10. Juni 2038
Sondermeldung
Der goldene Streifen am Himmel
New Pacific City - Wieder einmal war es soweit. Er musste hinaustreten - hinaus, vor die Kameras, vor die Journalisten, dorthin, wo es ihm mittlerweile doch reichlich unangenehm war. Selten dachte Hiroshi Yamamoto zurück an den Tag, an dem er über die vor ihm liegende Türschwelle getreten war - es war drei Tage nach seiner viel verheißenden Ankündigung gewesen, eine große Erklärung abgeben zu wollen. Er war vor die Leute getreten, so wie er es jetzt wieder tun musste, und hatte um Aufschub gebeten. Gewiss, sie hatten ihm diesen gewährt - er hatte auch wenig anderes erwartet, immerhin war Hiroshi Yamamoto noch immer wohl der beliebteste Premierminister, den die Storm Republic je gehabt hatte -, allerdings hatte er bereits damals die schwer zu verbergende Enttäuschung in den Gesichtern der Journalisten und Kameraleute nicht ertragen können. Sie alle warteten auf Antworten. Sie alle wollten, dass sich etwas änderte. Er hatte versucht, sie zu beruhigen.
"Gewiss", hatte er an diesem Tag gesagt,
"es müssen Veränderungen her. Doch bitte, geben Sie mir etwas Zeit. Diese Nation liegt mit zu sehr am Herzen, als dass ich es verkraften könnte, nun schwerwiegende Fehler anzurichten." An diesem Tag war er mit der Erklärung davongekommen. Es war nicht die Erklärung gewesen, die er versprochen hatte - und auch nicht die, die die Menschen erwartet hatten -, doch immerhin hatte er sich ihnen gestellt, den traurigen und erwartungsvollen Gesichtern, denen er auch nicht geben konnte, was sie wollten, was er wollte. Hiroshi Yamamoto knüllte die Zeitung zusammen, die er in seiner verkrampften rechten Hand hielt. War es nicht alles die Schuld anderer Leute? War er nicht einfach nur zu schwach, etwas zu ändern? Spielte das eine Rolle? Er schritt in den Raum. Die selben Gesichter. Aufgesetzt freundlich. Quälend erwartungsvoll. Was konnte er ihnen denn geben? Kaum saß Yamamoto auf seinem Stuhl - unbequem war er -, da fiel sein Blick auf den Himmel hinter den blitzsauberen Fenstern. Ein langer goldener Streifen war erkennbar, er verlieh dem frühen Abend in der immer so schön wirkenden Stormic Hauptstadt eine geradezu unnatürliche Schönheit, zu süß zum genießen. Er zog das Mikrofon zu sich heran. Die Gedanken, die eine Person in diesem Moment überrennen, dachte er, die waren einfach nicht zu beschreiben. Er versuchte es trotzdem.
"Sie alle erwarten von mir, dass ich handle. Ich erwarte von mir, dass ich handle. Doch es stellt sich Tag für Tag die frage - handeln wir nicht schon? Was mehr, was weniger können wir tun - Sie sehen, es sind bohrende, quälende Fragen. Ich bin nun hier, weil ich hier sein muss, weil Sie es verdient haben, dass man Ihnen erzählt, wie die Storm Republic weiter auf eine gute Zukunft blicken kann und wird, und weil ich nicht weiß, wie genau dieses 'wie' aussehen soll. Es tut mir schrecklich leid, doch an diesem Abend kann ich ihnen noch keine Antworten liefern. Ich versichere ihnen allerdings bei meinem Leben, dass ich es in drei Tagen tun werde." Hiroshi Yamamoto hob den Kopf, er hatte während seiner Sätze durchgehend auf die blanke Holzoberfläche des Pultes gestarrt. Da waren sie, die Gesichter - noch unerträglicher, als sie je gewesen waren, zeigten sie eine Mischung aus Mitgefühl und Verständnis und gleichermaßen Enttäuschung und weiterer Erwartungshaltung. In schnellen Schritten begab sich der Premierminister hinaus, hinaus an die frische Luft. Als sein Blick auf die Zeitung fiel, die er vor dem Eingang in den Mülleiner geworfen hatte, hatte er seine Entscheidung darüber, welche Antworten er in drei Tagen in die Kameras sprechen sollte - und wie er es tun würde -, schon längst getroffen. Er zwang seinen Blick weg von der Schlagzeile, die, als er aus dem Gebäude schritt, von der stetig sinkenden Sonne kurz erfasst wurde und sich deutlich vom Rest der Szenerie abhob.
