Fotostory Oxana - Wege des Gewissens ♦ abgeschlossen ♦

@Kakii
Ja, Oxana ist jetzt Großgrundbesitzerin ;) Und Tristan wird Roland und sie von nun an begleiten. Zu dritt lebt es sich in einer WG auch lustiger. Und Oxana wird alles daran setzten, ihrLand zu behalten. Und dazu gibt es in der Fortsetzung gleich mehr....

Danke für deinen Kommentar und entschuldige, dass ich erstjetzt antworte.
 
Kapitel 35: Farm oder nicht Farm?

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Ich verbrachte eine sehr unruhige Nacht. Albert hatte gestern bei seinem Abschied zwar sehr zuversichtlich geklungen, aber ich hatte trotzdem furchtbare Angst, mein Haus zu verlieren. Glücklicherweise rief Albert schon sehr früh am Morgen an. Doch anstatt mir zu erzählen, was er in Erfahrung gebracht hatte, bat er mich in seinen Wagen zu steigen. Wir fuhren hinaus aus der Stadt und plötzlich tauchten rechts und links von uns Mais- und Flachsfelder auf. Die sonst so karge Sierra Simlone war kaum wieder zu erkennen. Wir hielten an und Albert führte mich auf einen Weg zwischen den Feldern. "Schau dir alles genau an, Oxana", sagte er schließlich. "Auch so kann die Sierra Simlone aussehen. Grün und voller Leben. Man muss nur sehr viel Arbeit investieren." Das sah ich ein, aber warum zeigte Albert mir all dies?

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Wir gingen weiter den Feldweg entlang immer tiefer in die Felder hinein. Bis auf der linken Seite das Flachsfeld unerwartet endete und sich stattdessen der verdorrte, unfruchtbare Wüstenboden offenbarte. "Hier hat wohl jemand nicht genug Arbeit investiert", bemerkte ich sarkastisch, da man genau sehen konnte, dass auch dieses Feld irgendwann einmal bestellt worden war. Albert nickte. "Genau so ist es. Und zwar hast du nicht genügend Arbeit in dieses Feld gesteckt. Denn genau hier beginnt dein Land. Deine 55 ha."

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Ich schaute mich um und konnte das Ende des vertrockneten Feldes gar nicht ausmachen, so riesig war es. Doch Albert hatte mir noch mehr zu zeigen. "Siehst du diesen Zaun dort?" ich nickte. "Auch dass gehört alles noch dir. Der alte Señor Verdura, der ehemalige Besitzer der "Grünspan Farm" hat hier bis zu seinem Tod vor einigen Jahren Rinder gezüchtet." Langsam schritt ich auf das Gatter zu und mit etwas Druck öffnete es sich knarrend. Das war also alles meins? Und ich hatte es noch nicht einmal geahnt.

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Warum zeigst du mir das alles, Albert?", fragte ich ihn traurig. "In dem Brief stand doch, dass ich das Haus und somit auch das Land in drei Monaten ohnehin verlassen muss. Jetzt ist es also auch egal." "Ich hab mit der Farmervereinigung gesprochen", antwortete Albert. "Wenn du das Haus wirklich behalten möchtest, dann geben sie dir noch mal eine Chance. Du musst aber dieses Land bewirtschaften. Das ist die Bedingung." Er reichte mir ein Schreiben der Farmervereinigung. "Hier steht alles genau erklärt. Jetzt liegt es an dir zu entscheiden, was du möchtest. Ich weiß, dass es keine leichte Entscheidung ist."



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"Auf meinen Wunsch hin, ließ Albert mich allein auf meinem Land zurück, von dem ich bis vor zwei Tagen noch nicht einmal geahnt hatte. Ich wusste, dass der Weg zurück nach Sierra Simlone Stadt lang war, aber ich brauchte die Zeit, um mir darüber klar zu werden, was ich wollte. Doch erst als ich auf mein kleines grünes Haus zukam, das hell erleuchtet in der kühlen Abendluft stand wurde mir bewusst, dass dies mein Zuhause war. Ich wollte hier bleiben, egal was ich dafür auch tun musste.

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Als ich die Tür öffnete, konnte ich das fröhliche lachen von Roland und Tristan hören. Nein, ich wollte diese "Familie" um keinen Preis verlieren...nicht noch einmal. Als sie bemerkten, dass ich von meinem Treffen mit Albert zurück war, wurden sie augenblicklich still und warteten auf das, was ich ihnen zu sagen hatte. Schließlich ging es auch um ihre Zukunft. "Albert hat mir heute das Land gezeigt", begann ich zu erzählen. "Unser Land, was wir eigentlich als Pächter dieser Farm hätten bestellen müssen. Und Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Aber die Farmervereinigung lässt uns hier wohnen bleiben." Roland und Tristan rissen beide überrascht die Augen auf und ihre Gesichter hellten sich auf. Allerdings hatte ich noch nicht zu Ende gesprochen. "Aber wir müssen die Farm bestellen. Wir müssen nachweisen, dass wir mindesten zwei Drittel der Fläche landwirtschaftlich nutzen oder wir müssen die Farm in drei Monaten verlassen. So sind die Bedingungen."

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Es herrschte betroffene Stille. "Wir haben doch überhaupt keine Ahnung, wie man das Land bewirtschaftet. Wie sollen wir das denn anstellen?", sprach Tristan den Gedanken aus, der uns alle beschäftigte und schaute abwechselnd zu mir und zu Roland herüber.

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Da holte ich das Schreiben heraus, das Albert mir auf der Weide gegeben hatte und zeigte es den beiden. "Falls wir uns dazu entschließen sollten zu bleiben, werden wir für vier Wochen auf eine Farmschule in der Nähe von Ganado Alegro geschickt. Dort werden uns dann die notwendigsten Kenntnisse zum Bewirtschaften einer Farm in der Sierra Simlone vermittelt. Zudem würden wir einen günstigen Kredit von der Farmervereinigung erhalten um die ersten Jahre überstehen zu können."

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"Ich weiß, dass ich euch zu nichts zwingen kann, aber ich möchte dieses Haus behalten. Ich möchte Sierra Simlone Stadt nicht mehr verlassen. Und ich glaube, wenn wir das gemeinsam angehen, dann werden wir das auch schaffen. Dann werden wir aus der "Grünspan Farm" wieder einen florierenden Agrarbetrieb machen. Ihr müsste euch nicht jetzt sofort entscheiden. Ich kann verstehen, dass ihr Zeit braucht, um alles genau abzuwägen. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn ihr beide mich bei dieser Sache unterstützen würden, denn alleine werde ich es wahrscheinlich nicht schaffen."

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Ich ging in mein Zimmer, aber dort hielt ich es nicht lange aus. Zum einen war da diese drückende Hitze im Raum, die erst in den frühen Morgenstunden erträglicher werden würde. Zum anderen machte ich mir aber viel zu viele Gedanken darüber, wie Roland und Tristan sich wohl entscheiden würden. Schließlich würde es für beide bedeute, ihren bisherigen Job aufzugeben. Ich musste mit jemanden reden, also rief ich Benny an, der versprach, sofort zu kommen. Ich setzte mich nach draußen auf die Bank vor dem Haus und wartete, bis mein Freund endlich mit dem Geländewagen vor unserem Haus hielt. Er begrüßte mich mit einem liebevollen Kuss und setzte sich zu mir. Ich erzählte ihm von dem Angebot der Farmervereinigung und von der schweren Entscheidung, die meine beiden Mitbewohner jetzt treffen mussten. "Mach dir keine Sorgen, Oxana", versuchte er mich zu beruhigen. "Ich bin mir sicher, dass alles gut wird. Und im schlimmsten Fall finden wir gemeinsam eine Lösung".

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Ich war so dankbar dafür, Benny zu haben. In dieser Nacht fuhr er nicht wieder zurück auf die Ranch, auf der er angestellt war, sondern blieb bei mir. Trotz der Hitze schmiegte ich mich eng an seinen Körper, denn ich wollte jetzt ganz nah bei ihm sein. Und als ich so den angenehmen Duft seiner Haut einatmete und seinem gleichmäßigen Atmen lauschte, vergaß ich für einen Moment meine Sorgen und viel in einen tiefen, erholsamen Schlaf.



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Doch als ich am Morgen die Augen aufschlug kreisten meine Gedanken sofort wieder um die Zukunft meines Zuhauses. Ich ging hastig in die Küche und fand Roland und Tristan bereits am Kückentisch sitzend vor. An meinem Platz stand ein duftendes Omelett und ich nahm mir auch vor es zu essen und die beiden nicht mit irgendwelchen Fragen unter Druck zu setzen. Sie würden mir ihre Entscheidung schon mitteilen, wenn sie sich entschlossen hätten. Aber schließlich konnte ich nicht länger warten. "Habt ihr es auch überlegt? Habt ihr entschieden, ob ihr mir beim Aufbau der Farm helfen wollt?" Ich schaute nervös vom einen zum anderen, bis Tristan sich zu Roland drehte und ihn ernst anblickte: "Willst du es ihr sagen oder soll ich?"

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Roland begann zu sprechen: "Wir haben uns heute Nacht noch lange unterhalten, Oxana. Aber schließlich sind wir uns einig geworden". Meine innere Anspannung wurde immer unerträglicher, doch plötzlich wandelte sich Rolands starrer Gesichtsausdruck in ein warmes Lächeln. "Wir werden dir helfen, Oxana und dich bei allem unterstützen. Du kannst also auf uns beide zählen."

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Ich war so glücklich diese Worte aus seinem Mund zu hören, dass die Tränen mir über die Wangen liefen. Ich ging auf Roland zu und umarmte ihn so fest ich konnte. "Danke, ich danke euch beiden so sehr", brachte ich schluchzend hervor und lächelte dabei auch Tristan zu, der etwas verlegen immer noch auf seinem Platz am Tisch saß.

 
Super!

Wooooow!
Wirklich schöne Sieten hat Sierra Simlone! :)
Also werden sie jetzt zu dritt dieses riesige Land bewirtschaften...
Ich weiß nicht... Ob die das schaffen?! Werden wir sehen.. :D^^
Tolles Kapitel!
Ich freue mich schon riesig auf das nächste Kapitel! :read:
Mach weiter so!
LG Kakii
 
@kakii
Ja, wenn man die Wüste nur ordentlich bewässert, dann kann sie zu ihrer vollen Pracht erblühen. Oxana , Roland und Tristan werden zumindest versuchen, die Aufgabe zu Stemmen, die nun vor ihnen liegt. Aber dazu wird es in der nächsten Fortsetzung Näheres geben.
Vilen Dank für deinen Kommentar. ich habe mich sehr darüber gefreut!
 
Kapitel 36: Der Hahn auf dem Misthaufen

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Noch am gleichen Tag kündigten Roland und Tristan ihre Jobs und es schien so, als ob es beiden nicht sonderlich schwer fiele. Ich war den beiden unendlich dankbar, dass sie das für mich taten. Wir packten unsere Sachen und Albert holte uns am Abend ab, um uns auf die Farm zu bringen, wo wir die nächsten Wochen damit verbringen sollten, die Grundlagen der Landwirtschaft zu erlernen.

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Im Inneren wurden wir bereits von Gretchen, der Hauswirtschafterin, erwartet. "Folgen Sie mir bitte", forderte sie uns auf und stieg die Treppen in den ersten Stock des Hauses hinauf. Dort schritten wir einen langen Gang entlang, bis wir zu einer weiteren engen Treppe kamen, die uns direkt unter das Dach führte. Die Luft dort oben war drückend heiß, aber ansonsten war der Dachboden aufgeräumt. "Hier werden sie die nächsten Wochen schlafen", erklärte Gretchen und zeigte auf die Betten in den Fensternischen. "Die Duschen befinden sich eine Etage tiefer direkt neben der Treppe. Abendessen gibt es um sechs, Frühstück um halb sechs. Das Mittagessen wird je nachdem wie es mit der Arbeit aussieht bereitet. Der Unterricht beginnt morgen um halb sieben. Seien sie also pünktlich." Nach dieser Auskunft verabschiedete sie sich knapp und stieg die Treppe wieder hinunter.

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Roland ließ sich sofort auf eins der Betten fallen. "Die sind gar nicht mal so unbequem", bemerkte er, nachdem er es sich gemütlich gemacht hatte. Ich setzte mich auf einen Stuhl, der neben dem Bett stand, auf das Tristan sich gerade setzte und ließ den Raum auf mich wirken. "Nichts als Felder ringsherum", stellte Tristan enttäuscht bei einem Blick aus dem Fenster fest. "Ich glaube nicht, dass man hier abends irgendetwas unternehmen kann."

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Den ganzen Abend wollten wir natürlich nicht in der stickigen Dachkammer verbringen, also stiegen wir hinunter und sahen uns auf dem Hof um. Direkt neben dem Haupthaus stand eine rote Scheune, die auch als Kuhstall genutzt wurde. Daneben befanden sich zwei hohe Silotürme. Ansonsten war da nur noch Mais. Mais, soweit das Auge reichte.

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Mitten auf dem Hof stand ein alter, vertrockneter Baum. Das allein war nicht sonderlich interessant, denn solche Bäume fand man zuhauf in der Sierra Simlone. Was meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte, war eine Schaukel, die sich sacht im Wind bewegte. Ich umfasste die Halteseile mit meiner Hand, senkte mich auf die Sitzfläche hinab und stieß mich leicht vom Boden ab. Der Ast über mir knartschte bedrohlich, aber er hielt. Und von der Schaukel aus beobachtete ich, wie die Sonne in einem Meer aus Mais versank.

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Ich schlief erstaunlich gut in dieser Nacht. Vielleicht lag es daran, dass die Sorge über die Zukunft meines kleinen Hauses endlich von mir gefallen war. Das Krähen eines Hahnes kündigte schließlich den anbrechenden Tag und damit den Beginn unserer Ausbildung zum Landwirt an. Unter der erfrischenden Dusche wusch ich mir den Schweiß vom Körper und ging dann hinunter zur Veranda, wo Gretchen bereits das Frühstück serviert hatte und Roland und Tristan es sich schmecken ließen. Bis jetzt kam mir der Aufenthalt hier schon beinah wie Urlaub vor.

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Nach dem Frühstück stand dann der Unterricht auf der Tagesordnung. Wir drei waren zurzeit die einzigen Schüler. Es war ein komisches Gefühl wieder die Schulbank drücken zu müssen. Nachdem ich SimCity verlassen musste, hatte ich auch die Schule abgebrochen und niemals mein Abitur gemacht. Aber ich war auch nie eine wirklich gute Schülerin gewesen. Ich blätterte in dem Lehrbuch, das auf meinem Tisch lag und betrachtete die bunten Abbildungen der Tier und Pflanzen, als ein Mann Ende vierzig den Klassenraum betrat.

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Er stellte sich als Bob Rembert vor und er würde uns in den nächsten Wochen sowohl die theoretische, als auch die praktischen Aspekte des Farmerlebens vermitteln. "Es ist wichtig, dass Sie sich der Verantwortung bewusst sind, die ein Leben als Farmer, gerade in einer Region wie der Sierra Simlone, mit sich bringt". Er blickte uns der Reihe nach eindringlich in die Augen. "Ohne uns Farmer, wäre dieser Teil der SimNation eine kahle, trostlose Wüste. Doch Dank unserer Arbeit, Dank unserer umfassenden Bewässerungsprogramme und Dank unsere Aufopferung für dieses Land ist es uns gelungen, die Sierra Simlone in eine fruchtbare Oase zu verwandeln. Doch denken Sie immer daran, wenn wir auch nur für einen Moment mit unseren Bemühungen aufhören, dann verwandelt sich dieses Land zurück in die Ödnis, die es ursprünglich war."
Insbesondere Roland war gefesselt von Bobs Ansprache und auch ich musste zugeben, dass es mich plötzlich stolz machte, bald einen wichtigen Anteil daran zu haben, die Sierra Simlone zu einem angenehmen Lebensraum für die Menschen zu machen.

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Bob begann, uns ausführlich, das Klima der Sierra Simlone zu erklären und die Folgen, die dieses trockene und heiße Klima für die Nutzung des Landes bedeutete. Die Böden hier waren zwar trocken und unfruchtbar, aber die Sierra Simlone verfügte über riesige unterirdische Wasservorkommen, die regelmäßig mit dem Wasser der kräftigen Niederschläge in den Bergen um SimVegas aufgefüllt wurden und eine intensive Bewässerung des Landes erlaubten. Und Dank modernster Kunstdünger und spezieller Zuchtsorten, waren die weiten Ebenen der Sierra Simlone perfekt für die Landwirtschaft geeignet. Unser erster praktischer Unterrichtsteil bestand darin, sich mit dem gängigen Pflanzen vertraut zu machen. Fenchel, Tomaten, Gurken, Hülsenfrüchte. Alles wurde hier angebaut. Alles mehr oder weniger erfolgreich. Insbesondere die sengende Sonne bereitete den meisten Pflanzen Probleme.
Bob gab uns den Auftrag, selbst zu experimentieren und anhand der Lehrbücher und seiner morgendlichen Vorträge zu erforschen, welche Maßnahmen zu treffen sein, um die Pflanzen am Leben zu erhalten. Allerdings war ich dabei nicht so erfolgreich. So musste ich feststellen, dass meine Tomaten alles andere als gut aussahen. Sie wirkten teilweise...gegrillt? Tristans Fenchel gedieh dagegen prächtig und Roland begann sich intensiv mit den Bodenverhältnissen und den notwendigen Düngern zu beschäftigen.

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Nach etwa eineinhalb Wochen schickte Bob uns in die Maisfelder. Irgendetwas würde nicht stimmen, teilte er uns mit und wir sollten entscheiden, was dem Mais fehlte und welche Gegenmaßnahem zu treffen sein. Ich muss zugeben, dass ich damit absolut überfordert war. Für mich sah der Mais völlig normal aus. Wie Mais halt. Wir verbrachten fast zwei Stunden im Feld und untersuchten die Maispflanzen von der Wurzel bis zur Blüte.

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Und schließlich war es Roland, der einen seltsamen bräunlich-roten Belag auf den Blättern der Pflanzen feststellt. Die Recherche in einem Buch über Pflanzenschädlinge offenbarte, dass es sich bei dieser Verfärbung um einen Pilz handelte, der sich mit einem dort aufgeführten Fungizid bekämpfen ließ. Wir teilten Bob unser Ergebnis mit und er beglückwünschte uns, denn wir hatten genau das herausgefunden, was er bereits gestern an den Pflanzen entdeckt hatte. "Dann können wir uns ja gleich daran machen, das Fungizid aufzutragen", erklärte er. "In der Scheune liegt die Ausrüstung bereit. Der Mais ist schon zu hoch, um mit dem Tracktor zu spritzen. Der Pilzbefall begrenzt sich auf etwa einen Hektar Mais. Wir könne also noch manuell spritzen." Ich atmete erleichtert auf. Ein Hektar konnte ja nicht so viel sein. "Das heißt, in zwei Tagen sollten wir damit fertig sein", beendete Bob seinen Vortrag und machte sich lachend auf den Weg zur Scheune.

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Aus den zwei Tagen wurden schließlich dreieinhalb Tage. In der Schutzkleidung und unter der Atemschutzmaske war es fast nicht aushalten und das, obwohl wir die Arbeit in die frühen Morgenstunden und den Abend verlegten. Ich glaube, ich habe noch nie so viel geschwitzt wie in diesen Tagen.
Deshalb war ich auch unheimlich froh, als wir endlich von den Feldern wegkamen und uns mit der Tierzucht auseinander setzten. Auf der Farm selbst gab es zwar keine Schweinemast, aber es wurden hier Ferkel aufgezogen, die dann an Mastbetriebe weiterverkauft wurden. Die Ferkel waren schon sehr niedlich. Und wenn man in ihre Augen blickte, hatte man fast das Gefühl, einem Menschen ins Gesicht zu blicken. Zwar war es auch anstrengend, regelmäßig das Gehege vom Schweinedreck zu befreien, aber der Anblick der spielenden Ferkel entschuldigte für vieles.

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Die Pferde waren dann doch etwas, wovor ich gehörigen Respekt hatte. Ich meine, die sind immerhin größer als ich und ich hatte keine Lust Bekanntschaft mit ihren Hufen zu machen. Doch Bob erlaubt mir nicht, diese Lektion ausfallen zu lassen. "Du wirst immer wieder mit Pferden arbeiten müssen, Oxana. Gerade hier in der Sierra Simlone sind wir immer wieder auf diese Reittiere angewiesen." Dann drückte er mir einige Werkzeuge in die Hand, die mich an Spatel erinnerten. "Das ist für die Hufe", erklärte er. "Du musst sie säubern und kontrollieren, ob die Eisen noch richtig sitzen. Wenn nicht, müssen wir sie neu beschlagen lassen".

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Vorsichtig traute ich mich an eines der Pferde heran und strich ihm beruhigend über den Hals. "Ganz ruhig, mein Großer", sagte ich mehr um mich, als das Tier zu beruhigen und hob langsam den Huf des Tieres an. Tristan beobachtete mich mit Spannung, denn er würde das zweite Pferd übernehmen müssen. "Tristan!", unterbrach Rolands Ruf meine Konzentration und ich rutschte mit dem Spatel ab, worauf hin das Pferd kräftig zur Seite auswich und mich fast umwarf. "Was ist?", fragte Tristan ärgerlich, doch Roland winkte ihn nur zu sich hinüber. Dass ich fast zertrampelt worden wäre, interessierte scheinbar niemanden.

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"Was willst du denn?", fragte er noch einmal, als er bei Roland ankam. "Kannst du mal auf den Misthaufen klettern?", erwiderte dieser. Tristan starrte Roland verwirrt an, aber als keine weitere Erläuterung folgte, tat er einfach, was Roland verlangte. "Und jetzt?". "Wenn du schon mal da oben bist, dann kannst du ja das Hühnerhaus ausmisten", schlug Roland mit unschuldigem Blick vor. "Die Schaufel liegt direkt neben dir. Ich kann derweil...äh...schon mal die Tomaten gießen." Er drehte sich um und verschwand in Richtung des Gemüsegartens. "Verdammt!", dachte Tristan und schaute Roland ungläubig hinterher. "Er hat mich hereingelegt!"​

 
Kapitel 37: Country Roads

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Gerade in den Mittagsstunden blieb uns immer etwas Freizeit. Es war einfach zu heiß und auch Bob legte dann gerne eine kleine Siesta ein. Bis auch uns drei, ihn und Gretchen gab es keine weiteren Menschen auf der Farm. Erst dachte ich, er und Gretchen wären verheiratet oder so, aber scheinbar waren sie es nicht, denn Gretchen verbrachte auffällig viel Zeit mit Roland und war dabei ständig am Kichern.

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Ich glaube, dass sollten Flirtversuche darstellen. Aber sicher war ich mir nicht. Schließlich erkannte ich einen Flirtversuch ja selber kaum, wenn er mir nicht mit der Holzhammermethode präsentiert wurde. Egal, was es nun war, Roland ließ es sich nicht nehmen, Gretchen auf der Schaukel anzustoßen oder mit ihr Spaziergänge durch die umliegenden Maisfelder zu unternehmen. Aber ob er wirklich an Gretchen interessiert war? Immerhin war sie mindestens Mitte dreißig und ihr Hausfrauencharme so gar nicht Rolands Typ.

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Gleich am ersten Tag auf der Farm fiel Roland ein Klavier auf, welches im Klassenzimmer stand. Die dicke Staubschicht ließ darauf schließen, dass es nicht sehr häufig genutzt wurde. Aus diesem Grund starrte Roland es die ersten Tage nur an, traute sich aber nicht darauf zu spielen. Erst als Bob und Gretchen eines Tages nach Ganado Alegro mussten, um einige Einkäufe zu erledigen, sah er seine Chance. Er hob die Klappe an und stellte ein Notenheft auf, welches er schon vor drei Tagen in einem der Bücherregale gefunden hatte. Und dann begann er zu spielen. Und nicht irgendwelche Kinderlieder wie "Alle meine Entchen" oder den "Flohwalzer", wie ich es gerade noch so hinbekommen hätte. Nein, er spielte Stücke von Bach und Mozart und sie hörten sich selbst auf diesem verstimmten Klavier herrlich an. Roland hatte zwar mal erwähnt, dass er als Kind Klavierstunden genommen hatte, aber mit so einem Talent hatte ich nicht gerechnet.

