Ich möchte vorwarnen: Das Kapitel ist für unsere bisherigen Verhältnisse SEHR lang und an manchen Stellen zugegebener Maßen... Nicht so sehr appetitlich
und hoffe auf Kommis.
Kapitel 30
„Mami? Spielst du mit mir?“ Lachend warf die Mutter ihre Kleine in die Luft, die dies mit einem fröhlichen Quietschen kommentierte. „Müsst ihr so früh am Morgen schon so einen Krach machen?“, kam die Frage mehr gemurmelt, als tatsächlich gestellt von Lina. Das Mädchen sah zu, wie eine andere Kräuter Zerrieb, in Blätter einhüllte und diese vorsichtig um Linas Klauen band. Sie zuckte leicht zurück. So viele Jahre vergangen und immer noch ließ die Verletzung keine Ruhe. „Ich hasse ihn...“, flüsterte sie leise. Ihre Freundin strich Lina tröstend über den Kopf. „Keine Sorge, Schätzchen, man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Du bekommst deine Rache.“ Langsam schüttelte das Mädchen den Kopf. „Meine Rache hatte ich schon. Ich will ihn leiden sehen. Ich will ihn sterben sehen!“ Marika legte sanft ihre Klauen um den Verband ihrer Schwester. „Deine Zeit wird kommen, Schätzchen.“ Damit stand sie auf und ging fort, um weitere Kräuter zu suchen. Verletzte gab es immer wieder...
Lina sah ihr nach und wandet sich dann Kaya und ihrer Tochter zu. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie sah, was für einen Spaß die beiden hatten. So etwas war wichtig. So etwas brauchten sie. Wenn es nur Kampf und Krieg gäbe hätte ihr Volk bald keine Hoffnung mehr. An manchen Tagen bereute Lina, dass sie zu den Kämpferinnen gehörte, doch damit die beiden spielen konnten, musste es auch irgendjemanden geben, der sie dabei schützte. Im Prinzip führte sie ein gutes Leben. Sie sollte nicht klagen. Jede Mutter des Volkes umsorgte sie. Schließlich zählte sie zu denen, die deren Kinder schützten. Ein Flügelschlagen riss sie aus ihren Gedanken und sie sah über ihrem Kopf eine Fledermaus. Lina runzelte die Stirn. Sie mochte keine Fledermäuse, fand sie einfach gruselig. Sie beobachtete das kleine Ding eine Weile und sah zu, wie es auf einem niedrig hängendem, Ast landete und ihr Volk betrachtete. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme und sie schüttelte den Kopf bevor sie zu ihrem Baum hinüberging.
Aijd setzte sich neben sie auf den Ast und musterte die Fledermaus. „Reichlich früh am Morgen, meinst du nicht?“, bemerkte der Anführer der kleinen Kriegertruppe. Seine Stimme war laut genug, dass nicht nur die Fledermaus, sondern alle umstehenden ihn hören konnten. Aijd war kein Mann der vielen Worte. Wenn er sprach, hatte er auch etwas zu sagen. Eine der kleineren Winshes hob einen Stein vom Boden auf und warf ihn nach der Fledermaus. Sofort sprang Aijd vom Ast und vor das kleine Mädchen. Falls es sich um das handelte, was er glaubte, wusste die Kleine gar nicht, was sie gerade angerichtet hatte. Sie begriff es allerdings schlagartig, als die Fledermaus sich noch in der Luft von ihrer Gestalt löste und in menschenähnlicher Gestalt auf dem Boden landete. Jeder von ihnen hatte von Vampiren bereits gehört, aber nur die wenigsten hatten je welche gesehen. „Nicht sehr gastfreundlich“, zischte der Vampir.
