Ui, ui, ui! Die Masche kennen wir doch schon: "Das da, das ist nicht wirklich links. Links ist was ganz anderes." So oder so ähnlich tönte es aus allen Rohren nach den G20-Randalen. Und es war alles nur billige Propaganda.
Das kommt vermutlich darauf an, mit welchen "Rohren" man sich beschäftigt. Die meisten "Rohre", die ich gelesen und gehört habe, waren sich einig darin, dass linke Gewalt genauso verabscheuungswürdig ist wie rechte. Ebenso wie ich und die anderen Linken meiner Umgebung.
Denn: Links ist das, was Linke daraus machen.
Dann ist wohl auch Rechts das, was Rechte daraus machen. Sprich, brennende Flüchtlingsheime sind rechts.
Wenn man fordert, dass Rechte nicht über einen Kamm geschoren werden dürfen; dass nicht jeder gewalttätig, ein Nazi oder Rassist ist, dann gilt das auch andersrum.
Sie definieren Rassismus einfach als etwas, was nicht von anderen gegen Weiße ausgeübt werden kann, sondern vielmehr nur durch Weiße gegen andere.
Nein, ist er nicht. Und ich kenne auch niemanden, der Rassismus so definiert.
Und selbstverständlich ist die Verfolgung und Ermordung der Weißen in Südafrika schrecklich. Dass dem keine großartige Aufmerksamkeit gewidmet wird, liegt allerdings nicht daran, dass die Verfolgten weiß sind, sondern dass Völkermorde per se hier in der Bevölkerung selten mehr als ein bedauerndes Achselzucken und ein "ach, wie schrecklich" hervorrufen.
Dass Du allerdings unter allen derartigen Geschehnissen ausgerechnet diese eine auswählst - und zwar nur,
weil die Verfolgten weiß sind - lässt tief blicken.
Auch sind Hidschab und Burka keine Unterdrückungssymbole mehr, sondern Symbole der Weiblichkeit und des Feminismus.
Was für ein Schwachsinn. Selbstverständlich sind das Symbole der Unterdrückung, zumindest in unseren westlichen Augen.
Der Unterschied liegt darin, ob eine Frau tatsächlich unterdrückt ist und dazu gewzungen wird, Hidschab oder Burka zu tragen, oder ob sie dieses Symbol der Unterdrückung freiwillig trägt.
Ich kann das dann vielleicht nicht nachvollziehen und habe dafür eventuell auch kein Verständnis, aber ich akzeptiere das genauso, wie ich bei Nonnen das Tragen des Habits akzeptiere.
In beiden Fällen kenne ich die persönlichen Hintergründe nicht. Vielleicht sind die Frauen trotzdem aufgrund ihrer Sozialisation "unterdrückt", aber missionarisches Auftreten hilft da sicher nicht.
Ich glaube, du hast nicht ganz verstanden, worauf ich eigentlich hinaus will. Ich fordere keine Toleranz für Rechte ein, ich gestehe es jedem zu, bestimmte Meinungen und Ansichten nicht zu tolerieren, solange es in einem Rahmen geschieht, in dem man nicht gegen geltende Gesetze verstößt.
Dann verstehe ich nicht, wie diese Aussage
Außerdem: Ich prangere an, dass diejenigen, die hergehen und Toleranz für alles und jeden einfordern, bei Rechten eine Ausnahme machen. Ich selbst habe nie behauptet, für Toleranz einzustehen, bin also raus aus der Nummer.
da rein passt. Entweder, Du gestehst jedem Menschen zu, seine eigene "Version" von Toleranz zu leben (und damit geht auch das Vertreten dieser Version einher), oder Du beharrst darauf, dass Toleranz nur dann vorhanden ist, wenn sie Deinem Bild entspricht.
Und implizit forderst du damit natürlich auch Toleranz für Rechte. Und ja, ich bin durchaus der Meinung, dass das legitim ist.
Im Gegenzug könnte man genauso "anprangern", dass die Rechten Toleranz für sich selbst einfordern, sie aber ansonsten ablehnen.
Ich verlange lediglich, dass die Leute, die behaupten, allem gegenüber tolerant zu sein und anprangern, dass so viel "Islamhass" herrsche und die armen Attentäter nicht hart bestraft werden dürfen, mal einen Blick in den Spiegel werfen und sich auf der anderen Seite nicht genauso voller Hass gegen die "Hassenden" stellen sollten, falls man das irgendwie verstehen kann
Ich persönlich kenne niemanden, der ernsthaft verlangt, dass die Attentäter nicht hart bestraft werden sollen, von daher ist das für mich ein rein theoretisches Konstrukt.
Aber ich denke, der Kern des Gedankengangs dahinter entspricht in etwa dem Verhalten einiger AfD Anhänger, die sich über die jüngsten Verurteilungen von AfD Politikern mit Sätzen wie "das war ja eine SPD-Richterin" empören.
Ist man sehr engagiert, fällt einem die Distanzierung und die Erkenntnis, dass vielleicht nicht alles so ist, wie man es selber gerne hätte, sehr schwer.