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Er beendet gerade sein Spiel und packte das Notenheft zurück in das Regal, als sein Blick auf eine Glas fiel, welches in der Ecke neben dem Klavier stand. "Was ist denn das?", dachte er und schaute neugierig hinein. Als er nichts erkennen konnte, pustete er kräftig hinein und wirbelte damit den Staub auf, der sich dort über Monate angesammelt haben musste. Schnell kniff er die Augen zusammen um sich vor den herumwirbelnden Schmutzteilchen zu schützen und musste laut niesen. Als er noch mal in das Glas spähte, konnte er gerade noch erkennen, wie ein Spinne herauskletterte und sich geschickt an einem dünnen Faden zum Boden herabließ und hinter dem Klavier verschwand. Ansonsten war das Glas leer.

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Wir waren schon zwei Wochen auf der Farm, als plötzlich eine ganze Horde Menschen hier auftauchten. Und es waren eindeutig keine Farmhilfen. Und dann kam die große Überraschung. Bob öffnete eine Tür im Erdgeschoss der Farm, die bis dahin immer verschlossen war und offenbarte uns eine Bowlingbahn. "Zweimal im Monat können die Bewohner aus Ganado Alegro und den umliegenden Farmen zum Bowlen kommen", erklärte er uns. "Diese Bahn hat noch mein Vater errichtet und seitdem ist sie eine feste Institution in dieser Gegend." Bob gab uns für den Rest des Tages frei und erlaubte uns, ebenfalls zu spielen. Tristan stellte sich zwar nicht sehr geschickt an, aber so erging es auch mir. So war unser Spiel wenigsten ausgeglichen und bis zum Schluss spannend.

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Roland entpuppte sich dagegen als wahres Naturtalent im Bowling. Aber das überraschte mich eigentlich nicht wirklich. Roland war eigentlich in jedem Bereich gut. Egal ob es darum ging, Klavier zu spielen, Fitnessübungen zu machen, die Dusche zu reparieren, zu kochen oder eben auch zu bowlen. Ein Strike folgte dem nächsten und er führte jedesmal einen Freudentanz auf und fing sich dabei Gretchens bewundernde Blicke ein. Aber es machte auch Spaß ihm zuzusehen. Irgendwo konnte ich Gretchen da verstehen.

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Und plötzlich schlug er vor, dass wir die Instrumente, die sich auf der anderen Seite des Raumes befanden austesten sollten. Eigentlich fragte er Tristan und mich nicht wirklich, sondern schob uns zum Schlagzeug und zum Bass und schnappte sich selbst die Gitarre. Doch während Tristan wagemutig begann, den Bass zu bedienen, stand ich wieder vom Schlagzeug auf. Roland guckte mich böse an. "Los mach schon, Oxana. Sei keine Spielverderberin!". Ich schüttelte mit meinen Zöpfen. "Ich singe lieber". Damit war Roland auch zufrieden und grinste mich an. "Na dann los!"

"Almost heaven, West Virginia
Blue Ridge Mountains, Shanandoah River
Life is old there older than the trees,
Younger than the mountains, blowing like the breeze.
Country roads, take me home to the place I belong
West Virginia. Mountain mama, take me home, country roads
."

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Die zahlreichen Übungsstunden unter der Dusche zahlten sich aus. Zumindest hatten die übrigen Besucher der Farm ihren Spaß. Sei es nun, weil wir so gut waren, oder weil sie sich über uns lustig machen konnten. Das war mir irgendwie egal, schließlich kannte mich ja niemand aus Ganado Alegro. Roland legte dann noch mal richtig los und lieferte den Zuschauern ein aufregendes Gitarrensolo. Gitarre spielen konnte er also auch.

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Ein paar Tage später kam Benny mich überraschend besuchen. "Ich dachte, du müsstest zum Viehtrieb nach SimVegas?", begrüßte ich ihn überschwänglich. Mit ihm hätte ich nun wirklich nicht gerechnet und ließ ihn kaum zu Wort kommen, weil ein Kuss dem nächsten folgte. "Ich hab es ohne dich nicht mehr ausgehalten und bin mit dem Jeep hergefahren. Mein Chef weiß nichts davon und ich muss morgen früh wieder bei der Herde und den anderen sein."

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Das war ja so lieb von ihm. Einfach alles stehen und liegen zu lassen, nur um mich zu sehen. Wir schlenderten Hand in Hand zur Veranda des Haupthauses und ließen uns auf der Bank nieder. Benny musste kichern, als ich anfing ihn im Nacken zu kraulen. Das machte er immer, wenn ich das tat und ich fand es süß, wie alles andere an ihm auch. Wir blieben sehr lange dort sitzen, bis Benny schließlich los musste, wenn er es noch vor Anbruch des Morgens zurück zur Herde schaffen wollte.

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Bennys Besuch hatte mir neue Kraft für die folgenden Tage gegeben. Und es kam mir auch ganz recht, dass Bob uns nun die Pflege der Rinder anvertraute. So fühlte ich mich Benny irgendwie verbunden, der jetzt irgendwo zwischen Ganado Alegro und SimVegas war, um die Rinderherde seines Chefs zum Viehbahnhof in SimVegas zu treiben, von wo aus das Vieh dann zu den Metropolen der SimNation, wie Simtropolis und SimCity, verfrachtet wurde.
Tristan und Roland betrachteten die Rindviecher eher vorsichtig, wobei eine der Kühe ihre raue Zunge Richtung Rolands Hand ausstreckte und dabei mit ihren Augen rollte. Rolands Hand zuckte intuitiv weg und ich musste über seine Angst lachen. "Das sind doch nur freundliche, große Vegetarier".

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Obwohl die Farm über einen automatischen Melkroboter verfügte, wollte Bob, dass wir auch lernten, die Milchkühe mit der Hand zu melken. "Man kann schließlich nie wissen, wann die Technik einmal versagt", begründete er seine Entscheidung. "Und auf Eure Hände ist immer verlass". So große Angst ich auch vor den Pferden gehabt hatte, die Rinder waren mir sofort vertraut. Ich platzierte einen Eimer unter die Euter des Tieres und hockte mich auf ein Dreibein, welches griffbereit neben dem Gatter stand. Und auch wenn es eine Weile dauerte, bis ich die richtige Technik heraus hatte, schließlich spritzte die Milch mit kräftigen Strahlen abwechselnd aus einer der zwei Zitzen, die ich in meinen Händen hielt.

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Die Wochen flogen nur so dahin und langsam hatte ich das Gefühl, dass wir drei, Tristan, Roland und ich, es tatsächlich schaffen könnten, aus der "Grünspan Farm" einen erfolgreichen landwirtschaftlichen Betrieb zu machen.
Dieser Meinung war scheinbar auch Bob, den er zog sich mehr und mehr zurück und überließ uns die Leitung des Hofes für die letzte Woche. Und das klappte wirklich gut. Außer natürlich, Roland und Tristan spielten sich mal wieder gegenseitig Streiche, wie etwa, dass Tristan die Leiter zum Scheunenboden versteckte, während Roland oben war. Und wer durfte die Leiter dann suchen, während Tristan sich irgendwo versteckte und kringelich lachte?

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Immerhin stellte Roland fest, dass wir auf keinen Fall irgendwelche Tier in der Nähe unseres Hauses halten sollten. Zwar hielt sich der Gestank des Misthaufens in Grenzen, da er dank der Hitze sofort austrocknete, angenehm war der Geruch aber trotzdem nicht. In diesem Punkt konnte ich ihm nur zustimmen.

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Und dann war es auch schon so weit. Unsere vier Wochen auf der Lehrfarm waren vorüber. Gefeiert wurde das mit einem großen Feuer, das Bob mitten auf dem Hofplatz entfachte. Gretchen brachte uns Marshmallows, die wir auf Stöckchen aufspießten und in die Flammen hielten.

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Na gut, in die Flammen sollte man sie vielleicht nicht direkt halten, denn dann kommen schwarze verkohlte Irgendetwas dabei heraus. Beim zweiten Mal war ich dann auch schlauer und hielt meinen Marshmallow auch nur in die Hitze über den Flammen und verschlang dann die süße, klebrige, weiße Masse.

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Und wie es sich gehört, musste natürlich auch um das Feuer herum getanzt werden. Da ich das mit Roland schon bei meiner Party für die Farmervereinigung gemacht hatte, schnappte ich mir dieses Mal Tristan. Ich musste ihm zwar erst die Schritte zeigen, aber er begriff schnell und wir hüpften wie kleine Kinder um das Feuer.

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Noch am gleichen Abend holte Albert uns ab. Bob und Gretchen verabschiedeten sich von uns. Insbesondre Gretchen schien sehr betrübt darüber zu sein, dass wir gingen, wobei dies sicherlich Rolands Verdienst war. Bob wünschte uns noch viel Glück für die Zukunft: "Macht genau dort weiter, wo ihr hier aufgehört habt. Was ich euch beibringen konnte, war nur ein kleiner Teil dessen, was ihr noch lernen müsst. Aber immerhin habt ihr jetzt ein Grundwissen, auf das ihr aufbauen könnt. Die Kappes werden euch zur Seite stehen. Und ich hoffe inständig, dass ihr Erfolg haben werdet."​

 
Kapitel 38: Blech, Dominik Blech

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In den nächsten Tagen kam Albert immer wieder vorbei, um mit mir die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, um mein Land bewirtschaften zu können, so wie die Farmervereinigung es forderte. Dank der Fürsprache der Vereinigung erhielten wir einen günstigen Kredit bei der "Bank für Landwirtschaft" in SimVegas und die Transaktionen konnten bequem über das Internet abgewickelt werden. Roland und Tristan haben mir die Leitung unserer zukünftigen Farm übertragen. Auch wenn wir drei gemeinsam in diesem Haus lebten und sie mich auch unterstützen wollten, es war irgendwie doch mein Haus, mein Land. Und deshalb sollte auch ich die Entscheidungen treffen.

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Und dank Alberts Unterstützung fühlte ich mich damit auch ganz wohl. Die erste Anschaffung war ein Geländewagen. Er war nicht mehr der Neuste und deshalb nicht sehr teuer gewesen. Albert meinte, dass wir unbedingt ein Fahrzeug brauchen würden, schon allein aus dem Grund, weil unsere Felder und Weiden einige Kilometer entfernt lagen. Glücklicherweise hatte ich in Warschau meinen Führerschein gemacht. Früh morgens brach ich mit Albert nach Ganado Alegro auf. In dieser Woche fand dort eine Viehauktion statt und ich hatte vor, dort meine weiteren Investitionen zu tätigen.

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Und so kamen wir zu unseren Rindern. Es waren nicht viele, mit dem Kredit konnten wir nur eine Herde von 22 Stück kaufen. Es waren keine Milchkühe, sondern Rinder, die für die Schlachtung bestimmt waren. Mit dem restlichen Geld, ließen wir die erworbenen Kühe besamen und wenn wir Glück hatten, würden wir nächstes Jahr 22 gesunde Kälber haben. Die männlichen Tier könnten wir mästen und anschließend verkaufen, die weiblichen dazu nutzen, unsere Herde zu vergrößern. Albert hatte mir versichert, dass sich mit Rindern gutes Geld machen ließ. Ich hoffte, dass er Recht behielt, denn die Tiere brauchten viel Pflege und würden erst in etwa zwei Jahren die ersten Gewinne abwerfen.

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Aber so lange konnten wir nicht auf ein Einkommen verzichten. Deshalb schlug Albert vor, dass ich einige der brachliegenden Felder mit Mais bepflanzte. Mais war wenig anspruchsvoll und gedieh gut in diesem Klima. Außerdem konnte er unabhängig von der Jahreszeit angepflanzt werden, auch wenn sich unter den Bauern der Sierra Simlone ein gewisser Anbaurhythmus eingestellt hatte, den ich durchbrach. Die Saat verschlang dann das letzte Bisschen Geld, dass wir noch besaßen, aber wenigsten durften ich Gerdas und Alberts Maschinen kostenlos nutzen und wurde von Albert ausführlich in deren Bedienung eingewiesen. Ich weiß gar nicht, was ich ohne seine Hilfe getan hätte.
Jetzt stand ich auf meinem Feld und betrachtete den aufgelockerten Boden, der mit Bewässerungsgräben durchzogen war, die mithilfe einer Pumpe in der Nacht geflutet wurden. Und als ich mich hinunterbeugte, konnte ich erkennen, wie die ersten zarten Maiskeime sich der wärmenden Sonne entgegenstreckten.




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Unsere Rinder wurden fetter und der Mais wuchs. Also war es endlich mal Zeit sich eine Pause zu gönnen. Also entschloss ich mich, ein kleines Grillfest bei uns im Garten zu geben. Gegenüber von uns wohnte schon seit längerem eine Familie, die ich bis jetzt nur vom Sehen kannte und das wollte ich ändern.

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Einer dieser Nachbarn war Dominik. "Ach so ist es richtig. Eine hübsche Frau bringt mir das Essen an den Tisch, so wie es sich gehört", war der erste Kommentar, den er von sich gab, als ich gerade die gegrillten Rippchen servierte.

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Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und er grinste nur anzüglich und zuckte mit seiner Augenbraue. Sprachlos ging ich weiter und stellte die restlichen Teller ab. Was war denn das für einer? Hatte der sie noch alle? Der war ja wohl in der Steinzeit stehen geblieben, was seine Einstellung zu Frauen betraf.

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Glücklicherweise kamen die anderen schnell an den Tisch, so dass ich mich nicht weiter mit diesem Typen beschäftigen musste. Vielleicht hatte es ja einen Grund, dass ich bis jetzt nichts mit ihm zu tun hatte? Wenigstens stellte sich seine Mutter Glinda als sehr nette Frau heraus. "Mhh, diese Rippchen sind wirklich köstlich", bemerkte Dominik und leckte demonstrativ seine Gabel ab. "Jetzt besteht kein Zweifel mehr daran, dass ich meine zukünftige Frau Dominik Blech gefunden habe. Oxana Brodlowska, willst du mich heiraten?" Tristan verschluckte sich fast an dem Stück Fleisch in seinem Mund und musste kräftig husten.

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Und ich starrte ihn an. War...war das ein Scherz? Unsicher schaute ich zu seiner Mutter, die ihn aber genau so überrascht anblickte wie ich. Er hingegen guckte mich erst ganz ernst an und zuckte dann wieder auffordernd mit der Augenbraue. Hilflos sah ich zu Benny hinüber, der mit dieser Situation auch überfordert schien.

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"Nicky, du solltest dich schämen", durchbrach Glinda schließlich die Stille. "Wie kannst du unsere Gastgeberin nur so in Verlegenheit bringen. Und das in Gegenwart ihres Freundes." Dann wand sie sich an Benny und mich und ihre Wangen liefen vor Scham rot an. "Ich muss mich für das Benehmen meines Sohnes entschuldigen. Er hat manchmal die Angewohnheit, sich einen Spaß aus der Verlegenheit seiner Mitmenschen zu machen." Dominiks breites Grinsen zeigte dies ganz eindeutig.

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Der restliche Abend verlief dann aber doch noch ganz angenehm, auch wenn ich immer wieder das Gefühl hatte, von Dominik beobachtet zu werden. Glinda unterhielt uns mit ein paar netten Geschichten aus ihrer Jugend und nur zu schnell verschwand die Sonne hinter den Bergen. "Ich muss jetzt gehen, Xana", erklärte Benny, als er sich von Tisch erhob und mir einen Kuss auf die Wange hauchte. Das verursachte bei Dominik wieder so ein seltsames, abfälliges Lächeln. Na, dem würde ich es zeigen! Ich schnappte mir Benny und küsste ihn so leidenschaftlich, wie ich es nur konnte. "Wow!", konnte Benny da nur erwidern und taumelte glücklich in Richtung seines Jeeps.

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Eigentlich hatte ich gedacht, damit das dämliche Grinsen aus Dominiks Gesicht zu nehmen, aber irgendwie habe ich genau das Gegenteil erreicht, denn jetzt grinste er nur noch breiter. Wütend eilte ich ins Haus und hatte nicht vor, diesen Kerl auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Sollte Tristans sich doch mit ihm auseinandersetzen. Als ich mir sicher war, dass er und seine Mutter unser Grundstück verlassen hatten, ging ich wieder hinaus, um den Tisch abzuräumen. "Da bist du ja, mein zukünftige Frau Blech", erschreckte mich eine Stimme aus dem Schatten. Ich konnte nur das rote Glimmen einer Zigarette sehen, bis Dominik in das Licht der Verandabeleuchtung trat, eine Rauchwolke in den Nachthimmel blies und die Zigarette schließlich im Wüstenboden austrat. "Du nimmst diesen Zigarettenstummel aber gleich mit!", fuhr ich ihn an. "So weit kommt es noch, dass irgend so ein Möchtegern-Casanova meinen Garten zumüllt." Dominik grinste immer noch. "Ich liebe energische Frauen", sagte er und wieder zuckte seine Augenbraue.

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Und dann griff er meine Hand. Geistesgegenwärtig riss ich meinen Arm nach hinten und seine feuchten Lippen küssten nur die Luft und glücklicherweise nicht meine Hand. "Ich habe eine Freund", erklärte ich ihm, obwohl er das genau wusste. "Noch", war seine einzige Reaktion. Plötzlich wurde er ganz steif und verbeugte sich vor mir. "Gute Nacht, Fräulein Brodlowska. Und ich entschuldige mich vielmals dafür, falls ich ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe." Dann dreht er sich um schritt davon. Doch dann drehte er sich noch einmal um und schrie in den Nachthimmel: "Und denk schon mal daran, die Hochzeit zu planen, zukünftige Frau Dominik Blech". Lachend lief er zu seinem Haus.​
 
Auftritt Dominik. So gut! Ich konnte mich gar nicht mehr erinnern, dass Oxana einen positiven Ersteindruck von Glinda hatte.

Überhaupt gehört die sechs zu den Aufgaben, die mich bei dir sehr beeindruckt haben. Die Umsetzung ist so völlig anders als das übliche, diese Farmerschule war toll und überhaupt das Land bewirtschaften als Erklärung für die Arbeitslosigkeit. Kompliment für deinen Einfallsreichtum.

Ach ja, und Beni und Oxana sind wirklich ein schönes Paar.
 
Auftritt Dominik. So gut! Ich konnte mich gar nicht mehr erinnern, dass Oxana einen positiven Ersteindruck von Glinda hatte.

Nun, das liegt daran, dass ich Glinda zunächst als gute Seele eingeplant hatte ;) Aber mit dieser Rolle war sie irgendwie nicht zufrieden und fing ganz von selbst an, rumzukeifen.
Andererseits kann man es auch so deuten, dass Glinda momentan ja überhaupt keinen Grund hat, Oxana gegenüber unhöflich zu sein. Zwischen Dominik und Oxana lässt sich beim besten Willen noch keine Beziehung erahnen, also ist Oxana nur eine Nachbarin. und da sie ja selbst zum Grillabend eingeladen hat, offensichtlich eine nette.

Und ja, ich mag Benny auch sehr gerne. Er ist zwar wirklich sehr geschmacklos angezogen, aber vom Gesicht her, finde ich ihn eigentlich recht hübsch. Er erinnert mich stark an einen Komilitonen von mir, in den ich längere Zeit verschossen war :D Daher habe ich ihn auch gleich mit Oxana verkuppelt.

Die ganze Idee mit der Farm hatte ich, weil ich zu dem Zeritpunkt, als ich die Episode schrieb, sehr viel "McLeods Töchter" geguckt habe. Und da dachte ich mir, das kann Oxana doch auch ;)
 
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Danke für die Insiderinfo zu Glinda. Passt gut, da hast du recht.

Ich mag Benny wahrscheinlich deshalb so gerne, weil er mich ein bisschen an Jonas erinnert. Abgesehen davon gab es einen blonden Benjamin, in den ich als Grundschülerin verschossen war. Und ich finde auch, dass er ein schönes, markantes Gesicht hat.

McLeods Töchter kenne ich nur vom Hörensagen.
 
Kapitel 39: Schmerzliche Nachrichten

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Was für ein eingebildeter Schnösel. Bevor ich in den heiraten würde, müssten schon sämtliche anderen Männer von der Erde verschwinden. Und selbst dann würde ich mir überlegen, ob ich nicht eher lesbisch werden sollte.​

Am nächsten Morgen stand Tristan an der Staffelei und malte. Er wollte ein Porträt von Roland malen. Ich war ja eher skeptisch, aber als ich das bisher gemalte sah, verschlug es mir fast die Sprache. "Tristan, das ist ja genial! Das sieht ja schon fast wie ein Foto aus". Das was ich dort sah, war unglaublich. Tristan lächelte verlegen. "Ähm, ich glaube, ich habe ihn ganz gut getroffen".​

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Dann wollte ich Tristan mal lieber nicht stören. Aber wenn er mit dem Bild von Roland fertig war, sollte er noch unbedingt eins von mir und von sich selbst malen. Ich öffnete eine Wasserflasche und schenkte mir ein Glas ein. Dann schnappte ich mir die Fernbedingung und zappte durch die Kanäle, während ich einen kleinen Schluck aus dem Glas nahm.​

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Plötzlich verließ mich die Kraft in meiner Hand und das Glas viel zu Boden. Auf dem Laminat zersprang es in tausend Scherben und das Wasser spritzte durch das Wohnzimmer. Doch ich bekam es gar nicht mit. Ich starte auf den Bildschirm und meine Lippen formten sich zu einem Schrei. Doch ich brachte nichts als einen erstickten Laut hervor. Meine Knie gaben nach und ich sackte zu Boden, mitten in die Scherben, und versuchte weiterhin zu schreien und brachte doch keinen Ton heraus.​

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Roland kam aus der Küche geeilt. "Was ist passiert?", fragte er noch ganz ruhig, doch als er mich zusammengekauert auf den Boden entdeckte schwang plötzlich Panik in seiner Stimme mit. "Oxana, was ist los". Endlich schaffte ich es zu schreien, doch der Schrei ging über in ein hemmungsloses Weinen. "Oxana, was ist los?!", schrie Roland mich entsetzt an, doch ich konnte nur auf den Fernseher starren.​

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Roland kam sofort rüber und kniete sich runter zu mir, versuchte mich in den Arm zu nehmen und herauszufinden, was los war, doch ich wurde von Weinkrämpfen durchschüttelt und starrte immer wieder auf den Bildschirm. Schließlich schaute auch Roland hin und langsam begann er zu begreifen, was passiert war. Auf dem Bildschirm erschien das Foto von Dr. Slake Dewory aus "Wirrungen der Begierde". "Der beliebte Schauspieler, erlag vor zwei Tagen einem schweren Krebsleiden", las die Nachrichtensprecherin von ihren Notizzetteln ab. "Die Fans der erfolgreichen Seifenoper "Wirrungen der Begierde" wunderten sich schon lange über den plötzlichen Ausstieg von Dariusz Brodlowski aus der Serie. Dieses Rätsel dürfte nun seine traurige Auflösung gefunden haben. Die Beisetzung des TV-Stars findet morgen in SimCity unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dariusz Brodlowski hinterlässt einen Ehemann und seine drei Kinder Joanna, Oxana und Orion Brodlowski."​

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Ich saß auf dem Boden und weinte, wiegte mich hin und zurück, als ob das meinen Schmerz nehmen könnte. Paps* war tot. Er war tot! Ein erneuter Heulkrampf durchfuhr meinen Körper. Roland beugte sich zu mir hinunter und zog mich auf die Beine und ich ließ es widerstandslos zu. Dann drückte er mich ganz fest an sich und strich mir beruhigend übers Haar. "Weine so viel du willst, Oxana", flüsterte er mir zu. "Ich bin immer für dich da".​

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Tristan beobachtete die Szene durch die Tür des Arbeitszimmers, doch wusste er einfach nicht, wie er sich verhalten sollte. Erst als ich mich auf dem Sofa in den Schlaf geweint hatte, kam er ins Wohnzimmer und setzte sich hinzu. Roland erklärte ihm, was passiert war, zumindest so viel, wie er aus dem Nachrichtenbericht erfahren hatte. "Wie können wir ihr helfen?", fragte Tristan ehrlich besorgt. Doch Roland konnte nur ratlos mit dem Kopf schütteln. "Ihr Vater ist tot. Was können wir schon mehr machen, als einfach in ihrer Nähe zu sein, wenn sie uns braucht."​

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Als ich aufwachte, fühlte ich mich nur noch leer. "Ich muss jetzt alleine sein", sagte ich heiser an Tristan und Roland gewandt und ging hinüber ins Arbeitszimmer. Die beiden machten keine Anstalten, mir zu folgen und ich war dankbar dafür. Mein Vater war gestorben und ich hatte ihn im Streit verlassen. Ich konnte seine Entscheidung bei seinem prügelnden Ehemann zu bleiben einfach nicht verstehen und hab ihn seit meinem Fortgang aus SimCity nicht mehr mit ihm geredet. Er hatte immer wieder versucht, mit mir in Kontakt zu treten, doch ich hab es nicht zugelassen und jetzt war es zu spät dafür.​

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Das Einzige, was ich jetzt noch machen konnte, war es bei seiner Beerdigung zu erscheinen. Das war ich ihm schuldig. Zitternd wählte ich die Nummer des Flughafens in SimVegas. "Ich möchte einen Flug nach SimCity buchen", sprach ich leise. "Noch heute Abend, wenn es möglich ist".​



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Ich hatte Glück und es waren noch Plätze für den Nachtflug frei. Das Packen meines Koffers lenkte mich für einen kurzen Moment ab, aber dann brach ich wieder in Tränen aus. Zusammengekauert auf dem Bett liegend fand mich dann auch Benny vor, als er mein Zimmer betrat. Roland hatte ihn hergerufen. "Es tut mir ja so leid, Xana". Mit diesen Worten nah er mich in den Arm und war einfach für mich da.​

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Weinend erzählte ich ihm, wie es dazu kam, dass ich SimCity verlassen musste, wie es dazu kam, dass ich schließlich auch Warschau verließ, warum ich den Kontakt zu meiner Familie komplett abbrechen ließ. Er war der erste Mensch, dem ich das alles anvertraute. Und es tat mir gut, darüber zu reden. "Und du willst wirklich nicht, dass ich dich nach SimCity begleite?", fragt er. Ich löste mich aus seinem Arm und richtete mich auf. "Nein, das muss ich alleine tun", antwortete ich kopfschüttelnd und er akzeptierte es, auch wenn es ihm schwer fiel.​

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Benny begleitete mich noch zum Flughafen, doch die Maschine betrat ich alleine. Es war ein ruhiger Flug und die Maschine landete pünktlich in SimCity. Als ich das Flughafengebäude verließ, fror ich ein wenig. Ich hatte bereits vergessen, wie kühl die Nachtluft in SimCity sein konnte. An der Straße warteten mehrere Taxen, sodass ich kein Problem hatte eine Mitfahrgelegenheit zu finden.​

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Als das Taxi in das Viertel fuhr, in dem ich aufgewachsen war, fing mein Herz an zu rasen und wieder musste ich weinen. "Können sie bitte schon hier halten?", bat ich den Fahrer. Dieser fuhr rechts ran und ließ mich vor einem knallig pinken Haus aussteigen, auch wenn man das in der Dunkelheit kaum erkennen konnte.

