Fotostory Utopia

**inkognito**

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März 2006


So, ich will´s nochmal wissen und hab wieder rumgetextet.

Da ich sowieso schon im Vorfeld einige Bilder hier im Forum gezeigt habe, brauche ich wohl nicht mehr versuchen, das zu verheimlichen: es wird eine Zombieapokalypse geben. Und wir beobachten eine Gruppe von Überlebenden in ihrem Unterschlupf.

Ich hatte mir fest vorgenommen, die Zombieszenen nicht zu trashig werden zu lassen. Geklappt hat das … ähm … nur mäßig :naja::lol:. Aber die Zombies spielen auch nicht die Hauptrolle, der Plot ist mehr an „Herr der Fliegen“ angelehnt, also negative Gruppendynamik bis hin zur Eskalation des Ganzen. Alles ist so zusammen gesponnen, dass so gut wie keine meiner Figürchen am Ende mit blütenreiner Weste aus der Geschichte hervorgeht, von daher: viel Spaß mit fröhlicher Monster-werdung, ob nun durch Infektion oder aus anderen Beweggründen.

Noch ein Zusatz: mit der Logik ist das hier so eine Sache. Ich habe tatsächlich ein paar Stunden nach Artikeln gesucht, die mich darüber aufklären können, was für Zombieverhalten am logischsten, was für eine Infektionsart am wahrscheinlichsten wäre, wie so ein Land im Ernstfall reagieren könnte und so weiter – nur um am Ende alles wieder zu verwerfen und mir Zombies sowie Staatsreaktion so zusammenzuschustern, wie sie mir am besten in die eigentliche Handlung passen. In sich ist das schlüssig, aber man muss es als reine Simsgeschichte nehmen, was es ja nun auch ist, und nicht als Geschichte über unsere reale Welt.
Alles, was die Charaktere und die Gruppe betrifft, wird allerdings realitätsnah gehalten sein.

Die Fortsetzungen werden wohl erst einmal nur alle zwei Wochen kommen. Manche der Kapitel, gerade am Anfang, sind recht aufwendig zu bebildern. Bei vielen Dingen muss ich auch noch rumprobieren, wie ich das am besten mache. Werde mich aber bemühen, dass die Pausen nicht zu lang werden.

Wer einen kleinen Vorgeschmack auf das Ganze will, kann hier und hier gucken.

Liebe Grüße und viel Spaß mit dem Prolog. :hallo:





Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8





Prolog

Frau Sparks hatte nicht geschrien. Im Nachhinein kam es Eddy wirklich bemerkenswert vor, dass sie nicht geschrien hatte. In einer Situation wie dieser rechnete man mit einem Schrei. Zumal Eddy sich sicher war, dass ein Schrei dieser unsäglichen Lage ein schnelles Ende bereitet hätte. Irgendjemand auf den Fluren oder in den umliegenden Büros hätte sie gehört. Ja, wenn Frau Sparks geschrien hätte, dann säßen sie beide längst nicht mehr hier beisammen.



Aber Frau Sparks hatte nicht geschrien. Kein Laut war über ihre Lippen gekommen. Sie hatte nur dagesessen und wie gebannt auf den Kugelschreiber gestarrt, den Eddy ihr durch die Hand bis hinein in den massiven Holztisch gerammt hatte.

Eine kleine Pfütze hatte sich auf der Tischplatte gebildet. Das Blut rann in die Rillen des Holzes, zeichnete seine Maserung nach. Eddy war schon immer etwas empfindlich mit Blut gewesen. Ihm wurde kotzübel, so dass er befürchtete, er müsse sich gleich mitten auf den blauen Teppichboden übergeben.



Mittlerweile war Frau Sparks aus ihrer Starre erwacht, aber ans Schreien dachte sie noch immer nicht. Stattdessen versuchte sie den Notfallschalter zu erreichen, der neben ihr an der Wand hing. Sie reckte und streckte sich soweit sie konnte, aber die an den Tisch genagelte Hand ließ ihr nur wenig Bewegungsfreiheit. Eddy erkannte auf den ersten Blick, dass sie den Schalter niemals erreichen würde. Er hing schlicht und ergreifend zu weit von ihr entfernt.

Notfallschalter wie diesen gab es mittlerweile in jedem Büro. Sie waren eine Reaktion auf die sich häufenden Terroranschläge der letzten Jahre. Nachdem eine Gruppe bewaffneter Leute die Fachhochschule auf dem Festland gestürmt hatte, hatte die Leitung der Universität auch hier auf der Insel reagiert und das gesamte Gelände mit Kameras und Alarmschaltern versehen.
Bestimmt hatte die Anwesenheit des Schalters dazu geführt, dass Frau Sparks sich in ihrem Büro sehr sicher fühlte. Vielleicht hatte sie mit ihren Kollegen die Installation des Alarms diskutiert oder sie zuhause beim familiären Abendessen lobend erwähnt. Frau Sparks sah aus wie jemand, der Sicherheit sehr zu schätzen wusste.

Doch jetzt, wo sie ihn so dringend brauchte, verweigerte ihr dieser vielversprechende Schalter seine Hilfe. Ließ sie allein. Allein mit ihm. Das musste wirklich bitter sein.



Auch Frau Sparks war die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen aufgefallen. Vorsichtig rückte sie sich in eine aufrechte Position und widmete sich wieder ihrem Blickduell mit dem Kugelschreiber. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, reflektierten glitzernd das Licht der Deckenlampe. Eddy schätzte, dass das der Moment sein müsse, in dem sie resignierte.



Wie es zu diesem Angriff hatte kommen können, konnte er sich selbst nicht erklären. Es musste eine Art Blackout gewesen sein, anders ging es gar nicht. Seit Tagen plagte er sich mit Fieberschüben herum, die sich anfühlten, als wollten sie sein Hirn schmoren. Daran musste es gelegen haben. Er war einfach krank und ausgelaugt. Und plötzlich waren ihm die Nerven durchgebrannt.

An die Folgen, die das alles für ihn haben würde, durfte er gar nicht denken. In den letzten Monaten hatte er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Da waren seine miesen Noten und seine darauffolgende Rumheulerei wegen des auf ihm lastenden Drucks gewesen. Einem psychischen Zusammenbruch stände er nah, hatte er beteuert. Dabei hatte der wahre Grund für den Abfall seiner Leistungen aus nichts anderes als Faulheit bestanden. Aber das klang nicht gut, nein. Überforderung hörte sich um einiges besser an, wenn man die Professoren dazu bekommen wollte, Milde walten zu lassen. Und so war er letztendlich zu den Terminen mit Frau Sparks gekommen.

Die Sparks hatte ihn vom ersten Kennenlernen an durchschaut. Immer hatte sie genau die Fragen gestellt, auf die er sich im Vorfeld keine passende Antwort zusammengereimt hatte. Das hatte ihn mächtig nervös gemacht und immer wenn er nervös wurde, neigte er dazu, den Grund dafür zu verteufeln. Bestimmt um die zwanzig Zeugen würden sich dafür finden lassen, dass er über sie hergezogen hatte. Selbstgefällig und ignorant hatte er sie genannt. Eine frustrierte Tussi, der bestimmt einer abging, wenn sie ihre Patienten niedermachte. Und als er einmal zu viel Bier intus gehabt hatte, hatte er sogar herumgetönt, dass sie sich nicht wundern solle, wenn sie mal deftig einen übergebraten bekam.

Allein bei dem Gedanken daran wurde er rot. Er hatte es nicht so gemeint, er hatte sich einfach nur Luft machen müssen. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, ihr tatsächlich etwas anzutun. Er war gar nicht der Typ für so was. Viel zu eingeschüchtert fühlte er sich in ihrer Gegenwart. Für gewöhnlich traute er sich nicht einmal, ihr zu widersprechen.

Aber das würde ihm jetzt natürlich niemand mehr glauben. Alles, was ihm noch übrig blieb, war die Situation nicht noch schlimmer zu machen. Er musste sich reuig zeigen. Und er musste dafür sorgen, dass es endlich endete.



Gerade als er zu einer Entschuldigung ansetzen wollte, sah er, dass er sich in Bezug auf Frau Sparks Resignation getäuscht hatte. Sie hatte sich nicht aufgegeben. Sie hatte einen neuen Plan ersonnen.
Mit spitzen Fingern nestelte sie am Kugelschreiber herum. Sie schien ihn herausziehen zu wollen, doch kaum dass sie ihn berührte, verzog sie unter Schmerzen das Gesicht. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, hinterließ eine helle Spur im Rouge auf ihrer Wange.

Eddy war nicht nur mit Blut, sondern auch mit Tränen ein bisschen empfindlich. Sein Magen begann erneut zu rebellieren. Ein paar Sekunden lang stand es wirklich schlecht um die Reinheit des Teppichbodens, aber dann bekam er sich wieder unter Kontrolle.



„Wenn ich Sie wäre, dann würde ich das lassen.“

Frau Sparks zuckte zusammen. Sie konnte schließlich nicht wissen, dass seine Stimme nur deshalb so verzerrt klang, weil er gerade gegen die Übelkeit ankämpfte.

„Ich habe einmal etwas darüber gelesen, dass man Dinge, die in Stellen des Körpers stecken, in die sie nicht gehören, drin lassen soll. Bestimmt ist es nicht schlimm und sie werden keine bleibenden Schäden zurückbehalten, aber eigentlich kenne ich mich mit Anatomie nicht sonderlich gut aus. Was ich damit sagen will, ist, dass ich keine Ahnung habe, was für Blutgefäße sich in der Hand befinden und ob Sie nicht zu viel Blut verlieren könnten, wenn Sie ihn herausziehen. Sie könnten ohnmächtig werden und … Sie sollten ihn wirklich lieber steckenlassen. Gehen wir auf Nummer sicher und warten auf jemanden, der sich mit solchen Dingen auskennt. Das hier ist doch so schon aufregend genug, oder?“

„Du bist krank!“, keuchte Frau Sparks.

Anscheinend hatte sie alles vergessen, was man ihr über Situationen wie diese beigebracht hatte. Zumindest ging Eddy davon aus, dass man Leuten in ihrer beruflichen Position etwas darüber beibrachte. Sicher schickte man sie auf Seminare oder gab ihnen Broschüren mit brauchbaren Tipps dafür, wie man am besten mit Leuten umging, die sich gerade ihres Verstandes entledigten. Sie beim Namen nennen, um Vertraulichkeit zu schaffen, zum Beispiel, oder beruhigend auf sie einreden. Eine abschätzige Bewertung des Geisteszustandes gehörte sicher nicht auf die Liste. Aber diesen Fauxpas nahm Eddy ihr nicht übel, denn er konnte sie verstehen. Sofort keimte in ihm der dringende Wunsch auf, sich vor ihr zu rechtfertigen.



„Nein, nein, ich bin nicht krank. Jedenfalls nicht so wie sie denken, wirklich nicht! Ich bin nur hier, weil ich ein bisschen überfordert mit dem ganzen Lerndruck war. Das haben echt viele auf der Uni, das ist eigentlich kaum der Rede wert. Deshalb hat man nicht gleich eine schwere Psychomacke. Und ich hab vorher wirklich noch nie das Verlangen gehabt, auf Leute loszugehen. Ich war immer ein ganz Friedlicher. Ich hab mich zum Beispiel noch nie geprügelt oder so. Echt noch nie! Das eben … es tut mir so leid, wirklich! Aber das war … ich hab mir ´ne schlimme Grippe zugezogen, mir war so heiß … und dann …“



„Du bist KRANK!“

Frau Sparks war keine auffallend attraktive Frau. Genau genommen wirkte sie mit ihrem streng zurückgebundenen Haar und der hochgeschlossenen Bluse ziemlich bieder und reizlos. Wie eine der Nachbarinnen, mit der man sich wegen zu lauter Musik stritt, oder eine der Kassiererinnen im Supermarkt. Wie eine Mitarbeiterin des psychologischen Dienstes der Universität, das auf jeden Fall. Man sah sie, man sprach mit ihr, aber kaum verließ man ihren Einflussbereich, hatte man sie auch schon wieder vergessen.

Doch in diesem Moment, jetzt, als die Wut die Oberhand über die Angst gewann, als sie die Augenbrauen zusammenzog, die Zähne zeigte, als sie jeden einzelnen Buchstaben ihres Urteils im wahrsten Sinne des Wortes auf den Tisch spuckte (Eddy war nicht nur mit Blut und Tränen etwas empfindlich, sondern auch mit Speichel, aber dieses Mal wurde ihm nicht übel) - bei Gott, Teufel, Charles Manson oder wer auch immer in dieser Stunde dort oben das Zepter an sich gerissen hatte, was war sie doch für eine Schönheit!



Ohne es selbst zu merken, hatte er sich vorgebeugt. Frau Sparks war zurückgewichen, aber natürlich kam sie nicht weit. Er konnte ihre Panik sehen und noch besser – er konnte sie riechen. Ihr Schweiß dominierte alles, füllte den Raum mit seiner ganz eigenen Intensität. Wie schön wäre es ihr noch näher zu kommen, seine Nase an die Tropfen auf ihrer Stirn zu halten, zu schnuppern, zu lecken. Nur einmal, nur ganz kurz. Dafür musste man Verständnis haben, er konnte doch nichts dafür, sie war einfach so … so appetitlich!

Benommen hielt er inne. Plötzlich fürchtete er, seine Begeisterung könne sich in Hosenhöhe abzeichnen und wenn sie das sehen würde, ja, dann würde sie gewiss mit dem Finger (dem Finger der genagelten Hand natürlich) auf ihn zeigen und lachen.



Schwer atmend ließ er sich zurück auf seinen Stuhl fallen. Hatte er das gerade wirklich gedacht? Hatte er wirklich in Erwägung gezogen an dieser armen Frau zu schnüffeln? An ihr zu lecken? Und das alles nachdem er sie aus dem Nichts heraus mit einem Kugelschreiber attackiert hatte?
Seine Hände zitterten so stark, dass er sie zwischen die Beine klemmen musste, um sie zu kontrollieren. Er verlor tatsächlich den Verstand, anders konnte es gar nicht sein. Er verlor den Verstand und wenn er nicht den Rest seines Lebens in der vergitterten Zelle einer Haftanstalt für Triebtäter verbringen wollte, dann musste er dafür sorgen, dass jemand sie aus seiner Reichweite schaffte.

„Frau Sparks, es tut mir wirklich leid!“, beteuerte er noch einmal. „Ich will genauso wie Sie, dass das hier endlich vorbei ist. Ich werde Ihnen helfen, Ihnen und mir. Ich werde jetzt aufstehen und den Notfallschalter drücken, dann dauert es nicht mehr lange.“



Er brauchte nur ein paar Schritte, um den Tisch zu umrunden. Als er an ihr vorbeikam, traf ihn ihre Gegenwart wie ein Schlag und ließ ihn schwindeln. Wie herrlich sie roch! Noch nie zuvor in seinem Leben hatte Eddy eine solche Fülle an Gerüchen auf einmal wahrgenommen. Das Parfum, das sie trug. Die Zigarette, die sie vor Stunden geraucht hatte. Das Shampoo in ihrem Haar, das Waschmittel in ihrer Kleidung. Die unvergleichliche Eigennote ihrer Haut. Und ihr Blut. Vor allem ihr Blut.
Jetzt, wo kein Hindernis sie mehr voneinander trennte, war es ihm, als könne er sie nicht nur riechen, sondern auch schmecken. Sie sich auf der Zunge zergehen lassen. Blut, Schweiß und Tränen – eine unvergleichliche Mischung. Ein Festmahl. Und er wollte mehr davon.

`Oh Gott, geh weiter´, wies er sich selbst an, `geh und drück auf den Knopf´, aber sein Körper war ein Verräter, verlangsamte auf Zeitlupentempo, weigerte sich ihren Dunstkreis wieder zu verlassen. Verzweifelt hielt er die Luft an, aber ihr Geruch hatte sich längst in ihm eingenistet, breitete sich aus, übernahm die Führung.

`Du hast sie dir verdient.´

Es war kein Gedanke, viel mehr ein Gefühl. Eine Gewissheit, die aus jeder seiner Poren drang. Die Hitze des Fiebers wallte in ihm auf wie ein Flächenbrand.

`Du hast sie eingefangen und nun gehört sie dir´.

Er lächelte.



Frau Sparks starrte ihn an, die Augen weit aufgerissen. Auch sie hatte seine Veränderung bemerkt. Als sie den Drehstuhl soweit es ging vom ihm fort schob, achtete sie nicht mehr auf die Schmerzen, die ihr der Kugelschreiber bereitete. Die Wunde platzte auf, begann erneut zu bluten. Eddy schnüffelte.

`Sie ist Beute. Deine Beute.´

Seine Muskeln spannten sich. Er konnte ihr nicht länger widerstehen. Zu groß war sein Verlangen, sein Hunger.



Das letzte bisschen Rest-Eddy, das es noch in ihm gab, hatte sich in der hintersten Ecke seines Verstandes zu einer Kugel zusammengerollt und wippte vor und zurück. Es wusste, dass es die Herrschaft verloren hatte. Es wusste, dass es nicht mehr viel Zeit hatte. Dass es verschwinden würde. Aber es wollte nicht.

„Lauf!“, hörte er es sagen. „Zieh das Ding raus und LAUF!“

Frau Sparks erkannte die Dringlichkeit. Ihr Atem ging stoßweise, als sie sich des Kugelschreibers mit einem einzigen Ruck entledigte und die Flucht antrat.



Der, der einmal Eddy gewesen war, sog ihn in sich hinein, den süßen Duft ihres Atems, der nun mit ihrem Angstschweiß konkurrierte. Doch beide waren nichts im Vergleich zum Geruch des Blutes, das vom Loch in ihrer Hand auf den Teppichboden tropfte.



Noch bevor sie die Tür erreichte, hatte er sie eingeholt. Und dieses Mal schrie sie.





 
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Ich sammle hier mal alle Sims, die in der Story vorkommen. Natürlich sind das nicht alles Hauptfiguren, manche segnen früh das Zeitliche oder haben nur einen Satz beizutragen, aber da ich an allen echt sehr lange rumgebastelt habe, will ich sie irgendwo verewigt wissen. Sind noch nicht alle, denen wir im Laufe der Geschichte begegnen werden, ein paar werden noch nachgereicht.

Die meisten meiner Sims sind nicht komplett auf meinen Mist gewachsen, sondern aus EA-Sims entstanden - bei denen gibt es dann immer ein Vorher-Nachher-Bild.

EDIT: Nachdem ich mich doch tatsächlich daran erinnert habe, dass ich hier irgendwo noch nen Ersteller-Thread rumfliegen habe, habe ich beschlossen, die komplette Nachbarschaft plus Vorher-Nachher da zu posten und dann hier zu verlinken. Deshalb werde ich hier nur noch diejenigen Sims sammeln, deren Schicksal eine größere Bedeutung in der Story hat, geordnet nach ihrem Vorkommen. Ist wahrscheinlich der Übersichtlichkeit zuträglicher. Also wird fortlaufend bearbeitet hier, bis wir sie mal alle kennen.

Eddy Mullis


Rebecca Lynn


Wade Anthony


Daniel Moya


Bryce Savage


Max Racket


Hank Macklamoor


Scott Macklamoor


Alfred Jobbs



 
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  • Danke
Reaktionen: Vany89
oh was freue ich mich diesen Thread zu entdecken :)

Ich mach mich gleich mal ans lesen,wollte nur sagen, daß ich mich sehr darüber freue das du dich nun doch entschlossen hast zu schreiben.

PS: Eddy :love::love::love: ( optisch gesehen)

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So nun hab ich es auch gelesen: Ui was für ein Auftakt. Sehr spannend.
Was hab ich geschmunzelt über Eddy´s T-Shirt :)
Die Idee mit dem Rest-Eddy als nackter, kauernder Mann gefällt mir gut - überhaupt die Bilder sind toll gemacht (sind das alles Posen?)
 
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oh was freue ich mich diesen Thread zu entdecken :)

Danke :schäm: Das motiviert mich total und ich freu mich richtig, dass du wieder mitliest :nick:

PS: Eddy :love::love::love: ( optisch gesehen)
Find ich auch, der ist echt süß geworden :love: Hab auch an die 100x überlegt, ob ich ihn wirklich so früh opfern will, das war ne richtige Überwindung :lol: Aber was muss, das muss eben :glory:

Was hab ich geschmunzelt über Eddy´s T-Shirt :)
:D:cool:

überhaupt die Bilder sind toll gemacht (sind das alles Posen?)

Ja, in dem Kapitel sind sämtliche Bilder mit Posen entstanden. Wird auch bei den meisten Kapiteln der Fall sein. Ich find das um einiges einfacher, schneller und halt auch abwechslungsreicher. Man muss sich nicht so einschränken beim Schreiben, weils mittlerweile ja echt so viel Auswahl an Posen gibt, dass sich da für fast jede Szene was finden lässt.

Die meisten Interaktionen im Spiel gefallen mir auch nicht sonderlich, die sind mir oft viel zu übertrieben und die Sims sehen dann aus wie kleine Dramaqueens :D Und irgendwas scheint da bei mir auch was schiefzulaufen, vielleicht ist das ein Bug - wenn ich nen Sim fotographieren will, der gerade den Kopf schiefhält, und auf Pause drücke, dann dreht der total oft den Kopf wieder zurück, trotz gedrückter Pausentaste halt :ohoh: Als hätten die ein Eigenleben :what: Sehr nervig und zudem noch irgendwie unheimlich :lol:

Danke auch für die Likes :hallo:

LG
 
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Weißt du - für mich ist das Problem, dass ich eigentlich mit Zombies so gar nichts anfangen kann. Ich schau aber trotzdem rein, weil mir deine Bilder so gut gefallen. ;) Bin mal gespannt, wie sich das Gruppendynamikthema entwickelt.

Was mich noch interessieren würde: Wie hast du das mit den Tränen gemacht?
 
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Weißt du - für mich ist das Problem, dass ich eigentlich mit Zombies so gar nichts anfangen kann. Ich schau aber trotzdem rein, weil mir deine Bilder so gut gefallen. ;) Bin mal gespannt, wie sich das Gruppendynamikthema entwickelt.

Joa, Zombies sind schon Geschmacksache (mir gehts da ganz ähnlich wie dir, nur nicht mit Zombies, sondern mit Geistern, Hexen, Werwölfen, etc.). Freut mich aber, dass du dem Ganzen dann trotzdem ne Chance gibst :)
Und wie beim ersten Beitrag schon erwähnt - die Hauptrolle spielen die auch nicht. Am Anfang wirds noch relativ zombielastig, weil da der Ausbruch stattfindet, aber so ab ~Kapitel 30 wirds damit ein bisschen ruhiger und der Fokus wird auf der Gruppe liegen.
Hab die Gruppe aber auch so aufgestellt, dass die eben nicht bis an die Zähne bewaffnet sein werden oder sonstwas für Skills aufweisen. Die müssen den Zombies nach Möglichkeit auch aus dem Weg gehen, wenn sie durchkommen wollen. :ohoh:

Was mich noch interessieren würde: Wie hast du das mit den Tränen gemacht?

Die Tränen sind ein Make Up, ich glaube dieses hier müsste es sein -> Tränen
Der Downloadlink ist ein bisschen schwierig zu finden, der befindet sich unter den vier kleinen Vorschaubildern.
 
Als "The walking dead"-Fan bin ich natürlich an Zombiegeschichten interessiert,Deine fängt richtig spannend an und die Bilder sind auch super :up: ! Den Zerfall von Eddys Verstand und sein innerer Kampf hast Du wirklich gut beschrieben,der Junge tut mir jetzt schon leid! Und wie gemein an einer dermassen spannenden Stelle aufzuhören!

Ich bin auf Deine Fortsetzung sehr gespannt :) !

PS: Eddy ist Dir wirklich gut gelungen :love: !
 
Hallöle!

Ich schaue hier ab und zu rein, dachte ich lese mal eine neue Story!
Ich mag Zombies furchtbar gerne! Bin Gespannt wie es weiter geht und deine Sims woaaah, toll sehen die aus. So anders als ich es gewohnt bin.

Wahnsinn.

Bis bald!
 
Oh Gott! Oh Gott! OH GOOOOTT! :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: :love: Gerade reicht die Zeit nicht zum Lesen und auch noch nicht zum (richtigen) Kommentieren, aber ich wollte dir trotzdem schon mal einen kleinen Kommentar da lassen und dir sagen, wie riesig ich mich freue, dass es wieder eine Geschichte von dir gibt - und dann auch noch mit Zombies! :love: :love:

Schon der Teaser sieht toll aus; die Idee mit den Schatten ist super *_*

Ich hoffe, ich kann dir die Tage mehr schreiben!

