Fotostory Oxana - Wege des Gewissens ♦ abgeschlossen ♦

Kapitel 169: Spiel mit dem Feuer

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Desdemona fiel es sichtlich schwer, sich in SimCity einzuleben. Sie war zwar die Frau meines Bruders und gehört somit zur Familie, aber sie fühlte sich dennoch fremd. Mich und die Kinder kannte sie gut, aber meine Zwillingsschwester war ihr nahezu eine Unbekannte. Zudem vermisste sie ihre eigne Familie. Ihre Mutter Gerda, ihre Geschwister, ihren Mann...sie alle waren noch in der Sierra Simlone und niemand konnte genau sagen, ob es ihnen gut ging, oder nicht.

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Im Haus meiner Schwester fiel ihr daher schnell die Decke auf dem Kopf. Also entschloss sie sich dazu, die Stadt ein wenig zu erkunden. Bis auf wenige Besuche in SimVegas hatte Desdemona die Sierra Simlone noch nicht verlassen. Die schiere Größe von SimCity, all die Hochhäuser, Autos und Menschen überwältigten sie. Und selbst einfache Schausteller auf den Plätzen der Stadt brachten sie zum Staunen.

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Und dann entdeckte sie das Kunstmuseum der Stadt. Im Vergleich zu den Museen in Simtropolis oder Santa Regina war die Ausstellung in SimCity klein, aber sie raubte Desdemona dennoch den Atem. Zu Beginn ihres Studiums hatte Desdemona mit dem Gedanken gespielt, Kunst zu studieren und einige Vorlesungen und Seminare zu dem Thema besucht. Doch ihre Schwester Miranda riet ihr, doch lieber etwas "Richtiges" zu studieren, und so hatte sie sich letztendlich für ein Lehramtsstudium in Sport entschieden. Doch wirklich glücklich war sie mit dieser Entscheidung nie geworden. Und jetzt, wo sie all diese wundervollem Kunstwerke im Museum sah, bereute sie ihre Entscheidung umso mehr.

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Besonders die moderneren Kunstwerke hatten es ihr angetan. Impressionismus, Expressionismus, Surrealismus. Sie konnte gar nicht genug bekommen. Der Besuch im Museum wurde zu einem täglichen Ritual. Und immer wieder schaute sie sich ihre Lieblingsbilder an und entdeckte jeden Tag etwas Neues an ihnen. Hier ein Detail, das ihr bislang entgangen war, dort eine Pinselführung, die das Bild einzigartig machte.

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"Wunderschön, nicht wahr?", riss eine warme Männerstimme Desdemona aus ihren Gedanken. "Die Edelsteine von Alfons Mucha: Topas, Amethyst, Rubin und Smaragd. Ich muss jedes Mal aufs Neue staunen, wenn ich die Gemälde hier sehe." Desdemona drehte ihren Kopf nach hinten und blickte einem jungen, blonden Mann ins Gesicht, der sie freundlich anlächelte.

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"Verzeihen Sie, wenn ich Sie gestört haben sollte", entschuldigte er sich sogleich bei Desdemona. "Ich besuche das Kunstmuseum nun schon seit Jahren regelmäßig und da fallen mir neue Gesichter schnell auf. Und Ihr wunderschönes Gesicht habe ich nun seit fast einer Woche Tag ein Tag aus hier gesehen. Sie betrachten die Bilder mit einer solchen Sorgfalt, die man sonst nur selten zu sehen bekommt. Darf ich fragen, ob Sie an der Universität hier in SimCity Kunst studieren?"

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Desdemonas Wangen röteten sich, als sie das Kompliment des Fremden empfing. "Nein", schüttelte sie ihr blondes Haar und wickelte eine ihrer goldenen Locken schüchtern um ihren Finger. "Ich habe vor vielen Jahren einmal damit angefangen, das Studium dann aber abgebrochen. Ich komme einfach gerne hierher um diese schönen Werke zu bewundern und die Atmosphäre dieser alten Hallen zu genießen." "Genau dafür werden Museen gebaut", erwiderte der Fremde. "Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Clemens." "Der Sanfte", hauchte Desdemona, ohne weiter darüber nachzudenken. "Ich bin Desdemona." "Die vom Schicksal verfolgte. Ich hoffe doch, dass Schicksal hat es bisher gut mit Ihnen gemeint. Darf ich sie zu einem Kaffee einladen?"

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Dagegen hatte Desdemona nicht das Geringste einzuwenden. Im unteren Stockwerk des Museum befand sich ein kleines, gemütliches Café, in das Clemens Desdemona einlud. Die beiden tranken ihren Kaffee und unterhielten sich dabei. Zunächst ging es nur um die Kunst, um weitere Werke von Alfons Mucha, um die Kunstsammlung des Museums im Allgemeinen. Doch dann wurden ihre Gespräche immer privater. Und Desdemona kam es so vor, als ob es nicht wichtig war, was Clemens sagte, solange er nur zu ihr sprach.

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Von da an besuchte Desdemona das Museum nicht mehr alleine. Sie traf sich jeden Morgen mit Clemens am Eingang. Und zusammen gingen sie durch die Kunstaustellung und Clemens erläuterte ihr die Bilder. Wie sich herausstellte, war er Dozent an der Kunsthochschule in SimCity und Desdemona war einfach nur beeindruckt von seinem Wissen zu all den wundervollen Kunstwerken.

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Doch das war nicht der einzige Grund, warum sie jeden Morgen mit klopfendem Herzen aufwachte und zum Museum lief. Clemens war nett, charmant, gutaussehend...und er war da. Er war hier bei ihr in SimCity und nicht tausende Kilometer weit entfernt in der Sierra Simlone. Desdemona wusste, dass sie mit dem Feuer spielte und doch konnte sie sich dieser Flamme nicht entziehen. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis Clemens und sie unter dem sterneklaren Himmel im Park des Museums standen und ihre Lippen sich immer näher kamen.

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Doch im letzten Augenblick riss sie den Kopf zur Seite. "Es tut mir leid, Clemens, ich kann nicht", flüsterte sie mit zittriger Stimme, löste sich aus seiner Umarmung und rannte davon. Clemens sah ihr verdutzt hinterher. Hatte er etwas falsch gemacht? Er konnte sich diese starke Anziehung zwischen Desdemona und ihm nicht eingebildet haben. Aber warum war Desdemona dann davongelaufen? Er konnte dies einfach nicht begreifen.



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Die relativ ruhigen Tage in SimCity gaben uns allen die Gelegenheit durchzuatmen. Allerdings verfinsterte sich die Stimmung von Tag zu Tag. Die erhoffte Hilfe seitens Russlands blieb aus. Somit war die SimNation weiterhin auf sich alleine gestellt und der Krieg drohte zu einer totalen Niederlage zu werden. Der Nachrichtenkanal lief ununterbrochen und mehrmals am Tag erschien eine Zeitungsausgabe mit den neusten Kriegsmeldungen. "Mindestens 15 Menschen sind bei den Bombenangriffen auf Simtropolis ums Leben gekommen", fasste Joanna die wichtigsten Meldungen zusammen. "Und in SimVegas ist ein weiteres Casinohochhaus zusammengestürzt. Es ist nun das dritte seit dem Angriff auf die Stadt vor vier Tagen. Sie bekommen die Brände einfach nicht unter Kontrolle."

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"Und die Angriffe auf die Hauptstadt nehmen zu. Bis jetzt sind zwar noch keine Flugzeuge in den Luftraum um Santa Regina eingedrungen, aber zwei der Flugabwehrstellungen wurden durch Raketenangriffe stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Verteidigungsminister wird daher die Jagdgeschwader aus den Provinzen Simster und Simskelad in die die Simtierra abberufen. Es muss in jedem Fall verhindert werden, das Bomben in der Hauptstadt fallen." Joanna bemühte sich sachlich zu bleiben, doch ich bemerkte den zornigen Unterton in ihrer Stimme. Und dieser Zorn galt in diesem Fall unserem Verteidigungsminister. Würden die Jagdgeschwader aus Simster abgezogen, würde die Region um SimCity ohne Luftverteidigung dastehen.

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Sofort schossen mir wieder die Bilder des Angriffes auf Sierra Simlone Stadt durch den Kopf. Ich würde es nicht ertragen, auch noch SimCity brennen zu sehen. Joanna stand auf und knallte die Zeitung auf den Couchtisch. Dabei zerzauste sie wütend ihr Haar. "Ich muss noch mal rüber ins Hauptquartier", teilte sie mir mit, schnappte sich ihre Handtasche und machte sich auf dem Weg zu ihrem Wagen. Um mich ein wenig von meinen trüben Gedanken abzulenken, ging ich hinaus in den Garten. Die Arbeit auf der Plantage und auf den Feldern fehlte mir hier in SimCity. Doch die Arbeit in dem kleinen Garten, den Paps vor Jahren angelegt hatte, entspannte mich etwas.

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Als ich einen neuen Sack mit Dünger hochhob, fiel mein Blick auf Desdemona, die regungslos am Ufer des Kanals stand, der hinter meinem Elternhaus entlang floss. Sie starrte regungslos auf das Wasser und ihre Körperhaltung verriet mir, dass sie etwas bedrückte. In den letzten Tagen war sie immer recht glücklich gewesen, doch in diesem Augenblick erlebte ich sie so traurig, wie seit unserer Flucht aus der Sierra Simlone nicht mehr.

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Ich stellte den schweren Sack wieder ab, klopfte mir den Dreck von den Händen uns ging zu meiner Schwägerin hinüber. "Alles in Ordnung, Mona?", fragte ich sie. Desdemona hatte mich offenbar nicht kommen gehört, denn sie drehte sich erschrocken um. Ihre Augen glitzerten feucht. Sie hatte gerade erst geweint oder stand kurz davor es zu tun. Sie schluckte laut und wollte etwas sagen, doch die Worte wollten ihre Lippen einfach nicht verlassen. "Ist es, weil du Orion vermisst", riet ich ins Blaue hinein.

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Und dann begannen ihre Tränen zu fließen. "Es ist in Ordnung, wenn du ihn vermisst", redete ich weiter, weil ich mir sicher war, dass ich den Grund für Desdemonas Traurigkeit gefunden hatte. "Ich vermisse Orion auch. Und noch viel mehr vermisse ich Dominik. Ich weiß wie furchtbar es ist, wenn man nicht bei dem Menschen sein kann, den man liebt und nicht weiß, ob es ihm gut geht." "Aber das ist es ja", flüsterte Desdemona mit tränengetränkter Stimme. "Ich vermisse Orion nicht so sehr, wie ich es sollte. Stattdessen muss ich nur an einen anderen Mann denken. An Clemens."

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Nun verschlug es mir die Sprache. Mit so einer Offenbarung hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte es nicht beabsichtigt, aber mein schockierter Blick war wohl Anklage genug. Desdemona schaute schuldbewusst zu Boden und schluchzte leise. "Ich…du", begann ich zu stottern. "Ich muss erst einmal verarbeiten, was du mir da gerade gesagt hast, Mona", brachte ich schließlich einen vollständigen Satz zustande. "Orion ist mein kleiner Bruder und daher will ich ihn um jeden Preis schützen. Ich könnte daher jetzt etwas sagen, was ich später bereuen würde. Lass mir etwas Zeit zum Nachdenken. Und behalte es erst einmal für dich, in Ordnung?" Desdemona nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.

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Anschließend lief sie leise schluchzend ins Haus. Ich spazierte hingegen im Garten umher und setzte mich schließlich auf die Steinbank. Mit meinem Fuß rollte ich einen Stein hin und her und dachte darüber nach, was Desdemona mir anvertraut hatte. Es gab also einen anderen Mann, der für sie, zumindest im Augenblick, wichtiger war, als ihr Ehemann. Als Schwester wollte ich natürlich, dass sie meinen Bruder, und nur meinen Bruder, liebte. Aber als Frau wusste ich nur zu gut, dass das Herz oft seltsame Wege ging. Nein, ich durfte Desdemona nicht verurteilen, dass sie sich hier und jetzt nach Liebe sehnte. Aber ich durfte auch nicht zulassen, dass sie ihre Ehe leichtfertig aufs Spiel setzte.​
 
Kapitel 170: Eingeholt

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Mannchmal war es wert, um seine Ehe zu kämpfen. Wie zum Beweis dafür hüpfte Sky hinter der Ecke des Hauses hervor und lief, mit einem Freund im Schlepptau, auf mich zu. "Schlag ein, Mami", rief er mir fröhlich lachend zu. Ich hob meine Hand und wir ließen unsere Hände zusammenklatschen. "Die neue Schule hier ist voll toll", schwärmte er. "Ich hab heute ein Bild von Oma Glinda gemalt und ein Sternchen dafür bekommen."

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Sky strahlte über das ganze Gesicht und ich erkannte nicht zum ersten man seinen Vater darin wieder. Meine Ehe mit Dominik war nicht glücklich gestartet. Wir hatten viele Tiefen durchlebt und meine mangelnde Liebe für Skys Vater gehörte sicherlich zu den tiefsten. Es dauerte zwar lange, doch schlussendlich erkannte ich, dass ich nur Dominik liebte und für immer bei ihm sein wollte. Und vielleicht würde es meiner Schwägerin Desdemona ähnlich ergehen. Sie durfte nur keine übereilten Entscheidungen treffen.

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Ich konnte kaum so schnell gucken, da lief Sky auch schon wieder davon, gefolgt von dem Jungen mit dunklem Lockenkopf. "Ach übrigens", drehte mein kleiner Sohn sich noch einmal um und rief mir zu, "der Direktor von unserer neuen Schule ist hier und will dich mal sprechen, Mami. Er wartet vor dem Haus." Der Direktor war hier? Mit den Fingerspitzen zupfte ich meine Frisur zurecht und ging zum Eingang des Hauses. Dort wartete in der Tat ein Mann, etwa in meinem Alter, auf mich, der sich als Direktor Wladimir Walter vorstellte.

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Ich lud Direktor Walter zu einem Kaffee ins Haus ein und wir unterhielten uns über Sky und Klaudia. Er gab offen zu, dass er die beiden zunächst nur an seiner Schule aufgenommen hatte, weil meine Schwester über einigen Einfluss verfügte. Ich fragte mich, ob er etwas von ihren kriminellen Machenschaften wusste, oder ob er nur ihren Ruf als reiche Bürgerin dieser Stadt meinte. Nachdem der Direktor gegangen war, setzte ich mich mit Klaudia zusammen an den Schachtisch. "Der Direktor ist sehr angetan von dir und deinem Bruder", erzählte ich ihr während des Spiels. "Ihr habt euch offenbar vorbildlich in die neue Schule integriert." Ich konnte sehen, wie Klaudias Brust vor Stolz anschwoll. Sie war bisher nie wirklich gut in der Schule gewesen. Nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Lob vom Direktor zu erhalten, war daher etwas ganz Neues.

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"Der Direktor hat erlaubt, dass ihr auf unbefristete Zeit die Schule besuchen dürft", fuhr ich fort. "Ich weiß nicht, wie lange wir noch in SimCity bleiben werden, aber immerhin muss ich mir jetzt keine Sorgen mehr um eure Schulbildung machen." Klaudia lächelte zufrieden und setzte einen ihrer Bauern ein Feld nach vorne. Ich konnte genau sehen, dass auch sie froh war, dass es in diesen hektischen Zeiten wenigstens etwas Stabilität in ihrem Leben gab.



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Klaudia gewann unser Spiel. Inzwischen war es schon späte geworden und Zeit für die Kinder ins Bett zu gehen. Ich gab Klaudia und Sky einen Gutenachtkuss und machte mich dann selbst fürs Bett fertig. Ich wusste, dass ich im Schlafzimmer Desdemona begegnen würde, also ließ ich mir viel Zeit. Als ich das Zimmer betrat, hockte meine Schwägerin zusammengekauert auf dem Bett. Sie wagte es nicht, mir direkt in die Augen zu sehen, aber ich konnte sehen, dass sie gerade eben erste geweint haben musste. Die Tränen auf ihren Wangen waren noch nicht ganz getrocknet.

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Ich setzte mich zu Desdemona auf die Bettkante und klopfte mit meiner Handfläche auf die leere Stelle neben mir, um zu signalisieren, dass sie sich zu mir setzen sollte. Desdemona kämmte mit ihren Fingern ihre Haare zurück und kam an meine Seite. "Ich muss gestehen, dass du mir heute Morgen die Sprache verschlagen hattest. Und ich war wütend auf dich", begann ich das Gespräch. "Orion ist mein kleiner Bruder und ich kann einfach nicht mit ansehen, wie er verletzt wird. Doch dann habe ich versucht, mich in dich hinein zu versetzen. Und das war gar nicht so schwer, wie ich erst vermutet hatte."

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"Du musst wissen, auch in meinen Leben gab es einen anderen Mann. Kinga war schon lange auf der Welt und ich mit Dominik verheiratet. Ich hätte glücklich sein müssen. Doch dieser andere Mann...er war einfach unglaublich. Und ich hätte Dominik vermutlich verlassen, wenn...wenn dieser Mann nicht durch einen schrecklichen Unfall von mir gerissen worden wäre." Ich erwähnte nicht, dass dieser Mann Desdemonas Vater war. Ich wusste nicht, ob sie von der Affäre zwischen mir und ihrem Vater wusste. Wenn ja, dann hatte sie die Anspielung deutlich verstanden. Und wenn nicht, dann gab es keinen Grund das Andenken an ihren Vater jetzt noch zu beschmutzen.

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"Was soll ich jetzt tun, Oxana?", fragte sie mit bebender Stimme. Ich lächelte betrübt. "Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Ich bitte dich nur darum, deine Ehe nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Triff keine übereilten Entscheidungen, vor allem nicht jetzt. Warte, bis du wieder bei Orion bist und sich die Situation beruhigt hat. Wenn du dann merkst, dass du meinen Bruder nicht mehr genügend liebst, dann steht es dir frei ihn zu verlassen. Gefühle können sich ändern und auch wenn ich meinen Bruder liebe, so muss ich doch akzeptieren, dass auch du ein Recht darauf hast, glücklich zu werden."

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Ich sah Desdemona an, dass sie sich wünschte, von mir in den Arm genommen zu werden. Aber dazu konnte ich mich dann doch nicht überwinden. Mehr als ein weiteres trauriges Lächeln brachte ich nicht zustande. Da nun alles gesagt war, legten wir uns hin. Doch keine von uns beiden konnte schlafen. Desdemona war immer noch hin und her gerissen und schluchzte leise von Zeit zu Zeit. Und ich dachte nur an Dominik. Ja, Gefühle konnten sich im Laufe der Zeit ändern. Ich hatte Dominik am Anfang gehasst und ihn als notwendiges Übel betrachtet. Doch dann waren Vertrauen und Freundschaft entstanden und inzwischen liebte ich ihn aus ganzem Herzen. Und es zerriss mich innerlich, dass ich nicht wusste, wo er war. Nicht zum ersten Mal betet ich inständig zu Gott und allen Heiligen, dass sie Dominik wohlbehalten zu mir zurückbringen würden.



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In den folgenden Tagen präsentierte sich der Spätsommer von seiner schönsten Seite. Die Temperaturen stiegen und es war keine Wolke am Himmel zu sehen. Die Kinder spielten vergnügt am Pool. Während die Jungs im Wasser herumtobten, alberten Klaudia und Magdalena am Beckenrand herum und bewarfen sich mit Wasserbomben. Ich lag entspannt im Liegestuhl und beobachtet die ausgelassenen Kinder. Es war in diesem Augenblick so einfach, all die Schrecken des Krieges auszublenden.

