Fotostory Jeder hat zwei Gesichter

tut mir leid das ich erst jetzt schreibe, aber ich hatte nicht soviel zeit mir das neue kapitel durchzulesen...aber jetzt hab ichs geschafft und bin endlich fertig :) also alles in allem gefällt mir das kapitel ganz gut, ich glaube auch das ryan irgendwas zu verbergen hat, weil er sich ja nicht mehr meldet. auch das mit dem filmriss hast du ganz gut dargestellt ;) nur leider fehlt mir an dem kapitel die spannung...du hast alles gut dargestellt, aber ich finde da fehlt irgendwas...vllt ein weiterer (alb)traum oder so etwas... das ist jetzt aber nicht böse gemeint! aber ich werde trotzdem weiterdran bleiben und schauen was das nächste kapitel so bringt :)
 
Soooo, nach langer Zeit geht es wieder weiter. Ich hoffe, dass dieses Kapitel mal wieder mehr Laune macht, da es spannender als das letzte - denke ich - ist. Viel Spaß! Und biiitte kommentieren. ;)

7. Kapitel: Ryans Verzweiflung

Es war ein neuer Tag angebrochen, der neue Aufgaben mit sich brachte. Ich hatte es ein wenig überwunden, dass ich einen Blackout gehabt hatte und eine Nacht ohne Erinnerungen. Glücklicherweise hatte sich bei Jermaine und mir alles wieder eingerenkt, sodass ich mich tatsächlich auf meine eigentlichen Ziele konzentrieren konnte.
Früh morgens ging ich geduscht und angezogen die Treppe zum Wohnzimmer hinunter. Jally schlief noch und Dave trainierte in seinem Zimmer, jedoch ohne Ryan.
Unten gabelte ich Jermaine auf und sagte ihm: „Guten Morgen. Ich muss dir etwas anvertrauen, das deine Jessica betrifft.“ Mit leicht besorgtem Blick sah er mich an. „Was ist mit ihr?“
„Es dient nicht meiner Neugierde. Ich hatte dir versprochen, mich zurückzunehmen, doch zur Sicherheit muss ich sie besuchen.“„Was bringt dir das? Ehrlich. Jessica hat keine Ahnung von unseren Aktivitäten, Catherine“, entgegnete er sichtlich verwundert. Oder war er einfach zu verliebt und hatte Angst, ich wollte etwas von Jessica, das seine Beziehung zerstören konnte?
„Glaube mir. Ich will mich ihr als deine beste Freundin vorstellen und sie einfach kennen lernen. Es geht darum, dass sie ungefährlich ist. Wir können kein Risiko eingehen. Das würde Dave auch so wollen“, erklärte ich. Mit gleichgültigem Blick griff er in sein Jackett. „Ich fahre dich hin. Meinetwegen rede mit ihr und begutachte ihr Haus, aber ich sage dir: Jessica ist nur eine nette Frau, nichts weiter. Ungefährlich.“


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Wir gingen zusammen aus dem Haus und stiegen in das blaue alte Auto von Jermaine. Mit meinem Motorrad wäre ich schneller gewesen, doch wir wollten schließlich beide zu Jessica. Außerdem hätte ich ohne Jermaine ihr Haus gar nicht gefunden...
„Was willst du machen, wenn sie „unschuldig“ ist?“, fragte er plötzlich, als wir an einer Ampel standen. „Ich gehe einfach wieder mit dir nach dem Motto: Schön, dich kennen gelernt zu haben. Die Freunde meiner Freunde interessieren mich und auf Wiedersehen.“
„Wird also jeder private Kontakt von uns überwacht, den wir haben?“ „Ich muss sichergehen, ja. Sollte Abigail jemanden treffen, den sie mag, muss ich das auch prüfen. Ganz einfach.“

Er schaute nach links und rechts und fuhr bei Grün weiter.

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Das Auto stellte Jermaine am Straßenrand ab, wir stiegen aus und ich folgte ihm zu einem grauen Gebäude mit großen Fenstern, sodass viel Licht in die Wohnung fiel. Jessica hatte wirklich Geschmack. Doch ich durfte mich nicht täuschen lassen. Das schönste, was einem in die Augen kam, könnte zum schrecklichsten werden, wenn man es haben wollte.

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Wie ein junges Pärchen in der gemeinsamen Wohnung umarmte Jessica Jermaine fest.
„Hallo, Jermaine“, begrüßte sie ihn. „Was möchtest du denn hier? Ein Überraschungsbesuch?“
„Sozusagen“, lächelte er zaghaft und schüchtern, wie er war.

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Ich kam hinter ihm durch die noch offene Eingangstür und ließ mir einen irritierten Blick von Jessica gefallen. „Wer ist sie?“ „Eine Freundin“, gab Jermaine bekannt. „Sie wollte dich kennen lernen, weil sie sehr... neugierig ist.“ Ich war verwundert. Die Tarnung für den Besuch funktionierte, doch der rote Schimmer auf Jermaines Wangen war nicht gespielt. War es ihm wirklich peinlich, mich als neugierige Freundin hinzustellen?
„Schönen guten Tag“, lächelte ich Jessica an. „Mein Name ist Catherine. Es freut mich wirklich, dich zu treffen. Jermaine hat sich immer so komisch verhalten, da dachte ich mir, dass dort etwas wie eine Frau im Spiel sein müsste.“ Sie biss an. „Es freut mich auch, Catherine. Ich wollte auch schon mal mehrere Menschen aus Jermaines Freundeskreis sehen, doch er hat sich vorher immer nur mit mir beschäftigt. Ich konnte es ihm nicht verübeln.“ „Ich habe aber nicht viel Zeit. Das ist eine kleine Macke von mir. Ich bin sehr spontan und will immer alles sofort und jetzt. Könntest du mir in den paar Minuten vielleicht ein bisschen was von dir erzählen?“, bat ich sie und versuchte nicht daran zu denken wie lang meine Nase nachher sein würde.


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„Aber klar“, meinte sie enthusiastisch. „Ich wohne hier erst seit einigen Monaten und arbeite als Köchin im Restaurant. Mein voller Name ist Jessica Reed. Man sieht, glaube ich, dass ich ausländisch bin, jedoch seit ich 2 Jahre alt war, habe ich in Kentucky gewohnt. Meine Mutter kommt aus Namibia, aber mein Vater war Amerikaner. Hast du fremde Wurzeln?“
„Nein“, antwortete ich freundlich. „Ich bin einfache Amerikanerin aus Idaho.“

„Oh. Na dann. Jedenfalls bin ich eigentlich hierher gezogen, weil mein damaliger Lehrer mir die Universität empfohlen hatte. Als ich sie besuchte, traf ich Jermaine.“ Sie schaute schüchtern zur Seite und dann wieder zu mir. „Danach haben wir immer miteinander gechattet bis wir uns verabredet hatten. Großartiges gab es in meinem Leben eigentlich nicht, aber du kannst dir auch gerne mein Haus ansehen.“ Ich nickte begeistert. „Danke sehr.“


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Die Wohnung war einfach... normal. Nichts auffälliges, ganz bodenständig und modern eingerichtet. Sie war eine Köchin, mit Jermaine zusammen und afrikanischer Abstammung. Eine unter vielen. Als ich in dem Gang zum Esszimmer stand, bewunderte ich die Lichtverhältnisse. Unser Haus war nicht so modern und hier wurde der Raum von Helligkeit durchflutet, dass man fast geblendet wurde. Schön.


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In der blaugrauen Küche sprach ich Jessica ein letztes Mal an. „Es hat mich sehr gefreut, dich zu besuchen, Jessica. Jermaine hat guten Geschmack bewiesen und du auch, als du dieses Haus gekauft hast.“ Sie grinste geschmeichelt und hörte weiter zu. „Du darfst uns auch jederzeit besuchen, okay?“ „Ja. Werde ich machen. Versprochen“, antwortete sie glücklich. Viele Freunde schien sie nicht zu haben. „Aber betrete das Heim mit Vorsicht. Meine anderen Mitbewohner sind... ein wenig Angst einflößend und nicht so wie Jermaine.“ Bei der Vorstellung wie sie vor Abigail zusammenzuckte, musste ich lächeln. „Dann werde ich klingeln, warten wer aufmacht und nach dir oder Jermaine verlangen. Ist es dir so recht?“ „Selbstverständlich. Die Adresse hast du ja schon von Jermaine. Bis dann.“ „Tschau“, verabschiedete sie uns und ich verließ mit Jermaine die Wohnung.


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„Ich merke schon, dass ihr sehr glücklich seid“, schmeichelte ich Jermaine nochmal, um nicht wieder einen schlechten Eindruck zu hinterlassen. „Danke. Aber das willst du bestimmt nicht sagen, habe ich recht?“ Ich nickte und meine Mundwinkel sanken nach unten. „Passe bitte auf sie auf. Ich spreche nicht davon, dass du sie observieren sollst. Ich meine, wenn sie bei uns ist, dass du aufpasst, wo sie sich hineinbegibt. Sie darf nicht in die Schlafzimmer, was selbstverständlich ist, aber auf gar keinen Fall in den Keller. Dort sind unsere Daten und das weißt du.“ Jermaine war wieder ganz der alte. „Klar. Ich werde euch doch nicht verraten. Außerdem würde Jessica nicht in einen Keller gehen. Vor allem nicht in fremden Häusern. Sie ist in Menschenmengen eher schüchtern, wenn sie die Leute um sich herum nicht kennt. Da wird sie bei mir bleiben.“
„Gut“, seufzte ich und ließ mich von Jermaine wieder zurückfahren.


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Mein nächster Halt war mein Bruder. Dave war in seinem Zimmer, das er normalerweise mit Ryan teilte – dieser war aber schon länger nicht mehr da gewesen. Sein Bett war komplett unberührt. Ich klopfte an der Holztür, die neben der war, die zu Jermaines Zimmer führte. Dave öffnete und ließ mich ohne zu fragen herein. „Entschuldige, dass ich dich bei deinem Training oder sonst etwas störe, doch es geht um Ryan. Das kannst du dir glaube ich denken oder?“
„Ja. Er ist verschwunden. Doch ich habe nichts von ihm gehört. Das verwirrt mich sehr.“
Damit meinte er aber, dass es ihn sehr besorgt. Dave mochte es nur nicht aussprechen.

„Hat er nichts gesagt? Was er machen will? Wo er hin will?“, fragte ich hoffnungsvoll.


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„Keine Ahnung“, gab er sichtlich enttäuscht zurück. „Glaube mir. Wenn ich das wüsste, hättest du es als erste erfahren.“ „Sein Verhalten gefällt mir gar nicht. Was ist, wenn ihm etwas zugestoßen ist? Ryan ist nicht der Typ fürs unangemeldete Fortbleiben. Außerdem war er grob zu dir, obwohl er dir so viel Respekt entgegen bringt.“ „Ich kann dir nicht helfen.“ „Dann... hole ich mich dir Hilfe eben woanders her. Wenn Ryan wieder da ist, wird er mich schlagen, treten und töten, aber wo ist sein Handy, Dave?“ Mein Bruder machte kurz große Augen, aber setzte dann wieder sein Pokerface auf. „Sein Handy muss in der Kommode liegen. Dort packt er es immer rein, wenn ich es sehe. Willst du wirklich sein Handy durchforsten?“ „Mir bleibt nichts anderes übrig, Dave“, sagte ich laut. „Er bereitet uns Sorgen, weil er sich unmöglich aufführt! Glaubst du, ich habe jetzt nach so vielen Tagen nicht das Recht, mal nachzuforschen?“ „Da ist wohl was dran“, gab er langsam zurück. „Dann nimm es. Er darf es dir nicht übel nehmen. Ist immerhin selber schuld.“


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Nachdem Dave mir gesagt hatte, dass die mittlere Schublade Ryan gehöre, öffnete ich diese und sein Handy lag zwischen den übergroßen Jeanshosen. Ein wenig plagte mich mein schlechtes Gewissen schon wieder, da ich gerade erst mit Jermaine so einen Streit gehabt hatte, doch hier ging es um mehr. Mein Bruder sorgte sich immerhin – und das sollte was heißen!


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Ich schaltete das Mobiltelefon ein und gelangte auf das Display. Im Menü wählte ich rasch die Mitteillungen aus und entdeckte eine SMS, die mir den Atem nahm.
Wer waren die Verfasser? Was wollten sie? Was sollte erledigt sein? Wo war der Treffpunkt? Was hatte Ryan damit zu tun?


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Ohne Dave etwas zu sagen, rannte ich in den Keller, wo Jally auf mich wartete.
Meine Besorgnis ließ sie vom großen roten Sofa aufspringen und auf mich zukommen.
„Was ist passiert, Catherine?“, wollte sie schlagartig wissen. Aufgelöst erzählte ich ihr: „Ryan! Es ist Ryan! Er... hat ein Treffen! Er soll etwas erledigen! Beweise dafür liefern!“ „Ganz ruhig. Was genau ist vorgefallen?“, versuchte sie mich zu besänftigen.


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Ohne Umschweife holte ich das Handy hervor und zeigte ihr die SMS. „Sieh dir das an! Die hat Ryan von irgendwelchen Unbekannten gekriegt. Kannst du damit was machen?“


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Sie vernetzte das kleine Gerät mit ihrem PC wie ein Profi und machte sich sofort daran, es zu hacken. Jally lief zur Höchstform auf und tat, was sie konnte.


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Sie las sich alles durch, was brauchbar erschien, stand auf und sagte: „Höre zu. Der Verfasser ist ein gewisser Stephen Crow. Keine Ahnung, wer das ist. Das werde ich gleich herausfinden. Aber gesendet wurde die Nachricht aus dem stillgelegte Gebäude der Feuerwehr. Was die Absichten dieses Treffens sind, weiß ich auch nicht. Das musst du in Erfahrung bringen. Beeile dich, Catherine. Die SMS ist nur wenige Tage alt und scheint Ryan erst heute auf seinem zweiten Handy erreicht zu haben.“ Nahezu panisch raste ich die Treppe hinauf zu meinem Bruder. Was war mit Ryan los? War er in Gefahr? Was wollte Stephen Crow von ihm? Ich war verzweifelt, doch ermutigte mich, einen kühlen Kopf zu bewahren, da Panik nichts bringen würde.


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„Dave! Du musst sofort mitkommen zum alten Gebäude der Feuerwehr! Dort muss Ryan sein!“, brüllte ich ihm zwischen Tür und Angel die Informationen zu.
„Ich komme! Fahre schon mal los! Mit meinem Auto bin ich gleich nach dir da!“ Ich war wieder so schnell unten, wie ich oben gewesen war und schwang mich auf das weiße Monster, das mich zu dem alten Haus brachte. Den Motor von Daves Sportwagen, der derselbe war, wie Ryan ihn hatte, dröhnte hinter mir.


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Vor dem Parkplatz des Gebäudes standen zwei Autos, was mich noch mehr alarmierte. Dave behielt seine Fassung und sagte ruhig: „Ich gehe hinten herum und du nimmst die Treppe dort. Ich schaue mich dann unten um, wenn ich die Tür aufgebrochen habe. Sei vorsichtig. Wenn Ryan freiwillig hier ist, aber trotzdem nichts gesagt hat, ist das ernst!“ Ich nickte hastig und spürte wie meine Hände feucht wurden.


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Daraufhin trennten wir uns und ich ging nach rechts, wo eine silberne Metalltreppe zum ersten Stock führte. Die Feuerwehrstation hatte so viele Fenster, dass ich fürchtete, entdeckt zu werden. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Wir mussten wissen, um was es ging und wie es mit Ryan zusammenhing!


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Dave war um die Ecke der langen Wand gegangen und mich überkam fast die Angst. Alleine am späten Abend in einem stillgelegten Gebäude, wo vermutlich Verbrecher waren. Konnte das gut gehen?


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Vorsichtig kniete ich mich vor die Tür, die zur Treppe führte. Sie hatte drei kleine schmale Fenster, sodass ich gut ins Innere sehen konnte. Die Szene ließ mich beinahe auf meinen Hintern fallen. Dort stand Ryan! Den wir tagelang vermisst hatten! Aber da war noch ein Mann, der vor ihm saß und einen braunen Anzug trug. Neben ihm war wohl so was wie ein Handlanger. Wild entschlossen holte ich eine Nadel hervor, knackte innerhalb kurzer Zeit das Schloss, schlich mich unbemerkt hinein, um die Unterhaltung zu hören und zitterte am ganzen Körper. Wieso hatte der Kollege von dem sitzenden Typen mich nicht gesehen? Er sah doch direkt zur Tür!


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Hinter einer grünen Säule stand ich versteckt und versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu halten. Mein Herz schlug in meinen Ohren und gegen meine Rippen, dass ich fast glaubte, dass meine Adern so pulsieren würden. Ryan stand vor dem Typen und hörte ihn an. „Wie schön. Sie haben es tatsächlich geschafft, Collister.“ Seine Stimme war schmierig und abwertend. Wie ein Firmenchef, der eigentlich Leiter der Mafia ist.
„In der Tat war das, was du mir gezeigt hast, ein guter Beweis.“ Für was denn?!


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„Was willst du denn noch?!“, brüllte Ryan ihn an und ballte seine Hände angespannt zu Fäusten. Warum brachte ihn dieser Mann so in Rage? „Regen Sie sich nicht so auf, mein Herr“, lachte sein Gegenüber selbstbewusst. „Alles braucht seine Zeit und ich richte mich danach und nicht nach Ihnen.“ Daves bester Freund knurrte wütend und zischte: „Das wirst du noch bereuen!“


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„Ich sagte doch, Sie sollten sich nicht so aufregen. Stress macht Falten. Außerdem ist unser Handel abgeschlossen.“ „Abgeschlossen?“, rief Ryan empört, „Stephen, du Mistkerl! Ich habe getan, was du wolltest! Ich habe für Catherine und Dave gearbeitet und dir Informationen über sie gegeben! Nun gebe mir, was ich will!“ „Na, na, na“, meinte der Mann. War er Stephen Crow? Was hatte er mit Ryan zu tun? Wieso hatte Ryan diesem Typen Infos über uns gegeben? War... er ein Spion? Mich durchflogen die wildesten Gedanken.


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Nun stand der vermeintliche Stephen von seinem Ledersofa auf und schrie los. „Sie sind nicht in der Position mir Anweisungen zu geben, Herr Collister! Ich habe Sie in der Hand! Und das wissen Sie!“ Ryan entgegnete sauer: „Ich bin nicht dein Handlanger! Gib sie mir! Sie ist das letzte, was ich habe!“ Wer war „sie“? „Wie rührend! Unser Partner hat Gefühle zu dieser Dame! Das ist mir egal! Solange ich nicht das erreiche, was ich will, werden Sie für mich arbeiten und dafür sorgen, dass mir die Evans nicht in die Quere kommen! Vorher sehen Sie sie nie wieder!“


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„Boss? Dort hinten ist jemand!“, verriet mich der Handlanger plötzlich, den ich wegen meiner inneren Unruhe völlig vergessen hatte. Wo war nur Dave, wenn man ihn brauchte?
Alle wandten sich blitzartig zu mir.


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Die Augen von Stephen Crow, seinem „Partner“ Ryan und seinem Untertänigen waren auf mich gerichtet. Was sollte ich nur tun? Sie hatten zwar keine Waffen, doch sie brauchten nur nach etwas gefährlichem greifen, was in ihrer Umgebung lag. Beim Anblick des ganz rechten Mannes bekam ich ein komisches Gefühl in der Magengegend. Wieso... fühlte ich mich... verraten? Ich kannte ihn doch gar nicht!


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Panisch rannte ich nach draußen, wo ich hergekommen war. Doch leider hörte ich schnelle - extrem schnelle – Schritte hinter mir. Würde ich die Treppe erreichen?


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Nein. Ich spürte einen dumpfen Schlag auf meinen Hinterkopf. Es schmerzte wie verrückt und ich verzog das Gesicht, da meine Nerven wahnsinnig spielten. Wer war da hinter mir? Ich hörte ein leises: „Man ist auch nie ungestört.“


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Ich taumelte nah vorne, griff vergeblich nach der Türklinke und sah nur noch den Boden auf mich zurasen, bevor alles dunkel wurde und mich die Finsternis wie Nebel verschluckte.