Viele liebe Grüße,
Bloody
 
Als "The walking dead"-Fan bin ich natürlich an Zombiegeschichten interessiert
Davon wurde ich auch inspiriert :D

Deine fängt richtig spannend an und die Bilder sind auch super :up: ! Den Zerfall von Eddys Verstand und sein innerer Kampf hast Du wirklich gut beschrieben,der Junge tut mir jetzt schon leid!
Danke :schäm: Gut zu wissen, dass das auch so rüberkommt, wie es soll. Das Kapitel hat aber auch echt viel Spaß gemacht, als Autor ist man manchmal ja irgendwie ein bisschen sadistisch :ohoh::what:

Ich bin auf Deine Fortsetzung sehr gespannt :) !
Mitte nächster Woche wird es die geben.

Bin Gespannt wie es weiter geht und deine Sims woaaah, toll sehen die aus. So anders als ich es gewohnt bin.
Daaanke, da freu ich mich wirklich sehr drüber. In den Sims steckt wohl auch die größte Arbeit, an denen hab ich ewig gesessen. Vom Zeitaufwand sind da Texte und Bilder gar nichts gegen :scream:

aber ich wollte dir trotzdem schon mal einen kleinen Kommentar da lassen und dir sagen, wie riesig ich mich freue, dass es wieder eine Geschichte von dir gibt - und dann auch noch mit Zombies! :love: :love:
Ah, danke :love: Freu mich riesig, dass du auch dabei bist :nick:

Schon der Teaser sieht toll aus; die Idee mit den Schatten ist super *_*
War auch sehr glücklich mit der Idee :schäm:

Ich hoffe, ich kann dir die Tage mehr schreiben!
Hoffe ich auch :D


Ich hab mal oben das Simsverzeichnis aktualisiert, da kann man sich jetzt schon mal anschauen, wer so alles hier vorkommen wird.

Ist echt super, dass sich hier schon so viele gemeldet haben :love: Hatte ja ein bisschen Sorge, dass kaum noch einer mitliest, weil hier in letzter Zeit so wenig los war.

LG
 
Waaahhh... was sehen meine entzündeten Augen ?! Eine neue Geschichte von dir ! :love::love::love::love::love::love::love::love::love::love:

Ich hab's leider auch nicht so mit den Zombies, aber wenn die Geschichte von dir ist, bin ich davon überzeugt, dass sie mich trotzdem mitreißen wird. Bin auch noch nicht zum lesen gekommen, aber deine Charaktere sind mal wieder einmalig und hinreißend. Mir hat es auch Eddy besonders angetan, aber auch die anderen ! Ich bin immer wieder fasziniert, was du so aus relativ nichtssagenden Typen zauberst.
Auch als Nicht-Zombie-Fan bin ich also dabei und demnächst werde ich alles genauestens studieren und dann auch kommentieren! :hallo:
 
Waaahhh... was sehen meine entzündeten Augen ?! Eine neue Geschichte von dir !
Oh, schön, du auch hier :love:

Ich hab's leider auch nicht so mit den Zombies, aber wenn die Geschichte von dir ist, bin ich davon überzeugt, dass sie mich trotzdem mitreißen wird.
Hoffe ich auch :nick:

Bin auch noch nicht zum lesen gekommen, aber deine Charaktere sind mal wieder einmalig und hinreißend. Mir hat es auch Eddy besonders angetan
Ihr alle mit eurem Eddy :D Ich merk schon, ich hätte dem armen Jungen echt ne größere Rolle zugestehen sollen :lol:

Ich bin immer wieder fasziniert, was du so aus relativ nichtssagenden Typen zauberst.
Danke :schäm: Die EA-Sims sind manchmal quasi Rohdiamante :lol:
Fürs Erstellen finde ich es auch besser, wenn die vorher nicht zu gut aussehen, sonst kommt am Ende nur ne ganze Herde Schönlinge raus und das guck ich mir dann zwar gern an, aber an denen, die irgendwie nach "Charakter" aussehen, hänge ich letztendlich doch immer am meisten.

Auch als Nicht-Zombie-Fan bin ich also dabei und demnächst werde ich alles genauestens studieren und dann auch kommentieren!
Da freu ich mich schon drauf :)

Gleich gibt es das erste Kapitel. Das wird zwar ein bisschen ruhiger, aber dafür lernen wir die gute Becci kennen. :read:

LG :hallo:
 
Kapitel 1



Der Schlag fiel kläglich aus, lasch und zögerlich. Nur kurz vibrierte der Boxsack in sich selbst, dann stand er wieder still.

`Es hilft, die eigene Wut zuzulassen´, hatte die Frau geschrieben. Aber Rebecca wurde einfach nicht wütend. Sie fühlte sich dafür viel zu kraftlos. Erst seit ungefähr zehn Minuten war sie damit beschäftigt, auf den Sack einzudreschen, doch ihre Beine befanden sich längst in einem gummiartigen Zustand und jetzt fingen auch noch ihre Arme an zu schmerzen.

Noch vor zwei Monaten wäre dieses Duell ganz anders ausgegangen. Drei Tage die Woche hatte sie im Fitnessstudio verbracht und ihre Kondition war vortrefflich gewesen. Zwar hatte sie nie zuvor geboxt, aber sie war sich sicher, dass sie zu dieser Zeit trotzdem keine so armselige Figur dabei abgegeben hätte. Dass nicht der Sack sie dominiert hätte, sondern sie ihn.

`Ich habe gar keine Muskeln mehr´, erkannte sie erschrocken, `selbst die hat er mir genommen.´



`Wut´, erinnerte sie sich. Wut war der Schlüssel, der Meinung war zumindest die Frau von der Selbsthilfeseite. Und sie hatte noch mehr Tipps auf Lager gehabt. Stell dir sein Gesicht vor, hatte sie geraten. Stell es dir vor und dann schlag zu, mit aller Kraft die du aufbringen kannst. Schlag zu. Mitten hinein in sein blödes Grinsen.

Sich sein Gesicht zurück ins Gedächtnis zu rufen, war nicht schwer. In den vergangenen Wochen hatte sie alle Energie darauf verwendet, ihn zu vergessen, doch kaum dass sie es zuließ, erschien er ihr so präsent wie eh und je. Er mit seinen hohen Wangenknochen und dem gestylten Bart, mit dem gebräunten Teint und den blauen Augen, die der Hauptgrund dafür gewesen waren, dass sie sich von ihm hatte anquatschen lassen.

Wie hatte sie ihn nur anziehend finden können? Sie war doch selbst schuld, sie allein. Wenn sie vorsichtiger gewesen wäre, ein kleines bisschen misstrauischer, dann wäre nichts von alldem passiert. Wie naiv musste man sein, um nicht sofort zu erkennen, was sich hinter seiner Fassade für ein Monster verbarg?

`Es geht um Macht´, auch das gehörte zu den Weisheiten der Frau aus dem Netz, `es geht diesen Typen nur um Macht. ´
Damit lag sie richtig, Rebecca konnte es deutlich sehen. Die Visage auf dem Boxsack zwinkerte ihr zu. Er beherrschte sie noch immer und er wusste es.



Anstatt zuzuschlagen, wich Rebecca zurück, so eilig, dass sie gegen den Kleiderständer vor dem Fenster stieß. Mit einem lauten Knall fiel er um, verstreute die aufgehängten Jacken über den Fußboden. Schlaff lagen sie auf dem Teppich, wehrlos und ohne innere Spannung. Am liebsten hätte sie sich zwischen sie gekauert.



„Alles okay?“ In der Sofaecke schaute Wade von dem Buch auf, in dem er gerade noch gelesen hatte. Seine Stimme klang kontrolliert, nur der Ausdruck in seinen grünen Augen verriet die Sorge um sie.
„Ja, alles gut“, winkte sie ab und machte sich daran, den Kleiderständer wieder in seine gewohnte Position zu rücken.

Wade hatte nicht viel von der Idee mit dem Boxen gehalten. Er empfand die Herangehensweise als zu aggressiv, hatte vermutet, dass sie nicht der Typ für so etwas war. Und wie so oft hatte er Recht behalten. Einen Moment lang legte sie den Kopf in den Nacken, starrte in das Licht der Deckenlampe bis es in ihren Augen brannte. Dann rang sie sich ein sardonisches Lächeln ab.
„Befreiungsschläge sollten das sein. So haben sie es zumindest auf dem Blog genannt. Wahrscheinlich hätte ich mir nie so ein Ding zugelegt, wenn sie dieses dämliche Wort nicht verwendet hätten. Das ist doch alles lächerlich!“



Missmutig ließ sie sich auf dem Sofa nieder. Es musste etwas geben, das sie tun konnte. Und sie musste es heute tun. Im Gegensatz zu Wade, hatte sie in den Boxsack große Hoffnungen gesetzt. Wenn sie zuließ, dass sich das Gefühl des Scheiterns in ihr verfestigte, dann würde sie sich niemals mehr aufraffen können. Aber was gab es noch, was sie versuchen konnte? Auf die Schnelle fiel ihr nur eine einzige Sache ein.

„Lass uns in einen Club gehen.“
Wades Blick bohrte sich in ihr Fleisch, setzte genau da an, wo ihre eigenen Zweifel schon zu protestieren begannen, kaum dass sie den Vorschlag ausgesprochen hatte. „Bist du sicher?“



Nein, sie war nicht sicher. Ganz und gar nicht. Seit mittlerweile acht Wochen hatte sie das Haus nicht mehr verlassen. Wenn Wade nicht bei ihr aufgetaucht wäre und für sie eingekauft hätte, hätte sie diese Zeit wahrscheinlich nicht einmal überlebt. Und es wäre ihr egal gewesen. Das war ein Preis, den sie zu zahlen bereit war dafür, dass sie bloß nie wieder vor die Tür gehen musste.

Sie hatte gedacht, sie könne ihn ausschließen. Sie hatte wirklich geglaubt, dass ein Türschloss und ein Schlüssel ausreichten, um einen sicheren Ort für sie zu schaffen. Aber sie hatte sich getäuscht. Heute hatte er Einzug gehalten, hatte sich durch diesen dämlichen Box-Sack ins Innere gemogelt, und wieder verschwinden würde er sicher nicht freiwillig.

Wenn er überhaupt je draußen gewesen war. Wenn sie ehrlich zu sich selbst sein wollte, dann musste sie zugeben, dass er schon die ganze Zeit neben ihr gestanden hatte. Er hatte sie aus dem Schlaf aufgeweckt, er hatte sie stundenlang unter die Dusche gestellt, er hatte ihr den Finger in den Hals gesteckt. Er war da gewesen, zu jeder Sekunde. Sie hatte nur so getan, als könne sie ihn nicht sehen.



Rebecca seufzte. „Ich kann nicht ewig hier versauern.“
„Das wirst du auch nicht“, beteuerte Wade und strich ihr zur Beruhigung mit der Hand über den Rücken, „aber direkt Auszugehen ist vielleicht keine so gute Idee. Wir sollten es langsam angehen lassen, ein bisschen üben, verstehst du? Jeden Tag ein kleiner Schritt nach draußen, damit du dich allmählich wieder daran gewöhnst.“
„Das ist eine Möglichkeit. Die Schocktherapie ist eine andere. Ich hab im Internet gelesen, dass es manchen Leuten geholfen haben soll, sich einfach ins kalte Wasser zu werfen.“
„Aber es könnte auch anders kommen. Du könntest in Panik geraten. Und hinterher geht es dir schlechter als vorher.“
„Noch schlechter? Das geht?“
Wade lächelte nachsichtig. „Lass uns bleiben. Ich koche etwas Leckeres. Und beim Essen können wir uns einen Film ansehen. Ich hab ein paar mitgebracht, die du bestimmt noch nicht kennst.“
Rebecca schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich will wirklich gehen.“
„Nein, Becca, du bist noch nicht soweit, stell dir nur vor …“
Mitten im Satz hielt er inne, fixierte nun nicht mehr sie, sondern den leeren Joghurtbecher auf dem Couchtisch, ganz als brächte dieser eine neue Erkenntnis.
Nervös nestelte Rebecca am Saum ihres Oberteils herum. Sie konnte sich vorstellen, an was er gedacht hatte, und hoffte inständig darauf, dass er weiterhin schweigen würde. Aber den Gefallen tat er ihr nicht. „Stell dir nur vor, wie es dir gehen wird, wenn wir ihn zufällig treffen sollten.“



Allein der Gedanke daran ließ sie zusammenzucken. Es stimmte, sie war noch nicht soweit. Wenn sie ihn treffen würde, würde sie durchdrehen. Sie wäre verloren, für immer.
Mit einem Mal fühlte sich ihr Schädel so schwer an, dass sie befürchtete, ihn selbst nicht mehr tragen zu können. Sie musste ihm Halt geben, ihn irgendwo anlehnen. Am besten an Wades Schulter.

Noch vor zwei Monaten hätte sie nicht für möglich gehalten, dass er ein so enger Vertrauter für sie werden würde. Sie hatten sich zwar immer ganz gut unterhalten können, aber sie waren nur Bekannte gewesen, keine Freunde. Gemeinsame Interessen hatte es kaum welche gegeben, so dass sie sich nur auf den Treffen der Unilerngruppe gesehen hatten. Damit, dass ausgerechnet er als erstes auf ihr Fehlen aufmerksam wurde und sie besuchte, war nun wirklich nicht zu rechnen gewesen.

Und doch hatte er es getan. Als sie am dringendsten jemanden gebraucht hatte, war er dagewesen und nicht wieder gegangen. Womit sie das verdient hatte, konnte sie sich nicht erklären. Als sie zu ihm aufschaute, fühlte sie sich schäbig.
„Es tut mir leid, dass ich dir so viel zumute. Ich muss doch echt eine Last für dich sein.“
„Ich helfe dir gern, wo ich kann. Das weißt du doch“, lächelte er und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, „du musst meine Hilfe nur zulassen.“



Sie legte die Arme um ihn, ließ ihn sie an sich drücken. Wade der Einzige, den sie noch hatte. Der Einzige, der sie verstand. Der sie nie verurteilten würde. Er wollte, dass es ihr gut ging und momentan schien er auch besser als sie selbst einschätzen zu können, was sie dafür brauchte. Sie sollte sich Zeit geben, durfte kein Risiko eingehen. Sie musste es nur eine Weile aussitzen, dann würde es besser werden. Dann würde er irgendwann nicht mehr präsent sein, würde zur Erinnerung verkommen.



Über Wades Schulter hinweg konnte sie das Wohnzimmer überblicken. In der Ecke pendelte der Box-Sack hin und her. Sein Gesicht klaffte noch immer wie eine Wunde im dunklen Stoff. Er grinste.



Mit einem Satz sprang Rebecca auf und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer.
„Was ist denn plötzlich los?“, rief Wade ihr überrascht hinterher.
„Ich zieh mich um“, verkündete sie, „wir gehen aus.“​
 
Kapitel 2



„Miese Gegend“, schnaubte Bryce. Kaum dass er aus seinem Wagen gestiegen war, hatte er die Hände in den Hosentaschen versenkt und schien sie um keinen Preis wieder herausholen zu wollen. Und das obwohl er sowieso schon Handschuhe trug.



Danny musste grinsen. Bryces altbekannte Panik vor Schmutz. Er konnte sich noch genau an seine Wohnung erinnern. An die Wolke aus Sagrotan, durch die er sich beim Reinkommen hatte kämpfen müssen. Und an Bryces Geschrei, er solle bloß die Schuhe ausziehen, bevor er auf seinen Teppich trat. Das Schärfste war allerdings das Sofa gewesen. Bryce hatte es mit einer Plastikhülle überzogen. Mit einer Plastikhülle! Bei jeder Bewegung knisterte das Ding. Schon nach wenigen Minuten hatte ihn das unsäglich genervt. Bryce war ein pedantischer Freak, wenn es um Schmutz ging, anders konnte man es nicht nennen. Bestimmt würde er sich einer Ganzkörperdesinfizierung unterziehen, sobald er sich wieder in seinen klinisch reinen vier Wänden befand. Das Bekloppteste daran war, dass diese Macke nicht einmal zu ihm passte. Ansonsten war Bryce nämlich ein ziemlich lässiger Typ.



Aber auch wenn er Bryces Sauberkeitsfanatismus albern fand, musste er ihm heute zustimmen. Das Viertel am alten, stillgelegten Hafen war mies. Die Fassaden der Häuser hatten eindeutig schon bessere Zeiten erlebt, manche der Fenster waren zerbrochen und überall lag Abfall herum. Selbst die Müllabfuhr schien diesen Teil der Insel am liebsten zu meiden.​



Vor einem der Container tummelten sich ein paar fette Ratten und taten sich an den Resten einer Pizza gütlich. Ihr Anblick ließ ihn wieder strahlen. Ratten konnte er gut leiden. Als Kind hatte er welche besessen. Und sie waren ein wirklich gutes Team gewesen. Überallhin hatte er sie mitgeschleppt. Mit Freuden erinnerte er sich an den hysterischen Anfall, dem sein Mathelehrer erlegen war, als er eine der Ratten in die Schule geschmuggelt hatte und sie ihm mitten im Unterricht aus dem Kragen gekrabbelt war. Zwar hatte ihm die Aktion einige Wochen Hausarrest eingebracht, aber das war es wert gewesen.​
„Och nein, schau wie lieb sie den Abfall in ihren kleinen Pfötchen halten“, schwärmte er und rüttelte am Ärmel seines Kumpels, um ihn auf die Tiere aufmerksam zu machen.​
Bryce musterte ihn, als überlege er, wo er ihn schnellstmöglich auf seine Zurechnungsfähigkeit untersuchen lassen könnte. „Ganz miese Gegend“, wiederholte er und nickte entschlossen.​

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite versetzte ein heruntergekommener Typ gerade einer Mülltonne ein paar Tritte, bevor er sich kopfüber in sie hineinhing und eingehend ihren Inhalt untersuchte. Als liefere diese kleine Beobachtung die letzte Bestätigung seiner Argumente, reckte Bryce triumphierend das Kinn vor. „Da! Hast du das gesehen? Hier laufen nur Irre rum. Bist du sicher, dass du hier hinwillst?“​
Von Wollen konnte keine Rede sein. Aber wenn der Macklamoor darauf bestand, dass er noch heute seinen Zahlungsrückstand beglich, dann blieb ihm keine andere Wahl.​



Danny schaute auf die Uhr seines Handys. Es war schon Zwanzig nach Neun. In zehn Minuten war er mit May in der Bar verabredet. Er würde es nicht pünktlich dorthin schaffen. Mal wieder nicht. Einen Moment lang dachte er darüber nach sie anzurufen, aber dann verwarf er die Idee wieder.​

Stattdessen wandte er sich an seinen Freund. „Entschuldige mich bei May, wenn du ins Utopia kommst, ja? Sag ihr, dass ich mich nur verspäte, weil mir etwas verdammt Wichtiges dazwischengekommen ist. Etwas, das keinen Aufschub duldete. Sag ihr, dass …“, ein weiterer Blick auf die fressenden Ratten brachte ihm den zündenden Einfall, „… dass ich ein verletztes Katzenbaby gefunden habe und es zum Tierarzt bringen musste.“​
„Ein verletztes Katzenbaby?“​
„May liebt Katzen. Dafür hat sie Verständnis.“​
Lachend tippte Bryce sich an die Stirn. „Du hast doch ´ne Meise.“​
„Nein, keine Meise, ein Katzenbaby. Merk dir das, unsere Geschichten dürfen sich auf keinen Fall widersprechen.“​



Die Nummer des Hauses, das Hank ihm genannt hatte, hatte er schon wieder vergessen. Es war eine lange Nacht gewesen und sein Schädel brummte noch immer. Umständlich kramte er den Papierschnipsel hervor, auf dem er sich bei Hanks Anruf am Morgen Notizen gemacht hatte. Die Reise in der Hosentasche hatte den Zettel ziemlich mitgenommen, aber mit ein bisschen ergänzender Phantasie war er noch lesbar.​
„Ich muss in Haus Nummer dreizehn. Das hier ist fünf.“​
„Dreizehn muss um die Ecke sein“, klärte Bryce ihn auf, „da wollte ich aber nicht parken, das wäre zu nah an den Mülltonnen gewesen. Triffst du die Typen immer in dieser Gegend hier?“​
„Ne, ist das erste Mal.“ Bislang hatten ihre Meetings in Hanks Wohnung stattgefunden und die war mit den unzähligen Postern halbnackter Frauen an den Wänden zwar recht prollig, lag aber zumindest in einem Viertel, in dem man keine Sorge haben musste, im nächsten Müllberg zu versinken. Was Hank dazu bewogen hatte, diese Regel zu brechen, wusste er nicht. Aber er würde es gleich schon noch herausfinden. „Wie dem auch sei, ich muss jetzt los. Bis später, Alter.“ Als er sich in Bewegung setzen wollte, hielt Bryce ihn an Arm fest. „Soll ich nicht lieber auf dich warten?“​
„Ich hab keine Ahnung, wie lange das dauert. Fahr ruhig vor, entweder nimmt mich Hank mit in die Innenstadt oder ich ruf mir ein Taxi.“​



Noch einmal nahm Bryce die Umgebung in Augenschein, dann fixierte er ihn. „Wo hast du dich da nur wieder reingeritten?“ Seine Stirn lag in Falten. Sorgenfalten. Für einen Moment erinnerte er ihn fatal an seine Schwester. May neigte ebenfalls dazu, ihn mit einer solchen Bestürzung zu betrachten, wann immer er etwas tat, was in ihrer Welt niemand je gutheißen würde. Theatralisch fasste er sich an den Kopf. „Oh, mach das nicht! Das ist ja vielleicht übel!“​
„Was?“​
„Dass du mich anguckst, als würden wir uns heute zum letzten Mal sehen.“​
„War schön dich gekannt zu haben. All die durchzechten Nächte, ja, es war wirklich schön.“ Bryce trieb seine Trauermiene auf die Spitze, konnte dabei aber kaum verbergen, wie sehr in die Situation amüsierte. „Mach´s gut, mein Freund. In meinen Erinnerungen wirst du lebendig bleiben.“​
„Du bist ein Spinner, Junge“, rief er ihm zum Abschied zu und machte sich auf den Weg. Als er sich noch einmal umdrehte, sah er wie Bryce ihm nachwinkte und dabei die Hand öffnete und schloss wie ein Kleinkind. Dann bekam er einen Lachanfall und stieg in seinen Wagen.​



Das Erste, das ihm auffiel als er um die Ecke bog, war der rote Ferrari. Das Zweite waren Max Racket und der Schäferhund, der ihm zu Füßen lag. Vom Macklamoor keine Spur und das war durchaus eine kleine Katastrophe. Mit Hank konnte man quatschen, aber Max war schwierig.​

Immer hatte er diesen ätzenden Blick drauf. Seinen „Ich Chef, du nix“-Blick. Danny konnte gar nicht in Worte fassen, wie lächerlich er das fand. Der Racket kam sich vor, als sei er der Pate höchstpersönlich, dabei war er mit Sicherheit nichts anderes als ein weiterer kleiner Fisch im großen Gewässer der Kriminalität. Allerdings brachte diese Erkenntnis ihm herzlich wenig, denn auch wenn Max nur eine kleine Nummer war, so hatte er dennoch auf der Karriereleiter bereits eine Stufe mehr erklommen als er selbst.​

Ein Gutes hatte das Ganze allerdings. So schweigsam wie der Racket war, würde ihn zumindest keine Höflichkeitsunterhaltung davon abhalten, schnell wieder das Weite zu suchen.​

„Na, Mäxchen? Wartest du schon sehnsüchtig auf mein Erscheinen?“, flötete er, sobald er sich in Hörweite befand. Max ließ sich zu keinem Gruß herab. Wortlos nahm er den Umschlag entgegen, den Danny ihm reichte.​



Er warf einen kurzen Blick hinein, klappte ihn dann wieder zu und ließ ihn in seiner Hosentasche verschwinden. „Das kommt spät.“​
„Ja, bitter“, Danny zuckte mit den Schultern, „ich hab´s Hank schon vor ein paar Tagen erklärt. Momentan läuft das Geschäft mies wegen dieser Grippewelle. Es ist kaum noch was los, die halbe Insel ist krank. Und die, die es nicht sind, sind richtig paranoid geworden. Hab vorhin sogar welche mit Atemschutzmasken gesehen. Wahnsinn oder? Die haben gerade echt andere Sorgen, als sich von mir ein bisschen Spaß andrehen zu lassen.“​



