Einige werden mich kennen als Poster in diversen CJs auf Simtropolis und auch in einigen Stadtjournalen hier. Ein paar von euch kennen vielleicht sogar meinen CJ Urland auf Simtropolis. Die, die mich gut kennen, wissen, dass ich speziell bei Eisenbahn immer wieder ziemlich viel herum nörgel ... und weil ich der Meinung bin, dass es besser ist zu zeigen, wie man etwas besser machen als dauernd nur herum zu nörgeln, habe ich mich entschlossen, ein Tutorial für Eisenbahn in SimCity zu schreiben.
Mit Eisenbahn meine ich übrigens die Eisenbahn, auf der Personen und Güterzüge verkehren. Die meisten meiner Angaben sind auch auf S-Bahn, Trambahn (GLR) und U-bahn anwendbar, allerdings gibt es bei diesen einige Unterschiede bei Rampen etc, auf die ich an entsprechender Stelle hinweisen werde.
Dieses Tutorial richtet sich nicht unbedingt an den blutigen Anfänger. Ich setzte voraus, dass ihr mit den Geländewerkzeugen von Simcity und den Hole Digging Lots sowie den diversen Stützmauern, Brücken etc. von BuddyBud vertraut seid und wisst, wie man eine tiefer- oder höher gelegte Autobahn/Straße/Eisenbahn baut. Allerdings ist das keine Hexerei und zumindest auf Simtropolis solltet ihr einige Tutorials zu diesem Thema finden. Letztendlich ist das alles keine Hexerei, sondern nur ein bisschen Grundwissen, das beim Spielen äussert nützlich sein kann ...
Die englische Version (zusammen mit einigen sehr interessanten Kommentaren!) findet ihr hier: http://www.simtropolis.com/forum/messageview.cfm?catid=23&threadid=83447&enterthread=y
Nardo's Eisenbahn Tutorial Kapitel 0: Grundlagen
Ok, was braucht man für ein realistisches und schönes Eisenbahn-Layout in Simcity?
SimCity 4 mit Rushhour
zwangsläufig ... einige Techniken sollten auch mit Simcity ohne das Erweiterungspack funktionieren, aber mMn ist Simcity ohne Rushhour wie Erdbeerkuchen ohne Erdbeeren ...
Den NAM
Muss man haben. Mehr ist dazu nicht zu sagen
Joergs “bridge height mod”
Genauso klein wie notwendig. Dieser Mod erlaubt, Brücken horizontal ohne diese Zwangsrampen zu bauen.
Einen Slope-Mod. Die maximalen Neigung in Simcity sind viel zu steil. Nicht nur bei Eisenbahnen, speziell die Brückenrampen bei Alleen ähneln mehr Sprungschanzen als Verkehrswegen. Ich persönliche benutze den ersten und radikalsten Slope Mod von Big Red Fish, der aber meines Wissens nicht mehr erhältlich ist. Es gibt aber mittlerweile einige andere.
Ohne Slope mod ist es praktisch unmöglich, eine ansprechende Steigung zu modellieren. Llewellan hat in seinem schon legendären CJ eine äußerst aufwendige Technik entwickelt, eine Steigung ohne Slope mod zu basteln, nur um diese Technik wenig später wieder aufzugeben, da er mit einem Slope mod ein besserer Effekt in einem Bruchteil der Zeit erreicht hat...
Grundsätzliches
Ein gute Trasse für eine Eisenbahnlinie ist schnurgerade und bretteben. Wo dies nicht möglich ist, sind die Längsneigungen erheblich kleiner als bei jedem Typ Strasse. Der Grund hierfür liegt in dem im Vergleich zur Straße erheblich kleineren Reibungswiderstand zwischen den Stahlschienen und den Stahlrädern der Fahrzeuge. Was sich im Flachland bei konstanter Geschwindigkeit sehr vorteilhaft auswirkt, wird sehr schnell zum Problem, sobald die Trasse beginnt, anzusteigen oder schwere Züge beschleunigt oder abgebremst werden müssen.