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Zuletzt bearbeitet:
woah das wird ja immer spannender :O :D ich bin schon richtig gespannt, wer dieser 'Stephen' ist und was Ryan mit ihm zutun hat. Hmm ich weiss jetzt nicht ob ich das hier so sagen darf, aber ich vermute dass Jessica auch was damit zutun hat :) Mach schnell weiter ich will wissen was mit dave und catherine und so passiert! :D
 
@Squeakii: Viiiielen Dank für den Kommi! =) Endlich hat jemand geschrieben ;) Ja, ich habe mir überlegt, dass es jetzt mal wieder spannender zugehen soll und an dem Tag, an dem das Kapitel enstand, hatte ich einfach mal wieder Lust :)
Ich will nicht zu viel verraten, aber Jessica ist ein braves Mädchen :D
Freut mich, dass es dir gefallen hat.
 
Hey

Ich weiss, ich habe lange nichts von mir hören lassen. Tut mir leid aber hab auch Privat viel um die Ohren, deswegen verfasse ich hier leider nicht mehr so viel Beiträge und schaue immer nur kurz rein.

Zu deiner Story.
Es ist wieder mal ein wunderschön spannendes Kapitel. Ich möchte unbedingt wissen, was Ryan mit dem Typen zu tun hat. :up: :up: :up:
Die Bilder finde ich auch sind super geworden.
Nicht nur toll zum lesen, sondern auch hübsch zum anschauen.

Zu deiner Frage, wieso die Kapitel nicht bemerkt werden.
Die Kapitel werden sehr wohl bemerkt und auch gelesen. Allerdings sind 99 % der Leser (und ich meine wirklich 99 %) leider Stillleser.
Ich weiss selbst, wie wichtig die Meinung der Leser ist. Wenn dann keiner was dazu schreibt fühlt sich das an, als wäre die Geschichte mist.
Leider ist das so =(
Da kann ich nur sagen: Liebe Stillleser, werdet Aktivleser %) =)

Lieber Gruss
Blue_Neptun :hallo:
 
@Blue_Neptun: Vielen Dank für deinen Kommi! :) Dachte schon, dass meine Fans verschollen sind! o.ô
Naja, Stillleser gibt es wohl, aber da ich ja nicht weiß ob oder wie viele es gibt, ist man manchmal trotzdem geknickt, weil man denkt: Schreibe ich nur für mich??? :(
Danke, dass du endlich geschrieben hast ;) Hat mich sehr gefreut mal wieder was zu lesen!
Und... danke für die Empfehlung an die Stillleser :D

Ich habe aber ein kleines Problem... Wenn ich vom Spiel-Modus zum Stadt-bearbeiten-Modus gehe, stürzt das Spiel grundlos ab :argh: Ich versuche mal eben mich an das nächste Kapitel zu setzen, aber wenn dieses Problem mir dazwischen funkt...
 
8. Kapitel: Stephen Crow

Es war unbeschreiblich... Diese Schmerzen an meinem Hinterkopf, die über meinen gesamten Schädelknochen zogen, diese Schwäche, die meinen Körper erfüllte und sich wie ein Virus durch meine Blutbahnen zog, diese Taubheit, die meine Ohren dazu brachte, alles so zu hören wie in einem Gefängnis mit Schallschutzwänden... Hatte ich meine Augen geöffnet? Oder bildete ich mir den grauen Holzfußboden nur ein?
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Angestrengt versuchte ich mich zu bewegen, mein Bein anzuziehen oder den Kopf zu heben. Zuerst gehorchten mir meine Gelenke nicht, doch dann spürte ich meinen Fuß wieder. Verzweifelt setzte ich ihn auf und stützte mich irgendwie ab. Als ich dabei nach vorne sah, entdeckte ich ein Geländer aus Metall oder etwas ähnliches. Mit dazu fließender Kraft stemmte ich mich auf, doch stolperte gleich wieder nach vorne, da ich mich nicht halten konnte. Die Stange raste auf mich zu – aber ich schaffte es. Es gelang tatsächlich mich daran festzuhalten, bevor ich dagegen knallte.
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Mit halbwegs geklärtem Blick wanderte meine Augen durch die Umgebung. Sumpfig, stinkend, feucht, bewachsen... War ich im Wald von Twinbrook? Ich entdeckte über mir den Sternenhimmel, der von Trauerweiden und anderen heimischen Pflanzen überdeckt wurde. Es war immer noch Nacht. Entweder war ich einen Tag lang ohnmächtig gewesen, oder nur so lange, bis ich vor kurzem hier gelandet bin...
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Dann spürte ich etwas. Es glitt um meinen Körper und drückte gegen meine Hüfte. Da.. berührte mich jemand und hob mich hoch. Ich war noch zu schwach, um mich zu wehren oder zu schreien. Außerdem musste ich erst meine Lage analysieren. Was brachte es mir, zu fliehen, wenn ich gegen 6 Typen kämpfen musste, nicht wusste, wo ich war oder Ryan nicht finden würde?
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Als ich stand, blinzelte ich nach vorne. Die Gehirnsignale erreichten wieder vollständig meinen Sehnerv, sodass ich klar erkennen konnte, wer derjenige war, der mir aufgeholfen hatte.
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Es war der Handlanger von Crow!, durchfuhr es mich. Er stand vor mir und sah mich mit etwas trauerndem Blick an. Wieso? Es war dieses Gesicht von ihm... Ich hatte mich verraten gefühlt, als ich ihn bei der Feuerwehr sah. Aber warum? Was hatte er mit mir zu tun? Amnesie war keine schöne Sache! Einerseits sah er vielleicht gut aus, aber andererseits war er kriminell. Überhaupt verrückt an Aussehen zu denken in meiner Lage...
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Hinter ihm sah ich ein altes Haus, das nicht sonderlich groß war. Es hatte nur eine kleine Etage, die auf hohen Säulen errichtet wurde. Vermutlich, um es auf dem kleinen Tümpel standhaft zu machen... War das eventuell Crows Versteck?
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„Du kommst jetzt mit!“, brüllte er mich plötzlich an, sodass ich geschockt zu ihm sah. Eben war er noch still und verträumt gewesen. Jetzt schrie er mich an. Dieser Mann verwirrte mich nicht nur wegen meinem Gefühl, sondern auch, weil er so einen gewissen Gesichtsausdruck beibehalten hatte. Er ging also vor und ich nach. Was blieb mir anderes übrig? Am Ende des Stegs stoppte er.
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Der Typ riss mich am Arm nach vorne, stieß mich zurecht, sodass ich „richtig“ stand und wartete. Ich wartete auf jemanden. Auf Stephen Crow, der gerade um die Säule spaziert kam, als wäre ich seine beste Freundin.
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Dieses ekelhafte Lächeln ließ mich frösteln. Wie konnte ein Mensch nur so falsch lächeln? Selbst die besten Imitatoren wären neidisch geworden bei diesem Anblick. Und Stephen hatte etwas mit Ryan gemacht... Dieser verflixte Verbrecher!

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Er stellte sich einladend vor mich hin, während er mich weiterhin anlächelte.
„Guten Abend“, grinste er und legte einen hinterhältigen, überlegenen Unterton an den Tag. „Dürfte ich wissen, wieso Sie mich bei meinen Angelegenheiten gestört haben, junge Dame?“
Ich zitterte nervös. Wenn er wollte, konnte er zuschlagen oder jemanden zuschlagen lassen. Ich war alleine und schutzlos. „Antworten Sie“, bat er mich ruhig. „Sind Sie Stephen Crow?“, verlangte ich zu wissen und ballte meine Hände zu angespannten Fäusten. „Natürlich. Wer sonst hätte die Ehre, diesen Namen zu tragen?“ Angewidert sah ich weg. Er redete von sich, als wäre er allmächtig.
Aufgebracht entgegnete ich: „Was hat Ryan Ihnen getan?!“
Er blieb kühl und seine Mundwinkel waren immer noch oben. „Ich hasse es angeschrien zu werden, wissen Sie? Aber nun gut. Ich bin nicht dumm, Miss Evans. Also erzähle ich Ihnen ein bisschen was. Es war klar, dass Sie mich finden werden, sobald Collister unvorsichtig wird. Auch ein Mann wie er, kann so etwas nicht lange durchhalten.“
„Wovon reden Sie?“, hakte ich nach. Er begann heiter: „Um Ihnen Ihre schöne Welt kaputt zu machen: Collister arbeitet für mich, junge Dame. Er gehört zu meinen Leuten, auch wenn er dies anders sieht. Ich habe ihn bei Ihnen eingeschleust, damit Sie mir aus dem Weg bleiben.“
„Aus dem Weg bleiben?“ Ich hatte noch nie etwas mit ihm zu tun gehabt! Warum sollte ich Stephen bedrohen?
„Sehen Sie. Es ist so. Ihre Eltern sind doch erschossen worden bei einem Banküberfall. Nun raten Sie mal, für wen die Täter gearbeitet haben.“
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Geschockt hielt ich den Atem an. Das... „Unmöglich“, entglitt es mir und ich starrte ihn mit entglittenen Gesichtszügen an. „Sie sind der Mörder von...“ „Brent und Kaycee Evans“, führte er meine Gedanken zu Ende. Meine Eltern... Erschossen von... diesem Mann.
Und nun hatte er auch noch Ryan und mich.
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Meine Füße wurden kalt. In meinen Hände sammelte sich eine ungeheure Energie. Mein Kopf schaltete von Furcht auf Wut um. Ich sah rot und rannte so schnell auf Crow zu, dass sein Handlanger mich nicht festhalten konnte. Die Ohrfeige, die er von mir erhielt, hörte sich so laut an, dass sie einige Vögel in den umliegenden Bäumen aufschreckte und sie kreischend losflogen.
„Du Bastard!“, brüllte ich mordlüstern.
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Sein Untertan war schnell bei mir, zog mich zurück, sodass sein Chef mich zur Genüge mit rot angelaufenem Gesicht anschreien konnte: „Was fällt Ihnen ein, Sie niederträchtiges Kind! Es war viel mehr ein Unfall, als ein Attentat! Nur Ihre Eltern haben die Gesichter der Täter gesehen, sodass sie eben sterben mussten! Sein Sie froh, bis heute zu leben, Catherine! Ich hätte auch noch die Kinder von Brent und Kaycee ermorden lassen können!“ Da hatte er allerdings recht. Er hätte mich und Dave schon damals töten können. Wenn er gewollt hätte...
„Aber Sie mussten sich mit Ihrem Bruder ja unbedingt so entwickeln! Wären Sie eventuell Verkäuferin geworden, würden Sie jetzt nicht sterben!“
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Ich wurde losgelassen, doch ich bekam Angst. Stephen trachtete mir also doch nach dem Leben! Nur, weil ich eine gute Reporterin war.
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Ich war völlig perplex, als ich Ryan hörte: „Lasse sie gehen, Stephen. Catherine hat nichts damit zu tun. Du hast zwar ihre Eltern auf dem Gewissen, aber hier geht es um mich.“
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Wie? War es ihm egal, dass ich eins seiner Opfer war? Warum setzte Ryan sich nicht ein? Weshalb schlug er Stephen nicht zu Tode?
Mit verwundertem Blick sagte ich: „Moment mal. Wieso geht es hier um dich? Er will mich beseitigen... Wieso...“ Ich wollte viele Fragen gleichzeitig aussprechen.

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Ich hörte mir an, was Ryan zu erklären hatte, während das Licht Stephens Lächeln in den hässlichsten Tönen zur Geltung brachte. „Nun denn. Es geht nicht anders, Catherine. Stephen hat nicht nur deine Eltern getötet, sondern auch meine Familie überfallen. Damals als ich Daves Auto gestohlen habe... Das war kein Zufall. Zuerst hat Stephen mein Haus in Brand gesteckt, wobei meine Mutter starb. Sie war gehbehindert, weshalb sie den Flammen nicht entkam. Mein Vater ist an allem Schuld. Er hatte „nur“ Spielschulden bei Crow, die er nicht zurückzahlen konnte. Er war ein versoffener Mann mit Depressionen. Er hatte in derselben Nacht wie meine Mutter starb, einen Autounfall, wobei sein Wagen explodierte. Als das Haus gelöscht wurde, rannte ich in den Garten. Dort verfolgte ich den fliehenden Brandleger bis ich von mehreren Leuten umstellt war, die Crow gehörten.“ Bei dieser Geschichte stieg mehr als pures Verständnis in mir auf. Ryan musste eine Lüge leben, die er nicht annehmen wollte. Doch das war nicht alles.
„Sie hatten..“, er zögerte. Noch nie hatte ich ihn so verstört erlebt. Die Erinnerungen quälten ihn sehr. „...meine kleine Schwester bei sich. Stephen hatte sie in seinem Arm. Gefesselt und mit Klebeband vorm Mund. Sie war in dem Moment meine letzte Verwandtschaft. Marika wand sich mit allen Mitteln und stöhnte schmerzhaft. Ich wollte sie natürlich retten, aber Crows Helfer waren besser. Ich war nur... würdest du primitiv sagen? Sie hatten mich schnell besiegt und verletzt.
Doch Marikas Entführer meinte dann, er habe etwas gesehen, dass er gebrauchen könne. Folglich nahm er meine Schwester mit, sodass ich sein Sklave war.
Irgendwann bekam ich seinen Auftrag mit euch in Kontak zu treten. Als ich Daves Auto fand, war mir die Idee gekommen, einfach das Auto aufzubrechen. So würde er mich auf jeden Fall bemerken.
Den Rest kennst du ja. Catherine...“ Meinen Namen seufzte er aus und war sichtlich geknickt. Noch nie in meinem Leben hätte ich so gerne unter massenweise Tränen die Fassung verloren...
Es war... als hätte ich einen besten Kumpel verloren. Ryan...
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Sein Blick verhärtete sich und machte mir ein wenig Mut. „Catherine. Ich habe euch ausspioniert, um meiner Schwester Marika zu helfen und euch verraten. Ich kann verstehen, wenn du mich nie wiedersehen willst oder wenn Dave mich hasst. Ich habe euch getäuscht. Doch bevor ich hier meine letzten Minuten erlebe, will ich Marika retten. Stephen ist der einzige der weiß, wo sie ist.“
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Stephen lachte auf. Ich hasste ihn jetzt schon mehr für seinen Charakter als für seine Taten.
„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich sie dir gebe!“, brüllte er Ryan an. Er verlor so stark die Fassung, dass er seine Höflichkeitsbemühungen beiseite schob. „Das wäre absurd! Wenn sie weg ist, bist du es auch und ich dann ebenfalls! Aber damit meine ich mein Leben, weil du mich verraten würdest! Marika bleibt!“
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„Höre sie dir an“, grinste er frech und zog ein Handy hervor. Man hörte ein hektisches Atmen einer Frau. Dann brüllte jemand „Sprich!“ am anderen Ende der Leitung, sodass die Stimme von Ryans jüngerer Schwester ertönte. „Ryan!“ Sie begann zu weinen. „Du weiß, dass er mich niemals freilässt! Verschwinde und vergiss mich! Lebe! Bitte! Ich bin jetzt schon tot!“
„Womit sie recht hat“, sagte Stephen plötzlich, schnippte und ein Schuss ertönte.

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Vor meinen Augenkammern sammelte sich salzige Flüssigkeit. Sie glitt in die Winkel und floss über meine Haut. Marika... Sie war... erschossen worden. Innerhalb... einer Sekunde. Ryan hatte gerade das letzte verloren, was ihm in seinem Leben Halt gegeben hatte!
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Es war totenstill. Der Wind der Sümpfe trieb durch den Farn und das Schilf. Ryan kniff die Augen zusammen, um nicht zu weinen. Seine Schwester... Seine Mutter... Sein Vater... Alles wegen Crow.
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Ich wurde vom Blitz getroffen. Mir fiel auf unerklärlichem Grund ein, warum ich den Handlanger kannte! Ich hatte ihn geküsst! Ekel stieg in mir auf, dass ich bei diesem Barbesuch durch einen Gin so sehr daneben war. Wütend drehte ich mich um und schnauzte ihn an: „Kyle Thornton!“ Er sah mich verwirrt an. Er vermutete nicht, dass ich mich erinnern würde.
„Du Mistkerl, du! Wieso hast du mich letztens angelogen, angeflirtet und geküsst? Warum hast du mich zurück nach Hause gebracht?! Warum?“ Kyle verhielt sich eigenartig. Der Mann war mir im Traum erschienen. Dann traf ich ihn in der Realität, glaubte, etwas spezielles gefunden zu haben. Und nun? War er ein verruchter Verbrecher, der einen Massenmörder unterstützte!
Mit abwertendem Blick antwortete er: „Catherine, bitte. Ich bin auch ein Mensch und habe halt eine Bar besucht. Ein bisschen Flirten. Dann war die Lebensgeschichte eben gelogen. Was kann ich dafür, wenn du gleich aus den Latschen kippst? Irgendwo musstest du hin und ich stecke schon hier ziemlich tief drin. Da habe ich es nicht gebraucht, dich bewusstlos liegen zu lassen. Aus, fertig.“
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Sein Boss kam auf ihn zu und stieß mich aus seinem Weg. „Was hast du, Thornton?!“, brüllte er ihn an. „Du hast mit Catherine Evans gesprochen ohne es mir zu sagen?!“
Kyle versuchte, Stephen zu besänftigen: „Mein Gott! Darf ich denn nicht mal mehr Frauen anmachen? Ich bin auch nur ein Mann! Außerdem hast du sie jetzt eh hier. Ist doch egal. Fürs nächste Mal mache ich mir erst Notizen und schick' dir 'ne SMS, okay?“
Genervt schnaubte Crow.
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Ich war Zeugin eines Mordes geworden. Ich war Opfer von Crow, da er meine Eltern getötet hat. Ryan hatte uns verraten. Ich sollte sterben. Ein einfacher Mann ließ mich glauben, ich sei vielleicht zur Liebe fähig. Ich wäre in dieser Sekunde am liebsten bei Dave gewesen, um mich hysterisch kreischend auszuweinen, aber es ging nicht. Dave war nicht hier. Ryan war unter Schock.
Ich vermisste meine Eltern das erste Mal wieder seit Jahren... Brent... Kaycee... Mum und Dad.
Wieso habt ihr mich alleine gelassen? Damit ich so ende?
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Zuletzt bearbeitet:
Hallo! :hallo:

Sorry, dass ich so lange nichts mehr hierzu geschrieben habe.

Ich freue mich aber sehr, dass die Geschichte mit diesem Kapitel wieder mehr die Richtung Spannung eingeschlagen hat, das gefällt mir wieder deutlich besser als die Kapitel davor (das vorletzte Kapitel musste allerdings sein und ist ein gutes und gut geschriebenes Übergangskapitel!)

Es ist sehr spannend geschrieben, und deine Bilder sind richtig gut, sie passen super zur Geschichte, sind ausdrucksstark und schön gewählt! :up:

Jetzt bekommt man die ganze Geschichte auf einmal, Ryan entpuppt sich als Spion für einen Verbrecherboss, allerdings finde ich es sehr gut, dass Ryan nicht eindeutig in die "böse" oder "gute" Kategorie eingeordnet werden kann, immerhin hat er für die Verbrecher gearbeitet, war andererseits aber verzweifelt und wollte seine Schwester retten. Bin gespannt, was du aus dieser Ausgangslage machst und wie es mit Ryan und Catherine, Dave etc. weitergeht!

Das mit Kyle ist irgendwie seltsam, es kommt einem nicht so vor, als wenn er Catherine wirklich angreifen wollte, andererseits warum hat sie kaum noch Erinnerungen an diese Nacht? Das lag doch wohl kaum nur am Alkohol. Er hat ihr doch nicht etwa irgendwas ins Getränk gemischt?

