Fotostory Die Inszenierung des Lebens

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Weihnachten. Diese Zeit im Jahr verzauberte Miriam jedes Mal aufs Neue. Der Duft der Plätzchen, welche in jedem Ofen dahin backten, der Duft von Glühwein, der so schön wärmte und der Duft der Tannen.
Sie liebte es wenn es dicke Schneeflocken schneite, sie liebte das Lachen der Kinder beim Bauen von Schneemännern und sie liebte die Vorfreude auf den Heiligen Abend.
Das Schenken bereitete Miriam jedes Jahr die meiste Freude. Dafür ging sie auch an jenem Abend über die Weihnachtsmärkte in der Hoffnung etwas tolles für ihre Familie finden zu können. Auch diesen Abend fand sie super schöne Geschenke. An jenem Abend der das Leben der Tänzerin für immer verändern sollte und ihr zeigen würde, dass nicht hinter jedem Menschen die Person steckte, die man vermutete.


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Miriam kam an einem Stand mit kleinen, aus Holz geschnitzten, Weihnachtsmännern vorbei.
Sofort musste sie grinsen... Genau solch einen kleinen Weichnachtmann hat ihr ihre Mama auf dem ersten Weihnachtsmarktbesuch gekauft. Miriam hatte ihn sich so sehr gewünscht und ihn als Kind die ganze Zeit bei sich gehabt. Bei jedem Auftritt war er ihr Glücksbringer. Sie wollte sogar nicht tanzen, wenn der Weihnachtsmann nicht dabei war.

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Ein Gefühl von Wärme umhüllte ihr Herz als sie zurück an ihre Kindheit dachte. Zugleich traf sie aber auch ein tiefer Stich. Wie sehr sie ihre Eltern vermisste... Nachdem sie ausgezogen war, kauften sich beide ein kleines Haus in Schweden wo sie nun sehr glücklich waren. Miriam blieb aber wegen ihrer Karriere und Marc in Deutschland.
Den Abend wollte sie nicht mit traurigen Erinnerungen ausklingen lassen, also dachte sie an die positiven Momente in ihrem jetzigen Leben. In 2 Tagen würde sie in „Der Nussknacker“ die Rolle der Zuckerfee tanzen. Was für ein Erfolg! Seitdem sie ein Kind war liebte sie das Tanzen und das Stück am Heiligen Abend tanzen zu dürfen war einer ihrer größten Wünsche.
Durch den Tanz fand die blonde Frau vor einem Jahr auch ihre scheinbar große Liebe Marc. Damals als sie mit 18 auf einer großen Schule vortanzte war sie ihm begegnet. Er arbeitete damals noch als Manager dort. Es war Liebe auf den ersten Blick. Seit diesem Tag übernahm er ihr Management und beide gewannen Wettbewerb nach Wettbewerb.


„Interessieren Sie sich für den Holz- Weihnachtsmann?“ riss sie eine sanfte, liebe Stimme aus dem Gedanken. Miriam lächelte die Verkäuferin an und sagte, dass sie ihn gerne kaufen wolle.
Dieser Weihnachtsmann sollte für ihre Mutter sein und sie an die glückliche Zeit mit ihr erinnern.


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Langsam ging Miriam von Stand zu Stand. Bald hatte sie sich dem Ende genähert und sie beschloss, auf dem Heimweg noch Zutaten für die Pasta zu besorgen, die Marc so gerne aß.
Der frische Schnee knirschte unter ihren Stiefeln und durch die verschneiten Tannen funkelte das Licht des Vollmondes. Was für eine wunderschöne klare Nacht!
Als sie die Sterne bewunderte, wurde ihr klar, wie sehr sie diese Momente so gern mit Marc genießen würde. Er konnte nicht mitkommen, oder wollte er nicht? Durch seine harte Arbeit hatte er nie Zeit für seine Freundin. Doch sie liebte ihn und musste dies akzeptieren auch wenn es so sehr weh tat.

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Miriam dachte wieder an ihre Eltern. Vielleicht sollte sie sie mal wieder besuchen? Schon seit 2 Monaten hatte die Familie kaum noch Kontakt. Sollte sie sich einfach mal Urlaub nehmen und sie besuchen fahren? Das Weihnachtsfest mit ihnen verbringen?
Sie dachte wieder an Marc, wie viel ihm daran liegt, wenn Miriam zu Heilig Abend mit ihm und seinen Managerfreunden feiern würde... Doch wollte sie an diesem Abend überhaupt bei Ihnen sein und nur zuhören, wie man am besten Geld verdiene?

Sollte sie ihm einfach mal „Nein“ sagen?
Noch bevor die junge Frau eine Antwort auf all ihre Fragen finden sollte, schrie eine älter Dame: „Vorsicht, passen Sie auf!!!“
Ihr Schrei riss sie aus ihren Gedanken. Miriam schaute vom Boden auf nach vorn: Ein grelles, helles Licht. Dann merkte sie nur noch wie sie schmerzhaft an der Hüfte erfasst wurde.

Das letzte was sie in ihrem alten Leben hören würde, war das Zerbrechen des kleinen Weihnachtsmann neben ihr.


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Hallo!

Deine Story fängt schonmal total gut an! Mir gefällt dein Schreibstil sehr, auch, wenn gelegentlich ein paar Schreib- und Kommafehler vorkommen. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht den ersten Akt zu lesen und bin total gespannt, wie es weitergeht! Das Thema der Story konnte ich noch nicht so richtig erahnen, aber vielleicht sollte das ja auch so sein :D
Bilder sind auch klasse, der Weihnachtsmarkt ist wunderschön :love:
Der letzte Satz hat mich doch zu sehr gepackt, also bitte ich um Benachrichtigung :D


LG
Yalea
 
Hallöchen! :)
Hach wie ich Weihnachten liebe!
Deine Story ist bis jetzt total interessant!
Ist das ein Auto? Oder sieht das nur so aus am Schluss?
Ich finde den Weihnachtsmarkt auch total toll!
Ich freue mich schon auf den nächsten Akt!

LG Kakii
 
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Mit leichten Kopfschmerzen und einem unerträglichen Stechen in ihrem Hals versuchte sie die Augen zu öffnen. Doch das Licht, welches Miriam zu Boden riss, ließ keine Wahrnehmung zu. Sofort schloss sie ihre Augen wieder. Eine Stimme erklang: „Können Sie mich hören Miriam? Frau Richter? Hören Sie mich?“Mühsam versuchte Miriam zu nicken. Erst jetzt merkte sie, dass unter ihr kein Schnee mehr war. Sie war nicht mehr auf dem Weihnachtsmarkt. Es war auch nicht mehr kühl sondern stickig warm, so wie es im Sommer immer war. Irgendetwas musste passiert sein!

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Langsam verglühte das grelle Licht vor ihren geschlossenen Augen und sie versuchte diese erneut zu öffnen. Ganz schwach konnte sie zwei Personen erkennen. Das Bild wurde von Sekunde zu Sekunde schärfer. Vor ihr stand eine rothaarige Person in einem weißen T-Shirt. Ihr Blick schliff durch den Raum und sie versuchte sich daran zu erinnern, ob sie irgendwann schon einmal hier war. Aber weder die weißen Fliesen, noch diese 2 Personen konnte Miriam zuordnen.
„Sie ist wieder bei uns!“ hörte die junge Frau die Schwester sehr erleichtert sagen. Was hatte das alles zu bedeuten? In diesem Raum waren keine Fenster. Sie konnte also nicht hinaus sehen um nach dem Schnee zu suchen der vor einigen Minuten, so nahm sie es wahr, noch unter ihren Füßen knirschte.
Miriam versuchte zu fragen wo sie war, sie wollte wissen was passierte, doch als sie ihren Mund öffnete um eine Frage auszusprechen stachen tausend Nadeln in ihrem Hals zu. Sie musste hüsteln, was den ganzen Schmerz noch unerträglicher werden ließ.

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„Oh, warten Sie, ich bringe Ihnen einen Schluck zu Trinken!“ sagte die gleiche Schwester von eben, während sie schon zu einem Schrank lief um dort eine Tasse hervorzuholen.
Als sie wieder bei Miriams Bett war, hob sie ihren Körper leicht an. Dankbar öffnete sie ihre trockenen Lippen und spürte, wie das kühle Wasser das Feuer im ihrem Hals löschte. Um sicher zu sein, dass der Schmerz schwächer geworden war, schluckte sie noch einmal. Dann begann sie, diesmal langsamer, Worte zu formen: „Was … passiert? Wo … bin ich?“ Miriams Stimme klang sehr wach und es war mehr ein Flüstern als ein Sprechen.
Die Ärztin hatte ihre Worte wahrscheinlich verstanden, wollte sie aber nicht beantworten. Sie zischte lediglich „Psssst! Sie sind noch viel zu schwach um reden zu können!“
Wieso konnte sie ihr nicht sagen was passiert war? Miriam wollte Antworten auf ihre vielen Fragen!
Noch einmal sprach sie zu Miriam: „Sie werden jetzt noch einmal schlafen! Nachher wird sie die Schwester zu einer Untersuchung bringen! Aber nun schlafen Sie noch einmal um Kraft zu tanken!“ Mit diesen Worten verließen beide das Zimmer. „Eine Schwester würde mich zu einer Untersuchung bringen“dachte Miriam, „das konnte nur bedeuten, dass ich in einem Krankenhaus war.“
Miriam spürte wie ihre Augen immer schwerer wurden, die Ärztin hatte recht, sie würde jetzt viel Schlaf brauchen.

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„Wie wollen wir nun fort fahren?“
Die Stimme von Pfleger Phil klang sehr besorgt. Er hatte sich die letzte Zeit sehr um Miriam gekümmert. Die Oberärztin hatte ihn dazu beauftragt, sich besonders um die prominente Tänzerin zu kümmern. Das Krankenhaus hatte in letzter Zeit viel schlechte Kritik bekommen und brauchte nun positive Schlagzeilen in den Zeitungen. Da kam ihr der Unfall der berühmten Tänzerin gerade Recht um das Image des Krankenhauses wieder ins rechte Licht rücken zu lassen.
„Wir dürfen ihr auf keinen Fall den Lebensmut nehmen! Dazu ist sie zu schwach! Das Risiko nicht mehr Leben zu wollen ist einfach zu hoch!“ sagte die Oberärztin sicher.
„Aber wie wollen Sie das anstellen? Sie ist hüftabwärts gelähmt! Sie wird nie wieder tanzen können! Zudem hat sie in den letzten 7 Monate niemand besucht. Sie steht völlig allein da! Ihre Eltern haben sich zwar ständig telefonisch erkundigt, ihr Verlobter hat sich aber direkt nach ihrem Unfall mit einer anderen Tänzerin ins Ausland abgesetzt nachdem er gehört hat, dass sie nie wieder laufen könne! Was davon wollen Sie ihr denn nicht sagen, damit ihr Lebenswillen nicht kaputt gehe?“ In der Zeit in der Phil sie besuchte, ihr vorlas und alles daran setzte sie zurück ins Leben zu bringen, hatte er viel über seine Patientin heraus gefunden. Das was ihr geschehen war konnte einem Menschen, der vollkommen gesund war, zerstören.
Nun mischte sich die Schwester ein: „Wir können Ihr nichts verschweigen! Irgendwann wird sie eh alles erfahren! Die Lähmung können wir nicht vor ihr geheim halten! Und dass ihr Verlobter nicht auftaucht, das wird sie früher oder später merken!“
Eine unerträgliche Stille kehrte ins Ärztezimmer ein. Jeder überlegte still für sich was die beste Möglichkeit war Miriam zu helfen.

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„Ich werde sie nachher untersuchen. Danach erkläre ich ihr die Lähmung und bringe ihr bei, dass es nicht mehr Dezember, sondern Juli ist. Das wichtigste: Kein Wort über die Trennung von Marc! Er hat sie anfangs jeden Tag besucht! Nun ist er geschäftlich unterwegs und hat sich heute morgen erst über ihr gesundheitlichen Zustand informiert! Ich hoffe, Sie haben alle verstanden was ich gesagt habe!“
Mit diesen Worten verließ die rothaarige Oberärztin den Raum. In der Tür drehte sie sich noch einmal um: „Nachher findet eine Pressekonferenz im Krankenhaus statt. Ihr wisst, wie wichtig die Genesung von ihr für das Krankenhaus ist! Phil, Sie kümmern sich weiterhin intensiv um diese Patientin! Versauen Sie es nicht!“

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Ein tolles Kapitel!
Die Arme :( Sie tut mir total Leid! Plötzlich gelähmt zu sein ist, denke ich, ein Schock, den man nicht so leicht verkraftet, oder sogar nie verkraftet!
Sehr gefühlvoll geschrieben! Hat mir gut gefallen, bin schon gespannt, wie es weitergeht :up:

LG
 
Ich bekomm die ganze Zeit Gänsehaut und die Geschichte erinnert mich ein wenig an eine andere die is sehr toll fand.
WÜrdest du mich benarichtigen ??
 
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Miriam hatte unruhig geschlafen. Sie glaubte im Traum Stimmen zu hören, Stimmen die ihr sagen würden, was geschehen war. Konzentriert versuchte sie zu verstehen was die Stimmen zu ihr sagten, doch es war unmöglich. Sie versuchte im Traum den Stimmen nach zu rennen, doch umso näher sie glaubte an den Stimmen zu sein, desto undeutlicher wurden diese.
Sie schlug die Augen auf. Miriam konnte sich an den Raum erinnern, aber sie wusste immer noch nicht genau wo sie war.
Ein dumpfes Klopfen erschallte. Bevor Miriam registrierte woher dieses Geräusch kam, öffnete sich die Tür und die Schwester, die ihr vorhin das Wasser gereicht hatte, betrat den Raum.
„Ah, wie ich sehe sind Sie schon wach! Ich bringe Sie nun zu einer Untersuchung.“ Die Stimme der Schwester klang besorgt.
Die Schwester löste die Blockaden der Räder von Miriams Bett. Das Bewegen des Bettes war ein ziemlich komisches Gefühl. Noch nie wurde Miriam im Liegen irgendwo hin gefahren. Zuerst hielt sie sich erschrocken an der Matratze fest. Als die Schwester bemerkte, wie unsicher sich Miriam während ihrer „Fahrt“ fühlte, versuchte sie die Patientin zu beruhigen. Immer wieder beteuerte sie ihr, dass sie keine Angst haben muss. Aber mit keinem Wort erwähnte sie, warum Miriam hier war.

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Als eine Tür in einen Raum geöffnet wurde und Miriam eine riesige Röhre sah, traf es sie wie ein Blitz. Ein Blitz, der direkt durch ihr Herz ging und sie erschaudern ließ.
Solche Röhren hatte Miriam im Fernseher schon einmal gesehen. Damals ging es um ein Bericht über ein Mädchen, welche Querschnittgelähmt war und mit solch einer Maschine untersucht wurde.
Erst jetzt wurde Miriam bewusst, dass sie kein Gefühl in den Beinen hatte. Aber vorhin als sie erwachte konnte sie auch ihre Arme zuerst nicht spüren. Dafür wurde es bestimmt eine plausible Erklärung geben. Miriam konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ihre Beine gelähmt waren. „Sicherlich waren es irgendwelche Medikamente, die als Nebenwirkung ein Taubheitsgefühl in den Beinen hervor riefen.“ dachte sie, als sie von 2 Ärzten in die Röhre geschoben wurde.

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Nachdem Miriam in der Röhre untersucht wurde, brachte die Schwester sie in einen Raum, der nach einem ganz normalen Untersuchungsraum aussah. Dort wartete die rothaarige Ärztin bereits die sie heute morgen schon gesehen hatte.
Ein Pfleger half ihr aus dem Bett und setzte sie auf den Behandlungsstuhl. Dort wurde ihr noch Blut abgenommen und ihr Puls wurde gemessen.
„Die Untersuchungsergebnisse sind eindeutig!“ sagte die Ärztin scharf und schaute noch einmal auf die Untersuchungsergebnisse. „Wie wir kurz nach ihrem Unfall schon festgestellt hatten...“
Erst jetzt erinnerte sich Miriam an den Unfall. Das Zerbrechen des kleinen Weihnachtsmannes, den Schmerz den sie an ihrer Hüfte spürte. Das alles war ein Unfall gewesen!
„Frau Richter, sie lagen im Koma! Ganze 7 Monate. Heute ist der 25 Juli.“ Erst als Miriam nickte, um zu zeigen, sie habe verstanden was die Ärztin sagte, fuhr diese fort: „Sie wurden an der Hüfte angefahren. Schwerste Verletzungen und diverse Brüche führten nun zu einer Lähmung. Sie sind hüftabwärts gelähmt.“ Nun hatte die Ärztin ihre Hand auf die Miriams gelegt um ihr in diesem schweren Moment bei zu stehen. Aber die tiefe Trauer, die Verzweiflung und der Schock, den die Ärztin erwartet hatten, blieben aus. Miriam schaute einfach nur leer auf ihre Zehen.
Sie verstand die Worte der Ärztin, sie wiederholten sich wie ein Echo in ihren Ohren, aber sie konnte keinen Schmerz in sich spüren. Es war einfach alles leer. Sie spürte keine Wut, keine Angst, sie spürte nur ein leeres Nichts.
„Verstehen Sie was ich gesagt habe? Sie werden nie wieder laufen können!“ Die Ärztin wurde unruhiger. Hatte Miriam nicht verstanden was sie gesagt hatte?
Der jungen Frau war in diesem Moment alles gleichgültig. Sie versuchte, den Gedanken an sich heran zu lassen, aber es ging nicht. Sie erinnerte sich, wie verzweifelt sie damals war, wenn sie sich den Fuss geprellt oder gestaucht hatte. Aber nichts von dieser Verzweiflung kam in diesem Moment in ihr auf.