Und ich stelle micht nicht voller Hass gegen die Hassenden, sondern ich stelle mich gegen den Hass. Und das gilt für die meisten Menschen, die ich kenne.
Das ist ein Unterschied, der nur selten verstanden wird, weil Menschen die Tendenz haben, Dinge persönlich zu nehmen. Und ja, da schließe ich mich selbst auch nicht aus.
Ich möchte auch, dass jeder sich frei auf der Straße bewegen kann, ohne von jemandem verprügelt zu werden, dem seine Meinung nicht passt, finde aber andererseits, dass irgendwo Grenzen gesetzt werden müssen. Das gilt für Leute, die Flüchtlingsheime anzünden gleichermaßen wie für Leute, die meinen, aus Glaubensgründen Tiere quälen oder Frauen vergewaltigen zu müssen.
Selbstverständlich. Das sollte ja nun wirklich eigentlich der Minimalkonsens sein. Und dazu zählen auch angezündete Autos und geplünderte Geschäfte.
Aussagen wie "ja, ich bin allen gegenüber tolerant, nur den Intoleranten gegenüber nicht" finde ich da sehr problematisch, da jeder Mensch, der irgendwo eine Toleranzgrenze hat, in gewissen Bereichen intolerant ist.
Das ist nicht das, was ich gesagt habe. Ich sprach nicht davon, den Menschen - den
Intoleranten - nicht zu tolerieren, sondern die
Intoleranz selbst, wenn sie mir begegnet.
Es geht nicht darum, intolerante Menschen pauschal und per se zu verurteilen, sondern gegen intolerantes Verhalten, wie es uns tagtäglich begegnet, aufzustehen und Flagge zu zeigen.
Und um es vorwegzunehmen - ja, ich würde auch dazwischen gehen, wenn Linke einen Rechten angehen. Allerdings würde ich mir herausnehmen, die Art meines Dazwischengehens meiner eigenen Überzeugung anzupassen.
Inwiefern intolerant? Ich nehme nochmal das Beispiel, das wir hier im Thread auch schonmal hatten: Ich bin intolerant gegenüber Rauchern. Ich bekomme von dem Rauch nämlich Kopfschmerzen und deshalb gehe ich woanders hin, wenn Leute in meiner Umgebung rauchen (draußen ists nicht ganz so schlimm) und verbiete jedem, in meiner Wohnung zu rauchen. Blöderweise habe ich keinen Balkon und wohne im 5. Stock, wer also bei mir zu Besuch ist und rauchen will, muss bis nach ganz unten vor die Tür latschen und dann wieder zurückkommen. Kann ich deshalb jetzt keine Toleranz erwarten, wenn ich dich um Nachsicht bei etwas bitte oder wie definierst du das da?
Ich verstehe diese Frage nicht, sorry. In diesem Fall bist Du vielleicht intolerant gegenüber Rauchern, und? Du hast das Hausrecht, Du musst keinen Rauch in Deiner Wohnung dulden, wenn Du darunter leidest.
Und natürlich können Deine Gäste dieser Haltung dann auch mit Intoleranz begegnen, indem sie die Konsequenz ziehen und Dich nicht mehr daheim besuchen. Dann müsst ihr euch halt im Park treffen.
Lässt sich daraus ableiten, dass Du pauschal intolerant gegenüber allen Menschen bist, die rauchen? Wohl kaum. Diesen Schluss kann ich daraus nicht ziehen.
Wie gesagt, ich verstehe die Frage nicht und auf was Du damit abzielst.
Sind es denn die Sorgen der gesamten 87%? Nein. Und genau da liegt das Problem, denn viele Leute, vorrangig aus der linken Ecke, gehen jetzt hin und definieren diese Gruppe als "die, die gegen die AFD sind". Das kann man so aber nicht festlegen, nicht jeder der 87% findet, dass es jetzt ganz furchbar ist, dass die AFD in den Bundestag einzieht.
Das, was immer ins Feld geführt wird als die "Sorgen der 13%", die man ernst nehmen sollte, sind genausowenig konsistent.
Und genauso wird von AfD Poltikern pauschal behauptet, dass die gesamten 13 % der AfD Wähler hinter ihrer Politik stehen, obgleich von vielen AfD Wählern selbst immer wieder betont wird, dass sie ja eigentlich gar nicht rechts sind und nur aus Protest die AfD gewählt haben.
Ich finde dieses Herunterbrechen auf 87 gegen 13 ganz schlimm.
Ich finde es insofern etwas problematisch, als auch die Nicht-Wähler darin integriert sind. Ansonsten finde ich es eher positiv, weil es den Blickwinkel relativiert.
Oder wir unterhalten uns einfach mal darüber, ob die Ängste, die einem von uns irrational erscheinen, tatsächlich Indikator für eine Bedrohung sind. Ich könnte dir in meiner angenommenen Spinnenpanik jetzt vielleicht auch erzählen, was das für gefährliche, schreckliche Tiere sind, unter Umständen hättest du aber Erfolg damit, meine Angst zu bekämpfen, wenn du mir sachlich erklärst, dass die ganz klein und hierzulande nicht giftig sind.