Langsam ging ich auf die Tür zu und klopfte vorsichtig an.

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Es war zwar schon spät, aber ich konnte sehen, dass im Haus noch überall Licht brannte. Also drückte ich die Türklingel und wenig später öffnete eine Frau Anfang fünfzig die Tür. Sie erkannte mich sofort. "Oxana, Schatz, komm rein", begrüßte sie mich überschwänglich. "Lass dich in den Arm nehmen. Franky!", schrei sie laut in das Haus hinein. "Oxana ist hier!". Ich war so froh, meine Patentante Sylvia wieder zu sehen, und trotzdem, oder gerade deswegen, brach ich in Tränen aus.​

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Tante Sylvia führte mich in die Küche und setzte sofort einen heißen Tee auf. Onkel Franky begrüßte mich ebenfalls und wir setzten uns zu dritt an den Tisch. Ich war froh, dass sie mich nicht mit Fragen löcherten. "Ich konnte einfach nicht nach Hause", erklärte ich. "Die Beerdigung morgen ... ich weiß nicht, wie ich das durchstehen soll." Ich begann zu schluchzen und meine Augen füllten sich mit Tränen. "Und ich hab einfach nicht die Kraft, Dad gegenüber zu treten. Er hat gesagt, ich solle sein Haus nie wieder betreten. Noch mehr Ärger halte ich einfach nicht aus." Tante Sylvia sah mich verständnisvoll an. "Du kannst gerne in unserem Gästezimmer schlafen", bot sie mir ohne zu zögern an. "Wir sind doch froh, wenn du bei uns bist."​

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Und ich war froh, hier sein zu können. Ich war so erschöpft, dass ich sofort einschlief. Ich weiß nicht, ob ich es nur geträumt hatte oder ob es tatsächlich so war, aber Tante Sylvia kam noch einmal zu mir ins Zimmer, deckte mich zu und streichelte mein Haar. Genau so hat sie es immer gemacht, als ich eine Zeit lang bei ihr wohnte, damals mit zwölf Jahren, als mein Paps Dad zum ersten Mal verlassen hatte. Und auch als ich viel Jahre später ohne Dach über dem Kopf auf der Straße stand, hat sie mich bei sich aufgenommen und sich um mich gekümmert.​

* Wenn im Folgenden von "Paps" die Rede ist, dann ist Oxanas leiblicher Vater Dariusz Brodlowski gemeint. Zur Unterscheidung wird ihr anderer Vater, Arkadiusz Brodlowski, der mit Dariusz verheiratet ist, "Dad" genannt.​
 
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Kapitel 40: Beerdigung

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Von Tante Sylvia erfuhr ich den genauen Zeitpunkt der Beisetzung. Ich machte mich schon sehr früh auf den Weg zur Kirche, doch blieb ich draußen stehen und versteckte mich hinter einem Rosenbusch. Ich wollte nicht, dass mich jemand sah. Ich wollte nicht, dass Dad mich sah. Das einzige was ich wollt, war es Paps Beerdigung beizuwohnen und dann wieder nach Sierra Simlone Stadt zu entschwinden. Und dann sah ich sie kommen, die Trauergäste, meine Familie.

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Ich wartete, bis alle das Innere der Kirche betreten hatten und setzte mich dann unauffällig in die letzte Bank. Es war wirklich nur die engste Familie anwesend. Meine Schwester Joanna und ihr Mann Tobias, meine Großmutter Stasia und Paps Schwester Kasia. Es überraschte mich ein wenig, dass Lex Ehrmann, der Anwalt meiner Familie hier war. Ihn und Paps verband eine ganze besondere Beziehung. Ich hatte mir so oft gewünscht, dass Paps Dad verlassen und mit Lex glücklich werden würde. Doch Paps konnte sich nicht von Dad loslösen. Bis zum Schluss nicht. Neben Lex saß eine Frau, die ich nicht kannte. Als ich meinen kleinen Bruder Orion in der ersten Reihe erkannte, musste ich unweigerlich anfangen zu schluchzen. Wie gerne hätte ich ihn jetzt in die Arme geschlossen. Und dann war da noch Dad! Und bei seinem Anblick, hätte ich am liebsten die Kirche wieder verlassen.

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Doch natürlich blieb ich sitzen. Der Gottesdienst war schön. Er war wirklich schön. Es war alles so, wie Paps es sich gewünscht hätte. Die Musik, die ausgewählten Gebete. Als ich den Sarg sah, konnte ich mir nicht vorstellen, dass Paps darin liegen sollte. Es war alles so unwirklich. Ich weinte, weil mir schmerzlich bewusst wurde, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Und ich weinte, weil ich glücklich war, denn hier im Hause Gottes spürte ich, das seine Seele nun bei unserem Herrn war.

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Kurz bevor der Gottesdienst endete, schlich ich mich hinaus, um nicht gesehen zu werden. Dad, Tobias, Lex und der Pfarrer trugen gemeinsam den Sarg aus der Kirche und der Rest der Trauergäste folgte ihnen zum Friedhof, der direkt hinter der Kirche lag. Dann wurde der Sarg langsam in die Vertiefung hinabgelassen. Ich beobachtete die Szene weinend aus dem Hintergrund. "Möge der Herr ihn bei sich aufnehmen", endete der Priester schließlich sein Gebet. Er beugt sich hinunter, nahm eine Handvoll Erde und warf sie auf den Sarg. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich hören, wie meine Großmutter zu schluchzen begann und von meiner Tante getröstet wurde.

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Einer nach dem anderen ging nun zum Sarg, und warf Erde in das Grab hinunter, um so endgültig Abschied zu nehmen. Wenn alle anderen gegangen wären, dann würde auch ich zum Grab gehen und mich von Paps verabschieden. Doch plötzlich riss ein lautes Rufen mich aus meinen Gedanken: "Da ist Xana, da hinten steht Xana!". Entsetzt sah ich, wie mein kleiner Bruder Orion auf mich zugelaufen kam und sich die Blicke meiner gesamten Familie auf mich richteten.

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Orion lief so schnell seien kurzen Beine es zuließen und fiel mir um den Hals. "Endlich bist du wieder zurück, Xana. Endlich bist du wieder da". Und auch ich drückte meinen kleinen Bruder so fest ich konnte. "Ich wusste, dass du heute kommen würdest", flüsterte er mir ins Ohr. "Ich wusste, dass du Paps noch einmal auf Wiedersehen sagen würdest."

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Jetzt konnte ich mich nicht mehr länger verstecken. Orion fasste mich an der Hand und zog mich zu den restlichen Trauergästen. Da kam auch schon Joanna auf mich zugelaufen. "Xana! Ich hab mir so sehr gewünscht, dass du heute kommen würdest! Ich hab mir so sehr gewünscht, dich widerzusehen. Ich hab dich so sehr vermisst". Ihr Gesicht war tränenüberlaufen, ebenso wie meins. "Ich hab dich auch vermisst", gestand ich ihr ehrlich. "Aber ich wünschte, ich wäre aus einem anderen Grund hier."

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"Wie kannst du es wagen, heute hier aufzutauchen!", schrie Dad und kam auf mich zugestürmt. Ich konnte seine Alkoholfahne augenblicklich riechen. Im Hintergrund sah ich, wie Großmutter begann, hemmungslos zu weinen. Und daran war nur er schuld. " Wie kannst du es wagen, hier auf seiner Beerdigung aufzutauchen, nach allem, was du ihm angetan hast?!", brüllte Dad mich weiter an. "Er hat so oft versucht dich anzurufen! Er hat dir so viele Briefe geschrieben! Er wollte dich nur noch ein einziges Mal sehen, bevor er starb, aber du warst so selbstsüchtig und hast ihm diesen Wunsch nicht erfüllt. Weißt du, wie oft er, sich vor Schmerzen windend, deinen Namen gerufen hat? Aber du bist nicht gekommen! Und jetzt erdreistest du dich auf seiner Beerdigung zu erscheinen?!"

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Seine Worte trafen mich mitten ins Herz. Ich versuchte irgendetwas zu sagen, doch aus meinem aufgerissenen Mund kam kein Ton. Hatte Paps wegen mir wirklich so sehr gelitten? Es stimmte, er hatte immer wieder versucht, sich mit mir auszusprechen, doch ich hatte es jedes Mal abgelehnt. Aber wie hätte ich ahnen können, dass es ihm so schlecht ging? Doch das war keine Entschuldigung. Er war sterbenskrank gewesen und ich habe es abgelehnt mit ihm zu sprechen! Was war ich bloß für eine Tochter?

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Doch dann schoss mir ein anderer Gedanke durch den Kopf: Was war Dad denn für ein Vater, dass er mir solch einen Vorwurf machen konnte? "Nein, Dad, du wirst mir jetzt nicht die Schuld geben", entgegnete ich entschieden. "Du hast mich aus dem Haus geworfen! Das warst du ganz allein und ich hatte nichts Falsches gemacht. Ich wollte Paps beschützen! Vor dir beschützen, weil er nicht gemerkt hat, was für ein verdammter Mistkerl du bist. Und ich habe jedes Recht bei seiner Beerdigung dabei zu sein! Ich habe Paps geliebt, aber du weißt ja nicht einmal, was dieses Wort bedeutet".

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Ich dachte er würde mir gleich mit seiner geballten Faust ins Gesicht schlagen. "Hört auf, alle beide!", schrie Joanna dazwischen. Sie war total aufgelöst. "Könnt ihr nicht einmal an Paps Beerdigung für einen Moment Frieden schließen? Dieser Tag ist schon schlimm genug, aber mit euren Streitereien macht ihr es nur noch viel schlimmer". Sie begann heftig zu weinen, doch Dad und ich starrten uns nur gegenseitig hasserfüllt an.

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"Ich werde ihm niemals verzeihen", zischte ich zwischen zusammengekniffenen Lippen. Dann ging ich zum Grab hinüber, nahm eine Hand voll Erde und warf sie hinunter auf den Sarg. "Ruhe in Frieden, Paps", flüsterte ich ganz ruhig. Dann erhob ich mich und ging wütend zwischen meinem Dad und meiner Schwester hindurch. Dabei stieß ich heftig an Dads Schulter an, doch das geschah ihm nur recht. Joanna stand nur stumm da und ließ mich gehen, doch Dad rief mir noch ein letztes, wütendes, "Lass dich nie wieder hier blicken", hinterher.

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Ich lief direkt zum Haus von Tante Sylvia und Onkel Franky. Ich hatte vor, direkt wieder in die Sierra Simlone zu fliegen und all das hinter mir zu lassen, doch Dads Worte ließen mir keine Ruhe. Hat Paps wirklich so gelitten, weil ich ihn nicht mehr sehen wollte? War ich wirklich so selbstsüchtig gewesen? In meinem Koffer lagen seine Briefe. Ich hatte sie mit aus Warschau genommen und jetzt mit aus Sierra Simlone Stadt, aber ich hatte sie noch nie geöffnet. Doch jetzt musste ich es. Ich musste einfach wissen, was Paps mir geschrieben hatte.

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Er entschuldigte sich in jedem einzelnen Brief und bat mich darum, ihm zu verzeihen. Gott, hätte ich diese Briefe bloß früher gelesen. Am Abend ging ich noch einmal zu Friedhof. Das Grab war bereits aufgeschüttet und mit Blumen bedeckt. "Ich verzeihe dir, Paps", beteuerte ich heiser, als auch ich einen weiteren Strauß Blumen auf sein Grab legte. "Ich bin dir nicht mehr böse, dass du zugesehen hast, wie Dad mich aus dem Haus warf. Und ich hoffe, du kannst mir auch verzeihen". Ich fing an zu schluchzen. "Bitte, Paps, verzeih mir!".




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"Willkommen zurück zu Hause, Oxana!". Tristan nahm mich sofort in den Arm, nachdem ich das Haus betreten hatte. Ich schaffte es kaum meinen Koffer abzustellen. "Ich bin auch froh, wieder hier zu sein", entgegnete ich. "Wie lange war ich weg? Drei, vier Wochen?". "Sechs", antwortete Roland für mich. "Schön, dass du wieder da bist."

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Auf dem Weg in meine Zimmer bemerkte ich sofort die neuen Bilder. "Sind die alle von dir?", fragte ich Tristan. "Nein", gab er ehrlich zu. "Nur das Bild von Roland habe ich selbst gemacht. Die beiden von uns und das Gruppenbild sind von Roland".

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Nachdem ich mir die Bilder genau angesehen hatte, ging ich weiter. Ja, sechs Wochen war ich weg gewesen. Zunächst bin ich in SimCity geblieben. Ich hatte noch so viel, was ich Paps sagen wollte. In seinen Briefen standen so viele Dinge, die er mir nie gesagt hatte. Ich wollte einfach in seiner Nähe sein. In dieser Zeit habe ich aber weder mit meinen Geschwistern, noch mit Dad geredet. Dann bin ich nach Warschau geflogen, denn meiner Großmutter ging es nicht gut. Sie brauchte meine Hilfe und ich...ich brauchte sie auch.

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"Hallo, Schatz". Ich war gerade damit fertig geworden meine Sachen in den Schrank einzuräumen als Benny in mein Zimmer kam. Ich hatte so sehr gehofft, dass er nicht kommen würde. Nicht heute. Er kam auf mich zu und wollte mich küssen. Doch ich hielt ihn zurück. "Halt, Benny, nicht!"

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Er wurde ganz steif und sah mich verwirrt an. "Oxana, was ist denn?", fragte er und Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit. Ich wusste, dass ich es ihm nicht schonend beibringen konnte, also sprach ich es einfach aus: "Wir sollten uns trennen, Benny. Das ist mir in den letzten sechs Wochen klar geworden." "Aber, Oxana, was redest du denn da?", unterbrach er mich entsetzt. "Ich liebe dich doch. Und du liebst mich doch auch."

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"Liebe ist manchmal nicht genug", lautete meine nüchterne Antwort. "Mein Vater hat meinen Dad geliebt, und trotzdem wurde er von ihm verletzt. Und mein Dad? Ich glaube auf irgendeine kranke Art hat er Paps auch geliebt und trotzdem war er der Grund, dass es Paps sein Leben lang dreckig ging. Und das will ich nicht Benny. Du sagst, dass du mich liebst. Vielleicht stimmt das sogar, aber du wirst mir trotzdem weh tun. Wenn ich mich auf dich einlasse, dann wirst du mir irgendwann mein Herz brechen. Also mache ich Schluss, bevor es so weit ist. Benny, Geh! Bitte."

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Gedanken:

Ich hatte mein Haus behalten. Und darüber war ich froh, aber freuen konnte ich mich trotzdem nicht. Wie denn auch? Paps war gestorben. Er war tot! Daran konnte ich nichts mehr ändern und auch wenn ich mir immer wieder sagte, dass ich nichts dafür konnte, fühlte ich mich für seinen Tod verantwortlich. Wenn ich seine Entschuldigung zugelassen hätte, vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen?
Und mir fehlte Benny. Aber meine Entscheidung war endgültig und sie war richtig. Ich habe gesehen, wie Paps gelitten hat, weil er blind war vor Liebe. Das würde ich nicht zulassen. Ich würde nicht zulassen, dass ich mich einem Menschen so sehr öffne, dass ich ihm vollkommen ausgeliefert wäre. Lieber blieb ich ein Leben lang allein.


Das ich nun die Farm hatte, die mich jeden Tag aufs Neue forderte, war ein wahrer Segen. Natürlich war die Arbeit schwer und auf unserem Konto sah es auch nicht gut aus. 1405§ waren alles, was wir noch hatten und die erste Ernte lag noch viele Monate in der Zukunft.

Und da wir alle drei nur noch für die Farm arbeiteten, würde auch kein Geld auf anderem Weg in unsere Kasse fließen. Obwohl, vielleicht würde es Roland schaffen, das ein oder andere Bild zu verkaufen. So könnten wir wenigstens die laufenden Rechnungen bezahlen. Aber ich wollte gar nicht so weit in die Zukunft blicken.
 
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:eek: Ein Wahnsinns-Kapitel, spätestens an dieser Stelle lässt einen deine Geschichte nicht mehr los! Bin wieder so begeistert wie beim ersten Mal damals. Eigentlich tut mir hier gleich die ganze Brodlowski-Familie leid - und Benny natürlich ganz besonders. Irre, wie du mit den paar Bildern und Sätzen so viel emotionale Tiefe rüberbringen kannst. :up:

LG Michalis
 
Stev: Jetzt habe ich hier am frühen Morgen schon wieder geheult. Nach dem ich inzwischen Areks Geschichte auch gelesen habe, hat mich Dareks Tod noch viel mehr berührt als beim ersten Lesen.
Ich muss gestehen, an die Trennung von Beni konnte ich mich nicht mehr so genau erinnern. Und auch nicht, dass Oxana sich damals geschworen hat, sich niemals einem Menschen so sehr zu öffnen, dass er sie so verletzten könnte. Die Arme.

Michalis: Also ob einen die Geschichte vorher loslassen würde. Nephthys hat sie drüben im Simsshotsforum vor ein paar Tagen völlig zu Recht als Epos bezeichnet und als Paradebeispiel dafür gebracht, dass aus dem Projekt trotz der Einschränkungen durch die starren Regeln auch wunderbare, tiefgehende Geschichten entstehen können.
 
@Michalis
Vielen Dank für dein Lob! Ja, ich finde auch, dass ab diesem Moment die Geschichte so richtig ins Rollen kommt. Hier beginnen die Schicksalschläge so richtig, die Oxana noch für eien lange Zeit begleiten werden.

@Bienchen
Zum Weinen wollte ich dich wirklich nicht bringen, aber es freut mich trotzdem, dass ich es schaffe, dich mit meiner Geschichte so sehr zu bewegen.
Die Trennung von Benny kam etwas überraschend. Aber das zeigt nur, wie sehr der Tod ihres Vaters Oxana mitgenommen hat. Der verstörende Streit mit Arek wird noch das übrige dazu beigetragen haben. Oxana hat miterlebt, wie Darek unter Arek zu leiden hatte, und das obwohl sich beide geliebt haben. Daher will sie sich selbst das nicht antun. Aber ob sie mit dieser Strategie glücklicher wird, wage ich zu bezweifeln.
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Kapitel 41: Leere Kassen

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"Morgen, Jungs", begrüßte ich Roland und Tristan, die am Frühstückstisch saßen. Für mich stand auch schon ein Teller bereit und etwas im Magen konnte ich jetzt gut vertragen. Ich kam gerade von der Weide und hatte nach den Rindern gesehen. Vor drei Wochen sind sie in der Nacht durch den Zaun gebrochen und ein Lastwagen hat sie zu spät bemerkt. Dabei haben wir zwei Rinder verloren. Seitdem kontrollierte immer einer von uns früh morgens, wo sich die Herde befand, noch ehe der Verkehr auf den Straßen einsetzt.

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"Und, ist irgendwas vorgefallen?", fragte Roland kauend. Ich sank erschöpft in den Sessel und begann in meinem Essen herumzustochern. "Den Rindern geht es gut. Nur beim Mais gibt es Probleme". "Schon wieder?", fragt Roland genervt. "Was ist es denn diesmal". Ich lachte müde. "Das gleiche wie immer, was glaubst du denn. Die Grundwasserpumpe spinnt erneut. Das gesamte südliche Feld wurde heute Nacht nicht bewässert. Ich hab ein paar Mal draufgehauen, da sprang sie wieder an. Wenigstens bekommen die Pflanzen so etwas Wasser. Aber ich glaube, wir müssen echt einen Handwerker rufen, der das ordentlich hinkriegt. Sonst vertrocknet uns noch die halbe Ernte."

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"Und wovon sollen wir das bezahlen?", fragte Tristan und öffnete den Kühlschrank. "Wir haben ja noch nicht mal genug Geld, um für das Mittagessen einzukaufen." Er betrachtete kurz die gähnende Leere, die er vorfand und schloss die Tür wieder. "Ernsthaft, Leute", sagte er dann zu Roland und mir gewandt, "wir müssen darüber reden, wie es weitergehen soll, sonst verhungern wir hier bald".

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"Vielleicht können wir ja ein paar Möbel bei Simbay versteigern", schlug ich vor, wobei ich selbst nicht glaubte, dass dies die Lösung für unser Problem sein konnte. Tristan winkte auch sofort ab. "Damit kommen wir vielleicht ein paar Wochen lang über die Runden, doch dann haben wir keine Einrichtung mehr und immer noch dasselbe Problem. Nein, einer von uns, oder vielleicht sogar zwei, muss sich wieder einen Job suchen damit wir ein festes Einkommen haben. Es tut mir Leid Oxana, aber anders geht es nicht."

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"Bist du auch dieser Meinung?", fragte ich Roland verunsichert. Er versuchte erst, sich um eine Antwort herumzudrücken und blies seine Wangen auf. Aber letztendlich nickte er. "Es ist das Vernünftigste. Es dauert einfach viel zu lange, bis die Farm endlich Gewinne abwirft." Er seufzte schwer. "Ich weiß, dass wir dir versprochen haben, bei der Farm zu helfen, aber es ist wirklich das Beste, wenn Tristan und...und auch ich wieder zur Arbeit gehen."

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"Und was wird dann aus der Farm?", fragte ich mit leicht verzweifelter Stimme. "Ich verliere das Haus, wenn das Land nicht bestellt wird, das weißt du doch. Wenn ihr beide jetzt wieder arbeiten geht ... dann ... dann nehmen sie es mir weg." Roland schaute betroffen auf seinen Teller. "Ja, du hast ja recht", gab er schließlich klein bei. "Ich werde dir weiter auf der Farm helfen. Zu zweit sollten wir das doch auch schaffen. Aber Tristan muss sich eine Job suchen. Anders geht es nicht. Und vielleicht kann ich ja wieder nebenher im Café arbeiten."



