Fotostory Klaudia - Farben der Sehnsucht

Kapitel 30: An die Pfunde, fertig, los!

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Kinga bat mich unseren Eltern zumindest so lange nichts über ihr Auftauchen zu erzählen, bis Olek und sie wieder zurück in Twinbrook wären. Zum Glück bat sie mich nicht darum, den beiden dauerhaft verschweigen zu müssen, dass ihre Tochter sich bei mir gemeldet hatte. Einen Tag nach Kingas Abreise besuchte ich Mama. Ich hätte mir gewünscht, dass auch Papa da wäre, aber er musste arbeitet und ich konnte das Geheimnis nicht länger für mich behalten. Wir setzten uns an den Esstisch im Wohnzimmer und ich erzählte ihr geradeheraus, was vorgefallen war.

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„Kinga war bei mir, hier in Rodaklippa“, verkündete ich. „Sie hat mich besucht. Und sie war nicht allein. Sie hat geheiratet, Mama, und sie hat einen kleinen Sohn.“ Der Gesichtsausdruck meiner Mutter wechselte von belustigtem Erstaunen, über Verständnislosigkeit zu einer Mine der Verzweiflung. „Kinga hat dich besuch? Sie war hier in der Stadt? Und sie ist Mutter geworden“, fragte sie immer und immer wieder. „Wo ist sie jetzt? Warum hast du uns denn nichts gesagt, Spätzchen? Mein Mädchen war hier. Nach 13 Jahren war ich ihr so nah wie nie zuvor. Du hättest uns Bescheid geben müssen!“

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„Das wollte ich doch, Mama“, versicherte ich ihr und versuchte das schlechte Gewissen zu unterdrücken, welches sich beim Klang der vorwurfsvollen Stimme meiner Mutter in mir ausbreitete. „Aber Kinga…sie wollte euch nicht sehen. Ich hab versucht sie zu überzeugen, aber sie ließ sich einfach nicht umstimmen.“ Die Hände meiner Mutter auf dem Tisch begannen bei diesen Worten zu zittern und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Hastig stand sie auf und versuchte die Tränen vor mir zu verbergen. Aber dafür war es zu spät.

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Ich folgte Mama, die schluchzend mit dem Rücken zu mir in der Mitte des Wohnzimmers stehen geblieben war. „Sie war so ein süßes Baby“, sprach sie mehr zu sich selbst, als zu mir. „Als ich sie das erste Mal in den Armen hielt, war sie so wunderschön. Selbst die Krankenschwestern meinten, sie hätten noch nie so ein perfektes Baby gesehen. Doch ich, ich hielt sie in den Händen, sah sie an und…ich empfand gar nichts. Ich hätte sie lieben müssen, sie war doch mein kleines hübsches Mädchen. Aber ich konnte es nicht. Ich konnte deine Schwester einfach nicht so lieben, wie sie es verdient hatte. Ich blickte sie an und sah in ihr den Fehler, den ich begangen hatte.“ Damit sprach Mama auf ihre Affäre mit einem verheirateten Mann an, aus der Kinga hervorgegangen war. „Ja, ich verdiene es, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will. Aber es tut dennoch so weh, Klaudia. Und ich habe ein Enkelkind, das ich vermutlich nie kennenlernen werde. Das tut so weh, Spätzchen, so unheimlich weh.“

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Ich ging auf meine Mutter zu und schlang meine Arme kräftig um sie. „Du wirst David ganz sicher kennenlernen. Dafür werde ich sorgen, ich verspreche es dir, Mama. Und es stimmt nicht, dass du Kinga nie geliebt hast. Keine Mutter, die ihr Kind nicht liebt, würde sich solche Vorwürfe machen. Und sie würde nicht so trauern, wie du es tust. Kinga hat mir versichert, dass es die richtige Entscheidung war, sie in die Obhut von Tante Joanna zu geben. Sie macht dir deswegen keine Vorwürfe. Und ich hab in ihren Augen gesehen, dass sie dir verzeihen möchte, dass du sie wegen ihres Vaters belogen hast. Sie bemüht sich, aber sie braucht noch Zeit. Aber dass sie überhaupt nach Rodaklippa gekommen ist, ist ein erster Schritt. Glaub mir, Mama, es wird sich alles zum Guten wenden. Versprochen.“

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Ich wollte gerne zwischen meinen Eltern und Kinga vermitteln, aber ich hatte Angst, King zu sehr unter Druck zu setzen und sie so wieder ganz zu verschrecken. Daher unternahm ich vorerst keine Versuche, die drei zusammenzuführen. Dafür trieb mich in den nächsten Wochen Magda immer wieder dazu an, Sport zu treiben. Und ich musste zugeben, dass es durchaus seinen Reiz hatte, durch die herbstliche Landschaft zu joggen. Obwohl ich seit meinem sechzehnten Lebensjahr im Norden der SimNation lebte, faszinierte mich der Wechsel der Jahreszeiten immer noch, den ich aus meiner Wüstenheimat, der Sierra Simlone, nicht kannte.

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Das Joggen bereitete mir inzwischen zum Glück keine Schwierigkeiten mehr. Was nicht heißen sollte, dass es mir plötzlich Spaß gemacht hätte. Es war nur nicht mehr ganz so anstrengend wie zu Beginn. Zum Glück hatte Magda aber auch die Idee zu der ein oder anderen sportlichen Aktivität, die wirklich Spaß machte. Trampolinspringen zum Beispiel. Aber Magda wäre nicht Magda, wenn sie einem sogar das madig gemacht hätte. „Ich habe gesagt, du sollst elegant springen, Claude! Elegant! Nicht wie ein Elefant!“ Wäre es ein Verbrechen, wenn ich jetzt einfach auf sie drauf spräng und sie unter mir begrübe?

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Irgendwann meinte Magda dann, dass wir mit ein wenig durch die Gegend laufen und Rumgehoppse bei mir nicht mehr weiter kämen. Da müssten härtere Mittel ran. Als verbrachten wir von nun an unsere freien Stunden im Fitnessstudio. Alleine hätte ich mich in so eine Muckibude vermutlich nie hineingewagt. Und im Inneren stellte ich dann fest, dass es gar nicht sooo schlimm war. Zum Glück trainierten hier nicht nur muskelbepackte Adonisse, sondern ganz normale Menschen, die wie ich ein paar Kilos zu viel auf den Rippen hatten.

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Auch wenn Magda nach wie vor mit Seitenhieben bezüglich meines Aussehens und Auftretens nicht hinterm Berg hielt, so unterstützte sie mich doch tatkräftig bei meinem Versuch abzunehmen, indem sie wirklich immer mitmachte. Nun gut, fast immer. „Höher die Beine schwingen, Claude“, kommandierte sie mich herum, als ich auf dem Trainingsgerät saß und etwas für meine Beinmuskulatur tat. „Leicht wie ein Vögelchen, Claude, leicht wie ein Vögelchen.“ Ich würde ihr gleich Vögelchen geben! Ich schaffte es ja kaum gleichzeitig meine Beine zu heben und dabei nicht das Atmen zu vergessen. Und was war mit Madame? Die wurde doch tatsächlich von den anderen Fitnessstudio-Besuchern dafür bewundert, was für eine großartige Trainerin sie war. Und mich beachtete keiner. Die Welt konnte echt unfair sein!

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Als dann der Winter Einzug hielt, hoffte ich, dass Magda es nun etwas ruhiger angehen lassen würde. Im tiefen Schnee konnte man beim besten Willen nicht mehr joggen und der Weg zum Fitnessstudio war uns bei dieser Wetterlage ebenfalls zu gefährlich. Doch ausruhen durfte ich mich dennoch nicht. Magda bestand darauf, dass wir regelmäßig Übungen auf der Terrasse hinter dem Haus machten. Das Freischaufeln war schon mal ein gutes Aufwärmtraining. Und auch die Kälte war für sie kein Argument, denn beim Sport wurde einem so richtig warm und man konnte sich ja zusätzlich dick einpacken.

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Tut mir leid, dass das Update erst jetzt kommt. Ich hatte (wieder einmal) Probleme mit meinem Hoster. Die haben sie zum Glück wieder erledigt, aber für den Notfall habe ich mir schon einen Ersatzhoster gesucht.

Als kleine Entschädigung gibt es dafür das nächste Kapitel schon an diesem Wochenende :)
 
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Oh schön, es geht wieder weiter! :lalala:
Arme Oxana... So sehr ich Kingas Haltung verstehen kann, Oxana tut mir auch leid... Hoffentlich kann Klaudia in der Zukunft vielleicht doch etwas ausrichten.

Hui, Klaudia ist ja mittlerweile richtig schlank, fast schon dünner als Magda! :eek: Soso, und Magda trägt im Fitness-Studio also Tennis-Kleidchen und trainiert lieber Klaudia, als selbst zu schwitzen - hat sie es da etwa auf die männlichen Zuschauer abgesehen? ;) Mit Magda macht Klaudia ja einiges mit ("Leicht wie ein Vögelchen, Claude!" :lol:), aber sie scheint es ja halbwegs mit Humor zu nehmen.

Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht und vor allem, wie Klaudia nun mit ihrem neuen Äußeren umgeht!

LG, Boni
 
Kapitel 31: Verwandlung

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Dank Magdas unermüdlichem Ansporn schmolzen meine Pfunde weiter dahin. Doch leider wurde ich in den kommenden Tagen nicht nur mein Gewicht los, sondern auch einige meiner Wertsachen. Eines Abends kam ich nach Hause und wunderte mich darüber, dass Licht im Wohnzimmer brannte. Denn Magda sollte bei der Arbeit sein und Jamie war mit Freunden unterwegs. Als ich dann verdächtige Geräusche hörte, wurde mir klar, dass ich einen Einbrecher auf frischer Tat ertappte. Vielleicht hätte ich mich dem Dieb entgegenstellen sollen. Der Figur nach zu urteilen war es eine Frau und ich hätte sie vielleicht verjagen können. Aber ich hätte zu viel Angst. Stattdessen rief ich die Polizei.

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Diese rückte auch sofort an, aber die Diebin hätte mein Telefongespräch wohl mitgehört und hatte sich schleunigst mit ihrer Beute davongemacht. Der nette Polizist könnte nur noch die Spuren sicher. Das Schloss der Terrassentür war aufgebrochen und die Schubladen in unseren Zimmern waren durchwühlt. Zum Glück wurde nur etwas Bargeld, Jamies iPod und ein paar von Magdas Schmuckstücken geklaut. Und leider sahen wir von unserem Geld und den Wertsachen nie wieder etwas.

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Um uns in Zukunft vor weiteren Einbrüchen zu schützen, immerhin war es schon der zweite in diesem Haus, tauschte Jamie unsere Schlosser gegen solche aus, die sich nicht ganz so leicht knacken ließen und installierte auch noch eine Alarmanlage, die direkt mit der Polizei verbunden war. Hoffentlich würde der nächste Dieb dann nicht wieder einfach entkommen können.

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Zum Glück gab es aber auch Freudiges zu berichten. Zu Beginn des Neuen Jahres erhielt ich einen Brief von der Stadtverwaltung, in dem ich dazu aufgefordert wurde, zum Rathaus zu kommen. In der Vorweihnachtszeit hatten sich meine Bilder sehr gut verkauft. Offenbare waren echte Gemälde dieses Jahr ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. Und einer meiner besten Kunden arbeitete zufällig für die Stadt. Insgesamt hatte er vier Bilder von mir gekauft und eines davon hing sogar in seinem Büro, wie ich mich persönlich überzeugen konnte. Da ich den Ruf Rodaklippas mit meinen Bildern auch über die Grenzen dieser schönen Stadt hinaustrüge, wurde mir die „Gemalte Schärpe für Künstler“ verliehen.

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Ich war wirklich stolz auf diesen Preis, auch wenn ich dafür auf den Fahrrad durch das Schneegestöber zum Rathaus und wieder zurück fahren musste. Die Auszeichnung fand anschließend einen schönen Platz an der Wand über meiner Kommode.

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Die Monate vergingen und die dicke Schneedecke, die Rodaklippa über Wochen bedeckt hatte, verschwand. Der Frühling hielt Einzug und das erste zarte Grün war an den Bäumen zu erkennen. Nach unserem morgendlichen Joggingritual nahm mich Magda zur Seite. „Claude, es ist so weit. Deine Figur ist perfekt. Du bist jetzt fast so schlank wie ich…aber nur fast. Jetzt wird es Zeit, diese Raupe endgültig in einen Schmetterling zu verwandeln.“ Zusammen machen wir uns auf den Weg zu einem Stylisten in der Innenstadt. „Meine Cousine hier braucht eine komplette Umgestalltung“, erklärte Magda der Stylistin. „Neue Klammotten, Haare, Make-Up, das volle Programm.“ Bei diesen Worten wurde mir doch etwas mulmig zumute. Andererseits, wenn ich mich so im Spiegel anschaute, dann könnten neue Klamotten wirklich nicht schaden. Seitdem ich abgenommen hatte, hingen alle meine alten Sachen nur noch schlaff an mir herunter. Selbst ein Kartoffelsack hätte mir da besser gepasst.

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Ich wurde in einen Nebenraum geführt, wo die Stylistin und Magda eine neue Garderobe für mich aussuchen. Durch das Fenster konnte ich sehen, wie der Himmel sich rot färbt und die Straßen sich langsam in Dunkelheit hüllten. Nachdem die beiden sich auf ein Outfit geeinigt hatten, waren meine Haare und das Make-up an der Reihe. Ich hatte bei all diesen Entscheidungen nichts mitzureden und bekam das Resultat vorerst auch nicht zu sehen. Und als ich schließlich nicht mehr daran glaubte, erklärte die Stylistin, dass das Werk vollbracht sei. Magda forderte mich auf, die Augen zu schließen und führte mich zu dem großen Spiegle im Hauptraum des Salons. „Und jetzt darfst du deine Augen öffnen“, flüstert sie und klang dabei genauso aufgeregt, wie ich mich selbst fühlte.

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Natürlich war ich neugierig. Aber gleichzeitig hatte ich furchtbare Angst. Was, wenn es mir nicht gefiele, was ich im Spiegel sah? Aber es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte eine unbekannte Frau im Spiegle an. War…war das wirklich ich?

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„Und, was sagst du, Claude?“, fragte Magda und blickte mich erwartungsvoll an. Ich konnte weiterhin nur staunen. Durch die eng anliegende Hose und ein ebensolches Oberteil konnte ich zum ersten Mal richtig erkennen, wie schlank ich jetzt war. Aber das unglaublichste war mein Gesicht. Ich sah eine wunderschöne Frau im Spiegel. Das Make-up war so dezent, dass ich es erst kaum bemerkte. Aber die Wirkung war unbeschreiblich. Und erst die Haare! Magda hatte mich schon seit Monaten dazu angehalten, sie nicht mehr zu schneiden. Doch ich hatte mir angewöhnt, sie unter einer Mütze zu verstecken, weil sie mir ständig im Gesicht herumhingen. Doch so, wie sie jetzt hergerichtet waren, sahen meine Haare nur wunderschön aus. Überglücklich klatschte ich in die Hände. „Ich liebe es, Magda“, antworte ich meiner Cousine.

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Vor Glück schwankend stieg ich vom Podest herunter und drückte meine Cousine fest an mich, die im ersten Moment sichtlich überrascht wirkte. „Danke Magda“, hauchte ich. „Ohne dich hätte ich mich nie dazu entschlossen, abzunehmen. Und ich hätte mich nie getraut, mich so zu verändern.“ „Das war das Mindeste, was ich für dich tun konnte“, antwortete Magda und eine Träne lief ihre Wange hinunter.
 
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Erstmal bekommt die WG also Besuch von einem Einbrecher - das war von dir aber nicht geplant, oder? Da es sich ja um eine Story und keine Doku handelt, frage ich mich manchmal, was von der erzählten Handlung eigentlich alles so im Spiel passiert ist und was nicht... %) Ich hab mich ja noch nie an so einer Story versucht und werde langsam neugierig, wie sich das so "spielt". Also ob es sich noch nach Sims spielen anfühlt, oder eher nach "Dreharbeiten"? Und ist das eigentlich im Single-Projekt vorgeschrieben, dass man eine richtige Story daraus macht? Ich bewundere das auf jeden Fall, da gehört bestimmt eine Menge Einfallsreichtum und auch Geduld dazu... :nick:

Wow, nach dem Umstyling sieht Klaudia wirklich komplett anders aus! Ich finde es echt erstaunlich, dass sie das so völlig Magda überlassen hat. Ich kenne echt keine Frau, die nicht spätestens bei den Haaren durchgedreht wäre und selber hätte entscheiden wollen! :lol: Und ich hatte mich ehrlich gesagt schon gefragt, warum sie vorher immer diese blöde Mütze trug... ;) Aber das alles wäre natürlich nicht perfekt ohne den passenden Magda-Spruch: "Du bist jetzt fast so schlank wie ich…aber nur fast." :scream: Naja, zum Glück ist Klaudia wenigstens zufrieden mit dem Ergebnis, das hätte ja auch anders ausgehen können! Ich drücke die Daumen, dass sie durch ihr neues Aussehen nun hoffentlich auch innerlich an Selbstvertrauen gewinnt. Besser wäre es wohl gewesen, sie hätte erst mehr Selbstvertrauen gewonnen, so wie sie war, und erst danach auch ihr Äußeres verändert...

LG, Boni
 
@Boni

Danke für deine Kommentare!

Der Einbrecher war nicht geplant, das hast du schon richtig erkannt. Manchmal lasse ich einfach das in die Geschichte einfließen, was gerade passiert. Der Einbruch gehörte dazu. Und manchmal kommen mir dadurch auch ganz neue Ideen für die Geschichte. Aber zum größen Teil ist die Geschichte schon gescriptet. Wobei die Auswahl der Nebencharaktere oftmals sehr spontan erfolgt und ich mir einfach den nächstbesten Townie schnappe :lol:
DasSingleprojekt schreibt übrigens keine Story vor. Man kann das auch einfach als Doku spielen. Aber für mich liegt der Reiz gerade darin, darauß eine richtige Story zu machen.

Tja, Klaudia war noch nir gut darin, Protest einzulegen. Daher konnte Magda sich bei ihr voll austoben. Und das Ergebnis ist ja ganz ansehnlich. Ich war selbst überrascht, was man alles aus Klaudia rausholen kann. :D
Aber ich gebe dir vollkommen Recht, dass Klaudias Problem eigentlich ihr mangelndes Selbstvertrauen ist. Aber ich glaube, dass man an seinem Selbstvertrauen beser arbeiten kann, wenn man mit seinem äußeren Zufrieden ist. Vielleicht wird es Klaudia jetzt also leichter fallen, sich nachhaltig zu ändern.
 
DasSingleprojekt schreibt übrigens keine Story vor. Man kann das auch einfach als Doku spielen. Aber für mich liegt der Reiz gerade darin, darauß eine richtige Story zu machen.
Ah, gut zu wissen! :) Dann ist es ja doch nicht ganz so schwierig, wie ich dachte. Interessant finde ich es nämlich nachwievor, und ich hab mir jetzt aus Interesse mal die Aufgaben angeschaut. Jetzt bin ich noch gespannter, wie es bei Klaudia weitergeht! :lol: Allerdings war ich ein bisschen überrascht, dass es dann tatsächlich schon ihr Geburtstag war in einem der letzten Kapitel. Ich dachte irgendwie, dass Klaudia und Magda erst so Mitte zwanzig wären und in der Geschichte auch erst ein paar Monate herum seien... :ohoh:
 
Also der Geburtstag, der in der Geschichte dargestellt wurde, war Klaudias 25 Geburtstag. Somit sind Magda und sie wirklich noch Mitte zwanzig. Seit Klaudias Ankunft in Rodaklippa sind somit knapp zwei Jahre vergangen.

Nur weil Klaudia jetzt "in echt" eine normale Erwachsene ist und somit wohle eher 35+, muss ich das in der Geschichte ja nicht so darstellen :D
 
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Kapitel 32: Frühlingsgefühle

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Jamie bekam mich erst am nächsten Morgen zu Gesicht. Das Erstaunen war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Klaudia, du siehst einfach fantastisch aus. Also nicht, dass du vorher schlecht ausgesehen hättest, aber…wow!“ Sofort schoss mir die Schamesröte ins Gesicht bei diesem Kompliment. Aber ich freute mich wahnsinnig darüber. Offenbar wirkte ich nun wirklich anziehender auf Männer. Vielleicht würde ich es also nun wirklich schaffen, einen Mann zu finden, der mich wahrlich liebte. Dann konnte ich das Kapitel Gernot endgültig abschließen.

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Und die Gelegenheit dazu bekam ich schon wenige Tage später. Inzwischen herrschten fast schon sommerliche Temperaturen in Rodaklippa und das Frühlingsfest war in der Stadt. Seit der Umstyling-Aktion waren Magda und ich wieder enge Freundinnen. Also gingen wir gemeinsam auf das Festgelände und genossen die Blumenpracht und das schöne Wetter bei einer Tasse Kaffee. Doch Magda hatte nicht vergessen, dass sie mich nicht nur umstylen, sondern dass sie mir auch zu einem Partner verhelfen wollte. Und eine Möglichkeit dazu bot sich just an diesem Tag. „Schau unauffällig nach links“, flüsterte sie mir zu. „Dort hinten steht ein Typ, der immer wieder zu dir herüberschaut.“

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Ich blickte mich vorsichtig um und entdeckte tatsächlich einen gutaussehenden Mann. Hastig drehte ich meinen Kopf wieder weg, als er erneut in meine Richtung blickte. Doch Magda starrte ihn weiter unverhohlen an. „Der sieht wirklich gut aus“, entschied sie. „Ich dachte ja erst, er würde zu mir rüberschauen. Nicht, dass er das nicht auch getan hätte. Aber was soll‘s, ich nehme es als Kompliment, dass ich eine ansehnliche Frau aus dir gemacht habe, Claude.“

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„Und was soll ich jetzt tun?“, fragte ich meine Cousine verunsichert. Mein Herz klopfte wie wild, aber ich hatte keine Idee, was ich tun konnte, um mit diesem Mann ins Gespräch zu kommen. Und vielleicht wollte ich das gar nicht. Irgendwie war es beängstigend, dass jemand Interesse an mir zeigte. „Du musst gar nichts tun, Claude. Das ist ja das tolle daran, wenn man gut aussieht. Die Initiative wird ganz von ihm allein kommen. Geh einfach in seine Nähe, dann ergibt sich der Rest schon. Vertrau mir.“

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Ich hatte daran ja berechtigte Zweifel. Trotzdem stand ich vom Tisch auf und ging einfach in die Richtung des Mannes. Dabei versuchte ich fieberhaft zu überlegen, was ich denn sagen könnte, wenn von ihm keine Reaktion käme. Doch das stellte sich als vollkommen unbegründet heraus. Denn er machte tatsächlich den ersten Schritt, auch wenn dieser noch recht holprig war. „Hi, ich…ich hab dich schon eine Weile beobachtet…also nicht das ich ein Stalker wäre…ich meine du siehst einfach toll aus und da wollte ich dich gerne kennen lernen. Und jetzt wo du in meine Richtung gekommen bist...“

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Als er meinen verschreckten Gesichtsausdruck bemerkte, holte er noch einmal tief Luft. „Also noch mal ganz von vorne. Hi, ich bin John.“ „Und ich bin Klaudia“, piepste ich. John, dieser Name klang wie Musik in meinen Ohren. Und er sah wirklich gut aus. Aus der Ferne hatte man das nur erahnen können. Doch er war gut gebaut und er hatte die schönsten grünen Augen, die ich je gesehen hatte. Und offensichtlich gefiel auch ich ihm aus der Nähe genau so gut wie aus der Ferne. Vor ein paar Wochen hätte das sicherlich noch ganz anders ausgesehen.

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Als ich mich zu dem Tisch umdrehte, an dem Magda und ich gesessen hatten, stellte ich fest, dass meine Cousine verschwunden war. Ich war also auf mich allein gestellt. Aber das war kein Problem, denn John stellte sich als ein sehr sympathischer Zeitgenosse heraus. Außerdem waren wir hier in der Öffentlichkeit, ich brauchte mir also wirklich keine Sorgen zu machen. Nur das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Es begann zu regnen. Doch zu meiner Überraschung wollte John dennoch noch nicht gehen und wir suchten Schutz unter einem Dach, unter dem sich auch einige Hufeisenwurffelder befanden.

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Und so schnell wie der Regen gekommen war, verzog er sich auch wieder. Dafür stellte ich überrascht fest, dass es bereits begann zu dämmern. Die Zeit war wie im Fluge vergangen. Auf dem Festgelände wurden die Lichter eingeschaltet und ein Streichquartett begann zu spielen. „Hättest du Lust zu tanzen?“, fragte John und ich nickte freudig lächelnd. Beim Tanzen traten wir uns zwar gegenseitig ständig auf die Füße, dennoch hatte ich mich selten so glücklich gefühlt. Magda hatte so recht gehabt, mit einem schönen Äußeren war es so viel einfacher, den richtigen Mann zu finden. Ich glaube ich war dabei, mich in John zu verlieben.

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Und ihm ging es wohl ähnlich. Denn er blickte mir tief in die Augen und auf einmal berührten seine Lippen meine. Sie fühlten sich wundervoll an. Rau und angenehm weich zur gleichen Zeit. Der Kuss lag schon den ganzen Abend lang in der Luft und trotzdem wurde ich vollkommen von ihm überrascht.

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Nicht nur überrascht, in mir stieg die Panik auf. Er hatte mich geküsst! Dieser wundervolle Mann. Wir hatten den ganzen Tag zusammen verbracht, hatten Spaß zusammen und wir hatten uns geküsst. Und jetzt…jetzt würde er sicherlich mehr wollen. Magda wäre sicherlich ohne zu zögern mit ihm mit gegangen. Aber konnte ich das? John merkte, dass ich seinen Kuss nicht so erwiderte, wie er es sich erhofft hatte. „Hab ich etwas Falsches getan?“, fragte er besorgt, als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah.

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„Nein…ich meine…du hast…“, stammelte ich, unfähig mich klar zu artikulieren. „Ich muss jetzt ganz dringend nach Hause“, brachte ich schließlich hervor. Und dann drehte ich mich auch schon um und lief davon. „Klaudia, warte doch!“, hörte ich John noch rufen. Doch mein Kopf hatte längst die Kontrolle über meine Beine aufgegeben. Und so lief ich so schnell mich meine Füße trugen zur Cilia Gade, ohne mich auch nur ein einziges Mal umzusehen.

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Zuhause angekommen stürmte ich sofort in Magdas Zimmer. Ich musste unbedingt mit ihr reden. Doch meine Cousine war nicht da, also wartete ich allein in dem dunklen Zimmer, bis Magda von ihrer Bandprobe zurückkam. Magda erschreckte sichtlich, als sie den Lichtschalter betätigte und mich in ihrem Zimmer vorfand. „Claude, ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen“, protestierte sie. Doch dann sah sie mein bekümmertes Gesicht und sofort war ihr Ärger verschwunden.

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„Was ist passiert“, fragte sie allarmiert. „Hat der Typ dir etwa etwas angetan?“ Ich versicherte Magda, dass John nichts falsch gemacht hatte. Dafür hatte ich mich wie eine blöde Kuh verhalten. Ich schilderte ihr die Geschichte und blickte am Ende traurig zu Boden. „Und John war wirklich nett. Ich hab alles kaputt gemacht. Es war nur…ich hatte solche Angst davor, dass er mit mir schlafen wollen würde. Ich meine, er hat es noch nicht einmal gesagt, ich hab es nur gedacht. Und jetzt werde ich ihn vermutlich nie wieder sehen. Ich kenn weder seinen Nachnamen noch habe ich eine Nummer.“

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Magda legte mir aufmunternd die Hände auf die Schulter. „Claude, du hattest einfach Angst. Das ist ok. Und vielleicht ist dieser John morgen ja noch mal auf dem Festgelände. Wenn ihm wirklich etwas an dir liegt, wird er morgen dort warten und wenn nicht, dann war er ohnehin nicht der Richtige. Und vielleicht…vielleicht solltest du dein Erstes Mal hinter dich bringen. Ich weiß, die Vorstellung ist schön es mit jemandem zu verbringen, den man wirklich liebt. Aber du hast solche Angst davor, dass du den Richtigen eher versrecken würdest. Ich sag ja nicht, dass du gleich mit dem Erstbesten schlafen sollst. Aber vielleicht wäre ein Mann, an dem dir nicht ganz so viel liegt, genau der Richtig dafür.“

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Im ersten Moment hörten sich Magdas Worte falsch an. Ich sollte mit einem Mann schlafen, den ich nicht liebte? Aber vielleicht sollte ich doch über diese Idee nachdenken. Aber nicht heute. Jetzt wollte ich nur noch schlafen. „Darf ich heute bei dir bleiben?“, fragte ich Magda zaghaft. Als Antwort lächelte sie nur sanft. „Klar, Claude. Komm aber bloß nicht auf die Idee, mit mir zu kuscheln.“

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Da es von einigen Gewünscht wurde, stehen auch nun Kinga und Olek zum Download bereit.
 
