Fotostory Oxana - Wege des Gewissens ♦ abgeschlossen ♦

Kapitel 80: Frau Dominik Blech

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Und dann war es soweit. Joanne weckte mich früh am Morgen um mich für diesen großen Tag schön zu machen. Am Abend zuvor hatten wir meinen Junggesellenabschied mit etwas Sekt gefeiert. Es war zwar nicht viel, aber ein starker Kaffee tat mir dennoch gut. Und nachdem ich fertig gestylt war, konnte auch meine Schwester sich fertig machen. Die Trauung war für zwölf Uhr angesetzt und da alle Gäste entweder direkt bei uns, oder bei Dominiks Eltern übernachtet hatten, kam auch keiner zu spät.

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Den Papierkram hatten wir bereits eine viertel Stunde zuvor mit dem Standesbeamten abgewickelt. Zwei Unterschriften genügten und Dominik und ich waren Mann und Frau. Aber es war die eigentliche Zeremonie, die zählte und nicht irgendwelche Dokumente. Unsere Gäste schauten uns erwartungsvoll an und jubelten uns zu, als wir Hand in Hand, begleitet von romantischer Musik aus dem CD-Player, zum Hochzeitsbogen schritten.

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"Und du bis dir auch ganz sicher, dass wir das durchziehen wollen, Brodlowska? Verzeihung, ich meine natürlich Frau Blech?" Ich legte meinen Arm liebevoll um seine Schulter. "Ich bin mir ganz sicher. Und wie du es gerade richtig bemerkt hast, wir haben es doch schon längst durchgezogen."

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Dominik lachte. "Nun gut. Brodlowska, willst du dann noch mal vor unsere Familie und unseren Freunden bestätigen, dass du mich wirklich heiraten willst?" "Ja, ich will". Ich strahlte und fühlte mich wirklich glücklich, als Dominik den goldenen Ehering aus seiner Tasche zog und ihn an meinen Finger steckte.

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"Und willst du, Dominik, mich heiraten, obwohl ich manchmal seltsam und durchgedreht bin und dich an den Rand des Wahnsinns treibe?" "Ja, das will ich. Und glaub mir, du wirst es niemals schaffen, mich wahnsinnig zu machen. Höchstens wahnsinnig nach dir." Lachend steckte ich ihm seinen Ring an den Finger.

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Dann zog er mich zu sich heran und verpasste mir einen langen, innigen Kuss. "Frau Dominik Blech! Ich hab dir doch prophezeit, dass ich dich heiraten würde, Brodlowska, gleich bei unserem ersten Treffen." Und er hatte Recht behalten. Ich musste es wohl oder übel zugeben. Aber inzwischen fand ich diesen Gedanken gar nicht mehr so unangenehm.

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Unsere Freunde und Verwandten jubelten, als wir unser Ehegelübde mit einem Kuss besiegelten. Auch Kinga klatschte erfreut in die Hände. "Jetzt sind Mami und Papa verheiratet wie richtige Eltern", erklärte sie dem steifen Standesbeamten erfreut. „Und jetzt werde ich es der doofen Bärbel heimzahlen, dass sie mich deswegen immer geärgert hat.“

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Als erstes ging ich dann zu dem Standesbeamten und bedankte mich für sein Kommen und die unkomplizierte Abwicklung des Papierkrams. Dominik war inzwischen damit beschäftigt, die herzlichen Glückwünsche der Hochzeitsgäste entgegen zu nehmen und auch hinter mir bildete sich bereits eine Schlange, die nur darauf wartete, dass ich ebenfalls zur Verfügung stand.

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Meine babcia war so gerührt von der Trauung, dass ihr die Tränen die Wange hinunter liefen. "Ach, du dumme alte Frau", schimpfte sie mit sich selbst. "Jetzt brichst du auch noch in Tränen aus. Freuen solltest du dich und nicht weinen." Natürlich brachte dieses Gerede nicht das Geringste. Und ich fand es richtig schön, dass sie sich so für mich freute.

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Dominik konnte sich gar nicht losreißen von all den Gästen, die ihn beglückwünschten. "Herzlichen Glückwunsch, großer Bruder". Siana drückte ihren Bruder und verpasste ihm ein Küsschen auf jede Wange. "Wer hätte gedacht, dass du durchgeknallter Kerl eine so hübsche Ehefrau abbekommst. Ich wünsche euch nur das Beste für eure gemeinsame Zukunft". Erfreut stellte ich aber auch fest, dass unsere beiden Familien sich prächtig miteinander Verstanden. Dominiks Mutter unterhielt sich angeregt mit meiner Schwester, von der sie nebenbei bemerkt sehr viel mehr angetan schien, als von mir. Und selbst Onkel Kazik schien die Sprachbarriere leicht überwinden zu können.

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Und auf einmal begann es zu regnen. Innerhalb von Minuten zogen dunkle Wolken auf und entließen ihre nasse Fracht über Sierra Simlone Stadt. Für diese Jahreszeit war ein solcher Regenschauer absolut ungewöhnlich. Aber die Regentropfen verdunsteten, noch bevor sie den heißen Wüstenboden erreichen konnten. Es war dennoch eine willkommene Abkühlung und ich wertet diesen Schauer als ein gutes Zeichen für die Zukunft.

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Unbeirrt fuhren wir im Programm fort und eröffneten den Tanz mit einem schönen Langsamen Walzer. Und schon bald gesellten sich Roland und meine Schwester, sowie Tristan und Glinda zu uns auf die Tanzfläche, bis schließlich alle am Tanzen waren.

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Da sich aber auch langsam mein Magen meldete, zog ich Dominik von der Tanzfläche, um die Hochzeitstorte anzuschneiden und damit offiziell das Buffet zu eröffnen. Dominik schnitte ein großes Stück der Torte heraus und legte es auch einen Teller.

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"Augen zu und Mund auf, Frau Blech", forderte er mich auf. Ich sah in skeptisch an, schloss dann aber artig meine Augen und öffnete meinen Mund. Ich war auf alles gefasst, doch am Ende fand doch ein Stück der Torte ordentlich auf einer Gabel seinen Weg in meinen Mund statt sich über mein ganzes Gesicht zu verteilen. "Damit hast du nicht gerechnet, Brodlowska, hab ich Recht?" Dominik grinste. "Ich bin halt immer für eine Überraschung gut".

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Schnell folgten die anderen Gäste, um ebenfalls ein Stück des Kuchens abzubekommen. Tante Kasia sorgte dafür, dass alles in geordneten Bahnen verlief. Die vorher mühevoll ausgeklügelte Sitzordnung wurde plötzlich wertlos, da sich jeder hinsetzte, wo er wollte. Ob Orion so glücklich war, in der Kinderecke bei Kinga und Constance zu landen kann ich nicht beurteilen. Aber immerhin entschädigte ihn die charmante Gesellschaft von Siana für so einiges.

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"Kinder, Kinder, was ist denn das für eine Hochzeit!" Meine Oma schüttelte verständnislos den Kopf, ging zur Sektflasche hinüber und ließ den Sektkorken knallen. "Es geht doch nicht, dass hier alle ohne Glas in der Hand rumlaufen. Oxana, du bis Polin, also benimm dich auch so. Und dein Dominik ist jetzt auch Pole, also sollte er gleich lernen mit seiner neuen Familie beim Trinken mithalten zu können." Dominik verstand zwar kein Wort, aber ich brach neben ihm in Gelächter aus. Und meine Oma mit der Flasche in der Hand und dem tadelnden Blick war einfach ein Bild für sich.

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Als dann alle ihre Gläser in der Hand hatten, räusperte mein Bruder Orion sich und lenkte die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste auf sich. "Xana, da unsere Väter leider nicht mit uns feiern können, liegt es an mir, als männliches Oberhaupt der Familie, einen Toast auch dich und deinen Mann auszusprechen. Ich habe noch keine Ahnung, was Liebe wirklich ist, aber ihr zwei seid nun schon lange genug zusammen, um zu wissen, was ihr einander bedeutet. Ich wünsche Euch eine glückliche gemeinsame Zukunft. Und Dominik, wenn ich höre, dass du meine Schwester schlecht behandelst, dann kriegst du es mit mir zu tun." Dominik begann theatralisch zu zittern und alle lachten. "Ein dreifaches Hoch auf das Brautpaar", endete Orion seine Ansprache und gemeinsam stießen wir an.

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Das Buffet stand bereit und jeder konnte sich bedienen, wie er wollte und Großmutter sorgte schon dafür, dass niemand zu wenig trank. Dank meiner Schwangerschaft konnte ich mich immerhin meistens herausreden. Dominiks kleiner Bruder Dennis nahm dagegen gerne jedes Glas an, das ihm angeboten wurde und so war es nicht verwunderlich, dass er auf der Tanzfläche zu Höchstleistungen auffuhr und mit seinen eigenwilligen Tanzeinlagen alle zum Lachen brachte.

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Wir tanzten, aßen und tranken und alle hatten ihren Spaß. Dann fuhr eine schwarze Limousine vor. "Hier ist eure Hochzeitsüberraschung", rief meine Schwester und zog mich und Dominik zu dem wartenden Auto. "Zwei Wochen erholsamen Urlaub in Ägypten. Nilkreuzfahrt, Palmen, Strand, Meer und niemand der euch stört. Ihr braucht nur noch einzusteigen. Alles andere ist erledigt". Ich fiel Joanna überglücklich um den Hals. "Viel Dank für diese Überraschung." Wir verabschiedeten uns nur noch von allen Gästen und von unserer Tochter und stiegen dann in die Limousine, die uns zum Flughafen nach SimVegas brachte, von wo aus wir in unsere Flitterwochen und in den Begin eines neuen Lebensabschnittes starteten.



Gedanken:

Frau Oxana Blech. Dieser Name klang immer noch fremd in meinen Ohren, aber ich würde mich an den Klang gewöhnen. Ich war also verheiratet. Verheiratet mit Dominik. Noch vor wenigen Wochen hätte ich es nicht für möglich gehalten, doch jetzt war es wahr. Nur drei Monate nach Alberts Tod heiratete ich einen anderen Mann. Aber es erschien mir richtig. Ich liebte Dominik nicht, aber ich habe bereits sechs Jahr mit diesem Mann verbracht. Und es hat auch ohne Liebe funktioniert. Es war manchmal schwer, aber im Großen und Ganzen hat es funktioniert. Ich war mir sicher, dass es auch weiterhin funktionieren würde. In den Jahren zuvor, war Albert immer ein unsichtbarer Konkurrent gewesen, gegen den Dominik nicht ankämpfen konnte. Doch jetzt gab es diesen Konkurrenten nicht mehr. Und vielleicht würde ich auf diese Weise zu Dominik finden und ihn lieben lernen. Er war Kingas Vater und bald würde er der Vater meines zweiten Kindes werden. Es spielte dabei keine Rolle, ob er auch wirklich der Erzeuger war. Doch diesmal hatte ich das Gefühl, dass dieses Kind wirklich seines war. Ich würde ihm also nicht noch ein Kuckucksei unterschieben.

Unser Konto war gut gefüllt. Finanzielle Probleme hatten wir also nicht zu erwarten. Der Ertrag aus der Farm war konstant und zufriedenstellen. Die Zitronen- und Orangenplantage hatte zwar viel Geld in der Anschaffung gekostet, doch ich war mir sicher, dass sich diese Investition bald auszahlen würde. Mir Rolandas Auszug haben wir natürlich einen wichtige Einnahmequelle verloren. Sein Job als Klinikleiter füllte unsere Kassen immer sehr gut. Aber Tristan verdiente in seiner hohen Position bei der ansässigen Ölfirma auch sehr gut und auch Dominik stieg immer weiter auf. Er war jetzt Hauptkommissar bei seinem Wachdienst. Jetzt war er nicht mehr direkt mit der Bewachung der Ölförderanlagen beschäftigt, sondern organisierte die übrigen Wachleute bei ihren nächtlichen Einsätzen.

Rolands Auszug tat mir noch immer weh. Es war ein Fehler gewesen, mit ihm zu schlafen. Es war ein Fehler, der sich ganz sicher nicht wiederholen würde. Es war verständlich, dass er bei seiner zukünftigen Frau leben wollte, aber ich hatte das ungute Gefühl, dass wir durch seinen Auszug nicht mehr in der Lage waren, unsere Freundschaft zu kitten. Bei der Hochzeitsfeier war er zwar anwesend, aber er mied mich. Glücklicherweise litt meine Laune darunter nicht all zu sehr. Insgesamt war die Hochzeitsfeier ein voller Erfolg. Alle hatten sich wunderbar amüsiert. Ich hoffte, dass meine Ehe mit Dominik sich ebenso vorsetzen würde, wie sie begonnen hatte. Und ich hatte ein gutes Gefühl, was dies anging.


 
Was für eine wundervolle Folge!
Oxana und Dominik sind so ein schönes Paar. Fast hätte ich bei der Hochzeit auch ein paar Tränchen vergossen.
Ich wünsche den beiden alles alles Gute, und dass Oxana doch noch ihr Glück findet.
Vielen Dank für die tolle Folge!
 
@Second Jumper
Ach, das freut mich ja, dass dich die Hochzeit so sehr gerührt hat. Und vielleicht wird Oxana wirklich glücklich. Da Albert nun ihrem Glück mit Dominik nicht länger im Wege steht, könnte es sogar klappen. Die Hochzeit war in jedem Fall ein gelungener Start in ihr weiteres Leben.
 
Kapitel 81: Wahre Freundschaft

Was bisher geschah:

(Zusammenfassung der vorherigen Kapitel)

Albert war tot. Der Mann, den ich über alles liebte und mit dem ich mir eine gemeinsame Zukunft erhoffte, war gestorben. Nach seinem Tod war ich wie gelähmt. Ich wusste nicht, wie ich ohne ihn weiter leben sollte. Also zog ich mich von allem zurück, von meinen Freunden, von meiner Tochter Kinga, die gleichzeitig auch Alberts Tochter war, und in aller erster Linie zog ich mich vor Dominik zurück. Ich konnte es nicht ertragen, von diesem Mann im Arm gehalten zu werden, wenn gerade meine einzig wahre Liebe gestorben war.​
Ich stürzte mich in die Arbeit auf der Farm Das alleine hielt mich noch aufrecht. Doch ich überforderte mich und meinen Körper und brach unter der glühenden Sonne der Sierra Simlone zusammen.​
Dominik brachte mich schleunigst zum Arzt und dort wurde festgestellt, dass ich erneut schwanger war. Doch wer war der Vater? War es mein geliebter Albert oder war es Dominiks Kind, das unter meinem Herzen heranwuchs.​
Ich wusste nicht mehr weiter. Mein bester Freud Roland schien mir einen Halt zu bieten, doch in meiner Schwäche ließ ich es zu, dass wir beide im Bett landeten. Das fügte unserer Freundschaft eine tiefen Riss zu, denn Roland würde in kürze Brandi heiraten. Und da er die Beziehung zu ihr auf keinen Fall gefährden wollte, zog er überstürzt aus.​
In dieser Situation erwies sich Tristan als wahrer Freund. Endlich fand ich einen Menschen, dem ich mich ganz anvertrauen konnte. Tristan wusste von mir und Albert und er verurteilte mich nicht. Stattdessen gab er mir den Rat, Abstand zu gewinnen und in Ruhe über alles nachzudenken.
Ich fuhr also nach Warschau zu meiner Großmutter. Doch Dominik fand mich dort. Er konnte nicht verstehen, warum ich einfach verschwunden war ohne ein Wort zu sagen. Meine Großmutter erkannte, dass etwas mit mir nicht stimmt. Nachdem ich ihr mein Dilemma erklärt hatte, gab sie mir den Rat, Dominik eine Chance zu geben. Auch wenn ich ihn jetzt noch nicht liebte, es könnte sich Liebe entwickeln, wenn ich es nur zuließe. Und eine Ehe, die auf Verlässlichkeit und Respekt beruhte, stünde auf einem festen Fundament. Ich glaubte ihr.
Ich wurde Dominiks Frau. Er würde auch meinem zweiten Kind ein verlässlicher Vater werden und tief in meinem Herzen wusste ich, dass dieses Kind von ihm war. Und wenn ich mich anstrengte, dann würde ich ihn lieben. Ich musste es nur wollen.

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"Mami! Papi! Ihr seid wieder da!" Der Motor unseres Pickups stand noch keinen Minute still, als Kinga laut schreiend aus dem Haus gestürmt kam. Dominik blieb gar nichts anderes übrig, als unseren Koffer, den er von der Ladefläche gehoben hatte, eilig auf den Boden abzustellen und seine Tochter lachend in die Luft zu heben. "Hallo Prinzessin! Hattest du viel Spaß so ganz allein mit Onkel Tristan?" Als ich diese herzliche Szene zwischen den beiden sah, musste ich lächeln und unweigerlich fuhr meine Hand zu meinem Bauch, der sich ganz allmählich zu wölben begann. Endlich wieder zu Hause!

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Auch ich gab Kinga einen Kuss auf die Stirn, doch sie war viel zu sehr damit beschäftigt, den Koffer auf der Stelle nach Geschenken zu durchwühlen, als dass sie von mir Notiz nahm. Sofort streifte mein Blick über mein Grundstück und zu meiner Zufriedenheit schien alles in bester Ordnung auf Grünspan. Und als ich sah, dass in den zwei Wochen, in denen Dominik und ich unsere Flitterwochen in Ägypten verbracht hatte, die Zitronen in der Plantage sichtlich gelb und reif geworden waren, musste ich zum Korb greifen und einige pflücken. Zwei Wochen ohne meinen Hof schienen doch eine sehr lange Zeit.

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Im Haus wurde ich dann noch einmal überschwänglich von Tristan empfangen, der über alles genau informiert werden wollte. "Wie war denn der Flug? Und das Hotel? Was habt ihr alles gesehen? Hat die Sphinx wirklich keine Nase?" Mit seinen Fragen schien er noch neugieriger als Kinga, die eher wissen wollte, ob der Hotelpool auch eine Rutsche hatte. Der Urlaub war rundum gelungen. Meine Zwillingsschwester Joanna hatte Dominik und mir kein schöneres Geschenk machen können. "Leider bin ich nicht ganz so braun geworden, wie ich es mir erhofft hatte", musste ich betrübt eingestehen. Aber das war auch das einzige, was es zu beklagen gab.

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"Das mit der fehlenden Bräune hat auch einen ganz einfachen Grund. Wir waren viel zu sehr mit...anderen Dingen beschäftigt, als das Brodlowska hätte in der Sonne brutzeln können." Dominik grinste breit und fasste meine Hand. "Dominik!", entfuhr es mir und ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Aber mein Lächeln verriet deutlich, dass mein Entsetzen eher gespielt war. Und ein Blick in Kingas verwirrtes Gesicht beruhigte mich endgültig. Die Kleine hatte die Anspielung glücklicherweise nicht verstanden.

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Kinga wurde das Gerede über Tempelbesichtigungen und Basarbesuche schnell zu langweilig und sie verzog sich mit ihren neuen Ramsespuppen und Sphinxstofftieren in ihr Zimmer. Dominik, Tristan und ich unterhielten uns noch bis tief in die Nacht, bis auch wir, erschöpft vom langen Flug, müde in unsere Betten fielen. Zum ersten Mal schliefen Dominik und ich gemeinsam als Mann und Frau in unserem Bett. Es war ein seltsames Gefühl für mich, aber ein seltsam angenehmes. Denn mir wurde bewusst, dass ich von jetzt an für den Rest meines Lebens einen starken und verlässlichen Partner an meiner Seite hatte.



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Aber was immer ich auch für Dominik empfand, es reichte bei weitem nicht an das heran, was ich mit Albert geteilt hatte. Seit meiner Rückkehr aus Warschau habe ich Alberts Grab nur ein einziges Mal besucht und nach meiner Hochzeit mit Dominik war ich noch nicht hier gewesen. Aber ich musste ihm einfach erklären, warum ich einen anderen Mann geheiratet hatte und das so kurz nach seinem Tod. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Albert meine Entscheidung nicht gutheißen würde. Alberts Grab war in tadellosem Zustand und in der Vase standen frische Blumen. Scheinbar musste sich jemand darum kümmern. Wahrscheinlich eines seiner Kinder.

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"Hallo, Geliebter." Ich strich zärtlich über den Grabstein, der vom warmen Sommerregen ganz glitschig war. Ich wusste nicht genau, wie ich anfangen sollte, also entschied ich mich für den direkten Weg. "Ich musste Dominik heiraten, Albert. Ich musste es. Ich erwarte ein Kind von ihm. Und diesmal ist es wirklich sein Kind. Frag mich nicht, woher ich es weiß, aber ich spüre es einfach. Inzwischen weißt du sicherlich, dass Kinga deine Tochter ist. Verzeih mir Albert, aber ich konnte es dir nicht sagen. Damit hätte ich Dominik zu sehr verletzt. Und umso wichtiger ist es, dass er für sein leibliches Kind da sein kann. Und auch ich brauche einen Mann an meiner Seite, Albert. Ich wirke vielleicht unabhängig und stark, aber in Wahrheit brauche ich einen Partner an meiner Seite, der mich unterstützt."

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"Aber glaub mir Albert, ich könnte niemals so tief für einen anderen Mann empfinden, wie ich für dich empfunden habe. Ich liebe dich immer noch und in meinen Gedanken bist du immer bei mir. Und egal wie gut ich mich auch mit Dominik verstehe, daran wird sich nie etwas ändern. Ich hoffe, dass du meine Entscheidung verstehst, Albert. Ich glaube wirklich, dass es auf diese Weise am besten für alle wird. Für Dominik, für sein ungeborenes Kind, für deine Tochter und vielleicht auch irgendwann für mich. Aber du wirst immer in meinem Herzen bleiben."