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Tristan ließ sich das nicht ein zweites Mal sagen. Gleich nachdem er sich angezogen hatte, schnappte er sich die Tageszeitung und stürzte sich auf den Teil mit den Stellenangeboten. Jobs gab es auch mehr als genug, wenn man bereit war, für die Ölgesellschaften zu arbeiten. Da Tristan aber wenig Lust hatte, auf den Bohrtürmen zu schuften, bewarb er sich für die Stelle des Postraum-Technikers in ein der örtlichen Verwaltungsstelle der SimÖl-Company. Und natürlich bekam Tristan den Job.


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Zur Feier des Tages lud er uns in den Club ein. Seit meiner Trennung von Benny bin ich nicht mehr ausgegangen und das war jetzt schon sechs Wochen her. Eigentlich hätte ich Spaß haben sollen und es war wirklich nicht schlecht, mal wieder die Tanzfläche unsicher zu machen, aber ich machte mir Sorgen um meine Farm. Wenn Tristan jetzt für die Ölgesellschaft arbeitete, fehlte einfach eine Arbeitskraft. Aber immerhin kam so Geld in die Haushaltskasse. Das musste ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen.

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Da Tristan und Roland ohnehin jedes einzelne Lied auf der Tanzfläche mitgrölten, bemerkte ich spaßeshalber, dass die beiden doch gleich Karaoke singen könnten. Ich hätte wissen müssen, dass die beiden meinen Vorschlag ernst nehmen würden, denn plötzlich tauschten beide geheimnisvolle Blicke aus, ich wurde am Arm gepackt und die Treppe hoch zur Karaokeanlage geschlürt. Mir wäre es viel zu peinlich vor all den Leuten im Club zu singen, ganz besonders weil mich hier alle kannten. Doch die beiden störten sich überhaupt nicht daran und schmetterten eine ohrenzerreißende Version von "Eternal Flame" ins Mikrofon. Das war ja so peinlich! Und mich hinter meiner Hand zu verstecken half leider auch nicht viel.

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Plötzlich legte Tristan das Mikro weg, schaute mich an und fing an, über das ganze Gesicht zu strahlen. Ich wurde nervös, da er überhaupt nicht mehr aufhörte. Hatte Roland mir etwa wieder heimlich einen Aufkleber "garantiert fettfrei" auf die Stirn geklebt? Wenn ich den in die Finger... Aber dann erkannte ich diesen Blick! genauso hat mich Benny immer angesehen. Hier lief plötzlich aber irgendetwas ganz falsch.

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Und als Tristan dann auch noch einen Schritt auf mich zu ging, wich ich nach hinten zurück. Doch er ging einfach an mir vorbei und da erkannte ich, dass seine Aufmerksamkeit gar nicht mir galt. Stattdessen ginge er auf einen Mann zu, der ihn ebenso verliebt anlächelte und von Tristan mit einem Kuss begrüßt wurde.

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Schließlich löste Tristan sich doch von den Lippen des Unbekannten und schob ihn zu uns herüber. "Leute, das ist Frank, mein neuer Freund". Tristan klopfte Frank dabei auf den Rücken und der lächelte uns schüchtern an. "Hallo, schön euch beide auch mal kennenzulernen. Tristan hat mir schon viel über euch erzählt." Ich strahlte über das ganze Gesicht, weil ich mich für Tristan freute. "Hast du davon gewusst?", fragte ich Roland doch der schüttelte ebenfalls überrascht mit dem Kopf.

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"Ich treffe Frank schon seit ein paar Wochen, aber ich wollte abwarten, wie sich alles entwickelt, bevor ich ihn euch vorstelle", erklärte Tristan. "Eigentlich kenne ich Frank ja schon ziemlich lange. Wir haben sogar mal zusammen gewohnt." Ich starte Tristan verwundert an. "Ist das etwa der Frank? Einer deiner alten Mitbewohner, die dich aus dem Haus geschmissen haben?", fragte ich und dass Frank beschämt zu Boden schaute und rot anlief war wohl Antwort genug.

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"Genau der", antwortete Tristan trotzdem. "Aber das ist Schnee von gestern". Er faste Frank an den Händen und sah ihn verliebt an und ebenso verliebt schaute Frank zurück. "Eigentlich waren es nur Franks Bruder Martin und mein anderer Mitbewohner Abdul, die mich beschimpft und aus dem Haus geworfen haben. Frank hatte damit nichts zu tun. Er hatte einfach nur Angst vor der Reaktion der beiden, wenn sie erführen, dass auch er schwul ist. Klar, dass war vielleicht feige und nicht fair mir gegenüber, aber ich kann ihn verstehen. Und als wir uns dann im Fitnessstudio wiedersahen und zusammen was Trinken gingen, hat Frank mir gestanden, dass er schon die ganze Zeit in mich verliebt war."

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Den Rest des Abends verbrachte ich eher allein mit Roland, denn Tristan und Frank waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Doch Roland und ich hatten auch so unseren Spaß. Es war fast so wie früher, als ich mit ihm und Benny… Die Erinnerung an Benny und der Anblick von Tristan und Frank weckten plötzlich ein Gefühl von Einsamkeit in mir, das ich bis jetzt nicht wahrgenommen hatte. Bis jetzt hatte die Trauer über Paps Tod dies nicht zugelassen. Doch je mehr ich mich damit abfand, dass ich Paps nie wieder sehen würde, desto mehr sehnet ich mich danach einen Mann an meiner Seite zu haben, der einfach nur für mich da war. "Hörst du mir überhaupt zu?", riss Roland mich aus meinen Gedanken. "Tut mir leid, ich war für einen kurzen Moment woanders", entschuldigte ich mich lachend und nippte an meinem Pina Colada. "Und jetzt erzähl weiter, ich will wissen, was du mit Gretchen in unseren freien Stunden angestellt hast."​
 
Kapitel 42: In letzter Sekunde

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Am nächsten Morgen machte ich mich mit Roland auf zur Weide. Dadurch, dass die Tiere sich hier ständig aufhielten, war der Boden am Wasserloch total aufgeweicht. Erst vor wenigen Tagen ist eines der Rinder eingesunken und wir mussten Albert rufen, der es mit seinem Traktor aus dem Schlamm ziehen konnte. Damit das nicht noch einmal geschah, versuchten wir den Boden mit Steinen zu befestigen. Es war eine Knochenarbeit, zumal die Sonne unerbittlich auf uns niederbrannte. Trotzdem wirkte Roland besonders demotiviert, ja schon fast bedrückt.

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"Was ist los mit dir?", fragte ich besorgt. "Du bist schon auf dem Weg hierher so ruhig gewesen". "Es ist nichts", versicherte Roland mir wenig glaubhaft. Also hakte ich weiter nach, bis Roland schließlich mit der Sprache herausrückte.

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"Ich... ich hab schon vor drei Monaten ein Jobangebot bekommen. Also noch bevor wir den Brief von der Farmervereinigung erhalten haben. Ich hab den Job dann aber abgelehnt, weil ich dir helfen wollte Oxana. Aber jetzt haben die noch einmal nachgefragt, weil sie mich noch immer wollen und ich... ich würde diesen Job wirklich gerne annehmen." Er sah mich traurig an und ich fühlte mich plötzlich schuldig. Denn schließlich war ich es, die ihn von diesem neuen Job abhielt.

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Allerdings hatte ich ihn nie gezwungen mir zu helfen. Natürlich war ich sehr froh gewesen, als Tristan und er zugestimmt hatten mir mit der Farm zu helfen und ihre Jobs aufzugeben. Ich hätte mich ohne die beiden nie dazu entschlossen, die Forderungen der Farmervereinigung zu erfüllen. Aber es war ihre Entscheidung gewesen. Und jetzt konnte ich erkennen, dass beide diese Entscheidung bereuten. Tristan hatte es geschafft, sich aus der Affäre zu ziehen, und ich konnte sehen, dass Roland dasselbe wollte. "Was ist es denn für ein Job?", fragte ich resigniert. Auch wenn ich nicht wollte, dass Roland eine andere Arbeit annahm, ihm zum Bleiben zwingen konnte ich auch nicht.

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Rolands Gesicht hellte sich schlagartig auf und stolz verkündete er: "Ich soll im Krankenhaus von Seda Azul anfangen. Als Arzt!". Das war ja jetzt wohl ein schlechter Scherz. Warum sollte das Krankenhaus von Seda Azul einem ehemaligen Bohrturmarbeiter eine Stelle als Arzt anbieten. Roland bemerkte meinen skeptischen Blick. "Ich habe Medizin studiert, Oxana", erklärte er mir. "Ich bin ein echter Arzt, nur nach dem Studium wollte ich erst einmal weg von meinen Eltern und etwas ganz anderes machen. Aber Medizin ist das, was ich schon immer machen wollte und deshalb fällt es mir so schwer, erneut das Angebot des Krankenhauses abzulehnen".

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"Dann musst du diesen Job auch annehmen". Ich versuchte mich für Roland zu freuen, doch ich konnte nicht. Also seufzte ich und schnappte mir die Schaufel, um mich wieder an die Arbeit zu machen und so wenig wie möglich darüber nachzudenken, was für Konsequenzen es hatte, dass nun auch Roland nicht mehr auf der Farm mithelfen konnte. "Hey, warte doch", sagte Roland und legte mir von hinten die Hände auf die Schultern. "Ich werde dich natürlich so gut es geht weiter bei der Farmarbeit unterstützen. Wozu gibt es schließlich Wochenenden und den Feierabend?". Ein Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab. Vielleicht hatte Roland ja Recht und ich würde das schon irgendwie hinbekommen.

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Noch am gleichen Tag rief Roland in dem Krankenhaus an und nahm das Angebot an. Und so kam auch schon am Tag darauf eine Fahrgemeinschaft, die Roland zu seinem neuen Arbeitsplatz fahren sollte. Allein der Wagen sah schon nach viel Geld aus und so tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass ich gar nicht anders konnte, als Roland diese Chance zu ermöglichen.


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Da Roland nun im Krankenhaus beschäftigt war, musste ich Albert bitten, mir bei der Reparatur der Pumpe auf dem Maisfeld zu helfen. Ich wartete bereits auf dem Feld, als sein Wagen auf dem Feldweg hielt und er mit einer Werkzeugkiste in der Hand auf mich zuschritt. "Dann sehen wir uns die Pumpe mal an", murmelte er vor sich hin und betrachtete die Maschine. Ich beobachtete aufmerksam, wie er einige Schrauben löste und das Innenleben der Mechanik untersuchte. Seine Hände waren schnell völlig ölverschmiert. "Es liegt wohl am Zünder des Pumpenmotors", stellt er schließlich fest. "Der sieht aus, als ob er schon seit Jahren nicht mehr gewechselt worden wäre". "Ist das was Schlimmes?", fragte ich, da ich von solchen Dingen eigentlich überhaupt keine Ahnung hatte. "Nein, keine Angst", beruhigte Albert mich. "Das ist nur eine Kleinigkeit. Ich hab sogar ein passendes Ersatzteil hinten im Wagen". Er ging rüber zu seinem Auto und holte den benötigten Zünder aus einer Kiste auf der Ladefläche. Anschließend wechselte er ihn mit wenigen Handgriffen aus.

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Als er fertig war, wischte er sich das Schmierfett an seiner Hose ab. "Danke, dass du mir geholfen hast, Albert", bedankte ich mich, "Wieder einmal. Ich werde dir den Zünder bezahlen und auch deine Arbeit hier. Du musstest ja extra erst herfahren. Schließlich kannst du nicht ständig umsonst für mich arbeiten". Doch Albert winkte ab. "Das Geld für den Zünder kannst du mir ruhig geben, aber es sind ohnehin nur ein paar Simoleons. Aber ich will kein Geld dafür, dass ich hergekommen bin, Oxana. Nicht wenn du es bist, zu der ich komme."

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Albert sah mir in die Augen und plötzlich erfasste mich wieder das Kribbeln, dass ich auch schon bei meiner Party gespürt hatte, als Albert mich in seine starken Arme schloss. Er legte seine Hand an meine Taille und schob mich zu sich heran und seine Lippen kamen meinen immer näher. Ich stand wie angewurzelt vor ihm.

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In letzter Sekunde drehte ich meinen Kopf zur Seite und zog mich von ihm zurück. "Noch einmal vielen Dank für deine Hilfe. Aber jetzt muss ich schnell zu den Rindern rübergehen", verabschiedete ich mich hastig und machte mich auf direktem Weg zur Herde. Albert blickte mir noch eine Weile hinterher, bevor auch er in seinen Wagen stieg und davonfuhr.

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Ich sah kurz nach den Rindern, doch eigentlich war das gar nicht nötig. Ich brauchte nur einen Vorwand um mich schnell von Albert zu entfernen. Ich hätte ihn beinah geküsst! Wie konnte es nur so weit kommen? Ich habe mir doch geschworen von den Männern endgültig die Finger zu lassen. Dafür hatte ich sogar Benny verlassen. Und jetzt hätte ich um Haaresbreit Albert geküsst. Einen verheirateten Mann. Den Mann meiner besten Freundin!

 
Kapitel 43: Der großartige Dominik

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Das Schlimmste war, dass ich mit niemandem über den Beinahkuss mit Albert reden konnte. Nicht einmal Roland konnte ich mich anvertrauen. Die Sache war mir einfach zu unangenehm. Außerdem wollte ich nicht, dass Gerda davon erfuhr, nur weil Roland sich zufällig verplapperte. Und eigentlich war ja auch nichts passiert. Trotzdem ging ich rüber in den alten Saloon und versuchte meinem angestauten Frust beim Billard Luft zu machen.

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Ich war so in das Spiel vertieft, dass ich nicht bemerkte, dass jemand an den Tisch trat und mich beobachtete. "Das wird nichts, Brodlowska. Die Kugel kriegst du niemals rein". Dominiks Stimme erschreckte mich so sehr, dass der Queue von der Kugel abrutschte und ich es tatsächlich nicht schaffte, die geplante Kugel in die Tasche zu stoßen. "Na, hab ich es nicht gesagt?", grinste Dominik selbstzufrieden.

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"Jetzt zeige ich dir, wie ein echter Mann spielt". Er schnappte sich einen Queue und stellte sich an den Tisch. Ich zog mich gespannt zurück und beobachtete, wie er angeberisch verschiedene Positionen ausprobierte und dabei vorgab, als ob er die verschiedenen Einfall- und Ausfallwinkel der Kugeln mitberücksichtigen würde. Der Typ hatte doch nicht die geringste Ahnung von dem was er da tat. "Wenn ich die blaue Kugel in die mittlere rechte Tasche versenke", schlug er prahlerisch vor, "dann hast du die Ehre, die Gegenwart des großartigen Dominik Blech bei einem Cocktail zu genießen. Abgemacht Brodlowska?" "Abgemacht!", stimmte ich ohne groß zu überlegen zu, denn das würde diesem Angeber nie gelingen.

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Doch dann geschah das Unfassbare. Dominik stieß die rote Kugel an und ich hatte schon einen zurechtgelegten Spruch auf den Lippen. Doch die rote Kugel prallte erst gegen die eine Bande und dann mit Wucht gegen die zweite. Von da aus stieß sie gegen die halbe, dunkelrote Kugel, die sich daraufhin in Bewegung setzte und die schwarze Kugel schnitt. Diese bewegte sich wiederum auf die blaue zu und schnitt diese ebenfalls. Und mit einer langsamen, aber beständigen Bewegung rollte die blaue Kugel in die von Dominik vorhergesagte Tasche. Ich starte sprachlos auf den Tisch.

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Grinsend geleitete er mich zur Bar. "Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht, Brodlowska", forderte er mich auf. "Auch wenn es kaum vorstellbar ist, dass du dich nicht darum reißen könntest in meiner Gegenwart zu sein, du bekommst auch noch einen gratis Drink dazu." Wir setzten uns an die Theke. "Lass mich raten, worauf du so stehst", Dominik musterte mich einen Moment lang und winkte dann die Bardame herüber. "Für mich einen Zombie und für die grimmige Dame neben mir einen Pina Colada", gab er die Bestellung auf.

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"Nein, für mich bitte einen Mai Tai", berichtigte ich ihn. "Du kennst mich halt doch nicht so gut, wie du geglaubt hast". Doch als der Cocktail dann vor mir stand bereute ich die Bestellung. Dominik hatte vollkommen recht gehabt und ich wollte einen Pina Colada. Aber ich konnte doch nicht zulassen, dass dieser Kerl schon wieder Recht behielt. Also schluckte ich wohl oder übel das Gebräu hinunter, das ich mir selbst aufgebrockt hatte. Ich versuchte mir möglichst nichts anmerken zu lassen, doch da Dominik ständig in sein Glas hinein grinste, gelang mir das wohl nicht ganz so überzeugend. Aber wenigstens gab er keinen seiner üblichen Kommentare dazu ab.

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Und erstaunlicherweise entpuppte sich Dominik als ein interessanter Gesprächspartner, sobald man es geschafft hatte, seine ständigen dummen Sprüche zu ignorieren. Und so blieb es nicht nur bei dem einen Cocktail und diesmal konnte ich sogar tatsächlich das nehmen, was ich wollte.

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"Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Brodlowska", sagte Dominik beim Verlassen des Saloons. "Eher nicht, Dominik", gestand ich ihm ehrlich, woraufhin er mich skeptisch, aber immer noch von sich überzeugt ansah. "Ähm, das glaube ich eher nicht", war schließlich seine Reaktion. "Keine Frau kann mir widerstehen, auch du nicht. Du wirst sehen, in Null Komma nichts bist du wieder bei mir". Da ich ihn inzwischen etwas besser kannte, konnte ich über diesen Spruch sogar lachen. Irgendwie kam es mir so vor, als ob man bei diesem Mann mit allem rechnen musste.

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Doch eigentlich hatte ich nicht vor, noch einmal mit Dominik auszugehen. Ich war nicht auf der Suche nach einem neuen festen Freund und ganz eindeutig wollte Dominik mehr, als nur mit mir befreundet sein. Und zu mehr war ich nicht bereit. Jetzt nicht und auch in Zukunft nicht.

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Und trotzdem verkrafte sich etwas in mir, immer wenn ich sah, wie liebevoll Tristan und Frank miteinander umgingen. Frank war schon fast so etwas wie ein vierter Mitbewohner geworden. Er wohnte zwar nicht offiziell bei uns, aber eigentlich verbrachte er all seine Zeit außerhalb der Arbeit bei Tristan und so kam ich einfach nicht umhin die beiden zu beobachten. Manchmal erinnerten sie mich sogar etwas an meine Eltern, aber diese Gedanken erstickte ich sofort, wenn sie aufkeimten.

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Und dann sah ich an einem Nachmittag, wie Roland mit einer Frau aus dem Fahrgemeinschaftsauto stieg. Ich wollte sie nicht beobachten, aber durch das Fenster an der Eingangstür konnte ich sehen, wie er Hand in Hand mit ihr die Verandatreppe hinauf stieg und sich dann von ihr verabschiedete. "Wir sehen uns dann morgen im Krankenhaus", sagte er ihr liebevoll. "Ich vermisse dich jetzt schon". "Ich vermisse dich auch", hauchte sie ihm entgegen und verabschiedete sich mit einem letzten sanften Kuss.

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Ich wusste nicht, was los war, aber plötzlich stiegen die Tränen in mir auf. Roland konnte gerade noch erkennen, wie ich hastig in der Küche verschwand und da ich nicht auf sein Rufen reagierte kam er mir nach. "Oxana, was ist denn los?", fragte er besorgt. "Warum weinst du? Was ist passiert?" Ich wollte ihn damit abwimmeln, dass alles in Ordnung sei, doch dann brach es aus mir heraus. "Ich vermisse meinen Paps so sehr", schluchzte ich. "Ich dachte, es würde besser werden, doch es tut immer noch genau so weh wie am ersten Tag. Ich fühle mich so schuldig, dass ich nicht bei ihm gewesen bin, als er starb. Ich hätte für ihn da sein müssen!"

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"Und jetzt fühle ich mich so allein gelassen", ein Weinkrapf durchfuhr mich. "Aber... aber ich bin ja selbst schuld daran. Warum habe ich nicht auf Paps gehört und mich einfach aus der Angelegenheit zwischen ihm und Dad rausgehalten? Dann wäre das alles nicht passiert! Und vielleicht wäre ich dann heute in der Lage, eine vernünftige Beziehung zu führen, ohne Angst haben zu müssen, verletzt zu werden. Dann hätte ich mit Benny glücklich werden können. Wenn ich sehe, wie glücklich Tristan und Frank sind, dann tut mir das weh. Und als ich dich gerade mit Brandy gesehen habe, da wurde mir klar, dass ich so etwas nie haben werde. Und dann ist da noch die Farm! Das wächst mir alles über den Kopf. Die ganze Arbeit, der täglich Aufwand, ich bin ganz alleine damit. Wie soll ich das ganze denn bloß schaffen?"

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Da nahm Roland mich einfach in seinen Arm. "Ist schon gut, Oxana. Alles wird wieder gut", redete er auf mich ein und strich mir beruhigend über den Rücken, während ich mich weiterhin hemmungslos an seiner Schulter ausweinte. "Ich bin immer für dich da, vergiss das nicht, Oxana. Und ich werde auch in Zukunft immer für dich da sein. Wenn du Hilfe bei der Farm brauchst, dann helfe ich dir sofort und wenn du dich einsam fühlst, dann kannst du immer zu mir kommen. Du brauchst nicht allein zu sein. Das verspreche ich dir".

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Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, ging Roland ins Badezimmer und ließ mir ein Sprudelbad ein. Das warme Wasser entspannte mich tatsächlich und als ich über seine Worte nachdachte, wurde mir klar, dass er die Wahrheit gesprochen hat. Er würde immer für mich da sein, so wie er es schon immer gewesen ist. Und daran würde sich auch nichts ändern, wenn er jetzt mit Brandy zusammen war.​

 
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Hallo stev,
man könnte Oxana ja glatt beneiden, wie sie ihren Tag mit einem Frühstück mit ihren leicht bekleideten Jungs beginnt (mann, sind die süß :love:), wenn da nicht diese finanzielle Notlage und die Verpflichtungen wären, die mit der Farm verbunden sind.
Bei der Szene in der Disko, als Tristan seinen Frank begrüßt, musste ich sehr über Oxana lachen. Sehr witziges Detail, dass Frank vorher ach so hetero wirken wollte. Kommt ja tatsächlich immer wieder mal vor, dass sich so einer traut, endlich zu seinen Gefühlen zu stehen. Jedenfalls finde ich dieses frisch verliebte Pärchen sehr niedlich anzusehen.
Btw., Roland trägt da ja ein scharfes Outfit, ein bisschen eigenwillig vielleicht, aber cool. Aber in seiner Farmerkluft gefällt er mir genauso gut. Wahrscheinlich egal, was er trägt, ich bin immer entzückt von dem Jungen. :schäm: Auch von der Art, wie ein ganz vorsichtig versucht, Oxana die Sache mit dem Job zu erzählen. Sie unterschätzt ihn mal wieder und das nicht nur beruflich. Der junge Mann ist tatsächlich Arzt und wird nun als solcher arbeiten. Trotzdem will er ihr weiterhin helfen. Roland ist echt ein Hauptgewinn. :)

Sag mal, diese Pumpe auf dem Maisfeld ist in Wahrheit doch eher das Gegenteil? Ist das nicht so ein Deko-Feuerspuker? Geht hier jedenfalls problemlos und glaubwürdig als Wasserpumpe durch. Wie auch immer, das Ding bringt Oxana und Albert gefährlich nah zusammen, in gewisser Weise. Der Mann wäre zwar nun jetzt so gar nicht mein Typ, aber Oxana scheint von ihm heftg angezogen zu werden. Ihre Erziehung und die Aussicht auf Gewissenskonflikte verhindern, neben ihrer Angst vor einer Bindung, dass da tatsächlich was passiert. Noch jedenfalls. :ohoh:

Im aktuellen Teil trifft sie wieder auf diesen Dominik, dessen unglaublich freche Art du mal wieder so meisterhaft rüberbringst, dass dieser Angeber (der eigentlich auch nicht mein Fall wäre) selbst mich beeindruckt. Die Nummer beim Billard ist köstlich beschrieben! :lol: Und die an der Bar mit dem Drink ist ja fast schon unheimlich. Man kann diesen unverschämten Kerl ja eigentlich nur abweisen, aber sicher nicht so einfach wieder vergessen. Hartnäckig, der Mann. :rolleyes:

Dass Oxana sich im Moment schwertut, die glücklichen Pärchen um sich herum zu ertragen, ist naheliegend. Bei Roland stört es sie wohl besonders, weil sie ja reiiiin zufällig genau mithört, wie er sich von mit seiner neuen Freundin verabschiedet. :D Bei ihrem Gefühlsausbruch ist wohl nicht nur die Sache mit ihren Vätern der Grund. Doch Goldschätzchen Roland zeigt sich schon wieder so einfühlsam und hilfsbereit, dass sie wohl nun endlich ganz langsam erkennen kann, was er in ihrem Leben für eine Rolle spielen kann. Oder sollte.

