Denkst du beim Kauf einer Waschmaschine z.B. Miele auch, dass es in Ordnung ist, wenn Miele dich ständig auffordert zu updaten, damit die Maschine korrekt läuft. Und bist du beim Autokauf auch einverstanden, dass ständig Änderungen an deinem Auto vorgenommen werden müssen, weil der Hersteller immer wieder neue Herstellungsfehler entdeckt?
Das ist aber in keinster Weise vergleichbar.
Eine Waschmaschine ist ein mehr oder weniger autarkes System, variabel sind da vielleicht der Stromanschluß, der Durchmesser der Wasserzu- und -abläufe und, wenn ich als Hersteller besonders kundenfreundlich sein will, die Wasserhärte und die verwendeten Wasch- und Pflegeprodukte. Relativ einfach für den Hersteller, das Produkt vor der Serienreife vollumfänglich zu testen.
Ein PC-Spiel ist da eine ganz andere Hausnummer, es ist heutzutage schlicht unmöglich, alle Eventualitäten zu berücksichtigen.
Das fängt bei der Hardware und den verwendeten Komponenten an und geht über die Betriebssystemversion, die Treiber und die vorhandene oder nicht vorhandene weitere Software und deren Versionen.
Das ist ein unüberschaubarer Moloch, unmöglich, alle Kombinationen zu testen und zu berücksichtigen, weshalb Bugs einfach unvermeidbar sind. Deshalb ist man da von Entwicklerseite immer auf Feedback angewiesen.
Was auch einen PC-Titel deutlich von Konsolentiteln abgrenzt. Es gibt auch Patches für Konsolen, aber dort ist die Entwicklung und Fehlerbehebung doch deutlich einfacher.
Wobei, das ist natürlich richtig, die Anzahl der Bugs mit längerer Entwicklungszeit sinken sollte. Und die gute, alte Beta-Testphase können oder wollen sich heutzutage offenbar nur noch die wenigsten gewinnorientierten Unternehmen leisten.
Darüber wird und wurde in einschlägigen Foren diskutiert, dass nämlich die Publisher sich kaum noch Mühe geben, fehlerlose, bzw. mit wenigen Fehler bestückte Spiele auf den Markt zu bringen. Halbfertig und fehlerhaft ist heute kein Grund mehr, das Produkt noch zurückzuhalten. Sie gehen nach dem Motto vor: Friss Vogel oder stirb. Aber die Geduld der Spieler lässt merklich nach.
Dass das Grundspiel zum Releasetermin unfertig war, wird sicher niemand bestreiten. Das hat man deutlich an der krassen Differenz gesehen zwischen der liebevollen Detailgenauigkeit mancher Bereiche, während man bei anderen nur verzweifelt mit dem Kopf auf die Tastatur dotzen konnte.
Ich finde, es war sehr gut zu sehen, für welche Teile des Spiels die Entwickler genug Zeit hatten, für welche nicht, und welche aus Zeitmangel gleich ganz rausgeflogen sind.
Ob es in Ordnung ist, ein solch "unfertiges" Spiel auf den Markt zu geben, sei mal dahingestellt. Ich bin auch kein Freund davon, aber die Entscheidung ist nunmal so gefallen, und sie ist auch für die Branche heute leider nicht unüblich.
Allerdings, und das muss man EA durchaus zugute halten, sind doch schon einige der fehlenden oder unfertigen Features mit den Patches nachgebessert worden, und zwar kostenlos - ein Verhalten, dass durchaus nicht Usus ist in der Branche.
Und deshalb stimmt in diesem Fall die "Friss oder Stirb" Aussage auch nicht. Denn wenn ich als mündiger Käufer letzten September der Meinung war, dass dem Produkt noch mehr Entwicklungszeit gut getan hätte, dann hätte ich bei Sims 4 die Gelegenheit gehabt, einfach mal selber drei Monate zu warten und das Spiel erst dann zu kaufen. Und mit den Patches dann sofort einige der ursprünglich fehlenden und mit den Patches nachgereichten bzw. verbesserten Funktionalitäten zur Verfügung gehabt. Sozusagen eine Verlängerung der Entwicklungszeit in eigener Regie.
Was übrigens auch durchaus einige Käufer gemacht haben.
Vllt. ist es ja in Vergessenheit geraten, was ein Patch eigentlich ist. Es ist Flickschusterei, der Versuch vorhandene Fehler zu beseitigen oder zumindest abzumildern.
Das sehe ich schon anders.
Natürlich ist ein Patch dazu da, um Bugs und Fehler zu beheben - die, wie ich ja oben schon ausgeführt habe, aufgrund der Bedingungen leider zwangsweise zur Normalität gehören, wenn auch natürlich das Ausmaß möglicherweise besser geregelt werden könnte.
Aber Patches können auch zur Weiterentwicklung und Justierung eines Produkts verwendet werden, und das wird erfreulicherweise in Sims 4 auch umgesetzt.
In jedem Spiel ist das Tuning ein wichtiger Punkt, besonders bei einem so offenen Produkt wie einer Lebenssimulation, und die Entwickler sind auch "normale" Spieler mit bestimmten Präferenzen, die sich in der Umsetzung einer Idee wiederfinden.
Wenn sich also nach der Veröffentlichung herausstellt, dass viele Spieler ein anderes Tuning bevorzugen würden oder etwas doch nicht so gut in den Ablauf passt oder nicht so doll ist, wie die Entwickler angenommen haben, wird, erstaunlicherweise, doch zunehmend auf das Feedback der Community eingegangen.
Dass sich dann auch wieder neue Fehler einschleichen können, liegt nun mal leider in der Natur der Sache.
Und ich bevorzuge eindeutig ein wachsendes, sich entwickelndes Spiel gegenüber einem Produkt, bei dem der Entwickler sagt: so haben wir uns das gedacht, und jetzt ist es in Stein gemeißelt. Friss oder stirb.
Aber EA hat Glück, dass viele Simsspieler bereit sind, sich die Welt schönzureden.
Wenn mir das Spiel gefällt und ich damit zufrieden bin, habe ich keine Veranlassung, mir etwas "schönzureden".
Im Gegenzug könnte man auch sagen, dass es Spieler gibt, die immer alles schlecht reden. Das kommt vielleicht auch auf die Grundhaltung, die man dem Spiel gegenüber hat, und die eigene Betrachtungsweise an.
Man ist ja fast nur noch mit Patchen beschäftigt.
Was ein gutes Beispiel für die gerade erwähnte Sicht der Dinge ist.
Ich persönlich hab, obwohl ich eher selten spiele, überhaupt nicht das Gefühl, dass ich "fast nur noch mit Patchen beschäftigt" bin.
Im Gegenteil, ich freue mich immer wie ein Schneekönig über jeden Patch und bin gespannt, was er alles Neues bringt.