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„Ich glaube es ist jetzt besser, wenn ich Sie auf die Station bringen lasse!“ Die Oberärztin erhob sich, ging zu ihrem Telefon und rief einen Pfleger an. Kurz darauf klopfte es und ein junger Mann betrat das Zimmer. Miriam schaute noch immer auf ihre Zehen, sie wollte ihre Gedanken ordnen, doch es war unmöglich.
„Das ist ihr persönlicher Pfleger. Wenn Sie irgendetwas belastet oder Sie irgendwelche Wünsche haben, sagen Sie ihm einfach Bescheid!“
Jetzt richtete sich der Blick der Ärztin auf den Pfleger: „Bringen Sie sie auf ihr neues Zimmer und kümmern Sie sich um unsere Patientin!“

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Der Pfleger schob Miriam durch einen langen und endlos wirkenden, weißen Flur. Am Ende war ihr zukünftiges Zimmer auf der Station.
Der starke Pfleger hob Miriam aus dem alten Bett, hinein ins Neue. Dass sie dabei nur ein fast durchsichtiges Krankenhaushemd trug, war ihr ziemlich egal.
Miriam richtete ihren Blick auf die weiße Wand, während der Pfleger sie zu deckte.
„Wenn ich Ihnen irgendeinen Gefallen tun kann, sagen Sie es mir nur!“ Mit diesen Worten wollte sich der junge Mann von ihr verabschieden. Er wollte so schnell wie möglich aus diesem Zimmer, dieser einen Frage entgehen.
„Warten Sie bitte. Können Sie mir sagen, ob sich ein Marc nach mir erkundigt hat?“ Trotz des ganzen Gedankenchaos in Miriams Kopf konnte sie noch klar an ihren Verlobten denken.

Der Pfleger dachte nun an die Worte der Oberärztin „Versauen Sie es nicht!“. Der Gedanke die Patientin anlügen zu müssen ekelte ihn an, denn er war immer Ehrlich und wollte auch selber ehrlich behandelt werden, aber hatte er in diesem Fall einen eigenen Willen? Sollte er sie anlügen oder ihr lieber auf eigene Gefahr die Wahrheit sagen? Sollte er nach seinem Gewissen, oder nach einem Befehl handeln?
Er versuchte sich in die Lage der jungen Frau zu versetzen. Nach 7 Monaten im Koma sollte so eine große Lüge folgen? Anderseits hatte sie gerade erfahren, dass sie nie wieder laufen würde. Würde sie es verkraften zu hören, dass ihre große Liebe nichts mit einem „Krüppel anfangen kann“? Das waren die Worte von Marc, nachdem er die Diagnose seiner Freundin erfuhr. Doch wäre eine Lüge in diesem Fall besser, als solch eine harte Wahrheit?
Würde er sich dem Befehl der Ärztin widersetzen, konnte ihm das seinen Job kosten...
Er dachte nun an Betty, seiner kleinen Schwester. Er musste für die Kleine sorgen. Nachdem Tod der Eltern vor 3 Jahren war sie sein einziger Halt. Ohne diesen Job würde das Jugendamt sofort einschreiten und sie ihm weg nehmen...

„Er hat Sie regelmäßig besucht. Marc hat heute morgen erst telefonisch nach Ihnen gefragt. Da war ihr Zustand noch nicht so verändert. Er ist für 3 Monate auf einer Dienstreise nach New York.“ hörte er sich selber lügen.

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Oh Nein! Jetzt hat er gelogen! :polter:
Ich muss dich erstmal ganz doll für den Taxt loben! Der ist wirklich super! :up:
Sehr verständlich und in einem schönen Schreibstyl..
Allerdings... Ich finde das die Blicke der Personen auf den Bildern nicht so gut sind..
Die passen nicht immer zu dem Text oder die Personen gucken ganz normal in das Zimmer.. Ansonsten sind die Bilder gut und passen auch zu dem Text.. Außer halt die Blicke.. Ist auch nicht Böse gemeint.. :nonono:
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.. :)
LG Kakii
 
Oh maan! Es wäre so schön gewesen, wenn er die Wahrheit gesagt hätte! :nonono:
Na ja, bin gespannt, wie es weitergeht! Schönes Kapitel und schöne Bilder :up:
Auch sehr gefühlvoll geschrieben in dem Moment, als die Ärztin mit der Wahrheit rausrückte :up:

LG
 
das mit den Gesichtszügen hab ich auch gemerkt.. Sie lächelt ständig, er guckt eiskalt.. hab schon die bilder für weitere kapitel gemacht und wenn er zufrieden, oder besorgt gucken soll, kommt ständig dieser fiese blick.

ich such schon die ganze zeit diesen Posenbox Pelikan, mit dem man die Gesichtszüge verändern kann, aber ich hab ihn bis jetzt noch nicht gefunden..


Danke für die Tollen Lobe :)
 
Eine wunderschöne und doch zu gleich traurige Geschichte. Deine Art Dinge zu Beschreiben fasziniert mich. Ich hab jedoch eine Frage wie hast du das mit dem Krankenhaus hinbekommen?:confused:
Ich freue mich auf die nächsten Kapitel.
 
Ich hab jedoch eine Frage wie hast du das mit dem Krankenhaus hinbekommen?:confused:

Wär schön wenn du mir sagst, was genau du wissen willst :) Ich find das Krankenhaus rein gar nicht "besonders".

Werd mich jetzt mal ans nächste Kapitel setzen, dass es heut Abend noch online geht :)
 
Ist das mit einem Erweiterungspack gekommen, oder hast du es mit einem Grafikprogramm eingefügt?
 
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Sie konnte die Worte der Ärztin noch immer nicht an sich heran lassen. Miriam erwartete, dass die Verzweiflung, die Angst und die bloße Panik vor der Zukunft kommen würde, wenn sie allein in ihrem Zimmer war. Aber nichts von dem geschah. Sie lag einfach nur in ihrem Bett, schaute kalt und ohne jegliches Gefühl in sich die Zimmerdecke an.
Der Pfleger sagte, ihr Verlobter Marc sei auf einer Geschäftsreise. Wie schön es war zu wissen, dass er sie damals täglich besucht hatte. Es tat gut ihn an ihrer Seite zu wissen. Dass er jetzt auf einer geschäftlichen Reise war, war nur zu verstehen. Er durfte seine Existenz nicht wegen ihr gefährden.
Miriam versucht nun auch an ihre eigene Existenz zu denken. Wovon sollte sie nun leben? Das einzige was sie bisher getan hat, war tanzen. Sie hatte niemals eine Ausbildung für irgendeinen „normalen“ Beruf angefangen. Alles konzentrierte sich nur auf ihr Tanz.
Natürlich wusste Miriam, dass es vorbei war, dass sie nie wieder ihrer Leidenschaft nach gehen konnte. Aber auch der Gedanke ruf rein gar kein Gefühl in ihr hervor. Sie dachte an ihre Wohnung. Diese lag in der obersten Etage einer Altbauwohnung, in der es natürlich keinen Fahrstuhl gab. 5 Etagen zu gehen war niemals ein Problem, aber 5 Etagen ohne Beine zu erklimmen war schier undenkbar.
Langsam schmerzte ihr Kopf vor lauter nachdenken. Irgendwie würde es schon weiter gehen, es ging immer weiter.

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Die Spätschicht von Phil war zu Ende. Der Gedanke an seine Patientin jedoch, verfolgte ihn auf dem Heimweg und sogar mit in seine Wohnung. Das Schicksal der blonden Frau konnte ihn einfach nicht los lassen. Er konnte nicht aufhören daran zu denken, wie er sich fühlen würde, wenn er alles verloren hätte und nur Lügen folgen würde.
Sein Blick streifte über die Tür zu seiner Wohnung und traurig wurde ihm bewusst, dass er bereits fast alles verloren hatte, was ihm lieb war. Er hatte nur gelogen um nicht auch noch den letzten Halt zu verlieren.
Das Geräusch des Türschlosses ließ Betty kurz aufblicken. Sie schaute wie jeden Dienstag Abend ihre Lieblingssendung. Eigentlich mochte Phil nicht, dass sie so spät fern sah, aber sie war nicht müde geworden, ihm zu erklären wie alt sie doch schon war und einmal die Woche ja keine schlimmen Folgen haben würde.
Wie gewohnt begrüßte er die Kleine mit einer liebevollen Umarmung. „Hey Kleine. Wie war denn die Schule heute? Hast du die Mathearbeit schon wieder?“ fragte er seine kleine Schwester und versuchte, dabei möglichst unbesorgt zu klingen.
Sie hingegen starte fixiert auf den flimmernden Bildschirm: „Nein, heute noch nicht. Schule okay!“ waren die kurzen Worte mit der sie seine Fragen antwortete.

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„Kann ich mal deine Hausaufgaben sehen?“ fragte er sie, diesmal nicht mehr bemüht die Sorge aus seiner Stimme zu verbannen.
Mit einem leichten Kopfnicken deutete sie auf die Küchentheke, wo zwei bunte Hefte und 1 Buch lagen.
Schnell kontrollierte ihr großer Bruder Mathe, Deutsch und Religion bevor er ihr etwas Leckeres zum Abend kochte.

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Nach dem Essen war auch die Sendung von Betty zu Ende. Traurig ging sie ins Bett. Mit einem Stirnrunzeln schaute Phil ihr hinterher, bis sie ihre Tür schloss. Nach dem Tod der Eltern hatte sie öfter solche Traurigkeit vor dem Schlafengehen. Die Mutter der Beiden hatte ihr jeden Abend vorgelesen und mit ihr über den Tag geredet. Phil hoffte, dass der Schmerz über den Verlust der Eltern bald von seiner Schwester weichen würde, doch wusste er auch, dass solch ein Schmerz nie vergehen kann.
Mühsam versuchte er ein Buch zu lesen, indem es darum ging, wie man Querschnittsgelähmten den Rücktritt in das Leben einfacher gestaltete. Er merkte kaum, dass er den einen Abschnitt bestimmt schon drei mal gelesen haben musste. Der Inhalt wollte aber nicht in seinen Kopf. Wie durcheinander er heute Abend war.
Er dachte wieder zurück ans Krankenhaus. Ob sie schon schläft? Oder hadert sie gerade mit dem Schicksal? Hatte sie endlich die Trauer erreicht oder...

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Die Tür hinter ihm knarrte und riss ihn sofort aus seinen Gedanken. Betty stand vor ihm, die Tränen standen ihr schon in den Augen.
Mit traurigem Ausdruck fragte sie ihn die Frage, die er abends so oft von ihr hörte: „Phil... darf ich... bei dir schlafen?“
Betty hatte Mühe die Tränen zu unterdrücken. Sie wollte immer stark sein.

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Er legte das Buch zur Seite und kniete sich vor seine Schwester. Leicht streichelte er ihre Wange und sagte: „Natürlich! Das weißt du doch!“ Sie umarmte ihren Bruder dankbar.
Phil stand auf und begleitete sie in sein Zimmer. „Legst du dich auch hin?“ fragte sie ihn, schon kurz bevor sie einschlief. Er kniete sich neben ihr Bett, nickte sanft und wartete solange neben ihr, bis seine kleine Schwester die Augen schloss und in einen tiefen Schlaf fiel.
Beim Anblick der Kleinen wurde ihm bewusst, wie wenig er für sie da war. Doch in Zukunft würde er wohl noch weniger für die kleine Betty da sein, er hatte eine schwere Lüge wieder gut zu machen.

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Erst mal Danke das du mir meine Frage beantwortet hast. Nun zum neuen Kapitel: Es ist wirklich traurig, wird Phil seine Lüge wieder gut machen und vorallem wie? Wie wird Miriam mit ihrem Schicksal umgehen und wird sie es schaffen sich eine neue Existenz aufzubauen? Wann wird Phil mit der Wahrheit rausrücken? Ich freue mich riesig auf das nächste Kapitel. Du kannst sowas echt gut.
 
Oooh... irgendwie ein trauriges Kapitel :(
Aber sehr schön geschrieben :) :up:
Schöne Bilder und Spannung!! Was für eine Lüge bloß?? :D

LG
 
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Ein wundervolles Gefühl breitete sich in Miriam aus. Sie spürte, wie sich ihr Körper spannte und wie sich schlagartig Adrenalin durch ihren Körper pumpte. Sie stand auf der Bühne, die Lichter gingen an. Vor ihr das erwartungsvolle Publikum, unter ihr das hochgelobte Orchester und hinter ihr die weitere talentierte Tänzer. Sie drehte sich, flog durch die Lüfte.
Ein dröhnender Applaus erreichte sie am Ende des Stückes.

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Wieder wurde sie durch ein helles Licht geweckt. Miriam schloss die Augen und wünschte sich zurück in den Traum. Sie wollte das warme Gefühl zurück, welches sie in ihrem Traum empfunden hatte. Schlagartig breitete sich wieder die Leere in Miriam aus, die sie schon am vorherigen Tag in sich spürte.
Sie wollte nun wissen, woher das Licht kam, was so schlagartig den Raum erfüllte. Die Augen mussten sich erst einmal an das helle Licht gewöhnen, deshalb blinzelte sie nur. Langsam fügten sich die verschwommenen Konturen zusammen und sie erkannte den Pfleger von gestern.
Ihm war nicht entgangen, dass Miriam aufgewacht war.
„Guten Morgen! Haben Sie gut geschlafen?“ fragte er sichtlich gut gelaunt.

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„Ohja, das habe ich!“ dachte Miriam, sagte diese Worte aber nicht. Ohne auf seine Frage zu antworten sprach Miriam leise: „Guten Morgen!“
„Falls ich Ihnen ein Paar Privatsachen aus Ihrer Wohnung beschaffen soll, müssen Sie sich an mich wenden!“ sagte der Pfleger beiläufig, während er die Tablettenschachtel von Miriam auffüllte. Miriam fand es recht merkwürdig, dass Marc dies nicht schon längst getan hatte, dass er ihr nicht schon lange einen ordentlichen Schlafanzug gebracht hatte, sodass sie nicht in so einem Hemdchen schlafen muss. Aber ihr wurde im gleichen Gedanken klar, wie viel Stress er durch seinen Beruf hatte und es war ja selbstverständlich, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte, nachdem er ihre Diagnose gehört hatte.
Miriam hatte gar nicht bemerkt, dass der Pfleger nicht mehr am Tisch war, sondern schon wieder neben ihr stand und versuchte, ihr die Vielzahl von Tabletten zu erklären.
„Haben Sie verstanden? Die hier sind für ihre Abwehr, diese hier gegen Thrombose und die hier sind gegen Schmerzen. Die Roten sind für...“
Miriam wollte sich auf seine Worte konzentrieren, aber sie konnte es nicht. Sie hatte die Szene ständig vor Augen, wie sie vor der Ärztin lag und diese ihr die Diagnose beibrachte. Trotzdem spürte sie noch immer keine Trauer oder gar Verzweiflung. Sie konnte noch immer nichts spüren.
„Wollen Sie heute im Zimmer oder in der Cafeteria frühstücken? Sie müssen sich heute zwar noch an die Schonkost halten, die wird aber in der Cafeteria auch angeboten!“ drang die Stimme von dem Pfleger durch die Gedanken durch.
„Tut mir Leid, ich habe noch keinen Hunger!“ antwortete Miriam leise.
Stirnrunzelt musterte sie der Pfleger, hob dann die Schultern und sagte: „Wie Sie meinen!“. Dann verließ er das Zimmer.

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Wie schon am gestrigen Tag, starrte Miriam die Wand am Ende des Bettes an. Sie würde sicher nicht mehr lange hier bleiben müssen, immerhin lag sie ja nun schon auf einer normalen Station. Doch wie sollte es dann weiter gehen? Ihre Wohnung lag im oberen Stock eines Altbauhauses, natürlich kein Fahrstuhl. Wie sollte sie da hinauf kommen? Marc und sie waren noch nicht zusammen gezogen, weil er seine Freiheit brauchte. Er konnte sie nicht jeden Tag da hoch tragen. Und umziehen wollte sie nicht... Sie liebte ihre Wohnung. Aber wie sollte sie sich dann in ihrer Wohnung fortbewegen? Die Türen waren nicht besonders breit und in die Wanne würde sie erst recht nicht alleine kommen. Wie sollte sie einkaufen? Und Hilfe von Marc... Wollte Sie die überhaupt? Sollte er sie so sehen? Tausend Fragen schwirrten durch ihren Kopf, zu denen sie nicht eine Lösung fand.
Miriam wusste nicht, wie lange sie schon so da lag und Antworten suchte. Sie merkte, dass sie auf die Toilette musste. Doch wie peinlich wäre das wohl, ihren „persönlichen“ Pfleger zu fragen, ob er sie auf das Klo setzen könnte?!
Nein, sie musste versuchen, es alleine zu schaffen. Vielleicht hatten sich die Ärzte ja geirrt...
Miriam versuchte, sich mit aller Kraft aus dem Bett zu schwingen. Natürlich funktionierte es nicht!
Sie dachte daran, dass sie sich damals an Wänden lang tasten konnte, wenn ihr Fuß gestaucht war. Das würde sicher auch jetzt funktionieren. Miriam setzte sich Aufrecht hin und hob ihre Beine mit ihren Armen aus dem Bett. Nichts, rein gar kein Gefühl. Wie gut, dass Marc sie so nicht sehen musste. Miriam stütze sich mir ihren Armen ab, sodass sie ihren Po aus dem Bett heben konnte. Ihre Beine sollten aufsetzen, doch sie wackelten nur unter ihrem Gewicht.
Miriam wollte sich nach vorn fallen lassen, gegen die Wand, an der sie sich abstützen wollte.

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Doch nichts davon, wie sie es geplant hatte, geschah. Ihre Beine brachen unter ihr einfach zusammen und sie stürzte unter einem lauten Dumpf schmerzvoll auf den harten Boden.

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Kurz nachdem Miriam gefallen war, kam schon der Pfleger mit besorgtem Blick in ihr Zimmer gerannt. Sofort sprang er mit einem großem Schritt zu ihr und hob sie routiniert in ihr Bett.
„Haben Sie sich weh getan?“ fragte er sichtlich besorgt, während er ihre Knie, Ellenbogen und Hände untersuchte.
Ihr war die Situation peinlicher den je, aber Miriam schaffte es , ihm in die Augen zu sehen und den Kopf zu schütteln.
„Wo wollten Sie denn überhaupt hin?“ fragte er nun nicht mehr besorgt, sondern sehr sanft.
Miriams Gesicht wurde nun vollkommen rot. Sie schaute weg von ihm und flüsterte: „Auf... Toilette...“
Natürlich war Phil nicht entgangen, wie peinlich ihr alles war. Da verzichtete er lieber darauf, sie zur Toilette zu begleiten. Er hob sie statt dessen in den Rollstuhl und sagte ihr einfühlsam: „Ich hole Ihnen die Schwester, sie wird Sie dann auf die Toilette begleiten!“
Miriam fiel so etwas wie ein Stein vom Herzen. Sie war nicht mehr die selbe, sie hatte ihren Körper nicht mehr unter Kontrolle, aber etwas Ehre wollte sie sich bewahren!