Hast Recht, nun geht es langsam so richtig los und wir sind mittendrin! :)

LG Michalis
 
Ich muss gestehen, ich habe lange überlegt ob ich deine FS lesen sollte und dann hab ich ihr mal eine Chance gegeben! Und ich muss sagen das ist eine wirklich schöne FS. Zuerst habe ich gedacht das sei eine wo die eine ihren Freund betrügt und andersrum und sie sich was vorspielen, aber es war anders und das hat mich fasziniert. Ich könnte garnicht mehr aufhören zu lesen und habe sie in einem Rutsch durchgelesen. Oxanas Leben ist wirklich alles andere als einfach, aber du hast es geschafft ohne Verwirrung durch ihr Leben zu führen und mich auch ab und zu mal herzlich zum lachen gebracht hast. Letizia ist ja wirklich die Zicke in Person gewesen und dann tut sie einen auf Unschulslämmchen. Ihre Art zu sprechen hat mich ein wenig an die Haushälterin aus einem Buch erinnert, wo zwei Jugendliche sich gegenseitig E-Mails schreiben . Anscheinend sind Französinen so richtige Männerheldinen die jeden Mann um den Finger wickeln können (Außer Tristan, aber der zählt ja nicht so wirklich). Ich hoffe das sie glücklich wird und über den Tod ihres Paps hinwegkommt, das die Farm endlich Geld abwirft und alles sich wieder beruhigt. Vielleicht schafft sie es ja auch noch einmal mit Benni sich etwas aufzubauen und dann ein etwas ruhigers Leben zu führen ich bin gespannt wann etwas neues kommt.

LG
 
Hallo stev,
man könnte Oxana ja glatt beneiden, wie sie ihren Tag mit einem Frühstück mit ihren leicht bekleideten Jungs beginnt
Ja, ich glaube, Oxana genießt diesen Anblick durchaus, auch wenn sie sich dessen vielleicht nicht vollständig bewusst ist ;)

Sehr witziges Detail, dass Frank vorher ach so hetero wirken wollte. Kommt ja tatsächlich immer wieder mal vor, dass sich so einer traut, endlich zu seinen Gefühlen zu stehen.
Frank ist je noch nicht sooo alt, vielleicht 26 oder 27. Und ich glaube, dass ist für viele Männmer immer noch kein spätes alter für das Coming-Out. In der Schulzeit kommt es meiner meinung nach so gut wie nie vor, als vermutlich nicht vor dem 18. oder 19. Lebensjahr. Die meisten Männer outen sich wohl erst so in ihrer Uni-Zeit, weil sie sich ihrer Gefühle dann selbst sicherere sind und auch der Freundeskreis und das Umfeld zu dem Zeitpunkt schon geistig so reif sind, dass das Outing problemlos(er) akzeptiert wird. Und bei Frank kommt noch dazu, dass seine Mitbewohner insgesammt sehr homophob sind, da ist ein Outing noch schwerer.

Btw., Roland trägt da ja ein scharfes Outfit, ein bisschen eigenwillig vielleicht, aber cool.
Ja, es ist schon ein sehr auffälliges Outfit. Aber mit Anfang 20 kann man so etwas schon mal tragen.

Sie unterschätzt ihn mal wieder und das nicht nur beruflich.
ja, Oxana hat eine "vernebelte" Wahrnehmung von Roland. Irgendwie nimmt sie ihn als mann, sowohl in sexueller als auch in beruflicher Hinsicht, nicht wahr. Für sie ist er eher so etwas wie ein Schulfreund.

Sag mal, diese Pumpe auf dem Maisfeld ist in Wahrheit doch eher das Gegenteil?
Ja, das stimmt :D Würde sie angehen, stünde vermutlich das halbe Maisfeld gleich in Flammen :lol

Der Mann wäre zwar nun jetzt so gar nicht mein Typ, aber Oxana scheint von ihm heftg angezogen zu werden.
Oh, ich finde Albertz aber echt zum anbesien :love: Zumindest so, wie ich ihn umgestalltet habe, mit dem Farmerklamotten, dem Hut und dem Dreitagebart. kein Wunder also, dass Oxana sich seiner Anziehungskraft nicht widersetzen kann.

Die Nummer beim Billard ist köstlich beschrieben! :lol: Und die an der Bar mit dem Drink ist ja fast schon unheimlich.
Beide Szenen gehören zu meinen Lieblingsszenen der Geschichte. Ich muss immer selbst darüber Lachen, wenn ich sie lese.

Bei ihrem Gefühlsausbruch ist wohl nicht nur die Sache mit ihren Vätern der Grund.
Nein sicherlich nicht nur. Sie sehnt sich auch nach einem Partner an ihrer Seite, auch wenn sie sich das noch nicht eingestehen will oder kann.

Vielen Dank für deinen sehr ausfürlichen Kommentar, Michalis. Es war mir eine Freude, ihn beantworten zu können.


Ich muss gestehen, ich habe lange überlegt ob ich deine FS lesen sollte und dann hab ich ihr mal eine Chance gegeben!
Das freut mich natürlich. Was war denn der Grund für das lange zögern? Möglicherweise kann ich meinen ersten Post noch etwas anpassen, um nicht noch mehr potenzielle Leser zu verschrecken.

...und mich auch ab und zu mal herzlich zum lachen gebracht hast.
Das freut mich ganz besonders. Ich mag es selbst gerne, wenn in Fotostorys auch mal Szenen zum Schmunzeln eingebunden werden.

Letizia ist ja wirklich die Zicke in Person gewesen und dann tut sie einen auf Unschulslämmchen.
Tja, sie hat es wohl raus, Männer um den Finger zu wickeln. Ich habe mich natürlich ganz bewusst des Klischees des französischen Hausmädchens bedient. Und ich kann schon so viel verraten, dass Letizia noch einmal eien wichtige Rolle in Oxanas Leben spielen wird.

Vielleicht schafft sie es ja auch noch einmal mit Benni sich etwas aufzubauen und dann ein etwas ruhigers Leben zu führen ich bin gespannt wann etwas neues kommt.
Ich kann schon mal verraten, dass Benny es noch einmal bei Oxana versuchen wird. Wie sie aber darauf reagiert, wird hier natürlich nicht verraten.

Ich fereu mich sehr über deinen Kommentar. Das nächste Update wird es am freitag geben. Das ist nämlich mein "offizieller" Updatetag.
 
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Naja also ich finde den Eingangspost schon gut geschrieben aber irgendwie bin ich nicht der Telenovelafreak (ehr hasse ich sie). Dann werde ich jetzt mal jeden Freitag hier reingucken und mitkommentieren. Das es Benni noch einmal verucht finde ich klasse, den die beiden sind ein wirklich gutes Paar. Oh Letizia wird noch eine Rolle spielen???:eek: Da bin ich aber mal wirklich gespannt weil etwas wirklich gutes kann das ja nicht bedeuten. Was ich mich aber noch frage ist sie ein Vampier oder hast du den Hautton und die Augenfarbe gedownlodet und würdest du mir auch verraten wo man die Korbstühle findet??? Wäre super lieb von dir. LG
 
@SimsIloveit
Letizia ist kein Vampir. Die Haut und die Augen sind downloads. Ich muss gestehen, dass ich nicht so der Vampir-Fan bin. Ich habe auch noch nie einem bei Sims2 oder sims3 gespiel.
Leider weiß ich nicht mehr, woher ich die Korbstühle habe. Ist schon zu lange her, dass ich sie runtergeladen habe.
 
Kapitel 44: Dürre

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Nach meinem Gefühlsausbruch ging es mir erstaunlicherweise besser. Bis sich die nächste Katastrophe anbahnte. In der Sierra Simlone war es heiß, sehr heiß sogar. Aber so heiß wie in den letzten Tagen habe ich es auch hier noch nicht erlebt. In der Mittagszeit erreichte das Thermometer durchaus 45 °C. An diesem Tag waren es sogar 47 °C. Nicht nur dass ich diese Hitze kaum aushielt, meine jungen Maispflanzen taten es erst recht nicht. Eigentlich hatte ich vorgehabt, Albert nach dem letzten Zwischenfall nicht mehr um Hilfe zu bitten, aber ich konnte nicht zulassen, dass meine gesamte Ernte einging. Ich führte ihn aufs Feld und zeigte ihm ratlos den total ausgedörrten Boden und die jungen Maispflanzen die schon begannen dahinzuwelken.

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Doch diesmal konnte selbst Albert mir nicht helfen. "Tut mir leid, Oxana, aber so ist nun einmal die Sierra Simlone", erklärte er mir gedrückt. "Solche Hitzeperioden sind für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Deshalb Pflanzen die meisten Farmer ihren Mais auch früher, sodass er zu dieser Jahreszeit bereits ausgewachsen ist und ihm die Hitze nicht mehr so viel ausmacht. Du kannst jetzt nur hoffen, dass diese Hitzewelle nicht zu lange anhält. Lass die Pumpen am besten die ganze Nacht laufen. Dadurch sinkt zwar dein Grundwasserspiegel schneller, als er wieder nachgespeist wird, aber für ein paar Tage solltest du das durchziehen können. Und ganz ehrlich, länger als ein paar Tage hält dein Mais dieser Hitze ohnehin nicht stand."

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Albert sah meinen deprimierten Blick. "Es gibt schlimmeres, Oxana, ganz ehrlich", versuchte er mich aufzumuntern, doch mit wenig Erfolg. Ich könnte meine gesamte erste Maisernte verlieren. Wie viel schlimmer konnte es denn noch kommen? "Lass uns heute Abend doch ausgehen", schlug Albert dann vor. "Du kannst deine Mitbewohner mitbringen und ich komme mit Gerda. Das wird dich auf andere Gedanken bringen. Na was sagst du?" In meinem Kopf schrie eine Stimme ganz laut: "Nein! Nicht nachdem was erst vor kurzen zwischen euch vorgefallen ist." Aber ich überhörte sie einfach. Was sollte denn auch schon passieren, wenn Gerda und die Jungs dabei waren?

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Doch als ich am Abend Roland fragte, sagte er mir überraschenderweise ab. "Tut mir leid Oxana, aber heute Abend habe ich schon was vor", erklärte er, während er im Spiegel noch einmal überprüfte, ob seine Haare auch ordentlich anlagen. "Brandys Eltern haben mich heute Abend zum Essen eingeladen und da kann ich ja schlecht nein sagen. Ganz abgesehen davon, dass ich das gar nicht will."

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Naja, dann halt nur Tristan und ich. Doch als ich ohne anzuklopfen in sein Zimmer platzte, da erwischte ich ihn bei... einer anderen Aktivität. Oh Gott, war mir das peinlich. Mein Kopf lief knallrot an, insbesondere als ich Franks nicht ganz jugendfreie Worte hörte, die absolut nicht an meine Ohren bestimmt waren. Ich schloss die Tür ganz schnell wieder und hoffte, dass die beiden mich nicht bemerkt hatten. Ich schätze, somit war ich die einzige Bewohnerin der Simlane 10, die sich heute mit Albert und Gerda in der Stadt treffen würde.

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Als ich im Longhorn Saloon auftauchte, saßen Albert und Gerda bereits am Pokertisch. "Tristan und Roland hatten leider schon was anderes vor", entschuldigte ich mich für die fehlenden Jungs und setzte mich zu den beiden. "Ach, wir werden auch zu dritt unseren Spaß haben", entgegnete Gerda und spielte mir die Karten zu. "Der Mindesteinsatz beträgt 50 Simolitos, wir wollen es schließlich nicht übertreiben."

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Gerda scherzte viel herum und wir konnten endlich so richtig über Letizia ablästern. Dabei entschuldigte sie sich mindestens fünf Mal bei mir, dass ich diese Frau ertragen musste. Und ich versicherte ihr mindestens fünf Mal, dass ich ihr gerne geholfen hatte. Dass mein schlechtes Gewissen dabei eine nicht zu verkennende Rolle gespielt hatte, verschwieg ich allerdings. Zum Glück war der Spieleinsatz so gering, denn ich stellte mich als grottenschlechte Spielerin heraus. Roland hatte mir mal die Regeln erklärt, das war aber auch schon alles. Von Taktik hatte ich nicht die geringste Ahnung. Allerdings schweifte mein Blick auch immer wieder zu Albert ab. Und ich musste wieder daran denken, wie wir uns fast geküsst hätten. Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Doch ein Blick auf seinen Ringfinger rief mir wieder in Erinnerung, dass dieser Mann schon vergeben war. Und selbst wenn nicht, ich wollte keinen Mann mehr. Nie wieder.

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Plötzlich trat Aron an unseren Tisch. "Frau Kappe, entschuldigen sie die Störung", unterbrach er unser Spiel, "aber wir haben einen Anruf für sie. Es ist ihre Tochter Miranda". Gerda sah leicht verwirrt zu Albert, der aber zuckte nur mit den Schultern. "Das Telefon steht hinten im Büro", erklärte Aron und zeigte auf die Tür neben dem Tresen. Gerda seufzte, legte ihre Karten zur Seite und machte sich auf den Weg ins Hinterzimmer.

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Da Gerda ohnehin für eine Weile weg war, nutzte ich die Gelegenheit um mich frisch zu machen. Es war immer noch unerträglich heiß und kleine Schweißperlen bildeten sich überall in meinem Gesicht, die ich lieber wegwischen wollte. Ich war noch auf der Toilette, als Gerda wiederkam. "Es geht um Elvira", klärte sie ihren Mann auf. "Sie will nicht aufhören zu schreien und Miranda wird nicht mit ihr fertig. Wir sollten lieber wieder nach Hause gehen". "Und Oxana einfach allein lassen?", entgegnete Albert empört. "Das ist das erste Mal seit Wochen, dass wir wieder mal aus dem Haus kommen. Ich hab keine Lust jetzt schon wieder zu unseren schreienden Kindern zurückzukehren. Du kannst gerne gehen, aber ich bleibe hier!", fuhr er sie im harschen Ton an. "Albert, bitte, die Leute gucken schon", zischte Gerda zwischen zusammengekniffenen Lippen und schaute unauffällig zu einigen Gästen hinüber, welche die beiden tatsächlich beobachteten. Doch Albert winkte nur ab. "Es ist mir egal, was die Leute denken. Und wie ich schon sagte, ich bleibe noch hier!"​

 
Ich habe mich schon auf das neue Kapitel gefreut und finde das du es hervorragend in Szene gesetzt hast. Hoffentlich behält die arme Oxana kein Trauma von der Bettszene. Die Maisernte kann sie ja dann mal knicken und dann grade da wo der Kühlschrank vor sich hin gähnt. Ich hoffe für Gerda das sich Albert nicht wieder an Oxana versucht, weil das sehr schade um die Freundschaft zwischen Oxana und Gerda wäre. Aber das Albert was gegen seine Kinder hat zhzhzh, er wollte sie doch bestimmt auch haben. Aber wie sagt man so schön: "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr."

Damit verabschiede ich mich auch schon wieder und warte auf das nächste Kapitel das dann hoffentlich die Fragen beantwortet.

LG
 
Spannender Cut, Stev.

Ich muss gestehen, dass mir Albert nach diesem Kapitel sehr unsympathisch ist. Es sind ja eben wirklich auch seine Kinder und seine Frau hat sie ja wohl fast immer am Hals, während er arbeitet. Und ich weiß aus Erfahrung, dass "normale" Arbeit sehr viel entspannender ist als zu Hause mit mehreren Kindern zu hocken und nebenbei noch den Haushalt zu schmeißen. Und auf der Farm hilft Gerda ja auch noch mit, wenn ich das richtig in Erinnerung hatte. Ich finde, Albert hätte Gerda ruhig auch mal anbieten können, dass sie sich einen schönen Abend machen kann. Ob er wohl im Hinterkopf hatte, dass er gerne mit Oxana allein wäre? Das würde es nur noch schlimmer machen.
 
@SimsIloveit
Keine Angst, die Bettszene von Tristan und Frank wird bei ihr kein Trauma hinterlassen ;) Die beiden waren ja schon unter der Decke versteckt :D ja, die Ernte jetzt noch zu retten wird schwierig. Finanzielle Einbußen stehen ihr jetzt in jedem Fall bevor. Zu Alberts Verteidigung möchte ich anmerken, dass er Oxana bislang zu nichts gedrängt hat. Jedes Treffen, jede Umarmung, jeder Beinah-Kuss, ging von Oxana genau so stark aus, wie von ihm. Es ist also nicht so, dass er sie bislang großartig verführen musste. Die Chemie zwischen den beiden stimmte einfach von Anfang an. Aber für die Freundschaft mit Gerda ist das natürlich ein großes Problem. Und in der Szene schien es so, als ob Albert seine Kinder nicht mögen würde. Aber auch dieser Eindruck mag täuschen. Man muss bedenken, dass es gerade unglaublich heiß ist und auch Alberts Ernte zu verdorren droht. Das er da unglaublich angespannt ist, dürfte verständlich sein. Und ganz ehrlich, vier Kinder können können wirklich anstrengend sein, egak wie sehr man sie auch liebt. Und wenn die Nerven ohnehin blank liegen, dann reagiert man schon mal über.

@Bienchen
Dir antworte ich auch noch im Laufe des Tages. Jetzt muss ich erst einmal zur Arbeit.

Edit:Ich habe ja schon in der Antwort zu SimsIloveit geschrieben, dass Albert momentan sehr unter Stress steht. Wenn einem die Ernte einzugehen droht, die nun einem den Lebenunterhalt darstellt, dann geht das nicht spurlos an einem vorbei. Das wäre zumindest eine Erklärung für Alberts harrschen Ton Gerda gegenüber. Aber du hast Recht, Gerda hat natürlich mit den gleichen Problemem zu kämpfen und die Kinder hat tatsächlich sie die längste Zeit des Tages am Hals. Und ja, ich glaube schon, dass Albert sich darüber freut, mal alleine mit Oxana sein zu können. So wie sie sich von ihm angezogen fühlt, fühlt er sich auch mehr und mehr von ihr angezogen. Es wäre bereits auf dem Feld zum ersten Kuss gekommen, hätte Oxana sich nicht selbst zurückgezogen. Ich bin mir nicht sicher, ob Albert es bewusst darauf anlegt, Gerda mit Oxana zu betrügen, aber er unternimmt auch nichts, um das zu verhindern.
 
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Kapitel 45: Ein Moment der Schwäche

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Als ich wieder den Schankraum betrat, war Gerda bereits verschwunden. "Wo ist sie denn?", erkundigte ich mich bei Albert, während ich mich zu ihm an die Bar setzte. "Ach, sie musste nach unserer Kleinsten sehen. Nichts Ernstes also. Ich hoffe, wir beide können noch ein wenig länger um die Häuser ziehen? Wie wäre es mit einem Cocktail?", schlug Albert vor. Wieder hörte ich dies leise Stimme in meinem Kopf die "Nein" schrie, doch erneut überhörte ich sie und antwortete, "Ja, gerne", stattdessen.

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"Einen Long Island Ice Tea, bitte", gab ich meine Bestellung bei Aron ab. "Ich hätte gar nicht erwartet, dass du so etwas Starkes trinkst". Albert warf mir einen anerkennenden Blick zu. "Für mich einen einfachen Scotch", fügte er dann an Aron gewandt hinzu und kurze Zeit später standen zwei eisgekühlten Drinks vor uns. "Auf eine weitere gute Zusammenarbeit", prostete Albert mir zu und dem konnte ich nur zustimmen. Ich schlürfte gerade meinen zweiten Ice Tea, als Albert begann ein Melodie zu pfeifen und plötzlich verspürte ich den unstillbaren Drang zu tanzen. "Komm Albert, lass uns rüber in den Club gehen und ein wenig abtanzen", schlug ich deshalb spontan vor. "OK", war Alberts einzige Reaktion und schon war er dabei aufzustehen. Ich kippte das letzte Drittel meines LI-Ice Teas auf Ex herunter und stand dann ebenfalls auf. Zwar musste ich mich ein wenig an der Theke abstützen, weil sich plötzlich alles drehte, aber das gab sich nach einem kurzen Moment wieder. Zumindest nahezu.

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Der Club war fast menschenleer, aber das war nicht ungewöhnlich mitten in der Woche. So hatten wir wenigstens Platz auf der Tanzfläche. Also schnappte ich mir kurzentschlossen Alberts Hand und zog ihn hinter mir her zum Tanzbereich. "Wollen wir nicht vorher noch einen Drink bestellen", versuchte er mir zu entkommen, doch das hatte überhaupt keinen Sinn. Ich fing an, mich im Takt der Musik zu bewegen und auch Albert verlagerte sein Gewicht vom einen Fuß auf den anderen und deutete somit zumindest so etwas wie einen Tanz an. Doch je länger wir tanzten, desto mehr fand er seinen Rhythmus. Und plötzlich spürte ich seine Knie zwischen meinen Beinen, sah, wie Albert seinen Oberkörper im Einklang mit der Musik nach hinten lehnte und sein Becken kreisen ließ. Und ich ging darauf ein. Ich ließ mein Becken kreisen und sank langsam auf seinen Oberschenkel. Dabei fuhr ich mit meinen Fingern durch meine nassgeschwitztes Haar.

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Im Club war es glühend heiß, insbesondere unter den Scheinwerfern. Meine gesamte Haut war schweißnass, sogar mein Shirt war schon durchnässt. Und Albert erging es nicht anders. Der Schweiß tropfte von seiner Schläfe. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr genug Luft zu bekommen und atmete durch den Mund, statt durch die Nase. Inzwischen tanzten wir in unserem eigenen Rhythmus. Langsamer...näher beieinander. Albert schaute ununterbrochen in meine Augen, als ob er so meine Gedanken lesen könnte. Ich wagte es kaum zu zwinkern. Meine Hände streichelten unentwegt seine starken Oberarme und unsere Becken kreisten gemeinsam. Alberts Hände glitten über meinen Rücken, meine Hüften, meine Po...

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Ich drehte mich um, tanzte nun mit dem Rücken zu ihm gewandt. Seine Hände glitten über meine Oberschenkel, meinen Bauch. Er hielt mich fest in seinem Griff. Ich spürte seinen kratzigen Bart an meiner Wange. Plötzlich schob er meine Haare zur Seite und seine Lippen berührten vorsichtig meinen nun freigelegten Hals. Ein Schauer durchfuhr meinen Körper und ich stöhnte leise. Dann drehte er mich zu sich herum, hielt mich immer noch fest und dann fühlte ich seine warmen Lippen auf meinen. Mein Atem setzte aus und meine Augen schlossen sich ganz von alleine. Ich spürte seinen Atem, schmeckte das Salz auf seinen Lippen, fühlte, wie seine Zunge sanft meine Lippen berührte und nur auf meine wartete. Und sie musste nicht lange warten.



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Als ich meine Augen aufschlug, war es bereits hell in meinem Zimmer. Durch den Vorhang hindurch konnte ich die aufgehende Sonne erkennen und ich musste blinzeln, um nicht geblendet zu werden. Wann hatte ich überhaupt die Vorhänge zugezogen? Und Wie war ich nach Hause gekommen? Ich hatte einen Filmriss. Und so etwas war mir noch nie zuvor passiert. Dabei hatte ich nicht einmal viel getrunken. An den zwei Long Island Iceteas wird es wohl nicht gelegen haben? Ich richtete mich mühsam auf und in meinem Kopf begann es leicht zu hämmern. Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Ein leises Schnarchen. Erschrocken schaute ich auf die andere Betthälfte und konnte einen blonden Haarschopf sehen. Alberts Haarschopf!

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Wir hatten doch nicht etwa...? Doch natürlich hatten wir. Ich saß nur in meiner Unterwäsche bekleidet im Bett und merkte, dass mein BH nicht einmal richtig verschlossen war. Mein Blick schweifte über den Zimmerboden und ich konnte unschwer Alberts und meine Klamotten erkennen, die überall verstreut herumlagen. Alberts Unterwäsche war auch darunter. Albert schnaufte und drehte sich auf die andere Seite, aber er schlief weiter tief und fest. Er sah so friedlich aus. Die Erinnerung an den Club kehrte wieder. Unser eng umschlungenes Tanzen...unser Kuss. Ich setzte mich auf die Bettkante und starte vor mich hin. Ja, wir hatten miteinander geschlafen, daran bestand kein Zweifel. Aber wie konnte ich es nur so weit kommen lassen?

