Ich sollte auch ganz dringend mal wieder ein Backup machen.
Gut, dass du das erwähnst, Mimi!
Vorher präsentiere ich euch aber noch ein wenig zu Lars und Harley. Damit ihr wisst, wie die beiden in Zukunft ihr Leben verbringen werden.
Das wird ein Spaß, sag ich euch!
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Harley sammelt einen ziemlich verstörten Lars und seine mittlerweile schlafende Tochter am Rande von Forgotten Hollow ein. Er ist so sehr durch den Wind, dass es ihn nicht einmal sonderlich zu treffen scheint, dass sie Corvin nicht mitnehmen konnte.
Während sie sich immer weiter von diesem gruseligen Ort entfernen, tätigt Harley jede Menge Anrufe. Ein besonders langes Gespräch führt sie mit Kanoa Luau.
Nachdem sie dem Agenten alles geschildert hat, verspricht dieser sich augenblicklich um eine Lösung für ihre prekäre Lage zu kümmern.
Wenig später ruft er zurück und erzählt ihr von einem Ort, an dem sie untertauchen können und wo Kira sie niemals aufspüren wird. Harley stimmt wenig begeistert zu. Was bleibt ihnen auch schon groß für eine Wahl?
Es ärgert sie, dass nicht einmal die SCIA etwas gegen die Vampirin unternehmen kann. Sie hat so viele Straftaten begangen, wollte sie sogar töten und doch kommt sie davon. Einfach so.
Weil der Polizeichef und Kanoas Boss bei der Agengy dummerweise zu ihren engsten Vertrauten zählen. Gerissenes Miststück.
Gut nur, dass außer Kanoa niemand weiß, wohin es sie verschlägt. Er würde ihr Geheimnis wahren und so für ihren Schutz sorgen.
Harley und Lars sind lange unterwegs bis sie endlich in ihrem neuen Zuhause ankommen. Lars runzelt misstrauisch die Stirn. Von einem Ort namens Strangerville hat er noch nie gehört.
Und als sie schließlich vor einem Trailer in einer kleinen Wohnsiedlung stehen, ist er mehr als schockiert.
„Wo zum Teufel sind wir?“
Harley sieht ihn mit hoch gezogener Augenbraue an. „Willkommen in unserem neuen Leben.“
Lars weicht entsetzt ein Stück zurück. „Das kann nicht dein Ernst sein!“
Harley verschränkt die Arme vor der Brust und betrachtet ihn geringschätzig. „Was hast du denn erwartet? Eine schicke Villa? Protzige Karren? Heiße Mädels im Bikini? Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber wir befinden uns auf der Flucht vor einer psychopathischen Vampirin. Da kann man nicht wählerisch sein. Wir müssen uns bedeckt halten und unser altes Leben komplett hinter uns lassen.“
„Aber... aber...“
„Kein Aber! Verdammt nochmal Lars! Die Lage ist ernst! Sei lieber dankbar dafür, dass ich dich da rausholen konnte. Ich habe mein Leben für dich riskiert, okay? Es hätte nicht viel gefehlt und diese dumme Vampirschnepfe hätte mich zum Frühstück verspeist!“
Lars räuspert sich und sieht sie entschuldigend an. „Versteh mich nicht falsch, ich bin dir unendlich dankbar dafür, dass du mich aus ihren Klauen gerettet hast. Aber das hier? Wie soll ich denn von hier als Imageberater arbeiten?“
Harley schnaubt amüsiert. „Gar nicht.“
Lars runzelt irritiert die Stirn. „Gar nicht? Was soll das denn heißen?“
„Ganz einfach, dass du ab heute kein Imageberater mehr bist. Wir tauchen unter, da kannst du nicht einfach wieder in deinem alten Job arbeiten. Unser altes Leben existiert nicht mehr. Unsere Jobs, unsere Freunde, das alles haben wir hinter uns gelassen. Wir starten komplett neu. Mit neuen Identitäten und neuen Jobs.“
Lars starrt sie mit offenem Mund schockiert an. Offenbar begreift er erst jetzt die ganze Tragweite des Geschehenen. Er könnte Harley beinahe leid tun, aber eben nur beinahe.
In aller Ruhe fährt sie mit ihren Ausführungen fort. „Wir sind das Ehepaar Malibu. Du heißt Lester und ich Holly. Die Kleine ist unsere Tochter Giselle. Wir sind hierher gekommen, weil ich den Trailer von meiner Großtante Maggie vererbt bekommen habe. Ich werde zukünftig beim Militär arbeiten, während du abends in einem Fastfood Restaurant kellnerst. Bei uns ist die klassische Rollenverteilung nicht existent, klar? Sagen wir, es liegt daran, weil du mir derart verfallen bist, dass du mir einfach alles erlaubst.“ Breit grinsend sieht sie ihn an.
Lars starrt finster zurück. „Vergiss es, da spiele ich nicht mit! Wer hat sich denn diese Story ausgedacht? Das wird uns niemand glauben!“
Harley klimpert spielerisch mit ihren langen Wimpern und wirft ihm einen verruchten Blick zu. „Aber, aber, Schatz, natürlich werden sie uns das abkaufen! Du musst dich einfach nur brav benehmen und den verliebten Ehemann mimen. So schwer ist das nicht.“
Er schnaubt abfällig und verschränkt die Arme vor der Brust.
Harley seufzt einmal schwer. Er benimmt sich wie ein trotziges Kind. Er ist nur sauer, weil er mit dieser Hintergrundstory nicht mehr wie gewohnt den Aufreißer mimen kann.
Ihre Augen verengen sich zu zwei schmalen Schlitzen. „Jetzt schmoll hier nicht rum. Denk dran, was die Alternative wäre. Wenn diese Irre Wind davon bekommt, wo wir sind, dann sind wir geliefert. Also es ist entweder ein bescheidenes Leben als Lester Malibu oder eine ewige Knechtschaft unter der Fuchtel von Madame Scharfzahn. Such es dir aus!“
Mit diesen Worten greift Harley nach ihrem Handy und wählt die Nummer vom Militär, um sich gleich um einen Job zu bewerben.
Lars sucht unterdessen Trost bei der kleinen Gaelle. Dass er sein altes Leben derart plötzlich aufgeben muss, hat ihn zutiefst getroffen. Er hätte wenigstens gerne eine Wahl gehabt, doch die gibt es nicht.
Das einzige was ihm übrig bleibt, ist, bei dieser elenden Scharade mitzuspielen und zu hoffen, dass er Kira nie wieder sehen muss. Aber er und ein treu liebender Ehemann? Das wird ein hartes Stück Arbeit.
Und nun hat er auch noch seine Tochter bei sich, und muss sich um sie und ihre Bedürfnisse kümmern. Und das wo er nie Vater hatte sein wollen.
Er seufzt einmal schwer und nimmt Gaelle auf den Arm, um sich mit ihr ihr neues Heim anzusehen.
Er will nicht undankbar erscheinen. Harley hat so viel für ihn aufs Spiel gesetzt und alles aufgegeben, um ihn da rauszuholen. Das Mindeste, was er für sie tun kann, ist, es zu versuchen.
Irgendwie würden sie schon klar kommen.