Max antwortete nicht. Prüfend musterte er ihn von oben bis unten und spielte dabei an dem kleinen Rosenkranz herum, den er sich ums Handgelenk gebunden hatte. Sein Schäferhund gab im Liegen ein dumpfes Knurren von sich, ganz als würde er die Zweifel seines Herrchens an der Geschichte teilen. Graue Härchen durchzogen sein braunes Fell, die verschiedenfarbigen Augen blickten müde aus tiefliegenden Höhlen zu ihm auf. Besonders bedrohlich wirkte dieser alte Köter nun wirklich nicht, da konnte er knurren so viel er wollte.​



„Nicht doch! Glaubt ihr beiden Hübschen etwa, das sei nur ´ne Ausrede und ich hätte mir das ganze Zeug selbst reingezogen? Das ist nicht nett, Racket, schließlich bin ich ein Mann von Ehre“, mit gespielter Entrüstung stemmte Danny die Hände in die Hüfte, nur um gleich darauf die Augen zu verdrehen, „und einer mit vielen Verpflichtungen. War mal wieder das unangefochtene Highlight meines Tages, dich zu treffen, aber leider muss ich mich jetzt vom Acker machen.“​
Max verzog keine Miene, machte nur mit einer knappen Handbewegung deutlich, dass er zu bleiben hatte.​
Danny verzog unwillig den Mund. „Was heißt das? Dass noch was ansteht?“​
Max´ Unterhaltungspensum für diesen Abend schien schon wieder aufgebraucht zu sein. Stumm lehnte er sich gegen die Wand, die Arme vor der Brust verschränkt.​
Nur mit großer Mühe konnte Danny ein Stöhnen unterdrücken. Wie konnte man nur so dermaßen kommunikationsfaul sein? Noch ein paar Minuten mit diesem Kerl und er würde wahnsinnig werden. „Und was steht noch an? Komm schon, rede mit mir!“​



Schweigen. Schweigen! Dieser Typ war doch wirklich nicht zum Aushalten. Aber er würde seine Antwort schon noch bekommen.​

Zwei Schritte trat er näher an ihn heran, dann sah er sich um, als wolle er sicherstellen, dass niemand sie belauschte. „Du bist ein bisschen schüchtern, nicht wahr?“, konstatierte er im verständnisvollen Flüsterton, „mach dir keinen Kopf, das ist gar nicht schlimm. Schließlich hat jeder so seine kleinen Komplexe. Und man kann auch was dagegen unternehmen, es braucht nur ein wenig Selbstüberwindung und schon …“​

„Hank wird dir einen deiner Kollegen vorstellen“, erklärte Max gedehnt.​
„Ein Kollege? Bist du sicher, dass das so eine gute Idee ist? Hinterher gründe ich mit dem noch eine Gewerkschaft. Wo ist Hank überhaupt?“​



Wieder wartete er auf eine Antwort vergebens. Danny zündete sich eine Zigarette an und betrachtete die Umgebung. Wenn der Racket sich nicht mit ihm unterhalten wollte, dann musste er sich die Zeit eben anders vertreiben.​
Wie ein Fremdkörper thronte der rote Ferrari auf seinem Platz zwischen Unkraut und Dreck. Zwar kannte er sich mit Autos nicht sonderlich gut aus, aber dass dieses Teil fabrikneu sein musste, sah selbst er. Nicht einen einzigen Kratzer hatte diese Karre bislang abgekriegt. Im Lack konnte er sich spiegeln.​



Nachdenklich geworden sog er den Rauch in die Lungen. Das Ding musste ein Vermögen gekostet haben, so viel war klar. Seine eigenen Finanzen hatten sich durch die Geschäfte mit den beiden zwar erheblich verbessert, aber daran, sich einen solchen Wagen leisten zu können, konnte er nicht einmal im Traum denken. Plötzlich keimten in ihm Zweifel an seiner Theorie auf, Max sei auch nichts anderes als ein Handlanger wichtigerer Leute, die irgendwo die Strippen ihres Business zogen. Wenn er die Kohle für ein solches Gefährt aufbrachte, dann erstreckte sich sein Einflussbereich vielleicht doch weiter, als er bisher vermutet hatte.​



Als er die Hand auf die Motorhaube legte, kam plötzlich Bewegung in den Hund. Mit einer Wendigkeit, die Danny ihm niemals zugetraut hätte, kam er auf die Beine. Sein Körper spannte sich, als er auf ihn zulief. Angriffslustig fletschte er die Zähne und stieß ein dunkles Knurren aus. Dünne Speichelfäden tropften von seinen Lefzen.​
Danny streckte ihm die Zunge raus, dann wandte er sich an seinen Besitzer.​



„Hast du echt den Hund darauf gedrillt auf den Wagen aufzupassen? Ein bisschen obsessiv bist du aber schon mit deinen Vermögenswerten, oder? So eine Karre fahren und mich mitten in der Nacht wegen ´nem läppischen Hunderter in die Pampa bestellen, guck dir das mal genauer an“, er deutete auf den Rosenkranz an Max´ Handgelenk, „du bist doch ein religiöser Junge, oder nicht? Weißt du, was ich glaube, wie dein Gott das hier beurteilt? Der zückt glatt seinen heiligen Kugelschreiber und kritzelt ein `Habgier´ auf deine Sündenseite. Das ist eine Todsünde, die machen auch drei Ave Marias so schnell nicht wieder wett.“​

Max rang sich ein falsches Lächeln ab, dann starrte er auf seinen Hund. Gerade als er dachte, er wolle abermals den großen Schweiger mimen, sagte er ein einziges Wort und das sogar ziemlich laut. „Fass!“​
Instinktiv hechte Danny auf die Motorhaube und zog die Beine aus der Reichweite des Hundes.​



Zu seiner Erleichterung verlor dieser aber auf der Stelle sein Interesse an ihm und trottete mit fröhlichem Schwanzwedeln auf sein Herrchen zu. Bei ihm angekommen, ließ er sich auf die Hinterbeine nieder. Max tätschelte seinen Kopf. „Guter Fass.“​
Danny zog die Augenbrauen in die Stirn. Mit einem Satz hüpfte er wieder vom Wagen herunter. „Im Ernst? Der Köter heißt `Fass´?“​
Max grinste diabolisch. „Ein Garant für amüsante Situationen.“​
Danny musste lachen. In diesem Typen schien doch mehr Humor zu stecken, als er es für möglich gehalten hätte.​



Mit einem nach Schmierung kreischenden Quietschen öffnete sich der Eingang zum Wohnhaus. Hank Macklamoor erschien in der Tür, musste sich seitlich durch den schmalen Holzrahmen schieben, um überhaupt durchzupassen bei seiner Breite. Trotz der Kälte trug er nur ein Trägershirt, welches den Blick auf Muskeln und Tätowierungen freilegte. Anscheinend hatte man es sich gemütlich gemacht da drinnen.​
Als er ihn erkannte, verzog er ironisch das Gesicht. „Schau an, der Moya hat sich ja tatsächlich hierher getraut. Konntest also die Kohle auftreiben, ja?“​
Danny warf den Kopf in den Nacken, als erbitte er Hilfe von oben. „Wieso scheint hier eigentlich jeder zu glauben, ich wolle nur besch.eißen? Langsam nehme ich das persönlich.“​
„Gesundes Misstrauen. Ist ein wildes Geschäft“, sagte Hank und begrüßte ihn mit einem Schlag auf die Schulter, unter dem er fast in die Knie ging. „Hast du was von meinem Kleinen gehört?“​
Danny schmunzelte. Dass Hank seinen Bruder immer nur `seinen Kleinen´ nannte, war ja fast schon niedlich. Dabei war Scott alles andere als klein. Genauso ein Riese wie Hank selbst war er, wenn auch nicht einmal halb so breit. „Nicht in letzter Zeit, so oft treffe ich ihn nicht. Er ist nicht gerade der erste Vorsitzende meines Fanclubs, musst du wissen.“​
Hank lachte laut und schlug ihm abermals auf die Schulter. „Ach was, von deinem also auch nicht?“​



Der Hausflur machte dem Viertel alle Ehre. Überall stand Gerümpel herum und die Luft war durchzogen von einer widerlichen Mischung aus Schimmel und Urin. Die Glühbirne an der Decke war defekt, tauchte den Raum in ein surreales Flackern.​
„Da geht’s rein“, Hank zeigte auf eine offenstehende Tür und grinste süffisant, „erschreck dich nicht, der Gute steckt momentan in ein paar kleineren Schwierigkeiten.“​
Danny hielt den Atem an. Auf einmal war ihm mulmig zumute. Dass der Kollege Probleme hatte, wenn er hier wohnte, konnte er sich nur zu gut vorstellen. Herausfinden, was das für welche waren, wollte er aber nicht so dringend, wenn er es sich recht überlegte. `Wo hast du dich da nur wieder reingeritten?´ Bryces Bemerkung kam ihm wieder in den Sinn. Die Frage durfte er sich jetzt selbst stellen.​



Widerwillig warf er einen Blick in die Wohnung. Und da sah er den Alten.​


 
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Ach Madel, ich bin mal wieder hin und weg... von deinem Schreibstil, deinen Charakteren und den Bildern. :love::love::love: Das hört sich ja alles unerhört spannend an. Rebeccas Geheimnis im Zusammenhang mit einem Typen, von dem wir nur die Beschreibung seines Äußeren kennen - und dass er offensichtlich kein besonders "netter" Typ war.

Danny scheint ja Dreck am Stecken zu haben und trotzdem schaffst du es mal wieder, dass man auch die Badboys liebgewinnt - bei dem Humor ist das kein Wunder ;). Und die so gar nicht passen wollende Mysophobie von Bryce - herrliches Detail :lol:.

Also ich bleib dran, weil ich unbedingt wissen will, wie es weitergeht!

EDIT: Uff, es ist eindeutig zu spät... da hab ich doch glatt den Prolog übersehen :Oo:... den hole ich morgen nach.
 
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Heute endecke ich ich das es hier weiter geht. Juhu!

Man weiß ja noch nicht viel, doch es ist sehr spannend geschrieben...so das man unbedingt weiterlesen will.:read:

Ich hab so meine Vermutung wer der mysteriöse Mann sein könnte - gestylter Bart, blaue Augen und auch ein Fiesling - aber evtl. ist es auch noch zu früh und der Char ist noch gar nicht aufgetaucht :idee:

Und verstehe ich das richtig, daß Rebecca irgendein "Drogenerlebniss" hinter sich hat - womit auch der mysteriöse Kerl zu tun hat?

Ich mag ja deinen Schreibstil - z.B. solch schöne Formulierung wie "Mit einem nach Schmierung kreischenden Quietschen".
Auch die Art wie Du deine Charakter "baust" - bei einigen Frage ich mich ob wir das gleiche CAS haben :lol:

Ich freu mich auf mehr

PS: Ich hab auch gesehen, daß Du oben im Thread auch Bilder eingefügt hast und wollte noch vorschlagen - für eine noch bessere Übersicht - die einzelnen Kapitel oben als Inhaltsverzeichniss aufzulisten und zu verlinken.

LG C.
 
Hallo :hallo:

Ach Madel, ich bin mal wieder hin und weg... von deinem Schreibstil, deinen Charakteren und den Bildern. :love::love::love: Das hört sich ja alles unerhört spannend an.
Danke :schäm:

Rebeccas Geheimnis im Zusammenhang mit einem Typen, von dem wir nur die Beschreibung seines Äußeren kennen - und dass er offensichtlich kein besonders "netter" Typ war.
Ne, ist echt kein Netter, ich glaube, der ist sogar die unsympathischste Figur, die ich je in ner Story hatte :ohoh:

Danny scheint ja Dreck am Stecken zu haben und trotzdem schaffst du es mal wieder, dass man auch die Badboys liebgewinnt - bei dem Humor ist das kein Wunder
Ich mag den auch gern, seine Kapitel bringen mir immer nen unheimlichen Schreibspaß :D So `bad´ isser auch nicht, zumindest jetzt am Anfang noch nicht :glory:

Und die so gar nicht passen wollende Mysophobie von Bryce - herrliches Detail :lol:.
Das ist quasi aus dem Spiel entstanden, der ist ordentlich und neurotisch :D

Also ich bleib dran, weil ich unbedingt wissen will, wie es weitergeht!
Da freu ich mich sehr :read:

Ich hab so meine Vermutung wer der mysteriöse Mann sein könnte - gestylter Bart, blaue Augen und auch ein Fiesling - aber evtl. ist es auch noch zu früh und der Char ist noch gar nicht aufgetaucht
Ich darf nichts sagen :cool: Aber es kommen tatsächlich noch so einige, also halt ruhig weiter die Augen offen in der Richtung.

Und verstehe ich das richtig, daß Rebecca irgendein "Drogenerlebniss" hinter sich hat - womit auch der mysteriöse Kerl zu tun hat?
Schon mal gut kombiniert, es geht tatsächlich grob in so eine Richtung, wobei da noch was hinzu kommt, was ihr das eigentliche Trauma beschert hat.

Ich mag ja deinen Schreibstil - z.B. solch schöne Formulierung wie "Mit einem nach Schmierung kreischenden Quietschen".
Danke :D

Auch die Art wie Du deine Charakter "baust" - bei einigen Frage ich mich ob wir das gleiche CAS haben
[FONT=Verdana, sans-serif]Haben wir wahrscheinlich echt nicht, weil mein CAS bis zum Geht-nicht-mehr gepimpt ist :D Ich glaube, ich habe so gut wie alle Slider drin, die man im Netz finden kann. Und zusätzlich zum Downloadskin tragen die auch noch ne gut 20 Zentimeter dicke Make-Up-Schicht (mit dem MasterController kann man ja mehrere Make Ups gleichzeitig in einer Kategorie auswählen). Also mit dem normalen CAS hat das wirklich kaum noch was zu tun, ich nutze momentan alles aus, was mein PC an CC-Mengen verkraftet (zumindest so weit, dass die Ladezeiten noch erträglich bleiben). [/FONT]

PS: Ich hab auch gesehen, daß Du oben im Thread auch Bilder eingefügt hast und wollte noch vorschlagen - für eine noch bessere Übersicht - die einzelnen Kapitel oben als Inhaltsverzeichniss aufzulisten und zu verlinken.
Das ist ne gute Idee, das werde ich gleich mal oben einrichten. Insgesamt wird sich die Story auch auf über 100 Kapitel belaufen, da ist so ein Inhaltsverzeichnis sicher angebracht.

Ich freu mich auf mehr
Sollst du haben, gleich gibts Nachschlag :nick:

LG
 
So so... na ja, zumindest ist man schneller durch, wenn man "nur" gucken muss :lol:
Ich habe im ersten Moment wirklich gedacht, dass du den Text vergessen hast :D
Klasse Bilder, auch das letzte. Sieht danach aus, als wenn es den ersten Infizierten gibt *Kopfkratz*

Edit fragt: Hast du dich eventuell vertippt, als du HUNDERT Kapitel angekündigt hast ? :what::what:
 
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So so... na ja, zumindest ist man schneller durch, wenn man "nur" gucken muss :lol:
Wohl wahr :lol:

Ich habe im ersten Moment wirklich gedacht, dass du den Text vergessen hast
So schusselig wie ich manchmal bin, könnte das tatsächlich mal passieren :D

Sieht danach aus, als wenn es den ersten Infizierten gibt *Kopfkratz*
Ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich hier zugebe: Ja, da hast du recht :up: (Hast du mittlerweile schon den Prolog gelesen? Da zeichnete sich das ja schon ab)

Edit fragt: Hast du dich eventuell vertippt, als du HUNDERT Kapitel angekündigt hast ?
:lol: Ne, das stimmt schon so. Die Planung ist auf ziemlich genau 100 ausgelegt, eventuell werden es sogar noch ein paar mehr - komplett geschrieben hab ich die noch nicht und, der Erfahrung gemäß, kommt bei der Umsetzung eh noch die ein oder andere Idee dazu, die unbedingt noch mit rein muss. Wird also ein Langzeitprojekt hier^^ Zum einen sind es recht viele Charaktere, die ihre eigenen Point-of-View-Kapitel kriegen, und zum anderen herrscht in meinem Hirn sowieso nur noch Party, sobald es in Richtung Dystopie/Apokalypse geht. Bin ein totales Endzeitfangirl :love:
 
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Kapitel 4

Auf der Bühne der Hafenbar `Utopia´ präsentierte eine Nachwuchsband ihre neusten Songs. Eine kleine Menge hatte sich vor ihnen versammelt, schunkelte so einträchtig im Takt der Melodie hin und her, dass es schien, als seien die einzelnen Personen miteinander verschmolzen.

May mochte die Band, konnte in ihrer Musik geradezu versinken. Normalerweise hätte sie sich in der ersten Reihe der Zuhörer befunden, doch heute kam nicht einmal ein einziger Ton des aktuellen Liedes bei ihr an. Zu sehr fesselte sie der Anblick des blutverschmierten Eddys, der sich vor ihr auf dem Laptopbildschirm gerade gegen die Absperrung warf und dabei ein Knurren von sich gab, das mehr an einen Wolf als an einen Menschen erinnerte.



Als sich einer der Soldaten vor die Kamera stellte und das Video damit zu seinem Ende fand, war sie froh darüber, nicht länger hinsehen zu müssen. Schon mancher fiktiver Horrorfilm bereitete ihr schlaflose Nächte, aber das hier war real. Dass sich etwas derart Schreckliches in ihrer unmittelbaren Umgebung abgespielt hatte, konnte sie kaum begreifen. Einige Male war sie Eddy begegnet und er war ihr wie ein völlig gewöhnlicher Typ erschienen. Sich diesen stinknormalen Kerl als eiskalten Killer vorzustellen war schon verstörend; ihn sich gebärden zu sehen wie ein tollwütiges Tier, setzte dem Ganzen die Krone auf. All das viele Blut. Wenn sie nur daran dachte, was die arme Jean Sparks in ihren letzten Minuten wohl hatte durchmachen müssen, wurde ihr übel.
Eilig schob sie den Teller mit dem Sandwich, von dem sie eben noch gegessen hatte, ein Stück von sich fort. Der Appetit war ihr gründlich vergangen.

Es war schon zwei Tage her, dass sie vom Tod von Frau Sparks und Eddys darauffolgender Verhaftung erfahren hatte, aber erst jetzt wurde ihr bewusst, dass das alles wirklich passiert war. Sie hatte die Nachricht aufgenommen und dann wieder verdrängt, verblasst war sie neben den eigenen Problemen, die sie die letzten Wochen umtrieben, und die ihr jetzt, nachdem sie das Video gesehen hatte, nur noch klein und lächerlich vorkamen. Mit einem Seufzen strich sie sich das Haar aus der Stirn. Plötzlich fühlte sie sich schuldig. Rumgejammert hatte sie, obwohl sie doch eigentlich so zufrieden sein könnte, während sich nicht weit von ihr entfernt solch ein Drama um Leben und Tod zugetragen hatte. Was war momentan nur los mit ihr? Sonst war sie immerhin auch nicht so egozentrisch und frei von Mitgefühl.



„Da!“, sagte Alf und tippte mit dem Zeigefinger gegen das Laptopgehäuse. Seine runden Wangen waren gerötet. „Habt ihr das gesehen? Nicht einmal drei Männer haben es geschafft, ihn völlig unter Kontrolle zu bringen.“
Als wolle er die Bestürzung, die er mit seinem Video zweifelsfrei ausgelöst haben musste, auskosten, warf er einen langen Blick in die Runde. Auf seiner Nase hatten sich kleine Schweißperlen gebildet, die grünen Augen leuchteten rauschartig. Pikiert verzog May den Mund. Seine offenkundige Euphorie kam ihr ziemlich taktlos vor.
„Live war das Ganze natürlich noch viel eindrucksvoller. Jeder hätte dabei Angst bekommen, aber mir war es wichtiger, seine Festnahme zu dokumentieren, als mich selbst in Sicherheit zu bringen. Wenn man schon einmal die Gelegenheit hat, aufklärerisch tätig zu werden, dann darf man sich von Feigheit nicht davon abbringen lassen, finde ich. Das ist quasi eine Bürgerpflicht.“



„Die Aktion war unverantwortlich. Ihr habt nicht nur euch in Gefahr gebracht, sondern auch noch die Polizeiarbeit behindert. Und wofür das Ganze? Für ein Video, mit dem ihr jetzt die Leute schockieren könnt“, Wade gab sich keine Mühe, die Empörung, die in seinen Worten mitschwang, zu abzumildern, „es wundert mich wirklich, dass Scott sich für diesen Unsinn hat einspannen lassen. Ich hätte ihn für deutlich vernünftiger gehalten.“
„Das waren keine Polizisten. Die waren vom Militär, das konnte man ja wohl deutlich erkennen.“
„Es ist völlig gleichgültig, wer das war. Fakt ist, dass ihr dort nichts zu suchen hattet. Was habt ihr euch nur dabei gedacht?“
„Wenn ich dieses Video nicht aufgenommen hätte, dann wüssten wir jetzt gar nichts. Die Medien berichten ja nicht über diesen Fall, alles wird totgeschwiegen. Ich habe Aufklärungsarbeit geleistet. Die Menschen haben ein Recht auf Informationen.“
„Auf Information oder auf stumpfe Befriedigung ihrer Neugier?“, versetzte Wade und grinste dann süffisant, „davon abgesehen sah es nicht danach aus, als hättest du den entscheidenden Part des Videos gedreht. Soweit ich das erkennen konnte, hast du dich doch hinter den Büschen versteckt, während Scott ins Geschehen gelaufen ist, um zu filmen.“
Aufgebracht stemmte Alf die Hände gegen die Tischplatte. „Es war meine Idee, über die Absperrung zu klettern! Meine!“
Wade grinste noch immer. „Wie gesagt – das ist nichts, worauf man stolz sein sollte.“



„Wenn die Medien nichts liefern, dann muss eben jemand anderes den Mut haben, darüber zu berichten“, wiederholte Alf beharrlich.
„Es ist erst zwei Tage her. Und es wurde sich sehr wohl in den Medien dazu geäußert. Sie haben gemeldet, dass sie noch nichts Konkretes über den Tathergang sagen können und man erst einmal die Ermittlungsergebnisse abwarten muss. In meinen Ohren klingt das nur vernünftig. Und was für eine neue Information soll dieses Video nun gebracht haben? Es zeigt nicht, was passiert ist, was seine Motive waren, gar nichts. Wir haben nur gesehen, wie er festgenommen wurde. Schlauer als vorher sind wir jetzt also auch nicht.“
Alf hatte sich längst in Rage geredet. Seine Stimme drohte sich zu überschlagen, als er zu einer erneuten Rechtfertigung ansetzte. Irritiert stellte May fest, dass er tatsächlich geglaubt haben musste, sie würden ihn für dieses Video feiern. „Oh, durch mich wissen wir jetzt so einiges mehr als vorher. Wir wissen, dass er völlig außer Kontrolle war, wir wissen, dass das Militär in die Sache verwickelt ist, wir wissen, dass sie Gasmasken …“
„Die Gasmasken, ja. Auch dafür wird es einen plausiblen Grund gegeben haben“, unterbrach Wade ihn, „und nebenbei, Alfred – wenn eine Gruppe Soldaten in deiner näheren Umgebung Gasmasken trägt, dann sollten schon allein Selbsterhaltungstrieb und gesunder Menschenverstand dir dazu raten, lieber schnell das Weite zu suchen, anstatt noch in die Gefahrenzone hinein zu rennen.“



„Zeigt mal her, von hier konnte ich ja gar nichts sehen“, klinkte sich Steven ein und zog den Laptop über den Tisch hinweg zu sich heran. Bei den ersten Szenen des Videos blieb sein Gesicht ausdruckslos, doch sobald Eddy näher in den Fokus rückte, machte er seiner Bestürzung mit einem lautstarken „Boah, ey!“ Luft. May fand, dass er ausschaute wie einer der Gaffer, die sich bei Autounfällen zu versammeln pflegten.

Wade und Alfred waren noch immer damit beschäftigt, sich über die verschiedenen Aspekte der Filmaktion auszutauschen. May stöhnte leise auf. Am liebsten hätte sie das Thema ein für alle Mal abgehakt, aber das konnte sie wohl erst einmal vergessen. Wenn Wade einmal ins Diskutieren kam, dann hörte er üblicherweise so schnell nicht wieder damit auf. Und auch Alf machte ebenfalls nicht den Eindruck, als wolle er bald klein beigeben.