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Ich stand noch einige Minuten schweigend vor dem Grab und beobachtete, wie der Regen den Staub von dem Grabstein wusch. Als ich mich zum gehen umdrehte, blickte ich in ein hageres Gesicht, das mich freundlich anlächelte. "Hallo, Oxana. Schön dich wieder zu sehen." Ich war wie erstarrt, als ich Gerda vor mir sah. Sie sah sehr dünn aus und sie saß nach wie vor im Rollstuhl. Aber die blauen Flecken am ganzen Körper und die Schürfwunden im Gesicht waren verschwunden.

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Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Plötzlich fühlte ich mich fehl am Platz. Albert war schließlich ihr Mann. Wie konnte ich als seine kleine Geliebte es wagen, an sein Grab zu kommen. Ich kam mir so dumm vor. Ich verschränkte unsicher die Arme vor meiner Brust, was aber dazu führte, dass mein Ehering mehr als deutlich zu Vorschein kam. Ich wollte ihn zwar noch hastig verstecken, aber es war schon zu spät. Gerda hatte ihn längst bemerkt.

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"Es stimmt also doch, du hast geheiratet, Oxana. Ich konnte es erst nicht glauben, als ich es gehört habe." Ich wusste immer noch nicht, wie ich reagieren sollte. Was sollte ich Gerda bloß sagen? Wir schwiegen und gegenseitig an. Es war Gerda, die dieses Schweigen durchbrach. "Herzlichen Glückwunsch, Oxana. Ich hoffe, du wirst mit Dominik glücklich. Das meine ich wirklich ehrlich." Und so klang sie auch. Sie wünschte mir Glück für mein zukünftiges Eheleben, so wie man es von einer guten Freundin erwarten würde.

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Ein Stein fiel von meinem Herzen. "Oh Gerda, ich hätte dich so gerne eingeladen, wirklich. Aber ich wusste einfach nicht, ob ich damit nicht zu weit gegangen wäre." Bei den nächsten Worten senkte ich meinen Kopf. Ich konnte ihr dabei nicht in die Augen schauen. "Immerhin habe ich mit deinem Mann geschlafen. Und nur wenige Wochen nach seinem Tod, heirate ich einen anderen Mann. Eine Einladung hätte dir doch wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen müssen." "Ich war sehr überrascht, Oxana. Und ich bin es immer noch. Ich war mir sicher, dass du Albert lieben würdest....so wie er dich geliebt hat."

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"Oh, ich habe ihn geliebt, Gerda. Das musst du mir glauben. Und daran hat sich auch nichts geändert. Aber ich erwarte ein Kind und das braucht seinen Vater." Gerda sah mich forschend an und ich wusste, welche Frage ihr durch den Kopf ging. "Es ist Dominiks Kind", erklärte ich deshalb, allerdings bei weitem nicht so bestimmt, wie ich es geplant hatte. Und in Gerdas Augen konnte ich sehen, dass auch sie nicht völlig überzeugt schien, aber sie gab sich mit meiner Erklärung zufrieden. "Dann muss ich dir wohl auch noch zu deiner zweiten Schwangerschaft gratulieren. Glaub mir, spätestens bei der dritten wird es zur Routine." Gerd fing an zu lachen und dieses Lachen war so ansteckend, dass ich nicht anders konnte, als mit einzustimmen.

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Es war Gerda, die vorschlug, noch einen Kaffee trinken zu gehen. Erstaunlich geschickte legte sie auch selbstständig den kurzen Weg vom Friedhof zu dem Café im Stadtzentrum zurück. Der kurze Schauer hatte sich wieder verzogen und so konnten wir uns unter der Markise des Lokals vor der erbarmungslosen Sonne schützen. "Wirst du jetzt in Sierra Simlone Stadt bleiben?", fragte ich sie, nachdem die Kellnerin unsere Getränke serviert hatte. "Ja, das werde ich. Die Kinder kommen nach, sobald ich mich im Haus besser zurechtfinde."

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"Sie müssen nicht mit ansehen, wie ihre Mutter nicht einmal die einfachsten Dinge im Haus erledigen kann. In der Reha hab ich zwar gelernt, mit dem Rollstuhl zu leben, aber im eigenen Haus gestaltet sich das ganze dann doch anders, als im Krankenhaus. Aber ich schaffe das schon." Ich bewunderte Gerdas Mut und ihren Optimismus nicht zum ersten Mal. Es waren Eigenschaften, die mich schon bei unserem ersten Treffen an dieser Frau fasziniert hatten. "Und wie sieht es finanziell aus?", fragte ich vorsichtig nach und nippte dabei beschämt an meinem Kaffee. Geld war etwas, über das ich nur ungern sprach.

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"Wir fünf werden schon über die Runden kommen. Albert hatte eine Lebensversicherung. Sie war genau für solch einen Fall gedacht. Nur rechnet man nicht damit, dass er jemals eintreten könnte." Für einen Moment zeichnete sich der Schmerz über Alberts Tod deutlich in ihrem Gesicht ab, aber Gerda fing sich augenblicklich wieder und sprach weiter. "Ansonsten haben wir ja noch die Pachteinnahmen. Das wird für eine Weile reichen. Und in ein paar Jahren kann Hans dann vielleicht den Hof übernehmen. Ich will ihn zu nichts drängen, es ist seine Entscheidung, aber es würde mich glücklich machen, wenn ich wüsste, dass der Familienbetrieb weitergeführt wird. Albert hätte es sicherlich so gewollt."

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"Aber genug Trübsal geblasen! Erzähl mir von deiner Hochzeit, Oxana. Wo habt ihr gefeiert? Waren viele Gäste da?" Zunächst fühlte ich mich unwohl, mit Gerda über meine Hochzeit mit Dominik zu sprechen. Aber je mehr ich erzählte und nur positive Rückmeldung von Gerda erhielt, desto redseliger wurde ich. Ich erzählte ihr von der Feier und von dem anschließenden Urlaub in Ägypten. Wir verbrachten einen wirklich schönen Tag zusammen. Ich spürte, dass Gerda immer noch meien Freundin war, trotz allem, was geschehen war, oder vielleicht gerade deswegen.

 
Geilo :D
Im letzten Kapitel hab ich mich mal ned gemeldet.
Aber jetzt sag ich wieder was.
Ich find es einfach toll, das Gerda und Oxana noch Freunde sind.
Und dass Oxana und Dominik der Urlaub gut getan hat. WEiter so ;)
 
@Mellie
Ja, es ist Gerda sehr hoch anzurechnen, dass sie bereit ist, Oxana zu verzeihen und sogar weiterhin mit ihr befreundet zu sein. Immerhin hat Oxana sie mit ihrem Mannn hintergangen. Und zu allem Überfluss ist sie auch noch an den Rollstuhl gefesselt. Gerda hätte allen Grund, wütend auch die ganze Welt und insbesondere auf Oxana zu sein. Aber das ist nicht ihre Art. Sie versucht einfach weiterzuleben und das Beste daraus zu machen, dass sie den Unfall überlebt hat.
Vielen Dank für deinen Kommentar!
 
Kapitel 82: In Mamis Bauch

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Zuhause angekommen wurde es Zeit, mit Kinga über die Veränderungen zu reden, die bald anstehen würden. "Setz dich zu uns, Prinzessin", forderte Dominik seine Tochter auf. "Mami und ich müssen über etwas sehr wichtiges mit dir sprechen. Was würdest du davon halten, wenn du nicht länger das einzige Kind in unserem Haus wärst?"

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Augenblicklich begannen ihre Augen zu leuchten. "Zieht Constance wieder bei uns ein? Das ist ja ganz toll. Ich hab sie schon doll vermisst und ohne Constance ist mein Zimmer auch ganz leer. Kommt Onkel Roland dann auch wieder? Dann sind wir ja alle wieder zusammen. Das wird ganz toll werden!" Ihre Augen strahlten richtig und deshalb tat es mir umso mehr leid, sie enttäuschen zu müssen.

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"Nein, Schatz", erklärte ich deshalb sogleich. "Constance wird nicht wieder bei uns einziehen. Sie hat jetzt ein neues Zuhause. Was dein Papa und ich dir sagen wollten ist, dass du bald ein Geschwisterchen haben wirst. Du bekommst einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester." Bei dem Gedanken an unser zukünftiges Kind musste Dominik lächeln. Zumindest er freute sich schon wahnsinnig auf unser zweites Kind. Kinga war da noch ein wenig skeptisch. "Muss das denn sein? Kann nicht doch lieber Constance wieder herkommen. Ihr könnt das neue Kind ja gegen Constance bei Onkel Roland eintauschen." Dieser Vorschlag überrumpelte mich jetzt doch ein wenig.

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Dominik hingegen fand diese Situation äußerst amüsant. "Das geht nicht, Prinzessin. Und du wirst sehen, deine kleiner Bruder oder deine kleine Schwester wird dir viel besser gefallen als Constance." Kinga schüttelte daraufhin kräftig mit dem Kopf und widersprach energisch. Als sie aber merkte, dass das auch nicht weiterhalf, wollte sie mehr über dieses neue Kind in Erfahrung bringen, dass sich ungefragt in ihr Haus schleichen wollte. "Muss das neue Kind dann Kind bei mir im Zimmer schlafen? Wo ist es denn jetzt? Kann es nicht einfach dort bleiben?"

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"Das Baby ist noch ganz klein", erklärte Dominik geduldig. "Und im Moment wohnt es im Mamis Bauch". Ungläubig starte Kinga meinen Bauch an. "Da passt doch gar kein Kind rein", erklärte sie entschieden. Doch Dominik blieb bei seiner Behauptung. "Es ist ganz winzig, winzig." Mit seinen Fingern deutete er in etwa die Größe einer Legofigur an und Kinga tat es ihm gleich. "Das Baby ist in Mamis Bauch um zu wachsen, bis es groß genug ist, um heraus zu kommen. Du warst auch mal so klein und in Mamis Bauch."

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"Wie ist denn das Baby in Mamis Bauch reingekommen?" Es war eine ganz einfache Frage, doch ich versteifte mich augenblicklich und starte angestrengt auf die Bilder an der gegenüberliegenden Wand. Dieses Gespräch entwickelte sich heikler, als ich erwartet hatte. Über das Thema, wie Babys in den Bauch der Mütter kamen, wollte ich mit Kinga erst in ein paar Jahren besprechen. Bevor ich mir eine passende Antwort zurecht legen konnte, überrumpelte Dominik mich einfach mit der simplen Wahrheit. "Ich habe das neue Baby in Mamis Bauch gelegt. Das ist die Aufgabe von Papis." Kinga nickte zwar, aber ganz zufrieden schien sie noch nicht. "Und wo hast du das kleine Baby her bekommen?" "Der liebe Gott hat es mir geschenkt, damit ich es in den Bauch von Mami tun kann." Jetzt guckte Kinga zwar ziemlich zerknittert, aber sie stellte keine weiteren Fragen mehr. "Kann ich dann wieder spielen gehen?". Ich seufzte erleichtert auf. "Ja, Schatz, du kannst jetzt wieder spielen."

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"Gott hat es dir gegeben? Dominik, das war ein genialer Schachzug." Ich konnte sehen, wie Dominiks Brust vor Stolz anschwoll. "Zu irgendetwas muss es ja gut sein, dass du unserer Prinzessin immer wieder vom lieben Gott im Himmel erzählst. Ich wusste, dass sie dieses Argument ohne zu fragen akzeptieren würde." Ich hob gespielt drohend meinen Zeigefinger. "Probier diesen Trick aber nicht bei mir. Ich falle darauf sicher nicht herein." "Wer sagt denn, dass du es nicht schon längst bist, Brodlowska?" Selbst wenn ich in diesem Moment empört erscheinen wollte, Dominiks schelmisches Grinsen ließ mir gar keine andere Wahl, als zu lachen.


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Kinga würde in wenigen Wochen sechs werden und ihr erster Schultag stand bevor. Ich hab mich mit Dominik betraten und wir wollten ihr die best mögliche Schulbildung zukommen lassen, selbst, wenn es nicht ganz billig werden sollte. Etwas außerhalb von Sierra Simlone Stadt gab es eine kleine Privatschule. Es stellte sich heraus, dass her Jacoby, der Leiter des Internats in Seda Azul, auch der Direktor dieser Privatschule war. Und bei einem Treffen in der Simlane wollte er sich noch einmal persönlich von unserem Zuhause und Kingas Eignung für seine Institut überzeugen.

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Ich war dann auch erleichtert zu hören, dass es keine Gründe gab, warum Kinga die Privatschule nicht besuchen durfte, vorausgesetzt natürlich, Dominik und ich würden fleißig die horrenden Gebühren bezahlen. Aber ich war mir sicher, dass diese Investition sich auszahlen würde.



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Da nun auch Kingas Schulbildung vorerst gesichert schien, konnte ich meine Schwangerschaft ganz entspannt angehen. Für die Arbeit bei den Tieren und auf den Feldern musste ich wohl oder übel einen Hilfsarbeiter einstellen, weil Dominik mich nicht mehr den ganzen Tag unter der glühenden Sonne arbeiten lassen wollte. Nur die Arbeit auf der Plantage übernahm ich auch weiterhin selbst. Und so wuchs mein Bauch von Tag zu Tag. Inzwischen war es unübersehbar, dass ich bald Mutter werden würde. Und in der Nacht überkamen mich seltsame Hungergelüste. Ich wollte zwar keine sauren Gurken, dafür aber unbedingt ein Stück Torte. Und da kein anderes griffbereit war, verschlang ich einfach das Stück von der Hochzeitstorte, das im Tiefkühlfach aufbewahrt wurde und eigentlich für den ersten Hochzeitstag bestimmt war. Lecker!

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Der Sommer flog nur so dahin und schon stand Kingas erster Schultag an. Ich glaube, Dominik und ich waren aufgeregter, als Kinga. Sie fuhr immerhin bereits seit einem Jahr in die Vorschule in Sierra Simlone Stadt und kannte deshalb den Schulbus. Und eine neue Schule war für sie erst einmal nur aufregend. Zum Abschied versammelten wir uns alle vor dem Haus und Dominik drückte seine Prinzessin kräftig. "Stell mir bloß keinen Blödsinn an. und wenn dich einer deiner Schulkameraden ärgert, dann sag mir nur bescheid. Dann kriegt er es aber mit Dominik Blech zu tun!"

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In ihrer neuen Schuluniform sah Kinga wirklich hinreißend aus. Selbst ich merkte, wie mein Herz mit Stolz erfüllt wurde. Sie drückte Tristan und mir noch schnell einen Kuss auf die Wange und stieg dann fröhlich in den wartenden Schulbus.

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In der Schule lief soweit alles in Ordnung. Aber ich hatte das Gefühl, dass Kinga nicht wirklich gut mit meiner Schwangerschaft zurecht kam. Ich spürte, dass sie mir aus dem Weg ging. Also wollte ich sie dazu ermutigen, sich ein wenig mit dem Baby in meinem Bauch zu beschäftigen. Das hatte allerdings wenig erfolg. Als ich ihr anbot, ihre Hand auf meinen runden Bauch zu legen, um die Bewegungen des Babys zu spüren, zog sie ihre Hände zurück, als ob mein Bauch eine glühende Herdplatte wäre, und verschwand in ihr Zimmer.

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Dort nahm sie sich einen Teddy und begann wütend auf ihn einzuschlagen und ihn an den Ohren zu zerren, so dass diese fast abrissen. Als ich vorsichtig an ihre Zimmertür klopfte, rief sie mir lediglich ein "Geh weg!" zu und verkroch sich in die Lücke zwischen der Wand und ihrem Bett.

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Ich sprach Dominik auf das Problem an. Er hatte schon immer ein besseres Verhältnis zu Kinga und vielleicht würde er ja herausfinden, warum sie sich mir und dem Baby gegenüber so ablehnend verhielt. "Magst du das neue Baby nicht, Prinzessin?", versuchte er ihr deshalb bei einer Partie Dame mit Schachfiguren auf den Zahn zu fühlen. Doch Kinga tat so, als ob sie ihn nicht gehört hätte und spielte einfach weiter. "Du willst also nicht mit mir darüber reden? Gut, aber wenn was ist, dann sag mir bescheid."

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"So wie es aussieht, will sie nicht darüber reden, was sie bedrückt, Brodlowska". Ich lag mit Dominik auf dem Bett und er hielt mich in seinem Arm und streichelte abwechselnd mich und dann meinen hochschwangeren Bauch. "Ich bin mir sicher, dass ihr Verhalten sich wieder normalisiert, sobald das Baby auf der Welt ist und sie es sehen kann. Dann verliebt sie sich bestimmt augenblicklich in den kleinen Wurm." Ich wollte Dominik nur zu gerne glauben. Und in Momenten wie diesen glaubte ich, dass Dominik zu allem im Stande war.​

 
Kapitel 83: ...vielleicht...irgendwann

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Vorerst änderte sich nichts an Kingas Verhalten. Sie wich mir im besten Fall einfach aus. Und wenn ich versuchte auf sie zuzugehen, dann wurde sie bockig. Aber ich merkte, dass es ihr nicht gut ging. Sie spielte meist allein bei sich im Zimmer. Selbst Constance konnte sie nicht wirklich aufheitern und kam nur noch selten vorbei. Oft saß sie da, machte ihre Hausaufgaben und blätterte lustlos in ihren Schulbüchern.

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Das konnte ich mir nicht lange ansehen und lud deshalb ein paar ihrer Schulfreunde zu uns ein. Bis auf Constance hatte Kinga kaum Freunde und ich war überzeugt, dass ein wenig Gesellschaft ihr gut tun würde. Doch leider ging mein Plan nicht auf. Anstatt mit Zeus und Sonja zu spielen, blätterte Kinga lieber in der Zeitung und las sogar die Artikel darin. Ihr verhalten entsprach nicht wirklich ihren sechs Jahren und so waren Sonja und Zeus auch schnell gelangweilt.

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Mit Kinga war für sie nichts anzufangen. Dafür spielte Frank, Tristans Freund, nur zu gerne mit den beiden an unserer Konsole im Wohnzimmer. Seit Rolands Auszug fielen die gemeinsamen Männer-Spieleabende meist aus, also nutze Frank die Gelegenheit, die sich ihm bot. So hatte ich mir das natürlich nicht vorgestellt.

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Kinga beschäftigte sich indes lieber mit Lara, einer Arbeitskollegin von Tristan, die für die Bohrtürme 6 bis 11 zuständig war. Lara war durchaus angetan von der wissbegierigen Kinga, mit der sie sich sogar über ernstere Themen, wie die momentane Wirtschaftslage im Erdölsektor unterhalten konnte. Aber ich glaubte immer noch, dass Kinga gleichaltrige Gesellschaft besser tun würde.


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Doch ich hatte keine Idee, wie ich das bewerkstelligen sollte. Mit ihr zu reden half nichts, weil sie weder zuhörte, noch mit mir sprach, noch konnten ihre Schulkameraden sie ablenken. Zudem kam hinzu, dass ich mich im Endstadium der Schwangerschaft nicht wirklich wohl fühlte. Alle fünf Minuten musste ich zum Klo rennen und ständig verspürte ich Hunger, denn ich nicht unter Kontrolle bekam. Ich war froh, dass es in wenigen Wochen vorbei sein würde. Wäre das Baby erst einmal da, dann könnte Dominik sich um das schreiende Bündel kümmern und ich könnte endlich entspannen.

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Und der Termin der Geburt kam früher als erwartet. Eigentlich hatte ich noch eineinhalb Wochen Zeit, als beim Abendessen unerwartet die Wehen einsetzten. Erst dachte ich noch, dass es gleich wieder vorbei sein würde, doch die Schmerzen blieben und kamen in immer kürzeren Abständen. Also war es kein blinder Alarm und die nächste Wehe war auch so heftig, dass ich sie nicht für mich behalten konnte und laut aufschrie. Da bemerkte auch Dominik, dass es ernst wurde.

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Und auch Tristan kam ins Esszimmer gestürmt. "Was ist los? Warum schreist du so laut Oxana?" Leider konnte ich ihm nicht antworten. Stattdessen schrei ich laut ein zweites Mal und merkte, wie warmes Wasser an meinem Bein herunter lief. In diesem Moment wurde auch Tristan klar, was hier ablief. "Oh nein, die Fruchtblase! Du musst schnell ins Krankenhaus! Das Baby wird jeden Moment kommen! Was sollen wir tun! Was sollen wir tun!" Er begann hysterisch in der Küche herumzurennen, bis Dominik ihn an den Schultern packte und ihm eine leichte Ohrfeige verpasste. "Wir werden jetzt ins Auto steigen und ins Krankenhaus fahren. Also hör auch dich wie eine Drama Queen aufzuführen, Linse!"



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Ins Krankenhaus schafften wir es nicht mehr. Dafür war Seda Azul einfach zu weit entfernt. Eigentlich hatte ich geplant, nächste Woche hinzufahren und im Krankenhaus auf die Wehen zu warten. Aber meine Pläne wurden schon zu oft durchkreuzt. Ich hätte es ahnen müssen. Dominik hatte mich schnell zu Schwester Mphenikohl gefahren und mit ihrer Hilfe entband ich eine gesunde Tochter. Am nächsten Morgen kam ein Arzt aus Seda Azul in die Praxis und untersuchte mich und die Kleine. Sie war zwar etwas kleiner und leichter als die meisten Neugeborenen, aber ansonsten fehlte ihr nichts. Und so konnten wir die Praxis der Landschwester noch am gleichen Tag verlassen. Ich musste nur versprechen, mich zu schonen.

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Dominik holte mich ab und fuhr mich zurück in die Simlane. Unsere Tochter hielt ich wohlbehütet in meinen Armen. "Prinzessin, komm her. Begrüß deine kleine Schwester Klaudia", forderte Dominik King auf. "Sie freut sich schon darauf, ihre große Schwester kennen zu lernen." Doch Kinga zeigte sich völlig desinteressiert. "Ich hab jetzt keine Zeit. Ich telefoniere mit Elvira. Das blöde Baby ist mir ganz egal." Ich musste gestehen, dass ich fast mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte, aber Dominik wirkte plötzlich sichtlich eingeknickt.

