6. Enthüllungen
Nachdem Mason bis in den frühen Nachmittag geschlafen hat, geht es ihm schon wieder wesentlich besser und voller Enthusiasmus beginnt er an seinen geistigen Fähigkeiten zu feilen.
Wie sagt man doch so schön, neuer Tag, neues Glück? Oder ging der Spruch anders?
Na ja, das ist im Grunde genommen auch egal. Die Hauptsache ist doch, dass er gute Laune hat.
Und er ist fest entschlossen sich diese von nichts und niemanden verderben zu lassen.
Als plötzlich sein Handy klingelt und seine süße Nachbarin Penny ihn fragt, ob er Zeit hat mit ihr was trinken zu gehen, kann er sein Glück nicht fassen.
Selbstverständlich sagt er da nicht nein!
Nur zu gut, erinnert er sich an ihr warmherziges Wesen und die freundliche Art und Weise wie sie bei ihrem ersten Treffen mit ihm umgegangen ist.
Hastig macht er sich noch einmal frisch, putzt vorsichtshalber die Zähne (man kann ja nie wissen, wie sich so eine Verabredung entwickelt, nicht wahr?) und legt sein teuerstes After Shave auf. Dann macht er sich eilig auf den Weg nach Willow Creek zu der Bar, in der Penny sich mit ihm treffen will.
Als er ankommt, sieht er sie gedankenverloren vor der Bar stehen.
Noch hat sie ihn nicht entdeckt und so nimmt er sich einen langen Augenblick lang Zeit um ihre hübsche Kehrseite von oben bis unten zu mustern. Was für ein Anblick!
Am meisten haut ihn allerdings ihre Ausstrahlung um. Diese positive, warme Energie, die ihn automatisch zum lächeln bringt.
Er macht einen Schritt auf sie zu und spricht sie an: "Hi Penny, ich hoffe du wartest noch nicht lange?"
"Mason! Wie schön dich zu sehen!" Und ehe er sich versieht, dreht sie sich mit einem umwerfenden Lächeln zu ihm um und gibt ihm zur Begrüßung einen flüchtigen Kuss auf seine Wange. "Nein, ich bin vielleicht vor fünf Minuten angekommen. Alles gut. Wollen wir reingehen?"
Erwartungsvoll sieht sie ihn an.
Mason ist immer noch zu überrumpelt von dem Kuss, den sie ihm wie selbtverständlich gegeben hat. Seine Wange kribbelt angenehm, dort wo ihre Lippen seine Haut gestreift haben und er muss an sich halten, um sich nicht vor ihr zum Idioten zu machen und seine Hand an die Stelle zu legen.
Er schluckt einmal schwer, ehe er es ihm gelingt sich zusammen zu nehmen. "Ähm... klar, warum nicht. Nach dir."
Galant hält er ihr die Tür auf und lässt sie zuerst in das schummrige Licht der Bar eintreten. So wie es sich für einen wahren Gentleman gehört.
Sie setzen sich an die Bar und Mason bestellt für sie beide einen Creme Soda.
"Es sei denn du möchtest einen Rotwein?" fragt er mit einem charmanten Lächeln und hoch gezogener Augenbraue.
Penny versteht die Anspielung auf ihre Whatssim von neulich und winkt lachend ab. "Nein, schon gut, ein Creme Soda wäre jetzt herrlich."
Die Zeit vergeht wie ihm Fluge, während Penny und Mason sich unterhalten und einen Creme Soda nach dem anderen trinken.
Mason kann sich nicht daran erinnern schon jemals eine so angenehme Gesprächspartnerin wie Penny gehabt zu haben. Sie ist nicht nur warmherzig und freundlich, sondern auch witzig und klug. Eine unwiderstehliche Mischung in seinen Augen und gebannt hängt er an ihren Lippen.
Sie kommen auch auf Pennys Leidenschaft, das Malen, zu sprechen.
