprach mir, dass er alles dafür tun würde, dass ich nie wieder einen Grund hätte ihn zu verlassen. Da erkannte ich, wie sehr er mich liebte und das auch ich ihn lieben könnte, wenn ich es nur zuließ. Und wir wurden glücklich, Oxanka, das weißt du ganz genau."

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Bei ihren letzten Worten begannen ihre Augen verräterisch zu glitzern. Doch meine Oma wischte die Tränen schnell beiseite, bevor sie jemand sehen konnte. "Gib Dominik eine Chance, Oxanka. Gib ihm eine echte Chance und er wird dich nicht enttäusche". "Danke, babciu". Ich ging zu ihr hinüber und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. "Er ist bei deiner Tante, Töchterchen. Geh zu ihm und kehrt gemeinsam zurück in euer Heim. Ich möchte dass meine Enkel und Urenkel glücklich werden."

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"Brodlowska, da bist du ja. Gott sei Dank". Dominik sprang vom Sofa auf, gleich als ich das Wohnzimmer in Tante Kasias Wohnung betrat und ein schüchternes "Hallo" hauchte. Dominik hätte mich am liebsten fest an sich gedrückt, doch mein Verhalten der letzten Tage und Wochen hatte ihn vorsichtig gemacht. Als ergriff diesmal ich die Initiative und umfasst seine Hand. "Lass uns wieder nach Hause gehen, Dominik". Das brauchte ich ihm nicht ein zweites Mal zu sagen.​
 
Diese Folge lässt hoffen. Oxana sieht schon wieder besser aus und es war sicher gut, dass sie zu ihrer Oma gefahren ist.
Das Gespräch mit ihr hast du schön geschrieben, richtig lebensnah.
Aber ich hoffe mal, dass es jetzt nicht schon dem Ende zugeht??

(Ansonsten kannst du vielleicht "Wirrungen der Begierde" schreiben :D, aber jetzt mal Ernst, es würde mich freuen, wenn es hier noch ganz viele Folgen geben würde)
 
oioioi :)
joa, mir hats gefallen. ist zwar sehr, ich sag mal 'wortbezogen'
und die Bilder stellen eher die Gespräche dar,
aber die gefallenen worte waren sehr schön. ich musste selber
nachdenken über 'babcia's ( richtig so ? ) worte. aber ich hoffe,
in den nächsten kapiteln ist ein bisschen mehr 'action' drin.
( jaa, vielleicht mein ich damit auch, dass oxana irgendwas passiert … )

aber gut, ich will nicht zu viel schreiben ;)
liebste grüsse meisterschreiber, mellie :-)
 
@SecondJumper
Ja, die kleine Auszeit hat Oxana wirklich gut getan. Viel wichtiger ist aber noch, dass sie jetzt wieder ein Perspektive hat. Sie hat jetzt ein Ziel, auf das sie zuarbeiten kann. Vielleicht glaubt sie noch nicht daran, dass ihr jetzt das große Glück bevorsteht, aber sie wurde aus ihrer Depression herausgerissen und hat wieder neuen Lebensmut gefasst.
Aber ich kann dich beruhigen, Oxanas Geschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Ich hab euch noch viel zu erzählen ;)
Vielen Dank für deinen Kommentar!

@Mellie
Ja, dieses Kapitel war in der Tat eher eines, wo der Text im Vordergrund stand. Aber ich finde solche Kapitel auch sehr wichtig, damit man richtig versteht, warum Oxana und die anderen so handeln, wie sie es tun. Ob Oxanas Oma mit ihrem Rat richt liegt, kann natürlich nur die Zukunft zeigen. Ihr Rat ist ja durchaus gewagt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bei einem Mann bleiben könnte, den ich nicht liebe. Und ob Oxana unter diesen Umständen witrklich glücklich wird?
Im nächtsen Update wird wieder mehr passieren. Aber es wird noch öfter Kapitel geben, die hauptsächlich aus Gesprächen bestehn.
Vielen Dank für deinen Kommentar!
 
