Fotostory Sunrise

Oh, liebe Llyn, fühl Dich mal ganz doll gedrückt. :argh:
Das sind ja schlimme Nachrichten, und wirklich trösten kann man da ja eigentlich gar nicht, ich bin aber trotzdem in Gedanken bei Dir und schicke Dir ganz viel gutes Karma.
Das Du erstmal Abstand brauchtest, kann ich gut verstehen, aber wenn Du Dich in der Lage fühlst, weiterzumachen, finde ich das prima. Vielleicht hilft Dir das ja auch ein wenig, um mal auf andere Gedanken zu kommen und Dich zumindest kurzfristig von Deinem Kummer abzulenken, wer weiss.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall ganz viel Kraft für die nächste Zeit, und freue mich natürlich auch sehr, wenn es hier weitergeht.

Ganz liebe Grüße!
 
Huhu ihr Beiden,

vielen Dank für die Lieben Worte. Es geht auch schon wieder bei mir, sonst hätte ich hier auch nicht gepostet. Meine Familie und ich hatten auch Zeit um uns darauf einzustellen, darum fällt es mir auch leichter damit fertig zu werden. Ich habe und nehme mir immer noch Zeit zum Trauern, aber man muss halt nach Vorne sehen. Das tue ich auch schon seit Wochen, aber für die Story hatte es einfach noch nicht gereicht gehabt. ;)

@Aminte
Ich bin ja mal gespannt, ob du meinen Tod immer noch nett findest nach Kapitel 12. =)
Und den Tod als Frau zu sehen, finde ich auch interessant. Wenn ich an Gott glauben würde, hätte ich auch immer gedacht, es ist eine Frau. Einfach weil so grausam nur eine Frau sein kann. :Oo:=)

So und jetzt ich mach ich mich dann mal dran die letzten Bilder zu vertexten. Bis später. :hallo:
 
Ich bin ja mal gespannt, ob du meinen Tod immer noch nett findest nach Kapitel 12. =)
Ich bin nicht so leicht zu schocken, ich denke nicht, das du ihn mir vermiesen kannst. ;)

Und den Tod als Frau zu sehen, finde ich auch interessant. Wenn ich an Gott glauben würde, hätte ich auch immer gedacht, es ist eine Frau. Einfach weil so grausam nur eine Frau sein kann. :Oo:=)
Das hab ich immer anders erlebt. Männer sind grausam, Frauen haben kein Herz. :cool: Aber ich hab's auch ständig mit Verrückten zu tun. :lol::lol::lol: Und Gott ist für mich ein Es. Ein Kind, das spielt. Kinder sind auch grausam. ;) Besonders, wenn sie ganz allein sind. Im All. Dieses Kind langweilt sich. :lol:
Ich finde das irgendwie total klar, wenn ich mich auf der Welt umsehe. Das ist alles nur Langeweile. Die haben einfach nichts besseres zu tun, und dann machen die alles kaputt, was sie in die Finger kriegen. %)
Als ich noch klein war, hatte mein Opa Hühner. Und als ich zum ersten Mal gesehen hab, wie der Hahn seines Amtes waltet, soll ich gesagt haben: "Guck mal, Opa, der denkt, das ist ein Tuhl und setzt sich drauf." Und die denken, das Alles ist ihr Spielzueg und machen es kaputt. Ist doch ganz logisch. :D

So und jetzt ich mach ich mich dann mal dran die letzten Bilder zu vertexten. Bis später. :hallo:
Noch ein Countdown. =) Und ich muss arbeiten... :polter: Aber bin ja wieder selbst Schuld, was schiebe ich das auch auf. :rolleyes:
 
12


(Do you believe?) Don't ya trust me?
Me wise magic, Baby just hold on
(If you could see)
Through my eyes, me wise magic
(Van Halen – Me Wise Magic)

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Sie sah mich verwirrt an. Ich war mir sicher, dass sie mich gehört hatte, aber je länger sie schwieg, desto unsicherer wurde ich. Irrte ich mich? War es doch umsonst gewesen? Alle Mühe und Gefahr vergebens? Ich konnte es nicht glauben.
„Hallo“, wiederholte ich mit einem leichten Stocken in der Stimme.
Sie schluckte. „Hallo“, flüsterte sie. „Was ist passiert und wer seid ihr?“
Mein Herz machte einen freudigen Überschlag. Es hatte funktioniert! Ich gewann.
Bis ich realisierte, dass ich gar keine vernünftigen Antworten für sie hatte.


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Ja, ich gebe es zu. Ich war so damit beschäftigt eine Lösung dafür zu finden, dass sie mich überhaupt zur Kenntnis nahm, dass ich mir so gar keine Gedanken darüber gemacht hatte, wie ich ihr erklären konnte wer ich war und was passiert ist. Was konnte ich ihr schon sagen, ohne das sie denken musste, sie oder ich wäre total verrückt. Ich konnte ihr schlecht sagen, dass ich der Tod bin und sie gerade gestorben und wieder zurück geschubst worden war. Ich hatte trotz aller Überlegungen im Vorfeld total versagt, in dem ich total außer Acht gelassen hatte, wie ich die Dinge erklären sollte. Ich konnte ihr doch nicht die Wahrheit sagen. Wie hätte sie mir glauben können? Also tat ich das Einzige, was mir einfiel: ich suchte Zuflucht in Lügen.


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„Ihr seid ohnmächtig gewesen. Wahrscheinlich ist die Hitze schuld.“ Ich lächelte sie an. „Und mein Name ist Lucien und das hier ist mein Turm.“
Während ich meine in Windeseile ausgedachte Erklärung abgab, setzte sie sich auf und stützte sich auf ihren Arm. Ich widerstand der Versuchung ihr dabei behilflich zu sein. Ich wollte nicht zu aufdringlich sein.
„Wie kann das hier euer Turm sein? Ich komme schon seit Jahren hierher und habe Euch noch nie hier gesehen.“ Sie hörte sich verwundert an, stockte einen Moment und fuhr dann leicht verlegen fort: „Und mein Name ist Annabelle.“
Ich weiß, schoss es mir durch den Kopf. „Freut mich Euch kennen zu lernen. Und was den Rest angeht, ist das ein wenig schwierig zu erklären. Vielleicht wäre es besser, wenn Ihr Euch erst einmal ein wenig ausruht, schließlich seid Ihr gerade umgekippt.“


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Sie nickte, aber stand dann doch auf.
„Wollt Ihr nicht noch einen Moment liegen bleiben?“ fragte ich besorgt.
„Nein, es geht schon. Vielen Dank.“ Aber ihr Körper strafte ihren Worten Lügen. Sie schwankte und fasste sich an den Kopf. Ich sprang auf, eilte hinter sie und legte ihr meine Arme um den Körper in der Hoffnung, dass ich sie stützen konnte, wenn sie umfiel.
Doch soweit kam es nicht, sie fing sich wieder.
„Vielleicht habt Ihr doch Recht“, lenkte sie allerdings ein. „Mir ist doch noch ein wenig schwindelig.“
„Dann kommt“, sagte ich und deutete auf die Treppen vom Turm. „Setzt Euch einen Moment auf die Treppe und ruht euch noch ein wenig aus.“


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Sie nickte erschöpft und ließ sich widerstandslos von mir in Richtung Treppe führen. Ich versuchte sie nicht zu berühren, obwohl jede Faser meines Körpers danach schrie. Ich wollte nicht feststellen, dass sie mich jetzt zwar wahrnahm, aber ich immer noch Körperlos war und keine Chance hatte, ihr jemals auf diese Art nah zu sein. Ich wusste, dass ich den großartigen Erfolg dieses Tages feiern sollte, aber konnte nicht umhin mich zu fragen, was für Schwierigkeiten noch auf uns warteten.
Wenigstens hatte ich auf dem Weg zur Treppe noch ein wenig Zeit meine Geschichte für sie zu verfeinern. Es tat mir weh, dass ich nicht ehrlich zu ihr sein konnte, aber ich sah in dem Moment keinen anderen Ausweg als Lügen. Die Wahrheit würde sie nur verstören, rechtfertigte ich mein Handeln vor mir.


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Sie ließ sich auf die Treppe fallen und lehnte sich erschöpft gegen das Geländer. Ich setzte mich neben sie und sah sie besorgt an. Vielleicht war doch alles zu viel gewesen, vielleicht hatte ich doch zu viel riskiert, schoss es mir durch den Kopf.
„Kann ich etwas für Euch tun?“ fragte ich nach einer Weile des Schweigens, obwohl ich natürlich wusste, das meine Möglichkeiten begrenzt waren.
„Nein, vielen Dank. Es geht gleich schon wieder.“ Antwortete sie und zwang sich zum Lächeln. „Obwohl Ihr mir vielleicht erzählen könntet, was eigentlich passiert ist. Das Letzte was ich weiß, ist, dass ich aufgestanden bin um nach Hause zu gehen.“
„Nun, ich habe Euch vom Fenster aus gesehen, wie Ihr aufgestanden seid und wie eben kurz geschwankt habt. Dann seid ihr umgekippt. Und das ist alles.“ Ich hörte selbst, wie dünn meine Erklärung klang, aber sie schien sie glauben.


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„Und Ihr seid mir dann gleich zur Hilfe geeilt?“ Fragte sie mit einem Zwinkern.
„Natürlich, ich musste doch sehen, ob es Euch gut ging.“ entgegnete ich ihr lächelnd.
„Wie ritterlich von Euch“, schmunzelte sie. „Aber ich frage mich immer noch, wie Ihr der Herr dieses Turms sein könnt, wenn der Turm schon seit Jahren verlassen ist. Wart Ihr lange auf Reisen?“
„Wie gesagt, das ist schwer zu erklären“, versuchte ich mich herauszureden, doch sie ließ nicht locker.
„Dann versucht es. Ich werde mich bemühen Eurer Erklärung zu folgen.“ Das Lächeln, mit dem sie mich noch vorher bedacht hatte, war verschwunden, ersetzt von einem nach einer Antwort verlangendem Stirnrunzeln.
„Es ist nicht so, dass ich denke, dass Ihr dem nicht folgen könntet. Ich befürchte eher, Ihr werdet mir kein Wort glauben.“ Ich seufzte leise.
„Versucht es doch einfach“, flüsterte sie ebenso leise.


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Ich schluckte. „Na schön, ganz wie Ihr wollt. Was würdet Ihr denken, wenn ich Euch sagte, dass ich schon lange nicht mehr hier zu sehen war, weil ich schon lange nicht mehr in dieser Welt weile.“
Sie schnaubte ungläubig. „Ich würde denken, Ihr seid verrückt. Wollt Ihr etwa sagen, dass ihr ein Gespenst seid?“
„So etwas in der Art, ja.“ So ganz gelogen war es ja nicht, redete ich mir ein. Man könnte mich als eine Art Geist bezeichnen, auf jeden Fall was meine Erscheinung anbelangte. Ich versuchte mit einem Lächeln die Worte glaubhafter zu machen. „Ich bin schon eine lange Weile hier, ohne das mich jemand wahr genommen hat.“ Auch wieder eine Wahrheit zwischen den Lügen. „Und glaubt mir, niemand ist überraschter als ich, dass ich mich mit Euch unterhalten kann.“ Wieder gelogen. „Ich weiß nicht, wie ich es Euch beweisen kann, dass ich die Wahrheit spreche.“ Ich stoppte mich, um nicht noch mehr zu sagen, was nicht stimmte.
„Können Geister nicht durch Wände gehen? Versucht es doch damit.“ Sie hörte sich nicht so an, als würde sie mir auch nur ein Wort glauben.


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Ich stutzte. Natürlich, das war die Lösung, wenn sie mich jetzt sah, dann könnte sie auch sehen wie ich so etwas machte.
Ich nickte ihr also zu und stand auf, und verschwand durch die Turmtür ohne sie zu öffnen. Nur um gleich wieder aus dem muffigen Turm zu treten und mich wieder neben sie zu setzen.
„Nun, glaubt Ihr mir jetzt?“
Sie sah mich ungläubig mit vor Überraschung geweiteten Augen an und sagte kein Wort. Ich befürchtete schon zu weit gegangen zu sein, aber dann rang sie sich ein Lächeln ab und lachte sogar leise. „Ich schätze, ich habe nun keine andere Wahl mehr als Euch zu glauben.“
„Stimmt“, lachte ich erleichtert. Soweit so gut.
„Wie lange seid Ihr schon hier? Und wie ist es dazu gekommen, dass Ihr hier seid?“ Ihre Neugier war erweckt worden und ich konnte sehen, wie sich die Fragen in ihrem Kopf häuften. Erfreut über ihr Interesse bemühte ich mich mir eine plausible Geschichte für mich auszudenken.


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Und während sich der Himmel langsam rosa verfärbte, erzählte ich ihr, dass ich vor langer, langer Zeit hier im Turm gelebt hatte und in der Ferne gestorben war.
„Nach meinem Tod bin ich dann hierher zurückgekehrt und seit dem wache ich über mein altes Zuhause“, schloss ich meine ziemlich kurz gehaltene Erklärung.
„Und was habt Ihr die ganze Zeit hier gemacht? Nehmt Ihr die Zeit überhaupt so wahr wie wir Lebenden?“ Annabelle klang total fasziniert, was ich ihr eigentlich gar nicht zugetraut hätte. Darum war ich umso überraschter über ihr Interesse an meinem vermeintlichen Dasein als Gespenst.
„Das ist schwer in Worte zu fassen. In erste Linie habe ich die Besucher meines Turms beobachtet. Zuerst die Plünderer, die den Ort verlassen vorgefunden haben und später dann die Menschen, die hier Zuflucht vor dem Wetter gesucht haben. Und natürlich die Leute, die sich aus keinem anderen Grund als Ruhe zu finden hierher verirrt hatten.“ Ich zwinkerte ihr zu und wurde mit einem weiteren Lächeln belohnt. „Aber nein, ich nehme Zeit nicht so wahr wie die Sterblichen. Ein Augenblick kann für mich eine Ewigkeit sein, aber Jahre können vorbeiziehen ohne, dass ich das Verstreichen von Zeit bemerke.“


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„Das hört sich irgendwie ganz schön einsam an.“ Sie klang traurig und einen Moment tat es mir Leid, dass ich mir das alles so ausgedacht hatte. Aber im Grunde hatte sie Recht, ich war einsam und es war mir vorher nie bewusst gewesen ehe sie es nicht ausgesprochen hatte. Ob sie damit nun den Geist Lucien oder den Tod angesprochen hatte spielte für mich keine Rolle.
„Nun, das ist es auch“, gab ich zu. „Darum bin ich auch froh, dass es jetzt jemanden gibt, mit dem ich sprechen konnte.“
Sie blickte schüchtern zur Seite, als wäre ihr meine Feststellung unangenehm. Eine leichte Röte überzog ihr helles Gesicht. „Nun, dann bin ich froh, dass ich Euch mit meinem Schwächeanfall helfen konnte. Aber jetzt sollte ich wirklich gehen. Es wird bestimmt bald schon dunkel und ich will nicht, dass jemand mich suchen kommt.“
Sie stand auf und ich bekam Panik, dass ich sie vielleicht nicht wiedersehen würde. Schließlich konnte ich sie jetzt nicht mehr heimlich beobachten, jetzt wo sie mich sehen konnte. Noch etwas was ich nicht bedacht hatte.
Schnell stand ich auf und griff ohne zu überlegen nach ihrer Hand.
„Wartet“, bat ich in dem Moment als meine Haut die ihre berührte und uns Beide ein Schauer durchzuckte.


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Sie sah mich erstaunt an und ich konnte die Wärme ihrer Hand in meiner spüren, während die Zeit scheinbar still stand. Doch dann entzog sie sich meiner Berührung und der Moment der Verbundenheit verschwand so schnell wie er gekommen war.
„Ich muss wirklich gehen“, sagte sie und ich konnte sehen, dass es ihr schwer fiel.
„Bitte, ich möchte nur wissen, ob wir uns wiedersehen können. Ich habe schon so lange mit niemanden mehr gesprochen und es hat mir wirklich gefallen mit Euch zu reden“, sprudelte es aus mir heraus, während sie mit sich rang.
„Vermutlich schon“, antwortete sie und fing dann an zu kichern. „Außer mir sieht Euch doch niemand, also kann ich euch auch besuchen, ohne dass es Gerede gibt. Also, ja. Ich komme Euch hier wieder besuchen, aber jetzt muss ich wirklich gehen. Bis bald.“
Sie drehte sich um und ging dann langsam den Weg zurück, auf dem sie gekommen war. „Bis bald“, rief ich ihr hinterher. „Ich freue mich schon.“
Ich stand noch lange gegen die Tür gelehnt da und starrte ihr hinterher, voller Freude darüber, dass der erste Schritt getan war.


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Es war schon vollständig dunkel als ich wieder zurück in meinem Wald, in meiner Zuflucht war. Ich konnte mein Glück immer noch nicht richtig fassen. Sie kannte mich jetzt und sie wollte mich wiedersehen. Nichts hatte mich je so sehr gefreut, wie diese Tatsache. Und doch nagte es an mir, dass ich ihr nicht die Wahrheit über mich sagen konnte. Es war schon Glück genug für mich, dass sie mir die Geschichte von Lucien abgenommen hatte. Alles weitere würde sich schon finden, davon war ich überzeugt.
Und doch musste ich noch etwas tun, ehe ich mich vollständig wieder meiner eigentlich Arbeit widmen konnte. Ich musste noch jemanden einen Besuch abstatten an diesem Abend.


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Er machte gerade Feuer, als ich in seinem Heim ankam. Ich beobachtete ihn eine Weile dabei, nicht sicher, wie ich anfangen sollte. Ich spürte die Hitze des Feuers, mehr als ich so etwas jemals vorher gefühlt hatte. Vielleicht war es eine Nebenwirkung von dem heutigen Tag und der wundersamen Berührung zwischen Annabelle und mir.
Ich ließ mich einen Moment durch den Gedanken an Annabelle ablenken und fuhr überrascht zusammen, als seine Stimme erklang.
„Ich weiß, dass du da bist, auch wenn ich dich verdammt nochmal nicht sehen kann.“ Er klang zornig. „Zeig dich endlich, damit der Spuk hier ein Ende hat.“


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„Ich fürchte, es würde dir nicht gefallen, wenn ich mich dir zeigen würde.“
„Verflucht noch eins“, stieß er aus und kehrte dem Kamin den Rücken. Ich war einen Moment verwirrt, ob er meine Worte doch vernommen hatte, aber dann fuhr er fort. „Wenn ich nur wüsste, was du von mir willst. Dann könnte ich den Mist machen und wäre dich endlich los.“
Ich schmunzelte über diese Worte. „Eigentlich hast du meinen Mist schon erledigt und ich bin nur hier, um mich bei dir zu bedanken.“ Ich stellte mich vor ihm hin und sah ihm in die Augen. „Also vielen Dank für deine Hilfe!“
Und mit diesen Worten verschwand ich und ließ ihn rätselnd zurück.​


*Fortsetzung folgt*​
 
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Hallo liebe Llyn,

sorry, das ich mich erst jetzt melde, aber ich hatte selber einiges zu tun und bin auch krank, habe aber Dein neues Kapitel gleich verschlungen.
Dass Anabelle den Tod, nach ihrem kurzen Besuch auf der anderen Seite, nun sehen kann, erscheint mir logisch. Aber hat er das vorher gewusst, oder hat er einfach nur hoch gepokert?
Damit, dass sie ihn nun sehen und mit ihm reden kann, hat er sein erstes Ziel ja schon mal erreicht. Mit der Tatsache, dass sie sich offenbar auch spüren können, ein weiteres - aber dann hört es irgendwie auch schon auf. Bei all seinen Bemühungen, diese beiden Primärziele zu erreichen, hat er offenbar noch nicht darüber nachgedacht, wie es jetzt weitergehen soll, oder? :D
Er hat ja nicht mal eine überzeugende Geschichte parat gehabt, obwohl die, die er da mal so eben aus dem Ärmel geschüttelt hat, durchaus überzeugend ist. Auch wenn es nicht die Wahrheit ist, ist es vielleicht besser, wenn er mit der nicht gleich zu Anfang rausrückt - ich meine: "Hey, ich bin der Tod, und ich bin total verrückt nach Dir und habe einen Killer engagiert, der Dich mal kurz um die Ecke gebracht hat, damit Du mich sehen kannst" - ich glaube, das wäre vielleicht doch etwas starker Tobak beim ersten "Date". :D

Aber das ist ja dann doch auch noch nicht alles - ich meine, was hat er geplant, wie es weitergehen soll? Sie ist immer noch verheiratet, und sie kann schlecht mit einem Mann durchbrennen, den niemand ausser ihr sehen kann - ich weiss nicht, ob in Deiner Welt Frauen einfach irgendwo allein leben könnten, und spätestens, wenn irgendjemand sieht, wie sie mit der Luft redet, könnte es eng werden.

Im Moment sehe ich möglicherweise nur etwas Trost in Form einer Liebesaffäre am Horizont schimmern, und deshalb bin ich schon sehr gespannt, wie das weitergeht und wie er den mißliebigen Ehegespons loswerden will, ohne dass das Annabelle in Schwierigkeiten bringt.

Die Bilder haben mir wieder richtig gut gefallen, ich liebe es einfach, wie Du Gärten, Wälder und Deine Locations an sich gestaltest. Und den Text fand ich auch klasse, ich habe richtig gespürt, wie aufgeregt, ungeduldig und verwirrt der gute Lucien :D war, das fand ich total süß.
Ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel!

Liebe Grüße!!
 
Kommibeantwortung & Outtakes

Huhu Aminte,

und bleibst du nun dabei, oder schocken dich seine dreisten Lügen? =)

Deine Theorien, was einen eventuell existierenden Gott angebelangt, finde ich auch interessant. Da könnte was dran sein, denn Kinder können wirklich grausam sein, besonders untereinander. Ein großes Kind und viele Kleine, die das große Kind ärgert. :Oo:

Jaa, Arbeit hält einen doch eh nur von den Dingen ab, die man gerne tut. Ging mir diese Woche mit 6 Tagen Arbeiten genauso. :rolleyes:

--
Huhu Julsfels,

oh, bitte keine Entschuldigungen. Ich musste dein Kapitel auch erstmal sacken lassen und bin noch total sprachlos über die Bilder und die Mühe, die dahinter steckt. ;)

Er hat hoch gepokert. ;) Er konnte es nicht vorher wissen, weil es seines Wissens noch nie probiert wurde. Es war ein sehr gefährlicher Versuch... der für ihn den Göttern sei Dank geglückt ist.

Und ja, er hat in seiner Eile sich ihr bemerkbar zu machen, gar nicht darüber hinaus nachgedacht. Keinen Gedanken hat er daran verschwendet, dass er ihr ja auch erklären muss, wer er ist und warum nur sie ihn sehen kann. :lol:
Das die Wahrheit wohl doch zu viel sein könnte, hat er ja doch trotz seiner Unerfahrenheit mit der menschlichen Natur eingesehen und sich diese doch überzeugende Lüge ausgedacht. Fragt sich nur, wie lange hält die stand? Denn so einen richtigen Plan wie es weitergeht hat er ja nicht, wie er ja auch schon selbst zugegeben hat. :ohoh:
Er weiß selber noch nicht, wie er es schaffen soll, dass Annabelle von Robert los kommt, aber wie du schon richtig erkannt hast, hat sie jetzt wenigstens die mögliche Chance auf einen Trost durch Lucien/Tod. Alleine bleiben könnte Annabelle wohl nicht, dazu ist die Welt dann doch zu rückständig was Frauen angeht. Die brauche da einfach einen Mann, der für sie sorgt. :Oo:

Und danke! :schäm: Ich liebe es einfach Gärten und Wälder zu gestalten, darum denk ich mir auch fast immer nur Geschichten aus, die in Wäldern spielen. :idee: :lol:

---
So, und weil ich es schon lange nicht mehr gemacht habe und schon so viele habe, gibt es jetzt noch die Outtakes:


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Sie machen es ständig. So langsam kann ich es nicht mehr sehen. :rolleyes:


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Super, da schmeißt man den Tod in die richtige Pose und was passiert: eins von den Viechern auf dem Grundstück meint die Gebüsche zerstören zu wollen. ^^


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Ich wusste es schon von Anfang an. Robert hat auch eine sensible Seite, er traut sich nur sich das zu zeigen.


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Nachdem Robert und Annabelle zum ersten Mal miteinander geflirtet haben und ich vergessen hatte, die Eifersucht auf dem Grundstück aus zu stellen:

„Wie konntest du mir das nur antun? Du bist so gemein!“ *heul*

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„Das verzeih ich dir nie.“ *schnief*

Heulsuse!


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Nur um gleich danach sich auf den Konkurrenten zu stürzen und ihn zum Duell fordern.


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„HAH, dem habe ich es aber gezeigt!!“


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Auch Meuchelmörder kommen und gehen mit einem Taxi. Collateral lässt grüßen. ^^


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Hundekämpfe in der geheiligten Zuflucht. Der Verfall der Sitten schreitet voran. :ohoh:


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Ein Fall von „Mir doch egal, dass wir verheiratet sind, du rührst mich nicht an.“
Richtig so Annabelle.

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Ich sage doch, sie machen es ständig. Ohne Rücksicht auf andere Besucher oder auch wenn es dem Angebeteten gerade egal ist.


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Hygienenotfälle erfordern auch mal nicht Mittelaltergerechte Utensilien.


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Darf ich vorstellen, der eigentliche Turmbewohner. Auch wenn er von seiner neuen Behausung nicht gerade begeistert ist. :D


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Also wirklich, so wird das nie was mit dem Meucheln. Oder sind das Gewissensbisse?


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Maaan, ist der langweilig, wann fangen wir endlich mit dem Dreh an?


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Wann immer die Zwei sich sehen, grinsen sie sich an. Ich habe ein Monster erschaffen, so verliebt kann man doch gar nicht sein. :rolleyes:


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„Und dann rührte ich solange rum, bis ich dich wieder hatte.“
„Ach, echt! Wow! Das ist ja toll.“

:hallo:
 
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Darling so it goes
Some things are meant to be
Take my hand, take my whole life too
For I can't help falling in love with you
(Elvis Presley - Can't help falling in Love)​


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Ich kehrte zum Turm zurück, nachdem ich den Assassinen fragend zurückgelassen hatte. Ich wollte dort auf Annabelle warten. Schließlich konnte ich nicht mehr einfach so auf ihrem Hof erscheinen. Sie konnte mich jetzt sehen. Es kam mir immer noch unwirklich vor, dass sie mich jetzt wahrnahm. Es war wie ein Wunder und ich konnte noch immer die Wärme ihrer Hand spüren. Dieses Gefühl erfüllte mich mit Glück, einem Glück, was ich nie für möglich gehalten oder für mich in Betracht gezogen hatte. Es erschien mir wie ein komplett neues Dasein für mich. Ich hatte ein Ziel und ganz viele neue Erfahrungen lagen nun vor mir. Ich konnte nicht anders als Lächeln.


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Ich beschloss erstmal nicht in meine Zuflucht zurückzukehren und im Turm zu bleiben. Ich musste meiner erfundenen Geschichte ja folgen und mich in dem alten Gebäude einleben, als hätte ich schon immer dort gewohnt. Ich musste den Ort kennenlernen, damit ich ja keine Fehler machte, sollte Annabelle mich ausfragen über den Turm.
Mir war bewusst, dass es nicht richtig war, sie über meine wahre Gestalt an zu lügen, aber ich hatte keine andere Wahl. Das sie mir die Geistergeschichte abgekauft hatte, war schon erstaunlich genug. Ich konnte nicht riskieren sie jetzt schon wieder zu verlieren in dem ich sie erschreckte. Ich wusste, dass ich früher oder später mit der Wahrheit herausrücken musste, aber noch war es zu früh dafür. Sie musste mich erst einmal kennenlernen.
Und so betrat ich das verfallende Gebäude, um es zu Meinen zu machen.


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Das erste was mir auffiel war der muffige Geruch. Es war als wenn die Tür schon seit Jahrzehnten nicht mehr geöffnet worden ist. Was wahrscheinlich auch der Fall war, denn schließlich war das Gebäude schon seit Jahrzehnten verlassen. Eine Ratte huschte vor mir weg, als ich über das auf dem Boden verteilte Laub schritt. Ein kurzer Blick genügte mir um zu erkennen, das dieses kleine Nagetier wohl nicht das einzige war, was hier lebte. Nun gut, damit konnte ich leben.
Ich setzte mich auf den einzigen Hocker in dem Raum und schaute mich um. Es gab nichts mehr hier, was nicht alt und halb zerfallen war. Es war der perfekte Ort für meine erfundene Geschichte. Ich versuchte mir so viele Einzelheiten wie möglich einzuprägen, immer darauf bedacht auch auf Kleinigkeiten zu achten.


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Nach einer Weile stand ich wieder auf, klopfte mir den Staub von meinem Hintern und ging rüber zu dem Regal an der Wand. Auch dort klebte eine dicke Schicht Staub auf dem alten Holz. Ich wischte ein wenig drüber, hinterließ eine Spur und wischte mir anschließend die Hand an meinem Ärmel ab.
Der ganze aufgewirbelte Staub brachte mich zum Niesen und ich konnte kaum damit aufhören. Niesend verließ ich den Turm wieder, atmete draußen angekommen tief durch und setzte mich wieder auf die Treppe. Auf den Platz an dem sie vorher gesessen hatte. Mir war als könnte ich immer noch ihre Wärme spüren. Das brachte mich wieder zum Lächeln.


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Und so wartete ich voller Ungeduld an dem alten Gebäude auf sie. Es fiel mir nicht leicht, geduldig zu sein. Es wäre so viel einfacher, wenn ich zu ihr gehen könnte und sie einfach nur beobachten würde. Dann würde ich wissen, wann sie sich von dem Ekel losreißen könnte und zu mir kommen würde. Aber die Zeiten waren jetzt erst einmal vorbei. Ich wollte sie nicht erschrecken in dem ich plötzlich neben ihr stand. Auch wenn mich der Gedanke reizte und immer verlockender erschien je länger ich wartete.
Ich weiß nicht mehr, wie viele Tage vergingen, ehe es endlich soweit war. Zeit hatte für mich nur wenig Bedeutung, aber in diesen Tagen war sie für mich ein Folterinstrument erster Klasse. Am ersten Tag wartete ich noch lächelnd auf sie, aber nachdem dieser verstrichen war, verschwand auch meine gute Laune.