Nur als Maßstab: Das maximale Gewicht eines Güterzugs in der Ebene beträgt 4000 t, abhängig von der Längsneigung verringert sich das auf 1250 t auf Hauptstrecken. Nebenstrecken haben teilweise höhere Längsneigungen (sog. Steilstrecken) mit dann erheblich verringerten Zuggewichten. Das maximale Gewicht eines LKWs in Europe beträgt 40 t ...
Aufgrund dieser Problematik sind Eisenbahnlinien “in bewegtem Terrain” wie z.B. die St. Gotthard-Bahn in der Schweiz, der Semmering in Österreich, die Brennerstrecke zwischen Österreich und Italien oder die Passstrecken über die Rocky Mountains so eindrucksvoll mit ihren Tunneln, Brücken und Kurven ...
Hieraus leiten sich folgende grundsätzliche Regeln ab:
Nardo's Regel Nr.1:
Vermeide jede Steigung – die beste Längsneigung für Eisenbahnen beträgt 0,00 % = bretteben!
Nardo's Regel Nr. 2:
Vermeide jede Kurve. Kurven bremsen Züge erheblich stärker ab als Autos. Am besten die Eisenbahn kerzengerade verlegen, soweit möglich!
Nardo's Regel Nr. 3:
Wenn eine Rampe notwendig werden sollte, dann haltet die Steigung so klein wie möglich. Falls notwendig, verlängert die Rampenlänge.
Nardo's Regel Nr. 4:
Wenn ihr wirklich gar nicht da hinkommt, wo ihr hinkommen wollt, baut eine etwas kürzere und etwas steilere Rampe. Im richtigen Leben gibt es diese Steilstrecken auch, aber für solche Steilstrecken und den damit verbundenen schwierigen Eisenbahnbetrieb gab / gibt es immer einen triftigen Grund, und einfach ein “weiss nicht wie ich sonst da hinkommen soll” ist kein triftiger Grund! Macht eure Augen auf, benutzt eure Fantasie und seid ein bisschen kreativ. Die Ingenieneure, die die Gebirgsstrecken durch die Alpen oder Rocky Mountains gebaut haben, haben Probleme gelöst, die in der Frühzeit der Eisenbahn als unlösbar / unüberwindlich galten ...!
Nardo's Regel Nr. 5:
Manchmal kommt man einen Berg hoch, indem man Täler “ausfährt und die Strecke einfach mit vielen Kurven verlängert. Das ist kein Verstoß gegen Regel 2, da en paar Kurven mehr i.d.R weniger problematisch sind als eine kurze gerade Strecke mit einer großen Längsneigung!
Wenn ihr das nächste Mal eine Stadt mit Eisenbahnen beginnt, denkt mal über das folgende nach:
Auch wenn Strassen und Wasserstraßen erheblich älter sind als Eisenbahnen, waren es doch die Eisenbahnen, die die industrielle Revolution ermöglicht haben und damit die Landschaft zu dem geformt haben, was wir heute kennen. Schon vorhandene Fabriken und Manufakturen haben einen unvorstellbaren Aufschwung erhalten durch die neuen Transportwege, die erstmals einen ökonmischen Transport auf dm Land ermöglicht haben, entlang der ersten Eisenbahnlinien entstanden neue Fabriken und Industrieanlagen, und lange bevor das Auto erfunden wurde, haben die ersten Stadt-, Straßen und U-Bahnen (London!) Arbeiter zu ihren Arbeitsplätzen gebracht, wodurch neue Wohngebiete entlang der Eisenbahnen entstanden sind. Wenn ihr also eine neue Stadt plant, warum also nicht Eisenbahnen als Entwicklungsachsen benutzen? Eisenbahnen sind historisch gesehen 60-100 Jahre älter als die ersten Autobahnen und in SC4 sowohl beim Verlegen als auch im Unterhalt erheblich günstiger!