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Doch kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, erklang in unmittelbarer Nähe das Heulen einer Sirene. Die Kinder schauten sich verwirrt um. "Das kommt drüben von der Kirche", rief Klaudia und zeigte mit dem Finger zum Kirchturm. Wenige Sekunden später erkläng das Heulen der Sirenen auch aus anderen Richtungen. Benommen sackte ich in dem Liegestuhl zusammen. Nein, das durfte nicht sein. Nicht auch noch hier!

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Doch ich musste, dass ich mir einen Moment des Zögerns nicht leisten konnte. "Jakób, Sky, kommt sofort aus dem Wasser!", rief ich noch während ich mich blitzschnell aus dem Liegestuhl erhob. Der Klang der Sirenen hatte die Kinder so verschreckt, dass sie ohne zu zögern gehorchten. "Lauf sofort ins Haus und holt euch trockene Kleider und dann kommt ihr sofort in den Keller. Und trödelt auf keinen Fall!" Ich sah in den erschrockenen Gesichtern der Kinder, dass diese Warnung überflüssig war. Alle vier liefen ohne weitere Fragen zu stellen ins Haus.

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Desdemona schloss sich uns an, als wir das Haus betraten und reichte mir meine trockenen Kleider. Es dauerte keine Minute, bis die Kinder ebenfalls angezogen vor mir standen und ich dirigierte alle in den Kellerraum, den Joanna mir bereits Tage zuvor für den Notfall gezeigt hatte. Der Raum war zwar nicht gemütlich, aber es gab hier Nahrung und Wasser für einige Tage und genug Decken, damit wir nicht frieren mussten. In den ersten Minuten herrschte absolute Stille. Sky und Klaudia hatten bereits einen Bombenangriff im Keller überstanden. Auf der einen Seite machte sie das etwas ruhiger, weil es eine vertraute Situation war, auf der anderen Seite hatten sie auch die Schrecken erlebt, wenn man den sicheren Bunker wieder verließ. Doch Jakób und Magdalena waren einfach nur verängstigt.

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Auch Desdemona hatte Angst. Ihre Augen waren weit aufgerissen und obwohl sie sich zusammenriss, konnte sie nicht verhindern, dass Tränen an ihren Wangen herabflossen. "Wir sollten das Radio einschalten", durchbrach sie mit zittriger Stimme die Stille. Ich nickte zustimmend. Ein Kurzwellensender war bereits voreingestellt und eine automatische Bandansage ertönte, als Desdemona das Geräte einschaltete: "Bitte bewahren Sie Ruhe. Suchen Sie Schutz in einem ausgewiesenen Bunker oder einem sicheren Keller. Gehen Sie nicht auf die Straße. Bitte bewahren Sie Ruhe. Suchen Sie Schutz..."

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Die monotone Stimme auf dem Band hatte tatsächlich eine beruhigende Wirkung auf uns alle. Im Gegensatz zu dem Angriff auf Sierra Simlone Stadt hörten wir diesmal keine Einschläge. Auch der Strom fiel diesmal nicht aus. Daher entspannte sich die Situation rasch wieder. Innerlich hoffte ich, dass es sich nur um einen Fehlalarm handelte und SimCity vor Zerstörung bewahrt wurde. Auch die Kinder entspannten sich und bald schon plapperten die Mädchen leise miteinander und die Jungs spielten zusammen.

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Wir lachten alle gerade alle über einen von Skys Witzen, als plötzlich das Knarren der Kellertür zu hören war. Alle blickten in die Richtung, aus der das Geräusch erklang und Jakób erkannte als erstes die Gestalt, die aus dem Schatten trat. "Mami", rief er laut und lief direkt in die weit ausgestreckten Arme seiner Mutter hinein. "Alles ist gut, mein Liebling", beruhigte meine Schwester ihren Sohn und küsste ihn sanft auf den Kopf.

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Auch Magda fiel ihrer Mutter um den Hals und drückte sie so fest, wie noch nie in ihrem Leben zuvor. Und plötzlich brachen bei den Kindern alle Dämme. "Maaamaaa", schluchzte Jakób bitterlich und vergrub sein Gesicht in Joannas Seite. Und auch Magda lies ihrer Angst, die sie zuvor noch so gut verbergen konnte, freien Lauf und weinte sich an der Schulter ihrer Mutter aus. "Es ist alles gut", flüsterte meine Schwester immer wieder beruhigend und strich ihren Kindern liebevoll über den Rücken.

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Und plötzlich weinte auf mein kleiner Junge, der den ganzen Tag über so mutig gewesen war. Ich trat zu ihm herüber und er vergrub seinen Kopf in meinem Bauch. Erst nach einigen Minuten hatte Sky sich wieder beruhigt und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dieser Tag war an keinem von uns spurlos vorbeigegangen. Die gesamten letzten Wochen waren es nicht. Dieser Krieg würde bei uns allen tiefe Wunden auf der Seele hinterlassen. Meine Kinder würden nie wieder eine solch unbeschwerte Kindheit haben, wie vor diesem sinnlosen Angriff. Und daran waren nur die Simnistrier Schuld und ich hasste sie dafür.
 
Kapitel 171: Viel zu nah

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Als wir den Keller verließen, stellte ich erschrocken fest, dass die Sonne bereits untergegangen war. Wir mussten dort also mehrere Stunden ausgeharrt haben. Fast zeitgleich mit Joannas Erscheinen erklang im Radio die Durchsage, dass man die Schutzräume wieder verlassen könne. "Zeit ins Bett zu gehen", sagte ich zu meinen beiden Kindern, nachdem wir für einige Minuten die wohltuende frische Abendluft eingeatmet hatten. Es gab keine Widerworte. Die Erschöpfung hatte Klaudia und Sky fest im Griff. "Schlaf gut, mein Kleiner", verabschiedete ich mich von Sky, als er müde in sein Bett gefallen war. Ich hatte noch nicht einmal das Licht gelöscht, da glitt er bereits in das Reich der Träume. Ich küsste ihn noch einmal auf die Stirn und zog seien Bettdecke hoch.

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Bevor ich das Zimmer verließ, sah ich auch nach Klaudia, die im Nachbarbett lag und ebenfalls bereits tief und fest schlief. Ich strich meinen Pummelchen über das Haar und sie seufzte zufrieden bei dieser sanften Berührung. Ein schwacher Mondschein fiel durch das Fenster auf ihr Gesicht. Sie sah so friedlich aus. Und wie bereits bei Sky, erkannte ich auch ihn ihrem Gesicht deutlich Dominik wieder. Auf der einen Seite tröstete mich dieser Gedanke ungemein und ich musste lächeln. Was auch immer noch passierte, ein Teil von Dominik würde immer bei mir sein. Aber auf der anderen Seite zerriss es mir förmlich das Herz, dass ich ihn womöglich nie wieder sehen würde.

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Als ich die Wendeltreppe vom Dachboden herabstieg, erblickte ich durch die Fenster im Flur des ersten Stocks Joanna, die auf dem Balkon stand und in die Ferne blickte. Ich schob also die Schiebetür zur Seite und trat zu meiner Schwester ins Freie. Als sie das Geräusch der sich bewegenden Tür hörte, drehte sie ihren Kopf in meine Richtung und ging langsam auf mich zu, sobald sie mich im Halbdunkeln erkannte. Trotz des schlechten Lichts konnte ich sehen, dass sie dieser Tag ebenso mitgenommen hatte, wie uns alle.

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"Wie sieht es in der Stadt aus", fragte ich sie. Bislang hatte ich keine Gelegenheit, mich über den Grund für den Fliegeralarm zu informieren. Joanna seufzte. "Es hätte schlimmer sein können. Es wurden hauptsächlich das Industriegebiet und der Flughafen beschossen. Allerdings sind auch Raketen in die Residenz des Herzogs eingeschlagen. Wir haben Glück, dass die Simnistrier bislang darauf verzichten, Wohngebiete zu bombardieren." Also hatte es tatsächlich einen Angriff gegeben. Und die herzogliche Residenz, Sitz der Regierung der Provinz Simster, war nur etwa zwei Kilometer vom Haus meiner Schwester entfernt. Unweigerlich lief mir ein kalter Schauer bei diesem Gedanken den Rücken hinunter.

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"So nah", flüsterte ich erschrocken, mehr zu mir selbst, als zu Joanna. Und dann geschah etwas, worauf ich nicht gefasst war. Joannas Augen begannen feucht zu glänzen und ein feines Rinnsal begann an ihrer Wange herabzufließen. "Das war viel zu nah", keuchte sie mit ersticktem Tonfall, sichtlich darum bemüht, ihre Fassung zu wahren. Doch dann gab sie diesen Versuch auf, griff mit beiden Händen in ihre Haare und ballte sie zu Fäusten. Das Schluchzen ließ sich nicht mehr unterdrücken. "Ihr wart alle in Lebensgefahr. Meine Kinder, deine Kinder, du. Ich hätte das voraussehen müssen. Ich hätte euch längst aus SimCity herausschaffen müssen. Ich bin schließlich für euch verantwortlich."

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Joanna begann am ganzen Körper zu zittern. Und das einzige, was ich in dieser Situation tun konnte war, meine Schwester in den Arm zu nehmen. Erst jetzt wurde mir klar, was für eine Verantwortung auf ihren Schultern lastete. Sie hatte mich und die Kinder aus der Sierra Simlone gerettet. Und auch jetzt vertraute ich immer noch darauf, dass sie uns schützen würde. Ich hatte nie darüber nachgedacht, wie viel Kraft es sie kosten musste, in dieser extremen Situation ihre Organisation weiter am Laufen zu halten, ständig von der Angst begleitet, dass ihrer Familie etwas zustoßen könnte. So verletzlich wie heute, hatte ich Joanna nicht mehr gesehen, seit wir Kinder waren.

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Nach einigen Minuten hörten das Zittern und das Schluchzen auf und Joanna löste sich aus meiner Umarmung. Sie schritt zum Balkongeländer, streckte die Schultern durch und holte mehrmals tief Luft. Ich erkannte, dass sie kein leichtes Leben führte. In ihrem Job musste sie immer stark sein. Schwäche zu zeigen könnte leicht bedeuten, dass eigene Leben zu riskieren. Und obwohl ich wusste, dass Tobias sie immer unterstützte, musste sie selbst vor ihm eine Fassade aufrechterhalten. Er war ihr Mann, aber er war auch einer ihrer Gefolgsleute. Das führte unweigerlich zu Distanz. Doch mir gegenüber, ihrer Zwillingsschwester, konnte sie für einen Moment ganz sie selbst sein. Eine verängstigte Frau und Mutter, genauso wie ich es war und hundertausende anderer Frauen in der SimNation.

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Doch dieser Moment war schnell vorüber. Joanna drehte sich wieder um und ging auf mich zu. "Morgen früh packst du ein paar Sachen zusammen, und dann wirst du mit Tobias und den Kindern an einen sicheren Ort fahren." Der Tonfall ihrer Stimme gab deutlich zu Verstehen, dass jede Diskussion nutzlos war. Joanna war wieder ganz die Chefin eines Verbrechersyndikats und sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Ich nickte stumm. "Und was wirst du tun?", fragt ich, nachdem ich realisierte, dass sie nicht vorhatte, uns zu begleiten. "Ich werde endlich dafür sorgen, dass den Simnistriern ordentlich in den Hintern getreten wird."



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Gleich am nächsten Morgen verkündete Joanna allem beim Frühstück, dass wir SimCity verlassen müssten, weil es in der Stadt inzwischen zu gefährlich geworden wäre. Doch nicht bei allen kam dieser Vorschlag gut an. "Ich will hier nicht weg", maulte Magda, als Joanna ihr Zimmer betrat, um zu sehen, wie weit sie mit dem Packen vorangekommen war. Sie schleuderte schlecht gelaunt einige T-Shirts in den Koffer, der auf ihrem Bett lag, und schlug den Deckel zu.

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"Alle meine Freunde sind hier! Papa meinte, es gibt dort nicht einmal Handyempfang. Ich werde zur absoluten Außenseiterin in der Schule!" Sie fuchtelte theatralisch mit den Händen über ihrem Kopf. "Außerdem ist doch gestern gar nichts passiert. Siehst du hier irgendwelche Einschlagslöcher? Nein? Ich auch nicht. Wir können doch einfach hier bleiben und uns wieder im Keller verstecken, wenn es Fliegeralarm geben sollte."

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Doch sie hatte sich den falschen Zeitpunkt ausgesucht, um aufmüpfig zu sein. Joanna war nicht in der Stimmung, um mit sich reden zu lassen. "Du wirst gleich mit deinem Bruder, deinem Vater und dem Rest der Familie in den Wagen steigen. Diese Entscheidung steht nicht zur Debatte. Wir hatten gestern einfach wahnsinniges Glück, das ist alles. Glaubst du wirklich, unser Keller würde einen Raketeneinschlag überstehen? Das bezweifle ich nämlich stark. Und hör auf, so ein Gesicht zu ziehen. Die ganze Situation ist schon schwer genug, ohne dass du uns allen auch noch schlechte Laune bereitest."

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Joannas Nerven lagen immer noch blank. Der gestrige Vorfall saß ihr tiefer in den Knochen, als sie es sich eingestehen wollte. Daher fiel ihr Verhalten ihrer Tochter gegenüber auch härter aus, als es angemessen wäre. Aber Magda wäre nicht Joannas Tochter, wenn sie sich das so einfach bieten lassen würde. "Warum kommst du dann nicht mit uns mit, wenn es hier in SimCity so gefährlich ist?", fragte sie trotzig. Genau in dem Moment betrat Tobias das Zimmer. "Du weißt ganz genau, dass deine Mutter beruflich fest eingespannt ist. Sie trägt viel Verantwortung in ihrer Firma und kann nicht einfach hier weg."

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"Ach ja, ich vergaß", erwiderte Magda, wobei ihre Stimme vor Ironie triefte. "Wenn Mama sich bloß einen Tag nicht darum kümmert, dass genügend Fertigfraß und Tomatensaft in die Flugzeuge geladen wird, dann geht gleich die Welt unter." Sie sprach damit die Tätigkeit an, der Joanna zur Tarnung nachging. "Zumal gerade sooo viele Flugzeuge unterwegs sind." Joanna hatte eindeutig genug. "Pack deinen Koffer fertig und sei in fünf Minuten unten", herrschte sie ihre Tochter an. Die beiden funkelten sich noch einen Augenblick finster an, doch dann verließ Joanna den Raum.

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Als ihre Mutter fort war, schaute Magdalena wütend und traurig zugleich auf ihren Koffer herunter. Tobias ging langsam auf sie zu und strich ihr behutsam über den Rücken. "Schatz, du weißt doch selbst, dass deine Mutter nur das Beste für uns will. Und glaub mir, sie würde gerne mit uns mitkommen, wenn sie nur könnte. Also komm, schluck deinen Ärger hinunter, pack deinen Koffer und dann komm nach unten." Magdalena blickte noch eine Weile stumm auf den Koffer, doch dann nickte sie zustimmend.​
 
Nun hat der Krieg die Familien doch wieder eingeholt und der Schrecken scheint noch größer zu sein.

Das Joanna mal Gefühle zeigt und so einen kurzen Einblick in ihr Seelenleben und der ganzen Last geben, die sie tragen muss, finde ich extrem gut. Die ganze Kriegssituation geht ihr wohl näher, als sie sich selbst und vor anderen eingesteht. Es war gut, dass Oxana ihr in diesem Moment ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt, welches sie wohl noch nicht einmal bei Tobias finden würde oder finden will.

Aber ich bin gespannt, was sie mit den Simistriern vorhat. Ich hoffe doch, dass du uns davon berichten wirst. :)

Magda ist mindestens genauso stur wie ihre Mutter, sie wird sich nur so schnell nicht gegen sie behaupten können. Aus Magdas Äußerungen entnehme ich, dass sie keinerlei Ahnung hat, was ihre Eltern wirklich beruflich machen, oder?


Kommt Mona eigentlich auch mit? Von ihr hört und sieht man ja gar nichts...
 
@Deko

Ich wollte zeigen, dass Joanna nicht nur hart und herzlos ist. Auch sie hat eine weiche und verletzliche Seite, die sie aber selten zum Vorschein kommen lässt. Ihr "Beruf" lässt das einfach nicht zu.

Tja, was Joanna mit den Simnistrier vor hat, werden wir leider nicht wirklich erfahren. Ich hatte zwar mal geplant, diese Story als zweites Kapitel von "Justice" zu veröffentlichen, bin dann aber nie dazu gekommen. Ich überlege schon länger, ob ich es nicht in reiner Textform doch mal versuchen sollte.

Magda weiß nicht, was ihre Eltern tun. Vielleicht ahnt sie etwas, aber sie weiß nichts Bestimmtes.

Mona kommt natürlich auch mit. Ja, ich vernachlässige die Gute wirklich ein bisschen und das wird sich in den folgenden Updates auch nicht mehr wirklich ändern.

Vielen Dank für deinen Kommentar, Deko!
 
@Deko

Ich wollte zeigen, dass Joanna nicht nur hart und herzlos ist. Auch sie hat eine weiche und verletzliche Seite, die sie aber selten zum Vorschein kommen lässt. Ihr "Beruf" lässt das einfach nicht zu.

Tja, was Joanna mit den Simnistrier vor hat, werden wir leider nicht wirklich erfahren. Ich hatte zwar mal geplant, diese Story als zweites Kapitel von "Justice" zu veröffentlichen, bin dann aber nie dazu gekommen. Ich überlege schon länger, ob ich es nicht in reiner Textform doch mal versuchen sollte.

Magda weiß nicht, was ihre Eltern tun. Vielleicht ahnt sie etwas, aber sie weiß nichts Bestimmtes.

Mona kommt natürlich auch mit. Ja, ich vernachlässige die Gute wirklich ein bisschen und das wird sich in den folgenden Updates auch nicht mehr wirklich ändern.

Vielen Dank für deinen Kommentar, Deko!

Schade, schade... die Simistrier werden bestimmt nichts zu lachen haben, wenn Joanna mit ihnen durch ist. :D


Das Mona etwas vernachlässigt wird, ist ja nicht soo schlimm. Ich fänds nur traurig, wenn man sie jetzt einfach ihrem Schicksal überlassen würde. Das hat die Gute nun wirklich nicht verdient. :)
 
Kapitel 172: Das Flüchtlingslager

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Der Streit zwischen Joanna und ihrer Tochter war laut genug gewesen, damit ich ihn gut aus dem Nachbarzimmer mit verfolgen konnte. Als Joanna Magdas Zimmer verließ, ging sie in das Schlafzimmer, wo ich gerade ihren Kleiderschrank auf der Suche nach weiteren Kleidungsstücken, die ich mir ausleihen könnte, durchforstete. Joanna war immer noch angespannt und lief wie ein Tiger im Käfig hinter mir auf und ab. "Deine Kinder wissen also nichts von deinem 'Beruf'", stellte ich mehr fest, als dass ich fragte, während ich eine Jeans aus der Schublade zog.

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"Natürlich wissen sie nichts", antwortet meine Schwester gereizt. "Oder zumindest sollten sie nichts wissen. Jakób ist noch zu jung, aber Magda merkt eindeutig, dass etwas mit meinem Job nicht stimmt. Lange werde ich es nicht mehr verheimlich können." "Damit hast du wohl Recht", entgegnete ich. "Als wir beide in ihrem Alter waren, war uns doch auch klar, dass irgendetwas mit Dads Job komisch war. Ich sag nur 'Handelsvertreter'. Es ist echt unfassbar, dass Dad geglaubt hat, wir würden ihm die Geschichte abnehmen. Allerdings muss ich zugeben, dass meine Fantasie dann doch nicht ausgereicht hat, um mir Dad als Dieb und Trickbetrüger vorzustellen. Ich dachte eher, dass er seine Zeit mit Glücksspiel im Casino, statt mit ehrlicher Arbeit verdient."