Ansonsten ist die Lage, in der sie sich befinden, natürlich sehr brenzlig. Catherine steht dem Mörder ihrer Eltern gegenüber und ist damit konfrontiert, dass Ryan die ganze Zeit gegen sie gearbeitet hat (auch wenn er einen verzweifelten Grund dafür hatte), Ryans Schwester wird umgebracht, und da ist noch dieser Stephen Crow und dieser Kyle...
-> Schöner Cliffhanger, das macht die Geschichte spannend und weckt Interesse an der Fortsetzung! :) :up:

Liebe Grüße,
Lotusblüte
 
@Lotusbluete: Viiiieeelen Dank! :) *Freudentanz verricht*
Ein lieber langer Kommi. :D Darauf habe ich so lange gewartet
Ja, ich dachte mir, da sich manche beschwert haben, dass es nicht so spannend sei, musste was neues her ;)
Es freut mich sehr, dass der "Cliffhanger" (noch nie gehört :( ) so gut ist! :up:
Ich freue mich über jeden weiteren Kommi mehr als ihr euch vorstellen könnt, weil es momentan wenige sind :-/ Trotzdem... Inspirationen für weiteres ist auch gerne gesehen. Vermutungen, Wünsche, Ideen, Schlussfolgerungen, etc. Alles lese ich mir durch und versuche es gern in die Geschichte einzubauen, also nicht so schüchtern sein in diesem Bereich =)
Lg
 
9. Kapitel: Kyle und Catherine

„Ich werde dich beschützen, Catherine. Es steht schon fest, dass Stephen mich tötet, aber ich kann wenigstens alles versuchen, dass du nicht stirbst“, hörte ich Ryan sagen, der mich eindringlich ansah. Er hatte einen flehenden Unterton und machte mich noch nervöser. So melancholisch war er nie gewesen. In Wahrheit schien er einfach ein Mann zu sein, der an unterdrückten Erinnerungen und Gefühlen litt. Ich konnte wohl recht in der Annahme gehen, dass er in seiner bisherigen Zeit wahrscheinlich schon mal daran dachte, die Welt zu verlassen ohne seine Schwester zu retten, weil es eh aussichtslos schien. Ryan war so... erstaunlich und bemitleidenswert, dass ich es nicht beschreiben konnte.
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Er hatte gerade wirklich gemeint, dass er sich für mich opfern würde. Doch ich fühlte mich so wertlos. Wieso für mich? Ich war nicht seine Schwester! Ich war sogar schuld daran, dass sie sterben musste, weil sie wegen mir als Geisel gehalten wurde – jahrelang. Mir klappte die Kinnlade herunter. „Ryan... Bitte nicht. Das darfst du nicht tun. So sehr du dich auch bemühst, mir zu helfen. Lass' es sein!“
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Er drehte sich – meine Worte ignorierend – um und sah Crow endgültig an. Marika, Kaycee, Brent, Ryans Eltern und Ryan. Wer sollte Stephen noch zum Opfer fallen? Ich wollte ihn gerade davon abhalten, weiterzugehen, da redete Ryan. „Catherine. Es ist besser, wenn du hier heil heraus kommst, als ich. Mich braucht niemand. Dave ist ebenfalls so stark wie ich. Du hast einen Bodyguard. Außerdem sind die, die ich geliebt habe, tot. Was soll ich dann noch bei euch?“
Dachte er etwa, wir empfanden nichts für ihn?
„Dave braucht dich! Du bist für ihn wie ein Bruder! Und Abigail! Sie ist... deine beste Freundin so wie ich!“, verkündete ich die gemeinsamen Gefühle aller verzweifelt.
Er schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein. Ihr denkt vielleicht so, aber ich nicht. Ich weiß, dass ich euch angelogen habe und habe deshalb nie so etwas wie reine Freundschaft empfunden. Für dich passt es zusammen wie Topf und Deckel, doch ich als Deckel bin zu verkantet, als dass ich passen könnte.“ Gequält lächelte er über seine Metapher.
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Meine Augen füllten sich tatsächlich mit Tränen. Meine Kehle schnürte sich zu als wenn ich eine Kartoffel verschluckt hätte. „Du wirst nicht wegen mir sterben, du Idiot!“, brüllte ich nach vorne und riss an seinen breiten Schultern, um ihn von Crow wegzuziehen. „Du gehörst zu uns! Das weißt du!“ Er nahm meine Hände, nachdem er sich umgedreht hatte, und zwang mich, mich zu beruhigen. Zum ersten Mal tat er etwas, das ich nicht glauben konnte. Ryan... Er... lächelte. Mit aller Güte, zu der ein Mensch fähig war. „Catherine. Es tut mir sehr leid. Du bist verwirrt und würdest uns am liebsten beide hier heraus holen“, versuchte er meine Gefühle zu dirigieren.
„Aber es nützt nichts.“ Immer noch traurig schauend, nahm er mich in seine Arme. Es war... überwältigend. Ich schien seine Gefühle zu spüren. Ryan war warm und angespannt. So sicher wie er klang, war er nicht.
Er legte sein Kinn auf meiner rechten Schulter ab und wisperte: „Ein wenig hast du recht. Dave war vielleicht ein Bruder. Abigail war vielleicht eine Freundin so wie du. Aber auch Freundschaften haben irgendwann ein Ende. Ich möchte, dass du lebst. Damit Dave wenigstens seine Schwester behält. Bitte.“ Er bat mich nicht. Er befahl es mir.
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Als Stephen plötzlich los brüllte, ließ Ryan mich abrupt los, um sich wieder vor mich zu stellen.
„Redet so viel ihr wollt! Ihr werdet beide sterben! Ryan wie Catherine! Und eins kann ich versprechen! Dein Bruder wird dir ganz schnell ins Grab folgen, kleine Evans!“ „Du hast keine Waffen“, stellte Ryan bewusst klar. Grinsend griff Stephen in seine Jackentasche. Er holte zwei Injektionen heraus, die bläulich vor seinem Gesicht funkelten. „Dieses schöne Mittel haben meine eigenen Biochemiker entworfen. Es hat keinen Namen. Sie nennen es nur 'Blauen Teufel', weil schon fünf Milliliter tödlich sind – innerhalb von einer Minute. Ich brauche also keine Waffen. Selbst wenn ihr mit Fäusten kämpft... Wie wollt ihr einer so feinen Nadel ausweichen? Vor allem, wenn ihr mir die Spritze aus der Hand schlagen wollt? Ich bräuchte vielleicht nur eine Daumenbewegung machen und schon sprudelt das Mittel heraus. Die Berührung der Haut ist schmerzhaft, aber es im Blut zu haben...“ Er seufzte glücklich und tat die Spritzen wieder weg.
Dann war es wirklich nicht möglich ihn anzugreifen. Idiotischerweise dachte ich an Fernkampf, aber ich traf nicht mal mit einem großen Stein, wenn ich zwei Meter vor dem Ziel stand.
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Zögernd unterbrach Kyle Stephen. Was hatte er denn jetzt vor? Ich wollte Ryan schon instinktiv am Arm berühren, damit er mich nicht alleine ließ, aber ich blieb stehen. „Bitte Chef. Dürfte ich eventuell Catherine übernehmen? Ich habe noch eine gewisse Rechnung mit ihr offen, die ich begleichen will.“ Was? Was für eine Rechnung? Wollte er sich für den Barbesuch rächen? Für den Kuss? Für die Standpauke seines Bosses? „Gibst du mir die Erlaubnis?“ Kyle klang erstaunlich ruhig.
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Während ich mit meinem noch lebendigem Kumpel die Unterhaltung beobachtete, wurde Stephen rasend vor Zorn. Wild gestikulierend schnauzte er: „Wieso sollte ich dich mit ihr alleine lassen? Rechnung hin oder her! Wer weiß, ob du sie nicht erwürgst, sondern nur schlampig schlägst und in den See wirfst? Wenn sie dann entkommt? Du bist unzuverlässig, Thornton!“
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Ein wenig irritierte es mich schon, als Kyle sich begann zu wehren. „Ich werde ja wohl eine Frau töten können! Immerhin bin ich als Handlanger zu dir bestellt worden! Hättest du einen Anfänger gewählt, damit er dir persönlich hilft? Ich glaube nicht!“
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Dann setzte er einen sanfteren Ton an und sagte friedlich: „Machen wir es so. Ich gehe kurz hinter das Haus, um sie dort zur Rede zu stellen, dann mache ich, was nötig ist, damit sie stirbt und danach schaust du dir einfach die Leiche an? In Ordnung? Immerhin... geht es darum, dass sie meinen Bruder durch ihre Reportagen in den Knast befördert hat.“ Irgendetwas sagte mir, dass das nicht stimmen konnte.
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Crow ballte die Fäuste und kniff ungeduldig die Augen zusammen. „Na schön“, meinte er grimmig. „Jeder hat seine Rache verdient. Vor allem an so einer wie der Evans. Ich gehe auf deinen Vorschlag ein, aber wehe, du bist in sieben Minuten nicht wieder da. Länger darf sie nicht zum sterben brauchen.“ „Vielen Dank“, sagte Kyle sichtlich erleichtert.
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Als ich in meinen Erinnerungen kramte, fand ich keinen Fall, in dem ich einen anderen Mann, der eventuell mit Nachnamen Thornton hieß, ins Gefängnis befördert hatte.
Kyle kam unsicher auf mich zu und setzte einen komischen Gesichtsausdruck auf. Mit dem Rücken stand er zu Crow, sodass dieser es nicht sehen konnte. Doch Kyle... sah mich bittend an.
Aber mit lauter Stimme verlangte er: „Du kommst jetzt mit!“ Was spielte er?

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Empört, verwirrt, aber hauptsächlich aus Angst schrie ich: „Niemals! Ich werde Ryan nicht alleine lassen! Und schon gar nicht werde ich mit so einem Typen wie dir mitgehen, nur, um mich töten zu lassen! Was glaubst du eigentlich, wie blöd ich bin?!“
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Dann glich sein Antlitz schon eher dem, eines genervten Verbrechers. „Keine Widerrede! Komm jetzt mit, Evans! Sofort!“ Er packte mich am Arm, um mich nach vorne zu stoßen.
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Traurig sah ich zu Boden. Ich wagte es nicht, nochmal zu Ryan zu blicken. Ich wurde geradewegs von ihm weggeschleppt und war sicher, dass er nun wirklich alleine starb. Sowie es bei mir auch gleich der Fall sein würde. Hoffentlich ging es Jally, Jessica, Jermaine und Dave gut. Aber ich war sicher, dass auch sie irgendwann von Crow...
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Jeden Schritt, den ich von dem Gebäude wegtat, war ein Nadelstich in mein Herz. Meine Seele blutete. Auch wenn es jetzt das war, was Ryan wollte, fühlte ich mich wie eine Verräterin. Ich wollte doch helfen und nicht Hilfe annehmen. Auf Wunder konnte ich mich nun nicht mehr verlassen. Und auf Dave auch nicht. Es war logisch, dass er nicht hierherkam.
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Nachdem Kyle mich zu einem kleinen See gedrängt hatte, stellte ich fest, dass es dämmerte. Wie lange waren wir denn dort gewesen? Darauf konnte ich mich jedoch nicht konzentrieren.
Denn mein beauftragter Mörder stellte sich bereit hin.
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Es war eigentlich ein sehr „krasses“ Gefühl, gleich zu sterben, ohne noch etwas tun zu dürfen.
Aber... Kyle sah mich wehleidig an. Er schlug mich nicht, er trat nicht zu oder schubste mich in das Wasser. Stattdessen meinte er vertraut: „Du bist genau so schön wie immer.“
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Verwirrt stieß ich ihn weg. War der übergeschnappt?! „Spinnst du?! Du sollst mich töten und fängst jetzt an... mir Komplimente zu machen?! Willst du mir den Tod schön gestalten oder was?!“
Das war ja wohl mehr als psychisch krank!
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Aber er bewies das Gegenteil. „So meine ich das nicht“, fing er an und verarbeitete meine Zurückweisung. „Du erinnerst dich nur nicht. Mein Name ist Kyle Thornton. Das stimmt. Doch was ich dir in der Bar erzählt habe, ist gelogen. Ich bin genau wie du aus Idaho, Catherine.“
„Was soll das heißen?“, knurrte ich fordernd. Wollte er mir eventuell gestehen, dass er jetzt auch noch mein Halbbruder war?
Er zog schweigend seinen Ärmel hoch. „Hier.“ Ich sah dort eine rosafarbene Narbe mit einigen Pünktchen an den Seiten. Dort war genäht worden.

„Was ist...“ „Das war Dave“, unterbrach Kyle mich sicher.
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Das... Nein... Es war unmöglich. Kyle Thornton... „Du bist...“ Ich konnte es nicht aussprechen. Ich kannte nur einen Jungen, dem Dave mal dieses Handgelenk gebrochen hatte...
„Ich war damals dein erster Freund“, sagte er lächelnd. Betrübt, geschockt und innerlich vollkommen leer starrte ich auf ihn; durch ihn hindurch.
Kyle war mein erster Freund gewesen – vor 15 Jahren. Bis er mich ausgetauscht hatte.
Weshalb holte meine Vergangenheit mich nur in so kurzer Zeit so ein? Wollte das Schicksal, dass ich wahnsinnig wurde?
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Orientierungslos leugnete ich die Wahrheit. „Nein! Du bist nicht... Du kannst niemals mein erster Freund gewesen sein! Es gibt viele Männer... Es gibt viele, die so wie du heißen! Kyle von damals war nicht so kriminell!“
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Er konterte aber wissend. „Aber hat dieser Kyle von damals nicht dieselbe Narbe gehabt, nachdem er operiert worden war? Du weißt es doch, Catherine! Ich bin es!“ Ich wusste es, aber es wollte nicht in meinen Verstand. Dieser Mann vor mir hatte mich in meinem ganzen Leben zum ersten Mal geküsst. Er war der erste Mann in meinem ganzen Leben gewesen, der mir gesagt hatte, er liebe mich.

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Ich stand reglos da. Vorsichtig und behutsam kam Kyle auf mich zu. Er schloss mich in die Arme. Es war wie damals in Amerika. Als er mir gestand, dass er mich mehr als nur gern hatte.
„Ich werde dich hier nicht töten“, flüsterte er. „Ich werde dich beschützen“, sagte er. Die Haltung. Diese Worte. R... Ryan... K... Kyle... „Weißt du, Cathy? Ich habe dich wirklich geliebt damals, als du mit mir deine erste Beziehung hattest. Es war auch zuerst wunderschön. Aber als ich gemerkt habe, dass du nie so für mich empfinden könntest, musste ich einen anderen Weg einschlagen, bevor ich an dir zerbrechen würde.“
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Seine Worte drangen in meine Ohren und in meine Gedanken. Alles von damals kam hoch.
„Wieso hast du mich für ein einfaches Mädchen verlassen? Ich habe dich auch geliebt“, gestand ich irritiert. „Das hast du dir eingebildet“, meinte er sicher. „Du warst in eine reiche Familie hineingeboren worden. Deine Eltern hatten beide extrem gut bezahlte Jobs, sie waren gutaussehend, besaßen ein großes Haus und vorzeigbare Kinder. Auch wenn du eine öffentliche Schule besucht hast, warst du ein bekanntes Mädchen. Du hast in der Klasse neben mir gesessen, aber warst immer unerreichbar. Ich war ein Durchschnittsjunge. Ein Niemand. Niemals hätte ich in das Bild deiner Familie gepasst. So sehr du dich auch um mich bemüht hast, Catherine. Ich habe mich einfach nicht zugehörig gefühlt.“ Aus so einem Grund? Der von mir ausging, ohne, dass ich ihn bemerkt hatte?
„Ich hätte mit meinen Eltern sprechen können“, meinte ich traurig.

„Sie sind tot“, stellte er die Wahrheit klar. „Es ist, wie es ist. Und nun...“ Er nahm meine Hand in seine und lächelte Herz erweichend. „...will ich, dass du wegläufst. So schnell du kannst.“
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„Aber...“, entwich es mir entrüstet. „Er wird dich umbringen, wenn du deinen Auftrag nicht ausführst!“ Kyle strich mich fürsorglich über die Wange, wobei die Haut unter seinen Fingern kribbelte. „Ich bitte dich. Auch wenn ich dich verlassen habe, könnte ich nie aufhören, dich zu lieben. Außerdem sterbe ich lieber für dich, als du für so ein Scheusal wie mich. Der Kuss in der Bar war übrigens wunderbar.“ Er nickte abschließend und stupste mich zum Hang hinunter. Er ging immer weiter rückwärts. Bereit, dem Schafott entgegen zu treten. Ich sah ihn an und bemerkte seinen traurigen Blick. Er hat mich verlassen, weil er mich geliebt hat. Was war das denn bitte für ein Grund? Ich lachte gequält in mich hinein. So paradox es sein mochte, es war so gewesen.
Kyle... Mein Freund. Er starb gleich für mich, damit ich leben konnte.

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Mit den letzten Tränen, die ich heute Morgen an meine Vergangenheit verschwendete, rannte ich davon. Es war bereits noch heller geworden, aber kühler Wind, der an meinem Gesicht vorbei strich, ließ mich frösteln. Trotzdem mir blieb nichts anderes übrig. Ich musste zu Dave.
Ich stellte mir die Augen meines Bruders vor. Ich hatte noch Menschen, die mich liebten, aber wieso wurde einer nach dem anderen ausgelöscht?

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10. Kapitel: Ein letztes Lächeln

Ich lief vor den Schicksalen zweier Männer weg, in die ich verwickelt war. In mir war das Gefühl des Verrats und der Feigheit. Crow hatte mit seinen gierigen Krallen nach Ryan gegriffen, die sich so in ihm verhakten, dass Ryan nicht mehr weg konnte. Kyle hatte sich selbst geopfert, damit ich leben konnte und war für mich unerreichbar auf der anderen Seite des Spiegels verschwunden. Innerlich lehnte ich gegen der reflektierenden Fläche, seufzte ängstlich und befürchtend, nie wieder glücklich sein zu können. Auch wenn es Arme gab, die mich über dem Abgrund hielten, der mich verschlingen wollte, existierten wiederum welche, die von unten an mir zogen. Mit wirren Gefühlen, nackten Füßen und geballten Händen floh ich über eine hölzerne Brücke, die über einen See in Richtung Zivilisation führte.
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Der Morgen graute. Einige Autos kamen mir entgegen sowie die verwirrten oder genervten Blicke ihrer Fahrer. Aber ich wollte keinen von ihnen anhalten. Ich rannte einfach weiter über den dunklen Teer, der in meine Sohlen drückte.
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Neben einem Schrottplatz angekommen, sah ich in der Ferne erste Menschenseelen. Leute, die seelenruhig zur Arbeit schritten. Kinder, die schlecht gelaunt und mit vergessenen Hausaufgaben zur Schule spazierten. Mütter, welche gestresst einkauften. Deren Leben war so einfach.
Aber mir fiel auch etwas ganz anderes auf... Ein schwarzer Wagen, der neben mir kreischend stoppte. Es war... Dave.
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Mein aufgeregter Bruder fiel beinahe aus der Autotür, raste auf mich zu und fragte wild: „Wo zur Hölle warst du, Catherine?“ Stimmte... Ich hatte die ganze Nacht bei Ryan, Kyle und Stephen verbracht. Er war wohl so krank vor Sorge gewesen, dass er sich fast das Herz aus der Brust gerissen hätte. Als ich antwortete, wirkte ich sehr neben mir stehend. „Tut... mir leid. Ich... war alleine und...“ Dave merkte, dass er mich erst mal von der Straße weg holen musste, bevor ich überhaupt einen zusammenhängenden Satz herausbekam. „Du kommst mit. Wir fahren nach Hause und kümmern uns da um dich.“
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Er führte mich an der Hand zum Auto, öffnete an der Beifahrerseite die Tür, sodass ich einsteigen konnte und setzte sich selbst ans Steuer. Ohne auf Geschwindigkeitsbegrenzungen zu achten, trat er ins Gas und düste über die Landstraße zu unserem Haus. Während der Fahrt lehnte ich meinen Kopf schwach gegen das Fenster und betrachtete die Bäume und Häuser, die an mir vorbei zischten. Es war, als würde jedes dieser Objekte eine Meinung haben und jedes Mal, wenn ich es ansah, mir diese Meinung wie eine Faust ins Gesicht schlagen. Die aufsteigende Sonne war auch nicht erheiternd. Sie erschien mir arrogant, weil sie den Menschen morgens gute Laune bescherte, was aber bei mir fehlschlug.
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„Komm. Geh' rein“, dirigierte mich Dave zur Haustür, während meine Augen belanglos den Boden vorm Eingang studierten. Drinnen warteten schon Jally und Jermaine auf mich – beide ebenfalls in Sorge um mich und vielleicht auch Ryan. „Ich dachte, dir wäre was schlimmes zugestoßen!“, machte Jally ihre Gedanken kund. Statt mich stürmisch in die Arme zu nehmen, hielt sich mich nervös an den Schultern fest, damit ich ihr in die Augen sah. „Was ist denn nur mit dir passiert? So habe ich dich ja noch nie erlebt.“ Sie ließ mich daraufhin wieder los. Alle sahen mich an. „Ich... kann verstehen, dass du... mitgenommen bist, aber du musst uns jetzt helfen. Sonst können wir nichts unternehmen, Catherine“, steuerte Dave bei. Jally sagte um ihre Fassung ringend: „Alleine schon wie du aussiehst, macht mir Angst.“ „Wie ich aussehe?“, fragte ich leise, jedoch unglaubwürdig nach.
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Sie holte ihren kleinen Schminkspiegel hervor, sodass ich mich selbst kurz sah. Mein Eyeliner war verschmiert aufgrund der Tränen, die ich vergossen hatte, als ich weggelaufen war. Der Rest meines Make-Ups war verschwunden. Zudem blickte mir eine Frau entgegen, die ich gar nicht kannte.