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Dafür war Tristan sofort verliebt in die kleine Klaudia. Und sie wohl auch in ihn, denn sie starte ihn aufgeregt mit ihren großen grünen Augen an. Dieselben grünen Augen, in die ich schon so oft bei Dominik geblickt hatte. Und auch bei Albert....doch diesen Gedanken verbannte ich augenblicklich aus meinem Kopf. Klaudia war Dominiks Tochter. Daran bestand nicht der geringste Zweifel.

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"Brodlowska, komm mal zu mir!", rief Dominik. Ich folgte seiner Stimme in Kingas altes Babyzimmer, welches bis vor wenigen Monaten noch von Roland bewohnt wurde. Und ich staunte nicht schlecht, als ich sah, dass es wieder komplett als Babyzimmer für Klaudia hergerichtet war. "Wann hast du das denn geschafft?", fragte ich völlig überwältigt. "Da musst du dich hauptsächlich bei Tristan bedanken", antwortete Dominik. "Gleich nachdem wir mussten, dass es ein Mädchen ist, hat er angefangen alles herzurichten. Ich hab nur die Möbel reingeschleppt."

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"Ja, Klaudia, guck was der Papa und der Onkel Tristan extra für dich gemacht haben. Ein ganz wunderschönes Zimmer. Hier kannst du erst einmal ganz ruhig schlafen". Behutsam legte ich meine Tochter in das vorbereitete Bett und deckte sie sorgfältig ein, so dass sie auf keinen Fall frieren konnte. Dominik beugte sich ebenfalls zu seiner Tochter hinab und kam ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Und innerhalb von Minuten war Klaudia fest eingeschlafen. Die Aufregung der letzten Stunden hatte sie sicherlich ganz müde gemacht.

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"Sie ist wunderschön, Brodlowska. Genauso, wie ihr Mutter." Dominik sog mich wild zu sich heran und begann an meinem Hals zu knabbern. Ich musste lachen. "Die Landschwester hat gesagt, ich soll mich schonen, Dominik. Also schlag dir das aus dem Kopf. Dominik machte ein ganz zerknirschtes Gesicht. "Vielleicht hast du recht", stimmte er mir sogar zu. "Außerdem musst du da unten ja noch ganz ausgeleiert sein." Für diese Bemerkung fing er sich erst einmal eine Kopfnuss ein. "Aua!"

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"Bist du sehr enttäuscht, dass es kein Junge geworden ist?", fragte ich ihn leise, nachdem ich mich aus seiner Umarmung befreit hatte. Sein Blick verriet schon alles, also brauchte er es gar nicht zu leugnen. "Ich hätte mir schon gerne einen Sohn gewünscht, Brodlowska. Ich glaube, jeder Vater wünscht sich einen Sohn. Jemand, der den Namen weiter trägt und den Stammbaum fortführt. Aber glaub mir, ich könnte einen Sohn nicht mehr lieben, als ich Kinga und Klaudia liebe. Und dich natürlich, Brodlowska."

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In diesem Moment hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als zu sagen, dass auch ich ihn liebte. Aber ich konnte es nicht. Diese drei einfachen Worte brachte ich nicht über meine Lippen. Also schmiegte ich mich einfach an Dominiks starke Schulter und ließ mich von ihm halten. Wenn er mich nur lange genug hielt, dann könnte ich ihn vielleicht lieben….irgendwann....​
 
Schön :)
Ich bleib mal mehr stille Leserin, hab leider (vor und nach den bevorstehenden Ferien)
zu viel Schulstress ;)
 
Hallo :)

Ich lese deine Geschichte schon eine ganze Weile still und ich finde sie jedes Mal aufs Neue toll. :) Ich hab schon öfter überlegt, ob ich einen Kommentar schreibe, aber ich hab es immer gelassen. Den Ausschlag gab dieses Mal der Name des neuen Babies - nimm es mir nicht übel, aber ich als Claudia finde die Schreibweise mit K einfach furchtbar. :D
Ansonsten aber eine sehr schöne Geschichte, die ich immer wieder gerne lese :) Weiter so! :)
 
Ich schaue auch mal wieder kurz rein und bewundere die kleien Klaudia. das "K" fand ich anfangs auch komisch, war aber weit entfernt davon, als Störfaktor wahrgenommen zu werden.

Ich fand es spannend, nochmal nachzulesen, wie Kinga als Sechsjährige war, ich hatte gar nicht mehr im Kopf, dass sie so hochbegabt ist. Ich bin schon gespannt darauf, wenn sie in deiner 3er-Geschichte wieder auftauchen wird.

Sehr bezeichnend fand ich Oxanas Wunsch, nach der Geburt einfach nur auszuspannen und das Baby an Dominik abzugeben. Da spricht die Mutter aus ihr, die niemals einen rechten Draht zu ihrer Erstgeborenen gefunden hat und instinktiv davon ausgeht, dass es mit Klaudia auch so laufen wird.

Dominik ist zwar gewohnt unverschämt, aber schon ein Schatz.
 
@Mellie
Kein Problem. Aber wenn du doch wieder etwas Zeit für einen Kommentar finden würdest, würde ich mich sehr freuen.

@Miepi
Schön, dass du dich zu einem Kommentar durchringen konntest. Aber ich finde Klaudia mit K inzwischen die schönere Schreibweise ;) Da schlägt aber auch meine polnische Sprachkenntnis durch. Im polnischen hat jeder Laut nur einen Buchstaben. Und ein C ist aben ein c und kein k ;) Die Polen sind da auch so konsequent und passen auch alle Fremdwörter an. Bestes Beispiel ist wohl das Wort Xylophon, was im polnischen nahezu gleich ausgesprochen aber Ksylofon geschrieben wird. Also hoffe ich, du kannst über das K in Klaudia hinwegsehen und die Geschichte weiterhin genießen.

@Bienchen
Ja, Kinga ist ein sehr aufgewecktes und schlaues Kind. Aber man sie aber nun gleich als hochbegabt bezeichnen möchte? Sie ist eher sehr interessiert und aufgeweckt, wobei ihr offenbar Themen liegen, die man eher bei einem erwachsenen erwaten würde.
Ja, Oxana konnte sich nicht vorstellen, dass sie für Klaudia anders empfinden würde, als für Kinga. Und Kinga ist für sie nach wie vor nicht viel mehr als ein liebgewonnener Gegenstand. Und dann sieht sie in Klaudias grüne Augen und es ist um sie geschehen.

Vielen Dank für eure Kommentare!
 
Kapitel 84: Puppenhaus

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Dominik hatte gehofft, dass sich nach Klaudias Geburt Kingas Verhalten wieder normalisieren würde. Doch das traf leider nicht ein. Eher im Gegenteil. Der kleine Julio wusste gar nicht wie ihm geschah, als Kinga plötzlich anfing, auf ihn einzuschlagen. Weinend lief er aus unserem Haus und so schnell würden wir ihn hier nicht mehr wieder sehen. Kinga verzog sich daraufhin nur schmollend in ihr Zimmer.

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Und von ihrer kleinen Schwester wollte sie auch nichts wissen. Immer wieder versuchte ich, ihr Klaudia näher zu bringen. Doch Kinga reagierte immer abweisend. "Ich will dieses stickende Bündel nicht halten!", protestiert sie, als ich ihr Klaudia in die Arme legen wollte. "Ich will sie überhaupt nicht bei uns haben!"

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Ich wusste immer noch nicht, wie ich mit diesem Verhalten umgehen sollte. Sie auszuschimpfen führte zu nichts, da ich auch so sehen konnte, dass Kinga sich nicht wohl fühlte. Denn jedes Mal, wenn sie mit einem ihrer Schulkameraden zankte oder wieder einmal mir und Dominik gegenüber ausfallend wurde, verkroch sie sich in irgendeine Ecke und begann leise zu schluchzen. Aber ich wusste nicht, was ihr fehlt. Sie wollte mit niemandem über ihre Probleme reden.

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Ich konnte nur vermuten, dass sie sich vernachlässigt fühlte. Klaudia hielt uns ganz schön auf Trab. Gerade Dominik war wieder ganz vernarrt in das kleine Bündel. Es kam deshalb unweigerlich dazu, dass Kinga weniger Aufmerksamkeit erhielt. Aber irgendwie konnte ich nicht glauben, dass das der Grund für ihr rüdes Verhalten war. Denn sie ließ ja nicht einmal wirklich zu, dass man sich Zeit für sie nahm.

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Aber wenn ich Dominik mit seiner jüngsten Tochter sah, vergaß ich ganz schnell die Probleme, die wir mit Kinga hatten. Auch wenn er mitten in der Nacht aufstehen musste, war er doch immer gut gelaunt. Und seine gute Laune sprang auf die Kleine über, die fröhlich quiekte, wenn er sie in die Luft warf.

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Ich legte meine Arme um Dominiks Taille und schmiegte mich an seinen Rücken. "Leg Klaudia in ihr Bettchen und komm dann rüber in unseres", flüsterte ich ihm verführerisch ins Ohr. "Dort wartet dann eine Belohnung auf dich." Angespornt von diesem Angebot schaffte es Dominik in Rekordzeit unsere Tochter ins Bett zu bringen und sie zum einschlafen zu bewegen. Und im Schlafzimmer holte er sich dann die versprochene Belohnung ab.

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Nach vollbrachter Tat schlief Dominik augenblicklich ein. Ich nah es ihm nicht übel, schließlich war es mitten in der Nacht und er musste morgen früh raus. Im Schein der Nachttischlampe beobachtete ich ihn, wie er zufrieden schlummerte. Ich war selbst erstaunt darüber, was gerade passiert war. Ich schlief nicht oft mit Dominik und wenn, dann ging die Initiative immer von ihm aus. Irgendetwas in mir sträubte sich selbst nach sieben Jahren immer noch dagegen. Nach unseren Flitterwochen mied ich intime Kontakte zu ihm und die Schwangerschaft war mir ein willkommener Vorwand. Doch inzwischen war ich mir nicht mehr sicher, warum ich nicht mit meinem Ehemann schlafen wollte. Hielt ich es für falsch mit ihm zu schlafen, weil ich ihn nicht liebte, oder hatte ich Angst davor, dass es mir mehr und mehr gefallen könnte?


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Da Kingas verhalten uns und ihrer Schwester gegenüber langsam unhaltbar wurde, bat Dominik seine Mutter um Rat. Hätte er mich vorher gefragt, hätte ich ihn davon abgehalten und so kam es, wie es kommen musste. Glinda stürmte eines morgens einfach ins Haus und fing an über meine Erziehungsmethoden herzuziehen. Sinngemäß war ich die schlechteste Mutter überhaupt und die schlechteste Ehefrau obendrein.

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"Ich habe sechs Kinder aufgezogen und bei mir ist es nie zu solchen Ausschreitungen gekommen", erklärte sie hochmütig. "Ich habe meinen Kindern gleich gezeigt, wo es lang geht und sie davon abgehalten, mir auf der Nase herum zu tanzen. Aber es war ja klar, dass du mit der Erziehung der Kinder hoffnungslos überfordert sein würdest. Das sieht man ja schon alleine daran, wie du das Haus führst. Ich wäre fast über das Unkraut im Garten gestolpert und durch diese zugestaubten Fenster kann man ja kaum nach draußen sehen. Kein Wunder das ein Kind da aggressiv wird."

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Ich hätte in die Luft gehen können! Was fiel dieser Frau bloß ein so über mich herzuziehe? Und das auch noch in meinem Haus! Arrgh!!! Natürlich sagte ich wieder einmal nichts, um den Familienfrieden aufrecht zu erhalten. "Nimm dir Mutters Gerede nicht so zu Herzen, Brodlowska. Du weißt doch, wie sie ist", versuchte Dominik mich zu beruhigen. Ja, ich wusste, wie sie war, deshalb wurde es trotzdem nicht leichter, mit solch einer Schwiegermutter klar zu kommen.

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"Nicky, wo ist den mein süßes Enkelein?", fragte sie Dominik in der nächsten Sekunde, als ob nichts passiert wäre. Und auch Dominik schien vergessen zu haben, dass seine Mutter mich gerade noch zur Schnecke gemacht hatte. Denn er lief gleich ins Babyzimmer und präsentierte, stolz wie Oskar, seiner Mutter unsere kleine Tochter. "Sag hallo zur Oma, Prinzessin." Wenigstens schien Klaudia eine gute Menschenkenntnis zu besitzen und ignorierte ihre Oma. Geschah dieser Hexe ganz recht!



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Ich hätte diesen Anblick gerne noch länger genossen, aber aus dem Augenwinkel sah ich einen Schatten durchs Esszimmer flitzen und dann knallte laut eine Tür. Und plötzlich hörte ich, wie Kinga laut rumbrüllte und immer wieder war ein lautes Rumsen zu hören. Ich eilte zu ihrem Zimmer und konnte gerade noch sehen, wie sie auf ihr Puppenhaus einschlug, bevor es komplett in sich zusammen brach.

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Ich konnte erst gar nicht glauben, was ich da sah. "Kinga!", schrie ich sie deshalb an. "Was ist in dich gefahren? Du kannst doch nicht einfach dein Puppenhaus zerstören!" Ich konnte es wirklich nicht fassen. Doch anstatt mir zu antworten stemmte Kinga die Hände in ihre Hüften und starte trotzig die Wand an, als ob ich überhaupt nicht anwesen wäre.

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So, jetzt hatte ich die Faxen aber dicke. Ich hatte mich bemüht verständnisvoll zu sein, aber jetzt ging Kinga eindeutig zu weit. Verärgert ging ich auf sie zu, packte sie unsanft an der Schulter und drehte sie zu mir herum. "Jetzt hör mal zu, junge Dame! Du wirst dich nicht mehr wie eine Diva aufführen und hier allen deine Launen zur Schau stellen. Papa und ich haben endgültig die Nase voll von diesem Verhalten." Kinga wollte sich wegdrehen, doch ich riss sie erneut zu mir herum. "Du wirst mir jetzt zuhören, haben wir uns verstanden?"

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Kinga antwortete nicht. Stattdessen begannen ihre Augen sich mit Tränen zu füllen und ich merkte, dass ich sie fester an der Schulter umklammert hielt, als ich es gewollt hatte. Als ich meinen Griff lockerte entzog sie sich mir sofort, rieb ihre Schulter und begann zu weinen. Plötzlich tat sie mir leid, aber ich konnte ihr dieses Verhalten wirklich nicht durchgehen lassen. "Du wirst dieses Puppenhaus bezahlen, Kinga. Gleich morgen fährst du mit Papa in die Stadt und kaufst ein neues von dem Geld, was Oma und Opa dir zum Geburtstag gegeben haben. Und jetzt wirst du die Unordnung hier beseitigen. Haben wir uns verstanden?" Kinga sah mich zwar immer noch trotzig aus ihren verheulten Augen an, aber sie nickte zustimmend.

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Ich blieb so lange bei ihr im Zimmer, bis sie jeden Teil des kaputten Puppenhauses in einen Müllbeutel gepackt hatte. Sie sprach kein Wort mit mir, aber auch ich konnte stur sein. Ich begleitete sie bis zur Mülltonne vor dem Haus, wo sie den Beutel missmutig hineinwarf. Als sie wieder zurück ins Haus ging, warf sie mir einen bösen Blick zu, den ich aber mühelos erwiderte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dies ein langer Kampf werden könnte.

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Von da an hatte Kinga beschlossen, überhaupt nicht mehr mit mir zu reden. Ich hätte sie wieder anschreien können, aber irgendwie bezweifelte ich, dass sie dadurch zugänglicher wurde. Immerhin zertrümmerte sie keine Gegenstände mehr. Stattdessen summte sie den ganzen lieben langen Tag vor sich hin, schlenderte im Garten herum und goss die Blumen. Aber auf Dauer konnte das nicht so bleiben, nur wusste ich keinen Rat mehr. Und meine Schwiegermutter konnte auch nur an mir herummäkeln, aber hilfreiche Tipps hatte sie auch nicht parat.
 
Whoa das ist ein schönes Kapitel, da muss man ja kommentieren!
Die arme Oxana, die Kinga könnte wenigstens mal sagen was sie hat!
Aber nein, immer nur bockig sein und alles kaputt machen.
Wenn sie sich nicht helfen lässt ist sie ja selber Schuld?!
Und dann auch noch Dominiks Mutter! Also wirklich ...
Die arme Frau muss schon ne Menge über sich ergehen lassen ...
 
Kapitel 85: Onkel Tristan

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"Was war denn gestern mit Kinga los?", fragte Tristan. Er hatte heute seinen freien Tag und erledigte gerade den Abwasch vom Frühstück, während ich Klaudia fütterte. Außer uns dreien war niemand im Haus. "Ich seufzte schwer, bevor ich antwortete. „Ich weiß selbst nicht, was sie hat. Sie redet ja nicht mit mir. Nicht einmal mit Dominik. Irgendetwas hat sie, sonst würde sie sich ja nicht so aufmüpfig benehmen." "Ich glaube, sie ist eifersüchtig auf Klaudia", erklärte Tristan. "Bevor sie gestern das Puppenhaus zerstört hat, hat Dominik Klaudia "Prinzessin" genannt. Sonst hat er nur Kinga so betitelt. Ich glaube, sie hat das nicht so gut aufgenommen."

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"Ist deine große Schwester eifersüchtig auf dich, Klaudeczka? Ist sie eifersüchtig?" Zur antwort schmatzte Klaudia nur genüsslich vor sich hin. "Du bist so ein süßes kleines Baby. Ganz ruhig und lieb. Warum mag deine Schwester dich bloß nicht? Aber keine Angst, Mami hat dich ganz schrecklich lieb." Die Kleine nuckelte noch immer seelenruhig an der Flasche. "Tristan, kannst du vielleicht mal mit Kinga reden? Vielleicht vertraut sie dir ja etwas an, was sie uns nicht sagen will." Ich sah meinen Mitbewohner mit flehenden Augen an. "Kein Problem, Oxana. Ich helfe dir doch gerne."



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Als Kinga am Nachmittag aus der Schule kam, setzte Tristan sie in meinen roten Pickup und fuhr mit ihr zum Spielzeugladen nach Seda Azul. Sie musste das Puppenhaus von ihrem eigenen Geld nachkaufen. Und ich wusste, dass diese Strafe sie traf, weil sie sich mit dem Geld eigentlich ein neues Computerspiel kaufen wollte, dass jetzt alle spielten. Natürlich reichte ihr angespartes Geld bei weitem nicht, für ein neues Puppenhaus, aber sie musste so viel selber zahlen, wie sie konnte.

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Die beiden wurden im Laden auch schnell fündig. In der Auslage stand ein Puppenhaus, was Kingas altem zum verwechseln glich. Kinga war alles andere als erfreut. Bis jetzt hatte sie noch gehofft, dass es in dem Geschäft gar kein Puppenhaus geben würde und sie vielleicht doch noch ihr Spiel bekam. So betrachtete sie erst einmal missmutig das doch vorhanden Puppenhaus.

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Und während Kinga kurz darauf zur Toilette verschwand, sah Tristan sich in dem Spielwarengeschäft um. Er entdeckte viel Spielsachen, die er bis dahin noch gar nicht kannte. Die bemalten Backsteine sahen sehr lustig aus. Und was war das für ein komisches Zwirbelwirbel? Er war sich sicher, dass Klaudia gefallen daran finden würde....sobald sie etwas gewachsen war, selbstverständlich. Und bis dahin, konnte er es ja vielleicht selbst benutzen?

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Tristan verwandelte sich regelrecht in ein kleines Kind und bestaunte jedes Spielzeug. Und ein Großteil davon landete auch in seiner Einkaufstasche. Am Ende nahm er viel mehr Spielzeug mit, als bloß das neue Puppenhaus für Kinga. Die trauerte derweil noch immer dem Spiel nach, was sie wohl nie besitzen würde. Dass es auch noch in Griffweite vor ihrer Nase stand, machte es ihr nicht einfacher. In dem Moment wusste sie nicht genau, auch wenn sie mehr böse sein sollte, auf sich selbst oder auf ihre Eltern. Doch sie tendierte stark dazu, ihren Eltern die Schuld zuzuschieben, insbesondere mir, ihrer bösen Mutter.

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Hinter dem Laden gab es einen kleinen Spielplatz. Bis auf eine Schaukel bot er zwar nicht viel, aber Kinga und Tristan ließen es sich nicht nehmen, die Schaukel auszuprobieren. Tristan sah damit auch seine Möglichkeit gekommen, Kinga ein wenig auf den Zahn zu fühlen. "Hat es Spaß gemacht, das Puppenhaus zu zertrümmern?", fragte er unschuldig. "Ich wollte so was auch immer mal machen, hab mich aber nie getraut." "Ja, war schon ganz lustig", antwortete Kinga. "Aber eigentlich war es doof von mir. Mit dem Puppenhaus spiele ich doch immer so gerne und jetzt hab ich auch noch das Spiel nicht." Mit den Füßen stoppte sie ihren Schwung ab und trat ein paar Steine fort, die vor ihr im Dreck lagen.

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Tristan hatte zwar Angst, bei Kinga auf Granit zu beißen, wenn er zu direkt fragte, aber er wollte herausfinden, was die Kleine belastete. "Warum hast du es dann gemacht?" Kinga holte wieder Schwung und schwieg dann eine Weile. "Weil Papa die doofe Klaudia viel lieber hat als mich." Also doch Eifersucht! Oder steckte noch mehr dahinter? "Und du kannst Klaudia nicht lieb haben? Sie ist doch deine kleine Schwester." "Ich will sie aber gar nicht lieb haben", protestieret Kinga "Und ich will auch nicht lieb sein, sonst schicken Mama und Papa mich weg!"

