Es kommt darauf an, was man unter Stärke versteht, denke ich mal. Ob es stark ist, als Frau wie ein Mann zu agieren z.B.?
Sorry, aber dieser Satz macht mich so aggressiv?
Natürlich ist es eine Stärke, wenn man auf Geschlechterrollen scheißt und seinen Kram macht. Die Frauen in GoT die sich "männlich" benehmen (Ich nehme an, Brienne und Arya) machen exakt das was sie wollen, weil sie
so sind. Weder Brienne noch Arya trauern irgendwelchen rosa Prinzessinenwelten hinterher, sie geben ihre "weibliche Identität" nicht auf weil sie "als Kerl besser durchkommen". Brienne kloppt sich mit anderen weil das ihr Ding ist. Arya rennt mit Schwert im Dreck rum weil das ihr Ding ist. Sie verstellen sich nicht, sie verzichten auf nichts. Sie sind ganz normale Frauen die sich um ihren Kram kümmern und das in einer Welt in der das praktisch unmöglich ist - Ist doch klasse?
Klar ist es beschissen, dass man als Mann im Mittelalter eher weiterkommt als eine Frau. Aber Frauen zu kritisieren, nur weil ihr Charakter eher dem entspricht was man von Männern erwarten würde so nach dem Motto "du verrätst alle Frauen indem du dich wie ein Mann verhältst" geht garnicht.
Erinnert mich an die aktuelle Welle von Transmisandrie in der LGBT Community. "Transmänner sind beschissen weil sie das weibliche Geschlecht verraten indem sie sich in die Rolle des Feindes (Mannes) begeben" - was ein BS.
Ob es stark ist, Gewalt anzuwenden, oder Gewalt mit Gewalt zu beantworten?
Ritter/Söldner ist ein legitimer Beruf. So wie Polizist, Securitymensch oder auch Soldat heutzutage. Hat doch niemand gesagt dass wir das gut finden? Außerdem ist Gewaltanwendung in Unterhaltungsmedien so ein ausgelutschtes Thema tbh
Ob es stark ist, an Märchen zu glauben?
Die Aussage ist ein bisschen schwammig, weil "Märchen" auch Ansichtssache sind. Sind es Lügengeschichten die extreme Naivität voraussetzen (was für Schwäche sprechen würde) oder Idealvorstellungen die man trotz Enttäuschung beibehält? (was eher für Stärke spricht). Nehmen wir mal ein Beispiel aus der Serie. Sansa glaubt am Anfang dass Joffrey ihr Traumprinz ist und sie ist Prinzessin bzw später auch Königin an der Seite von Joffrey. Niemand in diesem Thread hat gesagt, dass das "stark" ist (siehe frühere Beiträge von Micha etc.) aber nachdem sie den ganzen Bullshit in Kings Landing durchgemacht hat (ein Wort das man btw mit Stärke asoziiert) kann man sagen dass sie stark ist, nach dem Motto "was mich nicht umbringt macht mich stärker".
Ob es stark ist, um der Macht Willen – einen lieblosen Mann auszuhalten?
Jeder Mensch, der etwas aushält, ist stark. Das ist der Sinn von aushalten. Ob es jetzt ein (Ehe) Partner, Elternteil, Autoritätsperson/Vorgesetzter, eine Kriegssituation, Hungersnot, Naturkatastrophe oder was auch immer ist, ist egal. Aushalten bedeutet stark sein.
Macht zu haben, bedeutet auch stark sein und das nicht etwa weil man sie an sich gerissen hat (weil man dafür ja auch unfaire Mittel verwenden kann), sondern weil man die Verantwortung und alle anderen negativen Aspekte
aushält die in Hand mit Macht kommen.
Ob es stark ist, intrigant zu sein?
Für "Intrigen" sind eine Menge Charisma, Intelligenz und ein extrem ausgeprägtes Menschenverständnis Vorraussetzung, was man durchaus als Charakter
stärken bezeichnen kann. Wenn Frauen diese Mittel einsetzen, sind sie "intrigante Schlampen". Wenn Männer diese Mittel einsetzen, sind sie "geniale Strategen". Als Gewaltkritikerin solltest du es doch super finden, dass viele Frauen in GoT diplomatisch handeln und sich nicht herumkloppen?
Ob es stark ist, Gewalt zu tolerieren, indem man nichts sagt oder tut?
Mir fällt spontan kein Beispiel aus der Serie ein. Anyone?
Aber so allgemein gesagt: Man muss erstmal in der Position dazu sein, um sich gegen Gewalt aufzulehnen. (Was Frauen im Mittelalter idR nicht sind -> Finden wir kacke und nicht toll)
Von Emanzipation kann man in solchen Zeiten (auch wenn es hier eine fiktive Vergangenheit ist) eh nicht reden. Die Frauen hatten ja meist gar keine Wahl, es sei denn sie kamen aus höheren Kreisen und selbst dann nur sehr selten. Sie waren finanziell abhängig. (Leider in vielen Teilen der Welt immer noch so)
Ich weiß jetzt nicht worauf du hinauswillst, ich denke dass sich hier jeder dessen bewusst ist?
Wo Beziehungen aus Abhängigkeit entstehen, kann aber keine Liebe gedeihen. Das zarte Band der Liebe ist ein freiwilliges. Jedenfalls ist dieses meine Überzeugung.
Hier gelten dieselben Argumente wie bei Gewaltanwendung in Unterhaltungsmedien. Weil ich im RL etwas gut/schlecht finde, heißt es nicht, dass die Unterhaltungsmedien die ich konsumiere, mit diesen Wertvorstellungen übereinstimmen müssen. In einer Welt zu Leben, in der man nicht diskriminiert, unterdrückt und ausgenutzt wird, keine Angst um sein Leben haben muss und sich frei entfalten kann ist wunderschön und ich wünsche es jedem. Trotzdem baller und schlachte ich gerne unschuldige Menschen und andere Kreaturen in Videospielen ab und sehe gerne in Filmen dabei zu wie andere es machen und jetzt im Bezug auf Liebe sehe ich halt gerne dabei zu wie Menschen in Kackbeziehungen ruiniert und missbraucht werden und ich freue mich auf die Schachzüge von "intriganten Schlampen" und verkorkste Machtverhältnisse sind sowieso klasse.
Aber anyway…das Bild der Frau (und eigentlich auch jenes des Mannes) in den Medien ist seit jeher eher fragwürdig
Ich denke kaum dass dir in dem Punkt jemand widerspricht.
und ich schau eh kein Fernsehen und kenne die Serie gar nicht. Das alles heißt ja nun nicht, dass diese Charaktere (Männer und Frauen) nicht interessant sein könnten, für mich sind sie es, so wie hier geschildert, halt eher nicht.
Was wären denn für dich interessante Charaktere und was für Unterhaltungsmedien konsumierst du? Ich denke kaum, die komplett unproblematisch sind. x)
Jetzt noch an Serienfans/Micha/natti/die mit denen ich damals über Brienne geredet habe: Mittlerweile hat sich meine Meinung über Brienne geändert. In einer der Folgen die jetzt geleakt sind (es folgt kein Spoiler) erzählt sie ihre Hintergrundgeschichte mit Renley und sagt "all the good lords are gone" oder so. Also sie hat durchaus Wertvorstellungen wem sie dienen möchte und das wusste ich bis jetzt nicht. Am Anfang der Serie kam es für mich so rüber, dass sie einfach nur Ritter sein will weil sie das cool findet und sie geht halt zu Renley und Cat weil sich das "so ergibt" bzw weil sie "gerade da sind" und nicht weil sie jetzt irgendwelche tiefere Motivation dazu hat.