Kapitel 79: Meine Antwort ist Ja

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Dominik und ich blieben noch über Nacht in Warschau. Doch gleich am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von meiner babcia, Tante Kasia und Onkel Kazik und buchten einen Flug nach SimVegas. Spät am Abend trafen wir dann endlich in der Simlane ein. Kinga kam sofort auf uns zugestürmt, als sie den Wagen vorfahren sah. "Papa, Mami! Da seid ihr ja wieder. Hast du dich in der Kur gut erholt Mami?" Kur? Ich sah Dominik fragend an, doch der zuckte nur entschuldigend mit den Achseln. "Irgendetwas musste ich ihr doch erzählen, wo ihre Mami abgeblieben ist".

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Nachdem ich auch noch Tristan begrüßt hatte, der sich hundertmal dafür entschuldigte, dass er Dominik meinen Aufenthaltsort verraten hatte, ging ich hinaus in den Zitronenhein. Ich musste einfach sehen, wie es den Bäumen ging. Aber alles war in bester Ordnung. Ich schnitt zwar hier und dort ein paar Zweige ab, aber ansonsten hatte Dominik sich wunderbar um alles gekümmert. Und das tat er nun schon seit so vielen Jahren. Babcia hatte Recht, Dominik war wirklich ein Mann, auf den man sich verlassen konnte.

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Also faste ich einen Entschluss. Ich warf die Laubschere auf den Boden und lief ins Haus. Dominik stand in der Küche und verstaute die zahlreichen Würste, die meine Großmutter uns mitgegeben hatte. "Kommst du mal bitte mit?", bat ich ihn und führte ihn Hand in Hand in Rolands altes Zimmer. "Was wollen wir den hier?", fragte Dominik verwundert als wir in dem dunklen, nun vollkommen leeren Raum standen. "Ja, Dominik. Meine Antwort ist Ja".

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Dominik zog verwirrt die Augenbrauen hoch. "Ja? Ja wozu?". Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Vor etwa vier Jahren hast du mir hier eine Frage gestellte, Dominik. Damals war das noch Kingas Babyzimmer gewesen und wir standen zusammen an ihrer Wiege. Und du hast mir eine Frage gestellt. Ich habe nie geantwortet. Bis heute und meine Antwort ist Ja". Ich konnte die Zahnräder, die ihn Dominiks Gehirn arbeiteten, förmlich sehen. Und plötzlich riss er die Augen auf, als er verstand, auf welches Ereignis in diesem Zimmer ich anspielte.

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Ohne Vorwarnung lief er davon und ließ mich verwirrt stehen. Aber nur für einen kurzen Augenblick, denn er kam sofort völlig außer Puste zurück und fiel vor mir auf die Knie. "Der letzte Antrag ist schon so lange her", hechelte er, "dass ich lieber noch einen zweiten mache. Lass mir nur fünf Sekunden, um wieder Luft zu schnappen. Na gut, sagen wir zehn." Ich ließ ihm so viel Zeit, wie er wollte. Schließlich hatte er auch lange genug auf mich warten müssen.

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Und dann streckte er seine Hand vor und präsentierte den wunderschönen Ring mit dem glitzernden Diamanten, den ich schon vor vier Jahren hätte annehmen sollen. "Oxana Brodlowska, willst du diesen schönen und teuren Ring und mich als unwiderstehlich gut aussehenden Mann gleich dazu?". Ich nahm den Ring und steckte ihn mir an den linken Mittelfinger. Er passte perfekt. "Ja, ich will", antwortete ich schließlich ohne lang zu überlegen. "Ich will euch beide, den Ring und dich".

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Dominik küsste mich zärtlich und umarmte mich dann. "Ich hatte schon befürchtet, dass ich diesen Ring völlig umsonst gekauft hätte", gab er zu und ich hörte deutlich, wie ernst er es damit meinte. "Ich liebe dich, Brodlowska. Und ich werde dir ein guter Ehemann sein und Kinga ein noch besserer Vater, als ich es bisher war ".

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"Nicht nur Kinga, sondern auch deiner anderen Tochter; oder deinem Sohn, so genau weiß ich das noch nicht". Und erneut an diesem Abend schaffte ich es, Dominik sprachlos zu machen. "Du meinst, du bist schwanger?", fragte er überglücklich. "Wir bekommen noch ein Kind?". "Ich weiß es seit dem Arztbesuch bei Schwester Mphenikohl. Ich bin etwa in der achten Woche", bestätigte ich und Dominik brach in Jubel aus. "Dann ist es ja auch nicht verwunderlich, dass du dich in den letzten Wochen so seltsam verhalten hast. Junge, Junge, Frauen sind während der Schwangerschaft echt unberechenbar. Und du ganz besonders, Brodlowska".

