Mineled
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Kapitel 27
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Was hatte Mbali in das Mahl gemischt?[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Mit dieser ungewissen Frage in seinem Kopf nahm Eiran vorsichtig ein winziges Stück Gemüse in den Mund und kaute es behutsam. Es schmeckte gut, nach heimischen Kräutern und einem fremden Hauch von Abenteuer, der so zart war, dass man ihn fast nicht bemerkte. Aber nichts passierte. Er kippte nicht um, kein Schaum bildete sich vor seinem Mund, nichts.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Hawkins und Warrington blickten beinahe enttäuscht, während die Dunwells breit lächelten. Sie hielten das Ganze immer noch für einen absurden Scherz, der einzig und allein dafür gedacht war, den Sklaven ein bisschen auf den Arm zu nehmen und die Runde zu unterhalten. Warrington deutete auf den Fisch: „Auch hiervon ein Stück.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Eiran, den eine sanfte Ruhe überkommen hatte, aß von dem Meerestier einen Bissen, wobei er von Warrington scharf beobachtet wurde. Vielleicht wirkte Mbalis Gift erst später. Dann würde er in dem Wissen sterben, dass auch sein Peiniger nicht davon kam. [/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Plötzlich musste er husten, als der Fisch in seinem Hals steckenblieb, und sofort sahen ihn alle fassungslos an. Warringtons Hand rutschte zu seinem Schwert und in Dunwells Augen sah er Enttäuschung und Wut über den vermeintlichen Verrat, doch ehe die Situation eskalieren konnte, hatte Eiran sich aufgerichtet. Er hustete erneut, räusperte sich und sagte dann heiser: „Verzeiht mir, ich habe mich verschluckt.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Ein Aufatmen ging durch das Zimmer, und Dunwell sah ihn tadelnd an: „Wenn du das für einen Scherz gehalten hast, dann war das kein guter.“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Nein, Herr“, beteuerte Eiran schnell, dessen Hände anfingen zu zittern. Hastig trat er einen Schritt zurück, so schnell er konnte, wollte er aus der Reichweite Warringtons kommen, der ihn böse anstarrte. [/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Als Dunwell ihm zunickte, eilte er in die Küche zurück. [/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Sein Atem ging so hektisch, als wäre er meilenweit gelaufen, aber noch konnte er nichts von einer Vergiftung spüren. Allerdings war auch die letzte erst nach einigen Minuten eingetreten. Vielleicht mussten die Pflanzen sich erst einen Weg in seinen Magen bahnen. Mbali sah ihn nicht an, als er den letzten Teller in die Hand nahm, um diesen seinem Herren zu bringen. [/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle noch genug Wein in ihren Gläsern hatten, schritt er wieder in den dunklen Raum, wo die Köchin seelenruhig dunkles Fleisch salzte und Mbali mit grauem Gesicht in der Ecke stand.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Auf einmal schäumte Wut in ihm hoch, während er zu ihr ging, und als sie ihn nur ansah, nichts sagte, schüttelte er sie heftig. „Was war das?“, fauchte er, spürte, wie sich all seine Angst in bitteren Zorn verwandelte.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Lass mich los“, antwortete sie zärtlich, und als er die Besorgnis in ihren Augen sah, erstarb das Feuer in ihm genauso schnell, wie es gekommen war.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Entschuldige“, murmelte er, schämte sich für seinen unbeherrschten Ausbruch, sank auf dem Küchenschemel nieder und starrte auf die braunroten Kacheln, „wird mich das Zeug umbringen?“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Nein.“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Wird er sterben?“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Nein.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Behutsam ließ sie sich neben ihm nieder und legte ihren Kopf auf seine Beine. Schweigend verharrten sie einen Augenblick so, während aus dem Esszimmer das laute, geschwätzige Lachen der Gäste erklang und Sarah leise vor sich hinsummte.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Hast du schon einmal jemanden getötet?“, fragte Mbali unvermittelt, zu ihm hochsehend.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Stumm und ohne zu verstehen nickte er langsam.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Aus Habgier oder Gewinnsucht?