Fotostory At Heart ♦ abgeschlossen ♦

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Folge 22 – Sehnsucht

Die besten Freundinnen und Freunde sind nicht diejenige, die dir etwas geben können, sondern die, mit denen du etwas teilen kannst.

© Jo TaijunFuss

*

Es ist ungewohnt in diesem Einhorn-Regenbogen-Wolken-Zimmer zu erwachen. Ich fühle mich, wie von Wolke sieben gefallen, wobei das nicht einmal falsch wäre. Unter meinen Augen sind wohl dicke Ränder. Bis nachts um zwei haben Marc und ich SMS hin und her getippt. Belangloses Zeug. So belanglos, dass ich nicht schlafen gehen wollte. Du bist eine starke Frau, hatte er geschrieben. Und dass er rote Haare toll findet. Das ist gut, ich liebe meine Haare. Ich stehe auf und strecke mich der Sonne entgegen. Ich fühle mich irgendwie gut heute. Und überhaupt nicht mehr so schlapp, wie gestern. Vielleicht kann ich morgen doch arbeiten gehen. In jedem Fall werde ich heute Judy besuchen.
Ich setze mich für einen Moment an Judy's Schminktisch und borgen mir etwas von ihrem Make-Up, damit ich nicht ganz so krank aussehe. Von ihrem Zimmer aus, kann ich den Park sehen. Fußgänger spazieren mit ihren Hunden, während ich mich für den Tag richte.

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Ich gehe in die Küche und frühstücke. Maria hat mir einen Zettel am Kühlschrank hinterlassen. Komme heute spät nach Hause, Geld für Pizza liegt auf dem Tisch.
Sie sorgt sich so sehr. Aber ewig kann ich ja nun auch nicht hier bleiben. Ich schätze, Lydia kocht noch immer vor Wut. Nach dem Frühstück dusche ich und ziehe mir etwas Frisches an. Marc hat nicht grade die tollsten Sachen aus meinem Schrank gezogen, aber dafür kann ich ihm schlecht einen Vorwurf machen.

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Ich stöhne auf, als ich bemerke, dass mein Rad ja Zuhause ist. Vielleicht ist es sowieso besser, nicht damit zu fahren. Ich erkundige mich nach dem Busplan und fahre zur Klinik. Auf der Fahrt höre ich Paramore. Die Sonne scheint und prickelt auf meiner Haut. Marc schreibt Vielen Dank für vergangene Nacht. Ich konnte noch lange nicht schlafen.

*

„Siehst du, hier“, Judy zeigt mir das Foto, „ich habe eine Schwester gefragt und so getan, als sei dieses Ekel eine Bekannte. Sie hat mir letztlich zumindest gesagt, dass es sich um Lydia handelt.“
„Und das Mädchen, von dem du dachtest-“
„Habe ich natürlich gefragt. Sie heißt Chloe. Sie hat nicht viel gesagt, sie ist wohl etwas verwirrt und so.Wie ich die Pfleger verstanden habe, ist sie auch zwischenzeitlich nicht nach Hause gekommen. Sie hat nur was von Polizei gesagt.“

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Polizei? Wenn die Polizei Lydia her gebracht hatte, heißt das, sie war vielleicht für ein Gutachten hier, oder auf Anordnung, oder Zwangseinweisung… in jedem Fall, muss es eine Akte geben. „Ich schreibe Marc, ob er uns hilft!“, Judy ist also schon einen Schritt weiter. Sie flucht über ihr vergessenes Handy im Zimmer. Ich gebe ihr meines und betrachte das Bild. Lydia trägt ihr Haar offen. Sie spielt Gitarre. Ich wusste nicht, dass sie spielt. Wieder wirkt sie auf mich, wie ein Mensch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gut für mich ist. Ich wanke nachdenklich zum Sessel und lasse mich fallen. Ich verstehe das große Ganze nicht und fühle mich, wie ein kleines Kind, welches langsam begreift, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.
„Danke für letzte Nacht?“, Judy sieht mich belustigt, aber erschrocken an.

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Ich muss innert Sekunden aussehen, wie eine Tomate. Oh Gott, mein Handy – die Nachricht war noch ungelesen auf dem Display. Ich stammle irgendwas vor mich hin: „Wir haben nur ein wenig hin und her geschrieben.“ Ich stehe auf und versuche ihr mein Handy weg zu nehmen, doch sie zieht es grinsend an sich. „Das klingt nicht so!“
„Wirklich. Es ist nichts“, sie grinst immer breiter. „Mein Bruder ist sowas von uralt, Miss Vaterkomplex!“ Gerade würde ich sie gerne schlagen und kann einfach nicht stoppen, dass ich rot anlaufe. „Er hat ja mit seiner Rettungsaktion total den Eindruck gemacht, oder? Und ich wette, er ist auch nicht zufällig bei dir vorbei gefahren, als du aus dem Fenster gefallen bist!“, sie beginnt auf meinem Handy zu scrollen. „Ich wusste nicht, dass er auf Rothaarige steht!“
„HEY!“, ich reiße ihr mein Handy letztlich doch aus der Hand. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich traue mich nicht, sie an zu sehen. Ihre Mine wird plötzlich ernst, als würde ihr etwas klar werden. „Das ist das erste Mal, dass du mir etwas verheimlicht hast.“
„Weil es nichts zu verheimlichen gibt.“ Sie scheint die Trauer in meiner Stimme zu hören. Ich bin selbst überrascht. „Lil‘, dachtest du echt, ich habe was dagegen?“
„Ich weiß noch nicht mal, ob ich was dagegen habe“, antworte ich. Sie sieht mich fragend an. „Es fühlt sich falsch an.“

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„Nein, dein doofer Kopf sagt dir, es sei falsch. Ich wette, es fühlt sich richtig an. Und ich glaube wohl, dass es etwas zu verheimlichen gibt. Er gibt sich total Mühe, nicht von dir zu sprechen, aber man merkt, dass er nichts anderes im Kopf hat“, ich bemühe mich, nicht los zu grinsen. Sie kommt auf mich zu und nimmt mich Mut machend in die Arme.

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„Aber ich schwöre dir, wenn du bei mir übernachtest und dich nachts aus dem Zimmer schleichst, um mit meinem Bruder-“
„Judy, wir sind nicht zusammen. Er will sehen, wie sich alles entwickelt. Aber ich denke nicht, dass er mit mir viel anfangen kann. Solang er weg ist, entwickelt sich gar nichts und sicher wird er in der Stadt, oder sonst wo eine Frau kennenlernen. In seinem Alter“,grade fühlte ich mich noch erleichtert, nun wird mir wieder ganz anders. Wahrscheinlich hätte ich nicht mal eine Chance, selbst wenn ich wollte. Sie schaut mich mit diesem Judy-Blick an. Dieser Blick, der einem einfach nur das Gefühl gibt, dass man zur Familie gehört. Dass alles gut wird. Sie ist mein Fels.

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Es ist, als würde sie Dinge wissen, ahnen, die niemand sonst weiß. Und wieder stehe ich vor der Frage, wie meine Freundin, die immer an das Gute glaubt, immer wie eine große Sonne, um die wir alle kreisen, in unser Leben strahlt, so viel Dunkelheit in sich tragen konnte, dass sie hungern muss, um zu vergessen.
Wir setzen uns auf das Sofa an der Wand. Sie ergreift das Wort zuerst. „Er hat jedenfalls noch nie eine mit nach Hause gebracht. Und auch nie von jemandem erzählt.“ Ich seufze und starre auf mein Handy. „Ich will NICHT, dass du ihn darauf ansprichst.“ Sie kichert. „Aber wehe, wenn ich nicht jedes Detail erfahre! Oder fast jedes“, plötzlich schaudert sie, „Oh Gott, meinen Bruder plötzlich als männlichesWesen zu sehen ist merkwürdig.“ Ich lache.

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„Wir“, ich stocke. Soll ich es ihr wirklich erzählen? „Wir haben uns geküsst. Als ich das erste Mal bei euch geschlafen habe. Oder eher er mich.“ Ihre Augen werden riesig. „Und du sagst mir, ihr seid nicht zusammen?! Was zum?!“
„Er ist danach hoch gestürmt und meinte, es sei ein riesiger Fehler gewesen“, ich schüttele den Kopf, „nein, ich denke wirklich, es ist besser, wenn sich das im Sand verläuft. Ich denke, ich werde ihm erstmal nicht mehr schreiben.“

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Als ich es sage, will ich mich ohrfeigen. Und weinen. Judy sieht mich besorgt an. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie ein Kleid trägt. Sie fühlt sich besser. Ich meide ihren Blick, doch sie sagt nichts. „Ich rufe ihn später wegen der Sache mit Lydia an. Jetzt wird mir auch klar, warum er ständig von dir gesprochen hat“, ich erröte. Ich räuspere mich und sehe sie an. „Anderes Thema.“

***

Anmerkung des Autors: Ich hab hier während der Fotos einiges umgeschrieben. Es gab so viele schöne Momente, während der Unterhaltung von Lilly und Judy. Judy ist so ein toller Sim und das Bild mit ihrem besonderen Gesichtsausdruck ist so wundervoll.
 
Huhu :)

ich habe nun auch alles nachgelesen. Tut mir leid, dass ich nichts mehr gesagt habe und dann sehr leise war. ich hab grad auf der Arbeit so viel zu tun, dass ich momentan nur noch Erholung nach der Arbeit suche und dann hier und da mal Abstriche machen muss. Über das Wochenende habe ich nun aber alles nachgelesen und zwar nochmal komplett von vorn und ich finds toll :)

Ich finde es super, dass Lilly zunächst bei Lydia ausgezogen ist. Mal sehen, wie lange das hält und was es mit Lydia auf sich hat. Also warum sie auf der Geschlossenen war und was sie zu verbergen hat. Die Briefe hätte ich zu gerne gelesen. Ich frage mich echt, was es da noch alles zu erfahren gibt. Judy ist Lilly bestimmt eine Hilfe, wenn sie noch intern suchen kann (oder Marc).
Hoffentlich bekommt Lydia Judy nicht schon vorher aus der Anstalt heraus. Ich hoffe du schreibst bald weiter :)

Auch die Sache mit Lilly und Marc finde ich sehr interessant und gut geschrieben. Ich frage mich, worauf das hinausläuft, ob die gemeinsame Zukunft eine Chance hat usw.
Schön, dass Judy die Sache locker sieht und Lilly Mut zuspricht.
Ich hätte von Maria nicht gedacht, dass sie Simon so schnell erwähnt, finde es aber natürlich gut, vielleicht hat Judy nun eine bessere Chance. Wer weiß. Andererseits ist es natürlich nicht sooo schnell gegangen, wenn man bedenkt, dass er nie tot war und dass Simon Judy immer sehen wollte. Nur kann ich Maria auch verstehen, wenn Judy schon als Kind mit den Drogen in Berührung kam, ist das kein Umgang für ein Kind. Man weiß ja nicht, ob er sich nun schlussendlich doch geändert hat nach all den Versuchen, aber Judy hat vielleicht ab einem bestimmten Alter ein Recht darauf es zu erfahren. Komisch finde ich es für Marc, bei Judy kann man sagen, sie ist noch keine 18, aber Marc ist erwachsen und ich kann sehr gut verstehen, warum er so sauer geworden ist. Einmal weil er eben belogen wurde und er sich verständlicherweise nicht ernstgenommen fühlt und enttäuscht ist, andererseits sieht er die Chance, die Judy gehabt hätte, wenn es anders gewesen wäre. Allerdings kennen beide natürlich nicht die Dinge, die Maria mit Simon erlebt hat.
puuh... finde ich gut, dass nicht alles nur gut und böse ist, man muss abwägen und hat vermutlich die Wahl zwischen Pest und Cholera, man weiß ja nicht, wie es geworden wäre, wäre Simon noch Teil der Familie. Vielleicht wären sie schlechter dran, als jetzt, vielleicht aber auch nicht.


Freue mich auf den nächsten Teil :)

LG Vany
 
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Danke für deine ausführliche Rückmeldung :) Mach dir keine Gedanken. Wie du siehst, schaffe ich es nicht einmal, zuverlässig alle zwei Wochen eine Folge zu bringen ;) Die Geschichte ist ja komplett geschrieben, aber die Fotos eben leider nicht gemacht.

Ich denke, Maria hat die Wahrheit schon lange mit sich schwanger getragen und nun, wo es bei Judy mal wieder zu einem lebensgefährlichen Eklat kam, die Entscheidung getroffen, es ihr zu sagen. Vielleicht hat sie auch auf den Moment gewartet, vielleicht sogar den Karton extra stehen lassen, wenn Lilly den Brief findet, um Judy auffangen zu können.
Es muss eine drastische Entscheidung sein, den eigenen Kindern den Tod des Vaters vor zu täuschen, doch wie du schon sagst, hatte Maria sicherlich ihre Gründe und möchte eigentlich nichts als ihre Familie schützen. Stell dir vor: sie wollte damit nur die richtige Entscheidung treffen und Judy ist ihr dennoch entglitten. Das muss ein furchtbares Gefühl sein.

Marc und Lilly ist so eine Sache… der Plot kann sich nicht so recht entscheiden, ob es ein Haupt- oder Nebenplot sein soll. Ich kann dir sagen, dass es in Staffel zwei sicherlich die Hauptstory für sich beanspruchen wird. Die Ideen sind schon im Kopf, aber noch nicht auf dem „Papier“.
 
