So, gestern habe ich auch endlich "Match Point" auf Englisch gesehen.
Ist der dritte Film, den ich von Woody Allen gesehen habe. Allein schon ein Muß wegen der göttlichen Scarlett....
Was verhalten begann und mich nach den ersten 60 Minuten glauben ließ, daß es nur eines von vielen seicht inszenierten, langweiligen Beziehungsdramen ist, entwickelt sich zum Ende hin sehr viel fesselnder, fast schon thrillerhaft. Krimi trifft's glaube ich am ehesten. Bin sehr zufrieden.
Es ist lustig, die verschiedenen Akzente zu hören und die Schauspieler machen ihre Sache recht gut, bis auf John Rhys-Meyers, der ein wenig fehlplaziert wirkt. Er ist einfach zu steif, steifer sogar als seine Freunde aus der upperclass selbst. Mehr macht er den Eindruck eines Shakespeare-Darstellers. Unentspannt, wenn er entspannt sein sollte und umgekehrt. Er scheint sich nicht mit der Handlung zu entwickeln. Erst am Ende passen Umgebung und Verhalten imho zusammen.
Scarlett Johansson spielt überzeugend bis auf ihren Ausraster, nachdem Chris das Hotel verläßt. Hysterie steht ihr (noch?) nicht so gut. Vielleicht ist sie auch noch zu jung...hat aber viel Potenzial. An ihre Leistung in "LiT" kommt sie allerdings nicht heran. Trotzdem bleibt sie mein Schatz
, vor allem weil die ursprünglich geplante Kate Winslet eine absolute Katastrophe gewesen wäre.
Auf jeden Fall einer der besseren Filme Woody Allens. Nicht meckern läßt sich über die Produktion. Beleuchtung gefühlvoll, Musik sparsam, Orte und Ausstattung sowie Kleidung sorgfältig gewählt. Allen gibt seinen Akteuren genug Freiraum, um sich zu präsentieren. Diese nutzen dies sehr gut aus. Während die erste Hälfte des Films fast wie vorgespult wird (hier hätte ich mir eine klarere zeitliche Gliederung gewünscht), macht die letzte halbe Stunde alles wieder wett. Wer vorher eingeschlafen wäre, sitzt jetzt kerzengerade und fiebert mit, wie es Chris wohl am Ende ergeht.
Fazit: Keine groben Schnitzer, keine überragenden, aber überzeugende Akteure, sehr gute Produktion und ein exzellentes Drehbuch mit Blick fürs Detail (bis auf Chris' Motorola, das die Nokia-Melodie ertönen läßt). 8/10