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Und als ich schon so gut wie soweit war, doch zu ihr zu gehen, kam sie den Weg zum Turm entlang. Sofort begab ich mich vom Turmdach in das Erdgeschoss und wartete ungeduldig hinter der Tür.
Ich konnte sie sehen, wie sie zögernd vor derselben stand und immer wieder die Hand hob, so als wollte sie anklopfen, aber sie traute sich nicht. Ich konnte den Zweifel auf ihrem Gesicht sehen. Sie schien sich zu fragen, warum sie hier war und ob sie sich nur eingebildet hatte, dass ich existierte. Ich musste grinsen, als ich ihren zweifelnden Gesichtsausdruck sah. Und so ließ ich sie noch ein wenig zappeln ehe ich die Tür öffnete und sie so aus ihrer Ungewissheit erlöste.


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"Schön, dass Ihr wiedergekommen seid", begrüßte ich sie und einen Moment konnte ich den Schock auf ihrem Gesicht sehen, als sie realisierte, dass sie sich mich nicht eingebildet hatte.
"Hallo", murmelte sie verzagt, nur um gleich darauf mit mehr Elan fortzufahren. "Es ist auch schön, Euch wieder zu sehen. Ich gebe zu, ich war mir nicht sicher, ob ich Euch wirklich wieder hier vorfinden würde." Sie lachte unsicher und kleine Schauer des Entzückens fuhren durch mich durch bei dem Klang ihrer Stimme.
"Schließlich war ich ja auf den Kopf gefallen und die Wahrscheinlichkeit war groß, dass Ihr nur eine Einbildung meinerseits wart. Aber ich muss zugeben, das meine Neugier gesiegt hat und nun bin ich hier." Sie plapperte und ich war so entzückt davon, dass ich kaum merkte, dass sie geendet hatte.
"Ich bin froh darüber, dass Ihr so neugierig seid", rettete ich mich gerade noch so, ehe eine peinliche Pause entstehen konnte. "Was haltet Ihr davon, wenn wir uns da auf die Wiese setzen? Ich würde Euch ja auch hereinbitten, aber drinnen ist es so muffig und die Sonne scheint."


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Ich merkte, dass auch ich anfing zu plappern und stoppte mich. Einen winzigen Moment hing meine Frage zwischen uns, ehe sie eine Entscheidung traf.
"Sehr gerne."
Wir gingen schweigend rüber zu der Stelle auf die ich vorher gezeigt hatte. Ich konnte mir aber nicht verkneifen, sie verstohlen zu mustern. Sie sah erholter aus als noch vor ein paar Tagen. Sie wirkte dadurch viel jünger und erschien mir noch schöner als sowieso schon. Es fiel mir schwer meine Augen von ihr zu nehmen. Es war berauschend so nah neben ihr zu sein. Ich nahm ihren Geruch nach Lavendel so intensiv wahr, dass mir fast die Luft weg blieb und ich kostete jeden einzelnen Schritt aus.
Natürlich achtete ich durch ihre Ablenkung nicht darauf, wohin ich meine Füße setzte und so stolperte ich über das fast schon zerfallende Rad des alten Wagens, der am Wegrand stand. Ich konnte gerade noch verhindern, dass ich hinfiel, aber der kleine Ausrutscher genügte, um sie zum Lachen zu bringen.


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"Entschuldigt bitte. Ich hätte nicht lachen sollen, aber wann sieht man schon mal einen Geist stolpern." Sie strahlte mich regelrecht an und ich konnte nicht anders als auch zu lachen, auch wenn mir mein Missgeschick schon etwas peinlich war.
"Schon gut. Ich bin mir sicher es sah komisch aus."
Wir ließen uns ins weiche Gras fallen und sahen uns einen Moment schweigend einfach nur an. So recht wusste keiner von uns Beiden ein Gespräch anzufangen.
"Habt Ihr Euch denn von deinem Sturz erholt?" fragte ich sie nach einer Weile, während sie versonnen ein paar Grashalme pflückte.
"Ja, es ist als wenn nichts gewesen wäre", während sie das sagte, zerstörte sie einen Halm gänzlich, wie um ihren Worten Lügen zu strafen.
"Das freut mich. Es hätte mir nicht gefallen, wenn dem nicht der Fall gewesen wäre." Die Worte waren raus, ehe ich sie aufhalten konnte. Diesmal war ich derjenige, der ein wenig Rot wurde.
Sie sah mich ein wenig seltsam an und ich beeilte mich fortzufahren: "Ihr seid ja auf meinem Grund und Boden umgekippt und ich fühle mich verantwortlich dafür, dass Ihr gestürzt seid."


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Ein Teil Wahrheit und ein großer Teil Lüge. Ich biss mir auf die Zunge, konnte aber nicht verhindern, dass ich sie immer wieder anlügen musste, wenn ich nicht wollte, dass sie die Wahrheit erfuhr. Das schlechte Gewissen meldete sich. Ich konnte mir kaum verzeihen in dem Moment als ich in ihre Augen blickte, dass ich sie so in Gefahr gebracht hatte. Bis zu dem Augenblick war mir nicht bewusst gewesen, was ich da getan hatte. Ich schauderte.
"Nein, keine Sorge. Es geht mir gut. Wollen wir die Förmlichkeit nicht sein lassen? Es besteht doch kein Grund dafür, oder?" Sie sah mich fragend an und ich hörte eine leichte Verzweiflung in ihrer Stimme.
"Nein, dafür besteht wirklich kein Grund." Ich lächelte sie an, wahrhaftig erfreut über ihre Bitte.
Sie wirkte erleichtert, so als hätte sie Angst gehabt, ich hätte etwas anderes sagen können. In dem Moment begriff ich, dass sie genauso einsam war wie ich und das ihr dieser Umstand schon viel länger bewusst war als mir.
"Gut, dann wäre das ja geklärt. Vielleicht können wir jetzt ja Freunde werden. Ich sollte das nicht sagen, aber ich glaube ich brauche einen Freund." Jetzt hörte ich deutlich die Verzweiflung in ihrer Stimme.
"Dann will ich dein Freund sein."


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Dieses einfache Geständnis meinerseits vertrieb die düstere Stimmung in ihrem Gesicht und ich begriff, dass auch wenn sie erholter aussah als bei ihrem letzten Besuch hier, sie es nicht war.
"Und was hast du in den letzten Tagen gemacht?" fragte sie nach einer kleinen Pause.
Ich wusste im ersten Moment nicht, was ich sagen sollte. Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass ich nur auf sie gewartet hatte. Fieberhaft dachte ich über eine mögliche Antwort nach, die mich nicht in Verlegenheit bringen würde oder eine Lüge wäre.
"Oder hast du nur auf mich gewartet?" scherzte sie mit einem Zwinkern in ihren schönen Augen nachdem ich nicht schnell genug mit dem Ausdenken war.
"Natürlich habe ich das, was hätte ich auch sonst tun sollen", sprang ich auf ihre zweite Frage an und lachte.
"Als Geist hat man ja bestimmt auch nicht mehr viel zu tun. Obwohl es ja heißt, dass Gespenster nur noch auf Erden sind, weil sie noch etwas zu erledigen haben. Stimmt das? Oder kann man nach seinem Tod nach Belieben auf der Welt umher wandern?"
Ich dachte kurz nach, ehe ich meine Antwort formulierte.


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"Ich kann es nicht erklären, warum ich hier bin, weil es eben nicht so ist, dass man nach dem Tod noch auf der Welt bleibt. Wenn man stirbt, geht die Seele, die Essenz eines Menschen auf die andere Seite. Daran kann man nichts ändern. Das ist eines der ehernen Gesetze des Universums. Mir ist kein Fall bekannt, dass jemand nach seinem Tod noch auf Erden wandelte." Alles die Wahrheit. Ich war stolz auf mich.
"Hm", machte sie. "Dann ist bei dir vielleicht etwas schief gelaufen, wenn du immer noch hier bist."
"Schon möglich", zögerlich bestätigte ich ihre Aussage. "Ich wüsste nur nicht was."
"Kann ich dich fragen, wie es war? Zu Sterben meine ich." Ihr Stimme klang ein wenig sehnsüchtig und Panik machte sich in mir breit. Sie durfte sich diese Reise noch nicht wünschen. Ich musste es ihr ausreden. Das hätte ja einfach sein können, schließlich kannte ich den Vorgang des Sterbens in allen Varianten, aber ich wollte ihr es nicht grausamer erscheinen lassen als es war. Ich wollte ihr keine Angst machen.


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"Es war friedlich, soweit ich mich erinnere. Ich hatte keine Schmerzen mehr und ich fühlte mich geborgen, getragen von jemanden der mich nicht fallen lassen würde, egal was passieren würde. Doch ich war nicht bereit zu gehen. Es war noch nicht meine Zeit, das fühlte ich. Du musst wissen, es gibt für jeden Menschen seine eigene Zeit und meine war noch nicht um. Vielleicht bin ich deshalb als Geist hier gelandet, weil mein Tod ein Fehler war. Es ist die einzige Erklärung, die ich dafür hätte."
"Hm", machte sie wieder. "Das hört sich gar nicht so schrecklich an."
"Nein, war es auch nicht. Es ist nichts wovor man Angst haben muss, auf jeden Fall nicht, wenn seine Zeit noch nicht abgelaufen ist."
"Und woher soll man wissen, wann sie das ist?"
"Das kann man als Sterblicher nicht. Das weiß nur das Universum und die Mächtigen, die es führen."
"Du meinst die Götter? Gibt es sie wirklich?" Annabelle sah mich zweifelnd an.
"Keine Ahnung ob es Götter sind, aber etwas sehr Mächtiges führt das Universum. Daran gibt es keinen Zweifel."


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Sie schloss die Augen. "Und warum sind diese Mächtigen dann so grausam?" fragte sie leise.
"Sie haben einfach einen Plan. Ich weiß nicht, ob es dir hilft, aber verliere nicht den Glauben daran, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert. Nur kennen wir diesen einfach nur noch nicht." Ich beugte mich ein wenig vor und berührte sacht ihre Hand. Sie öffnete daraufhin die Augen und sah mich so intensiv an, dass ich vor Schreck meine Hand zurückzog.
"Ich würde gerne an deine Theorie glauben. Vielleicht haben diese Mächtigen uns ja auch zusammengeführt."
Ich schluckte. "Das wäre ein schöner Gedanke."
Ich konnte ihr kaum in die Augen schauen, weil mein Herz sich zusammen zog bei dem Gedanken daran, dass ich das Universum und seine Herrscher ausgetrickst hatte, in dem ich mich für sie sichtbar gemacht hatte.
"Ich bin mir fast sicher, dass es so sein muss. Vielleicht haben sie mir dich ja auch geschickt, weil ich so dringend jemanden zum Reden brauchte."
Ich freute mich, dass sie es so sehen konnte und hoffte, dass ich sie im Laufe der Zeit davon überzeugen konnte, dass der Tod für sie keine Lösung war.


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Wir plauderten noch eine ganze Weile über belanglosere Dinge, während im Westen die Sonne langsam anfing unter zu gehen.
"Ich fürchte, ich muss dich jetzt wieder verlassen. Man wird sich Sorgen machen, wenn ich so spät erst nach Hause komme." Sie stand auf und ich machte es ihr nach. Annabelle schüttelte ihr Kleid aus, um es von dem abgerupften Grashalmen zu befreien.
Gemeinsam gingen wir zum Weg zurück. Ich genoss die letzten Minuten mit ihr. Versuchte jede Einzelheit von ihr in meinem Kopf zu speichern für die Zeit, in der ich wieder auf sie warten musste. Ihr Gesicht, ihr Geruch und ihre ganze Persönlichkeit. Ihr Haar wie es von der restlichen Sonne glänzte. Die zauberhaft geröteten Wangen von der Hitze des Tages. Einfach alles.


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Kurz bevor wir weider an der Turmtreppe angekommen waren, blieben wir stehen.
"Vielen Dank für den schönen Nachmittag", begann sie. "Es hat mir wirklich gefallen mit dir zu reden."
"Ja, mir auch. Und du brauchst mir doch nicht zu danken, wenn dann muss ich das." Ich ergriff ihre Hand, ohne zu wissen, was ich damit vorhatte. Einfach nur, weil ich unbedingt nochmal ihre Wärme spüren wollte.
Annabelle lächelte mich an. "Dann wünsch ich dir noch einen schönen Abend und bis bald."
Dann zog sie ihre Hand zurück und ging langsam den Weg zurück. Ich schaute ihr hinterher, traurig darüber, dass unsere gemeinsame Zeit schon wieder vorüber war. Sie drehte sich an der Wegkreuzung noch einmal kurz zu mir um und winkte zum Abschied. Auch ich hob meine Hand und seufzte, als sie aus meinem Blickfeld verschwand.


*Fortsetzung folgt*​
 
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und bleibst du nun dabei, oder schocken dich seine dreisten Lügen? =)
Er wird so einige Probleme haben, sich da wieder rauszuwinden, aber die ganze Wahrheit ist in seinem Fall schon ein dicker Brocken. =) Dass er allerdings total vergessen hat, sich eine plausible Geschichte einfallen zu lassen... Alter schützt vor Torheit nicht. :lol:

Ein großes Kind und viele Kleine, die das große Kind ärgert. :Oo:
Ich finde, das erklärt so einiges. Das würde eine gewisse Planlosigkeit, die sich manchmal durchaus aufdrängt, ganz simpel auflösen. Das übt noch. :lol: Außerdem müssen wir uns ja nur mal ansehen, was wir mit unseren armen Sims vernstalten. Als ob die gar keine Gefühle hätten... =)
Die spannende Frage ist nur: wer sind die Eltern? =) Aber vielleicht war das ja die unbefleckte Selbstempfängnis. Oder sowas in der Art.

Die Outtakes waren echt schön, ich liebe die ja immer. Und dafür, das er der Tod ist, ist Lucien wirklich ganz schön zart besaitet. Da kann man mal sehen, mit was wir armen Sterblichen uns rumplagen müssen. %) Die typische Handbewegung am Ende ist auch Klasse. Ob er das immer so macht? Kein Wunder, wenn alle dann ein bisschen verwirrt sind.

Was sich mir ja aufgedrängt hat ist die Frage, ob dann keiner mehr stirbt, wenn er da rumlungert und tagelang auf Annabelle wartet. ;) Ganz schön pflichtvergessen, der Gute. Aber das scheint ihn nicht im Geringsten zu kümmern. Und wie er sich aus seiner Notlüge wieder rauswurschteln will, das wird auch noch ein Spaß. Ob sie das auch so gut aufnimmt? Ein Geist ist eins, aber der Tod höchstpersönlich? Ich glaube auch kaum, dass das irgendwann mal einfacher wird. Je länger er das vor sich herschiebt, umso schwieriger wird es.
Obwohl natürlich ein hübscher Tod einem solchen Ehemann allemal vorzuziehen ist. Das ist auf jeden Fall eine Alternative. =) Und mit der Einsamkeit hat er einen prima Aufhänger - wenn sie so verzweifelt ist, dass sie sich mit einem Geist anfreundet, dann hat er da eine Chance. Er muss ihr das nur ordentlich klarmachen. :lol: Und ihre eigene Situation ist ja nun auch alles andere als hoffnungsvoll. Das schafft doch eine gewisse Gemeinsamkeit.
Zumal ihr Umgang hinter den Kulissen sehr aufschlussreich ist. Nur dass sie da völlig jeden nötigen Ernst vermissen lassen. :lol: Soviel zum Rollenverständnis der Darsteller. Sims eben. %)
 
Huhu Aminte,

tja, so ist das halt, wenn man frisch verliebt ist. Den Kopf in den Wolken und sich selbst möglichst im besten Licht erscheinen lassen. :lol:

Also meine Sims haben keine Gefühle, definitiv nicht. Hätten sie welche, dann würden sie immer nur heulend dastehen und brüllen "Du bist sooooooo gemein zu mir." :ohoh:

Und ja, der gute Lucien ist schon zart beseitet und eine Heulsuse... wie oft steht der da und winkt "Ich muss aufs Klo!" "Ich pass da nicht durch!" "Ich bin müde!" :Oo:
Und ja, die Handbewegung mit dem Rühren macht er häufig, wenn er sich unterhält. Ist mir bisher noch gar nicht so aufgefallen, aber seit dem Bild habe ich da auch mehr drauf geachtet. ^^

Ich sehe schon, ich versuche ihn das in der nächsten Fortsetzung mal erklären zu lassen, wie er das so macht mit den Sterbenden und der Zeit. ;)
Wie sie es irgendwann mal aufnimmt, wen sie sich das als "Freund" *hust* geangelt hat, das bleibt abzuwarten. Definitiv wird sie es herausfinden. :scream:

Ich gebe jetzt einfach mal zu, dass ich, als ich am Samstag das Spiel zum Bilder machen angeworfen habe, erst mal ein paar Minuten fast schon sabbernd vorm Bildschirm saß und Lucien/Tod angehimmelt habe. Ich hatte bei der langen Zeit dazwischen fast vergessen, wie schick dieser Sim ist. APL lässt grüßen. :love:
 
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Singing to an ocean, I can hear the ocean's roar.
Play for free, play for me and play a whole lot more.
Singing about the good things and the sun that lights the day.
I used to sing on the mountains, has the ocean lost its way.
(Led Zeppelin – The Ocean)


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Die Zeit, die ich mit Annabelle verbrachte kam mir viel zu kurz vor. Dieser kleine Besuch war für mich nicht mehr als nur ein kurzes Zwischenspiel. Denn auch, wenn Zeit für mich etwas anderes bedeutete, wie für die Menschen, war ein Nachmittag mit ihr nicht länger als nur ein paar Minuten. Diese ersten Treffen mit ihr gehören zu meinen liebsten Erinnerungen an sie. Es war alles so neu, nicht nur für uns sondern ganz speziell für mich. Ich bin nicht menschlich, also waren die Empfindungen, die ich in ihrer Gegenwart hatte komplett neu für mich. Ich genoss daher die wenige Zeit, kostete sie komplett aus und speicherte jeden Augenblick in meinem Gedächtnis ab. Die restliche Zeit verbrachte ich, wie nur ich sie verbringen konnte. Ich teilte sie mir ein, wie ich sie brauchte. Es war ein leichtes für mich gleichzeitig beim Turm auf sie zu warten und doch meine Arbeit nicht zu vernachlässigen.


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Das, was für die Menschheit unmöglich zu beeinflussen ist, ist für mich eine Leichtigkeit. Für die Menschen ist Zeit eine endlose Gerade, die sie immer gleich beschreiten müssen. Sie verläuft immer im gleichen Tempo und nie können sie die Geschwindigkeit verändern. Doch für mich ist es ein Leichtes selbiges zu tun. Tag, Nacht, das spielt für mich keine große Rolle. Ich kann da sein, wo ich gerade will. Ich kann die Zeit für mich langsamer oder schneller laufen lassen und auch geringfügig in die Vergangenheit oder in die Zukunft gehen, wenn ich es brauche. Anders wäre meine Arbeit gar nicht zu erledigen. Die Menschen sterben immer und manche auch gleichzeitig, da kann ich mich nicht entscheiden, wen ich zuerst in die Ewigkeit begleite. Ich muss jeden mitnehmen; es bei jedem zumindest versuchen.


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Ich kann nicht in die Zukunft sehen, aber ich kann dort erscheinen, wenn ich muss. Allerdings ist das immer schwierig. Die Vergangenheit ist einfacher. Am Rad der Zeit zu drehen, birgt aber auch für mich ein paar Gefahren und deshalb gibt es bestimmte Einschränkungen. Ich kann die Ereignisse nicht verändern. Was geschehen muss, muss geschehen. Darauf habe ich keinerlei Einfluss. Darum konnte ich die Hochzeit auch nicht ändern oder alles andere was mit ihr zusammenhing.
Eine weitere Einschränkung gibt es noch auf die Zeit, wo ich erschienen bin. Ich kann nicht dorthin zurückgehen, wo ich selbst zugegen war. Daher musste ich alles was ich mit Annabelle erlebt habe, genauso wie die Menschen als Erinnerung speichern, denn ich konnte die Momente mit ihr nicht noch einmal durchleben.


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Und so machte ich, trotz das ich am Turm auf sie wartete, weiter meine Arbeit. Ich begleitete einen Koch in die Ewigkeit, der an einer akuten Fischvergiftung starb. Es war ein einfacher Gang für mich. Die Routine machte es mir leicht gleichzeitig dort und am Turm zu sein. Ich nahm im richtigen Moment seine Essenz in mir auf und verschwand gleich wieder nach Hause. Dort war so gut wie keine Zeit vergangen, nur ein winzig kleiner Augenblick. Denn ganz anhalten konnte ich die Zeit nicht. Ich konnte nur in ihr springen, so dass es für einen müßigen Beobachter so erscheinen könnte, als wäre ich nie weg gewesen.


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Es war nicht immer so leicht, denn manche Todesfälle waren auch für mich bizarr und nicht alltäglich. So ertrank eine junge Frau in ihrer Badewanne, weil sie es selbst so wollte. Sie konnte nicht mehr mit ihrem Leben umgehen und wählte diese Todesart für sich aus. Ich konnte nicht umhin mich zu fragen, was jemanden trieb seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen, wo die Welt doch soviel Schönes in sich barg. Früher hatte ich mir nie Gedanken über die Selbstmörder gemacht, aber die Zeiten waren für mich vorbei. Dank Annabelle stellte ich mir plötzlich Fragen über das Verhalten von Menschen. Ich konnte nicht begreifen, dass jemand wenn es doch so viel Liebe in der Welt gab, freiwillig aufgeben wollte.


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Ja, ich fragte mich das ernsthaft und konnte im gleichen Moment nicht anders als über mich schmunzeln. Wie sehr sie mich verändert hatte. Ich konnte nicht mehr so leicht über den Tod von Menschen hinweg sehen, wie vorher. Ich nahm mehr Anteil an dem was ich tat und fragte mich, was aus ihren Angehörigen wurde, jetzt wo die arme tote Frau aus der Badewanne nicht mehr da war. Ich stellte mir vor, dass sie traurig wären und die Frau vermissen würden. Je mehr ich das verinnerlichte umso unverständlicher wurde der Schritt für mich. Ich konnte mir nicht vorstellen, was einem Menschen angetan werden musste, dass er keinen anderen Ausweg mehr sah. Es war eines der Rätsel des menschlichen Verhaltens was mir total fremd war. Ich konnte verstehen, wenn sich jemand, der schwer krank oder sehr alt war den Tod wünschte, aber ein gesunder junger Mensch sollte nicht so früh im Leben schon aufgeben.


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Doch als Annabelle an einem der nächsten Tage zu meinem Turm kam, bekam ich langsam eine Vorstellung davon, was jemanden dazu bringen konnte. Ich konnte den Schmerz auf ihrem Gesicht sehen. Eines ihrer wunderschönen Augen war wieder einmal blau, aber nicht mehr geschwollen. Die Arme hatte sie vor sich verschränkt und sie ging langsamer als sonst. Ich kannte das ja schon, aber trotzdem schockte es mich wieder.Ich konnte noch nicht mal im Turm ausharren, während sie langsam den Weg zu meiner Tür folgte. Kurz bevor ich die Tür aufmachte, erinnerte ich mich daran, dass ich vor ihr ja nicht zugeben konnte, dass ich wusste was ihr Ehemann ihr antat. Ich zügelte mühsam meine Wut und trat erst dann nach draußen ins helle Sonnenlicht.


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„Was ist passiert?“ Fragte ich besorgt, als ich vor ihr stand.
Einen Moment lang konnte ich sehen, dass sie zögerte mit einer Antwort. Dann straffte sie die Schultern: „Hallo erstmal.“ Sie zwinkerte mir mit ihrem guten Auge zu. „Mein Mann war der Meinung, ich hätte nicht schnell genug das Frühstück auf den Tisch gebracht.“
Im ersten Moment wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Erstens wusste ich ja eigentlich noch nichts davon, dass sie verheiratet war, da es das erste Mal war, dass sie ihn erwähnt hatte und zweitens war ich überrascht davon, dass sie gleich mit der Wahrheit herausgerückt war.
„Das tut mir Leid“, sagte ich zögernd, nicht wissend was die richtige Reaktion war und Mitleid erschien mir am sinnigsten.
„Das braucht es nicht. Das ist mein Problem und nicht deines. Ich werde schon damit fertig, schließlich war es nicht das erste und bestimmt nicht das letzte Mal, dass er so reagiert. Ich muss halt einfach mehr aufpassen.“
Ich war geschockt. So weit hatte er sie also schon. Ich musste was dagegen tun, aber ich wusste nicht was.


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„Aber du kannst dir das doch nicht gefallen lassen“, meinte ich dann vorsichtig, aber sie schüttelte den Kopf.
„Doch, ich muss.“ Bevor ich etwas erwidern konnte, fuhr sie auch schon fort: „Wollen wir heute ein wenig an den See gehen? Ich mein, wenn du das kannst und nicht an den Turm hier gebunden bist?“
Darüber musste ich doch glatt lächeln. „Von mir aus können wir gerne dort hin. Ich kann überall hingehen, wenn ich möchte.“
„Dann lass uns los.“ Sie drehte sich um und ich folgte ihr. Wir gingen schweigend, ich hatte meine Arme verschränkt, damit ich mich davon abhalten konnte nach ihr zu greifen. Sie ging immer noch verkrampft, aber schon nicht mehr so verkniffen wie auf dem Weg hierher. Ich wertete das als gutes Zeichen dafür, dass sie sich in meiner Gegenwart entspannen konnte.


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Und ich sollte Recht haben mit dem Gedanken. Je weiter wir spazierten, desto lockerer wurde ihre Haltung.
Der Weg zum See war nicht sehr weit und führte uns durch eine malerische Sommerlandschaft. Das Gras duftete herrlich und überall summten Bienen herum, die dafür sorgten das im nächsten Sommer noch mehr Blumen blühen würden. In den alten Ruinen raschelten kleine Tiere auf der Suche nach Nahrung und die Vögel sangen in den Bäumen ihre Lieder.
Die meiste Zeit schwiegen wir, aber es war ein angenehmes Schweigen. Es fühlte sich gut an mit ihr zusammen zu sein und das ganz ohne Spannungen.


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Am See angekommen ließen wir uns ins weiche Gras fallen. Überall quakten Frösche und einige Wasservögel mit ihren Küken schwammen auf dem See. Es war die reine Idylle. Noch war es zu früh das die lästigen Mücken uns plagten, die an jeden Gewässer immer zu finden waren.
„Es ist so schön hier“, meinte Annabelle nach einer Weile. „So friedlich.“ Sie seufzte behaglich.
„Ich mochte Gewässer schon immer. Es gibt kaum etwas schöneres als am Wasser zu sein“, stimmte ich ihr zu. Selbst meine Zuflucht war an einem ein Teich, aber das konnte ich ihr ja schlecht sagen.
„Ich würde gerne mal das Meer sehen. So weit man sehen kann nur Wasser.“ Sie klang richtig sehnsüchtig. „Oder in der Brandung stehen und das kühle Nass auf der Haut spüren. Warst du schon mal am Meer?“
„Ja, viele Male“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Als Lebender oder erst als Geist?“
„In meiner jetzigen Gestalt. Ich kann mich nicht erinnern schon vorher mal am Meer gewesen zu sein.“


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„Und wie war es?“ Sie war nun wirklich neugierig.
„Nass“, antwortete ich grinsend. Das konnte ich mir nicht verkneifen. „Nein, es war... wunderschön. Man kann es nicht in Worte fassen, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Die Luft ist salzig und man kann das Meer schon von weiten riechen. Das Geräusch der Wellen wirkt ungemein beruhigend und ein Sonnenaufgang über dem Ozean ist einfach unbeschreiblich schön.“
„Das hört sich wirklich wunderschön an. Ich wünschte, ich könnte das auch mal sehen, aber das wird wohl immer ein Traum bleiben.“ Sie seufzte.
„Aber warum denn? Du hast doch noch alle Zeit der Welt, um dorthin zu reisen?“
Sie lachte bitter auf. „Nicht mehr in diesem Leben. Mein Mann würde mich niemals gehen lassen und er selbst hat für solche Träume nichts übrig.“
„Vielleicht lässt sich da ja doch was machen“, versuchte ich sie aufzumuntern, aber sie sah mich nur zweifelnd an.
„Ich wüsste nicht was“, meinte Annabelle leise und bedrückt.
„Lass den Kopf nicht hängen. Ich werde mir was einfallen lassen. Darin war ich schon immer gut“, versprach ich ihr und meinte jedes Wort. Ich würde alles tun, damit sie einmal das Meer sehen konnte.


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„Das wäre toll“, meinte sie nach einer Weile „aber ich denke nicht, dass es einen Weg gibt.“ Sie schloss die Augen und lies sich rückwärts ins Gras fallen.
Ein Weile herrschte wieder Schweigen zwischen uns. Ich beschloss das Thema erstmal fallen zu lassen, da ich sie sowieso nicht davon überzeugen konnte, dass es immer einen Weg gibt, wenn man nur will.
„Am liebsten würde ich hier bleiben und nicht mehr nach Hause gehen müssen. Aber ich fürchte, dass ich schon bald los muss.“ Annabelle setze sich wieder auf, immer noch mit geschlossenen Augen.
„Schade. Ich wünschte du hättest mehr Zeit.“
„Ich auch, aber ich hatte schon genug von Roberts Freundlichkeit, um zu riskieren hier zu lange zu bleiben.“
„Nein, das solltest du wirklich nicht riskieren“, sagte ich mit einem Seitenblick auf ihr blaues Auge. Dann stand ich auf und hielt ihr automatisch meine Hand hin.


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Sie ergriff sie ohne zu zögern und zog sich daran hoch. Ich war etwas überrascht, aber freute mich ungemein über die Berührung. Es kam mir immer noch wie ein kleines Wunder vor, dass sie mich nicht nur sehen sondern auch spüren konnte und das ganz ohne die vorherige Kälte zu empfinden. Auch ein Phänomen was ich noch ergründen musste.
Auch als sie schon stand, lies sie diesmal meine Hand nicht sofort wieder los.
„Erstaunlich, dass ich das hier spüre. Solltest du nicht körperlos sein?“ Sie sprach aus, was auch mir durch den Kopf ging.
„Wenn ich mich konzentriere kann ich auch Dinge berühren, sonst würde ich ja auch durch die Luft oder den Boden schweben.“ Ich versuchte es zu erklären, aber merkte, dass ich auch keine richtige Erklärung dafür hatte. Ich wusste ja selbst nicht, wie das möglich war.
„Dann solltest du dich jetzt einmal richtig konzentrieren“, warnte sie mich schmunzelnd vor.


