Der Phrase wohnt eine gewaltige Portion Ironie inne. Geboren aus Artikeln, meist - wenn nicht sogar ausnahmslos - von Boomern geschrieben, die sich an der Fragestellung abarbeiten, welche Geschäftszweige die Millenials nun wieder auf dem Gewissen haben (tatsächlich erschienene Beispiele enthalten u.a. Diamanten, Orangensaft und Papierservietten, allesamt aus dem us-amerikanischen Raum). Und wenn nicht in Papier- oder digitalen Zeitungen erschienen, dann wurden solche Diskussionen im TV oder Radio geführt. Wenn also jemand pauschalisiert, dann sind es Boomer - die Aussage "ok boomer" ist nur die Reaktion darauf (meist, wenn es sowieso um das Thema Generationenkonflikt in irgendeiner Form geht; auf der letzten Seite als ich es verwendet hab zB weil sich der Bock über [Zitat] "die junge Generation" [Zitat Ende] ausgelassen hatte). Die, wie gesagt, in ihrer Pauschalisierung ironisch gemeint ist und daher den Boomern einen Spiegel vorhält, während diese geifernd darüber protestieren, dass damit angeblich jede Form des Dialogs abgeschnitten würde, obwohl ein Dialog von vornherein (aufgrund der Vorurteile und des Machtgefälles) sowieso nie möglich war.
Ich glaube, dass die meisten Millenials/Gen Xer/Gen Zer, die diese Aussage verwenden, diese (zugegeben nicht ganz einfache) Transferleistung bereits durchdacht haben und sie daher keinesfalls unreflektiert tätigen. Nur weil man sie äußert, tut man das nicht automatisch ohne Hintergedanken - Provokation kann auch als Aufruf zur Reaktion verstanden werden, wenn man sich nicht von seinen Emotionen leiten lässt. Man kann es auch so übersetzen: "Du verhältst dich gerade wie ein typischer Boomer; zeig mir dass du das besser kannst und dass wir auf einer Ebene miteinander reden können, dann bin ich auch bereit dazu."