Sie drehte den Kopf und wendete sich Rebecca zu, um mit ihr einen solidarischen Blick auszutauschen. Da diese sich bisher aus der Unterhaltung herausgehalten hatte, ging May davon aus, dass sie, genau wie sie selbst, die Kneipenatmosphäre nicht als einen geeigneten Raum dafür ansah, die furchtbaren Vorkommnisse zu besprechen. Als sie sie genauer betrachtete, fiel ihr allerdings auf, dass Rebecca dem Gespräch nicht einmal zu folgen schien. Mit vor dem Bauch verschränkten Armen saß sie auf dem Sofa und starrte ins Leere. Sie wirkte so gedankenverloren, als sei sie in eine vollkommen andere Welt abgetaucht.

May runzelte die Stirn. Seit sie in der Bar aufgetaucht war, hatte Rebecca, bis auf ein knappes `Hallo´, kein einziges Wort von sich gegeben. Und wie verändert sie aussah mit dem nachlässig gebundenen Zopf und ihrem groben Stickpullover. Wenn Wade ihr nicht in einer SMS angekündigt hätte, mit wem er kam, dann hätte sie sie nicht einmal erkannt.



Sie kannten sich kaum, hauptsächlich vom Sehen auf dem Unigelände, aber May hatte einiges über sie gehört. Mit ihren blondierten Haaren und den knappen Outfits war sie für May das typische Vorzeigepüppchen gewesen. Die Männer glotzten ihr hinterher und die Frauen zerrissen sich das Maul über sie mit Gerüchten, von denen May nicht einmal die Hälfte geglaubt hatte. Sie war der Meinung, dass Lästereien in den allermeisten Fällen mehr über die lästernde Person aussagten als über denjenigen, über den gesprochen wurde. An dieser Überzeugung hatte auch nicht gerüttelt, dass selbst ihr Bruder Rebecca einmal als `gerissenes Miststück´ bezeichnet hatte; sie war einfach davon ausgegangen, dass er wohl bei ihr abgeblitzt war und daraufhin Frust schob.

Dass aber ausgerechnet Wade nun mit ihr ausging, stimmte sie nachdenklich. Für gewöhnlich hatte er nicht besonders viel übrig für Leute, deren Interessen sich vorrangig auf Mode und Feiern beschränkten. Dass die beiden näher miteinander bekannt waren, hatte May nicht gewusst und sie konnte sich auch nicht recht ausmalen, wie das von statten gegangen sein sollte.



„Was für ein kranker Bastard!“, klagte Steven und unterbrach damit jäh ihren Gedankengang. „Da geht man monatelang mit ihm auf dieselbe Uni und plötzlich entpuppt der Typ sich als Psychopath.“
„Eddy war kein Psychopath“, widersprach Alf sofort und reckte trotzig das Kinn vor.
Steven zuckte mit den Schultern. „Also wenn einer zum Killer wird, dann ist er für mich ein Psychopath.“
„Wir wissen nicht einmal genau, was da vorgefallen ist“, lenkte May ein. Stevens Art, auf jedwedes Thema mit Standarturteilen und Stammtischparolen zu reagieren, ging ihr schon länger auf die Nerven.
„Er hat die Sparks umgebracht, May, mehr muss ich nicht wissen. Hast du gesehen, wie blutverschmiert er war? Sogar im Gesicht, das ist doch echt widerlich.“ Weiter kam er nicht, denn kaum dass seine Freundin Yen im Eingangsbereich der Bar erschien, verlor er das Interesse an der Materie. „Da kommt mein Mädchen. Ich klink mich hier aus, Leute.“



Vor den Toiletten fing er sie ab, hob sie zur Begrüßung hoch und wirbelte sie herum. Yen kicherte mädchenhaft und drückte dann ihre Lippen auf seine.
Zerstreut drehte May ihren Ring über den Finger. Als sie die beiden dort engumschlungen stehen sah, fühlte sie sich plötzlich einsam. Wieso nur verging die Zeit heute so langsam? Wenn Arian endlich an ihrer Seite war, dann würde dieser Abend sich sicher noch zum Besseren wenden. Seit ihrer Verlobung war es ihr am liebsten, dass er sich rund um die Uhr in ihrer Nähe befand. Wenn sie ihm gegenüberstand, dann war plötzlich alles ganz richtig und selbstverständlich, dann kamen keine Zweifel in ihr auf, an nichts und niemandem. Aber sobald er sich woanders aufhielt, fiel ihre heile Welt neuerdings in sich zusammen.

All ihre Freunde und Verwandte hatten positiv auf ihre Heiratspläne reagiert. Sie war in den Arm genommen und mit Glückwünschen überschüttet worden, jeder hatte ihr gratuliert und ihr versichert, dass alle damit gerechnet hatten, dass sie bald diesen Schritt wagen würde. Dass es eine tolle Sache war, eine logische Konsequenz. Dass sie und Arian fantastisch miteinander harmonierten und dass es deshalb zu früh gar nicht sein konnte. Am Anfang war sie wie im Rausch gewesen, hatte die Aufmerksamkeit und den Zuspruch genossen, ja, sich geradezu darin gesonnt. Bis zu dem Tag, an dem sie das Brautkleid anprobiert hatte.



Ihre Mutter betrieb auf dem Festland einen Laden für Brautmode und hatte diesen extra für einen ganzen Tag geschlossen, als May sie für die Anprobe besuchte. Beim Eintreten in das Geschäft hatte sie sich wie zurückversetzt in die Vergangenheit gefühlt. Als Kind hatte `Hochzeit´ zu einem ihrer liebsten Spiele gezählt. Wie verzaubert war sie zwischen all den weißen Kleidern umher gelaufen und hatte so getan, als suche sie das schönste für sich aus, um dann mit dem Märchenprinzen vor den Altar zu treten.

Jetzt war es bald soweit. Aber ein Spiel war es nicht mehr.

Ihre Mutter hatte eine Vorauswahl für die Anprobe getroffen und schon das erste Kleid bewies, wie gut sie ihre Tochter kannte. Der Traum aus Seide traf mit dem weiten Rock und dem trägerlosen Korsett genau Mays Geschmack.

„Wunderschön siehst du aus“, schwärmte ihre Mutter, als sie den Rückenteil band, „mein kleines Mädchen heiratet! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich für dich freue.“



Kritisch betrachtete May ihr Spiegelbild. Das Kleid war zweifelsohne eine Pracht, aber sie selbst fühlte sich nicht schön. Wie ein kleines Mädchen schon eher. Mit einem Mal brach ihr der kalte Schweiß aus. `Ich bin vierundzwanzig Jahre alt´, erkannte sie erschrocken, „vierundzwanzig Jahre, vierundzwanzig, eine vierundzwanzigjährige Studentin in einem Hochzeitskleid, so ein junges Ding, so ein unreifes, junges Ding, aber nein, ich bin schon vierundzwanzig und es ist nicht zu früh, nein, gar nicht zu früh, nicht zu früh, nein, nicht doch …´

Mit jedem Handgriff ihrer Mutter legte sich das Korsett enger um ihre Taille, versteifte ihre Haltung, erschwerte die Atmung. Ihre Kehle zog sich zusammen, war plötzlich furchtbar trocken geworden.



„Ich … bekomme … keine … Luft … mehr ….“, keuchte sie.
„Oh, entschuldige. Ich habe es wohl zu fest gezogen“, erwiderte ihre Mutter und machte sich daran, die Schnürung wieder zu lockern. Sie klang ein wenig amüsiert über die Situation. Amüsiert! May konnte es nicht fassen. Sie hatte ja keine Ahnung. „Mach es auf, Mama! Los, hol mich aus diesem Ding heraus!“



Sobald das Kleid zu Boden gefallen war, beruhigte May sich wieder. Zurück blieb eine Niedergeschlagenheit, bei der sie nicht sicher war, ob die Panik nicht die bessere Alternative gewesen war. Nur noch mit ihrer Unterwäsche bekleidet, ließ sie sich auf einem der Stühle nieder. „Dieses Kleid nehmen wir nicht“, verkündete sie und ertappte sich dabei, wie sie an ihren Fingernägeln kaute; eine Angewohnheit, die sie sich eigentlich längst abtrainiert hatte.

„Wir finden schon noch das Richtige für dich“, lächelte ihre Mutter milde. Doch von diesem Moment an war May sich einfach nicht mehr sicher gewesen, ob es das Richtige in diesem Kontext überhaupt für sie gab.



„Eddy war kein Psychopath“, beteuerte Alf ein weiteres Mal. „Ihr kanntet ihn nicht so, wie ich ihn kannte. Er war total friedliebend.“
Wade wippte mit den Brauen. „Reden wir über denselben Eddy? Als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, war er ziemlich betrunken und verkündete, die Sparks sei eine frustrierte Schnepfe, die es verdient hätte, mal so richtig einen übergebraten zu bekommen.“
„So redet doch jeder ab und zu mal.“
„Ähm, nein. Ich denke nicht.“
„Er war kein Psychopath!“, widersprach Alf erneut und diesmal klang er weinerlich.
May strich ihm tröstend über den Rücken. „Es tut mir Leid für dich, Alf. Ich weiß, dass er dein Freund war.“
„Er war krank, aber eben nicht auf diese Art. Er hatte dieses Fieber“, erklärte er und legte eine Pause ein, als wolle er künstlich Spannung erzeugen, „was ist, wenn es daran gelegen hat? Wenn das Fieber seinen Ausraster ausgelöst hat? Stell dir nur vor, was passiert, wenn alle, die das Fieber haben, so werden? Die halbe Insel ist mittlerweile krank.“
Wade verdrehte die Augen. „Wird das wieder eine deiner üblichen Verschwörungstheorien?“
„Warum sollte sonst das Militär die Sache übernommen haben? Und warum haben sie die Gasmasken getragen? Sie wollten eine Ansteckung vermeiden, das ist ja wohl klar. Irgendein bislang unbekanntes Virus hat sich in ihm ausgebreitet und sich seiner bemächtigt. Er ist quasi mutiert und deshalb gewalttätig geworden.“
Wade lachte. „Steht uns jetzt also so etwas wie eine Zombieapokalypse bevor, ja?“



Endlich schien Alfred aufzugehen, dass er bei Wade nicht ankam. Statt weiter mit ihm zu streiten, drehte er sich May zu. „May, ich war heute Morgen am Hafen. Kein Schiff durfte ablegen. Nicht ein einziges! Die halten uns hier fest. Wieso sollten sie das tun, wenn es nichts mit dem Fieber zu tun hat?“
May lächelte gequält. Das hatte sie also davon, wenn sie versuchte, freundlich zu ihm zu sein. Dass er sich früher oder später direkt an sie wenden würde, hätte sie voraussehen können, denn so hatten sich Unterhaltungen wie diese schon immer gestaltet. Dabei ging es ihm im Grunde nicht einmal darum, sie zu überzeugen. In Alfs Welt spielte sie nur die Rolle des Stellvertreters für denjenigen, den er mit seinen Worten eigentlich zu erreichen hoffte. „Das ist doch absurd“, antwortete sie, um eine Fortsetzung des Gesprächs im Keim zu ersticken.
Alfred warf ihr einen missbilligenden Blick zu. „Wann kommt Arian?“

`Der wird dir auch nicht zustimmen´, dachte sie müde. Allerdings war ihr klar, dass Alf das nicht davon abhalten würde, ihrem Verlobten die Geschichte so oft und auf eine so penetrante Weise zu erzählen, bis dieser ihm zumindest versprach, sich das Ganze noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen. Jedenfalls war es bisher immer so abgelaufen, wenn Alf wieder eine seiner Theorien zusammengesponnen hatte. Und Alf hatte viele Theorien in petto. Viel zu viele und viel zu abgedrehte Theorien. Dafür war er bekannt.

Sie wusste, dass Arian ihn für einen Spinner hielt. Dass er ihn trotzdem nicht vor den Kopf stieß, sondern ihm zuhörte, empfand sie als äußerst liebenswerten Wesenszug ihres Freundes. Die meisten anderen machten keinen großen Hehl darum, was sie über Alf dachten. Auch sie selbst ging davon aus, dass er so einige psychische Absonderlichkeiten mit sich herumschleppte. Sicher war es da gut für ihn, wenn zumindest einer ihm nicht das Gefühl gab, unerwünscht zu sein. Besonders wenn es sich bei diesem einen um Arian handelte, denn man brauchte keine großartige Beobachtungsgabe, um zu erkennen, wie sehr Alf ihn bewunderte.



„In einer Stunde etwa“, teilte May ihm mit und überprüfte anhand der Wanduhr, ob sie damit auch richtig lag. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihr Bruder schon vor dreißig Minuten in der Bar hatte auflaufen wollen. `Na? Versetzt du mich mal wieder, Danny?´, fluchte sie innerlich, aber das fiel nur halbherzig aus. Zum ersten Mal war sie dankbar für die notorische Unzuverlässigkeit ihres Bruders. Es war besser, wenn er dem Gespräch, das sie gerade führten, nicht beiwohnte. Wade diskutierte zumindest einigermaßen gemäßigt mit Alf, aber Danny hätte sich gnadenlos über ihn lustig gemacht, wenn er von seiner Theorie gehört hätte.

Doch so deeskalierend es sein mochte, dass er gerade nicht hier war, so dringend war es auch, dass er sich später noch blicken ließ. May hatte sich fest vorgenommen, ihn heute noch darum zu bitten, dass er, statt ihrem Vater, sie zum Altar führen würde. Ein paar Leute würde sie damit gewaltig vor den Kopf stoßen, das war ihr klar. Ihre Mutter würde verstimmt, ihr Vater tief enttäuscht sein. Auch Ari würde diese Planänderung sicher nicht mit Begeisterung aufnehmen. Aber dafür hatte sie sich schon die richtigen Argumente zurechtgelegt.



Zwillinge waren anders, die Verbindung zwischen ihnen eng und speziell. Am schönsten Tag seines Lebens wollte man seinen Zwilling ganz nah an seiner Seite haben. Leute, die keinen Zwilling hatten, konnten das vielleicht nicht nachvollziehen, mussten aber einfach Verständnis dafür aufbringen.

May glaubte fest an die Besonderheit ihrer Beziehung, doch trotzdem fühlten sich ihre Gründe wie Ausreden an. Genau genommen wusste sie, dass etwas ganz anderes sie dazu veranlasste, Danny bei der Trauung neben sich haben zu wollen. Ihr Bruder war die einzige Person, die durchgeknallt genug war, sie ohne nachzufragen über die Schulter zu werfen und in einem Affentempo aus der Kirche zu schleppen, sobald sie ihn darum bat.

Natürlich würde sie ihn nicht darum bitten. Oh nein, auf keinen Fall und unter keinen Umständen würde sie das tun. Niemals. Sie wollte Arian heiraten und sie wollte es bald tun. Aber sie würde sich einfach sicherer fühlen und weniger schnell in Panik geraten, wenn sie wusste, dass es, rein theoretisch, so ablaufen könnte.



„Ich hab ihm das Video auf ´nen Stick gezogen, dann kann er es sich in aller Ruhe anschauen. Ich hatte es, zusammen mit einem Text über meine Theorie, ins Netz gestellt, aber es wurde immer wieder gelöscht. Allein daran sieht man, dass ich Recht habe und etwas gewaltig schiefläuft. Wieso sollten die das tun, wenn da nichts dran ist?“
„Du hast den Mist ins Internet gestellt? Oh Gott, Alfred, weißt du eigentlich, was du da tust? Du setzt quasi alles daran, eine Massenpanik zu schüren! Es gibt viel zu viele leichtgläubige Leute da draußen, kannst du dir auch nur im Entferntesten vorstellen, was aus so einem idiotischen Gerücht entstehen kann?“
„Die Leute haben ein Recht darauf, darüber informiert zu werden, was sie erwartet. Irgendwann werdet ihr mir noch dankbar sein, dass ich euch nicht blind ins Unglück habe laufen lassen.“
„Hast du auch nur eine Sekunde an die Angehörigen gedacht? Wie die sich fühlen müssen, wenn sie dieses Video sehen?“
„Ich habe mit Eddys Mutter telefoniert. Das Einzige, was sie weiß, ist, dass sie ihn aufs Festland gebracht haben. Wohin genau hat ihr niemand mitgeteilt und was jetzt mit ihm geschieht auch nicht. Wahrscheinlich ist er tot oder sie führen Experimente an ihm durch und wenn ich nicht wäre, dann würde sich niemand darum …“



„Ich kann mir den Mist nicht länger anhören.“
Als Wade aufstand, stieß er fast mit der Bedienung Tamara zusammen. „Was ist denn bei euch los?“, fragte sie.
„Alfred glaubt, dass alle Fieberkranken bald zu reißenden Bestien mutieren“, klärte Wade sie auf.
„Die Fieberkranken?“, Tamara schaute erst Wade an, dann Alf. Einen Moment lang schien es, als müsse sie lachen, plötzlich aber verdunkelte sich ihre Miene. „Ist das wieder eine deiner üblichen Verschwörungstheorien? Du hast doch ´ne Macke!“
Alf hob abwehrend die Hände in die Höhe. „Du weißt gar nicht, um was es genau geht!“
„Ist mir auch egal, ich will es nicht wissen. Du spinnst total und das nicht erst seit heute. Vorgestern waren es die Illuminaten, gestern die New World Order und heute? So was wie ´ne Zombieapokalypse? Dir hat man doch ins Gehirn ges.chissen!“

Überrascht sah May zu ihr auf. Zuerst wunderte sie sich über Tammys heftige Reaktion, die gar nicht zu ihrem sonst so umgänglichen Wesen passen wollte, aber dann ging ihr ein Licht auf. Als sie sich vor einer Woche mit ihr getroffen hatte, hatte Tamara ihr erzählt, dass ihre gesamte Wohngemeinschaft unter der Grippe litt. Ihre beste Freundin hatte sie sogar ins Krankenhaus bringen müssen, so schlecht war es ihr ergangen. Sie selbst fühlte sich auch schon elend, konnte sich aber keine Erholung gönnen, weil sie bei der Arbeit nicht fehlen durfte. Kein Wunder, dass Alfs wirren Gedanken zu dem Thema das Letzte waren, was sie momentan gebrauchen konnte.



Alf hatte die Arme vor der Brust verschränkt und murmelte etwas Unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein bockiges Kleinkind, aber wenn man genauer hinsah, konnte man erkennen, dass vor allem der Schmerz des Unverstanden-seins in ihm herrschte. Plötzlich tat er May leid. Der Junge hatte es in seinem bisherigen Leben sicher nicht immer leicht gehabt. Wer konnte schon wissen, was in ihm vorging? Wie oft er schon so zusammengestaucht worden war? Wie viele Menschen sich schon über das, was ihn beschäftigte, lustig gemacht hatten?
`Oh bitte, jetzt bloß keine mütterlichen Anwandlungen kriegen, May!´, spottete sie gedanklich über sich selbst. Trotzdem lächelte sie ihm verständnisvoll zu. „Nimm es nicht persönlich. Ihr geht es momentan einfach nicht besonders gut.“



Ihre Ansprache schien Alfred wieder den nötigen Aufwind zu geben. Mit schulmeisterlicher Miene beugte er sich zu ihr. „Sie hat es, nicht wahr? Man sieht es ihr an, sie hat es“, rasch griff er unter seinen Pullover und schraubte seinen Tonfall zu einem Flüstern herunter, „ich hab mir ´ne Waffe zugelegt.“
„Oh verflucht, Alfred!“ Beim Anblick der Pistole krampfte sich Mays Magen zusammen. Am liebsten wäre sie sofort von ihm weggerückt, doch jetzt hielt er sie fest. „Ihr solltet das auch machen, das solltet ihr wirklich, May. Sag das Ari. Und sag ihm, dass er mich unbedingt anrufen soll, falls wir uns heute nicht mehr sehen. Ich kenn da ´nen Typen, der einem die Dinger verkauft, auch wenn man keinen Schein dafür hat. Ich könnte den anhauen und dann würde der auch für euch eine besorgen. Es geht um Sicherheit, May, wir müssen vorsorgen, solange wir noch können. Wenn die ganzen Kranken erst einmal …“



„Was ist das denn?“ Obwohl er die Waffe unter den Tisch gehalten hatte, war sie Tammy nicht entgangen. Als sie sich wütend vor ihm aufbaute, atmete May auf. Nur ungern hätte sie diese Aufgabe selbst übernommen. „Raus! Aber ganz schnell!“
„Was?“
„Du hast ab sofort Hausverbot. Verzieh dich oder muss ich nachhelfen?“
„Du kannst mich doch nicht hier rauschmeißen!“
„Ich kann. Du kannst froh sein, dass ich nicht die Polizei rufe. Und jetzt verschwinde!“



Zu mehr eigener Gegenwehr schien Alf zum Glück nicht fähig. Lieber guckte er hilfesuchend zu May, als erwarte er, dass sie sich für ihn einsetzte, aber sie dachte gar nicht daran. Mit dem Mitbringen der Waffe war er für ihren Geschmack entschieden zu weit gegangen. Kopfschüttelnd sah sie ihm direkt in die Augen.

Alf schaute weg. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Enttäuschung ab. Er raffte Laptop und Tragetasche zusammen und warf den Stick, auf welchem er das Video für Arian gespeichert hatte, vor ihr auf den Tisch. „Ihr werdet euch noch an meine Worte erinnern“, verkündete er theatralisch, bevor er aus der Eingangstür hastete.

Wie erschlagen saß May auf ihrem Platz und schaute ihm hinterher. Sie konnte nicht fassen, was sich gerade abgespielt hatte. Für ein bisschen verrückt hatte sie Alf immer gehalten. Für ein bisschen verrückt, aber grundsätzlich harmlos. Dass er dermaßen weit gehen würde in seiner Paranoia, erfüllte sie mit Entsetzen.
„Wahnsinn, oder? Bringt der echt eine Waffe hier …“, sagte sie und drehte sich Rebecca zu. Die schien von dem Vorfall allerdings nicht das Geringste mitbekommen zu haben. Mit noch immer leerem Blick rang sie die Hände in ihrem Schoß.
`Irgendwas ist da doch faul´, dachte May und fasste sie sanft am Unterarm. „Becci? Alles okay mit dir?“



Kaum dass sie sie berührte, zuckte Rebecca so heftig zusammen, dass sie gegen den Tisch stieß. Eines der Gläser kippte herunter und zersprang bei der Kollision mit dem Holzrahmen des Sofas in unzählige, kleine Scherben.

Eine Weile sah Rebecca dem Glas nach, als würde es noch immer fallen. Dann fasste sie sich an den Kopf. „Verdammt, tut mir Leid, das wollte ich nicht.“
„Nicht schlimm“, beruhigte May sie und begann damit, die Scherben vom Polster zu sammeln. Als eine davon ihr in die Hand schnitt, stieß sie ein Quieken aus, das mehr der Überraschung als dem Schmerz geschuldet war.



Durch das Klirren des Glases aufmerksam geworden, kam Tamara zurück an ihren Tisch und sah, wie May an der Wunde saugte. „Hast du dich verletzt?“
„Ist nur ein winziger Schnitt, nicht so tragisch.“
„Zeig her“, verlangte sie und umfasste ihr Gelenk.



Tamaras Augen verengten sich. Wie hypnotisiert fixierte sie den kleinen Blutstropfen, der sich auf der Wunde bildete. Als er sich löste und seitlich an der Hand herunterrann, durchlief ein Zittern ihren Körper.

„Es ist wirklich nicht schlimm“, lenkte May ein und versuchte ihre Hand wegzuziehen. Ihre Freundin ließ sie nicht. Viel mehr noch wurde ihr Griff fester, fordernder. Mittlerweile schmerzte er mehr, als es die kleine Verletzung tat.
`Sie hat es, man sieht es ihr an´, erinnerte May sich an Alfs Worte. Sofort verbannte sie diesen Gedanken wieder, kam sich aber trotzdem vor, wie eine vor der Schlange kauernde Maus.

Rebecca hatte ein Taschentuch hervorgekramt, legte es ihr auf die Wunde. Kaum dass das Blut durch den Stoff verdeckt wurde, kam Tamara wieder zu sich. „Ich besorg dir ein Pflaster“, murmelte sie und vermied es, sie anzusehen. Schnellen Schrittes verschwand sie in den Nebenraum.

Auf das versprochene Pflaster wartete May vergeblich.





 
Kapitel 5



Wie ein in die Ecke getriebenes Tier wich der Alte zurück, bis er mit dem Rücken gegen das Sofa stieß. Er wagte es nicht, seine Eindringlinge anzusehen. Blut rann ihm aus mehreren Platzwunden von Gesicht und Körper. Der Teppich war längst davon besudelt, aber um den war es nicht schade, denn er erweckte ohnehin den Eindruck, als hätte er, legte man auch nur ein winziges bisschen Wert auf Hygiene, schon vor Jahren ausgetauscht werden müssen.