Mit einem leichten Flügelschlag landete Lina ebenfalls auf dem Boden und baute sich vor dem Vampir auf. „Was willst DU denn hier?“ Dieser lächelte höflich. „Ich wollte euch bloß warnen, aber wenn ihr an einem guten Ratschlag nicht interessiert seid, werde ich gern im Guten wieder verschwinden.“
„Wir werden nicht vor dir Kriechen! Also sprich oder verschwinde!“ Aijd wusste, mit wem er sich gerade anlegte hatte, doch durfte er sich seine Furcht nicht anmerken lassen. Er durfte weder unsicher wirken, noch seine Kämpfer verunsichern. Der Vampir verbeugte sich leicht. „Dann verschwinde ich, mein Freund.“ Er verwandelte sich in eine Fledermaus, flog jedoch absichtlich langsam fort, damit der Anführer der Winsheskämper ihm folgen konnte. Lina sah Aijd nach, der ihr mit einer Handbewegung bedeutete, zurückzubleiben. „Bis die Sonne aufgeht“, flüsterte sie. „Dann muss er zurück sein... Spätestens dann... Bitte dann...“
Je weiter der Vampir Aijd vom Lager fortführte, umso unwohler fühlte dieser sich. Er wusste nicht, was der Vampir im erzählen wollte, aber er war sich ziemlich sicher dass es um die Sicherheit seines Volkes ging. Und für sein Volk würde er alles tun. Aijd war so in Gedanken versunken, dass er nicht mitbekam, wo der Vampir hineinflog. Als er dann die Dunkelheit um sich bemerkte, war es zu spät, denn nun war der Vampir nicht mehr alleine. Dutzende Vampire verstellten den Rückweg und fletschten die Zähne nach ihm. Aijd schluckte. „Wie durchschaubar...“, zischte der Anführer der Vampire selbstgefällig. Aijd fluchte innerlich. Wo war er da nur rein geraten? Warum hatte er nicht einfach seinen Stolz runter geschluckt und den Vampir gebeten, ihnen zu sagen, was er zu sagen hatte? Nun würde er vielleicht nie wieder Gelegenheit haben, seinen Stolz herunter zu schlucken, würde vielleicht die Sonne nie wiedersehen. Und alles nur weil er so stolz war und den Vampir beleidigt hatte. „Zu stolz, zu dickköpfig und viel zu berechenbar“, fuhr der Vampir fort. „Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, dass DU schon das Beste bist, was die Winshes zu bieten haben oder? Dann seid ihr es vielleicht gar nicht wert, gewarnt zu werden.“ Aijd baute sich auf, spannte die Muskeln an und trat einen Schritt näher an den Anführer heran. „Sprich endlich. Ihr wollt uns doch nicht aus purer Freundlichkeit helfen.“ Er wusste, wie weit er sich aus dem Fenster gelehnt hatte, als die Vampire immer näher rückten.
Ok, eben noch hatte er bedauert, vielleicht nie mehr seinen Stolz herunter schlucken zu können, aber jetzt wäre vielleicht eine gute Gelegenheit dazu. „Es geht um eine Spezies, die uns alle gefährdet, mein Freund“, warf der Vampir ihm ein kleines Häppchen an Informationen zu. „Sprich weiter.“ Der Vampir sah den Winshes lächelnd an. „Ich könnte auch erst mal den Hunger unserer Jüngeren mit dir stillen und dann noch einmal zu deinem Volk fliegen. Dann würden sie wohl bemerken, dass ich es ernst meine.“ Der Winshes sah sich um. Mindestens siebzig Vampire. Kapitulation war seine einzige Chance, irgendwie heil die Höhle verlassen zu können. „Sprich... Bitte...“, er schluckte. „Was muss ich tun?“ Die Worte widerstrebten ihm und jede Silbe brannte ihm in der Kehle. Der Vampir lachte laut, was das Gefühl der Erniedrigung in Aijd noch verstärkte. „Ich finde, das war noch nicht deutlich genug. Wie gefällt dir denn der Boden für deine Knie?“ In den Augen des Winshes entflammte Hass. „Elender Sche!ßkerl!“, noch in dem Moment, in dem er es aussprach, bereute Aijd seine Worte. Einer der Vampire kam einen Schritt näher und brachte den Winshes mit einem Tritt in die Kniekehlen in die gewünschte Position.