“, fuhr sie mit ihren Fragen fort und als er, wieder ohne etwas zu sagen, den Kopf schüttelte, lächelte sie leise. „Nein, dazu bist du zu gut“, wisperte sie, mehr zu sich als zu ihm. „Er ist das nicht. Er tötet aus Gier, aus Vergnügen, ich kann sehen, wie dunkel und verdorben er ist. Heute Nacht wird er nicht gut schlafen, wenn ihn all die rachsüchtigen Geister derer besuchen, die er schändlich um ihr Leben gebracht hat.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Sie gab ihm einen leichten Kuss auf die Nasenspitze. „Ich wollte nicht, dass du das durchmachen musstest. Ich habe nicht gesehen, dass ihr beide noch eine Rechnung offen habt und dass er dich vorkosten lassen würde. Das wird nicht mehr vorkommen. Verzeihst du mir?“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]So ganz begriff er immer noch nicht, was in der Schwarzen vor sich ging. „Mbali, was hast du ihm in das Essen gemischt?“, wollte er eindringlich wissen.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Ihre Augen blickten ihn ernst an. „Ich weiß nicht, wie ihr es nennt. Ihr habt so seltsame Namen für diese Dinge. Es wird seine verdorrte Seele öffnen, so dass die Toten ihn besuchen können. Er wird denken, er träumt, ein scheußlicher Traum, aber er wird ihn niemals vergessen.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Langsam verstand Eiran und ihm wurde übel. Die Kräuter, die Mbali ihm gegeben hatte, um die Schmerzen zu betäuben, die waren harmlos gewesen, aber das hier war Hexerei, in Europa wäre sie hierfür verbrannt worden. Was sie machte, war gefährlich, Gotteslästerei und verdammenswert. Doch er konnte den Gedanken nicht abschütteln, der in seinem Rücken saß und kicherte, dass dies Warrington nur Recht geschähe.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Du darfst so etwas nicht noch einmal machen“, beschwor er sie, ihr Gesicht in seine Hände nehmend. „Hörst du?“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Sacht befreite sie sich aus dem Griff und stand ruckartig auf. „Eiran, verlange das nicht von mir. Es tut mir leid, dass ich dich in die Sache hineingezogen habe, das hätte ich nicht tun dürfen, aber gerade du solltest mich verstehen. Oder glaubst du, ich kann deine Panik nicht sehen, wenn du vor diesem abartigen Menschen stehst?“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Sie könnten dich dafür umbringen!“, rief er aus, doch sorgfältig darauf bedacht, dass die Köchin ihn nicht hören würde, während auch er aufsprang.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Mbali lachte, ihre Augen funkelten in dem dämmrigen Licht, und mit dem rotgefärbten Kleid sah sie beinahe so aus, als würde sie schon in Flammen stehen und als würden diese sie liebkosen. „Mich umbringen?“, wiederholte sie, und ungewohnter Hochmut färbte ihre Stimme. „Das wird nicht geschehen. Sie schaffen es ja noch nicht einmal, mich zu einer Sklavin zu machen.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Dieses Gespräch wurde Eiran zu unheimlich, und er war froh darüber, dass die Köchin ihn zu sich bat und ihm auftrug, den nächsten Gang zu servieren. Wieder spürte er Warringtons Blicke in seinem Rücken, aber diese schienen auf einmal all ihre Gewalt über ihn verloren zu haben. Die Sorge um Mbali und ihr gefährliches Gebahren war größer.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Die Engländer redeten jetzt über Sklavenhaltung, und das Thema wandte sich den Negern zu, als Eiran gerade neuen Wein holte. [/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Manche sind ganz abscheulich mit ihren klaffenden Lippen und dem krausen Haar“, sagte Mary leicht angewidert, und ihre Mutter stimmte ihr mit einem Lachen zu.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Frau Hawkins nickte bestätigend, doch ihre nächsten Worte ließen Eiran erstarren: „Es gibt aber auch ein paar hübsche. Ich habe ein Mädchen in meinen Diensten, die nur als Schönheit zu bezeichnen ist. Zumindest, was ihre Sippe angeht.“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Wirklich?“, fragte Warrington interessiert.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Geschmeichelt von der Aufmerksamkeit wandte sich die Engländerin ihm zu: „Sie ist heute bei mir. Ich werde sie rufen, dann könnt Ihr selbst beurteilen, ob ich die Wahrheit gesagt habe.“ Und schon erhob sie ihre kreischende Stimme: „Mbali! Mbali, komm einmal her!“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Bitte, bleib weg, beschwor Eiran seine dunkle Geliebte in Gedanken und tatsächlich schien sie sich an ihre Abmachung zu erinnern, denn sie betrat das Esszimmer nicht.