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oh das freut mich mit der 2. Staffel und dass du weiter machst :) Ich hoffe ich kann dran bleiben und weiter lesen. hat jetzt echt spaß gemacht das am WE zu lesen :)

Und ja, das mit Maria sehe ich auch so. War bestimmt sehr schwer und ist es auch, wenn man bedenkt, dass ... ja, dass Judy (wie du schon sagtest) ihr dennoch entglitten ist. Aber ich kann natürlich auch verstehen, dass es gerade für Marc auch schwer ist, der ja schon länger mit der Lüge lebt und seinen Vater besser kannte, als Judy ihn und der dann plötzlich weg ist. Man braucht ja auch seinen Vater und das ist natürlich jetzt so eine Sache. Wie sie es macht, macht sie es verkehrt, denn sie kann ja nicht in die Zukunft sehen.

Bin wirklich gespannt, worauf das hinausläuft :)

Und wenn Marc und Lilly dann in Staffel 2 einen Hauptplot bekommen, dann ist das schon cool, weil das zeigt, dass es da auch nicht einfach so klappt, sondern dass sich weitere Probleme auftun werden. Das freut mich noch mehr, denn ich mag die beiden und besonders Lilly.

Die 1. Staffel geht noch 8 Folgen glaube ich oder?
Fotos schießen dauert unheimlich lang -.- das unterschätzen viele, auch wenn Sims einem es oftmals auch einfach machen, stehen sie eben doch nicht immer genauso, wie gewünscht. Gibt es immer noch das Problem, das sman die Sims in Sims4 nicht einfach so bewegen kann, wie bei sims 3 mit dem Cheat? Oder hat sich das Problem mittlerweile wieder neutralisiert?
Schön, dass du für Staffel 2 schon Ideen hast :)
 
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Danke für deine ausführliche Rückmeldung :) Mach dir keine Gedanken. Wie du siehst, schaffe ich es nicht einmal, zuverlässig alle zwei Wochen eine Folge zu bringen ;) Die Geschichte ist ja komplett geschrieben, aber die Fotos eben leider nicht gemacht.

Ich denke, Maria hat die Wahrheit schon lange mit sich schwanger getragen und nun, wo es bei Judy mal wieder zu einem lebensgefährlichen Eklat kam, die Entscheidung getroffen, es ihr zu sagen. Vielleicht hat sie auch auf den Moment gewartet, vielleicht sogar den Karton extra stehen lassen, wenn Lilly den Brief findet, um Judy auffangen zu können.
Es muss eine drastische Entscheidung sein, den eigenen Kindern den Tod des Vaters vor zu täuschen, doch wie du schon sagst, hatte Maria sicherlich ihre Gründe und möchte eigentlich nichts als ihre Familie schützen. Stell dir vor: sie wollte damit nur die richtige Entscheidung treffen und Judy ist ihr dennoch entglitten. Das muss ein furchtbares Gefühl sein.

Marc und Lilly ist so eine Sache… der Plot kann sich nicht so recht entscheiden, ob es ein Haupt- oder Nebenplot sein soll. Ich kann dir sagen, dass es in Staffel zwei sicherlich die Hauptstory für sich beanspruchen wird. Die Ideen sind schon im Kopf, aber noch nicht auf dem „Papier“.



ich finde deine story einfach der warnsinn

ich freu mich immer wie so ein kleines kind wenn ich sehe das es weiter geht

bin auch eine sims 4 spielerin aber über eine story ich trau mich da nicht so drüber
mach bitte so weiter ich es supii :)
 
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Und wenn Marc und Lilly dann in Staffel 2 einen Hauptplot bekommen, dann ist das schon cool, weil das zeigt, dass es da auch nicht einfach so klappt, sondern dass sich weitere Probleme auftun werden. Das freut mich noch mehr, denn ich mag die beiden und besonders Lilly.

Die 1. Staffel geht noch 8 Folgen glaube ich oder?
Fotos schießen dauert unheimlich lang -.- das unterschätzen viele, auch wenn Sims einem es oftmals auch einfach machen, stehen sie eben doch nicht immer genauso, wie gewünscht. Gibt es immer noch das Problem, das sman die Sims in Sims4 nicht einfach so bewegen kann, wie bei sims 3 mit dem Cheat? Oder hat sich das Problem mittlerweile wieder neutralisiert?
Schön, dass du für Staffel 2 schon Ideen hast :)

Ja, reibungslos wird es bei den beiden nicht laufen, so viel kann ich schon mal verraten.

Ja, Folge 30 (oder 31?) wird die letzte sein.

Leider nicht. Wenn man die Sims einfach so verschieben könnte, wäre da so schön :( Es ist echt furchtbar. Da haben sie mal einen tollen Ausdruck und stehen im falschen Raum, etc. Einfach ätzend.


Vielen Dank euch beiden :love:
 
Folge 23

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Folge 23 – Getrennt zusammen

Die letzte Hand an sein Werk legen, heißt, es vernichten.

© Georg Christoph Lichtenberg

*

Wie erwartet schaffe ich es nicht, mich daran zu halten und schreibe Marc auf dem Heimweg, wie es mir geht. Ich notiere gedanklich eine Pro- und Contra-Liste. Er ist viel älter als ich – Contra. Er ist Polizist – Pro. Er ist Judy’s Bruder – das kann ich wohl auf beide Listen setzen. Er wird sicher heiraten und Kinder wollen und das nicht erst in zehn Jahren. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich Kinder möchte – Contra. Er wohnt in der Stadt, arbeitet dort, eine Stunde weg – Contra. Ist die Tatsache, dass mein Herz ganz schnell klopft, wenn ich an ihn denke ein Pro? Wahrscheinlich… Die Welt da draußen scheint so weit weg. Vorerst.

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Es tut gut, sich mit ganz normalen Teenager-Problemen beschäftigen zu können. Ohne gewalttätige Schwester, Kopfverletzungen, weil man aus dem Fenster gesprungen ist, oder einer anorektischen besten Freundin. Einfach unglücklich, glücklich verschossen sein und es wieder vergessen.

*

Ich beschließe meine Krankmeldung zwar in die Tasche zu stecken, es aber mit der Arbeit zu versuchen. Ich bereite das Frühstück für die Hotelgäste zu und es läuft gut. Ich setze mich öfter hin als sonst, aber ich fühle mich nicht total schrecklich. Mit Marc habe ich seit gestern nicht mehr geschrieben, doch ich muss ständig an ihn denken. Die Schmetterlinge in meinem Bauch machen die mahnende Stimme in meinem Kopf mundtot.
Als ich die Zwiebeln zu Ende geschnitten habe, kommt Tom, der Chef, zur Tür rein und bittet uns alle in den Konferenzraum der Räumlichkeiten. Solche Versammlungen gibt es immer mal wieder. Tom ist nicht sehr gut organisiert und kaum in der Lage seine Termine ein zu halten, also sitzen wir zusammen, wenn er grade Luft hat. Doch heute wirkt er blass und zittrig. Er atmet durch, sammelt sich.

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„Äh“, stottert er, „ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. W-wir hatten heute Morgen ein Meeting mit dem Betreibervorstand. Die Geldmittel werden gestrichen.“ Zuerst herrscht Stille im Raum. Kein Entsetzen, nur Ungewissheit. Lindsey, eine junge Köchin, ergreift als erste das Wort: „Und was heißt das im Detail, Tom?“
„Im Detail heißt das, dass der Kredit, auf den dieses Hotel baut, nicht mehr gewährt wird und die Bank sofortige Rückzahlung verlangt. Da Rosi das nicht kann“, er seufzt schwer und es sieht aus, als wolle er weinen, „wird das Hotel vermutlich verkauft und schließt.“ Ein Raunen geht durch den Raum und auf Tom prasseln Sätze und Stimmengwirr ein. „Aber das können sie doch nicht machen?!“ und „wie lange bleibt uns noch?“, geht durch den Raum. Von vielen hier hängt das Herz an diesem Hotel. Rosi hat es versucht zu halten, nachdem ihr Mann starb. Unser Chef erklärt, dass die Verträge zum Ende des nächsten Monats auslaufen werden. Gebuchte Zimmer werden umgebucht. Rosi würde so viel wie möglich tun, um uns die Suche nach Arbeit zu erleichtern, hat aber natürlich selbst genug zu tun. Und ich sitze da und tu gar nichts.

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Ich kann nichts sagen, oder tun. Ich weiß, dass meine Chance, innerhalb von drei Monaten einen Job zu bekommen, damit ich nicht von der Schule fliege, gleich null ist. In die Großstadt ziehen wird nicht funktionieren. Das ist die Besiegelung meiner Ausbildung ohne Abschluss. Zwei Jahre Köchin umsonst. Mir wird schon wieder schwindelig. Hört das denn niemals auf? Ich stehe auf, kämpfe mich durch meine Kollegen und will zur Toilette, um zu schreien, zu weinen, oder zu brechen. „Lilly“, Tom packt mich am Arm, „ich hätte dich wirklich sehr gern übernommen. Du bist sehr talentiert. Keiner konnte ahnen, dass uns die City Bank die Mittel kürzt.“ Ich kann mich überwinden, ihn an zu sehen. Er sieht so unendlich traurig aus. Ich möchte auf der Stelle losheulen. „City Bank? Warum wird uns der Kredit nicht mehr gewährt?“, sage ich schließlich, weil mir der Name leider entsetzlich bekannt vorkommt.„Angeblich hat sich die Geschäftsstellenleiterin entschlossen, kleinere Betriebe nicht mehr zu unterstützen. Sie denkt im „Großen und Ganzen“, und er schnaubt verächtlich, als er das sagt. Ich werde nicht einmal panisch, oder bestürzt. Einfach nur entsetzlich traurig. Ich hätte es wissen müssen. All diese Menschen… sie haben allein wegen mir ihren Job verloren.

*

Judy ist nicht erreichbar und Marc will ich nicht schreiben. Dieses Gefühl ist furchtbar. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so weit gehen würde. Ich liege auf dem Bett, denke im Kreis. Was ich nun tun soll. Wem ich das sagen kann. Ob ich etwas tun kann? Ich kenne Lindsey. Sie ist alleinerziehend. Tom hat eine Familie und Ray steht kurz vor der Rente. Sie alle sind angewiesen auf das Geld und keiner von ihnen kann im direkten Umfeld einen neuen Job erwarten. Sie müssten in die Stadt ziehen, oder für einen Hungerlohn in der Mensa anfangen. Die meisten Restaurants in unserer Stadt, halten seit Jahren ihr Stammpersonal. Manche arbeiten schon 15 Jahre in diesem Hotel und es ist alles nur meine Schuld. Sie hat die Mittel gekürzt, um mich zu feuern. Ich bin mir sicher. Ich wische mir die Zweifel aus dem Gesicht und stehe auf.

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Ich stelle mich unter sadie Dusche, werfe mich in meinen „Ich-hasse-die-ganze-Welt“-Pullover und versuche mich ab zu lenken. Die Sonne geht schon unter und es beginnt zu Nieseln. Es soll heute Abend noch gewittern. Lydia lässt das Hotel schließen. Und das allein aus Rachegedanken. Ich lasse mich frisch geduscht auf Judy’s Bett fallen und versuche durch meine verschwommene Sicht hindurch einen klaren Gedanken zu fassen. Doch ich ziehe mir nur die Decke bis zum Kopf und schlafe benommen ein.

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Als ich wieder aufwache, ist es dunkel und spät. Ich lausche genau, doch ich höre nichts im Haus. Ich sehe auf mein Handy. Zwei Anrufe in Abwesenheit und eine SMS. Alles okay? Ich richte mich auf und versuche ihn an zu rufen, damit er sich keine Sorgen machen muss. „Lilly?“, sagt er, bevor ich Hallo sagen kann. Ich möchte mir nicht eingestehen, wie gut es tut, seine Stimme zu hören. „Ich bin okay, es ist nur viel passiert heute“, sage ich gleich. Im Hintergrund sind viele Störgeräusche. Regen, Autos, Wind. „Was tust du?“, frage ich lauter. „Gerade? Fahre ich in unsere Einfahrt.“ Zuerst sitze ich einfach nur da auf dem Bett, ohne etwas zu sagen. Dann starre ich das Telefon an. „Lilly?“ Ich lege auf, laufe zur Tür und öffne sie einen Spalt breit. Er läuft durch den Regen auf die Tür zu. „Marc?“, sage ich, als hätten wir nie gesprochen und lasse ihn ein. Es schüttet wie aus Eimern und wenn man normal spricht, versteht man sich kaum. „Ich wollte sehen, wie es dir geht.“ Er sieht aufgeregt aus. Seine Wangen sind gerötet. Er stürzt herein und wischt sich keck die Tropfen aus den Haaren. Er sieht wirklich sehr anziehend aus.

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„Du bist eine Stunde gefahren, um zu sehen, wie es mir geht? Du hättest anrufen können.“ Mein Herz schlägt unglaublich schnell. „Das habe ich, doch du bist nicht ran gegangen.“ Natürlich hat er Recht. Aber deswegen gleich herkommen? Er ist gefahren und das nur wegen mir? Das kann ich mir kaum vorstellen. Ich schließe die Tür und drehe mich zu ihm. Er sieht mir direkt in die Augen. Mann, hat er tolle Augen. So unergründlich und doch warm. Ich muss knallrot angelaufen sein. Er geht einen Schritt auf mich zu und umarmt mich innig.

