Ich glaube meine Mutter wäre tierisch beleidigt wenn ich sie "irgendwohin" schicken würde für den Urlaub. Sie ist 64 und kann sich wunderbar selbst versorgen, Auto fahren usw. Lediglich einige Tätigkeiten kann sie wegen ihrem Rücken nicht mehr. Lange laufen, viel bücken, generell viel Bewegung geht nicht mehr. Immer nur kurz und dann braucht sie wieder lange Pausen damit der Rücken wieder Ruhe gibt. Sie sagt 10 Minuten grade Strecke laufen und der Ischias tut ihr wieder weh, was dann nach einer Pause wieder aufhört. Daher sitzt sie vermutlich nur noch weil sie so keine Schmerzen hat. Sie muss dringend was daran tun.
Hallo Fanny!
Ich bin in letzter Zeit leider aus zeitlichen Gründen etwas rarer hier - deswegen kommt mein Kommentar dazu erst jetzt.
Es ist immer schwer eine solche Situation zu beurteilen, wenn man selbst nicht darin steckt. Daher kann ich nur von meiner eigenen spechen...
Meine Eltern sind schon sehr lange tot (mein Vater starb als ich 7 war, meine Mutter als ich 25 war), aber mein Mann hat natürlich Eltern. Mit beiden kam ich immer gut klar. Mein Schwiegervater war ein echt liebenswerter Mensch, der immer Harmonie wollte. Und oft seine Frau "zur Räson" gerufen hat, weil sie gerne mal etwas herrisch sein kann und meint immer zu wissen was für Andere das Beste ist. Egal, ob es sich um Modestil, Wohnungseinrichtung oder das nächste Urlaubsziel dreht. Meine Schwiegermutter hat da oft eine sehr despotische Art und versucht gerne mal über ihre Mitmenschen zu bestimmen.
Ich bin mit meinem Mann seit mehr als 30 Jahren zusammen und habe schnell gelernt "Ignoranz ist ein Segen"! Ich höre einfach über alles hinweg, wenn sie meint ihre heißen Ratschläge verteilen zu müssen. Und mache dann sowieso was ich will. Mit allem Anderen mache ich mir nur die Nerven kaputt und es führt zu Streit. Über die Jahre hat das zumindest dazu geführt, dass meine SchwieMu es größtenteils aufgegeben hat mir sagen zu wollen was richtig und was falsch ist.
Sie hat glaube ich kapiert, dass sie sich an mir die Zähne ausbeißt. Ich bin da echt resistent.
Nun ist mein Schwiegervater Anfang diesen Jahres aber gestorben. An Krebs. Und meine Schwiegermutter fiel erstmal in ein tiiiiiefes Loch. Sie ist 71 und ihre sozialen Kontakte haben sich über die letzten Jahre sehr dezimiert. Viele Bekannte waren (das muss man einfach so sagen) auch eher Freunde meines Schwiegervaters. Weil es eben mit meiner sehr dominanten Schwiegermutter nicht immer einfach ist. Jetzt wo mein Schwiegervater nicht mehr da ist, sind auch die letzten Bekannten ziemlich verschwunden. Und meine Schwiegermutter merkt sehr deutlich, dass alleine sein nicht sehr schön ist.
Genau wie deine Mutter ist sie jedoch wunderbar in der Lage sich selbst zu versorgen. Klar, auch sie hat einige kleinere Wehwehchen. Aber im Großen und Ganzen kommt sie prima alleine klar. Ich - und das habe ich meinem Mann immer so gesagt - käme jedoch nie auf die Idee mit ihr zusammen in ein Haus zu ziehen. Das geht leider heute (früher war das einfach anders, da waren Mehrgenerationen-Haushalte Normalität) in den seltensten Fällen auf Dauer gut. Ich jedenfalls höre bei solchen Konstellationen immer wieder von großen Problemen. Das geht bis zu regelrechten Familien-Fehden am Ende. Oder dass an sowas Ehen kaputt gehen.