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Du hast das wieder wunderbar hinbekommen, ich mag die Story wirklich sehr, weil sie mich berührt.
 
klar, kann ich machen ;)

Die nächsten 2 Kapitel werde ich wohl als eines raus geben, damit mal mehr Spannung in die Geschichte kommt ;)

Eine Motivation zum Weiterlesen: Marc wird wieder kommen und er hat natürlich nichts "Gutes" mit ihr vor...
 
Jetzt bin ich erst recht gespannt *ganz ungeldulig sein*
 
Sie ist so arm dran :(
Ich hab wirklich großes Mitleid mit ihr. Mit einer Lähmung ist alles so viel schwerer, das kann man sich manchmal gar nicht vorstellen...
Schönes Kapitel! :up:

LG
 
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Miriam verbrachte den Tag in ihrem Zimmer. Nachdem sie auf Toilette war und sich gewaschen hatte, versuchte sie einzuschlafen. Ihre Gedanken verweigerten jedoch einen ruhigen Schlaf.
Am späten Nachmittag kam der Pfleger zurück in ihr Zimmer. Er strahlte über das ganze Gesicht.
„Raten Sie mal, wo ich gerade gewesen bin!“ lächelte er, während er seine Arme hinter seinem Rücken versteckte und die Tür mit einem schwungvollen Fußtritt schloss.
Miriam war nicht nach Scherzen zu mute, sie fühlte sich schwach und müde. „Im Leichenkeller vielleicht?“ schlug sie mit einem kühlen Ton vor.
Der Pfleger ließ sich jedoch von ihrer Stimmung nicht abhalten. Er zog ein weißes Päckchen mit roter Schleife hinter seinem Rücken hervor und lächelte: „Falsch geraten! Ich war grade in der Stadt um Ihnen dieses Geschenk zu besorgen!“
Miriam runzelte verwirrt die Stirn. War es üblich das Pfleger den Patienten Geschenke machen? Sie musste noch nie in ein Krankenhaus, aber aus de Filmen, die sie manchmal schaute, konnte sie sich nicht erinnern, jemals solch eine Geste gesehen zu haben.
Mit einem Satz war er nun gänzlich an ihrem Bett, noch bevor sie wirklich realisierte was er von ihr wollte, drückte der Pfleger Miriam auch schon das Päckchen in die Hand.
Noch immer sah sie ihn vollkommen verwirrt an.
„Was ist denn? Wollen Sie es nicht aufmachen?“ fragte er, mittlerweile auch leicht irritiert.
Als Miriam noch immer keine Reaktion zeigte, schaute er gespielt traurig auf den Boden und flüsterte: „Das würde mich aber ganz traurig machen!“
Die Gestalt, die der Pfleger mit diesem Auftritt annahm, musste Miriam einfach zum Lächeln bringen.
Nun endlich öffnete sie langsam die rote Schleife. Das Päckchen bestand aus einem Karton. Als sie diesen öffnete, spürte sie einen wunderbar weichen Stoff. Sie zog den Inhalt des Päckchen ganz langsam heraus. Ein kunstvoll verzierter, brauner Morgenmantel entfaltete sich auf Miriams Bett.
Er war so schön, dass Miriam ihn einen ganzen Moment einfach nur bewundern konnte.

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Die Freude auf dem Gesicht des Pflegers wurde immer größer. Er konnte sich ahnen, dass sie überrascht sein würde, aber mit solch einer Reaktion, hätte nicht einmal er gerechnet.
„Gefällt er Ihnen?“ riss er sie aus ihrer Trance.
Peinlich berührt wandte Miriam den Blick von dem Morgenmantel ab und sah den Pfleger an: „Natürlich! Aber ich verstehe nicht, was das zu bedeuten hat.“
Fordernd zog er den Rollstuhl von der Wand und schob ihn an ihr Bett: „Sie haben den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ich war gerade in der Cafeteria. Heute gibt es ganz tollen Salat! Den dürfen Sie sich einfach nicht entgehen lassen!“
Miriam überlegte kurz. Ihr Magen tat schon richtig weh vor Hunger. Außerdem stand sie ja auch nun in der Schuld des Pflegers und konnte ihm die Bitte nicht abschlagen. Sie nickte.

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Von der Cafeteria aus, hatte man einen wunderschönen Blick auf den See hinter dem Krankenhaus. Miriam konnte mehrere Enten erkennen, die friedlich auf dem kleinen See schwammen.
Es war schönes Wetter und Miriam wollte am Liebsten draußen am See essen, dort wo auch heute mehrere Menschen ihr frühes Abendbrot genossen. Aber der Pfleger hielt es für besser, sie an einen ruhigen Platz in der Cafeteria zu schieben, da es heute frischer war, als üblich.
Er sah wie sehnsüchtig seine Patientin zum Fenster hinaus blickte.
„Das nächste Mal essen wir auch draußen!“ versprach er ihr.
Noch bevor er sich hinsetzte, ging er an den Salatstand und holte einen mittelgroßen Teller für Miriam. Er selbst bestellte sich nur einen Kaffee.

„Hab ich Ihnen zu viel versprochen?“ fragte er amüsiert, als Miriam den Salat genoss.
Es tat gut, endlich wieder etwas richtiges essen zu können. Zwar wurde sie von dem Pfleger, dessen Name sie immer noch nicht wusste, des öfteren ermahnt, nicht zu schnell zu essen, doch ihr Hunger war mittlerweile so groß, dass sie die Sorgen über mögliche Bauchschmerzen unterdrückte.

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Als Miriam zuerst den Teller vor sich sah, dachte sie, es würde niemals reichen um ihren Hunger zu stillen, doch die letzten Gabeln waren eine Herausforderung.
„Das war echt lecker!“ lobte sie ihren Gegenüber für die Auswahl.
„Da freue ich mich, dass es Ihnen geschmeckt hat!“ antwortete er ehrlich. Sein Gesichtsausdruck war mehr als zufrieden.
Plötzlich betrat eine blonde Schwester den Raum. Als er sie durch die Tür kommen sah und sie direkt auf die Beiden zusteuerte, stand er auf, entschuldigte sich kurz bei Miriam und ging zu ihr.
Sie hatte ihm anscheinend etwas wichtiges, aber nichts besonders ernstes, zu sagen.
Während er sich kurz mit seiner Kollegin unterhielt, ertappte sich Miriam dabei, wie sie in seine Richtung starrte.
Die Fröhlichkeit und Heiterkeit, sein uneingeschränkter Optimismus taten Miriam so gut. In die Leere die sie fühlte und die ganzen ungelösten Probleme, die in ihrem Kopf schwirrten, mischte sich ein warmes Gefühl, ein Gefühl der Geborgenheit. Immer wenn sie seine Stimme hörte, war sie ein Stück von der Einsamkeit entfernt. Seine Stimme kam ihr sogar, merkwürdigerweise, vertraut vor!
Ein Schmerz in ihrem Herzen entfaltete sich, als sie an Marc dachte. Wieso war er nicht hier bei ihr, sondern auf Geschäftsreise. Jetzt, wo sie ihn eigentlich so gebraucht hätte. Wieso weckte Marc nicht diese Geborgenheit und Vertrautheit in ihr, die der Pfleger in ihr weckte? Wann würde Marc zurück sein? Hätte er den nächsten Flieger genommen, nachdem er erfuhr, dass sie wieder wach sei, wäre er doch schon längst bei ihr.
Plötzlich bekam Miriam wieder Angst, Angst vor der Zukunft. Wie sollte es bloß für sie weiter gehen? Ihre Altbauwohnung hatte keinen Aufzug, nur eine Schmale Wendeltreppe. Wenn Marc nicht da war, um ihr zu helfen, wer dann? Der Pfleger konnte ja nicht immer bei ihr sein. Und vor allem: Wollte sie überhaupt den Rest ihres Lebens Hilfe? Wollte Sie allen zeigen, wie schwach sie war?
Miriam erschrak. Sie hatte immer noch in die Richtung des Pfleger gestarrt und einen wütenden, wenn nicht sogar hasserfüllten Blick der blonden Schwester geerntet. Auch dem Pfleger entging nicht, dass seine Gesprächspartnerin an ihm vorbei sah. Er folgte ihrer Blickrichtung und erinnerte sich wieder daran, mit wem er eigentlich hier her gekommen war.
„Du, tut mir Leid! Wir sehen uns morgen!“ verabschiedete er sich von seine Kollegin und trat wieder zurück an Miriams Tisch. Wütend schnaubte die blonde Frau davon.
„Das tut mir total Leid!“ entschuldigte er sich bei ihr. „Kein Problem!“ antwortete Miriam kurz. Sie war ja nicht seine einzige Patientin.
„Können wir wieder auf mein Zimmer? Der kleine Ausflug war doch anstrengender, als ich erwartet hatte.“ gestand Miriam. Sie schaffte es mittlerweile kaum noch, ihre Augen auf zu halten.

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Natürlich brachte er Miriam sofort in ihr Zimmer. Er half ihr den Morgenmantel auszuziehen. Als Miriam bemerkte, dass sie darunter nur dieses viel zu kurze Krankenhaushemdchen trug, wurde sie peinlich berührt, knallrot im Gesicht.
Ihm konnte ihr peinlich berührtes Gesicht gar nicht entgangen sein, doch routiniert, und ohne ihr dabei in die Augen zu sehen, sondern an ihr vorbei zu blicken, legte er sie in ihr Bett und deckte sie zu.
Als die Decke schützend auf ihrem Körper lag, verflog auch das Schamgefühl. Vorher war Miriam total egal gewesen, wer sie in dieser Kleidung sah. Immerhin würde sie das Krankenhaus bald verlassen. Doch nach diesem Ausflug wollte sie nicht mehr, dass der Pfleger sie in diesem „Ding“ sah.
„Ich hoffe, sie können heute Nacht gut schlafen!“ lächelte er, während er den Rollstuhl an die Seite fuhr. Er öffnete schon die Tür und ließ seine Hand schon Richtung Lichtschalter gleiten, als Miriam ihn zurück rief: „Können Sie noch einmal kurz warten?“

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Sofort schloss er die Tür und war mit einem Schritt wieder an ihrem Bett.
Fragend schaute er sie an.
„Wurde Marc schon Bescheid gegeben, dass ich nicht mehr im Koma liege?“
Mit einem Schlag verfinsterte sich das Gesicht des Pflegers. Er hatte heute so viele Erfolge erreicht und nun dieser Rückschlag. Natürlich musste er Miriam wieder anlügen, oder gäbe es vielleicht eine Möglichkeit...
„Das weiß ich leider nicht! Dafür bin ich nicht zuständig. Die Oberärztin kommt morgen zur Visite. Sie kann Ihnen darüber mehr Auskunft erteilen!“ sagte er kurz.
Miriam reichte diese Antwort.
Er drehte sich wieder herum, doch dieses Mal hielt ihn Miriam am Handgelenk fest.
Der Pfleger schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass die nächste Fragen nicht wieder um diese Lüge handeln würde.
„Ehm... Sie hatten mir heute morgen ein Angebot gemacht...“ Miriam war es peinlich, den Pfleger schon wieder mit einer Bitte belasten zu müssen, „die Sachen.. aus meiner Wohnung zu holen..?“
„Ja klar!“ erwiderte er, diesmal fröhlich. Er hatte einen weiteren Erfolg erreicht, seine Patientin zurück ins Leben zu holen.
„Ich wohne in der Schillerallee, neben dem großen Park, gar nicht weit von hier!“
Eine Weile musste er überlegen, doch dann erinnerte sich der Pfleger, dass dort viele Altbauten standen. Er nickte.
„Dort steht ein Altbauhaus, Fachwerk,. Sie können es gar nicht übersehen! Es ist 5 Etagen hoch und steht direkt an der Kreuzung. Die Hausnummer ist 24! Wenn sie in der fünften Etage sind, ist da eine Klingel. Drücken Sie diese leicht nach oben, dann können Sie einen Spalt fühlen. Da liegt ein Schlüssel. Unter meinem Bett im Schlafzimmer ist ein Koffer.“ erklärte ihm die blonde Frau mit einem Lächeln im Gesicht. Er nickte erneut, um ihr zu zeigen, dass er verstanden hatte.
„Vielleicht können Sie mir etwas für den Tag und für die Nacht holen? Eine Bürste und meinen Waschbeutel? Das wäre echt total lieb!“
Leise und einfühlsam sagte er zu ihr: „Schlafen Sie beruhigt! Ich werde alles finden und schon morgen, wenn Sie aufwachen, sind Ihre Sachen bei Ihnen!“
Der Pfleger wandte sich erneut zur Tür und öffnete sie behutsam.
Miriam kämpfte mit der Müdigkeit. Der Tag war so anstrengend gewesen. Schlaftrunken fragte sie: „Wie heißen sie überhaupt?“
Der Pfleger schaute zu ihr. „Mein Name ist Phil. Phil Becker.“ sagte er leise, bevor er das Zimmer endgültig verließ.

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Es war schon sehr spät, als Phil die Altbauwohnung erreichte. Wie Miriam versprochen hatte, musste er die Klingel nur leicht nach oben drücken, bis er einen Spalt fühlen konnte, in dem ein Schlüssel lag.
Er öffnete die Tür zu ihrer Wohnung.

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Langsam tastete er sich in das dunkle Zimmer herein. Rechts neben der Tür war ein Lichtschalter. Es dauerte nicht lange, bis sich seine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten und vor seinen Augen eine stilvolle Küche erschien. Er schaute sich weiter um. Auch der Rest dieses großen Raumes war geschmackvoll eingerichtet. „Alles so bunt und lebensfroh“, dachte er.

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Schon beim Hinaufgehen war ihm diese Treppe aufgefallen. Ihm war klar, das Miriam nie wieder ohne fremde Hilfe, in ihr Apartment kommen würde. Tief in ihm schmerzte es. Wieso meinte es das Schicksal manchmal so ungerecht mit zuvor glücklichen Menschen?
Er dachte gleich wieder an sein eigenes Schicksal und an das, seiner kleinen Schwester, die es durch den viel zu frühen Verlust der Eltern, schlimmer getroffen hatte.
Er öffnete er die Tür rechts neben ihm, um nachzusehen, welches Zimmer sich dort befand. Er musste ja schließlich irgendwann anfangen, den Koffer zu suchen.

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Er hatte das Bad gefunden.
Gleich fand er auch die Zahnbürste, die Haarbürste und diverse Pflegeartikel. Die, die er für am Wichtigsten hielt, nahm er mit und legte sie auf den Wohnzimmertisch.
Er schaute auf die große Badewanne des Bades. Wie sollte eine Querschnittsgelähmte dort jemals einsteigen? Ihr fehlte eine behinderten gerechte Dusche..

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Direkt gegenüber der Badetür, lag auf der anderen Seite des großen Raumes eine weitere Tür. Er öffnete auch diese und stand nun im Schlafzimmer.
Als er am Bett war, bückte er sich und fand den Koffer sofort.
Er stellte ihn erst einmal neben das Bett und ging dann an den Kleiderschrank.
Phil musste grinsen. Hätte ihm jemals jemand Kleidung aus seinem Schrank holen müssen, würde diese Person nichts finden, da sein Schrank einfach zu unordentlich war. Aber dieser Schrank war systematisch geordnet.
Zuerst fand er einige Tshirts, die er aufs Bett legte.
Es folgten 2 Röcke und 3 Jeans, die, die am bequemsten aussahen, um darin den ganzen Tag sitzen zu können.
An der Stange hingen Kleider. Sofort viel ihm ein gelbes Kleid auf, was er zu den Sachen auf dem Bett legte.

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Unter der Kleiderstange waren 2 Kommoden, eine mit Unterwäsche, eine mit Socken.
Er packte von der Unterwäsche einfach alles ein, was er finden konnte. Welche Unterhosen und BH's am bequemsten war, konnte er ja schließlich nicht beurteilen.
Noch mehrere Socken und dann mussten doch noch irgendwo Schuhe sein...
Phil erinnerte sich daran, beim Hineingehen neben der Tür viele Schuhe gesehen zu haben.
Er öffnete nun den Koffer und packte alles hinein, was auf dem Bett lag. Er holte noch die Sachen aus dem Bad und legte sie zu ihren Klamotten hinzu.
Als er nun die Schuhe musterte, fiel ihm auf, dass sie kaum flache Schuhe hatte.
Die meisten waren mit einem ziemlich hohen Absatz versehen.
Er nahm die 2 Paar Turnschuhe, die schon zwischen den anderen Schuhen fast untergingen.
Um Miriam eine Freude zu machen, beschloss er auch 2 Paar mit Absatz hinzu zu legen.
Letztendlich ging er noch an den Raumteiler, der Essbereich von Wohnbereich trennte und holte 2 Bücher aus dem Schrank, die Miriam die lange Weile vertreiben sollten.

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Phil schaute auf die große Uhr die im Raumteiler stand. Schon halb 10. Er erschrak. Betty müsste seit einer Stunde schon im Bett liegen! Er hatte ihr noch kein Abendbrot gemacht!
Schnell ging er zurück zur Tür, nahm den Koffer und machte alle Lichter aus.
Er versteckte den Schlüssel dort, wo er ihn gefunden hatte.

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Als er den Schlüssel in das Schloss seiner eigenen Wohnungstür schob, wurde diese gleich von Innen auf gerissen.
Betty sprang ihm in die Arme: „Wo warst du so lange? Ich habe mir so dolle Sorgen gemacht! Mach das nie wieder!“ sagte sie mit Tränen in den Augen.
Phil streichelte behutsam ihren Hinterkopf: „Es tut mir Leid! Ich hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen!“
Erst jetzt fiel Betty der Koffer auf, den Phil bei sich hatte. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und löste sich von der Umarmung. Sie wusste, das Phil ihr sicher nicht sagen würde, was es mit dem Koffer auf sich hatte.
Um ihn abzulenken sagte sie demonstrativ: „Ich hab so dollen Hunger! Kannst du mir Spagetti machen?“
Phil stellte den Koffer in die Ecke, schloss die Tür zu und begann sofort mit Kochen.

