Fertig! *DasGingSchnell*
Ich wünsche Euch viel Spass beim Lesen, auch wenn es diesmal nur kurz ist.
@Shainara: falls Du hier noch mitliest, bitte ich Dich vorab vielmals um Verzeihung wegen des Namens der Hohepriesterin.
Zwar hieß sie schon von Anfang an so, aber ich kann wirklich nicht ausschließen, dass ich sie so genannt habe, weil ich Deinen Namen hier schon mal gelesen hatte - es war allerdings keine Absicht. Aber immerhin ist sie kein Bösewicht.
Zwei Stunden später stand ich in der Hohen Halle, zusammen mit den Mitgliedern des Rates, und wartete auf das Erscheinen von Artair und den Neuankömmlingen.
Als das große Eingangstor aufgestoßen wurde, drehte ich mich um und sah Brayan hereinkommen; er war in Begleitung von Neacall und Uisdean.
Sie waren alle drei schmutzig, voller Blut und zerzaust, Brayans Haare fielen ihm wirr ins Gesicht und sein Bart schien mehrere Wochen alt zu sein.
Als er mich entdeckte, verabschiedete er sich rasch von Neacall und kam eilig durch die Halle auf mich zugeschlittert.
Er zog mich heftig in die Arme, spürbar erleichtert, dass mir nichts geschehen war.
Dann schob er mich etwas von sich, und wir musterten uns gegenseitig von oben bis unten mit prüfenden Blicken.
Als er sicher war, dass mir keine nennenswerten Körperteile fehlten, riss er in gespieltem Erstaunen die Augen auf.
„Ich glaube kaum, was ich sehe - Du hast ein Paar saubere Hosen an?"
„Nicht nur das", gab ich zurück, „Ich habe auch ein sauberes Hemd an."
Brayan pfiff durch die Zähne. „War das Deine Idee?"
„Nein", gab ich freimütig zu, „Der Vorschlag kam von Artair."
„Meinst Du nicht, er könnte vielleicht gemeint haben, dass Du ein
Kleid anziehen sollst?", feixte er.
„Ich werde für niemanden ein
Kleid anziehen", schnaubte ich, und einen Moment lang dachte ich grimmig an jenen Augenblick zurück, der mich dazu gebracht hatte zu schwören, dass ich nie wieder ein Kleid anziehen würde.
Ich tippte ihm auf die Brust.
„Von Dir kann man das ja nun nicht gerade sagen. Du siehst aus, als hättest Du wochenlang nicht mehr gebadet."
Ich rümpfte die Nase. „Du riechst auch so."
„Vermutlich, weil das der Wahrheit ziemlich nahe kommt", grinste Brayan.
Ich kniff die Augen zusammen und unterzog sein Kinn einer genaueren Musterung.
„Krabbelt da etwas in Deinem Bart?", fragte ich misstrauisch, und Brayan lachte. Dann deutete er auf Neacall und Uisdean.
„Die beiden sehen auch nicht besser aus."
„Das stimmt", gab ich ihm recht. „Von euch Dreien bist du immer noch der Schönste."
Brayan versetzte mir einen Knuff in die Seite.
„Was machst Du eigentlich hier?", wollte ich wissen. „Müsstest du dich nicht irgendwo mit einer Horde Cul´Dawr im Schlamm wälzen?"
„Das habe ich auch bis heute morgen gemacht. Was glaubst Du wohl, woher der Geruch kommt?"
Er zwinkerte mir zu.
„Artair hat Neacall, Uisdean und mir Boten gesandt mit der Nachricht, dass wir sofort nach Caer Mornas kommen sollen. Dummerweise hat gerade ein riesiger Cul´Dawr versucht, meinen Kopf zwischen seine Knie zu stecken. Natürlich sind die ja eigentlich alle riesig; aber wie dem auch sei - ich habe den Kerl höflich darauf hingewiesen, dass ich jetzt eine andere Verpflichtung habe und er sich jemand Neues zum Spielen suchen muss. Und dann habe ich alles stehen und liegen gelassen und bin her gekommen."
Ich lachte. „Das glaube ich Dir niemals."