Kapitel 1: Stützmauern
Im November 2004 hat JeroniJ seine Modern Conrete Diagonal Walls auf den Stex hochgeladen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat war es nicht wirklich befriedigend, Eisenbahnen oder Autobahnen höher oder tiefer zu legen, weil es keine Stützmauerlots gab . Jeroni hat uns spärer in seinem ersten und legendären CJ „Sculpting Columbia River“ (nicht nur) gezeigt, wie man diese Lots benutzt.. Der Rest ist Geschichte ....
Mit diesen und seinen wenig später folgenden Residential and Rural Diagonal Walls a begann eine wahre Stützmauereuphorie in fast jedem CJ/Städtejournal, die immer noch anhält. Weil wir vorher überhaupt keine attraktiven Stützmauern zur Verfügung hatten, haben wir jeden nur irgendwie geneigte “leeren” Fleck mit Stützmauern zugepflastert. Kurz: wir alle (mich eingeschlossen) haben es übertrieben und übertreiben es immer noch mit Stützmauern, zumal es nach den o.g. Stützmauern ja noch viel mehr andere schöne Stützmauern geworden sind.
Warum ich so denke? Lasst mich als Bauingenieur euch die Funktion einer Stützmauer erläutern:
Wenn man in trockenem Sand einen Graben gräbt oder einen Damm aufschüttet, wird man in etwa folgende Neigung erhalten:
Wenn man in trockener Erde oder Sand gräbt, wird das nachrutschende Material in etwa diese Steigung einnehmen. Es ist die stabilste Neigung in ungesichertem Erdreich. Für grössere Neigungen sind i.d.R. Weitere Maßnahmen wie Anker oder Geotextilien notwendig. Wenn eine Böschung notwendig wird für einen Einschnitt oder Damm, wird man immer versuchen, die Böschung in dieser Neigung auszubilden, um einerseits teure Sicherungsmaßnahmen wie Anker, Stützmauern etc. zu vermeiden und andererseits so wenig Gelände wie möglich erwerben zu müssen.
Der glückliche Besitzer einer Sanduhr kann diesen Winkel ebenfalls beobachten.
Das Neigungsverhältnis von 1:1,5 ist für fast jede Bodenart gültig. Feuchter Sand und Lehm kann man stärker vorübergehen abböschen, aber Feuchtigkeitsentzug oder -zufuhr wird die erhöhte Neigung bald wieder zunichte machen. Wenn ihr das nächste Mal an einen Baggersee oder Strand geht, könnt ihr das ja mal ausprobieren.
Wann baut man also eine Stützmauer? In der Regel immer dann, wenn nicht genügend Platz für eine Böschung vorhanden ist:
Wie man in dieser Skizze erkennen kann, ist der zur Verfügung stehende Platz nicht ausreichend für eine 1:1,5 geneigte Böschung. Eine 1:1,5 geneigte Böschung benötigt aber zu viel Platz. Also “schneidet” man mit Hilfe der Stützmauern einen Keil aus der Böschung heraus.
Ein Schnitt durch eine typische Stützmauer:
Dies ist ein grober Schnitt durch eine Stützmauer. Abhängig vom Untergrund (Lehm, Felsen, Sand etc.) können zusätzliche Sicherungsmaßnahmen notwendig werden, aber das würde hier zu weit führen. Aus statischen Gründen haben Hangmauern i.d.R. Eine leichte Neigung zum Hang hin. Aus ästhetischen Gründen sind viele neuere Stützmauern aus Beton mit Natursteinmauerwerk verblendet.
Wenn man einen Damm oder Einschnitt baut, wird man Stützmauern erst ab den Punkt errichten, an dem der Platz für eine 1:1,5 genigte Böschung nicht mehr ausreichend ist, um den Höhenunterschied zu bewältigen. Erdbewegungen sind erheblich billiger als das Errichten einer Stützmauer!
Was bedeutet das für uns, wenn wir Simcity “spielen”?
