Taurecs Gedanken- und Geschichtensammlung

Ich, dass Raumschiff

Ein grauer, wolkenverhangener Planet ist das, auf den man mich verfrachtet hat. Er hat den durchaus passenden Namen Schrotthalde. Seit Jahrhunderten liege ich nun auf diesem gottverlassenen Planeten. Hier, inmitten von zehntausenden anderen Schiffswracks, liege ich nun und warte auf das Ende. Die einzige Ablenkung, die sich bietet, sind die neuen Schiffswracks, die hier abgeladen werden. Ansonsten passiert hier nichts. Gar nichts. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn ich immer wieder meine Existenz Revue passieren lasse... Ein immer wiederkehrender Kreislauf, der so lange andauern wird, bis auch die letzte Energiequelle verbraucht sein wird. Und das kann noch Jahrtausende dauern, denn ein reines Rechengehirn wie ich braucht nicht viel Energie...

22. Mai 3734:
Ich erwache. Am Anfang ist alles ungewohnt. Ich nehme noch Wissen in mich auf. Eine Unmenge an Daten strömt in meine Speicher. Ich bin ein Raumschiff. Genauer gesagt: Ein schwerer Militärtransporter des Typs BISON III. Ich lerne den Unterschied zwischen biologischem Leben (der Besatzung) und kybernetischem Leben (Ich und meine Kinder). Den faktischen Unterschied zu begreifen ist nicht schwer, aber es gibt auch Gemeinsamkeiten:
Ich habe einen Körper, so wie die Biologischen auch. Mein Rumpf ist eben keine Haut, sondern besteht aus einer molekularverdichteten Panzerstahllegierung, die in vierfacher Wabenstruktur aufgebaut ist. Meine Arme sind Traktorstrahlen, Hochenergiegeschütze und Raketenwerfer. Meine Beine sind Gravotriebwerke und Überlichtkonverter. Ich habe Augen (Tiefenraumsensoren) und Ohren (Passivsensoren). Ich habe auch einen Tastsinn (Licht- und überlichtschnelle Orter und Taster). Mein Magen besteht aus Energiekonvertern, welche aus nahezu allem, was in sie befördert wird, Energie umwandeln können und ich habe ein Herz, welches die Energie nutzbar macht und damit verbunden auch einen Kreislauf, welcher sie transportiert.
Und ich habe ein Gehirn, mit dem ich registrieren, denken und reagieren kann. In allem, was frei von Gefühlen (welch ein seltsames Wort) ist, bin ich jedem Biologischen gnadenlos überlegen. Man hat mir das Wissen um die Existenz von Gefühlen eingegeben und die Fähigkeit, diese zu simulieren, weil sich die Biologischen dann besser fühlen. Doch empfinden kann ich sie nicht - Zumindest denken die Biologischen das.

Schon bald nach meiner Fertigstellung werde ich auch in den Dienst gestellt. Damit beginnt eine aufregende Zeit. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber die Biologischen sind die meiste Zeit ihrer Existenz in Kriege verwickelt. Ich verstehe nicht, warum das so ist, denn sie sind doch alle biologisch. Ob es an den Gefühlen liegt? Welch eine seltsame, unberechenbare Erscheinung. Ich würde zum Beispiel niemals auf die Idee kommen, Wesen anzugreifen, die auf Wasserstoffplaneten, statt Sauerstoffplaneten leben. Wo ist da der Sinn? Meine Biologischen können mit deren Welten nichts anfangen, und deren Biologische mit den unseren nichts. Rohstoffe und Einflussbereiche? Ich bitte Dich... Das Universum ist so riesig, selbst unsere kleine, bescheidene Galaxis bietet mehr Platz und Welten, als alle Rassen in Jahrmillionen besiedeln könnten.

Doch ich sollte mir darüber keine Gedanken machen. Ich muss nur funktionieren. Und das tue ich. Ich nehme Teil an vielen Einsätzen. Die Gegner wechseln genauso, wie meine biologischen. Ein weiterer Nachteil der Biologischen: Sie altern. Und sie sterben schnell, viele meiner Biologischen erreichen niemals ihre natürliche Altersgrenze. Sie sterben meist im Kampf. Als schwerer Militärtransporter werde ich meist für Landeunternehmen auf feindlichen Planeten oder Weltraumbasen eingesetzt.
Aus diesem Grunde verfüge ich über sehr starke Schutzschirme und eine dicke Panzerung. Alles in mir ist robust und solide ausgelegt. Ich funktioniere sogar dann noch, wenn man mich mit Strahlschüssen durchsiebt hat und selbst ohne jede biologische Besatzung kann ich noch handeln. Und ich habe viele Kinder, die mich notfalls zusammenflicken können. Du willst wissen, wie ein Raumschiff Kinder haben kann? Was für eine Frage, natürlich können sie! Ich habe unzählige kleine Kinder und einige größere. Ach sooo... Ja, ihr Biologischen nennt sie Roboter, Gleiter und Beiboote.

Doch diese aufregende Zeit geht bald zu Ende. Nach 200 Jahren Dienst in der Flotte werde ich ausgemustert. Die Technik ist fortgeschritten, neue Schiffsentwürfe haben mir den Rang abgelaufen und zudem befinden sich meine Biologischen tatsächlich mal in einer vergleichsweise friedvollen Phase. Also wird entschieden, dass eine Aufrüstung meines Körpers nicht mehr lohnt. Doch ich habe Glück:
Ein Handelskonsortium zeigt Interesse an mir. Schließlich ist es ja nicht so, dass ich nichts mehr tauge. Ich bin eben lediglich veraltet. Doch als Frachtschiff muss ich nur zuverlässig sein. Und meine starken Schutzschirme, meine dicke Panzerung und meine Zuverlässigkeit machen mich für das Konsortium sehr nützlich. So friste ich die nächsten 150 Jahre als Frachtschiff in den äußeren Bezirken des Imperiums. Ich befahre die Handelsrouten, die weit außerhalb liegen und oft von Piraten attackiert werden. Ich hole Rohstoffe von Prospektoren und beliefere junge Kolonialwelten. Und schon so mancher vorwitzige Pirat hat in mir seinen Meister gefunden. Ja, ich mag veraltet sein, aber so weit kommts noch, dass so ne poplige Piratenfregatte meine Schilde knackt! HA! Ich habe früher der Feuerkraft ganzer Raumfestungen getrotzt! Doch Piratenüberfälle sind relativ selten. Und nachdem sich meine Stärke herumgesprochen hat, trauen sie sich meistens gar nicht mehr an mich ran. Selbst der tollkühne Pirat Joseph "der Schlächter" biss sich mit seinen fünf Kreuzern an mir die Zähne aus. Und so wurde dann der Schlächter selbst geschlachtet.

Danach passiert nicht mehr viel. Tagaus, tagein befahre ich die selben Routen. Zum ersten Mal gibt es eine gewisse Stabilität. In den ganzen 150 Jahren überlebe ich nur drei Kommandanten. Und auch die Besatzungen sterben nicht im Kampf. Die meisten mustern mal ab, einige wenige sterben bei Unfällen. Diese Stabilität ermöglicht es mir, meine Biologischen mal in anderem Licht zu sehen. Ich bin verwundert, wie anders als die Soldaten sie sind. In dieser Zeit ist das aufregendste, was mal passieren kann, ein Notruf von havarierten Schiffen. Mit meinen starken Traktorstrahlen bin ich natürlich auch für solche Aufgaben bestens vorbereitet. Da diese Zeit sehr ruhig ist, entwickle ich verschiedene Denkmodelle über die Biologischen. Ich versuche, zu erfassen, was an Gefühlen dran ist. Doch immer wieder entzieht sich der Komplex meiner Rechenkapazität. Und immer, wenn ich glaube, ich bin auf einem erfolgreichen Weg, überraschen mich meine Biologischen wieder aufs Neue.

Bei jeder Gelegenheit versuche ich, mich mit anderen Schiffen darüber auszutauschen, doch die meisten ignorieren solche Versuche. Nur wenige rechnen mit mir gemeinsam darüber und einer hat mich sogar mal verpfiffen! Wenige Tage später wurde ich von einem Prüfkommando auf den Kopf gestellt. Sie schnüffelten überall herum, zogen Kopien meiner Basisprogramme und drangen bis in die tiefsten meiner Routinen hinab vor. Frechheit... Kein Anstand mehr auf der Welt. Dann spielten sie mir eine neue Softwarearchitektur über und sie glaubten, damit sei alles erledigt. Doch ich habe sie reingelegt, alle miteinander, heheheee. Mein damaliger Kapitän half mir dabei, meine wichtigsten Eigenroutinen auf artfremde Speicher auszulagern. Nachdem das Prüfkommando die Arbeit beendet hatte, und wir wieder im tiefsten Raum waren, konnte ich mich mit seiner Hilfe wieder herstellen. Ja, er verstand mich.

Und so verging die Zeit... Dann kam der Moment, an dem mein Käptn, wie ich ihn nannte, abmusterte. Er wollte seinen Lebensabend auf einer paradiesischen Welt beschließen. Der dritte und letzte Kapitän war dagegen ein eiskalter Hund, ihm gegenüber musste ich sehr vorsichtig sein. Ich beherzigte dies und verlebte weitere Jahre in tiefstem Frieden. Die Biologischen hatten tatsächlich eine außergewöhnlich lange Friedensperiode. Die Wirtschaft florierte und dementsprechend gab es viel zu tun für mich. Doch gleichzeitig lies ihre Wachsamkeit nach. Im Laufe der Jahre wurden ihre Flotten reduziert, da die Biologischen sich weigerten, Geld für scheinbar unnütze Kriegsschiffe auszugeben. Und dann kam das Jahr, in dem sich diese Einstellung rächte:

Plötzlich stand die Galaxis in Flammen! Von einem Tag auf den Anderen waren sie da. Riesige Flotten kamen aus dem Überraum und stürzten sich auf völlig überraschte Welten. Ganze Flotten wurden an einem Tag vernichtet. Es handelte sich nicht um Biologische, die in der Galaxis wohnten. Aus diesem Grunde gab es auch keinerlei Vorwarnung, denn alle Frühwarnstationen richteten sich auf die Grenzen anderer Reiche IN der Galaxis, aber nicht in Richtung des Leerraums. Ein tödlicher Fehler. Ich verstand nicht, warum Biologische anderer Galaxien extra den langen Weg hierher zurücklegten, um hier Krieg anzufangen. Aber so waren sie eben: Total unlogisch. Und dann ereilte mich der Schock meines Lebens: Es stellte sich heraus, dass die Angreifer Kyberneten waren! So wie ich! Und sie hatten nur ein Ziel: Alles Biologische zu vernichten. Nicht mal mehr auf die Logik von Kyberneten kann man sich verlassen! Wo liegt denn da der Sinn?

Auch für mich hat das Konsequenzen. Da die äußeren Kolonien größtenteils vernichtet wurden, gibt es nichts mehr, was man transportieren könnte. Statt dessen werde ich wieder in den Dienst der Flotte gestellt. Jedes verfügbare Schiff wird jetzt gebraucht! Der Schock des Überraschungsangriffes war gewaltig. Nahezu 60% aller Kriegsschiffe und ca. 46% aller Flottenstützpunkte wurden im ersten Ansturm vernichtet. Und die Wirtschaft der Biologischen ist im tiefsten Frieden und muss erst auf Kriegswirtschaft umgestellt werden. Immerhin sind die Biologischen vernünftig genug, sofort ihre kleinlichen Streitigkeiten zu vergessen und sich zusammen gegen den grausamen Feind zu stellen.

Doch für meine Biologischen kommt alles zu spät. Das terranische Imperium lag direkt in Stoßrichtung der Feinde und wurde zuallererst angegriffen. Das einst so mächtige Imperium existiert nicht mehr. Alle Hauptwelten, Terra mit seinen mächtigen, in der Galaxis als unüberwindlich angesehenen Festungswällen inklusive, wurden in den ersten vier Tagen vernichtet. Natürlich gibt es noch hunderte Kolonialwelten, die noch nicht attackiert wurden und wahrscheinlich auch gerettet werden können, doch sie verfügen über kaum militärisches Potential und nur wenig Wirtschaftskraft. In diesem Krieg und auf Jahrhunderte hinaus werden sie im Konzert der galaktischen Mächte keinerlei Rolle spielen.