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„Ach. Ein bisschen zerflossene Farbe...“, seufzte ich. „Catherine. Ich habe dich noch nie weinen gesehen. Bitte“, erwiderte Jally energisch. Es hatte keinen Sinn. Um Ryan, geschweige denn Kyle, noch zu helfen, musste ich alles erzählen. Auch, wenn das für mich wie ein nochmaliges Durchleben der ganzen Nacht bedeutete...
Mit kratziger Stimme begann ich. „Ich war gerade alleine zu einer Tür gegangen. Bei dem Feuerwehrgelände. Dann sah ich durch ein Fenster Ryan mit 2 Männern. Der eine war tatsächlich Stephen Crow. Sie hatten... eine Art Verhandlung, die aber eskalierte. Der Handlanger hatte mich gesehen und gemeldet. Als ich fliehen wollte, schlug mich jemand nieder. Später dann wachte ich bei einer alten Hütte im Sumpf auf. Dort tauchten zuerst der Handlanger, dann Stephen und auch Ryan auf.“ „Und um was ging es genau?“, fragte Jermaine sanft von der Seite.
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„Bitte“, wimmerte ich. „Wir... müssen sofort zurück. Erzählen kann ich euch alles nachher noch. Vielleicht ist Ryan noch da. Und...“ …Kyle. Ich dufte die verständnisvollen Blicke von allen genießen, bevor ich mir ein paar schwarze Streifen von der Wange wischte.
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„Lasst uns vorerst das tun, was Catherine sagt. Ich will nicht, dass sie noch mehr leidet“, schlug Jermaine fürsorglich vor. „Sie... hat es ja noch nicht mal verarbeitet, was geschehen ist.“
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„Aber du musst dann mitkommen. Nur du kennst die Hütte, bei der du warst“, stellte Dave nochmal klar, doch ich nickte zustimmend. „Dann gehe zuerst ins Bad. Wasche dir dein Gesicht und ziehe dir dann was taugliches an. Mit deinem Kleid kannst du kaum durch den Sumpf laufen. Wir treffen uns nachher unten.“
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Nach einer Viertelstunde hatte ich den Eyeliner entfernt und meine gerötete Haut mit ein wenig Wasser beruhigt. Ich kleidete mich mit einer alten Jeans, einer Lederjacke und band mein Haar ungezielt zusammen. Im Wohnzimmer gab Jally Jermaine gerade seinen Auftrag.
„Ich werde diesmal sicherheitshalber mitgehen. Überwache du bitte die Computer und uns.“ „Natürlich“, gab er zurück.
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Dann wandte sie sich mir zu. „Ich habe hier Piercings. Aber keine Angst. Das sind Attrappen. Die haben eine kleine Klebefläche, mit der du sie einfach an die Haut heften kannst. Sie haben kleine Kameras eingebaut und senden Funksignale an meinen PC. Nur zur Sicherheit und damit Jermaine auch was sehen kann. Außerdem kann er mich dann über Kopfhörer informieren, falls ich was übersehe. Jeder bekommt eins.“
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Wir gingen alle nach draußen und setzten uns ins Abigails rotes Auto. Ich sagte ihr, wo sie lang musste und Dave zerbrach sich auf dem Rücksitz den Kopf über Ryan und Stephen Crow.
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Ich kam erneut in den Sumpf. Dichte Eichen, riesige Trauerweiden und trostloser Schotter.
„Da vorne und dann links.“ Das Haus war ganz nah und ich wurde immer ängstlicher.
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„Hier ist es.“ Nach diesem Satz musterten mich beide nochmal prüfend, bevor wir ausstiegen.
Außerhalb des Autos erkannte ich, dass von Crow und Ryan nichts zu sehen war. Es war mehr als nachvollziehbar, dass die beiden nicht mehr hier waren. Doch hatte Ryan diesen Ort lebend verlassen können?
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Wir versammelten uns vor den Treppen und Dave schlug vor, dass jeder sich eine Richtung vornähme, um diese abzusuchen. Einerseits war es gut, dass er die Situation im Überblick behielt, andererseits ärgerte es mich ein wenig, dass er sich um mich keine großen Sorgen machte.
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Dass mein Ärger verflog, dafür sorgte Jally mit ihrem Blick. Sie traute mir momentan nicht mal mehr zu, eine sinnvolle Frage zu stellen. Ihre Gedanken konnte ich beinahe lesen: „Bist du dir sicher, dass du das willst?“
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Nachdem ich zugestimmt hatte, bahnte sich Dave seinen Weg durch das Schilf, um im hohen Gras nach etwas zu suchen, was Crow vielleicht versteckt haben könnte. Beispielsweise einen Menschen.
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Jally ging voraus auf das Fundament, um hinter dem Haus auf Erkundungstour zu gehen.
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Glücklicherweise übermannte mich nicht das Bedürfnis, laut zu schreien. Ich stolzierte einfach auf den Steg, auf dem ich aufgewacht war und schaute in das milchige Wasser. Ich lachte gequält über mich selbst, als ich feststellte, dass dort keine Person auf dem Grund lag. Aber in meiner Magengegend breitete sich dennoch ein unheimliches Gefühl aus.
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Hinter dem Haus hörte ich plötzlich Jallys Stimme rufen, weshalb ich mich kurzzeitig erschrak. „Kommt beide her! Los!“ Sie war... fündig geworden.
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Ich schluckte den Kloß in meiner Kehle schwer hinunter und drehte mich vom Steg weg. Was würde mich erwarten? Mit zugekniffenen Augen ging ich den Weg, den Abigail genommen hatte, um zu ihr zu gelangen.
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„Wer ist er?“, fragte Dave. „Ich habe keine Ahnung“, meinte Jally. Aber ich kannte ihn.
Es war Kyle. Mir stiege die Tränen in die Augen. Er lag vor mir auf dem Boden mit versteckten Wunden, blutigen Händen und Spuren von starken Schlägen im Gesicht. Jemand hatte ihn so malträtiert... Wieso hat Crow ihn so leiden lassen? „Er ist tot“, stellte Jally nach testen des Pulses fest.
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„Es tut mir leid, Catherine“, sagte sie, da sie nicht wusste, wieso ich kurz davor war zu weinen. Sie nahm mich in die Arme, aber ich erwiderte die Umarmung nicht so sehr, wie sie es sich gewünscht hätte. „Wir werden den Verantwortlichen finden. Versprochen“, flüsterte meine beste Freundin mir in mein rechtes Ohr.
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Doch ich ging zur Straße. Sie schaute mir leidend hinterher, weil sie wusste, sie konnte momentan nichts für mich tun.
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Aber warum sollte noch jemand etwas für mich tun wollen? Wenn es jemand wollte, hatte es tödliche Folgen für ihn. Das hatte ich soeben festgestellt. Ryan. Verschwunden. Kyle. Ermordet.
Crow. Auf der Flucht. Mich suchte so viel Leid heim, dass es schon lächerlich war.
Ich lächelte. Ich versuchte für eine Sekunde, die Schmerzen weg zulächeln. Was war denn so schlimm daran, so ein Schicksal wie ich zu haben?
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Hi Corinna! :)

Zuerst muss ich mich mal entschuldigen, dass ich so lange nichts habe von mir hören lassen... :nonono:
Heute habe ich mir die Kapitel, die ich versäumt hatte, vorgenommen und alle gründlichst gelesen :D
Tja, ich muss sagen, es ist ziemlich viel passiert! Die Situationen alle super beschrieben, du hast vor allem Catherines Gefühle sehr gut zur Geltung gebracht!
Wie Catherine den wahren Grund für den Tod ihrer Eltern erfahren musste, war wirklich sauschlimm... sie tut mir nun echt Leid, auch wegen Kyle... :schnief:
Das ist jetzt alles total furchtbar für sie und ich hoffe, dass sie sich jetzt nicht umbringen will :ohoh: Das letzte Bild war dann schon etwas beängstigend, aber auch wieder traurig...
Ich bin jetzt wahnsinnig gespannt, was passiert, was Catherine, Dave, Jermaine und Jally gegen Stephen unternehmen wollen, und natürlich ob Ryan noch lebt... %)
Die Kapitel waren supertoll! Mach unbedingt weiter so! :D


LG
 
@Yalea: Vielen Dank für deinen Kommi, er freut mich seeehr! ;)
Danke für deine Lobe und dass du dir die anderen Kapitel auch durchgelesen hast =)
Ich weiß, dass gerade eine sehr melancholische Stimmung herrscht, aber das ist beabsichtigt - und glaube ich auch verständlich, wenn man sich in Catherine hineinversetzt :) - und ist eben eine Folge des Ganzen. Natürlich werde ich weitermachen! :D
 
11. Kapitel: Trauer und Trost

Draußen war es. War er. Vor fast einer Woche hatten wir alle still und heimlich Kyle im Garten vergraben, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Auf dem Grab stand ein großer Topf mit rosa Callas, welche von unten aufgrund einer kleinen gelben Kerze schwach beleuchtet wurden. Ich hatte keinem etwas gesagt, nachdem wir seine Leiche mitgenommen hatten. Wir fuhren einfach von dem Haus weg und da Jally gesehen hatte, wie sehr ich nach dem Fund des Körpers gelitten hatte, dachte sie sich, dass mir der Mann sehr wichtig sein musste. Glücklicherweise kannte sie mich so gut, denn ich hatte in dem Moment nicht die Kraft, jemandem zu erzählen, dass das Kyle gewesen war. Irgendwo war mein Herz mit unter diesem Haufen Erde verschüttet worden. Da war ich mir sicher.

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Immer wieder saß ich auf meinem Bett. Ich ließ die Beine hängen, meinen Kopf und meine Schultern. Ich hatte keine Lust. Nicht mal, mich hinzulegen. Meine Klamotten bestanden auch nur aus einer grauen Jogginghose und einem alten ausgeleierten Top, welches ich schon seit mehreren Jahren nicht getragen hatte. Mein offenes Haar fiel mir teilweise ins Gesicht, doch es störte mich nicht. Wieso auch?
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Als ich aus dem Fenster sah, war es immer noch dunkel. Die Sterne leuchteten klar über Twinbrook und schienen für so manch einen Wissenschaftler das beste zu sein, was er diesen Monat am Himmel finden konnte. Doch für mich waren es nur Funken dahin regnender Hoffnung, die ich nicht mehr sehen wollte, da sie mir eh nicht geholfen hatten. Wie spät es wohl mittlerweile war?
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Egal, wie sehr ich es versuchte, ich schaffte es nicht einzuschlafen. Immer wieder rannen mir stille Tränen über das Gesicht. Einmal musste ich sie wegwischen, weil sie sich ihren Weg zum Ohr bahnten. Ein anderes mal waren sie kurz davor, mir in den Mund zu fließen. Ich hatte keine ruhige Minute, auch, wenn ich lautlos vor mich hin wimmerte. Ich setzte mich auf, zog die Beine so weit heran, dass ich mein Kinn auf die Knie legen konnte und starrte abwesend zur Tür. Niemand würde herein kommen und sich an meine Bettkante setzen, um mir die Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. Daraufhin ließ ich enttäuscht die Beine auf die Matratze rutschen, um zittrig zu seufzen und um mich mit feuchten Augen wieder auf mein Kissen zu legen.
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So ähnlich liefen die nächsten Nächte auch ab: Ich ging zu Bett, ließ den Tränen freien Lauf und erlaubte meinen Gefühlen, mich innerlich aufzufressen. Ich war versunken. In einem endlos tiefen Loch, wo mir niemand heraus half. Selbst, wenn neben mir eine Lampe schien, war mir das herzlichst egal. Ryan war von Stephen entführt worden und ich konnte es nicht verhindern. Kyle war ermordet worden und ich war nicht in der Lage gewesen, etwas dagegen zu unternehmen.
Ich sprach seit Tagen kein Wort. Jally, Jermaine und Dave rätselten sich besorgt zu Tode, warum.
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Nach Mitternacht und weiterer Zeit marschierte ich unruhig ins Badezimmer. Ich überlegte, ob ich mir ein Bad einlassen sollte, um vielleicht in der Wanne stundenlang zu liegen, statt im Bett, doch auf kaltes Wasser hatte ich ebenfalls keine Lust. Meine Augen wanderten zum Spiegel über dem Waschbecken, sodass ich mich selbst begutachten konnte. Aufgesprungene blaue Lippen, Augenringe, Tränen und zerzaustes Haar. Dieser Anblick war etwas neu, aber irgendwie freute ich mich innerlich, dass ich nicht schlimmer aussah oder schlimmeres tat.
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Langsam schlich ich vom obersten Stockwerk, wo sich mein Zimmer befand, bis zum Erdgeschoss. Unten angekommen, steuerte ich die weiße Küche an, um mir aus dem Kühlschrank ein Marmeladenglas zu schnappen. Nach einem kurzen Seitengriff hatte ich ein Toast in der Hand, worauf ich das Zeug schmieren konnte. Mit einem Teller setzte ich mich an die Theke und begann, das kalte Brot zu essen. Der Geschmack entfaltete sich nicht vollständig und er wirkte ein wenig fahl, weil ich seit all der zeit so wenig zu mir genommen hatte. Manchmal knurrte mein Magen energisch, doch ich ignorierte ihn.
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Nachdem ich meinen Mitternachtssnack aufgegessen hatte, benutzte ich die Kellertreppe. Dank meiner Socken und dem Stoff auf den Stufen machte ich nicht so viel Lärm, sodass Abigail weiterschlafen konnte. Mein Ziel war auch nicht sie, sondern unser „Büro“.
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Zuerst suchte ich mir die Fernbedienung für den Fernseher hervor und nachdem ich ihn tonlos angeschaltet hatte, studierte ich Berichte von Akanashi, Japan und der Gartenfirma. Es war aber nichts neues. Nur das, was ich schon gesehen hatte und was im allgemeinen Programm lief.
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Ein wenig musste ich doch lächeln, obwohl ich mich dazu gar nicht imstande fühlte. Das mit den Ohashi-Schwestern, dem kurzzeitigen Urlaub und meinem Versagen Vorort war schon beinahe einen Monat her. Erst war ich Freie Journalistin, dann eine ohne Aufgaben und danach eine, die ihren Job „verlor“. Dass das Schicksal mir so übel zuspielte, verdrängte ich absichtlich und gekonnt.
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Um meine Freundin im roten Bett nicht weiter zu stören, schaltete ich den Bildschirm ab, ging nach oben und setzte mich auf das große Sofa, auf dem ich schon sooft eingeschlafen war.
Ziellos schloss ich meine angestrengten Augen, schlug die Beine übereinander und legte die Hände darauf. So konnte ich zwar nicht unbedingt schlafen, doch irgendwie wurde ich schwächer. Infolgedessen döste ich vor mich hin. Dennoch spielte sie ein kurzer Film vor meinem geistigen Auge ab...
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War ich in einem Albtraum? Das... konnte doch nicht wahr sein... Der Sumpf? Riesige Trauerweiden, dampfende Wasserflächen, hügelige Inseln und rauschendes Ufer befand sich um mich herum.
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Ich blinzelte nach oben, worauf ich den Vollmond erblickte. Eingerahmt von ein paar Bäumen, strahlte er zu Boden, in mein Gesicht.
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Zudem war ich alleine hier. Niemand war da. Ich. Einsam. In dem Sumpf, in dem sich all diese Gräueltaten abgespielt hatten. Wieso?
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Gerade wollte meine Stimme sich selbstständig machen, als in derselben Sekunde eine Hand auf meiner Schulter lag. Es war doch jemand hier! Aber aus welchem Grund hatte ich diese Person nicht gehört, die hinter mir stand? „Du brauchst dich nicht zu fürchten, Cathy“, sagte eine sanfte Stimme, die bewirkte, dass mein Puls sich normalisierte. „Es ist alles okay.“
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Ich wurde langsam umgedreht. Nebel hüllte uns ein, meine Socken waren feucht, aber ich schob das beiseite. „Egal wie viel Angst du hast, vergiss nie, dass wir bei dir sind.“
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Der Mann vor mir legte seine Hände um meine Hüfte, um mich an sich heran zu ziehen. Ich sah jedoch sein Gesicht nicht. Wer war der Typ in Jeans und hellem Hemd? Meine Finger krochen vorsichtig an seinem Ellenbogen hoch, um Halt zu finden. „Wer ist wir?“, fragte ich mit trockener Stimme.
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Im nächsten Augenblick strichen Finger an meiner linken Wange herunter, welche ich umfasste, damit sie nicht verschwanden. Es war ein wohltuendes Gefühl. Das erste, seit Wochen. Aber auch das letzte? „Das weißt du doch. Deine Eltern, Dave, deine Freunde und... ich.“ Vorsichtig wanderte mein Blick an ihm hoch, während ich seine Hand streichelte.
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Diese liebevollen braunen Augen hatte ich erst vor kurzer Zeit geschlossen und mit Blut befleckt im Sumpf gesehen! „Kyle!“, rief ich laut und er lächelte mich an. Doch es war zu spät. Obwohl er sich so schnell wie Licht von mir entfernte, behielt er seinen Gesichtsausdruck.
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Mit steifem Nacken stützte ich mich ab. Ich hatte... wirklich geschlafen. Oder? Sonst hätte ich wohl gemerkt, wie ich mich hingelegt hätte. Ich rätselte noch eine Weile zwischen Realität und Traumwelt, bevor ich aufstand.
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Jetzt tat ich mir schon selbst weh. Nicht nur durch Gewissensbisse, sondern auch mit Albträumen. Verstört sah ich zum Telefon, das neben meinem eigenen Rechner stand, da es digital die Uhrzeit anzeigte – 3 Uhr morgens. Kyle ruhte in seinem Grab... Niemand hatte mich an sich gezogen oder am Gesicht berührt... Das war Tatsache. Mensch! Wieso konnte ich denn nicht... loslassen?
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Ich stand auf, um in mein Zimmer zu gehen, doch da kam jemand von oben herunter.
In einfachen Klamotten stand mein Bruder vor mir. Auch wenn er sein Pokerface aufgesetzt hatte, spürte ich die starken Schwingungen, die bei meinem Anblick entstanden.
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„Kannst du nicht schlafen?“, fragte er sanft und kam näher. Mit gesenktem Blick schüttelte ich den Kopf. „Ich auch nicht“, grinste er merkwürdigerweise. Ich hatte ihn noch nie... grinsen sehen.
„Ich gebe zu, ich mache mir Sorgen.“ Sofort sah ich Dave in die Augen. „Du dir doch auch, oder?“
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Nach einem Nicken, sagte ich zum ersten Mal wieder etwas, seitdem wir aus dem Sumpf zurückgekommen waren. „Ich kann es nicht beschreiben, Dave. Ich mache mir nicht nur Sorgen... Ich mache mir Vorwürfe.“ „Wieso?“, wollte er wissen, als wäre er mein Vater. Irgendwo fand ich es süß von ihm, dass es sich mal so zeigte. „Weil... ich... einfach nichts verhindern konnte“, seufzte ich. „Verstehst du? Ich war dabei, aber ich konnte nichts ausrichten.“
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„Erzählst du mir, was geschehen ist, als du verschwunden warst?“, lächelte er mich ermutigend an. „Okay.“ Es musste sowieso irgendwann heraus...
„Stephen Crow... Er hat Ryan entführt und den Mann getötet, den wir im Garten begraben haben.“
„Was?“ Natürlich hätte ich mit dieser Frage rechnen müssen. Tapfer erzählte ich alles bis ins Detail und wie es sich zugetragen hatte, was jedoch wieder an meinen Nerven zehrte.