Zweiter Anschlag auf Nyappy-Army-Einrichtung fordert 27 Tote - Yamamoto bittet um mehr Zeit
Nachrichten
Eine Region steht vor dem Wandel
Der Norden des Archlands gilt mittlerweile als einzig verbliebene Keimzelle der Deutschsprachigkeit in der Storm Republic. Mit der Veröffentlichung eines Kommentars eines hochrangigen LDP-Sprechers, mit der Trilingualität der Republik könnte es bald zu Ende gehen, wächst nun die Sorge bei den dortigen Einwohnern ob einer Zukunft ohne Deutsch als Amtssprache - zumindest bei der kleinen Minderheit, die diesen Schritt tatsächlich noch als nicht hinnehmbar empfindet und dagegen auf die Straße geht (im kleinen Rahmen).
Nordenau - Haselbach ist ein Dorf im äußersten Norden des nördlichen Archlandes, rund 20 Kilometer westlich der Großstadt Nordenau gelegen. Die Einwohner des Dorfes, es sind 64 an der Zahl, sind allesamt bodenständige Leute mit teils langjährig ausgeübten Berufen - wenngleich wohl nicht annähernd so langjährig wie sich die Geschichte von Haselbach liest. Als eine der ältesten Gemeinden in der Storm Republic ist der Ort offiziell von der Regierung in New Pacific City anerkannt - von einer Regierung, die in den letzten Wochen mehr als nur ein Diskussionsthema in der einen oder anderen Kneipenrunde darstellt. Die Einwohner von Haselbach selbst blicken in dem "kompletten Gewusel", das sich um die Politik der Nyappy-Offensive, um offene Grenzen, die Debatte darum und schließlich auch um Premierminister Yamamoto dreht, längst nicht mehr durch. Ihre einzige Sorge - und diese Sorge teilen sie mit vielen derjenigen, die in den umliegenden Städten und Gemeinden seit Jahren ansässig sind - besteht in den möglichen Folgen eines Abtritts eben jener Grinsebacke, über die in den letzten Wochen derart viel debattiert wurde.
Ungewiss ist das Wörtchen, das man im Archland - und insbesondere in dessen kulturell sehr stark am benachbarten Grafenberg orientiertem nördlichen Teil - in diesen Tagen sehr sehr sehr häufig auf den Straßen zu hören bekommt; Anlass für die Entwicklung dieses Wortes zu einem echten Modewort lieferte wohl die Stellungnahme eines hochrangigen Sprechers der alleinregierenden LDP vor rund einer Woche.
"Was die derzeitige Sprachensituation der Storm Republic angeht, so wird sie relativ wahrscheinlich wohl nicht von Dauer bleiben" war die Aussage des Mannes in einem Interview mit SSTV News gewesen - die entsprechende Aussage offenbarte nur wenige Stunden nach ihrer Veröffentlichung bereits ihr Potenzial, im Archland für eine Welle der Spekulationen zu sorgen. Die deutsche Sprache ist über die vergangenen Jahre hinweg in der Storm Republic zur absoluten Randsprache geworden, sie erlebte beinahe einen Niedergang wie das noch zu Zeiten der bourischen Republik verbreitete Tschechisch - und die Bestrebungen, die derzeitige Trilingualität der Republik auf eine Bilingualität herabzustufen, sind hinlänglich bekannt. Überraschend kam die Aussage des hochrangigen Sprechers der Regierungspartei folglich gerade für viele Archländer nicht, in der einzigen verbliebenen größtenteils deutschsprachigen Region der Storm Republic hatten zahlreiche Bürger bereits seit längerer Zeit mit einer solchen - mehr oder weniger direkten - Ankündigung gerechnet. Die Aussicht, auf absehbare Zeit ohne die Anerkennung des Deutschen als dritte Amtssprache der Republik auskommen zu müssen (vorbehaltlich einer Einstufung als anerkannte Minderheitensprache) scheint allerdings im Nordosten der Storm Republic eine Spaltung der dort lebenden Bevölkerung zu vollziehen - die Lager, die sich dabei längst gebildet haben, sind jedoch von sehr unterschiedlicher Größe.