Danny nahm einen Zug von seiner Zigarette und schüttelte gleich darauf angewidert den Kopf, denn sie war bis auf den Filter abgebrannt. Er drückte sie an seinem Schuh aus, ließ sie dann achtlos auf den Boden fallen. In der neuen Situation anzukommen, bereitete ihm Mühe. Die abgewrackte Einrichtung, der Müllgeruch in der Luft, die Pillen und benutzten Spritzen auf dem Couchtisch, der Alte, der auch ohne die Spuren seiner Malträtierung ausgesehen hätte wie ein Bilderbuchjunkie – das alles wirkte so lebensecht wie eine B-Movie-Szene, zusammen gesponnen von einem Regisseur mit mehr Klischees als Phantasie im Kopf. Er wäre nicht überrascht gewesen, hätte sich im nächsten Moment ein Team der `versteckten Kamera´ zu erkennen gegeben.



Doch statt einer solchen Kamera, entdeckte er die Kleine hinter dem Vorratsschrank. Dem Alter nach konnte sie nur die Tochter dieses armen Kerls sein. Besonders geschickt hatte sie ihr Versteck nicht gewählt. Zwar stand sie im Schatten, aber deutlich zu auszumachen war sie trotzdem. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Anwesenheit Max und Hank entgangen war. Wahrscheinlich war es ihnen einfach egal, dass sie ihnen zuschaute.
Und genau genommen tat sie das nicht einmal. Nein, sie sah ihnen nicht zu, sie starrte ihn an. Nur ihn. Ganz so als würde sie etwas von ihm erwarten. Dass er dazwischen ging, sich einmischte, ihrem Daddy beistand. `Sorry, Mädchen´, dachte er verdrießlich, `ich bin noch nie ein Held gewesen und ich hab bestimmt nicht vor, das ausgerechnet heute zu ändern. ´

Vermutlich war der Alte sowieso ein Idiot. Nur Idioten ließen sich mit Typen wie dem Racket ein und besaßen dann noch die Dummdreistigkeit, sie zu unterschätzen und in Zahlungsverzug zu geraten. `Einsicht ist der Weg, ne, der erste Schritt zur … blablabla, dämlicher Kalenderspruch´, jubilierte sein Hirn. Danny stieß ein Kichern aus. Es klang latent hysterisch. Er räusperte sich.



Max Racket, der neben ihm an der Tür stehengeblieben war, betrachtete ihn aus dem Augenwinkel. Danny konnte es nicht sehen, sein Fokus lag noch immer auf dem Mädchen hinter dem Schrank, doch er spürte es deutlich. Sicher wollte er seine Reaktion abchecken. Wollte sehen, ob ihm jetzt die Düse ging, ob er schon vor Angst zitterte bei der Vorstellung, er könne sich gleich an der Seite dieses Typen wiederfinden und aus Löchern bluten, von denen vor Hanks gründlicher Behandlung noch nichts zu ahnen gewesen war. `Leck mich doch, Racket´, fluchte er innerlich, `leck mich, leck mich, leck mich!´ Es war nicht das erste Mal, dass er dem Opfer einer Schlägerei gegenüberstand, so schnell brachten ihn ein paar auslaufende Körpersäfte schon nicht aus dem Konzept. Wenn sie geplant hätten, ihn das Schicksal des Alten teilen zu lassen, dann läge er wahrscheinlich schon längst auf dem Boden. Aber das tat er nicht, nein, er stand noch. Und er würde stehenbleiben. Heute zumindest. Der Kerl da war eine Warnung. Alles, was er zu tun hatte, war Max zu suggerieren, dass er diese Warnung verstanden hatte. Dann würden seine Zähne an genau der Stelle bleiben, an die sie gehörten.



Er lehnte sich gegen die Wand und versuchte dabei, so lässig wie möglich auszusehen. „Der Kollege?“, fragte er und war froh, dass er seine Stimme besser unter Kontrolle hatte als sein albernes Kichern vor einer Minute. Sie klang wie immer, sie klang nach ihm selbst. Sie klang, als wäre das hier nichts anderes als ein fröhliches Kaffeekränzchen in der Mittagspause.
„Der Kollege“, bestätigte Max, „das da ist Derek. Und Derek, das ist …“ Er zeigte auf Danny, schnippte zwei Mal mit dem Finger und zog dabei ein Gesicht, als warte er auf den entscheidenden Geistesblitz.

Danny konnte es nicht fassen. Hatte dieser Freak tatsächlich seinen Namen vergessen? Er brachte ihn in eine solche Situation und merkte sich dann nicht einmal seinen verfluchten Namen?

„Gestatten: Sissy, die Zweite“, gab er bekannt, deutete einen Knicks an und zog dabei ein imaginäres Röckchen auseinander. Ja, er klang wirklich nach sich selbst. Das war gut, das war ausgezeichnet, „ich würde ihm ja die Hand reichen, aber leider macht er auf mich nicht den Eindruck, als könne er schmerzfrei den Arm heben. Lass mich raten – er hat ihn sich verrenkt, als er einmal zu tief in deine Tasche gegriffen hat?“



„Nicht einmal. Beim ersten Mal leistet man einen Eid und bekommt die Chance, seine Arbeitsmoral gründlich zu überdenken. Wir sind ja schließlich keine Unmenschen“, klinkte Hank sich in ihr Gespräch ein. Breitbeinig thronte er auf dem Sofa, verschränkte die Finger ineinander und drückte sie durch, bis die Gelenke knackten. Als der Alte bei dem Geräusch zusammenzuckte, tätschelte er ihm die Wange, „dumm nur, wer es dann noch ein zweites Mal versucht.“

Hanks brutales Grinsen ließ Dannys eigenen Aggressionslevel mit einer solchen Intensität in die Höhe schnellen, dass es ihm schwer fiel, auf seinem Platz stehenzubleiben.
`Du dummes Ar.schloch´, schimpfte er gedanklich, `wir haben aus derselben Whiskyflasche getrunken, wir haben am selben Joint gezogen, wir haben auf demselben Motorrad gehockt. Ich hab über deine dämlichen Witze gelacht und mir deine Weiberheldgeschichten angehört, obwohl mich das alles nicht die Bohne interessiert. Kumpel hast du mich genannt, du heuchlerischer Pi.sser! Und was hab ich jetzt davon?´

Wenn er eines nicht leiden konnte, dann war es Illoyalität. Am liebsten hätte er ihm auf der Stelle die Meinung gegeigt, aber das konnte er sich natürlich nicht erlauben. Die Feinde waren in der Überzahl, zu zweit plus den auf den klangvollen Namen `Fass´ hörenden Hund, der es sich wieder zu Max´ Füßen bequem gemacht hatte und seine Pfote leckte. Jetzt bereute er es, Max nicht gefragt zu haben, auf welchen Befehl hin der Köter zum Angriff überging. Nicht dass dieses Wissen irgendetwas an seiner Lage geändert hätte. Wenn es hier zum Eklat kommen sollte, dann würde der Racket weder seine Töle bemühen noch sich selbst die Hände schmutzig machen müssen. Hank würde spielend leicht allein mit ihm fertig werden.



„Aber das kann dir Derek sicher viel besser erklären als ich“, fuhr Hank fort, „na los, Derek, nicht so schüchtern. Erzähl ihm, wo dein Fehler lag, damit er nicht den gleichen begeht. Und sag ihm auch, was du aus deinem Fehler gelernt hast für die Zukunft.“
„Bitte, ich …“, gurgelnd kam der Alte ins Stocken. Aus seinem Mundwinkel sickerte Blut, bestimmt hatte er einen Zahn verloren.
Hank verpasste ihm eine Kopfnuss. „Laut und deutlich!“, forderte er.
„Ich bin nichtsnutzig, ein nichtsnutziger Betrüger, ich hab die Ware für mich behalten, dabei sollte ich sie verkaufen, aber ich hab´s nicht getan, es war falsch, oh, es war so falsch, bitte, ich hab´s verdient, das hier, ich hab es verdient und noch viel mehr, ich werde es nie wieder tun, ganz bestimmt nicht, ich werde alles sofort verkaufen und pünktlich euren Anteil abliefern, ich werde …“, auf den Knien rutschte er näher an Hank heran und schlug die Hände aneinander, als wolle er beten, „… ich werde alles tun, was ihr mir sagt, einfach alles, nur, bitte, bitte tut mir nicht mehr weh!“



„So ist´s fein“, lobte Hank, als sei er sein Haustier. Dann zeigte er auf Danny. „Also, Moya, hast du gut aufgepasst? Jetzt bist nämlich du dran. Derselbe Wortlaut. Und wenn du dich als besonders motiviert hervortun willst, dann am besten auch …“, Hank faltete die Hände, wie es auch sein Opfer getan hatte. Danny fand, dass er aussah, wie ein geisteskranker Priester, „… dieselbe Haltung.“



Die Kleine starrte noch immer. Anscheinend hatte sie ihn als den großen Retter längst abgehakt, denn ihr Blick war nur mehr vorwurfsvoll. Er wusste jetzt schon, dass er ihr Gesicht nie wieder aus dem Gedächtnis bekommen würde. Ja, von nun an würde es ihn begleiten, ihn morgens im Spiegel begrüßen, ihn aus jedem Glas und jedem Schaufenster heraus betrachten. Es würde stumm bleiben und ihn gerade dadurch nur umso lauter anschreien. `Feigling´ würde es ihn nennen, `Memme´ und `Weichei´. Und das Schlimmste daran würde sein, dass er diesem Urteil würde zustimmen müssen.

`Sag es, los, sprich ihm nach´, forderte ein Teil seines Hirnes, `filtere das ganze bitte bitte raus, dann ist es gar nicht so tragisch´. Der andere Teil, der Lautere, trällerte ein Lied der `Toten Hosen´ … lieber stehend sterben, als kniend leben … und, verdammt, die Nummer war nun mal so ein richtiger Ohrwurm.



„Wir können uns das hier sparen. Ich bin nicht blöde, ich hab´s kapiert.“
Hank grinste schief. „Was hast du kapiert?“
Er warf sich in Pose und trommelte sich auf die Brust wie ein Orang-Utan. „Ugga-Agga, großer Hank pünktlich haben wollen Kohle!“
Hinter ihm lachte Max Racket kurz auf. Dieser verdammte Sadist lachte tatsächlich! Wahrscheinlich freute er sich schon auf die Show, die er gleich geboten bekommen würde.
Hank sah ihn an, als hätte er nicht alle Tassen im Schrank. Als er vom Sofa aufstand, versetzte er dem Alten, der noch immer vor ihm auf den Knien herumrutschte, einen Schubs, so dass er umfiel und mit dem Kopf auf den Boden prallte. „Pass auf, Moya“, warnte er, doch für Danny gab es längst kein Zurück mehr.
„Worauf? Darauf, dass ich mich nicht verhasple? Keine Sorge, ich hab meinen Text gelernt. Ein guter, kleiner Dealer will ich in Zukunft sein. Zeitnah liefern werde ich, damit der stumme Betbruder hier sich auch weiterhin seine Schwanzverlängerung auf vier Rädern leisten kann, brav will ich sein und keine Widerworte geben, denn Mister Hanky ist brandgefährlich, obwohl oder gerade weil er nur über den IQ eines Toastbrotes …“

`Hoffentlich falle ich in Ohnmacht´, dachte er noch, als Hanks Faust auf ihn zugerast kam. Er traf ihn an der rechten Augenbraue. Die Haut platze auf, einen kurzen Moment lang sah er nur noch Sternchen, aber k.o. ging er nicht. Der Schmerz war nicht einmal halb so schlimm, wie er ihn erwartet hatte. Hank hatte nicht voll durchgezogen.



Gerade als er sich an der Wand hinabrutschen lassen wollte, um die Ohnmacht wenigstens vorzutäuschen, packte Hank ihn an der Schulter und schleuderte ihn gegen den Schrank. „Lass es bleiben“, zischte er ihm durch die Zähne zu. Er roch nach Bier und Zigaretten und machte nicht den Eindruck, als würde ihn die Situation sonderlich tangieren, „lass es einfach sein, Moya!“

Danny rammte ihm das Knie zwischen die Beine. Hank krümmte sich, doch es dauerte nicht lange, bis er den Schmerz geschluckt hatte und wieder aufrecht stand. Jetzt blickte er mörderisch wütend drein.



Dazu, ihn wie eine Dampfwalze zu überrollen, kam er aber nicht, denn Max schob sich zwischen die beiden. „Lass ruhig. Er hat schon begriffen“, winkte er lapidar ab. Er grinste, als er sich Danny zuwandte, „mehr Mut als Verstand. Wirklich erstaunlich, denn normalerweise fangen die mit der größten Klappe immer am schnellsten an zu winseln.“
Danny zog die Augenbrauen in die Stirn bis es wehtat. „Ach ne, Racket, jetzt kriegst du ´nen Laberflash!“

Max war nicht aus der Ruhe zu bringen. Zum Abschied klopfte er Danny auf die Schulter und zeigte sich noch immer so amüsiert, als käme er gerade von einer Comedyveranstaltung.
Hank folgte ihm auf einen kurzen Fingerzeig hin aus dem Raum, genauso gehorsam wie der Fass-Köter es tat. In der Tür konnte er es sich allerdings nicht nehmen lassen, noch einen Blick mit Danny zu tauschen. Mit Zeige- und Mittelfinger deutete er zuerst auf seine Augen und dann auf ihn. Ein ziemlich ungemütliches `Wir sehen uns´. `Nicht, wenn ich es vermeiden kann´, dachte Danny und lächelte süßlich.



Kaum dass die beiden das Zimmer verlassen hatten, gab die Kleine ihr Versteck auf und eilte zu ihrem Vater. Vorsichtig nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und betrachtete seine Verletzungen. Dem Alten schien Hanks letzter Stoß den Rest gegeben zu haben, von ihm war, abgesehen von seinem rasselnden Atem, nichts mehr zu hören. Erst als sie seine Nase betastete, gab er ein leises Wimmern von sich. Es klang erbärmlich.

„Die Wunde muss genäht werden“, sagte das Mädchen mehr zu sich selbst als zu ihm, stand auf und war kurz darauf auch schon im Nebenraum verschwunden. Danny ging davon aus, dass sich dort wohl das Telefon befand, mit dem die den Notdienst verständigen würde.



Wahrscheinlich sollte er sich besser aus dem Staub machen, bevor noch jemand kam, der ihm unangenehme Fragen stellte. Vorher aber brauchte er dringend eine Zigarette. Seine eigene Packung war schon vor dieser Eskapade leer gewesen, aber in dem auf dem Tisch herrschenden Chaos allerlei Rauschmittel hatte er längst eine andere entdeckt. Zwar war das nicht seine bevorzugte Marke, aber wer wollte in einer Situation wie dieser schon anspruchsvoll sein? Schnell fingerte er sie hervor, sehr darauf bedacht, die Sammlung verdreckter Spritzen dabei nicht zu berühren.
„Nicht unser Tag, was? Kann ich …“, wandte er sich an den Alten, aber der hatte momentan andere Sorgen, als sich um seinen Nikotinvorrat zu kümmern. Er sah ihn nicht einmal an, sackte nur noch ein wenig mehr in sich zusammen, als Danny mit der Schachtel vor seinem Gesicht herumwedelte. Er gab es auf und ließ sich neben ihm auf das Sofa fallen. „Na ja, ich bediene mich mal selbst.“



Er konnte sich gerade mal zwei Züge genehmigen, bevor die Kleine wieder auftauchte. Zielstrebig peilte sie ihren Vater an. Zwischen den gespitzten Fingern trug sie Nähnadel und Faden.
Danny wurde auf der Stelle übel. „Wow, was wird das denn jetzt?“
Das Mädchen sah ihn an, als hätte er gerade etwas sehr dummes von sich gegeben. „Ich werde die Wunde nähen.“
„Du, äh, nein!“
„Ist okay, ich hab das schon mal gemacht“, beteuerte sie, klang dabei aber, als meinte sie eigentlich `Halt dich da raus´. Danny wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. „Guck dir doch an, wie er aussieht, Püppi, der pfeift aus dem letzten Loch. Das Riesenbaby hat ihm bestimmt ein paar Rippen gebrochen, das kannst du nicht mal eben mit ein bisschen himmelblauem Nähgarn flicken. Der muss in ein Krankenhaus.“
„Muss er nicht.“
„Doch, muss er. Er ist kaum ansprechbar.“
„Das war er auch vorher nicht“, sagte sie leise, „er hat was genommen.“
„Die behandeln ihn trotzdem.“
„Er hat ziemlich viel über einen ziemlich langen Zeitraum genommen.“
„Das macht nichts, die werden …“
„Die werden ihm das Sorgerecht entziehen! Er darf mich nur haben, wenn er clean bleibt. Das haben die beim Gericht gesagt, aber er hat es nicht getan. Und wenn die im Krankenhaus das jetzt in seine Akte schreiben, dann nehmen sie mich ihm weg.“



Ruckartig drehte sie sich von ihm weg und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Ihr Rücken zuckte rhythmisch zu ihren Schluchzern. Danny stöhnte. Wenn es eine Sache auf der Welt gab, die ihm die Sprache verschlug, dann waren es verzweifelte Mädchen. Vor allem dann, wenn sie niedlich waren und die hier war mit ihrer Zahnlücke und den roten Haaren ganz besonders putzig. Meistens endeten solche Szenen damit, dass plötzlich er das große Flennen bekam, sich gar nicht mehr einkriegte und das Mädchen ihn trösten musste. Und das war nun wirklich mehr als peinlich.



Zu seiner Erleichterung sollte es so weit aber nicht kommen, denn die Kleine kriegte sich schnell wieder ein. Als sie sich umdrehte, wirkte sie, als sei nie etwas gewesen. Von ihren Tränen war nichts mehr zu sehen. Viel mehr schien es, als hätte sie mit ihnen auch gleich jegliche Angst und Sorge aus ihrem Gesicht fort gewischt und durch tatkräftige Entschlossenheit ersetzt.
„Okay. Wir bringen ihn ins Krankenhaus. Hast du den Führerschein? Wenn nicht, dann ist es nicht tragisch. Ich hab zwar keinen, aber ich weiß, wie man fährt. Doch wenn du einen hast, dann fahr lieber du, denn noch mehr Ärger kann ich heute echt nicht gebrauchen“, plapperte sie drauflos und packte ihren Vater unterm Arm, „wir müssen ihn stützen. Ich geh auf seine rechte Seite, du auf seine Linke. Ist nicht weit, im Auto können wir ihn dann auf den Rücksitz legen.“



Den Alten aus der Wohnung zum Wagen hinzuschleppen war keine schwere Arbeit. Für einen ausgewachsenen Mann war er leicht wie eine Feder, wahrscheinlich brachte er nicht einmal sechzig Kilogramm auf die Waage. Seine Arme waren so dünn, dass Danny Sorge hatte, er könnte sie brechen, wenn er sie nur anfasste. Die Einstichstellen an der Armbeuge waren auch im draußen herrschenden Dunkel noch deutlich zu erkennen, schimmerten im Licht der Straßenlaterne auf seiner blassen Haut.

Als er sein Lager auf der Rückbank bezogen und sich dort wie ein Embryo zusammengerollt hatte, kam Danny endlich dazu, so etwas wie Mitleid für diesen Typen zu empfinden. Er kannte eine Menge Leute, die sich ab und zu mal etwas reinzogen, vor dem sie eigentlich seit früher Kindheit gewarnt worden waren, aber ein Abhängiger war ihm bislang noch nie untergekommen. Plötzlich kam er sich vor, als würde er in einer Ponyhofwelt leben – wenn man auf einem bunten Regenbogenpferdchen reiten wollte, nahm man halt ein paar Pillen und am nächsten Tag erzählte man davon, als sei das eine Heldentat gewesen. Von dem Dreck, der diesem Kerl und seiner Tochter vertraut war, hatte er nicht die geringste Ahnung, obwohl er sich seine Wohnung und sein verdammtes Pay-TV damit finanzierte, genau diesen Dreck unter die Leute zu bringen.



Erst als die Kleine sich vor ihm aufbaute und seine Wunde in Augenschein nahm, kam er auf andere Gedanken. Einen Moment lang hatte er fast Angst davor, sie könnte gleich wieder Nadel und Faden zücken.

„Das war ´ne ganz schöne Kamikazeaktion von dir eben“, konstatierte sie stattdessen ungerührt, „ich glaube, sie hätten dich in Ruhe gelassen, wenn du einfach gesagt hättest, was sie hören wollten.“
Entrüstet stemmte er die Hände in die Hüfte. „Das hätte ich auch getan, wenn du mich nicht die ganze Zeit so vorwurfsvoll angestarrt hättest.“
Das Mädchen legte den Kopf schief. „Ich hab nicht vorwurfsvoll geguckt.“
„Oh doch, das hast du.“
„Nein. Ich hab nur zu dir geschaut, weil ich nicht sehen wollte, wie sie Papa fertigmachen“, erklärte sie und drückte ihm den Autoschlüssel in die Hand.



Danny musste lachen. Langsam aber sicher begann dieser Tag sein Fassungsvermögen zu übersteigen.
„Wie heißt du eigentlich?“, rief er ihr hinterher.
„Falka.“
„Wie der Vogel, nur mit A am Ende?“
„Wie der Vogel, nur mit A am Ende“, bestätigte sie und stieg in den Wagen.



 
Wow Deine Updates haben es in sich :nick: ! Was ist nur mit Rebecca geschehen :eek: ? Die hat sich äusserlich wirklich extrem verändert! Ich bin ja mal gespannt wann Du damit herausrückst wer ihr was angetan hat :) . Irgendwie traue ich aber Wade nicht so richtig...will er ihr wirklich nur beistehen oder verfolgt er eine bestimmte Absicht mit seiner Anteilnahme?

Die Sache mit dem Hund Namens "Fass" ist unerwartet und sehr witzig :lol: ! Das Hafenviertel ist Dir wirklich gut gelungen :up: ! Mir scheint dass Danny sich mit ganz üblen Typen eingelassen hat,vor allem dieser Hank ist echt zum Fürchten :ohoh: !

Eddy ist also geschnappt worden bevor er noch mehr Unheil angerichtet hat. Alf scheint im Moment der Einzige zu sein der die Realität erkennt,aber wer glaubt schon einem Verschwörungstheoretiker!

Mir gefällt die Zwischensequenz von May's bevorstehenden Hochzeit :) ! Aber diese plötzliche Panikattacke...mir scheint dass sie nicht wirklich sicher ist dass sie das Richtige tut.

Tamara benimmt sich eigenartig,ich vermute mal dass sie infiziert sein könnte :ohoh: .

Meine Güte die Szene bei Derek ist ja ganz übel :nonono: ! Trotz aller Dramatik hat bei mir Danny's Wunsch ohnmächtig zu werden für einen lauten Lacher gesorgt :) ! Danny scheint kein so schlechter Kerl zu sein,immerhin hilft er dem Mädchen mit Derek und denkt doch darüber nach was er diesen Leuten antut. Und zartbesaitet ist er auch noch,er mag es nicht wenn Mädchen weinen ;) !

Ich freue mich auf Dein nächstes Update :) !

Eine Frage habe ich noch: ich nehme an dass Du eine Defaulthaut benutzt,magst du mir verraten welche :) ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo :hallo:

Wow Deine Updates haben es in sich :nick:
Danke, das hör ich natürlich gern.

Was ist nur mit Rebecca geschehen :eek: ? Die hat sich äusserlich wirklich extrem verändert! Ich bin ja mal gespannt wann Du damit herausrückst wer ihr was angetan hat
Also bis es komplett aufgelöst wird, dauert es noch eine ganze Weile. Aber wahrscheinlich wird man es sich vorher schon denken können, mal sehen :read:

Irgendwie traue ich aber Wade nicht so richtig...will er ihr wirklich nur beistehen oder verfolgt er eine bestimmte Absicht mit seiner Anteilnahme?
Sehr gut, immer schön misstrauisch sein :D Also ja, du bist auf dem richtigen Dampfer, so ganz "gesund" ist deren Freundschaft nicht. Mehr darf ich jetzt aber nicht dazu sagen :glory:

Mir scheint dass Danny sich mit ganz üblen Typen eingelassen hat,vor allem dieser Hank ist echt zum Fürchten
Man wird es jetzt vielleicht nicht verstehen können, aber ausgerechnet Hank und Max sind meine erklärten Lieblingssims seit bestimmt zwei Jahren :lol: Ich hab mit denen sicher schon vier Zombieapokalypsen gespielt, die sind mittlerweile echte Profis.
Sind zwar keine Hauptrollen, aber so ein bisschen näher lernt ihr die auch noch kennen und vielleicht gibts ja auch noch ne nette Seite an denen zu entdecken. Aber eben auch nur vielleicht :cool:

Mir gefällt die Zwischensequenz von May's bevorstehenden Hochzeit :) ! Aber diese plötzliche Panikattacke...mir scheint dass sie nicht wirklich sicher ist dass sie das Richtige tut.
Nächstes Mal kommt ihr Verlobter vor, vielleicht ist ihr Fluchtreflex danach verständlicher :ohoh::D

Tamara benimmt sich eigenartig,ich vermute mal dass sie infiziert sein könnte :ohoh: .
Könnte durchaus der Fall sein :read:

Eine Frage habe ich noch: ich nehme an dass Du eine Defaulthaut benutzt,magst du mir verraten welche :) ?

