Kapitel 17
Danach gibt es noch 1 ausklingendes Kapitel und einen Epilog! Das aber beides zusammen!
Die eisige Kälte der Nacht
Das Leben eines Straßenkindes
Kapitel 17
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Weiß. Das erste, was ich sah, war einfach weiß. Ich erwachte ganz plötzlich, es war kein Filmerwachen, dieses „ganz-langsam-die-Augen-aufschlagen-und-sich-umsehen“, meine Augen schlugen automatisch und blitzschnell auf. Ich wusste sofort, wo ich war, es roch nach Medikamenten und Krankheit, alles war weiß, ich war im Krankenhaus. Mein Kopf brummte, meine Lippe schmerzte schrecklich. Da sah ich sie, eine Gestalt, neben mir am Bett. Es war meine Mutter. Lara.[/FONT]
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Hannah!“, rief sie und beugte sich tapfer über mich. Ich schaute sie an, auf eine Art angewidert, auf eine Art erleichtert. Sie hatte sich kaum verändert, als ich sie vor beinahe einem Jahr das letzte Mal gesehen hatte. Ihre Haare waren auf der Seite zusammengeknotet, ihre Lippen waren rot geschminkt und ich fand es schön an ihr. Wie hübsch sie eigentlich war.[/FONT]
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Mama“, flüsterte ich leise. Mein Hals brannte immer noch, aber nicht mehr so stark wie auch schon. Meine Stimme klang traurig und kläglich.[/FONT]
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Ich richtete mich leicht auf und tastete nach meiner Unterlippe. Sie war aufgeschlagen und das verkrustete Blut fühlte sich nicht gerade schön an. Dann schaute ich meine Mutter an. Und sie schaute mich an.[/FONT]
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Hannah“, flüsterte sie wieder, dann biss sie sich auf die Lippen. Sie hatte schwache Tränen in den Augen, ihr Blick war voller Schmerz und Leid. Doch ich konnte nichts sagen, starrte sie nur an. Schließlich überwand ich mich.[/FONT]
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Was ist passiert?“ Meine Mutter schloss seufzend die Augen.[/FONT]
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Du warst voller LSD, Ecstasy und anderen Giften.“ Sie versuchte, mich anzulächeln. „Man hat dich in der Nähe des Stadtparkes gefunden, bewusstlos und praktisch ohne Puls.“ Sie macht eine kleine Pause. „Du hast riesiges Glück gehabt, Hannah.“[/FONT]
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Ich schwieg, dann lehnte ich mich schwer atmend gegen die Wand. Ich fühlte mich so voller Scham, ich konnte meiner Mutter nicht in die Augen sehen. Ihre grünen Augen wurden milchig.[/FONT]
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Es tut mir so leid.“ Sie schluchzte leise. „Es tut mir so leid.“ Eine Träne rollte über ihre heiße Wange, sie schaute vor sich auf den Boden. [/FONT]
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Bernd“, flüsterte ich nur leise, ohne ihre Entschuldigung zu beachten.[/FONT]
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Sie schüttelte den Kopf. „Er ist weg, schon seit Herbst.“ Sie schluchzte nochmals und wischte ihre Augen trocken.[/FONT]
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Wenigstens etwas“, murmelte ich auch fast weinend und lehnte den Kopf nach hinten und schloss die Augen.[/FONT]
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Warum bist du nur weggelaufen? Es wäre doch alles gut geworden.“ Ihre Stimme war ebenfalls kläglich und traurig, so wie meine.[/FONT]
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Gut? Ihr wolltet mich zu meinem Vater abschieben, ich bitte dich! So kurzfristig, was habt ihr euch dabei gedacht? Ihr wart egostisch, nichts als egoistisch, dachtet nur an euch! Ihr habt mich mitten aus dem Leben gerissen! Seit dieser Idiot da war, hast du mich nicht einmal von hinten angesehen!“ Meine Stimme überschlug sich fast vor Traurigkeit und Wut, aber ich war auch froh, meiner Mutter endlich die Meinung gesagt zu haben. Auch wenn ich mich schrecklich fühlte, war ich irgendwie doch erleichtert.[/FONT]
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Es tut mir leid.“ Das war das einzige, was sie weinend sagen konnte, dann hob ich schmerzhaft meinen Arm und wies mit meiner Hand auf die weiße, mir gegenüberliegende Tür.[/FONT]
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Bitte geh.“ Ich weinte noch fast mehr, aber ich hielt die restlichen Tränen zurück.[/FONT]
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Sie nickte verständnisvoll und ging wortlos hinaus. Keine zwei Sekunden später platzte Tom herein, er wirkte glücklich.[/FONT]