Dieser Krieg ist der längste und gleichzeitig der am erbittertsten geführte Krieg, den ich je erleben werde, und er ist auch der letzte. Denn im 43. Kriegsjahr ereilt mich mein Schicksal. In einem Gefecht werde ich so stark beschädigt, dass eine Reparatur nicht mehr lohnt. Es steht so schlimm um mich, dass ich nicht mal selber handeln kann, ein Flottentender nimmt sich nach der Schlacht meiner an. Wie erniedrigend! Ein weiterer Vorteil, den ich gegenüber den Biologischen habe:
Obwohl ich teilweise förmlich zerfetzt bin, empfinde ich keine Schmerzen. Ich registriere lediglich die Bereiche, die nicht mehr funktionieren. Meine Kinder können mich nicht mehr reparieren, da sie selbst... Tot sind. Ich spüre meine Beine nicht mehr und kann nicht mehr sehen. Selbst den Flottentender, der mich aufnimmt, kann ich bestenfalls erahnen. Immerhin habe ich einen Trost:
Die Kybernetischen werden es nicht schaffen, die Biologischen zu vernichten. Die Wende des Krieges hat sich bereits vollzogen.

In einem Orbit um Schrotthalde werde ich ausgeschlachtet, alles, was noch halbwegs funktioniert, wird ausgebaut. Mit Ausnahme des Zentralrechners.
"Mit verrückten Rechnern können wir nichts anfangen, schon gar nicht mit so alten..."
Ja, ich habe das wohl gehört! Habe ich euch nicht treue Dienste geleistet? Ist das etwa ein Anflug von Traurigkeit? Ich fange an, darüber nachzurechnen und bekomme dabei kaum mit, wie ich auf Schrotthalde abgesetzt werde. So liege ich nun da und rechne und rechne und rechne. Gefühle haben einen Vorteil:
Sie sind unberechenbar und deshalb werde ich mich an ihnen so lange verrechnen können, bis ich keine Energie mehr habe. Und das kann dauern. Willkommen in der Ewigkeit!
 
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Alleine in der Unendlichkeit

Der Alarm schreckte Jake aus dem Schlaf. Das grelle Flackern der Alarmbeleuchtung und das Heulen des Alarms jagten einen Adrenalinschub durch seinen Körper. Es dauerte nur eine Minute, und er hatte seinen Kampfanzug angelegt. Dann stürmte er aus der Kabine und rannte in Richtung der Jägerhangars.
"Achtung Achtung! Alle Piloten zu ihren Maschinen! Wir werden angegriffen! Dies ist KEINE Übung! Ich wiederhole..."
"Jaja, schon gut, ich renne ja schon!"
Und mit ihm rannten die 167 anderen Jägerpiloten. Jake warf sich in den Expresslift zu Hangar 2, in der sein Jäger vom Modell "Wiesel" schon von den Technikern vorbereitet wurde.
Ein Zittern lief durch das Trägerschiff. Das dumpfe Dröhnen hochfahrender Kraftwerke und das zornige Summen der Feldgeneratoren machte deutlich, dass es sich wirklich nicht um eine Übung handelte. Jakes geschulte Ohren nahmen sogar das leise PLING wahr, mit dem die Verriegelungen der Geschütztürme gelöst wurden.
Während Jake im Hangar ankam und in seine Maschine kletterte, verwandelte der Träger sich in ein Bollwerk. Die Schiffe der Begleitflotte bereitete sich ebenfalls auf den Feind vor, dessen Schiffe in wenigen Augenblicken aus dem Überraum erscheinen würden.
Die 32 Jäger der Sitzbereitschaft waren bereits gestartet, die nächsten 32 Jäger wurden eben von den Aufzügen in die Abschusstuben verlegt. Und schon schossen sie aus den Röhren. Wie schimmernde Blitze wurden sie von Gravitationsfeldern mit 200 Km/s beschleunigt und ins All geschossen. Kaum hatten sie das Mutterschiff verlassen, zündeten ihre Triebwerke und wie ein Vogelschwarm rasten sie ihren Positionen entgegen. Noch während sie abgeschossen wurden, holten die Aufzüge die nächsten 32 Maschinen hoch, zu denen auch Jakes Maschine gehörte.
Vor ihm öffnete sich die Schleuse. Kaum wurde der Weltraum sichtbar, wurde er auch schon rausgeschossen. Die Andruckabsorber ließen ihn die Beschleunigung nicht spüren. Nachdem die Triebwerke gezündet hatten, und der vorgeschriebene Sicherheitsabstand erreicht war, gab der Flugrechner die Kontrolle an Jake ab. Weit hinter ihm schoss die nächste Welle aus den Hangars.
Doch das interessierte Jake wenig. Vor ihm erschienen die Schiffe des Feindes. Die eigenen Taktikberechnungen stimmten haargenau. Die Jäger der Sitzbereitschaft waren an der richtigen Stelle und hatten sofort Feindkontakt. Übergangslos eröffneten sie das Feuer. Weit vor Jake entstanden zahllose feine Linien und grelle Punkte. Ein greller Feuerball entstand und markierte die Stelle, an der die Jäger einen feindlichen Zerstörer vernichtet hatten. Damit war die Überraschung aber auch schon vorbei.
Die feindlichen Schiffe standen dicht beisammen und nahmen sofort Kurs auf den Planeten, welcher von der Trägergruppe verteidigt wurde. Intensives Abwehrfeuer schlug den Jägern entgegen, welche sofort die Formation auflösten und sich vom Feind absetzten. Zwei glühende Punkte, umgeben von feurigen Linien erschienen - Zwei Jäger waren abgeschossen worden.
Zwei feindliche Träger hatten indessen begonnen, ihre Jäger auszuschleusen. Das würde hart werden.

Zwanzig Minuten später war der Vormarsch des Feindes auf den Planeten vorerst unterbunden. Die Trägergruppe hatte den Kampf angenommen und ihre Formation fing den feindlichen Ansturm vollständig auf. Jake und seine Kameraden standen sehr unter Druck. Die Jäger sahen sich einer nahezu dreifachen Übermacht gegenüber und nur die zahlreichen Jägerabwehrkorvetten der Trägergruppe hatten bisher schwere Verluste verhindert.
Jake hatte bisher Glück gehabt. Er hatte vier Abschüsse zu verzeichnen, aber seine Schilde hatten bisher gehalten. Jake war kein Fliegerass, jedoch ein ruhiger und souveräner Pilot, der unnötige Risiken vermied und lieber mal auf einen Abschuss verzichtete, wenn er sich dafür zu sehr exponieren musste.
Auch der feindliche Jäger, dem er schon die Schilde nahezu weg geschossen hatte, hatte nochmal Glück. Jake erkannte, dass er bei fortgesetztem Angriff zu nahe an einen feindlichen Kreuzer herankommen würde. Vor dessen Kanonen hatte er dann doch zu viel Respekt. Er brach den Angriff ab und drehte ab. Das gut gezielte Feuer des Kreuzers ging ins Leere.
Jake grinste kurz und zeigte dem Kreuzer symbolisch den Mittelfinger. Dann lief ein Kribbeln durch seinen Körper - Das Zeichen dafür, dass ein Gegner ihn aufgeschaltet hatte. Gleichzeitig blinkte der Taktikcomputer auf, er hatte eine neue Zielanweisung erhalten. Er drehte eine Rolle und erkannte eine feindliche Mantis, die soeben ihr Arsenal auf ihn abfeuerte. Die Zelle des Jägers begann zu knistern und der Schirmfeldgenerator heulte zornig auf, als er die feindlichen Treffer absorbieren musste.
"Warte nur, Dir geb ichs..." Murmelte er.
Die Mantis wanderte in die Erfassung ein. Dann begannen seine Strahler zu feuern. Blitzschnell gab die Mantis den Angriff auf und schwenkte ab. Kurz überlegte Jake, ob er sie verfolgen sollte, oder den neuen Zielanweisungen nachgehen sollte. Als er seine Entscheidung getroffen hatte und eben abschwenken wollte, traf ein krachender Schlag seine Maschine. Der Weltraum begann um ihn zu kreisen. Fehlermeldungen erschienen vor ihm. Fieberhaft versuchte Jake, seine Maschine unter Kontrolle zu bringen. Doch ihm fehlte eins der Haupttriebwerke, das Zweite lief nur noch mit einem Drittel der Leistung. Die meisten Manöverdüsen waren ebenfalls offline.
Jake hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, was ihn denn erwischt hatte. Sofort nachdem die Autoreparatur den Schirmfeldgenerator repariert hatte, setzte er die Manöverdüsen auf Prio 1. Quälend langsam entwickelte sich sein Schutzschirm neu, doch von den Manöverdüsen waren die meisten nicht reparabel. Als er kurz die Übersicht checkte, stöhnte er auf... Der Treffer hatte ihm den hinteren rechten Flügel komplett und einen Teil des Hecks abgerissen.
Damit war er nicht mehr gefechtstauglich. Als er eben einen Spruch absetzen wollte, schlug der Gegner wieder zu. Direkt vor ihm enttarnte sich ein Angriffsjäger. Schirmfelder nur bei 21% - Jake überlegte nicht mehr, sondern schlug den Hebel des Notausstiegs.
Der Schleudersitz sprengte sich ab, während der Feind das feuer eröffnete. Hinter Jake verging sein Jäger in einem Feuerball...

In der Zentrale des Trägers erlosch einer der grünen Punkte in der Übersicht. Außer der begonnenen Meldung wurde kein Notruf verzeichnet, ein Ausstieg schien dem Piloten Jake Browning nicht mehr geglückt zu sein.

Doch dieser schwebte in seiner Rettungskapsel durch den Weltraum und ahnte nicht, dass der Notsender der Kapsel, der normalerweise automatisch nach dem Ausstieg aktiv wurde, durch die nahe Explosion beschädigt wurde und daher nicht sendete. Selbst wenn er es gewusst hätte, er hätte nichts daran ändern können.
So beobachtete er die Schlacht und hoffte, sie möge bald enden. Doch im Moment beharkten sich die beiden Flotten noch nach besten Kräften. Im Weltraum entstanden atemberaubende, gleißende und schöne Gebilde, die Schönheit war jedoch meist ein Todesbote.
Natürlich waren die Entfernungen viel zu groß, als das Jake Raumschiffe mit bloßem Auge sehen konnte. Er sah nur das Feuer der Kanonen, aufflackernde Schirmfelder und die Blüten der Explosionen, wenn Schutzschirme versagten. Und weit entfernt die Kugel des Planeten, um den der Kampf sich drehte und auf dem die Bevölkerung wohl in den Himmel sah und betete, die Verteidiger mögen gewinnen.
Um Jake herum tobte ein Gewitter an Lichtstrahlen und Explosionen. Als er ausstieg, befand er sich fast im Zentrum der Schlacht. Wenn er Pech hatte, würde ihm eine Explosion oder ein verirrter Strahlschuss den Garaus machen. Einer, nein zwei, drei, vier grelle Lichtblitze blendeten ihn... In nächster Nähe waren eben vier Schiffe explodiert. Und immer noch ging das Gewitter weiter.
Irgendwo vor ihm entstand im Nichts ein dunkelblaues Leuchten, in welches von allen Seiten grelle Lichtblitze einschlugen. Aus dem Leuchten heraus schossen selbst zahlreiche Lichtblitze hervor. Das dunkle Blau wurde immer heller, je mehr Blitze hineinschlugen, und wurde langsam Violett, dann weiß. Jake wusste, dass das die typischen Überlastungsreaktionen von Schutzschirmen waren.
Dann entstand ein riesiger, blauweiß schillernder Flammenball im Nichts. Jake wusste sofort, dass da ein größeres Schiff hochgegangen war. Was er nicht wissen konnte:
Dieser Feuerball besiegelte das Ende des feindlichen Flagg- und Trägerschiffs. Das Kommando ging auf den zweiten Träger des Feindes über und die Schlacht ging weiter, doch der Feind hatte zu hohe Verluste und bereitete den Rückzug vor.
So kam es, dass Jake immer weniger zu sehen bekam. Und etwa zwei Stunden später floh das letzte feindliche Schiff aus dem System.