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Und mit diesen Worten zog sie mich in eine feste Umarmung. Ich war einen Moment so geschockt, dass ich völlig versteifte. Aber dann hüllte mich ihr Geruch ein und ich spürte ihre menschliche Wärme am ganzen Körper. Sofort begann ich mich zu entspannen, denn ich wollte nicht, das sie dachte es wäre mir unangenehm. Denn das war es nicht. Auch wenn mir noch nie zuvor jemand so nahe gewesen war, konnte ich nicht anders, als es einfach nur zu genießen. Es war das schönste Gefühl der Welt für mich.

*Fortsetzung folgt*

Aber ein Bonusbild habe ich noch für euch. Ich fand das so schön, dass ich es euch nicht vorenthalten will. :love:


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:hallo:
 
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I beg your pardon,
I never promised you a rose garden.
Along with the sunshine,
There's gotta be a little rain sometimes
(Lynn Anderson - Rose Garden)


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Das nächste Treffen mit ihr konnte ich dementsprechend nicht erwarten. Also beschloss ich, sie bei sich zu Hause zu besuchen. Sie wusste jetzt ja, dass ich den Turm verlassen konnte. Natürlich rechnete ich damit, dass ich sie erschrecken würde, wenn ich einfach so bei ihr auftauchen würde. Und daher wollte ich es unbedingt. Ich wollte den überraschten Gesichtsausdruck bei ihr sehen, hören wie ihr Herz schneller schlug.
Darum begab ich mich ein paar Tage nach dem wir an dem See waren im strömenden Regen zu ihr. Sie war gerade am Brunnen und lächelte. Es schien trotz des miesen Wetters ein guter Tag für sie zu sein.


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Da ich nicht riskieren wollte, dass Robert irgendeine Ahnung hatte, dass es jemanden gab mit dem seine Frau glücklicher war als mit ihm, wartete ich im Stall auf Annabelle. Ich lehnte mich gegen die Wand, genau neben die Tür, voller Vorfreude.
Ich musste nicht lange auf sie warten. Sie hatte es eilig, aus dem Regen heraus zu kommen. Sie trat in den Raum, den vollen Wassereimer in der Hand und ihr Haar glänzte vor Feuchtigkeit. Dadurch war der Duft nach Lavendel noch intensiver. Ich musste lächeln. Sie war so perfekt. Und in dem Moment machte ich mich bemerkbar.


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"Hallo Annabelle."
Sie schrie kurz auf, ließ den Eimer fallen und griff sich ans Herz. Ich konnte mir kaum das Lachen verkneifen. Ich weiß, es war nicht nett von mir, aber ihre Reaktion war einfach zu komisch.
"Entschuldigung", gluckste ich. "Ich wollte dich nicht erschrecken." Oh, doch.
Sie atmete tief durch und drehte sich dann zu mir um. "Was machst du hier?"
"Ich wollte dich sehen."
Annabelle sah mich an und ich war mir nicht sicher, wie ich den Ausdruck in ihren Augen deuten sollte. "Aber doch nicht hier." Sie klang ein wenig verschreckt, aber nicht so als würde sie sich nicht freuen mich zu sehen. Sie machte sich wohl nur Sorgen, dass Robert etwas mitkriegen würde.


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"Aber warum nicht? Mich kann doch niemand sehen und solange wir nicht zu auffällig sind, wird es auch niemand mitbekommen, dass ich hier bin." Ich versuchte sie zu überzeugen, weil ich nicht gehen wollte.
Sie überlegte kurz. "Ich weiß nicht. Ich möchte keinen Ärger."
"Glaube mir, das ist auch das Letzte was ich will. Wir müssen halt nur vorsichtig sein. Ich verspreche dir, dass ich sofort verschwinde, wenn jemand in der Nähe ist."
"Hm, ich würde ja schon gern." Sie grinste mich verschmitzt an. "Ach, was solls, dann bleibe halt hier."
"Das ist die richtige Einstellung."
Annabelle hob den Eimer auf. "Aber bleibe jetzt eben noch mal hier. Ich geh nur eben neues Wasser holen."
"Ganz wie du willst." Ich machte eine kurze Verbeugung und sie lachte.
"Mach das nicht, wenn wir nicht auffallen wollen."


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Als sie wieder kam, war der Holzeimer wieder voll. Sie stellte ihn vor den Pferdeboxen ab und drehte sich dann zu mir um.
"Wenn du schon hier bist, dann könntest du mir ja auch helfen."
"Ich?"
"Natürlich, du musst dich ja nur konzentrieren um den Eimer anzuheben." Sie grinste und ich wusste, dass sie nicht locker lassen würde. Also seufzte ich theatralisch und griff nach dem Eimer.
"Und wenn jemand kommt, dann schweben hier halt die Gegenstände." Ich versuchte noch aus der Nummer heraus zu kommen, aber sie ließ mich nicht.
"Wie du schon gesagt hast, du musst halt nur vorsichtig sein." Und damit öffnete sie eine der Boxen und fing an den Stall auszumisten.


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Wir hatten wirklich Spaß während wir uns um die Tiere kümmerten. Ich war schnell damit fertig die Pferde zu tränken und zu füttern. Sie brauchte etwas länger um die Ställe auszumisten, also beschloss ich ihr zu helfen. Natürlich war ich keine große Hilfe, weil ich sie einfach nur lachen sehen wollte. Ich kitzelte sie, während sie eins der Pferde striegelte.
"Hör auf damit", meinte sie lachend. "Wenn du so weitermachst, dann hört mich noch jemand."
"Vielleicht hast du recht, aber ich höre gerade niemanden." Ich griff nochmal nach ihr und sie schlug mir die Hand leicht weg.
"Ernsthaft", gluckste sie "hör auf damit."
"Na gut. Ganz wie du willst." Es fiel mir schwer, aber ich hörte auf und ließ sie in Ruhe ihre Arbeit machen.
Sie brauchte den Mist raus, als die Pferde versorgt waren. In der Zwischenzeit hatte es aufgehört zu regnen und die Wolken verschwanden langsam vom Himmel.


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Draußen glitzerten die Regentropfen auf den Blättern. Annabelle schob die schwere Karre zu dem großen Misthaufen und entleerte sie da.
Sie sah sich kurz um. "Ich muss mich jetzt noch um den Garten kümmern. Hier wäre es nicht so gut, wenn du mir hilfst oder wir viel miteinander reden." Sie sprach leise, damit niemand sie hörte.
"Du hast Recht." Ich nickte ihr zu und verschloss dann meinen Mund symbolisch.
Sie erwiderte mein Nicken und machte sich dann daran, den Gemüsegarten wieder auf Vordermann zu bringen. Währenddessen saß ich auf dem noch nassen Boden und schaute ihr versonnen zu.
"Das bringt dir Spaß oder?" fragte sie leise, während sie das Unkraut zupfte.
Ich nickte eifrig und verkniff mir das breite Grinsen. Sie schnaubte leicht angewidert und griff nach dem nächsten Büschel Unkraut.


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Nach einer Weile war sie fertig mit dem Garten. Sie wusch sich die Hände in dem Regenfass, was an der Hauswand stand. Ich stand auf und stellte mich neben sie.
"Danke für deine Hilfe", raunte sie mir leise zu.
"Gern geschehen", meinte ich genauso leise, wohl wissend, dass sie damit nicht meine nicht vorhandene Hilfe beim Garten meinte.
"Ich muss jetzt im Haus weitermachen, aber du kannst mich gerne begleiten."
Ich nickte und sie hakte sich bei mir unter.
"Aber nur bis zur Ecke, sonst könnte es jemand sehen."
"In Ordnung." Es war wie immer berauschend ihr so nahe zu sein. Ihre Hand auf meinem Arm und in ihrem Gesicht ein Lächeln, ließen auch mich strahlen. Wie hüllte mich ihr Duft nach Lavendel ein und mein Herz fing an zu rasen. Jede Einzelheit ihres Daseins prägte ich mir ein, um mich immer daran zu erinnern.


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Und doch wähnte dieses Glück nicht lange, denn kaum waren wir um die Ecke, nahm sie ihren Arm von meinen und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Sie ging immer noch neben mir, aber ohne eine Berührung war es nicht mehr das Gleiche und das schien auch sie zu fühlen.
Es sollte noch schlimmer kommen, denn kaum waren wir am Brunnen angekommen, kam auch Robert um die Ecke. Falsch lächelnd kam er auf uns zu und ich merkte, dass Annabelle sich versteifte, kaum das sie seiner ansichtig wurde.
"Da bist du ja, meine Liebe", sülzte er. "Ich habe dich schon gesucht."
"Ich war im Stall und im Garten, da wo ich immer bin um diese Zeit."
Ärger flog über Roberts Gesicht, aber nur kurz. "Kein Grund frech zu werden, meine Liebe. Ich wollte dir auch nur mitteilen, dass ich jetzt den Hof verlasse. Ich erwarte, dass du dich um den Hausputz kümmerst und das Abendessen pünktlich auf dem Tisch steht, wenn ich wiederkomme."
"Aber sicher, mein Gemahl." Annabelle klang neutral, nichts deutete darauf hin, wie sie fühlte. Ich dagegen freute mich, dass der Mistkerl den Hof verließ, auch wenn es mich ärgerte wie er mit Annabelle umsprang.


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"Und wehe dir, wenn du das Haus verlässt. Glaube mir, ich erfahre das." Er tätschelte ihr über die Wange, als wäre sie ein kleines Kind. "Bis heute Abend." Robert funkelte sie an und wandte sich dann zum Gehen. Er drehte sich noch einmal um und starrte sie an, ehe er den Weg zum Dorf antrat.
Kaum war er außer Sicht, verzog sich Annabelles Gesicht voller Abscheu. "Was bin ich immer froh, wenn er den Hof verlässt. Und doch frage ich mich, was er dann macht. Es kann nichts Gutes sein, denn in diesem Mann steckt absolut nichts Gutes."
Aus einem Impuls heraus sagte ich: "Wenn du willst, kann ich ihm folgen. Er kann mich nicht sehen und ich könnte es für dich in Erfahrung bringen. Vielleicht hast du dann was, was du gegen ihn verwenden kannst."
Annabelle sah mich erstaunt an. "Das würdest du tun?"
"Ja, für dich würde ich es tun." Auch wenn ich viel lieber bei ihr bleiben wollte, sah ich doch die Chance wirklich etwas über Robert herauszufinden.
Sie blickte mir tief in die Augen. "Dann mach es bitte."


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Und so machte ich mich auf den selben Weg wie Robert. Es fiel mir schwer zu gehen, aber ich sah wirklich die Möglichkeit etwas Licht ins sehr Dunkle zu bringen.
Es war nicht schwierig ihm zu folgen, da er stur dem Weg folgte. Nicht einmal drehte er sich um, oder zeigte irgendwie das es ihm bewusst war, das er verfolgt wurde. Ich fragte mich, was er mit dem Satz, dass er wisse wenn Annabelle den Hof verließ gemeint hatte. Die einzigen beiden Erklärungen waren, dass er ihr entweder nur Angst machen wollte oder das ihre Mutter für ihn spionierte. Wahrscheinlicher war die erste Möglichkeit, aber ich beschloss herauszufinden, ob Annabelles Mutter immer noch auf seiner Seite stand. Aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht hatten beide Frauen inzwischen soviel Angst vor ihm, dass sie ihm willenlos gehorchten. Ein erschreckender Gedanke.
Robert erreichte alsbald die Brücke zum Dorfplatz und ich folgte ihm, ohne das mich jemand sah. Es war sowieso nicht viel los auf dem Platz. Nur ein Stand war offen und dort wurde nur eine junge Mutter mit ihrem Sohn bedient.


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Robert steuerte gleich auf den Stand zu.
"Hallo meine Damen", säuselte er. "Ich hätte gerne ein Krug Bier."
Die Marktfrau händigte ihm schnell eines aus. Anscheinend waren er und sein Temperament bei ihr bekannt, denn auch wenn sie freundlich zu ihm war, konnte ich fühlen, dass sie ihn nicht leiden konnte.
Die blonde Frau mit dem Kind auf dem Arm ignorierte ihn ebenfalls, obwohl er ihr mehrfach zu zwinkerte.
Das Kind erkannte mich, wie Kinder es häufig tun und zeigte mit dem Finger auf mich.
"Ta", krähte es und wollte runter vom Arm. Ich schüttelte den Kopf und legte einen Finger auf seinen Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen. Es wirkte. Durch die plötzliche Kälte fing er an zu brüllen. "Entschuldigt mich, aber ich bringe ihn lieber nach Hause." Die Worte der Mutter waren eher an die Marktfrau gerichtet als an Robert, aber natürlich fasste er es anders auf.
"Natürlich. Ich habe mich gefreut, dich wieder zu sehen." Er nickte der Blonden zu, die ihr schreiendes Kind so schnell wie möglich vom Stand weg brachte.
Das war interessant, er kannte sie also. Flüchtig dachte ich, dass er eventuell eine Affäre im Dorf haben könnte, aber schnell verwarf ich den Gedanken wieder. Dafür verhielten sich die wenigen Dorfbewohner zu ängstlich. Es musste etwas anderes sein, was ihn hergebracht hatte.


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Robert trank seinen Krug aus, stellte ihn zurück auf den Tresen und ging dann ohne zu zahlen von dem Stand weg. Die Marktfrau seufzte nur. "Wie immer gern geschehen, der feine Herr." Sie murmelte nur, damit er es nicht mitbekam, aber ich hörte sie laut und deutlich.
Robert überquerte den verwaisten Marktplatz und bog in eine dunklere Gasse ab. Ich folgte ihm und war überrascht, wer dort auf ihn wartete: der Assassine.
"Wird auch langsam Zeit", brummte dieser verdrossen, nur um dann vergnügter zu verkünden: "Auftrag ausgeführt. Was ist jetzt mit meiner Bezahlung?"
"Ganz langsam Hugh", so schnell ließ sich Robert anscheinend nicht abspeisen. "Ich habe noch mehr für dich zu tun. Aber erst möchte ich, wie abgesprochen, einen Beweis, dass du den Auftrag wirklich ausgeführt hast. Behaupten kann man ja viel, wenn der Tag lang ist."
Hugh funkelte ihn mit seinem einen Auge an. "Hier." Er warf Robert einen Beutel zu, der sich an seinem Gürtel befunden hatte. "Da habt Ihr Euren Beweis. Ich erfülle immer meine Aufträge und das ist Euch auch bewusst, sonst wärt Ihr nicht zu mir gekommen."
Robert öffnete den Beutel und lächelte zufrieden. "Ja, ja."


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"Und? Wo bleibt mein Gold?" Hugh gehörte nicht zu den geduldigen Leuten und auch Robert schien das zu merken. Es war wohl das erste Mal, dass die Beiden Geschäfte miteinander machten, zumindest vermutete ich das aus dem bisherigen Gespräch.
"Immer langsam. Ich sagte doch, dass ich noch mehr für dich zu tun habe."
"Nichts desto trotz verlange ich meine Bezahlung. Ihr glaubt doch nicht, dass ich so eine Aktion riskiere, nur um mich mit schönen Worten und Versprechen abspeisen zu lassen. Ich bin keine Eurer Frauen." Hugh machte deutlich, dass es ihm missfiel, was Robert versuchte und ich war vollkommen auf seiner Seite.
"Aber, aber mein Lieber. Ich kann dir versichern, dass du dein Gold bekommst, aber erst wenn du noch einen Auftrag für mich erfüllst. Du kriegst dann auch das doppelte des Üblichen."
Der Assassine funkelte ihn wütend an. "Das bedeutet doch nur, dass Ihr das Gold nicht habt, um mich zu bezahlen. Ich kenne die Spielchen von euch reichen Drecksäcken." Er drehte sich um, um zu gehen.
"Wartet", rief Robert.


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Ich konnte sehen, wie der Mörder grinste. Er hatte seinen Fisch am Haken und ich begriff, dass er sein Spiel wirklich meisterhaft beherrschte. Er spielte mit Robert, wie eine Katze mit einer Maus.
"Das Angebot ist besser gut, ansonsten könnte es sein, dass ich einen Auftrag annehme, der Euch betrifft."
Robert zuckte nicht zusammen bei der unverhohlenen Drohung. "Du musst noch eine Sache für mich erledigen, dann bekommst du das doppelte an Gold."
"Ja, ja, das habt Ihr schon gesagt. Was soll ich tun? Und denkt nicht, dass ist jetzt schon eine Zusage. Die gebe ich Euch erst, wenn ich weiß was für ein dreckiges Geschäft Ihr diesmal von mir wollt."
"Keine Sorge, ich weiß schon wie ein Deal funktioniert." Robert klang eisig. "Ich möchte, dass du für mich folgendes erledigst..."



*Fortsetzung folgt*
 
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Hallo Llyn,

mönsch, Du warst ja echt fleißig. :eek: Immer, wenn ich eine Benachrichtigung von Dir in der PN habe, kriege ich eine Panikattacke, gepaart mit einem zutiefst schlechtem Gewissen, weil ich immer noch nicht zum Lesen gekommen bin. :lol:
Aber jetzt habe ich es endlich geschafft, und ich bin eigentlich ganz froh, dass ich in den Genuss kam, gleich drei Kapitel am Stück lesen zu können - so haben sich gleich ein paar Fragen geklärt.
Unter anderem die Frage, wie unser geschätzter Hauptdarsteller eigentlich seinem "Job" nachgehen kann, wenn er Tag und Nacht in seinem Turm auf Annabelle wartet. Aber diese Frage wurde dann ja im 14. Kapitel sehr zufriedenstellend gelöst. :D
Das Bild in der Wanne fand ich übrigens ziemlich schräg. :lol: Das ist ein gestopptes Techtelmechtel, oder?

Schön fand ich, wie Du die langsame Annäherung und das wachsende Vertrauen zwischen Annabelle und dem Tod beschrieben hast. Sie tat mir so leid, wie sie da mit ihrem blauen Auge ankam, und ich freue mich so für sie, dass sie jetzt jemanden gefunden hat, bei dem sie sich entspannen kann.
Ihrer Mutter traue ich immer noch nicht, die hat bei mir sowieso versch... :D, weil sie Annabelle zu dieser Heirat gedrängt hat. Und auch, wenn ich die Gründe dafür schon nachvollziehen kann - Existenzangst ist tatsächlich etwas Existentielles, Gedanken beherrschendes - müsste ihr ja wohl irgendwann mal ein Licht aufgehen.

Richtig rührend fand ich dann die Szene mit der ersten Berührung, als sie sich zum ersten Mal wirklich spüren konnten. Da habe ich mich so sehr für ihn gefreut, obwohl ich immer noch unschlüssig bin, ob er das tatsächlich verdient. :lol:

Auch im 15. Kapitel, diese unbeschwerte (so weit Unbeschwertheit für Annabelle möglich ist) Gemeinsamkeit, das fand ich sehr schön. Allerdings hatte ich dabei immer irgendwie unterschwellig das Gefühl, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm ist und sich irgendwas zusammenbraut. Eine Übergangssituation - denn so kann es ja auf Dauer nicht bleiben - und über allem die Ungewissheit, was als nächstes passiert. Aber jetzt, hier, tut es den beiden gut, und ich hatte das ganz starke Empfinden, dass sie für eine kurze Zeit ganz im Moment leben und versuchen, den bis zur Neige auszukosten.

Und dann der Knüller am Ende. Dass Robert ein Ekel ist, war ja schon klar, aber er scheint ja sogar noch was drauf packen zu wollen.
Diese Vorsicht und Angst, mit der ihm die Dorfbewohner begegnen - ich habe mich übrigens gefragt, ob Du uns die blonde Frau mit dem Kind absichtlich nicht von vorne zeigst, oder ob das nur bildtechnische Gründe hat - lassen ja tief blicken; auch, dass er es nicht für nötig erachtet, sein Bier zu bezahlen. Was mir gleich wieder die für mich noch unbeantwortete Frage in Erinnerung ruft, warum, zum Teufel, er nach der Hochzeit in Annabelles armselige Kate eingezogen ist, wenn er doch angeblich so begütert ist. Er müsste doch eigentlich ein viel besseres Haus haben, und das würde er doch sicher vorziehen? Oder zumindest zu seiner eigenen Bequemlichkeit etwas in dieses halbverfallene, schlecht ausgestattete Gemäuer investieren? Irgendwas ist an dem Kerl nicht koscher. :naja:
Und dann der Assassine. Also, auf den steh ich ja irgendwie. :lol: Verwegener Kerl, das. Und die Augenklappe steht ihm überraschend gut. Und am meisten gefreut hat mich, dass er jemand ist, der Robert überlegen zu sein scheint. :lalala:
Bei dem sollte Robert lieber vorsichtig sein, das könnte sonst böse für ihn enden. Oder nein, ich wünsche mir natürlich lieber, dass Robert nicht vorsichtig ist und es böse für ihn endet. :D
Jedenfalls scheint Robert da ja was ganz Finsteres zu planen. Eine Person scheint Hugh ja schon für Robert aus dem Weg geräumt zu haben (und ich nehme nicht an, dass es der Koch mit der Fischvergiftung oder die Frau in der Wanne war ;)), aber nun soll wohl offenbar noch jemand folgen.
Hoffen wir mal, dass es nicht Annabelle sein soll. Oberflächlich betrachtet gibt es keinen Grund dafür, denn Robert wird bestimmt die Leute umbringen lassen, deren Tod für ihn einen Vorteil oder Gewinn bringt - und bei Annabelle ist da ja nix zu holen. AUSSER - hinter Annabelle steckt mehr, ein Geheimnis vielleicht über ihre Herkunft oder so; etwas, das sie vielleicht selber gar nicht weiss, und nach ihrem Tod ist der doofe Robert Alleinerbe. :zitter:
Oh, wie man sieht, hat mich Deine Geschichte wieder zu wilden, grund- und haltlosen Spekulationen inspiriert. :lol: Vielen Dank dafür, und mach schnell weiter, Königin des Waldes! ;)

Liebe Grüße!

 
Huhu Julsfels,

öha, was für ein Kommi. :eek:
Und ja, irgendwie war ich fleißig. Entweder wollte ich einfach nur die verlorene Zeit aufholen :-)lol:) oder es lief einfach so gut, dass ich nicht anders konnte als upzudaten. Ich denke aber eher es war Möglichkeit Nr. 2. ;)
Und wie immer, bitte kein schlechtes Gewissen. Auch wenn dein Kommi mir gerade so ein wenig die Fragezeichen aus den Gedanken genommen hat. So ganz ohne Rückmeldung zu Fortsetzungen ist halt auch doof. Man fragt sich dann ja schon woran es liegt. Aber ich will mich eigentlich auch nicht beschweren. :)

Das in der Wanne ist kein gestopptes Techtelmechtel. Die Pose habe ich aus einer Posenbox für Wannenfotos. :D

Und wo du so sagt, dass die beiden sich so langsam annähern... Ich finde eigentlich, das geht zu schnell. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mich an Annabelles Stelle an einen Geist annäher... Nee, da hätte ich nicht so schnell Vertrauen zu. Aber ich will den beiden verliebten Sims einfach nicht im Weg sein. ^^
Und Annabelle hat es auch so schon schwer genug, da will ich ihr die Freude über die Zeit mit Lucien nicht schmälern. Soo grausig wie ich immer erscheine, bin ich eigentlich gar nicht. ^^

Aber jetzt, hier, tut es den beiden gut, und ich hatte das ganz starke Empfinden, dass sie für eine kurze Zeit ganz im Moment leben und versuchen, den bis zur Neige auszukosten.

Das kann ich nur so unterschreiben. Sehr treffend erfasst. :)

Hach, deine Spekulationen fand ich ja toll. Das Einzige, was ich jetzt schon bestätigen kann, ist das die blonde Frau nur aus bildtechnischen Gründen nicht von vorn zu sehen ist (und vielleicht um zu verstecken, dass ich immer die gleichen Statisten nehme und sie nur in neue Frisuren und Kleider stecke. *hust* =) Obwohl ich es in dem Fall gar nicht getan habe, fällt mir gerade ein. Die Statisten habe ich sogar mal für die Fortsetzung erstellt.)
Aber ich kann auch sagen, dass man in der nächsten Fortsetzung (also jetzt gleich) schon mehr über Roberts Machenschaften erfährt. Auf jeden Fall sind ein paar Sachen, die du ansprichst schon etwas klarer. :nick:

Und dann der Assassine. Also, auf den steh ich ja irgendwie. Verwegener Kerl, das. Und die Augenklappe steht ihm überraschend gut.

Hach, ja. Das kann ich auch nur so unterschreiben. :love:

Vielen lieben Dank für deinen Kommi!
 
16

Take these broken wings...
Baby, I think tonight
we can take what was wrong
and make it right
(Mr. Mister - Broken Wings)​


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Ich konnte nicht fassen, was ich gerade gehört hatte. Nicht, dass Robert bereit war einen Auftragskiller anzuheuern. Nicht, dass es überraschend war, dass dieser Mann Dreck am Stecken hatte. Nein, es war die Perfidität mit der er seinen Gegner zur Strecke bringen wollte, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
Ich schaute Hugh hinterher, als er sich anschickte seinen Auftrag auszuführen. Nein, er sollte niemanden töten, noch nicht. Dies war erst der Auftakt und er wusste es. Mit all seiner jahrelangen Erfahrung, erkannte er das Spiel was Robert spielte. Er wusste, dass es früher oder später dazu kommen würde, dass er den Auftrag bekam den Mann zu töten. Und bis dahin würde Hugh alles getan haben, um ihn so weit gedemütigt zu haben, dass er sich den Tod sogar wünschte.


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Ich sah dem Assassinen noch einen Moment nach, wie er aus der dunklen Gasse auf den Platz hinaustrat und dann schnell verschwand. Als ich mich wieder zu Robert umdrehte, sah ich einen Ausdruck auf seinem Gesicht, den ich zuletzt auf der unglückseligen Hochzeit gesehen hatte: Freude.
Er ergötzte sich daran seinem Konkurrenten Schaden zu zu fügen, auch wenn er selbst sich nicht die Finger dabei schmutzig machte, sondern es anderen überließ die Drecksarbeit zu machen. Ich dachte nicht, dass ich ihn noch mehr hassen könnte, aber er schaffte es. Ich war in meinem Dasein schon vielen skrupellosen Menschen begegnet, aber noch nie hatte ich mich so auf den Moment gefreut, wenn mein Auftrag endlich 'Robert' hieß.


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Doch leider war dieser Tag anscheinend noch lange entfernt. Ich musste mich damit zufrieden geben ihn einfach nur zu hassen, was ich mit aller Leidenschaft auch tat.
Eigentlich konnte ich es kaum erwarten wieder zu Annabelle zurückzukehren, aber ich hatte das Gefühl, dass ich Robert noch weiter folgen sollte. Also harrte ich neben ihm aus, bis er sich sicher sein konnte, dass niemand auf dem verwaisten Marktplatz ihn mit dem Mörder in Verbindung bringen würde. Und so fing die Sonne schon langsam an unterzugehen, als er endlich den Platz betrat. Nur ein paar verstreute Tiere liefen noch umher und die Frau im roten Überkleid, nur ohne ihr schreiendes Kind, stand wieder bei der Marktfrau. Doch diesmal machte Robert keinen Halt mehr um noch etwas zu trinken. Er ging schnell, ganz so als hätte er es jetzt besonders eilig.


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Anstatt zurück in Richtung Annabelles Hof zu gehen, wandte er sich in die andere Richtung ab. Beschwingt folgte er dem ausgetretenen Pfad und erreichte bald den Wald. Immer weiter ging er, während das Sonnenlicht immer schwächer wurde. Ich folgte ihm ungesehen und ungehört. So langsam fing ich an mich zu fragen wohin er unterwegs war, denn soweit ich wusste, gab es hier draußen nichts mehr außer ein paar verlassene Hütten.
Robert stoppte vor einer diesen Hütten, die nicht ganz so unbewohnt sein konnte, denn aus ihren Fenstern leuchtete schwach Kerzenlicht. Vor der Tür zog er sich noch ein mal die Kleider glatt und strich sich durchs Haar. Dann klopfte er an die Tür. Dreimal kurz, dreimal lang.


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Ich war nicht sonderlich überrascht als eine Frau die Tür öffnete. Sie war blond, zierlich und mit einem viel teureren Kleid bekleidet als es die ärmliche Hütte vermuten ließ. Daher nahm ich an, dass auch sie sich hier hin geschlichen hatte und dies nicht ihr Zuhause war.
Robert nahm sogleich ihre Hand und küsste sie zur Begrüßung. Mir stieg der Ekel hoch, aber ich musste bleiben, musste sehen wie weit dieser Zirkus ging.
"Hallo meine Teure", säuselte Robert und die junge Frau kicherte wie ein kleines Kind. "Schön, dass du es zu unserer Verabredung geschafft hast."
"Natürlich mein Liebster. Für dich nehme ich mir immer die Zeit. Und jetzt komm endlich rein, bevor dich doch noch jemand sieht."
"Unwahrscheinlich", murmelte er und folgte der jungen Dame ins Haus, ohne sich noch einmal umzudrehen.


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Ich hingegen zögerte noch. Wollte ich wirklich wissen was die Beiden da machten? Eigentlich nicht, aber ich hatte das Gefühl es Annabelle schuldig zu sein, damit ich ihr die Wahrheit sagen konnte und nicht nur Vermutungen.
Also atmete ich noch einmal tief durch und ging dann durch die geschlossene Tür. Dort sah ich nur noch, wie die beiden Turteltauben sich wild küssend in den Nachbarraum begaben. Das hätte mir Beweis genug sein müssen, aber ich konnte nicht gehen. Nicht ehe ich nicht genau wusste, was vor sich ging. Aber ich wollte auch nicht zuviel sehen. Also blieb ich noch vor der Tür stehen, bis die verdächtigen Geräusche verklungen waren und Stille im Nebenraum eingekehrt war. Dann betrat ich den Raum. Dort lagen Robert und seine Geliebte entspannt im Bett, beide glücklich und zufrieden.