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Als Betty sich sicher war, dass ihr Bruder gerade abgelenkt war, schlich sie sich an den Koffer. Sie musste ihn genauer betrachten. Ohne ihn anzufassen, erkannte sie ein Schild und las ungläubig den Namen darauf „Miriam Richter!“ schrie sie auf einmal laut aus.
Phil erschrak so stark, dass ihm eine Hand voll Tomaten auf den Boden fiel, die er gerade abgewaschen hatte.
„Was so schlimmes daran, dass du so einen Aufstand machen musst?“ fragte er sichtlich genervt, denn eine Tomate war beim Aufkommen geplatzt.
Er kniete sich hin, um das Dilemma zu beseitigen.

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„Was so schlimm daran sei?“ wieder holte Betty in übertriebenen Ton. „Das ist der Koffer von Miriam Richter!!! DER Balletttänzerin, meinem Großen Idol! Und du fragst, was daran so schlimm ist? Wie kommst du eigentlich an den Koffer heran?“
Jetzt erinnerte sich Phil erst daran, dass Betty die Tänzerin immer bewundert hatte. Vor dem Tod der Eltern hatte sie selber Ballettunterricht genommen, doch nun fehlte das Geld dazu.
„Sie hatte doch damals einen Unfall und jetzt ist sie aus dem Koma aufgewacht und braucht Kleidung! Deshalb komme ich so spät!“
Ungläubig fiel Betty der Mund auf. Sie stammelte nur: „Was? Du warst in ihrer Wohnung? Du hast auch mit ihr geredet?“
„Ja, das ist so üblich, wenn man eine Person pflegt, dass man auch mit ihr spricht!“ sagte er zu seiner kleinen Schwester und wusste, dass er sie damit leicht necken würde.

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„Du musst mir unbedingt von ihr erzählen! Oder, nimm mich mal mit! Da kann ich selber mit ihr reden!“ schlug Betty begeistert vor.
„Du weißt genau, dass das unmöglich ist, meine Kleine!“ sagte er und lächelte sie nun provokativ an.
„Die doofe Schweigepflicht!“ murmelte sie. „Kannst du diesmal nicht vielleicht eine Ausnahme machen? Es geht doch um mein Glück! Wenn ich mir ihr reden kann, bin ich glücklich!“
Lächelnd schüttelte Phil den Kopf. Beleidigt stampfte Betty auf. Dann ging sie mit erhobenen Haupt in ihr Zimmer. Sie hatte einen Plan!

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Das Essen war schnell gekocht und noch schneller aufgegessen. Phil war total müde und auch Betty war daran gelegen, dass alle schnell ins Bett gingen. Die ganze Müdigkeit war aus ihr gewichen. Ihre Gedanken drehten sich nur noch um diesen einen Plan!
Als Phil schon eine halbe Stunde in seinem Zimmer verschwunden war, schlich sich Betty mit einem Brief in die Küche. Der Koffer stand noch immer da, wo Phil ihn vorhin abgestellt hatte.
Leise öffnete sie den Reißverschluss und schob den Brief zwischen die Kleidung. Als der Koffer endlich wieder geschlossen war, schlich sie zurück in ihr Zimmer. Ihr Herz pochte vor Erleichterung. Phil hatte nichts gemerkt! Ihr Plan würde aufgehen!

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[Wer die komplette Wohnung von Miriam und von Phil sehen will, sollte in meinem Häuserthread vorbei sehen.]
 
Das hast du mal wieder wunderbar hinbekommen, so finde ich es. Philversucht mit kleinen und großen Gesten die Lüge mit Marc zu vertuschen und Miriam glaubt ihm das. Betty möchte ihrem großen Idol einfach nur ein bisschen näher sein und kann es nicht *doffe Schweigepflicht:polter:*.
Wie wird sich alles weiterentwickeln? Wird Miriam eine Rollstuhl gerechte Wohnung finden? Wann und wer erzählt ihr das Marc nichts mehr von ihr möchte? Und wird sie merken das Phil der Richtige für sie ist??

Er passt wirklich perfekt zu ihr, er kann sie pflegen (oder ihr beibringen möglichst selbständig zu sein), sie kann sich um Betty kümmern und ihr Tanzunterricht gegen. Ich finde das die dreie eine süße kleine Familie darstellen würden.:love:

LG
 
Wow! Drei Beiträge, ein Kapitel :love:
Ziemlich cool!
Der mysteriöse Pfleger... bin schon ganz gespannt!
Miriams und Phils Apartments sind soo geil :love: Es tut mir so Leid, wenn ich Miriams geniale Wohnung sehe... wahrscheinlich muss sie umziehen :(
Achja.... und ich bin irre hibbelig wegen dem Plan von Betty :D


LG
 
Habe deine Geschichte gerade erst entdeckt und bin begeistert. Sehr toller Schreibstil, sehr ausführlich beschrieben, aber keinesfalls überladen. Die Bilder sind auch alle wunderbar und die Geschichte bisher sehr spannend. Habe jetzt erstmal nur die ersten zwei gelesen und wollte sofort loswerden, dass ich es toll finde <3
Schade, dass es schon so spät ist, sonst hätte ich heute noch ein paar Kapitel gelesen, aber ein oder zwei werd ich wohl noch schaffen :)

Liebe Grüße

Leila
 
Jetzt kommt ein ziemlich langes Kapitel. Ich hatte euch ja versprochen, dass endlich mehr "Handlung" hierein kommt.

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An diesem Morgen war Phil aufgeregt. Er hatte Miriam ihre Sachen aus der Wohnung im Koffer mitgebracht. Natürlich war es ein guter Schritt in die Zukunft, aber vielleicht würde Miriam beim Anblick ihrer Kleidung in Depression fallen. Schließlich war die Kleidung ja mit Erinnerungen verbunden, von denen Phil nichts wissen konnte. Plötzlich hatte er ein ungutes Gefühl. Was, wenn er genau die Kleidung heraus gesucht hatte, die Miriam damals kurz vor einem wichtigen Auftritt getragen hatte? Würde diese Erinnerungen sie so schocken, dass sie in ein tiefes Loch fallen würde? Aus medizinischer Sicht war ihm vollkommen klar, dass solche Konfrontationen gebraucht wurden, aber aus menschlicher Sicht wollte er sie nicht leiden sehen.
Als sich Phil komplett umgezogen hatte und zur Tür wollte, bemerkte er, dass hinter ihm Lana stand. „Oh, wie lange bist du denn schon hier? Ich habe dich gar nicht herein kommen gehört!“ sagte er, während er seinen Spind verschloss.
„Lange genug, um das zu sehen was ich sehen wollte!“ grinste seine Kollegin. „Und ich würde heute Abend gern noch mehr davon sehen.“ Mit einem eleganten Schritt war sie so nah an Phil heran gekommen, dass er unbemerkt einen Schritt zurück ging.
„Tut mir Leid. Heute Abend kann ich leider nicht! Ich hab Betty versprochen, heute Abend mit ihr Mathe zu lernen! Ihr Problemfach...“ gestand er der Wahrheit entsprechend.
„Hast du auf einen Kaffee nach Feierabend Zeit?“ fragte sie ihn, während sie versuchte, ihm tief in die Augen zu blicken.
Er wich ihrem Blick aus und sagte ihr noch einmal, wie sehr es ihm Leid tue. Nach der Arbeit wollte er gleich nach Hause und das Abendbrot schon vorbereiten.
Beleidigt antwortete Lana: „Dann eben ein anderes Mal.“
„Ich gehe jetzt zu Frau Richter und bringe ihr ihre Kleidung. So in 10 Minuten kannst du nach kommen und sie waschen, ihr außerdem beim Anziehen helfen. Ich verlass mich auf dich!“ Mit diesen Worten verließ Phil das Zimmer und ließ eine enttäuschte und eifersüchtige Lana zurück.

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Als der Pfleger die Tür zu seiner Patientin leise öffnete, erblickte er Miriam überrascht auf dem Bett sitzend.
„Guten Morgen!“ begrüßte sie ihn erfreut. „Ich kann es kaum abwarten, endlich wieder meine eigene Kleidung anzuziehen!“
„Das freut mich. Haben Sie gut geschlafen?“ Phil stellte den Koffer ganz nah an Miriams Bett, sodass sie ohne Mühe an ihn heran kommen würde.
„Ja. Aber ich bin total aufgeregt. Als ich mich das letzte Mal anzog war es Winter. Endlich wieder T-Shirts, Kleider und Röcke!“ freute sie sich.
Als er sich vergewissert hatte, dass Miriam soweit alleine klar kommen würde, verabschiedete er sich freundlich und verließ ihr Zimmer.

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In Miriam brodelte es. Zitternd hob sie den Koffer in ihr Bett. Langsam öffnete sie die Schnallen, dann den Reißverschluss.
Als erstes fielen ihr die 2 Bücher auf, die ganz oben auf der Kleidung lag. Sie lächelte und dachte daran, heute Abend in ihrem Lieblingsbuch „Die Templerin“ weiter lesen zu wollen. Im Winter musste sie leider in der Mitte des Buches aufhören.
Dann hob sie langsam die Schuhe aus dem Koffer und ließ diese behutsam aus dem Bett fallen.
Ihren Waschbeutel legte Miriam auf den Nachtisch. Ihn würde sie ja gleich im Bad brauchen.
Als nächstes durchsuchte sie ihre T-Shirts. Sie wollte etwas anziehen, was zum Sommer passte. Schöne helle Farben, aber nicht zu auffällig. Sie legte zum Waschbeutel ein sandfarbenes Tshirt und einen langen Rock in weichen Gelb-, Rottönen.
Als sie die Unterwäsche sortierte, spürte sie wieder ein Gefühl der Peinlichkeit. Phil hatte ihre Unterwäsche gesehen. Sie hoffte nur, dass er es mit genau solcher neutralen Betrachtung getan hatte, wie er ihr gestern beim Ausziehen geholfen hatte.
Es klopfte.
„Ja herein?“ fragte Miriam unsicher. Wenn jetzt Phil vor ihr stand, und sie mit ihrer Unterwäsche in den Händen sah, würde sie vor Scharm im Boden versinken.
Als sich die Tür öffnete und Miriam die blonde Pflegerin von gestern erblickte, fiel ihr regelrecht ein Stein von Herzen.
„Ich komme, um Ihnen beim Anziehen und Waschen zu helfen!“ sagte die Pflegerin kurz, bevor sie mit einem Satz an Miriams Bett war.
Miriam deutete auf den Nachtisch und sagte der anderen Frau, dass sie gern diese Kleidung anziehen würde. Phils Kollegin nickte und half Miriam in den Rollstuhl. Auf den Weg ins Bad brach sie das Schweigen.
„Es muss schon schwer für Sie sein, nicht mehr laufen zu können!“ fing die Pflegerin ein gespielt mitleidsvolles Gespräch an. „Und niemand kann Sie wirklich verstehen! Ich meine, niemand hier in dem Krankenhaus hat wirklich jemals ein Verlust hin nehmen müssen. Auch ihr persönlicher Pfleger kann sie gar nicht so verstehen, wie er es gern wollte. Er hat ein wohl behütetes und glückliches Leben. Nie wieder laufen können, immer auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein... Hach, für mich wäre das gar nichts!“
Miriam ließ die Worte der blonden Frau an sich ab prallen. Sie konnte sich ihr Schicksal ja nicht aussuchen! Wie die letzten Tage schon, konnte sie aber einfach kein Schmerz, geschweige denn Trauer in sich spüren.

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Nachdem Lana Miriam beim Duschen geholfen hatte, zog sie die Patientin an.
„Ich habe auf meinem Nachtisch noch einen kleinen Waschbeutel. Können Sie ihn mir bitte bringen? Ich würde mich gern etwas zurecht machen.“ fragte Miriam unsicher.
Zähneknirschend kam Lana der Bitte ihrer Patientin nach.
Mit verschränkten Armen lehnte sie sich an die Tür. Nein, bei dieser Tätigkeit würde sie Miriam sicher nicht unterstützen!
Zu Miriams eigener Überraschung gelang ihr das dezente Schminken noch genauso gut wie vor einem halben Jahr. Auch ihre Frisur war innerhalb 2 Minuten so, wie Miriam es sich vorgestellt hatte.
Leicht stolz auf sich selber, betrachtete sie ihr Spiegelbild. Ja, so war es schon viel besser. Die dunklen Augenringe waren aus ihrem Gesicht verschwunden. Die platten Haare, die einfach an ihr herunter hingen, sahen nun auch nicht mehr langweilig aus.

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Der Anblick der immer schöner werdenden Patientin ließ den Hass in Lana weiter kochen.
„Ich bringe Sie zurück in ihr Bett!“ sagte sie kühl, während sie die Tür öffnete und Miriam heraus schob.
Gerade als beide das Badezimmer verlassen hatte, klopfte es und Phil kam zurück.
Sein Blick blieb sofort an Miriam hängen, ohne Lana überhaupt nur zu streifen.. Zu seiner eigenen Überraschung konnte er ein leises, aber sehr gut verständliches „Wow!“ nicht unterdrücken.
„Was ist los?“ fragte Lana harsch. Ihr war dieser Ausdruck in Phils Augen gar nicht recht! Phil gehörte ihr, ihr ganz alleine! Sie würde niemals zu lassen, dass eine andere seine Aufmerksamkeit
gewann.
„Ich wollte Frau Richter nur Bescheid geben, dass nach dem Frühstück ein Physiotherapeut in ihr Zimmer kommt.“ Jetzt wendete er sich mit seinen Worten von Lana ab. „Er wird Ihnen zeigen, wie sie alleine aus dem Bett kommen, den Rollstuhl bewegen und auf Toilette gehen zu können. Herr Gorden ist sehr talentiert! Ihm können Sie vertrauen!“
Miriam lächelte ihm zu und nickte.
„Wollen Sie mich zum Frühstück begleiten?“ fragte sie ihn, ohne auf Lana zu achten. Immerhin hatte er gestern mit ihr ja auch Abendbrot gegessen. Wenn er ihr persönlicher Pfleger ist, würde ihm diese Aufgabe sicher mehr gefallen, als Schieber zu spülen.
„Ja klar!“ freute er sich, nahm Lana den Rollstuhl ab und schob Miriam hinunter in die Cafeteria.

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„Ich habe eine Überraschung für Sie!“ freute sich Phil. „Heute dürfen Sie ganz normal essen!“
Miriam lächelte. „Gibt es heute wieder etwas, das sie mir empfehlen können, so wie gestern den Salat?“
Phil nickte und verschwand an dem Buffett.
Als er wieder kam, hatte er 2 Pfannkuchen mit Blaubeersauce in den Händen.
„Guten Appetit!“ wünschte er Miriam.
Als sie die leckeren Pfannkuchen aufgegessen hatte, schaute sie bedrückt nach draußen.
Leise flüsterte Miriam vor sich hin: „Es ist so wunderschönes Wetter draußen und ich bin hier drin eingesperrt.“
Phil konnte sie verstehen. Es war Sommer. Niemand würde da in einem sterilen, kahlen Gebäude eingesperrt sein! Er überlegt kurz. Was würde ihr denn im Sommer Freude bereiten? Plötzlich kam ihm eine Idee.
Als Miriam sah, dass Phil ganz erfreut grinste, schaute sie ihn fragend an.
„Wenn Sie wollen, habe ich nachher noch eine Überraschung für Sie! Gleich kommt Herr Gorden zu Ihnen um die Physiotherapie zu machen. Am Nachmittag werdet ihr fertig sein. Ich hole Sie dann nach Feierabend ab und gehe mit Ihnen nach draußen!“
Miriam wäre, wenn sie gekonnt hätte, aus Freude aufgesprungen. Statt dessen nickte sie wild und antwortete, dass sie damit vollkommen einverstanden war.

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Kurz nachdem Phil Miriam in ihr Zimmer brachte und gegangen war, kam auch schon der Physiotherapeut zu ihr.
Er stellte sich freundlich vor, erklärte ihr, was sie heute versuchen werden zu lernen und fing dann auch gleich mit seiner Arbeit an. Er war viel höflicher und zuvorkommender als die Schwester am Morgen.
Zuerst wollte er sehen, ob sich Miriam im Rollstuhl durch die Kraft ihrer Arme abstützen konnte.
Die ersten zwei Mal klappte es ganz gut. Als er aber dann noch sehen wollte, wie lange sich Miriam so halten konnte, zitterten ihre Arme ganz schön. Damals wäre es ein leichtes gewesen, sich so ab zu stützen. Aber nun hatte sie durch das halbe Jahr ziemlich an Kraft verloren.
Der Physiotherapeut hielt sie fest und half ihr, sich in dieser Haltung leicht zu bewegen. Es viel ihr sichtlich schwer, aber die Vorstellung, nachher unter die Sonne zu dürfen, gab ihr Kraft.

Die 2 Stunden, in der Herr Gorden bei ihr war, waren, so glaubte Miriam in dem Moment, die anstrengendsten ihres Lebens. Immer wieder musste sie sich abstützen und versuchen sich auf das Bett zu schwingen. Ihre Arme wollten von Sekunde zu Sekunde mehr aufgeben und wurden immer schwächer. Mit einem Zähneknirschen dachte sie an den morgigen Muskelkater...
Endlich erlöste sie der Therapeut: „So das war es erst einmal für heute! Gleich schicke ich Ihnen noch eine Schwester, die hilft Ihnen dann, sich ein wenig frisch zu machen.“ Freundlich verabschiedeten sich beide voneinander. Miriam hoffte aber insgeheim, den Mann so schnell nicht wieder sehen zu können, denn seine Anwesenheit war mit anstrengendster Arbeit verbunden!
Heute übten sie nur wie sie sich auf das Bett schwingen konnte, aber in Zukunft würde sie sicher noch viel mehr und viel anstrengendere Dinge lernen müssen.

Miriam ließ sich nach hinten fallen. Langsam atmete sie tief ein uns aus. Sie merkte ihre Arme kaum noch, so sehr wurden diese angestrengt. Sie schloss die Augen und versuchte, alle vereinzelten Kräfte für den Nachmittag zu bündeln.