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"Wegschicken? Wie kommst du denn auf diese Idee?" Tristan stieg von seiner Schaukel herunter und hob auch Kinga aus ihrem Sitz um ihr direkt in die Augen schauen zu können. "Wenn ich böse bin, dann schicken Mama und Papa mich nicht weg! Constance war immer ganz lieb und sie musste gehen, obwohl ich immer viel mehr angestellt habe als sie. Und jetzt ist Klaudia da und sie schreit immer und stinkt und Mama und Papa haben sie viel mehr doll lieb als mich. Also wenn ich noch mehr schreie und böse bin, dann schicken sie sie wieder fort und behalten dafür mich. Und wenn ich Constance noch überrede mehr Unsinn zu machen, dann darf sie vielleicht auch wieder zurück und alles ist wieder so wie vorher."

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"Ach Spatz, deine Eltern wollen dich doch überhaupt nicht weg schicken. Egal wie lieb du bist!" Tristan musste sich zusammenreisen um nicht laut loszulachen. Kingas Logik war einfach so unglaublich, dass es nicht verwunderlich war, dass niemand darauf kam, was sie belastete. "Schau, Klaudia ist noch Klein und brauch einfach viel mehr Aufmerksamkeit. Du bist doch schon groß und schaffst das auch alleine. Und wenn du denkst, dass deine Eltern mal keine Zeit für dich haben, dann kannst du ja zu mir kommen. Wir können dann zu zweit etwas unternehmen. Und wenn du deine Schulfreunde nicht immer hauen würdet, dann könntest du auch mit denen was tolles machen." Diesen letzten Satz konnte Tristan sich einfach nicht verkneifen.



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Ich konnte es auch kaum glauben als Tristan mir berichtete, was Kinga bedrückte. Sie versuchte also tatsächlich böse und gemein zu sein, damit wir sie behielten und Klaudia wegschickten? Das war wirklich die Logik einer Sechsjährigen. Ich versicherte Kinga umgehend, dass wir sie nicht wegschicken würden. Sie war unsere Tochter und wir würden sie immer bei uns behalten, ob sie nun gemein war und ganz besonders wenn sie lieb war. Ich ermutigte sie sogar dazu, besonders nett zu uns und allen anderen zu sein. Scheinbar hatte niemand von uns bemerkt, wie sehr Constances Auszug Kinga mitgenommen hatte.

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"Ok, Mami, ich werde wieder brav sein", versprach sie mir. „Es hat sowieso keinen Spaß gemacht immer böse zu sein. Aber muss ich Klaudia unbedingt lieb haben? Die stinkt immer". Ich musste lachen. "Manchmal stinkt sie auch nicht, Schatz. Vielleicht versuchst du dann, sie lieb zu haben. Klaudia braucht doch ihre große Schwester, die sie beschützen kann."

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Kinga versprach mir, es immerhin zu versuchen. Mehr konnte ich nicht erwarten. Ich vermutete, Kinga würde noch oft Grund dazu haben, eifersüchtig auf ihre jüngere Schwester zu sein. Dominik und ich konnten uns nur bemühen, beide Kinder möglichst gleich zu behandeln. Gelingen würde es uns kaum. Besonders ich spürte Klaudia gegenüber eine tiefe Zuneigung, die ich Kinga gegenüber immer noch nicht aufbringen konnte, so sehr ich es auch wollte. "Papi, bin ich immer noch dein Prinzessin?", fragte Kinga. "Natürlich bist du das", bestätigte Dominik und hob sie auf den Arm. "Und das wirst du auch immer bleiben. Und sei nicht böse, wenn ich Klaudia auch Prinzessin nenne. Denk doch mal nach, die Schwester einer Prinzessin ist doch automatisch auch eine. Es bleibt mir also gar nichts anderes übrig, als Klaudia auch so zu nennen. Aber du bleibst immer meine große Prinzessin. Versprochen."

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Und in den nächsten Tagen und Wochen bemühte sich Kinga wirklich, ihrer Schwester näher zu kommen. Es ging natürlich nicht von heute auf morgen. Aber einmal beobachtete ich sie durch den Türspalt, wie sie an Klaudias Bettchen kam und ihr mein altes, rosa Hasi ins Bettchen legte.​
 
Kapitel 86: Pummelchen

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Als nächstes stand noch ein freudiges Ereignis an. "Brodlowska, du bist schön genug. Ich erlaube dir sogar auf der Straße neben mir zu gehen und nicht drei Meter hinter mir wie sonst. Also komm jetzt." Ich konnte mich trotzdem nicht von Spiegel losreißen. Irgendwie waren diese Locken so ungewohnt und ich hatte ständig das Gefühl, dass sich meine Ohrringe darin verhingen. Plötzlich legten sich Dominiks Arme um meine Taille und er trug mich, meine Proteste ignorierend, einfach aus dem Haus. "Du willst doch nicht zu Rolands Hochzeit zu spät kommen, Brodlowska."

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Nein, das wollte ich wirklich nicht. Die Zeremonie fand wie schon bei mir und Dominik im Garten statt, diesmal aber in dem von Rolands neuem Zuhause. Unter einem rosengeschmückten Hochzeitsbogen gaben Roland und Brandi sich das Ja-Wort und tauschten die Ringe aus. Ich war froh, meinen besten Freund so glücklich zu sehen und unser gemeinsamer Seitensprung schien bereits in weite Ferne gerückt zu sein.

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Kinga und Constance hatten die Aufgabe bekommen, das Brautpaar mit Federn zu bewerfen. Aber irgendwie haben sie ihren Einsatz verpasst und bewarfen sich lieber gegenseitig mit den flauschigen Daunen. Der guten Stimmung tat dies keinen Abbruch.

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Kurz nach der Trauung versank die Abendsonne hinter dem Horizont und die eigentliche Hochzeitsfeier konnte beginnen. Tristan hielt eine kleine Ansprache auf das Wohl seines besten Freundes und auf das von Brandi. "Ich hoffe, ihr zwei werdet super glücklich miteinander. Für mich wäre ja eine Ehe absolut nicht das Richtige, aber ihr beiden, werdet euch ideal ergänzen und erst jetzt richtig feststellen, was Liebe eigentlich ist. Auf das Brautpaar!"

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Tristans Worte trafen mich mitten ins Herz und ich konnte nicht anders und musste weinen. Ich freute mich wirklich für Roland. Aber peinlich war die Situation trotzdem. Wenn ich ehrlich bin, waren es nicht nur Freudentränen, die da an meinen Wangen herab liefen. Ich sah, wie glücklich Roland und Brandi waren. Bei meiner eigenen Hochzeit war ich nicht so glücklich gewesen und das machte mich traurig. Und immer wieder drängten sich Bilder von mir und Albert in meinen Kopf, die ich kaum vertreiben konnte.

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Glücklicherweise merkte niemand der Anwesenden etwas. Nur Dominik kam zu mir und klopfte mir tröstend auf die Schultern. "Ich weiß, Brodlowska, es ist zu traurig. Wie kann eine so schöne und intelligente Frau wie Brandi bloß Reichardt heiraten? Ich könnte auch losheulen." Blöder Kerl, aber wenigstens konnte ich wieder lachen. Derweil schnitten Roland und Brandi gemeinsam die Hochzeitstorte an und Roland fütterte neckisch seine junge Braut.

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Es wurde ein sehr schöner Abend im Kreis von engen Freunden und Bekannten. Es wurde getanzt, gelacht, gegessen und natürlich auch getrunken. Ich wünschte Roland und Brandi wirklich nur das Beste für ihre gemeinsame Zukunft und gleichzeitig hoffte ich auch nur das Beste für meine Zukunft mit Dominik und unseren beiden Kindern.



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Und die wuchsen schneller, als man hinschauen konnte. Die Morgensonne strahlte in unser Schlafzimmerfenster und Dominik und ich lagen verträumt auf dem Bett. Es war Sonntag und noch relativ früh, wir konnten uns also Zeit lassen. Doch da krabbelte auch schon ein kleines Bündel durch die offene Kinderzimmertür, zupfte an der Bettdecke und machte sich lautstark bemerkbar.

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"Das war es wohl mit unserem ruhigen Sonntagmorgen im Bett", flüsterte ich Dominik zu und krabbelte aus dem Bett. Auch Dominik stand auf und hob seine Tochter auf den Arm, die schon ungeduldig die Ärmchen nach ihm ausstreckte. "Wie bist du denn aus deinem Bett gekommen, Pummelchen? ich glaub, wir müssen die Gitter ein wenig höher machen, für die Ausbrechmeisterin." "Dada", war das einzige was Klaudia darauf erwiderte und mit ihren ungeschickten Fingern versuchte sie, Dominik am Schnurbart zu ziehen.

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Pummelchen traf es im wahrsten Sinne des Wortes. Dominik trug den kleinen Racker in die Küche. Klaudia wusste schon genau, was jetzt kommen würde. Dada würde ihr ein leckeres Fläschchen Milch machen und sie begann sofort zu quengeln, als er sich nur ein bisschen mehr Zeit ließ. Und kaum hatte sie die Flasche in ihren Patschehändchen, begann sie gierig daran zu nuckeln. Im Essen war unsere Klaudia eine wahre Meisterin. Das zu geringe Geburtsgewicht hatte sie in den folgenden Monaten mehr als wett gemacht. Aber Dominik konnte ihr keinen Wunsch ausschlagen...und ich konnte das auch nicht.

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Zufrieden gab Klaudia ein Bäuerchen von sich und warf die leer Flasche ungeschickt von sich weg. Inzwischen kam auch Kinga aus ihrem Zimmer und hob ihre Schwester auf den Arm. "Ich nehme sie mit vors Haus, Papa, da kann sie im Sand spielen. Sie findet es ganz toll, wenn die Ameisen auf ihren Zehen rumkrabbeln. Du müsstest hören, wie sie dann gluckst." Das wollte Dominik nicht verpassen. Er schnappte mich an der Hand und zog mich mit in den Garten und auch Tristan gesellte sich zu uns. Und während Kinga ihrer Schwester Grimassen schnitt und dabei von Tristan kräftig unterstütz wurde, setzte ich mich mit meinem Mann in den Schatten und beobachtete zufrieden meine kleine Familie. "Bist du glücklich, Brodlowska", fragte Dominik mich und legte seinen Arm um mich. Ich seufzte zufrieden und lehnte meinen Kopf auf seine Schulter. "Ja, Dominik, ich bin glücklich".

Gedanken:

Ich war glücklich. Warum hätte ich es auch nicht sein sollen. Die Probleme mit Kinga hatten sich gelegt. Seitdem Tristan mit ihr gesprochen hatte, verhielt sie sich wieder lieb zu uns. Ich hatte sogar das Gefühl, dass sie noch netter war, als früher. Und sie war noch quirliger geworden, tobte herum mit ihrem Papa und mit ihrer Schwester und saß kaum still. Außer, wenn sie die Tageszeitung las. Besonders vom Wirtschaftsteil war sie kaum loszureißen. Aber das sollte mir recht sein. Lieber eine ernste, als eine aufmüpfige Tochter.
Und auch Klaudia wuchs prächtig heran. Schon, als sie in meinem Bauch war, spürte ich, wie sehr ich dieses Kind liebte. Und als ich sie das erste Mal in meinen Armen hielt, hätte ich sie am liebsten nie wieder los gelassen. Dominik erging es nicht anders. Auch er liebte seine Tochter abgöttisch. Sein „Pummelchen“ konnte ihn mühelos um den Finger wickeln. Sie schien über unendliche Energiereserven zu verfügen und kaum hatte man sie für eine Minute nicht im Auge, krabbelte sie schon davon. Und immer war ein Lächeln auf ihren dicken Bäckchen zu sehen. Leider war sie ein wenig schüchtern, was fremde Menschen anging. So richtig vertrauen fasste sie nur zu ihrem Papa, ihrem Onkel Tristan, ihrer großen Schwester und natürlich zu mir. Aber sie war noch jung. Ihr Charakter konnte sich noch verändern.
Meine Ehe mit Dominik gestaltete sich leichter, als ich es je für möglich gehalten hatte. In seiner Gegenwart fühlte ich mich sicher und beschützt. Zu gerne hätte ich ihm all die Liebe erwidert, die er mir schenkte. Aber dafür kreisten meine Gedanken noch viel zu oft um Albert.
Finanziell sah es blendend aus. Endlich lief die Farm wirklich rund und warf Gewinne ab. Besonders die Zitrusfrüchte erwiesen sich als gute Einnahmequelle. Und inzwischen hätte ich ein recht gutes Händchen für diese anspruchsvollen Pflanzen. Tristan bestritt aber immer noch den Großteil unsere Einnahmen. Sein Lohn bei der Ölfirma war immer noch unübertroffen. Aber Dominik arbeitete sich immer weiter hoch, in der Wachfirma, in der er beschäftigt war. Inzwischen war er so etwas wie der Leiter der ganzen Truppe geworden. Wäre er bei der Polizei, dann hätte er jetzt wohl den Titel eines Polizeipräsidenten.

 
Hey Stev84, wie Du ja schon aus einem anderen Forum weißt, bin ich begeisterter Leser Deiner Fotostory ;) Wusste gar nicht, dass Du eine eigene Website für die Fotostory hast. Werd ich mir direkt mal angucken :D
MfG Misha
 
Kapitel 87: Übung mach den Meister

Was bisher geschah:

(Zusammenfassung der vorherigen Kapitel)

Mit 18 warf mein Dad mich aus dem Haus, weil ich die Polizei rief, als er meinen Paps im Suff verprügelte. Ich kam für ein Jahr bei meinen Großeltern in Warschau unter, bevor ich in die Sierra Simlone kam.

Ich lebte mich hier gut ein und mied jeden Kontakt zu meiner Familie. Doch dann starb erst mein Paps und einige Jahre darauf auch Dad. Kurz vor seinem Tod hatte er noch einmal versucht, mit mir in Kontakt zu treten und sich zu entschuldigen. Doch er hatte mich zu sehr verletzt. Und so erhielt ich keine Chance mehr, mich mit ihm auszusprechen, bevor er mit seiner Jacht auf den Atlantik hinaus fuhr und in einem Sturm kenterte.

So schrecklich sein Tod war, so erlaubte er mir doch, mich wieder meiner Familie anzunähren und in engen Kontakt mit meiner Zwillingsschwester Joanna und meinem jüngeren Bruder Orion zu treten. Bei meiner Hochzeit mit Dominik waren wir drei dann auch endlich wieder vereint.

Als ich Dominik heiratete, war ich schwanger. Tief im Inneren spürte ich, dass dieses Kind von ihm war. Allerdings gab es einen leisen Zweifel, denn als Vater kam auch Albert in Frage, der Mann, den ich über alles geliebt hatte und mit dem ich mein Leben verbringen wollte. Doch Albert starb und meine Großmutter gab mir den weisen Rat, Dominik zum Mann zu nehmen.

Dieser Rat erwies sich als richtig. Ich liebte Dominik zwar nicht, aber ich fühlte mich eng mit ihm verbunden. Und er sorgte gut für mich und meine Kinder. Seine Kinder. Meine jüngste, Klaudia, war seine Tochter, das spürte ich einfach. Und Kinga, meine Älteste, war zwar nicht seien leibliche Tochter, doch er zog sie als solche auf und ich hatte schon vor langer Zeit entschieden, dass er nie erfahren sollte, dass er nicht Kingas leiblicher Vater war.

Kinga kam nicht gut zurecht mit der Geburt ihrer kleinen Schwester und wurde aufmüpfig. Erst mein Mitbewohner Tristan fand heraus, dass sie Angst hatte, dass wir sie gegen Klaudia austauschen wollten. Glücklicherweise konnten wir sie vom Gegenteil überzeugen und ich bekam das harmonische Familienleben, das ich mir seit meiner Kindheit wünschte.


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Der Schweiß floss an meinem Gesicht herab. Obwohl der Raum gut klimatisiert war, glühte mein ganzer Körper. Das Laufband ächzte unter meinen Schritten, aber ich musste weiter. Ich hatte gerade einmal die Hälfte der Strecke hinter mir. Den Gutschein für das Fitnessstudio war ein Geschenk meiner Zwillingsschwester zum Geburtstag. „Du musst dich fit halten, Oxana“, hatte sie gesagt. „Nur weil du verheiratet bist und zwei Kinder hast, ist es kein Grund deinen Körper zu vernachlässigen.“ Sie hatte Recht und deshalb quälte ich mich jetzt auf diesem Laufband ab.

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„Wie lange noch, Oxana? Ich…ich kann kaum noch weiter.“ Brandi lief keuchend auf dem Band neben mir und auch an ihr lief der Schweiß herab. „Nur noch ein Stück. Halt einfach durch, Brandi.“ Sie biss die Zähne zusammen und machte weiter.

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Nach einer Zeit, die mir wie eine Ewigkeit erschien, stiegen wir vom Laufband, zufrieden mit uns, dass wir durchgehalten hatten. „Lass uns an der Bar etwas trinken“, schnaufte Brandi und stieg bereits die Treppe zum Erdgeschoss hinab, wo sich die Bar befand. Ich folgte ihr und setzte mich zu Brandi an den Tresen.

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Wir bestellten zwei isotonische Getränke bei der Barfrau. „Und du kommst ernsthaft zwei mal in der Woche hier her? Wieso tust du dir das freiwillig an, Oxana?“ Brandi schüttelte verständnislos den Kopf und stützte sich mit dem Ellenbogen auf dem Tresen ab. Ich konnte sehen, dass sie immer noch völlig außer Atem war. Inzwischen war ich so weit trainiert, dass meine Atmung und mein Puls schnell wieder zum Normalzustand zurückkehrten.

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„Mit ein wenig Training macht es wirklich Spaß. Und glaub mir, Brandi, nach ein paar Wochen fühlst du dich wirklich besser.“ Brandi sah mich skeptisch an und ich konnte es ihr nicht einmal verübeln. Vor ein paar Monaten hätte ich es selbst nicht für möglich gehalten, dass dieses Fitnesstraining Spaß machen könnte. Aber ich wollte Joannas Geschenk nicht ungenutzt verfallen lassen, also probierte ich es aus….und blieb dabei.

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„Wollen wir dann weiter machen?“, fragte ich Brandi, nachdem wir beide unser Glas geleert hatten. Sie stöhnte laut, quälte sich aber vom Barhocker herunter. Ich musste lachen. „Komm, die nächste Übung wird dir Spaß machen. Und ich verspreche dir, dass du dich dabei auch nicht überanstrengen wirst.“




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„Du willst, dass ich Schießübungen mache?“, schrie Brandi und sah mich ungläubig an. Ich hatte genauso reagiert, als meine Schwester mir vor zwei Monaten wieder mal einen Gutschein schenkte, diesmal fürs Schießen. Der Trainer hatte Brandi und mich in den extra abgesperrten Bereich geschleust und holte nun die Ausrüstung aus den gesicherten Spezialschränken. „Du musst nur vergessen, dass es eine Waffe ist. Sieh es mehr als Geschicklichkeitsübung“, versuchte ich sie zu überzeugen. Am besten würde das gelingen, wenn ich es ihr einfach vormachte. Als nahm ich mir eine der Übungspistolen.

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Ich stellte mich in die Box und zielte auf die Pappscheibe an der hinteren Wand. Ich atmete aus, spannte meinen Körper an und drückte den Abzug. Brandi zuckte zusammen, sichtlich überrascht von der Lautstärke des Knalls. Ich hatte nicht die Mitte der Scheibe getroffen, aber immerhin hatte ich sie getroffen. Das hatte am Anfang noch ganz anders ausgesehen. Auch, weil ich mich dagegen gesträubt hatte, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Nach zwei Unterrichtsstunden hatte ich mir sogar geschworen, nie wieder einen Fuß in diese Einrichtung zu setzen. Doch dann musste ich mit ansehen, wie zwei Wüstenhunde ein neugeborenes Kalb aus meiner Herde rissen. Ich konnte nur hilflos zusehen, obwohl ich ein Gewehr dabei hatte. Aber was nützt einem ein Gewehr, wenn man damit nicht umgehen kann? Also entschloss ich mich doch, weiter das Schießen zu üben.

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Als sie sah, dass es wohl tatsächlich ungefährlich war, faste Brandi doch Mut und ließ sich eine Pistole vom Trainer geben. Entschlossen stellte sie sich in die Box, zielte und drückte ab. Doch der Rückstoß der Pistole warf sie fast um. „Nee, das ist nix für mich, Oxana“, erklärte sie nach diesem Fehlversuch und versuchte die Waffe schnell wieder los zu werden.

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„Geben Sie sich einen Ruck, Frau Reichardt“, redete nun der Trainer auf sie ein. „Ich werde Ihnen auch helfen.“ Und als sich seine kräftigen Arme von hinten um ihre Hüfte legten, um ihr mehr Stabilität zu verleihen, änderte sie ihre Meinung schnell noch einmal. Schmunzelnd beobachtete ich die Szene aus dem Hintergrund. Wenn Roland das jetzt sehen könnte. Dann machte ich mich wieder an meine Übungen und probte weiter meine Zielgenauigkeit. Und nicht zum ersten Mal fragte ich mich dabei, wie Joanna bloß auf solch ein seltsames Geschenk gekommen war.



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"Aua, mir tut jeder einzelne Knochen weh", beschwerte sich Brandi, nachdem wir das Schießtraining beendet hatten. Inzwischen hatte sie sich umgezogen und war bereit aufzubrechen. "Roland, wird deinen Muskelkater mit einer Massage sicher ganz schnell weg zaubern können", versuchte ich sie aufzuheitern, doch Brandi war nicht ganz überzeugt. "Warum bist du denn noch nicht umgezogen?", fragte sie verwundert, als sie bemerkte, dass ich immer noch meinen Trainingsanzug trug und keine Anstallten machte, mich umzuziehen.

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"Sei mir nicht böse, Brandi, aber ich möchte noch ein wenig länger hier bleiben", entschuldigte ich mich bei meiner Freundin. "Ich weiß, dass ich versprochen hatte, dich nach Hause zu begleiten, aber ich will es ausnutzen, dass Dominik heute auf die Kinder aufpasst." Brandi sah mich an, als ob ich Chinesisch sprechen würde. Nicht etwa, weil sie böse war, dass ich nicht mitkam, sondern aus Unverständnis, dass ich freiwillig länger im Fitnessstudio bleiben wollte. Doch dann lachte sie. "Folter dich ruhig weiter, Oxana. Die paar Schritte kann ich auch alleine laufen." Wir verabschiedeten uns mit einer Umarmung und mit dem Versprechen, bald wieder etwas gemeinsam zu unternehmen, dann aber etwas weniger anstrengendes.