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Ich floh vor dem Bild. Kehrte zurück zum Turm. Ich wollte alles gesehene noch einmal durchdenken, bevor ich zu Annabelle zurückkehren wollte. Es schien mir notwendig, darüber nachzudenken wie die Konsequenzen daraus aussehen konnten. Ich verlangsamte die Zeit für den Moment, nicht das Robert noch vor mir bei ihr ankam.
Es gab mehrere Möglichkeiten wie Annabelle reagieren würde. Sie würde geschockt sein, über die Enthüllung, dass Robert einen Meuchelmörder angestellt hatte. Dessen war ich mir sicher. Sie wusste, dass ihr Ehegatte nicht ganz sauber war, aber wie weit er wirklich geht, das war ihr sicher nicht bewusst. Ich überlegte, wie ich ihr das möglichst schonend beibringen konnte. Schließlich wollte ich sie nicht unnötig verletzen.


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Hingegen hatte ich keinerlei Skrupel ihr von der Affäre zu erzählen. Ich wusste, das sie das nicht sonderlich stören würde. Sie würde eher froh sein, denn so war seine Aufmerksamkeit nicht mehr nur auf sie konzentriert, sondern auf diese andere Frau. Auf jeden Fall nahm ich das an. Ich konnte ja nicht wissen, dass ich damit falsch liegen würde.
Doch in dieser beginnenden Nacht bedeutete die fremde Frau auch für mich Erleichterung. Ich hatte die Hoffnung, dass Robert vielleicht von Annabelle lassen würde, weil er noch eine andere Frau hatte mit der die Dinge tun konnte, die Annabelle nicht mit ihm machen wollte. Es war ein Hoffnungsschimmer, der sich am Horizont für uns auftat. Und ich konnte nicht anders als mich an diesen zu klammern und zu hoffen, dass sie es auch tat.


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Ich beschloss, wieder zu Annabelle zurück zu gehen und ihr zu berichten. Gerade als ich einige Schritte vom Turmeingang auf den Weg getan hatte, scheuchte ich eines der wilden Tiere auf. Ich war es nicht gewöhnt, überhaupt welche zu sehen. Mieden sie mich doch wie der Teufel das Weihwasser, daher war ich mehr als überrascht diesen schwarzen Wolf zu sehen, wie er in aller Seelenruhe vor mir über den Weg lief und im Unterholz verschwand. Perfekt getarnt mit seinem schwarzen Fell war er schon nach wenigen Schritten nicht mehr zu erkennen in der Dunkelheit.
Ich starrte ihm noch einen Augenblick hinterher, ehe ich mich zu Annabelle begab. Vor ihrem Haus angekommen, regelte ich die Zeit wieder auf die normale Geschwindigkeit zurück, bevor ich die Küche betrat in der Annabelle gerade den Abwasch machte.


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Ich klopfte an den Schrank, ehe ich etwas sagte. Diesmal erschreckte sich Annabelle nicht bei meinem Erscheinen. Sie wusste dieses Mal ja auch, dass ich wiederkommen würde.
"Hallo", sagte sie leise. "Und was hast du herausgefunden?"
"Eine Menge und ich weiß nicht, wie viel Zeit wir haben ehe dein Gatte nach Hause kommt."
Sie sah mich erwartungsvoll an und ich fing an ihr zu berichten.
"Also als erstes hat er sich auf dem Markt etwas zu trinken gegönnt, ehe er sich in einer Gasse mit einem finsteren Typen getroffen hat." Sie sah mich zweifelnd an und ich musste einen kurzen Moment überlegen, was ich nun sagte, damit die Wahrheit sie nicht so traf. "Er hat diesen Mann angeheuert einen anderen Mann zu schaden. Soweit ich das verstanden habe, ist dieser Mensch ein Konkurrent von Robert oder so. Auf jeden Fall ging es um irgendwelche dreckigen Geschäfte, mit dem Ziel seinen Gegner zu vernichten."


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"Zu vernichten?" Fragte sie und sah mich zweifelnd an. "Meinst du ihn zu töten?"
"Nicht direkt, nein. Aber ich gehe davon aus, dass es am Ende darauf hinausläuft."
"Oh", entschlüpfte es ihr und ich ließ ihr einen Moment Zeit die Nachricht zu verdauen.
"Ich wusste ja, dass er nicht gerade zimperlich ist, aber das er so weit gehen würde. Das hätte ich nicht gedacht." Ihr hübsches Gesicht verzog sich voller Abscheu. "Du weißt nicht, wer der andere Mann ist oder?"
"Er hat einen Namen gesagt, aber ich weiß nicht mehr welchen. Tut mir Leid, ich konnte mir noch nie gut Namen merken." Das stimmte. Namen waren mir immer egal gewesen, bis ich Annabelle getroffen hatte.
"Ist nicht so schlimm. Ich denke eh nicht, dass ich etwas tun könnte, um dem anderen Mann zu helfen. Ich kann ja noch nicht mal mir selbst helfen." Sie lächelte mich ein wenig an und ich schluckte. "Da ist aber noch mehr oder?"
"Ja, das Treffen war ziemlich schnell vorbei und Robert ist noch woanders hin gegangen..."


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Wieder eine Pause, wieder ein Zögern meinerseits.
"Wohin?" Annabelle versuchte mich zu animieren weiter zu sprechen und ich tat ihr den Gefallen.
"Er hat sich mit einer blonden jungen Frau getroffen. In einer der verlassenen Hütten im Wald. Annabelle, er hat dich betrogen."
"Das ist ja wunderbar", jauchzte sie. "Dann brauche ich mich jetzt nicht mehr so schuldig zu fühlen, weil ich ihm nicht das biete, was eine gute Ehefrau ihrem Mann bieten sollte."
Ich war erleichtert. "Dann stört es dich nicht im Geringsten?"
"Nein", lachte sie. "Überhaupt nicht. Warum sollte es auch? Ich liebe ihn nicht und werde es auch nie tun. Da kann er sich mit so vielen Frauen vergnügen wie er will."


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"Das ist eine sehr vernünftige Einstellung", lachte ich.
"Ich danke dir", meinte sie dann ernster. "Ohne deine Hilfe würde ich mich immer noch fragen, wohin er alle paar Tage verschwindet."
Sie zog mich in ihre Arme und ich erwiderte die Umarmung ein wenig überrascht, aber nichts desto trotz glücklich. Wie immer berauschte mich ihre unmittelbare Nähe und ich kostete jeden Augenblick aus.
"Und ich muss mich jetzt auch nicht mehr schuldig fühlen hierfür", flüsterte sie, gerade so laut, dass ich sie hören konnte. Mir stockte der Atem und alle meine Sinne richteten sich auf die junge Frau in meinen Armen. Sie schmiegte sich an mich und um nichts in der Welt hätte ich sie loslassen wollen, aber ich hörte die Haustür klicken.


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Widerstrebend löste ich mich von Annabelle.
"Dein Mann kommt." Ich seufzte und sie sah mich traurig an.
"Dann solltest du vielleicht am Besten gehen." Sie klang zaghaft und ich konnte ihr ansehen, dass sie nicht wollte, dass ich gehe.
"Noch nicht, aber ich werde still sein. Und denk dran, dass du nichts darüber weißt, was er so treibt."
Sie nickte und in dem Moment öffnete sich auch schon die Küchentür. Annabelle drehte sich zu Robert um und ich ergriff spontan ihre Hand. Dankbar drückte sie leicht zurück.
"Guten Abend meine Liebe", flötete Robert selbstherrlich.
"Guten Abend mein Gemahl", antwortete sie mit deutlicher Reserviertheit in der Stimme.


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"Aber, aber. Wer wird dann so kühl sein zu seinem geliebten Ehegatten." Robert lächelte süffisant und Annabelle versteifte sich unwillkürlich. "Komm her."
Sie gehorchte sofort und ging auf ihren Mann zu. Ich konnte nichts tun, durfte mal wieder nichts tun.
Robert tat gleich das eine, das bei mir immer zu dem Wunsch führte ihn sofort ins Jenseits zu begleiten. Ehe sich Annabelle versah, riss er sie an sich und küsste sie wild. Ich sah, wie sie sich noch mehr versteifte und ballte die Hände zu Fäusten. Ich durfte nichts tun und es kostete mich alle meine Willenskraft nicht doch einzuschreiten. Ich hatte nur die Hoffnung, dass das Wissen um meine Anwesenheit ihr Kraft gab.


*Fortsetzung folgt*​
 
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Nun, das mit dem Ehebruch nimmt Annabelle ja ziemlich gefasst auf. :lol: War ja eigentlich fast zu erwarten, obwohl ich persönlich mich vermutlich fragen würde, wieso das Ekelpaket seine Finger nicht von mir lässt, wenn er doch eine willige Gespielin hat. Vielleicht ist es aber auch genau das, was ihm mit seiner sadistischen Ader gefällt - dass sie eigentlich nicht will, aber keine Möglichkeit hat, sich ihm zu widersetzen. :polter:
Hat dieser Kerl eigentlich irgendwas Gutes an sich? :D

Ui, und Annabelles Worten bei der Umarmung lässt sich durchaus entnehmen, dass sie Lucien auch Gefühle entgegenbringt. Bin ja mal gespannt, wie das weitergeht.

Sehr seltsam finde ich auch diese Sache mit dem Wolf. Wenn Tiere Lucien sonst eher meiden, könnte das was zu bedeuten haben. Allerdings habe ich im Moment keine Idee, auf was das hinauslaufen könnte.

Vielen Dank für die Fortsetzung und liebe Grüße!
 
Also, ich glaub, zu wissen, dass da auch noch jemand zusieht, würde mir noch weniger gefallen. :lol: Tja, das kommt davon, wenn man spannt. Das wollte der gute Lucien sicher nicht sehen.
Und nein, ich finde, der Kerl hat so gar nichts Gutes. Allles, was man von ihm sieht, ist nur gruslig. Und irgend etwas stimmt da auch nicht, ich finde es auch merkwürdig, dass er, der immer so reich tut, auf diesem doch recht armseligen Hof lebt. Und jetzt heuert er einen Killer an, den er aber auch erstmal nicht bezahlt. Wobei ich das ja gut finden würde, wenn er das gar nicht kann. =) Ich glaub nicht, dass Mr. Cool sich das bieten lässt. Das wäre die Lösung. :lol: Aber so einfach wird es sicher nicht. Trotzdem, mit dem Bezahlen hat der gute Robert es wohl nicht so. Nicht mal fürs Bier reicht es. Armes Hascherl. ;)
Ich finde das aber ganz schön irritierend, was Lucien da veranstaltet. Dass er da für andere unsichtbar rumspringt und von Annabelle erwartet, dass sie sich nichts anmerken lässt... Das ist ganz schön viel verlangt.
Was ich aber auch ganz lustig finde ist, dass er nun nicht mehr so einfach spannern kann. =) Jetzt muss er sich bemerkbar machen und kann sie nicht mehr heimlich beobachten. Hat alles seine Vor- und Nachteile. :lol:
Einerseits finde ich ja, dass das ziemlich schnell geht - ihre Annäherungen sind ja doch recht eindeutig. Aber unter den Umständen ist das auch kein Wunder - er ist der einzige Lichtblick in ihrem Dilemma. Und er gibt sich ja auch viel Mühe, ihr zu gefallen. Ich frage mich, was sie tun würde, wenn sie wüsste, wer er ist. Ob sie ihn bitten würde, das Probem Robert auf diese Art zu lösen? Ich glaube, damit würde sie ihn ganz schön in Nöte bringen. Er hat die Regeln ihretwegen ja schon strapaziert. Wenn ich das richtig verstehe, sind das mehr Regeln als Nicht-Können. Er darf niemanden umbringen - oder kann er das nicht? Immerhin konnte er sie ja zurückrühren, ähm, -holen. ;)

Das mit dem Wolf ist mir auch aufgestoßen. Ich dachte, dass er sich jetzt vielleicht verändert - sie spürt ja auch die Kälte nicht mehr. Und offenbar der Wolf auch nicht. Die Pferde schienen auch nicht beunruhigt zu sein, als er mit ihr rumgealbert hat. Ich fand das ja süß, er hat da was Kindliches. Eigentlich ist das alles total ernsthaft und dramatisch, aber er hat nur Blödsinn im Kopf, wenn es um sie geht. =) Und vergisst völlig, wie besch...eiden ihre Situation ist. Wenn das mal gutgeht...
Es geht den Menschen wie den Leuten, und dem Tod sowieso. Offensichtlich... :lol:

Und die Bilder waren wieder wunderschön, dein Ambiente ist echt toll. Ich mag ja auch solche Orte mit viel Grünzeug - aber das ist sooo viel Arbeit, das zu bauen. Und bei dir sieht das so natürlich aus, so richtig schön verwildert. Nur bei dem Eiermond musste ich lachen, der sieht etwas seltsam aus. =) Ob da irgendwann mal kleine Mondkücken schlüpfen?
Und dabei fällt mir auf, dass ich schon lange nicht mehr kommentiert hab - sorry. :rolleyes: Das letzte Bild mit dem Assassinen war auch ein Brüller - das ist so ein typisches Lucien-Gesicht. Im Grimassenziehen ist er ja Meister. Was will er damit ausdrücken? Es sieht aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Offenbar missbilligt er den Auftrag außerordentlich... :lol: Was auch immer das ist. Aber das werden wir sicher noch erfahren. ;)
Aber gut, dass wir so noch etwas mehr von Mr. Augenklappe zu sehen bekommen. ;)
 
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Kommibeantwortung

@ Julsfels
Ja, sie stört es nicht allzusehr, gerade weil ihr Mann ihr nichts bedeutet. Und klar, sie und auch der Tod fragen sich, warum er nicht die Finger von ihr lässt. Aber da hast du auch schon den richtigen Riecher, Robert gefällt es, dass sie ihn nicht will. :argh:
Hm, ja doch etwas sei verraten, Robert liebt die blonde Frau wirklich. Ich weiß nicht, ob es als gute Seite gilt, aber so ist es. Mehr dazu kommt aber auch im Lauf der Geschichte. ;)

Und ja, so langsam entwickelt auch Annabelle Gefühle für Lucien, auch wenn sie ihn noch nicht so lange kennt, aber er ist zur Zeit der Einzige, der ihr beisteht. Da klammert man sich halt an jeden noch so mysteriösen Strohhalm. %)

:D Die Sache mit dem Wolf scheint ja verwirrend zu sein. Ich muss zugeben, ihr interpretiert da zuviel rein. Eigentlich fand ich das Bild einfach nur zu toll, um es im Ordner versauern zu lassen. :scream:

@ Aminte
Der Lauscher an der Wand würde mir auch nicht gefallen, aber er ist ja nicht die ganze Zeit geblieben, aber dazu mehr in der anschließenden Fortsetzung. :)
Hach, so viele deiner Ausführungen zu Robert werden dann gleich beantwortet. Ich gebe zu, ich hätte auch schon mal früher ein wenig mehr über Robert preis geben können, aber wo bliebe dann die Spannung, außerdem war ich mir bis gestern noch nicht sicher, wie ich die offenen Fragen anpacke. :)
höhö, Mr. Cool finde ich gut. Mal schauen, ob du ihn nach Kapitel 17 immer noch so nennst. =)

Und ja, dass so plötzlich auftauchen von Lucien ist nicht gerade die feine Art. Da gibt es sicher auch elegantere Lösungen für. *hust*
Und was das schnell angeht, gebe ich dir Recht. Es ist schnell, vor allem wenn man bedenkt, was Annabelle alles nicht über Lucien weiß, aber wie du schon richtig erkannt hast, ist er wirklich der Einzige in ihrem Leben, der ihr beisteht. Und das macht wirklich viel aus, zu so jemanden entwickelt man schnell Gefühle, wenn man nur das zu sehen bekommt, was man gerade braucht. ;)
Ich denke schon, dass wenn sie wüsste wer Lucien ist, dass sie ihn bitten könnte Robert umzubringen, aber nur, wenn sie nichts von den Konsequenzen für den Tod wüsste. Ich denke nicht, dass sie ihn um sowas bitten würde, mit dem Gedanken daran, dass er danach aufhört zu existieren.

Zu dem Wolf, tja, der ist ja ein Wildtier und die Pferde sind Haustiere. Er sagte ja, dass Wildtiere ihn meiden. Das könnte erklären, warum die Pferde ruhig bleiben, wenn er in der Nähe ist. Aber wie oben bei Julsfels schon gesagt, ich fand eigentlich das Bild einfach nur zu schön um es versauern zu lassen. :schäm:

Hach, es freut mich zu lesen, dass das viele Grün gut ankommt. :love:
Öhm ja, der Mond. Ich muss leider zugeben, dass ich da gepennt habe beim bearbeiten. Ich sag ja, dass ist auch einfach nichts für mich. Ich bin ja schon überfordert, wenn ich nur Kleinigkeiten machen muss. :schäm:
Und ja, Lucien missbilligt den Auftrag, darum das verwirrte Gesicht. :lol:
Und Mr. Augenklappe hat eine Hauptrolle in Kapitel 17. Sehr zu meiner Freude. =)

@ All

Das nächste Kapitel ist in den Startlöchern. Ich muss nur noch mal über den Text lesen und noch ein paar Kleinigkeiten hochladen, dann gibts Kapitel 17.
Ich warne nur mal so kurz vor: es wird ein wenig knistern. %)
 
:D Die Sache mit dem Wolf scheint ja verwirrend zu sein. Ich muss zugeben, ihr interpretiert da zuviel rein. Eigentlich fand ich das Bild einfach nur zu toll, um es im Ordner versauern zu lassen. :scream:
*grins*

Das nächste Kapitel ist in den Startlöchern. Ich muss nur noch mal über den Text lesen und noch ein paar Kleinigkeiten hochladen, dann gibts Kapitel 17.
Ich warne nur mal so kurz vor: es wird ein wenig knistern. %)
Ui! *VorFreu*
 
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Thunder only happens when it's raining
Players only love you when they're playing
They say, women, they will come and they will go
When the rain washes you clean, you'll know
(Fleetwood Mac - Dreams)​


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Manche Dinge müssen ungesehen und ungesagt bleiben. Ich wünschte mir, dass ich sie auch vergessen machen könnte. Sowohl für mich als auch in erster Hinsicht für sie. Was ich an dem Abend gesehen habe war schrecklich, auch und gerade deshalb, weil sie mich weggeschickt hatte, als Robert sie in Richtung Schlafzimmer gedrängt hatte.
Ich gebe zu, ein Teil von mir war erleichtert, dass ich nicht alles gesehen habe, denn ich wüsste nicht, ob ich mich dann noch hätte zusammenreißen können. Andererseits quälte mich der Gedanke daran, was dieser Mann Annabelle ihr antat und meine Fantasie spielte verrückt. Ich habe in den Äonen meiner Existenz schon viele grausame Dinge gesehen, die Männer Frauen antaten und in dieser Nacht trugen alle Männer Roberts Gesicht.


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In den ersten Tagen nach dieser Nacht, war es nicht einfach, weder für sie noch für mich. Ihr blieb keine Zeit für mich, denn Robert überwachte sie auf jeden Schritt den sie tat. Da sie nicht zum Turm kommen konnte, begab ich mich ein paar Mal auf ihren Hof, zeigte mich kurz, aber sie schickte mich immer weg. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass sie mich nicht sehen wollte. Es war eine harte Probe für meine und auch ihre Geduld. Es bestand nur die vage Hoffnung, dass Robert bald wieder von ihr ablassen würde.
Doch ehe es soweit war, besann ich mich der Ablenkung wegen auf meine eigentliche Arbeit. Es war nahe der Abenddämmerung und ein Sturm braute sich zusammen, als ich an der Kirche ankam. Die Luft war stickig und schwer und über allem hing ein feuchter Film, der das Atmen noch schwerer machte.


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Der alte Mann für den ich hier war, wusste noch nichts vom herannahenden Tod. Er ging noch seiner Arbeit nach, immer wieder Blicke zum Himmel werfend. Wind zog auf, leichte Windstöße brachten die dicke Luft in Bewegung. Wolken zogen sich zusammen und es knisterte vor Elektrizität. Der alte Mann seufzte schicksalsergeben, wohl wissend, dass er seine Gartenarbeit heute wohl nicht zu Ende führen konnte. Dass er sie niemals zu Ende führen konnte, war ihm immer noch nicht bewusst. Er erhob sich ächzend und seine arthritischen Knie knackten. Er klopfte sich ein paar Grashalme von seiner Robe und hielt dann inne, als ein scharfer Schmerz ihn durchzuckte. Im gleichen Moment schlug der erste Blitz ein.
Ich hielt mich bereit, es musste jeden Moment soweit sein.


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Die ersten Regentropfen fielen und schlagartig wurde die Luft kühler, wehte auch der Wind stärker. Der alte Mann krümmte sich, fasste sich an die Brust, als könnte er so sein Herz wieder dazu bringen zu schlagen. Seine Seele war schon auf halben Weg zu mir, es gab nichts was er tun konnte um den Tod zu entkommen.
"Vater Peter", gellte ein Schrei über den Hof. Ein Priester, trotz seines weißen Haares noch jung, rannte auf den sterbenden Mann zu. Ich war einen Moment abgelenkt, aber schaffte es dennoch die Seele des Mannes einzufangen. Während der leblose Körper zu Boden fiel, erreichte der junge Mann uns. Schmiss sich neben den alten Mann und versuchte noch Leben in ihn hinein zu pumpen. Vergebens, hätte ich ihm sagen können. Tränen rannten über sein Gesicht, als er langsam begriff, dass er nichts mehr tun konnte.
"Vater, bitte nicht", murmelte der junge Priester. "Lasst uns nicht allein."
"Es tut mir Leid", erwiderte ich auf sein Flehen, wohl wissend, dass auch ich nichts mehr tun konnte. Für den alten Mann war die Zeit einfach gekommen.


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Der Regen wurde schlimmer und auch der Sturm nahm zu. Blitze zuckten über den Himmel und Donner grollte. Ich ließ den jungen Mann alleine, konnte ich ihm doch nicht helfen, und kehrte in den Turm zurück. Dort setze ich mich und hörte eine Weile zu, wie der Wind wütend gegen die Fensterläden peitschte. Überall zog es in dem baufälligen Gebäude und doch war ich selbst gefeit gegen die Unbilden des Wetters.
Mir selbst machte das Unwetter nichts aus, drückte es nur aus, wie auch ich mich fühlte. Die Wut auf Robert und seine Machenschaften war stark in mir und ich war ständig in Versuchung, etwas gegen ihn zu tun. Ich durfte nicht daran denken, aber das fiel mir schwer. Es gab noch so viele offene Fragen, was ihn betraf und mein Verstand kehrte immer wieder zu diesen zurück. Es gab nur eins, was ich tun konnte: ich musste mehr über ihn herausfinden.


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Und so begab ich mich zu dem einzigen Mann, außer Robert selbst, der mir vielleicht Antworten liefern konnte: Hugh.
Ich hoffte, dass ich ihn bei seinem Auftrag finden würde, aber ich fand ihn in seiner Hütte, wo er grübelnd an seinem Tisch saß. Er strahlte schlechte Stimmung aus, so dass es in dem Raum kaum weniger ungemütlich war als draußen. Auch hier peitschte der Regen gegen die Fenster und der Wind heulte ums Haus.
Und auch wenn es nicht so schien, als könnte ich hier heute Informationen über Robert sammeln, blieb ich. Ich hatte eher das Gefühl, dass Hugh auf etwas wartete und ich war gespannt auf was. Immer wieder ging sein Blick zur Tür und nach jedem dieser Blicke wurde sein Gesicht finsterer.


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Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er jemanden in seine Hütte geladen hatte, dazu war er nicht der Mensch. Und ich konnte nicht glauben, dass er mit seinem Beruf das Risiko eingehen würde, dass jemand verraten könnte, wo und wie er lebt. Und doch, nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete sich die Tür und eine junge Frau in Rüstung flüchtete sich nach drinnen.
"Du bist spät dran", fluchte Hugh zur Begrüßung.
"Das Wetter hat mich aufgehalten", antwortete die Frau, während sie sich den Regen aus den Haaren und den Kleidern schüttelte.
"Du wolltest gestern schon hier sein."
"Ich weiß, aber was soll das finstere Gesicht. Du wartest jetzt schon ein Jahr auf mich, da spielt doch ein Tag mehr oder weniger keine Rolle." Sie lachte leise und Hugh starrte sie noch eine Spur finsterer an. "Schau mich nicht so an, ich weiß, dass du dich freust mich zu sehen."


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"Verflucht Weib, du bringst mich noch mal um. Setz dich und iss erstmal was, ehe du mir noch vorhältst, ich wäre ein schlechter Gastgeber."
Sie lachte und grinste ihn an. "Du bist vielleicht vieles, aber ein schlechter Gastgeber warst du noch nie." Schwungvoll ließ sie sich ihm gegenüber nieder und griff nach dem Brot. "Und woher kommt deine so wunderbare Stimmung? Du kannst mir nicht ernsthaft erzählen, dass meine Verspätung schuld daran ist."
"Frag besser nicht." Hugh zog immer noch ein finsteres Gesicht.
"Ich frage aber. Erzähl, während ich esse."
"Also schön, du gibst ja eh keine Ruhe ehe ich dir nicht alles erzählt habe. Ich fürchte, ich habe einen Fehler begangen und du weißt, wie sehr ich sowas hasse." Er schnaubte und zog die Stirn in Falten. "Ich habe einen Auftrag angenommen, wo ich mir sicher bin, dass er böse enden wird."


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"Das passt überhaupt nicht zu dir." Die Frau klang überrascht.
"Stimmt, darum ärger ich mich ja auch maßlos über mich selbst. Es ist auch nicht so, dass ich Skrupel hätte. Du kennst mich ja, aber dieser Auftrag ist eine ganz üble Sache."
"Wer ist dein Auftraggeber?"
Er starrte sie an und ich war mir sicher, dass er nicht antworten würde. Aber er überraschte mich. "Sir Robert von Weidenfell."
"Der Lord? Ich dachte, der wäre erledigt?" Sie war mehr als erstaunt. Genauso wie ich. Ich hatte keine Ahnung, dass das Ekel Robert in Wirklichkeit ein Lord war.
"Ist er auch, total pleite und seine Burg ist in Hand von Sir Georg. Der feine Robert musste ein armes Landmädchen heiraten und wohnt jetzt auf ihrem Hof, damit er das Land nicht verlassen muss. Allerdings ist das hier alles kaum noch mehr als ein Gerücht. Fast niemand weiß davon, dafür hat Sir Robert das alles zu gut vertuscht."
Sie pfiff leise. "Nicht schlecht, nicht schlecht. Und lass mich raten, dein Auftrag hat mit Sir Georg zu tun." Es war keine direkte Frage und Hugh nickte nur bestätigend.


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"Üble Sache. Aber ich bin mir sicher, da steckt noch mehr hinter."
Wieder nickte Hugh. "Ja, das ist noch nicht alles. Bist du satt?" Sie nickte. "Dann lass uns später weiter reden. Jetzt könnte ich ein wenig Aufmunterung gebrauchen."
Er stand auf und zog sie ebenfalls hoch. "Dann wollen wir doch mal sehen, ob meine Erinnerung mich nicht täuscht und sich immer noch weibliche Kurven unter deiner Rüstung verstecken." Mit diesen Worte zog er sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich.
Ich wollte nicht bleiben, wollte die Beiden nicht stören, aber ich wollte auch mehr wissen. Was wusste der Assassine noch über Robert? Was hatte er noch über seinen Auftrag zu sagen? Ich wollte die Antworten. Also blieb ich und versuchte überall anders hinzusehen und hören, als zu den Beiden.


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"Und worin besteht jetzt dein Auftrag mit Sir Georg?"
Hugh seufzte. "Erstmal aus nichts anderen, als dass ich mich in seine Gesellschaft schleichen und ihn ausspionieren muss. Wie ich solche Spielchen hasse. Man gebe mir einen Dolch und einen Namen und ich sorge dafür, dass derjenige nie wieder ein Problem ist. Aber mich verstellen und spionieren ist nichts für mich."
"Stimmt, es gefällt dir nicht, aber du bist trotzdem gut darin."
"Aber ich hasse es", fluchte er mit Inbrunst.
"Warum hast du den Auftrag dann angenommen, wenn er dir so zuwider ist?" Sie klang ehrlich überrascht. "Du kannst es dir doch leisten, solche Sachen abzulehnen."
"Diesmal nicht. Ich gebe es nicht gerne zu, aber in letzter Zeit liefen die Geschäfte schlecht. Die Leute zahlen immer weniger für ehrliche Arbeit. Sie heuern lieber Stümper an. So ist das halt, wenn man den Ruf hat, der Beste zu sein. Man verliert die einfachen Leute."


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"Armer Hugh, zu gut für die einfachen Leute." Sie klang schelmisch und stubste ihn neckend in die Seite.
"Götter, Frau. Du weißt, wie ich das meine. Man muss halt sehen, wo man bleibt."
"Bei Aufträgen, die nicht gut für dich sind und irgendwann dein Verderben sein werden." Jeder Spott war aus ihrer Stimme verschwunden.
"Höre ich da etwa Sorge um mich aus deinem Mund?"
"Natürlich du Idiot. Was meinst du, warum ich sonst einmal im Jahr her komme. Ich mache mir Sorgen um dich."
"Ich dachte du kommst her, weil ich so ein überragender Liebhaber bin?" Er grinste sie an.
"Das ist nur der Bonus." Sie küsste ihn leicht auf die Wange.
Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den Beiden.

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"Und wie geht es jetzt weiter mit dir und den feinen Herren?"
"Erstmal werde ich das Spiel mitspielen und sehen wie weit es geht. Das Interessante ist ja, dass beide Dreck am Stecken haben. Die geben sich nichts in der Wahl ihrer Waffen. Ich bin mir sicher, dass auch Georg früher oder später auf mich zu kommt, mit dem gleichen Anliegen wie Robert."
"Und ich bin mir sicher, dass du die Beiden gegeneinander ausspielst und dir von Beiden die Belohnung holst."
"Das ist der Plan. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass es Böse endet. Ich bin mir nur nicht sicher, für wen."
"Wenn es zu heikel wird, dann steig aus. Tu mir den Gefallen. Ich will nicht nächstes Jahr wiederkommen und hier eine leere Hütte vorfinden."
"Schon wieder diese Sorge um mich. Man könnte ja fast denken, du liebst mich." Er lachte.
"Du bist so ein Idiot."