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Es klopfte. Ohne auf ein Herein zu warten, betrat Lana das Zimmer.
„Ich soll Ihnen beim Frisch machen helfen!“ sagte sie kurz.
Grob half sie Miriam zurück in den Rollstuhl.
Die Unfreundlichkeit, die ihr Lana entgegen brachte, schob Miriam auf die Uhrzeit. Gleich würde Phil kommen um sie nach Feierabend abzuholen. Das bedeutete auch zeitgleich, dass Lana jeden Moment Feierabend hätte oder schon haben würde.
Als sie sich im Bad gewaschen, und die Schminke etwas aufgebessert hatte, begleitete sie Lana in ihr Zimmer zurück.
„Wo ist ihre Nachtkleidung?“ fragte sie.
„Die möchte ich noch nicht anziehen! Ich würde gern die Kleidung von heute morgen anziehen!“ antwortete sie sicher.
„Wieso denn das? Dann müssen Sie sich nachher ja wieder umziehen!“ stellte Lana fest.
„Ich werde gleich abgeholt und mit Schlafkleid nach draußen macht sich nicht ganz so gut!“
Lana runzelte fragend das Gesicht, gab aber nach und zog Miriam mit ihrer Hilfe die Kleidung von heute morgen an. Wenn sie sich den Wünschen der „Haupt“patientin verweigern würde, würde dies sicher an die Oberschwester gelangen, die auf den besonderen Umgang mit Frau Richter ziemlichen Wert legte.
Als sie fertig angezogen war, bedankte sich Miriam höflich und verabschiedete sich von Lana.
Diese ging zur Tür und wäre beinahe mit Phil zusammen gestoßen, der in seiner normalen Kleidung vor ihr stand. Schlagartig wurde Lana bewusst, mit wem Miriam verabredet war.
Ohne Phil zu grüßen, stürmte sie wütend an ihm vorbei.
Ihr hatte er vorhin abgesagt! Er wollte mit Betty lernen! Und nun traf er sich mit so einer! Voller Hass malte sie sich eine Intrige aus, um Miriam indirekt schaden zu können! Sie und Phil sollten nicht weiterhin so miteinander umgehen können!!
„Ich sehe, Sie sind auch schon fertig!“ lächelte er ihr zu.
„Wo geht es denn hin?“ fragte Miriam sichtlich aufgeregt.
Diese Frage ließ Phil nur noch mehr strahlen. „Das soll doch eine Überraschung werden!“

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Nach einer kurzen Autofahrt kamen beide an einem Park an, den Miriam vorher nicht kannte.
Phil fragte sie, ob sie kurz im Auto warten konnte. Miriam nickt aus Höflichkeit, obwohl sie endlich unter der Sonne sein wollte. Sie wollte den Grund wissen, wieso sie warten sollte. Als sie sich umdrehte, um nach Phil zu sehen, war von ihm jede Spur verloren.
Kurz darauf war er schon wieder neben ihr. Als Phil keine Anstalten machte, den Rollstuhl neben dem Auto aufzustellen, runzelte Miriam die Stirn.
Als ob er ihre Gedanken lesen konnte, antwortete er ihr: „Ich werde Sie hin tragen!“
Miriam nickte. Noch vor kurzer Zeit hätte sie sich nicht von einem wild fremden Mann durch einen Park tragen lassen. Sie hätte viel zu sehr Angst runter zu fallen. Im Tanz war das etwas anderes. Da wusste sie, dass der Tanzpartner genauso ausgebildet war wie sie und genügend Kraft besaß, sie mehrere Sekunden tragen zu können. Aber hier musste sie auf weite Strecke von einem Mann getragen werden, von dem sie rein gar nichts wusste.
Sie war eigentlich immer ein misstrauischer Mensch, aber dieser Pfleger hatte ihr vollkommenes Vertrauen. Irgendwie war er ihr nicht fremd. Es schien ihr, als ob sie ihn schon seit einer Ewigkeit kannte, er war ihr irgendwie so vertraut. [Im zweiten Kapitel habe ich geschrieben, dass Phil versuchen sollte, mit allen Mitteln Sie aus dem Koma zu holen. Also wird er des öfteren an ihrem Bett gesessen haben, was die Vertrautheit erklärt.]
Mit einem Ruck hatte er sie aus dem Auto gehoben. Er schloss die Wagentür mit einem Fußtritt. Ohne scheinbar sehr angestrengt zu sein, trug er sie vom Auto zu einem Platz, den Miriam erst nach ein Paar Metern erkennen konnte.
Sie traute ihren Augen kaum. Mitten zwischen Blumen und hohem Gras lag eine Decke. Darauf hatte Phil ein Picknick errichtet.
Miriam schrie vor Freunde leicht auf. „Sie sind doch verrückt!“
„Also wenn es Ihnen nicht gefällt, kann ich Sie gerne zurück ins Krankenhaus bringen!“ sagte er gespielt beleidigt und drehte sich in die andere Richtung um.
Miriam schlug ihn leicht gegen die Brust. „Nein! Bitte lass uns Picknicken!“
Phil grinste zufrieden. Na wenn das keine Lebensfreude war... Eine Sache machte ihm jedoch Sorgen. Miriam konnte ihre Trauer nicht ausleben und das würde sicher Folgen haben.
Vorsichtig setzte er seine Patientin auf die Decke.
„Wie schön!“ freute sie sich, als sie die ganzen Speisen sah, die Phil organisiert hatte.
Dort waren verschiedenste Sorten Brötchen, dann gab es eine Erbeertorte, Honig und Marmelade, die auf die Brötchen geschmiert werden konnten, zudem Trauben, Birnen, Bananen, Äpfel und Nektarinen. Beim Anblick der ganzen Köstlichkeiten lief Miriam das Wasser im Mund zusammen. Nachdem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen und das anstrengende Training ließ ihren Margen laut knurren.
„Ich hatte mir gedacht, dass sie nach den Übungen mit Herr Gorden sicherlich Hunger haben würden.“ gab Phil ganz beiläufig zu, als er sah, wie Miriam das Essen anblickte.
Die ständige Aufmerksamkeit und das Mitdenken von Phil imponierten ihr.
„Oh ja, das habe ich!“ antwortete Miriam.
„Was kann ich Ihnen denn anbieten?“ fragte er höflich, während er 2 Teller aus dem Korb heraus holte.
Miriam überlegte kurz. Dann entschied sie sich für ein Honigbrötchen und einen Apfel.
Ihr Gegenüber schenkte beiden etwas kühles zu Trinken ein. Dann nahm er ein paar Weintrauben in die Hand und lehnte sich nach hinten. Auch Miriam entspannte sich.
Sie schloss die Augen und genoss, wie die Sonnenstrahlen ihre Haut streichelten.
Es war ein wunderschöner Nachmittag. Die Vögel zwitscherten, im Wasser des Sees neben ihr schwammen Enten mit ihren Jungen und von fern her konnte sie Kinderlachen hören.
Auch Phil genoss mit geschlossenen Augen die Sonne.
Miriam wurde bewusst, wie sehr ihr diese Art von Entspannung gefehlt hatten. Sie dachte daran, dass sie den ganzen Sommer über trainiert hatte. Marc und sie zogen von einer Aufführung zur Anderen, ohne jemals wirkliche Zeit füreinander gehabt zu haben und einfach so in der Sonne gelegen sind.
Miriam atmete tief aus.
„Ist alles in Ordnung?“ fragte Phil. Sie konnte seinen besorgten Gesichtsausdruck mit geschlossener Augen spüren.
„Nein, es ist alles okay. Ich überlege nur gerade, wann ich das letzte Mal so entspannt war. Ich glaube, es ist schon sehr lange her.“
Mitfühlend antwortete Phil: „Das glaub ich Ihnen gerne. Mindestens ein halbes Jahr!“
Jetzt öffnete sie die Augen. „Ich meine es nicht in dem Sinne. Ich rede von der Zeit zuvor. In meinem alten Leben war kein Platz für Entspannung.“ gab sie traurig zu.
Phil versuchte sie abzulenken, er hatte Angst, dass sie genau in dem Moment von Marc reden würde.

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„Da hinten ist eine Bootsverleihung. Was ist? Haben Sie Lust?“ schlug er vor.
„Das ist jetzt nicht ihr Ernst, oder?“ lachte Miriam.
Nur Kinder oder Verliebte fahren auf einem See Boot, dachte sie sich. Das konnte er unmöglich ernst gemeint haben.
„Haben sie Angst, dass ich nicht genügend rudern kann und wir auf dem See verloren sind?“ lächelte er.
„Nein so mein ich das nicht!“
„Na dann los!“ Mit einem Ruck war er aufgestanden und bückte sich auffordernd, um Miriam zum Steg zu tragen.
„Ach was solls“, dachte sie sich, während sie ihm zu nickte.

Das Gefühl vom Schwanken des Bootes war Miriam ungewohnt. Sie war noch niemals auf so einem kleinen Boot gefahren. Phil hingegen, hatte beide innerhalb weniger Züge routiniert auf den See befördert.
„Sie brauchen keine Angst zu haben! Ich passe schon auf, dass dir...“ Phil brach ab und wurde rot. Er hatte seine Beherrschung jedoch schnell wieder gefunden. „Entschuldigen Sie, ich passe schon auf, dass ihnen nichts geschehen wird.“
Miriam überlegte kurz. In enormer Zukunft würde er sich ja weiterhin im Krankenhaus um sie kümmern. Das ständige siezen würde die Situation sicher nicht einfacher machen.
„Was halten Sie davon, wenn wir auf dieses unnötige „Sie“ verzichten? Ich bin Miriam!“ sagte sie lächelnd, während sie ihm die Hand aus streckte.
Eigentlich war Phil mit keinem seiner Patienten auf „du“. Bei ihr war es jedoch etwas anderes. Er fühlte sich ihr durch die schreckliche Lüge verbunden.
„Gerne, ich bin Phil!“ antwortete er deshalb.
„Warst du schon oft hier auf dem See?“ fragte ihn Miriam.
„Oh ja. Meine kleine Schwester liebt das Wasser. Sie nimmt immer harte Brötchen mit um direkt in der Mitte des Sees die Schwäne zu füttern. Da begleite ich sie.“
„Das ist ja schön! Ich hatte mir immer einen großen Bruder gewünscht, der mit mir spielt und mich beschützt. Aber meine Eltern hatten beschlossen, dass ich Einzelkind bleiben sollte. Wie alt ist deine Schwester denn?“
„Betty ist 10.“ antwortete er kurz.
Miriam nahm all ihren Mut zusammen um Phil nach Lana zu fragen.
„Kann ich dich mal was fragen? Diese blonde Kollegin von dir, wieso ist sie so... sagen wir mal.. unfreundlich?“ fragte sie langsam.
Phil lachte. „Ach das ist Lana. Das darfst du nicht persönlich nehmen. Sie ist halt so.“
Irgendwie konnte Miriam diese Antwort nicht glauben, aber sie gab sich damit zufrieden.
„Vielleicht kann ich sie ja in Zukunft besser kennen lernen.“ antwortete sie darauf.
Phil schüttelte traurig den Kopf. „Das glaube ich weniger. Als du vorhin trainiert hast, musste ich zu einer Versammlung, die die Oberschwester einberufen hatte. Du wirst wohl ziemlich bald entlassen und in einer Rhea-Klinik verlegt werden.“
Diese Worten trafen Miriam wie ein Blitz. Nein! Niemals. Niemals würde sie jetzt in eine Rhea-Klinik gehen!
„Wieso.. wieso kann ich das nicht bei dir im Krankenhaus machen?“ stotterte sie ungläubig.
„Weil wir dazu gar nicht ausgebildet sind. In einer Rhea-Klinik kann dir viel besser geholfen werden als bei uns!“ sagte er nüchtern.
„Mir geholfen werden?? Wie soll mir denn geholfen werden? Ich kann doch genauso gut bei euch lernen, wie ich ohne meine Beine klar kommen kann! Es hängt nichts von ab, unter welchem qualifizierten Arzt ich lerne! Auch wenn es bei euch vielleicht länger dauern sollte, es hängt nichts von ab! Ich habe mein ganzes Leben Zeit dazu, zu lernen wie ich mich aus dem Rollstuhl ins Bett oder auf einen Stuhl schwinge!“ Miriam schrie schon fast. Sie konnte nicht glauben, dass sie in nur wenigen Tagen verlegt werden sollte. Niemand aus ihrem Freundeskreis war für sie da, ihr Verlobter war auf Geschäftsreise und ihre Eltern in einem anderen Land. Wieso sollte sie sich jetzt schon wieder an andere Menschen gewöhnen sollen?
„So darfst du nicht denken.“ sagte Phil leise, während er aufs Wasser sah.
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„Wieso nicht? Es ist doch die Wahrheit! Ich werde niemals wieder laufen können. Was gibt es denn da so wichtige, was ich nur in einer Rhea-Klinik lernen kann?“
Phil antwortete nicht. Er fühlte sich schrecklich. Miriam hatte natürlich Recht. Aber die Oberärztin wollte sie so schnell wie möglich aus ihrer Klinik haben. Der positive Pressesturm war vorüber und nun kostete Miriam der Klinik einfach nur noch Geld!
„Fahr mich zurück!“ sagte sie nach einer Weile bestimmend.
„Wie du meinst...“ musste Phil nachgeben.
Die Züge, die er brauchte, um zurück an den Steg zu kommen, waren weitaus mehr, als die, um auf den See zu gelangen.
Ohne das fröhliche Funkeln in den Augen nahm er Miriam und setzte sie wieder auf die Decke.
„Möchtest du noch was essen?“ fragte er mitfühlend.
„Nein... mir ist der Appetit vergangen.“
Sie fühlte nur noch Enttäuschung in sich. Wieso wurde sie einfach abgeschoben? Alles war so unverständlich.
Während sie versuchte Antworten auf die Fragten zu finden, packte Phil das Picknick zusammen und brachte den Korb zum Auto.
Dann holte er auch sie ab.
Schweigend machten sie sich auf den Heimweg ins Krankenhaus.

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„Soll ich dir noch beim umziehen helfen?“ fragte Phil traurig.
„Nein, du hast deinen Feierabend schon für mich geopfert. Ich will dich nicht noch weiter hinhalten.“ Miriam versuchte mittlerweile ruhig zu klingen.
„Das tust du ganz und gar nicht!“
„Wieso schiebt ihr mich dann ab?“ antwortete Miriam scharf.
„Es liegt nicht in meiner Gewalt das zu entscheiden! Du hast es da viel besser. Sie haben da ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter und die neuste Technik.“ versuchte er Miriam zu beruhigen, doch sie fiel ihm ins Wort. „Verstehst du das nicht??? Ich brauche keine neuste Technik! Ich brauche jemanden, der mich versteht, dem ich vertraue! Ich brauche dich!“
Den letzten Satz wollte Miriam nicht sagen. Er war einfach aus ihr heraus geplatzt. Sie hatte nicht nach gedacht, sondern in ihrer Wut einfach irgendetwas gesagt. Und doch spürte sie wie wahr dieser Satz war. Sie brauchte ihn um sich zurück ins Leben finden zu können!
Phil riss die Augen weit auf. Hatte er richtig gehört? Zeit darüber nachzudenken blieb ihm jedoch nicht.
„Aber wie sollst du es auch verstehen..“ sagte Miriam leise. Die Worte von Lana dröhnten in ihrem Kopf. „Du hast ja noch nie etwas wichtiges verloren!“
Phil ballte die Hände zu einer Faust. Er rang sichtlich um Fassung. Er war kurz davor sich zu verlieren. Diese letzten Worte rissen eine tiefe Wunde in ihm auf. Sein Herz raste immer schneller. Er wollte etwas dazu sagen, doch er hätte dabei nicht höflich bleiben können.
Schlagartig drehte er sich herum und verließ, ohne ein Wort dabei zu verlieren, Miriams Zimmer.

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Ein total schönes Kapitel! Ich hasse diese Lana :rolleyes: und ich hoffe, das sie nichts allzu Schlimmes ausheckt :D
Die Bilder beim Picknick sind wahnsinnig toll! Vor allem die Blumen, wirkt alles prima sommerlich :love:
Es gibt viele Rätsel und ich bin auf das nächste Kapitel sehr gespannt!! :D



LG
 
Ich bin ebenfalls sehr gespannt und finde das dir das Kapitel super gelungen ist. Lana ist in meinen Augen eine Mega Zicke die nur an den Pflegern und Ärzten interessiert ist. Schade das Miriam in die Reha Klinik muss, grade wo es mit den beiden so gut läuft
 
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Miriam konnte sich das Verhalten von Phil nicht erklären. Wieso hatte er fast flüchtend den Raum verlassen, ohne nur ein einziges Wort zu sagen?
Der Tag war so schön gewesen, was hatte sie falsch gemacht?
Wieso hatte sie nur gesagt, dass sie IHN braucht? Wieso konnte sie nicht einmal nachdenken, bevor sie etwas sagte. Oder stimmte es vielleicht sogar? Brauchte sie ihn wirklich? Er war ihr so vertraut, mit ihm konnte sie lachen und er gab ihr dieses Gefühl, dass alles wieder gut werden würde. Alles war Marc ihr eigentlich geben sollte... Sicherlich war er irritiert, dass sie das gesagt hatte. Immerhin war er nur ihr Pfleger. Sie wusste von ihm und seinem bisherigen Leben rein gar nichts. Es passierte sicherlich öfter, dass die Patienten das Gefühl bekommen, einen Pfleger zu brauchen. Er wollte sicher wieder den beruflichen Abstand eingehen, den beide überschritten hatten.
Miriams Gedanken drohten sich zu überschlagen. Sie wollte nicht weiter über „wenn“ und „aber“ nachdenken.
Ihr Blick schweifte durch das Zimmer, müde war sie noch nicht. Das Zimmer hatte nicht einmal mehr einen Fernseher... Plötzlich entdeckte sie das Buch auf dem Nachtisch, welches Phil ihr mitgebracht hatte. Lesen! Somit konnte sie sich ablenken und aus Erfahrung wusste sie, wie müde lesen machen konnte.
Sanft hob sie das Buch ins Bett. Sie las die vergoldeten Lettern über dem roten Tatzenkreuz. „Die Templerin“. Die Geschichte von Robin, welche durch eine Intrige alles verloren hatte, zeitweise sogar ihre Stimme, hatte Miriam unendlich berührt. Trotzdem war Robin so stark, mit Hilfe von Salim ein ganz neues, schier unmögliches Leben zu beginnen.
Ungefähr bei der Hälfte des Buches war ein Knick. Dort hatte sie aufgehört zu lesen und dort wollte sie, 6 Monate und ein Leben später, wieder mit lesen beginnen.