Das meiner Meinung nach größte Problem für realistische Stützmauern in SimCity ist das 3D-Modell von Simcity. Die Geländehöhe ist für die vier Ecken eines Feldes definiert. Ein Feld ist ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 16 m. Daraus wiederum ergibt sich ein “perfekter” Höhenunterschied von 10,67m. Für jede andere Höhe wäre eine andere Lotlänge erforderlich, was, wie wir wissen, unmöglich ist.
Ein weiteres Problem besteht meiner Meinung nach darin, dass EA metrische und imperiale Einheiten durcheinandergeworfen hat. Eine großzügig ausgelegte Straße mit 2 Fahrspuren a 3,50m, zwei Parkstraßen a 2,0 m und zwei Bürgersteigen a 1,50 hat eine Breite von 14,0 und passt gut in das 16*16m Schema. Was überhaupt nicht passt, ist der Höhenmaßstab: 14-15m (Höhe der erhöhten S-Bahn / Autobahn) entspricht der Höhe eines vierstöckigen Gebäudes inklusive Dachstuhl, ist aber DEFINITV NICHT die lichte Höhe einer Überführung – die beträgt 4,70m für Straßen – was in etwa 16 Fuss entspricht ...
Deshalb kann ich keine definitive Regel aufstellen, wann man eine Stützmauer bauen soll / kann oder nicht bauen soll. Ich persönlich habe einige visuell akzeptable Ergebnisse damit erzielt, dass ich Stützmauern nur noch da setze, wo die Steigung optisch 1:1 oder steiler im Spiel dargestellt wird. Ein kleines Bild zur Veranschaulichung::
Ganz oben habe ich auf den Damm nur Gras gesetzt, in der Mitte einen Übergang, während der untere Damm bis zum “bitteren” ( = fast flachen) Ende mit Stützmauern “zugepflastert wurde. Ignoriert bitte Texturunterschied zwischen dem Endlot und dem Graslot im mittleren Damm und entscheidet selbst, was euch besser gefällt ... Ich bin inzwischen ein Fan der Graslots geworden ...
Eine kleine Anmerkung zu dem Brückenlots von Buddybud auf dem Grasdamm: Brückenauflager werden oft mit Betonpflaster gegen Erosion etc. gesichert und mit einem kleinem Weg / einer kleinen Treppe für Inspektionen ausgestattet – ein Effekt, der mMn mit den Stützmauerlot ganz gut nachgebildet wird.
Diese Gedanken gelten selbstverständlich nicht nur für Eisenbahnen sondern für alle Verkehrswege!
Wan sollte man also Stützmauern verwenden? Hier ein Beispiel:
Um Regel 1 und 2 einzuhalten, schneidet die Eisenbahnlinie durch diesen kleinen Hügel in der Nähe eines Gewässers. Die braune Felsstruktur zeigt uns, dass die Steigung sehr hoch ist – eine Stützmauer wird benötigt. Die grüne Textur auf der anderen Seite der Eisenbahnlinie zeigt uns hingegen eine sehr flache Neigung an – hier wird keine Stützmauer benötigt.
Einige Mausklicks später. Hier habe ich Jeronis rural walls benutzt, um die steile Böschung zu “sichern”.
In gebirgigen Gegenden mit stabilen, nicht oder nur schwach geklüfteten/verwittertem (das ist NICHT selbstverständlich!) Felsuntergrund kann der Felsen in der Lage sein, den Hang ohne Stützmauer zu tragen. Allerdings würde ich aufgrund eher sanften Neigungen im Umfeld eher auf sandigen oder lehmigen Untergrund tippen mit der Konsequenz, das eine Stützmauer notwendig wird.
Außerdem möchte ich auf die Seasonal Woods von Pegasus auf der sanft geneigten Seite der Bahntrasse hinweisen. Solche schmalen Streifen sind oft dicht mit Bodendeckern, Büschen und Bäumen bewachsen, was die Seasonal Woods meiner Meinung sehr gut nachbilden. Aber natürlich ist ein Graslot oder einige God Mode Bäume ebenfalls möglich – probiert einfach aus, was euch am besten gefällt!