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Es ist anders als sonst. Mir wird unglaublich warm. So viel Halt und Geborgenheit in einer einzigen Sekunde. Das hier ist definitiv das beste, was ich die letzen Wochen gefühlt habe. Er lässt von mir ab, macht noch einen Schritt auf mich zu und drückt mich so sanft gegen die Tür. Er nimmt mein Gesicht in beide Hände und legt seine Lippen auf meine. Ich bin total erschrocken, kann mich erst nicht bewegen. Meine Haut prickelt, als hätte man Sekt darüber geschüttet, doch das nervöse Kitzeln in meiner Brust verschwindet. Seine Lippen necken mich, kosten mich. Seine Hand vergräbt sich in meinem Haar.
Er lässt ab, hält mich jedoch weiterhin fest und schreckt nicht zurück, wie letztes Mal. „Eigentlich bin ich deswegen her gekommen.“
„Und was ist mit, wir sehen, wie es sich entwickelt?“, flüstere ich. „Haben wir doch. Für meinen Geschmack hat es gereicht.“ Und dann küssen wir uns. Nicht überrumpelt, nicht erschrocken. Eher alles erschütternd und die Zeit anhaltend. Um uns rum existiert gar nichts. Tausend Feuerwerkskörper explodieren in jedem Teil meines Körpers. Ich glaube, zu verglühen und verschmelze mit ihm zu einem neuen Teil meiner selbst. Unsere Hände sind überall und nirgendwo.

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Er packt mich am Rücken, am Haar, an den Händen. Ich weiß nicht, wie lange wir hier stehen. Ich weiß, irgendwann sitzen wir auf der Couch.

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Ich weiß, dass diese Nacht niemals enden darf. Dass ich nichts höre und sehe, nur seine Lippen schmecke und dass ich mich das erste Mal in meinem Leben bei einem anderen Menschen sicherer fühle, als bei mir selbst. Und wir sagen kein Wort mehr. Bis er mich hoch trägt, wir uns küssend in sein Bett fallen lassen und irgendwann, als die Sonne schon fast wieder aufgeht, errötet und voller Endorphine einschlafen.

***
 
Huhu, gefällt mir :)
das ging ja nun fix, ich hätte ja nicht gedacht, dass Marc so schnell Nägel mit Köpfen macht, wo er doch vorher immer so äußerst zurückhaltend und unsicher war ^^

Aber ich bin positiv überrascht :)
Hab ich verpasst, was die Mutter von Marc und Judy davon hält? Oder weiß die noch nichts? Judy weiß es ja.

Das mit Lydia ist heftig :S dass sie einfach so die Jobs von so vielen ruinieren kann. Ich hoffe dennoch, dass Lilly nicht zu ihr zurück geht, aber ich vermute es fast :S
 
***

Folge 24 –So fern, so nahe

Man verliebt sich nur in den Schein, man liebt aber die Wahrheit.

© Immanuel Kant


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Als ich aufwache, fällt die Sonne durch die Vorhänge. Ich umarme jemanden. Oder besser, jemand mich. Ich blinzle mich wach und sehe Marcs Gesicht, als ich etwas hoch sehe. Mein Kopf liegt auf seiner Schulter und ich umfasse seine Brust. Ich muss lächeln, als mir einfällt, was gestern passiert ist. Das Sitzen auf der Couch. Die Küsse auf meinen Lippen, Wangen und Nacken. Wie er mich hochgetragen hat und wir uns ins Bett legten. Der Kuss auf meine Stirn, bevor ich einschlief. Ich habe mich noch nie so geborgen gefühlt. Ich stehe auf, um das Fenster zu öffnen und mir was Bequemes an zu ziehen. Ich bin schon wieder in Jeans eingeschlafen. Ich schleiche mich aus Marcs Zimmer und hole mir aus Judy’s meine Sachen, um mich bei Marc umzuziehen.

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Marc rekelt und streckt sich. Bevor er mich halb nackt sieht, schleiche zurück ins Bett und lege mich halb auf ihn. Sanft lege ich meine Lippen auf seine. „Guten Morgen“, haucht er, „also ist das wirklich passiert, ja?“ Ich nicke. „Und ich hoffe, diesmal bereust du es nicht“, echte Sorge ist in meinem spaßigen Kommentar deutlich zu hören. „Nein. Du?“ Ich schüttele den Kopf. „Aber wir sollten uns darauf einstellen, dass Judy uns aufziehen wird.“ Er lacht. „Das tut sie schon mein ganzes Leben, also kann ich damit umgehen.“ Er sieht mir in die Augen. „Ich konnte nicht anders. Ich musste her fahren.“ Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Hastig springe ich auf. „Ich muss furchtbar aussehen! Ich putze mir erstmal schnell die Zähne!“ Er lacht herzhaft. „Denkst du, das interessiert mich?“
„Mir egal!“ Ich hechte ins Bad. Ohje, wie peinlich. Schnell kämme ich mir die Haare und wasche mir das Gesicht.

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Geräusche kommen aus der Küche. Es klopft an die Badezimmertür. „Komm rein“, Marc tritt durch die Tür, stellt sich hinter mich und umarmt mich. „Echt jetzt, Lilly. Es macht mir nichts. Kein Mensch ist direkt nach dem Aufstehen ein Topmodel.“ Ich möchte nicht darauf antworten und trockne mir das Gesicht, dann treffen sich unsere Blicke im Spiegel. Ich lächle kurz und packe mir die Zahnbürste in den Mund. „Als du an deinem 17. Geburtstag im März bei uns gefeiert hast, konnte ich meinen Blick nicht von dir lassen.“ Ich spucke die Zahnpaste aus und sehe ihn durch den Spiegel erschrocken an. „Ich habe mich geschämt. Du kamst mir noch so jung vor. Außerdem kannten wir uns ja nur beiläufig. Aber irgendwas ist an diesem Tag anders geworden. Ich habe dich angesehen und es hat gefunkt.“
„Das klingt super kitschig.“
„Ich weiß. Ist es auch. Ich habe es dann vermieden, zu viel mit dir zu sprechen. Und ich konnte dich vergessen. Aber dann… habe ich Sie daran gehindert… naja.Und als ich dich vor zwei Wochen im Final beobachtet habe-“
„Beobachtet?!“ Ich drehe mich zu ihm. Ganz nahe stehe ich bei ihm. Ich drohe zu hyperventilieren, aber ich reiße mich zusammen.Benimm dich nicht, wie die Mädchen, die du verurteilst, denke ich.

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„Ich habe dich gesehen und wollte dir den Spaß nicht verderben. An dem Abend sahst du so… glücklich aus. Ich konnte nicht wegsehen.“ Er streichelt mir über die Wange. Grade habe ich ein merkwürdiges Gefühl. Irgendwie beklemmend. „Vielleicht solltest du mir keine Liebeserklärung machen. Also nicht jetzt“, ich lächle unbeholfen. Es fühlt sich so eng an hier in diesem Raum und er ist mir plötzlich so entsetzlich nahe. Ich entziehe mich ihm. Er nimmt meine Hand, als ich die Tür öffne.

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„Ich wollte nicht stören… oder sollte ich?“, Maria steht vor uns. Marc ohne Shirt und ich Jeans und BH. Marc lässt mich los. „Alles okay, Mum.“ Sie beäugt uns mit einem skeptischen Blick. „Ich möchte gerne duschen, wenns Recht ist.“ Ich muss so rot angelaufen sein, wie meine Haare. Ob sie denkt…? Ich drängle mich an ihr vorbei in Judys Zimmer. Marc folgt mir und die Badezimmertür schließt sich. Er geht an Judys Zimmer vorbei in seins. Mir fällt auf, dass ich mir sein Zimmer tatsächlich nie genauangesehen habe. Ich klopfe an die offen stehende Tür. Das Zimmer ist modern eingerichtet. Doch keine Pflanzen. Naja, er lebt hier ja auch eigentlich nicht mehr. Richtig… wir werden uns nicht so oft sehen, wie ich dachte.

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Er zieht sich um und steht hier vor mir in Unterwäsche. Irgendwie habe ich das Gefühl, alles sehen zu können, was ich jetzt gar nicht sehen will. Er zieht sich seine Jeans über. Ohne Hemd ihn Jeans… ich könnte ohnmächtig werden, so sexy sieht er aus. Er schnappt sich ein Hemd, zieht es sich über, kommt zu mir und küsst mich. „Ich habe nicht so tolle Nachrichten. Ich muss arbeiten.“ Ich nicke. Oh Mist, vielleicht sollte ich das auch mal. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch voll im zeitlichen Rahmen bin. Da fällt mir ein, was gestern auf der Arbeit passiert ist… aber ich will diesen Morgen nicht zerstören. „Und wann sehen wir uns wieder?“
„Am liebsten würde ich gar nicht gehen.“ Ich möchte weinen. Ich kann mich doch nicht schon wieder verabschieden. „Aber meine Schicht geht bis spät in die Nacht. Ich weiß nicht, ob es noch Sinn macht, danach zu kommen. Donnerstag ist mein freier Tag. Also würde ich Mittwochabend, also morgen, nach der Schicht gleich her fahren.“ Ich nicke. Er küsst mich erneut. Ich staune, wie sanft er ist. Ob die letzte Nacht anders verlaufen wäre, wenn ich älter wäre? Mir wird unbehaglich. Er zieht mich an sich und küsst mich. Es fühlt sich genauso prickelnd an, wie gestern.

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Ich folge ihm zur Tür. Unsere Lippen lösen sich kaum. Doch irgendwann geht er und ich fühle mich schrecklich verunsichert. Wer hätte gedacht, dass mich ganz normale Teenagerprobleme so von meinem abgefu*kten Leben ablenken können? Ich fasse es nicht richtig. Ich nehme mein Handy und tippe eine SMS. Lilly Pierce ist in einer Beziehung, schreibe ich. Ich bin gespannt, was Judy davon hält.

***

Anmerkung des Autors: Ein ruhiges, aber nicht unwichtiges Kapitel. In Lillys Leben geht es drunter und drüber. Letztlich ist sie aber nun mal 17 und ich bemühe mich nun ein wenig die ganz normalen Probleme ihres Alters an zu sprechen. Sie ist zum ersten Mal verliebt. Und wenn wir uns alle daran zurück erinnern, wissen wir, wie schrecklich abenteuerlich das war :D Marc ist erfahrener als sie und wie immer macht sie sich tausend Gedanken, die sie nicht haben müsste, wenn sie nicht schon grundsätzlich so unsicher wäre.
 
Jetzt bin ich ja gespannt was Maria zu dem Ganzen sagt.
Aber auch wie es mit der Ausbildung, Lydia, Judy und natürlich zwischen Marc und Lilly weiter geht.

Hoffe du spannst uns nicht zu lange auf die Folter :D
(Sofern dich das Spiel nicht wieder an den Rand der Verzweiflung führt)
 
  • Danke
Reaktionen: Psychodoll1991
Auch wenn ich gerade erst bei deiner Folge 11 angekommen bin, liebe Psychodoll - so muss ich dir dennoch ein Commi da lassen.
Denn ich finde deine Story wahnsinnig toll, dein Schreibstil, die Bilder dazu - der durchdachte Hintergrund deiner Charakter, einfach alles in Allem ist deine Story
eine runde Sache und erinnert eher an einen Roman als an eine Sims-Geschichte (ist natürlich ein Kompliment) :). Ich kanns kaum erwarten,
dass ich mir deine restlichen Kapitel zu Gemüte führe :).

LG und weiter so
 
uuuh :D jetzt weiß die Mutter es also xD bzw sie kann es sich sicherlich denken xD bin gespannt, wie es weiter geht :)

sorry, ich bin grad etwas knapp angebunden, da ich kurz vorm Urlaub stehe und so viel zu tun ist ahhh!!
aber es war gut zu lesen und ... arme lilly, so viele Gedanken in ihrem kopf, sie wirkt richtig verwirrt :D passt doch zu ihrem Alter. Finde es auch gut, dass du dich so in ihren Kopf versetzt. so muss das sein.
 
Hallo Leute,

ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich übers Wochenende weg bin und ich es wohl erst nächste Woche, spätestens das WE schaffe, eine neue Folge zu bringen.

Ich hoffe, ich kann dann aber alle restlichen Fotos machen und ggf. dann wöchentlich die restlichen Kapitel noch raus hauen :) Viele sind es ja nicht mehr.
 
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Folge 25 – Ruhe

Gerade deine Nähe schenkt mir Abstand zu mir selbst.

© Hans-Christoph Neuert

*

Auf der Arbeit ist die Situation angespannt. Wir reden nicht viel und Tom ist demotiviert. Er steckt uns alle an. Ray hat sich krank gemeldet, was uns viel zu tun gibt und ich mache heute einiges an Überstunden. Um acht Uhr ist an einen Besuch bei Judy nicht mehr zu denken und ich schreibe ihr, dass sie mich bitte anrufen soll, wenn sie kann. Als ich nach Hause komme, hat Maria bereits etwas gekocht, doch ich habe keinen großartigen Hunger. Der Tag hat an mir gezehrt und der Heimweg war lang. Ich bin müde und erschöpft, aber glücklich. Ich esse nichts, aber, wir sitzen dennoch gemeinsam am Tisch. Es herrscht ein betretenes Schweigen. Ich versuche ihren Blick zu meiden. Sie hat kein Wort zu heute Morgen gesagt. Bis mein Handy klingelt sitze ich stumm an Tisch und starre die Tischkante an, als hätte ich noch nie etwas schöneres gesehen. „Du kleine Aufreißerin!“, errötend stehe ich vom Tisch auf und gehe ins Nebenzimmer.