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Miriam öffnete das Buch. Sie erschrak. Ein rosa Brief fiel aus dem Buch heraus. Sie konnte sich nicht daran erinnern, einen Brief dort hinein gesteckt zu haben.
Ihre Augen weiteten sich. Auf dem Brief stand in glitzernden blau „An meine Freundin Miriam“ geschrieben. Ihr Herz pochte aufgeregt. War ein Stalker in ihre Wohnung eingedrungen? Oder hatte gar Phil diese Zeilen verfasst?
Sie musterte die Buchstaben noch einmal genauer. Sie waren sehr groß geschrieben und in reiner Schreibschrift, so wie es Kinder in der Schule lernen.
Das war sicherlich kein Stalker, sondern ein aller höchstens 10 jähriges Kind, das den Brief verfasst haben musste.
Miriams Neugierde war geweckt.
Langsam und sanft, ohne das Cover wirklich zu beschädigen, öffnete sie den Brief und zog Briefpapier in der gleichen Farbe heraus.
Am Fuße des rosa Blattes war eine zierliche Ballerina abgebildet.
Der Brief war mit klar lesbarer Schrift geschrieben. Sicherlich ein Mädchen, was die Herzchen als i Striche erklären würde.
„Liebe Miriam.
Ich bin Betty. Phil ist mein Bruder. Du kennst ihn, er ist dein Pfleger.
Er hat mir verboten dich zu besuchen. Diese dumme Schweigepflicht.
Aber er hat nicht gesagt, dass ich dir keinen Brief schreiben darf.
Ich habe damals auch Ballett getanzt. Du warst immer mein großes
Vorbild. Ich wollte immer so gut tanzen wie du! Aber Phil konnte

leider meinen Unterricht nicht bezahlen. Deshalb habe ich mir deine
Auftritte im Fern angesehen und dich nach getanzt. Du kannst das
so gut! Hoffentlich kann ich auch bald so toll tanzen wie du! Aber weil
Phil mir den Unterricht nicht mehr bezahlen kann bin ich traurig.
Kannst du mir vielleicht nicht Unterricht geben? Mama und

Papa waren immer so stolz mich tanzen zu sehen. Ich will dass, sie
vom Himmel herunter sehen und wieder stolz auf mich sein können.
Bitte verrate ihm nicht dass ich dir den Brief geschrieben habe.
Vielleicht kannst du mich ja mal besuchen wenn du wieder gesund
bist. Phil und ich wohnen in der Joseph Cugnot Straße 18, ganz unten.
Deine Betty.


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Miriam fiel es wie Schuppen von den Augen! „Ich will, dass sie vom Himmel herunter sehen...“ Seine Eltern waren Tod!! Deshalb war er vorhin auch so schnell davon gestürmt.
Mit einem Schlag fühlte Miriam sich total elendig und schuldig. Wie sehr hatte sie ihn wohl mit ihren Worten verletzt. Dabei war er ihr so wichtig geworden. Konnte sie das jemals wieder gut machen? Wie sollte sie jetzt reagieren, wenn er wieder vor ihr stand? Würde er sie weiter pflegen? Er hatte sich so aufopfernd um Miriam gekümmert, Überstunden geschoben, obwohl zu Hause ein kleines Mädchen auf ihn wartete! Sie sollte ihm eigentlich zeigen, wie dankbar sie ihm für alles war. Doch stattdessen musste sie ihn aufs Tiefste verletzen.
Und was war eigentlich mit der blonden Pflegerin? Sie hatte doch eine Andeutung gemacht, dass er wohlbehütet aufgewachsen sei.
Miriam wurde jetzt einiges klar. Die Blicke, mit denen die Blonde auf Sie und Phil geschaut hat, wie sie geschockt geguckt hat, als er ein „Wow“ nicht unterdrücken konnte... Sie war seine Freundin! Deshalb konnte sie die ganze Aufmerksamkeit, die Phil ihr geschenkt hatte, nicht dulden und musste etwas unternehmen.
Und sie, so dachte Miriam, war auch noch genauso doof, auf diese Intrige herein zu fallen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, einfach auf die Worte einer Fremden zu hören? Damals war sie doch eher misstrauisch, wieso nun so gutgläubig?
Miriam konnte die Gedanken nicht zu Ende spinnen. Ihre Augen wurden immer schwerer. Der Tag war trotz aller Schönheiten ziemlich anstrengend für sie gewesen.

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„Phil? Wo willst du denn so schnell hin? Kennste mich denn nicht mehr?“ scherzte Tom, der Physiotherapeut. Er war der erste Freund den Phil damals, als er seine Ausbildung hier begann, gefunden hatte.
„Tut mir leid, ich hab dich nicht gesehen...“ stammelte Phil. Er hatte gerade das Zimmer der Patientin verlassen, die ihm am meisten bedeutete, ihn aber auch am meisten verletzt hatte.
„Ja das sehe ich. Was ist denn gesehen? Man, siehste fertig aus!“ fragte er ihn besorgt.
„Ist schon gut..“ stammelte er. Neben den verletzenden Worten von Miriam irritierten ihn auch, dass sie sagte, dass sie IHN brauchte. Er hatte einen Patienten zu sehr an sich heran gelassen... das war nicht die Professionalität, mit der er sonst zu arbeiteten wusste.
Die Hand von Tom zog Phil an der Schulter zurück. „Du kommst jetzt erstmal mit mir. Da kannste mir mal erzählen, wieso du so komisch drauf bist!“
Phil runzelte mit der Stirn, das fehlte ihm jetzt noch... Trotzdem, und mehr aus Höflichkeit, stimmte er murrend zu.
Tom führte seinen besten Freund in den Aufenthaltsraum. Er kam gerade selber von dort und wusste, dass er leer war. Also die Gelegenheit in Ruhe zu erfahren, was Phil bedrückte.
„So jetzt erzähl mal. Wieso läufst du rum, als wärste in Trance?“ stocherte er nach, als er bemerkte, dass Phil nicht von alleine mit reden anfangen würde. „Es ist wegen deiner blonden Patientin, stimmts?“ drängelte er, nachdem noch immer keine Antwort kam.
Phil ließ den Kopf in seine angewinkelten Arme fallen und schüttelte: „Ich glaub, ich hab einen riesen Fehler gemacht. Ich hab das alles zu sehr an mich heran gelassen, und vor alle: Ich hab den Abstand nicht gewahrt.“
„Was ist denn genau passiert?“ hakte Tom nach.
„Als ich sie gestern morgen sah, als Lana sie fertig gemacht hatte, ich weiß auch nicht... Ich hab einfach alles vergessen, was ich mir eigentlich im Umgang mit ihr vorgenommen hatte. Und heute morgen, da war sie so traurig die ganze Zeit im Zimmer bleiben zu müssen, da hab ich sie nach Feierabend zum Picknick am See abgeholt. Und nicht weil ich mich verbunden gefühlt habe das zu tun, sondern weil ich es wollte!“ Phil ballte die Faust. Wieso hatte er sich darauf nur eingelassen? „Und das Schlimmste, am See habe ich sie auch noch zu allem Überfluss mit du angesprochen, weshalb sie mir es dann gänzlich anbot und ich auch noch annahm! Verstehst du? Es gibt jetzt keine Grenze mehr zwischen Pfleger und Patientin...“ schüttelte er.
„Ohje, das hättest du nicht tun sollen. Das kann nicht gut ausgehen und das weißt du. Außerdem hast du, fürchte ich, gleich noch nen Problem. Deine Lana war den ganzen Tag ziemlich aufgebracht. Ich fürchte, die hat etwas vor.“ sagte Tom ruhig. „Aber wieso bist du so aufgebracht aus dem Zimmer gestürmt? Da muss doch mehr vorgefallen sein, als die Erkenntnis, dass du einen großen Fehler begannen hast?“
Phil dachte an ihre Worte, wie sehr sie ihn brauchte. Außerdem spürte er, wie sehr ihn die Anspielung auf sein glückliches Leben getroffen hatten. Trotzdem wusste er auch, wie viel er preis geben durfte und was nicht. Um Zeit zu schinden, guckte er langsam auf seine Uhr.
Phil erschrak. Schon 21 Uhr!! Sofort sprang er auf: „Du tut mir echt Leid, ein anderes mal. Betty wartet zu Hause und ich wollte eigentlich seit 15 Uhr mit ihr Mathe lernen.“
Tom wollte ihm noch zurufen, dass er seinen morgigen freien Tag nutzen sollte, um sich zu überlegen, wie er die Distanz wieder wahren konnte, doch da war Phil schon aus der Tür heraus gestürmt.

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Trotz der späten Zeit, beschloss Phil noch ein paar wenige Aufgaben mit Betty zu rechnen. Es ging um die Division, in der seine kleine Schwester weniger erfolgreich war.
Er versuchte sich zu konzentrieren, aber es funktionierte nicht. Er musste sich eingestehen, dass Miriam ihm inzwischen ziemlich viel bedeutete, zu viel! Doch sie war im Glauben, Marc würde sie noch immer lieben. Er hatte gar keine Chance. Außerdem hatte er sich die letzten Tage, nachdem er sie so anlügen musste, gewünscht, sie würde so schnell es geht, in die Rhea-Klinik kommen. Er wollte der Person nicht ständig loyal in die Augen sehen müssen, die er aufs schlimmste belügen musste. Wenn er weitere Nähe zulassen würde, dann würde ihm der Abschied nur schwer fallen, und ihr auch.
„15 durch 3 ist 10!“ sagte Betty besonders laut. Phil nickte nur stumm, um zu zeigen, dass sie richtig gerechnet hatte.
Betty schüttelte ihn heftig an der Schulter.
„Hallo? Aufwachen?!! Das ist 5 und nicht 10! Du kannst gar nicht richtig rechnen.“ lachte sie.
Phil stand auf, schloss ihr Aufgabenheft. Diesen Abend hatte es keinen Sinn mehr.
Er küsste sie auf die Stirn und wünschte ihr eine gute Nacht. In Gedanken versunken brachte er seine kleine Schwester noch ins Bett.
Sie schlief sofort ein.
Er hingegen blickte eine Ewigkeit die weiße Decke an, es waren schier keine Lösungen zu finden.

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Dass es schon ziemlich spät war, störte Lana weniger. Sie hatte schon mehrere Stunden im Internet nach diesen einen Namen gesucht. „Marc Graf“ Endlich hatte sie den Mann gefunden, durch den sie ihren Phil zurück bekommen würde! Sie nahm sich einen Kulli und ihren Notizblock. Schnell kritzelte sie die Adresse und die Telefonnummer dessen Manager auf ihr Papier, der ihr bei ihrem Plan helfen sollte. Phil gehörte ihr!

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Miriam hatte die halbe Nacht wachgelegen. Sie konnte den Augenblick nicht erwarten, in der Phil, wie jeden Morgen, in ihr Zimmer kommen würde, um ihr ein Stückchen gute Laune zu schenken.
Sie musste sich irgendwie entschuldigen. Doch Miriam konnte sich nicht vorstellen, wie sie sich für solch eine Unverschämtheit entschuldigen könnte.
Die Tür ging auf. Aufgeregt richtete sich Miriam auf. Wie würde er sie wohl heute behandeln? Würde er immer noch so offen und großherzig mit ihr umgehen?
Miriam fuhr sich schnell durch die Haare, doch in ihrer Bewegung blieb sie geschockt stehen.
Phil kam nicht herein! Eine Schwester, die sie kurz nach ihrem Aufwachen gesehen hatte, betrat den Raum! Es war, als würde Miriam der Schlag treffen. Hatte sie Phil so sehr verletzt, dass er sie nicht mehr behandeln würde?
„Ehm...“ stammelte sie. „Wo ist denn der Pfleger, der mich die letzten Tage fertig gemacht hatte?“
Die Schwester lächelte freundlich. „Irgendwann braucht auch er einmal einen freien Tag. Das ist gesetzlich so vorgeschrieben.“
Miriam war noch immer irritiert. Wieso musste er genau heute einen freien Tag haben? Sie konnte diese Schuld keinen weiteren Tag ertragen!
„Aber ich bin sicherlich genauso gut im Haare bürsten.“ scherzte die Schwester.
Miriam nickte nur. Sie versuchte, ihre Enttäuschung aus dem Gesicht zu verbannen, doch es gelang ihr nicht wirklich.
Während sie sich mit Hilfe der Schwester duschte, überlegte sie, wie sie alles wieder gut machen könnte.
Dann kam ihr eine Idee. Auf dem Brief von seiner Schwester stand eine Adresse. Sie würde zu ihm nach Hause fahren und sich dort entschuldigen. Vielleicht war es nicht die perfekteste Idee, aber es war die einzige, die Miriam in diesem Moment einfiel. Über das Telefon war es total unpersönlich sich zu entschuldigen. Sie musste ihn privat sehen! Vielleicht hatte er morgen einen weiteren freien Tag? Und dann würde sie auch schon zur Rhea-Klinik verlegt werden müssen. Vielleicht war es die einzige Chance, ihn noch einmal zu sehen und ihren Fehler zu entschuldigen.
„Schwester?“ fragte sie, während diese ihr grade beim Schuhe anziehen half. „Ich möchte, dass sie ein Taxi rufen und mich begleiten! Ich muss einen wichtigen Weg erledigen, der nicht warten kann!“ sagte sie bestimmend.

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Die Schwester hatte sich noch schnell Rat bei der Oberärztin gesucht. Doch diese war wie immer der Meinung, was Miriam will, muss geschehen!
Noch bevor eine halbe Stunde vergangen war, fand sich Miriam gemeinsam mit der Schwester im Taxi wieder. Als sie die Adresse nannte, zu der sie gefahren werden wollte, regte sich auf dem Gesicht ihrer Begleiterin nichts. Anscheinend wusste sie nicht, zu wem sie gerade fahren würde.
Miriam schaute die Fahrt über zum Fenster hinaus. Sie wollte keine unangenehmen Fragen beantworten müssen.
Das Taxi hielt. Miriam erblickte einen Block, er sah aus wie eine ausgebaute, alte Fabrik. Trotzdem, und vielleicht gerade deshalb, hatte das Haus einen besonderen Charme.
Der Taxifahrer half ihr noch in den Rollstuhl hinein. An der Klingel las sie: „Phil und Betty Becker“
Ja, sie war richtig. Auch die Schwester hatte die Namen auf der Klingel gelesen, ihr Schritt verlangsamte sich, doch sie wagte es nicht, sich den Befehl der Oberärztin zu widersetzen.
Die Wohnung von Phil lag im Erdgeschoss und hatte einen separaten Eingang. Miriam war total aufgeregt. Wie würde er wohl reagieren, wenn er sie gleich sah? Würde er die Tür wieder zu machen, ohne sie auch nur angehört zu haben? Würde er sie fragen, wie sie an seine Adresse gekommen war? Sie wollte das kleine Mädchen nicht verraten. Aber vor allem: Würde er ihre Entschuldigung annehmen?
Entschlossen klingelte Miriam. Kurz darauf hörte sie, wie von innen ein Schlüssel herum gedreht wurde. Er würde ihr gleich aufmachen und sie sehen, das war sicher. Doch wie würde er reagieren?

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Hallo Arielle,

schön wieder etwas neues zu hören!!! Dieses Kapitel hat mir sehr gut gefallen. Miriam sieht ihren Fehler und kann ihn gar nicht so schnell ausbügeln wie ihr lieb ist. Phil hingegen fühlt sich verletzt und hat Angst damit nicht klar zu kommen. Die einzige die jetzt zwischen ihnen indirekt vermitteln kann ist Betty. Mir tun beide sehr leid und so hoffe ich das ein klärendes Gespräch ihnen helfen kann. Hoffentlich kommt Lana nicht mit dem Plan durch Marc zu finden und zwischen Miriam und Phil noch mehr kaputt zu machen.


LG
 
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Er schaute sie nicht an. Sein Blick blieb an der Schwester haften, die nur mit den Schultern zuckte. Erst dann widmete er Miriam einen flüchtigen Blick. Sie sah so viel Schmerz in seinen Augen. Wieso hatte sie die ganzen Wunden durch diese unbedachte Aussage wieder aufreißen müssen...
Der peinliche Moment der Stille trat ein, den Miriam so gefürchtet hatte. Sie nahm all ihren Mut zusammen und flüsterte schon beinahe: „Ich muss mit dir reden....“
Wieder schaute Phil zuerst die Schwester an, die jedoch ein zweites Mal nichtswissend mit den Schultern zuckte.
Phil wäre zu höflich gewesen, als dass er sie abweisen würde. Deshalb nickte er nur stumm, trat einen Schritt nach vorne und schob Miriam in die Wohnung. Er flüsterte kurz etwas zu der Schwarzhaarigen, worauf diese das Wohngebäude verließ.
Er schob Miriam in seine Wohnung. Sofort umhüllte Miriam ein warmes Gefühl. Die Wohnung war so anders als ihre, und doch strahlte sie einen so besonderen Charme aus.
Ohne ein Wort zu sagen, hob Phil sie aus dem Rollstuhl und brachte sie zu der sandfarbenen Couch.
Behutsam setzte er sie ab. Er schaute sie noch immer aus leeren, traurigen Augen an.

