Jenna's Sicht
„Ach nee, da sitzt ja die ‚Frau guck in die Luft‘“, ertönte es von ihm ziemlich frech und ich dachte nur ‚Nicht der Coffee to go Mann‘.
„Ihr kennt euch also schon?“, fragte Aaron ein bisschen verwundert.
„Kennen ist das falsche Wort“, erwiderte ich kühl und wartete bis Aaron mir die Akte gab.
„Da wir ja nun Kollegen sind, möchte ich mich vorstellen. Ich bin Benjamin Evans“, erklärte die dunkelhaarige Mann und lächelte mich verschmitzt an.
„Jenna Winston“, entgegnete ich weiterhin kühl, aber ihn brachte es nicht aus der Ruhe. Er setzte sich gegenüber mir an seinem Schreibtisch und schaute in den Akten, die auf seinem Büro lagen.
„Hier habe ich für Sie die Akte. Sie müssen zuerst alle Einkäufe und Verkäufe von Freitag und Samstag buchen, danach die diversen Buchungen und zum Schluss das Kassen und Bankjournal. Ich hoffe doch, dass Sie sich mit dem Buchhaltungsprogramm ‚BOB‘ auskennen?“, fragte Aaron, der neben meinem Büro stand.
„Ich kenne mich mit ‚BOB‘ aus, dass ist kein Problem.“
„Okay, falls Sie eine Frage haben oder nicht weiter wissen, dann können Sie mich jederzeit fragen.“, erklärte er. Ich nickte nur und machte mich an die Arbeit.
„Hey Jungs“, ertönte es am anderen Ende des Raums und ich schaute auf. Ich sah eine schwarzhaarige Frau, die wohl die letzte des Teams war. War es üblich, dass die Angestellten zu spät zur Arbeit kamen? Oder wussten Sie, dass der Chef nicht da war und nutzten es aus etwas später zu kommen?
„Ach, Felicia ist zu spät und dann meckert man immer über mich, dass ich zu spät komme“, sagte Benjamin.
„Ihm Gegensatz zu dir mein lieber Freund ist das bei mir eine einmalige Sache, dass ich heute zu spät gekommen bin. Du bist ja jeden Morgen zu spät“, erklärte sie mit einem tadelnden Ton. Ich lächelte innerlich, denn so einen Kommentar hatte er verdient.
„Haben sich die Frauen gegen mich verschworen? Zuerst rempelt mich Jenna an und dann kommst du auch noch so mit einem niederschmetternden Kommentar“, erklärte er mit einer tief traurigen Stimme, aber ich hatte kein Mitleid mit ihm. Solche Machos musste man zeigen, dass sie mit Frauen nicht alles machen können.
„Wer ist denn Jenna?“, fragte Felicia.
„Jenna ist seit heute unsere neue Arbeitskollegin“, erklärte Aaron.
„Das ist ja schön, dann muss ich mich hier mit den Typen nicht mehr alleine rumschlagen und habe nun weibliche Unterstützung“, erklärte sie, kam auf mich zu und begrüßte mich.
„Versuch dich von denen bloß nicht um den Finger wickeln. Die Jungs versuchen es nämlich immer wieder, vor allem Benjamin“, sagte sie zu mir und ging zurück zu ihrem Schreibtisch.
„Das ist doch gar nicht war“, entgegnete er empört.
„Ich wäre ja dafür, dass wir mit der Arbeit anfangen. Falls der Chef früher kommt als gedacht, haben wir noch immer nicht angefangen“, meinte Aaron.
„Der Chef kommt doch erst Ende der Woche“, meinte Benjamin.
„Der Chef hatte uns schon oft genug überrascht. Das müsstest du ja am besten wissen“, erwiderte Felicia.
„Genau, du bist doch immer, der den Ärger abbekommt“, sagte Aaron und die beiden fingen an zu lachen, aber das passte Benjamin überhaupt nicht.
„Jenna, bitte halte du doch wenigstens zu mir“, entgegnete er und sah mich mit einem flehenden Blick an.
„Nö, wieso sollte ich? Du hattest mich doch heute Morgen angemeckert, weil ich dich ‚angeblich‘ angerempelt hatte und dein ach so leckerer ‚Coffee to go‘ fast auf deinem Pulli gelandet wäre“, erwiderte ich stur und gönnte mir meinen kleinen Triumpf.
Ich hörte nur wie Felicia laut auflachte: „Das ist sowas von typisch Benjamin“ Benjamin schaute sie derweil böse an, aber sagte nichts mehr. Er nahm sich wütend die Akte und verbuchte die Einkäufe. Ich nahm mir auch meine Akte zu Hand und fing mit der Arbeit an. Der Tag verging wie im Flug. Die Arbeit machte Spaß und die Kollegen waren auch sehr nett. Jetzt musste nur noch der Chef nett sein und alles wäre perfekt. Kurz vor Feierabend klingelte mein Handy.
„Jenna Winston“, meldete ich mich.
„Hey Jen, ich bins, Charlize“, ertönte die freundliche Stimme meiner besten Freundin.
„Hey Charlie, kommst du mich gleich abholen?“
„Tut mir leid Jen, aber ich kann dich nicht abholen kommen. Hier ist gerade ein Notfall reingekommen, aber ich werde heute Abend noch vorbei kommen“, erklärte sie mir.
„Ist nicht schlimm. Hauptsache du kommst und besichtigt meine neue Wohnung“, entgegnete ich.
„Okay, ich muss dich auch wieder lassen. Bis gleich“, sagte sie und legte auch schon auf, bevor ich mich verabschieden konnte. Ich räumte die Akten auf, verabschiedete mich von meinen Kollegen und verschließ die Buchhaltung.
„Jenna, warte mal“, ertönte von weitem die Stimme von Benjamin.
„Was ist?“
„Ich dachte, ich könnte dich nach Hause fahren“
„Du mich nach Hause fahren?“, fragte ich überrascht. ‚Wollte er mich wirklich nach Hause fahren oder war das nur ein Bluff?‘, dachte ich nur.
„Was spricht dagegen?“, stellte er mir eine Gegenfrage und schaute mich verschmitzt an.
Eben hatte ich ihn schachmatt gelegt mit meiner Argumentation, aber jetzt war er es und ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Somit blieb mir nichts anderes übrig, als mit ihm zum Wagen zu gehen.
„Nur weil du jetzt gewonnen hast, heißt das nicht, dass du dir was darauf einbilden kannst“, entgegnete ich und schaute aus dem Fenster raus. Er sagte aber nichts und ich konnte aus dem Augenwinkel erkenne, dass er lächelte. Der Rest der Autofahrt sprachen wir kein Wort miteinander.
„So, wir sind da“, erklärte er und hielt vor dem Gebäude an.
„Danke“, erwiderte ich kurz.
„Nichts zu danken“, entgegnete er und lächelte mich wieder verschmitzt an. Ich ignorierte es, öffnete die Tür und stieg aus.
„Bis Morgen Jenna“, hörte ich noch, bevor ich die Türe zuknallte, dann fuhr er auch schon los.
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