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„Er hat mich aufgerissen und auch das stimmt nicht mal wirklich“, sage ich wahrheitsgemäß. Judy lacht herzhaft am anderen Ende. Ich höre sie lächeln, als sie weiter spricht. Komischerweise wechselt sie sofort das Thema. „Ich habe ihn noch einmal drauf angesprochen, dass er rausfinden soll, was mit Lydia passiert ist. Irgendwie druckst er rum, dass er das nicht einfach ausplaudern kann. Vielleicht hatte er aber auch nur zu viel anderes zu tun. Rummachen zum Beispiel.“
„Du willst ja keine Details“, scherze ich. „Nee, eher nicht.“
„Leider wird das mit Lydia auch etwas dringend. Sie hat das Hotel schließen lassen.“ Von Judy bekomme ich keine Antwort. Dass ich Sprachlosigkeit bei ihr noch erleben darf. „Du hast deinen Job verloren? Weiß Marc das schon?“

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„Nein, wir hatten keine Gelegenheit.“ Wieder schweigt sie. „Mensch, wir beide haben aber einen Lauf“, antwortet sie treffend.

*

Eine sanfte Hand gleitet über meine Hüfte zu meinem Bauch. Ein warmer Körper schmiegt sich eng an mich. Ich öffne blitzschnell die Augen. Es ist dunkel und mein erster Reflex ist, um mich zu schlagen. Dann erinnere ich mich, dass ich ja nun irgendwie in Marcs Zimmer schlafe. Vielleicht auch nur, weil mir sein Geruch gefehlt hat… „Ich bin’s“, flüstert Marc und küsst meine Schulter. „Du wolltest doch erst Mittwoch kommen“, flüstere ich verschlafen. Er dreht mich auf den Rücken und küsst mich auf die Lippen. Ich komme mir vor, als würde ich schweben. Ich werde mich sicherlich niemals an dieses Gefühl gewöhnen. Ich bete dafür.

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„Ich wollte dich sehen.“ Ich könnte schreien vor Glück.„Außerdem wollte ich mit dir über etwas sprechen.“ Das ist so einer dieser Sätze, die man mitten in der Nacht nicht unbedingt hören muss. Ich setze mich stirnrunzelnd auf und schalte die Nachttischlampe an. „Die Schließung vom Schwanensee wurde heute bekannt gegeben. Ich nehme an, du wusstest davon.“ Ach so, darüber möchte er sprechen. Ich ertappe mich dabei, wie ich erleichtert bin und nicke betreten. Ich seufze schwer und möchte ihn nicht ansehen. „Meine Kollegen sind wegen mir arbeitslos“, sage ich schließlich. Marc wirkt empört, setzt sich ebenfalls auf und legt seine Arme um mich. „Das ist Quatsch.“ Das glaubt er ja wohl selbst nicht. Lydia wollte mir ganz sicher damit eins auswischen. Er schweigt, doch er lässt den Blick nicht von mir. Da fällt mir ein, dass er die Zusammenhänger vermutlich nicht kennt. Wo soll ich hier nur anfangen? Er streicht mir über die Schramme in meinem Gesicht, die ich vom Sturz aus dem Fenster habe. „Ich schwöre dir Lilly, hätte ich gewusst, was sie tut, hätte ich dich da früher raus geholt.“ Ich möchte ihm gerne glauben. „Du kannst dir das Gefühl nicht vorstellen, was ich hatte, als du vor mir auf den Boden gefallen bist. Ich habe so viel Hass in ihrem Blick gesehen und du kamst mir so… verletzlich vor. Ich wollte diese Frau“, er macht ein schnaubendes Geräusch und steht auf. Die Wut ist spürbar. Ich stelle mich vor ihn.

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„Ich habe all die Jahre zugesehen und nichts gemerkt.“
„Sei nicht albern, du kanntest sie gar nicht. Und wir kannten uns auch kaum. Wie hättest du es schon merken, oder verhindern sollen? Du bist weder für mich verantwortlich, noch für sie. Übertreib nicht.“ Ich merke ihm die entsetzlichen Schuldgefühle an. Zuerst entgleitet ihm Judy und nun das, was mit mir passiert ist, genau vor seiner Nase. Er muss sich unfähig und nutzlos fühlen. Dennoch, er konnte es nicht wissen. Er war in meinem Leben quasi nicht existent. „Lilly“, im Gegensatz zu Lydia klingt mein Name aus seinem Mund wunderschön, „wie oft kamst du hier her und hattest blaue Flecken, oder Schürfwunden?“
„Du warst mit deiner Schwester beschäftigt, was auch völlig in Ordnung ist. Ich bin selbst schuld, wenn ich mir keine Hilfe hole.“ Ich bin ganz ruhig, fast verständnisvoll. Als würde ich ihn schützen wollen und nicht er mich. Mit einem Mal sieht er mich mitleidig an – in seinem Blick liegt so viel Trauer. „Du bist nicht schuld“, sagen wir wie aus einem Munde und wir grinsen. "Ich bin da raus, es ist vorbei", sage ich abschließend und ich möchte dieses Thema wirklich beenden. Ich muss ihn einfach berühren, ich kann nicht anders. Ich lege meine Hand auf seine Wange und er hält sie sanft fest. Und in diesem Moment spüre ich, dass alles genau so ist, wie es sein soll. Dass ich genau hier hin gehöre. Und es ist egal, wie alt er ist, wie reif er ist, oder was er für Vorstellungen vom Leben hat. Genau so soll es sein – er und ich, als wäre es schon immer geplant gewesen. Ich möchte den Kopf darüber schütteln, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu erkennen. Und zeitgleich darüber, wie naiv das klingt. Er zieht mich an sich und umarmt mich innig, als wären wir zwar zwei Körper, aber ein Geist und zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich vollständig.

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Man muss jemanden nicht küssen, um mit ihm vereint zu sein und man muss auch nicht weiter gehen, um ihm nahe zu sein. Er streichelt meine Wange, küsst mich sanft auf die Lippen und streicht mir durchs Haar. „Warum hast du gestern nichts gesagt?“
„Ich wollte den Abend nicht kaputt machen.“

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Er schmunzelt und küsst mich erneut. „Du bist die erwachsenste 17-jährige, die ich kenne.“
„Danke“, sage ich ehrlich geschmeichelt. Er lässt von mir ab und zieht seine Jeans aus. Dann nimmt er mich bei der Hand und legt sich zu mir ins Bett. Wir liegen auf der Seite und er umarmt mich. Seine Lippen berühren meinen Hinterkopf und küssen ihn. Schon der zweite Abend, an dem ich glücklich einschlafe. Die Hoffnung in mir gewinnt immer mehr die Oberhand.

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wheee weiter gehts :) hoffentlich kann er Lilly nun helfen :3 bin schon neugierig, wenns in der nächsten Staffel noch mehr um die beiden geht :)

kann ich mir vorstellen, dass Marc da Gewissensbisse hat weil er nicht eher was bemerkt hat :S ach je. aber Lilly löst das wirklich sehr erwachsen!
 
  • Danke
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Folge 26 – Den Guten, wie den Bösen

Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.

© Bertolt Brecht

*

Als ich am nächsten Morgen aufwache, steht Marc bereits am Kleiderschrank und sucht sich Kleidung für den kommenden Tag. Er nimmt sich ein Shirt und bemerkt, dass ich wach bin. Er strahlt und in meinem ganzen Körper explodiert ein Feuerwerk. Mein attraktiver Freund setzt sich auf das Bett und will mich küssen, doch ich ziehe mir die Decke vor den Mund. „Nun sei nicht albern“, sagt er bestimmend. Ich lache kindisch auf, als er mir die Decke weg zieht und mich in die Seite piekst, bis seine Lippen auf meinen landen. Ein kleiner neckischer Moment, der mir den Morgen versüßt. Anschließend wirft er mir meine Kleidung zu und verschwindet ins Bad. Ich nehme sie und folge ihm.

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Als ich ins Bad komme, putzt er sich die Zähne. Eigentlich würde ich gerne duschen… Ich scheine völlig verloren mitten im Badezimmer zu stehen. „Was ist?“, fragt Marc durch seinen Mund voller Zahnpasta. Als ich nicht antworte, dreht er sich zu mir um. Er sieht enorm witzig aus. Ohne Brille und mit der ganzen Zahnpasta überall am Mund. „Schämst du dich?“ es klingt nicht belustigt, sondern völlig wertfrei. Ich komme mir kindisch und unreif vor. Als ich weg blicke dreht er sich zum Waschbecken um seine Zahnpasta aus zu spucken. Er spült mit Wasser aus und stellt die Zahnbürste in das dafür vorgesehene Glas, dann kommt er auf mich zu. "Du gibst das Tempo vor", sagt er bestimmt und ohne die Mine zu verziehen. "Entschuldige bitte, dass ich daran nicht gedacht habe. Ich lasse dir so viel Privatsphäre, wie du möchtest." Er legt seine Hand auf meine Schulter und gibt mir einen Kuss auf die Wange, dann verlässt er das Badezimmer.

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Ich muss unsicher lächeln. Ist das nicht irgendwie zu perfekt?

*

„Tom?“, während des Frühstücks klingelt mein Handy. „Lilly, du brauchst heute nicht kommen. Und den Rest der Woche auch nicht. Das Aufkommen ist nicht hoch und wir halten eine Art Krisensitzung ab. Du hast sowieso noch einige Urlaubstage.“

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„Oh… okay“, ich bin irgendwie geknickt ob dieser Nachricht. Das alles fühlt sich plötzlich sehr real an. Tom klingt verunsichert und enttäuscht. Es bricht mir das Herz. Er verabschiedet sich und legt auf. Ich starre kurz betrübt auf mein Handy, als Marc rein kommt und sich seine Jacke über wirft. „So, heute Abend komme ich definitiv nach Hause, wenn nichts dazwischen kommt. Morgen habe ich meinen freien Tag.“
„Ich auch“, lächle ich, „Tom hat sich gemeldet. Ich soll so langsam meine Urlaubstage aufbrauchen. Ich habe den Rest der Woche frei.“ Er hält kurz inne und wir schweigen. „Soll ich nicht mal zu dir mitkommen? Du musst ständig her fahren-“
„Nein, ist okay. Wir müssen hier ja auch die Stellung halten wegen Judy. Außerdem kennst du dich nicht aus und, entgegen jedem Gesetz, weiß ich nicht, wie gut es ankommt, wenn ich auf dem Revier meine 17-jährige Freundin vorstelle.“ Das verstehe ich. Ich bin nicht mal geknickt, sondern eher freudig erregt „Freundin“ genannt worden zu sein und grinse wie ein kleines Mädchen.

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Er kommt auf mich zu. „Und bitte, mach dir keine Gedanken wegen des Themas vorhin. Okay?“, ich nicke energisch und lächle dabei. „Eventuell habe ich heute Abend dann Neuigkeiten wegen deiner Schwester. Sie wurde tatsächlich bei uns verhört. Ich darf dir aber keine Details sagen.“
„Echt jetzt?“, ich bin beleidigt. Er kann doch mal eine Ausnahme machen. „Lilly, ich kann dir nur helfen, wenn du Anzeige erstattest. Ich verliere meinen Job, wenn du die Falldetails von mir bekommst. Außerdem weiß ich bis jetzt auch nicht viel mehr. Sie wurde verhört und anschließend zur Beobachtung in die Psychiatrische Abteilung gebracht.“ Mir kommt der Gedanke, dass ich ihn vielleicht gar nicht brauche, um Details zu erfahren. Ich gebe mich genügsam und stelle mich zu ihm, um ihn zu küssen. Maria kommt die Treppe runter und nickt uns zur Begrüßung zu. Marc nimmt mich an den Schultern. „Ich muss jetzt los. Bitte pass auf dich auf“, und nach einem weiteren kurzen Kuss, geht er zur Haustür raus. Es kommt mir schon so eingespielt und selbstverständlich vor und ich gewähre mir restloses glücklich sein. Mein Blick fällt auf Maria, die offensichtlich etwas sagen möchte, es sich aber verkneift.

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Ich überlege, ob ich etwas sagen soll. Ob ich sie fragen soll, was los ist. Sie hat und nach der Situation im Badezimmer keines Blickes mehr gewürdigt und ich fühle mich fehl am Platz. Vielleicht sogar unerwünscht. „Du musst nicht einverstanden sein, aber das wird es nicht ändern“, sage ich erwachsen. Mein Herz klopft so schnell. Ich wollte es sagen, aber ich will auch Harmonie. Sie nimmt sich eine Tasse Kaffee und sieht mich eindringlich an. „Ich habe nichts dagegen, ich frage mich nur, woher das plötzlich kommt.“ Sie füllt den Kaffee in eine Thermo-Tasse um und zieht sich eine Jacke über. Scheinbar ist ihr nicht nach frühstücken. Sie wirft mir noch einen letzten Blick zu und hebt kurz die Hand, während sie an ihrem Kaffee nippt, dann verlässt Maria das Haus. Ob sie denkt, ich bin nur mit ihm zusammen, damit er mich beschützt? Stutzig räume ich meine Sachen weg, packe Handy, Schlüssel und Geldbörse ein und laufe zur Bushaltestelle.

*

Ich gehe in Gedanken hunderte Möglichkeiten durch, wie ich das Gespräch beginnen kann, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Als ich durch die Tür im Heim in Omas Zimmer gehe, habe ich mich noch immer nicht entschieden. Sie wirkt heute abwesender als sonst. „Wie geht es dir?“, frage ich und setze mich, nachdem wir uns mit einer oberflächlichen Umarmung begrüßt haben. Mein Herz pocht mir bis zum Hals und die Unsicherheit in mir scheint mich zu verschlingen. Egal, wie ich die Fragen stellen könnte, ich weiß nicht, ob ich überhaupt eine Antwort möchte.

