Kommi beantworten und Fortsetzung
@ bambi119: vielen lieben Dank für dein Lob!
Ob es ein happy End gibt? Mal sehen!
@ all: So, meine Lieben, es gibt die Fortsetzung!
Kapitel 2 - unerwarteter Besuch
Charleese starrte zur Tür. Ihr erster Gedanke war: „Oh Gott! Irgend etwas ist passiert!“ Doch dieser Gedanke verflüchtigte sich, so schnell wie er gekommen war. Wem denn? Sie sah, dass Marcus sich auf dem Sofa rührte. Offenbar hatte das Klingeln ihn wach gemacht.
Erst als es zum zweiten Mal klingelte, ging sie, wie in Hypnose zur Tür, und öffnete.
„Guten Abend, oder eher guten Morgen, Mrs. Michaels!“, begrüßte sie eine forsche Stimme, die Marcus, der sich gerade hingesetzt hatte, eine Gänsehaut den Rücken runter rieseln ließ, denn er kannte sie. Kannte sie sogar sehr gut! Er nutzte die kurzfristige Verwirrung seiner Mutter aus, um schnell in sein Zimmer zu huschen, und sich in sein Bett zu verdrücken – sehr zum Ärger von Alex, der leise winselte, sich dann aber doch, betont langsam vom Bett erhob, Marcus hinein krabbeln ließ, und sich neben ihm auf dem Boden zusammen rollte.
Charleese musterte die Besitzerin der Stimme. Eine alte Dame stand ihr gegenüber. Sie trug ein beiges Kostüm, und einen dazu passenden, kleinen Hut. Charleese‘s erster Eindruck war: „O oh, mit der scheint nicht gut Kirschen essen zu sein!“ „Mit wem habe ich denn dieses späte, oder eher frühe Vergnügen?“, fragte sie, und dachte im Stillen: „Wer weiss,
ob es so ein Vergnügen ist!“ Aber sie sprach diese Befürchtung nicht aus, sondern bat die Dame herein. Die Besucherin sah sich um. „Nett haben Sie es hier!“, sagte sie. „Vielen Dank!“, erwiderte Charleese ziemlich steif, und fügte hinzu: „Nun, da sie mich zu kennen scheinen, wüsste ich doch zu gerne ihren Namen, und den Grund ihres frühen, und noch dazu unangekündigten Besuchs!“ So gereizt wollte sie eigentlich gar nicht klingen. Aber sie war hundemüde, und machte sich Sorgen, das schlug ihr aufs Gemüt.
Die Besucherin schoss zurück. „Mein Name ist Maria Jefferson, Marcus‘ Klassenlehrerin, und von unangekündigt kann ja wohl keine Rede sein. Wenn Sie es vorziehen, Email Nachrichten, in denen ich Sie um ein Gespräch bitte, zu ignorieren, dann können Sie sich wohl kaum wundern, wenn ich, nach mehreren Fehlversuchen einfach so vorbei komme!“
Der Vorwurf, dass Sie Emails ignorierte, überraschte Charleese vollends, aber schon nach kurzer Zeit keimte ein übler Verdacht in ihr auf, und sie nahm sich vor, dem in Kürze nachzugehen.
Sie bot der Lehrerin einen Kaffee an, und genehmigte auch sich selbst einen zweiten. Während sie in kleinen Schlucken tranken, musterten sich die beiden Frauen
Schließlich kam die Lehrerin auf den Grund ihres Besuches zu sprechen.
„Ich muss mit Ihnen über Marcus reden!“, sagte sie.
„Hat er etwas angestellt?“ Es war eine Alibifrage, die Charleese stellte, und die Lehrerin wusste das genau. „Nein, nicht direkt. Ich bin aber in Sorge um ihn. Seine schulischen Leistungen gehen in den Keller, zudem fehlt er immer öfter unentschuldigt!“ Charleese klappte die Kinnlade herunter. „Was sagen Sie da? Er ist doch ein glatter Einserkandidat. Und er hat noch nie unentschuldigt gefehlt!“ Das Gespräch hatte sich auf das Sofa verlegt.
