Hallo zusammen,
mein zweites Semester an der Uni ist zu Ende und das bedeutet: Hausarbeiten schreiben. Yeaah... wuhuuu... äähh... Auf jeden Fall hatte ich dieses Semester ein Seminar zur Film- und Fernsehanalyse, wo ich gern eine Hausarbeit schreiben möchte und als großer GoT-Fan war die Themenwahl nicht so schwierig. Letztlich habe ich mich für das dargestellte Frauenbild in der Serie entschieden, die ich gern untersuchen möchte.
Der Sinn dieses Beitrags ist, dass ich euch gern meine Gedanken dazu vorstellen und diese gerne als Grundlage für eine kleine Diskussion nutzen möchte. Letztlich unter den Fragen, ob ihr das ähnlich seht oder bestimmte Dinge völlig anders aufgefasst habt und ob euch vielleicht noch etwas einfällt.
Wer dazu keine Lust hat: einfach nicht weiterlesen
wer darauf Lust hat: vielen Dank schonmal
Wichtig ist nur, dass wir uns wirklich nur auf die Serie beschränken und nicht noch zusätzliche Infos aus den Büchern heranziehen. Ich greife auch einmal kurz etwas aus der vierten Staffel auf, also Spoilerwarnung.
So, jetzt war die Einleitung schon so lang und es wird noch schlimmer
Ich habe mir drei weibliche Figuren für drei unterschiedliche Frauenbilder rausgesucht: Cersei, Sansa und Brienne.
Cersei
Cersei schätze ich als eine scheinbar (für die Öffentlichkeit) emanzipierte Frau. Sie ist Königin, hat damit eine gewisse Macht und auch einen gewissen Respekt. Aufgrund dieser Stellung kann sie auch mit anderen hochrangigen Männern auf Augenhöhe diskutieren und sogar Männer herumkommandieren. Sie zeigt nach außen hin auch keine Schwäche in Form von Gefühlen, sondern hat soweit immer ein Pokerface drauf. Zudem ist sie nicht primär wegen ihrer Schönheit an diese Macht gekommen, sondern durch Politik.
Doch in anderen sozialen Systemen ist das nicht mehr so. In der Ehe ist sie Robert beispielsweise völlig untergeordnet. Er geht sie in aller Öffentlichkeit an (erste Folge bei der Ankunft in Winterfell, wo er zum Grab will, sie nicht). Später schlägt er sie und eigentlich sieht er sie nur als Sexobjekt an. Er nimmt sie also nicht als Frau an sich wahr oder schätzt sie in irgendeiner Weise (die beiden hassen sich ja), sondern hat sie nur wegen dem lennister-Gold geheiratet und nutzt sie als Objekt für seine sexuelle Befriedigung.
Auch in ihrer Familie ist sie völlig untergeordnet. Sie wurde nicht zum Herrschen erzogen, sondern zur guten, häuslichen Ehefrau (siehe Gespräch mit Sansa in Folge 2x09). Sie ist auch nur eine Spielfigur ihres Vaters zum Machtausbau bzw. -erhalt der Familie: arrangierte Ehe mit Robert, später mit den Tyrells. Sie hat also gar kein Mitspracherecht. Ihr Vater sieht auch nur Jaime als Erbe, ihr Sohn lässt sich von ihr gar nichts mehr sagen und auch in der Inzest-Beziehung wird sie durch die späte Vergewaltigung völlig zum Objekt degradiert.
Cersei ist aus meiner Sicht jedoch nicht nur eine eindimensionale Frauenfigur, sondern sehr vielschichtig. So ist sie einerseits eine alleinerziehende Löwenmutter, die alles für ihre Kinder tun würde (und deren einzige Schwäche wohl auch ihre Kinder sind), die andererseits für die Kinder anderer Familien kein Herz hat (siehe erste Staffel, dass Jaime Bran hätte töten sollen). Sie ist zudem eine machtgierige Königin, die vor nichts zurückschreckt, um an der Macht zu bleiben. Sie wünscht sich auch, dass sie lieber ein Mann wäre, um ihre Machtposition zu behaupten. Sie hasst also das Gesellschaftssystem, in dem Frauen generell benachteiligt und nicht gleichgestellt sind.
Sansa
Sansa ist für mich so die Klischee-Prinzessin schlechthin. Sehr mädchenhaft, verträumt und idealistisch. Ihrem Verlobten Joffrey ist sie völlig untergeordnet: sie vergöttert ihn anfangs blind, lügt für ihn und verrät ihre Schwester und hält noch Ewigkeiten an den romantischen Idealen fest (er ist doch gar nicht so schrecklich).
Sansa ordnet sich auch anderen völlig unter, befolgt Befehle, erhebt keinen Widerspruch und verfällt Cerseis Intrigen. Das gilt jedoch nur so lange, bis Joffrey Ned hinrichten lässt. Dann lehnt sie sich (in gewissen Zügen) auf, überlegt sogar sich und Joffrey in den Tod zu stürzen. Sie ist jedoch weiterhin völlig verängstigt und eingeschüchtert, traut sich nichts.
Brienne
Brienne ist für mich die Kriegerfrau. Sie ist sehr maskulin und entspricht nicht dem damaligen (und wohl auch heutigen) Schönheitsideal und bekommt dies mehr als häufig zu spüren. Sie wird spöttisch "Brienne die Schöne" genannt und ist mit ihrem maskulinen, unattaktiven und großen Erscheinungsbild ausgegrenzt.
Gleichzeitig nutzt Brienne aus, das sie als Frau nicht ernst genommen wird, und emanzipiert sich dahingehend, dass sie zur Ritterin wird. Sie vertritt dabei aber kein typisches Heldinnen-Bild. Denn auch als Ritterin wird sie nicht ernst genommen, sie wird von anderen ausgelacht. Es erfolgt also keine Aktzeptanz dieses "fremden, unnatürlichen" Frauenbildes innerhalb der Welt von Westeros.
Gleichzeitig wirkt sie aber auch etwas arg naiv: ihr Bild von der Ritterschaft ist sehr idealistisch, genauso wie ihr Verstädnis von Ehre und Wahrung von Eiden.
Interessant ist aber, dass Briennes untypisches Bild von Weiblichkeit und Attaktivität keine große Rolle spielt, wenn es um Gefühle geht: denn diese entwickelt Jaime ja für sie, auch wenn sie eine Mannfrau ist.
Ich finde bei den dreien gerade interessant, dass sie alle aus der gleichen sozialen Schicht (Adel) kommen, sich jedoch unterschiedlich entwickeln und unterschiedlich stark emanzipiert sind. Dass gerade die Unweiblichste von ihnen am emanzipiertesten ist, ist auch bezeichnend.
Wie seht ihr das denn? Seht ihr die drei Frauen ähnlich oder würdet ihr sie anders einschätzen? Fällt euch noch etwas zu den einzelnen Frauen ein?