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Wo ist das dumme Ding nur? Die wird etwas zu hören bekommen, wenn ich sie erwische“, zeterte ihre Herrin, aber nachdem sie ein zweites Mal ohne Ergebnis gerufen hatte, ließ sie das Thema fallen, und Dunwell berichtete, um das unbehagliche Schweigen zu durchbrechen, von seinen eigenen Erfahrungen mit dem dunkelhäutigen Volk. [/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Eiran versuchte seine Ohren vor den Schmähreden zu verschließen und schüttete Wein nach. Ihm wurde beinahe schlecht, als er all die Vorurteile hören musste, die ihm nicht zum ersten Mal begegneten. Keine Kultur hätten diese Schwarzen, keine wahre Intelligenz, sie wären nur gemacht, um den höherstehenden Weißen zu dienen. Aber er schwieg, biss sich auf die Innenseite seiner Wange und servierte das Trinken. Nur ein paar Stunden noch, ermahnte er sich und seinen Stolz zur Ruhe.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Als er wieder zurück in der Küche war, sah Mbali ihn traurig an. Sie schien zu merken, dass sie ihn mit ihrem Verhalten erschüttert hatte. Leise fragte sie, ohne dass sich ihr Grübchen in der schwarzen Wange zeigte: „Wieso möchtest du nicht wissen, ob auch du heute Nacht schlecht schlafen wirst? Du hast ebenso davon gegessen.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Eiran erwiderte ihren Blick. „Ich fürchte mich nicht mehr vor den Toten“, gab er zurück. Wieso sollte er das? Schließlich hatte ihn auch schon ohne Mbalis Kraut nächtelang ein unmenschliches Wesen in seinen Träumen heimgesucht, und er wusste, dass es das wieder tun würde. Da wäre ein wirklicher Toter beinahe eine Abwechslung. Fast war er über seinen Zynismus erschrocken, aber dieser schien die einzige Möglichkeit, mit all den unerklärlichen Dingen in seinem Leben fertigzuwerden.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Das solltest du aber“, meinte Mbali, und in ihren Augen lag solch eine Traurigkeit, dass Eiran nicht anders konnte, als sie in die Arme zu nehmen. Sie war doch nur ein junges Mädchen, eine Gefangene genau wie er, und seine einzig wahre Verbündete in dieser Zeit, wie konnte er ihr zürnen? Vor allem, wenn sie gegen den Menschen vorging, den er am meisten auf dieser Welt hasste. Erleichtert lehnte sie sich in die Umarmung, und er atmete ihren süßen Blumenduft tief ein.[/FONT]
Verzeiht das erste Bild, ich konnte einfach nicht widerstehen.
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Was hatte Mbali in das Mahl gemischt?[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Mit dieser ungewissen Frage in seinem Kopf nahm Eiran vorsichtig ein winziges Stück Gemüse in den Mund und kaute es behutsam. Es schmeckte gut, nach heimischen Kräutern und einem fremden Hauch von Abenteuer, der so zart war, dass man ihn fast nicht bemerkte. Aber nichts passierte. Er kippte nicht um, kein Schaum bildete sich vor seinem Mund, nichts.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Hawkins und Warrington blickten beinahe enttäuscht, während die Dunwells breit lächelten. Sie hielten das Ganze immer noch für einen absurden Scherz, der einzig und allein dafür gedacht war, den Sklaven ein bisschen auf den Arm zu nehmen und die Runde zu unterhalten. Warrington deutete auf den Fisch: „Auch hiervon ein Stück.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Eiran, den eine sanfte Ruhe überkommen hatte, aß von dem Meerestier einen Bissen, wobei er von Warrington scharf beobachtet wurde. Vielleicht wirkte Mbalis Gift erst später. Dann würde er in dem Wissen sterben, dass auch sein Peiniger nicht davon kam. [/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Plötzlich musste er husten, als der Fisch in seinem Hals steckenblieb, und sofort sahen ihn alle fassungslos an. Warringtons Hand rutschte zu seinem Schwert und in Dunwells Augen sah er Enttäuschung und Wut über den vermeintlichen Verrat, doch ehe die Situation eskalieren konnte, hatte Eiran sich aufgerichtet. Er hustete erneut, räusperte sich und sagte dann heiser: „Verzeiht mir, ich habe mich verschluckt.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Ein Aufatmen ging durch das Zimmer, und Dunwell sah ihn tadelnd an: „Wenn du das für einen Scherz gehalten hast, dann war das kein guter.