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"Los, los, Oxana! Schlag härter zu! Mit diesen laschen Schlägen wirst du nicht einmal einen greisen Mann umhauen." Charlie, der Fitnesstrainer, brüllte mich regelrecht an und spornte mich dazu an, immer weiter aus mir heraus zu kommen. Das Kampfsporttraining war meine jüngste Disziplin. Und erstaunlicherweise war es die Disziplin, die mir am meisten Spaß bereitete. Es war eine gute Möglichkeit, meinen Gefühlen, die ich leider viel zu oft unterdrückte, freien Lauf zu lassen.

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Na ja, und es machte Spaß, den Schlägen und Tritten des Gegners auszuweichen, seine Strategie voraus zu sehen. Und nebenher musste man noch selbst nach einer Schwachstelle in der Verteidigung des Gegners suchen, um ihn zu treffen, immer darauf bedacht, sich bloß keine Blöße in der eigenen Verteidigung zu geben. Ich war nach weit davon entfernt, eine ernste Gegnerin für Charlie zu sein, aber ich steigerte mich mit jeder Trainingseinheit. Irgendwann würde ich ihn schon schlagen.
 
Kapitel 88: Hilfe

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Nach Stunden des Trainings ging ich erschöpft aber zufrieden nach Hause. Als ich die Tür öffnete fand ich Dominik und Klaudia spielend auf dem Wohnzimmerboden. Irgendwas schien unserem Pummelchen mal wieder nicht zu passen und sie protestierte lautstark. „Habt ihr schon gegessen, Dominik?“, fragte ich beiläufig nachdem ich meine Sporttasche in einer Ecke verstaut hatte und Dominik einen Kuss gab. „Nee, noch nicht“, antwortete der, ohne aufzublicken, immer noch in das Spiel mit Klaudia vertieft.

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Also ging ich in die Küche und bereitet meinem Ehemann und meiner Tochter das Abendessen zu. Dominik setzte Klaudia in den Hochsitz und die Kleine wehrte sich zunächst, als ob der Hochsitz ein furchtbares Gefängnis wäre. "Dada, hier", rief sie immer wieder und versuchte sich an Dominiks T-Shirt fest zu klammern.

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Doch als er ihr ihren Brei gab, kehrte Ruhe ein. Klaudia matschte mit dem Finger in dem Schüsselchen herum und verteilte das Essen mehr auf sich und dem Stuhl, als das sie aß, aber immerhin war sie beschäftigt.

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So konnten Dominik und ich selbst in Ruhe essen. „Ich wollte heute mit ein paar Kollegen raus. Ist das in Ordnung für dich?“ „Ja“, antwortete ich gleich. „Ich wünsche Euch schon mal viel Spaß.“ Seit unserer Hochzeit hatte Dominik das Bedürfnis entwickelt, mich um Erlaubnis zu fragen, wenn er ausgehen wollte. Ich hatte ihm zwar schon öfter gesagt, dass er machen könne, was er wolle, doch es änderte nichts an seinem Verhalten.



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Als ich Klaudia gegen sieben ins Bett brachte, war Dominik bereits außer Hause. Und auch Tristan war nicht da. Er war bei Frank…glaubte ich. Und Kinga übernachtete heute bei Constance. Das hieß, ich hatte den ganzen Abend für mich. Klaudia streckte zwar ihre kleinen Händchen nach mir aus, als ich sie in ihr Bettchen legte, aber als die leise Musik des Mobiles über ihr ertönte, fielen ihre Augen wie ganz von selbst zu und sie glitt rasch in das Reich der Träume hinüber.

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Auf Zehnspitzen schlich ich mich in das Arbeitszimmer. Ich hatte mir schon ein gutes Buch und meine Lieblings-CD rausgesucht und ein paar Duftkerzen aufgestellt. Mit dem Roman in der Hand ließ ich mich in den weichen Sessel plumpsen und Schlug das Buch auf der Seite auf, die mit einem Lesezeichen markiert war. Ich wollte unbedingt wissen, ob der Zauberer Raistlin wirklich die Dunkle Königin, die Göttin des Bösen, herausfordern würde.

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Ich war schon in meinen Roman versunken, als die Türklingel mich wieder in die Realität zurück riss. Ich fragte mich, wer denn da klingeln konnte. Dominik und Tristan hatten einen Schlüssel und Besuch hatte sich eigentlich nicht angekündigt. Ich war nicht wenig erstaunt, als ich die Tür öffnete und in das lachende Gesicht meiner Schwester blickte. „Joanna, was machst du den hier? Du hättest doch was sagen können, dann hätte dich jemand vom Flughafen abgeholt.“ Ich bat meine Schwester ins Haus und schloss sie in den Arm. „Keine Sorge, Xana“, erwiderte sie, „das mit dem Flughafen war kein Problem. Mein Privatjet ist auf dem alten Flugplatz hier in Sierra Simlone Stadt gelandet. Ich musste also nicht weit fahren.“

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Privatjet, alles klar. Ich wollte schon anfangen zu lachen, als ich bemerkte, dass meine Schwester keineswegs einen Scherz gemacht hatte. „Privatjet?!“, fragte ich deshalb ungläubig. „Wo um Gottes Willen hast du denn einen Privatjet her? Bei deiner Arbeit wirst du doch wohl kaum so viel Geld verdienen, ganz abgesehen davon, dass du gar keine Privatjet brauchst.“ Joanna arbeitete bei der SimAir. Sie hatte dort als Flugbegleiterin angefangen, inzwischen kümmerte sie sich aber hauptsächlich um die Logistik im internationalen Flughafen von SimCity. Trotzdem war es undenkbar, dass ihr Gehalt einen Privatjet erlauben würde.

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„Xana, setz dich bitte“, forderte sie mich auf. In meinem Magen breitete sich ein ungutes Gefühl aus. Ich wusste, dass gleich eine Bombe platzen würde. Ich wollt es bloß noch nicht wahr haben. Wir gingen also hinüber zur Sitzgruppe im Esszimmer. Ich nahm Platz, so wie sie es gewollt hatte und schaute sie erwartungsvoll an. „Ich arbeite nicht für die SimAir, Xana. Ich kümmere mich weder um die Logistik am Flughafen, noch war ich jemals Flugbegleiterin.“ „Aber du bist doch ständig geflogen“, protestierte ich. „Wie kann das sein?“ Meine Verwirrung stand mir ins Gesicht geschrieben. Es gab doch so viel Fotos von ihr in der Uniform. Ich selbst bin schon mit meiner Schwester geflogen!

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„Dieser ganze Job ist nur eine Tarnung, Xana. Ja, es stimmt, ich war Flugbegleiterin. Aber das war nie meine eigentlich Aufgabe.“ „Was dann?“, flüsterte ich obwohl ich schon jetzt Angst vor der Antwort hatte. „Ich arbeite für eine Organisation, Xana. Es ist eine Organisation, die aus dem Untergrund arbeitet. Eine Organisation, die für den Untergrund arbeitet. Lass es mich so ausdrücken, Xana: Wenn jemand etwas will und bereit ist, dafür zu bezahlen, dann holen wir es ihm. Und manchmal wollen wir selber etwas haben, was jemand anderes nicht bereit ist heraus zu geben. In solch einem Fall holen wir es uns auch.“

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„Du bist eine Diebin? Eine Verbrecherin?“, keuchte ich. Es war so unglaublich, dass ich es nicht fassen konnte. Meine eigene Schwester war eine Kriminelle! „So könnte man es auffassen, Xana. Aber ich erwarte nicht, dass du es verstehst.“ „Warum erzählst du es mir dann? Gott, Jojo, warum konntest du nicht einfach schweigen und alles beim Alten belassen?“ „Weil ich deine Hilfe brauche, Xana. Deshalb!“
 
Mensch, das ist ja spannend und ein total gemeines Ende für ein kapitel, lieber Stev. das kannst du doch nicht machen, jetzt werde ich die ganze Woche grübeln, was denn dahinter stecken könnte und wozu Joanna Oxanas Hilfe braucht, hoffentlich ist es nichts allzu gefährliches. Obwohl, auch das wäre spannend. Tolle Bilder, wie immer.

Liebe Grüße
 
@Simellie
Ich liebe es, Cliffhanger am Ende eines Kapitels einzubauen :D Ich weiß, ich bin gemein. Was Oxanas Schwester von ihr will, erfahrt ihr dann nächste Woche. Und es wird ganz sicher spannend....und auch gefährlich. Ich freue mich jetzt schon auf eure Reaktionen.
Danke für deinen Kommentar.
 
Spannend! Darum hat Joanna ihrer Schwester sicher auch den Fitness-Studio Gutschein geschenkt...Hab mir doch gleich gedacht, dass es irgendeine Bewandnis damit hat.
Ich musste gerade etwas an die Serie "Alias" denken, die mir immer gut gefallen hat.
Diese überraschende Wendung in der Story gefällt mir auch sehr gut.
 
Ja, dass mit dem Fitnessstudio hatte schon seinen Sinn. Sonst hätte ich auch nicht ein ganzes Kapitel darauf verwendet ;) Und die Serie "Alias" habe ich früher mit Begeisterung geguckt und ich muss auch zugeben, dass ich mich von dieser Serie zum Teil hab inspirieren lassen.

Vielen Dank für deinen Kommentar, SecondJumper!
 
Kapitel 89: In der Hand meiner Schwester

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Meine Hilfe? Meine Schwester erzählte mir gerade, dass sie eine Verbrecherin war und erwartete auch noch Hilfe von mir. Ich konnte nicht mehr länger sitzen bleiben. Wenn sie nicht meine Schwester wäre, meine Zwillingsschwester, dann hätte ich umgehend die Polizei gerufen. Ich schüttelte entschieden denn Kopf. Ich würde ihr ganz sicher nicht helfen. „Ich versteh, dass es ein Schock für dich sein muss, Xana. Aber du musst mir helfen. Ich verlange es von dir und ein Nein werde ich nicht gelten lassen.“

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Langsam drehte ich mich um und sah sie ungläubig an. War diese Frau wirklich meine Schwester? Ich erkannte nichts von dem lebenslustigen, fröhlichen Mädchen, mit dem ich aufgewachsen war. Ihr Blick war so eindringlich, dass mir ein kalter Schauer den Rücken herunter lief. „Diese Organisation, Xana, das ist nicht irgendein belangloser Verein. Es ist ein Familienbetrieb. Und du gehörst auch zu dieser Familie, Xana. Du bist eine Brodlowska und als solche stehst du in deiner Pflicht. Unsere Großmutter, Justyna Brodlowska, hat diese Familienorganisation gegründet. Und Dad hat sie fortgeführt, genauso, wie ich es jetzt tue.“

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Mir wurde schwindelig. Ich musste träumen, eine andere Erklärung gab es nicht. „Aber Dad hat doch für ein Transportunternehmen gearbeitet“, flüsterte ich heiser. „Und unsere Großmutter Justyna ist seit Jahren verschwunden. Das ist doch alles nicht möglich.“ „Es ist möglich, Xana. Hast du dich nie gewundert, warum Dad nachts ständig fort war? Warum sollte er für eine Transportfirma ausgerechnet mitten in der Nacht arbeiten? Nein, Xana, Dad war ein geschickter Schmuggler und ein raffinierter Einbrecher, der sich einen Namen in der Unterwelt von SimCity gemacht hat. Und unsere Großmutter Justyna, Dads Mutter, hat die ganze Zeit über ihn gewacht und ihn in die richtige Richtung gelenkt. Ich kann dir ihre Tagebücher zeigen, Xana. Sie hat alles aufgeschrieben.“

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Ich wusste nicht warum, aber ich glaubte ihr. Auch wenn mir Joanna in diesem Moment wie eine Fremde erschien, so war sie meine Zwillingsschwester. Ich hätte es gespürt, wenn sie mich jetzt angelogen hätte. Trotzdem spürte ich, wie meine Beine nachzugeben drohten und setzte mich rasch wieder hin. „Ist Dad wirklich tot?“, schoss es aus mir heraus. Wenn alles, was ich über meine Familie zu wissen glaubte, eine Lüge war, dann war vielleicht Dad auch noch am Leben. „Ja, Xana, Dad ist tot.“ Ich sah den Schmerz in Joannas Augen und wusste, dass sie nicht log. Sie hatte Dad immer bewundert und geliebt, etwas, was ich nie verstanden hatte. „Er hat Paps Tod nie verkraftet. Und die Organisation hatte ihn überfordert. Ja, er ist tot. Genauso, wie unsere Großeltern Justyna und Don Carlos.“

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„Dads Eltern sind tot?“ Ich war entsetzt. Großmutter Justyna hatte ich nie wirklich kennen gelernt, aber abuelo Carlos hatte ich in mein Herz geschlossen. Mit Tränen erinnerte ich mich daran, wie er meine Schwester und mich zu unserem 18. Geburtstag mit wunderschönen Kleidern überrascht hatte. Ich bekam ein Rotes und Joanna ein Weißes, beide im kubanischen Stil, dem Heimatland von abuelo Carlos. „Wie?“, hauchte ich. Joanna fiel es schwer weiter zu sprechen. Also war doch noch die Schwester in ihr, die ich einmal gekannt hatte.

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„Abuelo Carlos hat unsere Großmutter erschossen. Kurz danach hat er sich eine Kugel in den Kopf gejagt.“ Ich sah meine Schwester entsetzt an. „Großmutter Justyna hatte zuvor versucht, Dad zu töten….dabei hatte sie aber mich statt ihm getroffen.“ Noch während sie sprach hob Joanna ihr Oberteil und enthüllte mir eine Narbe an der Seite ihres Bauches.

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„Das war an meinem Hochzeitstag, Xana. Kannst du dir vorstellen, was damals in mir vorging? Ich stand da in meinem weißen Kleid, mit einem Blutfleck, der immer größer wurde. Und vor mir lagen meine erschossenen Großeltern. Dad war nicht mehr in der Lage klar zu denken und Paps war vom Krebs schon zu geschwächt. Tante Ewa, Dads jüngere Schwester, weinte bloß hysterisch. Also musste ich handeln. Ich musste die Leichen beseitigen und die Trauung durchziehen, als ob nichts gewesen wäre. An diesem Tag habe ich mich endgültig der Organisation angeschlossen, mit Herz und Seele. An diesem Tag erkannte ich zum ersten Mal, welche Verantwortung auf meinen Schultern lastete.“ Ich war geschockt. Es war einfach zu viel für mich. Zu viele Informationen, die auf mich niederprasselten.

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„Hör auf, Jojo! Hör auf!“ Ich sprang vom Sessel auf und hielt mir die Ohren zu. Es war alles zu schrecklich. Doch sie hörte nicht auf. „Du, Xana, unser Bruder Orion und ich, wir sind jetzt für die Organisation verantwortlich. Wir müssen dafür sorgen, dass sie stark und auf Kurs bleibt, dass sie weiterhin so geführt wird, wie unsere Großmutter, Donna Justyna, es gewollt hat.“ „Nein, Jojo! Nein! Ich will nichts damit zu tun haben. Ich will nichts von dieser Organisation wissen.“

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Plötzlich verfinsterte sich der Blick meiner Schwester. „Es spielt keine Rolle, was du willst, Xana. Du bist eine Brodlowska und du wirst mir helfen. Bis jetzt habe ich dir deine Freiheit gelassen. Ich wusste, wenn es darauf ankommt, würdest du zur Familie halten. Ich will mich nicht in dir getäuscht haben.“ Die letzten Worte waren eine klare Drohung, die mich erzittern ließen. Doch ich blieb hart. „Ich will nichts mit deiner Organisation zu tun haben“, erklärte ich entschieden.

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Plötzlich zeigte sich ein bittersüßes Lächeln auf den Lippen meiner Schwester, welches ich noch nie zuvor an ihr gesehen hatte. Und dieses Lächeln jagte mir eine viel stärkere Angst ein, als es jede Drohung vermocht hätte. „Oh, du wirst mir helfen, Xana. Du willst doch nicht, dass dein Mann zufällig von der wahren Vaterschaft seiner Ältesten erfährt“. Joanna hätte einen Dolch in mein schlagendes Herz rammen können und mich doch nicht mehr verletzt. „Das würdest du nicht machen, Jojo. Wir sind doch Schwestern“. Ich weinte. Ich wollte es nicht, aber ich weinte.

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„Das liegt ganz in deiner Hand, Xana.“ Joanna lächelte immer noch. „Ich möchte deiner Familie doch nicht schaden, Schwesterherz. Ich weiß doch, wie wichtig sie dir ist. Du bist ein Familienmensch, Xana. Und deshalb wirst du doch einsehen, wie wichtig es ist, mir, deiner Schwester, zu helfen. Deine Familie zählt auf dich.“

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Ich wollte schreien. Ich wollte die Bilder von der Wand reisen und sie zertrümmern. Ich wollte die Vase neben mir schnappen und sie meiner Schwester ins Gesicht schleudern. Doch ich konnte nicht…ich durfte nicht. Nicht wenn ich Dominik nicht verlieren wollte. Nicht wenn ich einem Vater sein Kind und einer Tochter ihren Vater entreißen wollte. Joanna hatte mich in der Hand und das wusste sie. Ohne Hoffnung auf einen Ausweg sackte ich zusammen und gab nach. „Was soll ich für dich tun, Joanna?“
 
Bhoa geil ♥♥
'tschuldigung wenn das jetzt etwas ... ich sag mal, gemein, ist,
aber Oxana soll der Verbrechensorganisation ihrer Familie beitreten.
Hihi, ich würd's vermutlich tun .. :glory:
 
@Mellie
Ich glaube, Oxana schreckt diese Aussicht gehörig ab. Sie hätte viel lieber weiter ruhig auf ihrer Farm gearbeitet und sich um ihre beiden Kinder gekümmert. Aber jetzt bleibt ihr wohl keine andere Wahl als Joanna zu helfen, wenn sie ihre Familienidylle nicht aufs Spiel setzen möchte.

Vielen Dank für deinen Kommentar!
 
Ach ja, darf ich dich was fragen?
Weißt du zufällig woher die rote Tapete im Hauseingang von Oxanas Haus ist?
Die, die hier in Bild 7 zu sehen ist?
 
Ach ja, darf ich dich was fragen?
Weißt du zufällig woher die rote Tapete im Hauseingang von Oxanas Haus ist?
Die, die hier in Bild 7 zu sehen ist?

Fragen darfs du, aber antworten kann ich dir leider nicht. Ich kann mir einfach nicht merken, woher ich meine Downloads habe, dafür sind es einfach viel zu viele. Tut mir leid.
 
Kapitel 90: Maskerade

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Joanna erklärte mir detailliert ihren Plan. Ich hörte zu, könnte aber kaum glauben, was sie da sagte. Es war zu unglaublich. Dann ging sie. Als ich alleine im Wohnzimmer stand, begann ich am ganzen Körper zu zittern. Wieder schossen mir die Tränen in die Augen. Es waren Tränen der Wut. Wie konnte Joanna mich nur so hintergehen, mich erpressen? Ich hatte ihr vertraut und es nie für möglich gehalten, dass sie das Wissen um Kingas wahren Vater gegen mich benutzen würde.

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Klaudias Schreien holte mich in die Wirklichkeit zurück und ließ meine Wut verrauchen. Zurück blieben nur der Schmerz und die Enttäuschung. Ich ging in das Kinderzimmer und hob Klaudia aus dem Bettchen. Ihr Schreien verstummte, sobald ich sie auf dem Arm hielt. „Pipi“, murmelte sie leise und wischte ihre Tränen unbeholfen an meinem Shirt ab. Ich setzte sie auf das Töpfchen und strich ihr über das Köpfchen. Mein Gesicht war immer noch tränenverschmiert und Klaudia schien zu erkennen, dass etwas nicht in Ordnung war. Denn sie sah mich an, als ob sie sagen wollt: „Mami, warum bist du den so traurig? So schlimm kann es doch nicht sein“. Dieser Gedanke ließ mich lächeln. Für sie musste ich tun, was Joanna von mir verlangte. Für sie, für Kinga und für Dominik. Meine Familie war mir zu wichtig, um sie aufzugeben.

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Also Dominik spät abends nach Hause kam, war ich immer noch wach. Trotzdem tat ich so, als ob ich schon schlafen würde. Wenn ich jetzt mit ihm redete, würde ich ihm alles erzählen. Aber das durfte ich nicht. Joanna hatte es mir unmissverständlich deutlich gemacht. Dominik schmiegte sich an meinen Rücken und in dieser Position sehnte ich mich noch viel stärker danach, mich ihm anzuvertrauen. Wann hatte meine Schwester sich so stark von mir entfremdet? Wann war sie zu dieser herzlosen Frau geworden?



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Für meine Schwester zählte nur ein: Dass ich genau das tat, was sie von mir verlangte. In Ganado Alegro fand wieder einmal ein mehrtägiges Seminar über innovative Bewässerungstechniken statt. Also erzählte ich Dominik und den Kindern, dass ich eben dieses besuchen würde. Vor Alberts Tod habe ich diese Ausrede immer genutzt, um mich heimlich mit meinem Geliebten treffen zu können. Nach meiner Hochzeit hatte ich mir geschworen, Dominik nie wieder in solch einer Weise zu hintergehen. Doch Joanna ließ mir keine Wahl.

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Ich fuhr tatsächlich nach Ganado Alegro, aber nur, um mich im Waschraum eines Motels umzuziehen. Joanna hatte mir alles Notwendige mit der Post zukommen lassen. Ich zog also das offenherzige Kleid an, änderte mein Make-up und zog die blonde Perücke über. Im Spiegel erkannte ich mich selbst kaum wieder. Aber das war wohl das Ziel dieser Maskerade. Als ich unsicher den Waschraum verließ, hatte ich das Gefühl, dass jeder wüsste, wer hinter dieser Verkleidung steckt. Doch das bildete ich mir sicher nur ein.