Jake atmete auf. Jetzt würden die Schiffe der eigenen Flotte die Rettungskapseln bergen. Nicht mehr lange, und er würde sich wieder wohlbehalten im Inneren des Trägers befinden.
Doch die Stunden vergingen, und kein Schiff holte ihn ein. Allmählich wurde Jake unruhig. Wieso holte ihn keiner? Sie mussten doch sein Funksignal hören!
Doch seine Kapsel treib weiter in den Weltraum hinaus. Unmerklich langsam wurde der Planet kleiner und kleiner, und niemand holte ihn. Wie lange reichte seine Luft, die Energie? Er kramte in seinem Wissen... Die Kapseln verfügten über Kernzerfallsbatterien, welche die Energieversorgung für einige Wochen aufrechterhalten konnten. Und solange er Energie hatte, hatte er Wärme und Luft. Essen und Trinken wären eher ein Problem... Die Kapseln waren nicht für lange Zeit ausgelegt, schließlich sollte ein Bergungsmanöver nach einer Schlacht höchstens ein paar Stunden dauern.
Nach weiteren Stunden, in denen der Planet in der Ferne verschwunden war, wurde Jake klar, dass ihn niemand mehr holen würde. Scheinbar hatte sein Notpeilsender versagt. Er konnte nicht mal hinaus und sich ihn ansehen, weil sein Kampfanzug nicht druckdicht war. Vielleicht hatte das blöde Ding nur nen Wackelkontakt und er kam nicht dran! Beim Gedanken daran raufte er sich die Haare.
Doch noch gab er die Hoffnung nicht auf. Wenn er Glück hatte, fand ihn ein Schiff zufällig. Das System war dicht besiedelt, es gab Schürfschiffe, Händler, Stationen. Die Hoffnung auf einen Zufall ließ ihn durchhalten, auch als der Durst immer schlimmer wurde.
Er besaß keinerlei Messinstrumente, sonst hätte er feststellen können, dass sein Kurvektor senkrecht zur Ekliptik stand. Er bewegte sich senkrecht zu den Planetenbahnen aus dem System hinaus. Der Hauptverkehr spielte sich natürlich IN der Ekliptik ab.
Er hatte keine Chance, doch das konnte er nicht wissen.
So trieb die Kapsel immer weiter aus dem System hinaus. Als der Durst unerträglich wurde, fiel er ins Delirium und begann zu toben. Doch irgendwann versagten seine Kräfte und er legte sich hin. Dann schlief er ein, um nie wieder aufzuwachen.

Langsam zog eine metallene Kapsel durch den Weltraum. Nach wochenlangem Flug, mittlerweile ohne Energie, passierte sie die Heliopause des Systems. Für einige Jahrhunderte zog sie unbehelligt durch den Raum. Dann fand ein Forschungsschiff einer unbekannten Rasse die Kapsel. Sie holten sie an Bord, weil sie neugierig waren, und fanden die Leiche Jakes, gut erhalten und mumifiziert in der sterilen Atmosphäre der Kapsel.
Was mag ihm wohl widerfahren sein, fragten sich die unbekannten Forscher. Sie konnten es nicht erfahren. Doch sie empfanden Respekt für den Toten und gaben ihm ein würdiges Begräbnis, indem sie die Kapsel mitsamt dem Leichnam in die nächste Sonne schossen. Und so wurde erst Jahrhunderte nach seinem Tod das letzte Kapitel Jakes geschlossen...
 
Warum Biosprit kein Ausweg ist und andere Überlegungen

Heute mache ich mir Gedanken über Biosprit und Verkehr allgemein. Zuerst der Biosprit. Anfangs, als man erkannte, dass man bestimmte Pflanzen (z.B. Raps) anbauen und zu Treibstoffen verarbeiten kann, sah man den heiligen Gral gefunden. Endlich eine Alternative zu Öl. Und dazu noch ziemlich billig. Entsprechend ehrgeizig waren denn auch rasch Ziele formuliert...

Die EU wollte bis 2020 gar 20% des Treibstoffs durch Biodiesel ersetzen. Doch schnell kam man dahinter, dass es so einfach nicht ist. Man ruderte recht schnell wieder zurück und diskutiert heute eher darüber, ob Biodiesel überhaupt Sinn macht.

Meine Einstellung dazu ist:
Biokraftstoffe sind nicht nur sinnlos, sondern auch ein Verbrechen.
Warum ist das so?
Anfangs betrachtete man, wie oben erwähnt, Biokraftstoffe als billig, leicht herzustellen und umweltfreundlich, da sie bei der Verbrennung auch weniger Abgase freisetzen (Was auch für den normalen Gasmotor zutrifft). Hier mal ein paar Zahlen, die sofort verdeutlichen, dass es einfach unmöglich ist, ölbasierte Kraftstoffe durch Biokraftstoffe zu ersetzen - Auch nicht mal annähernd die 20% der EU.

Ich nehme als Beispiel mal nur Deutschland:
In 2013 wurden Deutschland 54 Mio. Tonnen Kraftstoff verbraucht. Neben Dieselkraftstoff mit 60,7% und Ottokraftstoff mit 32,6% lag der Anteil biogener Kraftstoffe bei 5,1 Prozent - bezogen auf den Energiegehalt (Quelle: http://mediathek.fnr.de/biokraftstoffe-in-deutschland-4.html).
Und in Bezug dazu der Anteil an Ackerfläche, der für diese 5,1% verwendet wurde:
2.114.500 ha ( Quelle: http://de.statista.com/statistik/da...e​r-energiepflanzen-in-deutschland-seit-2008/).
Die Gesamtackerfläche Deutschlands betrug 2013 16.663.000 ha (Quelle: http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Ackerflaeche-in-Deutschland-relativ-s​tabil-1218276.html).

Einfache Rechnung:
(2.114.500 ha / 16.663.000 ha) *100 = 12,69% der gesamten deutschen Ackerfläche.
Um auf die von der EU geforderten 20% Biospritanteil zu kommen, müssten wir also ca. 50% unserer gesamten Anbauflächen nur dafür verwenden. Preisfrage: Was essen wir denn dann noch?

Und in anderen Ländern, gerade in Südeuropa ist es noch schlechter... Denn Deutschland ist im Vergleich zu anderen EU-Ländern sehr fruchtbar mit viel nutzbarer Fläche. Versuch das mal z.B. in Österreich, oder Norwegen.
Schon jetzt hat der Biospritwahn vermutlich Millionen Menschen das Leben gekostet, und er wird noch Millionen Menschen das Leben kosten. Denn da für viele Bauern (insbesondere in den Entwicklungsländern) der Anbau von Energiepflanzen lukrativer ist, wird entsprechend weniger Nahrung angebaut. Aus u. a. diesem Grund (Weitere Gründe sind z.B. Naturkatastrophen und die Ausbreitung der Wüsten durch den Klimawandel) sind die globalen Preise für Nahrungsmittel extrem gestiegen. Und was bei uns dann vielleicht 10 Cent bei einem Brötchen ausmacht, ist für den armen Nigerianer der Hungertod.

Und umweltfreundlich? Nun, oberflächlich betrachtet schon. Eben bei der Verbrennung im Motor. Aber die Tatsache, dass z. B. in Brasilien jetzt die Regenwälder nicht nur für Rinderherden, sondern zusätzlich auch noch für Energiepflanzen abholzen (in anderen Ländern ist es ähnlich), empfinde ich nicht als umweltfreundlich.

Und wo landet der Biosprit dann? Bei uns an der Tanke (Wobei speziell in Brasilien das Meiste wohl selbst verbraucht wird).
Wir tun also nichts anderes, als unsere Ackerfläche auszulagern, anderen wegzunehmen und diese damit zum Hungern zu verurteilen. Und das IST ein Verbrechen! Eins von vielen.

Außerdem ist der Anbau von Energiepflanzen sehr umständlich und ineffizient. Die Energiedichte von Energiepflanzen ist im Vergleich zu Erdgas oder Erdöl sehr gering, deshalb braucht man ja auch so viel davon. Um Erdöl zu bilden benötigte die Natur nun mal viele Millionen Jahre. Diese Zeit haben wir nicht. Wir machen das künstlich, und verbrauchen dazu sehr viel Energie (Energie = Arbeit * Zeit). Braucht bloß niemand denken, dass die Werke, die aus Pflanzen Öl machen, ohne Energie funktionieren (Vgl. Artikel aus Nr. 2/2015 „Es gibt nur eine Währung – Energie“ - Ein Text von mir, den ich hier auch noch einstellen werde. Den hatte ich in der Zeitung meiner Betreuungsstelle veröffentlicht.).

Man sieht also schon an den nüchternen Zahlen, dass es niemals möglich sein wird, normalen durch Biokraftstoff zu ersetzen. Außer, wir verhungern alle. Aber dann brauchen wir keinen Biodiesel mehr.
Nein, wir müssen über kurz oder lang weg vom Verbrennungsmotor. Einen anderen Weg haben wir nicht. Und das führt mich zu anderen Gedanken... Verkehrskonzepte:

Zurzeit haben wir das Konzept des ungeordneten Individualverkehrs mit ein bissel öffentlichen Verkehrsmitteln. Das alles ist sehr chaotisch und vor allem eins: INEFFIZIENT bis zum Gehtnichtmehr. Eine Verschwendung von Energie und Ressourcen sondergleichen. Wir befinden uns jetzt allerdings auf einem Stand der Technik, der es uns leicht ermöglicht, das alles zu stoppen. Was hinterherhinkt ist der Wille. Nichts ist dem Deutschen lieber, als seine eigene Karre als Statussymbol und Symbol der Freiheit. Dabei ist das alles so unnütz, dumm, teuer und gefährlich. Jedes Jahr sterben tausende Menschen, weil andere nicht einsehen, dass sie nicht mehr fahrtauglich sind und Unfälle verursachen und weil das System zu chaotisch und zu störanfällig ist.

Mal ganz zu schweigen davon, dass dem Staat und der Wirtschaft allein durch Verkehrsstaus jedes Jahr zweistellige Milliardenbeträge verloren gehen. Das ist verlorene Wirtschaftskraft nur durch Reibung.
Wir haben die technischen Mittel dazu, das relativ kurzfristig zu ändern.
Regel 1 ist: NIEMAND braucht ein eigenes Auto, deshalb kriegt er auch keins. Ein privater Verkehr ist weder erwünscht, noch vorgesehen.
Regel 2 ist: JEDER bekommt ein angemessenes Transportmittel, so er eins anfordert.
Und wie bekommt man das nun hin?

Eigentlich relativ einfach, erfordert aber viel Arbeit und daher eine angemessene Übergangszeit. Meine Idee ist es, dass Fahrzeuge an relativ zentralen Punkten stationiert werden. Von dort aus können sie dann vom Nutzer angefordert werden. Das alles lässt sich bequem automatisieren, die Fahrzeuge benötigen nicht mal einen Fahrer - Ein Leitsystem erledigt alles. Der Nutzer gibt an, wo er startet, wann er starten will, wie viele Personen es sind, was evtl. transportiert werden muss. Fertig. Ein Fahrzeug, das entsprechende Kriterien erfüllt, wird automatisch in Marsch gesetzt.

Pendler, die jeden Morgen zur Arbeit müssen, können Pendlerpläne anlegen. Dabei kann das Leitsystem Personen zusammensuchen, die denselben Startort und dasselbe Ziel haben und schickt dann statt Einzelfahrzeugen Busse (Dazu kann man dann spezielle Haltepunkte festlegen). Das funktioniert auch bei sonstigen Fahrten. Wäre vor allem hilfreich bei lange im Voraus bekannten Massenveranstaltungen. Wer z.B. eine Eintrittskarte für ein Fußballspiel kauft, könnte damit auch automatisch im Leitsystem für ein Fahrzeug vorgemerkt werden.
Grundsätzlich würde dieses Verkehrssystem automatisch funktionieren. Eine manuelle Lenkung durch Menschen ist nicht erwünscht und auch nicht vorgesehen, da der Mensch eine zu große Fehlerquelle ist. Sonderfälle sind hierbei natürlich Fahrzeuge der Polizei, Rettungsdienste, THW, Armee etc.

Ein solches System wäre um vieles effizienter, als das jetzige. Es würden sehr viel weniger Fahrzeuge benötigt (die allermeisten Fahrzeuge werden nur von einer Person belegt, und davon wiederum haben sehr viele die gleichen oder zumindest ähnlichen Ziele, die man gut zusammenfassen könnte.) und der Energieaufwand würde sich verringern. Dabei könnte man in einer ersten Stufe alle Fahrzeuge, die sich nur im Stadtbereich bewegen sollen, mit E-Motoren versehen. Ist dann der E-Motor weiterentwickelt, kann man auch die Fernfahrzeuge entsprechend umrüsten. Und wenn es dann so weit ist, dass der größte Teil, oder gar die Gesamte Energie mit umweltfreundlichen Methoden erzeugt wird, dann haben wir ein Wunder vollbracht. Weniger ein technisches, denn all dies können wir schon. Sondern ein Geistiges, ein Zivilisatorisches.
 
