Fotostory So weit mich meine Füße tragen...

24. Kapitel















Ich träumte.
Im Traum hörte ich Kinder lachen und sah sie spielen.
Ich sah mich zwischen ihnen sitzend und überfordert.
Mit verzogener Miene saß ich dort und tat nichts, während um mich her die Spielzeuge flogen.
Plötzlich drängte sich ein Bild dazwischen...





Vor meinen Augen verschwamm das Bild sofort, aber ich erkannte unscharf jemanden, der im Wasser schwamm.
Ich wunderte mich nicht, es war schließlich ein Traum, da verarbeitete man so manches.





Ich sah seine Beine unter Wasser. Die geschmeidigen Bewegungen glichen denen einer Nixe.





Mit einem Mal war das Bild vor meinen Augen scharf und ich sah, wie zwei Hände den Beckenrand ergriffen.
Ich musste noch immer träumen, doch jetzt schien mir alles realer, als noch vor zwei Sekunden.





Und plötzlich schoss er aus dem Wasser - Leighton!
Ich traute meinen Augen kaum...
Er war wirklich durchtrainiert und sein nasser Körper ließ mein Herz stärker pulsieren als sonst.





Er stützte sich am Beckenrand ab und stand auf.
Das Wasser lief seine Beine hinab und bildete eine Lache auf dem Boden. Ich atmete tief ein, um die Hitze zu verdrängen, die gerade von meinem Bauch in meinen Brustkorb hianufsteig.


Und plötzlich... Still!
Aus, Schluss, vorbei der Traum...
Ich fühlte, wie meine Augenlider vibrierten, wollte die Augen aber nicht öffnen.
Wieso beendeten sich die schönsten Träume immer von alleine?
"Maya?", hörte ich jemanden sagen.
Es war Leighton.
Mein Traum ging also doch weiter?

Nichts geschah.
Diese Stille war unheimlich.

"Maya?", hörte ich wieder.
Es hörte sich so nah an.
Zaghaft öffnete ich meine Augen und erstarrte...
















"Hallo! Geht es Ihnen gut?"
Sein Gesicht prankte vor mir wie ein riesiger Mond am Nachthimmel.
Ich konnte nichts sagen.
"Ich... Sie haben so gestöhnt und... ich hab mir Sorgen gemacht!", erklärte er und ich riss die Augen auf.





Sein Körper ließ mich verstummen.
Und ich wurde rot, als ich mir vor Augen führte, was ich getan hatte.. von ihm geträumt?
"Ich... war hier zum morgendlichen Schwimmen, das mache ich immer. Und ich habe Sie erst jetzt bemerkt, wieso sind Sie denn noch da?"
Ich hatte nicht von ihm geträumt, dessen war ich mir nun sicher.
Ich musste im Unterbewusstsein zugeschaut haben, wie er geschwommen war.
"Ähm... ich... ich bin geblieben, weil Sie noch nicht da waren und... Aramea doch nicht alleine bleiben konnte...", sagte ich und biss mir auf die Zunge.
Nicht die Konzentration verlieren.
"Da steht dein halbnackter Arbeitgeber vor dir, aber du musst stark bleiben!", dachte ich und kniff die Augen zu.





Ich versuchte, Leighton nur ins Gesicht zu schauen, doch meine Augen wollten das nicht. Sie wanderten hinab bis zu seinen Füßen, wanderten nach oben mit Zwischenstop auf seiner Badehose und hielten wieder in seinen wunderschönen Augen.





Ich sammelte meine Konzentration, schüttelte alle Gedanken weg und schaffte es endlich, mich zu erheben.
Langsam schob ich meinen Po über den Kunstledersitz der Liege nach vorne, was ein unangenehmes Geräusch erzeugte.
Ich errötete noch mehr, musste schon aussehen, wie eine genmanipulierte Tomate.





Als ich endlich stand, erkannte ich, dass ich wirklich im hauseigenen Schwimmbad eingeschlafen sein muss.
Ich grinste.
"Es tut mir Leid, Sie hätten nicht die ganze Nacht bleiben müssen.", erklärte mir Leighton nun.
"Wieso denn nicht? Dann hätte ich doch den Anblick deines Traumkörpers verpasst!", dachte ich.
Doch ich sagte nichts, lächelte nur zuvorkommend.





Doch ich versuchte, wenigstens einen klaren Gedanken zu formulieren: "Ääähm... schläft... also.. Aram... Aramea, ist sie.. schläft sie?", fragte ich unbeholfen und er lächelte, wie immer.





"Ja!", sagte er.
Dann ergriff er meine Arme und sah mich eindringlich an.
"Hören Sie mal. Sie machen sich ja immer viel zu viele Sorgen um alles."
Er redete weiter, doch ich hörte nichts mehr.
Fühlte nur seine sanften Hände an meinen Armen.
Ein Schauer lief mir über den Rücken.





"Wissen Sie, ich geh' mich dann mal umziehen und das Frühstück vorbereiten, den Anblick hier müssen Sie echt nicht länger ertragen."
Er sah an sich hinab.
Ich wollte ihn auch nicht länger ertragen, sonst wäre ich vor Sehnsucht wohl gestorben.





"Ja, aber Sie sehen doch... nicht.. ich meine... also..."
Mit einem Stöhnen gab ich den Versuch, ihm zu erklären, dass er einen Traumkörper hatte, auf, und versuchte, nicht umzukippen.
Ich war dankbar, als er aus dem Raum ging und ich seufzen konnte.





Ich saß gerade beim Frühstück, als er die Küche betrat. Ich sah nicht auf, um nicht wieder Herzrasen zu bekommen, erkannte aber aus den Augenwinkeln, dass er ganz normale Sachen trug, noch nie hatte ich ihn so gesehen.





Er setzte sich zu mir und aß sein Müsli, während ich fast die ganze Zeit nicht zu ihm sah.
Dieses Gefühl des Unvermeidbaren war schrecklich - ich konnte nicht verhindern, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte. Ich konnte es nicht...
Aber ich wollte es auch nicht.





Und diese Schuldgefühle hatte ich - tagein, tagaus...
Ich durfte es Shady nicht antun, ich durfte mich diesem Drang nicht hingeben.
Ich DURFTE nicht!

Und dann kam mir der Gedanke, dass Leighton vielleicht gar nicht wusste, dass Shady meine beste Freundin war.
Und wenn er es nicht wusste, dann wusste er auch nicht, dass ich nie etwas mit ihm eingehen würde.
Shady zuliebe.

"Alles in Ordnung?", fragte er mich plötzlich.
"Jaja!", entgegnete ich.





Als wir später in der Küche standen, sah er mich wieder mit diesem Blick an, der so tief war wie der Ozean und so schön wie die schönste Wolke am Himmel.
"Ich habe nachgedacht und... da wir jetzt zusammen arbeiten, wollte ich fragen, ob wir uns nicht duzen sollten.", sagte er.
Mir stockte der Atmen. Das wäre eine weitere Annäherung...
Für ihn vielleicht nicht von Bedeutung, für mich ein Schritt in die falsche Richtung.





"Ich... äh, werde.. darüber in Ruhe nachdenken müssen...", sagte ich und war froh, wenigstens so noch die Kurve bekommen zu haben. Aber dies war keine Absage gewesen.





Als ich das Haus wenig später verließ, um nach Hause zu gehen, war mein Gefühl miserabel.
Ich wollte Shady nicht betrügen, sie war das Wichtigste für mich.
Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich sie schon längst betrogen hatte...


















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