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Doch ich blieb erstaunlich ruhig. Statt durchzudrehen, setzte ich mich in den Sessel gegenüber von meinem Bett und beobachtete Albert. Dabei dachte ich an nichts Bewusstes. Es verstrich einige Zeit bis Albert sich zu rühren begann. Verschlafen blickte er sich im Zimmer um, bis er mich entdeckte. "Guten Morgen, meine Prärieblume". Er lächelte mich an, doch mein Gesicht blieb ausdruckslos. Also stieg er aus dem Bett und kam hüllenlos auf mich zu. Er wollte meine Wange streicheln, doch ich wich ihm aus und richtete mich auf. "Das hätte niemals passieren dürfen", sagte ich ganz direkt. "Wir hätten niemals miteinander schlafen dürfen. Was willst du deiner Frau sagen? Was soll ich ihr...."

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"Psss". Sein Finger auf meinen Lippen ließ mich verstummen. "Darum wollen wir uns jetzt keine Gedanken machen". Ich wollte protestieren, doch als seine Lippen mich berührten, schwand meine Entschlossenheit. Mit Leichtigkeit hob Albert mich hoch und legte mich zurück aufs Bett. Ich zeigte nicht den geringsten Wiederstand. Als er sich über mich beugte und ich in seine vor Lust glänzenden Augen blickte, kehrte die Erinnerung an letzte Nacht vollständig wieder. Die Erinnerung an seine rauen Hände, die wie Sandpapier über meine weiche Haut glitten, seine Entschlossenheit, die es mir erlaubte, mich einfach fallen zu lassen. Und so war es auch dieses Mal. Ich ließ mich fallen und gab mich Albert voll und ganz hin.

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Erschöpft schlief er wieder ein. Ich schmiegte mich dicht an seinen Rücken und liebkoste ihn mit zarten Küssen und genoss es, ihn so nah bei mir zu spüren und den Duft seines Körpers wahrzunehmen. Ich wollte diesen Moment für immer festhalten und nicht an die Zukunft denken. All die Probleme, die auf mich zurasten, waren mir egal. Zumindest für den Augenblick und glücklich fiel auch ich in einen leichten Schlaf.
 
Also wirklich, dieser Albert wird mir immer unsympatischer!! Wie kann man es nur ausnutzen wenn die Frau sich um die Kinder kümmert, eine andere anzugraben und dann auch noch die beste Freundin der Frau. Er geht wirklich zur Sache, aber Oxana kennt ja auch keinen Halt und Respekt. Ich meine ein Filmriss erlaubt keinem mit dem Mann deiner besten Freundin zu schlafen. Aber ich bin jetzt mal ganz optimistisch und alles wird sich zum guten Wenden. Gerda wird Oxanan und Albert verzeihen und die Maisernte wird sich auch noch berappeln. Der Regen wird in Strömen über das Land ziehen und es ist wieder Friede, Freude, Eierkuchen.

Du hast das wie immer super toll mit den Bilder und den Texten gemacht und ich war richtig gefesselt.

LG
 
Albert scheint ja überhaupt keine Gewissensbisse zu haben. Da nutzt ihm die Ausrede, dass er momentan gestresst ist, gar nichts, deshalb nagelt man nicht die Freundin seiner Frau.
Bei Oxana ist es ja schon so, dass sie Gewissensbisse hat, sie werden nur im Moment durch das Verlangen nach Albert überlagert. Aber damit sind sie noch nicht weg.
Aber vielleicht ist es bei Albert auch so, dass er das ganze nicht so locker sieht, wie er tut und es nur gegenüber Oxana nicht zeigt, weil er wenigstens die Stunden mit ihr ohne Reue genießen und sich diese für einen späteren Zeitpunkt aufheben will. Was ihn mich nicht sympathischer machen würde.
Nun ja, wie heißt es so schön: Nobody is perfect.
Und die meisten Ehen sind es auch nicht. Sonst würde niemand fremd gehen.
 
@SimsIloveit
Würde es helfen wenn ich sage, dass Liebe blind macht? Vermutlich nicht, aber so ist es. Oxaan ist Albert als Frau schon länger aufgefallen. Bislang konnten sich die beiden noch zusammenreisen, aber bei der Hitze, die momentan in der Sierra Simlone steht und dem Alkohol, sind bei beiden einfach die Sicherheitssysteme ausgefallen.

@Bienchen
Von Alberts Gefühlen bekommen wir nicht viel mit, weil Oxana s Gefühle viel zu sehr im Vordergrund stehen. Sie ist so sehr mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt, dass sie nicht einmal erkennen würde, ob Albert Gewissensbisse hat oder nicht. Und Stress ist natürlich keien akzeptable Erklärung für sein Verfalten. Solch eine gibt es auch nicht. Er hat Ehebruch begangen. Punkt. Trotzdem kann man vielleicht anmerken, dass er sich diesen Schritt gründlciher überlegt hätte, wenn er nicht so unter Stress gestanden hätte, wenn es nicht so unerträglich heiß gewesen wäre, dass man kaum denken kann, und wenn nicht so viel Alkohol geflossen wäre. Aber selbst diese Erklärungsversuche haben keien Bedeutung mehr, als er am morgen gleich noch einmal mit Oxana schläft. Aber das trifft auf Oxana natürlcih genau so zu. beim ersten mal war sie vielleicht zu betrunken, um klar denken zu können und Albert abzuweisen. Am Morgen lässt sie sich aber ganz bewusst auf ihn ein. beide wissen da, dass sie einen Fehler begehen. Aber die Konsequenzen sind ihnen, zumindest für diesen einen Moment, vollkommen egal. Die beiden spüren diese starke Anziehungskraft zwischen sich, vielleicht ahnen sie ja bereits, dass es Liebe ist, und konnen daher nicht voneinader lassen, so falsch das auch sein mag.
 
Kapitel 46: Reue

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Doch viel zu schnell war dieser Augenblick vorbei. Als ich aufwachte, konnte ich all die Fragen, die sich mir aufdrängten nicht mehr wegschieben. Ich schnappte mir meine Sachen und verschwand im Badezimmer. Albert schlief immer noch tief und fest. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Tristan und Roland bereits bei der Arbeit waren, weckte ich ihn. Und während er unter die Dusche ging, bereitete ich ein Frühstück vor. Wenn ich gleich schon mit ihm reden musste, dann wollte ich wenigstens satt sein.

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Ich saß bereits am Tisch, als Albert aus dem Bad kam. Der Teller für ihn stand am gegenüberliegenden Tischende, so weit entfernt von mir, wie es nur ging. Ich wollte nicht noch einmal riskieren, dass die körperliche Nähe zu ihm, mich zu etwas verleitete, wovon ich wusste, dass es falsch war. Aber schon allein bei seinem Anblick, fiel es mir schwer, ihm nicht um den Hals zu fallen. Albert setzte sich ohne zu widersprechen auf den Platz, den ich für ihn vorgesehen hatte. Schweigend begannen wir zu essen.

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Ich hoffte, dass er irgendetwas sagen würde, doch als Albert stumm blieb, musste ich beginnen. "Das heute Nacht war..." "Schön?", unterbrach er mich und blickte mich dabei eindringlich an. "Eine einmalige Sache", erwiderte ich. Ein trauriges Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab und er aß weiter von seinem Pfannkuchen. "Du bist verheiratet, da spielt es keine Rolle, ob es schön war. Zu Hause warten eine Frau und vier Kinder auf dich. Es kann nichts anderes sein, als eine einmalige Sache, verstehst du?"

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Albert nickte stumm. "Gerda...sie darf davon nicht erfahren", sprach ich weiter. Wieder nickte Albert. "Von mir wird sie nichts erfahren. Du hast es ja selbst gesagt, es war eine einmalige Sache. Ein Ausrutscher. Es gibt nichts was sie wissen müsste." Seltsamerweise fühlte ich mich nicht erleichtert. Im Gegenteil. "Was...was wirst du ihr erzählen, wo du warst...heute Nacht?". "Ich habe zu viel getrunken und hab bei dir auf der Coach übernachtet, um die Kleinen nicht zu wecken", antwortete er. "Das ist so nah an der Wahrheit, dass sie nicht misstrauisch wird."

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Mehr gab es nicht zu sagen. Albert aß auf, nahm seinen Hut und ging dann zu Tür. Ich begleitete ihn. Er wollte schon fast hinausgehen, als er sich umdrehte und meine Hand faste. Ich konnte an seinem Blick erkennen, dass er wollte, dass ich ihn aufhielt. Und ich wollte es so sehr, aber ich durfte nicht. "Es war eine einmalige Sache", wiederholte ich leise und eine einzelne Träne lief meine Wange hinunter. Er setzte zum Sprechen an, doch dann seufzte er nur schwer und verließ mein Haus.

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Erst als Albert weg war, wurde mir so richtig bewusst, was ich eigentlich getan hatte. Ich hatte gegen das zehnte Gebot verstoßen, als ich mit dem Mann einer Anderen schlief. Und was noch viel schlimmer war, ich hatte Albert dazu verleitet gegen das sechste Gebot zu verstoßen und Ehebruch zu begehen. Ich fühlte mich so schuldig. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an die Sünden, die ich begangen hatte. Egal ob ich draußen auf den Feld und bei den Rindern oder ob ich Zuhause war, immer musste ich an Albert und an unser Vergehen denken. Einzig in der Kirche fand ich ein wenig Ruhe, wenn ich mich in das Gebet vertiefte und meine Sünden bereute. Doch es half nur für einen kurzen Moment, denn ich wusste, dass ich Gerda gegenüber nicht ehrlich sein durfte. Auch wenn es mir vielleicht eine Last von der Seele nehmen würde, es würde ihr Leben zerstören.

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Doch ich versuchte es jeden Tag aufs Neue. Wenn ich nur stark genug bereute, dann würde Gott mir verzeihen...aber vielleicht lag ja genau da das Problem. Vielleicht bereute ich nicht genug? Ich war so in mein Gebet vertieft, dass ich nicht bemerkte, wie sich eine Gestalt direkt vor mich stellte. Als ich meine Augen öffnete und Dominik erblickte, zuckte ich vor Schreck zurück. Er grinste wieder einmal. "Irgendetwas muss mit meinem Telefonanschluss nicht stimmen. Denn anders kann ich es mir nicht erklären, dass du nicht pausenlos bei mir anrufst, Brodlowska". Oh, nicht diese Leier schon wieder. Wie oft sollte ich diesem Typen noch erklären, dass ich nichts von ihm wollte?

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"Kann es nicht auch sein, dass ich einfach nichts von dir will? ", fragte ich genervt. "Unwahrscheinlich", antwortete er unverschämt. "Komm schon, Brodlowska, gib zu, dass du mich anziehend findest." Nein, das fand ich nicht. Er ging mir einfach nur auf die Nerven mit seiner überheblichen Art. "Verfolgst du mich etwa?", fragte ich weiter und unglaublicherweise gab er es sogar zu. "Anders bekomme ich dich doch gar nicht zu Gesicht. Wir hatten doch letztens viel Spaß beim Billard. Lass uns das wiederholen, dann merkst auch du irgendwann, dass ich unwiderstehlich bin".

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"Lass mich einfach in Ruhe, Dominik", entgegnete ich ihm. "Wir sind hier in einem Gotteshaus und ich möchte jetzt alleine sein. Wenn ich dich wirklich so unwiderstehlich fände, dann hättest du das schon bemerkt. Und sollte sich an meiner Einstellung zu dir irgendetwas ändern, dann lass ich es dich wissen. Aber an deiner Stelle würde ich nicht darauf warten." Zum ersten Mal sah ich, wie Dominiks unendliche Selbstsicherheit schwand. "Gut, dann lasse ich dich jetzt allein". Er schob sich an mir vorbei und schritt auf das Kirchenportal zu. Doch dann drehte er sich noch einmal um. "Ich werde trotzdem auf dich warten, Brodlowska. Ich glaube, dass könnte sich lohnen. Für mich und für dich". Und schon war seine Überheblichkeit zurückgekehrt. Frustrier ließ ich mich wieder auf die Bank fallen. Würde ich denn diesen Kerl niemals mehr los werden?

 
Hallo Steve,

die Erklärung mit der Hitze hat mich zum schmunzeln gebracht=), ja so Sicherungssysteme sind halt nicht immer so Tempratursicher (siehe Bahn und die Klimaanlagen)=). Naja ich mein Albert sieht ja auch nicht grade so schlecht aus und Oxana die ist auch nicht hässlich- ehr das Gegenteil. Gerda zuerzählen das er nur bei ihr auf der Couch gepennt hat wird wohl erstmal nicht zu großem Misstrauen führen, zumindest so lange nicht bis Albert und Oxana sich nicht mehr zurückhalten können. Tja die Kirche macht nachdenklich und Gebote brechen als gläubige Christin-ganz schlecht. Vielleicht ist sie ja katholisch und kann beichten gehen. Dieser Domenik macht mich warnsinnig :polter:, der ist ja echt ein übler Stalker und die Anmachsprüche sind die schlechtesten die ich jemals gehört habe. Aber naja das Leben kann ja nicht immer nach Plan laufen und in Sierra Simlone mal gar nicht. Aber so bleibt es auch immer spannend.
Jetzt hab ich mal eine Frage sind das auch Aufgaben aus diesem Single Projekt?? Das Haus stammt ja auf jeden Fall aus dem Projekt. Ich fänd das echt witzig, weil dann hättest du ja echt zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Bis dann mal LG
 
@SimsIlovit
Glaub mir, wenn es richtig heiß ist, dann fällt das denken wirklich schwer. man trifft da durchaus mal entscheidungen, die sich im Anschluss als Fragwürdig entpuppen. Ja, die Ausrede mit der Couch ist wirklich glaubwürdig. Falls jemand gesehen haben sollte, dass Albert mit zu Oxana gegangen ist, würde das immer noch zu der Geschichte passen. Und von Gerda muss sich Albert vermutlich nur anhören lassen, dass er sich so hat volllaufen lassen. Oxana ist übrigens katholisch. Sie könnte als beichten. Allerdings setzt das voraus, dass man die Sünde auch mit ganzem Herzen bereut. Und das tut sie in Wahrheit nicht. Sie hat die Nacht mit Albert sehr genossen, auch wenn sie weiß, dass diese nacht ein furchtbarer Fehler war. Dominik macht auch Oxana wahnsinnig. Aber ist hartneckig. Er hat sich nun mal in den Kopf gesetzt, Oxana für sich zu gewinnen. Für ihn ist nämlich klar, dass er sie liebt. Doch Oxana hat im Moment nur Augen für Albert, da ist ein zusätzlicher Verehrer eher lästig.
Du hast das übrigens schon gut kombiniert. Das Grundgerüst der Geschichte basiert in der Tat auf dem Singleprojekt.

Vielen dankl für deine so detailiert ausgeführten Kommentare. Es macht mir sehr viel Freude, sie zu beantworten.
 
Ich glaube, es wird mal wieder Zeit für einen Kommentar. ;)
Deine Geschichte wird ja immer interessanter. Zwar muss ich sagen, dass ich die Kapitel rund um die Landwirtschaft eher nicht so spannend fand, aber die Bilder waren zum Teil sehr schön, besonders die mit dem Maisfeld! Das sieht echt klasse aus! Dass es in der wüstenähnlichen Gegend schwierig ist, Landwirtschaft zu betreiben, kann ich mir vorstellen.
Ich kann nicht verstehen, wieso sich Oxana von Benny getrennt hat. Ich finde, dass das eine ihrer dümmsten Entscheidungen war. Mit ihrer Einstellung wäre sie vielleicht in einem Kloster besser aufgehoben... Aber wenn ich dann schon wieder sehe, dass sie sich, wenn auch betrunken, auf Albert eingelassen hat... ts ts ts... Ich glaube, Oxana ist unfähig, aus ihren Fehlern zu lernen. Dominik mag zwar ein Macho sein, aber ich finde ihn sehr gutaussehend. :D Vielleicht sollte Oxana doch weiter versuchen, seinen harten Kern zu knacken. ;)
 
Ich glaube, es wird mal wieder Zeit für einen Kommentar. ;)
Das freut mich natürlich!

Zwar muss ich sagen, dass ich die Kapitel rund um die Landwirtschaft eher nicht so spannend fand, aber die Bilder waren zum Teil sehr schön, besonders die mit dem Maisfeld!
Ja, Geschmäcker sind da sehr verschieden. Ich hab von anderer Seite genau für die Farmszenen Lob bekommen, weil es mal nicht nicht der "normale" Herzschmerz war, den man in so vielen Geschichren findet. Aber die Bilder in den Feldern finde ich selbst sehr gut gelungen, also vielen Dank für dieses Lob.

Ich kann nicht verstehen, wieso sich Oxana von Benny getrennt hat. Ich finde, dass das eine ihrer dümmsten Entscheidungen war.
Nach dem Tod ihres Vaters war Oxana so durch den Wind, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Und ihre Eltern hatten nicht gerade eien glückliche Beziehung, dass ist ihr noch mal bewusst geworden, als sie ihrem anderen vater gegeüberstand. Sie weiß, dass die beiden, obwohl sie sich geliebt haben, in der Beziehung viel gegenseitig zu leiden hatten. Also schwört sie sich, selbst für immer allein zu bleiben, um nicht verletzt zu werden. Die Entscheidung ist natürlich nicht sehr gut durchdacht. Und man sieht an der Nacht mit Albert, dass Oxana ohne Zuneigung und Liebe nicht lange bestehen kann.

Mit ihrer Einstellung wäre sie vielleicht in einem Kloster besser aufgehoben...
Ein Gedanke, der Oxana durchaus gekommen ist...

Ich glaube, Oxana ist unfähig, aus ihren Fehlern zu lernen.
So weit würde ich vielleicht nicht gehen, den gleichen Fehler begeht sie nicht mehrmals. Aber sie ist nicht die beste darin, verschiedene Fehler miteinander in Beziehung zu bringen. Und wie bereits gesagt, Oxana sehnt sich nach Liebe. Und auch wenn sie weiß, dass es falsch ist, erhofft sie sich, diese Liebe von albert bekommen zu können. Das Herz trifft nicht immer nur sinnvolle Entscheidungen.

Dominik mag zwar ein Macho sein, aber ich finde ihn sehr gutaussehend. :D
sein gutes Aussehen habe ich ihm auch ganz bewusst verpasst ;) Und vielleicht fällt oxan adas ja auch bald mal auf. Dann macht sie sich vielleicht auch die Mühe mal hinter Dominiks Macho-Fassade zu schauen. Wer weiß, was dort so alles zu entdecken ist?

Vielen Dank für deinen Kommentar!
 
Kapitel 47: Konsequenzen

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Doch Dominik blieb mein geringstes Problem. Ungeduldig saß ich in der Arztpraxis von Sierra Simlone Stadt. Wir hatten hier zwar keinen wirklichen Arzt, aber eine Landschwester, die den Bewohner der Gegend die notwendigste medizinische Versorgung gewährleistete. Erkrankte man ernsthaft, dann musste man in eine der Kliniken nach SimVegas oder nach Seda Azul. Doch mir fehlte nicht wirklich etwas, obwohl, eigentlich schon. Meine Tage waren nun fast eine Woche überfällig. Und als ich mit Albert geschlafen hatte...wir haben nicht verhütet.

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Die Tür des Behandlungszimmers öffnete sich und eine junge Frau mit einem dicken Babybauch verließ den Raum. Die Landschwester folgte ihr. "Wir sehen uns dann in einer Woche wieder, Frau Fernandés", verabschiedete sie sich von ihrer anderen Patientin. "So, Frau Brodlowska, Sie sind die nächste. Kommen sie bitte herein." Mein Puls schoss vor Aufregung in die Höhe, denn in wenigen Minuten würde ich Gewissheit darüber haben, ob ich tatsächlich schwanger war. Und tief im Inneren wusste ich genau, dass ich in einigen Monaten ebenfalls solch einen dicken Bauch vor mir hertragen würde.

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Ich folgte Schwester Chlora Mphenikohl in das Behandlungszimmer und nahm Platz auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch. "Meine Menstruationsblutung ist nun schon seit sechs Tagen überfällig", erklärte ich ihr, als sie mich aufforderte ihr den Grund für meinen Besuch zu erklären. "Nun, das ist bei einer jungen Frau wie ihnen noch nicht ungewöhnlich", entgegnete sie. "Stehen sie zurzeit unter außergewöhnlichem Stress?". Ich musste nicken, denn es belastete mich sehr, dass ich mit Albert geschlafen hatte. Aber ich befürchtete, dass es nicht so einfach war. "Ich hatte vor etwa zwei Wochen ungeschützten Verkehr", erklärte ich mit hochrotem Kopf und Schwester Mphenikohl verstand sofort.

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Sie ging hinüber zum Medizinschränkchen und holte ein längliches Packet: Einen Schwangerschaftsschnelltest. Auf dem Rückweg ging sie noch zu einem anderen Schrank und holte einen Plastikbecher, den sie mit meinem Namen beschriftete. "In dieser Praxis habe ich nicht allzu viele Möglichkeiten. Sie können den Schwangerschaftsschnelltest drüben auf der Toilette durchführen", sie zeigte auf die Tür neben dem Raumteiler, gab mir das Päckchen und erklärte mir kurz die Anwendung. Dann gab sie mir noch den Plastikbecher. "Ich benötige auch noch eine Urinprobe von Ihnen. Die schicke ich dann an das Labor in SimVegas, damit wir ein eindeutiges Ergebnis erhalten."

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Ich verschwand im anliegenden Waschraum und folgte den Anweisungen von Schwester Mphenikohl. Als ich zurückkam stellte ich den Plastikbecher und den Schwangerschaftstest vor sie auf den Schreibtisch. Und dann hieß es warten, bis das Ergebnis sichtbar wurde. Ich versuchte nicht unentwegt auf den Test zu starren und betrachtete die Anatomie-Grafiken an den Wänden, während die Landschwester meine Urinprobe für den Transport an das Labor in SimVegas vorbereitete.

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Als sie sich wieder setzte, warf sie einen kurzen Blick auf den Test. "Das Ergebnis ist da, Frau Brodlowska", verkündete Sie. Sie zeigte mir den Test und begann dann zu erklären: "Im Testfeld sind zwei Streifen zu sehen. Der erste zeigt an, dass der Test erfolgreich verlaufen ist. Und der zweite Streifen ist das Ergebnis. Herzlichen Glückwunsch, Frau Brodlowska, Sie sind schwanger." Ich starte bekümmert den Teststreifen an. "Wie...wie sicher ist ein solcher Schnelltest?". "Heutzutage sehr sicher", antwortete Schwester Mphenikohl und bestätigte damit meine Befürchtung. "Aber das Laborergebnis liefert dann das endgültige Resultat."

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Sie versprach mich anzurufen, sobald das Ergebnis eingetroffen sei. Doch das brauchte sie im Grunde gar nicht. Ich wusste, dass auch das Laborergebnis meine Schwangerschaft bestätigen würde. Wie betäubt verließ ich die Praxis und setzte mich in mein Auto, das vor dem Gebäude parkte. Doch anstatt loszufahren blieb ich einfach darin sitzen. Ich würde ein Kind bekommen! Von Albert, einem verheirateten Mann, der selbst schon Vater von vier Kindern war. Und alles nur, weil ich nicht stark genug war. Weil ich nicht genug Kraft aufgebracht hatte, ihm zu widerstehen. Ich wollte weinen, doch meine Augen blieben so trocken wie die Wüste.



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Ich war schwanger! Das war aber auch das einzige in meinem Leben, das sicher war. Alles andere brach gerade wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Als ich nach stundenlangem Umherfahren Zuhause ankam und einen Blick auf die Eidechsen warf, die sich an unserem Teich herumtrieben, wünschte ich mir fast, eine von ihnen zu sein. Die mussten sich nicht mit solchen Problemen herumschlagen. Ihr Leben war einfach. Als ich weiter in Richtung Veranda ging, bemerkte ich plötzlich eine Gestalt, die auf der Bank vor dem Haus saß: Es war Benny!

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Vorsichtig ging ich weiter auf das Haus zu. Als Benny mich sah, sprang er sofort von der Bank auf und kam auf mich zugeeilt. Seitdem wir uns getrennt hatten, habe ich ihn nur ein paarmal gesehen und kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Er hatte noch einmal versucht mich um eine zweite Chance zu bitten und es noch einmal mit ihm zu versuchen, doch ich hatte ihn abgewiesen. Auf einmal sank er vor mir auf die Knie und meine Augen weiteten sich entsetzt, weil ich das schlimmste befürchtete. Wollte Benny mir etwa einen Antrag machen. Doch glücklicherweise begann er nur zu singen und legte mir seine Gefühle mit einem eigens für mich komponierten Lied dar. Erleichtert musste ich lächeln, doch leider deutete Benny dieses falsch. "Ich wusste, dass du mich noch liebst!", brachte er überglücklich hervor. "Mein Bruder hatte recht, dass ich um dich kämpfen soll".