“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Nein, Herr“, beteuerte Eiran schnell, dessen Hände anfingen zu zittern. Hastig trat er einen Schritt zurück, so schnell er konnte, wollte er aus der Reichweite Warringtons kommen, der ihn böse anstarrte. [/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Als Dunwell ihm zunickte, eilte er in die Küche zurück. [/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Sein Atem ging so hektisch, als wäre er meilenweit gelaufen, aber noch konnte er nichts von einer Vergiftung spüren. Allerdings war auch die letzte erst nach einigen Minuten eingetreten. Vielleicht mussten die Pflanzen sich erst einen Weg in seinen Magen bahnen. Mbali sah ihn nicht an, als er den letzten Teller in die Hand nahm, um diesen seinem Herren zu bringen. [/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle noch genug Wein in ihren Gläsern hatten, schritt er wieder in den dunklen Raum, wo die Köchin seelenruhig dunkles Fleisch salzte und Mbali mit grauem Gesicht in der Ecke stand.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Auf einmal schäumte Wut in ihm hoch, während er zu ihr ging, und als sie ihn nur ansah, nichts sagte, schüttelte er sie heftig. „Was war das?“, fauchte er, spürte, wie sich all seine Angst in bitteren Zorn verwandelte.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Lass mich los“, antwortete sie zärtlich, und als er die Besorgnis in ihren Augen sah, erstarb das Feuer in ihm genauso schnell, wie es gekommen war.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Entschuldige“, murmelte er, schämte sich für seinen unbeherrschten Ausbruch, sank auf dem Küchenschemel nieder und starrte auf die braunroten Kacheln, „wird mich das Zeug umbringen?“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Nein.“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Wird er sterben?“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Nein.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Behutsam ließ sie sich neben ihm nieder und legte ihren Kopf auf seine Beine. Schweigend verharrten sie einen Augenblick so, während aus dem Esszimmer das laute, geschwätzige Lachen der Gäste erklang und Sarah leise vor sich hinsummte.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Hast du schon einmal jemanden getötet?“, fragte Mbali unvermittelt, zu ihm hochsehend.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Stumm und ohne zu verstehen nickte er langsam.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Aus Habgier oder Gewinnsucht?“, fuhr sie mit ihren Fragen fort und als er, wieder ohne etwas zu sagen, den Kopf schüttelte, lächelte sie leise. „Nein, dazu bist du zu gut“, wisperte sie, mehr zu sich als zu ihm. „Er ist das nicht. Er tötet aus Gier, aus Vergnügen, ich kann sehen, wie dunkel und verdorben er ist. Heute Nacht wird er nicht gut schlafen, wenn ihn all die rachsüchtigen Geister derer besuchen, die er schändlich um ihr Leben gebracht hat.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Sie gab ihm einen leichten Kuss auf die Nasenspitze. „Ich wollte nicht, dass du das durchmachen musstest. Ich habe nicht gesehen, dass ihr beide noch eine Rechnung offen habt und dass er dich vorkosten lassen würde. Das wird nicht mehr vorkommen. Verzeihst du mir?“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]So ganz begriff er immer noch nicht, was in der Schwarzen vor sich ging. „Mbali, was hast du ihm in das Essen gemischt?“, wollte er eindringlich wissen.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Ihre Augen blickten ihn ernst an. „Ich weiß nicht, wie ihr es nennt. Ihr habt so seltsame Namen für diese Dinge. Es wird seine verdorrte Seele öffnen, so dass die Toten ihn besuchen können. Er wird denken, er träumt, ein scheußlicher Traum, aber er wird ihn niemals vergessen.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Langsam verstand Eiran und ihm wurde übel. Die Kräuter, die Mbali ihm gegeben hatte, um die Schmerzen zu betäuben, die waren harmlos gewesen, aber das hier war Hexerei, in Europa wäre sie hierfür verbrannt worden. Was sie machte, war gefährlich, Gotteslästerei und verdammenswert. Doch er konnte den Gedanken nicht abschütteln, der in seinem Rücken saß und kicherte, dass dies Warrington nur Recht geschähe.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Du darfst so etwas nicht noch einmal machen“, beschwor er sie, ihr Gesicht in seine Hände nehmend. „Hörst du?“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Sacht befreite sie sich aus dem Griff und stand ruckartig auf. „Eiran, verlange das nicht von mir. Es tut mir leid, dass ich dich in die Sache hineingezogen habe, das hätte ich nicht tun dürfen, aber gerade du solltest mich verstehen. Oder glaubst du, ich kann deine Panik nicht sehen, wenn du vor diesem abartigen Menschen stehst?“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Sie könnten dich dafür umbringen!“, rief er aus, doch sorgfältig darauf bedacht, dass die Köchin ihn nicht hören würde, während auch er aufsprang.