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Wir mussten beide lachen und das tat gut in dieser angespannten Situation. Ich verstaute die Jeans und einige weitere Dinge und ging dann mit dem Koffer in der Hand hinunter ins Wohnzimmer, wo die Kinder bereits warteten. Meine Schwester folgte mir dichtauf. Ich war schon fast unten angekommen, als Klaudia mich zu sich rief. "Mami, komm schnell." Sie starrte gebannt auf den Fernsehbildschirm. "Sie berichten gerade über ein Flüchtlingslager bei Simtropolis und in einem der Filmausschnitte konnte ich Tante Brandi ganz deutlich erkennen."

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Ich eilte die letzten Treppenstufen hinunter und stellte den Koffer auf den Boden ab. Den Blick fest auf den Fernseher gerichtet, ging ich zum Sofa und setzte mich neben Klaudia. Joanna folgte meinem Beispiel. In eben diesem Moment wurde eine Karte der südlichen SimNation eingeblendet und ein Moderator schilderte die aktuelle Lage. "Ein Schiff der simrokkanischen Marine konnte gestern mit etwa 5000 Flüchtlingen an Bord die Seeblockade im Golf von Cádiz durchbrechen und die portugiesische Küste anlaufen. Nach Verhandlungen zwischen Santa Regina und Lissabon konnte die Fregatte in den portugiesischen Hafen Portimão einlaufen. Die an Bord befindlichen Zivilisten wurden über den Landweg nach Lissabon und von dort aus in die SimNation überführt. Zurzeit befinden sie sich in einem provisorischen Lager auf einem ehemaligen Kasernengelände bei Simtropolis."

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Passend dazu wurden wieder Bilder von Menschen gezeigt, die sich in einem Lager aus unendlichen Reihen von Zelten einrichteten. Und da sah auch ich sie. "Mami, da, da war Tante Brandi gerade wieder", rief Klaudia aufgeregt und zeigte auf den Bildschirm. Doch diesmal hatte auch ich sie gesehen und zuckte vor Freunde darüber, dass sie gesund war, gleichzeitig aber auch voller Entsetzen darüber, was sie wohl in den letzten Tagen erlebt haben musste, zusammen.

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Und noch während ich den Bericht zu Ende sah, formte sich in meinem Kopf ein Entschluss. "Jojo, ich muss runter nach Simtropolis", verkündete ich meiner Schwester, als der Bericht endete. Joanna musterte mich skeptisch. "Warum?", fragt sie. "Weil dort unten meine Freunde sind. Wenn Brandi dort ist, dann vermutlich auch Roland. Und wer weiß, wer sich noch alles nach Simtropolis retten konnte? Ich muss mich überzeugen, dass es ihnen allen gut geht. Vielleicht wissen sie auch Neues über die Geschehnisse in Sierra Simlone Stadt. Meine Schwiegereltern, Gerda…sie sind alle noch dort unten."

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Meine Schwester wirkte nicht überzeugt. "Es ist einfach zu gefährlich, Xana. Simtropolis ist nur knapp 100 Kilometer von der Front entfernt. Du würdest ein viel zu großes Risiko eingehen, nur um ein paar Freunde wiederzusehen." Das war ein triftiges Argument. Aber noch etwas anderes trieb mich an, in das Flüchtlingslager bei Simtropolis zu reisen. "Was ist, wenn Dominik diesen Fernsehbericht gesehen hat?", fragte ich meine Schwester mit bitterlicher Stimme. "Was ist, wenn er mich und die Kinder gerade jetzt in diesem Lager sucht? Dieser Bericht ist sein einziger Anhaltspunkt auf der Suche nach uns. Ich muss einfach dort hin um zu sehen, ob er nicht dort ist. Ich muss es tun."

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Ich flehte meine Schwester regelrecht an, mir ihr Einverständnis zu geben. "Du lässt dich ja doch nicht davon abbringen", gab sie schließlich resigniert nach. Mir fiel ein Stein vom Herzen. "Danke, Jojo", flüsterte ich. "Und wie willst du dort runter kommen?", fragte Joanna gleich weiter. Darüber hatte ich mir in der Tat noch keine Gedanken gemacht. Doch Joanna antwortete selbst für mich. "Du kannst mein Auto nehmen. Die Autobahnen sind allerdings für den Zivilverkehr gesperrt. Du wirst also einen Passierschein benötigen. Ich werde Ewa gleich Bescheid geben, dass sie dir einen organisieren soll."

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Überglücklich fiel ich meiner Schwester um den Hals. "Vielen Dank für deine Unterstützung, Jojo." "Ich bin dir auch noch etwas schuldig, Xana. Betrachte dies als einen weiteren Teil meiner Gutmachung." Joanna spielte damit auf die tragischen Ereignisse von vor 13 Jahren an, als sie mich dazu Zwang, für 'Justice' zu arbeiten, was beinah mit meinem Tod geendet hätte. Aber ich war überzeugt, dass meine Schwester mir heute auch geholfen hätte, wenn sie nicht in meiner Schuld stände. "Versprich mir nur, dass du nicht lange weg bleibst", flüsterte Joanna mir zu. "Tobias und die Kinder werden noch heute aufbrechen. Und sobald du wieder in SimCity bist, wird dich Ewa zu ihnen bringen."

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Es war nicht leicht, meine Kinder davon zu überzeugen, dass sie erst einmal ohne mich aufbrechen sollte. Klaudia hatte das Gespräch zwischen mir und ihrer Tante mitbekommen. Obwohl auch sie zunächst darauf bestand, dass ich sie und ihren Bruder begleiten sollte, verstand sie meine Beweggründe für meine Reise nach Simtropolis. Auch in ihr war die Hoffnung aufgekeimt, möglicherweise ihren Vater bald wiederzusehen. Doch Sky verstand mich nicht. Ich konnte noch so oft beteuern, dass ich in zwei Tagen nachkommen würde, er hatte trotzdem furchtbare Angst, dass ich ihn verlassen könnte.

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"Versprich mir, dass du wiederkommst", flehte er mich an. "Ich verspreche es, mein Schatz." "Versprochen und niemals gebrochen?" "Versprochen und niemals gebrochen." Ich drückte meinen kleinen Sohn fest an mich, und schmiegte meine Wange an seine. Erst jetzt wurde mir klar, dass er Angst hatte, von mir verlassen zu werden, so wie ihn seine leibliche Mutter Ingrid verlassen hatte. Fast hätte ich meine Entscheidung widerrufen und wäre doch mit den Kindern zusammen in die unberührten Wälder von Simskelad geflohen. Aber meine Hoffnung, in dem Flüchtlingslager bei Simtropolis Dominik zu finden, war einfach stärker. Und ich wusste, dass meine Kinder bei Desdemona und meinem Schwager Tobias in guten Händen waren.



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Sobald Tobias und die Kinder in Richtung der Wälder von Simskelad aufbrachen, machte auch ich mich auf den Weg nach Süden. Ich wollte noch vor Einbruch der Nacht in Simtropolis eintreffen. So wie Joanna es vorausgesagt hatte, waren die Autobahnen für den Zivilverkehr gesperrt und in regelmäßigen Abstanden behinderte eine Straßenblockade die Weiterfahrt. Doch Dank des Passierscheines, den meine Schwester für mich besorgt hatte, konnte ich meine Fahrt fortsetzen.

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Der Passierschein verschaffte mir auch Zugang zu dem Flüchtlingslager, zu dem ansonsten nur Angehörige des Militärs und diverser Hilfsorganisationen Zutritt hatten. Das Lager musste in aller Eile errichtet werden. Auf einer Kasernenbrache wurden eiligst Zelte aufgestellt und die notwenigsten sanitären Einrichtungen installiert, um die 5000 Flüchtlinge unterbringen zu können. Ich kannte die Bilder bereits aus dem Fernsehen, dennoch war ich entsetzt von dem Elend, was ich hier sah. Diese Menschen hatten zwar Glück, dass sie unverletzt aus der Sierra Simlone entkommen waren, aber ich war dennoch froh, das meine Kinder und ich bei meiner Schwester und nicht in diesem Lager Zuflucht gefunden hatten.

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Und es waren so viele Menschen hier. Wie sollte ich da bloß jemals Dominik finden? Ich schaute mich verloren in dem riesigen Lager um, doch die Zelte sahen alle gleich aus und die Gesichter der vielen Menschen waren mir unbekannt. Und dann hörte ich plötzlich, wie jemand meinen Namen rief. "Tante Oxana, Tante Oxana!" Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Rufe erklangen und erblickte sofort Constance, Rolands Tochter. Selbst aus der Ferne war sie aufgrund ihrer seltsam verfärbten Haut, die ihre Ursache in einer erblichen Pigmentstörung hatte, gut zu erkennen.

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Ich beschleunigte meinen Gang und bewegte mich zielstrebig auf sie zu. "Constance, es geht dir gut", stieß ich erleichtert aus, als ich nah genug war, dass sie mich gut verstehen konnte und streckte meine Arme zu einer Umarmung aus. Neben ihr stand Hektor, der Mann von Manuela Bretz, der erfreut lächelte und mir zur Begrüßung zuwinkte. Constance ließ sich von mir umarmen und drückte mir einen Kuss auf jede Wange. Ich war wirklich erleichtert sie, und weitere Bekannte aus der Heimat, wohlauf zu sehen.

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"Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht, Tante Oxana", begann Constance zu erzählen. "Mutter konnte nur Berichten, dass du plötzlich aus Sierra Simlone Stadt verschwunden warst. Keiner wusste, was mit dir und deinen Kindern passiert ist." "Ich bin nach SimCity geflohen", erklärte ich ihr. "Meine Schwester hat es irgendwie geschafft, uns aus der Sierra Simlone schaffen, bevor die Simnistrier die Stadt besetzen konnten. Sie muss wohl gute Freunde bei der Armee haben", setzte ich schnell hinterher und hoffte, dass dies Constance als Erklärung dafür, wie Joanna uns aus der Wüste geholt hatte, reichen würde.

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Dann wurde mir klar, dass Constance von "Mutter" gesprochen hatte. "Ist Brandi auch hier? Und Roland?", fragte ich aufgeregt. "Mutter und meine Geschwister sind dort drüben", erklärte Constance und deutete auf eine Gruppe von Zelten und ich erkannte sogleich Brandi, die sich mit Manuela unterhielt. "Papa ist allerdings nicht hier", fuhr Constance mit bedrückter Stimme fort. "Er meinte, dass seien Fähigkeiten als Arzt dringend in der Sierra Simlone von Nöten wären und er deshalb nicht fort könne. Er hat darauf bestanden, dass Brandi und meine Geschwister ohne ihn auf das simrokkanische Schiff steigen."

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Constance fasst meine Hand und führte mich zu ihrer Mutter. Brandi konnte es erst fast nicht glauben, dass ich so unverhofft vor ihr stand, doch dann umarmte sie mich freudestrahlend. Nachdem ich auch sie über meine Flucht nach SimCity unterrichtet hatte, erzählte sie mir von den Geschehnissen in Sierra Simlone Stadt. Die Simnistrier waren tatsächlich in die Stadt gekommen und hätten sich in meinem Haus niedergelassen. Alle, Männer, die nicht verletzt oder zu alte waren, wurden in der Schule festgehalten, um einen Aufstand zu verhindern. Tristan hatte insofern Glück, als dass er ein gebrochenes Bein hatte und somit keine Gefahr darstellte. Daher durfte er in Franks Haus bleiben.

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Brandi holte einen Kessel mit heißem Wasser vom Lagerfeuer und wir setzen uns mit einer heißen Tasse Tee in der Hand vor das Zelt, dass nun ihr vorübergehendes Zuhause war. "Papa hat gleich nach dem Einmarsch der Simnistrier zu sich ins Krankenhaus nach Seda Azul geholt, um uns bei sich zu haben", erzählte Sarah, die gemeinsame Tochter von Roland und Brandi, die Geschichte weiter, als ich nach Rolands Verbleiben fragte. "Als Arzt war er für die Simnistrier natürlich nützlich, daher wurde er auch nicht eingesperrt. Und auch wenn er es nicht unbedingt gerne tat, so hat er auch die simnistrischen Soldaten verarztet. Er meinte, sein Hippokratischer Eid würde keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machen. Also verarztete er auch die verletzten Simnistrier."

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Auf meine Frage, wie es der simrokkanischen Fregatte gelungen war, die Seeblockade zu durchbrechen und die 5000 Flüchtlinge aus Seda Azul zu befreien, hatten Brandi und die Mädchen allerdings keine Antwort. Es handelte sich offensichtlich um ein Wunder. Dafür hatte Constance interessantes über ihre Flucht zu berichten, denn sie war nicht mit dem Schiff nach Simtropolis gekommen. "Kommilitonen von mir hatten ein Funkgerät in ihrem Zimmer, mit dem sich sonst zum Spaß den Polizeifunk von La Siesta Tech abhörten. Und an dem Abend vor dem Angriff auf Sierra Simlone Stadt haben sie seltsame Funksprüche auf einer Wellenlänge empfangen, die sonst nie genutzt wurde. Ich hätte diese Funksprüche ignoriert, aber meine beiden Kommilitonen waren felsenfest davon überzeugt, dass etwas Schlimmes passieren würde und drängen mich und meine Mitbewohnerinnen dazu, den Siesta Tech Campus zu verlassen und nach SimVegas zu fahren. Ich dachte die ganze Zeit, die beiden wollten sich mit uns Mädchen einen Spaß erlauben. Ich hielt es für einen blöden Anmachversuch oder so etwas in der Art."

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"Aber da ich ohnehin wieder einmal Lust hatte, etwas Spaß in der Stadt zu haben, und einer der Jungs wirklich süß war, entschloss ich mich, mit ihnen mitzufahren. Zwei meiner Mitbewohnerinnen aus dem Wohnheim begleiteten uns. Und wir waren kaum ein paar Stunden in SimVegas, als schon auf allen Sendern über den Überraschungsangriff auf die Sierra Simlone berichtet wurde. Ich hatte echt wahnsinniges Glück gehabt, dass ich nicht mehr auf dem Campus war. Die Uni soll nämlich stark bombardiert worden sein. Ich denke, die Simnistrier vermuteten dort irgendwelche geheimen Forschungseinrichtungen."

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Eines wurde deutlich, sollte dieser Krieg vorüber sein, so hatten wir alle unsere Geschichte zu erzählen. Jeder hatte Schrecken erlebt, jeder hatte Angst verspürt. Das Leben würde nicht mehr sein wie vorher. Doch im Augenblick war ich nur froh, dass es so vielen meiner Freunde und Bekannten gut ging. Doch ich war aus einem bestimmten Grund nach Simtropolis gekommen. "Habt ihr vielleicht Dominik hier im Lager entdeckt?", fragt ich hoffnungsvoll. Ich hatte so viel Menschen wiedergetroffen, Dominik musste auch darunter sein.

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Brandi sah meinen flehentlichen Blick und es zerbrach ihr fast das Herz. Sie drückte ihre Hand gegen die Brust und schüttelte traurig den Kopf. "Glaubst du wirklich, wir würden so lange mit dir plaudern, wenn dein Mann hier wäre? Nein, Dominik ist nicht hier und er war auch nicht hier im Lager. Es tut mir wahnsinnig Leid, Oxana. Ich kann erahnen, wie sehr du jetzt leiden musst. Auch ich weiß nicht, wie es Roland jetzt ergeht. Aber immerhin weiß ich, wo er sich aufhält. Der Gedanke, nicht einmal das zu wissen, würde mich um den Verstand bringen."

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Ich hatte eine solche Antwort befürchtet. Und trotzdem waren Brandis Worte wie ein Stich in mein Herz. Diese Lager war meine letzte Hoffnung gewesen. Das war der einzige Ort, an dem Dominik mich zu finden hoffen konnte. Und wenn er nicht hier war, dann bedeutete dies, dass er nicht in der SimNation war. Das könnte sogar bedeuten, dass er nicht einmal mehr am...Nein, so etwas durfte ich einfach nicht denken. Ich durfte die Hoffnung nicht aufgeben, dass er zu mir zurückkehren würde, auch wenn das mit jedem Tag unwahrscheinlicher wurde.

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Der Himmel begann bereits, sich rot zu färben. Bald würde es dunkel sein und es wurde allerhöchste Zeit, mich auf den Rückweg nach SimCity zu machen. Ich erkannte, wie dumm es gewesen war, meine Kinder alleine zu lassen, nur um einer Hoffnung hinterherzurennen. Ich nutzte also, die letzten Minuten, um mich von Brandi und Constance, aber auch von Manuela und ihrer Familie, zu verabschieden. Ich wünschte ihnen alles Gute und hoffte, dass wir uns bald alle wieder in der Sierra Simlone treffen würden.​
 
Kapitel 173: Die Gnade des Dreifaltigen

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Nachdem ich mich von meinen Freunden verabschiedet hatte, kehrte ich zum Auto zurück, welches ich am Eingang des Flüchtlingslagers abgestellt hatte, und stieg hinein. Der Weg zurück nach SimCity war lang und ich würde die ganze Nacht durchfahren müssen. Doch kaum war ich die ersten hundert Meter gefahren, schweiften meine Gedanken zu Dominik ab. Man sagt immer, Menschen, die sich lieben, können spüren, ob es dem anderen gut geht, oder nicht. Doch ich konnte gar nichts fühlen. Da war nur diese Angst, dass Dominik nicht mehr...nicht mehr am Leben sein könnte. Meine Augen begannen sich mit Tränen zu füllen. Und obwohl ich versuchte, sie wegzuwischen, konnte ich bald schon die Straße nicht mehr deutlich erkennen.

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Wir blieb nichts anderes übrig als ranzufahren. Ich bog in die nächste Einfahrt ein und brachte den Wagen zum stehen. Meine zittrigen Hände umklammerten das Lenkrad so stark, dass die Knöchel weiß hervortraten. Ich bemühte mich darum, ruhig ein und aus zu atmen, und langsam beruhigte ich mich wieder. Doch an Weiterfahrt war jetzt noch nicht zu denken. Ich riss die Autotür auf und stellte meine Beine auf die Straße, wobei ich im Fahrersitz sitzen blieb. Die frische Luft tat mir gut und meine Gedanken begannen sich wieder zu ordnen.

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Dann blickte ich auf und entdeckte erst jetzt, dass ich direkt vor einer Kirche, nein, einer Kathedrale, gehalten hatte. Und mit Entsetzen musste ich feststellen, dass dieses Gotteshaus stark beschädigt war. Der linke der beiden Fronttürme war zerstört und der Kirchenvorplatz mit Trümmern übersät. Offenbar war eine Rakete bei einem der letzten Luftangriffe auf Simtropolis in die Kathedrale eingeschlagen. Ich wusste nicht, was mich dazu trieb, aber ich stieg aus dem Auto aus und ging langsam auf die Kirche zu.

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Ich schritt langsam auf das Eingangsportal zu. Ich wusste, dass ich diese Kathedrale noch nie zuvor gesehen hatte. Ich hatte Simtropolis bisher nur sehr kurz besucht. Und trotzdem erschien sie mir so vertraut, ich wusste nur nicht woher. Ich streckte meine Hand aus und drückte gegen die Tür und zu meiner Überraschung war sie nicht verschlossen, sondern öffnete sich unter lautem Knarren. Mir war bewusst, dass es keine gute Idee war, ein Gebäude zu betreten, das erst kürzlich bombardiert worden war. Aber ich konnte nicht anders, als in die Dunkelheit des Kircheninneren einzutauchen.