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„Und als ich mich eben auf das Sofa gelegt habe, bin ich eingeschlafen. Ich hatte einen Albtraum. Von Kyle.“ Mit nachdenklicher Miene, aber geschwisterlichem Mut, kam er mir noch näher und drückte mich an sich. „Es tut mir so leid, dass ich nicht da wahr.“ Mehr brauchte er in diesem Moment nicht zu sagen. Das bedeutete mir schon mehr, als ihm.
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„Setzen wir uns?“, schlug Dave vor und zeigte auf die Couch vorm Kamin. „Ich will mit dir reden... Schwesterherz.“ Mit seinem tollpatschigen Versuch wie ein fürsorglicher Bruder zu sein, brachte er mich zum grinsen. „Okay, Bruderherz.“
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Für einige Minuten vergaß ich wirklich meinen Schmerz und konzentrierte mich komplett auf unser Gespräch. „Weißt du noch, als uns Vater damals gesagt hatte, wir sollen immer früh aufstehen, um rechtzeitig für die Schule fertig zu sein?“ „Natürlich“, lachte ich. „Und nun sitzen wir hier und es ist 3 Uhr morgens“, grinste Dave. „Mutter meinte doch immer, sie bräuchte ihren Schönheitsschlaf... Der war vorbei, als ich dich mit einem Kissen aus dem Bett geprügelt hatte.“
Ich mochte diese lockere Stimmung beim Schwelgen in alten Erinnerungen, die ich fast gar nicht mehr kannte. „Sei froh, dass du meine Schwester bist. Wärst du mein Bruder gewesen...“ „Ach, bitte“, stupste ich ihn an. „Dann hättest du auch nicht doller zurückgeschlagen.“
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Zuletzt bearbeitet:
Hi,
sorry, dass ich mich lange nicht mehr gemeldet hab. Sind umgezogen und hatten kein Internet. Jetzt gehts leider nur mit dem Kabel rein. Ich finde die letzten zwei Kapitel schön, ebenso natürlich die andern%). Cathy tut mir aber auch wirklich leid... die Arme...:schnief:. Aber toll geschrieben, finde ich!
Arya
 
@Arya.k: Ich danke dir sehr für deinen Kommi :) Ich habe mich schon ein wenig gefragt, wieso du nicht mehr online warst, aber das hat sich ja nun erübrigt ;) Ist auch nicht weiter schlimm :D
Schön, dass die Sitution momentan ankommt^^
 
Du beschreibst die Gefühle ziemlich mitreißend in diesem Kapitel!
Perfekte Stimmung vermittlest du auch durch die Bilder, also wirklich toll gemacht!
Die Zeit heilt alle Wunden, hoffen wir's :( Cathy hat es nicht leicht... doch ich vermute, dass noch irgendetwas ganz weit hinten, verborgen im Besenschrank steckt :D
Dieser Traum, oder dieser realistische Gedanke von Cathy mit Kyle soll bestimmt irgendwas heißen... :D
Mach schnell weiter ;)

LG
 
@Yalea: Vielen Dank! :D Von dir solche Lobe zu erhalten, bedeutet schon was, da du selber eine viel (-->optisch und von der Textlänge her) bessere Story hast ;)
Ich weiß nicht mal, ob das was heißen soll. =) Den Traum habe ich nur gemacht, weil Catherine so trauert :) Aber wenn du das so interpretierst... ^^
Danke dir! :nick:
:hallo:
 
Also ich finde wirklich, dass zumindest deine Bilder vieeel schöner als meine sind ;)
Warum soll ich das nicht sagen? :P
 
12. Kapitel: Glück im Unglück

Dave schien in der Erde gebuddelt zu haben und hatte dadurch einige Teile meines verlorenen Herzens wiedergefunden. Dafür war ich ihm sehr dankbar, aber ich fühlte mich auch wiederum schlecht, weil ich mich bei ihm ausweinte und er seine Sorgen nicht mit mir teilte. Zwingen konnte ich ihn aber schlussendlich auch nicht. Am Morgen und nach weiteren – angenehmeren – Stunden Schlaf, kam ich angezogen die Treppe herunter. Jermaine studierte eine seiner ägyptischen Säulen im Eingangsbereich, als er mich hörte. „Guten Morgen“, lächelte er. Ich tat es ihm gleich, doch er war so verblüfft darüber, dass ich noch mehr grinsen musste. „Keine Sorge. Ich bin nicht schwanger. Ich leide nicht unter Stimmungsschwankungen“, war mein Kommentar. Als ich vor ihm stand, fragte ich: „Ist Jally schon wach?“ Er nickte langsam. „Ja. Sie ist im Keller und wollte alles mögliche über Stephen Crow herausfinden.“ „Und was machst du hier?“ „Ich? Ach. Ich wollte nur üben, Hieroglyphen zu lesen, weil ich das so lange nicht mehr getan habe. Immerhin bringt mir mein Wissen jetzt nichts, wenn wir nach Ryan suchen.“ „Hat Dave euch alles erzählt?“ „Vor einer halben Stunde in etwa. Das mit Kyle tut mir leid für dich. Bitte glaube mir, dass ich dir nicht mehr böse bin – kein bisschen. Also, was diese Schnüffelei anbelangt. Schwamm drüber.“ Ich umarmte Jermaine halb und lächelte immer noch. „Danke für dein Mitleid. Er war wirklich toll. Aber wenn ich wieder an die Vergangenheit denke, werde ich so wie vor zwei Tagen sein: Schweigend und trauernd. Das will ich nicht.“ Gerade kam Jally aus dem Keller hoch, als sie mich sah, wie ich fröhlich Jermaine im Arm hielt. „Na hallo“, freute sie sich einen Keks. „Schon so früh wach?“

„Was heißt früh? Es ist acht Uhr.“ Ich ging auf sie zu und begrüßte sie mit einem Kniff in die Hüfte.
„Hey! Lass das. Mein Kleid ist empfindlich“, spielte sie sich mit ironischem Unterton auf.
„Sorry“, entschuldigte ich mich. „Egal. Ich habe ein bisschen was über Stephen herausgefunden. Das würde ich dir gerne sagen.“ „Schieße los.“ Jermaine ging an uns vorbei in die Küche. Ich hörte nur, wie er im Kühlschrank herum kramte.
„Er ist 51 Jahre alt. Seine Mutter war einfache Postbotin, sein Vater Lagerist. In seiner Kindheit war er ziemlich einsam und wurde sogar geschlagen, wenn er nicht hören wollte. Von Mutter und Vater.
In der Schule stach er nicht sonderlich hervor und seine Lehrer hielten in manchmal sogar für „zurückgeblieben.“ Freunde hatte Stephen auch nicht. Mit 12 Jahren starb sein Vater an einer Alkoholvergiftung und drei Jahre später verbrannte die Mutter aufgrund einer Gasexplosion im Heizungskeller des Familienhauses. Ich weiß, du hasst ihn. Das tun wir alle, aber das ist der Grund für sein Handeln. Er hat schwere Minderwertigkeitskomplexe, die durch die Vernachlässigung und Einsamkeit damals entstanden.“ „Er ist also nur ein kranker Mensch?“ Ich war irgendwie perplex.
Er sollte... nur... nur Minderwertigkeitskomplexe haben? „Er braucht also nur eine Therapie, oder was willst du sagen?“ „Wenn er sich darauf einlassen würde ja, aber er würde eher die Todesstrafe erhalten, als dass man ihn für 25 Jahre wegsperrt. Stephen ist nicht nur grausam und süchtig nach Anerkennung, sondern auch skrupellos. Er lässt seine Opfer nur leben, wenn er weiß, dass er sie braucht. Oder wenn er sich einen Vorteil verschaffen kann. Das mit
Ryans Schwester... Er war in die Falle getappt und zu tief in der Sache verwickelt. Sie wäre ohnehin gestorben.“ Ich seufzte resigniert. „Und nun ist Crow über alle Berge. Wir haben alles mögliche ohne Erfolg überprüft – Ryans Sachen, das Handy und den Tatort. Was will er von ihm?“ „Vielleicht hat er sich einfach für ihn bewährt? Seine Talente sind zu... kostbar?“
„Darüber zu rätseln, hilft jetzt nicht großartig“, ertönte hinter mir plötzlich Daves Stimme und ich fuhr erschrocken herum. „Tut mir leid“, sagte er mit erhobenem Mundwinkel. „Geht es dir gut?“
„Ja, ja. Dir?“ „Besser als vor einem Tag. Du hast gute Fortschritte gemacht, Abigail.“ Ich trat aus seinem Blickfeld und schaute zwischen den beiden hin und her. „Danke“, lächelte sie ihn an.
„Aber es hilft nicht viel.“ „Das ist egal. Wir können uns wenigstens seine Ziele erdenken.“
„Ach, können wir das?“, warf ich dazwischen. „Ja. Überlege. Er will anerkannt werden. Bekannt sein. Die Menschen sollen ihn respektieren, aber das schafft er nur, wenn er sich ihren Respekt erzwingt, weil niemand so einen Respektsperson ansehen würde. Wenn du er wärst, was würdest du dann tun?“ Ich grübelte kurz, weil ich noch nie gut darin war, offensichtliche Fragen schnell zu beantworten. „Ich... würde... wichtige Menschen umbringen. Leute aus dem Staat.“
„Das wäre eine Möglichkeit“, leitete Dave mich weiter durch seinen Gedankendschungel.
„Aber du könntest auch so lange Unruhe stiften, bis die Menschen sich gegenseitig misstrauen. Wenn er dann darüber entscheidet – weil er die Möglichkeiten hat –, wen er gegeneinander ausspielt, fühlt er sich in einer gottähnlichen Rolle. Er kommt sich nicht nur mächtig vor, sondern auch großartig, da er der schlaue ist, der das alles fabriziert hat.“ Ich musterte nachdenklich die Decke. „Würde jemand so weit gehen, um seine Komplexe auszugleichen?“ Jally philosophierte selbstbewusst: „Menschen sind zu weitaus mehr fähig, als sie selbst glauben. Liebe kann zu einer Macht werden, mit der man Autos anheben kann, um dem Eingeklemmten zu helfen. Hass kann zu so großem Frust werden, dass der Verletzte die Menschen eiskalt tötet, um den psychischen Schmerz zurückzuzahlen.“ „Ist ja gut“, unterbrach ich sie genervt. „Lasst uns in die Küche gehen. Ich habe noch nicht gegessen.“ Beide grinsten mir in den Rücken, als ich mich zu Jermaine gesellte, der natürlich alles mitgehört hatte. Er hatte gerade sein Müsli aufgegessen, als ich mich mit dem selbigen in einer anderen Schüssel an seinen Platz setzte. „Uns kannst du trauen“, meinte Jermaine plötzlich, während er am Herd lehnte und ich aß. Wie stärkende Argumente kamen Jally und mein Bruder hinzu. „Ihr wisst, dass das gerade aussieht, als wärt ihr Superhelden mit Cape oder?“
Bis auf Dave kicherte der Rest. Auch ich. „Natürlich weiß ich das, Leute. Immerhin wohnen wir unter einem Dach!“ Mein Bruder sah nachdenklich zur Seite aus dem Fenster, wobei er seine starken Arme verschränkte. „Was ist los?“, fragte ich und löffelte weiter. „Was Jermaine sagt, ist wahr, doch Ryan... Er konnte uns trauen, aber er hat uns nichts anvertraut.“ Er herrschte Schweigen.
Jally sah zu Boden, Dave zur Seite und Jermaine blickte unbeholfen zwischen den beiden her.
„Nun seid mal nicht so“, lachte ich wie eine aufgehende Sonne dazwischen. „Ich spüre, dass er noch lebt, okay? Wir werden ihn finden.“ Plötzlich wurde ich von Blicken beschossen wie von einem Laser. „Hey. Nun starrt mich nicht an, als hätte ich Vogelkot im Haar!“ Das bescherte den anderen wieder eine glückliche Miene, was mich ebenfalls freute. Ich hatte mein Frühstück auf, platzierte das Besteck und die Schüssel in den Geschirrspüler und stellte mich zu dem Kreis der „Helden“. Abigail sprach: „Ich verspreche schon mal hiermit, dass ich immer alles erzähle. Ich werde mich nicht erpressen lassen, selbst, wenn es Konsequenzen hat.“
Jermaine hob die Hand. „Ich auch.“ Ich schaute leicht nervös zu Dave, der ein ernstes Gesicht aufesetzte. „Ich werde euch nicht alles erzählen“, sagte er hart, was bei mir große Augen hervor ruf.
„Alles, was nötig ist, aber nicht, was euch nichts angeht“, grinste er schief. „Du!“, rief ich amüsiert, bevor ich ihm spielerisch eine Faust auf den Oberarm boxen wollte. Gekonnt blockte er, was auch zu erwarten war, und schob meine Hand leicht tätschelnd zurück. „Versuche erst mal, das Zielen zu lernen.“ Mit roten Wangen sah ich zu den anderen beiden. „Okay, okay.“ Jally ergriff das Wort.
„Jedenfalls bin ich froh, dass es dir wieder besser geht. Wirklich.“
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„Danke. Es war auch notwendig, wieder auf die Beine zu kommen. Ich weiß nicht, was ich ohne... Keine Ahnung, was ich sonst gemacht hätte.“ Verstohlen sah ich zu dem, dessen Name nicht genannt werden wollte. Mit drohendem Blick befahl er mir, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, als unser Geheimnis zu verraten. „Höchste Priorität hat dann aber nun Ryan oder?“
Alle nickte zustimmend. „Wie wollen wir denn weiter vorgehen?“, versuchte Jermaine eine Strategie oder einen Plan ins Leben zu rufen. „Ich weiß nicht so recht“, gestand ich und schaute wieder zu Jally herüber. Diese überlegte laut: „Wir haben bisher alles getan, was wir Vorort tun können. Untersuchungen und Nachforschungen, Analysen... In den meisten Fällen spielt der Zufall Ermittlern etwas in die Hände.“ „Willst du dich allen Ernstes auf Zufälle verlassen?“, protestierte ich.
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Dave ging dazwischen. „Warum nicht? Ich denke nicht, dass Crow jetzt ruhig sitzen bleiben wird. Er wird bestimmt mehr erreichen wollen und wenn wir aufmerksam sind und Nachrichten verfolgen, haben wir vielleicht etwas.“

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Plötzlich hörten wir drei ein Teil des Lieds „Soulmate“ von Natasha Bedingfield. Jermaines Handy klingelte. „Entschuldigt“, grinste er verlegen, griff in seine Gesäßtasche und holte das Telefon hervor. „Hallo? Hier ist Jermaine Walton.“ Er drehte sich weg, um weiterzusprechen.
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„Teilt ruhig dieselbe Meinung wie eben im Wohnzimmer“, meinte ich beleidigt, musste aber gleich darauf selber lachen. Ich hörte Jermaine bei seinem Gespräch höflicherweise nicht zu und konzentrierte mich auf unsere Unterhaltung. „Ich bin sicher, wenn es darum geht, wie wir zwei uns schminken, hält Dave sich da raus“, meinte Jally, neigte sich zu mir und hielt ihr Gesicht dicht neben meines. „Oder, Dave?“ Mein Bruder verdrehte die Augen. „Als wolle ich wissen, wie Frauen Lidschatten auftragen.“ Ich schob Abigail wieder von mir und grinste in die Runde.
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„Bis gleich“, hörte ich Jermaine auf einmal hektisch sagen. Er kam schnell zu mir und hatte einen besorgten Gesichtsausdruck. „Was ist passiert?“, fragte ich skeptisch. „Es ist Jessica! Sie ist in Schwierigkeiten und hat mich eben angerufen!“ Vor mir blitzte kurz das Bild der afrikanischen Frau auf. „Deine Freundin?“ Er nickte hastig. „Sie ist bei der Polizei. Wir müssen sofort dort hin!“
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Ich dachte kurz darüber nach. Was Ryan anbelangte, hatten wir momentan sowieso nichts in der Hand. Also warum nicht? „Sie braucht unsere Hilfe. Gut. Fahren wir los.“
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Wir teilten uns auf zwei Autos auf und fuhren gemeinsam zum Präsidium, in dem ich schon relativ bekannt war. Immerhin hatte ich noch vor wenigen Monaten hier Berichte und Beweise abgeliefert, um den Gesetzeshütern beiseite zu stehen. Was wohl mit Jessica passiert war?
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Ich stieß die Tür auf und trat herein. Zum Glück stand sofort eine alte Bekannte vor mir. „Catherine?“, begrüßte diese mich verwundert über mein unangemeldetes Auftauchen. „Ja. Du musst mir helfen, Kristy.“ „Worum geht es denn? Was machen diese anderen Leute hinter dir hier?“ „Das... Sie helfen mir ab und zu und heute sind sie nun mal dabei. Du bist Polizistin. Hast du gerade Schicht?“ Kristy Wood schüttelte den Kopf. „Bis gerade eben. Ich wollte nach Hause fahren. Aber du bist so aufgewühlt. Was stimmt nicht?“
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Die ältere Dame war schon oft meine erste Anlaufstelle gewesen. Ihr vertraute ich bei der Polizei am meisten, denn sie war keine Tratschtante. Kristy unterstütze mich auch und bezweifelte nicht meine „eigenständige“ Arbeit. „Einer meiner Freunde hat einen Anruf erhalten. Eine aufgeregte Frau sei hier im Präsidium angekommen. Hast du sie gesehen?“
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„Sie war kurz zu den Toiletten gegangen, um sich das Gesicht zu waschen, wenn du die dunkle Frau meinst. Sie hat nur wirres Zeug gestammelt, als sie hier herein stürmte.“ „Ich danke dir.“ „Ach“, meinte Kristy. „Ich helfe dir gerne. Nun muss ich aber los. Sonst denkt mein alter Nachbar wieder, ich wäre beim Einsatz verletzt worden. Auf Wiedersehen.“
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Gerade in dem Moment, in dem Kristy aus dem Gebäude trat, öffnete sich dir Tür zu Damentoilette. Wir alle entdeckten eine aufgeregte Jessica, welche uns musterte, als wären wir lebendige Statuen. Dann rief sie: „Jermaine!“ Und warf sich ihrem Freund an den Hals. „Bin ich froh!“ Er entgegnete beruhigend: „Keine Angst. Du bist wieder sicher. Aber was ist denn nur los gewesen?“
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Es war mir etwas unangenehm, aber ich drängte mich dazwischen. „Entschuldige, Jessica, aber magst du uns sagen, was passiert ist? Wir sind extra alle hergekommen, weil Jermaine so außer sich war. Das hinter ihm sind übrigens mein Bruder Dave und meine beste Freundin Abigail. Sie wohnen bei uns.“
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Sie schaute flüchtig zu den beiden, aber konzentrierte sich dann wieder auf meine Frage, die auch ihrem Freund auf der Zunge brannte. „Ich wurde fast entführt!“, rief sie ängstlich. „Ich kannte die Kerle nicht, wirklich! Ich war heute nur kurz draußen, um meinen Briefkasten zu leeren. Danach ging ich wieder herein. Im Wohnzimmer standen dann diese... Typen! Sie hatten... zwar keine Waffen, aber komisch wirkende Spritzen...“
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Ich wurde hellhörig. „Spritzen?“, wiederholte ich das entscheidende Wort. „Zufällig mit einer blauen Flüssigkeit?“ Jessica hob und senkte den Kopf, als gäbe es einen Wettbewerb. „Der, der die Teile hatte, meinte, sie wären von seinen eigenen Forschern entwickelt worden und ich bräuchte nicht mal versuchen mich zu wehren!“ „Wie bist du entkommen?“, wollte ich wissen.
Die Afrikanerin atmete einmal langsam durch und schloss die Augen. Behutsam erzählte sie: „Die beiden haben mich vor die Tür gezerrt. Sein Untergebener hat mich festgehalten, während der mit den Spritzen mir Fragen stellte. Ich wehrte mich, aber gegen den schwarzen Muskelprotz hatte ich keinerlei Chancen. Aber dann kam sein Boss näher... Er...“ Angeekelt schaute Jessica zu Boden.
„Er streichelte meine Wange und sagte, ich solle mich nicht so anstellen. Im Endeffekt stürben eh alle. Danach habe ich ihm schnell mit dem Knie in die Mitte getreten. Er sank zusammen.
Der... Handlanger ließ mich los und ich konnte bis zur Polizei rennen. Er hat mich wirklich... losgelassen. Einfach so, obwohl er sich nicht das Fünkchen um seinen Chef scherte.“
Ich meinte verwirrt: „Muskelprotz? Bitte sage mir, wie die beiden aussahen.“
„Ich kann dir versichern, Catherine: Der eine hatte meine Hautfarbe und eine Stoppelfrisur mit Bart. Er hatte noch mehr Muskeln als... Dave. Ja. Und sein Boss hatte so... rotbraune Haare, die ziemlich ungekämmt aussahen. Ach ja. Und der trug einen braunen Anzug und ein helles Hemd!“
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Wie vom Blitz getroffen schoss mir nur eines aus dem Mund: „Das waren Ryan und Crow!“
Ungläubig schaute Jermaine mich an. „Bist du dir sicher, Catherine?“ „Klar! Ich weiß doch, wie die beiden aussehen.“ „Aber dann ist es für Jessie nicht mehr sicher in ihrem Haus“, protestierte er.
Spontan schlug ich vor: „Dann wohnt sie halt so lange bei dir.“ Beide bekamen rote Gesichter, doch das schob ich zur Seite. „Wir nehmen dich jetzt mit zu uns. Wenn du weißt, wer diese Leute waren, wirst du dich bei Jermaine verschanzen“, prophezeite ich ihr und zeigte zur Tür.
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Wow!! Spannend! Also lebt Ryan noch... hoffentlich hat er jetzt nicht auf die dunkle Seite der Macht rübergewechselt :ohoh: Aber er hat Jessie schließlich sofort losgelassen, also ich denke mir, dass er noch der Alte ist :D