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Miriam fing langsam an mit sprechen. Was wollte sie eigentlich sagen? „Das was ich gestern.... gesagt hab, dass tut mir so unendlich Leid...“ flüsterte sie. „Ich wusste nicht... ich wusste nicht was damals geschehen war...“
Phil stand auf, ging zur Küche und kochte, noch immer schweigend, einen Kaffee.
„Ich hab einfach nicht nachgedacht und an die Worte der blonden Pflegerin gedacht...“. Miriam war wegen dem Schweigen von Phil schon ganz nervös. Wieso sagte er nicht? „Sie hat so etwas komisches gesagt.. Und, ach, es gibt keine Entschuldigung dafür, dass ich dir so weh getan habe...“
Phil drehte sich mit gerunzelter Stirn zu Miriam um.
„Wie die blonde Pflegerin?“ fragte er langsam nach.
„Das ist doch egal. Ich hab ohne nachzudenken einfach das gesagt, was sie am Morgen zu mir gesagt hat. Aber es war mein Fehler! Es tut mir wirklich so schrecklich leid.“ Sie fühlte sich so elendig. Phil hatte ihr soviel gegeben und sie war so undankbar zu ihm.
Phils Gesichtszüge entspannten sich wieder, so als ob er zu einer Lösung gekommen wäre. Dann setzte er sich neben Miriam. „Du konntest es nicht wissen. Wäre ich in deiner Situation, ich wüsste nicht wie ich reagieren würde. Aber versteh doch, die Rhea-Klinik kann dich echt aufbauen. Laut Medizinischem Wissen wirst du nie wieder laufen können, doch das ist nicht das Ende. Die Klinik wird dir gut tun...“
Miriam hatte das Gefühl, als glaube der Pfleger selber nicht, was er sa sagte. Irgendetwas war komisch, wollte er nicht dass sie geht? Oder war es nur die Enttäuschung, die sie aus seiner Stimme hörte?
„Ich habe auch gehört, du hast eine kleine Schwester.“ versuchte Miriam das Thema abzulenken.
„Ohja. Betty. Sie ist grade in der Schule. Als sie hörte, dass du bei mir im Krankenhaus bist, da hättest du sie mal erleben sollen. Sie hat vor dem Tod unserer Eltern auch Ballett getanzt, aber nun besteht dazu keine Möglichkeit mehr. Wenn sie erfährt dass du hier warst, das Gesicht würdest du sehen wollen.“ lachte Phil.
„Ich kann sie doch später unterrichten. Vorzeigen kann ich ihr alles auf meinen alten Videos. Und Tipps gehen funktioniert auch noch im Rollstuhl. Aber... natürlich erst... wenn ich aus der Rhea komme...“ schlug Miriam vor. Dann hätte sie wenigstens einen Sinn.
Phils Lachen verstummte. „Willst du ihr Zimmer sehen?“
„Gerne. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich ihr dann auch ein paar Zeilen hier lassen...“

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Nachdem sie den Kaffee ausgetrunken hatten, fuhr Phil seine Patientin in Bettys Zimmer. „Wie schön du es eingerichtet hast... So liebevoll“ staunte sie, als sie das bunte Zimmer vollständig erblickte. Miriam erkannte die Ballettstange an der Wand. Alte Gefühle wurden wach. Damals, als sie ein Kind war, hatte sie genau so eine. Damals, als alles begonnen hatte...
„Kannst du mich kurz alleine lassen?“ bat Miriam ihren Begleiter.
„Ja klar.“ antwortete er ihr und deutete, bevor er das Zimmer verlassen hatte, auf Bettys Schreibtisch. Dort lagen Blöcke und Stifte, mit denen Miriam ihren Brief beantworten konnte.
Als Phil gegangen war, schob sie sich langsam zum Schreibtisch. Alles erinnerte sie so an ihre eigene Kindheit, nur dass sie Eltern hatte, die sie liebten und unterstützen. Sie erinnerte sich daran, wie sie vor dem Unfall beschlossen hatte, hoch zu ihren Eltern zu fliegen. Wie wichtig die Eltern sein konnten, erkannte Miriam erst jetzt, wo ihr dieses tragische Beispiel von Phil und Betty die Augen geöffnet hatte.
Langsam nahm sie einen roten Stift, öffnete ihn und versuchte eine Schrift zu vollbringen, die auch 8 Jährige lesen konnten. Den Vorschlag, den sie Phil vorhin erklärt hatte, schrieb sie jetzt auf das weiße Papier.
Miriam erschrak. Eine Hand lag auf ihrer Schulter. „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Doch ich hab Angst, dass du im Krankenhaus vermisst wirst. Eigentlich müsstest du doch jetzt bei Her Gordon sein, oder?“
In Phils Stimme lag kein Tadel. Seine Stimme war sanft und mitfühlend. Er schaffte es immer wieder, sich in Miriam hineinzuversetzen.
„Du hast doch gesagt, dass ich schon in wenigen Tagen zur Rhea-Klinik muss. Könnte ich dich noch um einen letzten Gefallen bitten?“ flüsterte Miriam, den Blick nicht von dem Blatt Papier gewendet.
„Natürlich.“ antwortete Phil genauso sanft.
„Bitte, bring mich in meine Wohnung. Ich will sie noch einmal sehen.“

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Vor der Wohnung angekommen, hob Phil Miriam aus dem Sitz des Autos. Mit Rollstuhl würde er die enge Treppe niemals herauf kommen.
Ohne einen Hauch von Anstrengung zu zeigen, hob Phil seine Begleiterin die ganzen 4 Etagen hinauf, bis Miriam endlich die Tür zu ihrer Wohnung aufschließen konnte.
Alles sah noch genauso aus wie damals, als sie die Tür zum letzten Mal in ihrem alten Leben abgeschlossen hatte.
Langsam wurde sie von Phil auf der Couch abgesetzt. Sie lachte bitter: „Jetzt kann ich dir noch nicht einmal was zu trinken anbieten.“

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„Das ist doch kein Problem. So schwer bist du nicht.“ versuchte er sie aufzumuntern.
Unbeeindruckt und wie in Trance glitt Miriams Hand unter den Couchtisch. Dort lag ein Fotoalbum. Sie wusste nicht, wieso sie es sich angucken wollte, sie wusste nicht einmal, ob sie es sich wirklich ansehen konnte. Sie wusste nur, dass sie es tun musste.
Langsam und zitternd öffnete sie die erste Seite des Buches.

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Miriam als schwarzer Schwan. Einer ihrer größten Auftritte. Vor Weihnachten die Aufführung als Zuckerfee sollte ihr Karrieregipfel werden. Doch jetzt würde sie niemals wieder tanzen können. Niemals würde sie sich der Musik auf der Bühne durch den Tanz hingeben können. Niemals wieder...
Miriam merkte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllen wollten. Sie musste den Schmerz unterdrücken, sie wollte ihn nicht spüren.
Schnell blätterte sie eine Seite weiter.

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Es war das Foto vom Tag ihrer Verlobung. Marc hatte sie nach einem gelungenem Auftritt auf der Bühne vor allen gefragt, ob sie ihn heiraten wollte. Natürlich hatte sie „Ja“ gesagt. Wieso war Marc nicht an ihrer Seite? Wieso saß anstelle von ihm ein ihr eigentlich fremder Mann gegenüber? Wieso war es nicht sein Gesicht, was sie zuerst nach dem Aufwachen sah? Wieso war Marc einfach nicht bei ihr?
Miriam wollte das alles nicht mehr sehen. Sie blätterte weiter und weiter und weiter. Doch alle Fotos erinnerten sie an ihr altes Leben, alles was sie bisher gelebt hatte, war für sie gestorben. Wieso konnte sie selbst nicht auch sterben? Wieso musste sie leblos in einer Hülle von Mensch aushalten?
Die letzten Seiten in ihrem Buch riss Miriam einfach heraus. Sie schmiss sie weg, versuchte durch die den Schmerz loszuwerden, der nun mit aller Kraft in ihr um sich schlug. Sie wusste, dass es irgendwann weh tun würde, doch sie ahnte nicht, wie unerträglich schlimm es sein würde.
Alles brach aus ihr heraus. Miriam wusste nicht was gerade in ihr geschah. Sie hörte die Stimme der Ärztin in ihr, die ihr sagte, dass sie gelähmt war, sie erinnerte sich daran, wie ihr zum ersten Mal bewusst wurde, dass sie ihre Beine nicht spüren konnte. Die ganzen ungelösten Fragen in ihrem Kopf schienen wie ein Hammer auf sie einzuschlagen. Der große Kloß in ihrem Hals wollte ihr die Luft abdrücken.

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Phil versuchte sie zu trösten, er wollte sie in den Arm nehmen, doch Miriam schlug wie eine Wilde schreiend auf seine Brust ein. Phil ließ sie nicht los. Er streichelte ihr, kaum spürbar, sanft über die Haare. Und plötzlich beruhigte sich Miriam. Sie wurde leiser, schlurzte nur noch leise und unregelmäßig. Phil wusste, dass dieser Moment kommen würde, er wusste auch, dass er in dem Moment für sie da sein wollte, doch der Anblick von ihr zerriss ihm das Herz. Er konnte sie nicht so leiden sehen und schlagartig wurde ihm bewusst, dass er sie niemals gehen lassen konnte, denn sie brauchte ihn jetzt mehr als alles andere.

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Keiner von beiden hatte jetzt noch ein Zeitgefühl. Sie saßen einfach so da, Miriam weinend an seiner Schulter.
Irgendwann brach Miriam die Stille zwischen beiden: „Wieso tust du das alles für mich?“ flüsterte sie ganz langsam und mit schwacher Stimme.
Phil schaute sie an: „Natürlich weil ich dein Pfleger bin! Wenn ich das nicht tue gibt’s verdammten Ärger“ scherzte er. Miriam lächelte kurz, dann kuschelte sie sich wieder an deine Schulter.

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Irgendwann muss sie eingeschlafen sein. Vorsichtig legte er sie auf die Couch und deckte sie zu. Er selbst setze sich vor sie auf den Boden und schaute sie an. Langsam streichelte er ihre nassen Haare aus ihrem Gesicht. Sie war so wunderschön. „Oh nein... Ich tue es nicht mehr weil ich dein Pfleger bin, sondern weil ich dich liebe!“ war die richtige Antwort, die er nun leise zu ihr flüsterte...

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Die Geschichte ist der komplette Wahnsinn...
Hoffentlich schreibst du bald weiter :)
Liebe Grüße.
 
Lese hier auch von Anfang an mit. Du hast einen wirklich tollen Schreibstil und man kann die Handlungen, Emotionen etc. der Charaktere sehr gut nachvollziehen.
Aber auch die Geschichte an sich ist sehr interessant.
Phil hat es mir ein bisschen angetan. So ein Kerl fehlt mir auch noch an meiner Seite :lol:.

Freue mich schon auf auf die nächsten Kapitel :).
 
Kapitel 10

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Es war warm. Sie lag auf einer Wiese. Überall waren Blumen. Miriam schloss die Augen. Der Duft der Blumen und der leichte Duft des Taus hüllten sie in eine warme Hülle ein. Neben ihr war ein See, sie konnte das Wasser hören. Ein See, der ihr so bekannt vorkam. Irgendetwas raschelte neben ihr. Langsam versuchte sie die Augen zu öffnen. Die Sonne blendete. Sie konnte eine Kontur erkennen, die Kontur des Mannes, der so viel in ihr auslöste. Er streichelte ihr eine Strähne vom Gesicht und flüsterte ganz leise und sanft: „Ich liebe dich. Du bist so wunderschön...“
Miriam wollte sich aufrichten, ihn küssen. Doch etwas stimmte nicht. Die Wiese unter ihr verschwand, das Wasser hörte auf zu rauschen und die Blumen dufteten nicht mehr. Nur das Kitzeln eines Sonnenstahls blieb, genau wie der Duft des Mannes.
Es dauerte etwas, bis Miriam verstand, wo sie war. Sie war in ihrer Wohnung. Miriam versuchte nicht die Gedanken und Erinnerungen an den Abend zuvor zu ordnen. Es würde ihr nur wieder weh tun und das warme Gefühl des Traumes würde sie gänzlich verlassen.
Langsam setzte sie sich hin. Neben ihr, auf dem weichen Teppich, lag der Mann aus ihrem Traum. Wie ruhig er schlief.
Was hatte er schon alles für sie getan... Sie würde es ihm nie ausreichend danken können...
Miriam ertappte sich dabei, wie sie lächelte als sie ihn beim Schlafen beobachte. Doch da waren wieder die Gedanken an Marc. Miriam schüttelte leicht den Kopf, als ob sie sich selber klar machen wollte, dass sie nicht frei für Phil sein konnte. Sie würde Marc treu bleiben, auch wenn er sie durch seine Abwesenheit so verletze.

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Miriams Blicke blieben an den Bildern hängen, die durch den ganzen Raum verstreut waren. Im Mai hätten sie heiraten wollen... Jetzt war es Mitte August und Marc war nicht da. Er hatte sie noch nicht einmal mehr angerufen... Miriam stellte sich die Frage, ob Marc sie überhaupt noch liebte, als sie durch ein leichtes Knurren und ein darauf folgendes Strecken aus ihren Gedanken gerissen wurde.
„Hey. Ich hoffe du konntest auf dem Boden etwas schlafen. Du hättest mich doch wecken können, dir muss bestimmt alles weh tun.“ begrüßte ihn Miriam.
Phil setzte sich auf, streckte sich noch einmal ehe er antwortete: „Guten Morgen. Ist nicht schlimm. Ich muss wohl eingeschlafen sein...“
Sein Blick suchte den Raum nach einer Uhr ab, Miriam blickte dann über die Badezimmertür und fuhr überrascht auf: „Es ist schon kurz vor halb 10!“
Auch Phil fuhr auf: „Mist. Hoffentlich ist Betty aufgewacht, nicht dass sie verschlafen hat. Hast du mal kurz ein Telefon? Gut das ich heute erst Nachtschicht habe.“
Miriam deutete auf einen Schrank in der Küche hin, worauf Phil ein paar Zahlen wählte und kurz darauf auflegte. „Gut. Zu Hause hört schon mal niemand. Da ist sie sicher zur Schule.“
Dann wählte er weitere Zahlen, worauf hin er schließlich im Krankenhaus landete. Dort erklärte er kurz, dass Miriam in Sicherheit sei und beide gegen 10 im Krankenhaus auftauchen würden.
Als er aufgelegt hatte, war sein Gesichtsausdruck ziemlich verwirrt. Wahrscheinlich hat derjenige am anderen Ende ziemlichen Druck gemacht.
Schnell hatte Phil die Fassung zurück gewonnen. „Brauchst du hier noch etwas, oder können wir gleich los?“ fragte er ruhig.
„Ich wollte eigentlich noch ein paar Kleidungsstücke holen. Ist das ok?“ fragte Miriam.
„Ja klar. So lang dauert das sicher nicht. Komm, ich bring dich hin“ bot er an.

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Phil setzte sie behutsam auf ihr Bett. Wie weich es doch war... Der Gedanke daran, dass sie wohl hier in dieser Wohnung so schnell nicht mehr schlafen würde, erfüllte Miriam mit Traurigkeit.
Phil hatte den Schrank schon geöffnet: „Was darf ich dir bringen?“ fragte er sie und versuchte zu lächeln.
„Da muss irgendwo ein weißes Kleid hängen. Und ganz unten in dem Fach ist ein pinkes Tanzkleid. Das hatte ich damals bei einer meiner ersten, größeren Auftritte an. Ich möchte es gern Betty schenken.“ schlug Miriam vor.
Phil hatte es schnell gefunden. Er hielt es hoch und musterte es begeistert: „Das musst du echt nicht! Da hängen sicher Erinnerungen dran...“
„Ich weiß wie viel Freude es ihr bereiten wird. Bitte, lehne es nicht ab!“ tadelte ihn Miriam.
Phil lächelte und bedanke sich herzlich.
Nachdem er noch, auf Miriams Anweisung hin, etliche T-Shirts und weitere Kleidungsstücke eingepackt hatte, fuhren sie zurück zur Klinik.
Im Auto bedankte sich Miriam dafür, dass er sie noch einmal nach Hause gebracht hatte. Es hatte ihr so viel bedeutet und Phil war klar gewurden, dass er Miriam nie wieder alleine lassen wollte.

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Behutsam brachte er sie zurück in ihr Zimmer. Vorsichtig legte er Miriam in ihr Bett. Als er den Koffer aufmachte, um die Sachen in den Schrank zu hängen, kam die schwarzhaarige Pflegerin herein, um ihm mitzuteilen, dass er im Ärztezimmer empfangen wurde.
Phil runzelte kurz die Stirn, warf Miriam dann ein Lächeln zu und verließ das Zimmer.

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Im Ärztezimmer saß Tom. „Du siehst schon wieder total fertig aus. Was ist nur in letzter Zeit los mit dir?“ begrüßte er ihn.
Phil holte sich und Tom schnell einen Kaffee. „Ich muss mit dir reden...“
„Man, Phil, was ist denn los?“ In Toms Stimme lag echte Sorge.
„Es geht um Miriam...“ begann Phil.
„Also, dass du so wild bist und gleich über sie her fällst, hätte ich dir nicht zugetraut. Ich hoffe wenigstens, ihr hattet eine tolle Nacht. Das Hauptgesprächsthema an der ganzen Klinik seit ihr zumindestens.“ scherzte Tom.
Phil warf ihm einen kühlen Blick zu: „Du Spinner!“
„Dann erzähl mal was los ist.“
„Ich kann sie nicht alleine zur Rhea schicken, das geht einfach nicht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr sie mich jetzt braucht. Ich kann sie jetzt nicht hängen lassen und sie wild fremden Menschen anvertrauen.“ gestand er.
„Wie? Was meinst du damit? Du weißt wie wichtig es für ihre Gesundheit ist! Du kannst sie nicht therapieren. Wie stellst du dir das vor?“
„Ich... weiß es gar nicht. Ich weiß nur, dass sie es fertig machen würde. Uns vertraut sie. Kannst du mir nicht helfen?“ flehte er seinen besten Freund an.
Tom lachte bitter. Er wusste, dass er ihm seine Hilfe nicht verweigern konnte. Phil war immer für ihn da gewesen. Als er damals das Problem mit seiner Freundin hatte.. Phil war immer da. Er konnte es ihm nicht abschlagen. Aber ein logischer Verstand wusste, dass es unmöglich war, ihr die gleichen Therapiemöglichkeiten zu Hause zu bieten, wie in der Rheaklinik.
Phil schaute ihn noch einmal eindringlich an: „Bitte, du bist meine letzte Rettung!“
Tom seufzte tief: „Na gut. Aber echt nur weil du es bist! Du regelst alles, ich therapier sie. Aber ich hol mir keinen Ärger von der Chefin ab! Verstanden?“
Tom konnte sehen wie Phil ein Stein vom Herzen fiel. „Du hast echt was gut bei mir!“
Plötzlich klopfte es. Wutentbrannt betrat die Oberärztin das Zimmer. Sie warf Tom einen kühlen Blick zu, der ihm sofort zu verstehen gab, dass er das Zimmer zu verlassen hatte.