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Auch die Tür in das Hauptschiff der Kirche war nicht verschlossen. Mattes Dämmerlicht fiel durch die geborstenen Bleiglasfenster auf den Fußboden und der schwere Geruch von Weihrauch hing immer noch in der Luft. Der Boden war übersät mit Schutt. Ich blickte nach oben und erkannte, dass große Teile der Deckengewölbe bei dem Raketeneinschlag herabgestürzt waren. Und trotzdem hatte die Kathedrale nichts an Glanz verloren. Sie strahlte immer noch die Erhabenheit, eines uralten Gotteshauses aus. Und wieder überkam mich das Gefühl, dass ich diese Kirche kennen würde.

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Das Atmen fiel mir zunehmend schwerer. Meine Knie begannen zu zittern und ich musste mich an der Seitlehne einer der Sitzbänke abstützen. Doch anstatt mich zu setzen, hangelte ich mich von Seitenlehne zu Seitenlehen vorwärts und schritt immer weiter auf den Altar zu. Die letzten Meter musste ich ohne Stütze zurücklegen. Der Altarraum war völlig verwüstet. Auch hier war das Deckengewölbe eingestürzt. Doch das Bild unseres Herrn war unversehrt geblieben. Und als ich es anblickte, überfluteten mich auf einmal die Erinnerungen.

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Bilder von mir im weißen Brautkleid, wie ich durch den Mittelgang einer Kirche, genau dieser Kirche, schritt. Bilder von Freunden und Verwanden, die mich anlächelten. Und Bilder von einem Mann, der vorne am Altar stand und auf mich wartete. Es war exakt der Traum, den ich vor vierzehn Jahren geträumt hatte. Und in den Jahren danach hatte ich mich so oft an diesen einen Traum geklammert. Immer und immer wieder hatte ich ihn mir ins Gedächtnis gerufen. Jede Einzelheit in mir aufgesogen. Nur so war der Schmerz über den Verlust von Albert für mich zu ertragen. Auch jetzt liefen die Bilder vor meinem inneren Auge ab. Ich ging auf den Altar zu und ein Mann wartet auf mich, dessen Gesicht ich nicht erkennen konnte. Und dann drehte er sich um und ich sah...

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Und genau an dieser Stelle stimmte etwas nicht mehr mit meiner Erinnerung. Denn anstelle von Albert lächelte mich nun Dominik inmitten einer zerstörten Kirche an. Ich versuchte meine Hand nach ihm auszustrecken, doch sein Bild verblasst, ehe ich es zu fassen bekam.



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"Dominik", schluchzte ich und sank weinend auf dem Kirchenboden zusammen. "Lass mich nicht allein", flehte ich ihn an, obwohl ich genau wusste, dass er mich nicht hören konnte. "Lass mich bitte nicht allein." Ich hob meinen Kopf leicht und blickte dem Bildnis Jesu Christis direkt in die Augen. "Bitte", flehte ich ihn an, "Herr, bitte führ Dominik zu mir zurück. Ich liebe ihn über alles. Ich liebe ihn, wie ich noch nie einen Menschen zuvor geliebt habe. Ohne ihn ist mein Leben so leer. Bitte, Herr, geleite ihn wohlbehalten zu mir zurück."

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Doch ich erhielt keine Antwort. Das Bild blickte weiterhin gütig auf mich hernieder, als ob es mir Trost spenden wollte. Doch das Lächeln wirkte eher traurig. Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, doch mir wurde klar, dass ich vielleicht umsonst hoffte. Langsam richtete ich mich wieder auf und wischte mir den Staub von den Knien. Ein letztes Mal blickte ich auf das Altarbild, blickte auf das Herz auf der Brust unseres Herrn. Aber es geschah kein Wunder. Mir blieb nichts anderes übrig, als in die Weisheit und Güte des Dreifaltigen zu vertrauen.

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Und dann durchbrach ein Donnern die Stille. "Ich bin doch hier, Brodlowska." Ich erstarrte zu einer Salzsäule. Mein Herz begann so schnell zu rasen, dass ich fürchtete, meine Brust würde jederzeit bersten. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und blickte über meine Schulter. Ganz vorsichtig, aus Angst, ich könnte mir die Stimme nur eingebildet haben. Mein Kopf war leicht gesenkt und erst, als ich mich vollständig umgedreht hatte, wagte ich es, ihn zu heben. Und vor ungläubigem Erstaunen blieb mein Mund offen stehen.

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In der Mitte des Ganges, zwischen all den Trümmern, stand er. Dominik. War das alles nur ein Traum? Spielten meine Sinne mir nur einen grausamen Streich? Die Männergestallt rührte sich nicht. Meine Knie begannen erneut zu zittern und ich drohte wegzuknicken. Doch dann setzte ich einen Schritt nach vorne und ging auf ihn zu. Erst einen Schritt, dann einen zweiten. Und plötzlich setzte sich auch die Männergestallt in Bewegung.

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Langsam, Schritt für Schritt, kamen wir aufeinander zu. Genau an dem Punkt, wo sich das Lang- und das Querschiff kreuzten, kamen wir zum stehen. In meinem Kopf drehte sich alles. Langsam streckte ich meine Hand aus, immer noch voller Angst, dass die Erscheinung sich in Luft auflösen könnte…dass alles nur Illusion war.

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Und dann spürte ich ihn. Dominik ergriff meine Hand und drückte sie. Seine Haut war rau und voller Schwielen, aber für mich war es die wundervollste Berührung, die ich jemals gespürt hatte. Ich drückte seine Hand immer fester und meine Fingernägel gruben sich in seien Haut. Doch Dominik zuckte nicht einmal zusammen, sondern sah mir nur in die Augen. Er war real. Dominik stand wirklich vor mir.

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Und dann zog er mich zu sich heran und küsste mich. Tränen schossen mir in die Augen, als seien spröden Lippen die meinen berührten. Dominik war wieder bei mir. Ich wusste nicht wie das möglich war, aber er war hier. Er lebte und er war gesund. Ich umklammerte ihn so fest ich es nur konnte, als ob ich ihn nur so daran hindern konnte, wieder zu verschwinden. Denn ich würde nie wieder zulassen, dass er von mir fortging.
 
*Tränen aus den Augen wischt*

Es ist sooo schön, dass Dominik wieder mit Oxana vereint ist. In dem Moment muss eine riesige Last voller Angst und Ungewissheit von ihr abfallen, denn er ist wieder da und gesund und munter.

Aber inwieweit der liebe Gott seine Hände im Spiel hatte, werden wir wohl nie erfahren. ;)

Ich freu mich auf jeden Fall für Oxana und Dominik. :)
 
  • Danke
Reaktionen: Stev84
Hallo!
Natürlich hab ich meine Drohung, nicht mehr weiter zu lesen, nicht wahrgemacht ;) Dafür ist die Geschichte viel zu spannend. Ich wollte mal gern wissen, ob du selbst gläubig bist, weil du so authentisch vom Glauben Oxanas schreibst...
 
@Deko
Hach, ich fühle mich ja immer am zufriedensten, wenn ich es schaffe, meine Leser zu Tränen zu rühren. Danke also für dieses Lob.

@Anny
Schön, dass du doch weiter gelesen hast.
Und ja, ich würde mich schon als gläubig bezeichnen, auch wenn ich es nicht so stark auslebe wie Oxana. Ich glaube aber an Gott und kann auch mit der Kirche etwas anfangen, auch wenn ich nicht alle ihre Ansichten gutheiße und teile.
 
Kapitel 174: Wiedervereint

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In den folgenden Stunden kamen und gingen meine Tränen mehrere Male. In der einen Sekunde war ich überwältigt vor Freude, Dominik wohlbehalten wieder bei mir zu haben. In der nächsten Sekunde überwältigten mich die Erinnerungen und die Angst der vergangenen Wochen. Aber jetzt, wo Dominik wieder bei mir war, würde ich alles überstehen können. Wir verließen die Kathedrale und ließen uns auf ein Stück Rasen direkt vor der Kirche nieder. Und schon bald lagen wir eng umschlungen nebeneinander.

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Ich berichtete Dominik über den Überfall auf Sierra Simlone Stadt und unsere Flucht nach SimCity. Schon alleine deswegen, weil er nun neben mir lag, erschien mir das Geschehene nur noch halb so schlimm. Und die Kinder waren auch in Sicherheit und bald wären wir alle wieder vereint. "Ich liebe die Dominik", flüsterte ich zum wiederholten Mal. "Das weiß ich doch, Brodlowska", erwiderte er und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Welche Frau könnte sich denn nicht in mich verlieben?" Er grinste breit und zwinkerte mir zu. Ein langer Kuss war meine einzige Antwort.

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Doch dann wurde Dominik ernst. "Ich habe nicht mehr geglaubt, dass ich dich und die Kinder noch einmal wieder sehen würde", gestand er mir und richtete sich auf. Ich hatte ihn bereits berichtet, was ich von seinem Aufenthalt in Simnistrien von meinem Vater wusste, also musste er nicht ganz am Anfang beginnen. "Als die Soldaten das Ölbohrturmgelände stürmten, dachte ich, dass ich sterben würde." Dominiks Tonfall konnte ich entnehmen, dass er diese Worte vollkommen ernst meinte und ganz instinktiv griff ich nach seiner Hand, um ihm Trost zu spenden. Als er zu erzählen fortfuhr, wurden seine Augen glasig.

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"Ich sprang von dem Wachturm in der Mauer, die das Bohrturmgelände umgab, herunter und lief einfach in den Dschungel hinein. Ich konnte hören, dass mindestens einer der Soldaten mich verfolgte. Aber in dem Dickicht verlor nicht nur ich schnell die Orientierung. Auch mein Verfolger hatte nach wenigen Metern jede Spur von mir verloren. Und vermutlich hielt er es nicht für notwendig, mich zu verfolgen. Der Dschungel ist gefährlich und er ging wohl davon aus, dass mich die wilden Tiere bald zur Strecke bringen würden."

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"Und damit hatte er gar nicht einmal so Unrecht. Ich lief immer weiter, so weit weg von dem Bohrturm, wie ich nur konnte. Die Schrei der Ölmitarbeiter und die Schüsse aus den Waffen der Simnistrier klangen mir noch deutlich in den Ohren. Aber ich wusste, dass ich als einzelner Mann nichts unternehmen konnte. Die Mission war gescheitert und mein einziges Ziel bestand nur noch darin, zu dir und den Kindern zurückzukehren. Ich lief die halbe Nacht, ohne auch nur eine Vorstellung davon zu haben, wo ich eigentlich hin wollte. Und irgendwann brach ich vor Erschöpfung einfach zusammen. Ohne ein Feuer, dass die wilden Tier verscheucht hätte, grenzt es an ein Wunder, dass ich diese Nacht überlebte."

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"Als ich am nächsten Morgen erwachte, wünschte ich fast, ich wäre bei dem Überfall tatsächlich gestorben. Jeder einzelne Knochen in meinem Körper schmerzte und die Erinnerung an den Überfall ließ mich fast wahnsinnig werden. Doch dann rief ich mir dich, Sky, Klaudia und Kinga ins Gedächtnis. Und da wusste ich, dass ich all meine Kraft aufbringen musste, um zu euch zu gelangen. Aufgrund der hohen Bäume konnte ich mich im Dschungel nicht an der Sonne orientieren. Ich wusste also nicht einmal, in welche Richtung ich lief. Bis ich dann auf einen breiten Fluss stieß. Und da jeder Fluss zum Meer führt, entschloss ich mich einfach, seinem Lauf zu folgen. Oft genug musste ich direkt in das Wasser steigen, um weiter voran zu kommen, da hungrige Tiere nur darauf warteten, über mich herfallen zu können."

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"Doch es gelang mir den Räubern aus dem Weg zu gehen. Ich hatte gelernt, wie man ohne Feuerzeug im Dschungel Feuer machen konnte, und mit Stöcken und Steinen gelang es mir, selbst ein Rudel Wölfe in die Flucht zu schlagen. Doch um zu überleben, musste ich selbst zum Räuber werden. Hier und dort fand ich Früchte und Beeren, von denen ich wusste, dass sie essbar waren. Aber meine Kräfte schwanden und ich begann, wilde Hühner und andere Vögel zu jagen. Zunächst mit wenig Erfolg, aber ich wurde schnell geschickter darin, mich lautlos an die dummen Tiere heranzuschleichen."


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"Dennoch fiel die Jagd oft genug nicht zu meinen Gunsten aus. Und der Weg entlang des Flusses war nicht einfach. Mehrmals stürzte der Fluss in einem meterhohen Wasserfall eine Felsklippe hinunter und ich musste mir mühevoll einen anderen Weg suchen, um seinen Lauf weiter folgen zu können. Es war schon schwer genug, das Dickicht des Dschungels zu durchdringen. Und noch mühevoller wurde es, wenn sich ein Felsmassiv in meinen Weg stellte und die einzige Möglichkeit, dieses zu überwinden darin bestand, darüber hinweg zu klettern."

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"Doch dann erreichte ich endlich die Küste. Das Fortkommen entlang des Strandes war deutlich einfacher und schließlich erblickte ich das erste Anzeichen von menschlicher Zivilisation nach gut drei Wochen der Einsamkeit im Dschungel. Am liebsten wäre ich auf das kleine Dorf zugerannt, doch dafür fehlte mir schlicht die Kraft."

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"Ich schaffte es gerade noch, mich zu den baufälligen Lagerhäusern zu schleppen. Doch dort brach ich dann einfach zusammen. Meine Kraftreserven hatten bis hierhin gereicht, doch nun waren sie vollständig aufgebraucht. Zum Glück fand mich eine Dorfbewohnerin und rief sofort nach Hilfe. Es wäre ein grausamer Scherz des Schicksals gewesen, wenn ich nach all den Gefahren im Dschungel schlussendlich hinter Getreidesäcken versteckt, inmitten von Menschen verreckt wäre."

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"Irgendwann wachte ich in einer heruntergekommenen, aber sauberen und ordentlichen Hütte auf. Es stellte sich heraus, dass die Frau, die mich bei den Lagerhäusern gefunden hatte, Cecilia, mich bei sich aufgenommen und mich gepflegt hatte."

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"Sie war es auch, die mich in den nächsten Tagen wieder aufpäppelte. Ihrem guten Essen ist es zu verdanken, dass ich schnell wieder zu Kräften kam. Offenbar hatte ich bei meiner Wanderung im Dschungel die simnistrische Grenze überquert und befand mich nun in Venezuela. Mein Spanisch ist zwar nicht das allerbeste, aber es reichte, um sich mit den Einheimischen zu verständigen. So erfuhr ich auch, dass Simnistrien nicht nur die simnationalen Bohrtürme überfallen hatte, sondern in der SimNation eingefallen war."

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"Sobald ich diese Nachricht vernommen hatte, war es für mich klar, dass ich nicht länger in dem Dorf bleiben konnte, auch wenn ich mich nachwievor schwach fühlte. Cecilia vermittelte mich an einem Bootsbesitzer, der mir helfen konnte, das Dorf und Venezuela zu verlassen. Über den Landweg durch den Dschungel war das Dorf nämlich kaum zu erreichen."

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"Es kostet mich einige Überzeugungskraft, aber ich konnte Teobaldo, den Bootsbesitzer, schlussendlich doch dazu überreden, mich mit seinem Boot in die USA zu bringen. Allerdings tat er das nicht aus reiner Menschenfreude. Ich musste ihm eine hohe Summe in Aussicht stellen. Die Überfahrt in die USA erwies sich dann auch als kein Zuckerschlecken. Die See war rau, aber wir landeten nach gut ein eineinhalb Wochen auf hoher See in Florida. Dort wand ich mich sofort an die simnationale Botschaft, hob das versprochene Geld für Teobaldo ab und nahm dann den erstbesten Flug in die SimNation."

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"Ich bin heute erst in Simtropolis gelandet. Ich musste schnell einsehen, dass es unmöglich ist, in die Sierra Simlone zu gelangen. Dann habe ich von dem Flüchtlingslager erfahren und war gerade auf dem Weg dorthin, als ich an dieser Kathedrale vorbeikam." Irgendwann während Dominiks Erzählung hatte ich ihn in meinen Arm geschlossen und drückte ihn nun fest an mich. Er sprach zwar sehr gelassen, aber ich konnte dennoch spüren, wie er am ganzen Körper zitterte. "Und dann sah ich das rote Auto dort stehen. Ich weiß auch nicht warum, aber mir fiel sofort ein, dass deine Schwester genau dieses Auto fährt. Und als ich dann auch noch das Kfz-Kennzeichen von SimCity erblickte, bin ich einfach in die Kirche gegangen und habe dich dort gefunden. Wie ich schon sagte, es grenzt an ein Wunder."

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Wir langen noch eine Weile auf dem Rasen, bis der Morgentau auf dem Gras begann durch unsere Kleidung hindurch zu dringen. Ich stand auf, streckte Dominik meine Hand entgegen und half ihm auf. "Es ist Zeit, dass mir zu den Kindern fahren. Sie haben ihren Vater schrecklich vermisst", sagte ich und Dominik widersprach mir nicht. Hand in Hand schlenderten wir zu dem parkenden Auto und brachen auf nach SimCity.
 
Ja, ganz schönes Kapitel. Aber musstest du Dominik unbedingt diese - Entschuldigung - FURCHTBARE Frisur verpassen? Das zerstört echt die ganze Atmosphäre! :P
 
Danke für deinen Kommentar, Annny!

Aber musstest du Dominik unbedingt diese - Entschuldigung - FURCHTBARE Frisur verpassen? Das zerstört echt die ganze Atmosphäre! :P

Das ist die Frisur, die Dominik schon vorher hatte, z.B. auch schon in den Kapiteln in Warschau. Der Gute wird eben auch nicht jünger. Er ist schon um die 50, da werden die Haare nun mal lichter. Und davor sind auch meine Sims nicht gefeilt. :D
 
Kapitel 175: Kapitulation

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Früh am Morgen kamen wir in SimCity an. Meine Tante Ewa wartet bereits im Haus meiner Schwester auf mich und gemeinsam konnten wir uns sofort auf den Weg in das sichere Versteck in den Wäldern Simskelads machen, wo die Kinder bereits warteten. Natürlich mussten sie nicht, dass Dominik mich begleiten würde. "Papa!", kreischte Klaudia, als Ewas Wagen vor der Holzhütte hielt und Dominik ausstieg. Sky hörte den Schrei seiner Schwester und beide rannten auf ihren Vater zu und zerdrückten ihn fast mit ihren Umarmungen. Ich war überglücklich. Noch vor wenigen Stunden hätte ich es nicht für möglich gehalten, meine Familie wieder vereint zu sehen.

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Obwohl die Hütte winzig war und kaum Platz für uns acht bot, war die Zeit, die wir dort verlebten, einfach wundervoll für mich. Endlich war meine Familie wieder vereint. Und wir waren in Sicherheit. In der Abgeschiedenheit von Simskelad war von den Kriegsgeschehnissen nichts zu spüren. Hier gab es keine Luftangriff, keine Notwendigkeit, sich in Bunkern zu verstecken. Fast hätte man die Schrecken der letzten Wochen vergessen können.

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Doch der Krieg tobte unerbittlich weiter. In der Waldhütte hatten wir sowohl Zugang zu Fernsehen, wie auch zum Radio, und waren so ständig auf dem neusten Stand. Zusätzlich versorgte uns Joanna mit exklusiven Nachrichten, die sie aus ihren vielen geheimen und zum Teil obskuren Quellen bezog. Als Dominik und ich in der Hütte eintrafen, waren der Großteil der Sierra Simlone und Teile der Provinz Matosimhos bereits fest in der Hand der Simnistrier.