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So, nachdem ich nun ein paar Tage ausführlichst Sims 4 getestet habe kommt hier endlich mein Kommi zum neuen Kapitel! :)

Oh, ein dickes Kompliment von Jamie! Bei dieser Szene beginne ich mich nun auch zu fragen, ob nicht aus den beiden etwas werden könnte... Manchmal soll es das ja geben, dass sich zwei Leute schon ewig kennen, und "RUMMS!" plötzlich sehen sie sich in einem ganz anderen Licht und verlieben sich. Vielleicht hat Jamie ja in Klaudia bisher immer nur als Freundin gesehen, und nun sieht er sie zum ersten Mal als Frau? Allerdings schien auch Klaudia bisher nicht interessiert an Jamie...
Naja, zumindest der weitere Verlauf in diesem Kapitel scheint mir auch nicht recht zu geben. Statt Jamie soll Klaudia also mit einem gewissen John flirten. Dass sie dann einfach so auf ihn zugeht, finde ich aber echt mutig von ihr - zumindest das "Anquatschen" übernimmt dann ja zu Klaudias Erleichterung wieder er. Diese Art der Kontaktaufnahme finde ich auch deswegen recht mutig, weil die Gefahr, dass derjenige sich als ziemlicher Idiot/Langeweiler/etc herausstellt sobald er den Mund aufmacht und man ihn dann nur schwer wieder los wird, echt groß ist... :ohoh: Aber Klaudia hat mit John ja Glück, er scheint wirklich nett zu sein. Dass sie allerdings wegen eines einzigen Kusses gleich denkt, dass er mit ihr ins Bett will, und sich nicht besser zu helfen weiß als davonzulaufen! Oh oh, das ist alles schon ein bisschen übertrieben. Sie kann doch auch einfach ablehnen, wenn sie etwas nicht möchte? :???: Und sie kennt den Kerl auch grade erst ein paar Stunden! Naja, all das zeigt ja irgendwie nur, wie sehr sie auf ihr "erstes Mal" fixiert ist und welche Ängste sie deswegen aussteht. Magdas Vorschlag finde ich da eine passende Lösung, damit Klaudia sich nicht so fürchterlich unter Druck setzt. Je perfektionistischer man an eine Sache rangeht, desto mehr geht ja am Ende meist schief! :lol:

Nun bin ich wirklich gespannt, ob Klaudia John vielleicht doch wiedersieht, und ob sich zwischen ihr und Jamie nicht doch noch etwas entwickelt! :nick:

Vielen Dank übrigens für die Downloads, die ich mir jetzt mal in Ruhe angeschaut habe. Ich habe große Lust, mal mit Magda zu spielen - ich mag sie ja, und ihren Lebenswunsch hab ich auch noch nie gespielt! :D Hast du eigentlich auch Arek und Darek mit Sims3 erstellt? Die beiden hätte ich sooo gerne - oder würde wenigstens gerne wissen, wie die beiden aussehen. Darf ich mir Arek ungefähr so wie Orion vorstellen?

LG, Boni :hallo:
 
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@Boni

So, nachdem ich nun ein paar Tage ausführlichst Sims 4 getestet habe kommt hier endlich mein Kommi zum neuen Kapitel!

Getestet habe ich jetzt auch schon ein paar Stunden. Aber der Funke will einfach nicht überspringen. Ich bin ein sehr optischer Mensch. Wenn die Optik nicht stimmt (und das tut sie für mich bei Sims4 seit den ersten Bildern, die ich gesehen habe nicht), dann kann mich auch ein noch so guter Inhalt nur schwerlich überzeugen (und der ist bei Sims4 auch nicht DER Knaller).

Bei dieser Szene beginne ich mich nun auch zu fragen, ob nicht aus den beiden etwas werden könnte...

Ja, an der Stelle könnte man fast so etwas vermuten. Aber Jamie hat das in der Situation einfach als guter Freund gesagt. Hintergedanken hatte er dabei keine.

Diese Art der Kontaktaufnahme finde ich auch deswegen recht mutig, weil die Gefahr, dass derjenige sich als ziemlicher Idiot/Langeweiler/etc herausstellt sobald er den Mund aufmacht und man ihn dann nur schwer wieder los wird, echt groß ist...

Für den Fall war ja Magda noch da. Sie hat Klaudia und John natürlich aufmerksam aus der Ferne beobachtet. Und hatte sie bemerkt, dass Klaudia sich so richtig unwohl fühlt, dann wäre sie auch eingeschritten, um ihre Cousine zu retten.

Dass sie allerdings wegen eines einzigen Kusses gleich denkt, dass er mit ihr ins Bett will, und sich nicht besser zu helfen weiß als davonzulaufen!

Klaudia hat eben null Erfahrung mit Männern. Bei Gernot hat es ja auch Wochen bis zum ersten Kuss gedauert. Und die Annährung ging dann auch von ihr aus. Hier geschieht für sie alles in einem so rasanten Tempo, dass sie einfach glauben muss, dass es nur noch im Bett enden kann.

Magdas Vorschlag finde ich da eine passende Lösung, damit Klaudia sich nicht so fürchterlich unter Druck setzt.

Schön, dass du das so siehst. In anderen Foren ist die Reaktion auf diesen Vorschlag nicht ganz so positiv ausgefallen. Aber ich glaube wirklich, dass es Klaudia den Druck nehemen würde, wenn sie wüsste, was es mit dem Sex denn nun wirklich auf sich hat.

Ich habe große Lust, mal mit Magda zu spielen - ich mag sie ja, und ihren Lebenswunsch hab ich auch noch nie gespielt!

Dafür stelle ich die Sims ja zur Verfügung. Mit Magda spiele ich übrigens auch sehr gerne.

Hast du eigentlich auch Arek und Darek mit Sims3 erstellt?

Nein, die beiden habe ich nicht mehr erstellt. Da ich keinen Auftritt für die beiden in der Geschichte vorgesehen habe, hielt ich das nicht für nötig.

Darf ich mir Arek ungefähr so wie Orion vorstellen?

Eine gewisse Ähnlichkeit wird schon bestehen. Aber ich stelle mir Areks Gesicht insgesammt breiter vor und nicht ganz so kanntig. Und auch seine gesammt Statur müsste etwas breiter sein.

Vielen Dank für deinen Kommi!
 
Getestet habe ich jetzt auch schon ein paar Stunden. Aber der Funke will einfach nicht überspringen. Ich bin ein sehr optischer Mensch. Wenn die Optik nicht stimmt (und das tut sie für mich bei Sims4 seit den ersten Bildern, die ich gesehen habe nicht), dann kann mich auch ein noch so guter Inhalt nur schwerlich überzeugen (und der ist bei Sims4 auch nicht DER Knaller).
Mit der Optik ist Sims4 geht es mir genauso, ich wollte dem Spiel aber trotzdem eine Chance geben. Leider empfinde ich den Rest des Spiels nun auch als ziemlichen Reinfall... :argh: Ich werde also wirklich diese Sims-Generation auslassen.

... sie einfach glauben muss, dass es nur noch im Bett enden kann.
*Laaach* :lol: Das muss ich mir merken: "eine Situation, die nur noch im Bett enden kann" :D

Nein, die beiden habe ich nicht mehr erstellt. Da ich keinen Auftritt für die beiden in der Geschichte vorgesehen habe, hielt ich das nicht für nötig.
Schade... Naja, falls du mal Langeweile und so gaaar nichts anderes zu tun haben solltest....? :glory:

Jetzt freue ich mich erstmal auf das neue Kapitel!
 
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Kapitel 33: Starthilfe

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Am nächsten Morgen fuhr ich immer wieder zum Festgelände, um nach John Ausschau zu halten. Doch leider traf ich ihn dort nicht an. Und auch an den kommenden Tagen ließ er sich nicht noch einmal dort blicken. Es machte mich wirklich traurig, dass ich ihn offenbar mit meinem kindischen Verhalten dauerhaft verschreckt hatte. Und ich allein trug die Schuld an dem Debakel. Hätte ich auf Johns Kuss souveräner reagiert, dann wären wir vielleicht zusammen gekommen.

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Auch Magda merkte, wie deprimiert ich war, als schlug sie vor, dass wir am Wochenende gemeinsam in die Disco gehen sollten. „Die Musik wird dich aufheitern“, sagte sie. „Und wer weiß, vielleicht triffst du dort John oder einen anderen netten Mann. Das Meer ist voller Fische.“ Da ich wusste, dass John sicher nicht wieder auftauchen würde, wenn ich weiter zuhause Trübsal blies, stimmte ich nach längerem Zögern zu. Wir gingen ins „Emergency“, einer Disco in der Innenstadt, welche auch gut besucht war. Magda orderte gleich eine Runde Cocktails für uns. Die hatte ich auch bitter nötig, denn sofort als ich die Disco betrat, fühlte ich mich fehl am Platz. Hier war es so laut und bis auf Magda kannte ich niemanden. Das war irgendwie nicht meine Welt.

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Dafür aber umso mehr Magdas. Wir waren keine zehn Minuten an der Theke, als auch schon ein Mann auf Magda zukam und begann mit ihr zu flirten. Magda ging sofort auf seine Annährungsversuche ein und schon sah ich, wie die beiden auf der Tanzfläche standen und ihre Körper gemeinsam zur Musik bewegten.

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Jetzt war ich also ganz allein. Nervös schlürfte ich an meinen Cocktail. Immerhin war der lecker. Und ehe ich es mich versah war das erste Glas leer und ich bestellte mir einen zweiten Drink. Vorsichtig schaute ich mich auf der Tanzfläche um. Ein paar gutaussehende Männer waren wirklich da. Aber leider hatten die meisten auch schon eine Frau an ihrer Seite. Wie Magda mir vorher geraten hatte, stellte ich mich gut sichtbar an die Bar und hoffte, dass mich vielleicht einer der Männer ansprechen würde.

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Doch die Minuten vergingen und ich stand immer noch ganz alleine da. Inzwischen hatte ich auch schon meinen zweiten Cocktail geleert. Die Hoffnung keimte kurz in mir auf, als ein Mann zielstrebig auf mich zuschritt. Aber als ich fast schon dachte, er würde mich ansprechen, realisierte ich, dass er lediglich an der Getränkekarte interessiert war, die hinter mir auf der Theke stand. Die Tränen schossen mir in die Augen. Das würde doch niemals klappen. Ich wollte nur noch nach Hause und mich in meinem Bett verkriechen.

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Ich hielt nach Magda Ausschau um ihr Bescheid zu geben, dass ich gehen wollte, und entdeckte, wie sie schon mit dem nächsten Typen flirtete. Das konnte doch nicht wahr sein. Wie machte sie das bloß?

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Da ich den Anblick nicht länger ertragen konnte, drehte ich mich weg und orderte den nächsten Drink. Währenddessen flüsterte meine Cousine ihrer neuen Eroberung etwas ins Ohr. „Hey, Israel, siehst du das heiße Mädel vorne an der Bar? Die mit dem roten Kleid?“ Der dunkelhäutige Mann nickte. „Das ist meine Cousine Klaudia. Sie hatte in letzter Zeit etwas Pech mit den Männern und könnte eine kleine Aufmunterung gebrauchen. Würdest du mir den Gefallen tun, und ein wenig mit ihr flirten?“

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„Mit deiner Cousine?“, fragte er gespielt ungläubig. „Magda, Babe, du weißt doch, dass ich nur Augen für dich habe. Ich würde viel lieber mit dir flirten.“ Magda lächelte zwar verführerisch, doch sie winkte ab. „Israel, wie oft hast du schon versucht, bei mir zu landen? Wir hatten eine tolle Nacht, du bist nett, aber es knistert einfach nicht zwischen uns. Du kannst dir so viel Mühe geben, wie du willst, du würdest heute Nacht doch wieder allein nach Hause gehen. Aber wenn du es bei meiner Cousine versuchen würdest, nun dann…“ Israel blickte noch einmal zu mir rüber. „Schlecht sieht sie wirklich nicht aus. Tolle Figur, nettes Gesicht. Aber warum musst du sie mir dann so anpreisen? Da muss doch etwas faul sein?“ „Glaub mir, mit meiner Cousine ist alles in bester Ordnung. Sie ist nur sehr schüchtern…und sehr unerfahren. Sehr, sehr unerfahren, wenn du verstehst was ich meine. Und ich glaube, es würde ihrem Selbstbewusstsein helfen, wenn sie ein wenig Erfahrung sammeln könnte.“

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Auf Israels Gesicht erschien ein spöttisches Lächeln. „Du willst echt, dass ich deine Cousine entjungfere? Ist das dein Ernst?“ Magda boxte ihn leicht gegen den Oberarm, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte. „Sieh es einfach als eine gute Tat an“, erwiderte sie. „Außerdem muss ich dir zugestehen, dass du ganz genau weißt, wie man ein Mädchen glücklich macht. Es ist kein Zufall, dass ich ausgerechnet dich frage. Klaudia wäre bei dir in guten Händen.“ „Und was wäre meine Belohnung für diese Tat?“ Seine Blicke auf Magdas Körper sprachen Bände. Belustigt verdrehte sie die Augen. „Nun gut, Israel. Wenn du meine Cousine heute Nacht glücklich machst, dann verspreche ich dir, dass auch ich dich noch einmal glücklich mache.“

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Mehr musste Israel nicht hören. Zielstrebig kam er auf mich zu und streifte wie zufällig meinen Oberarm, sodass ich mich zu ihm umdrehte. Reflexartig entschuldigte ich mich sofort bei ihm, weil ich annahm, mal wieder im Weg gestanden zu haben. „Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich hab dich ja gestreift. Und ich muss gestehen, das war gar kein Zufall. Mir fiel einfach kein besserer Weg ein, um mit dir ins Gespräch zu kommen. In Gegenwart von solch schönen Frauen, werde ich immer etwas schüchtern.“

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Hatte ich etwas an den Ohren? Hatte mich dieser gutaussehende Mann gerade wirklich eine schöne Frau genannt? Die Schamesröte schoss mir in die Wangen. „Danke,…ich meine, dass macht doch nichts“, stammelte ich verlegen. Er stellte sich mir als Israel vor und ich nannte ihm meinen Namen. Als Entschuldigung bot er mir einen Drink an, doch ich lehnte dankend ab. Ich hatte schon drei Cocktails getrunken und merkte deutlich, wie mir der Alkohol zu Kopf stieg.

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Stattdessen führte er mich auf die Tanzfläche. Da ich mit ihm nicht ganz so eng tanzte, wie mit John auf dem Frühlingsfest, kamen wir beide auch ohne größere Verletzungen davon. Ich schwebte so auf Glückswolken, dass ich gar nicht bemerkte, wie Israels Blicke immer wieder zu Magda abschweiften, die unweit von uns auf der Tanzfläche ihr Können unter Beweis stellte. Mit ihren Blicken forderte sie ihn deutlich dazu auf, aufs Ganze zu gehen.

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Und das tat er dann auch. Die Musik wurde etwas ruhiger und plötzlich spürte ich, wie Israels Hände auf meinen Hüften zum Ruhen kamen. Er zog mich nah an sich heran und ich legte meine Arme um seinen Hals. Vermutlich hätte ich jetzt erneut einen Rückzieher gemacht, aber Israel hielt mich fest umschlungen und die Drinks hatten mich mutig gemacht. Unweigerlich kamen mir Magdas Worte in den Sinn, dass es gut für mich sein könnte, meine Unschuld endlich zu verlieren, damit nicht immer die Angst vor dem Ersten Mal wie eine dunkle Wolke über jeder meiner Verabredungen schwebte. Und plötzlich kam mir dieser Gedanke nicht mehr so abwegig vor. Ich war gespannt, wie sich dieser Abend noch entwickeln würde.

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Und ich musste nicht lange warten, bis Israel seien dunklen Lippen auf meine presste. „Lauf weg, lauf weg!“, schrie es erneut in meinem Kopf. Doch anders als bei John schien der Ruf von sehr weit weg zu kommen und wurde von einem lauten „Halt ihn fest und lass ihn nie wieder gehen“ übertönt. In diesem Moment war ich froh, dass ich durch meine Beziehung mit Gernot, so unglücklich sie auf geendet sein mag, genau wusste, was zu tun war. Vorsichtig öffnete ich meinen Mund und gewährte Israels fordernder Zunge Einlass. Von meinem Mund wanderten seien Lippen zu meinem Hals und hinauf zu meinem Ohr. „Ich würde dich gerne mit nach Hause nehmen“, hörte ich ihn flüstern und ich war selbst überrascht, als ich mich „und ich würde gern mitkommen“ antworten hörte.

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Während Israel meine Chipkarte nahm, um unsere Getränke zu bezahlen, lief ich eilig zu Magda hinüber. Mein Herz pochte wie wild. „Er will dass ich mit ihm nach Hause gehe“, flüsterte ich ihr aufgeregt ins Ohr „Ich glaube, er will mit mir schlafen.“ „Und willst du es auch? Bist du bereit dafür?“, fragte Magda, obwohl sie die Antwort bereits an meinem erwartungsvoll glühenden Gesicht abgelesen hatte. Sie lächelte zufrieden. Als ich mich zum Gehen umdrehte, ergriff sie mein Handgelenk. „Die Kondome hast du in deiner Tasche?“, fragte sie und ich bestätigte nickend. Ihr Griff entspannte sich wieder und sie zwinkerte mir zu. „Dann ist ja für alles gesorgt. Genieß diese Nacht in vollen Zügen.“​
 
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WHAT?!?! :eek: Oh mann, dieses Kapitel hat es aber in sich! Und dann hört es auch noch auf, als es grade so spannend ist!!! :scream:

Aber mal von vorne... Erstmal ist es echt schade, dass Klaudia John nun doch nicht wiedersieht, er machte so einen netten Eindruck! :( Und dann wird sie von ihrer Kusine mit in die Disco geschleppt, und ihr kommen fast die Tränen, weil keiner sie anspricht... Och mönsch, sie nimmt sich auch immer alles gleich dermaßen zu Herzen! In der Situation tat sie mir wirklich total leid... :argh: Ja, und so ähnlich scheint Magda das wohl auch zu sehen, denn sie "organisiert" dann quasi einen Mann für Klaudia. Dass sie Israel erstmal die Situation erklärt, ist vermutlich eine gute Idee, denn so kann er sich auf Klaudia einstellen und wird nicht irgendwie blöd reagieren, sollte er ihre Unerfahrenheit bemerken. Aber warum will Israel denn bitteschön noch eine "Belohnung" dafür, dass er mit Klaudia schläft? :confused: Also sooo eine Zumutung ist das ja nun wirklich nicht! Und außerdem gibt seine Forderung einer Gegenleistung dem ganzen so etwas unangenehm Geschäftliches, finde ich, weil Magda jetzt quasi die Bezahlung darstellt. Also er wäre mir wesentlich sympathischer, wenn er darauf verzichtet hätte... Andererseits scheint Magda die Zusage, nochmal mit Israel ins Bett zu gehen, jetzt auch für kein allzu großes "Opfer" zu halten. Naja, hoffentlich erfährt Klaudia wenigstens nichts davon, dass Israel dafür bezahlt werden wollte, mit ihr zu schlafen. Das würde sie sicherlich kränken, die Arme, und das kann sie im Moment ja gar nicht brauchen... :zitter:
Und dann dieser fiiiese Cliffhanger!!! :scream::scream::scream:

Also was soll ich sagen, ein super Kapitel, aber zu kurz! :lol:
LG, Boni
 
@Boni

Oh mann, dieses Kapitel hat es aber in sich!

Na, es soll ja schon spannend bleiben. Klar, nicht jedes Update ist so aufregend, aber manchmal will ich euren Puls schon in die Höhe treiben.

Aber mal von vorne... Erstmal ist es echt schade, dass Klaudia John nun doch nicht wiedersieht, er machte so einen netten Eindruck!
Nun, wenn Klaudia einfach wegläuft, was soll er dann auch denken. Hätten sie sich länger gekannt, dann hätte er vielleicht selbst nach ihr Ausschau gehalten. Aber so hat sie einen sehr seltsamen Eindruck bei ihm hinterlassen. Und vielleicht denkt er jetzt auch, dass es besser ist, diese Verrückte los zu sein.

Und dann wird sie von ihrer Kusine mit in die Disco geschleppt, und ihr kommen fast die Tränen, weil keiner sie anspricht...
Das Gefühl sich fehl am Platz zu fühlen, kann wirklich schrecklich sein

Dass sie Israel erstmal die Situation erklärt, ist vermutlich eine gute Idee, denn so kann er sich auf Klaudia einstellen und wird nicht irgendwie blöd reagieren, sollte er ihre Unerfahrenheit bemerken.
Genau das ist ihre Absicht. Sie will Klaudia ja wirklich helfen. Und damit ihr erstes Mal auch nicht zu erschreckend für sie wird, ist es wichtig, dass der Mann bescheid weiß und Rücksicht nehmen kann.

Aber warum will Israel denn bitteschön noch eine "Belohnung" dafür, dass er mit Klaudia schläft?
Weil er eigentlich von Vorneherein an Magda interessiert ist. Klaudia wäre ihm gar nicht weiter aufgefallen. Aber wenn ihm seine “Gute Tat” dabei hilft, bei Magda zu landen, dann ist er gerne dazu bereit.

Andererseits scheint Magda die Zusage, nochmal mit Israel ins Bett zu gehen, jetzt auch für kein allzu großes "Opfer" zu halten.
Magda hätte sich s icher nicht darauf eingelassen, wenn sie nicht selbst noch einmal mit Israel schlafen wollen würde. Und wenn dabei noch was Gutes für Klaudia rausspringt, umso besser. Sie kennt Israels Qualitäten. Deshalb hat sie ihn ja für Klaudia ausgesucht.
Naja, hoffentlich erfährt Klaudia wenigstens nichts davon, dass Israel dafür bezahlt werden wollte, mit ihr zu schlafen. Das würde sie sicherlich kränken, die Arme, und das kann sie im Moment ja gar nicht brauchen...
Das würde es sicherlich. Magda hat sicher auch nicht vor, ihr das zu sagen. Und Israel sollte daran eigentlich auch kein Interesse haben.

Vielen Dank für deinen Kommentar Am Wochenende erfährst du auch schon, wie es mit Klaudia und Israel weiter geht.
 
Kapitel 34: Liebe im Spiel

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Israel wartete am Fahrstuhl auf mich und unten angekommen, stiegen wir in ein Taxi, das uns zu seinem Haus brachte. Von der Fahrt bekam ich nicht viel mit, denn ich war zu sehr damit beschäftigt, seine Küsse zu erwidern. Am Ziel angekommen, führte er mich sogleich in sein Schlafzimmer, wo er mich erneut mit Küssen überhäufte.

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Dann drückte er mich sanft auf sein Bett hinunter und nahm mich fest in seinen Arm. Er ergriff meine Hand und begann sie zu küssen. Langsam wanderten seine Lippen meinen Arm entlang, bis hinauf zu meiner Schulter. Dort angekommen schob er den Träger meines Kleides beiseite. Gleichzeitig öffnete er geschickt den Reisverschluss an meinem Rücken, sodass mein Kleid an mir herunter glitt und ich nur noch im BH bekleidet vor ihm saß.

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Nun wurde ich doch unsicher und bedeckte meine Brust schamvoll mit dem Arm. Israel erkannt, dass ich begann mich unwohl zu fühlte. Also richtete er sich auf und zog sich Jackett und Hemd aus. „Jetzt bin ich genau so verwundbar, wie du“, sprach er sanft. Und im nächsten Augenblick hat er sich auch der Hose entledigt und half mir dabei, mein Kleid abzustreifen. Ich lag fast nackt vor ihm und spürte seine heiße Haut auf meiner. So nah war ich noch nie jemanden gekommen. Nicht einmal Gernot hatte mich so gesehen. Und obwohl alles neu für mich war, fühlte es sich unglaublich schön an. Israels Hand streichelte meinen Körper und mit seinem Daumen fuhr er schließlich unter den Stoff meines Slips. Dabei blickte er mir tief in die Augen. „Wir müssen nicht weiter gehen“, sollte dieser Blick sagen und ich war versucht, auf dieses Angebot einzugehen. Doch dann berührte seine Hand die Innenseite meines Oberschenkels und ich wusste, dass ich es wollte.

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Ich ließ mich nach hinten sinken und lächelte ihn so verführerisch an, wie ich es konnte. Israel bedurfte keiner weiteren Aufforderung. Geübt griff er in den Nachtisch an seiner Bettseite und holte ein Kondom heraus.

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Und dann geschah es. Er öffnete meinen BH und zog mir den Slip aus. Ich spürte seine Küsse überall auf meinem Körper und meine Lippen bedeckten den seinen. Ich hatte immer Angst gehabt, mich bei meinem Ersten Mal dumm anzustellen. Und mit jedem Jahr, das verstrich, ohne dass es geschah, wuchs diese Angst. Doch Israel ließ mir gar keine Gelegenheit, etwas falsch zu machen. Er wusste ganz genau wie er mich berühren musst, um mich erbeben zu lassen und er zeigte mir ganz genau, was er gerne hatte. Die Wirkung der Cocktails war inzwischen weitestgehend abgeklungen, dennoch bewirkte der verbliebene Alkohol, dass meine Muskeln entspannt waren und ich den leichten Schmerz kaum bemerkte, als Israel sich mit mir vereinigte. Ich hatte mich noch nie einem Menschen so verbunden gefühlt wie in diesem Augenblick.

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Doch das Schönste war, sich anschließend an Israels warmen Rücken zu schmiegen und mit ihm in einem Bett einzuschlafen. In diesem Augenblick konnte ich mir nicht mehr vorstellen, jemals wieder alleine einzuschlafen. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, ohne Israel einzuschlafen. Und das musste ich auch nicht mehr. Er liebte mich. Er musste mich lieben. Zwei Menschen könnten sich nicht körperlich so nahm kommen, ohne dass Liebe im Spiel war.

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Ich wurde wach, als ich spürte, wie jemand an der Bettdecke zog. Ich öffnete die Augen und das helle Tageslicht blendete mich. Israel stand an der Seite des Bettes und strich die Decke glatt. „Guten Morgen, Babe. Es tut mir leid, dass ich dich wecken muss, aber ich muss gleich zur Arbeit.“ „Nicht schlimm“, antworte ich verschlafen und gähnte genüsslich. „Was arbeitest du denn?“, fragte ich neugierig. In welchem Beruf musste man denn auch am Sonntagmorgen arbeiten? „Ach, bloß, langweiliges Zeug, Wirtschaft und so. Ich muss aber wirklich gleich los, ich hab es echt eilig.“

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So eilig, dass nicht einmal Zeit für ein gemeinsames Frühstück blieb. Israel zeigte mir das Badezimmer, damit ich mich anziehen und meine Frisur wieder richten konnte. Als ich wieder hinauskam, hatte er bereits ein T-Shirt und Shorts angezogen. Na, dass musste aber ein sehr lockerer Wirtschaftsbetrieb sein, wenn er da so auflaufen konnte. Er begleitete mich zu Veranda. „Wann kommst du denn von der Arbeit zurück?“, fragte ich, bevor ich in den Regen hinausging. „Ich könnte heute Nachmittag zu dir kommen. Oder du kommst zu mir?“ „Ja, heute ist echt schlecht, Babe. Mein Chef will, dass ich voll die Überstunden schiebe. Aber ich hab ja deine Nummer. Ich melde mich dann bei dir.“

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Dann drückte er mir einen Regenschirm in die Hand, einen Kuss auf die Stirn und schob mich sanft in Richtung der Treppe. „Die U-Bahn Station ist gleich die Straße runter“, erklärte er mir noch. Er winkte mir kurz zu und ging dann wieder ins Haus. Und ich machte mich im strömenden Regen auf zurück in die Cilia Gade.

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Da ich bei Israel nicht frühstücken konnte, holte ich dies nach, sobald ich zuhause angekommen war. Magda gesellte sich zu mir an den Tisch und wollte gleich wissen, wie mein Abend, und insbesondere meine Nacht, mit Israel verlaufen waren. „War es schön für dich?“, fragte sie besorgt, nachdem ich ihr bestätigte, dass ich tatsächlich meine Unschuld an ihn verloren hatte. „Hat er dich gut behandelt?“ Ich konnte beides zweifelsfrei bejahen. Ja, zu Beginn war es etwas unangenehm gewesen, aber Israel hatte mich das schnell vergessen lassen. Und er hatte sehr viel Rücksicht auf meine Unerfahrenheit genommen. Ich konnte gar nicht mehr verstehen, warum ich mich so davor gefürchtet hatte, mit einem Mann zu schlafen.

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Und ich konnte gar nicht mehr aufhören, an ihn zu denken. Konnte es sein? Hatte ich mich tatsächlich in Israel verliebt? Ich hatte immer davon geträumt, meine Unschuld an den Mann zu verlieren, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen würde. Und vielleicht war Israel genau dieser Mann. Er war so lieb und rücksichtsvoll gewesen. Hätte ein Mann sich so verhalten, wenn ich ihm nicht auch etwas bedeuten würde? „Er hat versprochen, mich gleich nach der Arbeit anzurufen“, berichtete ich Magda daher aufgeregt und klatschte zufrieden in meine Hände. „Eben musste er sich ganz schnell von mir verabschieden, aber das holen wir bei unserem zweiten Treffen alles wieder nach.“

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„Ihr wollt euch also noch mal treffen? Hat Israel das gesagt?“, fragte Magda. Ihr zweifelnder Tonfall entging mir in meiner Freude allerdings vollständig. „Wir haben noch nichts Festes ausgemacht“, antworte ich daher gut gelaunt. „Aber Israel hat gesagt, er würde mich anrufen. Und warum sollte er das tun, wenn er sich nicht erneut mit mir treffen wollte?“ Magda gab einen seltsamen Grunzlaut von sich, der mich kurz innehalten ließ. Fragend blickte ich sie an. Doch dann lächelte meine Cousine. „Wenn er gesagt hat, er ruft dich an, dann wird er es bestimmt tun, Claudes. Ich freue mich für dich.“​
 
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Kapitel 35: Die fremde im Spiegel

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Damit die Zeit schneller vorbeiging, bis Israel mich endlich anrief, stellte ich mich an die Staffelei und begann ein neues Gemälde. Es sollte etwas Fröhliches werden. Ich wollte das Glück, das ich in meinem Herzen empfand, auf die Leinwand bringen. Leider hörte der Regen an diesem Tag nicht auf, was dazu führte, dass die Lichtverhältnisse nicht optimal waren. Ich musste das Malen also nach kurzer Zeit wieder abbrechen. Stattdessen versuchte ich die Zeit mit Fernsehen und Lesen zu überbrücken. Die Zeit schien so langsam zu vergehen, wie nie zuvor. Doch als die Sonne unterging, schwieg mein Handy immer noch. Schließlich schlief ich mit dem Mobiltelefon in der Hand ein. Und auch als ich am nächsten Morgen aufwachte, war immer noch keine Nachricht von Israel auf dem Display zu sehen.