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Hannah!“, rief er lächelnd und trat zu meinem Bett hinüber. [/FONT]
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Tom“, flüsterte ich leise. „Tom.“ Beim zweiten Mal lächelte ich tapfer. Auch er hatte sich nicht verändert, überhaupt nicht, und ich spürte ein kleines Kribbeln im Bauch. Diesmal war es wie im Film, ich hätte nie gedacht, dass man wirklich so ein Kribbeln spüren könnte.[/FONT]
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Gut, dass du aufgewacht bist.“ Er wirkte so freundlich und unbeschwert. Ich musste an den Moment zurückdenken, als ich mit Jonas geschlafen hatte. Wie gerne hätte ich es gehabt, wenn Tom Jonas gewesen wäre.[/FONT]
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Du weißt gar nicht, wie ich dich vermisst habe“, seufzte er und streichelte mit einer Hand meine Wange. Das fühlte sich so schön an, Tom so nahe zu sein.[/FONT]
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Ich habe dich auch vermisst“, flüsterte ich lächelnd.[/FONT]
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Manchmal machst du ja ziemlichen Blödsinn“, grinste er. Ich seufzte, dann beugte er sich über mich und unsere Lippen berührten sich. Der Kuss dauerte nur etwa drei Sekunden, dann richtete er sich auf und schaute mich an.[/FONT]
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Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich in dich verliebt habe.“ Er grinste wieder. Es war so süß, wenn er lächelte. Es war das Tomlächeln.[/FONT]
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Übrigens habe ich eine kleine Überraschung für dich.“ Er zwinkerte mir zu, dann ging er heraus. [/FONT]
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Hey, Cousine, komm!“, rief er und ich hörte es kaum, weil er so weit weg war. Aber dann kam jemand herein, und ich erkannte sie sofort, obwohl sie sich so verändert hatte.[/FONT]
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Es war niemand anderes als Kristina. Kristina, die ich damals, ganz am Anfang, kennen gelernt hatte. Die mit den ganz hellblauen, schönen Augen und den blonden Haaren. Jetzt trug sie die Haare viel kürzer, aber ich fand beides schön.[/FONT]
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Kristina“, murmelte ich verblüfft. War das etwa Toms Cousine? Er hatte mir doch erzählt, dass sein Bruder mit seiner Cousine abgehauen war. Konnte das sein? [/FONT]
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Das hätte ich ebenfalls nicht gedacht“, grinste sie leise. „Bis mir Tom von dir erzählt hat.“[/FONT]
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Kristina ist im Februar vor unserer Tür gestanden. Schwanger.“ Tom seufzte und Kristina schaute ebenfalls seufzend zu Boden.[/FONT]
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Schwanger?“ Ich runzelte die Stirn.[/FONT]
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Ein Kunde von mir wollte kein Kondom benutzen, und ich Idiot habe zugestimmt. Tja. So kann es gehen“, sagte sie und runzelte ebenfalls die Stirn.[/FONT]
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Du hast ein Kind?“, fragte ich sie.[/FONT]
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Nein, ich“, sie macht eine kurze Pause, „es ist gestorben, als ich im siebten Monat war. Ich hatte eine Lungenentzündung. Aber es ist nicht weiter schlimm, irgendwie habe ich nie für das Kind empfunden. Ich weiß, dass klingt dumm und unfreundlich, aber es ist so.“ Sie seufzte.[/FONT]
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Verstehe.“ Ich nickte und konnte es fast nicht glauben. Meine ganze Situation war so unglaublich, merkwürdig, komisch, es war unfassbar. Ich meine, Kristina war schwanger, und obwohl ich sie nicht kannte, ging es mir so nahe.[/FONT]
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Wir alle sind froh, dass du aufgewacht bist“, lächelte Tom und griff nach meiner Hand. „Du warst einige Tage auf der Intensivstation. Versprich mir, dass das aufhört.“[/FONT]
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Es fiel mir schwer, aber ich nickte.[/FONT]
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Ich meine die ganzen Drogen, okay? Du wärst fast daran gestorben! Versprich mir, dass du zu uns ziehst...“[/FONT]
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Und da nickte ich. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Endlich war ich mir sicher, dass alles gut werden würde. Und es wurde tatsächlich alles gut.[/FONT]
Na ja...Fortsetzung folgt...