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In den folgenden Tagen wurden die Luftangriffe auf zahlreiche Städte der SimNation fortgesetzt. Besonders stark traf es SimVegas, das unmittelbar an der Kampffront lag und über keine bodengestützte FLAG-Abwehr verfügte. Zunächst hielt die Luftabwehr der restlichen SimNation, doch immer wieder gelang es Jäger- und Bomberflotten in den simnationalen Luftraum einzudringen und Großstädte wie, Dallasims, SimCity und Simtropolis zu bombardieren. Der Luftraum um die Hauptstadt der SimNation, Santa Regina, konnte zunächst gesichert werden und so blieb die Zentralprovinz Simtierra vorerst von den Auswirkungen des Krieges verschont. Dies wurde aber zunehmend durch den Abzug der Luftstreitkräfte aus den übrigen Provinzen erreicht, was diese noch anfälliger für simnistrische Luftangriffe machte.

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Die anhaltenden Luftangriffe zeigten allerdings nicht den gewünschten Erfolg und bald begann die simnistrische Armee mit großangelegten Bodenoffensiven. Mit Panzerbrigaden und Infanterie drangen sie aus der Sierra Simlone nach Westen und in den Norden vor. Die simnationale Armee stellte sich ihnen erbittert entgegen, doch aufgrund des seit Jahren unterfinanzierten Verteidigungssektors war die Ausrüstung der SimNation hoffnungslos veraltet. Überraschend kam es auf einem simnistrischen Flugzeugträger und einem Schlachtkreuzer gleichzeitig zu einer gewaltigen Explosion. Beide Schiffe sanken im Golf von Cádiz. Der simnationale Militärstab nutzt die Verwirrung in den simnistrischen Reihen zu einer gewaltigen Gegenoffensive. Doch das Gefecht, das als Schlacht von SimVegas in die Geschichtsbücher eingehen sollte, endete für die SimNation in einem Desaster, das tausende von Soldaten das Leben kostete.

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Damit war die Moral der SimNation endgültig gebrochen. Obwohl weiterhin gekämpft wurde, verlor die SimNation Tag für Tag an Boden und musste sich weiter zurückziehen. Erst fiel SimVegas, dann Flamingo Beach und Dallasims. Und die simnistrische Armee rückte immer weiter auf Simtropolis vor und hinterließ auf ihrem Marsch eine Spur der Verwüstung. Die Menschen versuchten verzweifelt nach Norden zu fliehen, doch auch dort waren sie nicht sicher. Die Luftangriffe auf SimCity, Simtropolis und weitere Großstädte wurden verstärkt. Und zum ersten Mal fielen Bomben auf Santa Regina. Beschränkten sich die Bombardements zunächst noch auf Industrieanlagen, so wurden zunehmend auch gezielt Wohngebiete ins Visier genommen. Bei Luftangriffen auf Estella Grande am 19. August wurde fast die gesamte Innenstadt zerstört. Rund 500 Zivilisten verloren im Bombenhagel ihr Leben. Auch Santa Regina wurde an diesem Tag schwer getroffen und das Parlamentsgebäude brannte vollständig aus. Diese Angriffe stellten den Höhepunkt des Krieges dar. Am nächsten Tag, am 20. September 2048, erklärten Fürst Ferdinand III und Fürstin Domenica die bedingungslose Kapitulation der SimNation. Die Kampfhandlungen wurden noch am selben Tag eingestellt. Damit endete dieser Konflikt, der als Zweiter Simnistrischer Krieg in die Geschichtsbücher der SimNation eingehen sollte, mit einer niederschmetternden Niederlage für die SimNation.



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Noch am selben Tag ließ uns Joanna abholen und wir konnten nach SimCity zurückkehren. Auch hier gab es erhebliche Schäden zu verzeichnen, aber das Haus meiner Schwester, sowie das gesamte Viertel, waren unversehrt geblieben. Der Herbst rückte in immer größeren Schritten vor. Die Bäume begannen sich bereits gelb zu färben und auch die Sonne hatte an Kraft verloren. Trotzdem genossen Klaudia und ich die letzten warmen Sonnenstrahlen im Garten und Orion spielte am Kanal und versuchte kleine Fische zu fangen.

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Die Kinder konnten immer noch nicht glauben, dass ihr Vater endlich wieder bei uns war. Und dabei hatten sie nun schon über drei Wochen mit Dominik verbracht und die gemeinsame Zeit mit ihm in unserem Versteck im Wald ausgiebig ausgekostet. Dennoch, irgendwie ließ sie die Angst nicht los, dass Dominik wieder fortgehen könnte. Und schließlich brachte es Klaudia zur Sprache. "Wann heiratest du Papa endlich?", fragte sie geradeheraus. "Er hat dich bereits vor über zwei Jahren gefragt. Ich habe nie verstanden, warum ihr nicht schnell geheiratet hab, noch bevor Papa nach Simnistrien geflogen ist. Und jetzt wo er wieder zurück ist und der Krieg ein Ende gefunden hat, da begreife ich erst Recht nicht, warum ihr nicht sofort heiratet."

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Ich war sprachlos, denn mit so einer Ansage hatte ich nicht gerechnet. "Aber der Krieg ist doch gerade erst vorbei", stammelte ich. "Und der Frieden ist noch sehr brüchig. Wer weiß, wie lange er halten wird." "Na, dann solltet ihr euch um so mehr mit dem Heiraten beeilen", erwiderte Klaudia und ich konnte so etwas wie Trotz in ihrer Stimme heraushören.

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"Du willst einfach nicht, stimmt's?", fragte sie beleidigt und erhob sich vom Tisch. "Wahrscheinlich wünscht du dir doch, dass du bei diesem ollen Kasimir in Sierra Simlone Stadt geblieben wärst." "Aber...Schatz...nein", stammelte ich. Glaubte sie das wirklich? Glaubte sie wirklich, ich würde ihren Vater nicht lieben und mich nach Kasimir sehnen? Doch ich kam nicht dazu, sie zu fragen. Ehe ich mich wieder gefasst hatte, war sie auch schon wütend davon gestapft und hatte sich schmollend ins Haus zurückgezogen.

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Im ersten Moment wollte ich ihr hinterherlaufen, doch ich erkannte, dass das zum jetzigen Zeitpunkt wenig Sinn gehabt hätte. Sie war im Moment wütend auf mich und wenn ich versuchen würde, auf sie einzureden, dann würde ich es nur noch schlimmer machen. Dennoch stand ich auf und blickte auf das Wasser im Kanal herab, das gemächlich an mir vorbeifloss. Hatte ich wirklich ein Verhalten an den Tag gelegt, dass die Kinder an meiner Liebe zu ihrem Vater zweifeln ließ? Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkte, wie jemand von hinten an mich herantrat und seinen Kopf über meine Schulter beugte. "Na, denkst du gerad an dein Kasimir-Hasi-Bärchen?"

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Vor Schreck schrie ich auf und verlor fast das Gleichgewicht. Doch Dominik gelang es noch in letzter Sekunde, mich festzuhalten. Er kam sich wohl sehr witzig vor, denn er hörte mit dem Kichern gar nicht mehr auf. Die Vorstellung, mich inmitten der Algen und Seerosen im Kanal sitzen zu sehen, musste ihn wohl sehr amüsiert haben. "Tut mir leid, Brodlowska, ich wollte dich nicht erschrecken", erklärte er lachend. "Aber du standst da so gedankenversunken, diese Gelegenheit dich zu erschrecken konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen."

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Doch mir war nicht nach Lachen zumute. Dass erkannte auch Dominik schnell und nahm sanft meine Hand. "Ich habe dein Gespräch mit Klaudia mitverfolgt", gestand er. "Ich zweifle nicht im mindesten an deiner Liebe, Brodlowska. Aber ich kann Klaudias Bedenken auch nicht von der Hand weisen. Was hält uns davon ab, genau jetzt zu heiraten? Es fallen keine Bomben mehr und wir sind hier bei deiner Familie. Wir haben schon so viele Jahre verschwendet und in den letzten Monaten haben wir hautnah miterlebt, wie unser Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gedreht werden kann." Ich sah Dominik unsicher an. So ernst wie eben, hatte er noch nie zuvor mit mir gesprochen. Er wollte mich heiraten und das am liebsten sofort.

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Und mir fiel einfach kein vernünftiger Grund mehr ein, warum wir es nicht tun sollten. "Okay, Dominik, dann lass uns heiraten. Ich bin bereit." Ein breites Grinsen erschien auf Dominiks Lippen und er erinnerte mich plötzlich an den unverschämten Jungen, den ich vor so vielen Jahren auf einem Grillfest zum ersten Mal begegnet war. Er erinnerte mich an den Jungen, den ich zuerst so sehr verabscheute, den ich im Laufe der Zeit aber mehr und mehr zu lieben gelernt hatte, und ohne den ich mir heute mein Leben nicht mehr vorstellen konnte. Er legte seien Hände um meine Taille und streichelte mich, während ich mit meinen Fingerspitzen seine Wange liebkoste und meine Hände schließlich auf seinen Schultern ruhen ließ. Und wie zum Zeichen der Zustimmung zu unserer Hochzeit, erklangen im Hintergrund die Glocken von St. Marien.​
 
Sehr cooles Update. Ich find die ganzen Karten mit den territorialen Veränderungen während des Krieges absolut interessant. Die Grundkarte muss doch eine Heidenarbeit gewesen sein. Normalerweise ist neben Portugal ja nix mehr, außer Wasser. :)

Hätte ja nicht gedacht, dass die SimNation so derbst verliert, aber in Zeiten des Friedens sind andere Sektoren als Armee und Waffen wichtiger, weshalb dieser Zweig wohl so unterentwickelt bzw. total veraltet ist.

Klaudia hat ihrer Mutter ja mal ordentlich in den Hintern getreten, was deren Unentschlossenheit bzgl. der Heirat betrifft. :D Gibt's dann im nächsten Update noch eine kleine Hochzeit? So als Ausgleich zur Kriegsdramatik. :)



Und noch schnell was für's Offtopic: Als ich letzte Woche beim Arzt war, hab ich von einer der Helferinnen erfahren, dass sie auch Oxana heißt. :D Sachen gibt's... ;)
 
  • Danke
Reaktionen: Stev84
@Deko
Danke, danke.

Die Grundkarte hatte ich schon zu einem früheren Zeitpunkt verwendet. Ich glaube, es war gleich im ersten oder zeiten Kapitel. Ich finde es für mich selbst ganz wichtig zu wissen wie meine SimNation aussieht und wo sich welcher Ort befindet, damit ich auch bei den Ortsangaben konsistent bleiben kann. Daher hat sich der Aufwand für mich definitiv gelohnt. Und da ich Konflikte mit der "echten" Weltkarte vermeiden wollte habe ich die SimNation einfach an einer freien Stelle im Atlantik angesiedelt. Wenn man genau hinsieht erkennt man auch, dass ich die SimNation aus anderen Kontinenten und Ländern zusammengebastelt habe :D

Ja, der Krieg endet für die SimNation mit einem totalen Verlust. Hätten sie mehr Geld in den Verteidigungssektor investiert oder sich stärker um Verbündete bemüht, wäre der Krieg vielleich anders ausgegangen.

Den Tritt in den Hintern hat Oxana aber auch dringend gebraucht :D Sonst wäre das ja nie etwas mit der Hochzeit geworden. Ihr dürft euch also tatsächlich auch eine baldige Hochzeit freuen...wenn nicht doch noch etwas dazwischen kommt.

Der Name Oxana kommt meines Wissens nach aus der Ukraine. Es gab vor einigen Jahren eine sehr erfolgreiche deutsche Profi-Lateintänzerin mit diesem Namen. So bin ich auf ihn gestoßen.
 
[...]
Der Name Oxana kommt meines Wissens nach aus der Ukraine. Es gab vor einigen Jahren eine sehr erfolgreiche deutsche Profi-Lateintänzerin mit diesem Namen. So bin ich auf ihn gestoßen.

Als ich sie frug, ob sie aus Polen käme (weil deine Oxana ja Polin ist), meinte sie, dass sie aus Russland kommt und Oxana ein russischer Name ist. In Polen sei eher Roxana üblich.

Jedenfalls hab ich wieder was gelernt. ;)
 
Kapitel 176: Mit diesem Ring

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Die Idee die Hochzeit hier und jetzt duchzuführen wurde vom Rest der Familie begeistert aufgenommen. Sofort begannen Klaudia, meine Schwester und Desdemona mit den Planungen. Die Idee einer schlichten standesamtlichen Trauung im Rathaus wurde schnell verworfen. Ebenso konnte ich mich nicht damit durchsetzen, kein weißes Kleid zu tragen. Ich fand die Vorstellung zunächst befremdlich, mit Mitte Vierzig und als Mutter von drei Kindern, noch einmal in Weiß vor dem Altar zu stehen. Aber als ich dann am Tag unserer Hochzeit, in dem langen weißen Kleid und Spitzenschleier auf dem Kopf, begleitet von meinem Vater den Mittelgang der Kirche entlang schritt, war ich überglücklich, dass Klaudia so lange auf mich eingeredet hatte.

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Solch eine Hochzeit hatte ich mir als junges Mädchen immer gewünscht. Als ich Dominik zum ersten Mal heiratete, da liebte ich ihn noch nicht. Ich wusste, dass unsere Ehe nur eine Farce war und ich sie deshalb nie vor Gott schließen könnte. Doch diesmal war alles anderes. Ich liebte Dominik über alles und ich war bereit, ihm ein Versprechen vor Gott zu geben. Als ich auf den Alter zuschritt, wanderte mein Blick über die Sitzbänke der Kirche, in der sich trotz der eilig einberufenen Trauung, viele Freude eingefunden hatten. Jetzt wo der Krieg vorüber war, war es Orion gelungen, Dominiks Eltern, Tristan und auch meine beste Freundin Gerda nach SimCity zu holen. Ich war überglücklich, sie an diesem besonderen Tag an meiner Seite haben zu können. Und selbst meine Tante Kasia, Paps Schwester, war extra aus Warschau angereist.

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"Halt, Brodlowska, bitte kurz stehen bleiben", forderte Dominik mich überraschend auf. Ich blickte ihn verwundert an, weil ich nicht ganz verstand, was er mit dieser Aktion bezweckte. Derweil kniff Dominik ein Auge zusammen und formte aus seinen Fingern einen Rahmen und blickte hindurch. "Das nenne ich mal ein wunderschönes Bild", sagte er anerkennend und entlockte mir damit ein strahlendes Lächeln. "Gut, Brodlowska, du hast den optischen Test bestanden. Ich denke, mit dir als Frau an meiner Seite, werde ich mich auf der Straße ruhig blicken lassen können. Herr Pfarrer, sie können dann loslegen."

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Sky konnte sich das Lachen kaum verkneifen und biss sich daher auf die Hand. Und auch mein Bruder grinste fröhlich vor sich hin. Orions Mutter Lucy und seine beiden Halbschwestern Annabelle und Cora guckten hingegen recht verwundert. Sie kannten Dominiks Humor bislang nicht und waren...nun...etwas verwundert, um es freundlich auszudrücken. Doch ich wusste, dass solche Sprüche ganz einfach Dominiks Art waren, mir seien Liebe zu zeigen. Und dafür liebte ich ihn.

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Mein Vater begleitete mich bis an den Altar und übergab mich dort meinem zukünftigen Ehemann. "Pass gut auf mein Mädchen auf", sagte er zu Dominik. Sein Tonfall ließ erkennen, dass er überzeugt davon war, dass Dominik genau das tun würde. Zur Bestätigung nickte Dominik meinem Vater kurz zu und reichte mir dann seine Hand. Ich übergab den Brautstrauß an meinen Vater, ergriff Dominiks Hand und gemeinsam lauschten wir den Worten des Priesters.

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Ich konnte mich hinterher an den Großteil des Gottesdienstes und der Predigt nicht mehr erinnern. Aber Dominiks Worte bei dem Austausch unserer Ringe, gruben sich tief in mein Gedächtnis. "Brodlowska, diesen Ring, den ich hier in meiner Hand halte, habe ich schon vor vielen Jahren gekauft. Damals, direkt nach der Geburt unserer ersten Tochter, die heute leider nicht bei uns sein kann, wollte ich dir diesen Ring geben. Doch zu dem Zeitpunkt waren wir noch nicht füreinander bestimmt." Die Erwähnung von Kinga versetzte mir einen kurzen Stich. Ich hatte Joanna darum gebeten, dass sie ebenfalls zur Hochzeit kommen könne, doch meine Schwester hatte diese Bitte erneut abgelehnt. Ihrer Ansicht nach, war Kinga noch lange nicht bereit, wieder ein Mitglied unserer Familie zu werden. "Doch ich wusste immer, dass es eines Tages so weit sein würde und habe diesen Ring für dich aufbewahrt. Und heute hat das Warten endlich ein Ende. Oxana Brodlowska, mit diesem Ring nehme ich dich zu meiner Frau, die ich auf ewig lieben werde."

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"Dominik, ich weiß, dass ich dir das Leben nicht immer leicht gemacht habe. Ich habe Fehler begangen, die so unverzeihlich sind, dass ich niemals zu hoffen gewagt hätte, dass du mir eines Tages wieder vertrauen könntest. Ich verspreche dir, dass ich ihn Zukunft immer ehrlich zu dir sein werde und das keine Geheimnis mehr zwischen uns stehen soll. Ohne dich fühlt sich mein Leben leer an. Du bringst mich jeden Tag aufs Neue zum Lachen und machst mich glücklich. Und ich hoffe, dass auch ich dich glücklich machen werde, für den Rest unseres Lebens. Dominik Blech, mit diesem Ring nehme ich dich zu meinem Mann, den ich auf ewig lieben werde." Und mit diesem Worten streifte ich Dominik seinen Ehering über den Ringfinger.

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"Hiermit erkläre ich euch beide nun zu Mann und Frau", verkündete der Priester. "Was Gott zusammengeführt hat, dass soll der Mensch nicht trennen. Sie dürfen die Braut nun küssen." Das ließ Dominik sich nicht zweimal sagen. Er legte die Hände an meine Hüfte und zog mich zu sich heran. Noch nie hat sich ein Kuss von ihm so gut angefühlt, wie in diesem Moment. Ich schmolz förmlich dahin und wie von Geisterhand geführt, hob sich mein linker Fuß zum Himmel.

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Draußen vor der Kirche hatte meine Tante Kasia einen alten polnischen Brauch für uns vorbereitet. Alle Gäste hatten Kleingeld in die Hand gedrückt bekommen, und warfen es vor uns auf den Boden, als wir als letztes die Kirche verließen. Sky hatte so viel Freude daran, dass er immer wieder Münzen hinterherwarf. Dominik und ich mussten das Geld nun schnell aufsammeln und zwar in einem Wettbewerb. Wer am Ende das meiste Geld zusammen hatte, der würde auch in Zukunft Herr über die gemeinsamen Finanzen sein. Und Dominik gelang tatsächlich der Sieg. Nun gut, sollt er unser Konto doch verwalten, solang ich darüber entscheiden dufte, wofür wir das Geld ausgaben.

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Die Hochzeitsfeier würde gleich im Anschluss im Garten meiner Schwester stattfinden. Es war zwar bereits Herbst, aber die Nächte waren immer noch recht warm und für dieses Wochenende war kein Regen angekündigt. Die Gäste gingen schon einmal vor, immerhin lag das Haus nur einige hundert Meter von der Kirche entfernt. Die engste Familie zog sich derweil noch einmal in den Park hinter der Kirche zurück und Tristan schoss für unser Familienalbum eine Vielzahl wunderschöner Erinnerungsfotos.
 
Hallo Annny,

schön dass es dir gefällt :) Und du hast es ganz richtig erkannt, die "Wege zum Glück" sind gegangen. Und auch wenn die Story die "Wege des Gewissens" beschreibt, so war das Glück doch immer das eigentliche Ziel. Und das es nun erreicht ist, kommt auch die Geschichte nach nun gut dreieinhalb Jahren zu ihrem Abschluss. In den nun folgenden Kapiteln werden nur noch alle offenen Enden, soweit möglich und sinnvoll, aufgelöst.