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Vielleicht wurde er in der Arbeit einfach nur aufgehalten? Ja, so wird es gewesen sein. Er hatte ja etwas von Überstunden erzählt. Und dann war es bereits zu spät für einen Anruf. Er dachte sicherlich, ich schliefe schon und wollte deshalb nicht stören. Aber heute würde er anrufen. Da es immer noch wie aus Eimern schüttete, konnte ich mein Gemälde erneut nicht fortsetzen. Und da sonst keiner zuhause war, schlich ich in Magdas Zimmer und nahm mir ihre Gitarre. Jamie hatte mir ein paar Akkorde gezeigt. Noch hörte sich mein Spiel sehr unbeholfen an, aber mit etwas Übung würde das sicher werden.

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Ich spielte eine ganze Weile. Doch so richtig konnte ich mich nicht konzentrieren, denn immer wieder schweifte mein Blick zu meinem Handy, das auf dem Couchtisch lag. Doch so sehr ich es mir wünschte, das Telefon klingelte einfach nicht. Wieder saß ich den ganzen Abend hoffend mit dem Handy in der Hand und wieder wurde ich enttäuscht. Als ich am dritten Tag immer noch nichts von Israel hörte, dämmerte es mir, dass er vielleicht nicht anrufen würde. Traurig saß ich im Wohnzimmersessel und ging noch mal unseren Abend und unsere gemeinsame Nacht durch. Hatte ich doch etwas falsch gemacht? Hatte ich ihn, wie schon John zuvor, mit irgendetwas verschreckt?

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Magda kam ins Wohnzimmer und setzte sich neben mich auf das Sofa. „Er hat also immer noch nicht angerufen“, stellte sie fest. Ich nickte lediglich traurig. „Claude, du darfst dir das nicht so zu Herzen nehmen. Männer sind manchmal…einfach nur doof. Und wenn sie sagen, sie rufen an, dann heißt das nicht unbedingt, dass sie es wirklich tun. Vergiss diesen Kerl einfach, Claude. Er ist es nicht wert, dass du auch nur eine Träne wegen ihm vergießt.“

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Das sagte sich so leicht. Magda konnte ja auch jeden Typen haben, den sie wollte. Aber ich mochte Israel wirklich. Und ich konnte an nichts anderes mehr denken außer an ihn. Warum erging es ihm bloß nicht genau so wie mir? Und dann dämmerte mir etwas. Vielleicht erging es ihm ja genauso wie mir. Ich hatte an dem Abend mehrere Cocktails getrunken. Vielleicht war ich deswegen so benebelt gewesen, dass ich Israel eine falsche Nummer aufgeschrieben hatte? Ja, das musste die Erklärung sein. Und er wusste natürlich nicht, wo ich wohnte. Ich musste also sofort zu ihm fahren.

*****

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Ich schnappte mir einen Regenschirm und lief sofort hinüber zu U-Bahn-Station. Magda rief mir noch etwas hinterher, doch durch das Prasseln des Regens auf dem Schirm konnte ich sie nicht verstehen. In der U-Bahn wurde mir dann bewusst, dass ich nicht einmal wusste, ob Israel Zuhause war. Doch als ich an seinem Haus ankam, sah ich Licht brennen. Ich klingelte also und tatsächlich öffnete Israel die Tür. Ich strahlte bei seinem Anblick über das ganze Gesicht. „Ich musste dich einfach sehen“, begann ich, als ich seinen überraschten Gesichtsausdruck bemerkte. „Ich hab dir bestimmt eine falsche Nummer gegeben“, plapperte ich weiter drauf los. „Deshalb konntest du mich auch nicht anrufen. Also bin ich einfach zu dir gekommen. Ich hab dich ja so vermisst.“

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Doch Israel reagierte nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Statt mich in den Arm zu nehmen und mich so leidenschaftlich wie in unserer gemeinsamen Nacht zu küssen, kratzte er sich verlegen den Hinterkopf. „Klaudia, du hast mir nicht die falsche Nummer gegeben. Ich…ich hab dich einfach nicht angerufen. Und ich hatte es auch nicht vor. Ich hab das nur so gesagt, weil ich dich nicht verletzen wollte. Die Nacht mit dir war schön, das will ich nicht abstreiten. Aber damit ist die Geschichte für mich abgeschlossen. Ich habe kein Interesse an einer Beziehung mit dir. Es tut mir leid.“

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Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Magda hatte also Recht gehabt. Israel empfand nicht dasselbe für mich, wie ich für ihn. Meine Augen begannen sich mit Tränen zu füllen. Doch ich wollte jetzt nicht weinen. Nicht vor ihm. Ein trauriges „Oh“ war die einzige Erwiderung, die ich zustande brachte. Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und trat meinen Heimweg an.

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Etwa eine halbe Stunde nach meinem mitleiderregenden Abgang betrat Magda Israels Haus. „Warst du wenigstens nett zu ihr“, fragte sie ihn, nachdem er ihr von meinem Erscheinen berichtet hatte. „So nett, wie man in solch einer Situation eben sein kann“, versicherte er meiner Cousine. „Sie wird sicher darüber hinweg kommen.“ Das hoffte Magda inständig. Immerhin wollte sie mir helfen, indem sie das Date mit Israel in die Wege leitete. Nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich mich Hals über Kopf in ihn verlieben könnte.

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Doch für Israel war alles exakt nach Plan verlaufen. „Ich hab meinen Teil der Abmachung erfüllt, Magda. Ich würde nicht sagen, dass es ein großes Opfer war, mit deiner Cousine zu schlafen, aber meine Belohnung habe ich mir trotzdem verdient. Meinst du nicht auch?“ Mit diesen Worten zog er sie eng an sich heran und küsste sie. Und Magda leistet keinen Widerstand…auch nicht, als er begann, ihr langsam die Kleider auszuziehen.

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In der U-Bahn schaffte ich es gerade noch so, meine Tränen zu unterdrücken. Doch Zuhause angekommen brach es aus mir heraus. Ich stürmte ins Badezimmer und schloss mich darin ein, damit meine Mitbewohner mich nicht in dieser Verfassung sehen mussten. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein zu glauben, dass Israel mich wirklich gern haben könnte? Ich hätte wissen müssen, dass für ihn alles nur ein Spiel war.

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Nach einigen Minuten versiegten die Tränen. Mit den Fingern wischte ich die verbliebene Flüssigkeit aus dem Gesicht und betrachtete mich im Spiegel. Immer noch war mir mein Spiegelbild fremd. Diese schöne, herausgeputzte Frau, das war einfach nicht ich. Und was hatte es mir gebracht, schön zu sein? Nichts. Die Männer mochten jetzt vielleicht meinen Körper, aber an mir hatten sie nach wie vor kein Interesse. Magda hatte es gut gemeint, aber mit diesem neuen Äußeren fühlte ich mich genauso unwohl, wie mit meinem alten Graue-Maus Look.

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Ich wälzte mich die halbe Nacht in meinem Bett hin und her. Mir war klar, dass ich mich erneut verändern musste. Und so griff ich am Morgen nicht wieder zum Glatteisen, sondern erlaubt meinen Haaren so zu fallen, wie sie es wollten. Und statt des knappen Oberteils, welches Magda für mich ausgesucht hatte, entschied ich mich für ein einfaches, locker sitzendes T-Shirt. Mit dem Ergebnis war ich durchaus zufrieden. Ja, diese Frau im Spiegel war wirklich ich. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich, als ob ich keine Verkleidung trüge.​
 
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Hallo Stev,

Da ist aber einiges passiert. Magda macht wirklich ernst damit, bei Klaudia Wiedergutmachung zu leisten. Ich hätte ihr gar nicht zugetraut, da so viel Arbeit zu investieren, und Klaudia scheint sich ja deutlich zu erholen. Ich befürchte aber, der Plan mit der großen glücklichen Liebe wird sich so schnell nicht erfüllen, dafür ist Klaudia noch viel zu unsicher. Vor allem hat sie noch große Änste, die sich nicht so einfach beiseiteschieben lassen, und ja auch ihre Daseinsberechtigung haben. Auch wenn Magda ihr mit Israel helfen will, und scheinbar auch einen gewissen Erfolg hat, halte ich ihre Einmischung da nicht für gut. Natürlich ist es für Klaudia gut wenn sie sich ihren Ängsten stellen und sie überwinden kann, und es war ja alles so schonend wie möglich gelaufen, aber es wäre deutlich besser gewesen, wenn sie dafür den Richtigen gehabt hätte. Jemanden der sie wirklich mag und nicht fallen lässt. Der ihr Problem kennt und auf sie Rücksicht nimmt. Magda mag sich fühlen, als ob sie Klaudia einen Gefallen getan hätte, aber wenn es mit Israel so leicht funktioniert hat, hätte es dann nicht auch bei jemand ernsthaftem gut klappen können, eben mit etwas mehr Zeitaufwand? Jetzt hat Klaudia wieder haufenweise Kummer und Selbstvorwürfe, die sie nicht gerade zuversichtlicher stimmen.
 
@Lunalumi

Magda macht wirklich ernst damit, bei Klaudia Wiedergutmachung zu leisten.

Magda hat wirklich erkannt, was für einen großen Fehler sie begangen hat und sie bereut es sehr, Klaudia so verletzt zu haben. Daher tut sie jetzt alles (was ihrer Meinung nach richtig und notwendig ist) um Klaudia zu helfen.

Ich befürchte aber, der Plan mit der großen glücklichen Liebe wird sich so schnell nicht erfüllen, dafür ist Klaudia noch viel zu unsicher.

Da hast du sicher Recht. Und die bisherigen Geschehnisse bestätigen deine Beobachtungen ja.

Natürlich ist es für Klaudia gut wenn sie sich ihren Ängsten stellen und sie überwinden kann, und es war ja alles so schonend wie möglich gelaufen, aber es wäre deutlich besser gewesen, wenn sie dafür den Richtigen gehabt hätte.

Aber mit dem “Richtigen” wäre Klaudia nicht gleich am ersten Tag ins Bett gestiegen. Und dann hätte sie ihre Angst vor dem ersten Mal und die damit verbundenen Ansprüche und Erwartungen halb in den Wahnsinn getrieben. Sie musst das jetzt einfach hinter sich bringen.
Besser wäre es gewesen, wenn Klaudia eingeweiht gewesen wäre. Dann hätte sie sich gar nicht erst falsche Hoffnungen gemacht. Allerdings ist fraglich, ob sie sich in dem Fall überhaupt auf Israel eingelassen hätte.

Danke für deinen Kommentar!
 
Kapitel 36: Schlaf gut

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Ich versuchte, nicht mehr an Israel zu denken. Am Anfang fiel es mir schwer, doch mit den Wochen wurde es einfacher. Und als der Sommer kam und der Herbst fast schon wieder in Simskelad Einzug hielt, hatte ich ihn fast vollständig aus meinem Herzen verbannt. Das Gemälde, welches ich nach unserer gemeinsamen Nacht begonnen hatte, musste ich unvollendet lassen. Die Erinnerung tat einfach zu weh. Aber ich widmete mich anderen Bildern und malte inzwischen bevorzugt in der Galerie.

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Da das Malen für mich inzwischen mehr Beruf als Hobby war, beschloss ich, mir zum Ausgleich das Gitarrenspielen beizubringen. Jamie hatte mir die Grundgriffe gezeigt und bei Magda guckte ich mir ein paar fortgeschrittene Techniken ab. Und heutzutage konnte man ohnehin alles übers Internet lernen. Bei Simtube gab es unendlich viele Videos, die einem genau zeigten, was man zu tun hatte. Ich wurde besser und besser und irgendwann traute ich mich sogar, mich vor die Galerie zu stellen und mein Können unter Beweis zu stellen. Der Ansturm war zwar nicht riesig, aber mit einem kleinen Publikum fühle ich mich ohnehin wohler. Und den älteren Damen im Park schien meine Darbietung durchaus zu gefallen, denn sie gaben mir sogar etwas Trinkgeld.

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Eines Tages malte ich wieder einmal in der Galerie uns stellte mich in der Mittagspause vor die Bibliothek und spielte zur Entspannung auf meiner Gitarre. Die Menschen schienen es alle eilig zu haben und liefen an mir vorbei, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Doch das machte mir nichts. Ich spielte ja eigentlich für mich und nicht für sie. Doch einem Menschen schien mein Spielen doch zu gefallen. Interessiert blieb er stehen und lauschte den Klängen, die ich der Gitarre entlockte.

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Ich bemerkte ihn erst so richtig, als ich mein Spiel beendete und die Gitarre abstellte. In die Hände klatschend kam er auf mich zu. „Das hat sich gut angehört. Am Bahngleis entlang, wenn ich mich nicht irre. Ich habe lange gebraucht, bis ich das Stück halbwegs fehlerfrei spielen konnte.“ Die Schamesröte schoss mir bei seinen Worten augenblicklich in die Wangen. Ich war mir erst nicht sicher, ob er sich einen Scherz mit mir erlaubte, doch als ich in sein bärtiges von mittellangen, blonden Harren eingerahmtes Gesicht blickte, konnte ich darin keinen Spott erkennen.

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„Danke“, antwortete ich dennoch verlegen. „Ich spiele noch nicht so lange, aber es macht mir trotzdem viel Spaß. Eigentlich liegt mir das Malen viel mehr. Ich arbeite dort drüben in der Galerie.“ Meine Güte, was war denn mit mir los? Ich redete ja wie ein Wasserfall. Doch scheinbar hatte ich das Interesse meines Gegenübers jetzt erst richtig geweckt. „Du malst also? Hättest du vielleicht Lust, mir deine Bilder zu zeigen?“ Ich war ernsthaft versucht, mir eine Ausrede einfallen zu lassen, warum ich keine Zeit hätte, ihn in die Galerie zu begleiten. Aber dann blickte ich noch einmal in seine schokoladenbraunen, freundlich lächelnden Augen und entschied mich dazu, es einfach zu wagen.

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Also begleitete ich Roman, so stellte er sich mir auf dem Weg vor, in den Ausstellungsraum der Galerie. „Im Moment hängt leider nur ein einziges Bild von mir hier“, erklärte ich und ging zielstrebig auf ein Stillleben zu, welches einen Obstkorb darstellte. „Ich wollte einmal ausprobieren, ob ich auch gegenständlicher malen kann. Normalerweise fallen meine Bilder abstrakter aus.“ Meine Worte klangen fast wie eine Entschuldigung. Melinda meinte, es wäre eine gute Idee, wenn ich mich mal ausprobierte, doch ich war mir unsicher, ob ein Stillleben mit Obst nicht zu kitschig war. Doch Roman wirkte sehr angetan. „Kleckse und Striche kann doch jeder malen. Aber das hier ist wirklich eine Leistung. Ich bin beeindruckt.“

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Seine Worte machten mich richtig stolz, also bot ich Roman an, ihm auch das Atelier im ersten Stock zu zeigen, wo ich gerade an zwei neuen Bildern malte. Die Leinwände waren zum größten Teil noch leer, von einigen groben Umrissen abgesehen. Ich schnappte mir einen Pinsel und die Farbpallette und füllte ein paar dieser Konturen großflächig aus. Roman blickte mir dabei interessiert über die Schulter. Auf einmal stand er so dicht hinter mir, dass ich seinen warmen Atem in meinem Nacken spüren könnte und ein Schauer durchfuhr meinen Körper. Dieser Mann brachte mich ganz durcheinander.

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Ich weiß nicht, wie lange er mir beim Malen zusah. Mir kam es wie Stunden vor, in denen ich mich nur auf seinen Atem in meinem Nacken konzentrieren konnte. Als ich am nächsten Tag auf die Leinwand blickte, war ich entsetzt, was ich in dieser Zeit mit meinem Bild angestellt hatte. Lauter Pinselstriche, die dort nichts zu suchen hatten. Es würde Stunden dauern, die Fehler wieder zu übermalen. Wer weiß, was ich noch alles mit dem Bild angerichtet hätte, hätte Roman nicht gefragt, ob ich einen Kaffee mit ihm trinken wolle. Und wie ich wollte. Ich genoss die Zeit mit ihm wirklich. Also schlenderten wir gemeinsam zu einem nah gelegenen Café.

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Da ich an diesem Nachmittag noch nichts gegessen hatte, bestellten wir uns statt des Kaffees dann doch lieber etwas Süßes. Und Roman erzählt mir von seinem Job beim Militär. Langweiliger Papierkram im Büro laut seiner Aussage. Aber dafür hatte er mittwochs den Nachmittag frei und hat mich dadurch erst auf der Straße spielen sehen. Ich war ungewohnt entspannt in Romans Nähe und wenn ich ihn so betrachtete, dann schien er sich auch in meiner Nähe ganz entspannt zu fühlen. Er hatte zumindest keinerlei Scheu herzhaft in seinen Donut reinzubeißen und sich dabei den ganzen Mund mit Schokolade zu beschmieren. Wir mussten beide herzlich lachen, als er versuchte, sein Gesicht mit der Papierserviette wieder halbwegs sauber zu bekommen.

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Ich gönnte mir eine sehr lange Mittagspause. Doch irgendwann musste ich zurück in die Galerie, denn Melinda wollte mit mir über eine weitere Ausstellung sprechen. Ich hatte Angst, mich von Roman zu verabschieden, denn dann würde er vermutlich aus meinem Leben verschwinden und ich würde ihn nie wieder sehen. Doch als ich ihm mitteilte, dass ich nun gehen müsste, fragte er mich sofort nach meiner Handynummer. Überglücklich sagte ich sie ihm und er klingelte auch gleich beim mir durch um sicherzugehen, dass er sie sich auch korrekt notiert hatte.

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Ich wusste, dass ich mich mit meiner Freude zurückhalten sollte. Zu oft war ich in der Vergangenheit enttäuscht worden, weil ich zu viel in die Begegnungen mit Männern hinein interpretiert hatte. Ja, ich mochte Roman und es schien auch so, als ob er mich mögen würde. Aber diesmal würde ich es ruhiger angehen lassen. Auch Israel hatte meine Nummer gehabt und versprochen, sich zu melden. Getan hat er es trotzdem nicht. Doch es wurde schwer, sich keine Hoffnungen zu machen, als Roman zum Abschied meine Hand nahm und mir versicherte, dass er diesen Nachmittag sehr, sehr genossen hätte. Ach verdammt, ich glaube, ich war schon wieder dabei, mich Hals über Kopf zu verlieben.

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Als ich abends gerade ins Bett gehen wollte, vibrierte plötzlich mein Handy. Und ich hätte nicht überraschter, und vor allem nicht glücklicher sein können, als ich Romans Namen im Display las. „Ich werde heute Nacht ganz sicher von dir träumen. Schlaf gut“, lautete seine Textnachricht. Ich drückte das Handy fest an meine Brust. Oh ja, ich würde heute Nacht gut schlafen und hoffentlich auch von ihm träumen.​
 
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Es ist schön, Klaudia so schnell neu verliebt zu sehen, wenigstens trauert sie Israel nicht ewig nach, was auch hätte passieren können. Dieser Roman scheint ja auf den ersten Blick ein sehr sympathischer Typ zu sein, auch wenn die Klaudia-Sicht ihn gern noch etwas rosiger malt. Ich hoffe für sie es hält etwas länger, damit sich ihr Selbstbewusstsein wieder etwas aufbauen kann.
 
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Hallo Stev! :hallo:

Irgendwie hatte meine Riesenenttäuschung über Sims 4 dazu geführt, dass ich eine Weile gar keine Lust mehr auf Sims und alles drumherum hatte... aber nun bin ich wieder mit von der Partie! :)

Erstmal hab ich mich sehr gefreut, dass Klaudias erstes Mal so gut für sie verlaufen ist. Dass sie dann aber gleich denkt, Israel würde sie lieben, fand ich ehrlich gesagt recht unglaubhaft, sorry... :argh: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass heute noch irgendeine junge Frau auf die Idee käme, einen One Night Stand mit Liebe zu verwechseln. Und auch wenn Klaudia unerfahren ist, so hat sie ihr bisheriges Leben ja nicht in einer Klosterschule verbracht und müsste doch hinreichend aufgeklärt sein. Also ich finde, manchmal übertreibst du es etwas mit der Naivität deiner weiblichen Heldinnen. So, das war jetzt auch alles an Kritik! :D Denn wie es weitergeht, fand ich dann eher realistisch: Israel redet sich raus, weil er keine Lust auf eine Szene hat, und Klaudia überwindet die "Kuschelhormon"-verursachte Verliebtheit auch recht schnell. Und ich bin sooo erleichtert, dass Klaudia nichts von der Vereinbarung zwischen Magda und Israel erfahren hat! Hoffentlich bleibt es dabei! :zitter:
Das neue Styling von Klaudia finde ich suuuper! :up: Es passt wirklich viel besser zu ihr und erweckt den Eindruck, dass sie nun langsam mehr zu sich selbst findet. Und dann taucht also der nette Roman auf (der nebenbei meine Verständnislosigkeit für abstrakte Malerei zu teilen scheint :schäm:). Und ich stelle entsetzt fest, dass das hier offenbar Aufgabe 4 ist und du Klaudia tatsächlich selber die Herzen sammeln lässt. Hui, das hätte ich nun nicht erwartet! Ich frage mich ja so langsam, ob Gernot eigentlich noch nebenan wohnt, und ob Klaudia ihm nochmal begegnen wird. Wäre bei Nachbarn ja recht wahrscheinlich... Du weißt schon: Rache am miesen Ex-Freund (oder so ähnlich)! :glory:

Liebe Grüße,
Boni
 
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Kapitel 37: Panik

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In den nächsten beiden Tagen telefonierten wir viel miteinander. Es war unglaublich, dass ich Roman erst so kurz kannte, mich aber dennoch so gut mit ihm verstand. Die Gesprächsthemen schienen uns nie auszugehen und für das Wochenende machten wir ein endlich ein richtiges Date aus.

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Wir einigten uns darauf diesen Abend im Flanagan‘s zu verbringen. Es handelte sich dabei um eine bodenständige Kneipe, also genau richtig, um sich näher kennenzulernen. Die Musik war nicht zu laut, so dass man sich gut unterhalten konnte, es war aber auch nicht so förmlich wie in einem schicken Restaurant. Aufgeregt war ich dennoch, aber vor allem, weil ich mich so sehr freute, Roman wiederzusehen. Ich hatte bislang noch niemandem von ihm erzählt, nicht einmal Magda. Um ehrlich zu sein hatte ich Angst, dass auch meine Bekanntschaft mit ihm in einem Desaster enden könnte und ich wieder einmal als die Dumme dastand. Also versuchte ich mir, so wenig Hoffnung wie möglich zu machen.

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Aber das war gar nicht so einfach, weil das Treffen mit ihm wieder einmal perfekt verlief. Nachdem wir ein Bier getrunken gingen wir zur Dartscheibe hinüber und spielten ein paar Runden. Wir waren beide wirklich schlecht in diesem Spiel, aber in Romans Gegenwart fühlte ich mich deswegen nicht eingeschüchtert, sondern wir konnten herzhaft über die Ungeschicklichkeit des anderen lachen.

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Der Wirt hatte aber offensichtlich nicht so viel Humor und riss uns böse dreinblickend die Pfeile aus der Hand, nachdem die Hälfte davon wieder einmal in der Holzverkleidung der Wand statt in der Dartscheibe stecken geblieben war. Roman grinste nur verlegen, nahm mich bei der Hand und führte mich auf die Tanzfläche im hinteren Beriech der Kneipe. Es lief leise Rockmusik im Hintergrund und auch beim Tanzen stellten wir beide erneut fest, dass mir nicht mit Bewegungstalent gesegnet waren. Aber es machte dennoch unglaublich Spaß.

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So wie eben alles mit Roman Spaß machte. Die Musik wurde langsamer und unweigerlich kam er näher an mich heran. So nah, dass ich sein Aftershave riechen konnte. Mein Herz begann wie wild zu klopfen. Ich zog die Luft ganz tief ein und wollte in diesem Augenblick nie wieder etwas anderes riechen. Ich wollte ja nicht zu viel hoffen, aber in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass er mich küssen würde.

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Und offenbar hatte Roman meine Gedanken gelesen, denn er trat noch einen Schritt näher, sah mir tief in die Augen und drückte dann seine Lippen sanft auf meine. In meinem Kopf explodierte ein Feuerwerk der Glücksgefühle. Oh Gott, ich liebte diesen Mann, ich liebte ihn, ich liebte ihn, ich liebte ihn!

*****

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Wir blieben so lange im Flanagan’s bis der Wirt uns schließlich auf die Straße setzte. Unserem ersten Kuss waren noch weitere gefolgt und jeder war noch intensiver als der vorherige. Obwohl es ein weiter Umweg für ihn war, begleitet Roman mich bis zu meiner Haustür und wir machten gleich das nächste Treffen aus. Und beim Frühstück konnte ich nicht länger an mich halten und erzählte meinen Mitbewohnern von meinem neuen Freund. Ja genau, von meinem FREUND. Denn auch wenn wir es nicht direkt gesagt hatten, nach den Küssen der letzen Nacht bestand kein Zweifel mehr daran, dass Roman und ich ein Paar waren. Die beiden freuten sich sehr für mich. Magda hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, weil die Geschichte mit Israel so aus dem Ruder gelaufen war. Und Jamie war einfach nur froh, dass ich wieder glücklich war.

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Zwei Tage, fünf Telefonate und unzählige Textnachrichten später traf ich mich erneut mit Roman. Diesmal hatte er tatsächlich ein ganz klassisches Date geplant und wir trafen uns zum Essen im Goldenen Drachen, dem kleinen chinesischen Restaurant in der Innenstadt. Bevor wir uns mit den Stäbchen selbst oder auch gegenseitig umgebrachten, griffen wir direkt zur Gabel und ließen uns das Essen schmecken.

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Ich erzählte Roman von den Planungen für meine nächste Ausstellung und davon, dass ich zwei neue Lieder auf der Gitarre spielen konnte und er plauderte ein wenig über seine Arbeit in der Kaserne. „Ich bin froh, dass ich nicht bei den Anwärtern in den Baracken schlafen muss“, erzählte er. „Dort hat man überhaupt keine Privatsphäre. Und die brauche ich heute ganz dringend. Ich hab mir nämlich überlegt, dass du heute Abend vielleicht mit zu mir nach Hause kommen könntest…und wir morgen zusammen frühstücken.“

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Mit einem Mal verwandelte sich mein Gesicht in eine steinerne Maske. „Zusammen frühstücken.“ Ich wusste genau, was Roman mit diesen Worten meinte. Er wollte mit mir schlafen. Mein Schweigen war nicht die Reaktion, die er sich erhofft hatte. „Also, wenn du noch Sachen von Zuhause brauchst, können wir gerne bei dir vorbeifahren“, schlug mein verdateter Begleiter vor. „Oder wir könnten auch bei dir bleiben. Ich dachte nur, wegen deiner Mitbewohner wäre es dir lieber, wenn wir zu mir gehen.“ Endlich löste ich mich aus meiner Schockstarre, doch nur um abwehrend die Hände in die Luft zu reißen. „Ich…nein, das geht nicht“, stotterte ich. „Ich meine, ich kann nicht mit dir schlafen. Nicht jetzt. Nicht so.“

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Jetzt war Roman sichtlich verwirrt. „Hab ich etwas Falsches gesagt? Oder hab ich etwas gemacht, dass dich verärgert hat? Es ist bereits unsere dritte Verabredung. Und ich hatte das Gefühl, wir würden uns gut verstehen. Ich finde, es ist daher nur angebracht, wenn wir einen Schritt weiter gehen. Schließlich sind wir zwei erwachsene Menschen.“ Er hatte mit seinen Worten recht. Aber ich konnte dennoch nicht mit ihm schlafen, zumindest noch nicht. Nach der Geschichte mit Israel wollte ich es doch ruhiger angehen lassen. Mit ihm hatte ich viel zu schnell geschlafen und mit Roman wollte ich mir Zeit lassen. Ich wollte ihn erst richtig kennenlernen und mir sicher sein, dass ich ihn liebte und vor allem, dass auch er mich liebte. Ich hätte es ihm einfach so erklären sollen, aber meine Zunge war wie gelähmt.
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Das einzige was ich herausbrachte, war ein „Ich möchte nicht mit dir schlafen“. Und ohne weitere Erklärung führte diese nur dazu, dass Roman nicht nur verwirrt, sondern auch zunehmend verärgert wurde. „Soll ich dieser Reaktion entnehmen, dass dir auch sonst nicht viel an mir liegt? Hast du in den vergangenen Tagen einfach nur mit mir gespielt? Erklär es mir, Klaudia, denn ich verstehe es nicht.“

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Ich wollte es ihm ja erklären, aber mit jedem seiner Worte schnürte sich meine Kehle weiter zu. Und ich war zunehmend nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich bekam keine Luft mehr. Luft, ich brauchte Luft! Hastig sprang ich von meinem Stuhl und warf dabei den Teller fast um, sodass die dreckige Gabel auf meinem weißen Oberteil landete und hässliche Flecken hinterließ. Ohne darauf zu achten lief ich ohne ein weiteres Wort aus dem Restaurant hinaus. Wie der Zufall es wollte, hielt gerade ein Taxi vor dem Lokal. Ich riss die Tür auf, setzte mich hinein und forderte den Fahrer kurzatmig auf, mich in die Cilia Gade zu fahren. Als das Taxi losfuhr konnte ich gerade noch erkennen, wie Roman aus dem Restaurant kam und mit hochgezogenen Schultern ungläubig dem Wagen hinterher starrte, in dem ich saß.