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Wir machten uns umgehend an die Planung. Ich wollte so schnell wie möglich heiraten. Zum einen wollte ich nicht, dass man mir die Schwangerschaft bei der Hochzeit ansah. Irgendwie würde ich mich sehr unwohl fühlen, wenn man mir direkt ansah, dass ich nicht mehr jungfräulich in die Ehe ging, auch wenn das natürlich total bescheuert war. Zum anderen hatte ich Angst, meine Entscheidung Dominik zu heiraten doch noch zu bereuen und alles abzublasen. Und viel war ja nicht zu organisieren. Ein Partyservice war schnell gefunden und die Einladungen an unsere Familien konnten unproblematisch über das Telefon abgewickelt werden.

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"Und du bist dir wirklich sicher, dass du nicht in der Kirche heiraten willst?", fragte Dominik, als ich die Anmeldung im Standesamt über das Internet abgewickelt hatte. "Ich weiß doch, wie wichtig dir die Kirche und so ein Kram sind". "Und ich weiß ganz genau, wie wenig du von diesen Dingen hältst, Dominik. Ich will nicht, dass du nur mir zuliebe vor Gott ein Gelübde ablegst, das dir nichts bedeutet." Damit schien Dominik einverstanden zu sein. "Aber wenn du es dir anders überlegen solltest, Brodlowska", fügte er hinzu, "dann sag mir einfach bescheid. Für dich würde ich sogar gläubig werden".

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Es war nicht die volle Wahrheit, die ich Dominik gerade erzählt hatte. Natürlich hätte ich gerne in der Kirche geheiratet. Aber ich konnte nicht vor Gott treten und ein Gelübde über ewige Liebe abgeben, wenn ich Dominik nicht liebte. Und das tat ich einfach nicht. Noch nicht. Aber ich vertraute darauf, dass sich das mit der Zeit entwickeln würde.




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Und dann ging alles furchtbar schnell. Die Wochen verflogen und der Hochzeitstermin stand schon vor der Tür. Und zwei Tage vor der Hochzeit trafen mein Bruder Orion, meine Schwester Joanna und mein Schwager Tobias aus SimCity ein. Mein Großmutter und Tante Kasia und Onkel Kazik würden erst gegen Abend in SimVegas landen.

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Auch meine Schwester hatte ich schon lange gewartet. Als Kinder hatten wir immer von einer pompösen Doppelthochzeit geträumt, doch dieser Wunsch ist nie in Erfüllung gegangen. Aber ich wollte immerhin, dass sie mir bei meiner Hochzeit zur Seite stand. Und ein passendes Brautkleid konnte ich nur gemeinsam mit ihr aussuchen. "Dieses grässliche Teil ist ja wohl nicht dein Ernst, Xana", protestierte sie aufs heftigste, als ich ein Kleid vom Ständer der Mode-Boutique nahm. "Lass mich lieber aussuchen, Schwesterherz. Das bäuerliche Leben scheint deinen Modegeschmack verwirrt zu haben".

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Sie suchte eine Weile herum und kam schließlich mit einem langen, weißen Kleid auf dem Arm zu mir und schob mich damit in die Umkleidekabine. "Du wirst damit umwerfend aussehen", versicherte sie mir. Ich probierte das Kleid an und es sah tatsächlich wunderschön aus. "Und gefällt es dir?", fragte Joanna. Es gefiel mir sogar sehr, aber irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, in diesem Kleid übermorgen zu heiraten. Es wirkte einfach zu sehr nach Traumhochzeit. Ich wollte etwas schlichteres, etwas, was einer einfachen standesamtlichen Trauung im eigenen Garten eher entsprach.

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"Ich denke, dann hab ich genau das Richtige für dich". Joanna verschwand für ein paar Minuten zwischen den Kleiderständern, während ich mir nur in Unterwäsche bekleidet in der Umkleidekabine etwas verloren vorkam. Aber dann kam sie wieder mit einem Outfit, das meine volle Zustimmung fand. Ich brauchte nicht lange zu überlegen und ging damit sofort zur Kasse. Und da wir gerade ohnehin in SimVegas waren, konnten wir anschließend unsere babcia samt Anhang vom Flughafen abholen.