Verstohlen sah ich zu dem, dessen Name nicht genannt werden wollte.
Ich musste richtig lachen dabei :lol: Das erinnert mich echt an Harry Potter und der hat nun wirklich nix mit der Story zu tun :lol:

Super Kapitel! :up:

LG
 
13. Kapitel: Zuflucht

Mit mulmigem Gefühl im Bauch versammelten wir uns alle im Eingangsbereich, um über das Geschehene zu sprechen. Sollte es wahr sein, dass Jessica Ryan oder Stephen gesehen hatte, dann hatten wir eventuell eine Spur. „Bist du wirklich sicher, dass es diese Männer waren?“, fragte Jally verängstigt nach. „Hatte der im Anzug ein ekeliges Lächeln?“, fügte ich hinzu.

Meine Freundin konnte aber nicht die Luft anhalten. „Hatte der Muskulöse ein starres Gesicht, das keinerlei ausdrückte? Haben sie nicht ihre Namen gesagt?“
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„Wenn ich es euch doch schon gesagt habe“, fing Jessica von neuem an. „Schwarz, muskulös... Eben das, was ich vorhin schon beschrieben habe. Es waren ganz sicher dieser... Stephen und Ryan, die ihr sucht. Glaubt mir doch. Wieso sollte ich lügen? Außerdem ist Twinbrook gar nicht so riesig.“ Ich musterte ihre Mimik und Gestik genau, denn dann konnte ich feststellen, ob sie sich sicher war.
Und die Hilflosigkeit in ihren Augen sprach Bände...
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Sie log nicht. Jessica war eine ehrliche Frau und eine ehrbare. Jermaine hatte sich ein Goldstück geangelt. Unsicher sah ich ihn an. Seine Freundin musste alles erfahren. Sie hatte einen Schritt in unser Territorium gewagt, auch wenn sie geschubst wurde, aber nun steckte sie mit uns drin. Ich hatte keine Wahl. Mein Blick war eine stille Aufforderung, dass Jermaine mich begleiten sollte.
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Seufzend liefen wir zusammen hinter die nächste Ecke, wo sich die Kellertür befand, um dort leise weiter zu diskutieren.
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„Ich sehe schon“, begann der ehemalige Medizinstudent. „Jessie kommt nicht drum herum?“[FONT=&quot] Ich schüttelte mitleidig meinen Kopf. „Es tut mir leid. Sie hängt damit drin und ihr Leben wird sich auch verändern.“ „Also müssen wir ihr alles sagen.“ „Ja. Um die Gefahr, die von ihr ausgeht, zu dämmen und um sie zu schützen.“ „Sie wird bei uns wohnen müssen“, ergänzte Jermaine. „Bei dir“, sagte ich mit einem schwachen Lächeln, wurde aber schlagartig ernst. „Und wer sagt es ihr?“[/FONT]
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Ich spielte nachdenklich mit einer Strähne meines Haares herum, bevor ich Jermaine antwortete: „Wenn du nicht möchtest, mache ich das gerne. Ich glaube, dass du nicht ganz... neutral bleiben würdest, verstehst du?“ Er nickte verständnisvoll. „Ich weiß. Weil ich mit ihr zusammen bin.“
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„Jessica“, rief ich unsere baldige Mitbewohnerin zu uns. Mit ruhigen Schritten kam sie und schaute fragend umher. „Was ist denn?“ „Wir müssen dir nun etwas sagen“, gestand Jermaine voreilig. Ich schnitt ihm aber rechtzeitig das Wort ab. „Du steckst in etwas großem drin.“
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„Ich habe wirklich nichts dagegen, dass du und Jermaine ein Paar sind, doch du hast dir nicht nur einen Partner ausgesucht, sondern auch ein anderes Leben.“ „Wie bitte?“, blinzelte sie verwirrt.
„Jermaine ist... mein Teamkollege, wenn du so willst. Alle, die in diesem Haus leben, gehören zu meinem Team. Ich und mein Bruder bilden den Kopf dieses Teams. Ich bin freie Journalistin und beanspruche daher ihre Hilfe. Abigail ist für Technisches zuständig, mein Bruder für die Sicherheit, Jermaine, wenn geschichtliches Wissen von Nöten ist und der Vermisste... Ryan war immer eine Schutzbegleitung. Wir sind so etwas wie eine Bürgerpolizei, aber das ist dann wieder zu hoch gegriffen.“ Sie schaute ungläubig drein. „Und da wir besorgt sind, dass du Infos weitergibst, müssen wir dich überprüfen. Abgesehen von diesem Vorfall.“
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„Der Schwarze war einer meiner Kameraden, den wir verloren haben. Der Kerl mit den Spritzen war sein Entführer. Und da die beiden dich überrascht haben, nachdem wir nichts von ihnen hörten, bist du Mittelpunkt der Suche. Außerdem bist du in Gefahr, weil die Entführung gescheitert ist und Crow von dir weiß.“ Sie schien mir nicht so recht zu glauben. Jedenfalls sagte sie nichts, während ich all das erzählte.
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Jessica schaute von mir zu Jermaine. Danach meinte sie lächelnd: „Das ist alles sehr... viel und es klingt aus kurios, aber... es ist spannend.“ Mir fiel fast die Kinnlade herunter. Sie fand diese Gefahr spannend? „Du magst es vielleicht nicht glauben, Catherine, aber das ist sehr aufregend, was du mir da sagst – im positiven Sinne.“
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„Ist dir denn klar, was das bedeutet, Jessica? Das ist kein Film. Du kannst dir nicht alles von außen ansehen. Du lebst nach keinem Drehbuch. Vielleicht wird es gar kein gutes Ende für uns nehmen. Warum findest du das toll?“ Ich musste diese Frage stellen. Die Psyche dieser Frau hinterließ über meinem Kopf nur ein riesiges rotierendes Fragezeichen. „Das ist mir schon klar. Bloß weißt du wohl einfach zu wenig über mich.“ Nach meinem Stirnrunzeln fuhr sie fort. „Als ich klein war, ging es mir lange nicht so gut wie jetzt. Ich weiß, was Gefahren sind und wie man sie vernünftig bewerkstelligt.“ Dann meldete sich Jermaine zu Wort. „Das hast du mir schon erzählt. Ich habe nichts dagegen, wenn du sogar mitmachen willst. Dann… wird das alles etwas erträglicher für mich.“
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Jessica fand sich bestätigt und nahm die Hände ihres Freundes in die ihre. „Ich verspreche, dass ich so gut helfen werde, wie es geht. Auch wenn ich Ryan nur als Entführer kennen gelernt habe, werde ich ihn finden – mit euch. Natürlich will ich hier nicht auf eure Kosten leben. Ich werde auch für mich selbst sorgen und keinem zur Last fallen.“ Sie seufzte lange, bevor sie ihren letzten Satz sprach. „Vielen Dank für euren Schutz.“
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„Die bist eine erwachsene Frau. Ich nehme an, dass du nicht überfordert bist, wenn wir dich bitten… dich in unserem Haus nicht zu romantisch zu verhalten.“ Sie grinste mich an und ließ Jermaine los. „Nein. Ich werde wennschon dennschon außer Haus etwas mit Jermaine machen.“ „Einverstanden.“ Wir bewegten uns wieder zu den anderen. Jally machte ganz große Augen, da die Unterhaltung etwas länger andauerte. Ich erklärte: „Zu ihrem und unserem Schutz wird Jessica bei uns wohnen – voraussichtlich bei Jermaine. Keine Angst. Sie hat auch versprochen uns zu helfen.“

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Die Aussicht auf eine neue Freundin, zauberte Abigail ein Lächeln auf ihre feuerroten Lippen. „Das ist schön. Wirklich.“ Neue Bekanntschaften in ihren Bann zu ziehen, beherrschte sie wie gehen und atmen. Eigentlich fragte ich mich, wieso die meisten sich nicht über ihr Aussehen wunderten. Kurz darauf umarmte sie Jessica einladend. „Wenn was ist, komm‘ immer zu mir. Soll aber nicht heißen, dass du auch nicht zu den anderen gehen kannst.“
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Dann war noch die Meinung meines Bruders gefragt. Diese kündigte sich jedoch schon durch seinen skeptischen Blick an.
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Jally ließ von unserer Mitbewohnerin ab und diese schaute verunsichert zu dem Herr des Hauses. „Ach Dave! Nun habe dich nicht so“, meckerte ich mit verdrehten Augen. „Sie ist unser einziger Anhaltspunkt.“ Es gefiel ihm sichtlich nicht, mit allen Händen an die Wand gedrückt zu werden. „Ist es, weil du lieber selbst Ryan finden willst?“, ergänzte ich sanfter. Wenn er mir Verständnis entgegenbrachte, musste ich das auch tun. Dave schloss die Augen.
[FONT=&quot]„Meinetwegen. Ich werde sie aber nicht wie eine Kundin im Hotel behandeln. Sorge für dich selbst, junge Dame.“ Gerade als er abdrehen wollte, um dem Meinungskampf zu entfliehen, hielt ich ihn an. „In Ordnung. Lass uns bitte zu Jessies Wohnung fahren. Dort finden wir vielleicht etwas Wichtiges. Immerhin waren Ryan und Stephen dort.“
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Die Fahrt dorthin dauerte mit Jermaine nicht lange. Jessica war zur Sicherheit mit Jally zurückgeblieben. Die beiden unterhielten sich ganz bestimmt gerade über uns.
„Hoffentlich ist wirklich etwas da“, flüsterte Jermaine besorgt vor der Haustür. „Wir werden sehen.“
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Mit dem Schlüssel der Besitzerin schlossen wir die Haustür auf. „Jermaine. Gehst du ins Schlafzimmer und schaust dich da um?“, bat ich. Er nickte. Bevor ich meinem Bruder etwas sagen konnte, war dieser schon in der Küche verschwunden.
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Mich zog es zum Esszimmer. Selbst ein Sehgestörter hätte erkannt, dass es hier keinerlei große Anzeichen einer versuchten Entführung gab. Jessie musste sofort hinausgestürmt sein, als sie die beiden Männer gesehen hatte. Wenigstens konnte sie beruhigt sein, dass ihre Sachen heil waren. Ich musste Jermaine noch sagen, dass er ihre Kleidung mitnehmen sollte.
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Doch ein Indiz war zu sehen. Da. Auf dem Metalltisch. Ein kleiner gelber Notizzettel. Befestigt mit einer schwarzen Büroklammer.Doch ein Indiz war zu sehen. Da. Auf dem Metalltisch. Ein kleiner gelber Notizzettel. Befestigt mit einer schwarzen Büroklammer.
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Nach dem Durchlesen stockte mir einmalmehr der Atem. Ich zögerte, bevor ich zu Dave ging und ihn antippte. „Ja?“ „Hier. Das… habe ich gefunden. Lies mal.“
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Zuletzt bearbeitet:
Aaaaaaaaaaaaah!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
So spannend :D
Bitte mach schnell weiter, das wird ja jetzt wieder richtig gefährlich :D

LG
 
@Yalea: Schön, dass du vor Spannung "schreist" :D Danke auch für den Kommi!!! (Du scheinst die einzige zu sein, die momentan mitliest... :( )
>Richtig gefährlich<? Ich dachte selbst eher, dass das Kapitel nicht so spannend sein %) Aber gut :hallo:
 
Hallo Corinna

Jetzt muss ich dir auch mal wieder einen Kommi hinterlassen.

Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dir keinen Kommi mehr hinterlassen habe. Ich hab leider zurzeit einen engen Terminplan. Schule... Prüfungen... Arbeit... Referate... Alltagsstress...
Ich hab nicht mal Zeit meine eigene geplante Story zu schreiben :argh:
Na ja, aber JETZT hinterlasse ich dir erst mal einen Kommi auch wenn er vl bissl kurz sein wird.

Also ich muss Yalea recht geben. Deine Story ist wirklich spannend. Ich setz mich immer gerne hier her und lese deine Kapitel durch.
Du beschreibst die Situationen immer grossartig! :up:

So, du weisst, ich LIEBE Abi! Bitte lass sie immer offene lange Haare tragen! Ihre Haare sind einfach GROSSARTIG :love: :love: :love:
Na ja, eigentlich ist der ganze Charakter grossartig! =)

Ach ja und was ich schon länger zum Kapitel "Trauer und Trost", welches ich überigens auch SUPER finde, sagen wollte...
Das Achtletzte-Bild des Kapitels (Man hört sich das dämlich an... Achtletztes-Bild :lol:) ist bisher mein Lieblingsbild. Sie ist auf dem Bild soooo hübsch :love:

Ach ja du musst mir unbedingt per PN erklären, wie du das mit den Tränen in den Augen gemacht hast. Das will ich auch können! Die Tränen sehen sooo toll aus!
Hast du dafür ein spezielles Programm?

Sooo, das wars jetzt erstmal... Ach, es ist ja doch mehr geworden, als ich gedacht habe =) =) =)

Ein ganz lieber Gruss und WEITER SO! :up:

Blue_Neptun :hallo:
 
@Blue_Neptun: Oh, ich bedanke mich herzlich bei Dir :) Dass ich alles so gut beschreibe, glaube ich gar nicht, wenn ich es bei OpenOffice vorschreibe ^.^ Und danke für deine Äußerung gegenüber Jally =) Ich werde mich bemühen.
Das Bild mit Catherine und ihrem bewegenden Blick finde ich auch einzigartig. Hätte selbst nicht gedacht, das mit den Sims zu schaffen.
Okay: Danke dir! ;)
 
Whoa! Sry dass ich so spät mich melde xD
Wasn geiles deutsch ich schreibe..^-^
Naja jedenfalls bin ich gespannt auf die Fortsetzung =)
Keine ahnung was ich jez noch schreiben soll, find es auf jedenfall alles gelungen!
 