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Zuhause angekommen wechselte ich zuerst wie mechanisch im Badezimmer meine dreckigen Kleider. Erst dann ging ich in mein Zimmer, schloss die Tür fest hinter mir zu und drückte mich weinend gegen diese. Ich hatte alles zerstört! Roman war so wunderbar zu mir und wieder war ich einfach weggelaufen ohne es ihm zu erklären. Er musste mich für eine blöde Pute halten. Denn so kam ich mir selbst vor. Warum musste es so kompliziert sein, einen Mann zu finden, den man liebt und vertraute und der dasselbe für einen empfand?

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Aber vielleicht tat Roman das ja. Vielleicht war es noch nicht zu spät. In mir keimte die Hoffnung auf und ich holte mein Handy aus der Handtasche. Doch ein Blick auf das Display verschaffte mir Gewissheit. Kein entgangener Anruf wurde wir angezeigt und es war auch keine SMS eingegangen. Roman hatte also nicht einmal versucht, mich zu erreichen und mich um eine Erklärung zu bitten. Er hatte mich demnach tatsächlich abgeschrieben.

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Plötzlich überkam mich eine furchtbare Wut auf mein Handy, weil es mich in dieser schweren Situation einfach im Stich gelassen hatte. Zornig riss ich die oberste Schublade meiner Kommode auf, warf mein Mobiltelefon in die hinterste Ecke und knallte die Schublade wieder zu.

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Doch das half nicht, meine Wut und Enttäuschung zu mindern. Denn ich wusste ja, dass mein Handy keine Schuld traf. Ich war diejenige, die nicht in der Lage war, eine Beziehung einzugehen. Meine eigene Unsicherheit verschreckte jeden Mann. Entweder trieb sie ihn in die Arme einer anderen Frau oder einfach nur weit von mir weg. Ich drückte meinen geliebten Kuschelpanda fest an mich und hockte mich in die Nische zwischen meinem Bett, der Wand und dem Nachtisch. Nach wenigen Minuten war Kuschelpandas Fell tränengetränkt. Und ich wurde immer verzweifelter. Ich würde niemals den Mann fürs Leben finden. Ich würde niemals heiraten und niemals Kinder bekommen. Und unter dieser Erkenntnis brach ich fast zusammen. Ich wollte nicht einsam und verbittert sterben, ich wollte das einfach nicht.

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Ich bin die nächste Woche (aller Voraussicht nach) ohne Internet im Urlaub. Also ncícht wundern, wenn ich nicht antworte :)
 
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Wow, was für ein Blödmann. Da geht der gute Eindruck gleich wieder flöten. Also von dem Kerl soll sich Klaudi nicht runtermachen lassen. Diese Erwartungshaltung, dass man gleich miteinander schlafen muss, ohne auch nur sich vorsichtig ranzutasten/ freundlich zu fragen, und in Erwägung zu ziehen dass es vielleicht auch zu früh sein könnte, komplett ohne Rücksicht. Es macht den Eindruck, als wäre das alles, woran er interessiert sei, und zwar kompromisslos, und ist damit garantiert kein Kandidat für Klaudia. Die Arme leidet ja schon sichtlich darunter immer wieder sich in die Falschen zu verlieben, und ihr Selbstvertrauen leidet immer mehr, immer gibt sie sich selbst die Schuld. Ich hoffe es geht ihr bald etwas besser.
 
@Lunalumi

Danke für deinen Kommentar :)

Wir sollten abe nicht vergessen, dass wir die Geschichte hier aus Klaudias Sicht präsentiert bekommen. Roman hat lediglich vorgeschlagen, dass die beiden zusammen die Nacht verbringen könnten. Ich gebe aber zu, dass er das auch sehr gerne gewollt hätte. Und Klaudia hätte einfach sagen können, dass ihr das zu schnell geht. Aber da lag ja ihr Problem. Sie konnte es ihm nicht erklären, hat mit "ich will nicht mit dir schlafen" sehr harte und abweisende Worte gewählt und ist dann abgedüst, als ob Roman ihr gerade weiß Gott was angedroht hätte. In der Situation ist er einfach verwirrt und auch verletzt. Und das zu Recht, wie ich finde. Dann ich kann dir versichern, dass er wirklich etwas für Klaudia empfindet. Und deshalb hat er sich auch so darauf gefreut, mit ihr schlafen zu können...in der irrigen Annahme, dass es ihr genau so gehen würde.
 
Ach mensch.... Erst läuft es so super zwischen den beiden, und dann sowas. Bei dem Gespräch läuft ja echt alles schief, was schief laufen kann, und beide bekleckern sich da nicht unbedingt mit Ruhm, finde ich... :nonono: Romans Art, Klaudia zu verstehen zu geben dass er gerne mit ihr schlafen könnte, finde ich ziemlich plump und weder romantisch noch irgendwie verführerisch. Sowas muss sich doch im richtigen Moment einfach ergeben, und nicht erst vorher verabredet werden, find ich! :rolleyes: Da finde ich es jetzt kein Wunder, dass Klaudia nicht gerade begeistert ist - Roman macht schon den Eindruck, als sei das nach dem 3. Date sozusagen ausgemachte Sache, dabei gibt es dafür absolut keine Regeln, wäre ja noch schöner... ;) Klaudias "Abfuhr" ist dann allerdings auch unnötig hart. "Ich kann nicht mit dir schlafen" klingt in der Situation für Roman ja furchtbar.
Anschließend hab ich mich dann gefragt, warum Klaudia nicht einfach Roman anruft, wenn sie mit ihm reden möchte, statt bloß zu warten und enttäuscht zu sein, dass er sich nicht meldet. Dann hätten sie das Missverständnis vielleicht klären können?!? Stattdessen versinkt sie in Verzweiflung über ihr Single-Dasein. Mmmh naja, sie ist doch erst Mitte zwanzig? Ist doch noch recht früh, um Angst zu haben dass es mit der eigenen Familie niemals klappen wird, find ich. Sie hat doch noch jede Menge Zeit und sollte es entspannter angehen lassen!

LG, Boni
 
Klaudias Sicht ist eben Klaudias Sicht. Es fällt mir als selber teilweise extrem schüchternem Menschen eben besonders leicht, sich in Klaudi hineinzuversetzen, was es wiederum schwieriger macht da objektiv zu sein. Da liegt eben auch das Kernproblem, sie kann und will nicht darüber reden, wo das Problem liegt, und man kann nicht erwarten, dass Roman oder irgendjemand sonst durch magische Telepathie herausfindet was los ist. Klaudia verkriecht sich, läuft vor den Menschen davon, wenn etwas nicht stimmt, und natürlich vermittelt sie den Leuten damit, ihnen extrem nicht zu trauen. Auch wenn ich immer noch meine, dass Roman sie zu sehr überfahren und unter Druck gesetzt hat, ist es doch schade, dass es so schiefgelaufen ist.
 
@Boni

Ja, das Gespräch ist sehr unglücklich verlaufen. Sowohl Roman als auch Klaudia haben ihre Schuld daran. Er ist zu schnell vorangegangen und Klaudia wie ein kopfloses Huhn in Panik ausgebrochen. Ich bin übrigens kein Fan von "das muss sich aus dem richtigen Moment ergeben". Das ist vielleicht nicht sehr romantisch, aber ich bevorzuge es, ganz genau zu wissen, was auch mich zukommt. Nur dann kann ich entspannen und mich wirklich fallen lassen, oder ständig die Ungewissheit im Hinterkopf haben zu müssen, was noch alles passieren könnte oder auch nicht und warum und warum nicht...
Und warum Klaudia nicht anruft? Nun, sie würde noch nicht einmal auf die Idee kommen, selbst die Initiative zu ergreifen, und schon gar nicht, wenn sie davon ausgehen muss, dass Roman sauer auf sie sein könnte. Dafür ist sie viel zu schüchtern.
Und Klaudias Panik ist damit zu begründen, dass sie eben schon mitte zwanzig ist, sich in Liebesdingen aber, mal abgesehen von den letzten eher unglücklichen Monaten, in ihrem Leben in dieser Hinsicht nichts ereignet hat. Sie hatte keien erste Liebe während der Schulzeit, keinen festen Freund, nichts. Das lässt für die Zukunft nichts Gutes erahnen und führt bei ihr zu Panik.

Danke für deinen Kommentar!

@Lunalumi

Ich finde es schön, dass du dich zu gut in Klaudia hineinversetzen kannst. Dass zeigt mir, dass ich sie nicht völlig unrealistisch und überzogen darstelle :)
 
Kapitel 38: Ein unmoralisches Angebot

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Es gab nur eine Person die mich in dieser Situation trösten konnte und das war meine Mama. Ich musste jetzt zu ihr. Also eilte ich mit tränenverschmierten Gesicht zu meinem rostigen Fahrrad und fuhr hinaus in den ländlichen Randbezirk von Rodaklippa. Schon als ich das Haus meiner Eltern in weiter Ferne oben auf dem Hügel erblickte, wurde mir etwas leichter ums Herz.

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Die Tür zu meinem Elternhaus war wie so oft einen Spalt weit geöffnet, sodass ich einfach hinein gehen konnte. Ich wollte gerade nach meiner Mutter rufen, als ich ihre Stimmen aus dem Wohnzimmer hörte. „Nein, das kannst du nicht machen“, hörte ich Mama aufgebracht einwenden. „Ich verbiete es!“ Daraufhin antwortete eine weitere Frauenstimme: „Aber ich will ihr doch nicht schaden, Xana. Klaudia ist doch auch meine Nichte.“ Die Stimme gehörte eindeutig zu Tante Joanna. Ich wusste gar nicht, dass sie in der Stadt war. Aber viel neugieriger machte es mich, warum meine Mutter mit ihrer Zwillingsschwester über mich in Streit geraten war. Lautlos schlich ich mich zur Tür und spähte ins Wohnzimmer.

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Die beiden waren so in ihren Disput vertieft, dass sie mich nicht bemerkten. „Es tut mir leid, wenn ich an deinen guten Absichten manchmal so meine Zweifel habe, Jojo“, antworte meine Mutter. „Ich habe dir zwar schon vor langer Zeit verziehen, aber ich habe dennoch nicht vergessen, in welche Gefahr du mich mit deinen Machenschaften damals in Samara gebracht hast. Also vergib mir, wenn ich dir nicht abkaufe, dass du diesmal keine Hintergedanken hast. Aber selbst wenn, Klaudia ist mein Tochter und ich werde nicht zulassen, dass du sie an irgendeinen deiner Geschäftspartner verschacherst.“

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Tante Joanna erwiderte empört: „Du tust ja gerade so, als ob ich sie auf einem Basar an den Höchstbietenden verkaufen wollte. Aber glaub mir Schwester, dem ist gewiss nicht so. Der Mann den ich für Klaudia ausgesucht habe, gehört zu einer sehr angesehenen Familie. Ich habe ihn gründlich durchleuchten lassen und er hat sich nichts Verwerfliches zu schulde kommen lassen. Und wenn es dich beruhigt, er ist auch nicht in meine Geschäfte involviert. Ich gebe zu, die Verbindung seiner und unserer Familie würde durchaus zu meinem Vorteil sein, aber diese Verbindung wäre auch sehr Vorteilhaft für Klaudia. Und es ist nicht so, dass ich Klaudia zu etwas zwingen will. Ich wollte nur zuerst mit dir, ihrer Mutter, sprechen, bevor ich selbst auf sie zugehe.“

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„Wenn dieser Mann eine so gute Partie ist, warum willst du dann nicht deine eigene Tochter mit ihm verheiraten, Jojo? Warum musst du da mein kleines Mädchen mit hineinziehen?“ Meine Mutter redete sich immer weiter in Rage, doch Tante Joanna hatte nur ein müdes Lächeln dafür übrig. „Ach, Xana, du kennst doch Magda. Wie lange glaubst du würde diese Ehe gut gehen? Ich will unsere beiden Familien zusammenbringen und ich fürchte Magda würde leider allzu schnell dafür sorgen, dass ein unüberwindbarer Graben zwischen uns entsteht. Und damit wäre niemandem geholfen. Nein, deine ruhige, zurückhaltende Tochter Klaudia ist die ideale Wahl.“

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„Aber sie ist doch mein kleines Mädchen“, schluchzte meine Mutter. „Egal wie angesehen die Familie auch sein mag, Klaudia sollte nur aus Liebe heiraten. Ich selbst war jahrelang in einer Ehe ohne Liebe gefangen und habe darunter furchtbar gelitten. Und auch mein Mann hat darunter gelitten. Ich will nicht, dass es meinem Spatz ebenso ergeht.“ „Aber mit der Zeit ist Dominik zur Liebe deines Lebens geworden, willst du das etwa abstreiten, Xana?“, warf Tante Joanna ein. „Wer sagt denn, dass es Klaudia nicht ebenso ergehen wird?“

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Doch meine Mutter wollte davon nichts hören. Aufgebracht sprang sie vom Sofa auf. „Nein, Jojo, nein! Es kommt einfach nicht in Frage. Wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter. Klaudia wird nicht verheiratet. Und das ist mein letztes Wort. Sie wird ganz von selbst einen Mann finden, den sie liebt. Und diesen Mann wird sie dann vielleicht auch heiraten. Aber ganz bestimmt nicht irgendeinen Typen, den du für sie ausgesucht hast. Basta!“

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„Und was ist, wenn ich diesen Typen gerne kennenlernen würde?“ Überrascht drehten meine Mutter und Tante den Kopf zur Wohnzimmertür, durch die ich gerade geschritten war. Auf dem Gesicht meiner Mutter war blankes Entsetzen zu erkenne. „Klaudia, Spätzchen, wie lange hast du uns schon zugehört?“ Meine Tante hingegen lächelte lediglich, amüsiert über die plötzliche Wendung der Situation. „Lang genug, Mami, um zu verstehen, dass Tante Joanna mich mit einem ihrer Geschäftspartner verheiraten möchte. Und ich…ich bin damit einverstanden.“

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Das Entsetzen im Gesicht meiner Mutter wurde noch größer und einen Moment glaubte ich, sie würde ihn Ohnmacht fallen. Doch sie wankte nur kurz und eilte dann schnell auf mich zu. „Spätzchen, das kannst du nicht ernst meinen. Allein der Gedanke ist schon absurd.“ Doch ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen. Natürlich hatte mich der Gedanke, verheiratet zu werden zunächst schockiert. Doch als ich darüber nachdachte, konnte das genau die Lösung all meiner Probleme bedeuten. „Mami, verstehst du denn nicht, dass das die einzige Chance für mich sein könnte zu heiraten? Ich würde endlich all das bekommen, was ich mir schon immer gewünscht habe. Einen Mann, Kinder, eine richtige Familie.“ „Aber das kannst du doch alles haben, ohne dass dir deine Tante einen Mann vorsetzen muss!“

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Aber genau da irrte sich meine Mutter und ich musste es ihr begreiflich machen. „Bis zu meinem 24. Lebensjahr hat mich kein Mann angesehen, geschweige denn geküsst. Ich dachte, es läge nur daran, dass ich hässlich bin. Aber selbst als ich schlank und hübsch wurde, hatte ich kein Glück mit den Männern. Und inzwischen habe ich begriffen, dass das an meinem Wesen liegt. Ich bin einfach zu schüchtern und zu ängstlich, Mama. Ich habe es wirklich versucht, doch ich komme mit den Ungewissheiten, die eine neue Beziehung mit sich bringt einfach nicht zurecht. Ich bekomme Angst und möchte nur noch fliehen und damit mache ich immer alles kaputt. Und sag jetzt bitte nicht, dass ich noch jung bin und viele Männer treffen werde. Denn das stimmt einfach nicht. Selbst jetzt bin ich keine Sexbombe, nach der sich die Männer umdrehen. Und mit jedem weiteren Tag der vergeht, setze ich mich mehr und mehr unter Druck endlich den Mann fürs Leben zu finden. Und wenn ich ihn dann vermeidlich gefunden habe, lähmt meine innere Angst mich und macht alle Hoffnungen zunichte. Aber wenn diesmal Tante Joanna mir den Mann aussucht und für uns beide klar ist, worauf es hinauslaufen wird, dann könnte es klappen, Mama. Ich fühle es. Kannst du das nicht auch sehen?“

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Diese Worte brachten meine Mutter zum verstummen. Doch in ihren Augen sah ich, dass sie meine Entscheidung nicht guthieß. Nun erhob sich auch Tante Joanna aus ihrem Sessel. „Es war zwar nicht geplant, dass du auf diese Weise davon erfährst, aber nun müssen wir die Dinge nehmen, wie sie kommen. Und ich bin froh, dass du meinen Vorschlag annehmen willst. Doch du musst dir sicher sein. Ein Rückzieher würde mich und unsere Familie in einem sehr schlechten Licht dastehen lassen.“ Ich nickte. „Das heißt aber keinesfalls, dass du den Mann ungesehen heiraten musst. Wir werden ein Treffen vereinbaren, wo du ihn kennenlernen kannst. Nach diesem Treffen kannst du immer noch die Reißleine ziehen. Tust du dies allerdings nicht, gibt es kein Zurück mehr. Das ist kein Spiel, Klaudia.“

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Ich verstand. „Für mich ist es auch kein Spiel, Tante Joanna. Es ist die Möglichkeit, mir endlich meine Träume zu erfüllen.“ Meine Tante nickte zufrieden. „Schlaf noch mal in Ruhe darüber“, bat sie mich. „Morgen früh rufst du mich dann an, und wenn du es immer noch willst, werde ich alles in die Wege leiten und das Treffen arrangieren. Und ich werde auch nicht böse sein, wenn du morgen deine Meinung geändert haben solltest. Aber vertrau mir, ich habe dir einen guten Mann ausgesucht.“ Tante Joanna drückte meine Hand, verabschiedete sich von meiner zur Salzsäule erstarrten Mutter mit einem Wangenkuss und fuhr in ihr Hotel.​
 
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Und Klaudias Panik ist damit zu begründen, dass sie eben schon mitte zwanzig ist, sich in Liebesdingen aber, mal abgesehen von den letzten eher unglücklichen Monaten, in ihrem Leben in dieser Hinsicht nichts ereignet hat. Sie hatte keien erste Liebe während der Schulzeit, keinen festen Freund, nichts. Das lässt für die Zukunft nichts Gutes erahnen und führt bei ihr zu Panik.

Ja, da hast du natürlich recht - ich hätte ihre Vorgeschichte mehr in Betracht ziehen sollen und dass es noch nie mit einer Beziehung geklappt hat. Dann ist ihre Panik schon nachvollziehbar. Irgendwie hatte ich nach diesem Kapitel aber auch die Hoffnung, dass sich Roman vielleicht doch noch meldet...? :zitter:
Das neue Kapitel... wow, darauf wäre ich nun nicht gekommen - eine arrangierte Ehe? Wie Oxana dachte ich eigentlich auch, dass solche Dinge (zumindest in Klaudias Umfeld) eher zur Vergangenheit gehören. Oxana hat zwar sozusagen aus Vernunft geheiratet, aber den Mann hat sie sich ja selber ausgesucht, das ist in meinen Augen nochmal was anderes. Von daher bin ich sehr, sehr neugierig zu erfahren, warum der besagte Mann denn selber so eine Ehe in Betracht zieht, mit einer völlig Unbekannten? Klaudia selber ist ja geradezu begeistert von der Idee - und stimmt schon quasi zu, bevor sie den Mann auch nur getroffen hat!! :ohoh: In der Situation wird wirklich das Ausmaß ihrer Verzweiflung deutlich, und da tut sie mir unheimlich leid... :( Ich meine, sie wünscht sich doch Liebe! Und es wäre schon ein echtes Wunder, wenn sie die nun in dieser Konstellation findet...
Ich frage mich auch, was Joanna eigentlich von der Verbindung hätte. Dass es so gar nichts mit ihrer Organisation zu tun haben soll, kann ich mir nicht so recht vorstellen, denn welchen anderen Vorteil hätte sie denn, ihre Familie mit der anderen zu "verbinden"? Klingt für mich eher so, als sollten da zwei Mafia-Clans vereint werden... %) Die Warnung, dass Klaudia es sich auf keinen Fall wieder anders überlegen kann, wenn sie sich einmal darauf eingelassen hat, verheißt ja auch nichts Gutes. Ich hab den Eindruck, dass Joanna ihre Nichte da ganz böse ausnutzen will. :argh:
Der Cliffhanger ist auf jeden Fall wieder 1A! :D Ich bin sehr gespannt, mehr über den mysteriösen Heiratskandidaten zu erfahren!

LG, Boni
 
@Boni

Irgendwie hatte ich nach diesem Kapitel aber auch die Hoffnung, dass sich Roman vielleicht doch noch meldet...?

Noch er ja die Chance dazu ;)

Das neue Kapitel... wow, darauf wäre ich nun nicht gekommen - eine arrangierte Ehe?

Ich will euch ja auch überraschen :D. Soll ja nicht langweilig werden.

Von daher bin ich sehr, sehr neugierig zu erfahren, warum der besagte Mann denn selber so eine Ehe in Betracht zieht, mit einer völlig Unbekannten?

Dieses Thema wird sicherlich angesprcohen werden.

Klaudia selber ist ja geradezu begeistert von der Idee - und stimmt schon quasi zu, bevor sie den Mann auch nur getroffen hat!!

Du hast es ja schon selbst richtig erfasst: Sie ist absolut verzweifelt. Ich würde hier fast schon von einer Kurzschlußreaktion sprechen.

Ich meine, sie wünscht sich doch Liebe! Und es wäre schon ein echtes Wunder, wenn sie die nun in dieser Konstellation findet...

Tja, aber dennoch glaubt Klaudia an dieses Wunder. Für sie ist es fast selbstverständlich, dass sich die Liebe schon einstellen wird, wenn sie erst einmal die ersten holprogen Schritte gemeistert hat, die ihre bisherigen Beziehungen immer zerstört haben. Ich gebe zu, dass dies eine sehr naive Vorstellung ist. Aber so ist Klaudia nun einmal.

Ich frage mich auch, was Joanna eigentlich von der Verbindung hätte.

Tja, wenn man bloß immer wüsste, was Joanna so plant...:rolleyes: Aber eines ist sicher, sie wird schon ihre Vorteile aus der Verbindung ziehen. Und sie ist ein geduldiger Mensch. Es kann also auch sein, dass sich diese Ehe erst in Jahren oder Jahrzehnten für sie und ihre Organisation auszahlt.

Klingt für mich eher so, als sollten da zwei Mafia-Clans vereint werden...

Interessanter Gedanke.

Ich hab den Eindruck, dass Joanna ihre Nichte da ganz böse ausnutzen will.

Benutzen? Ganz sicher! Ausnutzen? Nun, so weit würde ich nicht gehen. Joanna liegt ihre Familie im allgemeinen schon am Herzen. Sie würde Klaudia also nicht sehenden Auges in Gefahr bringen oder sie in ihr Unglück stürzen.

Ich bin sehr gespannt, mehr über den mysteriösen Heiratskandidaten zu erfahren!

Bereits im nächsten Update wirst du einen Blick auf ihn werfen können.

Danke für deinen Kommentar :hallo:
 
Kaptitel 39: Date mit einem Unbekannten

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In dieser Nacht blieb ich bei meinen Eltern. Inzwischen hatten sie das Gästezimmer ausgebaut, sodass ich einen festen Platz zum Schlafen hatte. Als ich alleine im Zimmer war, starrte ich zufrieden an die Decke. Ich würde heiraten! Ich würde tatsächlich heiraten! Heute Nachmittag hätte ich das noch nicht für möglich gehalten. Die Aussicht auf eine baldige Hochzeit hatte alle trüben Gedanken und den Schmerz bei der Erinnerung an Roman verdrängt. Als meine Mutter in das Zimmer kam fürchtete ich kurz, sie wolle mir die arrangieret Hochzeit doch noch ausreden. Doch sie hatte ein anderes Anliegen auf dem Herzen. „Wie sollen wir das bloß deinem Vater erklären?“, fragte sie nachdem sie den Stuhl ans Bett geschoben und sich gesetzt hatte.

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Über Papa hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er mit einer arrangierten Hochzeit nicht einverstanden gewesen wäre. Und meine Mutter wusste das auch. „Ich will ihn nicht anlügen müssen“, gestand sie. Doch darüber wollte ich mir keine Gedanken machen. Zumindest noch nicht. Erst einmal wollte ich diesen Mann kennenlernen, den Tante Joanna für mich ausgesucht hat. Und wenn ich wirklich bereit war, ihn zu heiraten, dann würde ich auch einen Weg finden, es meinem Vater zu erklären. Und wer weiß, vielleicht würde ich mich im ersten Augenblick unsterblich in diesen Mann verlieben? In diesem Fall gäbe es überhaupt kein Problem und ich könnte Papa erklären, dass ich die Liebe meines Lebens gefunden hatte.

*****

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Ich schlief erstaunlich tief und gut in dieser Nacht. Und als ich am Morgen erwachte, hatte sich nichts an meiner Entscheidung geändert, das Angebot meiner Tante, eine Ehe für mich zu arrangieren, anzunehmen.

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Bestärkt wurde ich in meiner Entscheidung zusätzlich dadurch, dass Mama nicht noch einmal versuchte, mir die Sache auszureden. Beim Frühstück mit meinem kleinen Bruder Sky wirkte sie zwar mürrischer als sonst, aber darüber hinaus kamen keine Einwände mehr von ihrer Seite. Offenbar hatte sie eingesehen, wie glücklich es mich machen würde, zu heiraten und eine Familie zu gründen, auch wenn es auf eine ehr unorthodoxe Art und Weise erfolgte.

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Daher rief ich kurz darauf bei Tante Joanna an und teilte ihr meine Entscheidung mit. Wenige Minuten später rief sie zurück und verkündete, dass ich meinen zukünftigen Ehemann noch am heutigen Abend kennenlernen würde. Anschließend kam sie zu meinen Eltern und half mir dabei, mich für den Abend vorzubereiten. „Ich habe dieses Kleid für dich rausgesucht“, erklärte sie und hielt ein teuer aussehendes Cocktailkleid aus einem goldglänzenden Stoff hoch. Nachdem ich mich umgezogen hatte, half sie mir noch dabei, meine Haare herzurichten und legte mir zum Abschluss ein Haarband an, welches meine Mähne im Zaun halten sollte.

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Offenbar war Tante Joanna zufrieden mit dem was sie sah. Und ich…ich fühlte mich fast wie eine Prinzessin. „Das Taxi wird gleich hier sein, um dich zu den Restaurant zu fahren, wo dein möglicher Verlobter, Francesco, auf dich warten wird“, erklärte sie. „Es wird für alles gesorgt sein, du musst dich also um nichts weiter kümmern. Solltest du nach diesem Treffen feststellen, dass du Francesco nicht heiraten kannst oder willst, dann brauchst du es nur zu sagen. Ich werde dich zu nichts drängen. Aber heute ist deine letzet Chance, um noch einen Rückzieher zu machen.“ Ich hatte verstanden und nickte.

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Mit klopfendem Herzen stieg ich in das Taxi, das vor dem Haus meiner Eltern wartete. Wie würde der Mann wohl sein, denn Tante Joanna für mich ausgesucht hat? Ob er mir gefallen würde? Und würde auch ich ihm gefallen? Ich war furchtbar aufgeregt. Mama war mir in dieser Situation leider keine große Hilfe, denn statt mich zum Abschied in den Arm zu nehmen und mir Mut zuzusprechen, beobachtete sie nur schweigen und mit finsterer Miene, wie ich in das Auto stieg. Die Fahrt ging zu dem gleichen Gebäude, in dem sich auch das chinesische Restaurant befand, in dem ich mich mit Roman getroffen hatte. Ob das ein schlechtes Zeichen war? Aber immerhin würden wir nicht genau dort, sondern in einem anderen Restaurant eine Etage höher essen. Als ich eintraf, war von meinem zukünftigen Verloben noch weit und breit nichts zu erkennen. Ich stellte mich also vor das Schaufenster des Antiquitätenhändlers und beobachtete jeden Mann genau, der vorbeikam. Doch keiner schien mich auch nur wahrzunehmen. Keiner, bis auf einen großen, dunkelhaarigen Mann im schwarzen Anzug, der zielstrebig auf mich zuschritt. „Guten Abend“, begrüßte er mich mit fester Stimme. „Gehe ich richtig in der Annahme, dass es sich bei Ihnen um Fräulein Blech handelt?“

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„Ja…ja genau“, begann ich zu stottern. „Ich bin Klaudia, Klaudia Blech.“ Der Mann kam noch einen Schritt auf mich zu, wobei er mir tief in die Augen blickte. Dann nahm er meine Hand und führte sie an seine Lippen. „Es freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Francesco“, stellte er sich vor, als er meine Hand wieder losließ. „Ich möchte betonen, dass sie bezaubernd aussehen“, fuhr er fort. Die Schamesröte schoss mir unausweichlich in die Wangen bei diesem Kompliment. Aber ich konnte nicht behaupten, dass ich es nicht gerne gehört hätte.

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„Wir sollten am besten direkt hinauf ins Restaurant gehen“, schlug Francesco anschließend vor und ich nickte zaghaft. Galant hielt er mir die Tür auf und ließ mir den Vortritt beim Betreten des Gebäudes und auf dem Weg die Treppe hinauf. Obwohl ich schon oft im Antiquitätenladen eingekauft und im Chinarestaurant gegessen hatte, war mir das Restaurant in der oberen Etage völlig unbekannt. Und als wir es betraten, wurde mir auch klar weshalb. Es war sehr edel eingerichtet, mit hochwertigen Seidentapeten und dunkler Holzvertäfelung an den Wänden, schweren Vorhängen an den Fenstern und strahlendweißen Damastdecken auf den Tischen. Ich war mir sicher, dass ich mir ein Essen hier normalerweise nicht hätte leisten können. Francesco geleitete mich zu einem Tisch in der Mitte des Raumes und rückte mir den Stuhl zurecht, als ich mich setzte.