Eine andere Ansicht. Ich mag es, wenn der “Bewuchs” die Eisenbahnlinie teilweise verdeckt ...
Mehr zum Thema Stützwende in Kapitel 2: Bahnübergänge, Über- und Unterführungen
Bis dahin
Bernhard
Mit Eisenbahn meine ich übrigens die Eisenbahn, auf der Personen und Güterzüge verkehren. Die meisten meiner Angaben sind auch auf S-Bahn, Trambahn (GLR) und U-bahn anwendbar, allerdings gibt es bei diesen einige Unterschiede bei Rampen etc, auf die ich an entsprechender Stelle hinweisen werde.
Dieses Tutorial richtet sich nicht unbedingt an den blutigen Anfänger. Ich setzte voraus, dass ihr mit den Geländewerkzeugen von Simcity und den Hole Digging Lots sowie den diversen Stützmauern, Brücken etc. von BuddyBud vertraut seid und wisst, wie man eine tiefer- oder höher gelegte Autobahn/Straße/Eisenbahn baut. Allerdings ist das keine Hexerei und zumindest auf Simtropolis solltet ihr einige Tutorials zu diesem Thema finden. Letztendlich ist das alles keine Hexerei, sondern nur ein bisschen Grundwissen, das beim Spielen äussert nützlich sein kann ...
Die englische Version (zusammen mit einigen sehr interessanten Kommentaren!) findet ihr hier: http://www.simtropolis.com/forum/messageview.cfm?catid=23&threadid=83447&enterthread=y
Nardo's Eisenbahn Tutorial Kapitel 0: Grundlagen
Ok, was braucht man für ein realistisches und schönes Eisenbahn-Layout in Simcity?
SimCity 4 mit Rushhour
zwangsläufig ... einige Techniken sollten auch mit Simcity ohne das Erweiterungspack funktionieren, aber mMn ist Simcity ohne Rushhour wie Erdbeerkuchen ohne Erdbeeren ...
Den NAM
Muss man haben. Mehr ist dazu nicht zu sagen
Joergs “bridge height mod”
Genauso klein wie notwendig. Dieser Mod erlaubt, Brücken horizontal ohne diese Zwangsrampen zu bauen.
Einen Slope-Mod. Die maximalen Neigung in Simcity sind viel zu steil. Nicht nur bei Eisenbahnen, speziell die Brückenrampen bei Alleen ähneln mehr Sprungschanzen als Verkehrswegen. Ich persönliche benutze den ersten und radikalsten Slope Mod von Big Red Fish, der aber meines Wissens nicht mehr erhältlich ist. Es gibt aber mittlerweile einige andere.
Ohne Slope mod ist es praktisch unmöglich, eine ansprechende Steigung zu modellieren. Llewellan hat in seinem schon legendären CJ eine äußerst aufwendige Technik entwickelt, eine Steigung ohne Slope mod zu basteln, nur um diese Technik wenig später wieder aufzugeben, da er mit einem Slope mod ein besserer Effekt in einem Bruchteil der Zeit erreicht hat...
Grundsätzliches
Ein gute Trasse für eine Eisenbahnlinie ist schnurgerade und bretteben. Wo dies nicht möglich ist, sind die Längsneigungen erheblich kleiner als bei jedem Typ Strasse. Der Grund hierfür liegt in dem im Vergleich zur Straße erheblich kleineren Reibungswiderstand zwischen den Stahlschienen und den Stahlrädern der Fahrzeuge. Was sich im Flachland bei konstanter Geschwindigkeit sehr vorteilhaft auswirkt, wird sehr schnell zum Problem, sobald die Trasse beginnt, anzusteigen oder schwere Züge beschleunigt oder abgebremst werden müssen.
Nur als Maßstab: Das maximale Gewicht eines Güterzugs in der Ebene beträgt 4000 t, abhängig von der Längsneigung verringert sich das auf 1250 t auf Hauptstrecken. Nebenstrecken haben teilweise höhere Längsneigungen (sog. Steilstrecken) mit dann erheblich verringerten Zuggewichten. Das maximale Gewicht eines LKWs in Europe beträgt 40 t ...