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Den Tag vor der Hochzeit verbrachten meine Schwester und ich damit, die richtige Frisur für mich zu finden. Ich wollte meine Haare am liebsten einfach nur zu einem Pferdeschwanz zusammen binden, aber da protestierte Joanna. "Du musst auch an unsere polnische Familie denken, Oxana. Zurückhaltung mag hier in der SimNation als vornehm gelten, doch in Polen muss man protzen, sonst enttäuscht man seine Gäste. Also müssen wir schon etwas Ausgefallenes auf deinen Kopf zaubern." Und als die Frisurenfrage geklärt war, beschäftigten wir uns mit dem passenden MakeUp. Ich hätte ja einfach mein alltägliches Aufgetragen, aber Joanne wäre fast in Ohnmacht gefallen, als ich ihr das vorschlug.

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Die Jungs waren währenddessen damit beschäftigt, den Garten für die morgige Zeremonie herzurichten. Auch Roland kam zur Unterstützung vorbei. Der Partyservice hatte alles notwendig bereits geliefert und es musste nur noch aufgebaut und an den richtigen Platz gestellt werden. Warum die Jungs dabei aber ihre gute Abendgarderobe trugen, verschloss sich meinem Verständnis.

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Am Abend kam dann Glinda, Dominiks Mutter, vorbei um ihren Sohn für die Nacht zu sich nach Hause zu holen. Dominik sollte mich vor der Hochzeit schließlich nicht mehr sehen. Aber so wie Glinda nun mal war, konnte sie ihren Mund nicht halten. "Und du willst dieses Mädchen wirklich heiraten, Nicky? Ich weiß, dass du sie magst, aber sie ist einfach nicht die Richtige für dich. Sie kann dich nicht so sehr lieben, wie du es verdient hast. Mach keinen Fehler Nicky. Die kleine Ingrid, deine Freundin während der Schulzeit, war so ein gutes Mädchen. Ich verstehe bis heute nicht, warum du sie verlassen hast. Aber ich habe gehört, dass sie immer noch alleine ist. Sie würde dich bestimmt mit offenen Armen zurück nehmen".

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"Mutter, hör doch endlich auf damit. Ich heirate morgen. Oxana wird deine Schwiegertochter und du kannst nichts daran ändern. Kannst du dich nicht für mich freuen? Oxana ist die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen möchte und nichts was du sagst, wird daran etwas ändern. Und wenn du in diesem Haus weiterhin willkommen sein möchtest, dann solltest du das akzeptieren". Dominiks Worte klangen so entschlossen, dass Glinda dem nichts entgegen zu setzen wusste. "Ach, Nicky, ich will doch nur, dass du glücklich wirst". "Und das werde ich auch, Mutter, das werde ich".
 
Geil geil !
Jaa, das Kapitel war toll.
Ich wünsche mir so sehr, dass Oxana doch noch gefühle für
"Nicky" entwickelt. Mich würds so für sie freuen (;
Und ich habe das Gefühl, Nickys Mutter will was gegen die Hochzeit
unternehmen. Irgendwas. Aber ob ich recht hab, werd ich ja sehen :-)

Bist nächste Woche, Mellie :-)
 
Gott, hier hab ich ja so einiges verpasst. Albert schon tot, das trifft auch beim zigmalsten Lesen noch, auch wenn ich ihn inzwischen nicht mehr so glorifiziere wie damals beim ersten Lesen.
Roland entscheidet sich für Brandi, landet aber vorher noch mal mit Oxana im Bett. Im Nachhinein dachte ich nur, wie gut, dass sie da wenigstens schon schwanger war. Das wäre ja sonst was geworden.
Und Kinga tut mir immer so leid. Zum Glück vergöttert wenigstens Dominik sie.
Dann habe ich natürlich gleich Tobias auf dem einen Bild entdeckt, und Joanna ist auch noch so viel jünger. Überhaupt alle, Anan als Erwachsenen hatte ich gar nicht mehr im Kopf.
Dominiks Heiratsantrag war einfach herzig, so typisch für ihn. Und ich bin sehr froh, dass Oxana nach den Worten ihrer Großmutter nun endlich ja dazu sagen konnte. Sie kann ja schließlich nicht in diesem Loch stecken bleiben, in das Alberts Tod sie gestoßen hat.
Hach ja, ich muss sagen, ich schaue einfach immer wieder unglaublich gerne hier rein und erinnere mich an deine Story zurück. Wie sieht es eigentlich mit einer aktuellen Fortsetzung aus? Kommst du voran?
 