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Mit dem Taxi fuhr ich zum Flughafen nach SimVegas. Der Taxifahrer warf mir während der Fahrt immer wieder Blicke über den Rückspiegel zu. Dabei musterte er besonders interessiert meinen Ausschnitt und meine Beine, die von dem kurzen Kleidchen kaum bedeckt wurden. Ich verfluchte Joanna innerlich für diese freizügige Verkleidung. Meinen Einwand, dass etwas Unauffälligeres angebrachter wäre, wies sie ab. Je auffälliger mein Styling war, desto weniger würden sich die Leute an mein Gesicht erinnern können.

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Die Sicherheitskontrolle passierte ich ohne Schwierigkeiten. Joanna hatte schon im Vorfeld darauf geachtet, dass ich nichts an meinem Körper trug, was den Metaldetektor zum Piepen bringen konnte. Nicht einmal ein simples Schmuckstück, denn unnötige Aufmerksamkeit wollte sie vermeiden.

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Doch als ich die Passkontrolle erreichte, glaubte ich, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Mit zittrigen Händen legte ich der Beamtin einen Pass vor, der mich als Weronika Szymanska und als polnische Staatsbürgerin auswies. Die Beamtin verglich nur kurz mein Gesicht mit dem Foto im Pass und ließ mich passieren. Der Pass war eine hervorragende Fälschung, das musste ich wirklich eingestehen.

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Erleichtert stieg ich kurze Zeit später in das Flugzeug, das soeben aus SimCity eingetroffen war und in Kürze seinen Flug ins russische Samara fortsetzen würde. Der Flug war nicht ausgebucht und so erblickte ich auf dem Weg zu meinem Sitzplatz sofort Joanna, die gleich in einer der vorderen Reihen saß. Ich war mir sicher, dass sie mich trotz der Verkleidung erkannt hatte, sie zeigte aber keinerlei Regung und blätterte gelangweilt in der Bordzeitschrifft. Sie schien über etwas zu lachen, was sie in der Zeitschrift las, unser Zeichen, dass sie mich gesehen hatte und ich wie besprochen weiter machen sollte.

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Unter lautem Dröhnen der Triebwerke hob das Flugzeug ab und begann seinen weiten Weg in die russische Föderation. Nach etwa zwei Stunden Flugzeit stand Joanna auf und ging zu den Waschräumen im vorderen Teil der Kabine. Ich wartete noch etwa zwei Minuten, dann stand auch ich auf und folgte meiner Schwester.

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Ich vergewisserte mich, dass keine der Flugbegleiterinnen oder keiner der übrigen Fluggäste mich beobachtete und klopfte fünf Mal kurz hintereinander an die Tür der Flugzeugtoilette. Joanna reagierte auf das vereinbarte Zeichen und ließ mich hinein.

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Sie stand bereits nur noch in Unterwäsche bekleidet vor mir und hatte ihre Haare zu einem festen Dutt gebunden. „Zieh dich aus, Oxana!“, wies sie mich ohne Begrüßung an. „Wir haben nicht viel Zeit.“ Ich tat, wie geheißen und zog das knappe Kleid aus. Joanna nahm es mir sofort aus der Hand und zog es selbst über. Und ich begann im Gegenzug ihre Kleider überzustreifen.

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Mit einer unglaublichen Geschicktheit verpasste meine Schwester mir in wenigen Sekunden ein neues Make-up und toupierte meine Haare auf. Dann überzeugte sie sich noch ein letztes Mal, ob ihr Kleid auch richtig an mir saß. „Geh jetzt und setz dich auf meinen Platz. Ab diesem Moment bist du nicht mehr Oxana Blech, sondern Donna Joanna Brodlowska. Denk daran.“

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Ich zupfte das neue Kleid selbst noch einmal zurecht und ging dann hinaus in die Kabine des Flugzeugs. Ich war nervös, doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Die erste Bewährungsprobe war meine Sitznachbarin. Doch als ich mich setzte, lächelte sie mich lediglich freundlich an, ohne zu bemerken, dass nun eine andere Frau neben ihr saß. Meiner Schwester erging es auf meinem ursprünglichen Platz nicht anders.
 
Kapitel 91: Wie eine Rose im Morgentau

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Im Gedränge des Flughafens von Samara verlor ich Joanna schnell aus den Augen. Am Gepäckband wartete ich erst eine halbe Ewigkeit auf mein Gepäck, bis mir einfiel, dass ich ja nach Joannas Koffer Ausschau halten musste. Und als auch diese Hürde genommen war, verließ ich Flughafengebäude, unsicher, was mich jetzt erwarten würde. Mit Boris hatte ich nicht gerechnet. Der rundliche Mann im schwarzen Augen und roter Nase, die sicherlich vom zu vielen Wodka stammt, empfing mich überschwänglich, sobald ich die Tür durchschritten hatte. Ich wusste nicht, ob ihm bewusst war, dass ich nicht die war, die ich vorgab zu sein. Doch das spielte keine Rolle. Ich stieg also in den silbernen Wagen und fuhr mit Boris davon.

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Der Himmel über Samara verfinsterte sich und es begann zu regnen. Das Auto fuhr schnell durch die tristen Vororte der Stadt, die mich stark an die Plattenbau-Siedlungen Warschaus erinnerten. Nur die ungewohnte Schrift verriet, dass ich nicht in Polen war. Schließlich hielt Boris vor einem stattlichen Gebäude im historischen Stadtzentrum Samaras, dem Hotel Bristol-Zhiguly.

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Das Hotel war luxuriös. Schon von außen hatte die prächtige Jugendstillfassade mich beeindruckt und im Inneren setze sich dieser Eindruck fort. Der dunkelgrüne Marmorboden glänzte und war mit edlen Teppichen bedeckt und die Wände waren mit poliertem Edelholz vertäfelt. Ein flüchtiger Blick in das angegliederte Restaurant verriet mir, dass dieses Hotel durchaus beliebt zu sein schien. Und der Service war ausgezeichnet, denn ich hatte kaum die Empfangshalle betreten, als auch schon ein Angestellter des Hotels auf mich zukam, mir einen Tee anbot und sich umgehend um mein Gepäck kümmerte. Er sprach mich direkt als Frau Brodlowska an. Scheinbar kehrte Joanna öfters in diesem Hotel ein.

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Ein Page führte mich in mein Zimmer. Ich war verwirrt, als er neben der Tür stehen blieb und keine Anstalten machte zu gehen, bis mir einfiel, dass er ein Trinkgeld erwartete. Anschließend konnte ich mich ungestört in dem weitläufigen Zimmer umsehen, welches deutlich heller gestaltet war, als die Empfangshalle, aber nicht weniger edel. Ich öffnete den Koffer, der neben dem großen Bett stand und den Joanna für mich vorbereitet hatte. Neben einigen Kleidungsstücken, einer Pistole und einem Handy befand sich dort auch ein Notebook. Ich versuchte die Waffe zu ignorieren, aber mich ließ der Gedanke nicht los, wie Joanna die Pistole unbemerkt in das Flugzeug bekommen hatte. Das würde ich sie bei Gelegenheit fragen müssen. Vorausgesetzt, ich würde je wieder ein Wort mit ihr wechseln. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass sie mich zu dieser ganzen Aktion gezwungen hatte.

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Ich legte die Waffe beiseite und schaltete das Notebook ein. Natürlich erwartete mich gleich das nächste Problem, denn es war mit einem Passwort gesichert. Ein Tatsache, die Joanna mir verschwiegen hatte. Doch ganz intuitiv probierte ich es mit dem Wort AINIGRIV und erhielt umgehend Zugang. Dieses Passwort hatten meine Schwester und ich als kleine Mädchen immer verwendet. Es war der Name unserer Mutter rückwärts geschrieben.

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Auf dem Computer waren alle notwendigen Daten gespeichert, die ich für die Erfüllung meines Auftrags brauchen würde. Namen von verschiedenen Geschäftspartnern, Joannas bisherige Treffen mit ihnen und eine detaillierte Beschreibung, was ich zu tun hatte. Es war viel zu lesen und noch mehr zu merken. Aber Joanna hatte mir sehr eindringlich zu verstehen gegeben, dass ich mich gut vorbereiten musste. Andernfalls könnte dieses Abenteuer, wie sie es nannte, ein böses Ende für mich haben. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was genau sie damit gemeint haben konnte.

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Plötzlich vibrieret das Handy, welches immer noch auf dem Boden bei den übrigen Sachen lag, und ließ mich aufschrecken. Ich ging schnell hinüber und hob ab. „Ich hoffe, du bist gut angekommen, Xana“, begrüßte meine Schwester mich. „Dieses Handy kann nicht abgehört werden, also wirst du nur dieses benutzen. Du kannst mich auch nur über dieses Handy erreichen. Drück dazu einfach die Zwei auf dem Nummernblock. Wenn alles wie geplant läuft, wird das aber nicht nötig sein. Dann kannst du schon morgen wieder bei deinem geliebten Mann sein.“ Ihre Stimme triefte vor Hohn, aber ich ignorierte es einfach.

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„Im Koffer findest du ein Schmuckkästchen.“ Ich ging unverzüglich zu meinem Gepäck und fand die Schatulle. „Im Anhänger der Kette befindet sich ein Mikrofon. Du wirst die Kette heute Abend tragen, damit wir dein Treffen mitverfolgen können. In den Ohrringen befindet sich ein Lautsprecher. Boris, dein Cheufer von heute und einer meiner Männer hier in Samara, kann auf diese Weise mit dir in Kontakt bleiben.“ Ich ging zur Frisierkommode des Hotelzimmers und legte die Ohringe und die Kette an. Als ich mich so im Spiegel betrachtete, konnte ich kaum glauben, dass darin neuste Spionagetechnik verbaut sein sollte.

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Joanna gab mir noch ein paar letzte Anweisungen. Und kurz bevor sie auflegte, sagte sie etwas, was mich sehr überraschte. „Viel Glück, Schwesterherz. Ich würde dich nicht hier mit hineinziehen, wenn es nicht nötig wäre.“ Sie klang aufrichtig und das verwirrte mich. Plötzlich klang sie wieder wie meine Jojo, die Schwester, die ich von früher kannte. Doch bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, klopfte Boris und betrat das Hotelzimmer, um mich für das Treffen abzuholen. Es wurde also ernst.



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Boris fuhr mich an den Stadtrand von Samar, mitten in das Industriegebiet. Der Wagen bog schließlich in eine enge Seitengasse und hielt im Innenhof eines verlassenen Fabrikgebäudes. Boris stieg aus, um mir die Tür zu öffnen. Unsicher kletterte ich aus dem parkenden Wagen und blickte mich um. Dieser Ort war alles andere als einladend und die spärliche Beleuchtung trug nicht dazu bei, dass ich mich wohler fühlte. Warum musste ausgerechnet dieser ungastliche Ort als Treffpunkt dienen? Hätte ein hübsches Hotelzimmer es nicht auch getan?

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Boris ging voraus und führte mich durch die verlassenen Gänge der ehemaligen Fabrik. Ich zuckte zusammen, als plötzlich eine Ratte aus einem Müllhaufen heraus krabbelte und direkt vor meinen Füßen entlanglief. Nur mit Mühe konnte ich ein Kreischen unterdrücken. Ich durfte nicht so zimperlich sein. Ich folgte Boris eine wacklige Treppe hinauf, bevor er vor einer ramponierten Tür stehen blieb. Also hieß es tief durchatmen. Jetzt würde alles davon abhängen, ob mein Gegenüber mir meine Rolle als Donna Joanna Brodlowska abnahm. Ich fuhr mir nervös ein letztes Mal mit den Fingern durch die Haare und gab Boris ein Zeichen, mir die Tür zu öffnen. Er durfte mich allerdings nicht in das innere Begleiten. Das musste ich alleine durchstehen.

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Ja s radostju oschidaju tschto bischu jich, Donna Joanna.“ Die Stimme gehört einem älteren Mann. Allerdings blendete der Schein der Deckenlampe mich so sehr, dass ich sein Gesicht kaum erkennen konnte. „Wy prjekrasny kak roza w utrennem solnze.“ Meine Atmung wurde schneller und ich bemühte mich krampfhaft, Stärke zu demonstrieren. Aber es viel mir nicht leicht. Und dass ich kein Wort Russisch verstand, machte es nicht einfacher.

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Der alte Mann kam langsam auf mich zu, griff meine Hand und gab mir einen feuchten Handkuss. „Er freut sich, Sie zu sehen und er sagt, Sie seien schön wie eine Rose in der Morgensonne.“ Über den winzigen Lautsprecher in meinem Ohr hörte ich Boris’ Stimme, die das Gesprochene eiligst für mich übersetzte. „Spasiba, General Nabakov.“ Für ein „Danke“ reichte mein Russisch noch, aber mehr war nicht drin. In letzter Sekunde half Boris mir aus und sprach mir eine Erwiderung ins Ohr. „Otscharobatelno kak wsserda.“ Ich vermutete, dass ich sein Kompliment erwiderte. So konnte das natürlich nicht weiter gehen. Ich wusste, dass meine Schwester ein perfektes Russisch sprach und der General würde selbst mit Boris Hilfe schnell erkennen, dass ich nicht den blassesten Schimmer hatte, was ich überhaupt sagte.

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Doch glücklicherweise lieferte mir General Nabakov die Rettende Idee. „Wy goworite otscheni choroscho po russki“ sagte er anerkennend und Boris übersetzte, dass er mich für mein ausgezeichnetes Russisch lobte. „Dzikuje bardzo. Takze slyszalam, ze pan general mówi doskonalnie po polsku. Jestem ciekawa, czy to prawda?“ Ich musste alles auf diese Karte setzen. In den Unterlagen auf dem Laptop hatte ich gelesen, dass General Nabakov zur Zeit des kalten Krieges Politikwissenschaften an der Jagiellonen-Universität in Krakau studiert hatte. Er musste also Polnisch sprechen. Also versuchte ich ihn dazu zu bewegen, seine Polnischkenntnisse unter Beweis zu stellen, indem ich vorgab, schon so viele anerkennende Worte darüber gehört zu haben. Wenn ich diesen Mann richtig einschätzte, würde er mir seine Sprachkenntnisse auch direkt vorführen. Ich unterstützte diese Aufforderung mit einem verführerischen Blick, allerdings kam ich mir dabei ziemlich unbeholfen vor.

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Aber General Nabakov merkte davon nichts und plusterte sich sichtlich auf. Er antwortete in einem sehr guten, wenn auch nicht akzentfreien Polnisch: „Es ist schon lange her, dass ich mit jemanden Polnisch sprechen konnte. Ihre Großmutter, Donna Justyna, hatte es sich einmal zur Angewohnheit gemacht. Sie meinte, dass Russisch ihr Kopfschmerzen bereite. Eine Unverschämtheit, so meine geliebte Muttersprache zu beleidigen. Aber einer solch charmanten Frau wie Donna Justyna kann kein Mann lange böse sein. Und wie ich sehe, hat ihre Enkelin diesen Charme von ihr geerbt“. Ich atmete erleichtert auf. Das Spachproblem war also überwunden.

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Aber das war nur der Anfang. Ich musste mit General Nabakov verhandeln. Das hatte meine Schwester von mir verlangt. Es ging um die Aushändigung von Geheimdienstakten, die „zufällig“ in Besitz des Generals gekommen waren und die pikante Details über das Privatleben einiger einflussreicher Politiker und Industrieller in ganz Simropa enthielten. Und diese Akten wollte meine Schwester haben. Zumindest sollte General Nabakov glauben, dass Donna Joanna an diesen Akten interessiert war.​
 
Kapitel 92: Erfolg

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Die Geheimdienstakten, die ich von General Nabakov besorgen sollte, waren zwar interessant, aber doch nebensächlich. Joanna wusste, dass dem General nicht nur diese Unterlagen „zufällig“ in die Hände gefallen waren. Was sie wirklich wollte, waren Baupläne, die Nabokov im Safe seiner Villa aufbewahrte. Ich wusste nicht, um was es sich genau dabei handelte. Und wahrscheinlich wollte ich es auch gar nicht wissen. Joanna hat durchblicken lassen, dass es um eine neue Waffe ginge, an der das russische Militär zurzeit forschte. Und einer von Joannas Partnern war sehr interessiert an dieser Plänen.

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Doch niemand durfte wissen, dass sie diejenige war, die diese Pläne besorgte. General Nabakov war ein Mann, mit dem man sich nicht anlegen sollte. Im Tschetschenien-Krieg hatte er den Ruf erlangt, ein Mann ohne Gnade zu sein. Es gab hunderte Männer, die seien Wut zu spüren bekommen hatten und viele hatten sich gewünscht, dass die Kugel dieses Mannes sie sofort erwischt hätte. Der Tod wäre ein Geschenk gewesen, im Vergleich zu der Folter, die ihnen stattdessen bevorstand, wenn General Nabakov sie erst einmal in die Hände bekommen hatte. Und diese Wut wollte Joanna auf keinen Fall am eigenen Leibe zu spüren bekommen.

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Und hier kam ich ins Spiel. Ich sollte General Nabakov ablenken. Niemand in der Unterwelt wusste, dass Donna Joanna eine Zwillingsschwester hatte. Meine Großmutter, Donna Justyna, hatte im Voraus denkend dafür gesorgt, dass dieses Geheimnis wohl behütet blieb. Und jetzt konnte Joanna diese Trumpfkarte ausspielen. Während ich bei Nabakov saß, ihm Honig ums Maul schmierte und um einen angemessenen Preis für die Geheimdienstunterlagen feilschte, brach meine Schwester in des Anwesen von Nabakov ein, um die Baupläne für die neue Waffe der Russen zu stehlen. Am Ende würde niemand den leisesten Verdacht hegen, dass Donna Joanna irgendetwas mit diesem Diebstahl zu tun haben könnte.

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Und der Diebstahl verlief wie am Schnürchen. Mit zwei gekonnten Schüssen aus der Schall gedämpften 9mm-Halbautomatik, schaltete sie die beiden Wachmänner am Eingang des Anwesens aus, noch bevor diese Alarm schlagen konnten. Das Alarmsystem hatte sie schon Wochen zuvor ausgekundschaftet und es fiel ihr nicht schwer, es innerhalb weniger Minuten zu deaktivieren. Allerdings würde innerhalb von fünf Minuten ein versteckter Alarm auslöst werden, den sie nicht umgehen konnte. Sie musste sich also beeilen.

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Im Haus selber kam sie nur langsam voran, weil immer wieder Wachleute ihren Weg kreuzten und sie den Kameras aus dem Weg gehen musste. Doch in ihrem dunklen Tarnanzug war sie so gut wie unsichtbar und sie hatte dafür gesorgt, dass die Wachmänner an diesem Tag ein kleines Präsent in Form von Wodka erhielten. Das sollte dafür sorgen, dass ihre Aufmerksamkeit genügend sank.

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Unbehelligt gelangte sie in das Arbeitszimmer des Generals im oberen Stockwerk der Villa. Die Tür war war mit einem Dietrich leicht zu öffnen. Der schwierigste Teil der Mission würde das Knacken des Tresors werden. Er war mit einem siebenstelligen Code gesichert und erforderte zusätzlich die Stimmaktivierung von General Nabakov. Der Code war kein Problem, dafür hatte Joanna das notwendige Dechiffrier-Gerät. Und die Stimme des Generals hatte ich ihr heute besorgt. Über den Anhänger an meiner Kette hatte sie seine Stimme aufgezeichnet und konnte diese nutzen, um den Tresor zu öffnen.

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Mit einem deutlichen Knacken lösten sich die Bolzen aus der Verankerung und die schwere Eisenschublade glitt lautlos nach vorne. Hastig durchsuchte Joanna den Inhalt. Geld und andere Wertpapiere interessierten sie nicht. Sie wollte nur die Baupläne und fand sie schließlich in einer braunen Ledermappe. Doch die Dechiffrierung hatte länger gedauert, als sie es geplant hatte. Hastig steckte sie die Baupläne ein. Es blieb keine Zeit mehr, sie lediglich zu kopieren. In wenigen Sekunden würde der Alarm losgehen und zu diesem Zeitpunkt wollte sie nicht mehr an diesem Ort sein.

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Hastig versteckte sie die Papiere unter ihrer Weste und schlich, genauso lautlos und ungesehen wie sie gekommen war, aus der Villa. Als sie von der Mauer des Anwesens in den angrenzenden Park sprang, hörte sie noch, wie die Alarmsirenen ertönten. Aber da war Joanna schon über alle Berge, und die Baupläne mit ihr.



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Derweil war ich immer noch mit Nabakov beschäftigt. Er erzählte mir voller Stolz von seinen Gräueltaten in Grosny und in Kabul während der sowjetischen Besatzung. Innerlich rang ich damit, mich nicht an Ort und Stelle zu übergeben, aber ich lächelte tapfer weiter und tat so, als ob ich von ihm und seinen Heldentaten beeindruckt wäre. Joanna hatte mir deutlich gemacht, wie wichtig es war, dem Ego dieses Mannes zu schmeicheln und ihn nicht zu verärgern.

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Plötzlich hörte ich wieder Boris Stimme in meinem Ohr. Ich hatte inzwischen fast vergessen, dass er in einem Raum ganz in meiner Nähe saß und jedes Wort mithörte. „Der Falke hat das Nest verlassen“. Das war das Signal, dass Joanna erfolgreich war und ich nun die Dokumente besorgen sollte. „So, General Nabakov“, säuselte ich deshalb, „ich würde zwar noch gerne weiter Ihren Geschichten lauschen, aber ich bin eine viel beschäftigte Frau. Was also ist Ihr Preis für die Geheimdienstunterlagen?