Es wird noch zwei Updates geben, aber dann ist "Oxana - Wege des Gewissens" tatsächlich abgeschlossen.
 
Kapitel 177: Für den Rest unseres Lebens

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Nachdem die Hochzeitsbilder geschossen waren, schlossen wir uns wieder der restlichen Hochzeitsgesellschaft an, die sich bereits vor Joannas Haus versammelt hatte. Und unter Applaus und Jubel der Gäste eröffneten Dominik und ich die Feier. Sky schien erst in diesem Moment zu begreifen, dass ich seinen Vater tatsächlich geheiratet hatte und nun seine richtige Mutter geworden war. Und dieser Gedanke schien ihm im ersten Moment nicht so ganz zu schmecken. Doch ich nahm es ihm nicht übel. Auch wenn er seine leibliche Mutter Ingrid kaum kannte, so war sie doch seine Mutter. Und mit Dominiks und meiner Hochzeit war sie nun noch weiter aus seinem Leben verschwunden.

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Zum Glück war er deswegen nur einen ganz kurzen Moment traurig. Denn spätestens als das Essen serviert wurde, war Sky wieder begeistert von der Hochzeit. Zusammen mit seiner Cousine Magda ging er zum Büffet und betrachtete fasziniert die Hummer. Die sahen zwar lustig aus, aber wer wollte schon Hummer, wenn er auch Spaghetti Bolognese haben konnte? Erwachsene waren manchmal wirklich seltsam.

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Nun, ich fand den Hummer köstlich. Doch das Essen war eigentlich nur Nebensache. Ich genoss es einfach nur, so viele geliebte Menschen um mich versammelt zu sehen. Nach den Schrecken des Krieges war diese Feier eine Wohltat für uns alle. Und meine Tante Kasia hatte ich nun schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen. Ich fand es wunderbar, dass sie ohne zu zögern in ein Flugzeug gestiegen und von Warschau nach SimCity geflogen war, nur um meiner Hochzeit beizuwohnen. Immerhin war der Frieden mit Simnistrien noch sehr zerbrechlich und die SimNation nur einen Wimpernschlag von einer erneuten Katastrophe entfernt.

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Aber solch trüben Gedanken wollte ich an diesem Tag nicht nachhängen. Dominik hatte wohl genau erkannt, dass ich wieder einmal begann, viel zu viel nachzudenken. Also kam er an den Tisch, an dem ich mit Klaudia und meiner Tante saß, und reichte mir die Hand. Meine Schwiegermutter Glinda muss Dominiks Gedanken gelesen haben, denn sie stand augenblicklich bei der Stereoanlage bereit und legte Musik für uns auf. Und nicht etwa einen schnöden Walzer, sondern gleich mitreisende Klänge. "Ihr beiden macht das genau richtig", sagte sie zu uns, als mir ausgelassen zu tanzen begannen. "Und all ihr andern, los auf die Tanzfläche", forderte sie die Gäste auf. "Das Büffet wird in einer Stunde auch noch da stehen."

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Viel Überzeugungskraft brauchte sie dafür nicht. In wenigen Augenblicken füllte sich die Tanzfläche. Jeder tanzte, wie er konnte und wie es ihm Spaß machte. Ob im Paar, wie meine Schwester mit ihrem Mann, oder alleine, wie der Mann meiner Tante Ewa, ob jung, wie Jakób, oder alt, wie meine Tante Kasia. Alle hatten ihren Spaß.

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Und Dominik ganz besonders. Und um das unter Beweis zu stellen, vollführte er mit mir die wildesten Figuren. Vor Schreck und Lachen zugleich, hätte ich fast das Gleichgewicht verloren, als er mich nach hinten fallen ließ und erst in letzter Sekunde in seinen starken Arm auffing.

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Langsam setzte die Abenddämmerung ein und schließlich wurde es dunkel. Doch die Tanzfläche leerte sich nicht. Ich hatte ganz vergessen, wie viel Freude es machte, die ganze Nacht durchzutanzen. Und an Tanzpartnern mangelte es mir nicht. Als Braut war ich die begehrteste Tänzerin an diesem Abend. Dominik, mein Schwager Tobias, mein Bruder Orion, mein Schwiegervater Anan und mein Vater, sie alle mussten regelrecht darum kämpfen, wer als nächstes mit mir tanzen durfte.

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Schließlich wurde mir eine kurze Verschnaufpause gegönnt, als Joanna zur Sektflasche griff und einen Toast auf das frisch vermählte Brautpaar ausbrachte.

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Und in Anschluss stießen Dominik und ich noch einmal ganz für uns alleine an. Ich war in diesem Augenblick so froh, dass Klaudia uns zu dieser Hochzeit gedrängt hatte. Es gab wirklich keinen vernünftigen Grund, warum Dominik und ich hätten noch länger warten sollen. Aber ohne ihr Einwirken hätten wir sicherlich immer weitere Gründe dafür gefunden, warum der richtige Zeitpunkt für die Hochzeit noch nicht gekommen war.

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Und dies war der richtige Zeitpunkt. Trotz der schwierigen politischen Lage, hatte es selbst meine beste Freundin Gerda geschafft, nach SimCity zu kommen. Aufgrund des Hochzeitstrubels, hatte ich mich noch gar nicht richtig mit ihr unterhalten können. Und ich sog begierig jede noch so kleine Neuigkeit in mich auf, die sie über den Kriegsverlauf in der Sierra Simlone und das Schicksal meiner Freunde und Nachbarn zu berichten hatte. Erleichtert hörte ich, dass es ihrer Familie gut ging. Niemand war verletzt worden. Hans und ihr Schwiegersohn Franz hatten die simnistrische Gefangenschaft wohlbehalten überstanden und Gerdas Farm hatte keinerlei Schaden genommen. Es schien so, als ob die Kappes diesen unsäglichen Krieg bald zu den Akten würden legen können.

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Und auch Tristan ging es gut. Zum Glück ist er bei dem Raketenangriff auf den Bohrturm nicht zu schwer verletzt worden. Sein Beinbruch war wieder verheilt und die meisten Kratzer und blauen Flecken waren ebenfalls wieder verschwunden. Er konnte sogar ausgiebig mit mir tanzen. Frank hatte sich vorbildlich um ihn gekümmert.

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Auch Klaudia genoss die Feier sehr. Endlich hatte sie einen Grund, sich so richtig fein zu machen. Ihre Cousine Magda hatte ihr dabei geholfen, ein Kleid auszusuchen und ihr etwas von ihrem Schmuck geliehen. Als Klaudia sich das erste Mal im Spiegel gesehen hatte, konnte sie kaum glauben, dass dieses schöne Mädchen wirklich sie selbst war. Für einen kurzen Moment hatte sie befürchtet, dass sich Magda einen schlechten Scherz mit ihr erlauben würde und dass ihre Cousine wollte, dass sie sich lächerlich machte, weil sie sich wie ein Pfau herausputzte. Doch dieser Gedanke verschwand schnell, als sie von allen Seiten Komplimente erhielt. Und so bildete sie an diesem Abend mit Magda und Tante Ewas Tochter Olivia ein unzertrennliches Dreiergespann und hatte sehr viel Spaß.

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Auf eine Hochzeitstorte verzichteten wird diesmal. Ich konnte mich nämlich noch allzu gut daran erinnern, wie wir die Reste unserer ersten Hochzeitstorte noch Monate später essen mussten, weil so viel davon übrig geblieben war. Aber um Mitternacht durfte Nachttisch trotzdem nicht fehlen. Wobei die Männer auch dann immer noch eher Lust auf etwas Deftiges hatten und über die Spaghettireste herfielen.

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Langsam löste sich die Hochzeitsgesellschaft auf und etwa gegen drei Uhr nachts verabschiedeten sich auch die letzten Gäste. Ich war froh, dass Joanna einen Buttler beschäftigte und wir uns um das Aufräumen keinen Kopf machen mussten. Leichte Panik brach aus, als wir Sky auf einmal nicht mehr wiederfinden konnten. Doch der kleine Kerl war einfach nur so müde geworden, dass er direkt unter dem Tisch eingeschlafen war. Er wachte nicht einmal auf, als Dominik ihn hochhob und ihn nach oben in sein Bett trug.

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Schlussendlich lagen auch Dominik und ich in unserem Bett. Desdemona war mit Gerda und meinem Bruder in einem Hotel untergekommen und so hatten Dominik und ich das Zimmer für uns allein. Wir waren viel zu erschöpft, um in dieser Nacht auch nur daran denken zu können, unseren ehelichen Pflichten nachzukommen. Das hatten wir in den vorrangegangenen Nächten ohnehin ausgiebig getan. Ich war einfach nur froh, neben Dominik, meinem Ehemann, zu liegen, seien Hand zu halten und genau zu wissen, dass wir für den Rest unseres Lebens zusammen bleiben würden.
 
@Annny
Kinga ist jetzt eine aktive Agentin in der Organisation ihrer Tante Joanna. Und sie hat weiterhin kein Interesse jemals wieder mit Dominik oder ihrer Mutter zu sprechen. Auch die Hochzeit war ihr egal. Sie wusste davon, wollte aber ganz sicher nicht anwesend sein. Sie hat endgültig mit ihrer Familie gebrochen.
 
Kapitel 178: Wege des Gewissens

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Obwohl wir erst spät ins Bett gekommen waren, stand ich am nächsten Morgen früh auf. Ich brachte es dann doch nicht übers Herz, Christian mit dem Aufräumen ganz alleine zu lassen. Außerdem tat mir die frische Morgenluft ganz gut. Eigentlich war ich der Meinung, gestern nicht viel getrunken zu habe. Das Brummen in meinem Schädel ließ aber vermuten, dass ich mich an das ein oder andere Glas Sekt nicht mehr so recht erinnern konnte. Ich überprüfte gerade, ob im hinteren Bereich des Gartens noch dreckiges Geschirr zu finden war, als die Terrassentür aufgeschoben wurde, Tristan herauskam und mich mit einem Kapitänsgruß begrüßte.

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"Bist du jetzt unter die Seefahrer gegangen", fragte ich meinen langjährigen Mitbewohner lachend und nahm ihn herzlich in den Arm. "Ich weiß auch nicht", entgegnete dieser. "Dieser Kanal hinter dem Haus hat mich einfach dazu verleitet." Er grinste. "Du warst gestern übrigens wunderschön, Oxana". Ich wurde rot bei seinem Komplimente. "Und ich fand es schön, dass du es zur Hochzeit geschafft hast. Ich hätte so gerne auch Roland, Brandi und so viele andere hier gehabt. Es war gut, dass wenigstens ein paar meiner engsten Freunde hier sein konnten."

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Unweigerlich musste ich an Benny, Frau Jolowitz, und so viel andere denken, die den Tag meiner Hochzeit nicht einmal mehr erlebt hatten. Wieder wurde mir die Sinnlosigkeit dieses Krieges vor Augen geführt. "Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich mit den Kindern verschwunden bin, ohne ein Wort zu sagen", entschuldigte ich mich bei Tristan aufrichtig. Diese Angelegenheit hatte mir schon seit Tagen auf der Seele gebrannt. "Ich hätte mich wenigstens bei dir verabschieden müssen."

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Doch zum Glück war Tristan mir deswegen nicht böse. "Du hast nur getan, was du tun musstest, Oxana. Du musstest deine Kinder beschützen. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Und deine Flucht war riskant. Je weniger Leute davon wussten, desto besser. Wir haben ja alle gesehen, dass die Simnistrier nicht vor dem Töten zurückschrecken. Und ich weiß, dass es dir nicht leicht gefallen ist, deine Freunde in der Sierra Simlone zurückzulassen. Ich werde dir deswegen niemals einen Vorwurf machen." Mir fiel ein Stein vom Herzen.

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Doch dann wurde er ernst und an seinem zerknirschten Gesichtsausdruck konnte ich erahnen, dass die Neuigkeit, die er mir mitteilen wollte, mich nicht erfreuen würde. "Auch ich hätte dir schon längst etwas sagen müssen", gestand er mir. "Aber ich wollte dir deinen großen Tag nicht verderben." Seine Stimme klang wirklich ernst und unweigerlich bekam ich eine Gänsehaut am ganzen Körper. "Es geht um Grünspan. Es hat da einen Vorfall gegeben..."

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"Grünspan?", keuchte ich. "Stimmt etwas mit der Farm nicht?" Ich hatte bislang vermieden, an die Felder, die Plantage und die Rinderherde zu denken. Mir war klar, dass sie in den Wochen meiner Abwesenheit furchtbar gelitten haben mussten. Vermutlich musste ich in vielen Bereichen wieder völlig von Neuem beginnen. "Es geht nicht so sehr um die Farm", entgegnete Tristan. "Viel mehr geht es um das Haus. Du weiß ja, dass es von den Simnistriern als Hauptquartier genutzt wurde. Als es zu dem großen simnationalen Gegenschlag bei SimVegas kam, da wurde auch der Widerstand in Sierra Simlone Stadt geweckt. Niemand weiß so genau, wie es passierte, aber da gab es diese Explosion und...und das Haus..." Mir wurde schwindelig. Nein, das durfte nicht wahr sein. Nicht mein Haus, nicht Grünspan!

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Am liebsten wäre ich sofort in die Sierra Simlone aufgebrochen, doch die politische Lage ließ dies noch nicht zu. Niemand durfte die von Simnistrien besetzten Gebiete betreten oder verlassen, solange die Friedensverhandlungen mit der SimNation noch im vollen Gange waren. Es dauerte zwei weitere Wochen, bis die Gespräche zu einem abschließenden Ergebnis kamen. Und die Bedingungen des Friedens waren für mich und alle Bewohner der Sierra Simlone ein Schock. Die gesamte Sierra, sowie die südlichen Gebiete der Provinzen Matosimhos und Las Marsimas wurden an Simnistrien abgetreten. Sie bildeten nun die Sierra Simnistria, ein Übersee-Département, das direkt der Regierung Simnistriens unterstand. Für die Bewohner dieser Region galt es nun eine Entscheidung zu treffen. Erklärten sie sich dazu bereit, der simnationalen Staatsbürgerschaft abzuschwören, konnten sie in ihre Heimat zurückkehren und Bürger Simnistriens werden. Waren sie dazu nicht bereit, dann blieb ihnen nur die Möglichkeit, sich von ihrer Heimat zu verabschieden und der Sierra Simlone für immer auf Wiedersehen zu sagen.




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Auch Dominik und ich standen vor dieser Wahl. Doch bevor wir einen Entschluss fällen konnten, mussten wir selbst noch einmal nach Sierra Simlone Stadt reisen. Tristan hatte mich vorgewarnt und trotzdem hatte mich keines seiner Worte auf den Anblick vorbereitet, der sich mir bot, als ich die Simlane erblickte. Dominik musste mir aus dem Auto helfen und mich beim Gehen stützen. Andernfalls wäre ich direkt auf den staubigen Wüstenboden gefallen. Ich hatte keine Kraft mehr. Und selbst Dominik hatte es die Sprache verschlagen. Ich konnte deutlich spüren, dass er mich nicht nur stützte, sondern dass er auch mich als Stütze brauchte. Schweigend blickten wir unser Haus an.

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Oder viel mehr das, was davon noch übrig geblieben war. Die Simlane war nur noch eine einzige Ruine. Von dem Anbau, in dem sich die Kinderzimmer befanden, war kaum noch etwas vorhanden. Der komplette Dachstuhl war zusammengestürzt und lediglich die Mauern meines ursprünglichen kleinen grünen Häuschens hielten mit Müh und Not stand. Es musste eine gewaltige Explosion gewesen sein, die die Aufständischen der Sierra Simlone gezündet hatten, um die simnistrischen Eroberer aus unserer Stadt zu vertreiben.

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Mit wackligen Knien ging ich Schritt für Schritt auf das Haus zu und stieg langsam die Holztreppe zur Veranda hinauf, die unter meinem Gewicht gefährlich knarrte. Ich wollte das Haus betreten, doch Dominik hielt mit bestimmt zurück. "Es ist viel zu gefährlich, Brodlowska", flüsterte er mir zu. "Die Decke könnte jeden Moment einstürzen." Ich wusste, dass er Recht hatte. Alles, was ich mir aufgebaut hatte, lag in Trümern vor mir. Ich begann zu schluchzen und sank zu Boden. Mein Mann beugte sich zu mir herunter und küsste zärtlich meine Haare. Ich war so froh, dass er jetzt bei mir war. Andernfalls wüsste ich nicht, wie ich diesen Moment überstanden hätte.

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Nach einem kurzen Moment wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und Dominik half mir wieder auf. Er nahm mich an der Hand und gemeinsam gingen wir um das zerstörte Haus herum. Es war kaum vorstellbar, dass wir hier jahrelang gelebt hatten. Beim Blick in die zerstörte Küche kamen so viele Erinnerungen wieder hoch. An dieser Spüle hatte Letizia sich direkt vor Rolands Augen mit einem Schwamm gewaschen, an diesem Esstisch habe ich Dominik von meiner Schwangerschaft mit Kinga berichtet und dort hinten auf dem Sessel hatte ich gesessen, als meine Schwester mir von ihrer dunklen Doppeltleben berichtete.

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Dieses Haus steckte voller Erinnerungen. Einige waren wundervoll und andere wiederum waren schmerzvoll. Doch ich wollte keine einzige missen, denn sie alle hatten mein Leben geformt und mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute war. Da das Dach über den Kinderzimmern bereits vollständig eingestürzt war, wagte ich es, Skys und Klaudias Zimmer zu betreten. Überall erkannte ich ihre Sachen zwischen den Trümmern. Hier ein Pullover, dort ein Spielzeug. Und einem Stapel loser Bretter zog ich einen Teddybär von Klaudia hervor. So viele liebgewonnene Gegenstände waren unwiederbringlich zerstört, da wollte ich wenigstens ein paar Erinnerungsstücke retten.

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Also begann ich die Gegenstände unter den Trümmern hervorzuziehen. Erst den einen Teddybären, dann den nächsten, dann ein Buch, ein Bild, eine CD... Ich steigerte mich immer weiter hinein und begann die Trümmer zur Seite zu räumen, bis Dominik mich von hinten fest an meinen Handgelenken faste. "Lass es gut sein, Brodlowska", sprach er beruhigend auf mich ein. "Das sind doch alles nur Gegenstände." Ich wollte ihn abschütteln, doch sein Griff war zu fest und schließlich ergab ich mich ihm und richtete mich langsam auf. "Dieses Haus war uns ein gutes Zuhause, Brodlowska. Aber nicht das Haus ist wichtig, sondern die Menschen, die darin wohnen. Wir haben immer noch uns, wir haben zwei, nein drei, wunderbare Kinder, Und wir werden uns ein neues Zuhause aufbauen."

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Behutsam drehte Dominik mich zu sich um und strich mir durch das staubige Haar. "Wir können versuchen, dieses Haus wieder aufzubauen. Wenn es sein muss, dann werden wir eben Simnistrier. Wir können aber auch irgendwo anders ganz von vorne anfangen. Wichtig ist doch nur, dass wir uns haben. Zusammen können wir alles schaffen." Vor Rührung begannen meine Augen erneut feucht zu glänzen. "Ich liebe dich Dominik", flüsterte ich und küsste ihn. Und er schloss mich fest in seinen Arm und erwiderte diesen Kuss. Ja, solange wir nur zusammen waren, dann konnten wir alles schaffen. Alles.