"Wir haben uns längst mit der Situation abgefunden, wir alle können sehr gutes Englisch und auch Japanisch lernen wir kontinuierlich weiter", erklärt eine junge Frau in einer Gruppe von fünf Personen dem Kamerateam der SBC, das sich seinen Weg durch die belebte Innenstadt von Nordenau bahnt. Eine große Mehrheit der Menschen, die im nördlichen Archland wohnen, zeigen sich trotz der immer deutlicher werdenden Anzeichen für ein Ende der Ära "Deutsch als Amtssprache", sie denken überwiegend internationaler. In einer Zeit, in der die wirtschaftlich wie politisch deutlich bedeutendere Coastline quasi vollständig japanisch- und englischsprachig geprägt ist, hat die deutsche Sprache gerade unter den jüngeren und karriereorientierteren Menschen auch im Archland stetig an Bedeutung verloren - viele Menschen lernen das Deutsche noch, sie wenden es auch an, sehen es aber mittlerweile mehr als eine Sprache im direkten Kontakt mit dem benachbarten Grafenberg als eine Amts- oder hauptsächliche Umgangssprache in der Storm Republic. Diese Einstellung, die sich nicht zuletzt dank medialer Einflüsse - so wurden in den letzten Jahren Kampagnen, die zum Japanischlernen motivierten, im Gegensatz zu ihren Gegenstücken für die deutsche Sprache immer weiter intensiviert und auf alle verfügbaren Medien ausgeweitet - gebildet hat, ist unter Forschern und Experten der Thematik längst nichts neues. Beim Institut für Stormic Sprachforschung in Westland etwa, welches für die jährlich herausgegebenen Sprachstatistiken verantwortlich ist, hat man die Überlegungen bezüglich der Folgen des seit längerer Zeit schon beobachteten Wandels längst in seine Prognosen für die Sprachentwicklung der Storm Republic einfließen lassen. Wohl dies dürfte die hauptsächliche Ursache sein, der die von den Westländer Forschern prognostizierte Entwicklung der deutschen Sprache auf unter fünf Prozent Sprecheranteil im Alltag bis 2042 zu verdanken ist - eine Horrorentwicklung für all diejenigen Einwohner des Archlands, die nicht der gerade eben beschriebenen Gruppe angehören. Es ist zwar eine Minderheit in einer Minderheit - Umfragen zufolge rund zehn bis knapp unter 15 Prozent der Einwohner im nördlichen Archland -, die auch weiterhin mit aller Macht am Status des Deutschen als Amtssprache festhalten möchte, doch diese kleine Gruppe präsentiert sich gerade in den aktuellen Tagen relativ lautstark. Protestzüge durch die Städte Nordenau und Holtstedt finden im Wochenrhythmus statt, die Mitteilung der größtenteils auf dem Land wohnenden und überdurchschnittlich alten Personen ist immer die gleiche:
"Trilingualität muss bleiben". Die Befürchtung der Herren und Damen, die auch offen angeben, im Alltag weiterhin die deutsche Sprache allen beiden anderen Stormic Amtssprachen vorzuziehen, lässt sich im Wesentlichen auf eine Änderung der Sprachpolitik nach einem möglichen Rücktritt von Premierminister Yamamoto reduzieren. Die nicht mehr grinsende Grinsebacke, die nach wie vor Mittelpunkt der Debatten darstellt, gilt gerade im Archland dank ihrer eindeutigen Bekenntnis zum Erhalt der Trilingualität als Musterbeispiel für einen guten Politiker. Diejenigen Einwohner des nördlichen Archlands, die sich eine Storm Republic ohne Deutsch als Amtssprache nicht vorstellen können oder möchten, treten daher auch mit zwei hauptsächlichen Zielen in die lautstarke Schlacht gegen die deutlich größere Mehrheit in der Region wie in der Nation an - entweder bleibt Yamamoto im Amt oder die Trilingualität andersartig gesichert. Welches der beiden Ziele, die man bei den wöchentlichen Demonstrationen im nördlichen Archland (in New Pacific City fand bisher noch keine statt), das wohl unrealistischste dabei darstellt, das mögen auch Experten nicht einzuschätzen versuchen - beide gelten allerdings angesichts der jüngsten nationalen wie internationalen Entwicklungen als eher unwahrscheinlich zu erreichen. Das Ende der Trilingualität in der Storm Republic scheint - gegeben eine Fortsetzung der Regierungszeit der LDP - schlussendlich doch ein immer realistischeres Szenario zu werden - und mit den Folgen einer Herabstufung des Deutschen zur nicht-mehr-Amtssprache werden sich wohl in naher Zukunft auch diejenigen momentan noch von einer "Rettung" des Amsstrachenstatus überzeugten Nordarchländer beschäftigen müssen. Oder nach Grafenberg auswandern.