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„Was stellen Sie sich eigentlich hier vor?“ schrie sie Phil an. „Sie können doch nicht einfach mal die wichtigste Patientin aus der Klinik entführen und die Nacht mit ihr irgendwo verbringen!!“ Phil wollte sich rechtfertigen, doch die rothaarige Ärztin schnitt ihm sofort das Wort an. „Wissen Sie überhaupt was passiert, wenn das nach draußen kommt??? „Notgeiler Pfleger entführt Tanzlegende Miriam Richter!“ oder „Hurerei im Krankenhaus!“ Ich bezahle sie dafür, sie „gut“ zu behandeln, doch ich verstehe darunter anscheinend was ganz anderes als Sie!“
Phil hatte sich ihr Theater lange genug angehört: „Jetzt reicht es aber!“ fuhr er ihr lautstark entgehen. „Ich garantiere Ihnen, dass so etwas definitiv nicht vorgefallen ist! Wir waren in ihrer Wohnung und sie hat sich alte Fotos angeguckt. Dann hat sie sich endlich mit ihrer Krankheit auseinander gesetzt. Sie wissen ebenso wie ich, wie medizinisch notwendig das war! Nur anscheinend habe ich mich von der Presse noch nicht blenden lassen! Und jetzt kommts: Miriam wird nicht in die Rhea-Klinik fahren! Ich weiß nicht, mit wie viel Geld sie geschmiert wurden, sie exakt in diese Klinik stecken zu wollen, doch ich weiß, was wichtig für sie ist! Und diese Klinik würde ihr nur schaden. Das werde ich nicht zulassen!“
Die Ärztin verlagerte ihr Gewicht auf ein Bein und stemmte die Arme wie ein trotziges Kind in die Hüfte. Sie blinzelte ihn eiskalt an: „Ich glaube nicht, dass es in Ihrer Entscheidungsgewalt liegt, in welche Klinik Frau Richter verlegt wird. Sie sind nur ein kleiner, nichts bedeutender Pfleger. Ich habe im Gegensatz zu Ihnen studiert, glauben sie mal nicht, dass Sie mehr von Medizin verstehe als ich!“
Phil konnte ihrem eiskalten Blick stand halten: „Ich glaube aber, dass es in Miriams Entscheidungsgewalt steht, wohin sie will oder nicht! Passen sie bloß auf, dass nicht andere Sachen an die Presse gelangen! Ich sehe nämlich auch schon Schlagzeilen: „Geldgeile Oberärztin gefährdet Wohl von Tanzlegende Miriam Richter!“ oder „Geldschmiererei im Krankenhaus!“
Mit diesen Worten verließ Phil das Zimmer triumphierend. So schnell würde ihm diese Ärztin keine Schwierigkeiten machen.

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Direkt nach dem Gespräch stürmte er freudig in Miriams Zimmer.
„Hey, was ist denn mit dir los? Du strahlst ja!“ bemerkte sie.
„Ich habe auch ganz tolle Neuigkeiten!“ Phil war total außer Atem. „Du musst nicht mehr in die Rhea-Klinik! Wir, also Tom, eh natürlich Herr Gordon, und ich haben eine Möglichkeit gefunden, wie du auch hier gesund werden kannst. Also nicht hier. Sondern da wo du willst.“
Miriam verstand nur Bahnhof: „Stop! Ich versteh hier gar nichts, wenn du so durcheinander redest. Was ist jetzt mit der Rhea-Klinik?“
Phil versuchte es nochmal, nur langsamer: „Du musst nicht mehr hin wenn du nicht willst!“
„Wie jetzt?“ Miriam verstand noch immer nicht.
„Der Physiotherapeut, Herr Gordon, würde dich auch hier therapieren, dazu müsstest du nicht in die Rhea-Klinik.“ versuchte er ihr zu erklären.
„Aber dafür müsste ich doch hier bleiben, im Krankenhaus... Du weißt doch selber, dass ich nicht in meine Wohnung komme...“
„Ich hatte da an was anderes gedacht. Du weißt doch, meine Wohnung liegt im Erdgeschoss. Da könntest du sogar tags über raus wenn du willst!“ schlug Phil vor.
„Du willst, dass ich bei dir einziehe? Hast du das alles durchdacht? Wo soll ich schlafen, reicht der Platz?“
Nach diesem Satz war Phils ganze Euphorie verschwunden. Wie konnte er nur annehmen, dass Miriam bei ihm einziehen will... Er hatte Gefühle für sie... Es war ein riesen Fehler, davon auszugehen, dass sie diese erwidern würde. Phil verstand auf einmal, dass es nicht so leicht war, wie er es sich vorgestellt hatte.
Traurig schaute er zum Boden: „Naja... Du könntest mein Schlafzimmer bekommen und ich schlaf im Wohnzimmer auf der Couch...“
Für ihn war die ganze Idee schon Geschichte, Miriam für ihn verloren. Traurig und betrübt schaute er auf den Boden, so dass er Miriams freudiges Strahlen nicht erkennen konnte. Erst als sie ihm wild und lachend um den Hals fiel, registrierte er, dass ihr diese Idee sehr gefiel.
„Das werde ich dir nie vergessen! Danke Danke Danke! Du wirst es echt nicht bereuen und ich werde mich anstrengen, auch Erfolge zu machen! Oh Danke!“ lachte Miriam.

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„Kann ich nicht heute schon bei dir einziehen? Du hast doch erst heute Nacht Dienst. Und nachts schlafe ich, kann also auch keine Probleme machen!“ schlug Miriam vor.
„Uff... keine schlechte Idee. Lass mich mal kurz nachdenken. Im Notfall ist ja Betty auch noch zu Hause. Eigentlich solltest du bist morgen hier bleiben, aber ich denke, den einen Tag kannst du dich selber entlassen können. Da wird dir glaube ich keiner im Wege stehen...“
Schneller, als Miriam überhaupt wahrnehmen konnte, hatte Phil für sie gepackt und sie die letzte Untersuchung bei der Oberärztin über sich ergehen lassen. Plötzlich saß sie schon im Auto und noch plötzlicher auf Phils Couch.
Am Morgen hatte sie noch gedacht, wie Welt würde endgültig für sie unter gehen, und schon gegen Mittag saß sie voller neuer Hoffnung in Phils Wohnzimmer. Hier würde sie einen neuen Sinn finden. Sie könnte mit Betty Hausaufgaben machen, wenn er noch auf Arbeit ist, sie könnte Betty Ballettstunden geben, mit ihr Filme sehen, ihr die Haare flechten, den Haushalt schmeißen. Sie würde endlich wieder den Tag herum bekommen!
Miriam lächelte glücklich: „Meinst du wirklich, du kannst auf der Couch schlafen?“
„Nichts gegen deinen Teppich, aber ich habe die Nacht auf deinem Boden überlebt, da wird das ja wohl ein Klacks werden.“ scherzte er.
„Du glaubst gar nicht, wie viel besser es mir mit deinem Vorschlag geht! Wieso verstehst du nur immer wieder, was mich glücklich macht?“

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„Wissen Sie was Lana? Sie gefallen mir!“ sagte Marc mit einem süßen Nachgeschmack von Sekt im Mund.
„Ich weiß wie man Geschäfte macht! Ich denke eher, das gefällt Ihnen!“ prostete sie ihm zu.
„Lassen Sie uns auf eine glorreiche Zukunft anstoßen!“

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Lana war vollends zufrieden! Sie hatte erreicht was sie wollte, vorerst. Doch ihr Plan lief bisher mehr als gut! Bald würde sie Phil wieder gänzlich für sich haben. Doch vorher würde sie die Nacht mit Marc genießen. Dass er, genau wie sie, wusste was er wollte, machte ihn neben Phil ziemlich attraktiv.

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Boooah! Wat ist dat denn? :what:
Aber ohne Intrigen und Gemeinheiten wäre das Leben ja nur halb so schön... ;)
Tolle Fortsetzung, freu mich schon, wie sich alles entwickelt, jetzt wo sie bei den beiden wohnt :)
Liebe Grüßeee!
 
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Sein Zimmer war sehr großzügig. Miriam konnte sich dort relativ frei bewegen. Seine Kleidung war schnell provisorisch in einem Koffer verstaut, um die Ihrer Platz zu machen.
Nachdem Phil gemeinsam mit Miriam das Zimmer zurecht gemacht hatte, schlug er vor, gemeinsam mit ihr zu kochen. Ein Schritt zurück in ein Leben.
Miriam gefiel die neue Aufgabe. Beide wollten Pasta kochen. Während Miriam Gemüse für die Sauce schnitt, kümmerte er sich um alles, was im stehen erledigt werden musste. Dabei unterhielten sie sich unbeschwert über die Kindheit.
Das Essen war schnell gekocht, sodass es sich beide am Küchentisch bequem machen konnten.
„Wo hast du eigentlich so gut kochen gelernt?“ fragte ihn Miriam, während sie sich eine Rigatoni aufgabelte.
Phil lachte: „Das nennst du gut kochen? Nene, das hab ich eher notdürftig zusammen experimentiert.“
„Ach komm, also die Lüge kauf ich dir nicht ab! Das schmeckt echt wunderbar!“ widersprach ihm Miriam.
„Wird wohl daran liegen, dass du mit gekocht hast.“
Miriam kam eine Idee: „Du musst ja arbeiten und dich zu Hause dann noch um mich kümmern. Ich will euch beiden echt nicht zur Last fallen, auch wenn das wohl so gut wie unmöglich werden wird... Doch ich kann dich ja auch unterstützen. Wenn du das Geschirr von den oberen Schränken in die Unteren tust, kann ich doch immer Mittag für uns 3 kochen?“ schlug sie vor.
'Mittag für uns 3'... wie schön das für Phil klang. Nach dem Desaster mit Lana wollte er eigentlich Langzeitsingle bleiben, doch gegen das Schicksal kann man nicht kämpfen.
Phil nickte und während Miriam das Geschirr spülte, konnte er das Geschirr in ihre Reichweite verlagern.

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Mit einem Glas Wasser verzogen sich beide auf die Couch. Phil erklärte Miriam, wie er und Tom sich die Therapiemaßnahmen vorstellten.
Gleich am nächsten Nachmittag wollte Tom vorbei schauen und 2 Stunden mit Miriam trainieren.
Als es plötzlich am Türschloss raschelte, konnte sich Phil ein Lächeln nicht unterdrücken. „Mal sehen was Betty für Augen machen wird, wenn du hier auf der Couch sitzt.“ flüsterte er Miriam zu.
Kurz darauf öffnete sich die schwere Haustür und ein kleines, braunhaariges Mädchen betrat den Raum. Erst schaute sie in den Küchenbereich und murmelte etwas, was sich wie: „Hmmmm.. Nudeln“ anhörte. Sie schwang ihren Rucksack vom Rücken und wandte sich dem Wohnbereich zu. Kurz darauf hörte man ein dumpfen Ton, sie hatte vor Staunen den Rucksack fallen lassen.
Dann schrie die kleine Betty auf: „Miriam? Phil.. aber wie... Wieso?“
Phil stand auf: „Hey, reg dich nicht auf. Miriam wird die nächste Zeit bei uns wohnen.“
„Was? Ehrlich jetzt“ lachte seine kleine Schwester. Phil nickte ihr zu, dann fiel sie ihm um den Hals.

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Ganz erwachsen ging die Kleine zu Miriam, reicht ihr die Hand und stellte sich vor: „Hallo. Ich bin Betty.“ Miriam erwiderte die Geste: „Schön dich kennen zu lernen!“
Phil mischte sich ein: „Betty, nach dem Essen machst du sofort Hausaufgaben, okay? Ich muss gleich los, vor der Arbeit noch schnell was einkaufen. Miriam schläft heute hier, und du bleibst bei ihr, um ihr zu helfen! Ich hoffe, dass alles gut zwischen euch klappt.“
Betty grinste ihn an, als ob er ein kleiner, naiver Junge wäre: „Na klar läuft alles gut zwischen uns! Was denkst du eigentlich?“

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Phil küsste seiner kleinen Schwester zum Abschied noch auf die Stirn. Ein komisches, aber warmes Gefühl durchfuhr Miriam, als sie sich vorstellte, wie weich seine Lippen wohl sein würden.
Was war bloß los mit ihr? Dieses gribbelige Gefühl hatte sie zuletzt als Teenager im Bauch verspürt. Konnte sie sich etwa verliebt haben? Sofort schüttelte sie den Gedanken von sich ab. Sie war Phil zu grenzenlosem Dank verpflichtet... sicher verwechselte sie dieses Gefühl mit der Liebe.
„Betty, du bleibst hier bei Miriam, ich will danach keine Beschwerden hören, ok?“ wies er sie noch kurz liebevoll an, bevor er zur Nachtschicht verschwand.

Ganz aufgeregt setzte sich die kleine Betty neben ihr großes Idol.
„Soso, und du kannst also tanzen?“ fragte Miriam sie lächelnd.
„Ohja! Leider kann ich nicht mehr zum Unterricht, aber damals war ich unter den Besten! Ich durfte sogar im Kinderballett einmal die Zuckerfee tanzen!“
Die Zuckerfee... Dafür trainierte Miriam vor ihrem schrecklichen Unfall...
„Soll ich es dir mal zeigen, wie ich tanzen kann?“ riss Betty sie aus ihren traurigen Gedanken heraus.

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Noch ein bisschen umständlich hoch sich Miriam in ihren Rollstuhl, um dann in Bettys Zimmer geschoben zu werden. Eigentlich ein deprimierender Umstand, aber Betty strahlte vor Stolz, was Miriam zu einem Lächeln brachte.
Im Zimmer hob sie sich dann auf einen Stuhl und Betty fuhr den Wagen raus, um mehr Platz zu haben.
„Jetzt musst du aber mal weg sehen!“ bestand Betty, als sie sich ihre Ballettkleidung anzog.
„Jetzt darfst du wieder gucken!“.
Hektisch und voller Aufregung versuchte Betty ein paar Figuren und Bewegungen so vollbringen. Aber irgendwie sah alles sehr zittrig aus.
„Hey, sei nicht aufgeregt. Ich bin nur eine ganz normale Person die dir zu guckt. Mach die Bewegungen länger und sanfter.“ munterte Miriam sie liebevoll auf.
Betty versuchte sich ganz arg anzustrengen. Sie hörte Miriams Worte immer wieder und endlich spürte sie, wie sie die Aufregung überwand und ihre Bewegungen flüssiger wurden.
„Ja ich bekomme es schon fast so hin, wie damals!“ freute sie sich und fiel Miriam um den Hals.
Plötzlich klingelte das Telefon und Betty rannte schnell hin.

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„Betty? Wo bleibst du denn?“ erklang eine leicht traurige Stimme am anderen Ende des Telefon.
„Du Sarah, ich kann heute leider doch nicht zu deinem Geburtstag. Ich hab Besuch!“ entschuldigte sich Betty.
„Wie Besuch? Du wusstest das schon seit Wochen und ohne dich macht das keinen Spaß.“ Sarah hatte schon Tränen in den Augen.
„Tut mir echt Leid. Miriam Richter schläft heute bei uns!“ Betty hoffte so sehr, dass Sarah sie verstand.
„Aber ich bin doch deine beste Freundin....Bitte!“ flehte Sarah sie an.
„Warte kurz.“

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„Du... Miriam... wir haben hier ein Problem!“ sagte Betty traurig.
„Was denn? Wer ist das am Telefon?“
„Das ist Sarah.. meine beste Freundin. Sie hat heute Geburtstag und macht eine Nachtparty. Mich hatte sie auch eingeladen. Sie ist ganz traurig, aber ich will lieber heute bei dir sein.“
Miriam dachte daran, wie sie damals für Marc all ihre Freunde vernachlässigte und nun ganz ohne da stand. Sie beugte sich nach vorn um Betty in den Arm zu nehmen: „Ich bin doch morgen auch noch da. Wenn du es deiner Freundin versprochen hast, dann geh lieber zu ihr. Echte Freundinnen sind unbezahlbar!“
„Aber ich hab auch Phil versprochen hier zu bleiben um auf dich aufzupassen!“ wand Betty ein.
„Hey, Phil ist übervorsichtig. Was soll mir hier schon passieren? Wenn du mir den Rollstuhl noch bringst, ist das kein Problem!“
Betty fing an sich zu freuen: „Danke! Eigentlich wollte ich auch gern zur Party!“
Schnell rann sie zum Telefon: „Sarah, bist du noch dran?“ schrie sie in den Hörer: „Ich komme gleich!“

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Der Tag war für Miriam zwar unwahrscheinlich hoffnungsvoll, aber auch genauso anstrengend. Nach dem sie sich ein Brot geschmiert hatte, fuhr sie ins Bad um sich bettfertig zu machen.
Die Einsamkeit störte sie weniger, als sie anfangs vermutet hatte.
Eigentlich wollte sie im Bett noch ihr Buch lesen, doch als sie sich endlich zugedeckt hatte, fielen ihre Augen vor Erschöpfung zu und Miriam schlief sofort tief ein.

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Es war kurz nach 4 Uhr. Phil schlich leise in seine Wohnung, um die beiden Frauen nicht zu wecken, die ihm so wichtig waren.
Eigentlich schaute er jede Nacht zuerst nach Betty, aber heute trieb es ihn zuerst zu Miriam.
Als er langsam die Tür zu ihr öffnete, blieb ihm fast der Atem stehen. Sie sah aus wie ein schlafender Engel.

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Leise kniete er sich vor sie.
Eine Haarsträhne war ihr ins Gesicht gefallen. Langsam und ganz sanft, legte er sie zurück auf Miriams Haar.
„Wie wunderschön du bist...“ flüsterte er.
Langsam öffneten sich ihre Augen. Sie fühlte sich so geborgen und sicher.
Ganz tief schauten sich beide in die Augen. Miriam hatte so wunderschöne blaue Augen, Phil hingegen hatte ganz tiefe Braune.
Es war wie Magie.
Langsam näherten sich beide Gesichter, wie durch einen unsichtbaren Magneten angezogen. Das verlangen, endlich die Lippen des anderen zu berühren, war schier unendlich.
Aus der schüchternen Berührung der Lippen wurde ein sanfter, zärtlicher Kuss.

Dass Miriam nach ihrem Unfall jemals so glücklich sein würde, hatte sie nie gedacht. Es war noch gar nicht lange her, da war ihr Leben schwarz und leer.
Jetzt lag sie gemeinsam mit Phil küssend auf seinem Bett. Alle Gedanken am Marc waren verloren. Sie spürte nur die Liebe zu ihm, die er umso heftiger erwiderte.

Wie lange beide dort lagen, sich einfach nur bewunderten, sich küssten und streichelten, wussten sie nicht. Die Zeit blieb für diese Nacht stehen.

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Überglücklich schliefen sie ein.
Miriam war sich sicher, dass dieses Glück durch niemanden getrübt werden kann. Niemand würde dieses starke Band durchtrennen können, welches schon nach nur so kurzer Zeit untrennbar gewurden war.
Auch Phil war überglücklich. Endlich konnte er Miriam in den Armen halten und seine Liebe offen zeigen.

Beide konnten nicht ahnen, dass das Unglück in Form von Marc schon auf dem Weg zu ihnen war.

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