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An der Rückwand des Raumes war ein großer Kamin installiert, in dem ein prasselndes Feuer loderte. Als ich mich umsah fiel mir auf, dass außer Francesco und mir niemand sonst im Restaurant anwesend war. Die übrigen Tische waren alle leer, was mir etwas ungewöhnlich erschien. Es war zwar noch früh am Abend, aber ein paar Leute würden bestimmt dennoch schon ausgehen. Hatte Tante Joanna das so arrangiert? Francesco riss mich aus meinen Gedanken, als er das Wort an mich richtete: „Ihre Tante erwähnte, dass Sie Malerin sind? Sie sollen auch recht erfolgreich sein.“ Ich war froh, dass wir ins Gespräch kamen und nickte eifrig. „Ja, erst vor einigen Wochen hatte ich eine Ausstellung mit Landschaftsbildern in der örtlichen Galerie. Demnächst sollen einige meiner Bilder sogar in einer Galerie in SimCity ausgestellt werden. Ich bin schon richtig aufgeregt deswegen.“

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„Nun, ich bin sicher, dass die Ausstellung ein Erfolg wird“, erwiderte Francesco knapp und verstummte danach wieder. Und schon war unser Gespräch beendet. Das war zwar schade, aber in diesem Moment nicht allzu schlimm. Denn so konnte ich ganz in Ruhe den Mann begutachten, der vor mir saß. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass Tante Joanna mir einen so ansehnlichen Mann präsentieren würde. Insbesondere Francescos eisblaue Augen in Kombination mit den dunklen Haaren hatten mich vom ersten Augenblick an in ihren Bann gezogen. Für einen Moment drängte sich mir die Frage auf, warum solch ein gutaussehender Mann auf eine arrangieret Ehe angewiesen war. Doch dieser Gedanke wurde von dem starken Gefühl verdrängt, dass ich ihn von irgendwoher kannte.

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„Kann es sein, dass wir uns schön einmal begegnet sind?“, fragte ich ihn daher, weil mich das Gefühl nicht mehr loslassen wollte. „Sie kommen mir so vertraut vor.“ Francesco legte den Kopf leicht zur Seite und zog die Augenbrauen zusammen. Und dann meinte ich, dass sich seine Wundwinkel kurz zu einem spöttischen Lächeln verzogen hätten. Doch das hatte ich mir sicher nur eingebildet. „Wir sind uns sicher schon das ein oder andere Mal zuvor auf der Straße über den Weg gelaufen“, erwiderte er nach einer kurzen Pause. „Immerhin ist Rodaklippa nicht groß und wir leben beide hier. Ich bin mir aber sicher, dass wir uns nie vorgestellt worden sind. Aber nun haben wir genug geredet. Wir sollten jetzt bestellen.“

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Nun, wirklich viel hatten wir ja noch nicht gerade geredet. Aber da er die Karte aufschlug, die auf dem Tisch vor ihm lag, tat ich es ihm gleich. Ein Blick auf die Preisliste reichte um mich schwindelig zu machen. Tante Joanna hatte mir zwar versichert, dass ich heute eingeladen würde, aber ich fühlte mich dadurch nur noch mehr dazu gedrängt, etwas besonders günstiges auszuwählen. Erschwerend kam hinzu, dass die gesamte Karte auf Französisch verfasst war. Das ein oder andere Wort kam mir vertraut vor, doch ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich mir unter Cuisse de poularde et sa sauce au champagne et riz aux légumes oder Duo de saumon et de sandre avec sa mousse au Pernod vorstellen sollte. Und ich wollte auch nicht fragen, um vor Francesco dumm da zustehen. Aber halt, das kannte ich: Coq au vin!

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Ich war noch damit beschäftigt, die Karte nach weiteren vertrauten Gerichten abzusuchen, als ein Mann an unseren Tisch trat. „Haben die Herrschaften bereits gewählt?“, fragte er höflich. Ich schaute von der Karte auf und war überrascht, statt eines Kellners einen Koch vor mir stehen zu sehen. Da er mich erwartungsvoll anblickte, wollte ich ihm gerade mittteilen, dass ich notgedrungen den Coq au vin bestellen wolle, als mir Francesco ins Wort fiel.

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„Wir nehmen beide den Hummer mit Kürbis und Ragout aus Jakobsmuscheln, Jacques. Und als Vorspeise die klare Suppe mit Zanderklößchen.“ Hummer? Jakobsmuscheln? Aber ich wollte doch das Hähnchen! Mein Mund bewegte sich protestierende, doch wie so oft brachte ich keinen Ton hervor. Und da Francesco nicht einmal in meine Richtung blickte, bemerkte er meinen stummen Protest nicht. Und auch der Kellner-Koch schien ihn nicht zu bemerken oder ignorierte ihn einfach. Stattdessen notierte er Francescos Bestellung in seinem kleinen Block. Für ihn schien ich auf einmal Luft zu sein. „Soll ich dazu wie üblich den Le Bosc Chardonnay-Sauvignon reichen?“, fragte er Francesco weiter und dieser bestätigte mit einem Kopfnicken. Und als keine weiteren Wünsche geäußert wurden, verabschiedete sich der Kellner-Koch mit einer knappen Verbeugung und verließ den Raum.

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Ich fühlte mich gekränkt dadurch, dass Francesco einfach für uns beide bestellt hatte, ohne auch nur einmal zu fragen, was ich essen wollte oder sich wenigstens zu versichern, dass ich mit seiner Wahl einverstanden war. Aber andererseits hatte es den Anschein, als ob er wohl öfters zu Gast in diesem Restaurant war. Immerhin kannte er sogar den Namen des Kellner-Kochs. Vielleicht wusste er daher ganz genau, welche Speisen besonders zu empfehlen waren? Ich versuchte, diesem Verhalten keine zu große Bedeutung beizumessen. Doch da wir uns die meiste Zeit anschwiegen, während wir auf das Essen warteten, war es nicht gerade einfach, nichts ins Grübeln zu verfallen. Ich war daher sehr froh, als die Tür aufschwang und der Kellner-Koch mit einer Serviertellerglocke in der Hand den Raum betrat.

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Die Suppe mit den Zanderklößchen war köstlich, doch dann wurde der Hummer serviert, vor dem ich mich schon die ganze Zeit gefürchtet hatte. Ich mochte Hummerfleisch, so war es nicht, aber bislang hatte ich es noch nie selbst aus der Schale herausholen müssen. Ich erinnerte mich noch zu deutlich daran, wie ich vor einigen Jahren im Familienurlaub in Spanien eine Garnele aus ihrer Schale befreien wollte und dabei meine ganze Bluse mit dem roten Saft einsaute. Aus diesem Grund hätte ich von mir aus niemals einen Hummer geordert. Ich wollte doch einen guten Eindruck bei Francesco hinterlassen. Aber es half ja nichts, der Hummer stand vor mir und ich musste ihn essen. Also nahm ich meine Gabel und begann meinen Kampf mit dem Krustentier, in der Hoffnung, dass Francesco nicht ganz so aufmerksam hinsehen würde.

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Um von meinem Ungeschick abzulenken, versuchte ich noch einmal ein Gespräch mit Francesco zu beginnen. „Sie haben noch gar nicht erzählt, was Sie beruflich tun.“ Da war es doch wieder, dieses spöttische Lächeln! Doch dann begann Francesco tatsächlich zu erzählen. „Ich beschäftige mich mit dem Im- und Export von Weinen. Meiner Familie gehört schon seit Jahrzehnten ein Weinberg hier in Rodaklippa, so bin ich auf dieses Geschäft gekommen. Um den Anbau und die Herstellung des Weines kümmern sich meine Mutter und meine jüngere Schwester. Ich habe es mir hingegen zum Ziel gesetzt unseren eigenen Wein, aber auch andere Weine der Region, in der ganzen Welt bekannt zu machen.“ Ich wusste nicht, ob es an dem Glas Wein zuzuschreiben war, welches Francesco zum Essen getrunken hatte, aber auf einmal wurde er richtig redselig. Er begann von seinen Geschäftsreisen in die ganze Welt zu erzählen, um neue Absatzmärkte für den Wein seiner Familie zu erschließen und im Gegenzug den ein oder anderen guten Tropfen in die SimNation einzuführen.

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Und auf einmal unterhielten wir uns richtig gut. Francesco wusste jede Menge Anekdoten von allen fünf Kontinenten zu erzählen. Und ich erzählte ihm von den Reisen, die ich als junges Mädchen mit meinen Eltern unternommen hatte, und natürlich von meiner jüngsten Reise mit Magda nach China. Das war vielleicht nicht ganz so aufregend, wie das was er schon erlebt hatte, aber er lauschte meinen Erzählungen dennoch aufmerksam.​
 
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Hallo Stev,

Zwar freut es mich, dass Klaudia nicht mehr so geknickt ist, aber der Grund dafür macht mich umso besorgter. Sie ist doch noch jung, ihre Panik vor dem alleine Altwerden ist vollkommen übertrieben, und da in Panik auf dieses dubiose Angebot einzugehen wird sie nicht glücklich machen. Ihre Mutter weiß es schon, wie es ist, unter einer Ehe ohne gegenseitige Liebe zu leben, zuliebe der Kinder, und hat vollkommen Recht es ihr ausreden zu wollen. Und niemand kann mir ernsthaft weismachen, dass ausgerechnet Joanna da zum Wohle von Klaudia agiert. Da stecken garantiert Machenschaften dahinter, und da kommt die brave, leicht einzuschüchternde, harmoniebedürftige Klaudia eben besser als Magda, die ihren eigenen Willen durchzusetzen weiß. Ich glaube zwar nicht, dass Joanna Klaudia bewusst unglücklich machen würde, aber solange alles nach außen hin gut aussieht, wird sie eher nach ihren Interessen als nach Klaudias agieren.

Was ich von dem Kerl selber halte weiß ich nicht. Der charmante Eindruck könnte genausogut gespielt sein, wer weiß wie er hinter den Kulissen ist. Ein Abend ist natürlich viel zu wenig um jemanden kennenzulernen, und so ein erster Eindruck kann verdammt trügerisch sein. Auch wundert mich, warum er mit seinem Auftreten, Aussehen und Geld nicht auch ohne arrangierte Hochzeit eine Frau finden kann oder will, wo liegt das Problem? Auch dieses "nach diesem Abend muss die Entscheidung fallen" ist schwer problematisch, warum genau kann man sich nicht etwas ausgiebiger und auch privat kennenlernen? Das ist eine Entscheidung fürs Leben, da sollte nichts überstürzt werden.

Diese Bestellgeschichte würde ich aber nicht so dramatisch einstufen wie Klaudia. Ich gehe davon aus dass Francesco einiges über Klaudia im Voraus erfahren hat, und davon ausgeht, dass ihr eine französische Karte nichts sagt und es ihr aber unheimlich peinlich wäre das durch Nachfragen zuzugeben, und will diesen Punkt umgehen. Ob schwierig zu essender Hummer da die richige Wahl ist wage ich aber zu bezweifeln.

Ich bin gespannt wie Klaudia sich entscheidet. Ich gehe davon aus, dass sie sich unter Druck stellen und ja sagen wird, aber das muss sich zeigen. Es wäre wohl das Ende der kleinen WG, denn ich bezweifle, dass der recht reich zu scheinende Potentielle dort einziehen würde, sondern wohl eher Klaudia in einen vornehmen Schuppen ziehen müsste. Wo sie wohl eher etwas einsam wäre. Aber vielleicht sagt sie die ganze Sache ja doch noch rechtzeitig ab, und findet doch noch auf eigene Faust ihren Ehemann, das wäre das Beste.

LG Lunalumi
 
Mir ist bewusst, dass die Bilder (wieder einmal :polter:) nicht angezeigt werden. Ich bin dabei, das Problem zu lösen.
Zumindest das letzte Update ist wieder sichtbar.
 
"Im ersten Augenblick unsterblich verlieben"? *Seufz*, die arme Klaudia... Noch unrealistischere Erwartungen sind ja kaum möglich... Und wie um alles in der Welt soll sie denn nach einem einzigen Treffen entscheiden, ob sie den Mann heiraten will? Dass sie sich darauf einlassen will, ohne mal nachzufragen, warum sie sich überhaupt so schnell entscheiden muss! Die ganze Vorbereitung - sie wird von Joanna eingekleidet, alles ist bereits organisiert - zeigt nochmal sehr, wie unselbständig sie da in die ganze Sache hineingeführt wird. Ist sie denn wirklich kein bisschen skeptisch?!? :ohoh:
Dann also Auftritt Francesco. Hui, gut sieht er ja aus. Aber er scheint auch verwunderlich altmodisch zu sein. "Fräulein", Handkuss, man siezt sich und er bestellt einfach für sie mit. Supi. Natürlich frage ich mich nun wie Klaudia umso mehr, warum ausgerechnet so ein Mann sich eine Ehefrau vermitteln lassen muss oder will, denn auf den ersten Blick würde man ja denken, dass er eigentlich keine Probleme haben sollte, selbst jemanden kennenzulernen. Daher vermute ich, dass er wohl wie Joanna in erster Linie irgendein geschäftliches Interesse mit der Ehe verbindet. Das wäre dann allerdings das genaue Gegenteil von dem, was Klaudia sich erhofft... :argh: Hoffentlich springt sie wenigstens noch über ihren Schatten und fragt ihn, warum er sie überhaupt heiraten will!
Hoffentlich gibt es heute wieder ein Update? :lalala:

LG, Boni
 
So, alle Bilder sollten wieder da sein und diemal bleiben sie hoffentlich auch ein wenig länger. Irgendwie ist es gar nicht so leicht, einen zuverlässigen und unkomplizierten Freehoster zu finden *seufz*


@Lunalumi

Sie ist doch noch jung, ihre Panik vor dem alleine Altwerden ist vollkommen übertrieben, und da in Panik auf dieses dubiose Angebot einzugehen wird sie nicht glücklich machen.

Ja, ihre Angst mag übertrieben sein (aber ich kenn leider auch im echten Leben einige Frauen, die nie einen Partner abbekommen haben und die das vermutlich auch nicht mehr werden. Völlig aus der Luft gegriffen ist ihre Sorge nicht, insbesonder wenn man Klaudias übertrieben schüchterne Art berücksichtigt). Nun, das Angebot hat sich sicher überstürzt angenommen . Ob dies nun richtig oder falsch war, wird erst die Zukunft zeigen können.

Und niemand kann mir ernsthaft weismachen, dass ausgerechnet Joanna da zum Wohle von Klaudia agiert.

Nein, Klaudias Glück ist sicher nicht Joannas vorangiges Anliegen. Allerdings liegt ihr an Klaudia wirklich etwas. Sie würde sie also nicht bewusst ins Unglück stürzen.

...und da kommt die brave, leicht einzuschüchternde, harmoniebedürftige Klaudia eben besser als Magda, die ihren eigenen Willen durchzusetzen weiß.

All diese Eigenschaften werden dazu beigetragen haben, dass sich Joanna Klaudia für diese Ehe ausgesucht hat.

Ein Abend ist natürlich viel zu wenig um jemanden kennenzulernen, und so ein erster Eindruck kann verdammt trügerisch sein.

Da gebe ich dir Recht. Nach einem Abend kann man wirklich noch nicht entscheiden, ob man den Rest des Lebens zusammen verbringen möchte. Aber eine absolute Abneigung hätte Klaudia sicher sofort festgestellt. Und die war zumindest nicht vorhanden.

Auch wundert mich, warum er mit seinem Auftreten, Aussehen und Geld nicht auch ohne arrangierte Hochzeit eine Frau finden kann oder will, wo liegt das Problem?

Nun, ads werden wir in den kommenden Updates sicher noch etwas genauer beleuchten. Aber all das sind berechtigte Fragen, die sich auch Klaudia stellen sollte.

Diese Bestellgeschichte würde ich aber nicht so dramatisch einstufen wie Klaudia.

Da gehst aber milder mit Francesco ins Gericht, als ich es tun würde :lol: Natürlich ist es denkbar, was du schreibst. Und vielleicht handelt Francesco genau so, wie die es gerade erklärst. Ich sehe das aber anders: Er weiß genau, was ER will, und geht davon aus, dass alle anderen das gleiche wollen werden.

Ich bin gespannt wie Klaudia sich entscheidet.

Bald wirst du es erfahren.

Es wäre wohl das Ende der kleinen WG, denn ich bezweifle, dass der recht reich zu scheinende Potentielle dort einziehen würde, sondern wohl eher Klaudia in einen vornehmen Schuppen ziehen müsste.

Das hast du schon ganz richtig erkannt.

Vielen Dank für deinen Kommentar!


@Boni

"Im ersten Augenblick unsterblich verlieben"? *Seufz*, die arme Klaudia... Noch unrealistischere Erwartungen sind ja kaum möglich...

Ja, das ist aber unsere Klaudia. Und ganz ehrlich, genau wegen dieser Naivität lieben wir sie doch ;)

Und wie um alles in der Welt soll sie denn nach einem einzigen Treffen entscheiden, ob sie den Mann heiraten will?

Nun, das ist in der Tat sehr schwierig. Sie kann dann nur ganz grundsätzlich entscheiden, ob sie sich überhaupt vorstellen kann, ihr Leben mit ihm zu verbringen. Mehr als das erahnen der grundsätzlichen Sympathie ist in so kurzer Zeit gar nicht möglich. Aber immerhin hat sie überhaupt erst einmal die Möglichkeit ihn vorher zu sehen und sieht ihn nicht erst am Traualtar zum ersten Mal.

...- zeigt nochmal sehr, wie unselbständig sie da in die ganze Sache hineingeführt wird.

Und diese Unselständikeit ist genau das, was Joanna will. Sie weiß, dass Klaudia leicht zu lenken ist und das will sie auch. Andererseit könnte es auch bedeuten, dass man Klaudia in ihr Glück lenken kann.

Ist sie denn wirklich kein bisschen skeptisch?!?

Nein, denn Misstrauen ist eine Eigenschaft, die Klaudia fremd ist. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ein Mensch böse Absichten haben könnte. Außerdem ist sie momentan in einem Glücksrausch, der alle negativen Gedanken ausblendet, denn endlich scheint sich ihr Traum von einem Ehemann und von Familie zu erfüllen.

Hui, gut sieht er ja aus.

Nicht wahr :D

Aber er scheint auch verwunderlich altmodisch zu sein.

Ja, das ist er tatsächlich. Aber auch dafür gibt es eine Erklärung ;)

...warum ausgerechnet so ein Mann sich eine Ehefrau vermitteln lassen muss oder will, denn auf den ersten Blick würde man ja denken, dass er eigentlich keine Probleme haben sollte, selbst jemanden kennenzulernen.

Das wird in jedem Fall noch thematisiert werden.

Hoffentlich gibt es heute wieder ein Update?

Wird es geben ;)

Vielen Dank für den Kommentar!
 
Kapitel 40: Die Chance aufs Glück

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Francesco und ich tauschten die Erlebnisse unserer Reisen noch dann aus, als der Kellner-Koch den Nachtisch servierte und Francesco schließlich die Rechnung forderte. Wie Tante Joanne es angekündigt hatte, musste ich mich um nichts kümmern. Inzwischen war es schon spät geworden und die Sonne war längst untergegangen. Und als wir ins Freie traten, bemerkte ich auch, dass der Sommer tatsächlich fast vorbei war, denn ich begann leicht zu frösteln. „Ich werde mir jetzt besser ein Taxi rufen“, sagte ich daher. Nur lag mein Handy immer noch in der Cilia Gade, daher wollte ich zur Telefonzelle auf der anderen Straßenseite rübergehen. Aber da hatte Francesco schon sein Mobiltelefon in der Hand und bestellte mir ein Taxi.

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Es war selbstverständlich für ihn, so lange gemeinsam mit mir zu warten, bis das Taxi da war. Doch wie es schien, hatten wir die Geschichten über unsere Reiseabenteuer bereits erschöpft, und ich blickte verlegen auf meine Schuhe, um das Schweigen irgendwie zu überbrücken und mir Gedanken darüber zu machen, wie ich mich von Francesco verabschieden sollte. Doch dann war er es, der die Stille durchbrach. „Klaudia, wir wissen beide, weswegen wir heute Abend zusammen gekommen sind. Ihre Tante hat vorgeschlagen, dass ich Sie zur Frau nehmen solle, um ein Band zwischen unseren Familien zu schmieden, das über das Geschäftliche hinausgeht. Ich muss gestehen, ich habe den Abend in Ihrer Gesellschaft als sehr angenehm empfunden. Sie sind eine hübsche, ruhige Frau, die es versteht, sich nicht in den Vordergrund zu drängen. Alle dies sind Qualitäten, die ich an einer Frau sehr zu schätze weiß und die ich bei meiner Ehefrau dringend voraussetze. Daher bin ich gewillt, dass Angebot ihrer Tante anzunehmen. Und Sie, Klaudia, könnten auch Sie sich vorstellen, mich zum Mann zu nehmen?“

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Ich riss meine Augen überrascht auf. War das…war das etwa ein Heiratsantrag gewesen? Unsicher blickte ich zur Seite. Ja, Francesco hatte Recht, wir beide wussten ganz genau, weswegen wir heuet Abend zusammen gekommen waren. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, mich jetzt sofort entscheiden zu müssen. Aber war es nicht das, was ich immer wollte? Einen Ehemann, Kinder, eine Familie? Er bot mir in diesem Moment all das an. Was sprach also dagegen, es anzunehmen? Er war kultiviert, sah gut aus und offenbar war er auch noch reich. Konnte ich es überhaupt besser treffen? Aber auf der anderen Seite hatten wir nicht wirklich viel gemeinsam. Er hatte kaum Interesse an meiner Arbeit gezeigt, auf die ich doch so stolz war. Und dass er beim Essen einfach für mich entschieden hatte, lastete immer noch auf mir. Und obwohl er gut aussah hatte ich keine Schmetterlinge im Bauch. Doch waren das wirkliche Argumente gegen diese Ehe oder übermannte mich wieder einmal die Panik und ich versuchte verzweifelt einen Grund zu finden, um wie so oft fliehen zu können?

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Nein! Nicht diesmal. Ich würde nicht noch einmal davonlaufen und mir die Chance auf mein Glück verbauen. Ich würde Francesco noch besser kennenlernen…später…nach unserer Hochzeit. Und dann würden wir auch gemeinsam Interessen finden und schon bald wäre mein Bauch das reinste Schmetterlingshaus. „Ja, ich kann mir vorstellen, Ihre…deine Frau zu werden“, antwortete ich daher und blickte ihm vorsichtig in die Augen. Francesco kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Ich bin froh, das zu hören“, flüsterte er in mein Ohr. Ein Mann war froh, dass ich ihn heiraten wollte! Eigentlich hätte ich überglücklich sein müssen. Doch irgendwie…fühlte es sich nicht richtig an. Noch nicht. Ich musste einfach nur fest genug an mein Glück glauben.

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Doch meine Zuversicht schwand als ich Zuhause eintraf, das ungewohnte Haarband entfernte und das teure Kleid auszog. Mir wurde klar, dass ich mich wieder einmal hatte verkleiden lassen. Die Frau, die Francesco heute gesehen hat und die ihm offenbar auch gefiel, das war nicht wirklich ich gewesen. Das war die Frau, die meine Tante an diesem Abend aus mir gemacht hatte. Und je mehr ich über die Begegnung mit Francesco nachdachte, desto deutlich wurde mir, dass ich für ihn nichts empfand, ja, dass sein Benehmen mich teilweise sogar abgeschreckt hat. Konnte ich so einen Mann wirklich heiraten? Ich grübelte und grübelte über diese Frage nach und mit jeder Stunde die verstrich war ich eher dazu geneigt, diese Frage mit nein zu beantworten.

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Irgendwann fiel ich doch in einen unruhigen Schlaf. Als mich die durch mein Fenster hereinfallenden Sonnenstrahlen weckten, wusste ich immer noch nicht, wie ich jetzt vorgehen sollte. Daher entschloss ich mich erst einmal eine Runde zu joggen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich hatte das Training in den letzten Tagen ohnehin zu sehr schleifen lassen. Als ich die Schublade meiner Kommode aufzog, um meine Sportsachen rauszusuchen, fiel mein Blick auf mein Handy, welches ich nach meinem katastrophalen Date mit Roman aus Wut und Enttäuschung dort hineingeworfen hatte.

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Im Display leuchteten mehre Icons auf, die mich auf verpasste Anrufe und eingegangene Textnachrichten aufmerksam machen sollten. Ich griff hastig nach dem Handy und erstarrte, als ich sah, dass Roman angerufen hatte. Nicht nur einmal, sondern unzählige Male. Und er hatte mir Textnachrichten hinterlassen. „Klaudia, bitte melde dich.“ „Was immer ich getan habe, es tut mir leid.“ „Das war alles nur ein Missverständnis, lass uns in Ruhe über alles reden.“ „Klaudia, bitte, ich liebe dich!“

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„Klaudia, bitte, ich liebe dich!“ Ich las diese Nachricht immer und immer wieder und traute meinen Augen dennoch nicht. Roman liebte mich! Er liebte mich wirklich! Und er wollte mir verzeihen! Ich hatte doch nicht alles ruiniert. Und hätte ich mein Handy mit zu meinen Eltern genommen, dann hätten wir uns längst aussprechen können. Aber das änderte alles. Ich konnte Francesco nicht heiraten, denn ich liebte ihn nicht. Und ich würde es auch niemals können solange ich wusste, dass Roman mich liebte. Und ich liebte ihn auch.

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Sofort wählte ich Romans Nummer und wartete sehnsüchtig darauf, seine Stimme zu hören. Doch während ich auf das Freizeichen wartete wurde plötzlich die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen und Magda kam mit einer Zeitung in der Hand hereinstolziert. „Claude, du hinterhältiges Luder du!“, sagte sie grinsend. „Wie konntest du mir so etwas verheimlichen! Mir, deiner eigenen Cousine. Verlobt! Und das mit dem Lord von Rodaklippa! Ich fasse es einfach nicht, Claude. Und ich hatte mir Sorgen gemacht, dass du nach dem Fiasko mit Gernot und Israel in eine Depression verfallen würdest. Aber stattdessen angelst du dir den ganz dicken Fisch und gaukelst uns auch noch vor, mit irgendeinem Roman anzubändeln. Das war bestimmt, um die Journalisten zu verwirren. Sehr schlau, Claude, sehr schlau. Aber du hast ja auch von der Meisterin gelernt.“

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Was? Wie konnte Magda davon wissen, dass ich Francesco gestern gesagt hatte, dass ich ihn heiraten würde? Hatte es ihre Mutter ihr etwa gesagt? Aber warum redete sie dann vom Lord von Rodaklippa? Magda setzte sich auf meine Sessel und schlug das Titelplatt der Tageszeitung auf. Sofort erkannte ich ein großes Bild von mir und Francesco. Und die Schlagzeile lautete „Lord von Rodaklippa gibt Verlobung mit Großrundbesitzertochter bekannt“. Meine Augen weiteten sich vor Unglauben. Magda las indes den Artikel weiter laut vor. „Dem Hause Hartfels und der Lordschaft Rodaklippa steht eine feudale Hochzeit bevor. Wie der Sprecher der Familie mitteilte, haben sich Lord Wilhelm Francesco Hartfels von Rodaklippa (31) und Klaudia Virginia Blech (25) am gestrigen Abend verlobt. Die zukünftige Braut ist Tochter der Großgrundbesitzer Oxana und Dominik Blech, Eigentümern der Blech’schen Apfelplantagen, und darüber hinaus eine bekannte lokale Malerin. Das Paar kennt sich erst seit wenigen Wochen, doch beide seien sich sicher, diesen großen Schritt wagen zu wollen. Der genau Termin der Hochzeit steht noch nicht fest, aber es wird vermutet, dass sich das Paar im Frühjahr das Ja-Wort geben wird.“

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Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich, darum kam mir Francesco so bekannt vor. Er war der Lord von Rodaklippa! Nur das ich ihn sonst nur unter seinem ersten Vornamen Wilhelm kannte. Als ich damals zum Studieren nach Nantesim zog, war noch sein Vater Lord gewesen. Und nach meiner Rückkehr nach Rodaklippa hatte ich mich für die Lokalpolitik nicht sonderlich interessiert. Hätte ich bloß öfter die Lokalnachrichten geschaut, dann hätte ich sofort erkannt, war da vor mir saß. Kein Wunder das Francesco so grinsen musste, also ich ihn fragte, was er beruflich tat. Und er hat mit keinem Wort etwas verraten und sich sogar über meine Unwissenheit amüsiert. Aber warum wusste die Zeitung von unserem Vorhaben zu heiraten? Ich hatte doch vor wenigen Minuten noch den Entschluss gefasst Tante Joanne mitzuteilen, dass ich Francesco nicht heiraten wollte. Aber wie sollte ich jetzt noch einen Rückzieher machen, wenn es doch schon in die ganze Welt hinausposaunt worden war?

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Magda schien meine Bestürzung nicht zu bemerken. Stattdessen legte sie die Zeitung beiseite und nahm mich herzlich in den Arm. „Ich freue mich ja so für die, Claude. Lady Klaudia Hartfels von Rodaklippa. Hört sich das nicht wundervoll an? Du wirst eine echte Prinzessin, na ja…zumindest so etwas in der Art. Wer hätte das vor wenigen Monaten noch für möglich gehalten?“​
 
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Kapitel 41: Gemeinsame Zukunft

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Ich und Lady von Rodaklippa werden? Niemals hätte ich das für möglich gehalten. Und um ehrlich zu sein, suchte ich verzweifelt nach einem Ausweg aus dieser Situation. Doch mir blieb keine Zeit zum Nachdenken, denn kaum hatte ich mich angezogen, standen auch schon meine Eltern und mein Bruder vor der Haustür. „Wieso hast du uns denn nichts gesagt, Spätzchen“, fragte mein Vater nachdem er mir gratuliert und mich überschwänglich in den Arm genommen hatte. „Ich hätte mich heute Morgen fast an meinem Kaffee verschluckt, als ich die Zeitung aufschlug.“ Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, aber überraschenderweise kam mir meine Mutter zu Hilfe. „Ich bin mir sicher, dass Klaudia dem Hause Hartfels versprechen musste, nichts zu früh an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Und du weißt ja, wie pflichtbewusst unser Spätzchen ist, da hat sie nicht einmal ihren eigenen Eltern etwas erzähl.“ Ich nickte Mama dankbar zu.