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Mit einem Mal entlud sich der gesamte Frust, der sich in den letzten Tagen und heute ganz besonders in mir angestaut hatte. "Mein Gott, Benny, wann kapierst du es endlich, dass ich nichts mehr von dir will?", schrie ich ihn an. "Lass mich endlich in Ruhe! Hast du das verstanden. Ich bin schwanger!", wütend deutete ich auf meinen Bauch, der noch nicht das geringste Anzeichen einer Schwangerschaft zeigte. Und um jedes Missverständnis aus dem Weg zu räumen fuhr ich genau so aufgebracht fort: "Und das Kind ist auf keinen Fall von dir! Ich hab einen anderen Kerl und erwarte ein Kind von ihm, also hau ab!"

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Jetzt konnte ich sehen, wie auch Bennys Welt wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel. Er sah mich nur entsetzt an. Nein, eher enttäuscht, wie ein kleines Kind, dem man gerade erklärt hat, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Er begann zu zittern und raufte sich hilflos die Haare, darum bemüht, irgendetwas zu erwidern. In diesem Moment wurde auch mir klar, wie sehr ich ihn mit meinen Worten verletzt hatte. Und das Schlimmste war, dass ich es mit voller Absicht getan hatte, nur damit es ihm genau so schlecht ging, wie mir. Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich die Zeit zurückgedreht. Doch die Worte waren gesagt und ließen sich nicht mehr rückgängig machen. Ohne ein weiteres Wort drängte ich mich an ihm vorbei und lief in das Haus.

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Ich wollte nicht, dass er meine Tränen sah, die unaufhaltsam meine Augen füllten. Ich ging auf direkt Weg in mein Zimmer, um Roland und Tristan nicht über den Weg zu laufen. Und als die Zimmertür hinter mir ins Schloss fiel, konnte ich nicht mehr länger stark bleiben und begann zu weinen. Ich hatte Gerda hintergangen, Albert zum Ehebruch verleitet, ich hatte Benny zutiefst verletzt, vielleicht war ich daran schuld, wenn die Familie von vier unschuldigen Kindern zerbrach. Miranda hatte Recht gehabt; ich war eine Schlampe. Und in weniger als neun Monaten würde ich ein Kind zur Welt bringen. Ein Kind ohne Vater, ein Kind, das Fragen bei meinen Nachbarn aufwerfen würde.

 
Hallo Steve,

diesen Teil finde ich sehr emotional wie muss man sich bloß fühlen wenn man weiß das man schwanger von einem Mann ist, der schon verheiratet ist und vier Kinder hat. Ihre Gedanken werden gerasst sein, sie wird sich überlegt haben ob sie das Kind abtreiben oder behalten soll. Ich denke es wird schwer für sie werden, vor allem weil Benny erneut in ihr Leben getreten ist und obwohl ihrer klaren Aussage wird sie sich fragen ob es nicht doch eine Chance für sie geben wird. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und ihre Entscheidung.

LG
 
@SimsIloveit
Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich finde es immer sehr spannend zu lesen, was für Gedanken sich die einzelnen Leser zur Gefühlslage der verschiedenen Charaktere machen.
dazu, wie Oxana sich gefühlt hat, und was ihr für Gedanken durch den Kopf gingen, gibt es gleich mehr im nächsten Update. Aber was Benny angeht, so kann ich dir sagen, dass dieser Zug für Oxana abgefahren ist. Den Platz in ihrem Herzen hat jetzt Albert eingenommen. Und da spieltes auch keien Rolle, dass Oxana weiß, dass die beiden nie zusammen kommen werden.
 
Kapitel 48: Schwesterlicherr Rat

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In der Nacht bekam ich kaum ein Auge zu. Erst gegen Morgen viel ich in einen unruhigen Schlaf, der mir kaum Erholung brachte. Ich war immer noch genauso verwirrt, wie am gestrigen Tag. Ich brauchte jemanden, der mich führte und mir sagte, was ich tun sollte. Oder wenigstens jemanden, dem ich alles anvertrauen konnte. Doch in Sierra Simlone Stadt gab es niemanden, dem ich so sehr vertraute, um ihm zu offenbaren, was passiert war. Nicht einmal Roland. Aber es gab jemanden in SimCity, zu dem seit meiner Geburt ein unzertrennliches Band bestand. Ich nahm mein Handy und wählte die Nummer. "Joa, ich bin schwanger", begann ich das Gespräch mit meiner Zwillingsschwester.

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Joanna hört einfach nur zu, während ich ihr alles erzählte und unterbrach mich kein einziges Mal. "Und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll", endete ich mit meiner Geschichte. Joanna überlegte eine Weile, bis sie mir antwortete. "Hast du schon daran gedacht, das Baby...abtreiben zu lasse?" Dem Klang ihrer Stimme konnte ich anhören, dass ihr dieser Vorschlag nicht leicht fiel, aber er war ernst gemeint. Und tatsächlich hatte ich schon selbst daran gedacht. "Das kann ich nicht machen", antwortete ich schließlich. "Ich kann eine Sünde nicht durch eine zweite wieder wett machen. Ich habe gegen das 6. Gebot verstoßen. Soll ich etwa noch das 5. brechen. Nein, ich kann dieses unschuldige Baby nicht für meine Fehler büßen lassen." Ich spürte, dass Joanna das etwas anders sah, aber sie versuchte nicht weiter auf mich einzureden. Stattdessen sucht sie nach weiteren Lösungsmöglichkeiten. "Und du kannst es dem Vater des Kindes nicht sagen, diesem Albert? Vielleicht kann er dir zur Seite stehen."

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"Nein", erwiderte ich schwach. "Albert darf es nie erfahren. Ich könnte es nicht ertragen, wenn wegen mir seine Ehe auseinanderbricht. Das kann ich Gerda und seinen Kindern nicht antun. Du weiß doch selber, wie das ist, wenn man erfährt, dass der eigene Vater fremd gegangen ist. Ich wünschte, ich hätte das nie erfahren". Ich musste tief Schlucken, da die Erinnerungen aus meiner Kindheit mich härter trafen als erwartet. Aber Joanna verstand mich nur zu gut. "Die Leute werden anfangen zu reden, Oxana", erinnerte sie mich an eine Tatsache, die mir selbst schmerzlich bewusst war. Gerade in einer Kleinstadt wie Sierra Simlone Stadt redeten die Leute viel, das hatte ich schon zu genüge erfahren müssen. "Du hast also zwei Möglichkeiten, Schwesterherz. Du kannst von dort weggehen, wo auch immer du bist und noch einmal von vorne Anfangen. Du könntest zurück nach Hause kommen". Ich hörte heraus, wie sehr sie sich wünschte, dass ich genau dies tat, doch ihr war ebenso wie mir klar, dass ich das nicht könnte. Dad würde mir nie verzeihen und ich ihm genauso wenig. Also blieb mir nur ihr zweiter Vorschlag.



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Als ich mein Haus verließ, war ich noch wild entschlossen. Doch mit jedem Schritt, der mich näher an das türkis verklinkerte Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite brachte, wurde ich unsicherer. Vielleicht wäre ich sogar wieder umgekehrt, wenn Dominik mich nicht durch die Glastür hindurch bemerkt hätte und sie öffnete. "Brodlowska? Du hier?" Er wirkte tatsächlich überrascht, mich zu sehen, allerdings auf seine typische schelmische Art. Nervös ballte ich meine Fäuste zusammen und hohle tief Luft. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

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"Bist du allein?", fragte ich und mein Herz raste. Dominik sah mich noch immer neugierig an. "Ja. Warum?". Doch eine Antwort erhielt er von mir nicht. Zumindest keine gesprochene. Stattdessen warf ich mich ihm und den Hals und begann ihn zu küssen. Dominik taumelte einige Schritte nach hinten, aber seine Hände hielten mich umklammert und zogen mich mit. Und auch wenn ihn meine Aktion sichtlich überrumpelt hatte, dauerte es nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er realisierte, was gerade geschah und er meinen Kuss genau so intensiv erwiderte.

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Dominik wollte irgendetwas sagen, doch das ließ ich gar nicht erst zu und brachte ihn mit meinen Küssen zum Schweigen. Und dann griff ich sein Shirt und schob es hoch. Dominik verstand sofort, was ich wollte und zog es hastig über seinen Kopf und warf es achtlos auf den Boden nur um mich weiter küssen zu können. "Die Couch", flüsterte ich ihm ins Ohr und eng umschlungen stolperten wir in diese Richtung.

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Unterwegs riss er mir bereits mein Oberteil vom Körper und mit meinen Blicken gab ich ihm zu verstehen, dass ich ihn wollte. Hier und jetzt. Ich bremste das Tempo, küsste ihn jetzt langsamer, dafür aber umso inniger. Dann trat ich einen kleinen Schritt zurück und öffnete langsam den Reißverschluss meines Rockes. Er glitt an meinen Beinen hinunter zum Boden. Jetzt stand ich nur noch in Unterwäsche und meinen Stiefeln vor Dominik und ich konnte das Funkeln in seinen Augen sehen, als er seinen Blick über meinen Körper schweifen ließ. Ich lehnte mich vor und küsste ihn sanft. Dabei öffnete ich mit meinen Fingern den Knopf seiner Hose. Und während Dominik sich daraufhin seiner Schuhe und seines Beinkleides entledigte, stieg ich aus meinen Stiefeln und legte mich auf das Sofa. Und dann schliefen wir miteinander.

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Hinterher lagen wir auf dem Sofa. Dominik auf dem Rücken und ich lehnte mit meinen Kopf auf seiner Brust, die sich bei jedem seiner Atemzüge hob und wieder senkte. Er hielt mich noch immer fest umschlossen, als ob er befürchtete, dass ich jeden Moment aufstehen und verschwinden könnte. Wir lagen eine ganze Weile so, bis Dominik sich aufrichtete und mich auf seinen Schoß zog. Er wirkte so zufrieden, als er mich ansah und seine Nase verspielt an meine rieb. "Warum jetzt, Brodlowska?", fragte er schließlich. "Warum bist du ausgerechnet heute zu mir gekommen?" "Weil du unwiderstehlich bist, Nick. Das hast du doch selbst immer gesagt."



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An diesem Tag schlief ich noch mehrmals mit Dominik. Da wir bei ihm zu Hause nicht ungestört bleiben konnten, gingen wir schließlich rüber zu mir. Ich war froh, als Dominik endlich einschlief. Ich selbst konnte an Schlaf nicht einmal denken. Dazu fühlte ich mich viel zu dreckig. Ich hatte mit einem Mann geschlafen, den ich nicht liebte, den ich sogar nicht wirklich mochte. Und das aus purer Berechnung. Ja, ich war eine Hure. Aber es war immer noch besser eine Hure zu sein, als eine Ehe und eine Familie zu zerstören.

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Die Jungs staunten nicht schlecht, als ich am nächsten Abend Hand in Hand mit Dominik ins Esszimmer spaziert und ihn als meinen neuen Freund vorstellte. Tristan war natürlich sofort begeistert, dass ich wieder einen Freund hatte. Er hatte mir schon länger damit in den Ohren gelegen, dass der Männerwelt abzuschwören, ganz sicher kein richtiger Weg war, egal was man damit erreichen wollte.

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Rolands Begeisterung hielt sich dagegen stark in Grenzen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er genau wusste, dass etwas nicht stimmte. Aber wenn ich meinen Plan durchziehen wollte, dann wusste ich überzeugend sein. Niemand durfte auch nur ahnen, dass meine Gefühle für Dominik reine Show waren. Also warf ich Dominik den ganzen Abend verliebte Blicke zu, lächelte ihn an. Doch selbst als ich während des Essens ständig Dominiks Hand hielt und deshalb kaum zum Essen kam, blieb Rolands Blick skeptisch.

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Es fiel mir schwer, meine Freunde zu belügen. Doch ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich sie mit dieser Lüge nicht verletzte. Anders sah das bei Dominik aus. Ich versuchte mir zwar einzureden, dass ich auch ihm nicht schadete. Immerhin hatte er mehr als einmal ganz offensichtlich sein Interesse an mir bekundet und jetzt hatte er mich. Das war doch genau das, was er wollte. Aber ich wusste, dass es ein Selbstbetrug war. Ich gab vor, ihn zu lieben, doch in Wirklichkeit nutze ich ihn aus. Allein die Tatsache, dass ein Kind in meinem Bauch heranwuchs, hielt mich davon ab, dieser ganzen Scharade sofort ein Ende zu setzen.​

 
Hallo Steve,

Oxana ist wirklich verzweifelt sie weiß das die Leute reden und will das Kind trotzdem nicht abtreiben. Aber deswegen den Mann auszunutzen der sie liebt und ihm was vorzuspielen nur um sich selbst und die Familie der besten Freundin zu schützen ist berechnend und dreckig. Was will sie machen wenn das Kind erst einmal da ist, sich wieder von Dominik trennen??? Vielleicht denkt sie im Moment das das der logischte und beste Plan ist, aber auf Dauer wird das sicher nichts.
Roland scheint sehr sensibel zu sein und Menschen durchschauen zu können, den seine Skepsis kann sie nicht so einfach vom Tisch fegen. Vielleicht denkt sie einfach noch mal über ihren Plan nach und findet eine bessere Lösung.

Freu mich auf neues LG und bis dann
 
Oxana ist wirklich verzweifelt sie weiß das die Leute reden und will das Kind trotzdem nicht abtreiben.
Ich fände es auch ziemlich schlimm, wenn sie das Kind abgetrieben hätte, "nur" weil die Leute reden werden. Man darf niemals vergessen, dass bei einer Abtreibung ein Kind getötet wird. Es muss also schon sehr trifftige Gründe geben, sich für diesen Weg zu entscheiden. Und Gerede der Nachbarn und selbst die Gefahr, dass dadurch eine andere Ehe zerbrechen könnte, ist für mich nicht Grund genug.

Was will sie machen wenn das Kind erst einmal da ist, sich wieder von Dominik trennen???
Das ist grob der Plan. Oxana plant, einige Wochen mit Dominik zusammen zu bleiben und ihm dann zu bereichten, dass sie von ihm schwanger ist. Und so wie sie ihn einschätzt, wird ER sie dann verlassen. Damit wäre sie Dominik wieder los, ihr Kind hätte aber einen Vater, sodass neimand Albert verdächtigen wird. Und natürlich ist dieser Plan "dreckig", keine Frage. Und Oxaan kann ihn nur durchziehen, weil sie Dominik eben nicht liebt. Daher sind die Skrupel ihn zu belüghen geringer. Benny hätte sie das nicht antun können.

Roland scheint sehr sensibel zu sein und Menschen durchschauen zu können, den seine Skepsis kann sie nicht so einfach vom Tisch fegen.
Ja, Roland spürt, dass da etwas nicht stimmt. Es ist ja auch seltsam, dass Oxana Dominik erst nicht ausstehen kann und jetzt mit ihm zusammen ist. Hinzu kommt aber auch, dass er ja selbst in Oxana verliebt war/ist. Jeder Mann an ihrer Seite passt ihm daher nicht so ganz ins Bild.

Vielen, vielen Dank für deinen Kommentar. Es macht echt Spaß deien Gedanken zu der Geschichte zu lesen und sie zu kommentieren.
 
Kapitel 49: Schwangerschaft

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Und langsam begann ich auch, die Schwangerschaft zu spüren. Wenn ich morgens aufstand überkam mich ein Übelkeitsgefühl, als ob ich gerade aus dem Elektrodancer gestiegen wäre. Glücklicherweise musste ich mich kein Mal wirklich übergeben.

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Ich traf mich regelmäßig mit Dominik. Im Grunde sahen wir uns jeden Tag und gingen auch oft gemeinsam aus. Dabei wurde mir klar, dass Dominik noch viel durchgeknallter war, als ich es mir hätte vorstellen können. Denn welcher 27 jährige Mann nimmt schon eine Packung Waschpulver mit, wenn er seine Freundin in einen Club ausführt?

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Er konnte sich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen, als das Waschpulver im Springbrunnen zu schäumen begann und der Schaum langsam über den Rand des Brunnens quellte. Ich stand nur daneben und schüttelte fassungslos den Kopf, wobei ein klitzekleines Lächeln schon über meine Lippen huschte.



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Vier Wochen lang traf ich mich mit Dominik, ging mit ihm aus, gab vor, verliebt zu sein. Vier Wochen lang ließ ich ihn Nacht für Nacht bei mir schlafen...mit mir schlafen. Doch dann war es so weit, die nächste Phase meines Plans einzuleiten. Ausnahmsweise hatte Dominik nicht bei mir übernachtet. Also bereitete ich am Morgen ein Frühstück vor und lud ihn ein, sobald Roland und Tristan das Haus verlassen hatten. Ich zitterte vor Aufregung, als ich ihm die Tür öffnete, denn mir war klar, dass meine gesamte Zukunft vom Ausgang dieses Essens abhängen würde.

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Dominik setzte sich gegenüber von mir hin und begann zu essen. Er sprach nicht viel, aber das war nicht ungewöhnlich für ihn. Wenn er aß, dann aß er halt. Trotzdem warf er mir immer wieder einen verliebten Blick zu. Nur war ich sonst diejenige, die beim Essen redete, und dass ich heute schwieg, entging Dominik nicht. "Hey, Brodlowska, was ist denn los? Du bist ja heute stumm wie ein Fisch. Hab ich dir etwa dermaßen die Sprache verschlagen? Ich weiß, es liegt an meinem neuen Haarschnitt, stimmt’s. Ich sehe scharf damit aus." Er zog eine Augenbraue hoch und grinste mich breit an, doch dann wurde er ernster, als er merkte, dass ich nervös in meinem Omelett herumstocherte. Er griff nach meiner Gabel, legte sie zur Seite und nah meine nun frei Hand. "Rück schon damit raus, Brodlowska, was stimmt nicht?" Ich atmete tief durch und sah ihm dann direkt in die Augen. "Ich bin schwanger, Dominik. Wir bekommen ein Baby."

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Stille. Dominiks Gesichtszüge erstarrten und er ließ abrupt meine Hand los, die er eben noch gestreichelt hatte. Ich sah ihn an und konnte seinen Blick nicht deuten. War er einfach nur sprachlos? Oder war es Entsetzen, was ich dort in seinem Gesicht erblickte? Tausend Gedanken rasten durch meinen Kopf. Was, wenn er das Kind nicht haben wollte? Was wenn er mir nicht glauben würde, dass es von ihm sei? Was wenn er mich zur Abtreibung drängen würde? "Schwanger?", entfuhr es schließlich seinen Lippen. Ich nickte ängstlich.

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Als er langsam aufstand, rechnete ich mit allem, nur nicht damit, dass er zu mir herüberkam, mir die Hand reichte und mich aus dem Sessel hob. Ohne ein Wort zu sagen zog er mich zu sich herauf und drückte mich an sich. Ich wusste immer noch nicht, was das zu bedeuten hatte. War das ein Abschied? "Wir bekommen ein Baby", flüsterte er schließlich in mein Ohr und plötzlich begann er zu lachen. "Wir bekommen ein Baby, Brodlowska. Ich werde Vater!"

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Ab diesem Moment interessierte ihn nur noch mein Bauch. Mit seiner großen Hand strich er über meinen immer noch flachen Bauch. "Hallo kleiner Kerl", sprach er ihn dann sogar an. "Hier ist dein Papa." Ich musste lachen. Und es war ein Lachen der Erleichterung. Tränen schossen aus meinen Augen und dieser Gefühlsausbruch überwältigte mich total. Ich war so überrascht davon, wie froh ich darüber war, dass Dominik zu mir hielt. Und zu dem Baby. Zu seinem Baby, denn genau das würde es werden.

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Als er die Tränen in meinen Augen sah, wischte er sie sofort mit seiner Daumen fort. "Hey, Brodlowska, kein Grund in Tränen auszubrechen. Ich werde schon gut für dich und den kleinen Wurm sorgen." Doch dadurch, dass er so lieb zu mir war, war mir noch mehr zum Heulen zumute. Und dass ich ihn belog, machte es nicht leichter. "Seit wann weißt du es?", fragte er mich, nachdem ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte. "Seit gestern", log ich ihn an und schniefte. "Ich war gestern bei der Landschwester und sie hat es mir bestätigt. Ich bin jetzt fast in der vierten Woche, also muss es gleich am Anfang passiert sein." Dominik drückte mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Und ich begann erneut zu weinen, denn schon wieder musste ich ihn anlügen. Ich war bereits in der sechsten Woche und er nicht der Vater des Kindes. Es war einfach nur furchtbar.



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Doch es gab kein Zurück mehr. Mit jeder Woche wurde mein Bauch runder und runder und bald war es nicht mehr zu übersehen, dass ich schwanger war. Irgendwann zog dann auch Dominik bei mir ein. Er freute sich so sehr auf das Kind und gerade das tat mir weh. Ich wollte ihn nicht anlügen, aber ich wusste sonst keinen Ausweg und jetzt war es zu spät, viel zu spät. Wenigstens konnte ich jetzt Dominiks körperliche Annährungsversuche zurückweisen und einfach die Schwangerschaft als Grund vorschieben. Nicht mehr mit ihm schlafen zu müssen, machte es mir leichter, allerdings nicht viel leichter.

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Glücklicherweise drängte Dominik mich auch zu nichts. Stattdessen steckte er seine Energie in den Ausbau des Hauses, denn ohne ein zusätzliches Kinderzimmer wäre es eng geworden. Er packte viel selbst mit an und so stand der Anbau in weniger als drei Wochen. Neben dem Kinderzimmer wurden auch Rolands Zimmer und ein zweites Bad in den neuen Hausteil untergebracht. Rolands altes Zimmer wurde dabei zu einer Leseecke mit Kamin umfunktioniert.

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Bei einer Ultraschaluntersuchung, für die ich extra bis nach Seda Azul in Rolands Klinik fahren musste, stellte sich heraus, dass ich ein Mädchen erwartete. Ich wollte es eigentlich gar nicht wissen, denn mit dem Geschlecht des Kindes, wurde die bevorstehende Geburt auf einmal noch viel realer. Als Dominik erfuhr, dass er eine Tochter bekommen würde, war er enttäuscht...aber nur für den Bruchteil einer Sekunde. "Einen zweiten so gutaussehenden Kerl wie mich würde die Welt ohnehin nicht verkraften", war sein Kommentar und dann machte er sich mit Tristan, der nur darauf gewartet hatte, dass Geschlecht des Kindes zu erfahren, daran, das Kinderzimmer einzurichten.

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Mich interessierte das Ganze nicht. Es war mir egal, ob das Baby ein Junge oder Mädchen wurde und es war mir auch egal, wie sein Zimmer eingerichtet wurde. Oft saß ich nachts allein im Garten und starte meinen Bauch an. Ich wartete darauf, dass mich endlich ein Gefühl der Liebe und Zuneigung für dieses Wesen übermannte, doch das einzige was ich spürte, war ein unstillbarer Hunger. Also wärmte ich mir drei Portionen Spaghetti vom Mittagessen auf und setzte mich damit wieder in die kühlere Nachtluft. "Hier steckst du also jede Nacht", stellte Dominik fest, als er aus der Dunkelheit zu mir an den Tisch kam. "Alles in Ordnung bei dir?", fragte er leicht besorgt, doch als ich nickte gab er sich damit zufrieden und verschwand wieder im Bett.

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Doch mir ging es gar nicht gut. Nur konnte ich mit ihm nicht darüber reden. Ich konnte mit niemandem darüber reden. Durch ihren Job als Flugbegleiterin war meine Schwester Joanna fast nie zu erreichen und über das Telefon konnte ich ohnehin nicht wirklich mit ihr reden. Ich konnte ihr aber auch nicht meinen Aufenthaltsort verraten. Noch nicht. So war es nicht verwunderlich, dass ich irgendwann einfach vor dem Haus zusammenklappte.