"Ich bin freiberufliche Künstlerin, weißt du? Manchmal ist es sehr schwer davon zu leben, vor allem, wenn eine Galerie nach der anderen es ablehnt meine Werke auszustellen und ich einfach keine Käufer finden kann. Mit Auftragsarbeiten lässt sich ebenfalls nicht wirklich viel verdienen. Ich bin echt froh, wenn das Geld am Ende des Monats reicht, um meine laufenden Kosten zu decken und alle Rechnungen zu bezahlen." Bekümmert schwenkt sie den Inhalt ihres Glases, ehe sie einen großen Schluck nimmt. "Es fällt mir schwer, darüber zu reden, aber dir vertraue ich, Mason." Der Blick aus ihren wunderschönen fliederfarbenen Augen trifft Mason bis ins Mark. So traurig und voller Vertrauen.
Mit einem Mal verspürt er den innigen Wunsch all ihren Kummer und ihre Sorgen fort zu wischen. Diese wunderbare Frau hat ein besseres Leben verdient. Sie soll sich keine Sorgen wegen Geld machen müssen. Irgendwie wird er einen Weg finden ihr zu helfen.
Ohne weiter darüber nachzudenken, ergreift er ihre Hand. "Penny, wenn du jemals etwas brauchst. Simoleons, Essen, egal was, dann lass es mich wissen. Bitte, wende dich an mich. Es muss dir nicht unangenehm sein, ich helfe gerne, wenn ich kann."
Sie schenkt ihm ein warmes Lächeln und drückt seine Hand voller Dankbarkeit. "Vielen Dank, das bedeutet mir mehr, als du ahnst."
Masons Kehle wird mit einem Mal ganz trocken und er ist nicht in der Lage den Blick von ihr zu nehmen.
Es verwirrt ihn, dass er bereits jetzt derart starke Gefühle für diese Frau hegt und doch lässt es sich nicht leugnen, dass sie ihm nach so kurzer Zeit enorm wichtig geworden ist.
Sie hätten sich wohl noch ewig so intensiv in die Augen geblickt, wenn nicht ein plötzlicher Tumult am Eingang ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt hätte.
"Nanu?" entfährt es Penny und sie wendet sich von ihm ab. "Was ist denn da los?"
Masons Blick wandert zum Eingangsbereich. Er staunt nicht schlecht, als er die berühmte Schauspiellegende Judith Ward entdeckt, die gerade dabei ist mit einem Fan ein Erinnerungsfoto zu schießen.
"Komm, lass uns mal schauen, ob wir ihr nicht auch ein Foto und ein Autogramm abluchsen können", meint er aufgeregt, nimmt seine Creme Soda und zieht eine lachende Penny in Richtung Miss Ward.
Diese scheint nicht sonderlich erfreut darüber zu sein, dass sie sich mit ihren Fans abgeben muss, anders lässt sich ihre grimmige Miene nicht deuten, immer wenn sie glaubt, dass niemand hinschaut.
Oder aber sie schätzt es gar nicht, dass diese derart ausflippen und über sie sprechen als wäre sie nicht anwesend.
Dank Masons angeborenem Charme gelingt es ihm schnell die in die Jahre gekommene Diva zu becircen und sie um ein Selfie zu bitten.
Nachdem er sich noch zwei Autogramme, eins für sich und eins für Penny gesichert hat, bedankt er sich höflich und wendet sich wieder seiner Verabredung zu.
Er nimmt Penny bei Seite, bis sie außer Hörweite von Miss Ward und den um sie gescharrten Fans sind, und flüstert ihr dann ins Ohr: "Soll ich dir ein Geheimnis verraten?"
Penny nickt mit großen Augen, gespannt darauf zu erfahren, was Mason ihr sagen will.
"Der Geruch von Judith Wards Parfüm erinnert mich an die Mottenkugeln meiner Großmutter."
Einen Moment lang starrt Penny ihn sprachlos an. Schließlich beginnt sie loszuprusten und Mason stimmt in ihr Lachen mit ein.
"Der war echt fies, Mason", kichert sie schließlich.
Mason grinst. "Mag sein, aber es ist wahr. Ich weiß doch, was ich gerochen habe."
Da es an der Bar mittlerweile recht voll ist, setzen sich die beiden auf eine gemütliche Couch, die in einer etwas ruhigeren Ecke der Bar steht und setzen dort ihre Unterhaltung fort.
Mason genießt die Zeit mit Penny in vollen Zügen. So gut wie heute hat er sich ewig nicht mehr amüsiert.