„Nein, natürlich nicht. Ich wollte meine Männer dort nicht zurück lassen und habe dem Boten gesagt, er soll verschwinden."
Müde fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht.
„Die letzten Tage waren wirklich schlimm. Wir sind kaum zum Schlafen gekommen, die Cul´Dawr haben uns ohne Unterlass in Kämpfe verwickelt. Ich habe keine Ahnung, was eigentlich in sie gefahren ist. Sie waren niemals vorher so hartnäckig und verbissen."
Er schüttelte ratlos den Kopf.
„Aber der Bote ließ mich wissen, Artair habe ihm gesagt, dass ich vermutlich so reagieren würde, und deshalb hätte er noch eine zweite Botschaft für mich. Nicht von meinem König, sondern von meinem Bruder."
Ich grinste ihn erwartungsvoll an. Er fischte ein winziges Stück Pergament aus seinem Wams und drückte es mir in die Hand.
„Da, lies selbst, wie respektvoll mein kleiner Bruder mich behandelt."
Ich entrollte den Pergamentfetzen.
Beweg sofort Deinen Hintern hier her, war in Artairs klarer Handschrift darauf zu lesen, und ich lachte schallend.
„Zu dieser freundlichen Einladung konnte ich natürlich nicht nein sagen. Also habe ich den besten meiner Männer mit dem Kommando betraut, und hier bin ich."
„Wen hast Du ausgewählt?", wollte ich wissen.
„Fearghus", gab Brayan zurück, und ich nickte zustimmend.
„Eine gute Wahl."
Brayan streckte sich.
„Jetzt würde ich aber doch gerne wissen, was so wichtig ist, dass wir mitten aus dem Kampfgetümmel hier her zitiert werden."
„Es gibt einen großen Rat“, ließ ich ihn wissen. „Die Hohepriesterin ist hier."
„Shainara?" Brayan strahlte über das ganze Gesicht. „Wo ist sie?"
Seit jenem Sommer, in dem Brayan krank gewesen war und den er deshalb in Caer Galadon, dem Heiligtum der Priesterinnen, verbracht hatte, sprach er voller Bewunderung und Zuneigung von ihr. Von Shainara. Meiner Tante. Womit wir zum eigentlichen Punkt kamen.
„Ich nehme an, sie ist noch bei Artair, Mártainn und den Anderen. Sie werden bestimmt gleich kommen."
„Welche Anderen?", fragte Brayan erstaunt.
Ich schwieg einen Moment. „Rhiannon und Gwern", sagte ich dann und betrachtete interessiert die Säule zu meiner Linken.
Rhiannon. Königin des nördlichen Königreiches. Und Gwern, ihr Gemahl und oberster Ratgeber. Meine Mutter und mein Vater.
Brayan schwieg einen Moment. Dann legte er den Arm um meine Taille.
„Hast Du sie schon gesehen?"
„Nein. Und ich lege auch keinen Wert darauf."
„Sie sind deine Eltern", erwiderte er sanft.
„Dass sie mich gezeugt haben, macht sie nicht zu meinen
Eltern", fuhr ich ihn an.
„Dian ist mein Vater. Dein Vater hat all das getan, was Eltern tun sollten. Er hat mich gekleidet, mir zu essen gegeben und ein Dach über dem Kopf. Er hat mich auf dem Schoß gewiegt, wenn ich schlecht geträumt hatte. Er hat mir Geschichten erzählt; mir beigebracht, wie man eine Krähe auf zwanzig Fuß mit einer Steinschleuder trifft und mir den Hosenboden stramm gezogen, als ich trotz seines Verbotes auf seinen Hengst geklettert bin.
Sie haben nichts dergleichen getan. Jemand ist gekommen, um ihre Tochter fort zu holen, und sie hatten nichts dagegen einzuwenden."
Ich war bleich vor Zorn.
Brayan zog mich an sich und küsste mich auf die Schläfe.
Aber bevor er etwas erwidern konnte, öffneten sich die großen Flügel der Tür, die zu Artairs Beratungskammer führte.
Credits zu Kapitel 7
So, das war´s dann für heute. Outtakes kommen später.