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„Dann zeig uns mal deinen Verlobungsring, Schwesterchen“, verlangte mein Bruder aufgeregt. Alle drei blickten sofort auf meine linke Hand, die ich schnell hinter meinem Rücken verbarg. „Hast du ihn gar nicht auf?“, fragte Sky verwundert. „Nein, der Ring ist...“, begann ich zu stottern und wieder war es Mama die mir beistand. „War der Ring etwa noch nicht fertig gewesen?“, fragte sie und ich begann heftig zu nicken, als ich verstand, worauf sie hinauswollte. „Ja, Francesco hat sich vielmals entschuldigt, dass der Ring, den er hat anfertigen lassen, nicht rechtzeitig beim Juwelier in Rodaklippa angekommen ist.“ Meine Mutter begann zu lachen. „Ach diese Männer. Erst lassen sie einen eine gefühlte Ewigkeit auf den Antrag warten und wenn es dann so weit ist, können sie sich nicht einen Tag länger gedulden, die Frage zu stellen.“ Ich warf ihr erneut einen dankbaren Blick zu.

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Wenig später bat ich meine Mutter unter einem Vorwand, mir in mein Zimmer zu folgen. Sie hatte natürlich sofort durchschaut, dass ich über etwas ganz anderes mit ihr sprechen wollte. „Du bist nicht so glücklich, wie du einen Tag nach deiner Verlobung sein solltest“, stellte sie fest. Damit hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen und ich berichtete ihr von meinem Dilemma, dass ich Francesco zwar zugesagt hatte, aber dann von Romans Nachrichten erfahren hatte. „Ich wollte Tante Joanna gleich heute Morgen mitteilen, dass ich es mir anders überlegt habe. Aber dann stand auch schon alles in der Zeitung. Was soll ich denn jetzt tun, Mami?“

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„Wenn du Francesco nicht heiraten willst, dann wirst du es eben nicht tun!“, erklärte meine Mutter entschieden. „Es ist schließlich den Leben.“ „Aber es wird sicherlich einen riesigen Skandal geben, wenn ich die Verlobung jetzt wieder löse“, entgegnete ich. „Und Tante Joanna wir sicherlich auch furchtbar böse werde.“ Beim Klang des Namens ihrer Schwester stemmte meine Mutter wütend die Hände in die Hüften. „Joanna!“, spie sie den Namen ihrer Schwester aus. „Ich werde ihr solch eine Ohrfeige dafür verpassen, dass sie dich in diese Situation gebracht hat, dass ihr noch Tagelang die Ohren davon klingeln werden. Ich hatte doch gleich gesagt, dass es eine Schnapsidee ist, dich verheiraten zu wollen.“ Nach einer Weile beruhigte sie sich wieder etwas. „Spätzchen, du rufst jetzt sofort diesen Roman an und erklärst ihm die ganze Geschichte. Dann können wir immer noch überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen.“

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Und das tat ich dann auch. Mama verließ mein Zimmer und ich nahm mein Handy und wählte Romans Nummer. Lange Zeit hörte ich nur das Freizeichen, doch dann ging Roman tatsächlich ran. „Ja?“, war die einzige Begrüßung, die ich erhielt. „Hallo Roman, ich bin’s, Klaudia“, stellte ich mich vor. Hatte er meinen Namen etwa noch nicht im Display gesehen? Als keine Reaktion von ihm folgte, fuhr ich fort. „Ich hab erst jetzt gesehen, dass du versucht hast mich zu erreichen. Ich hatte mein Handy verlegt. Das war eine ganz dumme Geschichte, du wirst lachen, wenn ich sie dir erzähle. Aber jetzt habe ich deine vielen Nachrichten gelesen. Und ich bin so glücklich darüber. Ich liebe dich nämlich auch!“ Spätestens jetzt hatte ich eine Reaktion erwartet. Doch Roman blieb stumm. „Willst du denn nichts dazu sagen?“, flehte ich schließlich.

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„Was soll ich denn dazu sagen!“, antwortete er endlich. Doch er klang keineswegs glücklich über meine Liebeserklärung. Ganz im Gegenteil. „Soll ich dann dein Liebhaber werden und mich zu dir ins Herrenhaus schleichen, wenn dein Verlobter, der Lord, nicht anwesend ist? Was bist du bloß für eine Frau, Klaudia? Wir haben uns oft gesehen und du hieltst es nicht einmal für nötig mir mitzuteilen, dass du bereits einen Freund hast! Und jetzt muss ich aus der Zeitung erfahren, dass du verlobt bist. Ich hatte mir Sorgen um dich gemacht, als ich dich nicht erreichen konnte. Aber du hast ja offenbar eine großartige Verlobungsparty im Schloss gefeiert. Und dann hast du die Dreistigkeit mir mitzuteilen, dass du mich liebst? Auf so eine Liebe kann ich verzichten, Klaudia! Ich gratuliere deinem Verlobten, da hat er sich ja eine feine Schlange ins Nest geholt. Ich jeden falls bin fertig mit dir. Ruf mich bitte nicht mehr und heb dir deine falschen Liebesschwüre für deinen zukünftigen Mann auf.“

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Damit beendete er das Gespräch. Ich überlegte kurz, ob ich ihn noch einmal anrufen sollte. Aber ich fühlte, dass er nicht erneut rangehen würde. Ich an seiner Stelle hätte es auch nicht getan, denn die Sachlage war zu offensichtlich. Er würde mir niemals glauben, dass ich Francesco erst gestern Abend kennengelernt hatte und dass unsere Verlobung lediglich von meiner Tante arrangiert worden war. Es hörte sich ja auch zu verrückt an. Nein, ich hatte Roman endgültig vergrault.

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Mir war nach Heulen zumute, aber ich wusste, dass das auch nichts geändert hätte. Aber hinaus zu meiner Familie konnte ich auch nicht gehen. Stattdessen hockte ich mich aufs Bett und starte meine Füße an. Nach einer Weile hörte ich ein leises Klopfen an der Tür und meine Tante meldete sich zu Wort. „Darf ich rein kommen?“, fragte sie. Ich erlaubte es ihr und stand vom Bett auf, als sie das Zimmer betrat. „Deine Mutter rief mich an und meinte, ich müsste dringend mit dir sprechen.“ Sie streckte mir die Hand entgegen und forderte mich auf diese Weise auf, näher an sie heran zu treten. „Ich vermute, es geht um die Verlobung mit Francesco? Lass mich eines vorweg sagen: Ich war selbst überrascht, bereits heute von eurer Verlobung in der Zeitung zu lesen. Ich hatte angenommen, mich vorher noch einmal mit dir besprechen zu können.“

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„Können wir diese Verlobung wieder lösen?“, fragte ich hoffnungsvoll. Doch der der verkniffene Gesichtsausdruck meiner Tante verriet, dass dies nicht einfach werden würde. „Klaudia, ich hatte dich sehr eindrücklich gewarnt, dass deine Entscheidung bindend sein würde. Deshalb antworte mir ganz ehrlich, hast du oder hast du nicht gestern Abend Francesco zugesagt, seine Frau zu werden?“ Mutlos ließ ich meine Schultern hängen. „Ich habe zugesagt“, antworte ich. „Aber doch nur, weil er mich mit der Frage so überfahren hat“, fügte ich immer leiser werdend hinzu.

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Meine Tante ging auf den letzten Satz nicht ein. Ihre Stimme wurde aber deutlich milder, als sie weitersprach. „Hat Francesco dich gestern schlecht behandelt? War er dir aufs tiefste unsympathisch?“, fragte sie. Beide Fragen verneinte ich mit einem Kopfschütteln. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten hatte ich mich sogar sehr gut mit ihm verstanden. „Und hat sich an deinem Wunsch, zu heiraten und eine Familie zu gründen etwas geändert?“ Wieder schüttelte ich mit dem Kopf. „Warum willst du die Verlobung dann lösen?“, fragte sie. „Weil ich ihn nicht liebe, Tante Joanna“, war meine ehrliche Antwort. Meine Tante strich mir behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ ihre Hand auf meiner Wange verweilen. „Ach, mein liebes Kind. Liebe ist etwas sehr vergängliches, das wirst du früher oder später noch selbst erfahren. Worauf es bei einer Ehe ankommt, sind gegenseitiger Respekt und Vertrauen. Wenn dazu zusätzlich noch Liebe kommt, dann ist das wundervoll. Aber Liebe allein sollte niemals das Fundament einer Ehe bilden.“

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„Gibt es da etwa jemand anderen in deinem Herzen?“, fragte Tante Joanna weiter. Ich wollte schon „Roman“ antworten. Doch dann wurde mir bewusst, dass das jetzt auch keine Rolle mehr spielte. Ich liebte ihn zwar, aber er liebte mich nicht mehr. Darum hatte es keinen Sinn, meine Zukunftsplanung von ihm abhängig zu machen. Folglich schüttelte ich mit dem Kopf. „Na, dann ist doch alles in bester Ordnung, Klaudia. Heirate Francesco, lern ihn besser kennen und vielleicht sogar lieben. Ich kenne diesen Mann, er wird sich an euer Ehegelübte gebunden fühlen. Er wird dir ein sorgender und treuer Ehemann sein, was auch immer kommen mag. Für ein anderes Verhalten ist er zu rechtschaffen. Du wirst es nicht bereuen, ihn zu heiraten.“ Ich bewunderte Tante Joannas Vertrauen in Francesco und meine Zukunft. Und auf wundersame Weise ging dieses Vertrauen auch auf mich über. „In Ordnung, Tante Joanna, dann verfahren wir so weiter, wie es geplant war. Ich werde Francesco heiraten.“

*****

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Als ich mein Zimmer gemeinsam mit Tante Joanna verließ, stellte ich überrascht fest, dass noch eine weitere Person anwesend war. Francesco stand im Raum und unterhielt sich mit meinem Vater und Magda. Er war in Begleitung einer Frau, die er mir später als seine Schwester Alexis vorstellte. Heute trug er nicht mehr den vornehmen Anzug vom gestrigen Abend, sondern war eher leger in Hemd und Weste gekleidet. Als er mich sah, erschien ein kaum merkliches Lächeln auf seinem Gesicht, und das, obwohl ich nicht so herausgeputzt war wie am gestrigen Abend. Konnte es sein, dass ihm mein jetziges Aussehen gefiel oder machte er sich lediglich erneut über mich lustig? Sogleich kam er auf mich zu und ergriff meine Hand. „Klaudia, ich hoffe, die Zeitungsanzeige hat dich nicht zu sehr verschreckt. Meine Mutter ist in diesen Dingen sehr…fokussiert.“ Nun, eigentlich hatte mich diese Anzeige bis ins Mark erschüttert. Aber das sagte ich Francesco nicht. Stattdessen tat ich so, als ob es nicht weiter schlimm gewesen wäre. Doch Francesco war noch aus einem weiteren Grund hergekommen außer sich bei mir zu entschuldigen.

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Denn auf einmal sank er vor mir auf die Knie. Ich hörte, wie ein aufgeregtes Raunen durch den Raum ging. „Klaudia, ich weiß, dass du dies schon gestern hättest bekommen müssen.“ Bei diesen Worten holte er eine kleine Schatulle aus seiner Hosentasche. „Aber vielleicht ist es dir und deiner Familie ja sogar ganz Recht, dass sie bei diesem Ereignis mit anwesend sein können.“

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Francesco öffnete die Schatulle und holte einen goldenen Ring mit einem auffälligen Diamanten heraus. Magda schnappte hörbar nach Luft bei diesem Anblick und selbst meine Mutter musste sich an der Schulter meines Bruders abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Francesco hielt den Ring zwischen zwei Fingern in die Höhe und sah mir tief in die Augen. „Klaudia Blech, ich frage dich erneut und im Beisein deiner Familie, ob du meine Frau werden willst.“

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Ich sah ihm in die eisblauen Augen, die mich schon bei unserer ersten Begegnung so fasziniert hatten. Was sah ich darin? War es Liebe? Vermutlich nicht. Aber dieser Blick gab mir das seltsame Vertrauen, dass ich mit ihm an der Seite alle Hindernisse im Leben würde meistern können. Also schob ich alle Bedenken beiseite und sagte „Ja“. Im Raum brach Applaus aus und ich konnte es gar nicht verhindern ehrlich zu lächeln, als Francesco mir den Ring an den Finger steckte. Ich würde seine Frau und damit Lady Hartfels von Rodaklippa werden. Es gab kein Zurück mehr, also beschloss ich nicht daran zu denken, was alles hätte sein können…mit Roman…, sondern mich stattdessen auf meine gemeinsame Zukunft mit Francesco zu freuen.​
 
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Hallihallo! :hallo:

Erstmal sorry, dass mein Kommi diesmal so lange auf sich warten ließ - hab leider recht viel um die Ohren und komme selber auch gar nicht zum spielen derzeit... :argh:

Aber nun zu den neuen Kapiteln! Erstmal: Waaarum redet Klaudia denn keinen Klartext und fragt Francesco mal, wieso und weshalb und wie das alles überhaupt laufen soll?!? Mit so ein bisschen Smalltalk ist es doch nicht getan, und ist sie denn gar nicht neugierig? :scream: Bei so einer arrangierten Ehe frage ich mich vor allem, ob sie denn überhaupt als richtige Ehe gelebt werden soll, oder ob es nur ein Arrangement für die Öffentlichkeit ist und man privat getrennte Wege geht, inklusive außerehelicher Beziehungen? Seine Erklärung, dass er sich seine Frau in erster Linie als hübsch, ruhig und im Hintergrund bleibend vorstellt, ist da nicht gerade ermutigend... :ohoh: Und dann scheint spontan ja nichtmal die Chemie zwischen den beiden zu stimmen, wenn ich Klaudia da richtig verstehe.
Als Klaudia am nächsten Morgen nach Ewigkeiten mal wieder ihr Handy aus der Schublade holt, bin ich dann zum ersten Mal ernsthaft genervt von ihr gewesen, sorry... :Oo: Warum vergräbt sie bitte ihr Handy, wenn sie doch so dringend auf eine Nachricht von Roman wartet - wenn sie es schon nicht über sich bringt, ihn selbst anzurufen? Dass sie Roman tatsächlich liebt, kann ich ihr da ehrlich gesagt auch nicht mehr glauben. Sie hatte ihn ja quasi sofort vergessen, als Joanna ihr die Hochzeit vorschlug. Oh mann.
Dass Francesco dann einfach mal die Verlobung verkündet, obwohl er von Klaudia nur ein "vielleicht" bekommen hat, ist natürlich eine Frechheit. Wenn die Anzeige tatsächlich schon am nächsten Morgen in der Zeitung ist, müsste er sie eigentlich sogar schon in Auftrag gegeben haben, bevor er sie überhaupt getroffen hat? Er scheint sich ja wirklich sehr sicher gewesen zu sein, dass sie ja sagt.
Und "Lord von Rodaklippa"? Ist das jetzt bloß irgendein inhaltsloser Titel, oder lebt Klaudia wirklich in einer Monarchie, einem Fürstentum etc? Also selbst für den Adel ist die Art der Eheanbahnung doch reichlich seltsam - ich glaube, sogar Diana durfte sich damals ihren Charles mehr als einmal angucken, bevor sie zugestimmt hat. %) Naja, wahrscheinlich muss Klaudia froh sein, dass sie nicht auch noch einen Nachweis ihrer Jungfräulichkeit bringen muss - der Zug ist ja nun abgefahren! :D
Spätestens bei dieser Zeitungs-Anzeige sollte Klaudia nun endlich mal laut und deutlich Stop sagen. Aber sie lässt sich weiter vom Hochzeitszug überrollen.... Oxana scheint ja sogar vor Dominik zu verheimlichen, wie die Verlobung zustandekam! :polter: Ich finde, da schuldet sie ihm mehr Ehrlichkeit, schließlich ist Klaudia auch seine Tochter. Huch, Klaudia ist nun selber der Meinung, sie hätte zugesagt? Aber sie sagte doch nur, sie könne es sich vorstellen?! In meinen Augen ist das ein Vielleicht, kein Ja. Joannas Bemerkung, gegenseitiger Respekt und Vertrauen seien das wichtigste in einer Ehe, helfen in Klaudias Fall auch nicht weiter - schließlich kann sie Francesco ja weder respektieren noch ihm vertrauen, sie kennt ihn ja gar nicht, und umgekehrt weiß sie auch nicht, ob er ihr vertrauen und sie respektieren wird. Und sie weiß noch immer nicht, warum er sie heiraten will! Dass sie das gar nicht interessiert, macht mich ganz verrückt! :lol:
So, dann also wieder Auftritt Francesco. Seine Mutter hat die Anzeige veröffentlicht? Oh oh, das wird ja immer schöner..... :scream: Naja, was soll ich sagen, ich kann nur mit dem Kopf schütteln, worauf Klaudia sich da einlässt... :nonono:

Kompliment an dich als Autor, aufregend waren die Kapitel auf jeden Fall!! :lol: Bin gespannt, wie's weitergeht! :lalala:

LG, Boni
 
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Da geht ja alles Schlag auf Schlag. Ich kann mich Bonita eigentlich in allen Punkten anschließen.

Irgendwie kommt es mir komisch vor, dass alle mit Klaudia vertrauten Personen nichts seltsames bemerken, grade ihre Mitbewohner. Klaudia redet zwar nicht immer über alles, lässt sich aber doch viel anmerken, und dass sie sich kurz nach ihrem Desaster mit Roman verlobt, ist doch seltsm. Klaudia wäre kein Typ, der eine Verabredung als Ablenkungsmanöver plant. Dass Dominik nichts von der Sache gesagt bekommt, ist verständlich, denn er würde die Sache sofort platzen lassen, mit jedem Mittel und nicht absehbaren Folgen. Trotzdem bin ich enttäuscht davon, dass Oxana auch nach so vielen teils sehr harten Jahren mit ihm nicht rückhaltlos ehrlich zu ihm sein kann, denn was soll werden, wenn Dominik irgendwann Wind davon bekommt?
Dass Francesco gleich nach dem Treffen mit Klaudia eine Zeitungsanzeige aufsetzt, über Nacht, ist schon sehr böse. Sie hat noch nicht einmal richtig Ja gesagt. Auch, dass das nicht er selber war sondern die Mutter, hilft da nicht sonderlich, denn wäre er wirklich dagegen gewesen, hätte er das unterbunden. Auch, dass Joanna nicht noch einmal unter 4 Augen nachfragt, bevor alles in die Welt posaunt wird, finde ich einfach unverantwortlich. Da hilft auch kein "Ich dachte", das hätte die große Planerin gefälligst vorher mit Francesco besprechen sollen. Dummerweise habe ich keine Ahnung, was Joanna nun tun würde, wenn Klaudia wirklich anders geantwortet hätte. Hätte sie wirklich alles umgeworfen? Oder eher mit ihrer verständnisvollsten Stimme Klaudia von ihrer Sache überzeugt? Zumindest tut sie so, als würde sie Klaudias Interessen auch berücksichtigen, und ich denke, dass sie diesem Francesco und seinem Charakter ehrlich vertraut, dass er sie nicht absichtlich oder unaufmerksam unglücklich macht oder sie schlecht behandelt.
Natürlich hat Klaudia nicht damit gerechnet, gleich nach dem ersten Abend alles aufs Auge gedrückt zu bekommen, aber Joanna hat ihr eigentlich deutlich gesagt, dass die Entscheidung dann fallen soll, also warum hat sie nirgendwo nachgehakt, warum das Ganze eigentlich stattfindet, warum Francesco so eine arrangierte Ehe sucht? Wenn schon nicht bei ihm selber, dann doch bei Joanna. Das hätte ihr die Entscheidung doch vereinfachen können, wenn sie zumindest seine Motive kennt. Es macht mir Sorgen, dass Klaudia Francesco gegenüber nicht die leisesten Bedenken über irgendetwas laut werden lässt. Da kann doch nichts gutes rauskommen, wenn sie ihm auch in Zukunft all ihre Sorgen und Nöte verheimlicht, ihm nicht sagt was ihr zusetzt. Dann kann er auch nichts ändern, und es geht so weiter bis Klaudi zusammenbricht.
Auch möchte ich noch einmal auf die Sache mit Francescos Mutter zurückkommen. Sie scheint ja doch sehr großen Einfluss auf ihren Sohn zu haben. Das heißt sie hätte auch einiges an Potential, Klaudia das Leben kompliziert zu gestalten. Im Moment kann ich nur darüber raten, wie viel Einfluss der Lord tatsächlich in der Stadt hat, aber zumindest eine gewisse repräsentative Rolle scheint er ja doch zu spielen. Das bedeutet, dass Klaudia bei diesem Theater genauso mitmachen muss, mit einigen Einschränkungen in ihrem täglichen Leben, von der Kleiderwahl über das öffentliche Erscheinen bis hin zu ihrer Freizeitgestaltung, denn das repräsentative Vorbild kann ja schlecht sich in die Ecke einer Disco setzen oder ähnliches, ohne dass gleich die Regenbogenpresse am Start ist. Außerdem muss sie damit rechnen, dass all ihre Hintergründe, ihre Familie und Freunde ebenfalls für Interviews und ähnliches herangezogen werden, und später ihre Kinder von Geburt an in die Öffentlichkeit geschleift werden. Aber vielleicht bin ich da auch einfach zu pessimistisch.

Mein Fazit ist jedenfalls, dass das eine furchtbar schlechte Entscheidung war.

LG Lunalumi
 
@Boni

Erstmal sorry, dass mein Kommi diesmal so lange auf sich warten ließ
Ich habe deine Kommentare tatsächlich schon vermisst. Aber jetzt freue ich mich umso mehr über deine Rückmeldung :)

Waaarum redet Klaudia denn keinen Klartext und fragt Francesco mal, wieso und weshalb und wie das alles überhaupt laufen soll?!?
Im Moment ist sie dafür einfach zu sehr auf sich selbst fixiert. Sie denkt nur daran, was diese Ehe für sie bedeuten könnte, insbesondere die positiven Aspekte. Ihr kommt noch nicht einmal ernsthaft der Gedanke, die Sache auch mal aus Francescos Perspektive zu betrachten.

Bei so einer arrangierten Ehe frage ich mich vor allem, ob sie denn überhaupt als richtige Ehe gelebt werden soll, oder ob es nur ein Arrangement für die Öffentlichkeit ist und man privat getrennte Wege geht, inklusive außerehelicher Beziehungen?
Nun, Klaudia hat eine sehr genau Vorstellung, was Ehe für sie selbst bedeutet, nämlich zwei sich liebende Menschen, die natürlich glücklich miteinander sind. Auf die Idee, dass es auch eine andere Art der Ehe geben könnte, kommt sie gar nicht. Daher bleiben auch Nachfragen diesbezüglich aus.

Und dann scheint spontan ja nichtmal die Chemie zwischen den beiden zu stimmen, wenn ich Klaudia da richtig verstehe.
Nein, so richtig warm wird sie mit Francesco auf Anhieb nicht.

Als Klaudia am nächsten Morgen nach Ewigkeiten mal wieder ihr Handy aus der Schublade holt, bin ich dann zum ersten Mal ernsthaft genervt von ihr gewesen, sorry... Warum vergräbt sie bitte ihr Handy, wenn sie doch so dringend auf eine Nachricht von Roman wartet
Sie hat das Handy damals in die Schublade geworfen aus Wut, weil Roman sich noch nicht gemeldet hat. Und dort hat sie es über die Aufregung wegen der arrangierten Hochzeit ganz vergessen.

Dass sie Roman tatsächlich liebt, kann ich ihr da ehrlich gesagt auch nicht mehr glauben.
Tja, das Problem ist, dass Klaudia wahre Liebe bislang noch nicht kennengelernt hat. Sie kennt das Gefühl des Verliebtseins und verwechselt dieses mit echter Liebe. Jemand anderes hat sehr treffend festgestellt, dass Klaudia in Wahrheit das Gefühl liebt, geliebt zu werden. Wer sie dann liebt, ist ihr eigentlich fast schon egal. Ganz so hart würde ich mit ihr zwar nicht ins Gericht gehen, aber ganz von der Hand weisen kann man diese Feststellung auch nicht.

Dass Francesco dann einfach mal die Verlobung verkündet, obwohl er von Klaudia nur ein "vielleicht" bekommen hat, ist natürlich eine Frechheit.
Von Klaudia aus, war es tatsächlich ein „Vielleicht“. Aber für Francesco gibt es „vielleicht“ nicht. Er macht keine halben Sachen. Entweder ja oder nein. Und ihr „vielleicht“ hat er daher wie selbstverständlich als „ja“ aufgefasst.

Wenn die Anzeige tatsächlich schon am nächsten Morgen in der Zeitung ist, müsste er sie eigentlich sogar schon in Auftrag gegeben haben, bevor er sie überhaupt getroffen hat?
Die Anzeige war schon vor dem Treffen vorbereitet. Klaudias als ja aufgefasstes „vielleicht“ war dann der Auslöser, sie auch in Druck gehen zu lassen. Wobei das von seiner Mutter ausging. Und als Mutter eines Lords hat sie durchaus die Macht, den Redaktionsschluss einer Zeitung ein wenig hinauszuzögern.

Und "Lord von Rodaklippa"? Ist das jetzt bloß irgendein inhaltsloser Titel, oder lebt Klaudia wirklich in einer Monarchie, einem Fürstentum etc?
Nein, es ist kein leerer Titel. Meine SimNation ist eine konstitutionelle Monarchie, in der der Adel tatsächlich noch politische Privilegien genießt. Als Lord ist Francesco so etwas wie der durch Erbmonarchie bestimmte Landrat der Lordschaft Rodaklippa. Er hat direkten Einfluss auf die die Politik der Stadt, der gesamten Lordschaft, und auch Möglichkeiten, in der Politik der Provinz Simskelad und des gesamten Vereinigten Fürstentums der SimNation mitzuwirken.

Spätestens bei dieser Zeitungs-Anzeige sollte Klaudia nun endlich mal laut und deutlich Stop sagen.
Da hätte sie aber mit Widerstand rechnen müssen. Und es ist nicht Klaudias Art zu kämpfen.

Oxana scheint ja sogar vor Dominik zu verheimlichen, wie die Verlobung zustandekam! Ich finde, da schuldet sie ihm mehr Ehrlichkeit, schließlich ist Klaudia auch seine Tochter.
Oxana weiß, dass es ein sehr heikles Thema ist. Sie wird Dominik noch einweihen, aber erst einmal will sie Klaudia die Chance geben, sich selbst in die Situation einzuleben, bevor sie mit Gegenwind von ihrem Vater rechnen muss.

Huch, Klaudia ist nun selber der Meinung, sie hätte zugesagt? Aber sie sagte doch nur, sie könne es sich vorstellen?!
Da sieht man mal, wie leicht sich Klaudia beeinflussen lässt. Sie ist eine sehr formbare Person. Das weiß ihre Tante auch nur zu gut und deshalb hat sie sie auch für diese Ehe ausgesucht.

Und sie weiß noch immer nicht, warum er sie heiraten will!
Wie gesagt, das „warum“ ist Klaudia in diesem Augenblick vollkommen egal, denn immerhin will sie jemand überhaupt erst einmal heiraten. Das lässt alle anderen Gedanken in den Hintergrund treten.

Danke für deinen Kommentar!

@Lunalumi

Da geht ja alles Schlag auf Schlag. Ich kann mich Bonita eigentlich in allen Punkten anschließen.
Dann will ich dich auch ein wenig auf meine KoKo zu Boni verweisen, denn der klärt einige der Fragen.

Irgendwie kommt es mir komisch vor, dass alle mit Klaudia vertrauten Personen nichts seltsames bemerken, grade ihre Mitbewohner.
Nun, Magda bemerkt nichts, weil es für sie das Größte wäre, einen Lord zu heiraten. Da will man gar keine Maden suchen müssen. Und ihr Vater und ihr Bruder wurden von ihrer Mutter gut vorbereitet, sodass keine allzu großen Zweifel aufkommen. Und vor allem hat ja noch niemand von den anderen Roman je zu Gesicht bekommen und von dem Desaster weiß außer Oxana ja auch niemand.

Trotzdem bin ich enttäuscht davon, dass Oxana auch nach so vielen teils sehr harten Jahren mit ihm nicht rückhaltlos ehrlich zu ihm sein kann, denn was soll werden, wenn Dominik irgendwann Wind davon bekommt?
Wie zu Boni gesagt, sie wird es ihm noch sagen, aber erst einmal will sie es für Klaudia leichter machen, indem sie ihm die Detail der Verlobung verschweigt.

Da hilft auch kein "Ich dachte", das hätte die große Planerin gefälligst vorher mit Francesco besprechen sollen.
Die Frage bei Joanna ist immer, ob sie nicht selbst in die Sache mit der Zeitungsanzeige verwickelt war. So nach der Art „kleiner Schubs in die richtige Richtung“. Wenn sie nicht eingeweiht war, dann muss sich aber jemand auf Ärger gefasst machen ;)

Hätte sie wirklich alles umgeworfen? Oder eher mit ihrer verständnisvollsten Stimme Klaudia von ihrer Sache überzeugt?
Vermutlich letzteres. Sie weiß, dass Klaudia leicht zu beeinflussen ist. Daher hält sie sie ja für die ideale Heiratskandidatin für Francesco. Aber Joanna ist wirklich überzeugt, dass sie Klaudia in kein Unglück stürzt.

also warum hat sie nirgendwo nachgehakt, warum das Ganze eigentlich stattfindet, warum Francesco so eine arrangierte Ehe sucht? Wenn schon nicht bei ihm selber, dann doch bei Joanna.
Siehe dazu den KoKo zu Boni.