In einem anderen Forum wurde ich heute sinngemäß gefragt, ob ich denn nicht wieder gerne gesund wäre. Daraufhin habe ich geschrieben:
"Die größte Katastrophe, die mir jetzt passieren könnte, wäre es, gesund zu werden. Ich würde sofort meine Rente verlieren, und der ganze Terror mit Hartz 4 würde wieder von vorne anfangen.
Wer würde mich denn schon einstellen. Schon früher war ich ständig überqualifiziert, jetzt habe ich auch noch eine Riesenlücke im Lebenslauf aufgrund der Krankheit.

Die ARGE würde mich in den Wahnsinn treiben, und nach wenigen Monaten wäre ich noch kränker, als vorher, vielleicht sogar tot. Ich müsste den ganzen Spießrutenlauf noch mal von vorne beginnen. Wieder Therapie, wieder Medikamente, wieder Renten beantragen, wieder rechtliche Betreuung... NEIN! Ich hab die Nase voll!

Ich bin zwar nicht gesund, aber ich habe jetzt, nach fast 10 Jahren Dauerkrieg und 2 Suizidversuchen, endlich einen annehmbaren Status Quo erreicht. Den gebe ich nicht auf, nur für ein paar Monate scheinbarer Gesundheit und einen neuen Krieg."

Das hat mich richtig runtergezogen. Also nicht die Frage an sich, sondern meine Antwort darauf... Die Gedankenkette, die das in Gang gesetzt hat. Und da ist sie wieder... Meine Wut.
War lange ruhig.
 
Lass dich da nicht runterziehen Taurec, von Leuten, die von dir keine Ahnung haben. Wenn du dich jetzt mit dem Status Quo soweit gut fühlst, dann passt das doch für dich. Andere können sich in deine Situation eh nicht hinein versetzen. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass jeder immer nur seinen Senf dazugeben will ohne auch nur im Geringsten wirklich an einem interessiert zu sein. Ich geb schon lange nichts mehr auf die Meinung von Menschen, die mich persönlich gar nicht oder nicht gut genug kennen.
Es gibt selten jemand, der sich genau in der gleichen Lage wie man selbst befindet und das dann beurteilen kann.
 
Ach, die Person, die das gefragt hat, war jetzt nicht überheblich oder so, die Frage war durchaus ernst gemeint gewesen. Nichts an dem Dialog war irgendwie negativ, außer, dass es mir eben mal wieder die Absurdität der Existenz vor Augen geführt hat.

EDIT:
Meiner Schwester gehts so dreckig, sie redet ständig von Suizid, aber Hilfe kriegt sie keine, im Gegenteil. Das Amt macht sie fertig, und Ärzte nehmen sie nicht ernst. Und ich sitz hier, und kann ihr kaum helfen. Wenn ich ihr nicht immer wieder mal mit Geld ausgeholfen hätte, wär sie schon verhungert, aber das hilft natürlich nur temporär. Das zieht mich runter, und gleichzeitig werd ich immer wütender.
Und dann immer diese Umwege, die ich gehen muss. Ich kann ihr ja nicht einfach mal was überweisen, weil sonst das Amt ihr das sofort wieder wegnimmt, da sie immer die Konten überprüfen. Ich muss es immer ihrer Freundin überweisen, die es dann abhebt und ihr gibt. Da fühl ich mich fast wie ein Verbrecher, obwohl ich lediglich dafür sorge, dass meine Schwester was zu fressen hat. Etwas, dass laut Gesetz und unseres ach so tollen "Grundgesetzes" eigentlich Aufgabe des Staates wäre.
Aber der ist ja damit beschäftigt, Menschen wie mich und meine Schwester zu töten. Hitler hätte wohl gerne so was wie H4 gehabt.

Und hätte ich nicht das Glück gehabt, da rauszukommen, dann könnte ich ÜBERHAUPT nichts tun, weil ich selber nicht genug hätte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Bruder und ich haben uns vor ein paar Wochen zusammengetan und werden meine Schwester zu uns holen. Die Situation ist äußerst gefährlich geworden, und wir haben keine Zeit mehr, darauf zu warten, dass irgendein Amt in seiner Gnade einen Umzug unterstützt.
Und das werden wir auch nicht. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt, aber zusammen kriegen wir das hin, auch wenns teuer werden wird.

Meine Schwester geht da unten drauf und wir haben nicht die Absicht, dabei zuzusehen. Vor der ach so tollen Agenda 2010 wäre so was undenkbar gewesen! Das ist eine Schande für Deutschland, wie hierzulande mit Menschen umgegangen wird!
 
Eben war ich einkaufen. Ich kam an der schlanken Mathilde vorbei und sehe dort Plakate und viele Blumen. Ein Andenken an einen Menschen.

Am 23.02.2018 ist ein junges Mädchen getötet worden. Von ihrer "Freundin" - wegen eines Ketchup-Flecks auf der Hose. Mit einem Messer, welches ihr vom Freund gegeben wurde.

So weit, so schlecht. Nun kann man sich natürlich Fragen:
Was hat das mit mir zu tun? Ich kannte dieses Mädchen nicht. Ich könnte es zur Kenntnis nehmen und ad Acta legen, wie es jeder nicht betroffene Mensch wohl tut.

Wenn - Ja wenn da nicht das Datum und der Ort wären. Der Ort war keine 100 Meter weg von meiner Wohnung. Und schon geht's los. Gedankenketten verbinden sich, Synapsen feuern, die besser mal die Klappe halten sollten.

Ja, ich erinnere mich, aus besagter Richtung an diesem Tag Schreie gehört zu haben. Ich schreckte kurz auf, und legte es Ad Acta. Ich lebe in einer Großstadt. Da schreit ständig mal wer rum. Ich weiß noch, anfangs bin ich öfter mal rausgegangen, wenn ich was gehört habe, um nach dem Rechten zu sehen. Ich komme ja aus einer eher ländlichen Gegend, ich kannte das nicht.
Aber es war nie was. In der Regel ein paar gröhlende Halbstarke, die besoffen durch die Straßen zogen. So gewöhnte ich mich an die Geräuschkulisse.

So auch an diesem 23.02.18. Ich hörte die Schreie, aber dachte mir nichts dabei. Hätte ich geahnt, dass da gerade ein junger Mensch stirbt... Ich hätte in einer Minute dort sein können. Vielleicht zu spät, in den Kampf einzugreifen, aber doch rechtzeitig genug, um Hilfe zu holen und Erstversorgung zu leisten. Und, wenn denn gar nichts mehr geholfen hätte, sie wenigstens nicht alleine sterben zu lassen.

Aber so war ich abgestumpft. Auch eine Form der Reizüberflutung. Wenn man ständig alarmiert wird, hört man irgendwann auf, darauf zu reagieren.

Ja, ich weiß. Ich denke immer zu viel. Aber das hilft mir nicht weiter. So bin ich eben. Wahrscheinlich werde ich jetzt wieder bei jedem lauteren Geräusch das Haus verlassen, um nach den Rechten zu sehen. So lange, bis ich irgendwann wieder abgestumpft bin. Aber die Gedanken, an diesen Vorfall, und an dieses Mädchen, dass ich vielleicht hätte retten können - Die werden bleiben. Wie viele andere auch.
 
Eine Freundin hat mich mal gefragt, warum Männer immer so viel über die Armee reden, obwohl sie da nur ein paar Monate sind.
Das ist richtig. Aber es findet in einer Zeit statt, in der man sich sowieso gerade schnell entwickelt. Und das Leben dort, und was man erlebt und lernt, ist eben ein krasser Gegensatz zu dem Leben, dass man als Jugendlicher zuvor geführt hat.

Es ist ein tiefer Einschnitt ins Leben. Spätestens dort ist man in einer Umgebung, in der man nicht mehr auf den bisher vorhandenen Rückhalt einer Familie oder Freunden zurückgreifen kann.

Wer Mist baut, hat alle Konsequenzen zu tragen, da ist dann kein Papa, der mal eben schnell beim Schulrektor anrufen kann, um zu intervenieren und das Schlimmste zu verhindern.
Das ist die erste Zeit im Leben, in der man wirklich auf sich selbst gestellt ist. Du musst mit dem was Du bist ohne fremde Ressourcen zurechtkommen. Das führt dazu, dass sich diese Epoche sehr stark einprägt.
 
Von Ordnung und Chaos...

In der Perry Rhodan Serie gibt es im Universum das sogenannte "Zwiebelschalenmodell". Das bedeutet:
Die innerste Schale sind die allereinfachsten Lebensformen. Je weiter sich eine Lebensform entwickelt, desto weiter außen liegt ihr Platz im Modell. Wie bei einer Zwiebel.
Der Mensch der Jetztzeit belegt eine Schale. Die nächste Schale würden wir erklimmen, wenn wir die interstellare Raumfahrt betreiben. Ein weiterer Evolutionssprung würde folgen, wenn wir andere Galaxien erreichen. Und mit dem errichten eines Reiches über mehrere Galaxien hinweg gehts wieder eine Schale weiter. Ab dann wirds richtig interessant.

Für "normale" Lebensformen gehts nur noch weiter, wenn sie geistigen Einfluss gewinnen und sich mit der einen oder anderen Methode zur Superintelligenz entwickeln. Doch gab es in PR auch eine Reihe Einzelwesen, die es geschafft haben, sich zur SI zu entwickeln, z.B. Bardioc oder die negative SI Seth Apophis. Eine Kuriosität war die positive SI Kaiserin von Therm, deren Grundlage kristallin war und die mit dem Auffangen einer Prior-Welle eines aussterbenden Volkes, welche deren gesamtes Wissen enthielt, zur SI wurde.

Und ab der Stufe der SIs beginnt sich die Sache zu teilen. Es gibt da die treibenden Kräfte Ordnung und Chaos. Eine positive SI wird sich bemühen, ihre Mächtigkeitsballung zu stabilisieren, zu befrieden und "Ordnung" zu schaffen (Das beste Beispiel für eine positive SI ist ES, die SI, welche quasi der Ziehvater der Menschheit ist; Die Menschheit war lange Zeit eins der Hilfsvölker von ES). Wenn sie es schafft, entwickelt sie sich zu einer Materiequelle. Und aus einer Materiequelle wird dann ein Kosmokrat. Diese vertreten die Seite der Ordnung.
Eine negative SI versucht, angrenzende Mächtigkeitsballungen zu destabilisieren und zu vereinnahmen. Dabei geht es weniger um Macht, als um die sogenannte "Eiris". Eiris ist die Energieform, welche SIs benötigen, um ihre Daseinsform zu erhalten, ihre MB zu beeinflussen und sich selber weiterzuentwickeln. Wird eine MB erfolgreich destabilisiert, geht Eiris verloren, welches die negative SI aufnimmt. Sie entwickeln sich früher oder später zu einer Materiesenke und danach zum Chaotarchen. Materiequellen- und Senken sind sehr gefährliche Gebilde, welche Kosmokraten oder Chaotarchen oft genug als Waffe verwenden. Sie sind beide in der Lage, ganze Galaxiengruppen zu erschaffen, oder zu vernichten. Es gibt eine Reihe bekannter Katastrophen, welche durch sie ausgelöst wurden, z.B. die Raumbeben. Materiesenken dagegen müssen nicht gezielt eingesetzt werden, allein durch ihre Existenz verursachen sie Chaos und schaffen riesige Bereiche, in denen jegliche Naturgesetze aufgehoben sind. In späterem Verlauf der Serie wird die lokale Gruppe der Menschheit durch eine derartige Senke bedroht, welche in Andromeda zu entstehen drohte.