Also der Skin ist dieser hier ---> ESkin Fresh

Die haben allerdings zusätzlich noch ne Menge Make Up drauf, so dass der Skin allein schon anders aussieht als auf meinen Bildern. Hab dir mal die wichtigsten Schminksachen rausgesucht (ist alles keine "richtige Schminke", sondern halt mehr Details wie Nasenmaske, Poren etc.), die ich bei jedem Sim verwende:

Tifa Nose Mask

Tifa Mouth Corner
Verschiedenes
Tifa Dark Circle
Poren
Nose Definition
Schatten
Nochmal ne Nasenmaske (hab beide gleichzeitig drauf)
Augen (Schatten und so)


LG
 
Also ja, du bist auf dem richtigen Dampfer, so ganz "gesund" ist deren Freundschaft nicht. Mehr darf ich jetzt aber nicht dazu sagen

Klar darfst Du nicht,aber ich werde Wade genau beobachten sobald er in einem Update auftaucht ;) !

Man wird es jetzt vielleicht nicht verstehen können, aber ausgerechnet Hank und Max sind meine erklärten Lieblingssims seit bestimmt zwei Jahren Ich hab mit denen sicher schon vier Zombieapokalypsen gespielt, die sind mittlerweile echte Profis.

Wie hast Du die Zombieapokalypsen gespielt? Als Challenge?


Sind zwar keine Hauptrollen, aber so ein bisschen näher lernt ihr die auch noch kennen und vielleicht gibts ja auch noch ne nette Seite an denen zu entdecken. Aber eben auch nur vielleicht

Ich lasse mich überraschen :) !


Vielen Dank für die Links :) !
 
Wie hast Du die Zombieapokalypsen gespielt? Als Challenge?

Ursprünglich mal, ja. Also mit dem Vector-Mod alles zombiefiziert und dann sollte es ein Generationending werden, bei dem am Ende die Heilung der Nachbarschaft als Ziel ansteht (also durch die Elixiere). Geschafft habe ich es nie über die zweite Generation hinaus, aus dem furchtbar oberflächlichen Grund, dass meine Sims nur potthässliche Kinder kriegen und ich auf die keine Lust mehr hatte :ohoh::glory:

Nach einigen dieser Regeln hab ich, nach dem Scheitern bei der Challenge, frei weitergespielt. Ist natürlich nur ... semi-gruselig, weil die Zombies ja eher knuffig aussehen, aber hat trotzdem viel Spaß gemacht. Am besten kommt es optisch in Nightmare City rüber, finde ich, die Stadt passt einfach super zum Thema :love:

Der gute Alfred war übrigens der süßeste Zombie, den ich je hatte :D
--->



LG:hallo:
 
Kapitel 6



Der erste Teil der Arbeit war getan, das Fenster mit Brettern vernagelt. Mit Alfreds letztem Hammerschlag endete auch seine Nacherzählung des vergangenen Tages. „Und dann hat Tamara mich rausgeschmissen. Rausgeschmissen, kannst du dir das vorstellen? Ich hab jetzt Hausverbot im Utopia.“​
Scott sah nicht einmal von dem Buch auf, in dem er gerade las. „Es gibt bessere Bars auf der Insel.“​
„Es geht mir nicht um die verdammte Bar. Die haben mir nicht mal richtig zugehört! Ich wollte sie warnen, das war ein netter Zug von mir, ich hätte das nicht machen müssen, nichts verpflichtet mich dazu. Aber ich hab´s getan, aus reiner Nächstenliebe, und was hab ich davon? Erst machen die sich über mich lustig und dann schmeißen die mich raus! Weil ich die Wahrheit sage!“​



„Rausgeschmissen haben sie dich nicht wegen der Wahrheit sondern wegen der Waffe. Viele Leute reagieren empfindlich auf Waffen“, Scott klang, als rezitiere er eine Gebrauchsanweisung für zwischenmenschlichen Umgang, „sie sind den Anblick nicht gewohnt, er gehört nicht zu ihrem Alltag. Sie fühlen sich bedroht, allein durch die Nähe zu einem solchen Ding.“​
„Sie wollten mir nicht zuhören“, wiederholte Alfred nachdrücklich, „irgendwie musste ich doch die Dringlichkeit des Ganzen untermauern.“​
„Und die Erkenntnis des Tages lautet also: Menschen sind ignorant. Ist ja nicht so, als hätte man das nicht schon länger ahnen können.“​



Ein Lächeln zeichnete sich auf Alfs Gesicht ab. Für Sätze wie diesen mochte er seinen Mitbewohner. Er beschloss, dass er eine kurze Pause verdient habe, bevor er sich dem Anbringen der Barrikade vor der Balkontür zuwenden würde, und ließ sich auf dem Sessel nieder. Seine Arme kribbelten von der Anstrengung der Hammerschläge. Es hatte gutgetan, die Wut in eine konstruktive Tätigkeit umzuleiten; mittlerweile war sie fast versiegt und er konnte wieder klar denken.​
Scott hatte Recht, was war von Leuten wie denen schon zu erwarten? Nichts. Von Tamara auf jeden Fall gar nichts, die hatte es ja nicht einmal geschafft, eine Arbeit zu finden, die ein bisschen mehr Grips voraussetzte, als es das Merken von Bestellungen und das Zufriedenstellen feierwütiger Primaten tat. Wade war sowieso als Besserwisser bekannt. Und diese scheinheilige May! Erst hatte sie auf nett getan, sich aber, als es darauf ankam, sofort auf die Seite der anderen geschlagen. Das war so typisch für Frauen wie sie. Sicher war sie schon ihr gesamtes Leben lang zu hübsch gewesen, um sich um so etwas Nebensächliches wie die Ausbildung eines eigenen Charakters kümmern zu müssen. Alf konnte nicht verstehen, was Arian ausgerechnet an dieser Tussi fand.​

Es musste am Fortpflanzungstrieb liegen. Alles war reine Biologie. Was für ein geistiger Tiefflieger eine Frau war, war vollkommen gleichgültig, wenn sie nur über eine verführerische Fassade verfügte und lange genug die Beine zusammenhielt, um den Jagdtrieb des Mannes zu befeuern.​
Er selbst konnte sich glücklich schätzen, dass es mit ihm und den Frauen nie so richtig hatte klappen wollen. So war er wenigstens nicht zu einem Sklaven der eigenen Hormone verkommen und hatte den Kopf frei für die wirklich wichtigen Dinge. Frauen bremsten einen aus. Irgendwann würde Arian das auch noch kapieren.​



Bei dem Gedanken an seinen Bekannten zückte Alfred sein Mobiltelefon. Kein Anruf war in der Zwischenzeit eingegangen, nicht einmal eine SMS. Resigniert fuhr er sich durchs Haar. „Ari hat immer noch nichts von sich hören lassen. Bestimmt hat May ihm gar nicht ausgerichtet, dass er mich anrufen soll. Aber den Stick wird sie ihm geben, das Video ist einfach zu schockierend, um es ihm nicht zu zeigen. Er wird verstehen, wenn er es sich angesehen hat. Und dann wird er anrufen“, Alf ließ das Handy wieder in seiner Hosentasche verschwinden, „ich werde ihm sagen, dass er herkommen soll, wenn es losgeht. Bis dahin habe ich die Wohnung soweit auf Vordermann gebracht, dass es hier sicher sein wird. Der sicherste Platz der gesamten Insel.“​



„Mhm“, machte Scott nur. Er war schon wieder vollkommen in sein Buch vertieft. Genervt warf Alf den Kopf in den Nacken. Manchmal war es wirklich anstrengend, zu versuchen, Scott in ein tiefgreifendes Gespräch zu verwickeln. Selbst wenn diesem ein so brisanter Inhalt wie ihr Verbleib bei der bevorstehenden Apokalypse zugrunde lag.​

Scott mochte ja intelligent sein und über ein erstaunlich breit gefächertes Allgemeinwissen verfügen, doch dafür fehlte es ihm an anderer Stelle an etwas Elementarem. Er hatte einfach keinerlei Leidenschaft in sich. Egal wie bedeutend eine Sache auch sein mochte, Scott betrachtete sie mit demselben Gleichmut, mit dem er morgens die Entscheidung traf, ob er Milch in seinen Kaffee haben wollte oder nicht. Er war das personifizierte MirDochEgal. Nie rieb er sich auf an einem Thema, nie brannte er für etwas. Alf mochte sich nicht vorstellen, wie es wohl sein musste, immer auf Sparflamme zu laufen. Natürlich eckte man auf diese Weise nirgendwo an, aber man brachte eben auch nichts Großes zustande.​



Dass er selbst zu etwas Großem bestimmt war, war Alfred schon früh klargeworden. Er hatte den Verstand, um die Dinge zu erfassen, wie sie wirklich waren, und er hatte den nötigen Mut und das Selbstbewusstsein, um die daraus gewonnenen Erkenntnisse auch auszusprechen. Dass mit diesen Vorzügen eine gewisse Bürde einherging, musste er eben in Kauf nehmen. Kein Wunder, dass viele ihm nicht freundlich gesonnen waren, denn der Neid, den sein Kombinationsvermögen in ihnen auslöste, saß tief. Seine Besonderheit legte den Finger in die Wunde der Durchschnittlichkeit der Anderen. Trotz aller Widrigkeiten war er genug Philanthrop geblieben, um verstehen zu können, wie sehr das schmerzen musste.​

Dass die Menschheit sich dezimieren würde, war dennoch nichts, was es zu betrauern galt. Wenn er nicht das Einzelschicksal betrachtete, sondern das große Ganze, dann war es seiner Meinung nach das Heilsamste, was der Welt passieren konnte.​
Die Herrschenden konnten sich gegen die Entwicklung stemmen, wie sie wollten. Sie konnten den Hafen sperren, ihre Forschungen an dem armen Eddy betreiben, sie konnten die Insel zur Quarantänezone bestimmen und sie letztendlich sogar bombardieren – langfristig würden ihnen all diese Maßnahmen nichts nutzen. Das Virus würde seinen Weg finden, es würde sich durchsetzen. Nur ein paar wenigen Auserwählten würde die Aufgabe zufallen, aus dem temporären Nichts eine neue Gesellschaft entstehen zu lassen.​
Und zu diesen Auserwählten würde er gehören, dafür würde Alf alles in seiner Macht stehende tun. Niemand eignete sich besser für diesen Posten als er.​



Das Gefühl der Verantwortung bezüglich seiner Bestimmung brachte ihn schnell wieder auf die Beine. Das Vernageln des Balkonfensters war ein Anfang gewesen, wenn auch ein wahrscheinlich eher unbedeutender. Er glaubte nicht daran, dass die Mutanten noch so viel Verstand aufbringen und die Feuerleiter nutzen würden, um über den Balkon in die Wohnung zu gelangen. Aber was sollte er mit der Wohnungstür machen? Sie war aus Holz und schon ziemlich in die Jahre gekommen. Wenn Eddy es geschafft hatte, so viel Kraft aufzubringen, um sich aus dem Griff dreier durchtrainierter Militärs loszureißen, dann dürfte eine alte Holztür für seine Leidensgenossen kein unüberwindbares Hindernis darstellen.​
Am besten ließ er die Tür erneuern, ersetzte sie mit einem schwereren Modell aus anderem Material und mit mehr als einem Sicherheitsschloss versehen. Zwar war der Großteil seiner Ersparnisse für die Anschaffung von Waffen und Munition draufgegangen, aber zur Not machte er für die Erneuerung der Tür eben Schulden. Bald würde sich sowieso niemand mehr um Geldangelegenheiten kümmern, was machte das also schon aus?​



Durch das kleine Sichtfenster konnte er in den Hausflur blicken. Mit leerem Blick fegte die alte Nachbarin Alice Greenwood gerade den Boden. Alles wirkte wie eine normale Alltagsszene, die sich an jedem beliebigen Tag hätte abspielen können. Und doch war eine entscheidende Kleinigkeit ganz anders als gewohnt.​



Schnell wandte er sich an Scott. „Die Greenwood von nebenan, das war doch die mit den Rückenschmerzen, oder? Die, die immer gebückt daher lief, die mit dem Stock?“​
„Mhm.“​
„Die steht jetzt aufrecht. Ganz normal bewegt sie sich. Sieht nicht danach aus, als hätte sie noch irgendwelche Schmerzen.“​
„Schön für sie.“​
„Die hat es! Ganz bestimmt! Es bleibt nicht mehr viel Zeit, wenn du mich fragst. Zwei, vielleicht drei Tage.“​

Alf spürte Erregung in sich aufflammen. Es blieb so wenig Zeit und es gab noch so viel zu tun. Hinsichtlich der Wohnungstür würde er an diesem Abend nichts mehr erreichen können, aber gleich am nächsten Morgen wollte er sich darum kümmern. Heute stand noch die Barrikade der Balkontür auf dem Plan. Und die wollte er nicht länger aufschieben.​

Kaum dass er sich ein Brett ausgesucht und den ersten Nagel angesetzt hatte, legte Scott sein Buch beiseite.​



„Alf, die Feuerleiter …“, setzte er an, aber Alf unterbrach ihn sofort wieder.​
„Ja, klar, die Feuerleiter. Was meinst du denn, weswegen ich das hier mache?“​
„Sie ist kaputt.“​
„Was?“​
„Sie ist kaputt. Sie haben sie abmontiert, schon vor drei Monaten. Du gehst zu selten auf den Balkon“​
Ungläubig ließ Alf den Hammer sinken. „Und das sagst du mir erst jetzt?“​
„Hatte es vergessen. Ich bin auch nicht gerade ein Frischluftfanatiker.“​



Sein Lächeln brachte Alf auf die Palme. Scott lächelte fast nie und wenn er es tat, dann sicher nicht um sich zu entschuldigen, sondern weil er gerade etwas mit sehr viel Ironie betrachtete. Gut eine Stunde hatte er ihm dabei zugesehen, wie er sich um das Fenster gekümmert hatte. Er konnte es nicht vergessen haben, nein, er hatte es die ganze Zeit gewusst und kein Wort von sich gegeben. Wütend stemmte er die Hände in die Hüfte. „Verarschst du mich?“​
„Nein, eigentlich nicht.“​
„Warum tust du das? Warum hackst jetzt auch du noch auf mir rum?“ Seine Stimme überschlug sich, nahm einen weinerlichen Ton an. Alf verabscheute es, sich selbst so zu hören, doch er konnte nichts dagegen tun.​
Scott begutachtete ihn eindringlich und kratzte sich am Kinn. „Wenn man sich schnell angegriffen fühlt, dann hat das meistens einen Auslöser in der Kindheit.“​
WAS?“​
„Tut mir leid, ich habe nur laut gedacht“, lenkte er beschwichtigend ein, „hör mal, du und ich, wir haben manchmal wirklich ein Kommunikationsproblem. Wir sollten uns bemühen, mehr in Ich-Botschaften miteinander zu sprechen, dann würde sich das sicher …“​



Für Alf aber war das Fass längst übergelaufen. „Du bist genauso ein Ar.schloch wie alle anderen!“, rief er, rannte in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.​
 
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hab ne Weile nicht ins Forum geschaut....das Gute daran ist ich hatte jetzt schön viel zu lesen...am Stück :)

Zunächst was banales was mir aufgefallen ist ... Scott liest sein Buch auf dem Kopf =) :read:

Und Alf als Superman ist Klasse :lol::lol:

Deine Kulissen gefallen mir sehr gut, da steckt doch viel Arbeit drin, das sieht man ...erst mal alle passenden DL´s suchen und finden und dann alles auch so einrichten, daß es passt. Mir gefallen sie. Bravo :up:

Zur Story selbst, da kann ich noch nicht viel sagen...da warte ich lieber noch ein paar Kapitel ab. Noch bin ich mir nicht sicher über meine persönliche "Einordnung" der Charaktere....da kommt bestimmt noch was .....

Freu mich auf mehr :)
LG C.
 
Ursprünglich mal, ja. Also mit dem Vector-Mod alles zombiefiziert und dann sollte es ein Generationending werden, bei dem am Ende die Heilung der Nachbarschaft als Ziel ansteht (also durch die Elixiere).

Das klingt interessant,ich habe auch schon daran gedacht mein eigenes TWD zu spielen.... :D .

Edit: Der gute Alf ist als Zombie ganz und gar nicht gruselig :) !

Dein neues Update hat mir wieder gut gefallen :) ! Aber Scott kann ich ganz schlecht einschätzen,er kommt mir so desintressiert vor - nun gut vielleicht ist er so sehr sein Buch vertieft,schliesslich ist es nicht ganz einfach verkehrt herum zu lesen :lol: ! Aber das mit den Ich-Botschaften ist ja schon der Hammer! Ich glaube Alfs Ärger wäre nicht weniger geworden wenn er hätte: "Ich fühle mich versarscht".... Schliesslich hat er sich umsonst mit einer Arbeit gequält die er sich hätte sparen können,wäre Scott etwas aufmerksamer gewesen (oder hat steckt Absicht dahinter :frage: ) :naja: .
Alf im Supermankostüm ist zu witzig :lol: !

Ich frage aus einem bestimmten Grund: kennst Du eigentlich "Fear The Walking Dead"?



Ich freue mich auf die Fortsetzung :) !
 
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Hallo :hallo:

Zunächst was banales was mir aufgefallen ist ... Scott liest sein Buch auf dem Kopf
lol, stimmt :lol: Sehr aufmerksam beobachtet, da war ich wohl etwas "betriebsblind". Werds aber so lassen, auf so eine verschrobene Art und Weise passt das irgendwie sogar zu seinem Charakter :D

Und Alf als Superman ist Klasse
:cool: Ist immer spaßig, wenn der Text so nen Blödsinn ab und an mal hergibt :D

Deine Kulissen gefallen mir sehr gut, da steckt doch viel Arbeit drin, das sieht man ...erst mal alle passenden DL´s suchen und finden und dann alles auch so einrichten, daß es passt. Mir gefallen sie. Bravo
DANKE, das brauche ich als Motivation gerade total. Das Einrichten ist nämlich genau der Part bei der Arbeit an der Story, der mich total nervt und den ich echt nicht gern mache :naja: Schluckt wirklich viel Zeit und ist meistens richtig mühselig, gerade wenn so viel Kleinkram platziert werden muss.

Zur Story selbst, da kann ich noch nicht viel sagen...da warte ich lieber noch ein paar Kapitel ab. Noch bin ich mir nicht sicher über meine persönliche "Einordnung" der Charaktere....da kommt bestimmt noch was .....
Kann ich verstehen, geht ja auch alles ein bisschen langsam vorran und sind viele Leute, so dass man über die Einzelnen noch nicht viel weiß. Ab dem zehnten Kapitel wird der Ausbruch losgehen, dann dauert es nicht mehr so lange, bis sich alles Wichtige auf einen Ort bündelt und man das Ganze besser einschätzen kann. :read:

Aber Scott kann ich ganz schlecht einschätzen,er kommt mir so desintressiert vor - nun gut vielleicht ist er so sehr sein Buch vertieft,schliesslich ist es nicht ganz einfach verkehrt herum zu lesen
Genau, das erfordert vollste Konzentration, da kann man sich nicht noch zusätzlich mit so etwas banalem wie der bevorstehenden Apokalypse beschäftigen :D

Aber das mit den Ich-Botschaften ist ja schon der Hammer! Ich glaube Alfs Ärger wäre nicht weniger geworden wenn er hätte: "Ich fühle mich versarscht"....
Glaub auch nicht, dass das großartig was geändert hätte. Manchmal ist Scott schon ein wenig schräg, aber gut, er ist ja auch Hanks Bruder, was will man da schon erwarten? :D

(oder hat steckt Absicht dahinter :frage: )
Bald kriegt ihr seine Sicht der Dinge auch noch zu lesen, da wird sich das aufklären.

Ich frage aus einem bestimmten Grund: kennst Du eigentlich "Fear The Walking Dead"?
Noch nicht, aber das steht auf meiner "bald gucken"-Liste. Wie ist das denn so? Genauso gut wie Walking Dead? Und auf den bestimmten Grund bin ich jetzt neugierig :)

Ich freue mich auf die Fortsetzung
Morgen oder Übermorgen wirds die geben :nick:
 
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Manchmal ist Scott schon ein wenig schräg, aber gut, er ist ja auch Hanks Bruder, was will man da schon erwarten?

Eben ;)

Noch nicht, aber das steht auf meiner "bald gucken"-Liste. Wie ist das denn so? Genauso gut wie Walking Dead? Und auf den bestimmten Grund bin ich jetzt neugierig

Ich habe erst den Pilotfilm gesehen und kann noch nicht viel dazu sagen. Aber da Robert Kirkman das Drehbuch geschrieben hat,hoffe ich schon dass die Serie genau so gut wie TWD ist :D !

Ich hoffe dass ich nicht zu sehr spoilere,
aber Du wirst es nicht glauben,es gibt da jemand der Deinem Alf erstaunlich ähnlich ist.....nicht nur äusserlich,er ist auch der Erste der bemerkt dass etwas nicht stimmt und er versucht sich zu schützen,allerdings nicht mit einer Pistole ;) !

Morgen oder Übermorgen wirds die geben

:up:
 
Ich habe erst den Pilotfilm gesehen und kann noch nicht viel dazu sagen. Aber da Robert Kirkman das Drehbuch geschrieben hat,hoffe ich schon dass die Serie genau so gut wie TWD ist :D !
Da hoffe ich mal mit. Wobei , wenn ich so deinen Spoiler bedenke, kanns ja eigentlich nur toll werden - ein Fernseh-Alf, da freu ich mich ja jetzt schon drauf :cool: Irgendwie sind solche Typen aber auch prädestiniert dafür, den Verschwörungstheoretiker zu spielen :D

Viel Spaß mit der Fortsetzung.

Kapitel 7



Das Wohnviertel am Industriegebiet wirkte kahl und verlassen. In der Nacht schien dieser Teil der Insel niemandem etwas zu bieten zu haben. Auch ihm nicht. Vom Fenster aus konnte Arian sein Auto auf dem Parkplatz stehen sehen. Es wartete auf ihn, funktionstüchtig, einsatzbereit. Ein wahrlich verlockender Anblick. Gern wäre er hinausgegangen, eingestiegen und hätte hinter sich gelassen, was noch gar nicht richtig angefangen hatte.



Aber er blieb, mitten in diesem Hotelzimmer, das, trotz seiner kargen Einrichtung, nicht so kalt war, wie er es erwartet hatte. Sicher wohnte sie noch nicht lange hier und hatte es auch nicht vor, aber dennoch hatte sie den Raum längst annektiert, ihm ihre ganz persönliche Note aufgedrückt. Der Duft ihres Parfüms hing schwer in der Luft. Sie benutzte noch immer dasselbe wie vor all den Jahren.

Gerade einmal fünf Minuten befand er sich jetzt in ihrer Gegenwart und schon tat sich ihm die Frage auf, was er hier suchte. Eine rein rhetorische Frage. Der Weg, über Telefon oder Brief die Sache mit ihr zu klären, hatte nie ernsthaft zur Debatte gestanden. Er hatte sie sich anschauen wollen. Hatte sehen wollen, was die vergangene Zeit aus ihr gemacht hatte. Ob sie sie gezeichnet hatte, verändert. Ob mittlerweile die Reue sie grämte, tiefe Falten des Bedauerns in ihre einst so glatte Oberfläche zauberte. Ob das Umherziehen in einer Welt ohne ihn sie mürbe gemacht hatte. Und vor allem hatte er herausfinden wollen, ob es ihm endlich möglich war, sie gebührend zu hassen.