Sport
Künstlich gesenkte Erwartungen
Wenig merkte man angesichts von Krieg, Krisen um die Nyappy Army und den Grinseverlust von Premierminister Yamamoto bisher davon, dass es bereits längst wieder Zeit zur größten Feiersaison der Stormics ist - die Fußball-Weltmeisterschaft steht vor der Tür. Im plastikkapitalistischen Chryseum möglicherweise fremd, ist in der Storm Republic die nationale Rudelguckkultur längst zu einem möglicherweise auch weltweit bewunderten Phänomen geworden - und diesmal sehen sich die Millionen, die auf der Stormic Bridge oder anderswo die Runners anfeuern, trotz des Versuches, möglichst wenig zu erwarten, damit konfrontiert, dass es eigentlich nur ein logisches Ziel gibt, auf das man hinspielen dürfte.
New Pacific City - Vier Jahre des Wartens sind vorbei und es waren durchaus Jahre, in denen der eine oder andere Stormic die eine oder andere Möglichkeit hatte, zu jubeln. Der Sieg der Runners im eigenen Land bei der Amerikameisterschaft vor zwei Jahren ist nach wie vor unvergessen - er wird wohl auch unvergesslich bleiben, immerhin stellt er bislang den größten Triumph dar, den die Stormic Fußballnationalmannschaft zu erringen fähig war. Doch angesichts dessen, was bereits in einem Tag im nicht allzu fernen Chryseum wieder einmal startet, liegt der Fokus darauf, dass dieser größte Triumph möglichst bald von einem noch viel größeren abgelöst werden könnte - und die Tatsache, dass dieser Fall eintreten könnte, macht manchen Runners-Fans im Vorfeld dieser Weltmeisterschaft gedanklich ein wenig zu schaffen. Die Erfahrung, dass niedrige Erwartungen große positive Erwartungen nach sich ziehen können, ist noch frisch - erst bei den Olympischen Winterspielen in diesem Jahr hatte man sie gemacht, als man aus heiterem Himmel einen nie so erahnten Medaillenregen empfing. Dass sich dieses System, das bei den Spielen in der UNAS ja auch eher unfreiwillig und nicht etwa geplant gewesen war, nicht einfach so auf die Fußball-WM in Chryseum anwenden lässt, hat viele Gründe - der wohl wichtigste und ausschlaggebende ist dabei die extrem erfolgreiche Bilanz der Runners in den vergangenen Jahren. Wo immer sich Nationaltrainer Takeshi Maehara in den vergangenen Monaten hat blicken lassen, in den Blicken der Journalisten und Zuschauer war trotz aller Anstrengung, sie zu verbergen, diese Erwartungshaltung zu erkennen. Nach Platz vier, drei und zwei in Reihe ist es auch verständlich, dass viele Stormics es längst als logische Konsequenz sehen, dass der Weltmeistertitel in diesem Jahr von den Stormics um Star-Stürmer Steven Huckerby und co. errungen wird - Maehara selbst bleibt angesichts dieser auch ihn belastenden hohen Erwartungen zwar ruhig, lässt aber durchblicken, dass er niemanden enttäuschen möchte.