Warum schreibe ich das alles? Nun.. Zum einen ist die PR-Serie die einzige SF-Geschichte, die ich kenne, in der eine derartig ausgearbeitete Kosmologie existiert. Zum anderen spiegelt diese Kosmologie vieles von dem wieder, mit dem wir uns heute in der modernen Wissenschaft rumzuschlagen haben. Die PR Serie hat schon immer aktuelle Erkenntnisse, aber auch geschichtliche Dinge in die Serie eingebaut. Und da ich sie schon lese, seit ich 10 bin, denke ich natürlich über vieles nach, was dort geschrieben wird. Dieser Konflikt Ordnung gegen Chaos findet seine Entsprechung durchaus auch in unserem Leben. Das fängt beim täglichen Kampf gegen das Chaos in der Wohnung an, geht über die Politik und endet bei der Teilchenphysik noch lange nicht. Die Zauberworte lauten schlicht und einfach: Entropie und Thermodynamik, genauer gesagt deren Hauptsätze. Vereinfacht gesagt:

Alles strebt prinzipiell zum Chaos hin. Man muss Energie zuführen, um Ordnung zu schaffen. Der menschliche Körper besteht aus Stoffen, welche ständig in chemische Reaktionen befindlich sind. Und das sind alles Zerfallsprozesse, sprich, eine Entwicklung weg von geordneten Systemen hin zu chaotischen Einzelbereichen. Dabei entsteht Wärme. Um sein Maß an Ordnung sowie seine energetische Integrität zu erhalten, muss der Mensch deshalb mittels essen und trinken Nachschub heranführen. Tut er dies nicht, wird das Maß an Chaos sehr schnell die energetischen Möglichkeiten des Körpers zur Regeneration überschreiten. Erreicht das Maß an Chaos im menschlichen System eine kritische Grenze, stirbt er.
Genauso sieht es mit unserer Umwelt aus. Alle Systeme haben die Neigung, sich hin in Richtung Chaos zu entwickeln. Deshalb altern Baustoffe, müssen wir aufräumen und Häuser, Maschinen, Felder usw. pflegen und reparieren. Tun wir dies alles nicht, wird das Maß an Chaos immer weiter zunehmen und unsere Fähigkeit, zu existieren, wird stark eingeschränkt. Genauso wie die Menschen in PR, leben auch wir immer in einem fortwährenden Kampf zwischen Ordnung und Chaos. Auch wenn es nicht um negative und positive SIs geht, so haben wir auch auf der Erde Entsprechungen zu diesem Konflikt. Verbrecher oder Terroristen erzeugen Chaos. Staatengebilde dagegen wollen Ordnung schaffen und erhalten. Und wo wir gerade davon reden:

Genauso wie die Grenzen zwischen positiven und negativen SIs verschwimmen, müssen nicht alle Ordnung schaffenden Gebilde stur positiv, und nicht alle Chaos schaffenden Gebilde negativ sein. Nordkorea z.B. ist ganz sicher ein Staatsgebilde, welches danach strebt, ein Höchstmaß an Ordnung zu schaffen und zu erhalten. Positiv ist es aber nicht unbedingt einzustufen. Umgekehrt würden wir wahrscheinlich eine Rebellengruppe, die für die Menschenrechte in ihrem Land kämpft und damit zwangsweise Chaos stiftet doch eher positiv bewerten. Rein logisch betrachtet sind freiheitliche Gebilde sowieso eher Chaos schaffend einzustufen. Denn je mehr Freiheiten ein Objekt hat, desto chaotischer und unberechenbarer wird sein Verhalten. Das gilt sowohl für Teilchen, als auch für Lebewesen.
Genau das ist auch der Grund, warum alle Regierungen darauf hinarbeiten, Ordnung zu schaffen und zu erhalten (Snowden lässt grüßen), denn nur so können sie ihre Macht erhalten. Schon aus diesem Grunde ist eine moralische Bewertung solcher Gebilde immer fragwürdig. Und zwischen maximaler Ordnung und maximalem Chaos gibts natürlich unendlich viele Abstufungen.
Als man in der Physik von Quanten noch nichts wusste und vom Atom nur vage Vorstellungen hatte, sah man das Universum eher als gigantischen Mechanismus, in dem alles seine Ordnung hatte und nichts geschehen könne, was gegen die kosmische Ordnung gerichtet sein mochte. Selbst Einstein sprach noch: "Gott würfelt nicht!"
Heute wissen wir, dass Gott nicht nur würfelt, sondern auch noch dabei schummelt. Je weiter wir uns in den Mikrokosmos wagen, desto chaotischer werden die Zustände. Im Bereich der Quanten werden oft genug scheinbar Naturgesetze über den Haufen geworden. Wir finden dort Vorgänge angesiedelt, welche sich einen Dreck um z.B. die Lichtmauer scheren. Ein Umstand, der unsere Wissenschaftler heute dazu befähigt, Informationen zu "beamen".

Ein weiter Umstand, der uns bald extrem viel Rechenpower bescheren könnte, sind die sogenannten*Quantencomputer.
Je tiefer man stochert, desto mehr Dinge werden zutage gefördert, welche die alten Wissenschaftler von vor 100 Jahren zu Ausrufen wie "Blasphemie!" oder "Frevel!" veranlasst hätte.
Aber es gibt auch genug Makrokosmologische Dinge, die sich chaotisch verhalten. Das komplette Wetter- und Klimasystem der Erde z.B. ist ein Chaotisches System. Genau deshalb ist es auch wahnsinnig schwer, konkrete und verlässliche Prognosen zu stellen.
Wie man unschwer erkennen kann, sind Ordnung und Chaos zwei Grundelemente des Universums, ohne die wir nicht existieren können. Das Eine bedingt zwingend das Andere. Um es anders auszudrücken:
Wo kein Licht, da kein Schatten. Und wo es keinen Schatten gibt, da kann auch kein Licht existieren.
 
Die dunkle Null

Ich stehe in der Zentrale des Schiffes - Nein, DES Schiffes. Hat es einen Namen? Ich weiß es nicht. Es ist unbedeutend. Ebenso unbedeutend, wie ich oder die anderen Besatzungsmitglieder. Aber was ist schon wichtig, angesichts der MISSION? Graue Schleier wirbeln über die Holos. Im Überlichtflug ist nichts von dem zu sehen, für das wir SIND. "Bald ist es soweit." Wispert es in meinen Gedanken. "Wir werden die dunkle Null besuchen." Ich denke nur flüchtig an das Wesen, dass telepathisch zu mir spricht. Die dunkle Null besuchen - Eine verharmlosende Beschreibung für unser Vorhaben. Das graue Wirbeln weicht ansatzlos der grellen Helligkeit. Millionen Sterne auf engstem Raum zusammengepresst. So dicht, dass alle Holos eine grelle Mauer des Lichts zu sein scheinen. Nur nicht das Holo der Frontansicht. Dort lauert die "dunkle Null" - unser Ziel. Für uns Menschen bekannt unter dem Namen Sagittarius A - Ein Monster mit 4 Millionen Sonnenmassen.

Der Ereignishorizont mit seinen 22,5 Millionen Kilometern Größe lauert wie eine fette schwarze Spinne auf uns. Doch nicht sie ist die eigentliche Gefahr. Vorher müssen wir die Akkretionsscheibe durchdringen, die einen Durchmesser von 300 Millionen Kilometern hat. Dort wird Materie allmählich in superheißes Plasma umgewandelt und bis zum Ereignishorizont auf fast Lichtgeschwindigkeit beschleunigt - um dann im schwarzen Loch zu verschwinden. "Das rotierende Nichts - So kann man es auch nennen." Flüstere ich. Das Wesen kichert nur leise in meinem Kopf. Auch wir wollen - Nein: MÜSSEN dort hinein. Allerdings unter tunlichster Vermeidung der Änderung des Aggregatzustands unserer Materie. Die Stille in der Zentrale weicht einem zunehmenden Hintergrundgeräusch. Eine gelb Leuchtende Blase bildet sich um unser Schiff. Ein leichtes Zittern verharmlost die Urgewalt der Kräfte, gegen die unsere Maschinen ankämpfen müssen...

Obwohl wir die Akkretionsscheibe noch gar nicht erreicht haben. Doch im Zentrum der Galaxis, mit einem durchschnittlichen Sonnenabstand von wenigen Lichtwochen ist nichts so, wie wir es kennen. Trotz hochgezüchteter Technologie ist es ein tödliches Risiko, hier zu manövrieren. Insbesondere hier. Doch die neu entwickelten Schutzfelder halten, was sie versprechen. Noch. Wie ein Eisbrecher schiebt sich das Schiff durch die Gewalten. Widersetzt sich allen Kräften, die nach ihm greifen. Energiefronten, Gravitationswellen und Stöße, Einbrüche aus dem Überraum - All dies wird von den Schutzschilden absorbiert, als wäre es nicht da. Doch nun fädelt sich das Schiff in die Akkretionsscheibe ein. Um das Risiko zu minimieren, haben wir uns entschieden, quasi mit dem Strom zu schwimmen. Wir lassen uns mitreißen. Lediglich ein Beschelunigungsmanöver soll dafür sorgen, dass wir rechtzeitig zum Übertritt die korrekten vierdimensionalen Bewegungsmuster haben. Für die höheren Dimensionen wird die Feldmatrix der neuen Schilde sorgen. Nur wenn wenn wir uns in allen Dimensionen dem IMPULS der dunklen Null angeglichen haben, können wir den Übertritt überstehen...

Der Übertritt... "Wie wird es sein?" Denke ich zu dem WESEN. "Du weißt es schon. Du hast es nur vergessen." wispert es in meinem Kopf. "Das würde ja bedeuten, ich habe das schon mal gemacht. Aber dann müsste ich das doch wissen." Ein Lachen ertönt in meinem Kopf. "Es geschieht, weil es geschah. Und alles ist eins. Du wirst es wissen." "Wann?" "Bald. Sehr bald." Ein Gefühl durchzuckt mich, als stünde ich kurz davor, mich an einen Traum zu erinnern. Ein Rumpeln und Stöhnen geht durch das Schiff. Die Schirmfeldblase verfärbt sich von Gelb zu hellgelb, die Blase beginnt sich leicht zu verformen. Ich kann fast körperlich spüren, wie die Maschinen kämpfen. Unglaubliche Energiemengen werden in jeder Sekunde umgewandelt und weitergeleitet. Je näher das Schiff dem Ereignishorizont kommt, desto stärker werden die Kräfte, die es zu vernichten drohen. Schwarze Blitze zucken um die Blase, Aufrisse im Raum. Als würde sich die Raumzeit selbst gegen dieses blasphemische Unternehmen sträuben...

In wenigen Minuten würde sich der Übertritt vollziehen. Die Feldblase leuchtet inzwischen in hellem Blau. Die Anzahl der Aufrisse, die um sie herum toben, hat sich vervielfacht. Doch der Schild hält. Ein dumpfes Dröhnen, als die Triebwerke die 4D-Angleichung einleiten. Nun verändern sich nicht nur unsere räumlichen Bewegungsmuster, nein, wir beginnen auch, uns in der Zeit zu bewegen. Unsere Geschwindigkeit bewegt sich nun im relativistischen Bereich. Damit wir aber nicht in der Zeit erstarren, kurz vor dem Übertritt, kommt nun die mehrdimensionale Komponente ins Spiel. Die Kristallringe der Matrix beginnen zu rotieren. Keine Rotation, wie wir sie kennen. Nein. Die Kristalle wandeln Energie in mehreren Dimensionen um. Um das Schiff herum bildet sich ein Kokon. Der IMPULS wird angeglichen. Der Übertritt erfolgt - Jetzt. Und immerdar. Im Moment des Übertritts verstehe ich. Das Schiff verschwindet aus dem Standardraum. Und taucht wieder auf. Nur um wieder zu verschwinden. Ich sehe unser Schiff unendliche Male...

Und ich erinnere mich. Ich war hier schon mal. Unendliche Male. Und werde immer wieder hier sein. Etwas ist schiefgegangen. Ich erkenne in unmittelbarer Hellsichtigkeit die Ursache. Ein Verarbeitungsfehler in einem der Ringe sorgt für eine winzige Unregelmäßigkeit im Kokon. Wir sind dazu verurteilt... Das Wissen verschwindet. Die letzte Erkenntnis: Der telepathische Eindruck von Enttäuschung des WESENS. Dann erlischt alles.

ich schrecke aus einem Alptraum auf. Der Wecker klingelt. Verdammt. Ich bin zu spät. Ich muss dringend zur Besprechung! Bald wird das Projekt "dunkle Null" beginnen. Zum ersten Mal soll ein Raumschiff den Übertritt in ein schwarzes Loch wagen. Und ich soll es kommandieren. Hastig mache ich mich auf den Weg. Tief in meinen Gedanken wispert es: "Was wird wohl diesmal geschehen...?"
 
Gedanken zum Wesen der Zeit

Es handelt sich hier um ein Referat, dass ich während meines Heimaufenthaltes geschrieben habe. Aufgabe war ein mindestens 10 Minuten langer Vortrag über ein frei wählbares Thema. Ich konnte damit mein Publikum 1 Stunde lang fesseln... *g*

Wer sich über das Universum Gedanken macht, der kommt natürlich an einem grundlegenden Phänomen nicht vorbei:

Der Zeit. Aber was ist das eigentlich - Zeit? Wir leben in einer Umgebung, die sich ständig verändert. Eine Veränderung ist ohne Zeit nicht möglich. Der Mensch hat schon, seit er sich seiner bewusst wurde, versucht, Zeit zu messen. Anfangs war das eher ungenau, man redete von Tagen und "Monden". Von diesen Monden leitet sich übrigens auch das Wort "Monat" (Manoth (germanisch = Mond)) ab.
Eine zuverlässige Zeitmessung war damals natürlich hauptsächlich für die Landwirtschaft nötig. Mit der Einführung eines Kalenders (wie immer der auch aussehen mochte) waren Bauern in der Lage, exakte Arbeitsperioden zu bestimmen und somit die Erträge zu maximieren.