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Die beiden plauderten noch die ganze weitere Nacht, während der Sturm draußen langsam abflaute. Im Morgengrauen erhoben sie sich von ihrer Lagerstätte. Sie legte ihre Rüstung wieder an, während Hugh sich nur eine Hose überzog. Er umarmte sie nochmal zum Abschied.
"Pass auf dich auf da draußen. Nicht, dass du mir unter die Räder kommst und ich hier nächstes Jahr vergeblich warte."
"Höre ich da etwa Sorge?" Sie lachte. "Gib gut auf dich Acht, Hugh und steig aus, wenn die Dinge zu brenzlig werden."
"Zu Befehl, Frau Kommandantin." Er tippte sich salutierend an die Stirn.
"Bis nächstes Jahr, mein Freund." Sie küsste ihn noch einmal kurz auf die Wange und verließ dann die Hütte. Hugh starrte ihr noch hinterher, dann wandte er sich von der Tür ab und löschte die Kerzen. "Irgendwann bringt dieses Weib mich noch um meinen Verstand", murmelte er, ehe er sich in sein Bett packte und leise anfing zu schnarchen.

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Ich ging ebenfalls. Ich hatte viel zum Nachdenken bekommen und einige Antworten auf Fragen bezüglich Robert. Ob Annabelle wusste, dass ihr Ehemann vollkommen pleite war? Ich war mir nicht sicher, ob sie davon Ahnung hatte, aber ich war mir sicher, dass sie es ahnte. Schließlich war es mehr als ungewöhnlich, dass ein Lord in ihre ärmliche Hütte zog und ganz auf seinen gewöhnten Luxus verzichtete. Er hatte ja noch nicht mal Bedienstete mitgebracht, die sein Leben dort angenehmer gestalten konnten. Dafür hatte er ja Annabelle.
Ich musste ihr diese Frage stellen. So schnell ich konnte begab ich mich zum Turm, um dort auf sie zu warten.​


*Fortsetzung folgt*​
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Lauscher an der Wand würde mir auch nicht gefallen, aber er ist ja nicht die ganze Zeit geblieben, aber dazu mehr in der anschließenden Fortsetzung. :)
Er ist ein Spanner. Ich bin geschockt. =) Das wird langsam zur Gewohnheit.

Ich gebe zu, ich hätte auch schon mal früher ein wenig mehr über Robert preis geben können, aber wo bliebe dann die Spannung, außerdem war ich mir bis gestern noch nicht sicher, wie ich die offenen Fragen anpacke. :)
Ein paar Rätsel sind schon okay. Jetzt wissen wir ja Bescheid.
höhö, Mr. Cool finde ich gut. Mal schauen, ob du ihn nach Kapitel 17 immer noch so nennst. =)
Jupp. Das tut doch der Coolness keinen Abbruch. ;)
Ich denke nicht, dass sie ihn um sowas bitten würde, mit dem Gedanken daran, dass er danach aufhört zu existieren.
Ups, das ist mir wohl entfallen. Das wird gleich mit kompletter Auslöschung bestraft? Übel... Armes Gevatterchen Tod.

Hach, es freut mich zu lesen, dass das viele Grün gut ankommt. :love:
Ja, ich mag das sehr. Zumal ich das nie so schön hinkriege, ich bin da immer ganz neidisch.

Öhm ja, der Mond. Ich muss leider zugeben, dass ich da gepennt habe beim bearbeiten. Ich sag ja, dass ist auch einfach nichts für mich. Ich bin ja schon überfordert, wenn ich nur Kleinigkeiten machen muss. :schäm:
Macht ja nix, deine Bilder sind auch ohne Rumgebastel toll. Aber der Eiermond war schon lustig.
Und Mr. Augenklappe hat eine Hauptrolle in Kapitel 17. Sehr zu meiner Freude. =)
Und zu meiner erst. :love:
Er hat also ein Liebchen. Oder sowas ähnliches. Das ist ja nicht mal annähernd ne Wochenendbeziehung. :lol: Sie gefällt mir ja sehr, sie hat was. Nicht mal so sehr hübsch, aber ich mag sie total. Sie passt auch gut zu ihm - eine Bilderbuchschönheit wäre es irgendwie nicht gewesen. Und Mr. Cool ist echt ein Schnuckelchen - wie er da sitzt und brütet... Lecker.
Und Lucien guckt nicht hin - als ob das ne Entschuldigung ist. :lol: Aber irgendwie mussten wir ja nun erfahren, wie das so ist mit Sir Robert. So ganz überraschend ist das ja nicht - dass es mit seinem Reichtum nicht weit her sein kann, war irgendwie klar. Aber wenn seine Rache klappt, zieht dann Annabelle mit ihm auf seine Burg? :lol: Ich gehe mal davon aus, dass er plant, mit Hughs Hilfe seinen Besitz irgendwie wiederzubekommen. Aber falls das so ein sollte, wird er den Auftrag am Ende wohl um Annabelle erweitern. Zimperlich ist er ja nicht, der gute Sir. Und dass sein Spaß mit Annabelle so weit geht, das er sie auch noch will, wenn er wieder zu Reichtum kommt, wage ich zu bezweifeln.
Dass Hugh sich bei seinem Opfer einschleichen soll, stelle ich mir ja total einfach vor - mit der Augenklappe fällt er ja nun gar nicht auf. =) Überhaupt ist er so eine Allerweltserscheinung, den vergisst man sofort wieder. Das ist sicher total praktisch für so einen Job. :lol:
So, auch wenn die Bilder diesmal nicht so grün waren - sie sind trotzdem ein Augenschmaus. Mr. Cool darf ruhig noch ein paarmal vorkommen. ;)
 
Ich denke nicht, dass sie ihn um sowas bitten würde, mit dem Gedanken daran, dass er danach aufhört zu existieren.
Hm. Wenn er aufhört zu existieren, stirbt dann keiner mehr? :???: Oder sterben die Leute immer noch, und ihre Seelen wandern heimatlos rum? *Rätsel* :D


So, nun haben wir es ja schwarz auf weiss: Mr. Ekel ist pleite. Dacht ich´s mir doch, es passt doch überhaupt nicht zu so einem wie dem, sich mit dieser ärmlichen Umgebung zu arrangieren.
Und was der Zusammenhang mit seinem Auftrag an Hugh ist, da sehen wir jetzt auch klarer. Immer hin schon mal tröstlich, dass der Gegenpart kein netter, unbescholtener Kaufmann ist, bei dem Robert in der Kreide steht, sondern ebenfalls ein Ekelpaket. Sollen die beiden sich gegenseitig kalt machen, dann ist das Problem gelöst. :D

Und Hugh - ja, der ist wirklich lecker. Der gefällt mir von Kapitel zu Kapitel besser, so seltsam das auch klingen mag. :lol:
Diese Liebesbeziehung ist ja auch sehr merkwürdig. Die treffen sich nur einmal im Jahr? Interessant. Ich frage mich, ob wir den Grund dafür noch erfahren werden.
Aber die wohl gerüstete Dame passt gut zu ihm, in jeder Hinsicht. Ich habe den Eindruck, dass sie einem ähnlichen Broterwerb nachgeht wie Hugh, zumindest hat sie keine Probleme mit der Art von Hugh´s Job. ;)
Und von Hugh können wir ruhig mehr zu Gesciht bekommen. ;)

Wieder ein schönes Kapitel, und tolle Bilder!

LG!
 
Ich bin heute mal so frei und antworte gleich. :D

@ Aminte

Ja, doch ein Spanner, aber daran wird sich wohl so schnell nichts ändern, aber vielleicht hat er diesmal ja was dazugelernt. *hust* =)

Und ja, wenn der Tod die Regeln bricht und jemanden aus eigenen Antrieb umbringt, dann droht die Auslöschung seiner Existenz. Ganz oberste Regel sozusagen. ;)

Und bitte nicht neidisch sein auf das viele Grün. Das ist nur Tarnung. Da ich ja nicht so der Bildbearbeiter bin, muss ich die Straßen & Ähnliches halt im Grün verstecken. :D

Freut mich, dass dir mein Selfsim gefällt. Ich war halt auch der Meinung, dass ich gut zu ihm passen würde. :cool: :glory:
Nagut, ich muss aber auch zugeben, dass ich tätowierter bin und keine Sommersproßen habe.

Das Nicht-Hin-Gucken ist schlimm, finde ich auch. Aber wie du schon sagt, irgendwie musste er ja an die Infos kommen. Jetzt ist die Katze ja aus dem Sack und du stellst auch schon die richtigen Fragen bezüglich Annabelle. Da hat Robert sicher schon was geplant dafür, verraten werde ich aber selbstverständlich noch nichts. ;)

Und natürlich kann sich Hugh überall einschmuggeln. Der ist doch so knuffig, den muss man einfach liebhaben. :lol:
Na, er wird wohl nicht den Job als Vorzeigehofnarr da haben, sondern so eher in der Wache. Da fällt seine Erscheinung nicht so auf. Und um an Infos zu kommen, muss er halt seine Schleich-Versteck-Rumschnüffel-Talente nutzen. :cool:


@ Julsfels


Wenn Lucien aufhört zu existieren gibts nen Ersatztod. Geht ja nicht, dass die Menschen dann unsterblich werden. :lol:

Ja, Sir Robert ist Pleite, Arm wie eine Kirchenmaus und total abgebrannt. Da reichts nicht mal für das Bier. So traurig das Ganze. :schnief:
Ich fands einfach schlüssiger, wenn sein Gegenspieler auch jemand mit Macht ist, als ein Emporkömling von Kaufmann. Da Robert auch so schon Ekel genug ist, kann er auch gegen jemanden antreten der seine Kragenweite hat. :D

Mir gefällt Hugh so gut, dass er noch ganz häufig vorkommen wird. :D
Aber Liebesbeziehung? Das sind, wie heißt es so schön auf Neudeutsch, friends with benefits. :lol:
Und ich weiß noch nicht, ob ich den Grund mit einbaue. Aber ich werde ihn auf jeden Fall schreiben. Mir hat die ganze Szenerie mit dem Llyn-Sim (*hust* :cool:) und Hugh so gut gefallen, dass ich die Hintergrundgeschichte der Beiden aufschreiben werde. Aber ich denke nicht, das es das als Story hier geben wird. Erstens wegen der Bilder, ich war mir bei dieser Fortsetzung ja schon unsicher, ob es nicht zu viel ist und zweitens find ichs doch sehr komisch, wenn da mein Sim-ich so im Mittelpunkt ist. %)

Und ja, aus diversen Gründen wird Hugh wirklich noch öfter zu sehen sein. :love:

---
Danke euch beiden für die so flotten Kommis. Gerade weil ich mir bei dem Kapitel doch unsicher war, wie das so aufgenommen wird. :)
Beim nächsten Mal gehts dann wieder mit Annabelle und Lucien weiter. Glaube ich doch zumindest. Das ist auf jeden Fall der Plan. :ohoh: ^^

:hallo:
 
HA!!!! Wusste ich´s doch, dass mir diese Simin irgendwie bekannt vorkam!!! :lol:

Ich bin heute mal so frei und antworte gleich. :D
Aber bitte doch. Dann kommt doch wenigstens ein ordentlicher Plausch in Gang. :D

Wenn Lucien aufhört zu existieren gibts nen Ersatztod. Geht ja nicht, dass die Menschen dann unsterblich werden. :lol:
Tja. Irgendwie ist dann wohl doch jeder ersetzbar. ;)

Ich fands einfach schlüssiger, wenn sein Gegenspieler auch jemand mit Macht ist, als ein Emporkömling von Kaufmann. Da Robert auch so schon Ekel genug ist, kann er auch gegen jemanden antreten der seine Kragenweite hat. :D
Ja, das finde ich auch gut. Allein schon wegen des Hintergrundes, dass ein anderer Lord für Robert die härtere Nuss ist.
Wobei mir ein Kaufmann aber auch logisch erschienen wäre, denn Robert hat bestimmt bei einigen hohe Schulden. Aber für die würde er sich wahrscheinlich nicht die Mühe machen, einen Assassinen auf sie verschwenden, die sind ja alle unter seiner Würde. :rolleyes:

Mir gefällt Hugh so gut, dass er noch ganz häufig vorkommen wird. :D
Das freut mich aber sehr. :lalala:

Das sind, wie heißt es so schön auf Neudeutsch, friends with benefits. :lol:
:lol:

Erstens wegen der Bilder, ich war mir bei dieser Fortsetzung ja schon unsicher
Die waren aber okay, würde ich sagen.
Wenn Du Dir unsicher bist, kannst Du auch mir, Hummel oder Dark_Lady solche Bilder vorab schicken, das wird dann ggfs. im Team besprochen.
Ich hatte damals das Buld von Artair auf dem Stein auch vorab an Hummel geschickt. Und ich werde wohl vermutlich den größten Teil meines nächsten Kapitels vorab im internen Forum posten und es absegnen lassen. ;)

und zweitens find ichs doch sehr komisch, wenn da mein Sim-ich so im Mittelpunkt ist. %)
Ja, das würde mir auch so gehen. :lol:

Glaube ich doch zumindest. Das ist auf jeden Fall der Plan. :ohoh: ^^
Pläne... kommt mir bekannt vor. :D Wie heisst es doch so schön? Denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. :lol:

LG!

EDIT: Waah! Die Bilder sind weg! :zitter:

 
Huhu Julsfels,

=) Ja, ich musste mich halt wieder mit einbauen. Ich hatte ja auch schon meinen Gastauftritt in Sturm über Tularea. ;)

Aber bitte doch. Dann kommt doch wenigstens ein ordentlicher Plausch in Gang.

Ja, so ein Kaffeekränzchen ist schon mal ganz nett. ^^

Tja. Irgendwie ist dann wohl doch jeder ersetzbar.

Stimmt, selbst der Tod höchstpersönlich ist nicht davor gefeit. :zitter:

Ach, keine Sorge. So ein paar Geldeintreiber hat er schon auch noch am Hals. Aber um die macht er sich (noch) keine Sorgen. Erstmal ist der Hauptwidersacher dran und dann der Rest. :ohoh:

Das sind, wie heißt es so schön auf Neudeutsch, friends with benefits. :lol:
:lol:

Ich wollte eigentlich gestern schon anmerken, dass ich persönlich sowas nie tun würde. Entweder ganz oder gar nicht. :glory:

Wenn Du Dir unsicher bist, kannst Du auch mir, Hummel oder Dark_Lady solche Bilder vorab schicken, das wird dann ggfs. im Team besprochen.

Danke, das werde ich dann schon tun. Aber ich kenn das ja auch selber als Mod drüben, manchmal ist es einfach auch eine feine Linie was geht und was nicht. Und ich bin da auch eher konservativ eingestellt. ;)

Und ich werde wohl vermutlich den größten Teil meines nächsten Kapitels vorab im internen Forum posten und es absegnen lassen.

Hm, lass mich raten: Blut, Tod, Gewalt und nackte Haut? =) ^^
Ja, du hast es ja ähnlich wie ich mit dem Thema nicht so einfach. Es gibt einfach Sachen die sein müssen bei solchen Stories und da ist es nicht immer einfach den richtigen Grad zu finden.

EDIT: Waah! Die Bilder sind weg! :zitter:

Ich weiß. *grummel*
Ich habe jetzt auch die Nase voll von Photobucket und zieh mit den Bildern für die Story um. Die letzten Kapitel schmeiß ich heute noch rüber und den Rest irgendwann später. Ich hab ja zum Glück auch ab nächste Woche Urlaub. :rolleyes:
 
=) Ja, ich musste mich halt wieder mit einbauen. Ich hatte ja auch schon meinen Gastauftritt in Sturm über Tularea. ;)
Ach ja, richtig! Ich erinnere mich.

Ja, so ein Kaffeekränzchen ist schon mal ganz nett. ^^
Genau. Wo bleiben die Kekse?! :lol:

Stimmt, selbst der Tod höchstpersönlich ist nicht davor gefeit. :zitter:
Ja, und wenn nicht mal der davon ausgenommen ist, dann sieht´s mit uns normalen Sterblichen ja ganz duster aus. ;)

Ach, keine Sorge. So ein paar Geldeintreiber hat er schon auch noch am Hals. Aber um die macht er sich (noch) keine Sorgen. Erstmal ist der Hauptwidersacher dran und dann der Rest. :ohoh:
Oh, dann sollen sich am Ende einfach alle zusammenrotten. *BlutrünstigBin* :lol:

Ich wollte eigentlich gestern schon anmerken, dass ich persönlich sowas nie tun würde. Entweder ganz oder gar nicht. :glory:
*Grins* Na, ist doch prima, dass das eigene Alter Ego in der Parallelwelt auch mal was ganz Untypisches tun kann. ;)

Aber ich kenn das ja auch selber als Mod drüben, manchmal ist es einfach auch eine feine Linie was geht und was nicht. Und ich bin da auch eher konservativ eingestellt. ;)
Ja, ich habe auch bei den Bildern gar nicht gemerkt, dass sie kritisch sein könnten, da wäre das auch auf keinen Fall nötig gewesen. Du hast das super hingekriegt, finde ich, ein feines Gespür. Das werde ich mir dann später mal zum Vorbild nehmen. ;)


Hm, lass mich raten: Blut, Tod, Gewalt und nackte Haut? =) ^^
Ach was. Wie kommst Du denn darauf? :lol:

Es gibt einfach Sachen die sein müssen bei solchen Stories und da ist es nicht immer einfach den richtigen Grad zu finden.
Ja, das stimmt.

Ich weiß. *grummel*
Ich habe jetzt auch die Nase voll von Photobucket und zieh mit den Bildern für die Story um. Die letzten Kapitel schmeiß ich heute noch rüber und den Rest irgendwann später. Ich hab ja zum Glück auch ab nächste Woche Urlaub. :rolleyes:
Ach so. Photobucket. :idee: Ich vergesse das immer mit diesen Bildrhostern, weil ich meine Bilder ja immer bei mir auf dem Server ablege.
Und Du hast Urlaub! Du Glückliche. Ich hab aber aber auch in 14 Tagen Urlaub. Männe und Sohn fahren dann auf eine Wassersportfreizeit, Tochterkind ist dann schon in Kenia, und ich hab mal das ganze Haus für mich. :lalala:

 
Sorry, aber Kekse passen nicht in meinen Diätplan. :argh:
Aber ich kann noch ein paar Kirschen anbieten. ^^


Oh, dann sollen sich am Ende einfach alle zusammenrotten. *BlutrünstigBin* :lol:

:what: Das könnte interessant werden. *Notizen mach*


Das werde ich mir dann später mal zum Vorbild nehmen. ;)

:schäm: Danke, ich gebe mir auch immer Mühe. :)

Ach was. Wie kommst Du denn darauf? :lol:

Ich weiß auch nicht, nur so eine Ahnung. :lol:

Ich vergesse das immer mit diesen Bildrhostern,

Ja, ich ärger mich auch tierisch darüber. Aber was solls, verlinke ich halt neu. :rolleyes:

Und ja, Urlaub. 2 Wochen. Zwar nur ein wenig an die Ostsee und sonst halt so Tagessachen wie in Kletterpark usw. Ich zähl auch schon die Tage. :scream:
Höhö, Sturmfrei ist doch auch toll. Da hat man so schön seine Ruhe. :read:

----

@ All
Von Kapitel 17 bis Kapitel 10 sind die Kapitel-Bilder jetzte alle umgezogen. Die restlichen und die Outs kommen noch nach. :)

Apropos Outtakes, da habe ich auch noch ein paar von:


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„Nein, also wirklich. So geht das ja gar nicht.“ *mit dem Fuß aufstampf*


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„Joar, sterb mal fröhlich vor dich hin. Ich gönn mir dann erstmal ein kühles Guiness.“
Wie halt immer, wenn er auf dem Grundstück ist. :D


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„It's the eye of the Tiger. It's the thrill of the fight.“ *vor mich hin sing*
Oder auch: Ich starre dich in Grund und Boden!


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„Macht ihr nur eure Faxen. Mich kümmert das alles gar nicht.“
Er ist halt wirklich Mr. Cool. :love:


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Einer der Nebendarsteller wünscht mehr Aufmerksamkeit vom Hauptdarsteller. Tja, das kann ich arrangieren, aber denk mal nicht, dass du gewinnen wirst. :lol:


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Ein Monster. Ich kann gar nicht anders als die Beiden zusammenbringen.


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„Soll ich jetzt echt mit der da rummachen? Ist nicht dein Ernst.“
Ich nehm das mal nicht persönlich, aber nur ausnahmsweise mal. -.-


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„Götter, die schickt mich hier auch immer in Situationen. Das ist doch zum Heulen.“


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*hust* *hust* *hust*
Ist ja nicht so, dass ich nicht auch meinen Hauptdarsteller scharf finden würde. :D
 
18


Whoa, here it comes that funny feeling again
Winding me up inside every time we touch
Hey, I don't know, oh, tell me where to begin
'Cause I never ever felt so much
(Van Halen - Why can't this be love)


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Doch ich wartete dort vergebens. Annabelle kam nicht. Die Minuten zogen sich zu Stunden hin, die Tage schienen Wochen zu sein. Ich kann nicht mehr sagen, wie lange ich auf sie wartete, aber es waren einige Tage. Ich wusste, sie hatte einen Grund warum sie nicht kam, aber es quälte mich, mit meinen Fragen allein zu sein. Ich wollte noch so viel wissen, über sie und über Robert.
Als ich es nicht mehr aushielt geduldig zu warten, machte ich mich auf den Weg zu Annabelles Hof. Ich wollte sie dort eigentlich nicht mehr so besuchen, um sie nicht in Gefahr zu bringen, aber ich musste wissen, ob es ihr gut ging. Ich machte mir so langsam Sorgen um sie. Doch als ich auf dem Hof ankam, war sie gerade im Badezimmer und wusch sich die Hände. Sie sah gesund aus und nichts zeugte davon, dass sie misshandelt worden war in letzter Zeit. Ich winkte ihr lächelnd zu doch sie schüttelte den Kopf. Ich sah wie sich ihre Lippen bewegten. "Hinter das Haus."


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Ihr Wunsch war mein Befehl. Ich verschwand hinter das Haus und wartete ein paar Minuten geduldig in der Nähe der Tür. Endlich öffnete sie sich und Annabelle trat hinaus in den Schatten.
"Es tut mir Leid", sagte sie leise. "Ich konnte einfach nicht weg. Robert hat auf mich aufgepasst wie ein Adler. Ich weiß nicht, warum er im Moment so versessen darauf ist, in meiner Nähe zu sein." Sie seufzte.
"Na ja, er ist dein Ehemann."
"Das ist es nicht. Ich glaube, er ahnt das ich in letzter Zeit zu oft den Hof verlassen habe, um woanders zu sein. Aber ich glaube, er weiß nicht warum." Sie machte eine kleine Pause. "Auf jeden Fall hoffe ich das."
"Ich auch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er begeistert von der Idee wäre, dass du dich mit zweifelhaften Geistern herumtreibst."
Sie lachte leise. "Nein, vermutlich nicht."
"Aber trotzdem muss ich mit dir reden und das nicht hier in aller Eile. Ich gebe zu, ich habe Robert noch ein wenig nachspioniert..."


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"Das solltest du nicht tun. Es könnte gefährlich sein."
"Nicht ihm direkt, sondern den Leuten, die er kennt. Aber mehr davon nicht hier. Ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen."
Sie blickte rasch zur Tür. "Also gut. Robert will nachher wieder ins Dorf. Ich werde versuchen meiner Mutter zu entwischen und komme nachher zum Turm. Dort können wir dann reden. Aber jetzt muss ich wirklich wieder rein. Bis später."
"Ich werde warten."
Sie lächelte mich noch mal kurz an und verschwand dann wieder im Haus. Ich machte mir Sorgen, denn sie klang schon sehr ängstlich. Ich hoffte nur, dass Robert sie nicht erwischen würde.
Kurz darauf war ich schon wieder am Turm und wartete auf sie. Die ganze Zeit gefangen zwischen Hoffen und Bangen. Dementsprechend zogen sich die Minuten und Stunden endlos hin.


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Als Annabelle endlich den Pfad zum Turm entlang kam, konnte ich nicht anders als vor Erleichterung seufzen. Ich stand auf und ging ihr ein paar Schritte entgegen.
"Ich freue mich, dass du es geschafft hast her zu kommen." Begrüßte ich sie recht verhalten.
"Ich habe meiner Mutter gesagt, ich gehe Wäsche waschen. Die steht jetzt gewaschen am Fluss und wartet darauf, dass ich sie nachher wieder mitnehme." Sie lächelte mich unsicher an, verwirrt durch meinen Ton.
"Eine gute Ausrede." Ich hielt mich immer noch zurück, selbst verwirrt über mein Verhalten.
"Das erschien mir das Einfachste und es gibt mir genug Zeit um mit dir zu reden. Meine Mutter weiß, dass ich immer lange brauche um Wäsche zu waschen. Schließlich nutze ich diese Ausrede schon lange, um ein paar Stunden für mich zu haben."


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Ich rang mir ein Lächeln ab. "Dann will ich nur hoffen, dass du damit nicht nur deine Mutter sondern auch Robert täuschen kannst."
Sie blinzelte mich an. "Du bist heute so anders. Macht es dir so viel zu schaffen, dass er soviel Macht über mich hat?"
Wie immer traf ihre Frage ins Schwarze. Ich nickte. "Ja, macht es. Gerade, weil er soviel Macht über dich hat, solltest du vorsichtig sein."
"Dabei warst du es doch, der um dieses Treffen gebeten hat." Sie klang verärgert.
"Stimmt, ich habe dich darum gebeten, aber mir war nicht klar, dass es so schwer für dich sein würde."
Sie seufzte. "Was ist schon einfach heutzutage. Aber mach dir bitte keine so großen Sorgen. Ich weiß diesmal schon, was ich tue. Robert ist für mehrere Stunden weg. Ich bin mir sicher, dass er wieder mit einer anderen Frau zusammen ist. So langsam kenne ich seine Vorbereitungen, wenn er mal wieder loszieht."


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Ich sah sie einen Moment stumm an und erkannte den entschlossen Zug um ihren Mund. Sie würde sich nicht auf weiter Diskussionen darüber einlassen. Also gab ich nach. Sie hatte ja auch Recht. Ich wollte dieses Treffen und so beschloss ich, die Zeit mit ihr zu genießen.
"Setzen wir uns doch da rüber." Ich deutete auf die langsam verfallende Mauer. "Drinnen wird es nur heiß und stickig sein."
Annabelle nickte. "Gerne, aber irgendwann musst du mir mal zeigen, wie du so lebst."
"Komm mich einfach besuchen, wenn es kalt ist." Ich grinste sie an, während wir durch das hohe Gras zur Mauer gingen.
"Ich will eigentlich gar nicht davon anfangen, aber ich muss mit dir über Robert reden."
"Ich würde es zwar vorziehen, wenn wir über etwas anderes sprechen würden, aber schieß los. Es wird dir sonst ja doch keine Ruhe lassen." Sie sah mich durchdringend an und wieder war da der entschlossene Zug um ihren Mund. Ich konnte mir vorstellen, dass es schwierig für sie war mit mir über ihn zu sprechen.


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Um es schnell hinter mich zu bringen, erzählte ich ihr von dem Gespräch zwischen dem Meuchelmörder und seiner Gespielin. Sie unterbrach mich nicht einmal und nachdem ich geendet hatte, herrschte erst einmal Schweigen zwischen uns.
"Ich wusste es. Er war in der Hinsicht ganz offen zu meiner Mutter und mir. Ich wusste auch, dass er versuchen würde wieder an seinen Besitz und auch an seinen Titel wieder heranzukommen. Er hat meiner Mutter versprochen, dass er sich in dem Fall immer um uns kümmern würde."
"Aber du weißt, dass das eine Lüge ist?" Eigentlich war es keine Frage. Ich konnte die Wahrheit in ihren Augen sehen.
"Ja, ich weiß es, aber meine Mutter glaubt daran. Ich habe nicht das Herz, ihr zu sagen, dass er lügt. Nachdem wir Vater verloren haben, will ich ihr nicht auch das letzte bisschen Hoffnung nehmen, was sie noch hat. Ich weiß, dass sie höchstwahrscheinlich auch nicht mehr lange zu leben hat und ich will nicht, dass sie sich auf ihre letzten Monate noch grämt."


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"Das ist wirklich selbstlos von dir." Ich sah sie bewundernd an.
"Ich weiß nicht, ob ich es so nennen würde. Ich liebe meine Mutter und ich will nicht, dass sie sich meinetwegen Sorgen macht."
"Dir ist aber schon klar, dass sie es trotzdem macht. Schließlich sieht sie ja, wie Robert dich behandelt."
Sie lachte gezwungen. "Natürlich weiß ich das und genau deshalb versuche ich die vielen kleinen Grausamkeiten von ihm vor ihr zu verbergen. Sie sieht nur die wirklich auffälligen Dinge, die er mir antut."
"Was glaubst du passiert mit dir und deiner Mutter, wenn Robert sein Ziel erreicht hat?" Ich wollte nicht fragen, aber ich tat es trotzdem.
"Er wird uns fallen lassen wie eine heiße Kartoffel." Sie klang emotionslos, aber ich spürte, dass sie sich wirklich sorgte.
"Aber ihr seid verheiratet. Das kann er nicht einfach so ignorieren."
Sie lachte bitter auf. "Das ist doch nur eine Kleinigkeit für ihn. Er wird einen Weg finden, wie er das rückgängig machen kann."


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Mir lief es kalt den Rücken runter, trotz der Hitze des warmen Sommertages. "Wie meinst du das?"
"Nun ja, er könnte behaupten, dass ich ihm nie eine richtige Ehefrau gewesen bin. Wir haben keine Kinder zusammen und niemand kann beweisen, dass die Ehe vollzogen wurde. Das wäre eine Möglichkeit. Dann könnte er noch sagen, dass ich ihm untreu war und so eine Entbindung des Eheversprechens erwirken. Oder noch ganz abwegig, könnte er zum Beispiel auch noch erklären, dass der Priester gar keiner war und die Ehe deshalb ungültig wäre. Wenn man Macht hat, findet man viele Möglichkeiten um eine ungeliebte Frau loszuwerden."
"Er könnte dir auch etwas antun." Ich sprach leise, doch sie hörte mich.
"Ja, das ist auch eine Möglichkeit. Den Mörder dafür hat er ja anscheinend schon."
"Sag so etwas nicht, glaube daran, dass er einen anderen Weg wählt."
"Warum? Ich nehme lieber das Schlimmste an, dann ist die Enttäuschung am Ende nicht so groß."