Aufgrund dieser Problematik sind Eisenbahnlinien “in bewegtem Terrain” wie z.B. die St. Gotthard-Bahn in der Schweiz, der Semmering in Österreich, die Brennerstrecke zwischen Österreich und Italien oder die Passstrecken über die Rocky Mountains so eindrucksvoll mit ihren Tunneln, Brücken und Kurven ...
Hieraus leiten sich folgende grundsätzliche Regeln ab:
Nardo's Regel Nr.1:
Vermeide jede Steigung – die beste Längsneigung für Eisenbahnen beträgt 0,00 % = bretteben!
Nardo's Regel Nr. 2:
Vermeide jede Kurve. Kurven bremsen Züge erheblich stärker ab als Autos. Am besten die Eisenbahn kerzengerade verlegen, soweit möglich!
Nardo's Regel Nr. 3:
Wenn eine Rampe notwendig werden sollte, dann haltet die Steigung so klein wie möglich. Falls notwendig, verlängert die Rampenlänge.
Nardo's Regel Nr. 4:
Wenn ihr wirklich gar nicht da hinkommt, wo ihr hinkommen wollt, baut eine etwas kürzere und etwas steilere Rampe. Im richtigen Leben gibt es diese Steilstrecken auch, aber für solche Steilstrecken und den damit verbundenen schwierigen Eisenbahnbetrieb gab / gibt es immer einen triftigen Grund, und einfach ein “weiss nicht wie ich sonst da hinkommen soll” ist kein triftiger Grund! Macht eure Augen auf, benutzt eure Fantasie und seid ein bisschen kreativ. Die Ingenieneure, die die Gebirgsstrecken durch die Alpen oder Rocky Mountains gebaut haben, haben Probleme gelöst, die in der Frühzeit der Eisenbahn als unlösbar / unüberwindlich galten ...!
Nardo's Regel Nr. 5:
Manchmal kommt man einen Berg hoch, indem man Täler “ausfährt und die Strecke einfach mit vielen Kurven verlängert. Das ist kein Verstoß gegen Regel 2, da en paar Kurven mehr i.d.R weniger problematisch sind als eine kurze gerade Strecke mit einer großen Längsneigung!
Wenn ihr das nächste Mal eine Stadt mit Eisenbahnen beginnt, denkt mal über das folgende nach:
Auch wenn Strassen und Wasserstraßen erheblich älter sind als Eisenbahnen, waren es doch die Eisenbahnen, die die industrielle Revolution ermöglicht haben und damit die Landschaft zu dem geformt haben, was wir heute kennen. Schon vorhandene Fabriken und Manufakturen haben einen unvorstellbaren Aufschwung erhalten durch die neuen Transportwege, die erstmals einen ökonmischen Transport auf dm Land ermöglicht haben, entlang der ersten Eisenbahnlinien entstanden neue Fabriken und Industrieanlagen, und lange bevor das Auto erfunden wurde, haben die ersten Stadt-, Straßen und U-Bahnen (London!) Arbeiter zu ihren Arbeitsplätzen gebracht, wodurch neue Wohngebiete entlang der Eisenbahnen entstanden sind. Wenn ihr also eine neue Stadt plant, warum also nicht Eisenbahnen als Entwicklungsachsen benutzen? Eisenbahnen sind historisch gesehen 60-100 Jahre älter als die ersten Autobahnen und in SC4 sowohl beim Verlegen als auch im Unterhalt erheblich günstiger!
Kapitel 1: Stützmauern
Im November 2004 hat JeroniJ seine Modern Conrete Diagonal Walls auf den Stex hochgeladen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat war es nicht wirklich befriedigend, Eisenbahnen oder Autobahnen höher oder tiefer zu legen, weil es keine Stützmauerlots gab . Jeroni hat uns spärer in seinem ersten und legendären CJ „Sculpting Columbia River“ (nicht nur) gezeigt, wie man diese Lots benutzt.. Der Rest ist Geschichte ....