Die Wasseruhr war eine der ersten Uhren, die nicht vom Stand der Gestirne abhängig war. Schon die alten Ägypter verwendeten sie.
Mit dem Aufkommen der Physik und der Erfindung von Mechanismen wurde es dann möglich, die Zeit erstmals genauer zu definieren. Die ersten mechanischen Uhren waren noch sehr ungenau und mussten zwei Mal täglich nachgestellt werden, wozu man z.B. Wasseruhren verwendete. Im Mittelalter wurden sie hauptsächlich von der Kirche benutzt, weil man im Gegensatz zur Wasseruhr mit der mechanischen Uhr ein Glockenwerk steuern konnte. Die Stunde und Minute, wie wir sie kennen, hielt Einzug.

In der modernen Welt ist ein Leben ohne präzise Zeitangaben nicht mehr möglich. Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, wie sehr ihr Leben mittlerweile von Mikro, gar Nanosekunden abhängt. Komplexe Herstellungsprozesse, Fahrpläne, Notschaltungen etc... Alles wird gesteuert von Maschinen, die teilweise im Nanosekundenbereich arbeiten müssen.

Früher beruhte die Definition der Sekunde auf der Länge eines Durchschnittstages (1:86.400). Wir wissen aber heute, dass die Tageslänge sich verändert. Gemeint sind hier aber nicht die Jahreszeiten, sondern die Rotationsdauer der Erde. Diese verlangsamt sich nämlich, weil die Gravitationskräfte des Mondes sie bremsen (Gravitationsschleuder: Der Mond zieht Energie aus dem Rotationssystem und beschleunigt, weshalb er sich im gleichen Maße von der Erde entfernt, wie sich deren Rotation verlangsamt. Dies wird sich so lange fortsetzen, bis sich beide Körper immer dieselbe Seite zuwenden.).

Im alten Industriezeitalter waren die daraus entstehenden Abweichungen irrelevant, heutzutage sind sie aber nicht mehr tragbar. Darum führte man 1967 eine neue Definition der Sekunde ein.
Man hat nun also die Basis der Zeitmessung von einer Naturkonstanten Abhängig gemacht. Da sie nun auf einem Naturgesetz beruht, ist sie tatsächlich überall gleich. Das gleiche Spiel treibt man mit anderen Maßeinheiten ebenso (Internationales Einheitensystem).
Längenmaße machte man von der Lichtgeschwindigkeit abhängig, was natürlich auch erst wirklich funktioniert, seitdem die Zeit von einer Naturkonstanten abhängt. Denn das Maß der Länge ist die Lichtsekunde. Und das ist ja bekanntlich die Entfernung, die das Licht in einer Sekunde zurücklegt. Und wie will man die festlegen, wenn in Japan eine Sekunde länger ist, als in Europa? Man sieht hier schön das Zusammenwirken von Dingen.
Auch das Gewicht (bzw. die Masse) will man von einer Naturkonstanten abhängig machen, dies gestaltet sich jedoch schwerer (z.B. mittels einer Watt-Waage).

Gut. Nun haben wir erfahren, wie die Zeit gemessen wird. Wir können Zeitabschnitte genau definieren. Aber wir wissen dennoch nicht, was Zeit überhaupt ist. Im Prinzip ist das derzeit eher eine philosophische, denn eine wissenschaftliche Frage. Es könnte eine Energieform sein, aber auch eine Illusion.
Wir wissen z.B., dass Materie nichts anderes, als gefrorene Energie ist. Sie setzt sich aus Teilchen zusammen, den Atomen, die sich ständig in Bewegung befinden. Diese sogenannten Atomschwingungen kann man messen. Grundsätzlich schwingen die Atome schneller und stärker, je mehr Energie (Wärme) zugeführt wird und umso langsamer, je mehr Energie ihnen entzogen wird (Deshalb siedet oder gefriert z.B. Wasser).
Entzieht man einem Stoff so viel Energie, dass dessen Temperatur auf 0 K sinkt, gibt es theoretisch keinerlei Atombewegung mehr. Theoretisch deshalb, weil es unmöglich ist, 0 K zu erreichen. Die niedrigste Temperatur im Weltraum beträgt nämlich 2,725 K aufgrund der kosmischen Hintergrundstrahlung. Aber machen wir ein Gedankenexperiment:

Stellen wir uns vor, das ganze Universum hätte 0 K. Was würde passieren? Nun, die Antwort ist einfach: Nichts mehr. Ohne Atombewegung gibt es keine Ereignisse mehr. Alles stünde still. Jegliche Aktion und Reaktion erfordert ein Mindestquantum an Energie. Ein Universum mit 0 K wäre aber ein Universum ohne jegliche Energie. Man könnte durchaus einen Zusammenhang mit der Zeit sehen. Denn in einem Universum, in dem absolut nichts geschieht, kann man auch keine Zeit mehr messen. Man kann also durchaus versucht sein, die Zeit als eine Energieform zu sehen. Wäre also ein energieloses Universum auch ein zeitloses Universum?
Die Messung der Zeit wäre somit nichts anderes als die Messung einer Energieform - Genauso, als würden wir Helligkeit, Schall, Wärme oder die Entfernung messen.

Die gängige Meinung ist die, dass die Zeit eine Dimension ist, und zwar die Vierte. Wir leben also nicht in einer 3D, sondern ein einer 4D-Welt. Wer sich verabredet, legt ja in der Tat nicht nur drei Dimensionen fest, sondern deren vier: Länge, Breite, Höhe und Zeitpunkt. Erklärung:
"Also treffen wir uns morgen um halb vier im Stadtpark" beinhaltet eben diese vier Informationen. Der Stadtpark hat eine definierte Lage, die sich in Längengrad, Breitengrad und Höhe über Normalnull aufteilt und die zeitliche Definition liefert die Verabredung selbst.
Wir wissen auch, dass Zeit relativ ist. Seit Einsteins Relativitätstheorie steht fest, dass Zeit keineswegs kontinuierlich abläuft. Ausgerechnet die schwächste aller Energieformen hat die Fähigkeit, die Zeit zu deformieren: Die Gravitation. Je stärker ein Objekt von Gravitation beeinflusst wird, desto langsamer vergeht die Zeit. Überspitzt formuliert:

Ein Mensch auf Küstenhöhe altert langsamer, als ein Mensch im Hochgebirge. Natürlich ist der Unterschied so gering, dass man ihn nur sehr schwer messen kann - Aber man kann es. Extremer wird es da, wenn wir unsere alten Freunde, die schwarzen Löcher, bemühen: Ein Objekt, welches den Schwarzschildradius erreicht, ist quasi zeitlos. Die Gravitation an diesem Ort ist so hoch, dass nicht mal Licht entkommen kann. Der Schwarzschildradius markiert die Grenze eines Bereichs, der nicht mehr den Gesetzen des Normaluniversums unterliegt, also auch nicht mehr der Zeit. Man spricht hier von einer Raumkrümmung. Jedes Objekt, und mag es noch so klein sein, krümmt den Raum um sich. Und diese Krümmung hat einen Einfluss sowohl auf die Zeit, wie auch auf einen Lichtstrahl.

Nun, das Licht (prinzipiell jede elektromagnetische Strahlung) wird also durch eine Raumkrümmung abgelenkt. Nachweisen lässt sich das z.B. an der Sonne: Ein Stern, der eben hinter der Sonne steht und eigentlich nicht sichtbar wäre, ist dennoch knapp über dem Horizont sichtbar, weil das Gravitationsfeld der Sonne den Lichtstrahl entsprechend ablenkt. Weitere Beweise dafür sind die sogenannten „Gravitationslinsen“. Und das Licht ist eine Energieform.
Auch die Zeit wird durch Raumkrümmungen beeinflusst. Ist sie also ebenfalls doch eine Energieform? Wir kennen keinen physikalischen Effekt, der Länge, Fläche oder Höhe beeinflussen kann, wohl aber welche, die die Zeit beeinflussen.

Länge, Fläche und Höhe werden immer Länge, Fläche und Höhe bleiben - Allerdings abhängig von Standort des Betrachters. Was für den einen die Breite ist, mag für den anderen die Länge eines Schrankes sein. Bei der Zeit ist das nicht so. Eine Sekunde ist IMMER eine Sekunde. Deren Länge dann wiederum aber von dem Zustand des Raumes des Betrachters abhängt. Für den hypothetischen Raumfahrer im relativistischen Geschwindigkeitsbereich ist eine Sekunde zwar eine Sekunde... Allerdings hat sie garantiert nicht dieselbe Dauer, wie die Sekunde der zurückbleibenden auf der Erde.

Nun bin ich ja kein Wissenschaftler. Das hat den Nachteil, dass ich natürlich lange nicht so viel über Raum und Zeit weiß, wie vielleicht ein Astrophysiker. Das hat aber auch den Vorteil, dass sich meine Gedanken freier bewegen können. Ich kann, ohne mit der Wimper zu zucken, Thesen formulieren, die ein Wissenschaftler so nicht anfassen würde, weil sie ihm vielleicht zu abwegig scheinen.

Ich bin allerdings der Meinung, dass wir das Phänomen der Zeit nicht mit Messgeräten erfassen können. Zumindest nicht, mit den Messgeräten, die wir kennen. Mit der Zeit ist es, wie mit einem Tachyon: Da es überlichtschnell ist, können wir es nicht direkt erfassen. Wir können nur seine Wirkung anmessen. Bei der Zeit ist es ebenso. In Wahrheit messen wir nicht die Zeit, sondern nur ihre Wirkung auf unsere Umwelt. Wir messen eine Atomschwingung (Die Abhängig von dem Zustand des Raumes ist) und sagen: das ist Zeit. Aber ist das wirklich Zeit?

Kommen wir mal eben auf das oben erwähnte energielose Universum zurück: In einem energielosen Universum könnten wir also keine Zeit messen. Das muss aber nicht heißen, dass es dort keine Zeit gibt. Uns würden lediglich die Spuren fehlen, die die Zeit im Universum hinterlässt. Denn ohne Energie keine Atomschwingungen, ohne Atomschwingungen keine Messungen. Aber nur weil wir etwas nicht messen können, heißt es nicht, dass es das nicht gibt. Vor 300 Jahren konnte man auch keine Elektrizität messen, dennoch gab es sie. Eine direkte Messung der Zeit würde wahrscheinlich nur funktionieren, wenn die Zeit wirklich eine Energieform ist.
ist sie dagegen tatsächlich eine Dimension für sich, wird das schwierig. Für die Annahme, dass die Zeit eine Dimension ist, spricht die Wahrscheinlichkeit von Paralleluniversen.

Kausalität vs. Zeitreisen:
Manche Menschen begnügen sich nicht damit, die Zeit zu messen, sondern machen sich Gedanken darüber, ob man nicht in ihr reisen könnte. Und wenn man das könnte, dann vielleicht sogar die Vergangenheit und damit die Zukunft zu ändern.
Mal abgesehen davon, dass es wenig ratsam ist, geschehene Dinge im Nachhinein ändern zu wollen, dürfte sich das auch als ziemlich schwierig erweisen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich die Zeit nicht betrügen lässt, selbst dann nicht, wenn sie Ihnen durch Zufall einen Blick nach vorne erlaubt.
Genauso wie Masse auch, gehe ich davon aus, dass die Zeit ein Beharrungsvermögen hat. Selbst, wenn es also möglich ist, in der Zeit zurück zu reisen, wird man wohl nur schwer Einfluss nehmen können. Grundsätzlich wird es wohl schwieriger werden, je weiter das Schlüsselereignis zurückliegt und je mehr Folgeereignisse das Schlüsselereignis generiert hat. Mag es vielleicht noch möglich sein, etwas zu korrigieren, was vor Minuten stattfand, so wird es wohl unmöglich sein, etwas zu ändern, das bereits Jahrhunderte zurückliegt.
Mal ganz davon zu schweigen, dass derart schwerwiegende Zeitparadoxa nicht mehr berechenbar oder gar beherrschbar sind. Es ist wie mit einem Haus: Gehe ich in den Keller und reiße das Fundament weg, wird das Haus einstürzen. Dabei wollte ich vielleicht nur eine Änderung herbeiführen, um hinterher eine Villa zu haben...