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"Dann ist das aber auch das Ende." Flüsterte ich, verzweifelt versucht die richtigen Worte zu finden.
"Und? Das Leben hat mir bisher nichts mehr als Enttäuschung und Schmerz gebracht, warum sollte der Tod da anders sein." Wieder war da der harte Klang in ihrer Stimme.
"Weil das Leben nicht nur daraus besteht. Du hast es nur im Moment nicht einfach. Vertrau mir, es kann auch besser sein. Nur dafür musst du aufhören dir das Ende zu wünschen."
Sie sah mich an und ich wusste, dass ich sie diesmal nicht erreicht hatte. Und es war meine Schuld, dass sie jetzt wieder darüber nachdachte. Nur weil ich über Robert reden wollte. Ich war ein Idiot.
Aber dann lehnte sie sich zurück und lächelte plötzlich völlig ungezwungen. "Du hast Recht. Ich sollte das Leben wirklich einmal versuchen zu genießen."


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Und mit diesen Worten ließ sie sich rückwärts ins Gras fallen und schloss die Augen.
Verwundert sah ich zu ihr rüber. Manchmal war sie mir ein Rätsel, aber solange sie so zufrieden und entspannt hier neben mir lag, war auch ich zufrieden. Ich wollte ja nicht, dass sie sich noch mehr sorgte und düstere Gedanken hegte.
"Ich liebe es im Gras zu liegen und wenn mir dabei die Sonne ins Gesicht scheint. Das waren schon immer meine liebsten Stunden." Meinte sie nach einer ganzen Weile des Schweigens. "Als Kind habe ich mich immer im Sommer weggeschlichen und mich auf sämtlichen Wiesen im Umkreis versteckt. Das Gras war immer so hoch, dass ich für jeden fast unsichtbar war. Meine Eltern haben mich dann immer stundenlang gesucht und wenn ich später zurück zum Hof kam, gab es immer Ärger. Aber den war es auch immer Wert."
"Das hört sich wunderbar an, außer das mit dem Ärger natürlich."
"Ach, so schlimm war der nie. Nur ein paar Worte der Ermahnung, die ungefähr bis zum nächsten Tag gehalten haben." Sie lachte. "Was ist mir dir? Hast du als Kind immer brav gehorcht oder hat dich auch das Abenteuer gepackt?"


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"Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nicht wirklich an meine Kindheit erinnern. Das ist wohl schon zu lange her." Ich wollte ihr keine erfundene Geschichten mehr erzählen.
"Schade. Ich hätte gerne gewusst, wie du als Kind so warst. Ich kann mir vorstellen, dass du deinen Eltern oft widersprochen hast."
"Hm, kann schon sein, aber wie gesagt. Ich erinnere mich nicht."
Sie setzte sich ein wenig auf. "Dann kannst du dich wahrscheinlich auch nicht an so etwas erinnern." Und mit diesen Worten warf sie ein Büschel Gras auf mich. Sie war eine gute Schützin auf die Distanz und ihre ganze Ladung landete in meinem Gesicht. Sie lachte und sprang leichtfüßig auf.
"Du musst dich auch wehren." Rief sie mir zu und warf das nächste Büschel auf mich.
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und sprang ebenfalls auf. Ihr Wurf verfehlte mich und ich stellte mich triumphierend hin.
"Daneben."


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Sie zielte noch einmal und traf mich wieder. Und das packte meinen Ehrgeiz. Ich bückte mich und rupfte einige Grasbüschel aus und warf sie in ihre Richtung. Ich verfehlte sie um mindestens einen Meter.
"Daneben", lachte sie und ich bekam die nächste Ladung Gras ab.
"Na warte. Ich kriege dich schon noch."
Unser Graskampf dauerte noch eine ganze Weile an und ihr Gelächter über meine Würfe hallte über das Grundstück, hallte in meinen Ohren nach und floss durch mich durch wie pures Glück.
Wir alberten rum, ganz so wie Kinder. Annabelle siegte im Graskampf haushoch, einfach weil sie wirklich eine gute Werferin war und ich zu viel Spaß daran hatte sie gewinnen zu sehen. Es tat mir gut, sie so lachen zu sehen nachdem unser gemeinsamer Nachmittag so ernst angefangen hatte.


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"Genug", lachte sie nach einer besonders fiesen Attacke auf mich. "Mir tut schon alles weh vor Lachen."
"Du gibst also endlich auf."
"Natürlich nicht. Ich habe ganz klar gewonnen. Sieh doch nur, wie viel Gras an dir klebt."
"Zählst du jetzt jeden einzelnen Halm oder wie?"
"Nein, aber ich habe eindeutig gewonnen."
"Pah", schnaufte ich. "Du gibst doch auf und willst jetzt noch um jeden Preis deine Ehre retten."
"Also gut, noch ein letztes Duell. Dann sehen wir ja wer besser ist." Sie lachte siegessicher.
"Na, schön. Du hast es ja nicht anders gewollt." Ich bewaffnete mich mit Gras und sie tat das Gleiche.
"Auf drei werfen wir los. Eins. Zwei. Drei." Sie zählte und wir beide ließen im selben Moment die Waffen fliegen. Ich traf. Sie verfehlte.


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"Du Schuft. Das war von vornherein geplant. Die ganze Zeit hast du so getan als wärst du ein mieser Werfer, nur um jetzt im entscheidenden Moment zu treffen." Sie klang fast beleidigt, wenn da nicht die lachenden Augen gewesen wären.
"Natürlich", bestätigte ich überheblich.
"Na, warte. Das zahl ich dir heim." Sie grummelte noch kurz vor sich hin und warf sich dann auf mich. Ich war total überrascht und konnte ihrem wilden Ansturm nichts entgegensetzen. Zusammen flogen wir ins weiche Gras. Sie landete unter mir und ich hielt sie an den Armen fest. Ihre Augen funkelten mich an, ihr Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln. Mein Herz raste und ich konnte nicht anders als sie anzusehen, während sich in meinem Kopf die Gedanken überschlugen.​


*Fortsetzung folgt*​
 
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WOW! :eek:

Mit diesem einem Wort beschreibe ich, glaube ich, ganz gut, was ich die ganze Zeit beim Lesen dieser atemberaubenden Geschichte empfunden habe. Ich konnte nicht aufhören zu lesen, es ist einfach nur wunderbar geschrieben und man will sofort wissen wie es weitergeht.

Der Tod als Protagonist ist einfach anbetungswürdig. Zumindest dein Tod :love:
Okay, hin und wieder ist er etwas selbstsüchtig und er lügt gerne einmal, wenn es ihm in den Kram passt, aber dennoch finde ich ihn genau richtig wie er ist.

Und Annabelle ist wundervoll, sie strahlt in den richtigen Momenten Zerbrechlichkeit aus und passt perfekt an die Seite von Lucien. <3

Nicht zu vergessen dein umwerfend attraktiver Meuchelmörder Hugh. Mann, der ist echt atemberaubend! :love:

Du merkst du hast soeben einen neuen Fan gewonnen :D
Und ich bin wahnsinnig gespannt wie es weitergeht!

Von deinem aktuellen Update hat mit das letzte Bild besonders gut gefallen und ich frage mich natürlich sofort, wenn ich es ansehe, werden sie sich jetzt zum ersten Mal küssen?
Allerdings könnte ich mir auch vorstellen, dass irgendetwas oder irgendjemand ihnen da einen Strich durch die Rechnung macht.

Hach, lass uns bitte nicht zu lange im Ungewissen, ja? :lol:
Leider bin ich nämlich ein schrecklich ungeduldiger Fan :schäm:;)

Ganz liebe Grüße
Yvaine
 
Huhu Yvaine,

vielen Dank! Bei soviel Lob werd ich immer ganz verlegen. :schäm:

Es freut mich wirklich, das dir mein Tod gefällt. Ich gebe zu, er hat nicht wirklich gute Eigenschaften bisher offenbart, aber er gibt sich mit Annabelle wirklich Mühe. Schließlich will er ihr ja nicht noch mehr weh tun. %)

Und es freut mich, dass Annabelle bei dir so ankommt, wie sie ankommen soll. :)

Zu Hugh brauch ich ja nicht mehr zu sagen. Der hat ja auch mein Herz im Sturm erobert. :love:

Ich werde jetzt natürlich noch nicht verraten, ob sie sich küssen oder nicht. Ehrlich gesagt, entscheide ich das wohl spontan, wenn ich die nächsten Bilder mache. :lol:
Im Moment geistern noch beide Möglichkeiten in meinem Kopf rum. :rolleyes:

Aber mit der Fortsetzung ist bald zu rechnen. Ich habs mir auf jeden Fall vorgenommen mich heute noch an ein paar Bilder zu machen. Und wenn ich damit erstmal anfange dauerts auch nicht lange mit dem nächsten Kapitel. :nick:
Aber ich muss leider auch sagen, dass ich danach nicht weiß wie ich so Zeit habe. Ich bin in diesem Monat am renovieren (endlich!) und kann es gerade nicht so einschätzen, wie meine Zeit dann ausfällt. Vor allem, da auch mein Computerplatz davon betroffen ist. ;)

LG
Llyn :hallo:
 
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With arms wide open
under the sunlight
welcome to this place
i'll show you everything
(Creed – With arms wide open)​


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Die Zeit schien still zu stehen, während wir uns in die Augen sahen. Ihre sahen mich fragend an, aber ohne Angst. Ich konnte ihren Körper unter meinem spüren, entspannt und doch voller Energie. Ich spürte ihren Atem an meinem Gesicht, nur ein leichter Hauch. Ihr leicht fragender Blick reichte, um mich reagieren zu lassen. Ich beugte mich näher zu ihr, brachte meine Lippen näher zu ihren. Doch bevor sie einander erreichten, flackerte Zweifel in ihren Augen auf und sie drehte den Kopf weg.
Zögernd verharrte ich noch einen Moment so über ihr, doch da sie den Blick weiter auf das Gras richtete, ließ ich sie los und erhob mich. Annabelle blieb noch einen Moment regungslos liegen, ehe auch sie aufstand.


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„Es tut mir Leid“, fing ich an mich zu entschuldigen, auch wenn mir nicht die Tat selber leid tat, sondern das ich sie in Verlegenheit gebracht hatte.
„Mir auch“, antwortete sie und ich war mir nicht sicher, wie sie das meinte.
„Dir braucht nichts Leid zu tun. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“ Ich sprach aus, was ich dachte, in der Hoffnung das sie verstand.
Sie sah mich einen Moment zögernd an. „Und ich wollte dich nicht in eine Situation bringen wie diese. Es ist nicht richtig.“
„Nein, ist es nicht“, stimmte ich ihr zu. „Aber egal ob richtig oder falsch, es ändert nichts daran, dass wir zusammen Spaß hatten und ich mich eben falsch verhalten habe.“
„Aber das hast du doch eigentlich nicht.“ Sie seufzte. „Ich habe dir etwas Falsches vermittelt.“


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Ich sah sie verwirrt an. „Aber nicht doch. Es ist nicht falsch gewesen. Es ist vielleicht nur der falsche Zeitpunkt.“
Sie sah mich traurig an. „Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt hierfür. Sieh uns doch nur an. Ich bin verheiratet und du bist tot. Wo soll es hier bitte einen richtigen Zeitpunkt geben? Selbst wenn wir uns vor meiner Hochzeit kennengelernt hätten, wärst du immer noch tot. Es kann daher nur falsch sein.“
Sie hatte Recht, aber ich wollte es nicht akzeptieren. „Aber was spielen die Umstände für eine Rolle, wann wir uns kennengelernt haben? Einzig und allein, dass wir zueinandergefunden haben, sollte doch zählen. Wenn wir zusammen sind, fühle ich mich wieder zugehörig zu der Welt und ich kann doch sehen, dass es dir auch gut geht, wenn du bei mir bist. Was spielt es dann für eine Rolle, dass du einem anderen gehörst und ich... nun tot bin?“


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Ihr entschlüpfte ein Lachen. „Du lässt das alles so einfach erscheinen, aber das ist es nicht. Es sind große und bedeutende Tatsachen, die uns im Weg stehen. Obwohl du Recht hast, ich bin gerne mit dir zusammen, weil du es schaffst, dass ich mich besser fühle. Sogar mehr als besser. Aber es ändert nichts an den Dingen selbst. Was wir hier machen, ist falsch, einfach weil der Rest der Welt es so sehen würde.“
„Dann soll der Teufel den Rest der Welt holen. Ich weigere mich anzuerkennen, dass das Beste was mir je passiert ist, nicht richtig soll weil irgendwer sich daran stören könnte. Und du solltest das auch tun.“
„Sollte ich das? Im Gegensatz zu dir, lebe ich in der richtigen Welt. Ich kann mich nicht verstecken, wenn die Dinge zu schwierig werden. Ich kann mich nicht zurückziehen, wenn das alles hier ans Licht kommt. Ich kann mich nicht...“


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„Du kannst immer her kommen und dich mit mir verstecken“, unterbrach ich ihren Redeschwall mit einem Zwinkern.
„Da, du machst es dir schon wieder so einfach“, fuhr sie mich an.
„Ja, weil es in diesem Fall einfach ist. Es wird niemand etwas erfahren, weil niemand jemals hier her kommt. Und solange wir hier sind, sind wir sicher. Solange du bei mir bist, werde ich alles tun, um dich zu beschützen.“ Ich hob meine Hand, um ihr Gesicht zu berühren, aber sie stoppte mich. Berührte meine Handfläche leicht mit ihren Fingern.
„Und immer noch: zu einfach“, aber sie sagte es mit einem Lächeln. „Aber ich vergebe dir, weil du dich so sehr bemühst, es so aussehen zu lassen, auch wenn dir klar ist, dass ich recht habe.“
„Ich gebe mir ja auch die größte Mühe.“ Ich lachte und sie drückte meine Hand fester.


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„Und dafür danke ich dir“, sagte sie, während unsere Finger sich miteinander verwoben. Wir ließen die Arme sinken und sahen uns die Augen.
„Du bist so wunderschön“, entschlüpfte es mir und ihre Augen weiteten sich ein Stück. In dem sicheren Glauben, schon wieder zu weit gegangen zu sein, wollte ich mich ihrer Berührung entziehen, doch sie hielt meine Hand noch fester und zog mich noch näher zu sich heran.
„Du bist so ein Schmeichler.“ Mit diesen Worten löste sie ihre Hand aus meiner und legte sie mir auf die Schulter, während sie sich immer näher an mich herandrückte. Von ihr derart ermuntert legte ich meine Arme um sie, hielt sie an mich gedrückt, wie meine Worte von eben zu bestätigen. Sie schmiegte sich an mich und ich fühlte mich glücklicher als je zuvor.


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Ihr Kopf ruhte an meiner Schulter, doch da blieb er nicht lange. Sie hob mir ihr wunderschönes Gesicht entgegen und sah mir vertrauensvoll in die Augen. Langsam neigte ich den Kopf, ohne auch nur den Blick von ihr zu nehmen. Doch bevor sich unsere Lippen berührten, stockte ich unsicher. Ich wollte nicht nochmal den Moment falsch interpretieren und sie noch mehr bedrängen, als ich es heute eh schon getan hatte.
„Worauf wartest du?“ fragte sie leise. Ihr Mund war so nah, dass ich die Bewegung ihrer Lippen fast schon spüren konnte und das gab den Ausschlag für mich.
„Auf nichts mehr“, antwortete ich genauso leise und küsste sie.


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Ich spürte die Weichheit ihrer Lippen auf meinen und die Zeit schien still zu stehen. Nie zuvor kannte ich so ein Gefühl. Es war berauschend. Ich hatte das Gefühl mich in dem Moment zu verlieren, mich in ihr zu verlieren. Zeit hatte keine Bedeutung mehr, es zählte nur noch sie.
Doch irgendwann endete der Kuss und Annabelle löste sich von mir. Bedauernd, dass der Augenblick vorbei war ließ ich sie los. Sie sah nach unten, verlegen aber mit einem Lächeln.
„Das war... schön.“ Sie schien um Worte zu ringen und auch ich wusste nicht was ich sagen sollte, darum nickte ich nur. „Aber ich fürchte ich muss jetzt gehen. Die Sonne steht schon ziemlich tief.“
„Ich hoffe aber, du kommst bald wieder?“
Sie nickte. „So bald ich kann. Ich danke dir für den schönen Nachmittag.“
„Du brauchst mir nicht zu danken. Wenn dann habe ich zu danken.“


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Sie lächelte mich an, drückte noch einmal meine Hand und machte sich dann auf den Weg.
„Bis dann“, rief sie mir noch hinterher, ehe sie zwischen den Bäumen aus meinem Sichtfeld verschwand. Ich starrte noch lange auf den Punkt an dem sie verschwunden war, konnte noch gar nicht fassen, was gerade passiert war.
Mich packte ein nie gekanntes Hochgefühl. Wir hatten uns geküsst! Nichts hatte mich auf dieses Gefühl vorbereitet, vorbereiten können. Es war als wäre die Welt plötzlich aus den Fugen geraten. Die Sonne strahlte viel heller, die Blätter der Bäume und das Gras leuchteten grüner, die Vögel sangen lauter und fröhlicher als je zuvor. Und das alles wegen eines Kusses.


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Ich lehnte mich zurück und sog genüsslich die Luft ein. Selbst diese roch plötzlich viel besser als vorher und ich konnte fast noch Annabelles Geruch in ihr ausmachen. Ich schloss die Augen und ließ alles auf mich wirken. Das langsam verschwindende Sonnenlicht wärmte mein Gesicht, während die Zeit langsam wieder anfing zu vergehen.
Die Singvögel stimmten langsam in ihre Abendmelodien ein und die Grillen fingen an ihr Lied zu schmettern. Aber all das bemerkte ich kaum, zu sehr versuchte mein Verstand die letzten Stunden zu begreifen. Es kam mir alles so unwirklich vor, jetzt wo sie weg war, aber der Geschmack ihrer Lippen war immer noch gegenwärtig, also konnte es nur wahr sein. Und ich konnte wirklich so glücklich sein, wie ich es gerade war.


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Doch der Zustand des Glücks hielt nicht lange an. Es fiel mir schwer, mich wieder an meine eigentliche Arbeit zu gewöhnen, doch ich musst es tun. Tote zu begleiten in dem Wissen, dass sie geliebt haben, war nicht mehr so einfach wie früher. Jedes Mal stellte ich mir vor, dass diese Menschen vor noch gar nicht so langer Zeit das Selbe gefühlt hatten, wie ich jetzt. Es war hart, viel härter als es hätte sein sollen. Und doch blieb mir nichts anderes übrig als meine Aufgabe zu erfüllen.
Und wie immer verbrachte ich viel Zeit am Turm, um auf sie zu warten. Ich saß auf der Treppe und starrte auf den immer mehr zu wuchernden Weg. Der Sommer war endgültig entschlossen jede Spur von menschlichen Leben hier zu verwischen und so wuchs der Weg jeden Tag mehr zu.


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Die Tage fingen langsam an kürzer zu werden, kaum merklich für das menschliche Empfinden. Doch ich merkte, dass die Tage immer kürzer wurden. Nur wurden sie es nicht für mich. Für mich zogen sie sich hin wie zäher Teig, denn Annabelle kam nicht wie versprochen. Ich machte mir Sorgen, fing an nervös auf und ab zu gehen. Und doch traute ich mich noch nicht, bei ihr vorbei zu schauen. Nicht nach dem letzten Mal, wo sie mich gewarnt hatte, dass Robert Verdacht schöpfte. Ich wollte ihm keine Bestätigung dafür geben.
Und so harrte ich aus. Immer einen Blick auf den Pfad gerichtet und mehr oder minder geduldig.


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Je mehr Zeit verstrich umso weiter wurden meine Wanderungen. Doch es nützte nichts, Annabelle war nirgends zu sehen. Sorgenvoll schaute ich auf den Pfad, aber bis auf ein paar Rehe benutzte niemand den Weg.
Ich versuchte mich durch Arbeit abzulenken, aber da ich überall Parallelen zwischen den Menschen und meiner Situation sah, war mir auch hier keine Ruhe vor meinen düsteren Gedanken vergönnt. In den Gesichtern der Frauen sah ich überall ihr Gesicht und das machte es mir nicht einfacher mich zu konzentrieren. Ich bekam regelrecht Angst, dass ich bald zu ihr kommen musste und das nicht als Lucien der Geist, sondern als der der ich wirklich war: der Tod.


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Bald fingen die ersten Regenstürme an, erste Vorboten der herannahenden Herbstes und immer noch kein Zeichen von Annabelle. Ich stand häufig im Regen und versuchte mich an die Erinnerung unseres Kusses zu klammern. Doch mit jeden Tag der verging fiel es mir schwerer. Die düsteren Vorahnungen wollten nicht verschwinden und in mir machte sich nur noch der Wunsch breit, sie wiederzusehen koste es was es wolle.
Ich war mir der Gefahr in die ich sie bringen konnte bewusst, aber die Sorge um sie spülte all meine Bedenken davon. Daher machte ich mich an einem regnerischen Spätsommertag auf den Weg zu ihrem Hof, in der Hoffnung sie alleine zu erwischen. Die Chancen dafür standen im Pferdestall die Besten und so wartete ich dort auf sie.


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Ich musste mich nicht lange gedulden. Sie betrat nur kurze Zeit später den Stall. In den Händen zwei schwere Wassereimer. Sie sah mich und für einen Moment sah es so aus als würde sie die Eimer fallen lassen. Doch sie fing sich schnell wieder und stellte ihre schwere Last ab.
„Hallo“, begann ich, aber sie fiel mir gleich ins Wort.
„Was machst du hier? Du darfst nicht herkommen.“
Ich war verwirrt von der Schärfe in ihrer Stimme, die total im Gegensatz zu ihrem traurigen Gesicht stand. „Ich habe mir Sorgen gemacht. Du bist nicht wiedergekommen“, sagte ich zögernd, halb fragend.
„Ich weiß. Ich werde dich auch nicht mehr besuchen. Geh jetzt und komme nie wieder hier her. Ich will dich nicht mehr sehen.“​

*Fortsetzung folgt*​
 
Achja, wunderschöne Bilder. Da kann man ja richtig neidisch werden. Jetzt hat der wunderschöne "Lucien" also endlich was er sich erhofft hat. Der erste Kuss, die zarte Liebe. Und dann wird er wieder abgewiesen. Da könnte ich gut verstehen, wenn er langsam sauer wird, immerhin hat die Gute ihr Versprechen gebrochen. Ohne jeden Grund, beziehungsweise ohne einen Grund zu nennen.
Aber ich habe auch für sie Mitleid und Verständnis. Es ist ja sehr offensichtlich, dass sie ihn nicht freiwillig sitzen lässt, sondern weil sie muss. Entweder ihr lieber Robert hat etwas herausgefunden. Zumindest soviel, dass sie sich fortschleicht, und hat ihr dementsprechend etwas angetan oder zumindest gedroht. Oder sie befürchtet, dass er eben das bald herausfindet, und fürchtet sich vor den Konsequenzen.
Eine andere Möglichkeit ist, dass sie sich vor etwas anderem fürchtet. Nachdem sie vom Turm aufgebrochen ist, hatte sie ja jede Menge Zeit, sich Gedanken zu machen. Was, wenn der Gedanke an eine Affäre mit einem Geist sie zu sehr erschreckt hat? Da kursieren doch bestimmt viele Schauergeschichten, wenn man winters nichts besseres zu tun hat. Von Spukgestalten und Dämonen, die arglose Mädchen entführen und so. Oder noch viel simpler kann sie Angst davor haben, überhaupt irgendeine Art von Beziehung zu führen, nachdem sie von Robert das schlechteste Bild von einer Ehe/Beziehung überhaupt mitbekommen hat. Angst davor, überhaupt jemandem nahe zu kommen.

Egal, was davon jetzt wirklich zutrifft (oder auch nichts davon), in diesem Kapitel hat eindeutig Annabelle mein volles Mitleid, auch wenn unser hübscher Tod auch leidet. Ich würde sie am liebsten trösten, das arme Mädchen.

LG Lunalumi
 
Huhu Lunalumi,

freut mich wirklich, dass dir die Bilder gefallen, haben sie bei mir doch zu einer 5-Monatigen Schreibblockade geführt. Ich war eigentlich überhaupt nicht zufrieden damit und daher fiel es mir wirklich schwer überhaupt einen Anfang für das Kapitel hinzubekommen. %)
Aber zum Glück ist das jetzt hoffentlich vorbei. :lol:

Ja, endlich hat er das was sich erwünscht hatte, aber es hat ja nicht lange gehalten. Wütend ist er nicht, soviel kann ich schon mal verraten. Nur ratlos und verzweifelt, weil er es nicht begreift. :(
Annabelles Verhalten kann, wie du schon richtig erfasst hast, mehrere Gründe haben und mit einer deiner Theorien liegst du auch schon fast richtig. Natürlich verrate ich jetzt nicht, mit welcher. Das darf Annabelle im nächsten Kapitel schön selbst machen. ;)

Mir tut Annabelle auch mehr Leid als Lucien. Ich mache es ihr auch nicht wirklich leicht, gebe ich auch zu. Erst den tollen Ehemann und dann auch noch eine Liebe ohne Zukunft. Böse Llyn. :polter:

LG zurück
 
  • Danke
Reaktionen: lunalumi
Tja, da kann ich spekulieren wie ich will, aber damit "richtig" umzugehen könnte ich an des Todes Stelle auch nicht. Das ist Topfschlagen im Minenfeld, da kann man ja fast nur falsch agieren. Und mit seiner umfassenden Erfahrung im Umgang mit Menschen weiß er wohl erst recht nicht weiter. Ach Llyn, was tust du den Armen nur an? Und wann kommt endlich ein Kapitel über Roberts böse Intrigen, oder was auch immer er da treibt, und seine Gründe Annabelle zu heiraten? Ich hoffe deine Schreibblockade hat ihr Ende gefunden, auch wenn ich natürlich auch geduldig ein paar Monate warten würde wie bei anderen Stories^^
 
Huhu,
wer könnte in so einer verqueren Situation auch schon richtig damit umgehen? Der Tod hat sich vorher ja nie wirklich für die Menschen interessiert, daher hat er es auch nicht wirklich leicht den richtigen Weg zu finden. ;)
Ich tue den Beiden nur fiese Sachen an und gönne ihnen keinerlei Glück. :zitter: =)

Robert hat seinen nächsten Auftritt im übernächsten Kapitel. Das ist im übrigen schon fertig, weil ich in meiner freien Weihnachtszeit ein wenig vorgearbeitet habe.

Das nächste Kapitel kommt dann auch am Wochenende. :)

---
Und jetzt schalten wir noch ein wenig zur (Eigen)werbung. :D

Ich bin jetzt auch unter die Simblr gegangen:

simllysh

Allerdings gibts da nicht nur Sims 2 sondern auch Sims 3 Bilder von mir zu sehen. :ohoh: :hallo:
 
20



Somebody bring me some water
Can't you see it's out of control?
Baby's got my heart and my baby's got my mind
But tonight the sweet Devil, the sweet Devil's got my soul
(Melissa Etheridge – Bring me some Water)​


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Ich sah sie fassungslos an. Was war in sie gefahren? Es war mir ein Rätsel und es konnte wohl nur Robert daran schuld sein, dass sie sich so verhielt.
„Ich verstehe dich nicht. Was ist denn passiert?“
„Nichts ist passiert, rein gar nichts. Ich bin nur zur Vernunft gekommen.“ Nicht mehr länger traurig, schaute mich jetzt eine wütende Annabelle an und ihr Zorn richtete sich augenscheinlich gegen mich.
„Bitte erkläre es mir. Ich verstehe dich gerade wirklich nicht.“ Ich war hilflos. So hatte ich sie mir gegenüber noch nie erlebt.
„Genau, du verstehst mich nicht. Deswegen bin ich ja zur Vernunft gekommen. Das ganze hier mit dir und mir, war nichts weiter als ein weiterer großer Fehler von mir. Ich hätte von Anfang an von dir fern bleiben sollen. Aber nein, ich musste ja auf deine schönen Worte hereinfallen.“


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Sie fauchte mich regelrecht an und ich bekam kein Wort zu meiner Verteidigung heraus.
„Nichts als schöne Worte, mehr war es doch nicht. Du kannst mir nicht helfen, mich nicht beschützen und schon gar nicht für mich da sein. Du bist tot. Ein Geist und hast hier in der richtigen Welt keinerlei Macht die Dinge zu ändern. Und ich habe mich beim letzten Mal nur von dir blenden lassen. Aber halt, du bist ja nicht wirklich, also habe ich mich von meiner eigenen Einbildung irre führen lassen.“ Sie holte kaum Luft zwischen den Sätzen und steigerte sich immer mehr rein, während ich ihr nichts entgegen zu setzen hatte und mich jedes ihrer Worte wie ein Schlag traf.
„Ja, die dumme Annabelle bildet sich einen Geist ein, weil sonst ja niemand auf ihrer Seite steht. Wie konnte ich nur so dumm sein?“


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„Ich bin real und du bist nicht dumm, nur verwirrt“, versuchte ich sie zu beruhigen.
„Ich bin nicht verwirrt“, herrschte sie mich an, in keinster Weise ruhiger werdend. „Ich bin noch nie so klar gewesen wie heute. Und mir ist endlich klar geworden, dass ich meine Zeit nicht mit Toten verschwenden sollte. Ich gehöre zu den Lebenden, egal wie ekelhaft sie auch sein mögen. Das ist mir jetzt endlich bewusst geworden.“
„Aber...“ fing ich an, doch sie war noch nicht fertig.
„Kein Aber! Es gibt hier nichts mehr zu erklären oder zu sagen. Ich bin fertig mit dir und deinen leeren Worten. Geh jetzt endlich.“
„Nein, das werde ich nicht. Nicht bevor du dich beruhigt hast und wir vernünftig miteinander reden können.“
„Ich will nicht mehr mit dir reden. Ich habe alles gesagt und jetzt verschwinde endlich und lass mich in Ruhe.“


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Ich wich einen Schritt vor ihrer geballten Wut zurück, aber trotzdem war ich nicht bereit einfach so klein bei zu geben. Nicht nach allem, was ich getan hatte, um mit ihr zusammen zu sein.
„Bitte Annabelle, lass uns reden. Vielleicht nicht hier, wo Robert oder sonst wer jeden Moment hereinkommen könnte. Ich bin mir sicher, das hier ist nur ein großes Missverständnis und wenn es etwas gibt, was ich falsch gemacht habe, dann sag es mir und ich werde alles tun, um es wieder in Ordnung zu bringen. Bitte.“
Sie lachte bitter auf. „Das hier ist kein Missverständnis und wenn du Angst vor Robert hast, dann geh endlich. Ich werde hier bleiben und meine Arbeit machen, genauso wie jeden Tag.“
„Annabelle, bitte lass uns reden. Komm zum Turm und wir klären das.“ Ich flehte sie schon fast an, aber sie blieb hart.
„Nein, du verstehst nicht. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Du bist nicht gut für mich.“


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Ihre Worte trafen mich. Sie wollte mich wirklich nicht mehr sehen und das nach allem was zwischen uns war. Ich konnte es kaum glauben, hatte sie nicht auch gespürt, dass wir zusammen gehörten?
„Überdenke deine Entscheidung noch mal. Mir zuliebe. Ich verspreche dir...“
„Da gibt es nichts mehr zu bedenken und deine Versprechungen kannst du dir schenken. Meine Entscheidung ist endgültig. Ich tue was für mich das Beste ist und das ist sicher nicht, weiter Hirngespinsten hinterher zu rennen.“
„Du machst einen Fehler. Du brauchst mich.“
„Ganz sicher nicht.“ Sie klang eisenhart, härter als ich sie je gehört hatte. All die Wärme war aus ihrer Stimme verschwunden und alles was blieb war Eis. Nicht mal Robert gegenüber war sie je so kalt gewesen. Wie ein komplett neuer Mensch, fegte sie über alle meine Versuche, sie zur Vernunft zu bringen, hinweg.