Hey Stev, auch mich fesselt deine Story nach wie vor, nur fällt mir nicht immer zu jedem Kapitel was ein. Nun aber schon.

Auf der einen Seite finde ich es super, dass sich Dominik und Oxana nun doch trauen. ;) Auf der anderen bin ich irgendwie skeptisch, ist sie wirklich schon über Alberts Tod hinweg? Möchte sie nur ihre Kinder vor dem Gerede der Leute schützen? Oder glaubt sie wirklich, dass sich noch Gefühle einstellen? Wenn jetzt nämlich nichts mehr passiert, wäre die Story ja zu Ende, von daher schätze ich eher, dass Oxana doch noch jemandem begegnet von dem sie genauso oder ähnlich fasziniert ist wie von Albert.

Das sind nun die Gedanken, die ich mir so gemacht habe. Natürlich weiß ich, dass du meine Fragen nicht beantworten wirst und nun muss ich mich also wieder eine Woche gedulden. Das tue ich natürlich gerne.

In diesem Sinne
Simellie

Edit: HA, Seite 7
 
Ui, ich hab ja alle eure Kommentare der letzten Woche übersehen. Irgendwie muss meine Benachrichtigungsmail verschwunden sein. Das wird aber schnell nachgeholt.

@Mellie
Oxana hofft ja selbst, dass sie noch romantische Gefühle für Dominik entdeckt. Aber im Moment glaubt sie nicht wirklich daran. Sie hofft, dass ihr freundschaftlichen Gefühle für Dominik für eine halbwegs glückliche Ehe ausreichen werden.
Dominiks Mutter versucht nur ihren Sohn zu schützen. Und wenn man es genau betrachtet, dann hat sie sogar allen Grund dazu, immerhin spiel Oxana ihren Sohn nur Liebe vor. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihm das Kind eines anderen untergeschoben hat. Zur Hochzeit selbst will ich gar nicht viel sagen, denn die werde ich gleich posten...

@Bienchen
Ja, es ist echt erstaunlich, wie viel Leben in diesen kleinen Figuren steckt und wie sehr sie einem ans Herz wachsen. Ich finde es auch immer schon zurückzublicken und zu sehen, wie viel jünger die einzelnen Charaktere damals waren.
Die Fortsetzungspläne stocken zur Zeit. Erst muss ich ein privates Projekt abarbeiten, dann kann ich mich daran machen an Klaudias Geschichte weiter zu schreiben. Aber das wird vermutlich doch noch etwas dauern.

@Simellie
Nein, Oxana hat Alberts Tod noch nicht überwunden. Ich glaube, so etwas schafft man nie wirklich. Aber sie ist bereit, sich dem Leben wieder zu stellen, denn irgendwie muss es ja weiter gehen. Sie kann nicht ewig in Trauer versinken.
Der Grund für die Hochzeit sind tatsächlich die beiden Kinder. Sie möchte Kinga nicht den Vater nehmen, insbesondere, da Dominik die kleine vergöttert, während Oxana sich ihrer Tochter nach wie vor nicht so recht verbunden fühlt. Und auch ihr zweites Kind soll nicht ohne Vater aufwachsen. Natürlich hofft sie auch selbst, in dieser Ehe glücklich zu werden. Aber das ist für sie eher ein Bonus, an den sie zur Zeit noch nicht glauben kann. Albert, ihre große, wahre Liebe ist tot und Oxana glaubt nicht, dass sie jemals wieder so eine Liebe finden wird. Daher ist es für sie auch in Ordnung einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebt, für den sie aber tiefe Freundschaft und Respekt empfindet.
Was die weitere Story angeht, so musst du nicht befürhten, dass sie bald zu ende sein wird. Allerdings wird sie eine neue Richtung einschlagen. Es wird weniger um Oxanas Liebesleben gehen, aber ich willnoch nicht zu viel verraten.

Vielen Dank euch allen für die Kommentare!
 

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