Mit diesen und seinen wenig später folgenden Residential and Rural Diagonal Walls a begann eine wahre Stützmauereuphorie in fast jedem CJ/Städtejournal, die immer noch anhält. Weil wir vorher überhaupt keine attraktiven Stützmauern zur Verfügung hatten, haben wir jeden nur irgendwie geneigte “leeren” Fleck mit Stützmauern zugepflastert. Kurz: wir alle (mich eingeschlossen) haben es übertrieben und übertreiben es immer noch mit Stützmauern, zumal es nach den o.g. Stützmauern ja noch viel mehr andere schöne Stützmauern geworden sind.
Warum ich so denke? Lasst mich als Bauingenieur euch die Funktion einer Stützmauer erläutern:
Wenn man in trockenem Sand einen Graben gräbt oder einen Damm aufschüttet, wird man in etwa folgende Neigung erhalten:
Wenn man in trockener Erde oder Sand gräbt, wird das nachrutschende Material in etwa diese Steigung einnehmen. Es ist die stabilste Neigung in ungesichertem Erdreich. Für grössere Neigungen sind i.d.R. Weitere Maßnahmen wie Anker oder Geotextilien notwendig. Wenn eine Böschung notwendig wird für einen Einschnitt oder Damm, wird man immer versuchen, die Böschung in dieser Neigung auszubilden, um einerseits teure Sicherungsmaßnahmen wie Anker, Stützmauern etc. zu vermeiden und andererseits so wenig Gelände wie möglich erwerben zu müssen.
Der glückliche Besitzer einer Sanduhr kann diesen Winkel ebenfalls beobachten.
Das Neigungsverhältnis von 1:1,5 ist für fast jede Bodenart gültig. Feuchter Sand und Lehm kann man stärker vorübergehen abböschen, aber Feuchtigkeitsentzug oder -zufuhr wird die erhöhte Neigung bald wieder zunichte machen. Wenn ihr das nächste Mal an einen Baggersee oder Strand geht, könnt ihr das ja mal ausprobieren.
Wann baut man also eine Stützmauer? In der Regel immer dann, wenn nicht genügend Platz für eine Böschung vorhanden ist:
Wie man in dieser Skizze erkennen kann, ist der zur Verfügung stehende Platz nicht ausreichend für eine 1:1,5 geneigte Böschung. Eine 1:1,5 geneigte Böschung benötigt aber zu viel Platz. Also “schneidet” man mit Hilfe der Stützmauern einen Keil aus der Böschung heraus.
Ein Schnitt durch eine typische Stützmauer:
Dies ist ein grober Schnitt durch eine Stützmauer. Abhängig vom Untergrund (Lehm, Felsen, Sand etc.) können zusätzliche Sicherungsmaßnahmen notwendig werden, aber das würde hier zu weit führen. Aus statischen Gründen haben Hangmauern i.d.R. Eine leichte Neigung zum Hang hin. Aus ästhetischen Gründen sind viele neuere Stützmauern aus Beton mit Natursteinmauerwerk verblendet.
Wenn man einen Damm oder Einschnitt baut, wird man Stützmauern erst ab den Punkt errichten, an dem der Platz für eine 1:1,5 genigte Böschung nicht mehr ausreichend ist, um den Höhenunterschied zu bewältigen. Erdbewegungen sind erheblich billiger als das Errichten einer Stützmauer!
Was bedeutet das für uns, wenn wir Simcity “spielen”?
Das meiner Meinung nach größte Problem für realistische Stützmauern in SimCity ist das 3D-Modell von Simcity. Die Geländehöhe ist für die vier Ecken eines Feldes definiert. Ein Feld ist ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 16 m. Daraus wiederum ergibt sich ein “perfekter” Höhenunterschied von 10,67m. Für jede andere Höhe wäre eine andere Lotlänge erforderlich, was, wie wir wissen, unmöglich ist.