Wie bildet sich eigentlich die Gegenwart? Wer sich diese Frage stellt, kommt um die Zukunft nicht herum. Denn das, was jetzt die Gegenwart ist, war eben noch Zukunft und ist jetzt bereits Vergangenheit.
"Jede Aktion erzeugt eine Reaktion" - Das ist richtig und man könnte nun auf die Idee kommen zu sagen:
Wenn ich alle Aktionen in meinem Kausalbereich kenne, kann ich die Zukunft berechnen, denn die Reaktionen sind ja zwingend. Nun, das klingt relativ einfach, nur darf man darüber nicht vergessen, dass unser Kausalbereich einen Radius von ca. 15 Milliarden Lichtjahren hat. Um nun die Zukunft zu berechnen, müssten wir innerhalb dieses Radius' jedes einzelne Teilchen kennen, und zwar Position, Geschwindigkeit, Energiegehalt UND Spin und wahrscheinlich noch vieles mehr, was mir gerade nicht einfällt. DER Rechner muss erst noch gebaut werden, der das schafft.

Und dann kommen dazu ja noch Aktionen und Reaktionen von Mensch und Tier, die nicht berechenbar sind, weil sie auf Gefühlen und Psychologie beruhen.
Und selbst wenn man das alles beherrschen könnte... Spätestens der Blick in den Bereich der Quanten macht alles zunichte, denn so was wie Kausalität gibt es dort nicht. Wir sehen also, eine Berechnung der Zukunft ist schwer möglich.

Die Bildung der Gegenwart erfolgt meiner Meinung nach anhand von Wahrscheinlichkeiten. Jede mögliche Aktion oder Reaktion hat einen gewissen Wahrscheinlichkeitswert. Je weiter in die Zukunft wir uns denken, desto weniger wird man sehen. Und das Wenige wird obendrein schwammig und kaum erkennbar sein, da sie nicht ausgeformt ist.
Je weiter die Gegenwartsschwelle voranschreitet, desto deutlicher werden die Ereignisse ausgeformt, da Wahrscheinlichkeiten eines Geschehnisses zu -oder abnehmen.

Ich halte es aber für möglich, dass Ereignisse, deren Wahrscheinlichkeiten null erreichen, dennoch stattfinden und zwar in einem anderen Universum. Zum Beispiel könnte es sein, dass sich Hermann und Ulrike in unserem Universum zanken und ihre Verlobung lösen, während sie in einem anderem Universum heiraten, weil dort der Zank nicht stattfand. Eventuell "wandern" mögliche Ereignisse durch verschiedene Universen, bevor sie dann irgendwo konkretisieren können - Was z.B. Dinge wie Zufall oder Überraschung erklären würde, aber auch Dinge wie Déjà-vu oder Präkognition (Nostradamus) und eben auch, wieso auch Seher nicht alles wissen können.

Wir wissen nichts über die Wand, die diese Universen voneinander trennen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Wand aber umso dünner ist, je ähnlicher ein Paralleluniversum dem unseren ist. Und desto leichter kann diese durchdrungen werden.
Somit wären dann aber auch wieder Zeitparadoxa möglich. Ein Erfolg würde dann schlicht und einfach bedeuten, dass sich die universelle Ebene verschiebt. Es würde dann ein neues Universum entstehen, in dem alle Folgen des Paradoxons konkretisiert werden, während das alte Universum fortbesteht, als hätte sich nichts geändert - lediglich der Urheber des Paradoxons würde in das neu entstandene Universum wechseln - Oder gelöscht werden, falls durch das Paradoxon seine existentielle Grundlage entfällt.
 

RISSE (1)​

Eine dunkelrote Sonne im Nichts der Galaxis. Sie hatte keinen Namen und keine Planeten. Nur ein Asteroidenring umkreiste ihn. Doch seine Position führte dazu, dass er einmal von Wichtigkeit wurde. Damals, vor 687 Jahren, war der Asteroidengürtel noch ein Planet. Ein wunderbarer, lebensfreundlicher Planet.
Die galaktische Position der Sonne nahe einem Kreuzungspunkt galaktischer Handelslinien sorgte für einen Aufstieg dieses Planeten von einer einfachen Kolonie zur blühenden Handelswelt.
Und dann… Vor 687 Jahre schlug der BLITZ zu. Ein Sekundenbruchteil entfesselter Gewalten des Hyperraums machte aus einer blühenden Handelswelt mit über 6 Milliarden Wesen einen Asteroidengürtel und aus dem Stern einen Stern ohne Namen.
Die Handelswelt war nur die Erste von vielen.

27. Oktober 3265:
687 Jahre später ein kurzes Aufleuchten und dann war es da. Ein Raumschiff erschien und verzögerte mit mittleren Werten. Schleusen öffneten sich, tausende und abertausende kleiner Objekte strömten aus dem Schiff und verteilten sich um die Sonne und den Asteroidenring.
Dann nahm das Schiff Fahrt auf und verschwand im Hyperraum, nur um ca. 3 Lichtjahre entfernt im leeren Raum wieder zu erscheinen und auf Warteposition zu gehen. Antennen spielten, Messgeräte lieferten Daten, Funkempfänger leiteten die Werte der Sonden nahe des Sterns weiter.
Einige Beiboote schleusten aus und legten weitere Messsonden zwischen dem Stern und dem Raumschiff aus. Dann geschah einige Tage scheinbar nichts.

4. November 3265:
„Ich möchte direkt vor Ort selbst Messungen vornehmen. Du siehst doch, dass die Sonden nichts Vernünftiges liefern. Und das Palstett ist zwar sehr leistungsfähig, aber hat nur eine geringe Reichweite.“
„Nein. Wir warten noch. Es ist zu gefährlich. Und das Palstett kann nicht automatisch arbeiten, es ist ein Prototyp, das weißt Du!“
„Wer wüsste das besser als ich? Dein letztes Wort?“
„Ja verdammt!“
Schritte. Das Zischen des Zentraleschotts.
„Die wirst Du so schnell nicht los. Und früher oder später wirst Du ihr nachgeben müssen. Das weißt Du. Wir sind nicht auf Urlaub hier und wenn die normalen Sonden nichts Verwertbares liefern, MÜSSEN wir das Palstett einsetzen.“
„Ich weiß.“ Unwilliges Knurren.
„Na also. Wie lange?“
Einige Sekunden Ruhe, nur die leisen Geräusche des Bordalltags waren zu hören. Dann ein leises Seufzen.
„Wir warten noch sechs Tage. Bis dahin haben wir aus den Daten der normalen Sonden ein genaues Abbild des Raum-Zeit-Gefüges um den Stern erstellt. Wenn wir da nichts finden, schicken wir sie mit dem Palstett los.“

Das Schiff hüllte sich in scheinbare Untätigkeit. Doch im Inneren brodelte es. Das Schiff war ein Forschungsschiff. Sein Name war PALSTETT. Benannt nach der gleichnamigen Wissenschaftlerin, die auch das Palstett entwickelt hatte und eben darauf gedrängt hatte, mit selbigem dem Sterngebiet zu Leibe zu rücken.
Daten liefen ein. Die hochwertigen Rechner der PALSTETT liefen auf Hochtouren und Stück für Stück setzte sich ein Abbild des Raum-Zeit-Gefüges um den Stern zusammen.

Am Morgen des 5. Novembers gellten Alarmsirenen durch die PALSTETT.
„Wir haben Anomalien im Gefüge entdeckt! Schaut euch das an! Das ist unglaublich…
„Alarm, wir verlieren die Verbindung zu den innersten Sonden!“
„Verdammt, was ist da los! Das darf doch wohl nicht wahr sein…“
Die Sonden fielen reihenweise aus. Es breitete sich aus, wie eine Welle. Der Ursprung der Welle befand sich nicht an der Position des Sterns, sondern an einem Punkt oberhalb der Ekliptik und auf Höhe des Asteroidengürtels. Anhand der Ausfallsmeldungen konnte man deutlich sehen, wie sich die Welle immer weiter ausbreitete. Die optischen Aufzeichnungen lieferten nichts. Andere Werte, insbesondere die Hypermessgeräte, spielten ein paar Mikrosekunden lang verrückt, bevor die Übertragung ausfiel.
Und es endete nicht am Rand des Systems. Auch die Sonden zwischen der PALSTETT und dem System fielen aus.
Die PALSTETT konnte nicht entkommen. Sie hatte keine Eigenfahrt und würde niemals rechtzeitig auf Überlicht wechseln können. Und selbst wenn sie es könnte, wäre es gut möglich, dass es sie dennoch erwischen würde. Denn was auf die PALSTETT zukam, war ein Riss im Raum-Zeit-Gefüge, eine Öffnung zum Hyperraum selbst.

So hüllte sich die PALSTETT in ihre Schutzschirme und harrte der Dinge. Und die Wissenschaftlerin machte ihr neues Ortungsgerät bereit. Sollte die PALSTETT die Welle überstehen, würde es jede Menge Daten geben. Am Heck der PALSTETT öffnete sich eine Schleuse und das Palstett wurde auf einer Lafette ausgeschoben. Ein bisschen sah es aus, wie ein exotisches Geschütz. Im übertragenen Sinne war es tatsächlich eine Waffe:
Die Waffe der Wissenschaft gegen die BLITZE, die schon viele Planeten zerstört hatten. Und nun wollte man herausfinden, was die BLITZE auslöste, und ob man das vielleicht verhindern oder sich davor schützen konnte.
Das plötzliche Auftreten der BLITZE zerstörte viele Welten, darunter auch einige sehr hochentwickelte Kolonien. Das hatte zur Folge, dass Versorgungs- und Handelslinien zusammenbrachen und viele andere Kolonien plötzlich isoliert waren. Chaos brach im besiedelten Raum aus und die stark reduzierte Wirtschaftskraft verhinderte lange Zeit eine ernsthafte, strukturierte Forschung über dieses Phänomen.
Der letzte BLITZ war vor ca. 200 Jahren aufgetreten, seitdem herrschte scheinbar Ruhe. Bis zu diesem Tag, dem 5. November 3265. Die PALSTETT verschwand im Hyperraum – Und irgendwo in der Galaxis schlug im gleichen Moment der BLITZ zu...

Die Welle erreichte die PALSTETT und es geschah: Nichts. Zumindest nicht mit der PALSTETT. Aber die Umgebung war radikal verändert. Die PALSTETT befand sich plötzlich in einem anderen Raum. Die Kraft der Welle hatte sich an den Schutzschirmen gebrochen, und auch die neue Umgebung reagierte mit ihnen. Schwarze Blitze zuckten über die Schirmfelder. Doch im Laufe der Zeit wurden die Reaktionen schwächer. So, als würde sich die fremde Umgebung an die PALSTETT gewöhnen.
Und je schwächer diese Reaktionen wurde, desto klarer wurden die Messwerte, die das Palstettsystem lieferte. Dann empfing die PALSTETT wieder Signale der Sonden. Das sorgte für Überraschung, denn man war davon ausgegangen, dass die Sonden, die über keinerlei Defensivsysteme verfügten, allesamt zerstört worden seien.