Es macht mir Sorgen, dass Klaudia Francesco gegenüber nicht die leisesten Bedenken über irgendetwas laut werden lässt.
Nun, auch wenn Klaudia sich jetzt wieder unsicher ist, ob sie Francesco heiraten will, heiraten will sie dennoch. Und Roman hat sie jetzt (scheinbar) endgültig verloren. Da bleibt also nur noch Francesco. Also will sie sich ihr vermeintlich letzte Chance auf Ehe und Glück nicht durch irgendwelche Bedenken auch noch verbauen.

Da kann doch nichts gutes rauskommen, wenn sie ihm auch in Zukunft all ihre Sorgen und Nöte verheimlicht, ihm nicht sagt was ihr zusetzt.
Nein, auf Dauer wird das nicht gut gehen können.

Auch möchte ich noch einmal auf die Sache mit Francescos Mutter zurückkommen. Sie scheint ja doch sehr großen Einfluss auf ihren Sohn zu haben. Das heißt sie hätte auch einiges an Potential, Klaudia das Leben kompliziert zu gestalten.
Darauf wird in den nächsten Kapiteln noch eingegangen. Da lernen wird seine Mutter, Lady Eleonore, näher kennen.

Im Moment kann ich nur darüber raten, wie viel Einfluss der Lord tatsächlich in der Stadt hat,
siehe Boni

Das bedeutet, dass Klaudia bei diesem Theater genauso mitmachen muss, mit einigen Einschränkungen in ihrem täglichen Leben, von der Kleiderwahl über das öffentliche Erscheinen bis hin zu ihrer Freizeitgestaltung, denn das repräsentative Vorbild kann ja schlecht sich in die Ecke einer Disco setzen oder ähnliches, ohne dass gleich die Regenbogenpresse am Start ist. Außerdem muss sie damit rechnen, dass all ihre Hintergründe, ihre Familie und Freunde ebenfalls für Interviews und ähnliches herangezogen werden, und später ihre Kinder von Geburt an in die Öffentlichkeit geschleift werden. Aber vielleicht bin ich da auch einfach zu pessimistisch.
Nein, du hast das sehr gut erfasst. Klaudia hingegen noch überhaupt nicht. Sie hat sich mit den Folgen der Ehe mit einem Lord noch überhaupt nicht auseinandergesetzt. In diesem Fall könnte ihr ihre Formbarkeit aber ausnahmsweise zum Vorteil gereichen.


Vielen Dank für deinen Kommentar!

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Das nächste Update gibt es Anfang der Woche. Heute schaffe ich es zeitlich nicht mehr :glory:
 
Kapitel 42: Mechanisch

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In den Tagen nach unserer Verlobung bekam ich die Gelegenheit, Francesco besser kennenzulernen. Seine Pflichten als Lord von Rodaklippa ließen ihm nicht viel Freizeit, aber sobald er einmal nicht einer Ratssitzung im Rathaus beiwohnen musste oder zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung eingeladen war, verbrachten wir den Tag gemeinsam. Es war auf der Rollschuhbahn auf dem Sommerfest, dass er zum ersten Mal meine Hand nahm. Ich war so überrascht, dass ich fast hingefallen wäre und ich musste mich dazu zwingen, die Hand nicht sofort wegzuziehen. Ich merkte deutlich, dass ihm die Situation ebenso unbehaglich war wie mir. Dennoch ließ er meine Hand nicht los und nach einer Weile fühlte es sich nicht mehr so seltsam an. Wir mussten einfach nur langsam Schritt für Schritt aufeinander zugehen, dann würden wir es schon schaffen, eine glückliche Ehe zu führen.

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Bald schon entdeckte ich, dass Francesco eine Vorliebe fürs Theater hatte. Die Theaterszene von Rodaklippa war zwar nur sehr klein, dennoch führte er mich zu den verschiedenen Stücken aus, die aktuell aufgeführt wurden. Und auch wenn Francesco allgemein sehr schweigsam war, so konnte er doch reden wie ein Wasserfall, wenn es um das Theater ging.

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Etwa zwei Wochen nach Bekanntgabe unsere Verlobung wurde ich offiziell seiner Familie vorgestellt. Mir wurde sehr mulmig zumute, als unser Wagen hoch oben auf der Klippe vor Schloss Hardsten zum stehen kam. Ich fühlte mich auf einmal so klein und unbedeutend. Das Äußere des Schlosses kannte ich natürlich bereits aus meinen Jugendjahren, denn meine damals besten Freundin und ich waren früher oft hierhergekommen, um vor den Schlossmauern zu stehen und uns Vorzustellen, wir seien Prinzessinnen. Und für mich würde sich dieser Traum bald erfüllen, auch wenn ich nicht behaupten konnte, dass ich immer noch so sehr darauf brannte, wie als junges Mädchen.

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Das Innere des Schlosses kannte ich natürlich nicht. Die schweren und teuren Möbel zeugten von der Tradition des Hauses Hartfels. Ich war froh, dass ich das Kleid von Tante Joanna immer noch hatte, denn sonst wäre ich mir noch mehr fehl am Platz in diesem Haus vorgekommen, als ich es ohnehin schon tat. Beim gemeinsamen Essen wurde ich mit Francescos Mutter, Lady Eleonore Hartfels, bekanntgemacht. Seine Schwester Alexis kannte ich ja bereits. Vor Nervosität war mein Hals so zugeschnürt, dass ich den servierten Fasan kaum runterschlucken konnte, auch wenn er wirklich köstlich schmeckte. Und ich stellte fest, dass Francescos Schweigsamkeit in der Familie zu liegen schien. Die meiste Zeit über herrschte Stille während des Essens, lediglich unterbrochen durch die gelegentlichen Fragen von Lady Eleonore an mich, die sich aber mit ein, zwei Worten leicht beantworten ließen. Doch mir war es Recht so. Ich war froh, dass Francesco und ich das Schloss nach gut zwei Stunden wieder verlassen konnten, ohne dass ich mich bis auf die Knochen vor meiner zukünftigen Schwiegermutter blamiert hatte.

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Erneut gut zwei Wochen später machten Francesco und ich einen ausgedehnten Spaziergang über die Hügelkuppen von Rodaklippa. Es war eine der letzten angenehm warmen Spätsommernächte und lediglich dünne Wolken bedeckten den ansonsten sternenklaren Himmel. Francesco hielt meine Hand, während wir durch das Gras streiften und den Ausblick auf die hell erleuchtete Stadt zu unseren Füßen genossen. Inzwischen fühlte es sich nicht mehr ungewohnt an, wenn er mich berührte. Ganz im Gegenteil, ich fand es schön, seine Haut auf meiner zu spüren. Ich konnte mir dann einbilden, wir wären ein ganz normales, glückliches Paar. Selbst unser Schweigen empfand ich dann als weniger unangenehm. Wir machten an einem Baum halt, von dem man einen guten Ausblick auf die Cilia Gade und mein Haus hatte. Und unter diesem Baum küsste Francesco mich zum ersten Mal. Es war ein vorsichtiger Kuss. Unsere Lippen berührten sich, verweilten eine Weile aufeinander um sich dann wieder zu lösen. Es war nicht unangenehm. Francescos Lippen fühlten sich weich an, seine Wangen kratzten trotz seines Dreitagebartes kaum und er roch gut wie immer. Und dennoch fühlte ich kein Feuerwerk, welches diesen Kuss zu einem unvergesslichen Moment hätte machen sollen.

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Nach dem Kuss nahm Francesco mich in den Arm. Ich versuchte zu ergründen, was er von unserem Kuss hielt. Doch sein Gesicht blieb eine steinerne Maske, durch die ich nicht in sein inneres Blicken konnte. Ich merkte lediglich, dass er etwas unruhig wurde, aber das lag nicht an dem Kuss, sondern an den Worten, die nun folgen sollten. „Klaudia, es ist nun schon spät und bis zur Cilia Gade ist es ein weiter Weg. Was würdest du daher von dem Vorschlag halten, wenn ich dich heute nicht nach Hause bringe, sondern du bei mir auf Schloss Hardsten übernachten würdest?“ Ich akzeptierte den Vorschlag.

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Für einen kurzen Moment hatte ich die Hoffnung, dass er mich in einem der zahlreichen Gästezimmer auf Hardsten unterbringen wollte. Doch Francesco führte mich zielstrebig zu dem Flügel des Schlosses, in dem sich seine privaten Räume befanden. Und als wir dann in seinem Schlafzimmer standen, hatte ich keinen Zweifel mehr, wohin dieser Abend noch führen sollte. Ich war daher nicht mehr sehr überrascht, als Francesco auf mich zukam und begann, meine Haare und meine Wange zu streicheln. Seine Worte, „ich möchte heute mir dir schlafen“, waren daher auch nicht mehr nötig gewesen. Noch vor wenigen Wochen hatten diese Worte einen Fluchtinstinkt in mir ausgelöst. Doch Dank Magda und Israel wusste ich, was jetzt auf mich zukommen würde. Der größte Unterschied war aber, dass Francesco mein Verlobter war. Spätestens wenn ich ihn heiraten würde, wäre es ohnehin meine Pflicht, mit ihm zu schlafen, ganz egal, ob ich ihn dann liebte oder nicht. Warum es also weiter aufschieben, anstatt es jetzt hinter sich zu bringen? Und vielleicht konnte ich es ja tatsächlich genießen. Ich würde es nicht wissen, ehe es nicht passiert war.
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Als ich mit Israel geschlafen hatte, hatte bereits das Ausziehen mit zum Vorspiel gehört. Doch diesmal war es ganz anders. Nachdem ich Francesco so glaubhaft wie möglich versichert hatte, dass auch ich mit ihm schlafen wolle, ging er hinüber zum Bett und begann sich auszuziehen. Erst die Weste, dann das Hemd und zum Schluss die Hose. Die Kleidungsstücke legte er ordentlich zusammengelegt auf einen Stuhl. Also zog auch ich mich aus und kurz darauf standen wir uns beide in Unterwäsche gegenüber, lediglich durch das Bett getrennt. Ich hatte natürlich schon vorher bemerkt, dass Francesco sehr gut gebaut war, aber jetzt, wo er fast nackt vor mir stand, wurde mir erst richtig bewusst, wie durchtrainiert er wirklich war. Im Vergleich dazu kam mir mein eigener Körper immer noch dick und schlaff vor und beschämt kauerte ich mich zusammen.

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Dies schien auch Francesco nicht zu entgehen, denn er bot an, dass Licht zu löschen. Er tat das bestimmt nur, um meinen hässlichen Körper nicht länger sehen zu müssen. Doch den Gefallen wollte ich ihm nicht tun und bestand darauf, das Licht brennen zu lassen. Aber vielleicht hatte ich mich auch geirrt was Francescos Intention das Licht zu löschen betraf, denn als er seine Unterhose auszog konnte ich sehr genau erkennen, dass mein Anblick für ihn wohl nicht so schlimm sein konnte. Hastig blickte ich zur Seite, als mir bewusst wurde, dass ich seinen Lendenbereich länger als angebracht angestarrt hatte und die Schamesröte schoss mir in die Wangen. Ich entledigte mich eilig meiner Unterwäsche und setzte mich aufs Bett, wobei ich verschämt auf meine Füße starrte. Francesco setzte sich zu mir und als ich zu ihm blickte, sah ich, wie er meinen Körper musterte. Dabei erschien wieder dieses kaum merkliche Lächeln auf seinen Lippen. Konnte es sein, dass ich ihm doch gefiel?

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Der Gedanke brachte mich ganz durcheinander. Sah er vielleicht doch mehr in mir, als bloß die Frau die für ihn ausgesucht wurde und die er nun heiraten musste? Wenn es so war, dann musste ich mich noch mehr anstrengen, ihn ebenfalls lieben zu können. Seine Hand berührte meinen Oberschenkel und er beugte sich über mich. „Was ist mit Verhütung?“, warf ich ein, bevor es zu spät war. „Ich nehme nicht die Pille.“ Francesco streichelte weiter die Innenseite meines Oberschenkels. „Darüber brauchen wir uns doch keine Gedanken zu machen“, antwortete er gelassen. „Es wird schon nichts passieren. Und wenn doch, dann ist es auch egal. In ein paar Monaten sind wir ohnehin verheiratet. Was spiel es dann für eine Rolle?“ Es spielte eine große Rolle. Ja, ich wollte Mutter werden, aber doch noch nicht jetzt. Ich hatte mich noch kaum an den Gedanken gewöhnt, Francescos Frau zu werden. Aber ein Kind von ihm zu bekommen war eine ganz andere Geschichte. Ich wusste, dass ich hätte protestieren sollen. Doch meine Schüchternheit und Unsicherheit bewirkte, dass ich meine Einwände wieder einmal für mich behielt.

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Francesco streichelte mich noch eine Weile und meine Hand fuhr durch sein Brusthaar, doch dieses Vorspiel war nach wenigen Augenblicken schon beendet. Er war vorsichtig, als er in mich eindrang, ähnlich wie bei unseren Kuss auf der Klippe. Dann begann er seinen stetigen Rhythmus. Sanft, aber doch beharrlich. Beinah hätte ich als angenehm bezeichnen können, doch dann wurde mir bewusst, dass er mich nicht anblickte. Ich sah zu ihm hoch, doch Francescos Augen waren fest verschlossen. Er öffnete sie nicht einmal, als ich mit meinen Fingern durch sein Haar strich. Und es folgte auch keine Reaktion, als ich seinen Arm küsste, mit dem er sich neben meinem Kopf abstützte. An seinen schneller werdenden Bewegungen merkte ich, dass er sich seinem Höhepunkt nährte und ich hoffte inständig, dass er mich wenigsten jetzt anschauen würde. Nur für eine Sekunde. Doch das tat er nicht. Mit fest geschlossenen Augenlidern erreichte er den Höhepunkt und senkte seinen Oberkörper erschöpft für einen Augenblick auf meinen herab. Man hätte das schon fast als eine Art Umarmung bezeichnen können und es war traurig, dass dies der intimste Moment unserer Vereinigung war. Dann öffnete er tatsächlich seien Augen, gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und zog sich auf seine Seite des Bettes zurück. „Das war schön“, waren seine einzigen Worte, bevor er das Licht löschte und augenblicklich neben mir einschlief.

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Für mich war an Schlaf nicht zu denken. Ich richtete mich im Bett auf, nachdem ich mir sicher war, dass Francesco tatsächlich schlief. Schön? Diese Worte hätte ich für das Geschehene nicht verwendet. Für mich hatte es sich kalt und mechanisch angefühlt. Wie froh war ich, dass dies nicht mein Erstes Mal gewesen war. Dank Israel wusste ich, wie anders Geschlechtsverkehr sein konnte. Aber vielleicht war das auch mein Fluch? Vielleicht hätte ich es gerade mit Francesco genießen können, wenn ich nicht gewusst hätte, wie anders…wie viel schöner…es sich anfühlen konnte? Ein Frösteln durchfuhr mich als ich daran dachte, dass ich nie wieder mit einem anderen Mann außer Francesco zusammen sein würde.​
 
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Jetzt sitzt Klaudia natürlich schwer in der Tinte. Langsam ärgert es mich auch ein bisschen, dass sie wirklich nie den Mund aufbekommt. Es macht den Eindruck als ob sie fast die ganze Zeit als hübsche stille Dekoration danebensteht (auch wenn sie im Park im Shirt nicht ganz so rausgeputzt ist wie sonst seit der Verlobung, was mir gefällt). Die Übernachtung fand ich etwas überraschend, ich hätte gedacht dass Francesco, der ja sonst in allen Dingen so traditionell ist, würde bis zur Hochzeit damit warten. Und selbst wenn sie in ein paar Monaten verheiratet sind, ist das natürlich schon erkennbar, wenn sich bis dahin der Babybauch zeigt (was natürlich sich negativ auf das Kind auswirken könnte, denn so ein Kind kann ja durchaus einen Monat früher oder später kommen, und Klaudia und Francesco sind ja noch nicht so lange zusammen, ein gefundenes Fressen für die Presse). Klaudia gibt sich ja alle Mühe sich Francesco schönzureden, nur bin ich mir nicht sicher ob sie sich langsam wohler fühlt weil ihr die Situation besser gefällt, oder sich das nur einredet. Ihr Verlobter ist ja auch nicht wirklich ein Gefühlsmensch, es ist immer noch komplett im Dunkeln wie er eigentlich zu Klaudia steht. Er gibt ein gutes Bild ab, aber ob er sie mag oder respektiert?
Er versteht sich sehr gut darauf seine Gefühle zu verbergen, scheint sie nur sehr schwer überhaupt zeigen zu können. Ob er wohl in dieser Hinsicht angeschlagen ist? Das erklärt auch die für Klaudia misslungene Bettgeschichte, denn was er will und was sie will geht stark auseinander. Sie möchte dass aufeinander eingegangen wird, aber er nimmt sich was er braucht, zwar vorsichtig aber dennoch ohne Rücksicht auf sie. Zwar bin ich mir sicher dass er deutlich behutsamer vorgegangen wäre, wenn sie ihm irgendwie Bedenken gezeigt hätte, aber ich glaube, zu dem was Klaudia vorschwebt ist er so gar nicht in der Lage. Francesco bräuchte da viel mehr jemanden der auf ihn eingeht und sein Vertrauen gewinnt, und da ist Klaudia nicht die Richtige dazu.
Natürlich kann Klaudia nichts von ihren Bedenken äußern sondern lügt über alle Bedenken hinweg. Sie hätte wenigstens still reserviert ihre Sorge zum Ausdruck bringen können. Und natürlich fällt ihr erst jetzt wieder ein was ihr alles entgeht. Obwohl ich nicht weiß ob sie überhaupt einen Eindruck davon hat. Klaudia hat das Gefühl genossen, verliebt und bewundert zu sein, und auch die Nacht mit Israel, aber das ist doch nicht der Alltag der dauerhaften Ehe, die sie sich wünscht. Verliebtheit klingt ab, was bleibt ist die Liebe, aber hat Klaudia tatsächlich einen ihrer Männer über die Schmetterlinge hinaus geliebt? Die Verheiratung ist nach wie vor eine Schnapsidee, aber Klaudia klingt eher wie ein Kind das einem Spielzeug nachtrauert als der möglichen Liebe ihres Lebens.

Außerdem, was hätte sie verlieren können wenn sie Francesco ihre Bedenken geäußert hätte? Gerade bei ihm muss sie sich doch keine Sorgen machen dass er sie fallen lässt. Er ist kein Kerl, der gewissenlos über ihre Ängste drübertrampeln würde, nur einer der sie nicht von allein bemerkt (und auch wahrscheinlich nicht ganz versteht). Er würde ihr nichts antun was sie nicht will, sofern sie sich dagegen ausspricht, er würde eher Überzeugungsarbeit leisten (zusammen mit Mama und vielleicht auch Joanna). Vielleicht irre ich mich da aber auch.

LG Lunalumi
 
Im Moment ist sie dafür einfach zu sehr auf sich selbst fixiert. Sie denkt nur daran, was diese Ehe für sie bedeuten könnte, insbesondere die positiven Aspekte. Ihr kommt noch nicht einmal ernsthaft der Gedanke, die Sache auch mal aus Francescos Perspektive zu betrachten.
Ja das ist natürlich eine Erklärung! :lol: Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen - kenne das eigentlich stets so, dass Frauen sich besonders bei ersten Dates unglaublich viele Gedanken machen, was wohl im Kopf ihres Gegenübers vorgeht. Dass Klaudia da so auf sich selbst fixiert ist, wundert mich ein bisschen bei jemandem mit Helferkomplex, der es anderen immer recht machen möchte... Aber vielleicht zeigt sich darin auch nur ihre Unerfahrenheit mit Beziehungen?

Jemand anderes hat sehr treffend festgestellt, dass Klaudia in Wahrheit das Gefühl liebt, geliebt zu werden. Wer sie dann liebt, ist ihr eigentlich fast schon egal. Ganz so hart würde ich mit ihr zwar nicht ins Gericht gehen, aber ganz von der Hand weisen kann man diese Feststellung auch nicht.
Das wäre aber traurig... Liebe ist ja etwas gegenseitiges, und Klaudia wird doch kaum in der Lage sein und sollte auch nicht von sich verlangen, jeden Mann lieben zu können, der ihr über den Weg läuft...

Nein, es ist kein leerer Titel. Meine SimNation ist eine konstitutionelle Monarchie, in der der Adel tatsächlich noch politische Privilegien genießt. Als Lord ist Francesco so etwas wie der durch Erbmonarchie bestimmte Landrat der Lordschaft Rodaklippa. Er hat direkten Einfluss auf die die Politik der Stadt, der gesamten Lordschaft, und auch Möglichkeiten, in der Politik der Provinz Simskelad und des gesamten Vereinigten Fürstentums der SimNation mitzuwirken.
Danke für die Erklärung! :up: Dann allerdings finde ich es absolut nicht in Ordnung, dass Francesco sie vor dem Heiratsantrag nicht mal darüber aufgeklärt hat, wer er eigentlich ist. Dass sie das nicht wusste, war ja aus ihrer Frage nach seinem Beruf ersichtlich. Sie hätte doch wissen müssen, worauf sie sich da (noch zusätzlich zu der Ehe mit ihm) einlässt!

Nun aber zum aktuellen Kapitel! :)
Also erstmal komme ich aus dem Staunen nicht raus, warum Klaudia sich bloß so schnell entscheiden sollte! Erst muss sie über Nacht den Heiratsantrag annehmen, und dann geht man erstmal wochenlang nett miteinander spazieren und ins Theater? %) Ich hatte ja nun mit einer möglichst schnellen Hochzeit gerechnet und auch mit einer Erklärung, warum alles so schnell gehen musste mit dem Antrag. Kommt Klaudia das denn nicht seltsam vor?
Nachwievor scheint nicht nur die Chemie nicht zu stimmen (das beste, was sie über den Kuss sagen kann, ist dass er "nicht unangenehm" war? :argh:), die beiden scheinen auch freundschaftlich nicht wirklich auf einer Wellenlänge zu liegen. Eine gute Freundschaft wäre ja irgendwie noch das Positivste, was man wohl realistischerweise von so einer Ehe erwarten könnte...
Dass er noch vor der Hochzeit mit ihr schlafen will, wundert mich auch ein bisschen. Allerdings tut er es dann auf eine Weise, als sei es halt nur eine weitere Sache auf der Liste, die er dann abhaken kann. Zwar scheint er insgesamt eher ein reservierter Mensch zu sein, aber gerade hier hatte ich den Eindruck, dass er sich schlichtweg nicht von Klaudia angezogen fühlt, sich nicht für sie interessiert und es deshalb einfach " hinter sich bringt", ohne sich irgendwie Mühe zu geben. Das alles sind dermaßen eindeutige Zeichen dafür, dass die Heirat eine absolute Schnapsidee ist, die vermutlich beide sehr unglücklich machen wird... :( Und die Sache mit dem Kinderkriegen ist auch wieder sowas, über das man sich vielleicht vorher mal hätte unterhalten sollen. Ich finde ebenfalls, dass sie doch zumindest Francesco gegenüber den Mut aufbringen sollte, sich mehr mitzuteilen, denn was hat sie schon zu verlieren? Er hat doch bereits zugestimmt, sie zu heiraten, und sie wird mit diesem Mann (wenn alles so läuft wie geplant) eine sehr lange Zeit verbringen - da wäre es doch nur gut, mal langsam ins Gespräch miteinander zu kommen über Dinge, die in einer Ehe nunmal wichtig sind!
Naja, ich hoffe einfach, dass einer der beiden noch die Notbremse zieht und die Sache beendet - auch wenn es nicht sehr wahrscheinlich scheint...

LG, Boni
 
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@Lunalumi

Jetzt sitzt Klaudia natürlich schwer in der Tinte. Langsam ärgert es mich auch ein bisschen, dass sie wirklich nie den Mund aufbekommt.
Tja, das ist aber nun mal Klaudia. Sie ist zwar mutiger und selbstbewusster geworden, aber auch ihre Wandlungsfähigkeit hat ihre Grenzen. Man kann einen Menschen auch nicht in positive Richtung verbiegen.

Die Übernachtung fand ich etwas überraschend, ich hätte gedacht dass Francesco, der ja sonst in allen Dingen so traditionell ist, würde bis zur Hochzeit damit warten.
Ja, das hätte man von ihm erwarten können. Aber auch er ist ein Mann, der Bedürfnisse hat, warum sie als nicht mit der Verlobten befriedigen. Auf der anderen Seite, möchte er diesen Schritt endlich hinter sich bringen. Die ganze Annährung an Klaudia fällt ihm nicht leicht. Das Händchenhalten, der Kuss, das sind alles Schritte, die ihm Kraft abverlangen. Genau so sieht es mit dem Sex aus. Je schneller er auch das hinter sich gebracht hat, desto besser wird er sich fühlen.

Klaudia gibt sich ja alle Mühe sich Francesco schönzureden, nur bin ich mir nicht sicher ob sie sich langsam wohler fühlt weil ihr die Situation besser gefällt, oder sich das nur einredet.
Klaudia ist eine Meisterin darin, sich unschöne Situationen schön zu reden. Das ist ihre Strategie, mit negativen Situationen umzugehen. Da ihr die Kraft fehlt, die Situation zu ändern, bleibt ihr nur die Möglichkeit, sie sich schön zu reden…oder sich tatsächlich zu akzeptieren und sich so gut wie möglich darin einzurichten.

Er versteht sich sehr gut darauf seine Gefühle zu verbergen, scheint sie nur sehr schwer überhaupt zeigen zu können.
Francesco ist definitiv kein Gefühlsmensch.

Sie möchte dass aufeinander eingegangen wird, aber er nimmt sich was er braucht,…
Ja, so ist das. Die beiden passen von ihren Erwartungen her nicht wirklich zueinander. Wenn die beiden keinen Weg finden, miteinander zu kommunizieren, dann wird diese Ehe schwierig für beide.

Die Verheiratung ist nach wie vor eine Schnapsidee, aber Klaudia klingt eher wie ein Kind das einem Spielzeug nachtrauert als der möglichen Liebe ihres Lebens.
Klaudia weiß selbst nicht so genau, wem oder was sie eigentlich nachtrauert. Da ist nur dieses Gefühl, dass sie es bei Francesco nicht bekommen wird.

Außerdem, was hätte sie verlieren können wenn sie Francesco ihre Bedenken geäußert hätte?
Dazu muss man Klaudias Gedanken besser verstehen. Sie hat ein starkes Bedürfnis, es allen Recht zu machen. Sie möchte von jedem gemacht werden oder zumindest keinen negativen Eindruck hinterlassen. Das ist auch der Hauptgrund, warum sie allen Konflikten aus dem Weg geht. Sie könnte es nicht ertragen, wenn jemand böse auf sie ist. Und genau aus diesem Grund will sie auch Francesco nicht mit ihren Bedenken verärgern. Es ist nicht die Angst, dass er sie danach fallen lassen könnte, sondern dass er schlecht von ihr denken könnte.

Er ist kein Kerl, der gewissenlos über ihre Ängste drübertrampeln würde, nur einer der sie nicht von allein bemerkt (und auch wahrscheinlich nicht ganz versteht).
Das hast du genau richtig erkannt.

Vielen Dank für den Kommentar!



@Boni
Das wäre aber traurig... Liebe ist ja etwas gegenseitiges, und Klaudia wird doch kaum in der Lage sein und sollte auch nicht von sich verlangen, jeden Mann lieben zu können, der ihr über den Weg läuft...
Nein, sie selbst hat nicht den Anspruch an sich, jeden Mann zu lieben. Das ist eher ein Reflex. Sobald ihr Zuneigung entgegengebracht wird, glaubt sie, verliebt zu sein. Mit der Zeit würde sie erkenne, ob ihre Gefühle echt sind. Aber bislang war keine ihrer Beziehungen lang genug, um das wirklich zu ergründen.

Dann allerdings finde ich es absolut nicht in Ordnung, dass Francesco sie vor dem Heiratsantrag nicht mal darüber aufgeklärt hat, wer er eigentlich ist.
Es hat Francesco einfach unheimlich amüsiert, dass Klaudia keine Ahnung hatte, wer er ist. Darauf war er nicht vorbereitet und es war für ihn eine ganz neue Situation. Auf der anderen Seite konnte er so auch ausloten, ob Klaudia nur an dem Titel interessiert ist, was so natürlich nicht der Fall sein konnte. Eine Machtversessene Frau wäre das Letzte, was er sucht.

Nun aber zum aktuellen Kapitel!
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Also erstmal komme ich aus dem Staunen nicht raus, warum Klaudia sich bloß so schnell entscheiden sollte!
Weil man so der Presse den Wind aus den Segeln genommen hat. Die beiden sind nun offiziell verlobt, da wird über die Unbekannte an Lord Hartfels Seite nicht mehr viel spekulierte. Auf der anderen Seite wird Joanna ihre Gründe gehabt haben, das Geschäft so schnell wie möglich abzuschließen. Zeit ist immerhin Geld ;)

Eine gute Freundschaft wäre ja irgendwie noch das Positivste, was man wohl realistischerweise von so einer Ehe erwarten könnte...
Ja, wirklich ideal scheinen die beiden nicht zusammen zu passen. Aber Klaudia taut fremden gegenüber nur langsam auf. Vielleicht kommt das ja noch ;)

Allerdings tut er es dann auf eine Weise, als sei es halt nur eine weitere Sache auf der Liste, die er dann abhaken kann.
Und das liegt daran, weil es für ihn so ist. Er ist ein Mensch, der Freude daraus zieht, Sachen erledigt zu haben. Und andersherum stresst es ihn, wenn er unerledigte Sachen vor sich hat. Das ist vielleicht nicht gesund, aber so tickt Francesco nun einmal.

Zwar scheint er insgesamt eher ein reservierter Mensch zu sein, aber gerade hier hatte ich den Eindruck, dass er sich schlichtweg nicht von Klaudia angezogen fühlt, sich nicht für sie interessiert und es deshalb einfach " hinter sich bringt", ohne sich irgendwie Mühe zu geben.
So hat es auch Klaudia empfunden. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Geschichte aus ihren Augen sehen. Eine objektive Darstellung der Situation war das sicherlich nicht.