Ein weiteres Problem besteht meiner Meinung nach darin, dass EA metrische und imperiale Einheiten durcheinandergeworfen hat. Eine großzügig ausgelegte Straße mit 2 Fahrspuren a 3,50m, zwei Parkstraßen a 2,0 m und zwei Bürgersteigen a 1,50 hat eine Breite von 14,0 und passt gut in das 16*16m Schema. Was überhaupt nicht passt, ist der Höhenmaßstab: 14-15m (Höhe der erhöhten S-Bahn / Autobahn) entspricht der Höhe eines vierstöckigen Gebäudes inklusive Dachstuhl, ist aber DEFINITV NICHT die lichte Höhe einer Überführung – die beträgt 4,70m für Straßen – was in etwa 16 Fuss entspricht ...
Deshalb kann ich keine definitive Regel aufstellen, wann man eine Stützmauer bauen soll / kann oder nicht bauen soll. Ich persönlich habe einige visuell akzeptable Ergebnisse damit erzielt, dass ich Stützmauern nur noch da setze, wo die Steigung optisch 1:1 oder steiler im Spiel dargestellt wird. Ein kleines Bild zur Veranschaulichung::
Ganz oben habe ich auf den Damm nur Gras gesetzt, in der Mitte einen Übergang, während der untere Damm bis zum “bitteren” ( = fast flachen) Ende mit Stützmauern “zugepflastert wurde. Ignoriert bitte Texturunterschied zwischen dem Endlot und dem Graslot im mittleren Damm und entscheidet selbst, was euch besser gefällt ... Ich bin inzwischen ein Fan der Graslots geworden ...
Eine kleine Anmerkung zu dem Brückenlots von Buddybud auf dem Grasdamm: Brückenauflager werden oft mit Betonpflaster gegen Erosion etc. gesichert und mit einem kleinem Weg / einer kleinen Treppe für Inspektionen ausgestattet – ein Effekt, der mMn mit den Stützmauerlot ganz gut nachgebildet wird.
Diese Gedanken gelten selbstverständlich nicht nur für Eisenbahnen sondern für alle Verkehrswege!
Wan sollte man also Stützmauern verwenden? Hier ein Beispiel:
Um Regel 1 und 2 einzuhalten, schneidet die Eisenbahnlinie durch diesen kleinen Hügel in der Nähe eines Gewässers. Die braune Felsstruktur zeigt uns, dass die Steigung sehr hoch ist – eine Stützmauer wird benötigt. Die grüne Textur auf der anderen Seite der Eisenbahnlinie zeigt uns hingegen eine sehr flache Neigung an – hier wird keine Stützmauer benötigt.
Einige Mausklicks später. Hier habe ich Jeronis rural walls benutzt, um die steile Böschung zu “sichern”.
In gebirgigen Gegenden mit stabilen, nicht oder nur schwach geklüfteten/verwittertem (das ist NICHT selbstverständlich!) Felsuntergrund kann der Felsen in der Lage sein, den Hang ohne Stützmauer zu tragen. Allerdings würde ich aufgrund eher sanften Neigungen im Umfeld eher auf sandigen oder lehmigen Untergrund tippen mit der Konsequenz, das eine Stützmauer notwendig wird.
Außerdem möchte ich auf die Seasonal Woods von Pegasus auf der sanft geneigten Seite der Bahntrasse hinweisen. Solche schmalen Streifen sind oft dicht mit Bodendeckern, Büschen und Bäumen bewachsen, was die Seasonal Woods meiner Meinung sehr gut nachbilden. Aber natürlich ist ein Graslot oder einige God Mode Bäume ebenfalls möglich – probiert einfach aus, was euch am besten gefällt!
Eine andere Ansicht. Ich mag es, wenn der “Bewuchs” die Eisenbahnlinie teilweise verdeckt ...
Mehr zum Thema Stützwende in Kapitel 2: Bahnübergänge, Über- und Unterführungen
Bis dahin
Bernhard