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Mbali lachte, ihre Augen funkelten in dem dämmrigen Licht, und mit dem rotgefärbten Kleid sah sie beinahe so aus, als würde sie schon in Flammen stehen und als würden diese sie liebkosen. „Mich umbringen?“, wiederholte sie, und ungewohnter Hochmut färbte ihre Stimme. „Das wird nicht geschehen. Sie schaffen es ja noch nicht einmal, mich zu einer Sklavin zu machen.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Dieses Gespräch wurde Eiran zu unheimlich, und er war froh darüber, dass die Köchin ihn zu sich bat und ihm auftrug, den nächsten Gang zu servieren. Wieder spürte er Warringtons Blicke in seinem Rücken, aber diese schienen auf einmal all ihre Gewalt über ihn verloren zu haben. Die Sorge um Mbali und ihr gefährliches Gebahren war größer.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Die Engländer redeten jetzt über Sklavenhaltung, und das Thema wandte sich den Negern zu, als Eiran gerade neuen Wein holte. [/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Manche sind ganz abscheulich mit ihren klaffenden Lippen und dem krausen Haar“, sagte Mary leicht angewidert, und ihre Mutter stimmte ihr mit einem Lachen zu.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Frau Hawkins nickte bestätigend, doch ihre nächsten Worte ließen Eiran erstarren: „Es gibt aber auch ein paar hübsche. Ich habe ein Mädchen in meinen Diensten, die nur als Schönheit zu bezeichnen ist. Zumindest, was ihre Sippe angeht.“[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Wirklich?“, fragte Warrington interessiert.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Geschmeichelt von der Aufmerksamkeit wandte sich die Engländerin ihm zu: „Sie ist heute bei mir. Ich werde sie rufen, dann könnt Ihr selbst beurteilen, ob ich die Wahrheit gesagt habe.“ Und schon erhob sie ihre kreischende Stimme: „Mbali! Mbali, komm einmal her!“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Bitte, bleib weg, beschwor Eiran seine dunkle Geliebte in Gedanken und tatsächlich schien sie sich an ihre Abmachung zu erinnern, denn sie betrat das Esszimmer nicht.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Wo ist das dumme Ding nur? Die wird etwas zu hören bekommen, wenn ich sie erwische“, zeterte ihre Herrin, aber nachdem sie ein zweites Mal ohne Ergebnis gerufen hatte, ließ sie das Thema fallen, und Dunwell berichtete, um das unbehagliche Schweigen zu durchbrechen, von seinen eigenen Erfahrungen mit dem dunkelhäutigen Volk. [/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Eiran versuchte seine Ohren vor den Schmähreden zu verschließen und schüttete Wein nach. Ihm wurde beinahe schlecht, als er all die Vorurteile hören musste, die ihm nicht zum ersten Mal begegneten. Keine Kultur hätten diese Schwarzen, keine wahre Intelligenz, sie wären nur gemacht, um den höherstehenden Weißen zu dienen. Aber er schwieg, biss sich auf die Innenseite seiner Wange und servierte das Trinken. Nur ein paar Stunden noch, ermahnte er sich und seinen Stolz zur Ruhe.[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Als er wieder zurück in der Küche war, sah Mbali ihn traurig an. Sie schien zu merken, dass sie ihn mit ihrem Verhalten erschüttert hatte. Leise fragte sie, ohne dass sich ihr Grübchen in der schwarzen Wange zeigte: „Wieso möchtest du nicht wissen, ob auch du heute Nacht schlecht schlafen wirst? Du hast ebenso davon gegessen.“[/FONT]
[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Eiran erwiderte ihren Blick. „Ich fürchte mich nicht mehr vor den Toten“, gab er zurück. Wieso sollte er das? Schließlich hatte ihn auch schon ohne Mbalis Kraut nächtelang ein unmenschliches Wesen in seinen Träumen heimgesucht, und er wusste, dass es das wieder tun würde. Da wäre ein wirklicher Toter beinahe eine Abwechslung. Fast war er über seinen Zynismus erschrocken, aber dieser schien die einzige Möglichkeit, mit all den unerklärlichen Dingen in seinem Leben fertigzuwerden.[/FONT]
„[FONT=Nimbus Roman No9 L, serif]Das solltest du aber“, meinte Mbali, und in ihren Augen lag solch eine Traurigkeit, dass Eiran nicht anders konnte, als sie in die Arme zu nehmen. Sie war doch nur ein junges Mädchen, eine Gefangene genau wie er, und seine einzig wahre Verbündete in dieser Zeit, wie konnte er ihr zürnen? Vor allem, wenn sie gegen den Menschen vorging, den er am meisten auf dieser Welt hasste. Erleichtert lehnte sie sich in die Umarmung, und er atmete ihren süßen Blumenduft tief ein.[/FONT]
Verzeiht das erste Bild, ich konnte einfach nicht widerstehen.
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