Kirstin lehnte am Fernseher und musterte ihn unverhohlen. Sie trug nur ein Hemd, das ihr viel zu groß war, und die schulterlangen Haare hingen in wilder Unordnung von ihrem Kopf. Sie sah aus, als wäre sie gerade aus dem Bett aufgestanden. Wahrscheinlich hatte er sie wach geklingelt. Kirstin kam immer erst nachts auf die Beine.

„Zur Feier des Tages“, sagte sie und machte sich daran, den Rotwein zu öffnen. Der Schraubverschluss knirschte, als sie die Flasche von ihm befreite. Mit einem „Du auch?“ zeigte sie ihm das Etikett.
Billige Plörre, dachte er. „Nein, danke. Ich muss noch fahren.“
Kirstin feixte. „Äußerst vernünftig.“

Er setzte sich an den Tisch, behielt sie im Blick. Sie war wie einer dieser Unfälle, er konnte kam hin-, aber auch nicht wegsehen. Das, was sie ihm bot, war bei weitem nicht das, auf das er gehofft hatte. Sie hatte sich nicht geändert, sie war nicht zerbrochen. Nicht einmal angeknackst war sie. Die paar Falten, die er beim Hereinkommen an ihr entdeckt hatte, spielten keine Rolle, und selbst die gräulich schimmernden Strähnen in ihrem Ansatz tarnten ihre wahre Natur nur mäßig. Sie war dieselbe für ihr Alter viel zu junge Frau, die ihn damals zurückgelassen hatte. Und schlimmer noch, er liebte sie nach wie vor.

Das Plätschern des Weins, mit dem sie jetzt ihr Glas füllte, klang zu laut, zu aufdringlich. Als wolle es die Stille unterstreichen, die zwischen ihnen herrschte.
„Wie geht es dir?“, durchbrach er sie, als sie ihm unerträglich wurde. Die Worte fühlten sich an, als hätte er seit Jahren nicht mehr geredet.



Kirstin hockte sich ihm gegenüber, kopierte dabei seine Haltung von der Stellung der Beine bis hin zur Fingerspitze. Sie spielte seinen Spiegel. Das hatte schon früher zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gezählt. Er war nie ganz schlau daraus geworden, was sie ihm damit hatte sagen wollen. Auch jetzt verstand er es nicht.
Doch es dauerte auch nicht lange, bis sie es mit einem Klopfen auf den Tisch unterbrach.

„Wie es mir geht? Oh, gut, gut. Und dir? Auch gut. Fantastisch. Was hast du gemacht so? Dies und das. Wirklich? Klingt doch spannend. Und selbst? Jenes und anderes. Klasse, richtig beeindruckend“, grinsend lehnte sie sich zurück, „so, damit hätten wir diesen ganzen Höflichkeitsmist hinter uns und können uns endlich einer lohnenden Unterhaltung widmen.“

`Hab mich getäuscht´, dachte er bitter, `ich hasse dich doch´.

„Ich habe mich gefreut über eure Hochzeitseinladung. Hatte schon befürchtet, meine Briefe hätten dich gar nicht erreicht. Aber jetzt ist es wirklich genug mit diesen elenden Floskeln“, fuhr sie fort. Sie drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus und nahm einen großen Schluck Rotwein. „Erzähl mir von ihr.“
Er wusste sofort, wen sie meinte. „Von May?“
„Ja.“



Arian rückte sich auf seinem Stuhl in eine bequemere Position. Ihm war, als wäre mit ihrer Forderung eine Last von ihm abgefallen. Vielleicht war er gar nicht gekommen, um zu sehen, was die Jahre aus ihr gemacht hatten. Vielleicht war er nur hier, um davon erzählen zu können, was er aus den Jahren gemacht hatte. „May ist …“



May vor der Kirche, im weißen Kleid, rein und makellos, ein Abbild der Perfektion, des Vorzeigeglücks. May. Der beste Beweis dafür, dass er sich etwas aufgebaut hatte. Ohne sie.

„Sie ist wunderschön. Und intelligent. Sie studiert Geschichte auf Lehramt und ist dabei sehr ehrgeizig, bringt nur die besten Noten nachhause. Ihr Vater arbeitet als Manager bei einem renommierten Autohaus auf dem Festland und ihre Mutter hat, kaum dass die Kinder aus dem Haus waren, ein Geschäft für Brautmode aufgemacht. Sehr nette Leute, die beiden, gebildet und …“

„Ach komm schon, Ari“, unterbrach Kirstin ihn unwirsch, „was soll ich mir unter diesem Abgesang an eine `gute Partie´ schon vorstellen? Erzähl mir von ihr!“



May nackt auf seinem Bett, das Make-Up verschmiert, die Frisur verwüstet. May, die die Decke hochzieht über ihren winzigen Bauchansatz, der sie regelmäßig zur Weißglut trieb und von dem er hoffte, dass sie ihn niemals weg trainiert bekommen würde, weil er selbst ihn ganz furchtbar hinreißend fand.

„Wenn sie etwas witzig findet, dann hat sie davon eine halbe Ewigkeit etwas. Noch Tage später kommt ihr in den abwegigsten Situationen der Witz wieder in den Kopf und dann kann sie nicht anders, als loszulachen, ganz egal, wo sie sich gerade befindet. Sie hält sich dann immer die Hand vor den Mund, um das Lachen zu unterdrücken, weil sie sich sorgt, die umstehenden Leute könnten sie für irre halten, da die ja nicht wissen können, weswegen sie gerade aus dem Nichts heraus das große Kichern kriegt. Aber nie gelingt es ihr, jedes Mal lacht sie letztendlich doch los und kriegt sich erst Minuten später wieder ein.“



„Das beruhigt mich.“ Kirstin lächelte warm. Als sie sich durch die Haare fuhr, bemerkte er, dass ihre Hand leicht zitterte. Zum ersten Mal sah sie nach dem aus, was sie für ihn schon immer hätte sein sollen. Der Anblick irritierte ihn so sehr, dass er einige Sekunden brauchte, um den Gesprächsfaden wiederzufinden. „Inwiefern?“
„Du heiratest aus Liebe. Und Liebe braucht Vertrauen. Manchmal habe ich Angst gehabt, dass ich dir das vielleicht verbaut haben könnte.“



Ihr Satz traf ihn mit einer solchen Wucht, als hätte sie ihn geohrfeigt. An ihrem Blick konnte er ablesen, dass sie davon nichts ahnte. Sie hätte es ahnen müssen. Sie, die keine Spuren davongetragen hatte, erdreistete sich ernsthaft darüber zu mutmaßen, welche Spuren sie bei ihm hinterlassen haben könnte? Niemals würde er sich eine solche Unterhaltung antun. Er konnte nicht mehr warten, keine Sekunde länger. Es war an der Zeit zu verschwinden.

Den Moment seines Abgangs hatte er gedanklich immer und immer wieder durchgespielt. Nicht noch einmal würde er der Verlassene sein, diesmal würde er verlassen. Ja, er hatte geplant, sie zu verlassen. Die vernichtenden Worte zu finden und dann demonstrativ aufzustehen und in ein Leben zu treten, in dem niemand sie brauchte. In dem es für sie keine Verwendung gab. Keinen Platz.

Doch als er sich erhob, fühlte er sich, als befände er sich auf der Flucht.



„Kirstin, ich bin nur hier hergekommen, um …“
„Kirstin, Kirstin, Kirstin“, fiel sie ihm ins Wort, „immer nur Kirstin. Kannst du mich ein einziges Mal Mutter nennen? Kriegst du das hin?“
Arian stockte der Atem. Sie wusste genau, was jetzt kam. Sie hatte es von Anfang an gewusst. Und sie gedachte es mit der ihr ganz eigenen Fassung zu tragen.
„Ich bin hier, um dich auszuladen, Kirstin“, setzte er seine Rede fort. „Ich wusste nichts davon, dass May dich ausfindig gemacht und dir die Einladung geschickt hat. Hätte ich es gewusst, hätte ich es niemals erlaubt.“

Sie blieb hängen in ihrem stickig-warmen Lächeln, ließ es ihn die wenigen Schritte zum Ausgang begleiten. Erst als er Anstalten machte, den Raum zu verlassen, fand sie die Sprache wieder. „Es tut mir leid um uns“, sagte sie.



Arian schloss die Tür hinter sich. Er wollte es nicht gehört haben.





 
(Die Bilder sind leider nicht so geworden, wie ich sie haben wollte. Mein Pc mag dieses Grundstück überhaupt nicht, war alles echt mühselig. Hoffe mal, dass es trotzdem einigermaßen so wirkt, als sei da viel los :rolleyes:)

Kapitel 8



Er würde wieder werden, hatte der Doktor gesagt. Viel Zeit hatte er nicht gehabt für Dereks Untersuchung. Er hatte furchtbar gestresst gewirkt, aber das war kein Wunder. Das Krankenhaus war maßlos überfüllt, die Ärzte und Schwestern rannten umher wie aufgescheuchte Hühner. Die Zimmer waren überbelegt und selbst auf den Gängen sammelten sich Patienten mit fiebrig glänzenden Gesichtern auf provisorischen Betten. Auch Derek lag mit mehreren anderen Kranken in einem Raum, der nicht so aussah, als sei er ursprünglich für die Unterbringung von Patienten gedacht gewesen.​
Die Menge an Menschen erschreckte Falka. Zwar hatte sie gewusst, dass eine Grippewelle die Insel befallen hatte, aber das Ausmaß des Ganzen war ihr bislang verborgen geblieben. In letzter Zeit hatte sie sich nicht oft unter Leute begeben, sondern war mehr damit beschäftigt gewesen, sich um ihren Vater zu kümmern.​



Obwohl sie am liebsten so schnell wie möglich von diesem Ort wieder verschwunden wäre, wurden ihre Beine mit jedem Schritt schwerer, als sie sich über den Krankenhausflur quälte. `Jetzt bloß nicht einknicken´, wies sie sich selbst zurecht. Vor ihrem Gespräch mit dem Arzt hatte sie gegenüber ihrem Vater beteuert, ihn noch einmal aufzusuchen, bevor sie sich auf den Weg nachhause machte. Dieses Versprechen gedachte sie nun zu brechen.​

Er würde wieder werden. Dessen war Falka sich sicher, genauso wie es der Arzt gewesen war. Er würde wieder werden, auch abseits der Verletzungen, er würde sich erholen, sobald sie erst einmal weg war.​



So war es gewesen, beim ersten und beim zweiten Mal, als sie von ihm fortgebracht worden war. Sie hatte bei seiner Schwester auf dem Festland gewohnt. Tante Sally und ihr Mann Kurt waren gute Menschen. Sie hatten sich bemüht, nicht schlecht in ihrer Gegenwart über Derek zu sprechen, obwohl sie seinen Lebenswandel missbilligten. Sie hatten dafür gesorgt, dass sie sich wohl bei ihnen fühlte. Das war nicht schwer gewesen. Bei Sally und Kurt hatte sie ein riesiges Zimmer, das sie sich selbst hatte einrichten dürfen. Sie hatte all die schicken Klamotten, die sie nur eine Saison hatte tragen müssen, danach gab es neue, noch schickere Sachen. Sie hatte die Nachbarsmädchen, die sie in ihrer Mitte aufgenommen hatten und schnell zu guten Freundinnen geworden waren.​

Trotzdem hatte sie sich zurückgesehnt in die winzige Wohnung im Hafenviertel, zu den fliegenumschwirrten Müllcontainern und dem Meer, das in trägen Wellen Schaumkronen ans Ufer schwemmte. Zurück zu ihm, ihrem Vater. Und Derek war er genauso ergangen.​



Wenn sie die Augen schloss, konnte sie noch immer die harte Bank im Eingangsbereich des Hauses unter ihrem Hintern spüren, auf der sie gesessen hatte, wenn sie auf seine Anrufe wartete, die allabendlich eingingen. Sie sah sie beide vor sich bei seinen Besuchen, er im sauberen Anzug, nach Aftershave duftend, wenn er über den Tisch hinweg ihre Hand in seine nahm. Immer hatten sie sich an den Händen gehalten, wenn sie sich trafen.​

Derek hatte erstaunliches geleistet, war aufgeblüht ab dem Moment, in dem alle anderen ihn eigentlich schon abgeschrieben hatten. Er hatte den Entzug gemeistert und sich den Therapiesitzungen gestellt, hatte damit begonnen, sich wieder vernünftig zu kleiden und die Wohnung war nicht wiederzuerkennen gewesen, nachdem er sie einem Grundputz unterzogen hatte. Und geredet hatte er, ihr sonst so schweigsamer Vater, ohne Punkt und Komma. So lange, bis er auch den Letzten davon überzeugt hatte, dass er eine weitere Chance verdiente.​

Als ihr Zusammenleben beim ersten Mal schief ging, war sie verzweifelt gewesen. Beim zweiten Mal hatte sie eine Ahnung überfallen. Und jetzt, beim dritten Mal, war diese Ahnung zur Gewissheit geworden.​

Er brauchte sie nicht bei sich. Alles, was er brauchte, um sich unter Kontrolle zu bringen, war ein Ziel, auf das er hinarbeiten konnte. Und sobald er es erreicht hatte und sie wieder vereint waren, verfiel er seinen alten Mustern.​



Falka ignorierte das flaue Gefühl, das sich mit dieser Erkenntnis in ihrem Magen ausbreitete. Sie bog um die nächste Ecke und sah sich um. Es war nicht leicht, sich in den Gängen des Krankenhauses zurechtzufinden, da sich einer kaum vom anderen unterschied, aber sie schätze, dass sie den Ausgang bald erreicht haben würde. Sein Ziel sollte Derek bekommen. Noch heute Nacht würde sie ihre Sachen packen und morgen früh das erste Schiff nehmen, das sie zu ihrer Tante brachte. Ein paar Wochen würde sie dann so tun, als sei sie wütend, nur damit er nicht merkte, dass sie die Erwachsenere von ihnen beiden war. Danach konnte dann alles seinen gewohnten Gang gehen, seine Therapie, seine Anrufe und ihr Händchenhalten bei seinen Besuchen. Nur zurückkommen zu ihm würde sie dieses Mal nicht. Aufgeben würde sie ihn, auch wenn ihr das das Herz brechen würde. Das würde es ihr wert sein, wenn es im Gegenzug bedeutete, dass er sich nicht wieder würde aufgeben müssen.​



Ein schriller Schrei riss sie jäh aus ihren Gedanken. Durch die Glastür konnte sie sehen, wie sich in einem der Krankenzimmer ein blondes Mädchen gegen die Umklammerung zweier Krankenschwestern zur Wehr setzte. Eine von ihnen setzte ihr gerade eine Beruhigungsspritze. Als die Nadel in ihre Haut fuhr, heulte das Mädchen erneut auf und warf wild den Kopf hin und her. Die Schwester sprang zurück, als sie nach ihr zu schnappen begann. Ihre Zimmernachbarn hatten sich zusammen in eine Ecke gedrängt, begafften aus sicherer Entfernung das Geschehen, verängstigt und fasziniert zugleich.​

`Die ist auf ´nem verdammt miesen Trip´, dachte Falka trocken. Schnell trat sie den Rückzug an, suchte sich einen anderen Weg, der sie aus dem Krankenhaus hinausführen würde. `Er wird wieder´, beschwor sie sich gedanklich, `er wird wieder, er wird wieder, er wird wieder´. Mit jedem ihrer Schritte wurde der Satz mehr zu einem Mantra.​



Im völlig überfüllten Wartezimmer der Notaufnahme entdeckte sie Danny. Nach dem Vorfall mit dem Mädchen war sie froh in ein bekanntes Gesicht blicken zu können.​
„Wahnsinn, du bist ja noch hier“, begrüßte sie ihn, als sie sich ihren Weg durch die Menge gebahnt hatte.​
Danny grinste. Von dem Schrecken in ihrem Zuhause schien er sich längst wieder erholt zu haben. Nur die Wunde in seinem Gesicht erinnerte noch an den Verlauf des Abends. „Hast gedacht, ich klau dein Auto und mach mich aus dem Staub, ja? War verlockend, aber nein. Karma und so.“​
Falka lächelte ertappt. Als ihr beim Gespräch mit dem Arzt eingefallen war, dass sie vergessen hatte, ihm den Schlüssel wieder abzunehmen, war sie tatsächlich davon ausgegangen, dass sie weder von ihm noch von dem Wagen je wieder etwas zu Gesicht bekommen würde. Dass dem nicht so war, freute sie auch abseits der Tatsache, dass sich ihr Heimkommen nun einfach gestalten würde. An einem Tag wie diesem hatte sie es bitter nötig, dass sich nicht jeder in ihrer unmittelbaren Umgebung wie ein Egoist verhielt.​
Danny jedenfalls strahlte sie an, als könne er kein Wässerchen trüben. „Uuund?“​
„Er wird wieder.“​
„Na, schau an, alles halb so wild. Das Einzige, was von diesem verdammten Abend übrigbleibt, ist ´ne wilde Geschichte, mit der du in hundert Jahren mal deine Enkelkinder schockieren kannst.“​



Falka seufzte. Für sie mochte das vielleicht gelten, denn sie würde sich morgen von der Insel verabschieden. Ihr Vater und Danny aber, die würden hier bleiben.​
„Tut mir Leid für dich“, sagte sie leise.​
„Was?“​
„Dass du jetzt in Zukunft der Sklave dieser miesen Typen sein wirst.“​
Danny schien diese Sicht der Dinge nicht zu beunruhigen. Lapidar winkte er ab. „Auf keinen Fall, das ist vorbei. Ich kündige.“​
„Und du glaubst, dass die das einfach so zulassen?“ Fragend zog Falka die Augenbrauen in die Stirn. So naiv konnte doch niemand sein. Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt.​
„Nicht einfach so. Ich hab natürlich ein Ass im Ärmel. Ein hübsches, kleines Druckmittel, das meinen herzallerliebsten Kumpel Hank schnell wieder auf den Boden der Tatsachen bringen wird.“​
„Du kannst denen nicht mit der Polizei drohen. Das wäre Selbstmord.“ Dass ihr letzter Satz ein bisschen zu laut ausgefallen war, bereute sie auf der Stelle, denn Dannys Sitznachbar schien ihrer Unterhaltung äußerst aufmerksam zu folgen. Langsam war er näher an ihn herangerückt und hatte ihm das Gesicht zugedreht. Seine Nase trennten nur noch wenige Zentimeter von seinem Ohr.​
Danny schien von alldem nichts mitzubekommen, denn er plapperte munter weiter. „Wer redet denn von den Bullen? Nein, ich hab ´ne viel bessere Idee. Es gibt da nämlich …“​



Der Mann kam noch näher. Sein Blick wurde glasig, als er an Dannys Stirnwunde schnüffelte. Er belauschte sie gar nicht, nein, er roch tatsächlich an ihm, daran gab es für Falka jetzt keinen Zweifel mehr. Ein Schauder durchlief sie, als sie daran denken musste, wie das blonde Mädchen nach der Krankenschwester geschnappt hatte. „Ähm, Danny …“, unterbrach sie ihn mitten im Satz und deutete mit einer kurzen Kopfbewegung auf den Fremden.​
„Wow!“, machte Danny, als bemerkte, wie dicht der Andere an ihn herangerückt war. Er zog eine Fratze. „Was ist los? Brauchst du ein bisschen Nähe?“​
„Entschuldigung“, murmelte der Mann und rutschte ein Stückchen auf Abstand.​
„Freak!“ Danny tarnte das Wort mit einem Husten, bevor er aufstand und sie am Arm in Richtung Ausgang zog. „Wir sollten langsam echt von hier verschwinden, sonst stecken wir uns noch mit irgendwas an. Ich fahr dich jetzt heim und dann …“



Sie hatten das Wartezimmer noch nicht verlassen, als er plötzlich wieder anhielt. „Hm. Du bist niedlich. Ja, wirklich süß.“​
Falka runzelte die Stirn. „Danke?!“​
„Wenn ich mir das so recht überlege, dann könnte ich dich noch gebrauchen. Ja, das wird auf jeden Fall besser, als wenn ich es allein mache. Du leistest mir noch ein bisschen Gesellschaft heute Nacht. Und wenn du dich gut anstellst, dann springt für dich auch was dabei raus.“​



Falka konnte es nicht fassen. „Das ist ja widerlich! Und ich dachte, du seist nett!“, ranzte sie ihn an und konnte gar nicht schnell genug aus dem Krankenhaus flüchten.​



Auf dem Parkplatz hatte er sie eingeholt. Er kriegte sich kaum mehr ein vor Lachen. „Himmel, das war nicht so gemeint! Wie alt bist du? Zwölf? Ich versuch doch keine Zwölfjährigen klarzumachen!“​
„Ich bin fünfzehn“, Falka stemmte, noch immer misstrauisch, die Hände in die Hüfte,​
„und wenn´s nicht das ist, was willst du dann noch von mir?“​
Bester Laune lehnte Danny sich gegen den Wagen. „Kannst du auf Kommando heulen?“​


 
Kapitel 9



Die drei Gläser Whisky-Cola hatten nicht geholfen. Auch nicht die Spielerei auf ihrem Handy. Rebecca wollte es einfach nicht gelingen, sich abzulenken, also ließ sie es bleiben. Stattdessen beobachtete sie das Treiben an ihrem Tisch und nestelte dabei an den Ärmeln ihres Pullovers herum. Die Ränder waren schon ganz ausgefranst vom Ziehen kleiner Fädchen.

Steven hockte am anderen Ende der Sitzecke, seine Freundin auf einem seiner Knie. Rebecca schien er nicht erkannt zu haben. Ein kurzes Mustern zu Anfang, danach nur noch Desinteresse. Wenn er demonstrativ in eine andere Richtung geschaut, wenn wenigstens ein einziger Muskel in seinem Gesicht gezuckt hätte, dann hätte sie seine Anwesenheit vielleicht sogar ertragen können. Doch er sah nicht weg, wenn sich ihre Blicke trafen, und zuckte auch nicht.

Vor zwei Monaten hatte er gelacht. Ein Geräusch, das sie nie wieder aus ihrem Gedächtnis würde bekommen können. Ein Lachen wie ein Schulterklopfen, ein Beifall-Klatschen, ein „Du Held!“ zum Monster. Ein dreckiges Lachen, das er sich in der Gegenwart dieses Püppchens auf seinem Schoß sicher nicht erlauben würde. Yen hatte keine Ahnung, auf was für Abschaum sie es sich gerade bequem machte. Rebecca aber wusste es. Und durch die Gesprächsfetzen, die hin und wieder zu ihr herüber geschwappt waren, wusste sie jetzt auch ganz genau, zu wem diese May gehörte.



Nur zu gern hätte sie die Illusionen der beiden Frauen zerstört, wäre aufgestanden und hätte sich über den Tisch gebeugt. Ganz nah vor ihre Gesichter, so dass sie gar nicht anders können würden, als ihr Gehör zu schenken. „Ich will euch was erzählen über eure Lieben …“

Da erinnerte sie sich an den Box-Sack und an ihren verzweifelten Versuch, auf ihn einzuschlagen. Würde sie es aussprechen, dann würde der Sack nicht mehr nur unbeeindruckt vor sich hin baumeln, nein, er würde seine Muskeln spielen lassen und zum Gegenschlag ausholen. Er würde sie treffen und sie würde zusammenbrechen. Einfach so. Es führte zu nichts, sich etwas anderes vorzumachen - sie verfügte momentan nicht über die nötige Standfestigkeit, die man brauchte, wollte man sich als Zerstörer von Illusionen hervortun.

Die beiden würden ahnungslos bleiben, weiterhin die harmlosen Typen in Männern wie Steven sehen, als die sie sich ihnen zeigten. Und höchstwahrscheinlich war das auch alles, was sie wollten – die Ahnungslosigkeit. In der letzten Zeit hatte Rebecca lernen müssen, dass niemand die Wahrheit hören mochte. Lieber sponn sich jeder eine ganz eigene Realität zusammen.



Doch warum Wade noch mit ihm sprach, wollte ihr nicht in den Kopf gehen. Warum er sie ausgerechnet in diesen Laden gebracht hatte, wenn er gewusst hatte, dass auch Steven sich hier herumtrieb, ebenso wenig.