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„Ach, gar nicht so schlecht. Ich hatte letzte Woche eine Erkältung. Die geht zurzeit um bei uns“, gedankenverloren starrt sie aus dem Fenster. Von ihrer einstigen Dominanz und Stärke ist nicht viel übrig geblieben. Auch ihre wenngleich wenig vorhandene Wärme ist mit Opas Tod begraben worden. Ich liebe sie noch immer, doch ich finde keinen Zugang mehr zu ihr. „Und dir? Wie läuft die Ausbildung?“, fragt sie nicht wirklich interessiert. „Das Hotel wird schließen.“ Sie wirkt geschockt und betroffen. „Aber warum denn? Ich kenne die Besitzerin schon lange… sie wirkte immer so erfüllt.“ Eine bessere Vorlage hätte sie mir nicht liefern können, um das Gespräch auf Lydia zu lenken. „Lydia ist jetzt Vorsitzende der City-Bank Niederlassung. Sie hat die Mittel gestrichen.“ Ich bemühe mich, so gefestigt wie möglich zu klingen. Mit starker Stimme und festem Blick. Oma wirkt geschockt, aber nicht überrascht und wendet sich abwechselnd dem Fenster und mir zu.

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„Sie hat das sicher nur gemacht, weil du ausgezogen bist:“ Aha. Sie haben also miteinander gesprochen. „Hat sie dir auch erzählt, warum ich ausgezogen bin?“ Sie schweigt betreten und schüttelt den Kopf. Ich wäge noch ab, ob ich einfühlsam, oder bestimmend sein soll. Ich wähle bestimmend, obschon ich das Gefühl habe, sie noch mehr zu brechen, als ohnehin schon, doch ich brauche Gewissheit. „Ich habe eine Frage an dich und ich möchte eine ehrliche Antwort.“ Ich kann ihren Blick nicht deuten. Sie scheint Angst zu haben und ihre Körpersprache zeigt eindeutig sowas wie Fluchtverhalten. Das ist es zumindest, was ich vor einigen Wochen in diesem Psychologiebuch gelesen habe. Ich erwische mich bei dem Gedanken, wie ich abschweife. „In der psychiatrischen Abteilung der Klinik hängt ein Foto von Lydia. Warum?“ Aus Omas Gesicht schwindet die Farbe, doch sie versucht das Unbehagen weg zu lächeln. „Nun, nach dem Tod deines Großvaters ging es ihr lange sehr schlecht-“
„Ich habe um eine ehrliche Antwort gebeten. Ich weiß, dass sie mit der Polizei hin gebracht wurde. Nach Opas Tod. Ich will wissen, warum.“ Ich weiß nicht, warum, doch meine Wut kocht schneller hoch, als ich erwartet hatte. Meine Stimme ist laut, aber ich schreie nicht. Ich möchte sie nicht beschimpfen, aber es ärgert mich, ständig für dumm, oder naiv verkauft zu werden. Ich möchte endlich wissen, ob ich meine Schwester hassen darf.

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Oma scheint, als wolle sie weinen. Sie stottert irgendwas davon, dass sie das nicht genau wisse, wirkt verunsichert und verängstigt, doch dass sie lügt ist unverkennbar. „WARUM?“, sage ich laut, aber betroffen, in der Hoffnung, dass keine Pflegerin in das Zimmer kommt.

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Die Stille schreit uns förmlich an. Bis Oma tief seufzend Luft holt. „Ich wollte dich nur schützen, Lilly. Dich und mich.“ Sie lächelt milde und traurig, dann bricht sie wieder ein. Mute ich ihr zu viel zu? Kann sie noch einen Schritt weiter gehen? Ich gehe zu ihr, knie mich vor sie. "Bitte sag mir, was passiert ist, damit endlich die Person leidet, die es verdient hat." Ihre Lippen zittern und sie beginnt zu weinen. „Dein Großvater war krank, Schätzchen. Er hatte Diabetes, wie du weißt.“

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Ich kann mich dunkel an Spritzen erinnern. Auch daran, dass es ihm peinlich war und er sich meist zurückzog. Oma hat ihm oft geholfen und aufgebaut. Es war nie ein großes Thema, da die Problematik mit seinem Herz ein größeres war. Doch für mich war er einfach immer nur alt. „Und?“, frage ich interessiert. Ich bin nervös, habe Gänsehaut. „Es war kein Herzinfarkt. Er fiel in ein diabetisches Koma.“
„Was heißt das?“
„Das heißt, dass sein Körper das notwendige Insulin über einen längeren Zeitraum nicht erhalten hat. Er wurde apathisch, fiel ins Koma und...", sie schluchzt in ein Taschentuch, welches ich ihr reiche, "seine Nieren versagten", bringt sie zu Ende. "Und wie konnte es passieren, dass er sich zu wenig spritzte? Hat der Arzt etwas falsch gemacht?" Ich setze mich behutsam wieder auf meinen Stuhl. "Ich weiß es nicht. Aber ich kannte die Dosis nicht. Er war nie mit mir beim Arzt. Ich verstehe von sowas nichts." So langsam hört sie auf zu schluchzen und blickt nur noch abwesend aus dem Fenster. "Und wer hat sich dann darum gekümmert?" Oma senkt ihren Blick und sieht mich beschämt, ihren Mund von ihren Händen verdeckt an. Ich muss die Antwort nicht hören.

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Ich kann sie sehen.

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Zuletzt bearbeitet:
Folge 27

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Folge 27 – Das große Nichts

Allen Sündern wird vergeben, nur dem Vatermörder nicht.

© Franz Grillparzer

*

Eine unausgesprochene Wahrheit nimmt den ganzen Raum für sich ein. Die Stille wirkt quälend. Oma beginnt wirr vor sich hin zu reden. Stotternd und schwach. Sie wirkt verwirrt und verzweifelt, als sie "aber sie ist doch meine Enkelin", vor sich hin murmelt. Es tut mir Leid, dass ich so viel aufgewirbelt habe. Ich kann sie nicht weiter quälen. Ich zweifle nicht daran, dass Lydia meinem Großvater das angetan, was ihn getötet hat. Ich weiß nur noch nicht, wie all das zusammenpasst. Wie hat sie es geschafft, dass nach dieser Tat Oma nun als verwirrt im Heim sitzt und nicht Lydia in der Psychiatrie? "Oma, hast du der Polizei davon erzählt?", sie nickt weinend. "Lydia kam ins Krankenhaus. Doch sie wurde nach zwei Wochen wieder entlassen. Zwei Tage später kam ich hier her."

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Ich bemühe mich, sie an zu lächeln. Sie wirkt so verloren. „Alles wird wieder gut. Ich kümmere mich darum.“ Sie wirkt aufgerüttelt und springt von ihrem Stuhl auf. Sieaw zieht eine Schachtel unter dem Bett hervor. „Bitte“, sagt sie und reicht sie mir mit zittrigen Händen, „nimm sie. Du findest alles, was du suchst, da drin.“

*

„Sie wurde wegen Mordes vorgeladen, da bin ich sicher. Oma hat garantiert einen anonymen Tipp gegeben, weil sie sich nicht getraut hat, sie wirklich an zu klagen und Lydia kam zur Beobachtung auf die Geschlossene. Sie hat Opa umgebracht, ich bin mir sicher“, ich klinge geschäftsmäßig und emotionslos und so fühle ich mich auch. Judy jedoch verhält sich anders, als erwartet. „Lilly“, beginnt sie vorsichtig, „kommst du klar?“
„Ja, klar“, sage ich bestimmt. Ich stehe in Marcs Zimmer. Oder laufe vielmehr auf und ab. Mein Hirn scheint unermüdlich zu arbeiten.

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Sie klingt nicht überzeugt. „Du hast gerade erfahren, dass dein Großvater von deiner Schwester ermordet wurde. Vielleicht. Ich bin hier… und das hin und her mit Marc. Ich mache mir Sorgen, dass… irgendwann ein großer Knall kommt.“
„Judy, ich will jetzt wissen, warum Lydia getan hat, was sie nun mal getan hat. Warum sie ist, wie sie ist. Ich will wissen, warum sie mich hasst. Warum sie vielleicht Opa auf den Gewissen hat. Ich will endlich die Wahrheit wissen.“

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„Aber warum ist das wichtig, Lil? Sie wird dich nicht lieben, wenn du es verstehst. Vielleicht willst du es auch gar nicht wissen. Dein Opa wird nicht wieder lebendig und Lydia wird sicher auch das Hotel nicht wieder finanzieren. Was ist, wenn die Wahrheit mehr ist, als du ertragen kannst?“ Ich will davon nichts wissen. Nicht jetzt. Ich versuche das Thema zu wechseln und setze mich auf Marcs Bett. Er fehlt mir. Und das, obwohl wir uns erst vor einigen Stunden gesehen haben. Ist das verliebt sein? Ich lege die Kiste von Oma auf das Bett und mich daneben. Ich möchte gerne nachsehen, was darin ist, doch ich traue mich nicht.
Judy verabschiedet sich am Telefon zum Abendessen, doch ich lege nur abwesend auf. Ob Judy Recht hat? Ob ich mich grade einfach so sehr davon distanziere, weil ich die Wahrheit nicht ertragen kann? Ich fühle irgendwie gar nichts, obwohl ich so viel fühlen sollte. Meine beste Freundin liegt in der psychiatrischen Klinik und (wenn wir ehrlich sind) kämpft sie irgendwie mit dem Tod. Ich habe mich Hals über Kopf in einen doch deutlich älteren Mann verliebt, der mich erst hingehalten und mich dann völlig überrumpelt hat – das Bauchkribbeln sorgt regelmäßig dafür, dass mir schlecht wird. Ich bin nervös und zeitgleich überglücklich, will ihn anfassen und traue mich nicht, will Nähe und habe Angst vor ihr. Ich verliere meine Ausbildungsstelle und habe null Motivation, mich um zu orientieren. Ich stehe quasi vor einem großen beruflichen Nichts. Zwei Jahre umsonst. Und zu guter Letzt hat meine Schwester vielleicht meinen Großvater getötet. Ich bin 17. Wie soll ich all das einordnen?

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Ich sollte wie ein typischer Teenager fünfzig SMS mit Marc am Tag schreiben und mich nicht auf die Schule konzentrieren können, weil ich so over-hyped-verliebt bin. Mich nicht auf die Arbeit freuen, weil ich mich nicht unterordnen will und grade so viel Zeit zum Lernen aufbringen, wie nötig. Während all dieser Gedanken fallen mir die Augen zu. Den Geruch von Marc in der Nase, sein Bett unter meinem Körper, seine Nähe in meinen Gedanken, schlafe ich langsam ein.

*

Als ich aufwache, ist es dunkel. Ich erspüre die Stille im Haus, die Kälte im Raum. Maria ist wirklich oft weg derzeit. Ich friere oft, wenn ich aufwache und diesmal bin ich nicht mal zugedeckt. Ich ziehe, den Schlaf noch in den Augen und Gliedern, torkelnd einen Pullover über. Es regnet stark. In der Ferne höre ich das Grollen eines Donners. Ich schließe das Fenster und setze mich aufs Bett.

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Mein Blick fällt auf mein Handy. Ich fahre jetzt los, in einer Stunde bin ich da. Ich freue mich auf dich!, schreibt Marc. Das ist nun auch fast eine Stunde her. Ich ziehe den Karton mutig auf meinen Schoß und öffne ihn. Fotos, Briefe, Zeitungsartikel liegen darin. Ganz oben ein Foto von meiner Mutter, sie ist schwanger. Lydia sitzt neben ihr.

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Ich habe Gänsehaut am ganzen Körper. Ich ziehe die Briefe aus der Schachtel. Sie sind von Mum an ihre Eltern. Manchmal sind Artikel vom Todestag meines Opa’s dazwischen und mittendrin ein Brief vom Krankenhaus.
Die Tür zum Zimmer geht auf und ich erschrecke so sehr, dass ich fast alles in die Luft geschmissen hätte. „Hey“, sagt Marc sanft, stellt seinen Rucksack vor den Schrank und küsst mich. „Was machst du da?“
„Gar nichts“, sage ich und versuche die Fotos und Briefe weg zu packen, doch Marc greift sofort danach. Er setzt sich neben mich und schaut sich jedes Bild einzeln und ganz genau an. Er legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. „Du warst wirklich sehr süß als Kind“, er schmunzelt, als er das sagt. Als er zu einem Bild mit Lydia kommt, wirkt sein Blick düster und nachdenklich. Ich wehre mich nicht. Er sollte diese Bilder sehen. Ich sollte ihm vertrauen.

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„Warum hast du dich all die Jahre nicht gewehrt? Mir begegnen viele Frauen, die sich von ihren Männern schlagen lassen. Doch keine kam mir so stark vor, wie du.“ Ich schlucke. Was ist die richtige Antwort auf eine solche Frage? Es kommt mir vor, als habe er es schon ewig fragen wollen. Ich stehe auf, damit ich ihn nicht ansehen muss. „So genau kann ich das nicht beantworten“, sage ich und stelle mich vor den Spiegel, „vielleicht ist sie der letzte Teil, der mir von meiner Mum geblieben ist.“ Noch nie habe ich das ausgesprochen. Marc beginnt zu lachen und ich fühle mich vor den Kopf gestoßen. Er steht mit einem Bild in der Hand auf und zeigt es mir. Es ist ein Bild meiner Mutter, wie sie noch jünger war. Es muss irgendwo zwischen den ganzen Briefen und Artikeln gesteckt haben. Ich kann nichts mehr sagen. Er legt seine Hände um meine Hüfte, dreht mich zu sich und streichelt meine Wange. „Schau dir das Bild an. Meinst du nicht, du trägst den größten Teil von ihr in dir selbst?“

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Er schmunzelt und streicht über die Grübchen, die durch mein Lächeln entstehen. „Vielleicht findest du ja einen Weg, ihr Andenken für dich noch wertvoller zu machen.“ Wieder einmal findet er genau die richtigen Worte zum perfekten Zeitpunkt. Mir kommt ein Gedanke, ein Entschluss. Ich weiß nun, was ich tun will.