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In abwehrender Haltung starrte mich eine Eisgestalt an und mein Herz gefror ebenfalls zu Eis. Ich hatte verloren, auf jeden Fall für den Augenblick.
„Ist es wirklich dein Wunsch, dass ich gehe und nicht wiederkomme?“ Ich stellte die Frage, die ich nicht stellen wollte, wohl wissend, dass die Antwort mich in Stücke reißen würde.
Sie zögerte einen winzigen Moment und ich schöpfte einen winzigen Hauch Hoffnung. Doch dann verhärtete sich ihr Gesicht noch mehr und sie zertrampelte meine Gefühle.
„Wie oft denn noch? Ja, ich will das du gehst und nicht wieder kommst.“
„Dann werde ich gehen, wenn das dein Wunsch ist.“ Ich sprach leise und versuchte sie spüren zu lassen, wie sehr sie mich verletzt hatte.
„Zum letzten Mal, es ist mein Wunsch. Hau endlich ab.“


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Ich sah ihr nochmal in die Augen, flehte sie stumm an doch mit diesem Unsinn aufzuhören, aber sie funkelte mich nur wütend an.
„Dann werde ich gehen. Aber ich gebe dich nicht auf. Ich könnte dich nie aufgeben, selbst wenn du es von mir verlangst oder die Welt in Stücke bricht.Wenn du mich suchst, ich bin am Turm und warte auf dich.“
Sie reagierte nicht, sondern durchbohrte mich mit ihren Eisblick. Also ging ich schweren Herzens, doch ich ließ mir damit Zeit. Halb darauf hoffend, dass sie mich zurückrief, ließ ich meine Gestalt verblassen. Doch sie starrte nur durch mich durch, fast so als würde sie mich nicht mehr wahrnehmen. Aber kurz bevor ich endgültig verschwunden war, hörte ich sie noch leise seufzen.


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Ich kehrte nicht sofort zum Turm zurück, auch wenn ich es gesagt hatte. Es war für mich kein gebrochenes Versprechen, denn mit Annabelle konnte ich dort sowieso noch nicht rechnen und ich wollte eine Weile Ruhe vor der Welt haben. Versuchen zu verstehen, was gerade passiert war. Versuchen Ordnung in das Chaos meiner Gedanken zu bringen. Und so materialisierte ich mich in meiner Zuflucht. Dort war es finster, ganz so wie meine momentane Stimmung. Obwohl finster noch zu gut war, ich war am Boden zerstört. Die Welt hatte ihre Farbe für mich erst einmal verloren und dankbar nahm ich die von mir erschaffene Finsternis um mich herum an. Umarmte sie wie einen alten Freund, hüllte mich mit ihr ein, wie in einen dicken Mantel.


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Sie umschlang mich und ich ging zu Boden. Es war fast zu viel für mich und der Schmerz über die Ablehnung drohte mich zu ersticken. Die Zeit verging im Schneckentempo während ich dort am Boden lag und mich nicht mehr rühren konnte. Annabelles wütendes Gesicht verfolgte mich, ließ mir keine Ruhe und die Pein in meinem Innern nahm mir in jeder verstreichenden Sekunde mehr Kraft. Ich lag dort solange, bis sich die Qualen auf ein erträglicheres Maß verringert hatten und ich die Bilder von Annabelle verdrängen konnte.
Schließlich erhob ich mich wieder und das Licht kehrte in grauen Tönen wieder zurück. Zwar konnte ich es immer noch nicht begreifen, aber ich musste weitermachen. Ich war der Tod und es gab für mich keine Ruhe vor der Pflicht, selbst dann nicht, wenn ich es mir noch so sehr wünschte.


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Nach einigen Malen, fiel es mir auch wieder leichter mich meiner Arbeit zu widmen. Auch wenn meine Gedanken noch um Annabelle kreisten, schaffte es mein Verstand, den Schmerz auszublenden, während ich die Seelen der Verstorbenen hinüber begleitete.
Es waren auch ausschließlich leichte Fälle, die Meisten von ihnen bereit den großen Schritt zu tun.
So auch der Priester, der in der Kirche auf einer der harten Bänke saß und Zwiesprache mit seinem Gott führte. Die Kirche war hell erleuchtet, wenn auch nur in dem Teil, in dem der Diener Gottes saß. Die Kerzen auf der anderen Seite des Kirchenschiffs waren nicht entzündet, wohl um ein wenig zu sparen. Selbst mir war zu Ohren gekommen, dass es um die Kirche nicht mehr so gut stand und die Menschen immer weniger bereit waren Spenden zu leisten. Vielleicht mussten sie auch nur zu viel an die Obrigkeiten an Pacht und Steuern zahlen, so dass nichts mehr für die Geistlichkeit übrig blieb.


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Ich schalt mich selbst einen Narren, dass ich mir schon wieder so viele Gedanken um die Sterblichen machte. Es sollte für mich keine Rolle spielen, warum sie so handelten wie sie handelten. Ich musste mich wieder darauf konzentrieren, was mein Zweck in dieser Welt war und nur noch auf das. Wie wenig ich das noch konnte, war aber selbst mir klar. Ich konnte sie nicht aufgeben, wollte es nicht und daher blieb mir nichts anderes übrig als mir auch den Kopf über die restlichen Menschen zu zerbrechen. Auf jeden Fall lenkten mich diese beiläufigen Gedanken von ihr ab und das war im Moment das Wichtigste für mich.
Langsam schritt ich auf den wartenden Mann zu. Er hatte die Augen inzwischen wieder geöffnet, aber er sah mich nicht. Er betrachtete den leeren Raum, hielt den Blick auf den im Dunkeln liegenden Altar gerichtet, als würde er dort die Antworten auf die Fragen des Lebens finden. Vielleicht fand er sie dort auch, wer mochte schon sagen, was in dem Kopf von Menschen vorging, die ihr Leben Gott gewidmet hatten. Vielleicht hatten sie ja doch mehr Antworten als die meisten Anderen.


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Ich ließ mich neben ihn auf die kalte Steinbank sinken, auf den Moment wartend an dem ich seine Seele an mich nehmen konnte. Doch noch gewährte man ihm ein wenig Zeit. Ich war etwas zu früh dran.
„Ich habe meinen Frieden gemacht, Gott.“ Er sprach leise und doch hallte seine Stimme durch die leere Kirche, erzeugte ein Echo. „Ich bin bereit für meine große Reise in dein Königreich.“
„Es gibt kein Königreich Gottes“, wagte ich zu sagen, doch er konnte mich nicht hören. Meine Stimme hallte nicht wieder wie die seine. „Niemand weiß wohin die Seelen gehen, nachdem ich sie hinüber gebracht habe.“
„Dein Himmelreich wird meine Ruhestätte sein und an deinem Tisch werde ich mich laben.“
„Macht es dir das Sterben leichter, an diese Dinge zu glauben?“
„Meine Schmerzen werden vergangen sein und ich werde die Glückseligkeit der Engel in mir tragen.“


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Der Mann neben mir fuhr mit seiner Art Gebet fort, ohne auch nur im geringsten Anzeichen erkennen zu lassen, dass es bald vorbei sein würde.
„Ich gebe mich in deine Hände, Gott, so wie ich es schon vor vielen Jahren getan habe, als ich die Priesterweihe vollzogen habe. Und ich werde Frieden finden in deiner Ewigkeit.“
Ich schüttelte den Kopf. Wie konnte man an etwas glauben, was nie auch nur ein Sterblicher gesehen hatte? Es gab keinerlei Beweise für diese Theorien der Kirche, dass man nach dem Tod den Frieden finden würde. Ich war mir sicher, dass die höheren Mächte, die auch meine Existenz bestimmten, sich nicht um den Seelenfrieden der Sterblichen sorgten. Und gewiss gab es auch niemanden, der darüber bestimmte, wer nun Frieden fand und wer nicht. Im Tod waren alle gleich und alle, die jemand wie ich hinüberbegleitete, fanden ihre Ruhe im Jenseits.
„Bitte Gott, nimm mich endlich zu dir. Lass mich diesen alten, schwachen Körper zurücklassen und meine Seele zu dir aufsteigen.“
„Ich bin nicht dein Gott“, sagte ich, denn ich fühlte den Moment gekommen. „Aber ich werde deine Seele nehmen.“


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Der Priester wandte den Kopf zu mir, nicht weil er meine Worte vernommen hatte, sondern weil sich sein Körper zusammenzog als sein Herz versagte. Sein Körper sackte zur Seite und ich nahm seine Seele.
„Danke, Gott.“ Er flüsterte nur noch, die letzten Worte eines sterbenden Mannes.
Die Dunkelheit umfing ihn und auch mich, da die Kerzen plötzlich ausgingen und die Kirche in Dunkelheit hüllten. Ein Rauchfaden hing noch kurz in der Luft, als das letzte Kerzenlicht auch noch verstarb.
Für einen Moment saß ich noch so da, den Körper des Mannes auf meinem Schoß und seine Seele sicher in mir verwahrt. Ich fragte mich, ob er jetzt enttäuscht war oder ob seine Vorstellung von Frieden mit dem übereinstimmten, was nun folgen würde.


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Nach einer Weile erhob ich mich, ohne die jetzt leere Hülle des Manns zu berühren. In der Kirche roch es jetzt nach verbrannten Kerzenwachs und Rauch. Nichts regte sich mehr und doch lag ein eigentümlicher Frieden in der Luft, so als hätte der alte Mann seine Belohnung bekommen.
Ich fröstelte, kam mir der Ort nun unheimlich vor. Ich verstand nicht, warum der Priester bis zum Schluss so an seinen Gott glauben konnte und darauf vertrauen konnte, dass alles gut werden würde, wenn am Ende nur der Tod stand. Ich verstand nicht, warum sich dieser Ort sich auf einmal so friedvoll anfühlen konnte, wie er es tat. Ich verstand nichts mehr.​


*Fortsetzung folgt*​
 
  • Danke
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Jetzt hat der Gute ja einiges zu denken, und braucht sicherlich seine Zeit, bis er sich eher orientiert hat. Annabelle gibt ihm mal zumindest einen Grund für ihr Verhalten, mit dem er weiterdenken kann (ob das die volle Wahrheit ist sei mal dahingestellt). Gut möglich, dass sie befürchtet, bei dem tollen Leben dass sie führt langsam wahnsinnig zu werden und sich Dinge einzubilden.

Auch der Priester macht die Sache interessant, da er nach vielen Kleinigkeiten ein Auslöser ist, dass sich der Tod für den Tod interessiert. Dafür, was eigentlich vor sich geht, was er da tut, was nach ihm kommt und wie es überhaupt so weit kommt. Zwar könnte er vielleicht seine vorgesetzte Stelle fragen, so er denn einen Ansprechpartner hat. Muss er aber nicht unbedingt haben, da er ja von alleine spürt was wann zu tun ist. Außerdem würde eine solche Frage wahrscheinlich darauf aufmerksam machen, dass er nicht so "funktioniert" wie er sollte, was sein Untergang oder zumindest der seiner romantischen Beziehung wäre. Ach, die arme Annabelle, ich wünschte sie würde von irgendwo Hilfe bekommen.

Was ist eigentlich aus dem Attentäter geworden? Taucht der irgendwann wieder auf? Oder war der Auftritt einmalig? Ich fand diese ganze Geschichte mit Robert und seinen kleinen Nebentätigkeiten unglaublich spannend. Da könnte ruhig mal wieder was an Infos kommen wenns nach mir ginge.

Wie auch immer, es wird sich sicher zeigen was da dahinter steckt.
 
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Hallo Llyn,

gleich zwei Kapitel für mich zum Lesen, das ist schön. Ich hab Kapitel 19 zwar schon mal zwischen den Jahren gelesen, da hatte ich aber nicht so die Ruhe, und hab es deshalb dann zusammen mit der 20 gleich nochmal gelesen.

Du bist ja auch so eine unbarmherzige Autorin, oder? :D Gönnst Deinen Hauptdarstellern nicht mal eine kurze Zeit gemeinsamen Liebesglücks. ;)

Aber, ich muss ja zugeben, mir erschien diese Entwicklung durchaus logisch. Schließlich ist Annabelle mit diesem Kuss einen Schritt weiter gegangen, sie hat sich noch mehr auf Lucien eingelassen. Spätestens jetzt muss sie sich wohl eingestehen, dass das nicht nur eine harmlose, normale Freundschaft ist - was sie ja eigentlich nie wirklich war, schließlich ist er (für sie) ein Geist - sondern dass da mehr im Spiel ist, auch von ihrer Seite. Gefühle, und damit zwangsläufig auch Wünsche, Träume, Sehnsüchte. Und auch Hoffnung, auf etwas Anderes, etwas Besseres als das bisherige Leben.
Und nichts davon kann er ihr geben, nicht wirklich; nichts davon kann real werden - jedenfalls nichts, was sie sich vermutlich erträumt - ein glückliches, erfülltes Leben; vielleicht Kinder, eine Familie.

Da ist es eine kluge Entscheidung - und auch bestimmt eine schwere, so im Überschwang des ersten Verliebtseins - die Notbremse zu ziehen. Es muss sehr hart für sie gewesen sein, sich klar zu machen, dass das vermutlich alles keine Zukunft hat, und dass für sie womöglich alles nur noch schlimmer werden könnte, wenn sie sich noch stärker auf Lucien einlässt und ihre Gefühle womöglich im Laufe der Zeit nur immer noch tiefer werden.
Aus reinem Selbstschutz ist es sicher das Klügste, sich von Lucien zu distanzieren, und auch, wenn es ihm so vorkommt, als sei sie eiskalt, hatte ich durchaus das Gefühl, dass sie sich auch selbst überzeugen will und vor allem deshalb so hart und unnachgiebig ist, weil sie Angst hat, dass sie wieder schwach werden könnte. Aber vielleicht irre ich mich da auch.
Was ich mir auch vorstellen könnte, ist dass sie unter Druck handelt und gezwungen wird - von Robert, der irgendwas rausgekriegt hat und sie jetzt mit irgendwas erpresst. Dem Leben ihrer Mutter, oder so. Gemein genug dazu wäre er, und es würde zu ihm passen, ihr nicht ein bißchen Glück zu lassen, selbst, wenn er sich nichts aus ihr macht.

Ich glaube auch, dass es gar nicht mal so schlecht ist für Lucien, wenn er jetzt mal in der Verfolgung seiner Ziele zurückgeworfen wird. Bislang hat er alles mit sehr großem Nachdruck verfolgt und sich relativ wenig Gedanken darüber gemacht, was sein Handeln für Andere - auch für Annabelle, die er doch liebt - bedeutet und für Konsequenzen hat.
Was irgendwie auch nicht verwunderlich ist, denn das, was und wie er ist, machen ihn nun mal aus, und er war sein Leben lang allein.
Dass er sich selbst jetzt mal zurücknehmen muss, sich den Wünschen eines Anderen beugt, ist bestimmt nicht schlecht für ihn.
Und er scheint ja auch schon anzufangen, über einiges nachzudenken - nicht nur über Annabelle und ihre Beziehung, sondern auch über seine "Arbeit". :D

Nichtsdestotrotz wünsche ich mir natürlich, dass es für die Beiden gut ausgeht. Aber irgendwie... hab ich da wenig Hoffnung. :argh:
Ich werde am Ende bestimmt Rotz und Wasser heulen, und dann rede ich erstmal drei Tage lang nicht mehr mit Dir. ;):lol:

Sei lieb gegrüßt, und vielen Dank für die schönen Kapitel!
 
Huhu Lunalumi,

ja, endlich gibt ihm Annabelle auch mal einen richtigen Einblick, wie es in ihr aussieht und was sie zu dieser Entscheidung gebracht hat. So weh es auch tut, aber sie musste sich das von der Seele reden. Und wer weiß, ob sie nicht damit besser fährt als wenn sie sich weiter an Lucien klammert. :ohoh:

Ich weiß auch nicht, warum ich so oft Priester irgendwo mit reinbringen muss, wahrscheinlich weil ich selbst nicht verstehe, wie sie an Gott glauben können. :lol:
Aber ja, er bringt den Tod dazu darüber nachzudenken, was eigentlich mit denen geschieht, die er auf die andere Seite bringt. Fragen kann er nicht, denn die höheren Mächte sprechen ja nicht mit ihm. Er wüsste auch nicht, wie er sich mit denen in Verbindung setzen könnte. %)

Hugh und auch Robert kommen in der nächsten Fortsetzung. :nick:

---
Huhu Julsfels,

nur keinen Stress mit dem Lesen, hier läuft ja nichts weg solange wie der Simforumserver noch steht. :lol:

Nein, ich bin total barmherzig und quäle meine Protagonisten gar nicht. :glory:

Ich kann dir nur uneingeschränkt zustimmen. Du hast Annabelles Gefühlsleben so treffend beschrieben. Sie hat erkannt, dass sie dabei ist sich in jemanden zu verlieben, der ihr nie wirklich das geben kann, was sie sich wünscht. Und so hart es auch ist, besser eine frühe Notbremse als sich noch mehr auf Lucien einzulassen. :(
Und sicher will sie sich auch selbst überzeugen indem sie so hart zu Lucien ist. Aber sie macht das nicht, weil jemand sie gezwungen hat. Es hat noch niemand bemerkt, was sie so in den letzten Wochen gemacht hat. ;)

In wie weit er zurückgeworfen ist, nun wir werden sehen. So ganz kann er sich ja nicht von ihr lösen, daher wird er so seine Schwierigkeiten haben mehr über seine Existenz nachzugrübeln. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich auch zuletzt.

Im Moment sehe ich auch nicht, wie es für die Beiden gut ausgehen könnte. Aber da das Ende noch eine Weile entfernt ist, habe auch ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben. =)
Vor allem, weil ich weiß wie alles ausgeht. Das stand für mich schon von Anfang an fest, obwohl ich auch Rotz und Wasser heulen werde, wenns soweit ist. :heul:
3 Tage? Sind eindeutig zuwenig. :zitter:

Viele liebe Grüße zurück!
 
nur keinen Stress mit dem Lesen, hier läuft ja nichts weg solange wie der Simforumserver noch steht. :lol:
Der ist ja gerade erst aufgerüstet worden, deshalb besteht von dieser Seite her wenigstens keine Gefahr. :lol:

Nein, ich bin total barmherzig und quäle meine Protagonisten gar nicht. :glory:
Ja, genau. :rolleyes: Du machst das genauso wenig, wie ich das machen würde. :D

IAber sie macht das nicht, weil jemand sie gezwungen hat. Es hat noch niemand bemerkt, was sie so in den letzten Wochen gemacht hat. ;)
Okay, dann bin ich beruhigt. Das hat mir doch ein bißchen Sorge bereitet, dass Robert was gemerkt haben könnte und sie noch mehr quält. :argh:

In wie weit er zurückgeworfen ist, nun wir werden sehen. So ganz kann er sich ja nicht von ihr lösen, daher wird er so seine Schwierigkeiten haben mehr über seine Existenz nachzugrübeln.
Dann musst Du ihn halt noch ein bißchen mehr quälen.
Nur aus Läuterungsgründen, selbstverständlich, einzig und allein zu seinem Besten. :lol:

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich auch zuletzt.
Ja, das ist so wahr. :zitter:

Das stand für mich schon von Anfang an fest, obwohl ich auch Rotz und Wasser heulen werde, wenns soweit ist. :heul:
3 Tage? Sind eindeutig zuwenig. :zitter:
Oh mein Gott, jetzt hast Du mir Angst gemacht. Sag rechtzeitig Bescheid, wenn Du das Ende postest, damit ich mich mit einem Vorrat an Taschentüchern eindecken kann. Und Trostschokolade, gaaaanz viel Trostschokolade. ;)

Liebe Grüße!
 
Der ist ja gerade erst aufgerüstet worden, deshalb besteht von dieser Seite her wenigstens keine Gefahr. :lol:

Dann bin ich jetzt ja beruhigt. :lol:

Ja, genau. :rolleyes: Du machst das genauso wenig, wie ich das machen würde. :D

Genau, wir Schreiber sind alle immer nur nett zu unseren Protagonisten. Totale Unschuldslämmer halt!

Okay, dann bin ich beruhigt. Das hat mir doch ein bißchen Sorge bereitet, dass Robert was gemerkt haben könnte und sie noch mehr quält. :argh:

Nein, im Moment hat Robert auch andere Sachen im Kopf als Annabelle. Auch wenn er natürlich immer noch darauf achtet, dass sie ihre "Arbeit" vernünftig macht. :rolleyes:

Dann musst Du ihn halt noch ein bißchen mehr quälen.
Nur aus Läuterungsgründen, selbstverständlich, einzig und allein zu seinem Besten. :lol:

Oh, keine Sorge. Ich gebe ihm genug zum Nachdenken in den nächsten Fortsetzungen. =)

Oh mein Gott, jetzt hast Du mir Angst gemacht. Sag rechtzeitig Bescheid, wenn Du das Ende postest, damit ich mich mit einem Vorrat an Taschentüchern eindecken kann. Und Trostschokolade, gaaaanz viel Trostschokolade. ;)

Mach ich schon rechtzeitig, keine Sorge. :)
Und Trostschokolade ist immer gut! Die brauch ich dann auch. :zitter:
 
Genau, wir Schreiber sind alle immer nur nett zu unseren Protagonisten. Totale Unschuldslämmer halt!
Ja, ganz genau! :lol:

Nein, im Moment hat Robert auch andere Sachen im Kopf als Annabelle.
Ui, jetzt bin ich aber neugierig. Ich bin ja sowieso gespannt, was das für finstere Machenschaften sind, die er da mit Mr. Sexy-Assassine verhandelt. ;)

Auch wenn er natürlich immer noch darauf achtet, dass sie ihre "Arbeit" vernünftig macht. :rolleyes:
Ja, selbstverständlich! :rolleyes:

Oh, keine Sorge. Ich gebe ihm genug zum Nachdenken in den nächsten Fortsetzungen. =)
Na, da bin ich ja beruhigt. :lol:

Und Trostschokolade ist immer gut! Die brauch ich dann auch. :zitter:
Wir können uns dann ja treffen und eine Schokoladen-Fressorgie veranstalten. Geteiltes Leid ist halbes Leid, und so.
Und vielleicht fällt ja Dein FS-Ende mit meinem zusammen, dann lohnt es sich erst recht. :zitter:
Obwohl, nee, meine läuft wahrscheinlich nochmal fünf Jahre, bis ich endlich zu Potte komme. :rolleyes:
 
Ui, jetzt bin ich aber neugierig. Ich bin ja sowieso gespannt, was das für finstere Machenschaften sind, die er da mit Mr. Sexy-Assassine verhandelt. ;)

Psst, ich sage nur soviel: Geld, es geht ums Geld. %)
Naja und um Macht, aber wer will die schon, wenn er Geld haben kann. :lol::rolleyes:

Wir können uns dann ja treffen und eine Schokoladen-Fressorgie veranstalten. Geteiltes Leid ist halbes Leid, und so.

Das ist eine ganz großartige Idee. :lalala:

Und vielleicht fällt ja Dein FS-Ende mit meinem zusammen, dann lohnt es sich erst recht. :zitter:
Obwohl, nee, meine läuft wahrscheinlich nochmal fünf Jahre, bis ich endlich zu Potte komme. :rolleyes:

Wer weiß, ich habe ja keine Kapitelanzahl geplant. Da kann das je nach Ideenreichtum auch noch geschätzte 5 Jahre dauern ehe ich Ende sagen kann. :zitter: ;)
 
Na, hier ist ja auf einmal was los. Ich werde hier das Gefühl nicht los dass ihr beiden Unschuldslämmer hier Tod und Zerstörung zusammenplant. Also wenn ihr beide mal eine Story zusammen schreibt habt ihr eine höhere Zahl Tote als George RR Martin in seinen Büchern zusammen. Sexy-Assassine läuft mordend mit Magie unterstützt durch die Gegend und im Hintergrund wird Geld und Macht gerecht verteilt ;-)

So wies aussieht läuft alles auf ein seehr tragisches Ende raus, aber das kann ja noch ne Weile dauern, in der wir unsere Hauptdarsteller bewundern können. Und hinterher will ich gefälligst auch zur Schokolade eingeladen werden!^^
Die wird auch gebraucht werden bei dem Jammer der dann herrscht.

Erst einmal schauen wir mal was da alles noch kommt.

Fragen kann [der Priester] nicht

Doch, doch, Fragen stellen kann er schon. Nur auf eine Antwort kann er nicht hoffen, aber den Versuch ist es vielleicht trotzdem wert, wer weiß?

Und was unsere Anna angeht, ich glaube nicht, dass ihre Hoffnungen und Sehnsüchte im Moment in Richtung Kinder und Familie gehen. Eher in Richtung handfeste Hilfe gegen ihren Ehemann und Schutz, Frieden und Harmonie. Ein Leben ohne Angst. Aber auch dafür bräuchte sie eben jemanden, etwas Reales. Ein Geist, eine Erscheinung die nur sie hat, kann da trotzdem nicht viel tun.
 
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Na, hier ist ja auf einmal was los. Ich werde hier das Gefühl nicht los dass ihr beiden Unschuldslämmer hier Tod und Zerstörung zusammenplant. Also wenn ihr beide mal eine Story zusammen schreibt habt ihr eine höhere Zahl Tote als George RR Martin in seinen Büchern zusammen. Sexy-Assassine läuft mordend mit Magie unterstützt durch die Gegend und im Hintergrund wird Geld und Macht gerecht verteilt ;-)

:lol:
So blutrünstig sind wir doch gar nicht. Aber die Idee aus Hugh einen Super-Assassinen zu machen ist genial. :cool:

So wies aussieht läuft alles auf ein seehr tragisches Ende raus, aber das kann ja noch ne Weile dauern, in der wir unsere Hauptdarsteller bewundern können. Und hinterher will ich gefälligst auch zur Schokolade eingeladen werden!^^
Die wird auch gebraucht werden bei dem Jammer der dann herrscht.

Wer hat denn was von tragisch gesagt? Vielleicht wird es auch einfach nur rührend.:nick::glory:

Doch, doch, Fragen stellen kann er schon. Nur auf eine Antwort kann er nicht hoffen, aber den Versuch ist es vielleicht trotzdem wert, wer weiß?

Fragen kostet nichts, das stimmt. ;)

Und was unsere Anna angeht, ich glaube nicht, dass ihre Hoffnungen und Sehnsüchte im Moment in Richtung Kinder und Familie gehen. Eher in Richtung handfeste Hilfe gegen ihren Ehemann und Schutz, Frieden und Harmonie. Ein Leben ohne Angst. Aber auch dafür bräuchte sie eben jemanden, etwas Reales. Ein Geist, eine Erscheinung die nur sie hat, kann da trotzdem nicht viel tun.

Im Moment geht es wohl wirklich nur darum aus der Ehehölle rauszukommen, aber im Endeffekt wünscht sich doch jeder eine Familie, wo man geliebt und geschützt wird. Ob da auch Kinder zu gehören ist mal dahingestellt.
Und ja, mit einem Geist kann man da nicht viel machen. Daher hat Annabelle schon richtig gehandelt. So traurig das auch für den Tod ist. :(
 
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Four winds at the four winds bar
Two doors locked and windows barred
One door to let to take you in
The other one just mirrors it
(Blue Öyster Cult – Astronomy)​


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Natürlich hielt ich mein Versprechen Annabelle gegenüber und wartete so oft es ging am Turm auf sie. Ich konnte nicht anders als die Hoffnung bewahren, dass sie doch wieder zu mir kommen würde. Die Zuversicht schwand jeden verstreichenden Tag mehr und mehr, aber sie verschwand nie ganz. Genauso wenig, wie der Gedanke an die letzten gemeinsam verbrachten Stunden.
Der Herbst hielt immer mehr Einzug und die Sonne stand schon nicht mehr so hoch am Himmel, trotzdem war es immer noch ziemlich warm und nur wenige Bäume zeigten Anzeichen eines Jahreszeitenwechsels. Selbst der immer mehr aufkommende Wind war noch mild und keineswegs herbstlich. Mir sollte es nur recht sein, so brauchte ich nicht drinnen zu warten, sondern konnte den Weg von der Treppe aus beobachten. Nicht, dass mir die Elemente etwas ausgemacht hätten, aber selbst ich hatte es lieber trocken als nass.


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Aber über allen Kummer, den ich hatte, vergaß ich meine Pflichten nicht. Es waren nicht immer nur einfache Abholungen, aber ich hatte keinerlei Schwierigkeiten mehr mit der Konzentration. Auch wenn die Leute nicht bereit waren zu gehen, entglitt mir keine der Seelen. Doch es fiel mir nicht mehr so leicht, mit den verschiedenen Schicksalen der Menschen umzugehen. Die Frau, deren Seele ich mitnehmen musste, wurde von ihrem Mann vergiftet, damit er an ihr Geld kam. Der Tod kam für sie so plötzlich und unerwartet, dass sie nicht mal mehr Zeit hatte, sich zu wundern, was mit ihr geschah. Und die ganze Zeit über stand ihr Mann neben ihr und beobachtete ihre Sterbesekunden mit einem hämischen Grinsen. Ich hoffte für ihn, dass die Frau ihn nicht in ihrem Testament bedacht hatte und er doch leer ausging.


