Diesmal ist das Kapitel länger und es kommen neue Personen ins Spiel. Bin sehr gespannt wie es euch gefällt und wie die Personen bei euch ankommen
Severin schlüpfte in seine Lederhose und zog seine Stiefel an. In Gedanken war er noch in der vergangenen Nacht. Einer dieser Mistkerle hatte ihn mit dem Messer erwischt und eine kleine Wunde war noch an seinem linken Oberarm zu sehen.
Er sah sich die Schnittverletzung an und war ganz zufrieden mit der Heilung. Lysander hatte die Wunde gereinigt und genäht, während Severin sich erst einmal eine Standpauke vom Boss anhören musste, weil er gestern Abend alleine losgezogen war. So langsam ging ihm diese Bevormundung gehörig auf die Nerven und Severin hatte deshalb schon den ganzen Tag schlechte Laune.
Vor drei Monaten hatten sie Nandolf, einen der mutigsten Krieger, die Severin je kannte, im Kampf verloren. Nandolf wurde damals in einen Hinterhalt gelockt. Und das hätte verhindert werden können, wenn ein weiterer Krieger dabei gewesen wäre.
Der Orden hatte danach beschlossen, dass die Krieger nur noch zu zweit auf die Jagd gehen sollten. Jeder musste mit einem Partner raus in die Nacht.
Und Severin hatte davon die Schnauze gestrichen voll.
Er wollte endlich wieder mal allein sein. Schon der Gedanke daran, heute wieder Brixius gute Laune die ganze Nacht ertragen zu müssen, ließ ihn erschauern. Nicht, dass er etwas gegen seinen Partner hätte. Nein, aber er würde es heute lieber mit zehn Gegnern auf einmal aufnehmen, als ständig diese blöden Witze von Brixius zu hören, die meistens auf Severins Kosten gingen.
Severin zog sich sein T-Shirt und die Lederjacke an, schnappte sich seine 9mm Glock und steckte sie in das Schulterholster. Die beiden Kampfmesser verstaute er an den Beinen. Er öffnete die Tür seines Zimmers und stellte fest, dass Brixius bereits auf ihn wartete.
Lässig stand er, in voller Kampfausrüstung an die Wand gelehnt. Wie immer hatte Brixius seine beiden Schwerter dabei, die er an den Seiten seines Gürtels befestigte.
„Na, endlich fertig mit dem hübsch machen“? Sagte Brixius und ein großes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Severin sah ihn nur böse an.
Brixius grinste noch breiter und sagte.
„Dann mal los, wir nehmen den Hummer. Ich fahre!“
„Typisch für dich Brix, nur nicht die Kontrolle jemand anderem überlassen, “ murrte Severin und beide gingen die Treppe hinunter, zur Garage.
Brixius legte die Schwerter ab und sprang in den Wagen. Severin folgte ihm lustlos.
Kaum im Auto, drehte Brixius das Radio an und ein Ohrenbetäubender Lärm erfüllte den Raum. Brixius schob seine neue Rap CD ins Radio und trat auf das Gaspedal, dass es beide fest in den Sitz drückte.
Sie fuhren Richtung Bridgeport, einer Stadt, ganz in der Nähe ihres Hauptquartiers.
„Das hätte Gestern auch schief gehen können, Sev. Du kennst doch den Befehl von Medard, keine Aktionen im Alleingang mehr!“ Sagte Brixius und sah Severin an, der sichtlich genervt erwiderte „Mann, Brix, jetzt fang du auch noch an. Ich wollte doch nur im Sharks was trinken. Was kann ich denn dafür, wenn ich beim heimgehen, diesen vier Mistkerlen begegne?“
„Das soll wohl ein Witz sein. Ist ja auch sehr ungewöhnlich, dort, wo wir auf die Jagd gehen, auf eine Gruppe Lamien zu treffen“, lachte Brixius auf.
Severin verkniff sich ein Kommentar, er wusste selbst, dass es sehr leichtsinnig war. Aber schließlich hatte er den Kampf gewonnen und alle vier Gegner zur Hölle geschickt. Er drehte die Anlage noch lauter und schwieg die restliche Fahrt.
Sie parkten den Hummer auf dem Parkplatz vom Sharks, hier würde der teure Wagen nicht auffallen, weil das Sharks ein Treffpunkt für Neureiche Yuppies war. Der Hummer war bei weitem nicht das teuerste Auto auf dem Parkplatz. Severin und Brixius stiegen aus und Brixius schnallte sich wieder seine Schwerter um. „Was hältst du davon, wenn wir nachher noch was trinken gehen“? Fragte er grinsend. „Wir rufen noch die anderen an und machen heute einen drauf. Vielleicht finden wir ein paar hübsche Mädels“.
„Mal sehen, lass uns erst mal unsere Arbeit erledigen“. Sagte Severin und sie gingen runter zum alten Hafen.
Dort, bei den stillgelegten Fabriken, würden sie heute sicherlich noch ein paar Gegner antreffen. Früher war Bridgeport mal eine blühende Fabrik- und Hafenstadt. Es gab am Hafen viele Firmen, die unter anderem Papier oder Möbel herstellten. Die Schiffe lieferten Holz und brachten das bearbeitete Material in andere Städte.
Heute war davon kaum noch was übrig, die Fabriken schlossen schon vor über 20 Jahren, nach einem großen Brand und wurden aus Geldmangel nicht mehr aufgebaut. Es kamen neue Geldanleger und gründeten im Norden Bridgeports moderne Firmen, die den Hafen als Handelsplatz nicht mehr brauchten. Die Stadträte entschieden den alten Hafen still zulegen. Jetzt standen hier nur noch verfallene Gebäude, die durch die Abgelegenheit der Anlage, automatisch als Versteck für die dunklen Geschöpfe der Nacht dienten.
Severin fieberte dem Kampf schon entgegen, er brauchte dringend etwas um sich abzureagieren. Er konnte gar nichts dagegen tun, er musste kämpfen. Es lag ihm in den Genen. Seit Jahrhunderten schon, gab es die Kriegerkaste. Die Stärke, die Schnelligkeit und die tödliche Kampfbereitschaft wurden von Vater zu Sohn weiter vererbt. Es gab keinen Krieger, der nicht früher oder später in die Fußstapfen seines Vaters treten würde.
Brixius ging es nicht besser, seine Sinne waren geschärft wie bei einem Raubtier. Er hatte schon ein paar Tage lang keinen Kampf und langsam baute sich eine innere Unruhe auf, die Severin ihm bereits ansah. Sie überquerten die Straße und tauchten ab, in das unbeleuchtete Fabrikgelände, am Hafen.