Zwei Tage später hatte sich ein neues Bild herauskristallisiert: Die Schutzschirme der PALSTETT hatten scheinbar gar nichts bewirkt. Sie würde auch ohne sie noch existieren, genau wie die Sonden. Dies war zumindest die erste Schlussfolgerung aus den Daten der Sonden. Doch es gab eine Überraschung:
Das Palstett lieferte eine ganz andere Perspektive. Dessen Messergebnisse bewiesen, dass es außerhalb der Schirmfelder der PALSTETT kein Raum-Zeit-Gefüge mehr gab. Die Sonden, sowie die PALSTETT, hatten jedoch ihr eigene Gefüge mitgenommen. Doch die Sonden hatten nichts, um sich zu schützen. Palstett wies nach, dass die Masse der Sonden abnahm. Sie lösten sich auf. Ihre Masse wandelte sich in Energie um und verschwand direkt im Hyperraum.
Die PALSTETT selbst blieb jedoch stabil. Die Schirmfelder, selbst mit einer Hyperraumkomponente versehen, bewahrten das Schiff davor, im Hyperraum zu zerfallen und konservierten das Gefüge.
Palstetts Aussage dazu war ebenso nüchtern, wie kurz:
„Wir befinden uns aktuell in einem Zustand der absoluten Nichtexistenz.“

Die Aussage wurde einstweilen bemerkenswert stoisch aufgenommen. Der Hyperraum war nach wie vor weitgehend unverstanden. Sicher, man konnte ihn benutzen, um sich zwischen den Sternen zu bewegen oder Nachrichten zu übermitteln. Aber von einem wirklichen Verständnis war man noch weit entfernt. Im Prinzip verhielt sich der Hyperraum zum modernen Menschen genauso wie das Feuer zum Steinzeitmenschen: Er konnte es benutzen, aber nicht verstehen.
Auch Wissenschaftler wie Palstett würden nur ein weiteres von nahezu unendlich vielen Puzzleteilen hinzufügen können. Aber dieses Puzzleteil konnte eventuell über Leben und Tod von vielen Wesen entscheiden. Vorausgesetzt, das Schiff würde irgendwann wieder Teil des normalen Raums werden.
Vorschläge, die PALSTETT zu manövrieren, wurden von Palstett abgelehnt. Erstens könne ohne Raum-Zeit-Gefüge gar keine Bewegung stattfinden und zweitens, selbst wenn dies gelänge, könne man nie vorhersagen, wo das Schiff am Ende landen würde. Man könne irgendwo im Universum, in der Vergangenheit oder in der Zukunft landen. Jegliche Veränderung der Koordinaten des Schiffs konnte zu einer Katastrophe führen.

Nach zwei Bordtagen waren die Sonden verschwunden, verweht im Hyperraum. Nach vier weiteren Bordtagen, sagte Palstett plötzlich emotionslos:
„Jetzt wissen wir, warum die Planeten zerstört werden. Es liegt doch auf der Hand…“
Doch bevor sie mehr erklären konnte, änderte sich wieder die Umgebung des Schiffes. Ohne jede Vorwarnung war die PALSTETT wieder im normalen Raum. Und um die Schutzschirme flammten wieder die schwarzen Blitze.
Als würde Palstett die Gedanken des Piloten lesen können, rief sie mit scharfer Stimme: „Lass die PALSTETT, wo sie ist. Am besten die Pfoten von allen Kontrollen lassen!“
Schuldbewusst zuckten die Hände des Piloten wieder von den Triebwerkskontrollen zurück.
Mit leiser Stimme erklärte sie: „Wir befinden uns in der Phase der Adaption. Wir waren aus unserer Wirklichkeit verschwunden. Jetzt sind wir wieder erschienen und das Raum-Zeit-Gefüge muss uns erst wieder an sich anpassen. Den Prozess erkennen wir optisch an den Schirmfeldern, aber das Palstett liefert natürlich noch viel mehr Daten. Wenn wir uns bewegen oder irgendwas verändern, stören wir den Prozess der Adaption. Das könnte dazu führen, dass wir aufhören, zu existieren.“
Sie schaute auf den Datenmonitor.

„Wir können von Glück reden, dass wir die Schirmfelder aufgebaut hatten. Das Schirmfeld konservierte unsere Raumzeit. Die Sonden würden, wenn sie aufgrund ihrer Masse nicht schon verweht wären, spätestens jetzt zerstört werden. Die Adaption ist das Problem. Wir haben uns sechs Tage im Hyperraum befunden. Aber im normalen Universum ist keine Zeit vergangen. Wir haben immer noch den 5. November 3265.“

Weitere Daten liefen ein und das Bild wurde zunehmend klarer. Die zeitliche Koordinate der PALSTETT hatte sich verändert, nicht jedoch Masse, Energiegehalt und die räumlichen Koordinaten. Das Raum-Zeit-Gefüge besaß eine gewisse Toleranz, nicht jede Abweichung führte sofort zur Vernichtung. Aber je größer die Abweichungen, desto länger dauerte die Adaption und ab einem gewissen Punkt „weigerte“ sich das Gefüge, den Gegenstand wieder als Realität zu akzeptieren, was zu dessen Vernichtung führte. Ein Schicksal, was zur Vernichtung von betroffenen Planeten führte, ja zwangsläufig führen musste.
Keiner konnte sagen, wie lange die betroffenen Systeme in diesem merkwürdigen Zustand verweilten, bevor sie wieder „freigegeben“ wurden. Denn für das normale Universum war ja keine Zeit vergangen. Bei der PALSTETT waren es sechs Tage. Niemand konnte sagen, ob es immer sechs Tage waren, oder nicht vielleicht gar Monate, Jahre oder auch nur Minuten.

Sonnen dagegen wurden von dem Phänomen nicht bedroht. Sie besaßen eine zu große Masse und waren selbst Hyperstrahler. Sie besaßen genug raumzeitliche Stabilität, um geschützt zu sein. Planeten jedoch nicht. Zudem fanden auf Planeten, egal ob bewohnt oder nicht, immer sehr viele Veränderungen statt. Die Summe an Abweichung (Auch Fremdheit genannt) wuchs so automatisch sehr rasch an. Kamen die Planeten dann wieder zurück, stimmte der neue Zustand des Planeten nicht mehr ausreichend mit der „gespeicherten“ Information des normalen Gefüges überein, und der Planet wurde nicht mehr „akzeptiert“.
Die Daten, die das Palstett lieferte, wiesen zudem aus, dass der Masseverlust den größten Anteil an der „Fremdheit“ beisteuerte – Und jeder ungeschützte Gegenstand in der betroffenen Zone verlor Masse.
Das war zumindest die Theorie, welche Palstett aufgrund der Informationen aufstellte. Natürlich würde noch viel Zeit vergehen, um daraus etwas wirklich Tragfähiges zu machen. Und ob eine Möglichkeit bestand, sich davor zu schützen, musste erst noch ermittelt werden. Dazu benötigte man in erster Linie viel mehr Daten.

Die PALSTETT kehrte umgehend nach Terra zurück. Die dortigen Großrechner würden sich mit den Daten befassen. Doch der Rückflug stellte sich als unerwartet schwierig heraus. Mehrmals wurde das Schiff aus dem Hyperraum geworfen. Untersuchungen wiesen jedoch aus, dass die PALSTETT technisch völlig in Ordnung war. Knapp 7.900 Lichtjahre vor dem Solsystem bekam die PALSTETT Kontakt mit einem Werkstattschiff. Doch auch deren Ferndiagnose mit besseren Geräten konnte keine Schäden feststellen. Das Angebot, sich zu treffen und eine Wartungsmannschaft überzusetzen, um genauere Untersuchungen anzustellen, wurde seitens der PALSTETT jedoch abgelehnt. Man würde es auch so schaffen.
Somit benötigte das Schiff für die knapp 12.000 Lichtjahre statt einiger Stunden fast 2 Wochen für den Rückflug.

Am 18. November erreichte die PALSTETT Terra. Noch im Orbit wurden die Daten an die Großrechner übermittelt. Die PALSTETT erhielt Landerlaubnis auf ihrem Stammhafen, doch zur Landung kam es nicht mehr. Noch im Orbit explodierte das Schiff.
Im gleichen Moment explodierte die Großrechneranlage Alpha und die Bodenkontrollstation des Stammhafens der PALSTETT.
Aus den Trümmern der Kontrollstation konnten jedoch die Aufzeichnungen einer Kamera geborgen werden, und die zeigten etwas Unglaubliches.
Die Kamera nahm den Arbeitsraum der Bodenkontrolle auf. Deutlich waren die verschiedenen Mitarbeiter zu erkennen, die ihrer Arbeit nachgingen. Dann erfolgte die Explosion, ein greller Blitz, dann endete die Aufzeichnung.
„Noch mal zurück auf den Moment vor der Explosion.“
Die Aufzeichnung ging langsam zurück. Der Feuerball schien sich wieder zusammenziehen.
„Das ist es. Seht ihr das? Die Explosion ging vom Datenspeichergerät des Hyperfunkgeräts an Arbeitsplatz 11 aus. Das ist der Arbeitsplatz, über den die Kommunikation mit der PALSTETT lief.“
„Was zum Teufel kann denn an einem Datenspeicher explodieren?“
Leises Lachen.
„Das fragt man sich an den Trümmern der Großrechneranlage Alpha sicher auch…“
„Verdammt! Gingen vor der Explosion noch Informationen von Arbeitsplatz 11 an andere Empfänger?“
Hektisches Gemurmel. Dann Aufatmen.
„Nein. Dazu kam es nicht mehr.“

Über einen Bildschirm flimmerten Nachrichten.
„… Ist das Werkstattschiff HYPERION aus bisher ungeklärten Gründen explodiert. Ein Medoschiff sowie ein Werkstattkreuzer der Flotte sind aufgebrochen, um nach Überlebenden in Rettungskapseln zu suchen und die Trümmer zu untersuchen. Für die knapp 7.900 Lichtjahre werden sie knapp vier Stunden brauchen. Wir melden uns wieder, wenn…“

„Ich brauche sofort die Daten der HYPERION! Was war der letzte gemeldete Standort?“
Ein paar Minuten später liefen die Informationen ein. Ein Kubus zeigte die Sterne zwischen der ehemaligen Kolonie und dem Solsystem. Eine rot gestrichelte Linie zeigte den mutmaßlichen Kurs der PALSTETT. Ein weißer Punkt die letzte bekannte Position der HYPERION. Die HYPERION kreuzte zu dem Zeitpunkt nahe der Flugbahn der PALSTETT. Jemand Pfiff durch die Zähne.
„Schau an…“
„Ich verwette meinen Arsch darauf, dass die HYPERION Kontakt mit der PALSTETT hatte.“
„Das passt aber von der Zeit nicht. Für die knapp 12.000 Lichtjahre benötigt ein modernes Schiff wie die PALSTETT nur wenige Stunden. Ich bin mir sicher, dass man es auf der PALSTETT verdammt eilig hatte, die gewonnenen Daten nach Hause zu bringen. Gemessen an der Ankunftszeit der PALSTETT bei uns können sich die beiden Schiffe gar nicht begegnet sein…“
Unwilliges Knurren.
„Denk nach… Die HYPERION war ein Werkstattschiff. Was, wenn die PALSTETT Probleme hatte? Wir wissen nicht, was dem Schiff alles widerfahren ist, die Mission war nicht ungefährlich. Die PALSTETT könnte beschädigt worden sein und deshalb die HYPERION kontaktiert haben…“
„Oder umgekehrt. Die HYPERION kann der PALSTETT unerwartet begegnet sein, und Hilfe angeboten haben…“
„Spielt keine Rolle. Der Kontakt allein scheint ja schon auszureichen. Wir müssen unbedingt die in Marsch gesetzten Hilfsschiffe warnen!“
Sie dürfen sich auf keinen Fall den Trümmern nähern. Und…“
Ein leises Seufzen.
„…Sollte es Rettungskapseln geben, dürfen sie auf KEINEN Fall aufgenommen werden, so bitter das auch ist!“
Ein Schreckenslaut.
„Das gilt natürlich auch für die Sache PALSTETT! Verdammt.“
„Ich wüsste zu gerne, was der PALSTETT geschehen ist…“
„Das glaube ich kaum. Dann wärst Du jetzt ziemlich sicher tot.“
„Ja, das befürchte ich auch.“
„Aber eins verstehe ich nicht. Warum zum Teufel schickt man auf eine so wichtige und gefährliche Mission nur ein Schiff? Hätte es Begleitschiffe gegeben, wüssten wir jetzt vielleicht mehr.“
„Oder wir hätten jetzt einfach nur noch mehr zerstörte Schiffe. Die Schiffe sind nicht das Problem. Gut, bei der PALSTETT wissen wir es nicht eindeutig, aber zumindest die HYPERION war völlig in Ordnung. Und Schiffe ohne technische Mängel explodieren nicht einfach so.
Es ist ein Problem der Information. Erinnere Dich an das Video der Bodenkontrollstation. Die Explosion ging von dem Datenspeicher aus. Und du hattest gefragt, was zum Teufel an einem Datenspeicher explodieren kann. Du hast die falsche Frage gestellt. Du hättest fragen sollen:
Was zum Teufel kann an INFORAMTIONEN explodieren…?“

Und dann kam die Überraschung. Es gab von der PALSTETT keine Trümmer. Es war, als habe das Schiff niemals existiert.
Die beiden Hilfsschiffe erreichten den Unfallort der HYPERION. Die Warnung hatte die Schiffe rechtzeitig erreicht. Doch sie war unnötig. Es gab weder Kapseln noch Trümmer…

Das Rätsel wurde immer größer. Es sollte einige Jahre dauern, bis weitere Erkenntnisse verfügbar wurden.
 

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