In regelmäßigen Abständen klinkte er sich aus dem Gespräch aus und rutschte zu ihr rüber. Jedes Mal, wenn er das tat, fühlte sie sich, als würde sie sich blamieren. Sie konnte sich ausmalen, wie sie wirken musste, wenn sie so stumm und verschlossen an seiner Seite hockte. Sie war nichts als sein Anhängsel, das es nicht schaffte, sich einzubringen, und somit auf die kurzen Momente seiner Aufmerksamkeit angewiesen war. Wie viel sich doch verändert hatte. Früher hätte sie sich niemals damit zufrieden gegeben, nur das Anhängsel von jemandem zu sein.
Rebecca biss sich auf die Unterlippe. Gern hätte sie Blut geschmeckt. Zuerst machte es sie wütend, dass er ihr das Gefühl, nur geduldet zu sein, nicht nahm und an ihrer Seite blieb, doch schnell fiel ihr wieder ein, dass es nicht seine Idee gewesen war, auszugehen. Im Gegenteil – er hatte ihr mehrfach prophezeit, dass sie sich dafür nicht in der richtigen Verfassung befand. Bei ihr zuhause hatte er es getan und im Taxi auf dem Weg zur Bar auch noch ein paar Mal. Aber sie hatte ja mal wieder nicht hören wollen. Im Grunde ärgerte sie sich mehr über sich selbst als über ihn.



Als sie aufstand, wurde sie vom Schwindel übermannt. Einen Moment lang hielt sie inne und rieb sich die Augen, um die Sternchen zu vertreiben, die jetzt ihre Sicht trübten. Von dem ganzen Geflimmer wurde ihr übel. Wann hatte sie das letzte Mal etwas gegessen? Heute noch nicht, das stand fest, aber was war mit Gestern? Sie konnte sich nicht erinnern.

Wie immer, wenn sie ihn wirklich brauchte, war Wade zur Stelle. Stützend legte er ihr den Arm um die Taille. „Alles in Ordnung mit dir?“
„Hast du gewusst, dass er hier sein würde?“ Sie hatte es nicht fragen wollen und doch platze es aus ihr heraus. Wade sah sie verwirrt an. „Was? Wer?“
„Steven. Hast du es gewusst?“




„Nein, nicht konkret. Er ist öfters hier, aber ob er heute Abend …“, mitten im Satz fiel ihm auf, dass es dafür keiner Erklärung bedurfte. Streng blickte er ihr ins Gesicht. „Becca, wenn du in Zukunft jedem aus dem Weg gehen willst, der je ein Wort mit Brian gewechselt hat, dann wird das ein Problem. Besonders groß ist diese Insel nicht.“

Sie konnte nicht sprechen. Wie sollte sie es ihm begreiflich machen, wenn er es bis jetzt schon nicht verstanden zu haben schien? Jemals ein Wort gewechselt. Ein Wort! Es ging ihr nicht um Worte, nie war es ihr weniger darum gegangen. Gelacht hatte er!

Wade zog sie näher an sich heran. Als er die Verzweiflung an ihr bemerkte, wurden seine Züge wieder sanfter. „Wir sollten von hier verschwinden. Du bist einfach noch nicht soweit, du brauchst mehr Zeit.“
Über seine Schulter hinweg konnte sie sehen, wie seine Freunde sie musterten. Rebecca nickte. „Ist okay, ja. Wir hauen ab. Ich geh nur kurz auf die Toilette und dann machen wir uns aus dem Staub.“



Als sie sich durch die Masse der Feiernden schob, sammelte sich kalter Schweiß auf ihrer Stirn. Sie konnte kaum etwas sehen, noch immer tanzten Sternchen vor ihren Augen. `Alkohol auf nüchternen Magen´, schimpfte sie mit sich selbst, `kein Wunder, dass dein Kreislauf schlapp macht´.
Die Schlange, die sich vor der Toilette gebildet hatte, schreckte sie ab. Sie wollte nicht inmitten von fröhlichen Frauen, die sich am Waschbecken das Make-Up auffrischten und dabei miteinander tratschten, um ihre Fassung ringen. Stattdessen stahl sie sich nach draußen. Der kühle Abendwind tat ihr gut, linderte den Schwindel. Zumindest so lange, bis sie das Motorengeräusch vernahm.



Den blauen Wagen, der gerade über die Brücke fuhr und auf dem Parkplatz vor der Bar hielt, erkannte sie sofort. Sie hatte dabei geholfen, ihn zum Kauf auszusuchen, damals, vor mindestens hundert Jahren. Aber das war nicht lange her.
Am liebsten wäre sie geflüchtet, wieder untergegangen in der Menschenmenge, aus der sie sich eben noch hervor gekämpft hatte. Doch sie konnte sich nicht bewegen, zu sehr zitterten ihre Knie.

Linda stieg auf der Beifahrerseite aus. Kleine Tropfen hüpften auf, als sie mit ihren High Heels über den regennassen Boden stolzierte. Sie verstaute etwas im Kofferraum, zog sich dann das Zopfgummi fest. Die Bewegung war Rebecca so vertraut, wie es jeder ihrer eigenen Ticks war. Solange sie sie kannte, und das tat sie immerhin seit ihrer frühen Jugend, achtete Linda schon penibel auf den korrekten Sitz ihrer Frisuren.

Sie reckte sich, um erkennen zu können, wer auf der Fahrerseite saß, aber von ihrem Platz aus war es ihr unmöglich, in den Wagen hineinzusehen. Im Grunde war es sowieso gleichgültig, welche ihrer Freundinnen sie dabei hatte. Mittlerweile würde jeder aus ihrem Umfeld Lindas Version der Geschichte kennen. Und das bedeutete, dass sie sie verachteten, genauso wie Linda selbst es tat. Wenn sie wollte, dann konnte sie äußerst überzeugend sein.

Sie hatte Wade von Lindas Reaktion erzählt. Wenn sie sich recht erinnerte, dann hatte sie sogar mehr von Linda gesprochen, als von ihm. Davon, dass sie erst beim gefühlt hundertsten Versuch ihren Anruf entgegen genommen hatte und dass ihre Stimme so scharf, ihre Worte so schneidend geklungen hatten, als sie endlich bei ihr aufgetaucht war. „Seine Geschichte hörte sich anders an“, hatte Linda ihr mitgeteilt und damit jene Verbindung zwischen ihnen abrupt durchtrennt, die sie so viele Jahre gehegt und gepflegt hatten. „Glaubwürdiger.“



Im Nachhinein kam es ihr erstaunlich vor, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt noch dazu hatte aufraffen können, für sich selbst einzustehen. Ja, gegenüber Linda hatte sie sich verteidigt, hatte ihr klargemacht, dass sie sich von ihr verraten fühlte, lautstark und entschlossen. Erst nachdem sie wieder gegangen war, waren ihr die Tränen gekommen.

Wade hatte ihr eine andere Sichtweise dargelegt. Differenzierter müsse sie die Sache betrachten und auch Verständnis aufbringen für Lindas Haltung. Mittlerweile war sie der Meinung, dass er damit Recht hatte. Rebecca hatte sich im Vorfeld nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sie hatte sich nicht verhalten, wie es eine Freundin tun würde. Wie konnte sie erwarten, dass Linda es besser machte als sie selbst?

`Du bist vielleicht nicht viel besser als sie´, sprach sie sich gedanklich Mut zu, `aber du bist auch nicht schlechter. Du bist …´



`… ein Opfer´, das Wort schmeckte widerlich. „Ein Opfer. Gespalten ist dein Leben, in zwei Teile gerissen, in ein davor und ein danach. Jedes Gefühl, jeder Gedanke, jede Handlung stehen nicht mehr für sich allein, sind nur noch weil, darum, deswegen. Ein Opfer bist du. Nichts anderes mehr.“

Rebecca schnappte nach Luft. Es gab keinen Grund vor Linda davonzulaufen. Anhören wollte sie sich ihre Vorwürfe, ganz gleich ob sie nun stumm oder geschrien zutage treten würden. Genießen würde sie es, sich für den Moment der Begegnung vorstellen zu können, Linda träfe damit ins Schwarze. Denn immerhin wünschte sie sich selbst nichts sehnlicher, als dass Lindas Version der Geschichte der Wahrheit entspräche.



Lindas Wahrheit stieg aus. Weit ausholenden Schrittes umrundete er den Wagen. Die blauen Augen checkten die Lage, fanden sie und zogen dann wieder an ihr vorbei. Er trug dasselbe Shirt, das er auch vor acht Wochen getragen hatte.

Aber all das nahm Rebecca kaum wahr. Sie konnte nur auf seine rechte Hand starren, die er auf Lindas Hintern platzierte, als er bei ihr ankam. Aufreibend langsam ließ er sie an ihrem Rücken hinauf wandern, bis er schließlich den Druck verstärkte und sie zu sich zog. Linda lächelte, als sie ihren Körper an seinen drängte. Bereitwillig öffnete sie die Lippen.



Wie in Zeitlupe kam die Erkenntnis bei Rebecca an. Brian. Dort stand Brian. Er stand da, als sei nie etwas gewesen. Er stand einfach da und küsste ihre Freundin.



Rebecca rannte zurück in den Club, mischte sich unter die Menge, ließ sich von ihr treiben, denn ihre Gummibeine quittierten den Dienst. Um sie herum begann sich die Welt im Schwindel zu verzerren. Ihr Bewusstsein schwand, befand sich auf dem Rückzug. Sie konnte es deutlich spüren und doch nichts dagegen unternehmen. Hunger, Alkohol, Stress – was für ein Blödsinn! Er war es. Schon wieder er. Er zog die Fäden, bestimmte die Regeln, verfügte über sie, wie es ihm passte. Was hatte er sich heute für sie ausgedacht? Womit wollte er nun die Leute zum Lachen bringen? In welcher Hölle würde sie sich diesmal befinden, sobald sie erwachte?



Vor der Garderobe fing Wade sie ab. Anscheinend hatte er längst damit begonnen, nach ihr zu suchen. Ergeben ließ sie sich in seine Arme fallen. Sie konnte sich nicht länger selbst tragen.
„Er oder ich“, keuchte sie. „Einer von uns muss verschwinden.“
Und dann wurde alles schwarz.


 
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So viele tolle Updates,Du bist echt fleissig :up: ! Die Bilder und Geschichten sind so super,ich bin wirklich beeindruckt :nick: !
Ich hoffe dass ich in den nächsten Tagen dazu komme einen ausführlicheren Kommi zu schreiben :) !
 
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Ist jetzt zwar blöd, aber ich habe keine Motivation mehr und werde nicht weitermachen. Es liest ja kaum einer mit und dafür ist mir das alles dann doch zu aufwendig, gerade was die Bilder anbelangt. Hätte ich mir vielleicht vorher überlegen sollen und bla, aber ich hoffe, man kann das trotzdem einigermaßen nachvollziehen.

LG :hallo:
 
inkognito,ehrlich gesagt kommt Deine Entscheidung für mich nicht ganz überraschend,trotzdem finde ich es sehr schade :( ! Aber ich verstehe Dich voll,dafür dass Du Dir so viel Mühe mit den Figuren,den Locations und der Geschichte (die sehr viel Potential hat) gibst,kommt leider sehr wenig Feedback,zumindest der "Danke"-Button sollte mMn geklickt werden *find* !

Vielleicht (bzw.hoffentlich) hast Du zu einem späteren Zeitpunkt Lust hier weiter zu machen und dann bin ich auf jeden Fall wieder dabei :nick: !
 
Schade! Es gibt sicher ganz viele, die mitlesen, aber sich nicht äußern.
Für mich liegt der Lohn ja immer im Ergebnis und nicht in den Anmerkungen, aber ich kann natürlich schon verstehen, wenn du frustriert bist. Mein Problem ist halt das Genre, aber ich habe immer wieder Freude an den tollen Bildern.
 
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oh das ist aber schade.
Wobei ich bin ja auch eine die in letzter Zeit sehr sehr selten im Forum war. Es gibt eigentlich nicht viel was mich gerade hier her zieht. Ein paar liebe Menschen und deine Story - sind/waren in letzter Zeit der einzige Grund mal reinzuschauen.

Ich kann dich verstehen. Es ist unheimlich viel Arbeit. Was man ja auch immer an den Bildern gesehen hat. Allein die Erstellung deiner Sims dauert vermutlich drei mal so lange wie ein "normaler" Sim. Und die Kulissen. Dann auch noch alles in Pose bringen....alles für ein bis zwei Bilder.

Wenn man doch wenigstens irgendwo deine Geschichte so nachlesen könnte, weil ich mir sicher bin das du dir da wieder grossartiges ausgedacht hast.
Vielleicht gibt es irgendwo im Web eine Geschichten-Plattform wo du mehr Feedback für deine Geschichte bekommen würdest, als in diesem fast ausgestorbenen Forum. (Wenn dann sag hier Bescheid damit ich die Story weiterverfolgen kann)

Schade! Es gibt sicher ganz viele, die mitlesen, aber sich nicht äußern.
Für mich liegt der Lohn ja immer im Ergebnis und nicht in den Anmerkungen, ........

Und ich muss sagen daß ist heutzutage ein Unding!
Wenn man schon mitliest und es gut findet, oder spannend, dann kann man sich doch die Zeit auch mal nehmen und hin und wieder auch was schreiben.
Es ist doch nicht schwer auch mal was "zurückzugeben".
Dies ist aber ein grundsätzliches Problem der heutigen Gesellschaft.....
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Und nun lese ich mal die letzten Kapitel die ich noch nicht kenne zum Abschied.

LG C.

EDIT: auch wenn die Story nicht weitergeht mag ich noch feddback dalassen
Kapitel 7:
"Sie war dieselbe für ihr Alter viel zu junge Frau, die ihn damals zurückgelassen hatte. Und schlimmer noch, er liebte sie nach wie vor."
Da hast du mit mir gespielt, zunächst habe ich angenommen, das die Dame im Karohemd eine Exfreundinn von Arian ist.

Oh Mann, was muss Kirsten dem Arian nur angetan haben, wenn er sie so behandelt?

Überhaupt mag ich mal anmerken, daß hier soviel mehr ist als eine reine Zombie Geschichte. Jeder Char bringt eine vielschichtige Persönlichkeit mit. (wirklich schade das du aufhörst)

Kapitel 8:

Also ich finde, man sieht nicht das dein PC Probleme mit dem Lot hatte. Auf den Wartezimmer Bildern sieht es doch voll aus

Finde ich gut wie du so ganz nebenbei das sich ausbreitende Virus kurz in Szene bringst, um dann wieder die ganz "normalen" Alltagsprobleme der Protagonisten weiter zu erzählen.
Falka ist so süß mit ihrer Zahnlücke :)

Kapitel 9 ( und Ende :( )


Ist das die selbe May -von Arian die Braut- die da auf dem Schoß von dem Typen sitzt? Oder eine andere?

Was ist nur Rebecca passiert
(könntest du uns das noch im nachhinein verraten?). Man kann ja 10000 Sachen sich da erspinnen.....sie tut mir einfach leid, dabeo weiß ich gar nicht was passiert ist. Das liegt wohl daran wie du es erzählst :)


PS: mir fällt gerade auf, dies ist nun mein längster Kommi seit Beginn der Story geworden. Gerade jetzt wo es zu Ende geht. Das tut mir leid, daß es nicht schon vorher gemacht habe.
 
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Ist jetzt zwar blöd, aber ich habe keine Motivation mehr und werde nicht weitermachen. Es liest ja kaum einer mit und dafür ist mir das alles dann doch zu aufwendig, gerade was die Bilder anbelangt. Hätte ich mir vielleicht vorher überlegen sollen und bla, aber ich hoffe, man kann das trotzdem einigermaßen nachvollziehen.

Jepp, das ist ganz blöd! Seit kurzem hat mich wieder das Sims3-Fieber gepackt. Hab gerade angefangen, deine FS zu lesen... aber ohne Ende... ist doch irgendwie doof :(

Ich selber finde es auch schade, dass im Sims3-Bereich immer weniger Leute aktiv sind. War es ja auch eine laaaange Zeit. Ich kann deine Beweggründe sehr gut verstehen. Aber von der anderen Seite betrachtet: Du bist eine von denen, wo sich das Lesen der Beiträge echt lohnt... und wenn das dann auch noch wegfällt... ein Teufelskreis :(

Auf jeden Fall werde ich die bisherigen Teile lesen, deine tollen (für mich noch immer gewöhnungsbedürftigen) extravaganten Sims und eben auch die super Bilder bewundern... und dann auch meinen Kommentar dalassen :) Gib mir etwas Zeit ;)
 
Hallo :hallo:

Ist lieb, dass ihr euch noch mal gemeldet habt, und ich bin ja froh, dass man Verständnis für meinen Entschluss aufbringen kann. Ich kann jetzt gerade nicht total ausführlich antworten, will aber doch noch kurz was da lassen.

Es gibt sicher ganz viele, die mitlesen, aber sich nicht äußern.
Die Klicks fand ich für die kurze Zeit jetzt eigentlich auch nicht sooo schlecht, aber man weiß ja immer nicht was das so bedeutet, bzw. Ob das wirklich heißt, dass man sich die Sachen anguckt oder nur mal kurz reinschaut.

Für mich liegt der Lohn ja immer im Ergebnis und nicht in den Anmerkungen
Hm, teilweise. Also bei meinen anderen Storys war das für mich auch eher so, aber die waren halt auch einfach zu bebildern (höchstens zwei oder drei Kulissen und hauptsächlich Gespräche, keine Action). Jetzt, wo das pro Kapitel echt aufwendig war (und noch um einiges aufwendiger geworden wäre – bei den richtigen Zombieszenen waren wir ja noch nicht), nervt mich das schon, wenn es dann so aussieht, als würde sich das kaum einer mal angucken. Hab da mit allem drum und dran fast nen halben Tag für so ein Kapitel gebraucht und das brauch ich dann für mich allein nicht so dringend.

Vielleicht gibt es irgendwo im Web eine Geschichten-Plattform wo du mehr Feedback für deine Geschichte bekommen würdest, als in diesem fast ausgestorbenen Forum. (Wenn dann sag hier Bescheid damit ich die Story weiterverfolgen kann)
Hab vor einiger Zeit mal nach so was gesucht, vor allem weil ich einige Ideen hatte, die mit Sims nicht gingen. Aber bin da nicht richtig fündig geworden. Autorenforen sind mir zu "arbeitsintensiv", also da gehts ja mehr um Korrektur des Textes als darum, über die Handlung zu reden, und dafür fehlt mir die Lust. Sonst hab ich nur noch Fanfiction gefunden und das ist nicht mein Ding. Von daher – Seiten, wo man einfach so nur zum Spaß seine Geschichten einstellen kann, hab ich bisher noch nicht gefunden.

Sollte ich da aber mal auf was stoßen und irgendwo posten, geb ich dir natürlich gern Bescheid :read:


Was ist nur Rebecca passiert
(könntest du uns das noch im nachhinein verraten?)
Und auch zu Dreamschaser:

Vielleicht (bzw.hoffentlich) hast Du zu einem späteren Zeitpunkt Lust hier weiter zu machen und dann bin ich auf jeden Fall wieder dabei :nick: !

Ich wills mir noch ein bisschen offenhalten, also verraten kann ich noch nichts. Vielleicht mach ich mal weiter, wenn ich mal in der akuten Langeweilephase stecke, mal sehen. Aber wills jetzt auch nicht versprechen.

Ich selber finde es auch schade, dass im Sims3-Bereich immer weniger Leute aktiv sind.
Joa, find ich auch schade, kanns aber auch nachvollziehen, bin ja selbst auch nicht immer total regelmäßig hier unterwegs und poste auch mal längere Zeit gar nichts. Viele sind wahrscheinlich auch abgewandert zu Sims 4, da lässt sich wohl nichts machen.



LG :hallo:
 
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Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt... Daher... wer weiss... ;) Zumal ich ja auch noch ne FS machen wollte... bloss nicht demotivieren lassen :nonono:

Ich lasse mich überraschen, hab deine FS ja abonniert und sehe ja dann, wenn was Neues kommt :)
 
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Ich empfinde es ja so, dass Sims 4 einige Leute abgezogen hat, ohne dass sich jetzt im Sims 4 Bereich sooo viel täte. Eigentlich hat es nur die Community gespalten.
Ich lasse mich davon nicht beeindrucken und mache einfach weiter mit dem, woran ich Spaß habe. Endlich kann man mal ohne neuen Patch und sonstigen Kram einfach mit dem weitermachen, was man hat. Ich hab so vieles noch nicht ausprobiert und immer noch jede Menge Ideen. Außerdem gibt es noch immer Leute wie Sandy von ATS, die auch noch dran bleiben. Daran kann ich mich freuen. :)
 
Zumal ich ja auch noch ne FS machen wollte... bloss nicht demotivieren lassen :nonono:
Oh, sehr cool, benachrichtige mich, wenn die an den Start geht, ja? Kann immer neuen Lesestoff gebrauchen :read:

Ich empfinde es ja so, dass Sims 4 einige Leute abgezogen hat, ohne dass sich jetzt im Sims 4 Bereich sooo viel täte. Eigentlich hat es nur die Community gespalten.
Ja, stimmt auch wieder. Ab und an schau ich auch da rein und so wirklich viel los ist da auch nicht.

Gespalten ist nicht nur die Community bezüglich Sims 4, sondern meine Wenigkeit ebenfalls :lol: Die Sims an sich find ich fantastisch, nachdem ich das mal angespielt habe. Mit Downloads sehen die für mich besser aus als die von Sims 3, in der Hinsicht würd ich das sooo gern spielen.

Hab mal ein paar von den Storysims in Sims 4 nachgestellt, falls es wen interessiert:


Falka, Rebecca und May


Alf, Danny und Max

Ich find, die sehen toll aus :love: Aber dann dazu diese Plastik-Disney-Quietschbuntwelt ... :Oo::what::heul: Das versaut mir echt alles an dem Spiel. Am liebsten wären mir die Sims aus 4 in der Welt aus 3, glaube ich.
 
  • Danke
Reaktionen: Cindy Sim
Oh, sehr cool, benachrichtige mich, wenn die an den Start geht, ja? Kann immer neuen Lesestoff gebrauchen :read:

Mach ich dann sehr gerne! :nick:

Hab mal ein paar von den Storysims in Sims 4 nachgestellt, falls es wen interessiert:
Sehen nicht schlecht aus :) ... und auch wieder dein typischer Stil erkennbar. ;) Aber du hast Recht: Die Quietschewelt geht bei deinen Sims ja mal gar nicht. :nonono:
 
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Ehrlich gesagt, gefallen mir deine 3erSims besser. ;)

"Plastik-Disney-Quietschbuntwelt" - du bringst es auf den Punkt! nur hässlich!
 
Hey, ich habe gerade deine Story entdeckt und finde sie mega spannend. Auch wenn ich die Sims aus Sims 3 nie sehr mochte, sind deine wirklich hübsch und passen gut in die Geschichte. Auch wenn mich die ähnlichen Typen teilweise etwas verwirren, dass ich sie nicht anhand der Bilder unterscheiden kann. :D

Es wäre toll, wenn du mich benachrichtigen würdest. :)
 
Huhu,

ich mag deine Sims im Vierten Teil auch sehr gerne

Aber klar, diese Cartoon Welt lässt nicht viel Spielraum - schon gar nicht für die Geschichte die du hier zum Teil präsentiert hast.
Allgemein schränkt Sims 4 schon Storys ein.

Ich muss sagen ich fand die 3er Sims nie toll - optisch. Aber wie gesagt deine find ich mega :love:
 
Hallo liebe incognito,

ich bin gerade auf deine Story gestoßen und eigentlich wollte ich mich extra registrieren, um sie zu kommentieren, bis ich festgestellt habe, dass ich hier bereits einen Account habe ;) Jedenfalls bin ich hin und weg! Ich liiiebe Zombies und bin ein großer The Walking Dead Fan und komme hier genau auf meine Kosten. Du hast einen großartigen Schreibstil und verstehst es, eine Geschichte fesselnd und spannend zu erzählen. Auch die Bilder sind dir sehr gut gelungen, sehr atmosphärisch, mit viel Liebe zum Detail. Man sieht, dass du eine Menge Arbeit in die Story investierst.
Gut finde ich auch die Geschichten, die du rund um deine Charaktere erzählst, das macht sie greifbarer und menschlicher - letzteres sind sie allerdings sowieso. Wade ist mir super sympathisch, ein toller Charakter, Scott und Daniel haben allerdings auch eine Menge Potential. Wie aus dem Leben gegriffen.

Ich finde es sehr, sehr schade, dass du die Arbeit an der Story einstellen willst, und hoffe von ganzen Herzen, dass du es dir noch einmal überlegst. In mir hast du eine treue Leserin gefunden und ich verspreche hoch und heilig, jeden Teil aufs Ausführlichste zu kommentieren ;)
Bitte überleg es dir noch einmal, deine Geschichte ist viel zu gut, um sie nicht weiterzuerzählen.

Liebe Grüße
 
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