Ende


Gedanken

Dominik und ich hatten eine schwere Wahl zu treffen. Ich liebte Grünspan. Ich liebte meine Farm, mein grünes Haus und natürlich all die Menschen, die gemeinsam mit mir in der Sierra Simlone lebten. Aber war ich auch bereit von nun an in Simnistrien zu leben? Konnte ich wirklich in einer Stadt, in einer Straße mit den Menschen leben, die erst vor kurzem gewaltsam in mein Land eingedrungen waren? Mein Haus lag in Trümmern. Dominik hatte Recht, wir konnten es wieder aufbauen. In den Jahren nach der verehrenden Wirtschaftskriese, hatte ich wieder einige Reserven auf meinem Konto anlegen können. Jetzt, zwanzig Jahren nachdem ich sie übernommen hatte, erwies sich die Farm als äußerst gewinnträchtig. Der Entschluss, in der Sierra Simlone zu bleiben, würde demnach nicht an unseren finanziellen Möglichkeiten scheitern.​

Auf der anderen Seite waren so viel schlimme Dinge passiert, dass ich nicht sicher wusste, ob ich wirklich weiterhin auf Grünspan leben konnte. Die Zerstörungen in Sierra Simlone Stadt waren allgegenwärtig. Nicht nur ich hatte mein Haus verloren. Der Ortskern existierte praktisch nicht mehr und zahlreiche Häuser waren beim ersten Raketenangriff dem Feuer zum Opfer gefallen. Und so viele Menschen hatten ihr Leben verloren. Am meisten betrauerte ich den Tod von Benny. Es gab eine Zeit, wo er der wichtigste Mensch in meinem Leben war. Der Gedanke, dass ich ihn nie wiedersehen würde, schmerzte ungemein.

Und viele weitere Freunde hatten sich bereits entschlossen, die Sierra Simlone zu verlassen. Roland und Brandi würden ein neues Leben in Simtropolis beginnen. Auch die meisten von Dominiks Geschwistern, darunter Dennis und sein Lebensgefährte Stev, hatten die Sierra Simlone bereits verlassen und sich in SimVegas niedergelassen. Doch Gerda und ihre Familie wollten ihre Heimat und ihr Land nicht verlassen. Norman war schon seit Generationen im Familienbesitz. Und für sie war es nicht wichtig, auf welchem Staatsgebiet sie nun lebten, solange sie nur weiterhin auf und von ihrem eigenen Land leben konnten. Auch Orion würde in der Sierra Simlone bleiben. Joanna brauchte ihn jetzt umso dringender als wachsames Auge im Süden. Die Entscheidung meiner Schwiegereltern hing davon ab, wie Dominik und ich uns entscheiden würden. Würden wir in der Sierra Simlone belieben, dann blieben auch sie. Ansonsten würden sie mit uns ziehen, wo auch immer es uns hin verschlagen mochte. Und meine Schwester hatte mir und Dominik bereits ein schönes Haus in SimCity in Aussicht gestellt. Wir mussten nur noch zusagen, doch ich konnte mich einfach noch zu keiner Entscheidung durchringen. Tristan und Frank hatten Sierra Simlone Stadt ebenfalls bereits verlassen. Allerdings blieben die beiden in der neuen Sierra Simnistria. Kasimir hatte seit Beginn des Krieges Kontakte zu der simnistrischen Führung geknüpft und konnte auf diese Weise ein gutes Wort für Tristan und Frank einlegen. Da beide jahrelange Erfahrung in der Ölindustrie hatten, wurden sie von den Simnistriern mit offenen Armen empfangen. Denn die Ölreichtümer der Sierra Simlone, die nun in simnistrischer Hand waren, sollten so schnell wie möglich ausgebeutet werden. Und so lebten Tristan und Frank jetzt in Oro Negro, einer Kleinstadt etwa 500 km westlich von Sierra Simlone Stadt, die sich in den letzten Jahren zum Zentrum der Ölförderung in der Sierra Simlone entwickelt hatte und nun zur neuen Hauptstadt der Sierra Simnistria ernannt wurde.

Trotz der Hitze, trotz des Staubes, ich liebte dieses Land. Ich liebte die raue Schönheit der Sierra Simlone. Aber am meisten hing mein Herz an den vielen Erinnerungen, die mit diesem Ort verknüpft waren. Hier hatte ich noch einmal neu beginnen können, nachdem ich aus SimCity vertrieben wurde. Hier hatte ich meine besten Freunde getroffen, hier hatte ich die erste Liebe durchlebt, hier hatte ich meine Kinder geboren und aufgezogen. Und hier wollte ich alt werden. Aber vor allem wollte ich mit Dominik, mit Klaudia, Sky und natürlich mit Kinga zusammen sein. Ich musste sie alle in meine Entscheidung einbeziehen. Dominik hatte von Angesicht zu Angesicht mit simnistrischen Soldaten gekämpft. Würde er seinen Hass auf sie jemals vergessen können? Und hatten meine Kinder, gebrandmarkt als SimNationale, eine Zukunft in diesem Land oder wäre ihnen jeder schulische und berufliche Erfolg aufgrund ihrer Herkunft automatisch verbaut? Ich wusste auf alle diese Fragen keine Antwort. Was war richtig? Richtig für mich und richtig für meine Familie? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich meinem Gewissen folgen musste. Sie waren oftmals steinig, doch führten sich mich mein Leben lang zum richtigen Ziel, meine

Wege des Gewissens.



****************

Meine lieben Leser, nun ist es tatsächlich so weit: Nach gut 3 ½ Jahren ist meine Fotostory „Oxana –Wege des Gewissens“ zu ihrem Abschluss gekommen. Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlich für eure Treue und für die vielen Kommentare, die ich über die Jahre erhalten habe. Ich hoffe, ihr hattet beim Lesen der Geschichte genau so viel Freude, wie ich beim Schreiben.


Wie es der Zufall will, ist heute noch ein anderer großer Tag, denn vor genau 10 Jahren habe ich, ebenfalls hier im Forum, den ersten Teil meiner allerersten Fotostory „Die Brodlowski-Sage“ online gestellt. In der Story dreht sich alles um Oxanas Dad Arkadiusz Brodlowski und sie ist damals noch mit Sims1 umgesetzt worden. Schaut doch einfach mal vorbei, wenn ihr Lust habt:


www.brodlowskisaga.de.vu


Die komplette Geschichte um Oxana findet ihr zusammengestellt auf einer eigenen Homepage:


www.oxana-brodlowska.de.vu


Und auch Kingas Story ist als eigene, abgeschlossene Geschichte auf einer eigenen Homepage nachzulesen:


www.kb-justice.de.vu



:hallo: Vielen, vielen Dank! :hallo:

 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Stev,

Es sieht ganz danach aus, als hätte ich die Ehre, dir hier als erste zur abgeschlossenen Single-Fotostory gratulieren zu dürfen. Meinen Respekt, das haben nicht viele durchgehalten. Ich denke und hoffe manchem aus der Seele zu sprechen, wenn ich dir hier nicht nur für mich, sondern auch für viele stille Mitleser danke, für die langen Jahre gespanntes Warten, Mitfiebern, Freude an den immer detailreicher werdenden schönen Bildern und der dahintersteckenden Mühe, die fesselnde Geschichte mit all ihren Hintergründen und Facetten, kein schlichtes Aufgaben-Abarbeiten sondern ein liebevolles Einarbeiten in eine eigene Welt, mit überraschenden Wendungen und viel Charakter.

Es ist interessant, jetzt wieder in die anfänglichen Kapitel hineinzuschnuppern, und zu sehen wie viel sich da getan hat. Wie die junge, ein bisschen naive aber freundliche Oxana sich durch die Verstrickungen ihres Lebens kämpft um auf vielen Umwegen langsam ans Glück zu kommen, und wie aus einem schlichten Anfang eine immer komplexere Geschichte wird. Wobei mich besonders die Seitenstory um die Verbrecherorganisation der Brodlowski-Familie interessiert hat. Das kam so aus heiterem Himmel, ich musste mir dann erst einmal die erste Singlegeschichte durchlesen, und trotzdem, es ist einfach spannend wenn so eine Geschichte im Hintergrund lauert.

Meine besondere Sympathie hat im Laufe der Geschichte Kinga bekommen. Das Leben hat ihr wirklich übel mitgespielt (auch wenn sie doch sehr auf Abwege geraten ist). Ich freue mich, dass sie es dank Joanna trotzdem geschafft hat wieder mit ihrem Leben zurechtzukommen und in Frieden mit ihren Mitmenschen zu leben (zumindest mit den meisten). Die College-Geschichte mit Kinga war einfach herrlich zu lesen.

Es freut mich sehr, dass Oxana im Gegensatz zu ihrem Vater am Ende ihrer ganz persönlichen Geschichte einigermaßen glücklich geworden ist, auch wenn der herbe Verlust des Zuhauses natürlich ein schwerer Schlag ist. Besonders habe ich mich gefreut, dass sie mit Dominik wieder zusammengefunden hat. Das erinnert mich irgendwie an die Geschichte von den Kunsthandwerkern, die Vasen mit Goldkitt reparieren. Was einmal zerbrochen ist, wird nie wieder so sein wie vorher, aber es hat die Chance, etwas neues, wundervolles zu werden, und aus dem Bruch zu gewinnen statt zu verlieren.

Gleichzeitig freue ich mich über all die großen und kleinen Nebendarsteller, die eine solche große Geschichte erst lebendig und überzeugend machen.

Ich hoffe ich habe es nicht übertrieben (*sorg*), aber was ich damit eigentlich sagen will, ist danke, Stev. Danke für so viel Mühe und Arbeit, danke, dass du diese wundervolle Geschichte mit uns teilst, und so kontinuierlich dabei bleibst. Ich freue mich, dass du dabeigeblieben bist, und ich hoffe bald mehr von dir zu lesen (es würde mich auch wundern, wenn du nach so langer Zeit das Simgeschichten-Schreiben ganz aufgeben würdest), und freue mich schon darauf das ein oder andere bekannte Gesicht wiederzusehen (vielleicht gibt es ja irgendwann sogar noch ein spannendes Kapitelchen über Justice, wer weiß?) =)

Noch kurz zwei kleine Hinweise am Rande:

Die komplette Gesicht um Oxana
war eher die "Geschichte" :p

und Arek hätte es mir schon wieder angetan, aber beim kurzen Nachgucken, ob ich bei meinem Kommentar hier auch keinen Unfug erzähle, ist mir aufgefallen, dass Kapitel 17 bis 23 allesamt ins Datennirvana verlinken, vielleicht kannst du dir das mal ansehen.

Machs gut, und hoffentlich bis bald,

Lunalumi
 
Huhu Stev,

ersteinmal herzlichen Glückwunsch zum 10-jährigen Bestehen der Story um Arek, Oxana, Klaudia und all die anderen. :)

Etwas über eine so lange Zeit zu schreiben, nie die Lust daran zu verlieren und den Lesern immer wieder etwas spannendes zu präsentieren, verdient meinen größten Respekt! *mit Kudos überhäuft* :up::up::up:

Auch wenn ich erst spät mit dem Lesen deiner Geschichten begonnen hab, so habe ich doch mit allen mitgefiebert und -gelitten und natürlich auch immer gehofft, dass sie vielleicht doch noch alles zum Guten wendet.

Einerseits bin ich schon traurig darüber, dass Oxanas Geschichte zu ende erzählt ist, andererseits geht keine Geschichte ewig und irgendwann geht einem ja auch der Erzählstoff aus. ;)

(Gibt's eigentlich noch ein Bonus-Kapitel über ihre Entscheidung, ob sie nun wegziehen oder nicht? Ich weiß zwar, dass sie es tun, aber so ganz kommt das bei Klaudias Geschichte ja nicht rüber.)

Vielen Dank nochmal für diese wundervolle Geschichte und ich werd mich jetzt der Fortsetzung widmen und mit Klaudia mitfiebern. :)

Kann man da in dem Thread auch seinen Kommentar zu abgeben? Ich selbst hab ja kein Single-Projekt, aber ich würde gerne meinen Unmut über Francesco ausdrücken. Hoffentlich haben Klaudia und ich sich nicht doch in ihm getäuscht...


Ganz liebe Grüße von der weitermitlesenden Deko. :D
 
Es sieht ganz danach aus, als hätte ich die Ehre, dir hier als erste zur abgeschlossenen Single-Fotostory gratulieren zu dürfen. Meinen Respekt, das haben nicht viele durchgehalten.

Vielen Dank! Diese Geschichte hat mir deutlich gezeigt, dass ich ein sehr ausdauernder Mensch bin. Einfach in der Mitte abzubrechen käme für mich nicht in Frage (auch wenn es zwischenzeitlich immer wieder zu längernen Pausen kommen kann). Zum Glück hatte ich Oxana schon auf “Halde” produziert. So konnte ich jede Woche ein Update abliefern.

Ich denke und hoffe manchem aus der Seele zu sprechen, wenn ich dir hier nicht nur für mich, sondern auch für viele stille Mitleser danke, für die langen Jahre gespanntes Warten, Mitfiebern, Freude an den immer detailreicher werdenden schönen Bildern und der dahintersteckenden Mühe, die fesselnde Geschichte mit all ihren Hintergründen und Facetten, kein schlichtes Aufgaben-Abarbeiten sondern ein liebevolles Einarbeiten in eine eigene Welt, mit überraschenden Wendungen und viel Charakter.

Dieses Lob höre ich natürlich besonders gerne. Zu Beginn hatte ich noch keinen so rechten Plan, wie Oxana sich entwickeln könnte. Da gab es nur die Wut auf ihr Väter und ihren Entschluss mit der Familie zu brechen. Und dann hat sich die Story einfach so von Bild zu Bild weiter entwickelt und wurde immer vielschichtiger.

Es ist interessant, jetzt wieder in die anfänglichen Kapitel hineinzuschnuppern, und zu sehen wie viel sich da getan hat.

Das erstaunt sogar mich :) Auch schon rein optisch, weil die Sims mit den anderen Defaults noch so anders aussehen.

Wobei mich besonders die Seitenstory um die Verbrecherorganisation der Brodlowski-Familie interessiert hat. Das kam so aus heiterem Himmel, ich musste mir dann erst einmal die erste Singlegeschichte durchlesen, und trotzdem, es ist einfach spannend wenn so eine Geschichte im Hintergrund lauert.

Das ist ja das Gute, wenn man auf zehn Jahre voller Geschichten zurückgeifen kann. Die Geschichte um die Verbrecherorganisation hat sich bei Arek auch mit jedem Kapitel stärker herauskristallisiert. Und es wäre zu schade gewesen, diesen Handlungsstrang bei Oxana nicht noch einmal aufzugreifen. Ich hoffe, ich habe meine Leser, die Areks Geschichte nicht kennen, damit nicht überfordert.

Meine besondere Sympathie hat im Laufe der Geschichte Kinga bekommen. Das Leben hat ihr wirklich übel mitgespielt (auch wenn sie doch sehr auf Abwege geraten ist).

Auch Kingas Entwicklung war nicht geplant gewesen. Aber als ich die Kapitel über die Enthüllung, dass Dominik nicht ihr Vater ist, schrieb, erkannte ich plötzlich, dass sie so wütend ist, dass ich nicht einfach wieder zum glücklichen Familienalltag zurückkehren konnte. Aber naatürlich wollte ich auch Kinga etwas Glück genoone, weswegen sie in Justice wirklich aufgeblüht ist.

Es freut mich sehr, dass Oxana im Gegensatz zu ihrem Vater am Ende ihrer ganz persönlichen Geschichte einigermaßen glücklich geworden ist, auch wenn der herbe Verlust des Zuhauses natürlich ein schwerer Schlag ist.

Ja, Oxana ist immerhin glücklich mit Dominik zusammen. Ihr Vater Arek hatte da nicht so viel Glück. Aber er war auch nicht ganz unglücklich, denn immerhin war ihm bewusst gewesen, dass er in Darek die große Liebe gefunden hatte,a uch wenn sie ihm viel zu früh entrissen wurde.

Ich hoffe ich habe es nicht übertrieben (*sorg*)...

Nein, das hast du ganz sicher nicht. Vielen lieben Dank für deine Worte. Daran merke ich, dass sich die Mühe wirklich gelohnt hat.

...und ich hoffe bald mehr von dir zu lesen (es würde mich auch wundern, wenn du nach so langer Zeit das Simgeschichten-Schreiben ganz aufgeben würdest),...

Da kann ich ganz klar sagen: Das wirst du. Allerdings in Form einer Sims3-Story. Und die Hauptrolle wird Oxanas jüngere Tochter Klaudia spielen. So wird es sich auch nicht vermeiden lassen, auf alte Bekannte zu stoßen (auch wenn diese jetzt ein wenig anders aussehen werden ;)) Über ein weiteres “Justice”-Kapitel habe ich schon öfter nachgedacht. Ich habe auch eine Geschichte im Hinterkopf, in der Joanna die Hauptrolle spielt. Aber mir fehlt dann bislang doch die Zeit, sie umzusetzen. Vielleicht mache ich es ja einmal in einer reinen Textform, wer weiß?

...ist mir aufgefallen, dass Kapitel 17 bis 23 allesamt ins Datennirvana verlinken, vielleicht kannst du dir das mal ansehen.

Oh, da hast du Recht. Ich denke, ich weiß auch schon, wo der Fehler liegt.

Vielen Dank für dein tolles Feedback!



ersteinmal herzlichen Glückwunsch zum 10-jährigen Bestehen der Story um Arek, Oxana, Klaudia und all die anderen.
Etwas über eine so lange Zeit zu schreiben, nie die Lust daran zu verlieren und den Lesern immer wieder etwas spannendes zu präsentieren, verdient meinen größten Respekt! *mit Kudos überhäuft*

Vielen Dank an meine aktivste Mitleserin! Ich habe mich immer sehr über deine regelmäßigen Kommentare gefreut. Und vielen Dank für dein abschließendes Lob!

Einerseits bin ich schon traurig darüber, dass Oxanas Geschichte zu ende erzählt ist, andererseits geht keine Geschichte ewig und irgendwann geht einem ja auch der Erzählstoff aus.

Eben. Sicher wäre mir noch die ein oder andere Geschichte zu Oxana eingefallen. Aber sie hat schon genug Dramen erlebt und sich etwas Ruhe verdient. Aber die Geschichte der Familie ist noch lange nicht abgeschlossen, und wird daher auch in Form von Klaudias Lebensgeschichte vortgeführt.

Ein Bonuskapitel, zum Umzug der Familie wird es leider nicht geben. Da darf jeder seiner Phantasie freien Lauf lassen

Kann man da in dem Thread auch seinen Kommentar zu abgeben? Ich selbst hab ja kein Single-Projekt, aber ich würde gerne meinen Unmut über Francesco ausdrücken. Hoffentlich haben Klaudia und ich sich nicht doch in ihm getäuscht...
Natürlich darfst du :) Aber ich werde Klaudias Geschichte noch mal von Beginn an hier im Forum als Fotostory posten. Da darfst du dann auch nach Herzenslust deine Kommentare dalassen.

Vielen, vielen Dank auch an dich noch einmal!
 
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  • Danke
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Stev, nun habe ich doch tatsächlich mein Lieblingskapitel verpasst (das, wo Oxana und Dominic sich in der zerstörten Kirche wiederfinden), aber gratulieren will ich dir hier auch noch mal zum Abschluss deiner Fotostory.

Es war immer wieder schön, hier reinzusehen, die bekannten Gesichter zu genießen und sich zu erinnern, wie sie damals waren. Für deine Story um Klaudia hier im Forum wünsche ich dir jetzt schon ganz viele Leser.