Und es lässt ihn nicht los, dass sie sich ihm derart geöffnet hat, indem sie ihn von den Schwierigkeiten erzählt hat, die ihr Künstlerleben unweigerlich mit sich bringt. Sie vertraut ihm vorbehaltslos und das, obwohl sie sich gerade erst richtig kennenlernen.
Eine solche Offenheit ihm gegenüber löst etwas in ihm aus, dass er nicht benennen kann. Es erfüllt ihn mit Demut und er sehnt sich danach es ihr gleich zu tun und ihr von seinen Plänen die Herrschaft der Unterwelt an sich zu reißen zu erzählen.
Doch kann sie es verkraften, dass er sich im düsteren Untergrund der Simgesellschaft bewegt?
Sie ist so eine herzensgute Person, nicht dass sie ihn danach verabscheut, weil sie seine Arbeit und seine Ziele nicht gut heißen kann.
Während Mason ihren lebhaften Erzählungen über ihre Kindheit lauscht, fechtet er einen Kampf mit sich aus.
Schließlich fasst er einen Entschluss und er hofft von ganzem Herzen, dass er seine Entscheidung nicht bereuen wird.
"Penny, ich muss dir etwas wichtiges sagen", platzt es aus ihm heraus.
Penny verstummt augenblicklich und sieht ihn aufmunternd an. "Nur zu, ich höre."
Mason holt einmal tief Luft, ehe er zu erzählen beginnt: "Ich bin nicht der, der ich zu sein scheine. Ich fürchte, ich habe dir etwas wichtiges verschwiegen. Meine Stelle als Türsteher ist keine normale Stelle. Ich arbeite für die Simmafia und habe vor sie eines Tages unter meine Herrschaft zu stellen."
Penny keucht erschrocken auf und presst sich ihre Hände vor den Mund. Offenbar kann sie nicht fassen, was sie da hört.
"Bitte, Penny, es tut mir leid, aber ich möchte genau so ehrlich zu dir zu sein wie du zu mir warst. Ich muss das tun, um es meinem Vater eines Tages heimzahlen zu können. Das ist mein Weg und ich bin fest entschlossen alles in meiner Macht stehende zu tun, um dieses Ziel zu erreichen."
Penny springt auf und schaut panisch auf ihn herab. "Das... ich... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll."
Mason will ihre Hand ergreifen, doch sie weicht zurück. So als hätte sie plötzlich Angst vor ihm. Es bricht Mason das Herz sie so zu sehen. "Penny, bitte..." fleht er und erhebt sich ebenfalls. "Das ändert nichts daran, dass ich dich sehr schätze und dich näher kennenlerne möchte. Ich finde es einfach nur fair, dass du weißt wer ich wirklich bin, bevor du dich ganz auf mich einlässt."
"Mason, ich... ich brauche Zeit um über das alles nachzudenken. Bitte, ich... das musst du verstehen."
Er nickt ihr zu. "Natürlich, nimm dir alle Zeit, die du brauchst. Ich werde auf eine Nachricht von dir warten. Ganz gleich wie lange es auch dauern mag."
Ein scheues Lächeln huscht über ihre Züge, aber es erlischt sogleich wieder, so als wäre ihr eingefallen, wen sie da eigentlich anlächelt. "Bis dann, Mason", haucht sie, ehe sie wie ein verschrecktes Reh davon eilt und die Bar verlässt.
Mason schaut ihr mit gemischten Gefühlen hinterher. Vielleicht hätte er doch lieber die Klappe halten sollen.
Doch für Reue ist es nun zu spät. Er kann seine Enthüllung nicht mehr rückgängig machen. Jetzt bleibt ihm nur zu hoffen, dass er Penny richtig eingeschätzt hat und sie wirklich so stark ist, wie er glaubt.
Denn eine schwache Frau ist nicht die richtige Partnerin für einen Mann der Unterwelt.
Missmutig scrollt er durch die neuesten Nachrichten.
Die Zeit wird zeigen, ob sein Vertrauen in sie gerechtfertigt ist.
tbc
Hat Mason einen Fehler begangen, als er Penny alles erzählt hat?
Wird sie sich jemals wieder bei ihm melden?
Und stimmt es, dass Judith Ward nach Mottenkugeln riecht?