"Wir reisen nach Chryseum, um das Ziel zu erreichen, das unsere Fans von uns erreicht sehen möchten. Wenn dieses Ziel ist, am Ende keine Partie verloren zu haben - auch nicht nach Elfmeterschießen -, dann werden wir diese Einstellung deswegen auch nicht ändern, sondern auch für dieses ziel kämpfen." So wie ihr Trainer scheint es auch die Mannschaft zu sehen, die kurz vor ihrer Abreise in die südamerikanische Plastikidylle noch einmal ihren Fans versicherte, mitnichten "ohne Grund zu einer ordentlichen Feier" zurückkehren zu wollen. All diese Motivation durch Team und Trainer macht es gerade in diesen Tagen den Stormic Fans deutlich schwer, nicht daran zu glauben, dass man den Weltmeistertitel erringen könnte. Zwar wird noch immer versucht, darauf zu setzen, die eigenen Erwartungen möglichst gering zu halten - gelingen mag dies allerdings doch eher weniger Fans, mit dem tickenden Countdown zum Auftakt der Gruppenphase für die Stormic Nationalmannschaft werden es auch noch immer weniger. Schlussendlich wird - so ist die Annahme - jeder Versuch, gelassen und ohne den geringsten Anflug einer Erwartung in das Turnier zu gehen, spätestens mit dem Viertelfinale verflogen sein - wenn die Euphorie, die bereits vor dem ersten Anpfiff eines Runners-Spiels extrem hoch ist, den Zustand des Überkochens erreicht hat. Für die Stormic Bridge, traditionell mit dem vielleicht weltgrößten Public Viewing der Mittelpunkt der Rudelguck- und -singaktivitäten fußballverrückter Stormic Millionenschaften, sind bereits vor Wochen die letzten Arbeiten zur Verstärkung der Konstruktionen und zur Vorbereitung der Weltmeisterschaft zu Ende gegangen, gerechnet wird hier einmal mehr mit steigenden Besucherzahlen bis zu über einer Million gegen Ende der Runners-Reise. Der Druck, der wieder einmal auf Spielern und Trainerteam im südlichen Amerika lastet, er ist selbstverständlich nicht minder enorm als beim letzten Turnier - dafür sorgen neben der Stormic Bridge mehr als genug Public-Viewing-Feste. Und auch die anhaltenden politischen Debatten rund um Nyappy Army und Einreisefreiheit und die Politik von Premierminister Hiroshi Yamamoto schaffen es in diesen finalen Tagen vor der Weltmeisterschaft in Chryseum nicht, den Fokus aller Bürger davon wegzulenken, was ohnehin seit Monaten mehr und mehr in den Köpfen der Menschen herumgeistert. Ob in New Pacific City, Westland, Yachiyo, Nordenau oder wo auch immer im Stormic Kernland - oder eben auch auf New Stormic Island, wo die ebenso verrückten Fußballfans der Sonderverwaltungszone ihr Team (mit einer etwas geringeren Erwartungshaltung natürlich) anfeuern werden - es gibt noch so etwas wie Normalität in der Storm Republic, und es gibt eine alte Tradition. Wenn der Ball rollt und die Runners um einen Titel spielen, dann hat auf jeden Fall die gesamte Nation zuzuschauen - bestenfalls auf der Straße. Auch bei der Plastik-WM ist diese Zeit nun wieder gekommen. Die Weltmeisterschaft kann beginnen - für die Stormics gibt es nur ein Ziel.
Was sonst noch so geschah
Wirtschaftliche Hilfe aus Virenien
New Pacific City - Die Stormic Wirtschaft hat nicht nur in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass die Republik das höchste Pro-Kop-BIP aller Flächenstaaten der Erde besitzt, sondern auch den allgemeinen Lebensstandard der Stormics deutlich angehoben. Trotz hoher Zufriedenheit über die vergangenen Jahre hat das Ministerium für Wirtschaft und Finanzen kürzlich ein neues Projekt gestartet - mit dem Ziel, die Wirtschaft der Storm Republic in den kommenden Jahren noch weiter zu optimieren und auszubauen. Das Projekt, das vor wenigen Tagen noch ohne offiziellen Titel vorgestellt wurde, sieht dabei eine enge Kooperation der Stormic Regierung und des Wirtschaftsministeriums mit Experten von mehreren Stormic Universitäten vor und erweitert diese Runde um engagierte virenische Kollegen, die bereits vor einigen Monaten ihre Mithilfe bei der Projektrealisierung angeboten hatten. Die virenisch-Stormic Kooperation, die bereits im kommenden Monat offiziell ihre Arbeit aufnehmen soll, wird sich Angaben des Wirtschaftsministeriums hauptsächlich auf die Auslandsaktivitäten von Stormic Unternehmen weltweit konzentrieren - einen Bereich, in dem man bei der Regierung der Republik den größten Teil des noch ungenutzten Potenzials für die Optimierung der Stormic Wirtschaft sieht. Eine
"bestens ausgebaute Wirtschaft", wie Wirtschafts- und Finanzminister Shin Matsuda erklärte, stellt das Ziel der Initiative dar - wichtiger Faktor dabei ist auch die Ausrichtung der wirtschaftlichen Prozesse auf nachhaltiges Wachstum; dieser Aspekt stellt derzeit zumindest in geringer Form auch eine Sorge bei der Stormic Regierung dar.