Und ein zweites Spin-Off um Kinga würde ich auch problemlos in reiner Textform lesen.

lg,
bienchen
 
  • Danke
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Oxi

Kapitel 21: Leichtes Mädchen

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Also eigentlich ein toller Job, wäre da nicht wieder etwas vorgefallen. Ich arbeitete schon fast eine Woche im Saloon, als ein rothaariger Kerl auf mich zukam und mich ganz offensichtlich anmachte. "Hey, Schnecke", begann er seinen plumpen Annährungsversuch, "du hast doch gleich Pause. Mein Wagen steht gleich um die Ecke. Den solltest du dir unbedingt von innen ansehen". Dabei grinste er mich anzüglich an und machte eine eindeutige Hüftbewegung.

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Ich war angewidert und entsetzt. Was glaubte dieser Typ, wer ich war? Ich arbeitete in diesem Saloon als Bedienung und nicht als Dame für nette Stunden, auch wenn das früher vielleicht ein und dasselbe gewesen war. Ich schluckte heftig und versuchte mich wieder zu fassen. "Möchten Sie etwas bestellen?", fragte ich mit gedämpfter Stimme. "Ja, dich. In fünf Minuten bei mir im Wagen". Ich konnte nicht fassen, wie unverschämt dieser Typ war. "Wenn Sie nichts trinken wollen, dann möchte ich Sie bitten das Lokal zu verlassen", erklärte ich mit bestimmter Stimme. Aber diese Fassade täuschte. Meine Knie zitterten so sehr, dass ich fast eingeknickt wäre. Wenn er jetzt nicht ginge, wüsste ich nicht, wie ich weiter reagieren sollte, so sehr verunsicherte mich sein Verhalten.

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Doch der Typ ging. Er sah mich zwar wenig freundlich an, aber er verließ den Saloon und ich sackte absolut fertig auf einem Stuhl zusammen. Es dauerte eine Weile, aber dann war ich wieder so weit gefestigt, dass ich meine Arbeit aufnehmen konnte.
"Oxana, Herr Longhorn ist im Anmarsch", hörte ich Aron mir noch zuflüstern kurz bevor eben dieser vor mich trat. "Frau Brodlowska", begann er im harschen Tonfall, "ich habe heute eine Beschwerde über sie von einem unserer Stammkunden erhalten. Sie hätten ihn grundlos aus dem Lokal geworfen. Ich wünsche, dass so etwas nicht mehr vorkommt!"

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Ich hatte gar keine Möglichkeit zu erklären, wie dieser Vorfall sich ereignet hatte. Und an Herrn Longhorns Gesichtsausdruck konnte ich deutlich ablesen, dass ihn das auch nicht im Geringsten interessierte. Aus diesem Grund nickte ich nur stumm. "Dann wäre das ja geklärt", sagte Herr Longhorn nun etwas freundlicher, aber eine Warnung folgte sogleich: "Aber ich möchte, dass sich so etwas nicht wiederholt. Es gibt genügend andere junge Frauen, die diesen Job gern hätten."

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Ich weiß, dass ich eigentlich hätte etwas sagen sollen, aber ich tat es nicht. Stattdessen machte ich mich wieder an die Arbeit, so als ob nichts passiert wäre. Ab diesem Tag begann die Arbeit mir deutlich weniger Spaß zu machen. Ständig hatte ich Angst wieder von einem Typen blöd angemacht zu werden. Außerdem hatte ich das Gefühl, als ob die Damen, die zweimal die Woche zum Bridgeabend in den Saloon kamen, mich abfällig betrachteten. Sie waren zwar nicht offen unfreundlich, aber sie gaben mir das Gefühl, als ob ich nichts wert wäre.

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Aber ich musste weiter machen. Schließlich brauchte ich das Geld, denn die Rechnungen bezahlten sich nicht von selbst und ich konnte schließlich nicht erwarten, dass Roland für alles aufkam. Ganz abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass seine Gehalt dazu ausreichen würde.

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Ganz besonders schlimm war es, als der rothaarige Typ wieder auftauchte. Seine Augen funkelten wütend, als er mich ansah und ich konnte sehen, dass er meine Unsicherheit genoss, als ich ihn bediente. Aber in Gegenwart meines Chefs konnte ich nichts machen und selbst wenn Herr Longhorn nicht anwesend gewesen wäre, hätte ich nicht den Mut aufgebracht mich zur Wehr zu setzen. Also bediente ich ihn, als ob nie etwas passiert wäre.

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Und jeden Abend nach sechs Uhr kamen die Bohrturmarbeiter, die sich am Feierabend einen Drink genehmigen wollten. Und im Grunde war immer einer dabei, der mich mehr oder weniger offen anmachte. Das Grinsen und die Blicke konnte ich noch ignorieren, bei den Sprüchen wurde es dann schon schwieriger.

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"Komm und setz dich auf Daddys Schoß, Puppe. Mein Bohrstab wird dich schon glücklich machen", musste ich mir von diesem Kerl anhören und er kam sich dabei auch noch ziemlich witzig vor. Ich versuchte es einfach zu überhören. Ich stellte ihm ausdruckslos sein Glas hin und verschwand dann mit einem Karton Flaschen in der Hand im Hinterzimmer des Saloons.

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Genau diese Kiste hatte ich erst vor fünf Minuten nach vorne gebracht und das wusste Aron auch ganz genau, also folgte er mir. "Hey, Oxana, was ist denn los?", fragte er besorgt. "Du darfst dich von solchen Typen nicht fertig machen lassen. Die haben eine große Klappe, aber nichts dahinter." Er tätschelte tröstend meinen Arm, aber das machte es eigentlich nur noch schlimmer, denn jetzt konnte ich meine Tränen kaum noch zurückhalten.

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Ich drehte meinen Kopf zur Seite und starte durchs Fenster auf den staubigen Wüstenboden. Ich wollte nicht, dass er die Tränen sah, die an meiner Wange hinunter kullerten. "Ich kann einfach nicht weghören", erklärte ich schließlich mit zittriger Stimme. "Jedes Mal, wenn so ein Spruch kommt, trifft es mich mitten ins Herz. Ich kann einfach nicht verstehen, warum diese Kerle so etwas sagen. Und Herr Longhorn gibt auch noch mir die Schuld. Ich bin doch keine Hure!" Ich blickte ihn mit meinen großen feuchten Augen an und er lächelte mitfühlend. "Nein, du bist keine Hure, Oxana, ganz sicher nicht."

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Arons Worte bauten mich zumindest soweit auf, dass ich den Rest der Schicht überstehen konnte. Aber kaum hatte ich den Saloon früh morgens verlassen, brach ich erneut in Tränen aus. Wie sollte ich denn hier bloß weiter arbeiten?​

Nach diese Epi ist mir Oxana im Traum erschienen. Ich pak die Gelegenheit beim Schopfe & flüstere ihr zärtlich: "Oxi, du hast mich völlig oxidiert."
 
Nach dieser Epi ist mir Oxana im Traum erschienen. Ich habe sie beim Schopfe gepackt und ihr zärtlich ins Ohr geflüstert: "Oxi, du hast mich vollständig oxidiert.!"
 
Sooo…. Hier kommt nun endlich mein schon längst überfälliger Kommi zu Oxana! :) Falls hier jemand liest, der die Geschichte noch nicht kennt: Bitte meinen Kommi nicht lesen, er enthält heftige Spoiler!

Zuallererst mal: Wow, was für eine Story! :eek: Ich war und bin immer noch schwer beeindruckt von der ganzen Handlung, bei der du nie den Faden verloren hast (was ich mir bei so vielen Personen und einem Projekt über diesen langen Zeitraum nicht einfach vorstelle), der Charakterentwicklung, und auch von der ganzen Umsetzung als Fotostory in Sims 2 mit seinen ja doch begrenzten Möglichkeiten. Ich kann mir nur ungefähr vorstellen, wieviel Arbeit du dir mit manchen Kapiteln gemacht haben musst, um das alles so darstellen zu können – zB Oxanas Entführung bei ihrem Auftrag für Joanna, aber auch die ganzen Kriegsszenen am Ende…. Ich bewundere immer die Geduld, die hinter solchen aufwändigen Geschichten steht.
Nun aber zu Oxana selber! Mit ihr habe ich mich am Anfang etwas schwer getan, ich hab’s ja nicht so mit übermäßiger Naivität bei Charakteren, das geht mir ja bei Klaudia jetzt auch manchmal etwas auf die Nerven. :glory: Anfangs war ich von Benjamin sehr begeistert und fand die beiden ein unheimlich süßes Paar, und als Oxana ihn dann auf so rücksichtslose Weise abserviert hat, mochte ich sie erst recht nicht besonders leiden…. Aber sie hatte damals ja auch ein traumatisches Erlebnis hinter sich. Überhaupt, die Geschichte von Oxana und ihren beiden Vätern… Es hat einem dermaßen das Herz gebrochen, dass Darek und Oxana es nicht mehr geschafft haben, sich miteinander zu versöhnen! Gerade Oxana, die während der schwierigen Ehe ihrer Eltern doch immer zu Darek gehalten hat… Umso trauriger war die Szene, in der Oxana sich erst mit Arek im Café verabredet hatte, ihn zufällig dabei beobachtete, wie er den Kellner anflirtete, und enttäuscht einfach wieder ging, so dass Arek dort allein sitzen bleibt und vergeblich auf sie wartet. :zitter: Die Szene war für mich eine der stärksten in der ganzen Geschichte, weil man sich einerseits so sehr wünscht, dass die beiden sich versöhnen, andererseits aber auch Oxanas Verletztheit und Enttäuschung nachvollziehen kann, und auch mit Arek furchtbar Mitleid hat, der unwissentlich seine Chance verspielt, weil er einfach nicht von seinen alten Gewohnheiten lassen kann. Wie gesagt, ich fand das ganz großes Kino. Und umso froher war ich, als Arek dann später doch wieder auftauchte (auch wenn das nicht so gaaaanz hundertprozentig glaubhaft war… ;)) Überhaupt frage ich mich, wo Arek eigentlich bei Klaudias Geschichte steckt? Denn gestorben ist er doch bisher nicht, oder? Ich bin ja ganz stark für seinen Auftritt auf Klaudias Hochzeit – falls die denn stattfindet! :D

Aber zurück zu Benjamin. Der ist später ja auch zu einer sehr tragischen Figur geworden, als sich Jahre später herausstellte, dass er die Trennung nie überwunden hat. Und auch Kasimir, der anfangs eher noch das Bösewicht-Klischee bediente, kommt anscheinend nie über Oxana hinweg und bekommt später noch einmal eine Chance – und einen beinahe heldenhaften Auftritt. Überhaupt scheint Oxana eigentlich die ganze Geschichte hindurch eher das entgegengesetzte Problem zu haben, als später ihre Tochter: bei ihr stehen die Verehrer schon fast Schlange, es ist irgendwie immer einer zur Stelle! %) Und manchmal scheint dabei nicht so ganz klar zu sein, wer wen hier eigentlich gerade ausnutzt. Insbesondere in der Beziehung zu dem armen Roland hätte ich Oxana manchmal durchschütteln können! Es geht ja wirklich gar nicht, dass sie seine Schwäche für sie jedes Mal ausnutzt, wenn sie gerade eine Schulter zum Anlehnen (oder mehr…) braucht! :polter: Lange Zeit über habe ich mir dann auch gewünscht, dass die beiden doch zusammenkommen mögen, denn Roland mochte ich wirklich sehr. Es hat mich dann später auch sehr bewegt, wie Brandie zu Oxana geht, um sie zu bitten, ihr Roland nicht wegzunehmen, auch wenn sie es könnte. Wie viel muss sie das gekostet haben, ihre „Rivalin“ um den eigenen Mann um so etwas zu bitten!

Albert Kappes Charme hingegen blieb mir eher verborgen, muss ich zugeben… :nonono: Aber dafür hat mir diese lange Zeit aussichtslos erscheinende Liebe dann Oxana nähergebracht, denn ich konnte gut den Zwiespalt nachvollziehen, in dem sie steckte: All die Jahre hatte sie Arek dafür gehasst, dass er Darek nicht treu sein konnte, und nun wurde sie selbst zur Ehebrecherin und drohte, eine Familie auseinanderzubringen. Und dass sie so religiös war, machte das Dilemma natürlich noch größer… Gut gefallen hat mir auch, wie sie letztlich dieses Dilemma überwand, als sie feststellte, dass Alberts Ehe tatsächlich nur noch platonisch existierte und sich die Eheleute längst einig waren, dass sie getrennte Wege gehen würden. Wenn nicht der tragische Tod von Albert gewesen wäre… Gerdas Verhalten danach fand ich geradezu heldenhaft, soviel Freundlichkeit der Geliebten des Ehemannes gegenüber hätten wohl nur wenige Frauen aufgebracht (selbst wenn die Ehe zu dem Zeitpunkt schon gescheitert war). Gerda war für mich einer der faszinierendsten Charaktere, gerade weil sie sich so standhaft geweigert hat, ins Klischee zu verfallen und Oxana zum Teufel zu schicken.

Sehr schwer fiel es mir, Oxanas Gleichgültigkeit gegenüber Kinga zu verstehen. Ich hätte eher gedacht, dass sie das Kind ihrer damaligen großen Liebe nun besonders lieb hat. Und es war wirklich grausam, mitansehen zu müssen, dass sie das nicht schafft. :( Zumal es für sie selbst ja auch schlimm war, das eigene Kind nicht lieben zu können. Ich vermute, dass Kingas spätere schwere Probleme nicht nur an der Entdeckung lagen, dass Dominik nicht ihr Vater war, sondern dass dabei auch diese unterbewusste Erfahrung, dass Oxana sie als Kind nicht wirklich geliebt hat, eine große Rolle spielte. Denn auch wenn Oxana sich Mühe gegeben hat, sich nichts anmerken zu lassen, instinktiv wird Kinga bestimmt die Zurückhaltung ihrer Mutter gespürt haben. Auf jeden Fall war ich für Kinga sehr, sehr froh, dass es Dominik gab! Er war mir von Anfang an nicht unsympathisch, aber so richtig verliebt habe ich mich dann in ihn, als ich merkte, wie ernst es ihm mit Oxana wirklich war. Ich fand es ja sehr witzig zu lesen, dass einige Leserinnen es nicht mochten, dass er sie immer Brodlowska nannte! :lol: Ich fand das nämlich irgendwie charmant. War mir lieber als irgendso ein Allerwelts-Kosename, bei denen schüttelt’s mich ja eher…:glory: Und ja, ich habe die ganze Zeit über gehofft, dass Oxana ihn vielleicht auch lieben könnte, habe aber nicht so recht daran glauben können. Wie sie dann letztlich erkannte, dass sie ihn tatsächlich längst liebt, ist dir meiner Meinung nach super gelungen. Es bedurfte schon eines wirklich dramatischen Ereignisses, damit Oxana erkennen konnte, wieviel ihr das, was sie hatte, eigentlich bedeutete - weil sie plötzlich Angst haben musste, es zu verlieren. Und es war soooo schön, Oxana und Dominik danach so glücklich miteinander zu sehen! :schäm: Aber natürlich musstest du da storytechnisch den beiden gleich einen Strich durch die Rechnung machen – Dominik musste ja eines Tages erfahren, dass seine Beziehung zu Oxana ursprünglich auf einer Lüge gründete. Diese Szene war für mich das zweite große Highlight in der Geschichte – man konnte ja förmlich Dominiks Herz brechen hören… Und wieder taten mir beide in dieser Situation so furchtbar leid!!! Beide liebten sich, und trotzdem war es nun vorbei zwischen ihnen, das war so tragisch….:heul: Wieder ganz großes Kino!

Dann der Versuch, mit anderen Partnern glücklich zu werden, und das Zusammentreffen nach einigen Jahren in Warschau bei Oxanas sterbender Großmutter. Das war auch wieder so ein emotionsgeladenes Kapitel, das mich sehr bewegt hat. Und natürlich ist mir das Herz aufgegangen, als die beiden dann endlich wieder zusammengefunden haben!

Ja, und dann kam das für mich größte Problem an der Geschichte – dass Oxana und Dominik die zu Hause mit der kleinen Schwester allein gebliebene Kinga einfach so zu Joanna, einer Mafiapatin, schicken, damit diese dort zur kaltblütigen Killerin ausgebildet wird. Ich meine, WAS?!? Oxana hat doch am eigenen Leib erlebt, in welche Art von riskanten „Geschäften“ ihre Schwester verwickelt ist – und das soll tatsächlich der richtige Weg sein für ein 19-jähriges Mädchen vom Land, das bisher sogar noch zu Hause gewohnt hat? :ohoh: Bloß weil sie Drogenprobleme hat und ihre Eltern hasst? Mich erinnerte das Programm dann auch fatal an diese amerikanischen Bootcamps, in die konservative US-Eltern ihre Zöglinge stecken, wenn diese „schwierig“ werden. So etwas kann auch nach hinten losgehen, ein labiler Charakter kann unter solchen Umständen auch noch mehr zerbrechen. :zitter: Naja, in Kingas Fall ging es zum Glück ja gut aus. Obwohl ich die kaltblütige Ermordung eines wehrlosen Gefangenen aus Rache nicht unbedingt ein gutes Ende nennen würde. Aus meiner Sicht ist Kinga vom Regen in die Traufe gekommen, sie ist für mich (etwas melodramatisch ausgedrückt ;)) das tragische Opfer auf Oxanas Weg zum Glück.

Für Klaudia hatte ich mir ja erhofft, etwas mehr über die Ursachen ihrer großen Selbstwertprobleme zu erfahren. Einerseits finde ich nun, dass sie eigentlich recht gute Voraussetzungen für ein gesundes Selbstbewusstsein hatte – sie hat zwei Eltern, die sie beide vorbehaltslos lieben, und sie hat eine größtenteils glückliche Kindheit verlebt. Andererseits ist sie vielleicht durch die Kriegserlebnisse so traumatisiert worden, dass sich das auf ihre ganze spätere Entwicklung ausgewirkt hat? Zumindest ihre Zurückhaltung gegenüber Männern und die Angst vor dem „ersten Mal“ kann ich nach dem Zwischenfall mit den Soldaten (bei dem sie ja beinahe vergewaltigt worden wäre! :argh:) mehr als nachvollziehen. Und ihre Sehnsucht nach einer heilen Familie mag damit zusammenhängen, dass sie selbst als Kind die Scheidung und jahrelange Trennungszeit ihrer Eltern miterleben musste, bevor diese dann doch wieder zusammenfanden.

Zum Schluss noch ein paar Kleinigkeiten: Sehr nett fand ich’s ja, wie du da auf einmal selber in der Geschichte aufgetaucht bist! :D Gehörte das zu einer der Aufgaben, oder war das einfach so eine Idee von dir? Schade war dagegen aus meiner Sicht, dass die Geschichte um Desdemona, Orion und Clemens so in der Schwebe gelassen wurde – irgendwie hätte ich mir da gewünscht, dass der Erzählfaden noch zu einem Abschluss gebracht worden wäre, vor allem da Desdemona und Orion in Klaudias Geschichte ja keine Rolle mehr zu spielen scheinen. Oder tauchen sie vielleicht noch auf? :???: Was ich hingegen total super fand, war, der lieben Magda schon als Teenager zu begegnen! Sie ist ja irgendwie zu meiner Lieblingsfigur in Klaudias Geschichte geworden (auch wenn sie’s eigentlich gar nicht verdient hat…:glory:)
Mmmmh ja. Der Kommi ist jetzt doch etwas lang geworden. Und etwas durcheinander. Aber die Geschichte ist ja auch lang, da konnte ich mich jetzt einfach nicht kurz fassen! :lol: Auf jeden Fall bedanke ich mich für die herrliche Unterhaltung und bin nun noch neugieriger, was die Zukunft noch so alles für Klaudia und ihre Familie bereithält! :lalala:

LG, Boni :hallo:
 
  • Danke
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