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***

Folge 28 – Konfrontation

Die lautlosen Schreie
von damals
hallen heute noch
als Echo der Angst.


© Engelbert Schinkel

*

Am nächsten Morgen bin ich lange vor Marc wach und starre im Zimmer umher. Heute soll ein Tag der Veränderungen sein, ein Tag der Entscheidungen. Doch er wird mir dabei höchstwahrscheinlich nicht helfen können. Wie er da liegt – so friedlich, leicht lächelnd. Er ist wirklich süß. Ich möchte ihn nicht wecken und klettere behutsam über ihn drüber. Ich ziehe mir meine bequeme Jeans an und ein Shirt.

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Mit einem letzten Blick auf Marc verlasse ich das Zimmer. Ich putze mir die Zähne, kämme die Haare, esse eine Banane und verschwinde. Ich bin nur zuhause und hole ein paar Sachen, bin bald zurück, schreibe ich ihm. Dass ich vor habe auf Lydia zu warten, sage ich nicht. Die ganze Welt läuft langsam vor sich hin. Ich habe das Bild von Mum einstecken, um mich daran zu erinnern, wofür ich kämpfe und warum ich das tu. Ich hoffe, Marc wird nicht zu früh wach.
Als ich unsere Nachbarschaft erblicke, kommt sie mir bereits fremd vor. Ich bleibe lange vor unserem Haus stehen und merke, dass ich schon viel länger davon Abschied genommen hatte, als ich dachte.

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Ich schließe dir Tür auf und wie erwartet ist niemand zu Hause. Es sieht alles aus wie immer, keine Veränderungen. Ich bereite mich dennoch darauf vor, mein Zimmer vielleicht nicht ganz so schön vor zu finden, doch ich werde überrascht.

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Es ist nichts verändert. Nichts klein geschlagen. Nur ein paar Klamotten liegen auf dem Boden, vielleicht weil Marc sie aus dem Schrank gezerrt hatte. Ich nehme eine Tasche aus dem Schrank und packe Kleidung hinein, Fotos, Kleinkram, Make-Up und Schmuck. Zuletzt meinen Laptop. Wegen dem bin ich hier. Ich setze mich auf mein Bett und fahre ihn hoch. Ich bin gut darin, Bewerbungen zu schreiben. Viel anpassen muss ich nicht. Als ich ihn wieder runter fahre und in der Tasche verstaue, geht unten die Tür. Ich lasse geschockt die Tasche zur Vorsicht aus dem Fenster fallen, falls ich nicht mehr dazu kommen sollte, sie zu holen. „Hallo?“, ruft es von unten. Ich hatte die Tür nicht wieder abgeschlossen. Ich fluche kurz in mich hinein und atme tief durch. Irgendwann wird sie sehen, dass ich da bin. Ich zeige mich.

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Ich kann nicht beschreiben, wie sie mich ansieht. Perfekt adrett gekleidet und frisiert. Sie mustert mich einfach nur und sagt lange nichts. „Was machst du hier?“, sagt sie endlich und erlöst uns aus der Stille. „Sachen holen“, antworte ich sachlich. Sie kommt die Treppe empor und ich weiche erschrocken zurück, doch sie läuft einfach an mir vorbei in ihr Zimmer. „Ich will das nicht tun, Lilly-“
„Was? Willst du mich auch aus dem Weg schaffen?“ Sie macht auf dem Absatz kehrt und starrt mich an. Wer bitte spricht da? Ich höre mich reden, es scheint eine viel mutigere Version von mir zu sprechen. Sie wirkt wütend und verbittert und ich spüre, wie ich die Fäuste balle. Mir war nicht klar, wie wütend ich bin. Wie zornig. Sie sieht mich mit dem gleichen Ausdruck an, wie sie es immer tut. Hass. Sie greift unter das Bett. Sie sieht elegant und perfekt aus, wie immer. Ich glaube wirklich, dass es schwierig ist, sie nicht zu mögen, wenn sie ihre Rolle spielt. „Oh, komm schon Lilly. Hast du das Gefühl, ich weine jetzt?“, sagt sie im weggehen.

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„Also warst du es. Du hast es getan.“ Sie schweigt und starrt mich nur an. „Und wenn schon“, schnaubt sie, „er war alt.“
„Und das ist Grund deinen eigenen Großvater zu töten? Wie kannst du so gleichgültig sein? Ich habe ihn geliebt! Hast du Mutter auch-“ Sie schnaubt und wirkt wie ertappt, doch ebenfalls entrüstet. „Lass Mutter aus dem Spiel! Sie ist ganz allein für ihr Schicksal verantwortlich, wie es unser Großvater auch war!“ Was soll das heißen? Dass sie Mum auch etwas angetan hat?

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„Nun sieh mich nicht so an, mit deinen großen Augen, Lilly! MICH wickelst du damit nicht um den Finger! Nicht wie Mum und Großvater und all die anderen, die auf deine verletzliche Masche reinfallen“, sie beginnt zu schreien, „ich habe keine Lust mehr! Das Beste, was mir passieren konnte, war dass du abhaust. Du bist Ballast, wie Schmutz an meinen Schuhen. Endlich muss ich mich nicht mehr um dich kümmern!“
„Du bist abscheulich“, sage ich, erneut überrascht, doch eigentlich möchte ich weinen. Ich fühle das, was ich all die Jahre in ihren Augen gesehen habe. Was ich immer erfahren habe, wenn sie mich schlug und kritisierte. Und irgendwo ganz tief in mir drin, möchte ich Mitleid mit ihr haben. Ich wurde geliebt. Sie war ganz allein.

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Sie kommt auf mich zu und ihre Hand prallt fest auf meine Wange. „Denk ja nicht, nur weil ich dir kein Geld mehr hinterher schmeiße, dass ich mich nicht mehr traue, dich zu schlagen. Ich habe Mutter versprochen, mich um dich zu kümmern, bis du auf eigenen Beinen stehen kannst, doch wenn nötig prügle ich dich noch immer stumm.“ Ihr Atem geht langsam und kontrolliert. Ich habe entsetzliche Angst und ducke mich vor ihr.

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„Sie haben dich geliebt. Alle. Ab dem Tag deiner Geburt war ich ein Nichts.“
„Ich dachte, du würdest nicht heulen.“ Wieder ein heftiger Schlag, diesmal an den Hals. Ich verliere den Halt und falle in die Ecke. „Wag es nicht, mich zu provozieren.“ Sie dreht sich um, läuft an ihren Nachtisch und zieht etwas Funkelndes aus der Schublade. Als sie sich umdreht, zielt der Lauf einer Pistole direkt auf mich. Ich muss mich bemühen, nicht zu schreien. Sie ist völlig außer Kontrolle. „Ich habe wirklich lange auf diesen Moment gewartet.“ Sie ist ganz ruhig, als würde sie einen Kaffee trinken. Ihr Blick ist starr und emotionslos. „Warum tust du das?“, frage ich, doch ich erhoffe mir keine wirkliche Antwort.
„Mutter starb an Krebs, Lilly. Ich habe über ein Jahr lang ihre Kotze vom Boden gewischt, ihre Sprüche ertragen und bis zuletzt an ihrem Bett gestanden. Und immer nur redete sie von dir. Und Großvater redete immer noch von dir. Überhaupt alle liebten deine roten Haare, weil du aussiehst, wie unsere Mutter. Und weißt du, was Opa im Gegenzug mit mir gemacht hat? Mich ins Zimmer gesperrt. Mir Ohrfeigen verpasst, bei jeder Gelegenheit, wenn du nicht geschaut hast. Und wenn er das nicht getan hat- ... warum erzähle ich dir das? Es geht dich einen Scheiß an!“

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„Lydia, du hast einen Menschen getötet!“
„Halt die Klappe, Lilly! Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst! Ich habe einen Freifahrtschein!“ Sie grinst herablassend. Als sie meine Verwirrung bemerkt, kommt sie näher.

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„Du hast wirklich keine Ahnung, oder?“, jetzt sieht sie mit diesem Grinsen auf mich runter, mit dem sie mich immer ansieht. Dieses überhebliche, machtvolle Grinsen. „Du bist so entsetzlich klein, Lilly. Ich hatte gehofft ein klein wenig von Mums Stärke in dir zu sehen. Opa und Oma sind elendige schwache Menschen. Nur du und ich hieß es dann. Und ich dachte, ich könnte dich nicht so leicht kontrollieren. Aber Gefühle machen nun mal schwach“, sie lädt die Waffe und zielt auf meine Stirn. „Ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet. Aber ich habe immer gehofft, dass du es mir nicht so leicht machen würdest.“
„Du gehst ins Gefängnis, wenn du mich erschießt. Endgültig.“ Mein Herz pocht so laut, ich bin überzeugt, sie hört es. Was wird Marc sagen, wenn er her kommt und mich sieht? Warum habe ich ihn nicht gefragt, ob er mit kommt? Judy wird das niemals verkraften. „Nicht nötig“, seufzt sie. „Dein ,Abschiedsbrief‘ liegt in meinem Zimmer. Lass das mal meine Sorge sein.“

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Vorbei. Aus und vorbei. Ich wollte nur die Wahrheit wissen. Nur wissen, ob meine Wut berechtigt ist. Warum sie mich hasst. Soll das alles sein? Dass sie eifersüchtig war? Wir waren Kinder. Ich kann nichts dafür, dass ich aussehe, wie Mum. Vielleicht war Lydia genauso einsam, wie ich? Ich weigere mich, Verständnis für diesen Menschen zu haben. „Mein Freund ist Polizist und er wird nicht ruhen, bis du im Gefängnis verrottest. Also hör auf zu heulen und finde dich damit ab. Warst du deswegen in der Psychiatrie? Weil du nicht damit klar kommst, dass mich alle lieben und du nur ein Miststück bist?“
Ich bin so wütend, ich möchte weinen, doch diese Genugtuung werde ich ihr nicht geben. Zeitgleich habe ich entsetzliche Angst. Nicht vor dem Tod. Vor ihr. Sie ist der Mensch auf der Welt, vor dem ich mich an meisten fürchte. Es tut mir so leid, denke ich. Marcs und Judys Gesichter tauchen vor meinem inneren Auge auf. Ich werde sie nie wieder sehen. Ich habe solche Angst. Dieser Moment hat nichts von den Filmen. Nichts von einem heroischen Auftritt. An meinem Tod wird nichts heldenhaftes sein. Er wird, wie jeder andere Suizid, einfach in der Versenkung verschwinden und niemanden wird es kümmern. Und alle, die es kümmert, werden machtlos sein. „Ich war in der Psychiatrie, weil egal, was mir passiert ist, ich immer alles weg gesteckt habe. Weil ich stark bin. Aber leider nahm Oma das zum Anlass, mich nach Opa’s Tod einzuweisen, weil sie fand, ich sei nicht normal.“ Sie sagt es, als sei das absurd. Beinahe fange ich an zu lachen.

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„Und da haben sie rausgefunden, dass du nur ein armseliges gestörtes Kind bist?“ Sie lächelt. Fast schon liebevoll. „Nein, Lilly. Da haben sie rausgefunden, dass mich nichts berührt, weil mich nichts berühren kann. Ich fühle nicht, Lilly. Ich bin krank. Sie nennen das Soziopath. Oder Psychopath. Ich nenne es Überlebensstrategie.“
"Du spinnst doch!", schreie ich laut. "Lilly?" Ruft jemand hinter der Haustür. Es ist Marcs Stimme. "Komm nicht rein!", schreie ich, doch er wirft sich schon mit aller Kraft gegen die Tür. Und nochmal. Und nochmal. Ich zähle die Schläge. Lydia und ich halten beide die Luft an, starren auf die Tür. Ich bete, dass er nicht durchbricht. Er darf nicht dazu kommen. Wenn ihm was passiert, wäre es meine Schuld. Ich sehe, wie das Türschloss mit jedem Schlag nachgibt. In Wahrheit, dauert es nur Sekunden. Und gerade, als Marc durch die Tür kracht und mich mit einem Entsetzen in den Augen ansieht, das mich atemlos macht, erhebt Lydia die Waffe und fixiert meinen Freund. Ich richte mich binnen Millisekunden auf, mache einen Satz und hole noch ein Mal tief Luft. Dann löst sich ein Schuss.

***
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Psychdoll,
ich war bisher immer eine sehr Stille Leserin, dich denke ich, dass du es verdient hast, dass ich mich mal zu Wort melde und dich dafür lobe. :D
Ich lese deine Story schon von Anfang an und bin sehr begeistert von deinem Schreibstil! Du schaffst es, dass ich mich immer total in die Situation reinversetzen kann. Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht! Gemein an so einer Stelle auf zu hören. :D

Lieben Gruß,
Shaunee
 
Haha, gruselig :D
Fotos sind gemacht. Am Wochenende habe ich kaum was vor. Sonntag kommt eine neue Folge :) Die vorletzte.