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So fand mich dann Dominik, hysterisch, halb lachend, halb weinend vor der Veranda im Dreck hockend. Er hob mich einfach hoch, und trug mich ins Bett und wachte so lange über mich, bis ich endlich eingeschlafen war. Am nächsten Morgen wollte ich diesen Vorfall einfach ignorieren und so tun, als ob nichts geschehen wäre, doch Dominik ließ das nicht zu. Für den Rest der Schwangerschaft übernahm er mit Roland die Arbeit, die auf dem Feld und bei den Rindern anfiel und verwöhnte mich auch sonst bei jeder Möglichkeit. Ich glaube, ich verbrauchte mehr Zeit mit Schaumbädern in der Wanne als jemals in meinem Leben zuvor. Doch die Schuld und Leere, die ich empfand, konnte das nicht lindern.​

PS: Da ich für einige Tage in den Urlaub entschwinde, gab es das Upadte diesmal früher als üblich. Das nächste Update folgt dann wie gewohnt wieder am 24./25. Juni :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Steve,

ich freue mich riesig über das Update:love:. Dominik ist ja ein wirklich treu sorgender Freund, wie viele Gedanken er sich über Oxana macht ist wirklich einfach nur süß:love:. Das es Oxana deswegen schwerfällt ihn weiteranzulügen ist verständlich, welcher Mensch ist auch dazu in der Lage zu sehen wie ein anderer völlig glücklich ist mit der Situation und man selber weiß die Situation ist eine völlig andere. Das Dominik sein Machogehabe trotzdem nicht lassen kann ist verständlich und wenn das nicht so gewesen wäre, dann wäre ich wahrscheinlich total verwirrt:). Ich hoffe für Oxana das sie es schafft Dominik irgendwann schonend bei zu bringen was wirklich die Wahrheit ist und das sie selber in ein sehr verstricktes Netz von Lügen verwickelt ist.

Ich wünsche dir einen schönen Urlaub geniesse die freien Tage und hab schönes Wetter.

Ich freue mich auch immer das du meine Kommentare so nett beantwortest und freue mich auch immer riesig über neue Updates.

Bis dann mal :ciao:
 
Dominik ist ja ein wirklich treu sorgender Freund, wie viele Gedanken er sich über Oxana macht ist wirklich einfach nur süß:love:.
Das ist, so seltsam es klingen mag, einer der Gründe, warum es Oxana jetzt so schlecht geht. insgeheim hat sie gehofft, dass Dominik sie einfach sitzen lässt, sobald er von dem Kind weiß. Sie wollte ja keinen Vater für das Kind, nur einen angeblichen Erzeuger. Und jetzt muss sie Dominik weiterhin die liebende Freundin vorspielen.

Das Dominik sein Machogehabe trotzdem nicht lassen kann ist verständlich und wenn das nicht so gewesen wäre, dann wäre ich wahrscheinlich total verwirrt:).
ja, das Machogehabe gehört einfach zu Dominik dazu ;)

Ich hoffe für Oxana das sie es schafft Dominik irgendwann schonend bei zu bringen was wirklich die Wahrheit ist und das sie selber in ein sehr verstricktes Netz von Lügen verwickelt ist.
Das stelle ich mir sehr schwierig vor. Sie kann ja schlecht sagen: "Ach übrigens, ich hab dich belogen, das Kind ist gar nicht von dir, sondern von unserem Nachbarn Albert". Damit würde sie nicht nur Dominik furchtbar verletzen, sondern auch riskieren, dass der Gerda von dem Kind erzählt. Und das will sie ja um jeden Preis vermeiden. Das netzt der Lügen schlingt sich also immer weiter um Oxana. Und es wird immer schwieriger für sie, wieder aus diesem Netzt zu entkommen.

Vielen Dank für deien Urlaubswünsche!
 
Kapitel 50: Kinga

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Als ich an diesem Morgen aufwachte, plagte mich allerdings nicht mein Gewissen, sondern Krämpfe in meinem Unterleib, die sich schon die ganze Nacht hinzogen. Ich richtete mich schwerfällig auch und sah, dass der Platz neben mir im Bett leer war. Ein Blick auf den Wecker sagte mir, dass es sechs Uhr morgens und Dominik sicher längst bei den Rindern war.

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Also stand ich auf und watschelte in die Küche, um mir einen Tee gegen die Krämpfe zu brühen. Die Sandwiches von gestern standen noch auf der Küchentheke und eine Horde Fliegen hatte sich bereits auf ihnen versammelt. Bevor eines dieser Biester noch in meinen Tee flog, wollte ich sie lieber wegräumen. Doch gerade als ich den Teller ergriff, durchfuhr mich ein so heftiger Schmerz, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Ich schrie auf und krümmte mich zusammen. Oh Gott, das sollte aufhören! Doch stattdessen folgte nur ein weiterer, noch schlimmerer Krampf.

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Das konnten doch noch nicht die Wehen sein! Dafür war es noch eine Woche zu früh! Doch dann spürte ich schon, wie das Fruchtwasser an meinen Beinen herunterfloss. Und wieder ein Krampf, der mich zu Boden gehen ließ und dann wurde alles schwarz.



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Als ich meine Augen wieder öffnete, war ich nicht mehr in der Simlane. Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte, dass ich in einem Krankenhausbett lag. Die Tür ging auf und Roland betrat das Zimmer in seinem Arztkittel. "Du hast uns aber einen Schrecken eingejagt, Oxana". Verwirrt starrte ich ihn an. "Als Dominik vom Feld nach Hause kam, lagst du bewusstlos auf dem Boden. Er hat dich sofort ins Krankenhaus nach Seda Azul gefahren. Du kannst von Glück reden, dass er dich rechtzeitig gefunden hat sonst..." Instinktiv griff ich an meinen Bauch und stellte fest, dass er ganz flach war. Roland deutete meine Bewegung richtig. "Keine Angst, Oxana, mit der Kleinen ist alles in Ordnung."

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Und da trat auch schon Dominik mit einem Neugeborenen auf dem Arm an mein Krankenbett. "Guck mal, kleine Kinga, da ist deine Mama." Er strahlte über das ganze Gesicht, als er sich zu mir herunterbeugte und mir zum ersten Mal meine Tochter zeigte.

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Ich setzte mich auf die Bettkante und stand auf. Ich war zwar wacklig auf den Beinen, aber ich konnte mich halten. "Gib sie mir", flüsterte ich heiser zu Dominik und er legte mir vorsichtig das zerbrechliche Wesen in meinen Arm. Sie fühlte sich ganz warm und weich an und kniff immer wieder ihre müden Äugelein zusammen.

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Ich drückte sie vorsichtig an meine Brust und wartete. Wartet, dass die Muttergefühle mich endlich überwältigten. Doch es geschah nichts. Ich sah dieses Kind und sah die Sünde vor mir, die ich begangen hatte. Tränen liefen über mein Gesicht und ich drückte das Kind fester an mich, sodass es begann, sich leicht zu winden. Dominik lachte leise. "Hat die kleine Kinga die Mama etwa zu weinen gebracht?" Er legte seinen Arm um mich, küsste mich auf die Stirn und strich seiner Tochter behutsam über das kleine Köpfchen. Bei mir bewirkte dies allerdings nur, dass ich noch stärker weinen musste.



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Zwei Tage musste ich noch in der Klinik bleiben, doch dann durfte ich nach Hause. Doch wirklich freuen konnte ich mich darüber nicht. Ich sah Kinga an und wusste, dass sie meine Tochter war, dass ich sie lieben sollte. Doch da war nichts. Ich kümmerte mich um sie, zweifellos. Ich wechselte ihre dreckigen Windeln...

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...und gab ihr das Fläschchen, wenn sie Hunger hatte. Ich konnte sie selbst nicht stillen und ganz insgeheim war ich froh darüber. Und dafür schämte ich mich. Ich schämte mich dafür, dass ich meine eigene Tochter nicht liebte.

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Insbesondere, wenn ich sah, wie liebevoll die anderen Menschen in meinem Umfeld mit meiner Tochter umgingen. Ich wünschte, ich könnte das auch. Ich wünschte mir es so sehr. Aber ich konnte einfach nicht. Ich hasste Kinga nicht, aber ich mochte sie nur so, wie man einen flauschiegen Pullover mag, nicht wie man eine Tochter lieben sollte.

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Bei Dominik sah das ganz anders aus. Er liebte dieses Kind abgöttisch. Und dabei war es nicht einmal sein eigenes. Aber das musste er niemals erfahren. Wenn ich ihn zusammen mit Kinga sah, wie er sie knuddelte, an ihrem Bäuchlein kitzelte und mit ihr Flugzeug spielte und die Kleine einfach nur glücklich gluckste, dann wusste ich, dass ich mir keinen besseren Ersatzvater für sie hätte suchen können. Nein, Kinga würde keine Kappe und auch keine Brodlowska sein. Sie würde eine Blech werden.

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Gleich nach der Geburt begann ich wieder mich selbst um die Farm zu kümmern. Roland und Dominik hatten das zwar ganz gut gemacht, aber irgendwie lenkte die Arbeit mich ab und ich war froh, eine Möglichkeit zu haben, Dominik und auch Kinga aus dem Weg zu gehen. Inzwischen war der Mais vom letzten Jahr bereits abgeerntet. Die Dürre hat zwar einen erheblichen Teil der Ernte beschädigt, aber immerhin konnten wir einen kleinen Gewinn damit erwirtschaften und zumindest die Saat für dieses Jahr zu kaufen. Und 18 meiner 20 Rinder waren trächtig und würden in Kürze kalben. Ja, zumindest die Farm lief gut.

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Neun Monate lang war es mir gelungen, Albert und Gerda so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Doch Sierra Simlone Stadt war ein kleines Nest, in dem man unweigerlich aufeinander traf. Ich wollte nur einen Happen im alten Stadtkern Essen, bevor ich zurück auf die Weide fuhr, als Gerda mir aufgeregt zuwinkte. "Oxana! Oxana, hier sind wir!" Albert saß mit ihr an einem Tisch und beide warteten scheinbar auf ihre Bestellung. "Setz dich doch zu uns", bot sie mir an und ich konnte schwer ablehnen. "Du musst unbedingt mal wieder bei uns vorbeikommen, Oxana", plauderte sie drauf los. "Ich bin ja so gespannt auf die kleine Kinga. Und vielleicht kannst du dir ja ein paar alte Babysachen von mir abholen. Elvira wächst so schnell. Sie hat viele ihrer Sachen nicht mehr als zwei Mal getragen. Und..." Gerda plauderte immer weiter. Währenddessen las ich zum fünften Mal die Karte, die ich krampfhaft mit meinen Händen umschloss, nur um Albert nicht ansehen zu müssen.

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Ich war mir sicher, dass jeder in der Bar mir ansehen konnte, dass ich mit ihm geschlafen hatte. Und auch Gerda konnte ich nicht in die Augen sehen. Ich hatte mich ein paar Mal mit ihr sonntags nach dem Gottesdienst unterhalten und sie hatte auch mehrmals bei mir angerufen und sich wegen meiner Schwangerschaft erkundigt. Doch jetzt saß Albert direkt vor mir! Er sprach während des Essens kaum ein Wort, während ich versuchte, mich so unauffällig wie möglich zu geben und auf Gerdas Unterhaltung einzugehen. Immer wieder schweifte mein Blick zu ihm ab und ich musste mich an unsere gemeinsame Nacht erinnern. An das Gefühl, ihm ganz nah zu sein und ihn zu spüren. Und das ein oder andere Mal erwischte ich ihn dabei, wie auch er mich ansah, obwohl er seine Blicke unter der Hutkrempe verstecken wollte.

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Ich schlang das Brathähnchen mehr herunter, als dass ich es aß. Doch ich wollte schnell weg, denn ich ertrug es nicht, Gerda die gute Freundin vorzuspielen, während ich am liebsten an Ort und Stelle Albert um den Hals gefallen wäre. "Du musst aber ganz sicher vorbeikommen, Oxana", bat Gerda mich inständig, als ich aufstand. "Wenn ich Zeit habe, dann besuche ich euch sofort, Gerda. Aber zur Zeit ist einfach so viel los." Und schon wieder eine Lüge. Ich lächelte Gerda freundlich zu und verließ anschließend das Lokal.

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In dieser Nacht bekam ich kein Auge zu, weil meine Gedanken immer wieder zu Albert schweiften. Dominik lag neben mir und sein gleichmäßiges Atmen verriet mir, dass er fest schlief. Ich schlich in Kingas Zimmer. Die Kleine schlief nicht, sondern lag mit weit aufgerissenen Augen in ihrem Bettchen. Ich hob sie vorsichtig aus dem Kinderbett und sah sie genau an. Ich versuchte eine Ähnlichkeit zu Alber zu erkennen, doch da war nichts. Sie hatte graue Augen, wie ich und ihre Augenbrauen waren eindeutig braun. Und auch ihre Lippen und Nase erinnerten mich nur an mich. Ich erkannte nicht den geringsten Hinweis, dass sie Alberts Tochter sein könnte. Und seltsamerweise stimmte es mich traurig.



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Ich ertrug es nicht, ständig lügen zu müssen und dieses Geheimnis in meinem Herzen zu bewahren. Ich musste es einfach beichten. "Vater, ich habe gesündigt. Meine letzte Beichte liegt drei Wochen zurück. Doch meine Sünde ist schon viel älter. Ich habe mit einem verheirateten Mann geschlafen. Mit Albert Kappe. Meine Tochter Kinga ist seine Tochter, nicht die von Dominik. Ich habe so getan, als ob ich Dominik lieben würde und ihm das Kind eines anderen untergeschoben. Und Albert ahnt nicht einmal, dass er der Vater ist. Und jetzt lebe ich Tag für Tag mit dieser Sünde. Vater, vergib mir."

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Doch niemand hörte mich. Ich saß vollkommen allein in der Kappel des Klosters St. Ansbald. Als ich diese verließ, lief ich Pfarrer Erding in die Arme. "Guten Tag, Oxana", begrüßte er mich freundlich. "Wollten Sie etwa zur Beichte? Die Beichtgelegenheit beginnt erst in einer halben Stunde. Aber wenn Sie möchten, können wir auch jetzt miteinander reden." Ich schüttelte mit dem Kopf. "Nein, Pfarrer Erding, ich wollte nur ungestört in der Kapelle beten. Hier im Kloster ist es immer so friedlich." "Ich wünschte, es gebe noch mehr so gottesfürchtige junge Christen wie Sie, Oxana." Er lächelte mir zu und verschwand dann im Inneren der Kapelle. Ich blieb noch im Hof des Klosters und lauschte dem Plätschern des Brunnen. Dieses Geheimnis musste ich in meinen Inneren bewahren. Und es zu beichten hätte wenig Sinn gehabt, denn wenn ich noch einmal entscheiden müsste, ich würde nichts anders machen.


Gedanken:
Innerhalb etwa eines Jahres arbeitete sich Roland bis zum Klinikleiter in der Klinik von Seda Azul hoch. Es war zwar nur eine kleine Klinik, aber immerhin war der Job gut bezahlt. Da nimmt man es auch schon mal in Kauf, dass man über eine Stunde für eine Fahrt zur Arbeit braucht.
Und auch Tristan war erfolgreich. Vom Postraum-Techniker arbeitete er sich schrittweise hoch. Und jetzt war er für drei Bohrtürme in der Umgebung von Sierra Simlone Stadt verantwortlich und es schien so, als ob er diese Beschäftigung mögen würde.

Ich selbst wusste aber wirklich nicht, wie es weitergehen sollte. Ich lebe mit einem Mann zusammen, den ich nicht liebte. Es war nicht so, dass ich Dominik absolut nicht mögen würde, aber er war kein Mensch, dem ich mich anvertrauen oder bei dem ich Trost suchen würde. Im Laufe der Monate war schon so etwas wie Freundschaft zwischen uns entstanden, aber ich fühlte mich nach wie vor unwohl, wenn er mich berührte. Doch ich tat das alles für meine Tochter, für Gerda, für Albert und für seine vier Kinder. Ich hatte einen schrecklichen Fehler begangen und musste jetzt mit den Konsequenzen leben. Und wenn ich sah, wie glücklich Dominik und Kinga zusammen waren, wusste ich, dass es den Preis wert war, den ich zahlen musste. Dominik gab der Kleinen die Liebe, die sie von mir wahrscheinlich nicht erhalten hätte. Und trotzdem sehnte ich mich danach, auch jemanden lieben zu können. Doch der Mann, den ich wollte, war für mich unerreichbar.


 
Hi Steve,

dir ist die Geschichte mal wieder wunderbar gelungen!!! Vorallem das Umsetzen mit dem Kind bekomen zu Hause finde ich gut. Kanga ist schon ein komischer Name, aber vielleicht passt er auch zur derzeitigen Situation Oxanas. Wie kann man sein Kind nicht lieben, wenn man es sieht, ich persönlich kann mir das gar nicht vorstellen. Die Situation scheint immer verfahrener zu sein und so langsam muss Oxana sich ihr weiteres Vorgehen überlegen. Naja du kriegst das schon hin. Würde mich echt über einen Grundriss des Hauses freuen.

Bis dann mal
 
@SimsIloveit
Ich hätte es schon sehr unrealistischgefunden, wenn Oxana das Kind eben mal so zuhause bekommen hätte. Den Ohnmachtsanfall hat sie aber ganz von selbst vorgeschlagen :D In Wahrheit ist sie mir nämlich verhungert. Aber zum Glück konnte Dominik den Tod anflehen. Und da hab ich mir gedacht, dass ich diese Szene irgendwie in die Geschichte mit einbinde.
Der Name der kleinen lautet Kinga, nicht Kanga ;) Es ist ein Mädchenname, der in Polen gerade in den 70er sehr beliebt war und auch heute noch öfter benutzt wird. Irgendwie fand ich ihn schön. Und da Oxana polnische Wurzeln hat, passt das auch ganz gut. Und Oxana wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sie Kinga lieben könnte. Aber wenn sie das Kind ansieht, regt sich in ihr einfach nichts, so sehr sie sich auch bemüht.

Hier ist auch noch ein Grundriss des Hauses:
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Wie immer danke ich dir sehr dafür, dass du deine Gedanken mit mir geteilt hast :hallo:
 
Den Ohnmachtsanfall hat sie aber ganz von selbst vorgeschlagen :D In Wahrheit ist sie mir nämlich verhungert. Aber zum Glück konnte Dominik den Tod anflehen.
Na, also weißt du! :eek: :lol: Hier erfährt man ja echt interessante Hintergründe! :) Bin natürlich immer noch begeistert dabei, weiß aber oft nichts zu schreiben, weil ich nicht spoilern will. ;)

LG Michalis
 
Kapitel 51: Simtropolis calling

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Ein lautes Schreien riss mich aus meinen Träumen. Es dauerte einige Sekunden bis ich realisierte, dass ich in meinem Bett und nicht am Strand einer karibischen Insel lag und Kinga diesen ohrenbetäubenden Lärm von sich gab. "Wie spät ist es", fragte Dominik noch immer im Halbschlaf. Ich drehte mich zur Seite und schaute auf die grüne Digitalanzeige meines Weckers. "Es ist halb fünf." Dominik entfuhr ein tiefer Seufzer. "Kann dieses Kind denn nicht eine Nacht durchschlafen? In zwei Stunden hätte ich eh aufstehen müssen. Hätte sie nicht warten können?"

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Diese Woche war er dran mit dem nächtlichen Aufstehen und er wollte auch schon raus aus dem Bett, als ich ihn zurückhielt. "Bleib ruhig liegen, ich sehe schon nach unserer Tochter. Ich müsste ohnehin in einer halben Stunde aufstehen und raus auf die Weide fahren. Da lohnt es sich fast nicht mehr, noch einmal einzuschlafen." Und schon war ich unter den Federn hervorgekrochen und bereit mich um den Schreihals im Nebenzimmer zu kümmern. "Ich liebe dich, Oxana", murmelte Dominik und schlief sofort wieder ein.

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Bei seinen Worten verkrampften sich unweigerlich meine Finger, die die Bettdecke glattstrichen. Auch nach all den Monaten war es nicht einfacher geworden zu hören, dass er mich liebte. Kinga hörte sofort auf zu schreien, als ich an ihr Bettchen trat und sie heraushob. Ein markanter Geruch verriet mir sofort wo der Schuh drückte. Ich konnte nur hoffen, dass sie gleich noch einmal einschlief, wenn ich ihre Windeln gewechselt hatte. Zumindest bis zum Sonnenaufgang.

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Als ich einige Stunden später wieder von der Weide zurückkam, war Dominik schon auf der Arbeit. Ein Blick in Kingas Kinderzimmer verriet mir, dass die Kleine immer noch schlief. Roland hatte heute seinen freien Tag und passte auf sie auf, solange ich nicht da war, aber scheinbar war er heute nicht einmal nötig gewesen. Da ich endlich etwas Zeit für mich hatte, entledigte ich mich meiner Arbeitskleidung und sprang unter die Dusche. Als der Dreck abgewaschen war, setzte ich einen Kaffee auf und schnappte mir das Fotoalbum. Meine Großmutter wollte endlich neue Babyfotos von ihrer ersten Urenkelin sehen.

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Es war unglaublich, wie schnell Kinga groß geworden war. Erst vor wenigen Monaten war sie ein kleines hilfloses Würmchen gewesen, bei dem man Angst haben musste, dass sofort etwas abbrechen könnte, wenn man nur zu fest drückte.

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Und ihr erster Geburtstag war auch schon fast neun Monate her. Bald würde sie zwei werden. Ich nahm die zwei Fotos aus dem Album und steckte sie in einen Briefumschlag, in dem auch schon ein Brief an meine Großeltern lag. Ich schrieb ihnen fast jeden Monat, schickte den Brief dann aber ohne Absender los. Über Joanna erfuhr ich dann immer, wie es den beiden ging. Noch immer wusste niemand aus meiner Familie, wo ich eigentlich war und ich wollte, dass das auch so blieb. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass eines Tages Dad vor meiner Tür stand und mein ganzes Leben erneut auf den Kopf stellte.

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Das Telefon riss mich aus meinen Gedanken. "Hier bei Blech, Brodlowska, Linse und Reichardt", meldete ich mich mit der inzwischen doch sehr lang gewordenen Ansage. Am anderen Ende der Leitung antwortete eine Frau: "Hier ist das Jugend- und Familienamt von Simtropolis. Wohnt ein gewisser Herr Roland Reichardt bei ihnen?"

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"Roland, Telefon für dich!", schrie ich durch die Esszimmertür in Richtung Rolands Zimmer. Roland kam auch sofort. "Schrei doch nicht so, sonst weckst du noch Kinga", tadelte er mich und ich zuckte erschrocken zusammen, weil ich gar nicht daran gedacht hatte. Aber scheinbar war ich noch einmal davongekommen, denn es blieb ruhig. "Irgendwer von Jugendamt aus Simtropolis", gab ich den Hörer weiter und zuckte mit den Schultern. "Roland Reichardt am Apparat, mit wem spreche ich?" Ich hörte gar nicht weiter zu, sondern ging in die Küche und bereitete ein paar Pfannkuchen zu. Ich hatte heute noch gar nichts gegessen.

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Roland war leichenblass, als er sich zu mir an den Tisch setzte. "Was ist denn passiert", murmelte ich erschrocken, noch mit der Gabel im Mund. Roland sah wirklich so aus, als ob er gerade einen Geist gesehen hätte. "Die Frau am Telefon hat gesagt, ich wäre Vater einer zweijährigen Tochter. Noch heute Nachmittag würde jemand aus Simtropolis mit dem Kind hier vorbeikommen."

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"Das ist doch wohl ein schlechter Scherz", platzte ich heraus. "Wenn du Vater wärst, dann wüsstest du das doch. Welche Frau würde denn dem Kindsvater so etwas Wichtiges vorenthalten?" Noch während ich sprach, wurde mir klar, was für einen Blödsinn ich da gerade von mir gab. Ich selbst war solch eine Frau. Und würde Albert jemals von seinem Kind erfahren, dann wäre er genauso fertig, wie Roland es gerad war. Glücklicherweise bemerkte Roland mein Stocken nicht. "Hast du denn eine Ahnung, wer die Mutter des Kindes sein könnte?", fragte ich vorsichtig nach.

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Roland zuckte hilflos mit den Schultern. "Rein theoretisch gebe es da schon die ein oder andere Frau, die in Frage käme". Rolands Antwort überraschte mich etwas. Ich hatte nie mitbekommen, dass es da irgendwelche Frauen gab. Außer bei einem Mal! Und ich sah in Rolands Augen, dass er an genau dieses eine Mal dachte. "Glaubst du etwa, "sie" ist es?". Roland seufzte schwer. "Ich hab mit ihr geschlafen. Und sie ist die einzige Frau in Simtropolis, die ich kenne."
 

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