Architekturwettbewerb für chryseische Oberflächlichkeitspolitik für "meh" befunden
New Pacific City - Führende Architekten der Storm Republic haben den jüngst in Chryseum ausgerufenen Wettbewerb zum Entwurf eines Wahrzeichens für den südamerikanischen Plastikstaat einstimmig kritisiert. In einem Interview mit SSTV News erklärte ein Sprecher eines großen Architekturbüros aus New Pacific City, Chryseum sei viel zu sehr auf noch mehr glänzendes Plastik zur Blendung von offensichtlich blinden Erdenbürgern fokussiert.
"Dieser ganze Wettbewerb ist einfach nur meh. Schauen Sie sich Chryseum an, da ist alles künstlich - und nun fordert man in den vollkommen boulevardesken Mitteilungen die Welt dazu auf, irgendein großes verblendendes Ding zu entwerfen, das noch mehr Show zu dieser riesigen Filmkulisse hinzuzufügen." Gleicher Meinung zeigten sich knapp 50 weitere relativ angesehene Architekten der Republik, die darüber hinaus auch darauf eingingen, dass der südamerikanische Staat mit der Suche nach einem großen Prestigeobjekt wichtige Aspekte der Architektur vernachlässige. Betont wurde der in der Storm Republic hoch angesehene Grundsatz von der Schönheit simpler Objekte, der die Stormic Architektur maßgeblich beeinflusst hat - und dabei im Gegensatz zu der offenbar von Chryseum eher verfolgten Ansicht, alles müsse groß und spektakulär sein, steht. Eine Teilnahme am chryseischen Wahrzeichenarchitekturwettbewerb schlossen nahezu alle großen Stormic Architekten aus, nur einige wenige gaben kein konkretes Statement ab.
Algenstreit erhöht Attraktivität des Produkts als Nahrungsmittel
Westland - Während sich weltweit um Algen, ihre Züchtung in Algenfarmen und ihre Nutzung als Kohlenstoffquelle für Kraftstoffe oder Biomasse (oder irgendwie sowas) gestritten wird und diese Streitigkeiten gerade in der Storm Republic eher als Futter für Satiresendungen denn für Nachrichtensendungen verwendet werden, offenbart sich in der Republik der positive Effekt dieser Debatte vor allem für die Nahrungsmittelindustrie. Die Verkaufszahlen von Nahrungsmitteln, die Algen - überwiegend
nori - enthalten, sind in den letzten Tagen Statistiken zufolge deutlich hochgeschnellt. Besonders Sushiprodukte, aber auch
onigiri, die in der Regel nicht ohne
nori auskommen, stellen derzeit einen richtigen Kassenschlager dar. Die Stormic Firmen, die vor den eigenen Küsten stetig expandiere Aquakulturen zur Aufzucht von Algen für die Nahrungsmittelindustrie betreiben, profitieren von dieser Entwicklung am meisten.
"Wir müssen denjenigen, die derzeit für diese Algendebatte sorgen, wirklich danken - sie heben unsere Verkaufszahlen momentan deutlich an", bestätigt ein Sprecher einer dieser Firmen im Kurzinterview mit einem Nachrichtensender. Die genaue Wirksamkeit des Effekts, der von der weltweit in den Nachrichten zu verfolgenden Algenrechtsdebatte (komisches Wort) zur offensichtlichen Steigerung des nationalen Appetits auf Algen und algenhaltige Produkte geführt hat, ist unklar. Für die Firmen, die in diesen Tagen von der Debatte profitieren, stellt der Effekt allerdings auch mehr eine nützliche Nebenwirkung als ein ernsthaft zu untersuchendes Phänomen dar - und diejenigen, die in diesen Tagen vermehrt Hunger auf Sushi oder
onigiri haben, scheinen sich an den Gründen für diesen Umstand auch eher weniger zu stören. Sie genießen vielmehr die Produkte, die aus den Stormic Meeren stammen - und teilweise auch von den Küsten vor New Stormic Island, wo allerdings angesichts der nach wie vor ungeklärten Meerwasserverseuchung (Stichwort Fischmutationen) nur mit äußerster Vorsicht und angemessenen Kontrollmaßnahmen Algenaufzucht betrieben wird.
