Sims 4 bietet vom Konzept her so viele tolle Grundlagen, die man ausbauen und die es zu einem wirklich guten Spiel machen könnten.
Die Nachbarschaftsmodule beispielsweise halte ich für einen wirklichen klugen Kompromis zwischen offener Welt und einem beschränktem Gebiet, der Vorteile aus beiden Konzepten verbinden könnte. Nur leider wird das nicht genutzt und es war offenbar notwendig
überall diese Ladebildschirme einzubauen, was ich zu übertrieben finde und die ganz kurios sein können, weil ein Grundstück z.B. vorher schon geladen wurde oder ähnliches.
Auch ließen sich die Welten ständig vergrößern, weil die Module an sich unabhängig sind. Die hängen ja nicht wirklich zusammen, sondern man spielt nur immer in diesem kleinen Bereich. Stattdessen werden wir mit chronischem Platzmangel beglückt, was ich gar nicht verstehen kann. Anscheinend ist die Umgebung (die wirklich sehr gut in Sims 4 gelungen ist) nur sehr aufwändig zu erstellen oder es gibt andere Gründe. Anders kann ich mir das nicht erklären.
Auch das Multitasking ist ein wirklich tolles Feature. Wie oft haben wir in den Vorgängern davon geträumt? Auch der soziale Aspekt ist in Sims 4 gar nicht schlecht, gibt es doch seit dem Grundspiel deutlich mehr Interaktionen für die Sims.
Das ist so unermesslich wichtig für das Spiel (außer vielleicht für die nur Häuslebauer). Es lebt davon, dass die Sims untereinander viel interagieren können, merken wie es den Mitmenschen geht, sich gemeinsam entwickeln, dabei aber auch eigene Interessen verfolgen und man als Spieler genau da entscheiden kann, wie und wo die Reise für den einzelnen, die Gruppe und die ganze Nachbarschaft hingeht.
Nichts ist ernüchternder, als wenn man als Spieler das Gefühl bekommt, dass die eigenen Sims eigentlich total nebeneinander her leben, obwohl sie vielleicht sogar im selben Haus wohnen.
Da kommt auch der ganze Familienaspekt ins Spiel. Wenn Altersstufen fehlen, Oma und Opa irgendwie nutzlos werden oder die Stammbäume nicht vorhanden sind oder nicht funktionieren (soweit ich weiß wurde das Culling immernoch nicht behoben, was ich wirklich schlimm finde. Das sollte sofort in Angriff genommen werden!), dann wirkt sich das eben auf dieses Gefühl aus.
Und wenn man kurz weiter denkt, dann gehören zu diesem Gefühl auch die ganzen kleinen Dinge dazu, die vielleicht für sich genommen nicht auffallen, aber in der Summe trotzdem enorm wichtig für das Spiel sind. Beispielsweise die ganzen Dienstleistungen wie die Diebe, die Feuerwehr oder die Polizei oder auch die Zeitungen, die zwar nervig sein konnten, aber die in Sims 3 auch eine tolle Idee mit Nachbarschaftsnachrichten integrierten. Okay, die haben sich zwar schnell wiederholt und wurden langweilig, aber solche Ideen auszubauen finde ich total sinnvoll: Wo ist Oma Liese gestorben? Wer hat geheiratet? Wer bekam Nachwuchs? Würde mir total gefallen, wenn man es schaffen könnte, das Leben in einer Nachbarschaft stärker zu simulieren.
Das ist vielleicht nicht das beste Beispiel, gebe ich zu, aber ich finde solche Dinge erhöhen in der Summe eben den Effekt, als Spieler das Gefühl zu haben, die Sims nehmen sich untereinander wahr und einander teil. Wenn die alle fehlen, ist das enorm schlecht für das Spiel. Es hat ja auch seinen Grund, warum z.B. der Humor des Spiels schon fast Kult ist.
Statt früher die Jobangebote durchzugehen und darauf zu hoffen, dass der richtige dabei ist und ansonsten eben einen für die Überbrückungszeit annehmen zu müssen, greifen die Sims heute nur zwischendurch zum Smartphone und können auswählen wie sie lustig sind, so als wäre der Arbeitsmarkt ein Schlaraffenland.
Auch war es immer wieder toll zu versuchen den Direktor von der Privatschule davon zu überzeugen, dass der Sprössling unbedingt aufgenommen werden muss (es gibt auch Truthahn!
) oder den Wocheneinkauf zu erledigen.
Mag sein, dass das für die meisten Spieler alles zu nervig oder zu aufwändig ist. Aber mir gefielen diese kleinen Dinge stets und sie waren auch immer ein Puzzlestück für das gesamte Gefühl beim Spielen, dass die Welt nicht irgendwie belanglos oder gleichgültig ist.
Bei Sims 4 stattdessen fehlen viele solcher Dinge. Und überhaupt finde ich Sims 4 auch viel zu einfach. Es ist alles auf schnelle Belohnung ausgerichtet. Natürlich war Sims nie ein schwieriges Spiel, aber jetzt im vierten Teil fällt es mir extrem auf. Ruckzuck ist alles erreicht.
Das sehe ich auch immer wieder bei den Packs so, durchgehend. Schnell hinprogrammiert und es dem Spieler dabei bloß nicht zu tiefgehend, komplex oder zu anspruchsvoll machen. Erst werden groß die Hennen scheu gemacht und dann hat man doch nur ein Hintergrundrauschen hinbekommen.
Ich glaube gar nicht mal unbedingt, dass die Entwickler selbst besonders viel dafür können. Die sind ja teilweise auch selbst Spieler und würden bestimmt viele Ideen gerne einbringen und ausbauen oder den Spielern auch ausführlicher entgegen kommen. Aber da sind die straffen Timelines, die hohen Umsatzerwartungen, das knappe Budget, die zahlenfixierten Entscheider, Manager etc.
Das ist doch was ganz anderes als zu Anfangszeiten, als sich Will Wright mit einer Vision und einer kleinen Summe ausgestattet, frei und kreativ in den Raum hinein entwickeln konnte.
Heute wird Sims irgendwie nur noch verwaltet und weniger entwickelt und dafür können die meisten im Studio wahrscheinlich nicht einmal was und dürfen sich trotzdem die Klagen anhören. Das heißt aber dennoch nicht, dass mir alles gefallen muss, was entwickelt und vermarktet wird. Dafür spiel ich viel zu gern Sims und möchte auch, dass es bald wieder bergauf geht.
Jetzt habe ich wieder so viel geschrieben, obwohl ich gar nicht so weit ausholen wollte.