Die Lehrerin räusperte sich. „Ich weiss nicht recht, wie ich es ihnen sagen soll“, begann sie, und Charleese hatte das Gefühl als wollte sie es gar nicht hören, doch die Lehrerin fuhr fort. „Marcus hat in der Schule keinen leichten Stand. Seine Schulkameraden wenden sich von ihm ab, meiden ihn, und ich habe das Gefühl, dass einige ihn sogar hänseln. Aber er sagt nie etwas. Und wenn er nichts sagt, dann habe ich gegen die anderen nichts in der Hand!“
Wie betäubt hörte sich Charleese noch gut 10 Minuten die unfassbaren Berichte der Lehrerin an, spürte, wie kalte Wut abwechselnd mit tiefer Traurigkeit von ihrem Körper Besitz ergriffen, und ihn durchschüttelten.
Da war die Rede davon, dass er seine Pausen allein verbrachte, dass andere Schüler hinter vorgehaltener Hand tuschelten und kicherten, dass sie ihn aus ihrer Gemeinschaft regelrecht ausschlossen.
„ wissen Sie, er hat eine Krankheit, namens Akrodermatitis! Sie verursacht die vielen Geschwüre an Gesicht und Körper! Die Haut erstickt langsam, und das verursacht diese Geschwüre. Er kann doch nichts dafür, verdammt! Macht ihn das zu einem Menschen zweiter Klasse?“
Die Lehrerin schwieg. „Meinen Sie, es macht einen Sinn, den anderen Kindern von dieser Krankheit zu berichten? Damit sie es vielleicht besser verstehen?“, fragte Charleese. „Ich denke nicht! Ich würde Ihnen zu einem Schulwechsel raten!“
„Sie sind gut! Ein Schulwechsel! Das kann ich im Leben nicht bezahlen!“
„Ich bin sicher, uns fällt eine akzeptable Lösung ein! Zunächst einmal, sollten Sie ihn ein paar Tage aus der Schule lassen, es sind eh bald Ferien! Und bis dahin werden wir schon eine Lösung gefunden haben, lassen Sie den Kopf nicht hängen!“
Charleese blickte die alte Lehrerin in einer Mischung aus Dankbarkeit, und Bewunderung an. Sie nahm ihren Beruf ernst, engagierte sich, ging darin auf! Und das beeindruckte die junge Frau! Maria Jefferson erhob sich. „Ich will sie nicht noch länger von ihrem dringend benötigten Schlaf abhalten. Lassen Sie Marcus krank schreiben, damit er offiziell zu Hause bleiben kann, ich rufe Sie in den nächsten Tagen an, sobald mir eine mögliche Lösung eingefallen ist. Ich weiss im Moment auch noch nicht wie wir dieses Problem lösen können, aber ich weiss, dass er an unserer Schule vor die Hunde geht! Gute Nacht, Mrs. Michaels!“ Charleese erwiderte den Gruß, und blickte auf die Tür, die sich hinter der Lehrerin geschlossen hatte.
Sekunden später schwenkte ihr Blick auf ihren Vater. „Tja, Daddy! Du hast eine komplette Versagerin groß gezogen! Oh Gott, ich merke ja noch nicht einmal, wenn mein eigener Sohn ein Problem hat! Wenn er leidet! Und er selbst vertraut mir offenbar noch nicht einmal so weit, dass er mit mir darüber spricht! Ich habe so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, Daddy! Ich bin nicht wie du! Und Marcus... dem fehlt dein Selbstbewusstsein!“ Sie lachte bitter. „Aber wo soll er das auch her haben! Ich hab ihm diese wichtigen Werte nicht vermittelt! War mit mir selbst beschäftigt!“
Sie wusste, ihr Vater hätte ihr widersprochen. „Du hast dein Bestes gegeben, die Familie über Wasser zu halten nachdem dein gottverdammter Feigling von einem Ehemann sich aus dem Staub gemacht hat als er erfahren hat dass du schwanger bist!“, hätte der alte Mann gesagt, aber trotzdem. Sie würde sich noch mehr am Riemen reissen müssen, um Job und Familie unter einen Hut zu bringen, um Marcus die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die er verdiente.
Sie ging, obgleich sie todmüde war noch einmal in Marcus Zimmer. Ein leises Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie ihren Sohn im Bett liegen sah, Ale neben sich, der über dem Schlaf seines kleinen Herrn und Freundes zu wachen schien.
Sie kehrte zurück ins Wohnzimmer, setzte sich auf das Sofa, und dachte über das Problem nach. Was konnte sie tun? Was?
Sie kam zu keiner Lösung, denn die Erschöpfung gewann den Kampf gegen den Kaffee, der sie doch hätte wach halten sollen, und sie schlief ein.
So, meine Lieben, das war die Fortsetzung! Viel Vergnügen beim Schmökern.
Lg Jahni