Staffel zwei ist allerdings auch schon in der Mache. Hier werde ich aber wirklich erst anfangen, wenn ich mind. die Hälfte der Bilder geschossen habe, damit keine so lange Wartezeiten dazwischen liegen. Evtl. kommt aber erst noch eine Kurzgeschichte dazwischen. Was früher fertig ist.
 
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boa wie gemeint, genau an dieser stelle aufzuhören XD .. hoffentlich hat es marc nicht erwischt oder er trägt nur einen streifschuss davon .. ich möchte mir gar nicht ausmalen was dann passiert OMG. ich liebe deine story :).
 
Folge 29

***

Folge 29 - Koma

Süßer Tod, komm‘ über mich,
nimm mich mit und stiel mir Licht.
Liebstes Leben, gib mich frei,
nur im Schlafe kann ich sein.

Psychodoll1991


*

„Auf drei. Eins, Zwei, Drei." Ein schwerer Ruck und ich werde in die Luft gehoben. Mir ist entsetzlich kalt und unter mir ist es nass. Ich höre Marcs aufgeregte Stimme. Als ich wieder aufkomme, möchte ich vor Schmerzen schreien. Doch ich kann nicht? Ich versuche die Augen zu öffnen, aber es geht nicht. Zwei warme Hände umfassen meine Hand. Ich möchte etwas sagen, möchte ihm sagen, dass ich ihn höre. Warum kann ich nichts sagen? „Sie müssen jetzt los lassen, damit wir sie in den Krankenwagen tragen können.“
„Ich fahre mit dem Auto hinterher!“ Er atmet so schnell, ich kann es hören. Es regnet. Kalte Tropfen schlagen auf meine Haut. Mit einem weiteren Ruck kommen wir zum Stehen. Es riecht nach Medizin und Krankheit. Es riecht nach Tod. Ich spüre etwas Kaltes an meiner Brust, dann beginnt ein gleichmäßiges Piepsen. Endlich kann ich die Augen öffnen. Ich sehe nur verschwommen. Alles ist so… beängstigend.

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Ein Sanitäter steht mit einem großen Blasebalg über mir und beatmet mich. „Miss Pierce?“ ruft er, „Miss Pierce, blinzeln sie, wenn sie mich verstehen.“ Ich blinzle. Plötzlich scheint sich jeder Muskel in meinem Körper zusammen zu ziehen. Ich habe solche Angst. Warum konnte Marc nicht hier bleiben? Aus dem gleichmäßigen Piepsen wird ein hektisches und lautes Geräusch. „Sie hat einen Schock! Defi!“ ruft einer der anderen Sanitäter. Dann wird wieder alles schwarz.

*

Ich spüre Wärme und Kälte. Licht und Dunkelheit. Neben mir ein beständiges Piepsen und Geräusche, die klingen, wie die Atmung von DarthVader. Ich möchte lachen, doch es geht nicht. Wieso nicht? Ich kenne diese Geräusche. Ich habe sie schon einmal bei Judy gehört. Ich werde beatmet. Ich spüre, dass etwas Schweres auf meinem Bauch liegt, es fühlt sich an, wie ein Ball. Polternd stürmt jemand zur Tür rein. „Das Wetter ist entsetzlich“, es ist Judy’s Stimme. Ich möchte weinen vor Glück, sie umarmen, doch ich kann mich nicht bewegen. Der Ball bewegt sich. Scheint also doch ein Kopf zu sein. „Ihr Zustand ist unverändert.“ Es ist Marcs Stimme.

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„Du musst mal hier raus. Die letzten drei Wochen sitzt du hier rum. Du kannst mich ruhig alleine mit ihr lassen.“ Drei Wochen? Ich bin drei Wochen in diesem Zustand? Ich kann die Angst und Trauer förmlich spüren, die in der Luft zu liegen scheinen. Ich möchte ihnen so gerne sagen, dass ich wach bin. Dass ich sie hören kann. „Weinst du schon wieder?“, fragt Judy gewohnt unsensibel. Ich spüre, wie sie an das Bett läuft und ihn umarmt. „Du weißt doch, was die Ärzte gesagt haben. Alles wird wieder.“
„Das sagen sie, damit wir nicht in Panik geraten. Das war kein Streifschuss, Judith. Es wurden lebenswichtige Organe verletzt. Und ich bin schuld!“ Jetzt schreit er fast. Scheinbar macht er sich große Vorwürfe. Dabei war es meine Schuld. "Das Thema hatten wir schon", ich höre, wie Judy ihren Regenschirm an mein Bett lehnt. "Ich bin der Diskussion müde." Sie wirkt unglücklich, betrübt und erschöpft. Sie hört sich viel erwachsener an, als ich es gewohnt bin. "Ich habe Angst um Lilly und kann mich nicht immer wieder darum kümmern, dich aufzubauen." Ihr Tonfall erschreckt mich. Es ist merkwürdig hier zu liegen und das zu hören. Ich habe mich dem Tod so nahe gefühlt, als Lydia mir die Waffe an die Stirn hielt. Und nun bin ich ihm wirklich nahe… als müsste ich nur die Hand ausstrecken und nach ihm greifen. Marc steht abrupt auf. Ich höre seine Schritte weggehen und eine Tür, die sich schließt. Nun setzt sich Judy an mein Bett. Es freut mich so unendlich, dass sie entlassen wurde. Sie stellt eine Tasche bei Seite. Sicher die pinkfarbene mit den Eulen drauf. Die liebt sie. Sie zieht eine Jacke aus, die nach einer Regenjacke klingt. „Hey Lil‘“, sagt sie optimistisch, „hör nicht auf ihn, er scheißt sich nur ein, weil er Romeo und Julia gelesen hat. Und nun ist er wieder beleidigt.“ Ich möchte so gerne lachen, obschon ihre Stimme bedrückt und müde klingt.

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„Du hast uns einen ziemlichen Schrecken ein gejagt, das stimmt wohl. Aber gut ist, dass Lydia zumindest wegen Körperverletzung einsitzen wird. Das hast du prima hin bekommen. Wäre mir allerdings lieber gewesen, du wärst dabei nicht fast drauf gegangen.“ Sie möchte lustig klingen, doch es gelingt ihr nicht. Sie überspielt es, wie sie es immer tut. „Also, ähm, was gibt es zu erzählen, was ich dir nicht gestern schon erzählt habe? Aber ich weiß ja gar nicht, ob du das gehört hast… soll ich dir jetzt jeden Tag alles erzählen?“ Sie stöhnt gespielt. Ich möchte JA, bitte! schreien. „Naja, die Facts. Also, wir haben den 18. August. Du liegst jetzt fast 4 Wochen im Koma. Das scheint so ein beste-Freundinnen-Ding zu sein, aber ich bin echt dafür, wir suchen uns etwas, was weniger gefährlich ist. Ich wurde vergangenen Freitag nach den 6 geplanten Wochen entlassen und wiege schreckliche 53 kg. Alle finden das super, du sicher auch.“ Sie seufzt. Ich finde es bombastisch. Sie sieht sicher umwerfend aus.

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„Ach ja und ich war beim Friseur so zu meinem Neuanfang. Aber was daraus geworden ist, verrate ich dir nicht. Das siehst du schon, wenn du aufwachst.“ Ich höre, dass sie lächelt, während sie spricht. „Ich habe meinen Vater kennen gelernt. Marc nicht. Er weicht nicht von deiner Seite.“ Schritte kommen zur Tür herein und eine Dose wird geöffnet. „Warum darfst du eine Cola Light trinken und ich nicht?“ sagt Judy trotzig. „Weil ich nicht auf 1200 Kalorien am Tag kommen muss, von denen du sicher noch nicht mal die Hälfte hast“, entgegnet Marc. Ich merke, wie müde ich werde, doch ich möchte sie so gerne weiter belauschen. Langsam entgleitet mir das Bewusstsein. Ich höre sie noch spaßig anstoßen, dann ist wieder alles dunkel und kalt.

*

Bevor ich irgendwas höre, spüre ich die Vibration auf meiner Decke. Es ist Marc, der vor sich hin murmelt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden so vermissen könnte, den ich erst so wenige Wochen wirklich kenne“, sagt er, „dass du mir so wichtig werden könntest… als sie schoss und du zwischen die Kugel und mich gesprungen bist… und dann fällst du die Treppe runter.“ Aha. Das ist also passiert. Er fährt sich mit der Hand über das Gesicht, ohne den Kopf von der Decke zu heben. „Zuerst Judy und dann du.“ Oh Gott, er muss sich schreckliche Vorwürfe machen. Ich möchte ihn umarmen. Er setzt sich auf.

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„Du bist fast verblutet bis ich sie entwaffnet hatte. Ich hätte dich beschützen müssen. Ich hätte früher da sein müssen.“ Er streichelt mein Gesicht. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Seine weichen Lippen küssen die meinen. Es fühlt sich wundervoll an. Wie konnte ich eine Sekunde daran zweifeln, dass es falsch ist? Ich erinnere mich: Dass ich auf gesprungen bin, war purer Instinkt. Als hätte mich etwas Höheres geleitet. Ich möchte daran glauben, dass es nur jugendlicher, verliebter Leichtsinn war, aber das war es nicht. Was verbindet mich so sehr mit diesem Menschen? Mit Marc? Ich versuche meine gesamte Kraft zu mobilisieren, um meine Augen zu öffnen, doch es gelingt mir nicht. Mein Zeigefinger zuckt nach oben. Wenn er das sehen könnte! Ich versuche es erneut. Wieder bewegt sich mein Zeigefinger. Marc küsst mich auf die Stirn. „Ich muss leider gehen. Die Besuchszeit ist schon lange vorbei. Ich bin morgen wieder da.“ Nein! Sieh dir meine Hand an! Doch die Schritte entfernen sich. Ich will endlich die Augen öffnen! Noch einmal zuckt meine Hand, doch er scheint nicht zurück zu sehen, denn eine Tür fällt ins Schloss. Erschöpft gebe ich auf.

*

Ich weiß nicht, wie spät es ist. Ich weiß nicht, wie viele Tage vergangenen sind. Ich habe völlig die Orientierung verloren. Die Sonne strahlt auf meine Beine und wärmt sie. Niemand ist hier. Keine Stimmen sprechen. Doch ich trainiere, wie ich es jeden Tag tu. Ich strenge mich in jeder freien Minute an, meine Augen zu öffnen. Einmal hätte ich es fast geschafft. Ich will sie sehen, die Welt, die Farben. Ich will sie umarmen, Judy, Marc. Ich will sie alle küssen und sehen und fühlen. Es ist wichtiger als alles anderes. Und ich habe einmal gedacht, dass der Tod mir egal wäre.
Ich bin schon völlig fertig. Der Wärme nach zu urteilen muss es Nachmittag sein. Ich nehme meine ganze Kraft zusammen und schaffe es, die Augen einen Spalt breit zu öffnen. Alles ist verschwommen. Ich erkenne die Farbe der Decke mit jedem Millimeter mehr. Ich möchte weinen vor Glück. Endlich habe ich es geschafft.

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Es ist irgendwie dunkel und ich starre direkt über mich. Da gibt es nicht viel zu sehen, doch es ist der schönste Anblick der Welt. Ich habe noch nie etwas so wundervolles gesehen, wie diese Lampe an der Decke. Eine Träne läuft aus meinem rechten Auge. Ich wünschte, ich könnte diesen Moment teilen. Ein lauter Knall erschreckt mich fast zu Tode. Eine Vase ist zu Boden gefallen und in tausend Teile zersplittert. „Lilly“, es ist Marc. Seine Stimme ist atemlos und schwach. Er rennt auf mich zu, fällt auf den Stuhl und greift meine Hände. Er weint. „Oh Gott, du bist wach, Oh Gott, endlich. Ich…“, doch er verstummt, küsst meine Hände, streichelt mein Haar. Ich hoffe, er sieht mein Lächeln in meinen Augen. „Du darfst so etwas nie wieder tun. Nie wieder. Ich habe noch nie… bitte tu so etwas nie wieder!“ Er drückt den Knopf für die Schwester. Weiß bekleidete Menschen stürmen herein. Meine Augen wollen wieder zufallen. Leute reden mit mir. Ich werde wieder müde. Alles wird dunkel. Morgen schaffe ich es wieder. Ganz bestimmt.

***
 
lydia sitzt also die nächsten jahre ein. lilly hat schlimme folgen. selbst wenn sie aus dem koma erwacht, könnte sie körperliche oder seelische folgen haben. es ist sicher auch schlimm, im einen körper gefangen zu sein, der eigentlich tod sein sollte. wenn sie nur die kraft hätte zu schreien oder sich bemerkbar zu machen, damit die anderen sehen, dass sie alles hört.
 
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Oh mein Gott! Ich wollte eigentlich nur ganz kurz online gehen und dann sehe ich das du ein neues Kapitel geschrieben hast. Es ist der wahnsinn wie du schreibst, ich kann mich total gut in Lilly hinein versetzen. Wie du ihren Zustand des Komas beschreibst, kann mir gut vorstellen dass es in Wirklichkeit so ähnlich ist. Es ist so süß wie Marc jeden Tag an ihrem Bett sitzt und soviele tolle Dinge sagt. Es wird bestimmt alles wieder gut. :love::love:
 
  • Danke
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So, hier kommt das letzte Kapitel :) Staffel 2 ist schon fleißig in der Mache. Die ersten Kapitel sind geschrieben, aber es wird natürlich noch etwas dauern. Ich sage jetzt mal nicht mehr dazu. Wir können ja hinterher noch diskutieren, oder darüber sprechen :)

***

Folge 30 – Resümee

Die Ärzte glauben, Ihrem Patienten sehr viel genützt zu haben, wenn sie seiner Krankheit einen Namen geben.