Das wäre ein Anfang. Der nützt aber nur dann, wenn Du mir nicht "das sind doch alles nur Fake News" entgegenhälst. Dann kann ich reden, soviel ich will, und es wäre für die Füße. Dann spare ich mir das doch.
Ganz so einfach ist das in Bezug auf Linksruck oder Rechtsruck jetzt nicht, aber im Ansatz wäre ein sachlicher Dialog für mich erstmal das Mittel der Wahl, bevor man über die anderen herfällt und ihnen unterstellt, unbelehrbare Idioten zu sein.
Die Umkehr würde dann auch bedeuten, dass man für einen sachlichen Dialog offen ist und erstmal zuhört, ehe man "Lügenpresse" oder "links-grün versiffter Gutmensch" ruft. Siehe oben.
Den Rest über PC beantworte ich jetzt mal nicht einzeln, sondern im Block.
Das Empfinden, dass es Dir "schadet", weil Du "ständig darüber nachdenken" musst, was Du sagen "darfst" und was nicht, und Du Dich deshalb nicht mehr "normal und ungezwungen" unterhalten kannst, ist in meinen Augen eine ziemliche Fehlgewichtung von
Schaden und Ursache und Wirkung.
Und es passt, entschuldige bitte, in die allgemein um sich greifende Tendenz des "Ich! Ich! Ich!".
Mal abgesehen davon, dass Übung den Meister macht und man irgendwann nicht mehr darüber nachdenken muss, geht es in meinen Augen nicht um irgendwelche "Worte, die auf einem Index stehen", und die Dir "eingetrichert" werden.
Es geht darum, dass die Menschheit sich weiterentwickelt und nicht mehr auf Bäumen sitzt.
Irgendwann kamen wir zur Erkenntnis, dass es nicht so gut ist, seine Mitmenschen einfach totzuschlagen, wenn einem danach ist; dass es keinen Unterschied gibt zwischen "denen da oben" und "denen da unten" und dass das mit "Gottes Gnaden" wohl nicht so ganz stimmt; dass man andere Menschen nicht unterdrücken, verfolgen und versklaven sollte; dass Frauen die gleichen Rechte und Möglichkeiten zustehen wie Männern; dass man seine Kinder nicht schlagen sollte.
All das sind Dinge, mit denen täglich allüberall auf der Welt - in unterschiedlichem Maße - gerungen wird.
Dass Du heute in einer Universität studieren kannst, liegt auch daran, dass irgendwann Menschen ihren Kindern "eingetrichtert" haben, dass Frauen selbstverständlich das Recht haben, einen Beruf zu ergreifen, und manchmal erfolgt dies auch dadurch, dass die Eltern sich über diesen Wandel empören.
Wobei ich es lieber so formulieren möchte, dass wir unseren Kindern unsere teilweise mühevoll errungenen Werte weitergeben - was auch über die Sprache erfolgt.
Es geht auch nicht darum, dass wir uns heute noch als Einzelpersonen für das "verantworten" müssen, was in der Vergangenheit geschehen ist.
Es geht einzig und allein darum, dass wir die Vergangenheit nicht vergessen, aus ihr lernen und Konsequenzen aus ihr ziehen, um nicht wieder zurück zu gehen und Fehler zu wiederholen.
Und das spiegelt sich nun auch mal in der Sprache wieder, und auch in einzelnen Worten wie "*****". Sprache ist ein feiner Seismograph, ein sich wandelnder Spiegel der Gesellschaft und ein Leitfaden, an dem Menschen sich ausrichten.
Und Sprache ist eine Waffe.
Werden solche unsichtbaren Grenzlinien überschritten, fallen irgendwann auch andere Grenzen.
Das sieht man jeden Tag auf Facebook, und das sieht man gerade unter anderem in Großbritannien und in den USA, wo die gewaltätigen Übergriffe auf Juden, auf Schwarze, auf Ausländer, auf "Anders"gläubige deutlich zugenommen haben, seit das populistische Geschrei jede Regel der politischen Korrektheit - oder von mir aus auch der unsichtbaren Regeln des Anstands und Respekts - mit voller Absicht ignoriert und überschreitet.
Man kann auch in unserer Vergangenheit nachschauen, was aus der Nazi-Propaganda entstanden ist. Ich empfehle jedem mal einen Besuch im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, das sich auch damit befasst, was aus Worten entstehen kann.
Ich will keinen Maulkorb, sondern Menschen, die von sich aus Respekt für die Welt um sich herum empfinden können.
Das funktioniert nur in einer perfekten Welt, und kein Mensch ist perfekt.
Aber viel schwerer wiegt, dass Empathie und Mitgefühl erlernte Verhaltensweisen sind, keine angeborenen, und das sie in erschreckendem Maße abnehmen - was Dir jeder Lehrer heute bestätigen kann.
Deshalb brauchen Menschen unter anderem auch Richtlinien, an denen sie sich norden können, und die ihnen sagen, was "gut" und "böse" ist - zugegebenermassen im zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext - und ebenso die Sanktionierung von abweichendem Verhalten, sonst landen wir irgendwann doch wieder in der Steinzeit.
Das fängt bei der Sprache an, und endet damit, dass wir Attentäter ins Gefängnis sperren.