14. Kapitel: Nachfolge erwünscht

Das konnte doch nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein. Kaum hatte man so viele schlimme Sachen hinter sich gebracht, kam schon das nächste Problem auf einen zu wie eine Faust im Boxkampf. Stephen hatte Ryan entführt, hätte dasselbe beinahe mit Jessica geschafft und kündigte nun an, sich um mein nächstes Ziel zu kümmern. Doch mir war nicht ganz klar, was er damit meinte. Mein größtes Ziel war Ryan und wen n er sich um ihn „kümmern“ wollte, hieße das, ihn umzubringen. Doch erstens, würde er das nicht wagen und zweitens hatte er geschrieben, dass er das Ziel zusammen mit Ryan töten wollte. Wenn es überhaupt um eine Person ging…
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Wir standen versammelt in der Küche und schwiegen eine Weile rätselnd, bis Jermaine sich räusperte. „Und du hast nichts anderes gefunden?“ Ich schüttelte bedauernd den Kopf. „Einerseits bin ich froh, dass ich nicht noch mehr solcher Botschaften entdeckt habe, andererseits ist das das einzige Indiz dafür, dass Crow Ryan nicht tötet.“
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Durch die leichte Konversation ermutigt, sagte Dave: „Denken wir doch mal ein wenig zurück. Was vor Ryans Verschwinden unser Ziel war.“ Ich schaute nachdenklich zu Boden, aber blickte nach einem kleinen Lächeln meines Bruders direkt wieder zu ihm. „Catherine. So schwer ist das nicht. Ryan hat alle unsere Tätigkeiten weitergeben. Also brauchst du über nichts zu grübeln, was Crow nicht wissen könnte.“ Meine Hirnzellen schalteten sich ein wie ein Lampengeschäft am Abend. „Meinst du den Rücktritt von Akanashi?“
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Er nickte zufrieden. „Genau das. Wir hatten doch geplant, eine rechtmäßige Nachfolge zu unterstützen.“ „Stimmt…“ Ein wenig schüchtern hob Jessica die Hand. Kein Wunder. Sie war ja auch erst seit gestern dabei. „Entschuldigt die Frage, aber heißt das, wir reisen nach Japan?“
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Jermaine bejahte die Frage mit freundlichem Gesicht. Kurz darauf meinte Jally zu mir: „Dieses Mal sollten wir aber nicht so unvorsichtig durch die Straßen wandern. Wir sollten uns anpassen.“ „Was meinst du denn?“ „Nicht unbedingt die Sitten oder Gesten - es reicht ja, wenn wir uns dezent verhalten. Aber das Äußere. Kleidung und Haare. Wir müssen vielleicht keine traditionellen Frisuren tragen, aber am besten keine aufwendigen.“ Und das kam von ihr, dachte ich in mich hineingrinsend. Was sollte denn bitte ein Japaner denken, wenn er eine schwarzhaarige Frau mit knallroten Strähnen und schwarzroten Klamotten sieht? „Meinetwegen“, war mein einziger Kommentar.
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Für Jessica fasste ich nochmal zusammen: „In Ordnung. Wir fliegen heute noch los. Das neue Ziel ist eine korrekte Nachfolge. Keine unüberlegten Handlungen, geschweige denn Einzelgänge.“
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Glücklicherweise erwischten wir am Abend einen Last-Minute-Flug und konnten zu fünft in einen abgelegenen Winkel von Kyoto fliegen. Als wir landeten, schleifte ich meinen Koffer umklammert hinter mir her. Hier war Dave zum ersten Mal bewusstlos geschlagen worden. Hier begann Ryans merkwürdiges Verhalten. Hier hatte ich noch ein sorgloses Leben gehabt. Als wir den Flughafen verlassen und in ein kleines Hotel am Fluss eingecheckt hatten, holte Abigail ihren sorgfältig zusammengepackten Laptop hervor. Auf Außeneinsätze war sie zwar vorbereitet, doch diese schränkten ihre Möglichkeiten trotz dessen ein. Ich saß mit ihr und Dave an einem einfachen Klapptisch, während Jermaine und Jessica in ihrem eigenen Zimmer… Dinge… Egal, was ging es mich an? „Ich checke nochmal die Homepage“, begann Jally und lenkte meine Aufmerksamkeit auf den Desktop. Zu sehen war dieselbe Meldung wie vor Wochen. Die, die Akanashis Rücktritt verkündete. Jally klickte sich so schnell durch die Seite, dass ich mich wunderte, ob sie das überhaupt las, was sie sah. Aber wer jahrelange Erfahrung hat… „Hier ist nichts zu finden. Aber es gibt hier eine E-Mailadresse, die als Empfänger für Kunden genutzt werden darf, wenn diese Fragen zu Produkten haben.“ Sie öffnete ohne ein weiteres Wort eines ihrer selbstentwickelten Hacker-Programme, kopierte die E-Mail und drückte Eingabe. Wir sahen zwei Minuten lang zu, wie ununterbrochen japanische Websites aufgerufen und wieder geschlossen wurden, bevor eine einzige zu sehen war, die rot leuchtete. „Was ist das?“, fragte ich verwirrt. „Ich starte eine Übersetzungssoftware. Kleinen Moment.“ Nachdem sie das getan hatte, las Dave vor: „JAA. Japenese Advertising Agency.“ „Japanische Werbeagentur?“, entglitt es mir ein wenig zu verwundert. Jally las sich die englische Seite schnell durch. „Tja. Die stehen in Kontakt mit Akanashi. Naja, standen. Sie haben vor seinem Rücktritt Werbung für seine Firma gemacht und die Mailadresse steht mit einer aus dieser Seite in Verbindung. Die Nachrichten kann ich nicht aufrufen, die sie durchgetauscht haben, aber ich kann den Absender der Antworten finden.“ Keine Minute später hatten wir eine Adresse einem Profil auf… Facebook zugeordnet? „Facebook?“, grinste ich. Jally ließ sich auch ein Schmunzeln entlocken. „Manchmal führen die einfachsten Wege zum Erfolg.“ Die Seite gehörte einer Japanerin namens Kumiko Aizawa. Sie hatte zwar kein Profilbild, aber wurde als Person öffentlichen Lebens gekennzeichnet. Und schließlich lasen wir, sie sei die Chefin der JAA. Aber hey! Wer zweifelt schon an Facebook und dortigen Angaben? „Ich rufe jetzt die Hauptseite der Agentur auf. Eventuell hilft das weiter.“ Dave stand allmählich gelangweilt – auch wenn es eigentlich schnell ging – auf und gönnte sich eine Tasse Billigkaffee, wobei er aus dem Fenster sah. So melancholisch sah er dabei aus... „Ich glaube, das ist die Ironie des Tages.“ „Was?“ Abigail verdrehte die Augen und zeigte auf den Bildschirm. „Da. Die Prognosen für die Nachfolger – wer die besten Chancen hat.“ Überrascht sah ich fünf unterschiedlich gefärbte Balken in einem Diagramm unter denen ausländische Namen standen. „Kannst du den da aussprechen?“, war ihre Frage an mich und ihr Finge deutete auf einen niederländischen Namen. „Livina ist ja ganz leicht, aber der Nachname? Dave?“ Er hob eine Braue, stellte die Tasse ab und setzte sich wieder zu uns. „Versuche doch mal diesen Namen zu sagen.“ „Van Gaesbeeck“, erklang es ohne gespielten Akzent. „Sag mal, kennst du irgendwelche Holländer, von denen ich nicht die geringste Ahnung habe?“ Er seufzte. „Ob du es glaubst oder nicht: Damals in der Schule hatte ich einen Kerl aus den Niederlanden als Klassenkameraden.“ Ich nickte verstehend, bevor ich die anderen Namen las. „Nolen Willor, Benoît Depardi, Angelika Kähler und Taymur Ibn Al-Saud.“ „Brite, Franzose, Deutsche und Osmane“, ergänzte Dave. „Die beste Voraussage hat diese Kähler“, sagte Jally, folgte mit dem Cursor dem gelben Balken und lehnte sich gegen die Lehne ihres dunkelbraunen Stuhls. „Also wenn das die Prognosen sind, schlage ich vor, dass wir Miss Kähler aufsuchen“, dachte ich laut und schaute in die Runde. Dave verschränkte lediglich die Arme. Meine beste Freundin überlegte. „Prognosen dieser Art sind meistens unbeeinflusst. Ich denke, es wäre sinnvoll sie zu treffen.“ Ich stand lächeln auf, während sie ihren Laptop ausschaltete. „Okay. Holt den Liebeskranken und seine Gespielin, damit wir uns auf den Weg machen können.“ Kurz wurde sich die Adresse der Frau notiert, bevor wir alle in unsere japanischen Tarnoutfits schlüpften. Wenn ich ehrlich sein sollte, gefielen sie mir nicht, aber das war bei mir als Amerikanerin wohl normal. Nach einer Viertelstunde standen wir zusammen an der Straße und warteten auf eines der wenigen Taxis, das uns anschließend zu einer kleinen mietbaren Residenz zwischen den Hügeln brachte. An sich mochte ich diese japanische Baustruktur, doch meistens sahen solche Wohnungen von innen so aus wie amerikanische oder gänzlich misslungen.
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Wir kamen gerade vor der Glas verzierten Haustür zum Stehen, als von Innen eine aufgebrachte Frauenstimme zu hören war. „Woher soll ich das wissen? Tun Sie, was Sie für nötig halten! Ich habe anderes zu tun, als dafür zu sorgen, dass Sie Ihre Aufgaben erfüllen!“ Verwundert schauten sich alle in die Augen, bevor ich mich an die Treppe wagte, die zur Tür führte.
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Es gab keine Klingel, weshalb ich schüchtern klopfte, um die Bewohnerin nicht noch mehr aufzuregen. Es wurde mir ohne Umschweife geöffnet, als hätte die Dame direkt im Eingangsbereich gewartet. „Entschuldigen Sie bitte, falls Sie das gerade gehört haben“, lächelte sie verlegen. Doch mein Blick glitt zuerst über ihr elegantes Outfit.
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Benebelt schloss ich den Mund wieder, um sie zu begrüßen. „Guten Tag. Sind Sie Miss Angelika Kähler?“ Sie nickte und stellte sich gegen den Türrahmen, wobei die schönen Diamanten an ihrem Hals zur Seite rutschten. „Ja. Allerdings. Was möchten Amerikaner im japanischen Aufzug von mir?“, lachte sie. „Woher wissen Sie…“ „Nichts für ungut. Man sieht es ihnen an. Amis haben so eine Ausstrahlung, verstehen Sie? Aber egal. Ich habe Sie nicht ausreden lassen, Verzeihung.“ „Wir sind hier, um mit Ihnen zu sprechen.“ „Es gibt noch mehr?“ Sie schien erst jetzt zu bemerken, dass hinter mir noch weitere Personen standen. „Dann kommt doch bitte herein. Ich käme mir zutiefst unmoralisch vor, wenn ich ein Gespräch mit vielen Leuten zwischen Tür und Angel führen würde.“ Sie trat beiseite und wir traten ein. „Also. Was möchtet ihr denn vor mir?“, grinste sie verlegen.
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„Es tut uns leid, dass wir Sie so überfallen, Miss, doch es ist etwas ernstes“, begann ich bemüht. „Sie sind doch Kandidatin für die Nachfolge eines Yutaka Akanashi, oder?“ Sie nickte befürwortend. „Ja. Auch wenn es mich wundert, dass dieser kleine Klops so plötzlich zurücktritt.“ „Ich stelle uns am besten erst einmal vor. Ich heiße Catherine Evans und das ist mein Bruder Dave und meine Freunde Abigail Jones, Jessica Reed und Jermaine Walton.“ „Schön, euch alle kennen zu lernen.“ „Es geht um Folgendes: Wir vermissen seit einigen Tagen einen weiteren Freund, der von jemandem entführt wurde. Dieser Mann hat uns eine Nachricht hinterlassen, dass er sich um „unser nächstes Ziel“ kümmere. Deshalb sind wir hier.“ „Nächstes Ziel? Wie Auftragskiller seht ihr aber nicht aus“, grinste Angelika. „Entschuldigen Sie, aber wir sind so eine Art Detektivgemeinschaft. Dass unser Freund gekidnappt wurde, hat sehr… persönliche Gründe, aber unser nächstes Ziel wäre eine rechtmäßige Nachfolge von Herrn Akanashi gewesen.“
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„Und wieso ausgerechnet er? Was hat Yutaka mit euch zu tun?“, fragte Angelika verwirrt. Jermaine antwortete freundlich: „Er ist nicht so gesetzestreu, wie er vielleicht wirkt. Als wir ihm auf die Schliche gekommen sind, hatte er zwei Kampfsportmeisterinnen an seiner Seite, die eines unserer Mitglieder verprügelt haben.“ Jally sprach danach: „Unser entführter Freund hatte es geschafft, eine der Frauen zu besiegen, doch da wir rechtzeitig abgereist waren, rächte sie sich mit ihrer Schwester an Akanashi für die Demütigung.“ „Wir gehen jetzt davon aus, dass jemand die Auswahl des neuen Chefs beeinflussen will“, merkte Jermaine abschließend an.
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Angelika schaut nachdenklich zu Boden, kratzte sich am Unterarm und lächelte dann. „Kommt doch mit in den Park in der Nähe. Da können wir bei frischer Luft erfüllt vom Duft der dort wachsenden Blumen sprechen.“ Nach zögerndem Nicken folgten wir der Blondine.
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„Also. Ihr denkt, dass jemand die Wahlergebnisse zu seinen Gunsten verändern will?“ Da sie sich dieses Mal an Dave gewandt hatte, antwortete dieser: „Das wäre die sinnvollste Schlussfolgerung. Unser Mitglied wurde zwangsweise als Spion bei uns eingesetzt und stellte seinem „Boss“ alle Infos zu, die er über uns und unsere Taten hatte.“ „Was hat der Entführer davon, wenn er diese Wahl manipuliert?“ „Wenn Sie seine Vergangenheit kennen würden, würden Sie das verstehen. Sie war so schwer, dass er starke Minderwertigkeitskomplexe davongetragen hat. Die versucht er durch solche vermeintlichen Erfolge auszugleichen.“
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„Das hat alles mit den persönlichen Gründen zu tun, die ich Ihnen aber nicht weiter erläutern möchte“, sagte Dave gefasst. „Nur so viel: Der Mann hat zwei Menschen unserer Familie auf dem Gewissen.“ Nun schaute Miss Kähler noch ernster, als zuvor. „Das tut mir sehr leid.“
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„Sie haben die besten Ergebnisse der Prognosen, Miss Kähler“, wechselte Jally beabsichtigt das Thema. „Können Sie mir sagen, wieso?“ „Na ja. Gute Wahlkampagne, intelligent ausgesuchte Werbeagentur und zuverlässige Ausstrahlung. Das sind die Hauptfaktoren, wenn man in der Wirtschaft erfolgreich sein möchte oder ist.“
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Langsam ging die Sonne am Horizont unter und ich wollte die Unterhaltung zum Ende führen. „Jedenfalls bitte ich Sie als Eingeweihte darauf zu achten, ob Sie irgendwelche dubiosen Angebote bekommen oder ob sich Leute aus ihrem Umfeld, die mit der Wahlentscheidung zu tun haben, sich merkwürdig benehmen. Am besten… sind Sie auch vorsichtig, wenn Sie nach draußen gehen. Der Entführer würde nicht vor Gewalt zurückschrecken, auch wenn er gerne einen auf höflich macht.“
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„Danke für die Warnung“, sagte sie etwas eingeschüchtert. „Aber ich muss sagen, dass ich es eigentlich leichter hätte, die Wahl zu beeinflussen, als die anderen Kandidaten.“ „Wieso?“, fragte Jessica verblüfft. „Mein Cousin ist der Veranstalter des Wahlabends und zählt die Stimmen aus, die jeder Kandidat erhält.“ Welch‘ Zufall…
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„Was ergäbe es aber für einen Sinn, wenn Sie die Wahl manipulieren, obwohl sie schon die besten Prognosen haben?“, stellte ich ihre Aussage infrage. „Es war ja auch nur eine Aussage, dass mein Cousin uns auf diesem Weg helfen könnte.“ „Wie meinen Sie das?“ „Wir könnten ihn einweihen, damit er beim Auszählen weiß, dass die Zettel vor ihm vielleicht nicht richtig angekreuzt wurden. Bestechung kann man zwar nicht nachweisen, doch wenn mehrere Leute eine Person wählen, die eigentlich fragwürdige Kampagnen vorstellt, ist das doch verdächtig.“ Die Frau hatte wahrlich Ahnung von Politik und Wirtschaft. „Seid ihr einverstanden, dass er uns unterstützt?“ Ich und Dave nickten. Sie zückte ihr Handy und wählte eine Nummer. Fünf Minuten lang schrieb sie irgendwelche SMS und erhielt auch welche, bevor sie uns informierte, worum es ging.
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„Ich habe ihm jetzt nur kurzerhand Infos geschickt. Näheres könnt ihr ihm selbst sagen.“ „Selbst?“ „Ja. Wenn es darum geht, dass die Wahl manipuliert wird, lasse ich euch doch nicht von außen zusehen. Ihr kommt alle mit zum Wahltag!“
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„Wir sind doch gar nicht zugelassen“, entgegnete ich kopfschüttelnd. „Das hat sich doch schon geändert. Mein Cousin weiß von euch. Ihr seid, wenn ihr da auftaucht, schon längst eingeschleuste Gäste.“ Ich blinzelte sie nur ungläubig an. „Und wann?“ „Morgen Mittag. Ich werde euch abholen lassen, einverstanden?“ Wieder nur ein kurzes Nicken meinerseits. Meinte sie das ernst? „O... kay. Seien Sie bis dahin aufmerksam, ja?“, stammelte ich ungewöhnlich für mich. So viel Hilfe zu erhalten war echt unnormal. „Selbstverständlich. Und ihr besorgt euch schöne Kleider und Anzüge. Es ist eine Veranstaltung der gehobenen Klasse“, lächelte sie.
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Schließlich brach die Dunkelheit über Kyoto und uns herein, sodass wir gezwungen waren wieder ins Hotel zu fahren. Miss Kähler kannte es, weshalb sie einen Chauffeur schicken wollte, der uns am Eingang abfing. Jetzt gingen wir jedenfalls erst mal schlafen, bevor wir uns in schöne Roben warfen und einige der größten Wirtschaftsmogule aus zwei Kontinenten trafen.
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Um 11 Uhr morgens hatte sich jeder von uns einigermaßen angekleidet und die Haare zurechtgemacht. Jally war gerade bei mir beschäftigt. Sie wollte mir eine Art Blume über dem rechten Ohr festmachen, die aus glitzerndem Metall war. „Kann es sein, dass du gestern neidisch auf Angelika warst?“, grinste sie mich an. „Warum denkst du denn so etwas?“, wunderte ich mich und schaute in den Spiegel. „Ach. Wieso nicht? Du hast gestottert, warst unsicher, verblüfft und dir stand der Mund offen, als du sie gesehen hast. Ist ja nicht so, dass das ungewöhnlich wäre“ , lächelte sie mit Ironie in der Stimme. „Sei doch selbst ehrlich. Die hatte eine Diamantkette an. Da kann man doch nur neidisch sein.“ „Stimmt auch wieder.“ Sie ließ meine Haare in Frieden und die Blume saß dort, wo mein Pony in meine längeren Strähnen überging. „Danke dir.“ „Gern geschehen.“ „Seid ihr fertig?“, fragte Dave, der die Tür öffnete und hereinschielte. Mein Aufzug nahm ihm wohl doch etwas den Atem, doch bei ihm waren Abendkleider auch ungewohnt. „Ja. Wir kommen.“ Der BMW stand unten schon bereit, um uns mitzunehmen. Drinnen sagte der Fahrer uns: „Frau Kähler erwartet Sie in der Lounge. Wir sind in zehn Minuten da.“ Womit er recht hatte, hatte er recht. Zehn Minuten später standen wir vor einem großen Gebäude, in dem mehrere Etagen belebt waren und die oberste die sein sollte, wo das Ergebnis bekannt gegeben wurde.
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„Schön, dass ihr hergefunden habt“, begrüßte uns Angelika freundschaftlich. „Hier ist geschlossene Gesellschaft, also müsst ihr keine unerwarteten Besucher fürchten. Ihr seht alle übrigens fabelhaft aus.“
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Neben Angelika stand ein junger Mann mit Nerdbrille, welche aber zu seinem offenbaren tollpatschigen Charakter passte. „Guten Mittag, meine Damen und Herren. Es… es freut mich, ihre Bekanntschaft machen zu dürfen.“ „Das ist mein zugewiesener Assistent Shuichi Ishikawa“, lächelte die Deutsche über den Kerl mit Fliege. „Meine eigentliche Assistentin ist im Mutterschaftsurlaub und so ist er hier auch meine Begleitung für heute.“ Shuichi räusperte sich mit leicht rosa werdenden Wangen. „Ja, der bin ich. Ähm… Wenn… Wenn Sie etwas von mir möchten, sprechen Sie mich ruhig an. Ich werde… dann so gut es geht antworten.“
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Wir traten kurz näher zueinander, weil Angelika leise etwas sagen wollte, was nicht alle hören sollten. „Also. Ich stelle Euch mal die Konkurrenz vor, Frau Evans. Das dort drüben an der Theke mit der unsicheren Haltung und dem einfachen Seidenkleid ist Livina van Gaesbeeck. Sie ist eigentlich ungeeignet für den Job als Chefin der Firma, doch trotzdem ist sie hier.“ „In den Niederlanden ist die Rede davon, dass sie außergewöhnliche Zuversicht gegenüber ihren Mitarbeitern zeigt, ihr Moral sehr wichtig ist und das Ziel des Profits nur ihr zweites sei, wenn sie eine Firma führt“, fügte Shuichi hinten an.
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„Der Herr dort drüben mit dem Bierbauch, der Sonnenbrille und dem dunklen Anzug ist Nolen Willor. Er ist um die fünfzig und zählt zu den strengsten, aber auch geschicktesten Unternehmern aus England. In nur einem Jahr hat er es geschafft aus einem einfachen Computergeschäft einen riesigen nationalen Konzern zu machen, der den fünffachen Umsatz an Silvester erzielte im Vergleich zu Januar. Er ist bei Managern und Gründern hoch angesehen, was ihm eine Menge Einfluss beschert. Er ist aber so auf seinen Erfolg, konzentriert, dass ihm Arbeitsklima und sein eigenes Privatleben völlig egal sind. Keine Frau, keine Kinder.“
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„Der Kerl hinter dem Farn heißt Benoît Depardi. Ein Franzose wie aus einem Klischeebuch. Er schnappt sich nur die schönsten Frauen, rennt stets in den teuersten Sachen herum und reißt sein Maul auf, obwohl nichts dahinter steckt. Den Erfolg hat er seinen Eltern zu verdanken, die vor drei Jahren überraschend gestorben sind. Sein Unternehmen ist spezialisiert auf Verkauf von wertvollstem Wein aus Süd- und Westfrankreich, weshalb er sich auch einigermaßen mit Landwirtschaft auskennt.“
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„Die Japanerin in seinen Armen heißt Ayane Shishido. Sie ist lediglich ein bezahltes It-Girl, die als heutiges Accessoire dient. Eine eingebildete, devote und Stiefel leckende Katze, die ihre Krallen nach jedem Millionär ausstreckt, den sie sieht.“
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„Die Lady an der Bar heißt Kumiko Aizawa und ist die Chefin einer Werbeagentur. Sie ist erst 25 Jahre alt, aber hat viel Selbstbewusstsein und vor allem Erfolg. Sie hat die letzten vier Jahre hauptsächlich mit Akanashi zusammen gearbeitet, um Kampagnen im Fernsehen anschaubar zu machen. Sie ist nur talentiert, sondern für japanische Verhältnisse ausgesprochen hübsch. Obwohl ihre Haare gefärbt sind.“
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„Der Typ am Ende des Raumes mit dem nicht sehr stilvollem Schnauzer ist Izuya Takahashi. Er ist von der Firma der Personalchef und um die vierzig Jahre alt. Ziemlich starrsinnig, wenn man mich fragt. Er stellt laut eigener Aussage nur Leute ein, die wirklich schon beim ersten Anblick zeigen, dass sie etwas zu bieten haben. Wie kommt Tropic Flower da nur zu 600 Mitarbeitern im Hauptsitz?“
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„Seine Gesprächspartnerin hat den Namen Sachiko Yamada. Der neue Boss kriegt sie als persönliche Assistentin zugeteilt, ohne dass er es ändern kann. Trotz ihres üppigen Aussehens steckt hinter dieser Fassade eine grausame Schwiegermutter. Wenn der Chef nicht selbst an seine Aufgaben denkt, dann behandelt sie ihn wie einen Sohn oder eine Tochter und schimpft ihn vor anderen angestellten zusammen bis er sich entschuldigt. Hoffentlich zeigt sie ein wenig Geschlechtstoleranz, wenn ich Chefin werde.“
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„Der… attraktive Herr in der Sitzecke dort ist der Erbe einer seit 80 Jahren existierenden Handelskette, die vorzugsweise exotische Früchte und Fische verkauft. Für Taymur Ibn Al-Saud kann nichts glamourös genug sein und immer muss er – wie Depardi – eine schöne Dame an seiner Seite haben. Das ist für ihn aber nicht sehr schwer bei drei Ehefrauen.“
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„Die lila angezogene Frau neben ihm, die so aufreizend daliegt, ist seine erste Ehefrau und ihr Name lautet Myisha Ibn Al-Saud. Hauptsächlich dient sie als Vorzeigedame. Das Interesse von Taymur an ihr ist eigentlich nur optisch bedingt.“
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Als Angelika endlich fertig damit war die Namen, die wir schon kannten, den Kandidaten zuzuordnen, gesellte sich ein gar nicht so schlecht aussehender Mann zu unserer Runde, der übertrieben lächelte. „Und zu guter Letzt: Mein Cousin.“ Er schaute mich und Jally am intensivsten an, bevor er sagte: „Mein Name ist Felix Bolt. Freut mich sehr. Wie ich erfahren habe, seid ihr alle ein Detektivteam?“ Ich holte Luft, um zu widersprechen, da fuhr Dave dazwischen. „So kann man es nennen. Sie sollen die Stimmen auswerten, richtig?“ „Ja, allerdings. Doch das mache ich erst in einigen Stunden. Schließlich sind wir hier so schick zusammen gekommen, da wollen wir doch auch ein bisschen den Tag genießen.“ Ungläubig über diese euphorische Antwort schaute Dave von ihm weg. „Wie genau wollen Sie denn sehen, dass das Ergebnis manipuliert sein könnte?“, fragte ich nach. „Nun ja. Kreuze überprüfen ist unmöglich, aber es ist schon mal wichtig, dass ich eingeweiht wurde, denn so können wir uns gemeinsam etwas ausdenken.“ Ich seufzte. Schick und laut, aber blöd wie ein plattgerollter Teig. So war die Welt der Reichen wohl in den meisten Fällen. „Da wir schon so viele sind, wäre es am vorteilhaftesten, wenn wir uns aufteilen. Jeder schnappt sich jemanden und führt eine Unterhaltung mit ihm. Wenn sie sich komisch verhalten, ist das schon mal ein Startpunkt.“ „Wie soll das ein Startpunkt sein?“, wollte Jermaine wissen. „Wir kenne die Leute doch gar nicht. Woher sollen wir wissen, was normal für sie wäre? Vor allem, weil sie so unterschiedlicher Nationen sind.“ „Verzweifelt nicht gleich“, bat Angelika. „Konzentriert euch während der Gespräche auf Gesten, Mimik und Aussagen. Sind sie sich ihres Sieges sicher, wen befürworten oder verurteilen sie? Sind sie verkrampft oder schauen sie bei bestimmten Fragen belustigt? Das hat alles nur mit gutem Körperlesen zu tun.“
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So eine Methode fand ich ungewöhnlich, doch was konnte es schaden? Mehr als erfolglos konnten wir nicht sein. Aus gutem Grund bezog ich das auf Dave, denn er suchte sich den werten Nolen Willor als Kommunikationspartner aus. Und statt er selbst zu sein, machte er auf charismatischen jungen Herren im Seidenhemd.
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Der schmächtige Herr Ishikawa ging schief lächelnd auf Livina zu, die sich mittlerweile dazu durchringen konnte, ihn anzusehen. Schüchtern trifft auf schüchtern, dachte ich mit süßem Lächeln.
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Die wohl schönsten Frauen des Tages platzierten sich gemeinsam an der Bar, um sich über Fernsehen und Promis zu unterhalten. Zumindest leitete Angelika das Gespräch so ein.