Wir - mein Mann und ich - haben einen klaren Deal: gerne helfen wir meiner Schwiegermutter, wenn es um einkaufen oder mal zum Arzt fahren geht. Einmal die Woche ist sie bei uns (Mittwochs) zum Abendessen eingeladen. Hin und wieder gehen wir mit ihr auch schön essen am Wochenende (mal zahlt sie - mal zahlen wir). Mein Mann kümmert sich darüber hinaus für sie um alles was Ämter, Banken oder Dinge rund um ihr Haus angeht (Handwerker, Versicherungen etc.). Da unterstützt er sie immer und gerne. Und fährt dann auch öfter mal alleine zu ihr um Dinge zu besprechen oder zu regeln - ist ja auch seine Mutter!
Mich kann sie immer anrufen, wenn ich ihr was im Internet bestellen soll oder wenn sie mal plaudern will. ABER - und da bleibe ich hart! - maximal zweimal die Woche treffen wir uns. Weil mehr schlicht unserer Beziehung nicht gut tun würde. Wir kommen gut klar miteinander mit einer gewissen Distanz. Mehr Nähe würde in einem "Hauen und Stechen" ausarten. Dafür sind wir beide zu große Alpha-Tiere.
Was ich damit sagen will, ist: jeder muss schauen welche Konstellation des Umgangs miteinander für
ALLE Beteiligten den besten Kompromiss bietet. Wenn es bei dir bedeutet, dass du ausziehen musst, weil es dann sowohl dir als deinem LGF, als auch deiner Tochter damit besser geht = dann ist das so! Es kann nicht sein, dass man sich für das Wohl eines Anderen aufgibt und nur zurück steckt. Deswegen kannst du deiner Mutter ja immer noch helfen und sie unterstützen. Das geht ganz wunderbar auch ohne dass man in einem Haus wohnt. Wir leben das tagtäglich und Allen geht es gut damit. Wir wohnen 3km entfernt und sind in 5 Minuten bei ihr, wenn es notwendig ist.
Aber letztlich musst du selbst entscheiden, was es braucht damit sich die Situation bessert. Frag doch einfach mal deine Mutter, was sie gerne hätte. Ob es ihr lieber wäre, wenn ihr wieder auszieht. Irgendwo in ihre Nähe, sie damit aber wieder ihre Ruhe und ihr eigenes Reich hätte, wo sie Niemand stört. Lehnt sie das jedoch kategorisch ab, dann muss sie aber auch bitteschön akzeptieren, dass das Haus eben
nicht ihr alleine gehört! Sie teilt es mit "Mietern", die Miete zahlen und demnach auch Rechte haben. Und dann muss auch sie eine gewisse Rücksicht nehmen und kann sich so nicht aufführen den Anderen gegenüber. Ganz einfach!
Ich würde ihr das klar sagen - aber ggf. musst du dann auch die Konsequenz ziehen, wenn sich nichts ändert. Und dazu gehört in erster Linie, dass auch
DU loslassen kannst.
An einigen Stellen klingt es halt für mich so, als würdest du dich für deine Mutter verantwortlich fühlen und meinst bei ihr sein zu müssen. Sie ist aber genau wie du erwachsen und für sich alleine verantwortlich. Sie ist nicht dein Kind, auch wenn sie sich vielleicht so aufführt manchmal. Es ist halt in jeder Beziehung so, dass man entweder einen Weg findet miteinander klar zu kommen - oder sich (zumindest räumlich) trennen muss. Zusammen leben bedeutet Kompromisse machen. Die aber von allen Seiten gemacht werden! Nicht Einer diktiert die Regeln und die Anderen fügen sich. Das geht wie gesagt nie gut.
Das als Gedanken dazu von meiner Seite.
Ich wünsche dir auch ganz viel Kraft für das Regeln dieser schwierigen Situation!