Eine junge Vampirfrau kniete sich neben ihn, nahm seinen Arm und fuhr langsam mit den Zähnen über die Haut. „Willst du das, mein Lieber?“, fragte der Anführer lächelnd. Aijd bewegte sich nicht. Keinen Zentimeter. Wagte es nicht mal zu zittern. „Was verlangt ihr von mir?“ „Du hast mich Sche!ßkerl genannt...Ich finde das verdient eine Wiedergutmachung.“ Aijd schluckte krampfartig. „Was soll ich tun?“
Der Vampir grinste höhnisch. Er hatte längst bemerkt, dass Stolz Aijds Schwäche war. „Küss den Boden zu meinen Füßen.“ Der Winshes wäre am liebsten aufgestanden, hätte den Vampir geschlagen und danach jeden folgenden Schmerz in kauf genommen. Er sah die Vampirfrau an, die genüsslich begonnen hatte, ihm über den Arm zu lecken. Ein weiterer Tritt des einen Vampirs in den Rücken brachte ihn in eine beinahe liegende Position. Aijd schloss die Augen, tat, wie ihm befohlen und spuckte dem Vampir daraufhin auf die Füße. Der Vampir zuckte nicht mit der Wimper. Dann zog er die Lippen zurück, zeigte seine Zähne und sagte leise: „Das machst du jetzt sofort wieder sauber.“ Einen Moment spielte Aijd mit dem Gedanken, der Vampirfrau die Kleidung aufzureißen und es damit aufzuwischen. „Du hast genug riskiert. Es reicht... Geh nicht weiter“, redete er sich in Gedanken selbst zu. Er zog sein Oberteil aus, wischte damit die Schuhe sauber und warf es fort.
Der Vampir lächelte. „Gut gemacht. Aber du möchtest das doch bestimmt wieder anziehen, oder?“ Der Winshes wollte seinen Ohren nicht trauen. Er schüttelte tonlos den Kopf.
Mit einem gezieltem Tritt traf der Vampir Aijd unter dem Kinn und der Winshes flog nach hinten und landete auf dem Rücken. Der Vampir folgte ihm und zischte: „Wenn ich sage, du ziehst dein Oberteil wieder an, dann ZIEHST du dein Oberteil wieder an, ist das klar?!“ Ohne den Vampir aus den Augen zu lassen, griff Aijd nach seinem Oberteil. Einer der Vampire trat ihm dabei auf die Klauen, woraufhin die anderen zu lachen begannen. Aijd fauchte leise und zog sein Oberteil mit angewidertem Gesicht an. Er wollte was sagen, konnte es nicht. Ein stechender Schmerz im Kiefer raubte ihm die Worte aus dem Mund. Der Vampir kniete sich hin, tätschelte seine Wange und sagte: „Siehst du. Das war doch nicht schwer, oder? Mach einfach immer, was ich sage und dir wird´s gut gehen.“ Aijd sah dem Vampir nicht in die Augen, nickte nicht, schüttelte nicht den Kopf. Kniete einfach nur da und wartete auf weitere Worte.
„Was denn? Hast du deine Zunge verschluckt? Und außerdem muss ich ja sagen, dass ich deine Zunge als Reinigungsmittel interessanter gefunden hätte. Aber sei´s drum. Oder möchtest du mir eventuell nochmal auf die Füße spucken? Und jetzt möchte ich dich bitten eine Antwort zu geben.“ Der Vampir grinste hämisch, während Aijd versuchte seinen schmerzenden Kiefer zu ignorieren. „Nein.“
„Zu schade, wirklich. Aber ich finde, das kannst du auch netter sagen. Wie wäre es mit >nein, mein Gebieter<?“ Nichts als ein Kopfschütteln kam zur Antwort. „Niemals“, schoss es ihm durch den Kopf. „Nein“, sprach er schließlich. Fügte nichts mehr hinzu.
Der Vampir spuckte vor ihm auf den Boden. „Wenn du das weg leckst, musst du das nicht sagen.“ Aijd schüttelte erneut den Kopf. Das ging zu weit.
„Ok, dann sind wir wieder bei mein Gebieter...“ Aijd schluckte. Das konnte er nicht machen. Er war Anführer einer Kriegertruppe. Jeder aus seinem Volk achtete ihn. Man hatte Respekt vor ihm. Er war jemand. Mit zitternden Beinen stand er auf. „Leck mich am Arsch, mein Gebieter!“ Den stechende Schmerz in seinem Kiefer war die Aussage wert.
