Kapitel 15: Wahre Freunde
Kapitel 15: Wahre Freunde
„Hallo Susi, was gibt’s?“ sagte ich mit leiser Stimme
„Anna, was ist los? Du warst heute nicht in der Schule!“
„Ich bin krank, gibt es sonst was?“
„Ich denke, wir sollten miteinander reden, Anna.“
„Wenn du etwas zu sagen hast, sag es.“
„Nicht am Telefon, wir sollten uns treffen, hast du am Samstag Zeit?“
„Samstag hab ich keine Zeit, da gehe ich zu einer Kunstausstellung.“
„Kunstausstellung? Du warst doch nie bei einer.“
„Für alles gibt es ein erstes Mal. Außerdem stellt dort eine Freundin von mir aus.“
„Welche Freundin? Ich dachte ich kenne alle deine Freunde.“
„Nein, kennst du nicht, es hat sich viel verändert, außerdem geht sie nicht auf die Schule.“
Ich war irgendwie gerührt, dass sie sich so um mich bemühte, doch dann fiel mir wieder die Szene vor der Schule ein, als Susi und Tom geflüstert hatten, und ich wurde wieder zornig auf sie.
„Wo hast du sie denn kennengelernt?“ hörte ich sie sagen.
Ich wollte ihr zeigen, dass ich auch ohne sie auskomme, dass ich nicht mehr das seltsame Kind bin, das ohne sie nichts ist. Daher erklärte ich ihr kurz, wo ich sie kennengelernt hatte.
„Anna...,“ sagte sie mit ernster Stimme, „die Leute aus dem Park bedeuten Ärger, ich würde mich nicht mit ihnen einlassen.“
„Was redest du da, du kennst sie ja nicht.“
„Aber ich habe von ihnen gehört, vertrau mir, das sind keine Freunde.“
„Was weißt du schon von Freunden! Die sind wirkliche Freunde, nicht so wie du! Ja, ich hab dich mit Tom vor der Schule gesehen, ihr seid wohl die besten Freunde, nicht?“
„Anna, es ist nicht so, wie du denkst. Ja, ich und Tom verbringen mehr Zeit miteinander, aber...“
Als ich das hörte, sah ich rot. „Lass mich einfach in Ruhe!“ schrie ich und legte auf.
Ich war so aufgewühlt und hielt es einfach nicht mehr zu Hause aus. Ich sah auf die Uhr, es war eins. Die anderen waren vielleicht im Park. Ich musste jetzt einfach unter Freunden sein.
Schnell bereitete ich mich für den Park vor und schrieb meiner Mutter, dass ich zur Apotheke gegangen sei, um mir etwas gegen Bauchweh zu holen. Wahrscheinlich würde sie eh nicht so bald daheim sein, denn sie machte sehr viel freiwillige Arbeit in dem Center, aber sicher war sicher.
Eilig ging ich zur Tür hinaus und machte mich auf den Weg zum Park.
Ich kannte den Weg wie meine Westentasche, und daher war ich auch schnell beim Park. Von weitem konnte ich schon Gitarrenspiel hören.
„Hallo!“ begrüßte ich alle.
„Anna,“ sagten sie erfreut, „wie geht es dir?“ Sofia kam sofort auf mich zu und umarmte mich. Es tat gut, Freunde um sich zu haben, die einen gern hatten.
„Du bist nicht mit Nick gekommen, was ist los?“ fragte mich Martin.
„Ich war nicht in der Schule,“ gestand ich ihnen.
„Warum das?“ fragte mich Sofia besorgt, „alles in Ordnung?“
„Nur Stress mit meinen Eltern, ich werde damit fertig.“
„Möchtest du darüber reden?“ fragte Sofia besorgt.
„Nein, ich will nur mit euch zusammen sein.“
„Vergiss deine Alten, ich kenne den Ärger, den man zu Hause hat,“ hörte ich Martin sagen. „Du bist bei uns immer willkommen!“
Es hörte sich gut, an das zu hören, und ich fühlte mich sofort wohl. Ich wusste, hier konnte ich mich wohlfühlen und meine Sorgen vergessen, wenigstens für eine Weile.
Eine Stunde später kam Nick. Ich konnte ihn schon von weitem sehen, und mein Herz machte einen Sprung. „Anna!“ rief er überrascht, als er mich sah. „Was machst du denn hier?“ Er rannte auf mich zu und umarmte mich.
„Du warst nicht in der Schule, ich habe mir Sorgen gemacht. Susi hat auch nach dir gefragt.“ Ich zögerte und befreite mich aus seiner Umarmung. „Du hast mit Susi gesprochen?“ fragte ich ihn misstrauisch. „ Ja, wieso? Hätte ich das nicht sollen?“
„ Nein, schon gut, wir sind nur nicht so gut aufeinander zu sprechen“
„Seid ihr nicht Freundinnen, jedenfalls hat sie das gesagt.“
„Ich erzähle dir das später, ok?“ vertröstete ich ihn.
„Ok, antwortete er und blickte mir tief in die Augen, versprochen?“
Ich nickte nur, während er die anderen begrüßte.
Wir hatten eine tolle Zeit und wir spielten Musik, tanzten, und ich lernte sogar von Martin, wie man richtig Schach spielt. Die Zeit verging wie im Fluge, und bald war die Zeit gekommen heimzu gehen.
Nick begleitete mich wie sonst auch immer nach Hause. Auf dem Weg sah er mich ernst an und fragte: “Möchtest du mir erzählen, was zwischen Susi und dir vorgefallen ist?“
„Das ist eine lange Geschichte, aber sie ist einfach nicht in Ordnung. Heute hat sie mir erzählt, dass ich mich von Sofie und den anderen fern halten solle, gerade sie, die mich betrogen hat.“
„Wie hat sie dich betrogen?“ fragte er nach.
Ich wusste, dass es nicht gerade angebracht war, über den Ex bei einem Jungen zu reden, an dem man interessiert ist, doch ich wollte ihm erklären, was los war, sodass er verstand.
„Tom, mein Ex Freund, und sie haben sich nie wirklich verstanden, und jetzt wo wir nicht zusammen sind, sind sie auf einmal Kumpels? Sie hat mir heute gestanden, dass sie viel Zeit miteinander verbringen. Wie kann sie nur.“
Ich hörte wie Nick schluckte. „Bist du noch in Tom verliebt?“
„Nein, das nicht. Es geht nur ums Prinzip.“
Ich sah, wie Nick leise aufatmete, und lächelte in mich hinein.
„Vergiss sie einfach. Du hast jetzt neue Freunde!“
„Da hast du Recht,“ antwortete ich ihm lächelnd.
Plötzlich hörte ich meinen Klingelton und holte mein Handy aus der Hosentasche. Mein Herz fing an schneller zu schlagen, denn es war die Nummer meiner Mutter.