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Der General wurde augenblicklich ernst. „15 Million Rubel in Gold. Die Finanzmärkte sind launenhaft und ich bin ein Traditionalist. Gold bleibt schließlich Gold.“ „Er will 400000 §. Du musst ihn runterhandeln“, forderte Boris mich auf. Und wie sollte ich das machen? Ich konnte noch nie Handeln. Bei meinen Flitterwochen in Ägypten hat sicher jeder Basarhändler den vierfachen Preis von mir abkassiert und mir diesen auch noch als Schnäppchen verkauft. Aber ich musste da jetzt durch. „10 Millionen, Nabakov. Und die Transportkosten übernehme Sie selbst. So viel Gold wiegt eine ganz schöne Menge. Und damit wir uns richtig verstehen, ich will die Originaldokument und nicht irgendeine Kopie. Ich bezahle nicht dafür, dass jeder Gauner westlich des Urals Zugriff auf dieselben Informationen erhält wie ich.

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Ich hörte Boris aufkeuchen. War ich etwa zu weit gegangen? Ich bekam es mit der Angst zu tun. Doch General Nabakov sah mich zwar mit festem, aber keineswegs verärgertem Blick an. Stattdessen erhob er sich von seinem Stuhl und kam langsam auf mich zu. Er reichte mir seien Hand und zog mich zu sich hinauf. „Für diesen Preis verlange ich aber ein persönliches Entgegenkommen. Ich bin nicht nur auf dem Schlachtfeld sehr bewandert.“ Er grinste dreckig und griff mit seiner Hand nach meinen Gesäß, um unmissverständlich klar zu machen, worauf er anspielte. In mir stieg der Ekel auf und ich wollte diese widerliche Hand am liebsten weg schlagen. Oh, Gott, was sollte ich jetzt bloß machen? Wie hätte Joanna jetzt reagiert.

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Doch bevor ich irgendetwas unternehmen konnte, sprang die Tür auf und ein junger Mann schritt zu General Nabakov und flüsterte ihm aufgeregt etwas ins Ohr. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich sandte ein stummes Stoßgebet zur Gottesmutter. Dann fiel mir auf, dass sich Nabakovs Hand, die eben noch meinen Körper begrabscht hatte, zu einer Faust ballte. Sein Gesicht lief rot an und er begann sichtlich zu beben.

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„Das ist unmöglich!“, brüllte Nabakov schließlich „Wer würde es wagen sich mit General Nabakov anzulegen?!“ Der junge Mann zuckte hilflos mit den Schultern und trat dann bewusste einige Schritte zurück. Auch ich entschied, dass es das Beste wäre, wenn ich in dieser Situation einfach schwieg. Denn Nabakov kochte und ich hatte das ungute Gefühl, dass er seine Wut an seinem Boten oder, was viel schlimmer wäre, an mir auslassen könnte. Ich hatte da nämlich eine Ahnung, was ihm gerade ins Ohr geflüstert wurde. Die Nachricht von Joannas Erfolg verbreitete sich ziemlich rasant.

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Doch Nabakov beruhighte sich, wenn auch nur ein klein wenig. „10 Millionen Rubel in Gold und Sie erhalten die Originale. Den Transport zahlen aber Sie. Was ist, sind wir uns einig, Donna Joanna?“ Natürlich stimmte ich zu. Ich wollte dieses Theater nur beenden und zu Dominik und meinen Kindern zurückkehren. „Die Dokumente hinterlasse ich am vereinbarten Übergabeort, sobald die Hälfte des Goldes da ist. Es war mir eine Freude, Geschäfte mit ihnen zu machen, Donna Joanna.“ Er verbeugte sich knapp und verließ dann hastig den Raum und ich sank erleichtert in meinen Stuhl zurück. Es fühlte sich an, als ob sich ein Felsbrocken von meiner Seele gelöst hätte.​
 
Ich muss mal einen Kommi dalassen. Denn ich hab auf deiner Seite weiter gelesen.
Klasse machst du das!
Ich habe eine "Vorahnung", dass Oxana etwas "passieren" könnte...=)

Spoiler bitte nicht lesen, nur für Stev!!


Arme Oxana, was da noch so passiert! Die Sache mit
der Blutgruppe (hoffe du weißt was ich meine) ist echt schrecklich.
Und dann Kingas neue Freunde ... uargh.


Daumen Hoch :up:
 
@Mellie
Vielen Dank für deinen Kommentar! Lass mich ruhig öfter wissen, was du zu den einzelnen Kapiteln denkst.
 
Kapitel 93: Bella

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Ich stand auf und wollte so schnell es ging zu Boris, als jemand mich ansprach. „Joanna, Joanna. Wir haben uns schon eine Weile nicht mehr gesehen.“ Es war der junge Mann. Ich hatte vollkommen vergessen, dass er noch im Raum war. Überrascht blickte ich ihn an. Wer war er bloß. „Ich war beschäftigt“, stammelte ich. „Du weißt doch, wie das Geschäft so ist“. Ich konnte nur hoffen, dass dieser Typ schnell seinem Boss hinterher laufen würde. Doch der junge Mann machte keine Anstalten zu gehen.

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„Warst du etwa so beschäftigt, dass du dich in Siena nicht einmal mehr verabschieden konntest. Ich bin morgens aufgewacht und das Bett an meiner Seite war leer. Das war nicht nett von dir, Joanna“. Er kam auf mich zu und strich meine Wange. Instinktiv riss ich meinen Kopf zur Seite und wehrte seine Hand ab. „So widerspenstig warst du bei unserem letzten Treffen aber nicht“, reagierte der junge Mann gespielt betroffen. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie du vor Vergnügen geschrien hast, als ich es dir besorgt habe, immer und immer wieder.“

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Plötzlich meldete sich Joanna über den Chip in meinem Ohr. Sie war gerade erst zu Boris gestoßen. „Das ist Giovanni Martinelli. Ich hatte vor sechs Monaten eine Romanze mit ihm. Er ist ein enger Freund von General Nabakov. Du musst das Spiel also unbedingt weiter spielen, sonst war alles umsonst.“

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Was? Ich sollte noch weiter so tun, als ob ich meine Schwester wäre? Und das auch noch vor einem Mann, der offensichtlich mit ihr geschlafen hatte und es gerne wiederholen wollte, wenn ich seien Blick richtig deutete. „Es tut mit leid, Giovanni, aber ich hatte dringende Geschäfte, die nicht warten konnten.“ Er sah mir in die Augen, griff grob nach meinem Handgelenk und zog mich zu sich heran. Ich war so überrumpelt, dass ich keine Gegenwehr leistete, als er seien Lippen ungestüm auf meine presste und seine Zunge Einlass in meinen Mund forderte.

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„Bella, wie habe ich das vermisst“, gestand er, als seine Lippen sich wieder von meinen lösten. „Da verzeihe ich dir sogar, dass du mich einfach ohne ein Wort hast sitzen lassen.“ Mit seiner Hand strich er über meine blasse Wange. Ich wusste nicht, was ich darauf entgegnen sollte und Joanna machte auch keine Anstalten, mir irgendeinen Hinweis zu geben. „Lass uns von hier verschwinden, Bella. Ich habe ein nettes Hotelzimmer gleich hier in der Nähe. Da können wir dort weiter machen, wo wir vor sechs Monaten aufgehört haben.“ Ich wollte nicht mit diesem Mann mitgehen. Doch ein eindringliches „Tue es!“ von Joanna ließ mir gar keine andere Wahl.

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Ich ging also mit diesem Giovanni mit. Vor dem Fabrikgebäude wartete bereits ein Wagen auf uns beide und ich stieg mit ihm in das Auto. Plötzlich meldete sich erneut Joanna über die Wanze in meinem Ohr. „Ich will, dass du ihn mit in sein Hotelzimmer begleitest. Lass dich auf ihn ein. Giovanni darf auf keinen Fall Verdacht schöpfen. Boris wird kommen und die da rausholen bevor Giovanni zu weit gehen kann.“

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Ich fühlte mich nicht wohl bei dieser Sache. Schon im Auto wurde Giovanni zudringlich und ich konnte erahnen, wie es im Hotelzimmer weiter gehen würde. Joanna ermahnte mich noch ein weiteres Mal eindringlich, seine Annährungsversuche nicht zu deutlich abzulehnen. Doch es fiel mir schwer und am liebsten hätte ich ihn weit von mir gestoßen, als seine Hände begannen, meinen Körper zu erkunden.

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Irgendwie gelang es mir, ihn zurück zu halten. Doch ich wusste, dass mir das nicht mehr sehr lange gelingen würde. Giovanni wurde zunehmend ungeduldig. Als wir in seinem Hotelzimmer ankamen, lag ein Päckchen auf dem großen Doppelbett. „Ich habe schnell ein Geschenk für dich kommen lassen, Bella. Mach es auf.“ Ich folgte zögerlich seiner Bitte, aber insgeheim war ich froh für diese Verzögerung. Boris sollte sich mit der Rettungsaktion beeilen, denn ich wollte schleunigst von hier weg.

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Ich hob den Deckel des Kartons und fand darin ein Negligee. „Bei unserem letzten Treffen hast du genau so eins getragen, Bella“, flüsterte Giovanni über meine Schulter in mein Ohr. „Ich will, dass du es für mich anziehst.“ Ich bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken, mich diesem Mann fast nackt zu zeigen. Doch ich sah keinen Ausweg. Ich betete, dass Boris gleich hier auftauchen würde. Und bis es so weit war, musste ich das Spiel mitspielen. Ich warf Giovanni deshalb den verführerischten Blick zu, der mir in dieser Situation gelang und verschwand im Bad.

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Ich ließ mir viel Zeit mit dem Umziehen. Und selbst, als ich fertig war, setzte ich mich einfach auf den Rand eines Podestes neben der Dusche, nur um nicht wieder hinaus zu müssen. Doch irgendwann wurde Giovanni ungeduldig. „Bella, wie lange willst du mich noch warten lassen? Komm zu deinem Hengst.“ Ich atmete tief durch und trat dann aus dem Badezimmer.

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Ich schämte mich furchtbar. Vor allem, als ich bemerkte, dass Giovanni nur in Unterwäsche bekleidet auf dem Bett saß. Und ihm entging meine Zurückhaltung keineswegs, allerdings interpretierte er sie auf eine ganz andere Weise. „Oh, du willst heute als die unschuldige Jungfrau spielen? Du weiß, wie mich dieses Spiel anmacht.“ Ich begann leicht zu zittern. Warum half mir bloß keiner? Und warum war Boris noch immer nicht da?

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Giovanni erhob sich vom Bett und holte zwei Sektgläser, die auf dem Nachttisch vorbereitet standen. Eines davon reichte er mir. „Lass uns auf unser unerwartetes Widersehen anstoßen, Bella. Hoffentlich muss ich am nächsten Morgen nicht wieder alleine aufwachen.“ Ich lächelte mutig und nahm dann einen großen Schluck von dem prickelnden Getränk. Giovanni nippte nur kurz an seinem Glas, nahm dann auch meins aus der Hand und stellte beide auf dem Schreibtisch ab.

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Und dann kam er auf mich zu. Ich wich instinktiv einen Schritt zurück, doch Giovanni zog mich mit einem kräftigen Griff zu sich heran. „Nein, Bella, heute wirst du mir nicht entwischen“. Und dann begann er ungestüm meinen Hals und mein entblößtes Dekoltee zu küssen. Ich schloss meine Augen und ließ alles über mich ergehen. Aber ich betete, dass mich jemand aus dieser furchtbaren Situation retten würde.

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Doch es kam niemand. Und Giovannis Hände drangen forsch unter mein Negligee. Das ging zu weit. Ich wollte nicht mehr und versuchte mich zu wehren, doch das stachelte ihn nur noch mehr an. Und plötzlich begann sich alles um mich herum zu drehen. Das Hotelzimmer begann vor meinen Augen zu verschwimmen und ich merkte, wie meine Knie nachgaben. Verwirrt blickte ich in Giovannis Gesicht, auf dem sich ein fieses Grinsen abzeichnete. „Ich habe dir doch gesagt, dass du mir diesmal nicht entkommen wirst“. Diese Worte waren die letzten, die ich hörte, bevor alles um mich herum schwarz wurde.​

 
Super Stelle an der du aufhörst ;)
Ja, der Giovanni.

Spoiler bitte nicht lesen! Nur für Stev!

Das ist ja schließlich nicht seine einzige Untat.
Die arme Oxana, was da noch kommt...

Super ;)
 
@Mellie
Clifhanger müssen einfach sein ;) Meine leiben Leser sollen nächste Woche ja auch wieder vorbei kommen und weiter lesen.

Danke für deinen Kommentar!
 
Kapitel 94: Süße Dunkelheit

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„Boss, sie wird wach“. Eine dumpfe Stimme drang an mein Bewusstsein. Langsam öffnete ich meine Augen, doch in dem Dämmerlicht konnte ich kaum etwas erkennen. Ich versuchte mich zu bewegen, doch es ging nicht. Panik stieg in mir auf. Es dauerte einige Minuten, bis ich realisierte, dass ich gefesselt war. Dann fiel mir auf, dass ich plötzlich eine Jeans und ein schwarzes Oberteil trug. Was war bloß passiert? Und wo war ich?

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„Sie mal an, wer endlich aufgewacht ist.“ Ich blickte auf und sah direkt in Giovannis Gesicht. Erneut versuchte ich mich von den Fesseln zu lösen, doch das löste bei Giovanni nur ein Lachen aus. „Spar dir deine Kräfte, Joanna, du wirst sie noch bitter nötig haben. Du entkommst mir nicht.“ Er ging zu einem Schreibtisch hinüber und holte etwas. Direkt vor meinen Augen ließ er meine Halskette mit dem eingebauten Mikrofon aus seiner Hand fallen, die nun wie ein Uhrpendel hin und her schwang. „Beeindruckende Technik, Joanna. Und die Ohrringe erst. Wir hatten sie beim ersten Check glatt übersehen.“

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„Aber glücklicherweise gibt es ja Rudolf“, er zeigte auf einen finsteren, hageren Mann in der Ecke. Wahrscheinlich war es seien Stimme, die ich zuvor gehört hatte. „Er ist ein sehr genauer Mann.“ Meine Kette und die Ohrringe waren weg? In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich nun völlig auf mich allein gestellt war. Keiner konnte mir jetzt mehr helfen. Ich bekam Angst, furchtbar Angst. Wo war ich hier bloß hineingeraten? Vorgestern war ich noch bei Dominik und den Kindern und heute wurde ich von einem unberechenbaren Ganoven festgehalten. Das musste alles ein schlechter Traum sein!

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„Was wollen Sie von mir?“ Diese Frage kostete mich alle Kraft, die ich aufbringen konnte, und ich sah Giovanni ängstlich an. „Warum denn so förmlich, Joanna?“, er kam mit seinen Gesicht bis auf wenige Millimeter an meins heran, sodass ich seinen heißen Atem spüren konnte. „Du weiß ganz genau, weshalb du hier bist. Und wenn du hier wieder lebend raus kommen willst, dann solltest du deine Spielchen vergessen. Noch einmal legst du mich nicht herein.“

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Ich wusste nicht, wovon er sprach. Meine Schwester muss ihn irgendwann hintergangen haben, aber woher sollte ich etwas davon wissen? Ich blickte Giovanni immer noch an, wie ein verängstigtes Kind, doch davon nahm er kaum Notiz. „Weißt du eigentlich, was das für ein Gefühl war, vor sechs Monaten. Da wach ich auf, und die Frau, die ich noch wenige Stunden zuvor geliebt hatte ist weg. Und was muss ich dann feststellen? Alle meine Festplatten mit den Zugangscodes zum chinesischen Sattelitennetzwerk sind auf wundersame Weise unbrauchbar. Hast du wirklich geglaubt, dass ich nicht sofort wusste, dass du mich nur ausgenutzt hast, um an die Daten zu kommen?“ Sein Blick spiegelte blanken Hass wider.

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„Als ich dich dann gestern bei General Nabakov sah, wusste ich, dass meine Chance zur Rache gekommen war. Du hast es mir allerdings leichter gemacht, als erwartet. Im Sekt war ein Schlafmittel. Das du das nicht durchschaut hast? Ich verstehe immer noch nicht, warum du überhaupt so bereitwillig mitgekommen bist. Hab ich etwa doch Eindruck bei dir hinterlassen? Du warst nur Mittelmaß, wenn ich ehrlich bin. Jede Hure in Neapel hat mehr zu bieten, als du, Joanna. Aber richtig, dein versoffener Gorilla sollte mich beseitigen, während du mich ablenkst, habe ich Recht? Nur zu dumm, dass ich schneller war. Dieser Fettsack war wirklich kein Gegner für mich.“ Boris!? Oh mein, Gott, er hatte Boris umgebracht! Ich begann am ganzen Körper zu zittern, denn ich erkannte, dass dieser Mann zu allem fähig war.

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Giovanni packte mich am Kinn und zwang mich dazu, ihm direkt in die Augen zu sehen. „Ich will meine Daten zurück, Joanna. Wo hast du sie versteckt?“ Oh Gott, oh Gott, bitte hilf mir! Woher sollte ich wissen, wo die Daten waren? Ich war doch nicht die, für die er mich hielt. „Ich habe sie nicht“, antwortete ich deshalb wahrheitsgemäß. Ich hatte Mühe damit, dass meine Stimme sich nicht überschlug. „Das war ein Fehler, Joanna. Du hättest mir einfach sagen sollen, wo du die Daten hast. Aber du hast es ja so gewollt.“ Er trat einen Schritt von meinem Stuhl zurück und nickte Rudolf zu, der dreckig grinste. Der Schmerz, der dann folgte, war unbeschreiblich. „Ahhhhh!“ Ich schrie wie eine Wahnsinnige. Mein ganzer Körper zuckte und der Geruch von versengtem Haar drang an meine Nase. Erst als der Schmerz nachließ, erkannte ich, dass ein Stromschlag meinen Körper durchzuckt hatte.

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„Nun, vielleicht hast du deine Meinung inzwischen geändert, Joanna. Das war nur eine kleine Kostprobe von dem, was dich noch erwartet, wenn du mir nicht sagst, was ich hören will.“ Ich zitterte heftig und unter Schluchzen beteuerte ich, dass ich seien Daten wirklich nicht hatte. Doch Giovanni lachte nur hämisch und im gleichen Augenblick durchzuckte der nächste Stromschlag meinen Körper. Der Schmerz war noch viel unerträglicher, als beim ersten Mal. Tränen liefen über mein Gesicht, doch das beeindruckte Giovanni nicht im geringsten.

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Nach dem dritten Schlag spürte ich, wie mein Herz unkontrolliert raste. Ich hatte das Gefühl, als ob meine Brust jeden Moment zerspringen würde. „Bitte aufhören“, flechte ich Giovanni unter Tränen an. „Hör bitte auf. Ich weiß nicht, wo deine Daten sind. Ich bin nicht die, für die du mich hältst. Ich bin nicht Joanna. Ich bin es wirklich nicht!“ Doch Giovanni schüttelte nur den Kopf. „Also wirklich, Joanna. Du musst dir schon eine bessere Geschichte einfallen lassen. Als ob ich die Frau nicht erkennen würde, mit der ich wochenlang das Bett geteilt habe.“

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Ich weiß nicht, wie lange Giovanni mich noch quälen ließ. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen und jedes Zeitgefühl verloren. Ich hörte kaum noch seine Fragen, spürte nicht, wie er mich schlug, wie die Stromschläge meinen Körper durchzuckten. Ich konnte irgendwann nicht einmal mehr weinen. Schließlich verlor ich das Bewusstsein. Das erlöste mich…. zumindest für den Augenblick.



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Aus weiter Ferne drang das Tropfen von Wasser an mein Ohr und allmählich kam ich wieder zu mir. Doch damit kehrte auch der Schmerz zurück. Ich stöhnte heftig, als ich versuchte, mich zu bewegen. Alles tat weh, meine Arme, meine Beine, meine Brustkorb, mein Gesicht, einfach alles. Ich realisierte, dass ich auf kalten, dreckigem Beton lag. Ich schlug meine Augen auf und blickt mich um, so weit es ging, ohne meinen Kopf zu bewegen. Ich war allein.

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Ich hatte nicht die Kraft, mich aufzurichten. Also bleib ich liegen. Der Dreck und die Feuchtigkeit waren mir egal. Mir war alles egal. Ich wollte nur, dass der Schmerz aufhörte. „Nimm mich zu dir, Herr“, flüsterte ich kraftlos und spürte, wie Blut aus meinem Mund quoll. „Herr, erlös mich von diesen Qualen.“ In diesen Moment wünschte ich mir nichts mehr, als zu sterben und in Gottes himmlisches Reich aufgenommen zu werden. Und als sich die süße Dunkelheit erneut um mich legte, schien mein Wunsch sich zu erfüllen.
 
Wieder eine gute Wahl zum Kapitelende :lol:

Langsam nimmt alles ja ein Ende. Dass das nur
leider nicht der einzige Schock sein wird, den Oxana in der
nächsten Zeit haben wird, ist traurig ...

Du schreibst echt klasse :up:
 
Kapitel 95: Ein rettender Engel

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Irgendwann hörte ich ein Geräusch…eine rostige Tür, die in den Angeln knartschte. Gott hatte mich also nicht erhört. Ich lag immer noch auf dem kalten, feuchten Boden. Ich hörte Schritte, die auf mich zukamen. Es würde also weiter gehen. Ich konnte nicht mehr. Noch einmal würde ich diese Qualen nicht ertragen können.

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Die Person beugte sich zu mir herunter und streckte ihre Hand aus. Ich konnte es verschwommen aus dem Augenwinkel erkennen. Hätte ich die Kraft gehabt, wäre ich zurückgewichen. Aber so konnte ich nur voller Angst auf den Schmerz warten. Doch stattdessen strich diese Hand mir sanft eine blutige Strähne aus dem Gesicht und streichelte meine Wange. Ich begann zu zittern, denn diese plötzliche Zärtlichkeit konnte nur ein perverses Spiel sein, um mich weiter zu quälen. „Oxana, Oxana komm zu dir“, redete die Stimme beruhigend auf mich ein. Sie kam mir seltsam bekannt vor. „Du musst wieder zu dir kommen. Du musst fliehen. Beeil dich.“ Die Stimme klang sanft, aber ich hörte die Dringlichkeit heraus.