Virenisch-Stormic Comiket wird Realität
New Pacific City - Monate der Planung waren vorbei, als die Verantwortlichen des Projekts am vergangenen Freitag in New Pacific City offiziell die Ankündigung eines gemeinsamen Mangamarktes, kurz
Comiket, verlasen. Die Comiket, deren baldige Realisierung bereits seit Jahren immer wieder in Internetforen und allgemein in Kreisen von Anime-/Mangafans für erregte Spekulationen gesorgt hat, soll im August 2039 mit ihrer ersten Ausgabe in der Innenstadt von New Pacific City starten. Das Hauptaugenmerk der Messe liegt auf der Ausstellung und dem Verkauf von selbstgestalteten Mangas, jedoch sind gerade in der Stormic Hauptstadt Treffen der Cosplayerszene mit eingeplant und auch bei der Messe beabsichtigt. Zahlreiche virenische wie Stormic Mangazeichner sowie übrige Beteiligte der damit verknüpften Industrie haben bereits ihr Interesse an einer Teilnahme am Comiket angekündigt, der mit dem Beginn im kommenden Jahr in einem jährlichen Wechsel jeweils mit Virenien veranstaltet werden wird. Ein zentraler Punkt der Veranstaltung wird laut Verantwortlichen auch die Teilnahme von jeweiligen Größen der japanischen Populärkultur sein, so soll die Eröffnungsveranstaltung im kommenden August von gleich drei großen J-Rock-Bands der Storm Republic begleitet werden. Details hierzu sowie zum genaueren Ablauf des Comiket gaben die Organisatoren des Projekts jedoch bisher nicht. Bei der Stormic Bevölkerung sorgte die Ankündigung jedoch wie auch in Virenien bereits umgehend für große Freude, gerechnet wird angesichts der großen Beliebtheit der Veranstaltung schon vor deren erster Ausgabe mit deutlich über 500.000 Besuchern beim ersten Comiket im August 2039.
Kurznachrichten:
- Stormic Hundret's Stock (SHS): 21.130,70 (-13,17)
- 1 Z = 0,3384 $ || 1 $ = 2,9554 Z (+0,0042)
- Osteuropakrieg bleibt unspannend - machen wir eben das Beste daraus.
- Batista-Musa-Preis für die weltfremdeste Außenpolitik geht an ... die URS!
- Ajin säkularisiert - für mehr Religions(un)freiheit, denn schließlich ist man ein wunderbar (un)demokratischer Staat.
- Ruquia steuert wieder auf den Bürgerkrieg zu, na toll. Als ob Südamerika nicht genug gestraft wäre mit - hust - hab nix gesagt.
- Südburgund in politischen Kreisen der Republik belächelt - Gespräche mit Ajin aufnehmen ist sehr sehr sehr mutig.
- Bahnstrecke fertig! Äh, ja, sehr, äh, interessant.
- Zwei Stormic Opfer im Flugzeugwahnsinn betrauert, genaue Details des Vorfalls jedoch weiterhin nicht kapiert. ._.
- Die heute-show verhinderte eine weitere Kurznachricht an dieser Stelle.
- Ypsilanti Water Tower in Ypsilanti, Michigan, winner of the "Most Phallic Building contest"
- Fragt man nach Kurznachrichten, bekommt man komische Vorschläge - siehe das ding über dem hier.
- Yamamoto-Roman kommt vielleicht bald - die Verlautbarungsanfänge mutieren ja eh schon dazu
- Nyappy Army strikes back und besiegt UNAS im Paintball
- Und ja, natürlich kümmert sich die Storm Republic auch um die Fußball-WM. Sieht man doch.
- Wetter: Et kütt wie et kütt.