Die umstehenden Vampire keuchten schockiert auf. Der Anführer dagegen grinste. „Das gerne ein anderes mal, wenn du es unbedingt möchtest. Du hast es gesagt. Aber trotzdem muss ich dich für den Anfang nochmal bestrafen. Du scheinst leider immer noch nicht verstanden zu haben, um was es hier geht. Du musst unterwürfig werden, ansonsten wirst du hier nicht lange leben. Aber weißt du was? Du gefällst mir. Deswegen darfst du dir aussuchen, wie ich dich bestrafe. Entweder leckst du die Spucke vom Boden auf oder du ziehst dich aus, ich nehme dich an die Leine und du wirst vor deinen Leuten vor mir knien und mir die Füße küssen.“ Aijd zögerte. Sein Volk wäre nicht stark genug es mit siebzig Vampiren aufzunehmen, würde er bloß seines Stolzes Willen einen Krieg riskieren. Mit gesenktem blick ließ er sich zu Boden sinken und wählte somit die erste Strafe. Er stand wieder auf, unterdrückte den Würgereiz und ließ den Blick auf den Boden gesenkt. „Also?“, flüsterte er beinahe lautlos.
Wider Willen war der Vampir beeindruckt. Und auch, wenn er gerade einen Spaß hatte, wie lange nicht mehr, zur zeit fiel ihm einfach nicht ein, was er ihm noch antun könnte, ohne ihn umzubringen. Und er brauchte ihn eben noch. Also entschied er sich,ihm die Antworten zu geben, denn er war sich sicher, dass er dieses Spiel irgendwann fortsetzen würde.
„Weißt du, mein Freund“, zischte der Vampir, dessen Untertanen ein Stück zurück gingen, als sie begriffen, dass die Show wohl nicht weiter fortgesetzt würde. „Es ist folgendermaßen: Eine Gruppe von Menschen sind dabei, sich äußerst effektiv mit Werwölfen und Formwandlern zusammenzuschließen, um die umliegenden Rassen zu vernichten. Wenn du dein Volk retten willst, solltest du handeln.“ Mit noch immer gesenktem Kopf warf Aijd ein: „Woher weiß ich, dass es stimmt?“ Seine Stimme war nicht so hart, wie es ihm lieb gewesen wäre. Der Vampir zog die Augenbrauen hoch: „Du bezichtigst mich der Lüge?“ Der Winshes zuckte zusammen und schämte sich gleichzeitig seiner selbst. „Nein“, gab er zur Antwort. „Mein Gebieter“, ergänzte der Vampir fordernd und wartete auf Antwort. „Nein, mein … Gebieter“, fügte Aijd flüsternd hinzu. Der Vampir lächelte zufrieden. „Braver Junge. Nun zu deinem Beweis: Einen der Männer kennt ihr. Denjenigen, der deiner kleinen Kriegerin die Klaue verätzt hat.“
Aijd erstarrte. Um es diesem Kerl heimzuzahlen, hätte er gar keine weiteren Gründe gebraucht. Erst recht keine Einschüchterung und Erniedrigung. „Nur die rothaarige Frau, sie muss am Leben bleiben. Sie wäre einfach zu perfekt, meine Nachkommen zur Welt zu bringen“, befahl der Vampir mit strengem Ton. Aijd nickte. Sie würden angreifen.
Heilfroh, die Höhle verlassen zu können, flog Aijd in den Wald und warf noch unterwegs sein Oberteil fort. Noch war es halbwegs düster. Erschöpft ließ er sich auf einen Baum sinken und wartete. Erst bei Sonnenaufgang würde er zu seinem Volk zurückkehren, den Angriff verkünden und versuchen, den Blicken seiner Artgenossen auszuweichen.
Ich weiß, dass Die Bildqualität diesmal übelst schlecht ist.
daher musste ich, bis auf die letzten beiden die Bilder im GIF-Format hochladen.
so bald wie möglich die Bilder noch mal in deutlich besserer Qualität hochlade.
Bis dahin kann ich nur hoffen, dass das Kapitel euch trotzdem gefällt.