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Ein weiterer Auftrag hatte mich in das kleine Dorf geführt in dem ich Robert und den Assassinen belauscht hatte. Es war ein trauriger Fall, noch trauriger als die vergiftete Frau, denn ich musst eine Kinderseele mitnehmen. Diese Art von Arbeit war mir noch nie leicht gefallen, aber ich fügte mich dem Willen des Schicksals. Nach erfolgreichen Abschluss wollte ich gerade gehen, als ich eine gewohnte Gestalt in der Taverne vor mir spürte. Ich versuchte mir einzureden, dass ich mich da raus halten sollte, aber die Neugier siegte. Ich musste wissen, was da vor sich ging, obwohl es vielleicht besser wäre es nicht zu wissen. Aber es war ein Weg wieder teilzuhaben in Annabelles Leben und sei es nur zu wissen, was Robert vorhatte. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass diese zufällige Begegnung nichts mit Annabelles Ehegatten zu tun hatte, aber ich schätzte sie sehr gering ein.


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Ich betrat die Taverne ohne die Tür zu öffnen. Sofort nahm ich den Geruch von schalem Bier, Rauch und den Ausdünstungen der Männer wahr. Ein schneller Blick und mir war klar, dass es schon viel später sein musste als angenommen, denn es waren außer der Schankmaid nur noch zwei weitere Männer anwesend: Hugh, der Assassine und ein mir unbekannter Mann.
Hugh saß an einem Tisch, vor sich ein leerer Krug und leeres Geschirr. Der Unbekannte saß am Tresen und unterhielt sich mit der Barfrau, die langsam aber sicher auch noch ihre letzten beiden Gäste loswerden wollte. Es machte aber nicht den Anschein, als wenn einer der Beiden gehen wollte. Es herrschte eine seltsame Spannung in dem Raum, aber es hatte nichts mit Tod zu tun, denn meine Dienste waren hier nicht gefragt.


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Ich stellte mich gegen die Wand, damit ich beide Männer im Blick behalten konnte und wartete ab.
„Warum verschwindet Ihr nicht endlich?“ Fragte der Mann nach einer endlosen Weile des Schweigens. „Ich werde Euch nicht helfen und damit Basta!“
„Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.“ Hugh sprach leise und wäre die Taverne voller gewesen, hätte der andere Mann ihn wohl kaum verstanden.
„Das wisst Ihr wohl. Aber meine Antwort ist Nein. Ich werde Euch keine Informationen liefern.“
„Wie gesagt, ich weiß nicht wovon Ihr sprecht. Ich will nichts von Euch.“ Immer noch leise, aber schon eine Spur lauter, genervter, gefährlicher.
„Ich weiß, wer Ihr seid. Und Ihr wisst wer ich bin. Also lassen wir die Spielchen.“ Der Unbekannte drehte sich ein Stück zu Hugh um, konnte ihn aber immer noch nicht richtig sehen. Vielleicht wollte er das auch gar nicht.
„Ich spiele nicht. Das habe ich schon vor Jahren aufgegeben. Ist schlecht für den Geldbeutel.“


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Wütend schnappte sich der Mann am Tresen seinen Krug und trank ihn mit einem Zug leer. Dann wischte er sich über den Mund. „Ihr seid schon ein witziger Bursche, aber damit kommt Ihr nicht weit. Ich lasse mich von Euch nicht benutzen.“
Hugh sah auf. „Ich weiß nicht, was Ihr denkt über mich zu wissen, aber ich versichere Euch, dass ich weder Informationen von Euch will, noch will ich Euch auf irgendeine Art benutzen. Ganz ehrlich, Ihr seid nicht mein Typ.“
„Hört auf damit. Ich lasse mich von Euch nicht täuschen. Ihr seid der neue Lieblingslakai von Sir Georg.“ Der Mann schnaubte verächtlich.
„Und deshalb darf ich hier nicht in Ruhe mein Bier zu mir nehmen?“ Hugh klang so ehrlich erstaunt, dass selbst ich dachte er wird zu Unrecht von dem Mann verdächtigt.
„Bitte, die Herren. Es ist schon spät und vielleicht solltet ihr austrinken und gehen.“ Die Schankmaid klang genervt, trotz der relativ freundlichen Worte.


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Der Unbekannte ließ sich aber nicht beirren, weder von der Maid noch von Hugh. „Ich gehe nicht. Noch einen Krug.“
„Vielleicht solltet Ihr auf die gute Frau hören. Mir scheint als hättet Ihr schon genug gehabt.“ Der Assassine klang schnippisch, aber ich fühlte die Berechnung dahinter.
„Ich bestimme, wann ich genug habe. So wie ich auch darüber bestimme, mit wem ich rede und mit wem nicht.“
„Ach so, darum redet Ihr also mit mir. Weil Ihr mit mir reden wollt. Sehr interessant.“ Hugh lachte leise und der Mann am Tresen sah ziemlich verwirrt aus, ob dieser Erklärung.
„Was soll das denn heißen? Meint Ihr, Ihr könnt mich verwirren. Da liegt Ihr falsch.“
„Aber Ihr habt doch gerade behauptet, dass Ihr mit mir reden wollt. Und auch, wenn ich nichts von Euch will, höre ich Euch doch zu, wenn Ihr Euch aussprechen wollt.“
Ich lachte leise. Der Meuchelmörder war wirklich gut in diesem Spiel.


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„Glaubt Ihr eigentlich wirklich, dass Ihr damit weit kommt? Ich werde Euch bestimmt nichts über Sir Edmund erzählen.“
„Und ich will eigentlich auch gar nichts über ihn wissen, aber wenn es Euer Gewissen erleichtert über ihn zu sprechen, dann nur heraus damit.“
„Es ist nicht mein Gewissen, was erleichtert werden muss. Viel mehr solltet Ihr mal Eures erforschen.“ Der Mann klang wütend.
Hugh seufzte halb resignierend, halb theatralisch. „Aber, aber. Ich habe kein Gewissen. Das solltet Ihr doch wissen, wenn Ihr mich wirklich kennt.“
Der Unbekannte schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht, darum arbeitet Ihr ja auch für den schlimmsten Verbrecher seit Sir Robert. Kein anständiger Adeliger würde jemanden wie Euch freiwillig in seinen Dienst nehmen.“
Hugh schmunzelte, wusste er es doch besser. „Dreckige Arbeit, braucht halt skrupellose Kerle wie mich. Das heißt aber noch lange nicht, dass man nur für einen Herrn arbeiten kann.“


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„Genau, darum werde ich Euch niemals etwas anvertrauen. Es spielt keine Rolle, wie sehr Ihr hier versucht mir weis zu machen, dass Ihr nur hier seid um zu trinken.“
Hugh stand auf. „Aber das war ich, nur habt Ihr versucht mehr zu sehen als da ist. Ich wünsche Euch noch eine angenehme Nacht und solltet Ihr doch das Bedürfnis haben, mit mir zu reden, dann findet Ihr mich hier.“
„Danke, aber auf das Angebot verzichte ich. Lieber trinke ich mein Bier aus einem Trog vor dem Schweinestall als mich noch einmal mit Euch abzugeben.“
Ich konnte sehen, wie Hugh ein Grinsen unterdrückte. Dabei fragte ich mich, was das Ganze hier sollte. Ich konnte nicht sehen, dass der Mörder einen Schritt weitergekommen war, ganz gleich was sein Auftrag hier lautete. Die ganze Unterhaltung war in meinen Augen nur leeres Geschwätz. Dabei hatte ich anfangs wirklich gedacht, dass der Assassine Erfolg haben würde, dem Mann Informationen zu entlocken.


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Hugh verließ die Taverne ohne sich noch einmal zu dem Mann umzudrehen und ich folgte ihm. Was blieb mir auch anderes übrig, wenn ich wissen wollte, was das Ganze hier zu bedeuten hatte. Ich konnte mir nur vorstellen, dass es etwas mit Robert und seinem Auftrag zu tun hatte. Und wer wusste schon, ob es nicht noch mehr herauszufinden galt.
Der Assassine bemerkte meine Anwesenheit diesmal anscheinend nicht, oder es störte ihn nicht. Vielleicht hatte er sich inzwischen ja auch so seine eigenen Gedanken zu meiner Präsenz gemacht. Schließlich war ich für ihn nur weniger als ein Schatten. Trotzdem war ich auf der Hut nicht zu auffällig in meiner Anwesenheit zu sein. Sicher war sicher, nicht das er seine nächtlichen Aktivitäten noch meinetwegen abbrechen würde. Denn je länger ich ihm folgte, umso mehr war ich davon überzeugt, dass das hier wichtig sein könnte. Nicht für mich oder ihn, aber für Annabelle.


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Ich sollte Recht behalten, denn Hugh kehrte nicht in seine Hütte zurück, sondern suchte eine andere auf. Nur noch ein paar Stunden vor Sonnenaufgang öffnete er die Tür zu Roberts Liebesnest. Ich erkannte die ärmliche Behausung sofort wieder, noch bevor Hugh durch den Eingang schritt und den Blick auf den dort wartenden Robert frei machte. Hier hatte sich Annabelles Ehegatte mit seiner Geliebten getroffen und anscheinend nutze er die Hütte auch noch für weitere geheime Treffen.
Die Tür schloss sich hinter Hugh, aber das war für mich kein Problem. Wie auch schon in der Taverne, brauchte diese für mich nicht geöffnet sein. Manchmal hat so ein Dasein wie meins doch seine Vorteile.


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Hugh setzte sich zu Robert an den Tisch. Der Raum war nur durch das hinter Robert prasselnde Feuer und eine winzige Kerze in der entgegengesetzten Ecke erleuchtet und verlieh dem ganzen Treffen einen noch vertraulicheren Rahmen.
„Und was habt Ihr für mich?“ Robert hielt sich nicht damit auf den Assassinen zu begrüßen.
„Nicht viel. Sir Georg ist immer noch ziemlich misstrauisch mir gegenüber, auch wenn ich mich inzwischen in seinen engeren Kreis hochgearbeitet habe.“
„Das muss schneller gehen. Ich habe nicht ewig Zeit.“ Robert war ungehalten, die Aussage schien ihm wirklich nicht zu gefallen.
„Entweder auf meine Art oder ich breche das Ganze hier ab.“ Hugh war ruhig, aber bestimmt. „Außerdem wozu die Eile. Ihr seid doch warm und trocken aufgehoben und so wie ich gehört habe, ist eure Frau ganz reizend.“
„Pah, so reizend wie ein Hund mit Flöhen“, knurrte Robert und mich packte die Wut.


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„Manche Leute mögen auch Hunde mit Flöhen“, meinte Hugh ganz trocken.
„Sollen doch andere so ein Bauernweib wie meins mögen, für mich ist sie nichts mehr als Mittel zum Zweck. Und es reicht mir jetzt auch bald mit ihr und ihrem stinkenden Hof voller Dreck. Darum will ich keine Ausflüchte mehr, sondern endlich Ergebnisse. Ich zahle ganz sicher nicht für halbgare Informationen.“
„Bisher zahlt Ihr gar nicht und daher sollten Eure Erwartungen auch nicht so hoch sein.“ Sein Gesicht hatte sich verhärtet und seine Stimme war eisig.
„Ihr bekommt Euer Geld schon, sobald ich endlich wieder da bin wo ich hingehöre.“ Robert zahlte mit gleicher Münze heim.
„Auf den Misthaufen? Da kann ich euch ganz schnell hin befördern, wenn ich nicht bald Gold sehe.“


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„Wagt es nicht mir zu drohen. Ich könnte Euch schneller an den Strang bringen als Ihr 'Bauerntölpel' sagen könnt“, fauchte Robert den Meuchelmörder an, doch der lachte nur kurz auf.
„Wenn ich wollte, wärt Ihr schneller tot als Ihr Luft holen könnt. Aber genug der lustigen Drohungen. Kommen wir auf den Punkt, wenn es Eurer Lordschaft recht ist.“ Hugh deutete eine spöttische Verbeugung an.
„Ihr bewegt Euch auf dünnen Eis.“
„Genauso wie Ihr. Ich habe vielleicht heute etwas geschafft, von dem Ihr wissen solltet.“ Ganz der Geschäftsmann war Hugh nun ernst geworden und der drohende Ton in seiner Stimme einer klaren Nüchternheit gewichen.
„Und was wäre das?“ Bei Robert schien das nicht zu klappen. Er klang immer noch bissig und unzufrieden.
„Ich habe mich heute mit einem von Sir Edmunds Leuten unterhalten. Natürlich war er gänzlich davon überzeugt, dass ich Informationen von ihm will, aber er konnte ja nicht ahnen, dass ich nur die Gewissheit brauchte, dass sein Herr in der Nähe verweilt.“


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Robert nickte beifällig. „Gut, diese Information sollte besser in die Hände von Sir Georg gelangen. Nichts bringt den alten Bastard so auf die Palme wie Sir Edmund und seine Rechtschaffenheit.“
„Genau das werde ich auch tun. In genau 2 Stunden, wenn mein Dienst wieder anfängt. Daher werde ich jetzt auch gehen, aber vorher sollten wir noch einmal über meine Bezahlung reden. Ich denke, ich habe mir einen kleinen Vorschuss verdient.“ Wieder war da der geschäftsmäßige Ton in seiner Stimme. „Ich lasse mich nicht mehr einfach so von Euch abspeisen. Schließlich tue ich das hier nicht für mich, sondern um euren Hintern aus dem Dreck zu ziehen.“
„Ich habe nichts, was ich Euch geben kann und das wisst Ihr. Erst wenn ich wieder an meinem angestammten Platz bin, werde ich über genügend Mittel verfügen, um Euch für Eure Dienste zu entlohnen.“
„Ist das Euer letztes Wort?“ Robert nickte. „Gut, dann werde ich jetzt mit Sir Georg reden.“
Robert wurde blass, hatte er doch die Drohung verstanden. „Also gut, hier nehmt das und verschwindet.“ Er zog einen winzigen Beutel aus der Tasche und warf ihn Hugh zu. Der nickte beifällig und verließ dann die Hütte.​

*Fortsetzung folgt*​
 
Hab ich schon erwähnt, dass mir dein Auftragsmörder sympathisch ist? Mit ihm bin ich eigentlich immer am Meisten am Mitzittern, ob alles gut geht, ob er sein Geld bekommt, ob er erwischt wird,...
Um den Tod mache ich mir auch Sorgen, weil immer mehr Anzeichen auftauchen, dass das alles kein gutes Ende nimmt (bzw. auch der Prolog ist ja schon sehr pessimistisch geschrieben...). Dass er sich so viele Gedanken macht, spricht schon deutliche Zeichen.
Freue mich auf die nächste Fortsetzung!
 
@ Cindy Sim
Ja, mein Hugh ist schon ein Symphatiebolzen. Den mag eigentlich jeder, außer seine Opfer natürlich. :D
Naja, eine Story mit dem Tod endet auch mit dem Tod. Das ist halt immer die Frage, ob es ein gutes Ende oder nicht ist, je nachdem wie man den Blickwinkel darauf hält. Aber noch ist noch lange nicht Ende hier und es kann noch so einiges passieren. :)
 
22


I don't exist when you don't see me
I don't exist when you're not here
What the eye don't see won't break the heart
You can make believe when we're apart
But when you leave I disappear
(The Sisters of Mercy – When you don't see me)​


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Roberts dunkle Machenschaften irritierten mich. Ich fragte mich, was er von dem Assassinen wollte. Warum schickte er ihn zu seinem erklärten Feind, nur zum spionieren? Dazu war Hugh viel zu gut in seinem eigentlichen Beruf, um als einfacher Spion zu dienen. Nein, das letztendliche Ziel musste sein, dass Sir Georg starb. Doch noch war es nicht soweit und ich konnte auch noch nicht spüren, dass es bald soweit sein würde. Also musste Hugh dort etwas machen, was Robert in die Hände spielte. Doch was sollte das sein? Die ganze Geschichte gab mir Rätsel auf und lenkte mich in keiner Weise von meinem Problem ab.
Sie fehlte mir. Das war einfach eine Tatsache und ich konnte mich nicht von dem Gedanken lösen, dass sie mich brauchte. Ob es ihr nun bewusst war oder auch nicht.


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Doch ich konnte nicht einfach zu ihr gehen, denn dank meiner Bemühungen würde sie mich immer wahrnehmen. Ein Segen und jetzt so langsam ein Fluch. Es schien schon irgendwie Ironie des Schicksals zu sein, dass ich mir jetzt fast wünschte, dass ich sie wieder nur beobachten könne.
Doch tief in meinem Innern wusste ich, dass es nicht genug sein würde. Nach unserem Kuss, würde es nie mehr genug sein. Ich wollte sie sehen, mit ihr reden, sie wieder in meinen Armen halten, ihre Wärme spüren, ihr Lachen hören. Und sie vor allem wieder küssen.
Doch es war nicht möglich. Es gab keine Möglichkeit, dass sie mich sehen wollte. Sonst wäre sie schon längst zum Turm gekommen.


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Die Zeit verstrich quälend langsam und in mir machte sich Sorge breit. Ich musste sie einfach sehen, nur kurz. Nur um zu sehen, dass es ihr gut ging. Dass Robert sie nicht zu sehr quälte.
Also beschloss ich, dass es das Risiko wert sei und machte mich auf die Suche nach ihr. Sie war nicht schwer zu finden, gerade weil ich spüren konnte wo sie war. Oft verfluchte ich diesen mir eigenen Sinn, sagte er mir doch nur wo sich die Person befand und nicht, in welchen Zustand sie gerade war. Das ich Annabelle so aufspüren konnte, war eine Nebenwirkung von ihrem unfreiwilligen Fasttod. Dadurch war sie für mich jederzeit auffindbar, genauso wie es auch der Assassine geworden war. Ich hatte mich einfach zu intensiv mit ihnen befasst.


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Ich erkannte den Teich gleich wieder an dem Annabelle saß. Hier waren wir schon mal zusammen gewesen. Es schien bereits eine Ewigkeit her gewesen zu sein, doch es waren erst wenige Wochen. Hier hatte ich sie zum ersten Mal in meinen Armen gehalten, auch das schien lange her und doch erst gestern gewesen zu sein.
Annabelle saß im hohen Gras und starrte in den Himmel, wo die schon recht herbstliche Sonne ihr Bestes gab den Tag zu einem Schönen zu machen. Ihre langen Haare hatte sie heute etwas mehr freien Lauf gelassen als sonst. Sie bewegten sich im leichten Wind und ich bildete mir ein, dass durch die Brise der intensive Geruch von Lavendel bei mir ankam.


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Ich wagte nicht näher an sie heran zu gehen. Aus Angst, dass sie mich wegschicken würde. Daher versuchte ich von meinem Beobachtungsposten soviel von ihrem Gesicht wie nur möglich zu erkennen. Aber das was ich sah, gefiel mir nicht. Sie hatte dicke Ringe unter den Augen, als wenn sie wenig geschlafen und viel geweint hatte. Es war offensichtlich, dass es ihr nicht gut ging und das sie einsam war. Sie hatte ja auch niemanden mehr, mit dem sie reden konnte. Und eine Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass es meine Schuld war. Ich war dafür verantwortlich, dass sie jetzt alleine war. Weil ich mehr von ihr wollte, als sie mir geben konnte. Das hatte ich inzwischen begriffen, auch wenn es mir schwer fiel es zu akzeptieren.


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Ich konnte ihre Traurigkeit bis hierher spüren und wollte nichts lieber als zu ihr gehen, sie trösten und sie so lange halten, bis sie wieder lächelte. Aber nichts davon konnte ich tun. Ich war genauso hilflos wie sie, denn sie war diejenige die meine Hilfe nicht mehr wollte. Nicht, dass ich ihr helfen konnte, auch das hatte ich begriffen.
Und trotzdem konnte ich nicht anders als immer noch zu hoffen, dass es wieder werden würde. Dass sie mich wieder sehen wollte und wir einen Weg fanden um zusammen zu sein. Denn trotz allem was sie mir an den Kopf geworfen hatte, wollte ich nur mit ihr zusammen sein. Und ich war mir sicher, dass sie es auch wollte, nur hatte sie Angst vor den Konsequenzen.


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Und vielleicht war ich derjenige, der den ersten Schritt machen musste. Vielleicht wartete sie darauf, dass ich sie überraschen würde. Vielleicht bereute sie ihre Worte und wollte, dass ich von mir aus zeigte, wie sehr ich wieder mit ihr zusammen sein wollte.
Je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr Sinn machte es. Sie war viel zu verängstigt um wieder zu mir zu kommen. Auch wenn Robert im Moment zu beschäftigt mit seinem Rachefeldzug war, hatte er bestimmt die Fesseln für seine Frau enger gelegt. Schließlich brauchte er sie ja für ein Dach über den Kopf solange er noch nicht wieder zurück in seinem Herrenhaus war.
Und so trat ich aus meinem Beobachtungsposten heraus und schritt langsam auf Annabelle zu.


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Ich war gerade auf dem halben Weg zu ihr, als mir aufging wie selbstsüchtig diese Gedanken waren. Ich projizierte meine Sehnsucht nach ihr auf sie und das war nicht richtig. Ich musste damit aufhören und so schwer es mir auch fiel, endlich davon Abstand halten meinen zu wissen, was sie wollte. Wenn sie mich sehen wollte, dann wäre sie schon längst zum Turm gekommen. Schließlich wusste sie, wo sie mich finden konnte.
Niedergeschlagen blieb ich stehen und hoffte, dass sie sich nicht genau in dem Augenblick umdrehen und mich sehen würde.
Ich warf noch einen letzten flehenden Blick auf sie und teleportierte mich dann weg. Doch im letzten Flimmern ehe ich verschwand, sah ich wie sie den Kopf in meine Richtung neigte.


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Vielleicht war es diese Bewegung, die mich ablenkte, aber ich kam nicht an meinem Bestimmungsort an. Als sich mein Körper wieder materialisierte fand ich mich an einem mir völlig unbekannten Ort wieder. Ein wunderschöner Ort, aber trotzdem war ich mir sicher, dass ich noch nie hier gewesen war.
Vor mir lag die endlose Weite des Ozeans und unter meinen Füßen spürte ich den von der Sonne aufgeheizten Sandstrand. Es standen ein paar vereinzelte Palmen am Strand und große Steine rahmten das Stück Strand ein. Das Geräusch der Wellen wirkte beruhigend und über mir kreisten ein paar vereinzelte Möwen. Ansonsten war der Ort komplett verlassen. Nicht eine Seele hielt sich hier auf. Es herrschte so eine friedvolle Atmosphäre und so beschloss ich zu bleiben und hier zu versuchen wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ich ließ mich in den Sand fallen und starrte in die Wellen.


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Ich saß lange dort im Sand und dachte nach. Dachte an Annabelle und wie selbstsüchtig ich mir ihr gegenüber verhalten hatte. Und doch, selbst wenn ich alles wieder rückgängig machen könnte, wusste ich tief in mir drin, dass ich wieder so handeln würde. Ich liebte sie und mehr als alles andere wollte ich mit ihr zusammen sein. Doch es lag jetzt nicht mehr in meiner Hand, auch das war mir klar. Es tat weh, aber ich versuchte zu akzeptieren, dass es an ihr war den ersten Schritt zu machen.
Ich war so versunken in meinem Dilemma, dass ich die leisen Schritte hinter mir erst hörte als sie schon fast neben mir war. Doch ehe ich mich umdrehen konnte, sprach sie mich auch schon an und ihre Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Sie war dunkel, rau und doch voller Wärme und Leidenschaft.


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„Willkommen, mein Freund“, sprach sie und setzte sich neben mich, ehe ich auch nur reagieren konnte. „Ich dachte mir, du könntest eine Auszeit gebrauchen.“ Sie lächelte mich an und ich starrte sie wie vom Donner gerührt an. Sie war wie ich! Blonde, lange Haare und eine Tätowierung um die Stirn. Aber das war es nicht, was sie zu meinesgleichen machte. Sie hatte die gleiche Aura wie ich und ich konnte spüren, dass sie genauso ein Tod war.
„Wer bist du?“ fragte ich trotz das ich die Antwort schon kannte.
„Das weißt du“, entgegnete sie gelassen. „Aber wenn du einen Namen willst, dann nenne mich Asaliah.“
„Ich gehe davon aus, dass du mich hier hergeholt hast, oder?“
„Ja.“
„Warum?“ Ich war verwirrt. Normalerweise hielten wir uns voneinander fern. Kaum jemals geschah es, dass sich die Todesbringer trafen. Umso ungewöhnlicher war dieses Treffen und ihr Geständnis, dass sie mich mit Absicht hierher geholt hatte.
„Weil du verwirrt bist und Hilfe brauchst.“ Ihre Stimme klang wie ein sanfter Sommerregen, voller Herzlichkeit und Trost.


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„Ich verstehe nicht...“ Ich sah sie fragend an, woher meinte sie das zu wissen.
„Ganz genau, darum bist du hier.“ Sie deutete auf den Ozean vor uns. „Um zu verstehen.“
„Nein, ich meine ich verstehe nicht, warum du das annimmst. Wie kommst du auf den Gedanken, dass ich Hilfe brauche?“
„Weil ich dich gesehen und deine Verwirrung gespürt habe. Wir sind nicht verwirrt, wir führen nur aus, was uns aufgetragen wurde und halten uns aus den Angelegenheiten der Sterblichen raus. Was du allerdings nicht getan hast und jetzt steckst du in Schwierigkeiten.“ Asaliah klang traurig, als wüsste sie genau wovon sie sprach. „In großen Schwierigkeiten sogar.“
„Wie kommst du darauf? Was weißt du alles? Und was meinst du mit großen Schwierigkeiten?“
„Wie gesagt, ich habe dich gesehen und auch die Sterbliche. Und meine Schlüsse daraus gezogen, obwohl ich gerne die Geschichte dazu hören würde. Dann kann ich dir auch sagen, in welchen großen Schwierigkeiten du steckst.“ Sie sah mich durchdringend an und ihre großen blauen Augen blicken verständnisvoll in meine.


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Ich weiß nicht warum, aber ich begann zu erzählen. Wie ich Annabelle kennengelernt hatte und was seit dem geschehen war. Es tat erstaunlich gut mir alles von der Seele zu reden und als ich fertig war, hatte die Dunkelheit uns eingeholt. Asaliah hatte mich die ganze Zeit reden lassen und auch als ich geendet hatte, sagte sie nichts. Sie stand nur kurz auf und machte Feuer, während ich immer noch im Sand saß und diesen durch meine Finger rieseln lies. Ich fühlte mich erleichtert und hatte keine Eile mehr ihre Meinung zu meiner Geschichte zu hören.
Das Schweigen breitete sich aus. Die einzigen Geräusche waren das Rauschen der Wellen und das knistern des Feuers.
„Nun, das ist genau das was ich befürchtet hatte“, meinte Asaliah nach einer Weile traurig. „Du hast dich zu sehr in den Wirrungen der menschlichen Gefühlswelt verloren und kannst nicht mehr so objektiv an unsere Aufgabe herangehen. Dabei ist doch das gerade das Wichtigste für uns. Das was die Menschen Gleichgültigkeit nennen würden, das ist es doch was uns ausmacht und was unseren Alltag erträglich macht.“


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Asaliah lehnte sich ein Stück zurück und sah mich an. „Wir müssen uns von den Gefühlen der Menschen fern halten, damit wir nicht in Versuchung geraten unsere Pflichten zu vergessen oder gar versuchen die Regeln zu brechen. Wie nah du dem gekommen bist, ist dir doch auch schon klar geworden oder?“
Ich nickte. „Ja, aber ich habe mich immer beherrschen können. Ich weiß, was ich tun darf und was mir verboten ist.“
„Sicher? Ich bin es nicht.“ Sie schaute von mir weg und richtete den Blick in den Nachthimmel. Über uns leuchteten die Sterne viel heller als ich es gewohnt war.
„Wie meinst du das?“
„Ich bin mir nicht sicher, was ich tun darf und was nicht. Wo enden meine Kompetenzen und wo ziehen die höheren Mächte ihre Grenze?“
„Warst du dir denn sicher, dass du mich hier her bringen durftest? Mich aus meinem Gebiet herauszuholen?“
„Nein, ehrlich gesagt war ich es nicht, aber mein Instinkt sagte mir, dass ich einschreiten muss.“ Sie zwinkerte mir zu.


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„Und es ist auch nichts Schlimmes geschehen oder? Der Himmel ist nicht eingestürzt und wir sind beide noch hier. Das sagt uns doch, dass wir die Grenze nicht überschritten haben.“
„Ja, aber dies hier ist nur eine Kleinigkeit im Vergleich dazu, was du gerade tust.“
„Ich habe keine andere Wahl mehr. Egal, was auch passieren mag. Ich will nichts anderes mehr als mit Annabelle zusammen sein. Ich liebe sie.“
„Und das sind die großen Schwierigkeiten von denen ich gesprochen habe.“ Asaliah seufzte. „Und ich habe Angst, dass ich viel zu spät eingegriffen habe.“​


*Fortsetzung folgt*​
 
Dein zweiter Tod ist ja auch recht schnuckelig geworden. Ich finde diese Entwicklung im selben Maße interessant wie bedenklich. Man merkt unserem Tod an, dass er immer mehr dazu neigt, Anabelle nachzusteigen, selbst gegen ihren Willen, und dadurch höchstwahrscheinlich immer weniger in der Lage ist, seine Aufgaben korrekt zu erledigen.

Dass die Tode kaum miteinander reden, wundert mich weniger. Langweilig wird ihnen nicht, ihre Tätigkeit lohnt nicht immer wieder darüber zu plaudern und Hobbys sind auch eher rar gesät.
Jetzt wissen immerhin schonmal zwei vom kleinen Hobby unseres Todes, und die höheren Mächte bestimmt von seiner nachlässiger werdenden Erfüllung seiner Pflicht. Da steckt er langsam wirklich in Schwierigkeiten. Das Problem ist, dass ihm wohl kaum zu helfen ist.

LG Lunalumi
 

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