Nah an die Mitternacht, als die Luft sich langsam in Alkoholdunst verhüllte, die Decke von dem Gesang gefährlich zitterte und die Wangen der holden Maide immer röter und ihre Kleidung immer spärlicher wurde, schlichen sich mehrere Gestalten aus der Halle, leise was von „nur schnell mal pinkeln“ murmelnd. Sie huschten zielsicher hinter die Säulen und dann zu einer kleinen, abgelegen Kammer, die nur von einer Fackel erhellt wurde und voll mit Fässern, seltsamen Geräten und bedrohlich aussehenden Küchenutensilien war, bis auf eine freie Ecke mit einem Loch in dem Boden. Der Lärm der Halle drang hierher nur gedämpft. Die Männer blickten sich um.
„Oooh, das ist wirklich perfekt, wie er es sagte“, flüsterte einer von ihnen begeistert. „Was ist das für ein Raum?“
„ Chefkochs Heimliche Abstellkammer - Toilette“ erklang die Stimme hinter ihnen. Fürchterlich erschrocken, drehten sie sich und erblicken in der Ecke Loki im dunklen Umhang und mit vor der Brust gekreuzten Armen, der sorgsam darauf achtete, dem Loch nicht zu nahe zu kommen. Seine Erscheinung flickerte leicht blau. „Kurz genannt C.H.A.T. Aber ihr könnt sie wohl nun in Chamber of Horror And Terror umbenennen.“ Er kicherte. „Loki and the Chamber of Horror, das hat was...“
„Cham... Was ist das für eine Sprache, Herr?“ traute sich der erste der Männer, offensichtlich ihr Anführer, verwundert zu fragen.
„Unwichtig.“ Loki's Lächeln wurde noch breiter. „Mit wem wollt ihr denn anfangen?“
Seine Diener warfen einander irritierte Blicke zu.
„Aber wir dachten, Herr, Ihr würdet uns sagen...“ wagte der gleiche Mann wieder.
„Ich? Woher soll ich das wissen?“ wunderte sich Loki. „Ihr solltet euch entscheiden. Strengt euch an. Ach ja... und versagt besser nicht.“ Mit einem kurzen Lachen verschwand er.
Die Männer seufzten. Aus ihren Gesichtern sprach das Gleiche: „Ich wusste doch, dass da was faul ist.“
„Wir sollten anfangen“, fasste sich der Erste schließlich ein Herz. „Wir haben nicht viel Zeit.“ Er horchte nervös auf die Geräusche aus der Halle. Dort wurde gerade ein besonders unanständiges Lied angestimmt.
Doch bevor die anderen erwidern könnten, ertönte ein Poltern, ein Fluchen, laute Schritte und der Einherjer Krebschen schwankte bedrohlich geneigt in die Kammer, einen großen Metkrug in den Händen und ein dümmliches Grinsen im Gesicht.
„Freunde!“ grölte Krebschen beim Anblick der erstarrten Männer. „Was tut ihr da? Wir wollen fei... feiern!“ Der Krieger schwankte den Krug im großen Bogen. Zwei konnten sich gerade noch rechtzeitig ducken.
„Schnell, bringt ihn zum Schweigen!“ zischte der Anführer. Zwei seiner Kameraden packten den Einherjer an den Armen und der dritte ergriff von der Wand eine Pfanne und briet ihm geschickt eins über. Mit einem glücklichen Lächeln und ohne den Krug loszulassen sank Krebschen auf den Boden.
Der Anführer holte schnell aus seiner Kleidung ein Fläschchen mit durchsichtigem Inhalt hervor, entkorkte es und verabreichte dem bewusstlosen Körper ein Paar Tropfen direkt in den Mund. Krebschen schnarchte leise auf und bewegte sich leicht, so was wie „erste Nacht... keine Ahnung... viel Glück...“ schwach murmelnd. Der Anführer runzelte nur irritiert die Stirn.
„Das löst immerhin unser Entscheidungsproblem“, sagte er nachdenklich. Die anderen blickten ihn hilfesuchend an.
„Und was sollen wir jetzt tun?“
„Na was denn wohl!“ zischte er. „Beeilt euch, legt ihn hinter die Säulen, und vergesst den Krug nicht. Sie werden denken, er ist zu betrunken gewesen. Und nun schnell, los in die Halle, bevor uns noch jemand sieht!“
Krebschen war ein Einherjer (Matrose)!
Termine für morgen:
18.30 Uhr: Ämterwahlen
19.30 Uhr: Planke
20.00 Uhr: Meutereraktion