© Immanuel Kant


*

„Ich bin am 27. August aufgewacht. Heute ist der 30. Ich lag genau 5 Wochen im Koma, weswegen ich meine Arme und Beine noch nicht so super bewegen kann. Sprechen klappt aber schon ganz gut und scheinbar klappt das auch mit meinem Gedächtnis wieder“, entgegne ich Judy. Sie hat sich die Haare schneiden und färben lassen. Ich finde sie wunderschön, auch und vor allem mit den Kilos, die sie mehr drauf hat.

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„Erinnerungstest bestanden. Du siehst schon viel besser aus“, sie lächelt und schiebt mir eine weitere Gabel Kartoffelbrei in den Mund. Sie muss lügen – ich bin grade erst aufgewacht. "Ich verstehe nicht, warum du die Haare abgeschnitten hast. Ich finde es toll, aber mit der Haarfarbe, würdest du wirklich wie Katniss Everdeen aussehen." Judy lächelt betrübt und erwidert: "Ich habe gelernt, dass es manchmal besser ist, sein eigenes Vorbild zu sein, als ein anderes zu haben." Ich lächle. Ich hoffe, sie kann an diesem Gedanken festhalten. Sie war in so vielen Dingen immer mein Vorbild. "Ich bin echt froh, dass du nicht mehr auf der Intensiv liegst. Dort riecht es so merkwürdig... nach", sie versucht die richtigen Worte zu finden. "Tod?", frage ich und sie nickt zögernd. „Was passiert mit Lydia?“, frage ich. „Lydia ist auf Grund ihrer Erkrankung in psychiatrischer Behandlung. Anschließend kommt alles auf deine Aussage an. Alles Weitere wollte Marc mit dir besprechen.“ Ich nicke. Ich muss daran denken, was Marc gesagt hat als ich aufgewacht bin und werde rot. „Hat eigentlich jemand meine Sachen gerettet?“
„Alles was dir gehört ist in unserem Keller, oder Marcs Zimmer. Auch die Tasche hinter dem Haus.“ Ich werde noch röter. „Er ist wirklich kaum von deiner Seite gewichen. Hat sich beurlauben lassen. Er beginnt morgen wieder zu arbeiten. Keine Ahnung, was da zwischen euch abgeht, aber so habe ich ihn noch nie erlebt.“
„Du hast ihn ja auch nicht erlebt, als du zusammen gebrochen bist.“ Sie nickt schmunzelnd und schaut Richtung Decke. „Wohl wahr.“

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Die Zimmertür öffnet sich nach einem Klopfen. „Wenn man vom Teufel spricht“, lacht Judy keck, „kannst deine invalide Freundin selbst füttern, ich bin nicht dein Kindermädchen!“ Ich muss lachen und ein stechender Schmerz betäubt meine Sinne. Ich halte mir die Seite. Marc schaut Judy böse an, doch bevor er schimpfen kann, sage ich: „mir fehlt nichts. Lachen ist die beste Medizin.“ Judy zwinkert mir zu. „Ich lass euch mal alleine und hole mir eine Cola.“ Sie verlässt das Zimmer und Marc setzt sich neben mich. Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und nimmt die Gabel. „Wie geht’s dir?“, fragt er besorgt. „Gut“, antworte ich prompt. „Erinnerst du dich an das, was ich dir gestern erzählt habe?“
„Wenn ich mich nicht erinnere, weiß ich es ja nicht.“ Er lacht schallend. „Also gut“, beginnt er, „als ich aufwachte, an dem Tag, als das passierte, habe ich in dem Karton ein psychiatrisches Gutachten von Lydia gelesen. Nach deiner SMS bin ich sofort zu dir nach Hause gefahren.“ Er lächelt noch immer leicht. Es scheint ihm nicht schwer zu fallen.

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„Ich weiß, was los ist. Sie erwähnte, dass sie eine Psychopathin ist“, sage ich und erinnere mich mehr an ihre Worte, als an seine. Er schüttelt nachdrücklich den Kopf. „Ja, richtig. Sie hat psychopathische Merkmale, sicher. Du sagst, sie empfindet keine Reue – eben, weil sie nichts empfindet. Daher ist sie kühl und berechnend. Viel schlimmer ist aber, dass sie Stimmen hört. Sie hat Schizophrenie. Ich denke, dass die Stimmen, den psychopathischen Teil in ihr anfachen.“ Er leiert es runter, wie einen Bericht. Unglaublich, was für eine Geduld die beiden mit mir haben. Ich versuche zu sortieren und erinnere mich daran, dass er das gestern bereits erwähnte und genau wie da, werde ich auch heute wieder wütend. Ich habe das Gefühl, als wäre dies eine verdammt schlechte Ausrede für ihre Taten. Und ich verstehe einfach nicht, wie sie mit einem solchen Gutachten entlassen werden konnte. Und wie sie nicht belangt werden konnte, für den Mord an unserem Großvater. Ich weiß nicht, wie böse ich ihn ansehe, doch er scheint in meinem Gesicht zu lesen. „Ich habe mit dem Arzt gesprochen. Es ist so gut wie ausgeschlossen, dass die Stimmen immer präsent waren. Ein Teil in ihr IST diese Frau. Ein Teil in ihr war es schon immer. Psychopathie beginnt nicht erst mit dem Jugendalter. Die Gefühllosigkeit und eine verquere Ansicht zu Konsequenzen und Recht sind immer da. Schon als Kind. Die schizophrenen Merkmale sind meist ausgelöst von einem traumatischen Ereignis. Mir fällt Mums Tod ein. Sie hat an diesem Tag schon nicht geweint. Viele Dinge, die ich als falsch bezeichnen würde, sind für Lydia normal. Allem voran natürlich ihre Erziehungsmethoden. „Aber ich habe sie weinen hören. Vor einigen Wochen.“ Marc schiebt mir eine Gabel Erbsen in den Mund. „Vielleicht hat sie telefoniert und jemandem etwas vorgespielt.“ Nachdenklich sehe ich auf meine Hände. „Also ist sie nur krank?“ Ich möchte kein Verständnis haben, doch ich habe Mitleid. Der Mord an Opa, die Schläge, die Erniedrigung – einen Menschen aus Eifersucht zu töten… und das, weil man Stimmen hört? „Bitte versuch jetzt nicht, IRGENDWAS an ihr schön zu reden. Sie hat auf dich geschossen, dich geschlagen und Stimmen hin oder her, irgendwas in ihr hat sie angetrieben, das zu tun. Sie ist keine andere Person, Lilly. Sie mag krank sein, doch sie wusste, was sie tat. Ihre Gefühle wurden nur verstärkt.“
„Bist du da sicher? Du redest von einem traumatischen Erlebnis, sicher war das Mums Tod und erst damit fing alles an.“

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Er hört auf, mich zu füttern und sieht mich eindringlich an. Er belächelt es, dass ich immer alles positiv sehen möchte. „Sie wird therapiert und erhält Medikamente. Wenn sie beginnt, dich zu umarmen, wissen wir, dass sie dich eigentlich nicht hasst." Er schmunzelt verspielt. Alles scheint soweit weg. Ich komme mir nicht anders vor, als noch vor einigen Wochen. Als wäre gar nichts passiert. Ich nicke und sehe in seine wunderschönen Augen. "Sie hat Opa getötet." Meine Mine wird eisern. Er nickt betrübt. "Ich weiss." Ich seufze schwer und schlucke den Kloß in meinem Hals. „Wann ist die Anhörung?“
„In drei Wochen“, er füttert mich weiter. „Kannst du mir bitte meinen Laptop bringen? Ich muss noch etwas erledigen.“ Er sieht mich verdutzt an, stimmt aber zu. „Ich werde mich bewerben. Es wird jetzt höchste Zeit, damit anzufangen.“ Er wirkt interessiert. „Und wo?“, fragt er und stellt das Essen bei Seite, rutscht näher an mich heran, nimmt meine Hand. „Das sage ich dir erst, wenn ich die Stelle habe.“ Für einen Moment wirkt er, wie ein trotziges Kind, doch er akzeptiert widerstandslos. Ich sehe in dem Zimmer umher. Dies war viele Wochen mein Zuhause und wird es auch noch einige Zeit sein. Ich habe plötzlich das Gefühl, mehr Zeit in einem Krankenhaus, als im normalen Leben verbracht zu haben. „Und wie geht es nun weiter?“
„Ich schätze, du wirst mich noch eine Weile ertragen müssen“, seufze ich. Er lächelt sanft. „Das dürfte mir nicht allzu viel ausmachen“, er beugt sich vor und küsst mich innig.

***

So langsam klappt es mit dem laufen und bewegen wieder ziemlich gut und mit meinem Gedächtnis ist auch wieder alles in Ordnung.

Ich habe eine neue Berufung gefunden. Als ich Mums Bilder durchsah, wurde mir klar, dass ich ihr und mir nur gerecht werden kann, wenn ich tue, was sie tat – Menschen helfen. Also mache ich seit Anfang Oktober eine Ausbildung zur Krankenschwester.

Lydias Anhörung lief entsprechen gut, wenn man das so sagen kann. Ich erzählte die Wahrheit über den Schuss und sprach mich für ihre geistige Verwirrung aus. Ihr verlorenes Leben samt Job und Umfeld ist schwer genug. Marc hätte sie gerne länger im Gefängnis gesehen. Aber nun sitzt sie zwei Jahre und danach ist sie für lange Zeit in der Psychiatrie.

Ich wohne mit Judy gemeinsam bei Maria und zahle einen Großteil meines Gehalts an Miete und Essen. Doch Marc möchte, dass ich zu ihm in die Stadt ziehe, in seine kleine Wohnung.

Alles in Allem...

***

„Lil‘?! Was tust du da? Komm wieder rein!“ Ein spitzer paar Flügel ragen durch die Tür. „Ich brauche dich für die Vorbereitungen! Glaub ja nicht, du kannst dich drücken!“
„Mit Vorbereitungen meinst du hoffentlich nicht, dein Kleid um zu nähen?“ Trotzig tritt sie auf die Terrasse. „Aber sicher!“. Mit einem schwere Seufzen, lässt sie sich neben mich auf die Bank fallen und setzt ihr motzigstes Gesicht auf.

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Ich lache. „Bis zur Halloween-Party sind es noch ein paar Stunden. Lass mich den Brief fertig schreiben. Oma hat nichts mehr von mir gehört, seit ich aufgewacht bin.“ Sie schnauft theatralisch: „Du hast gut reden. Du bist ja auch schon fertig!“

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Ein Auto hält vor der Treppe zur Veranda und ein breites Grinsen erscheint auf meinem Gesicht. Marc steigt aus. „Dickes Sorry, Judy, ich musste länger arbeiten.“ Sie schnauft, wie ein Pferd. „Dafür schnitzt du zwei Kürbisse!“ Ich erhebe mich und umarme ihn innig. Er küsst mich leidenschaftlich zur Begrüßung und fasst mir an den Po.

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„Miss Pierce, zügeln Sie sich.“ Ich beiße mir keck auf die Lippen. „Bitte! Die Show gestern Nacht im Badezimmer hat mir gereicht – behaltet dieses Mal zumindest die Klamotten an!“ Judy stapft frustriert zurück ins Haus. Ich weiß, dass sie nur spielt. Obschon es mir auch lieber gewesen wäre, unser Stell-Dich-Ein wäre unter uns geblieben. „Das nächste Mal schließen wir aber ab“, flüstert er sanft an mein Ohr.Ich schicke ihn in die Küche, um seine Schwester zu besänftigen und setze mich erneut auf die Bank. Mein Blick schweift über den Spielplatz gegenüber, die Sonne und das orangefarbene Herbstlaub überall auf dem Bürgersteig. Es ist alles so farbenfroh und erleuchtet. Alles fühlt sich viel besser an. Meine Hand streicht über die Narbe an meinem Brustkorb. Sie scheint alles zu sein, was mich an all das erinnert.
Ich unterschreibe den Brief und stecke ihn in den Umschlag. Dann hole ich zufrieden Luft und höre tief in mich hinein.

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Ist das mein Happy End?

***

ENDE Staffel 1

***
 
  • Danke
Reaktionen: Meryane und Nikita22
Oh so ein tolles Weihnachtsgeschenk. Ein Neues Kapitel. =)
Ich hoffe das Judy wirklich ihr Happy End bekommen hat. Wirklich ein sehr schönes Ende. :love: Ich bin jetzt schon gespannt wie es in Staffel 2 weiter geht. Vielleicht Judys Leben mit Marc in der Stadt, oder die Zeit viel später, wenn Lydia wieder frei ist? :nick: Ich bin gespannt und warte gerne, die Zeit die du noch brauchst um fertig zu werden. :D

Shaunee
 
Vielen Dank für diese tolle Geschichte, Psychodoll1991.
Ich habe sie jetzt in eins durchgelesen, konnte gar nicht mehr aufhören :)
Ich würde mich freuen, wenn es tatsächlich noch zu einer Fortsetzung kommt. :schäm:
 
Ich hab mir die Geschichte vor einigen Wochen auch in einem Rutsch durchgelesen. Absolut fesselnd :love:

Ich hoffe sehr auf Fortsetzung und gugg schon fast jeden Tag hier rein =)
 
  • Danke
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