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Unter größter Anstrengung, hob ich meinen Kopf. Alles drehte sich und die Sicht vor meinen Augen verschwamm. Die Person, dieser unbekannte Mann, half mir mich auf zu richten und stützte mich mit kräftigem Griff. „Oxana, hör mir genau zu. Folge dem Gang nach rechts und dann an der Gabelung noch einmal nach rechts“, flüsterte er in mein Ohr. „Am Ende des Gangs kommst du zu einer Leiter. Die musst du hinauf klettern. Es wird schwer, aber es ist der einzige Weg hier raus. Du kommst in einem Wald raus. Wenn du draußen bist, läufst du nach Süden. Lauf einfach auf die Bergekette zu. Nach etwa fünf Kilometern stößt du auf eine viel befahrene Straße. Wenn du es bis dahin schaffst, dann bist du in Sicherheit. Es tut mir Leid, dass ich nicht mehr für dich tun kann. Mir tut so viel Leid. Verzeih mir, Tochter.“

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Er ließ mich los und ich fiel benommen zurück und stützte mich an der Wand ab, so gut es ging. Dann war der Mann wieder verschwunden. Ich drohte wieder in Ohnmacht zu fallen, doch dann drangen seien Worte an mein Ohr. Er hatte mich Tochter genannt! Schlagartig wurde ich wieder klar im Kopf. War das möglich? Die Stimme, sie kam mir gleich so vertraut vor, auch wenn ich sie seit Jahren nicht gehört hatte? War es möglich, dass... Dad gerade hier in meinem dunklen Verlies gewesen ist?

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Aber er war doch tot? Er war vor fünf Jahren mit seiner Jacht auf dem Atlantik in einen Sturm geraten und ums Leben gekommen. Es musste ein Traum gewesen sein. Oder eine Halluzination. Oder es war einfach nur ein fremder Mann. Aber er hatte mich Oxana genannt! Er wusste genau, dass ich nicht Joanna war. Das konnte nur Dad wissen. Aber das war unmöglich, es musste also doch ein Traum gewesen sein. Egal, was es war, ich war wieder hell wach. Mein ganzer Körper schmerzte und ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut aufzuschreien, aber ich rappelte mich auf. Die Tür! Sie war offen! Es war also wirklich jemand bei mir gewesen.

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Vorsichtig spähte ich hinaus in den Gang. Er war kaum beleuchtet und in den Schatten konnte sich leicht jemand verstecken. Aber ich musste es riskieren. Wenn ich hier leben raus wollte, musste ich vertrauen, dass dieser Mann, wer immer er auch war, mir den richtigen Weg beschrieben hatte.

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Also lief ich los. Besser gesagt, ich humpelte, denn mein linkes Bein tat höllisch weh. Ich erkannte eine tiefe Wunde auf dem Oberschenkel, die immer noch blutete, doch ich hatte keine Zeit, mich damit zu beschäftigen. Ich musste weiter. Plötzlich gefror mein Herz. Ich hörte schwere Schritte auf dem kahlen Betonboden widerhallen. Sie wurden immer lauter, also kam jemand direkt auf mich zu. Ich blickte mich hastig um, doch ich konnte mich nirgends verstecken. Was sollte ich bloß tun?

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Doch es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Plötzlich bog dieser Schrank von einem Mann um die Ecke und lief direkt in mich hinein. Zu meinem Glück war er genauso erstaunt mich zu sehen, wie ich erstaunt war, als ich seien Schritte näher kommen hörte. Aber ich hatte ihn zuerst gehört. Und dieser Bruchteil einer Sekunde, den er brauchte um zu verstehen was hier vor sich ging, genügte, um mir den entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Geistesgegenwärtig trat ich zu und schlug die Waffe aus seiner Hand. Und bevor er reagieren könnte, trat ich mit aller Wucht, die ich aufbringen konnte gegen seinen Brustkorb.

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Er taumelte zurück. Doch jetzt sah er, dass nur eine kleine, schwache Frau vor ihm stand. Blutüberströmt und verletzt. Er fühlte sich überlegen, und das zu Recht. Doch in meinem Inneren breitete sich eine ungekannte Wut aus. Ich würde nicht in diesem Drecksloch sterben. Ich würde es nicht zulassen. Und ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm. Aber ich trat zu und erwischte diesen Kerl genau unter seinem Kinn. Alles was ich über Kampfsport wusste, hatte ich in diesen einen Tritt gesetzt.

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Und plötzlich sackte der Kerl wie ein schwerer Sandsack in sich zusammen und fiel krachend auf den Boden. Erschrocken blickte ich auf seinen regungslosen Körper, der vor mir lag. War er etwa tot? Ich wollte es gar nicht wissen. Zitternd hockte ich mich zu ihm herunter und griff nach seiner Pistole. Mit der Waffe in der Hand rannte ich weiter, ohne auch nur noch einen Gedanken an ihn zu verschwenden.

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Ich rannte, so schnell mich meine müden Beine es zuließen. Doch ich spürte, dass mir langsam die Kraft ausging. Aber ich durfte nicht aufgeben. Ich musste es hier heraus schaffen. Bilder schossen durch meinen Kopf. Bilder von Dominik, wie er mich in seinem Arm hielt. Bilder von Kinga und Klaudia, meinen zwei kleinen Mädchen. Wenn ich es hier nicht hinaus schaffen würde, würde ich niemals sehen, wie mein Pummelchen in die Schule kam, wie Kinga ihre erste große Liebe traf, wie sie zur Uni ging. Nein, ich musste kämpfen. Für meine Familie musste ich das überstehen.

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Ich bog um die nächste Ecke und in etwa 50 Metern Entfernung konnte ich im Zwielicht einer Lampe die ersehnte Leiter sehen, die mich in meine Freiheit führen würde. Es waren nur noch wenige Meter. „Bleib sofort stehen, Joanna.“

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Giovannis Stimme hallte in dem engen Gang wider. Innerlich sank ich zusammen. Jetzt war alles vorbei. Jetzt kam ich nicht mehr lebend hier heraus. Der Weg in die Freiheit war so nah und doch unerreichbar für mich. „Ich weiß zwar nicht, wie du es geschafft hast zu fliehen, aber deine Flucht hat hier ein Ende, Joanna!“ Kinga! Klaudia! Dominik! Nein, hier würde ich nicht enden! Ich straffte meine Schultern und drehte mich langsam zu Giovanni um. Er lachte. „Du bist wirklich ein amüsantes Ding, Joanna. Wir hätten viel Spaß zusammen haben können. Aber du musstest mich ja betrügen. Und jetzt sei ein braves Mädchen und komm zu mir. Vielleicht sehe ich ja über deinen Fluchtversuch hinweg. Immerhin hast du mich gut unterhalten.“

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Ich hielt meinen Blick aufrecht und ging auf ihn zu. Ich würde mir keine Blöße mehr vor ihm geben. Nicht noch einmal. Der Gang war schlecht beleuchtet. Und das war mein Glück, denn so bemerkte Giovanni erst, dass ich etwas hinter meinem Rücken verborgen hielt, als es für ihn zu spät war.

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„Was versteckst du da?“, fragte er mehr belustigt als besorgt und es sollten seine letzten Worte sein. „Ein Geschenk für dich, Giovanni.“ Blitzschnell zog ich die Pistole hinter meienm Rücken hervor, richtete sie auf diesen räudigen Widerling und drückte ab.

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Ich sah das Entsetzen in seinen Augen, als die Pistolenkugel seinen Brustkorb durchschlug. Er konnte es nicht fassen. Er blickte an sich hinab, sah das Blut, das aus dem Einschussloch quoll. Mit seinen Händen versuchte er noch, den warmen Blutstrom aufzuhalten, doch es nützte nichts. Und dann kippte er einfach um. Er brachte nicht einmal mehr ein letztes Wort zustande. Auch all seine Grausamkeit konnte ihn nicht mehr vor dem Tod retten.

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Als ich ihn fallen sah, begann meine Hand zu zittern und Pistole glitt mir aus den Fingern. Meine Knie drohten nachzugeben, doch ich krallte mich an der Wand fest und schaffte es, mich aufrecht zu halten. Übelkeit stieg in mir auf und die konnte ich nicht unterdrücken. Ich übergab mich noch an Ort und Stelle. Bebend wischte ich mir das Erbrochene vom Mund und sah ein letztes Mal auf den Mann, der mich fast zu Tode gefoltert hätte. Eine Blutlache breitete sich langsam unter ihm aus.

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Dann fiel mir wieder ein, dass ich hier weg musste. Rudolf musste noch irgendwo hier unten sein und wer wusste schon, was für dunkle Gestalten sich sonst noch hier herum trieben. Ich wollte es nicht erfahren. Auf wackligen Beinen schaffte ich es zur Leiter und kletterte mit letzter Kraft nach oben.

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Die kalte Nachtluft war wie eine Erlösung. Doch sie war auch trügerisch. Ich spürte, wie die Kraft meine Glieder verließ und ich drohte, erneut das Bewusstsein zu verlieren. Ich taumelte einige Schritte in den Wald hinein, bloß weg von diesem Bunker, in dem ich Höllenqualen erleiden musste. Aber weit schaffte ich es nicht. Ich brauchte einfach eine Pause und das weiche Moos auf dem Waldboden war so einladend. Ich ließ mich fallen und schnappte nach Luft. Nur ein paar Minuten. Ich musste mich nur ein paar Minuten ausruhen.
 
Hallo Stev,

schade, dass du so wenig Resonanz hier kriegst, dabei finde ich die Stelle, an der du jetzt bist, gerade besonders packend. Kapitel 12 ist mein Lieblings-Oxana-Kapitel gewesen.
Die Umsetzung ist einfach total super und denn Spannungsbogen hast du klasse hinbekommen. Ich finde es ja so toll, dass Arek Oxana gerettet hat.
Und mir fällt ein, dass ich mich nochmals erkundigen wollte, wann es bei dir wohl im 3erSingleProjekt weitergeht.

lg, bienchen

P.S.: Dein neues Profilbild gefällt mir gut.
 
Vielen Dank für deinen Kommentar, Bienchen.
Du weist ja bereits, dass ich diese KApitel selbst unheimlich gerne habe.
Ich arbeite derzeit weiter am 3er-Projekt, aber so recht komme ich nicht voran. Mir fehlt entweder die Zeit oder auch die Lust. Aber 1/3 der Aufgabe ist schon gespielt.
Und Danke für dein Lob zum neuen Profilbild. Wobei, neu ist es nicht wirklich. Ich glaube, inzwischen ist es sogar schon 5 Jahre alt.
 
Kapitel 96: Ich liebe dich

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Ich wäre dort gestorben. Ich wäre dort im Wald gestorben, wenn nicht erneut ein Engel erschienen wäre, um mich zu retten. Es war der gleiche Engel, der mich schon aus meinem Verlies befreit hatte. Er hob mich auf und trug mich durch den Wald. Hin und wieder erwachte ich aus meiner Ohnmacht und sah sein Gesicht….oder ich glaubte es zu sehen. Alles war so unklar und ich war so müde.

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„Xana! Xana, wach auf!“. Mit Mühe hob ich meine Augenlider und blickte in mein eigens Gesicht. Nein, nicht mein Gesicht. Es war Joanna die über mir hockte und mir plötzlich eine leichte Ohrfeige verpasste. Der Schmerz weckte mich endgültig auf. Ich blickte mich um und stellte fest, dass ich an einer Straße war. Doch wie ich hierher gekommen war, konnte ich nicht sagen. Eine Erinnerung an einen Mann, der mich durch den Wald trug flackerte kurz auf, doch sie erlosch gleich wieder. Irgendwie hatte ich es scheinbar aus eigener Kraft zur Straße geschafft.

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„Mir müssen hier sofort weg.“ Joanna half mir auf und schleppte mich zu einem Wagen, der mit laufendem Motor am Straßenrand stand. Ich bin mir nicht sicher, wie ich es in das Innere des Autos schaffte. Aber als der Motor ansprang und der Wagen sich in Bewegung setzte, fiel ich augenblicklich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.



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Ich erwachte erst Stunden später. Ich saß immer noch im Auto. Inzwischen war die Morgensonne aufgegangen. Der Schmerz in meinem ganzen Körper erinnerte mich umgehend daran, was passiert war. Ich wollte am liebsten meine Augen wieder schließen und weiter schlafen. Doch jetzt, wo ich einmal wach war, war es dafür zu spät. Ich wusste nicht, ob Joanna bemerkt hatte, dass ich nicht mehr länger schlief. Zumindest ließ sie es sich nicht anmerken. Ich blickte aus dem Fenster und erhaschte einen Blick auf ein Verkehrsschild. „SimNation 130 km, Lisboa 95 km“. In meinem Kopf ratterte es. Wenn das stimmte, dann war ich in Portugal und die SimNation, mein Zuhause, nur noch wenige Kilometer entfernt.

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Ich wusste nicht, was Joanna tun musste, damit die Grenzpolizei uns passieren ließ. Und ich wollte es auch gar nicht wissen. Aber ohne Pässe und mit einer blutverschmierten Frau im Wagen dürfte sie einige Schwierigkeiten gehabt haben. Aber Joanna hatte ihre Mittel, und seien es bloß ihre weiblichen Reize. Für mich war nur wichtig, dass ich so schnell wie möglich nach Hause kam.

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Ich wechselte kein Wort mit meiner Schwester. Die ganze Fahrt über schwiegen wir uns an. Was hätte ich ihr den auch sagen sollen? Durch das Fenster beobachtete ich, wie sich die Landschaft langsam veränderte und sich das Bild der endlosen Wüste der Sierra Simlone vor mir auftat. Ich spürte, dass ich Zuhause war.

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Wir fuhren durch. Alle Geschwindigkeitsbegrenzungen ignorierend, erreichten wir nach etwa 4 Stunden Ganado Alegro. Joanna hielt den Wagen vor dem Motel, an dem ich vor vier Tagen mein eigenes Auto abgestellt hatte, um nach SimVegas zu fahren. Das alles erschien mir plötzlich so unendlich weit zurück zu liegen. Als ob es zu einem anderen Teil meines Lebens gehörte.

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Ich stieg aus. Ich war zwar wacklig auf den Füßen, aber ich stand. Der wohlbekannte Geruch der Sierra Simlone stieg in meine Nase. Auch Joanna stieg aus und kam auf mich zu. Sie atmete tief durch, bevor sie zu sprechen begann: „Xana, es tut mir…“. Meine flache Hand schlug in ihr Gesicht, dass ihr Kopf zur Seite schnellte. „Wage es ja nicht, dich bei mir zu entschuldigen, Joanna. Denn das kannst du nicht!“

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Mein Blick war hasserfüllt. Joanna musterte mich schweigend. Ich beobachtete mehrmals, wie sie zur einer neuen Entschuldigung ansetzten wollte, doch letztendlich gab sie auf. „Ich habe getan, was ich tun musste, Xana.“ Ihre Worte ließen keine Reue erkennen und in ihren Augen sah ich, dass sie sich tatsächlich keiner Schuld bewusst war. Selbst jetzt erkannte sie nicht, was sie mir angetan hatte. Stattdessen versuchte sie sich herauszureden.

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In diesem Moment wurde mir bewusst, dass die Schwester, die ich einst gekannt hatte, vor langer Zeit gestorben war. Die Frau, die jetzt vor mir stand, hatte nichts mehr mit ihr gemein. „Fahr einfach, Joanna. Fahr und verschwinde aus meinem Leben. Halt dich fern von mir und meiner Familie. Schreib mir eine Karte zu Weihnachten, wenn du willst. Ich werde sogar zurück schreiben, aber erwarte nicht mehr von mir, Joanna. Du bist zwar meien Schwester, aber ich bin fertig mit dir.“ Meine Mine war vollkommen ausdruckslos, als ich sprach und ebenso klang meine Stimme. Joanna verzog keine Mine, stieg in ihr Auto und fuhr los. Ich blieb alleine an dem kleinen Motel zurück.



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Bevor sie davon fuhr, reichte Joanna mir eine Tasche mit meinen persönlichen Gegenständen. Unter anderem war auch mein Autoschlüssel dabei. Joanna dachte mit, zumindest das konnte ich ihr nicht vorwerfen. Es blieb aber immer noch mehr als genug übrig. Ich setzte mich ins Auto und fuhr los Richtung Sierra Simlone Stadt, Richtung Simlane 10, Richtung Zuhause. Ich sah meine Straße, mein grünes Haus. Ich bog in die Auffahrt ein und stellte den Motor des Wagens ab. Und dann bleib ich einfach darin sitzen. Ich blickte in den Rückspiegel und sah plötzlich zum ersten Mal mein entstelltes Gesicht, verschmiert von meinem eingetrockneten Blut. Geistesabwesen versuchte ich es mit meinen Händen abzureiben, doch das brachte rein gar nichts.

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Die Tür des Hauses öffnete sich und ich sah Dominik auf das Auto zukommen. Er lachte. „Hey, Brodlowska, warum bist du schon wieder hier? Du solltest doch erst in zwei Tagen zurückkommen. Jetzt liegt mein Geliebte noch im Bett.“ Ich öffnete die Tür des Wagens und stieg zitternd aus. Plötzlich hörte ich Dominik nur noch aufgeregt rufen und er stürmte auf mich zu.

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Ich ließ mich einfach in seien Arme fallen. „Brodlowska, was ist passiert. Um Gottes willen, du bist voller Blut. Wer hat dir das angetan. Ich werde dieses Schwein umbringen, ich schwöre es dir.“ Das musste er nicht, denn das hatte ich schon selbst erledigt. Ich schmiegte mich einfach nur an seinen Körper und ließ meinen Tränen freien Lauf. Er hielt mich fest in seinem Arm, strich über mein verklebtes Haar und küsste mich immer wieder zur Beruhigung. Doch ich konnte nicht aufhören zu weinen. Und ich wollte es nicht einmal. Ich wollte, dass er mich für immer so hielt und mich nie wieder los ließ.

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Schließlich blickte ich in sein Gesicht und strich ihm mit zittriger Hand über die Wange. Dominiks Augen waren feucht vor Tränen und sein besorgter Blick reichte bis tief hinein in mein Herz. „Ich liebe dich, Dominik“. Die Worte kamen einfach so über meine Lippen. Dominik nahm meinen Kopf in seien großen Hände und küsste mich auf meine aufgeplatzten Lippen. „Ich weiß, Brodlowska“, sagte er immer wieder, „das weiß ich doch“.​
 
Oooooooh :)
Das ist eine der schönsten Stellen der Geschichte!
Ich melde mich mal hier, hab die Geschichte schon vor längerem gelesen und als du angefangen hast, sie hier zu posten hab ich sie nochmal komplett auf deiner Hp gelesen.
Sie ist ganz einfach klasse! Ich finds auch toll, immer wieder zu sehen, wie viel Mühe du dir gemacht hast, die ganzen Details über die geographische Lage der SimNation, die Ausgestaltung der Räumlichkeiten, die Charaktere usw. Deine Sims sind trotz ihrer offenkundlichen Simlichkeit so unglaublich real. :nick:
 
@Irisa
Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich finde selbst, dass das eine der schönsten Stellen der Geschichte ist, weil Oxana endlich,nach all diesen vielen Jahren, erkennt, dass sie Dominik wirklich liebt. Es ist nur traurig, dass sie fast sterben musste, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Gerade in den letzten Kapiteln, die ich hier gepostet habe, steckt unheimlich viel Arbeit. Ich musste eine halbes Duzend Drehorte bauen, die oftmals nur in wenigen Bildern zu sehen waren. Daher habe ich auch angefangen, echt Kulissen zu bauen. Die meisten der Lots sind somit nicht wirklich bespielbar, da die Gebäude unvollständig sind und viele Treppen,Türen und Gänge bloß Attrapen sind.
JA, auch über die SimNation habe ich mir Gedanken gemacht. Ich wollte eine wirkliche Karte des Landes haben und es tatsächlich irgendwo auf der Welt ansiedeln. Im Laufe der Geschichte sind auch immer mehr Ort auf dieser Karte hinzugekommen
 
Endlich, ich hab hier auch länger nichts geschrieben und doch habe ich mich über jedes Kapitel gefreut. Da musste deine Oxana ja einiges erleben und ich kann verstehen, dass sie sehr sauer auf ihre Schwester ist und nichts mit deren Machenschaften zu tun haben will. Und endlich kann sie sagen, dass sie Dominik liebt, denn sie hat hier ihre Sicherheit bei ihm gefunden und er wird sie auffangen und ihr bestimmt helfen das Durchlebte zu überstehen. Ich bin aber mal gespannt, ob und was sie ihm denn erzählen wird und ob die Ehe das übersteht oder sie sich doch von ihm entfernt, weil sie das Erlebte nicht vergessen kann. Ich hab zumindest aufgeatmet, dass jetzt erst mal das Grausame überstanden ist, obwohl das natürlich deine Geschichte sehr spannend gemacht hat.

Liebe Grüße
Simellie
 
@Simellie
Ich freue mich zu hören, dass du die Updates fleißig mit verfolgt hast. Oxana ist unglaublich glücklich, dem Schrecken der letzten Tage endlich entkommen zu sein. Und da ihre Schwester in Oxanas Augen die Hauptschuld daran trägt, was sie durchleben musste, will sie mit ihrer Schwester nichts mehr zu tun haben. Man kann nur hoffen, dass Joanna sie in Zukunft wirklich nicht mehr behelligen wird.
Die nächsten Tage und Wochen werden dabei für Oxana sicherlich nicht leichter. Sie hat viel durchlebt, wurde geschlagen und bedroht und dann hat sie auch noch einen Mann getötet. Aber immerhin hat sie erkannt, dass sie Dominik wirklich liebt. Und diese Einsicht wird ihr hoffentlich helfen, das Erlebte zu verarbeiten.
 

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