Ich finde ebenfalls, dass sie doch zumindest Francesco gegenüber den Mut aufbringen sollte, sich mehr mitzuteilen, denn was hat sie schon zu verlieren?
Die Harmonie in der Beziehung. Klaudia scheut Konflikte so sehr, dass sie lieber alles hinnimmt, als einmal Widerspruch zu erheben. Insbesondere Menschen gegenüber, die eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen. Der Gedanke, dass jemand ein schlechtes Bild von ihr haben könnte, ist ein Alptraum für sie.

Vielen Dank für deinen Kommentar!
 
Kapitel 43: Zweifel

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Stundenlang kreisten meine Gedanken nach dieser missglückten Nacht mit FRancesco und ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Doch schließlich schlief ich ein. Mir kam der tröstliche Gedanke, dass Francesco und ich uns erst einmal aufeinander einlassen mussten. Vielleicht hatte er ja nur gesagt, er hätte es schön gefunden, weil er mich nicht kränken wollte? Vielleicht war er auch so nervös wie ich und daher war unser erstes Mal so in die Hose gegangen? Es musste einfach so sein! Ich nahm mir sogar vor, ihn darauf anzusprechen. Ganz vorsichtig natürlich. Doch als ich am Morgen aufwachte, war die andere Bettseite bereits leer.

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Der Blick auf den Wecker auf dem Nachttisch verriet, dass es gerade einmal sieben Uhr war. Daher dachte ich auch zunächst, dass Francesco nur im Bad wäre. Doch als er nach 15 Minuten immer noch nicht zurück war, entschloss ich mich aufzustehen und mich anzuziehen. Ich war gerade dabei das Bett zu machen, als das Hausmädchen, Anke, wenn ich mich recht erinnerte, das Zimmer betrat. „Fräulein Blech, Sie sind ja bereits wach“, stellte sie überrascht fest. „Aber bitte, Sie müssen das Bett nicht machen. Das ist doch meine Aufgabe.“

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Einem Impuls folgend wollte ich die ebne erst sorgfältig gerade gestrichene Decke wieder zerwühlen, weil ich befürchtete, Anke könnte Ärger dafür bekommen, wenn jemand erführe, dass ich ihre Arbeit erledigt hatte. Aber natürlich was das dumm. Ich ließ die Decke also in Ruhe und ging auf sie zu. „Anke, wissen Sie wo Francesco ist? Ich kann ihn nicht finden.“ Anke wirkte sichtlich verlegen, als sie mir antwortete. „Lord Hartfels bat mich Ihnen mitzuteilen, dass er dringend eine Geschäftsreise antreten musste. Er wird die nächsten vier Wochen in Südamerika unterwegs sein.“

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Ich glaubte zunächst, mich verhört zu haben. Francesco konnte doch nicht einfach abreisen, ohne ein Wort zu sagen. Und das, wo wir doch gerade erst miteinander geschlafen hatten. War es für ihn etwa so furchtbar gewesen, dass er sofort die Flucht ergreifen musste? Anke lächelte mir mitfühlend zu, doch eine Erklärung konnte sie mit verständlicherweise nicht liefern. „Nehmen sie doch auf der Terrasse Platz, Fräulein Blech“, forderte sie mich stattdessen auf. „Es ist ein sehr schöner Morgen. Ich werde ihnen dann das Frühstück draußen servieren.“

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Als ich auf die Terrasse hinausging, fiel mein Blick sofort auf das große Schwimmbecken, welches mir bei meinen vorherigen Besuchen nicht aufgefallen war. Und ich entdeckte Alexis, die darin ihre Bahnen zog. Als sie mich bemerkte, winkte sie mir gleich zu. „Guten Morgen, Klaudia!“ rief sie fröhlich und schwamm an den Beckenrand, um mit einer geschickten Bewegung aus dem Wasser zu steigen.

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Sie hüllte sich in einen Satin-Bademantel, der am Beckenrand lag, und setzte sich zu mir an den Tisch, wo bereits die dampfenden Waffeln auf uns warteten. „Du siehst nicht besonders glücklich aus, Klaudia“, stellte sie fest, nachdem wir schweigend zu essen begonnen hatten. „Ist etwas passiert?“ Doch ehe ich antworten konnte, kam sie schon selbst auf des Rätsels Lösung. „Warte, es geht um Francesco. Mein lieber Bruder hat sich bestimmt wieder einmal davongeschlichen, ohne sich von seiner Liebsten zu verabschieden. Deshalb stand die Limousine heute früh schon vor dem Schloss.“

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Ich nickte betrübt. „Du darfst dir das nicht so zu Herzen nehmen, Klaudia. Du bist nicht die erste Frau, die ich hier morgens allein am Pool antreffe. Nicht das du mich falsch verstehst, viele Frauen gab es da nicht. Mein Bruder ist kein Frauenheld. Aber er ist ein Einzelgänger. Und manchmal wird ihm Nähe einfach zu viel und er beschließt zu fliehen. So sieht er selbst das natürlich nicht. Für ihn sind es immer wichtige, unaufschiebbare Geschäfte, die seien Aufmerksamkeit verlangen. Dabei hätte er dich doch nur kurz wecken müssen. Aber so ist Francesco nun einmal. Selbst Mutter und ich wissen oft genug nicht, wohin er verschwindet. Aber auf eines kann man sich verlassen: Er kommt immer zurück.“

*****

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Alexis Worte schafften es nicht, meine Ängste zu mildern. Ich war mehr und mehr davon überzeugt, dass Francesco nur deswegen verschwunden war, weil er sich von mir abgestoßen fühlte. Deshalb hat er es auch nicht ertragen, mich beim Sex anzusehen. Wahrscheinlich hat er stattdessen an eine der vielen Frauen gedacht, die Alexis erwähnt hatte und die er viel lieber statt mir im Bett gehabt hätte. Ist er etwa auch verschwunden, weil er die Hochzeit absagen wollte? Wie würde ich dann dastehen, vor meinen Freunden und vor meinen Eltern? Wie sollte ich es ihnen erklären, dass er mich auf einmal nicht mehr wollte? Um nicht ganz verrückt zu werden, versuchte ich mich so gut es ging abzulenken. Seit Israel gelang mir das beim Malen nicht mehr so richtig. Aber beim Gitarrespielen, insbesondere in der Öffentlichkeit, wurden meine Gedanken wider klarer.

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Es gab natürlich keine stichhaltigen Anzeichen dafür, dass Francesco die Verlobung lösen wollte. Er hatte nichts in der Richtung angedeutet. Und war es vor kurzem nicht noch mein eigner Wunsch die Verlobung zu lösen? Ich war so verwirrt, dass ich gar nicht mehr wusste, was ich wollte. Wenn ich doch mit Francesco hätte sprechen können. Doch er ging niemals an sein Handy, wenn ich ihn anrief und beantwortete auch keine meiner Kurznachrichten. Selbst in Südamerika solle es doch wohl Handyempfang geben. Und das brachte mich wieder zu meinen Selbstzweifeln zurück. Wollte er mich denn überhaupt noch wiedersehen, geschweige denn heiraten? Es war ein Teufelskreis.

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Zwei Wochen wartete ich, ohne ein Lebenszeichen von Francesco zu bekommen. Zwei Wochen in denen ich kaum etwas anderes tun konnte als darüber nachzudenken, ob ich ihn heiraten konnte, ob ich es wolle oder ob er es konnte und wollte. Da ich mich zuhause ständig vor Jamie und Magda rechtfertigen musste und mir die ewigen Beteuerungen, es ginge mir gut und ich sei glücklich, langsam zum Halse raushingen, zog ich mich in die zahlreichen Parks von Rodaklippa zurück. Im japanischen Garten erhoffte ich mir endlich Klarheit zu bekomme. Das ganze Zen um mich herum musste ja für etwas gut sein.

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Doch statt Klarheit übermannte mich bei all dem harmonischen Anblick die pure Verzweiflung. Ich hatte mich in eine Sackgasse manövriert, aus der es kein Entkommen mehr gab. Ich wollte Francesco nicht heiraten. Wir hatten uns nichts zu sagen, wir hatten keine gemeinsamen Interessen. Er war mir gegenüber kalt und abweisend und unsere unglückliche gemeinsame Nacht war da nur die Spitze des Eisbergs. Und mit so einem Mann sollte ich den Rest meines Lebens verbringen? Mit ihm Kinder aufziehen? Das konnte ich einfach nicht.

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Aber was war die Alternative? Würde ich die Hochzeit absagen, dann würde ich mich in aller Öffentlichkeit, vor all meinen Freunden und meiner Familie demütigen lassen. Ich würde auch Francescos Ruf und den meiner Tante beschmutzen, die diese Ehe doch eingefädelt hatte. Aber vor allem wäre ich allein. Ich hätte keinen Mann und all meine Träume von Ehe und Familie wären dahin. Ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf und versuchte den Schmerz heraus zu weinen. Und jeder Träne, jedem bitteren Schluchzer, schienen mindestens zwei weitere zu folgen. Ich weiß nicht, wie lange ich dort noch so gestanden hätte, hätte nicht eine mir wohlvertraute Stimme besorgt, „Klaudia, ist…ist alles in Ordnung bei dir?“, gefragt.​
 
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Na das ist ja nett - sich nach der missglückten Liebesnacht dann einfach so vom Acker zu machen! :polter: Und Alexis Hinweis, Francesco komme wenigstens immer wieder zurück, ist ja auch herrlich! :lol: Also so langsam bekomme ich eine Idee davon, warum Francesco lieber eine arrangierte Ehe möchte als eine "echte"... Vielleicht wäre eine wirkliche Beziehung ihm schlichtweg zu kompliziert und anstrengend, weil er sich dann ja auf seine Partnerin einstellen, mit ihr reden und Kompromisse schließen müsste, anstatt einfach kommentarlos sein Ding durchzuziehen? Da passt Klaudia, die aus Angst vor Konflikten alles mit sich machen lässt, ja wirklich perfekt. Allerdings wäre es dann wohl besser, überhaupt nicht zu heiraten. Aber da kann ich mir vorstellen, dass er aufgrund seines Titels wohl in der Pflicht ist, für einen oder zwei Erben zu sorgen. Naja, alles nur Spekulationen! :D
Alexis macht einen ganz sympathischen Eindruck, vielleicht kann sie die ganze Situation für Klaudia ja etwas leichter machen? Zumindest hoffe ich es...
Soooo, und dann tritt also der große Unbekannte auf! Du hast ja wirklich ein Händchen für Cliffhanger! :lol: Allerdings habe ich wegen der Kleidung des Herren zumindest eine Vermutung, um wen es sich handeln könnte... Das verspricht, noch spannend zu werden! :)

LG, Boni
 
Das sieht doch so aus als ob Gernot da nochmal angekrochen kommt. Also bei aller gerade herrschenden Verzweiflung - Der muss es doch wirklich nicht sein. Es war ja schon arg schmerzhaft, dass Klaudia ihre Cousine danach so einfach eine zweite Chance gegeben hat, die hat Gernot einfach nicht verdient. Nicht nur wegen seines Fremdgehens, sondern auch wegen seinem Verhalten danach. Sofern er seine Lebenshaltung nicht grundsätzlich geändert hat (was erst einmal zu beweisen wäre) ist er nichts für sie, er würde sie früher oder später kaputtmachen und sie könnte ihn nie richtig vertrauen wenn er weiter an seiner "instinktgesteuerter Kerl"-Mentalität festhält.

Francesco dagegen scheint ja eine richtige Panik vor echter Nähe zu haben, wenn er nicht einmal auf ein Aufwiedersehen bleiben kann. Er scheint sich zwar Mühe zu geben, zumindest oberflächlich eine gute Beziehung zu führen, aber nicht in der Lage, eine tatsächliche Beziehung und Offenheit zu ertragen. Was natürlich zu der Frage führt warum er so ist. Was hat er mitgemacht? Oder kam das einfach so? Das ist natürlich ein denkbarer Grund für die Verheiratung, denn ansonsten bleiben ihm ja nur die Geld-und Machtorientierten Damen, die wenig Bedarf an Nähe haben, und die würden ihn in seiner Amtsausübung stören und eher für Skandale sorgen. Die arme Klaudia. Das ganze macht irgendwie den Eindruck von "schnell einen Erben und dann privat getrennte Wege". Zumindest scheint Alexis eine nette zu sein, was als Ausgleich zur Schwiegermutter wahrscheinlich ganz gut ist.

Ich bleibe gespannt.

LG Lunalumi
 
Mmh, also ich muss gestehen, ich freue mich schon ein bisschen, Gernot wiederzusehen! :schäm: %) Zwar glaube ich nicht, dass ich persönlich ihm die Sache mit Magda vergeben und ihm eine zweite Chance geben könnte, aber ich gehöre auch eher zur nachtragenden Sorte und Klaudia ist da ganz anders. Wenn sie ihm verzeihen kann, dann hätte ich nichts dagegen. Nach meiner Erfahrung unterscheiden sich Menschen sowieso meilenweit in dem, was sie jeweils in einer Beziehung für unverzeihlich halten, und was sie wiederum nicht so schlimm finden. Da gibt's keine allgemein gültigen Regeln... Ich fände Gernot jedenfalls 1000x mal besser als eine dämliche Vertragsehe mit einem Mann, mit dem Klaudia nichts gemeinsam hat. Für Gernot spricht dagegen, dass er sie schon kannte und toll fand, als sie noch molliger war, und dass er eigentlich ihre einzige wirkliche Liebesbeziehung gewesen ist, die nicht durch ihre vorzeitige "Torschlusspanik" beeinflusst wurde. Ich hatte jedenfalls nur bei Gernot den Eindruck, dass Klaudia wirklich und ehrlich verliebt war... Hach ja, mal schauen... :)

Hoffentlich gibt es dieses WE wieder ein Update? War ganz enttäuscht, als letzten Sonntag keines kam... :zitter:

LG, Boni
 
@Boni

Na das ist ja nett - sich nach der missglückten Liebesnacht dann einfach so vom Acker zu machen!
Dafür gibt es wirklich keine Entschuldigung. Es zeigt aber, dass Francesco entweder ein großes A-Loch ist, oder aber, dass er an der arrangierten Ehe mit Klaudia auch ordentlich zu knabbern hat.

Vielleicht wäre eine wirkliche Beziehung ihm schlichtweg zu kompliziert und anstrengend, weil er sich dann ja auf seine Partnerin einstellen, mit ihr reden und Kompromisse schließen müsste, anstatt einfach kommentarlos sein Ding durchzuziehen?
Ja, auch das ist eine Möglichkeit. Aber vielleicht ist es gar nicht so sehr, dass Francesco sich nicht auf seine Partnerin einstellen will, sondern dass er es emotional gesehen einfach nicht kann.

Da passt Klaudia, die aus Angst vor Konflikten alles mit sich machen lässt, ja wirklich perfekt.
Francesco ist es als Lord auf gewohnt, seinen Willen durchzusetzen. Das erwartet er natürlich auch unbewusst von seiner Frau. Klaudia wird ihm mit ihrer Art da schon sehr entgegenkommen. Das ist ja auch der Grund, warum Joanna sie für Francesco vorgeschlagen hat. Aber durch ihre Nachgiebigkeit wird Klaudia Francesco auf die Möglichkeit nehmen, sich auch sie einzustellen.

Aber da kann ich mir vorstellen, dass er aufgrund seines Titels wohl in der Pflicht ist, für einen oder zwei Erben zu sorgen. Naja, alles nur Spekulationen!
Aber richtige ;) Würde Francesco selbst entscheiden können, würde er ein einsames Leben führen und damit sogar recht zufrieden sein. Er braucht nicht viel menschliche Nähe. Die Unterkühlte Nähe seiner Mutter ist im Genug und andere Form von körperlicher Nähe ist auch anderweitig zu erhalten. Aber er braucht einen Erben und daher ist eine Ehefrau zwingend erforderlich.

Alexis macht einen ganz sympathischen Eindruck, vielleicht kann sie die ganze Situation für Klaudia ja etwas leichter machen? Zumindest hoffe ich es...
Sie kann auch jeden Fall vermitteln, denn sie weiß noch am besten, was in ihrem Bruder vor sich geht.

Allerdings habe ich wegen der Kleidung des Herren zumindest eine Vermutung, um wen es sich handeln könnte... Das verspricht, noch spannend zu werden!
Wo ich die Bilder gesehen habe, dachte ich auch, dass ich ihn sich vielleicht noch mal umziehen hätte lassen können ;)

Mmh, also ich muss gestehen, ich freue mich schon ein bisschen, Gernot wiederzusehen!
Oh, das finde ich natürlich sehr spannend.

Zwar glaube ich nicht, dass ich persönlich ihm die Sache mit Magda vergeben und ihm eine zweite Chance geben könnte, aber ich gehöre auch eher zur nachtragenden Sorte und Klaudia ist da ganz anders.
Ich weiß auch nicht, ob ich einen Seitensprung verzeihen könnte. Zum Glück war ich noch nie in so einer Situation. Aber du hast schon Recht, Klaudia ist eine sehr nachsichtige Person. Und sie behauptet nicht nur, jemandem verziehen zu haben. Wenn sie es sagt, dann meint sie es wirklich so und ist nicht länger nachtragend.

Ich hatte jedenfalls nur bei Gernot den Eindruck, dass Klaudia wirklich und ehrlich verliebt war... Hach ja, mal schauen...
Damit triffst du es eigentlich genau.

Hoffentlich gibt es dieses WE wieder ein Update? War ganz enttäuscht, als letzten Sonntag keines kam...
Ja, ich lag leider mit einer Erkältung flach. Jetzt geht es zum Glück wieder am letztes WE war nicht daran zu denken, sich an den Computer zu setzen. Mein Kopf wär sonst geplatzt :lol:

@Lunalumi

Das sieht doch so aus als ob Gernot da nochmal angekrochen kommt.
Aber vielleicht habe ich ja nur Roman umgezogen, um euch zu verwirren? Nein, ihr habt mich durchschaut. :lol:

Also bei aller gerade herrschenden Verzweiflung - Der muss es doch wirklich nicht sein.
Tja, das könnte Klaudia anders sehen. Aber das wird das nächste Kapitel zeigen.

Francesco dagegen scheint ja eine richtige Panik vor echter Nähe zu haben, wenn er nicht einmal auf ein Aufwiedersehen bleiben kann.
Das hast du sehr gut erkannt. Es wird ihm schnell alles zu viel, zumindest wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Er kann und will nicht über seine Gefühle sprechen. Er will sie noch nicht einmal für sich selbst großartig ergründen. Sie verwirren ihn nur und folgen keinen klaren Regeln und das kann er nicht ausstehen.

Was natürlich zu der Frage führt warum er so ist. Was hat er mitgemacht? Oder kam das einfach so?
Eine gute Frage, die Klaudia vielleicht irgendwann ergründen wird, wenn sie Francesco doch noch heiraten sollte. Eine wichtige Rolle wird aber seine Mutter gespielt haben, die ihm auch nie übermäßig viel Wärme entgegengebracht hat. Das hinterlässt sicher Spuren.

Das ist natürlich ein denkbarer Grund für die Verheiratung, denn ansonsten bleiben ihm ja nur die Geld-und Machtorientierten Damen, die wenig Bedarf an Nähe haben, und die würden ihn in seiner Amtsausübung stören und eher für Skandale sorgen.
Genau richtig. Zu einer echten Beziehung ist Francesco einfach emotional einfach nicht in der Lage. Damit ist er Klaudia aber auch seltsame Weise nicht unähnlich.

Die arme Klaudia. Das ganze macht irgendwie den Eindruck von "schnell einen Erben und dann privat getrennte Wege".
Das könnte passieren, wenn die beiden es nicht schaffen sollten, sich zu arrangieren.

Danke für deinen Kommentar!
 
Kapitel 44: Tausend Schmetterlinge

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Heulend stand ich im japanischen Garten, als eine mir wohlvertraute Stimme fragte: „Klaudia, ist…ist alles in Ordnung bei dir?“ Überrascht drehte ich mich um und sah Gernot ins Gesicht. Das erste was mir auffiel, war sein tief besorgter Blick. Und beim Anblick meiner vom vielen Weinen ganz verquollenen Augen zuckte er regelrecht zusammen. „Was ist passiert?“, fragte er allarmiert. Ich wollte ihm ja antworten, aber ich brachte nur ein unverständliches Schluchzen hervor, welches einem Knurren sehr nahe kam. Gernot verstand das offenbar als Aufforderung zu verschwinden. „Es tut mir leid, Klaudia, ich hätte dich nicht ansprechen sollen. Nicht nach dem, was ich dir angetan habe. Du hast mir ja sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass du mich nie mehr sehen willst. Und ich habe das auch verdient. Aber als ich dich eben so bitterlich weinen sah, da musste ich einfach sicher gehen, dass dir nichts fehlt. Das war offenbar ein Fehler. Ich werde dann jetzt besser gehen.“

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„Halt“, hörte ich mich sagen, bevor ich Zeit hatte, darüber nachzudenken. „Geh nicht, Gernot, bitte.“ Gernot war gerade im Begriff gewesen zu gehen und hielt nun verblüfft in seiner Bewegung inne. „Es geht mir nicht gut“, gestand ich, auch wenn es kaum zu übersehen war. „Ich hab einen furchtbaren Fehler gemacht und ich weiß nicht, wie ich da wieder raus kommen soll. Ich könnte jetzt wirklich einen Freund gebrachen, mit dem ich darüber reden kann.“ „Freund?“, fragte Gernot erstaunt. „Nach allem, was ich dir angetan habe? Das habe ich nicht verdient, Klaudia.“

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Und ob er das hatte. Und noch viel mehr. Blitzschnell ließ ich meinen Kopf nach vorne schnellen und küsste Gernot. Überrascht riss er die Augen weit auf und ich war nicht minder überrascht über meine Aktion. Doch meine Lippen ruhten noch immer auf seinen, als mir klar wurde, dass ich gerade in diesem Augenblick zum ersten Mal seit langem wieder das Richtige tat. Ja, Gernot hatte mich verletzt. Aber er hatte sich mehrfach entschuldigt. Und sein Auftritt gerade ließ keinen Zweifel daran, dass er seine Tat aufrichtig bereute. Und was immer auch vorgefallen war, ich durfte nicht vergessen, dass er der erste Mann war, der mich geliebt hatte. Und er hatte dies bereits getan, als ich noch dick und unansehnlich war. Er hatte nicht bloß die hübsche Fassade geliebt, die John, Israel, Roman und auch Francesco angezogen hatten, nein, er hatte wirklich mich geliebt, die kleine, dicke, unsichere Klaudia.

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Und ich hatte auch nie aufgehört, ihn zu lieben. Das wurde mir jetzt deutlicher, als jemals zuvor. Und Gernot schien es nicht anders zu ergehen. Denn nach dem ersten Schreck erwiderte er meinen Kuss. Und ich spürte das Feuerwerk, ich spürte die tausend Schmetterlinge in meinem Bauch, die ich bei Francesco so vermisst hatte. Kein Wunder, denn sie hatten ja alle auf Gernot gewartet.

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Was immer Gernot noch vorgehabt hatte, er ließ alle Pläne fallen. Stattdessen verbrachte er den Rest des Tages mit mir. Arm in Arm nahmen wir auf der Parkbank im japanischen Garten Platz. Ich konnte meinen Kopf an seien Schulter lehnen und alle Sorgen vergessen. Meine Tränen trockneten innerhalb von Minuten. Und zum ersten Mal seit Wochen fühlte ich mich wieder glücklich.

*****

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Und an diesem Gefühl änderte sich auch in den kommenden Tagen nichts. Ich traf mich täglich mit Gernot. Da ich noch nicht wollte, dass uns jemand zusammen sah, trafen wir uns meist bei ihm zuhause. Natürlich hatte Gernot von meiner Verlobung mit Francesco gehört. Aber ihm konnte ich sagen, wie unglücklich ich in dieser Beziehung war, auch wenn ich nicht auf die näheren Umstände einging. Und Gernot bestätigte mich in meinem Entschluss, dass es richtig war, Francesco zu verlassen, ganz egal welche Folgen das auch nach sich ziehen mochte. Schlimmer als in einer unglücklichen Ehe gefangen zu sein, konnte es nicht werden.

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Wir hatten auch über seinen Betrug mit Magda gesprochen. Es war nicht leicht darüber zu reden, aber falls Gernot und ich eine Zukunft haben sollten, dann musste diese Geschichte ein für alle Mal geklärt werden. Gernot versicherte mir eindringlich, was für einen großen Fehler er begangen hatte und das sich so etwas nie wiederholen würde. Die Art wie er es sagt ließ mich keine Sekunde an seinen Worten zweifeln. Und die Art wie er mich küsste, wie er mich berührte, ließ auch keinen Zweifel daran, wie sehr er mich begehrt. Er wolle mich voll und ganz, am liebsten sofort, so wie wir es schon vor Monaten geplant hatten. Und ich wollte es ja auch. Meine Gefühle für Gernot waren so stark, da musste es doch zu einem Vulkanausbruch kommen, wenn wir beide uns auch körperlich liebten.

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Doch so sehr ich es auch wollte, noch konnte ich nicht mit ihm schlafen. Nicht solange ich nicht mit Francesco gesprochen hatte und unsere Verlobung gelöst war. „Francesco kommt in wenigen Tagen wieder“, erklärte ich Gernot und zog sanft aber beherzt seine Hand wieder unter meinem Shirt hervor. „Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie weh es tut, betrogen zu werden. Ich schulde es Francesco daher wenigstens so lange zu warten, bis wir nicht mehr verlobt sind. Ich hoffe, du verstehst das, Gernot.“ Ich sah zwar die Enttäuschung in Gernots Augen, aber es lag auch ein so liebevoller Blick darin, der mich nicht zweifeln ließ, dass er geduldig warten würde, bis er mich ganz für sich allein haben konnte.

*****

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Um es für uns beide leichter zu machen, schlug ich vor, dass wir uns vorher nicht mehr treffen sollten. Es waren ja nur noch ein paar Tage, die wir beide sicherlich leicht überstehen würden. Gernot war zwar nicht begeistert aber er stimmte dennoch zu. Und auch wenn ich Gernot vermisste, so war ich zufrieden wie schon lange nicht mehr. Auch das Malen erfüllte mich wieder mit Freude und ich sah schon ein neues Meisterwerk entstehen.

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Während ich malte, machte sich Magda in der Küche Pfannkuchen zum Abendessen. Normalerweise liebte ich Pfannkuchen, doch heute war irgendetwas anders. Bereits beim ersten Duft spürte ich ein mulmiges Gefühl im Magen, welches sich verstärkte, als Magda mit dem süßen Fettgebäck ins Wohnzimmer kam, um es am Esstisch zu verspeisen. Ich versuchte es zu ignorieren, bis Magda aufgegessen hatte, doch dann drehte sich mir alles im Magen um.

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So schnell ich konnte lief ich ins Badezimmer und entleerte meinen Mageninhalt in die Toilette. Zitternd hielt ich mich am Rand der Schüssel fest. Nein, das durfte nicht sein! Doch ich hatte genügend Groschenromane gelesen und Folgen der Soap Wirrungen der Begierde gesehen um zu wissen was es bedeutete, wenn einem aus heiterem Himmel beim Geruch von Essen schlecht wurde. Und in Kombination damit, dass meine Regel seit drei Tagen überfällig war und ich definitiv ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte, bestand kein Zweifel. Ich war schwanger.

Gedanken:

Nein, nein, nein, nein, nein! Nein! Ich war schwanger. Ich brauchte keinen Arzt um mir dessen sicher zu sein. Und Francesco war der Vater. Ich würde ein Kind von einem Mann bekommen, dem ich im besten Fall gleichgültig war. Einem Mann, der mich bevormundete, mit dem mich keine gemeinsamen Interessen verbanden, den ich nicht sonderlich sympathisch fand und der im Gegenzug ganz offensichtlich auch nicht viel von mir hielt, weder in freundschaftlicher noch in sexueller Beziehung.

Vielleicht, vielleicht hätte ich darüber hinweg sehen können…irgendwie…irgendwann. Aber dann war da doch noch Gernot. Er war der Mann, den ich wahrhaft liebte, den ich schon immer geliebt hatte. Ich wollte keinen anderen. Ich brauchte nur Gernot, denn konnten mir alle Johns, Israels, Romans und vor allem Francescos der Welt gestohlen bleiben. Ja, er hatte mich betrogen, aber er bereute es. Und ich zweifelte nicht an seinen Worten, dass sich so etwas nicht wiederholen würde. Ich würde ihm auch keinen Anlass dazu geben, es zu wiederholen.

Oder besser gesagt, ich hätte ihm keinen Anlass dazu gegeben. Aber das Kind unter meinem Herzen änderte alles. Ich konnte doch nicht ein Kind von Francesco bekommen und mit Gernot zusammen sein. Selbst wenn ich es gekonnt hätte, wusste ich nicht, ob ich es wollte. Ich hatte bei meiner Schwester Kinga miterlebt was es anrichten kann, wenn man nicht bei seinem leiblichen Vater aufwächst. Wollte ich das meinem Kind wirklich antun nur weil ich so selbstsüchtig war und mich nach Liebe sehnte? Aber gab es diese Option überhaupt für mich? Würde Francesco es jemals zulassen, dass ich mich von ihm trennte, jetzt wo ich sein Kind erwartete? Würde er es mir sogar weg nehmen? Ich wusste, dass ich das nicht ertragen hätte. Die einzige Lösung wäre, es ihm ganz zu verschweigen, zu behaupten, Gernot wäre der Vater. Aber auch das konnte ich weder Francesco noch meinem Kind antun.

Es wäre so viel einfacher, wenn ich nicht schwanger wäre. So viel einfacher. Und so viel trauriger. Noch während ich über der Toilette hing, spürte ich, wie ich dieses Kind zu lieben begann. Eines war mir ganz klar, ich konnte auf einen liebenden Mann verzichten, aber dieses Kind wollte ich nicht mehr missen.​
 
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