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Jally störte Benoît dabei, wie er gerade Ayana küssen wollte, aber entschuldigte sich auf ihre Art. Schnell hatte sie das Interesse des It-Girls gewonnen, als sie anfing mit ihr über Kleidung zu sprechen. Depardi hörte vorerst mit geduldigem Lächeln zu.

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Pärchen zu Pärchen fand bei Jermaine und Jessica statt. Sie plauderten recht gelassen mit dem Osmanen und seiner Ehefrau und schafften es sogar, deren Interesse zu wecken. Thema war schließlich das Heimatland, weil Jessica ebenfalls dunkler war.

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Mir blieben Sachiko und Izuya übrig und zum Glück sprachen sie Englisch ohne großen Akzent. Ich tat mich schwer damit zu verstehen, wieso die Menschheit die meistgesprochene Sprache der Erde manchmal nicht konnte. „Schönen guten Tag, Takahashi-san und Yamada-san. Entschuldigt, wenn ich störe, doch ich wollte Sie gerne etwas über Tropic Flower fragen, wenn Sie keine Einwände haben.“

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„Wie heißen Sie denn?“, verlangte Sachiko zu wissen. „Evans-san. Nennen Sie mich aber einfach Miss Evans. Ich komme aus Amerika.“ „In Ordnung.“ „Was ist denn Ihre Frage? Reporterin sind Sie doch etwa nicht, denn Aizawa-san ist die einzige Medienbeauftragte für dieses Treffen.“ „Nein. Ich gehöre zu keinem Magazin oder einer Sendung. Ich bin lediglich eine… Freundin von Miss Kähler. Sie hat einige Freunde mitgebracht, die sie lange nicht gesehen hat. Und eine meiner Fragen wäre, wen Sie sich denn so als neuen Chef vorstellen?“ Ich fragte mich, ob das vielleicht zu direkt war, doch andererseits war das Thema dieser Veranstaltung. Ich schaute genau auf das, was er tat. Izuya behielt aber einen neutralen Gesichtsausdruck und zeigte mir seine leeren Hände, was darauf deutete, dass er sich unschlüssig war. „Ich tendiere zu Willor-sama, denn er hat die nötige Kompetenz, um die Arbeiter zu ordentlicher und schneller Arbeit zu motivieren. Er würde Tropic Flower noch weiter bringen, als Akanashi-san.“

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„Und Sie, Yamada-san?“ „Ich lege mich ungerne fest. Hauptsache ist, dass die Mitarbeiter zufrieden sind, das tun, was man ihnen sagt und es zuverlässig erledigen. Dasselbe gilt für den neuen Boss.“ „Sehen Sie Mr. Ibn Al-Saud in dieser Rolle?“ „Nicht unbedingt. Entschuldigen Sie, falls ich diskriminierend erscheine, aber von Menschen aus dem Westen Asiens halte nicht viel.“ „Wegen der Religion?“ Erläuternd hob sie ihre eine Hand und lächelte schwach. „Ich lasse mich ungerne von meinem Chef herumkommandieren, wenn Sie verstehen. Ich komme meinen Pflichten als Assistentin gerne nach, aber wenn jemand seine Religio, als Argument gegen mich verwendet, sehe ich schwarz.“ Ich nickte verständnisvoll. So unterhielt ich mich noch einige Zeit mit Sachiko und Izuya über die Kandidaten bis wir allmählich vom Thema abglitten.

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„Setzen wir uns“, bot Takahashi an und deutete leicht auf die Sofaecke hinter uns. Von hier aus sahen wir zwar nicht ganz so gut, was Felix gleich sagen würde, aber er sprach laut genug. Immerhin hatte ich auch den zwielichtigen Willor vor mir und konnte ihn sicherheitshalber begutachten. „Wenn ich um ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte, werte Damen und Herren“, begann Bolt, nachdem er auf die Bühne getreten war. Gleich würde also das Ergebnis der Wahl verkündet werden. Ich fühlte mich ziemlich unwohl neben Izuya, denn ich kam mir irgendwie schwach vor. Durch Beobachten wollten wir einen Schwindler ausfindig machen. Wie sollte das klappen?

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Zuletzt bearbeitet:
So jetzt bin ich durch mit deiner Fotostory :D:D:D
Hat ein bisschen gedauert, weil es meine Augen immer so anstrengt längere Zeit am Computer zu lesen, aber das ist ja jetzt Nebensache... :D
Wo fange ich an... hmmm... also die Story ist sehr gut durch dacht und spannend geschrieben
Die Charkter sind auch alle klasse und richtig sympathisch (Jally erinnert mich ein wenig an jemand aus CSI)
Ab und zu hab ich ein paar Buchstabendreher und kleinere Rechtschreibfehler entdeckt und einmal wurde ein Satz wiederholt, aber das finde ich jetzt nicht weiter erwähnenswert :)
Ich würde außerdem gerne benachrichtigt werden, wenn es weiter geht, damit ich es auch ja mitbekommen, dass ein neues Kapitel da ist :lol:
Ich freu mich schon auf die Fortsetzung

(Menno, bei so Krimi-sachen, ist warten noch viel schlimmer, aber ich halte durch :lol:)

OFF TOPIC:
Ich muss jetzt einfach mal fragen: Ist das Mädchen auf deinem neuen Avatar "Lucy" aus dem Anime "Elfenlied"?
 
@animefan: Vielen Dank für den Kommi :D Ein bisschen gedauert, ich bitte dich! Du bist schneller durch mit der ganzen Story als manche Personen mit 1 Kapitel :p Das mit den Fehlern weiß ich ;) Das ist eben, wenn ich so lange Texte schreibe, tauchen umso mehr auf. Ich denke, das ist verständlich :) Ich werde jetzt auch erst mal auf Kommis warten und mich von (erhofften!) Vorschlägen und Vermutungen inspirieren lassen =)

Ja, das ist Lucy und ich mag Elfenlied und... Animes! :D
 
Das mit den Fehlern bei längeren Texten kenn ich :argh::D
Also ist das nicht weiter erwähnenswert =)

Yuuhuuu, noch jemand der animes und Elfenlied mag :lol:
Deswegen kennst du auch die ganzen japanischen Anredeformen :lol:
 
Ja, und dank Wikipedia! :D Auch wenn es mich persönlich stört, wenn die in deutschen Animes verwendet werden. Wenn ich welche nur mit Untertitel gucke, okay, aber wie Vampire Knight... Das hat mich schon aufgeregt :)
 
Uhhhiiiiiii, noch jemand der Vampire Knight kennt :lol::lol::lol:
Ja, mich hat das auch immer genervt
Immer dieses "Kaname-sama"-Geseufze von yuki :naja:
Aber der anime ist trotzdem toll und ich spame hier deinen Thread zu :D
 
Cool! Eine ewig lange Fortsetzung! :D
Diesmal hat es mir richtig gut gefallen! Ziemlich professionell geschrieben, einfach klasse! Du solltest Autorin werden :D
Sehr schöne Fotos und schöne Sims :D
Meiner Meinung nach das beste Kapitel bis jetzt! Irgendwie hatte das was... total super :love:
Und könntest du mir verraten, woher du die Posen hast? Wie zum Beispiel am Anfang diese "An-der-Wand-lehn-Pose" oder diese Couchpose :love:
Sowas suche ich nämlich schon lange für Sims 3!!!!!! Wäre toll, wenn du das Geheimnis lüftest :D


LG
 
@Yalea: Also lang ist dieses Kapitel allemahl :) 48 Bilder (Maximalkapazität eines Beitrags sind 50) und ungefähr 4200 Wörter, wenn ich mich recht erinnere :D Glaubst du wirklich, ich hätte das Zeug zur Autorin? :Eek:
 
Ja klar! So profi-mäßig wie du schreibst! Also eine Krimi-Roman-Autorin! :D
4200 Wörter?? :eek: Hallooo, da ist viel :D
Aber es hat sich ja gelohnt!!! :D
 
Also nun übertreib doch nicht so... :schäm::schäm: Ich schreibe bestimmt nicht professionell, wie du glaubst :rolleyes: Wenn ich manche Sachen schreibe, frage ich mich sogar, ob die sich nicht wiederholen oder ob die einfach zu trocken und matt klingen :zitter: Krimis sind eigentlich gar nicht mein Genre %) Ich lese keine, schaue nur so CIS und solche Serien ;) Davon habe ich mich eher inspirieren lassen, aber Autorin werden... :(
 
Es schmerzt mich sehr (was für ein kitschiger Anfang >_< ) euch sagen zu müssen, dass ich "Jeder hat zwei Gesichter" aufhören werde. Es hat mir Spaß gemacht, diese FS zu schreiben, doch leider ist in den letzten Monaten nach jedem Kapitel meine Lust um ein weiteres gesunken, bis ich schließlich mit einem gemeinsamen Gespräch eines Fans die Entscheidung getroffen habe. Eine Geschichte zu schreiben, die von Navy CIS o.ä. abgeschaut ist, war eine schöne Idee, doch ich musste einfach feststellen, dass das nicht mein Genre ist. In einem anderen Forum, wo ich ebenfalls so etwas wie Geschichten schreibe, wurde mir gesagt, dass ich dort einfach viel besser schreibe als hier. Ich will von daher eine neue FS anfangen und es tut mir für die leid, die sich auf diese FS hier gefreut haben. Es fällt mir auch nicht leicht, sie zu schließen (schließen zu lassen) nach so vielen Bildern, Texten und Kommentaren, aber ich fühle mich einfach besser, wenn ich euch eine Geschichte liefern kann, wo ich auch selbst glaube, etwas gutes fabriziert zu haben. Also vergebt mir bitte. Ich habe schon eine neue FS in Planung. (Ich fände es schade, wenn einige glauben: Jetzt fängt sie schon wieder die nächste an, die schafft eh nie eine... Meine 1. FS war eher mein 1. Mal im FS-Schreiben und meine 2. einfach ein Fehlgriff im Thema. Die 3. soll besser werden. Entschuldigt bitte)

Liebe Grüße, CorinnaB
 
Das tut mir sehr Leid, aber (Gott im Himmel :D) gerade ich kann das ja super gut verstehen, da mir bei meiner ersten FS auch einfach die Lust und die Ideen ausgegangen sind. Ich hatte dann eben auch einfach keinen Bock mehr, eine Story zu schreiben, bei der mir selber das Schreiben überhaupt keinen Spaß macht.
Und mit meiner neuen Story bin ich umso zufriedener, weil ich die Story einfach schon geplant und vor Augen hatte :)
Ich fand deine Story sehr schön und hätte saugerne weitergelesen, aber es ist eben so wie es ist ;) Schon traurig im Sinne der Bilder und so weiter, aber wer weiß, vielleicht durchforstet ja mal eine Leseratte das Simforum und liest deine Story trotzdem :)
Ich jedenfalls freue mich sehr auf eine neue Story von dir! Und ich hoffe auch, dass diese dir dann gelingt :D

Also: Ich vergebe dir :glory: :lol:


LG
Yalea
 
Vielen Dank, Yalea :) Freue mich, dass du das nachvollziehen kannst. Ich gebe auch schon einige Informationen meiner Planung heraus: Es wird eine Protagonistin mit Familie geben, welche eine Amnesie erleidet, aber so, wie alles sich entwickelt, ist es in Wahrheit gar nicht ;) Ich habe einfach das neue Ziel, in meiner Fotostory aufzugehen und mein gesamtes Gefühlsspektrum in dieser Geschichte zu verarbeiten :)

LG
 
Juhi wie cool! Ich hab mal ein Buch über eine Frau mit Amnesie gelesen, ganz klasse geschrieben (vielleicht kennst dus ja? Es heißt "Kaltes Wasser") und seitdem liebe ich diese Thematik :D
Freu mich dann schon!
 
Kenen ich leider nicht :D Diese Idee für die FS ist mir heute Morgen auch beim Hinfahren zur Schule in 5 min gekommen ;) War schon ein wenig... abstrakt :D Aber ich werde mir Mühe geben, euch Leser zu verwirren :)
 
Och, sehr schade!!! :(

Aber ich kann es gut verstehen. Wenn man keinen Spass beim Schreiben hat, bringt die ganze Sache nichts. Meistens wird dann flüchtig geschrieben und so kommt es dann auch beim Leser an.

Dann endet hier wohl eine grossartige Krimigeschichte...
Ich hab sie immer gerne gelesen! Die letzten Kapitel waren toll!
Deine Bilder haben mir immer sehr sehr gut gefallen!

Ich hoffe, du lässt bald wieder von dir hören!

Alles Gute

Blue_Neptun :hallo:
 
Ok, ich hab mich jetzt dazu entschieden noch einen letzten Kommi (Hach, das hört sich doch schön theatralisch an) zu schreiben, obwohl ich ja schon ausführlich mit dir über "Jeder hat zwei Gesichter" und deine nächste FS gesprochen habe :D
Aber ich will trotzdem noch einen Kommi schreiben ;)
Wo fange ich an... Ok, es ist natürlich schade, dass du deine FS abgebrochen hast (irgendwie sollte ich das anders formulieren, da ich dich ja fast schon dazu angestiftet habe), aber es wäre auch sch***e - für dich, weil es dir einfach keinen Spaß mehr gemacht hätte und für die Leser, weil es sich im text bemerkbar gemacht hätt - gewesen, wenn du es nicht getan hättest :)
Also ich freu mich schon auf deine neue FS, ich bin sicher sie wird toll :nick:
Schließlich weiß ich ja, dass du noch sehr viel gefühlvoller schreiben kannst :zitter::D
 
@Blue_Neptun: Vielen Dank für dein Verständnis :) Ich habe ja gesagt, dass ich eine neue FS anfange, auch wenn ich mir schäbig vorkomme, weil jetzt schon die ersten 2 ein Reinfall waren (darauf bezogen, dass sie entweder ein schlechtes oder gar kein Ende haben) :(

@animefan: Danke nochmal ;) Letzte Woche war auch einfach schlimm, ich musste eine Raumanalyse auf Zeitdruck schreiben sowie ein Kunstbild fertig machen. Zudem noch diese ganzen Arbeiten in der Schule und ich verstehe gerade ganze 3 Fächer nicht >_< Ich werde mich bemühen, deprimiert zu sein, wenn ich die neue FS schreibe, damit die Gefühle gut rüber kommen ;) Immerhin wird es eine TRAGÖDIE =)
 

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