Hallo ihr alle! Ich freue mich, dass das Thema hier eröffnet wurde und möchte meinen Mist auch gern beisteuern, auch, wenn ich nicht alle Beiträge auf die Schnelle gelesen habe. Ich werd das sicher noch nachholen
Ich bin jetzt seit ca. 1 Jahr Vegetarierin und fühl mich sehr gut, ich vermisse gar nichts und hätte nicht gedacht, dass es so leicht sein könnte, auf Fleisch und Fisch zu verzichten. Also es war schon manchmal der Fall, dass ich Papas selbstgemachten Buletten (oder Frikadellen oder Fleischpflanzerln oder wie ihr das nennen mögt) nachtrauerte, ich hab aber schnell gemerkt, dass "Ersatzfleisch" genauso gut schmecken kann. Ich hab mich aus rein moralischen Gründen entschieden, fleischlos zu leben und weiß, dass ich weniger konsequent bin als viele andere. Zwar verzichte ich auch auf Gummibärchen oder Wackelpudding, ich guck aber nicht bei jedem Produkt drauf, ob der Farbstoff vielleicht aus Läusen gewonnen wurde etc. Vielleicht ist das auch ein Stück weit Faulheit oder der Glaube, dass man es eh nicht schaffen kann, vollkommen ohne tierische Produkte zu überleben. Der nächste Schritt, den ich gehen würde, wäre der Verzicht auf Eier, Milch, Honig etc. also ein veganes Leben, aber ehrlich gesagt lebe ich auch nicht nach dem Grundsatz "MIR KOMMT DAS NICHT IN DEN MAGEN!", sondern ich mach es, weil es meine Überzeugung ist, weil ich Vorteile darin sehe, kein Fleisch zu essen. Ich habe wegen der Tiere angefangen, schon bevor ich den Film "Earthlings" sah, aber dieser hat mich nur nochmal bestärkt
Und mittlerweile sehe ich einige Vorteile im Vegetarierdasein. Nicht nur ist Fleisch nicht annähernd so gesund, wie es uns oft vorgebet wird; auch trägt unser massiver Fleischkonsum zum Klimawandel, dem Welthunger, der Regenwaldabholzung bei. Ich will nicht anfangen, zu predigen, wollte nur mal meine Sicht der Dinge darstellen.
Was mich nervt:
Ich will nicht wie jemand Besonderes behandelt werden, möchte nicht immer in eine Diskussion verwickelt werden, wenn es darauf zu sprechen kommt, dass ich vegetarisch lebe. Denn oft finden solche Gespräche mit dem Hintergrund statt, mir meine Prinzipien abzusprechen und mich "auf die Probe" zu stellen.
Argumente wie "Aber wo sollen denn die ganzen Tiere hin, wenn wir die nicht essen?", "Dir fehlen aber wichtige Vitamine, die im Fleisch drinsind" oder "Das und das dürftest du dann aber auch nicht essen!" regen mich irgendwie auf. Man muss einem Menschen, der versucht, das beste aus seiner Existenz zu machen (Ich meine, das versuchen wir alle, aber mir geht das sehr an die Substanz, wenn ich mich machtlos fühl), doch nicht noch Steine in den Weg legen
Rechtfertigen die Leute so, dass sie sich nicht trauen, es auch mal vegetarisch zu probieren?
Es regt mich außerdem aber auch auf, wenn jemand mich in Watte packt und so tut, als habe ich noch nie ein totes Tier gesehen. Wir leben in einer, in meinen Augen, Scheißwelt und ich bin erst seit nem knappen Jahr vegetarisch, da ist es zwar nett gemeint, wenn man das Steak so weit wie möglich von mir weghält, aber ich mach da auch ziemlich schnell meinen Standpunkt klar. "Currywurst ist megalecker... Ach entschuldige, du weißt ja nicht, wie die schmeckt."
Alles in allem lebe ich in ner toleranten Umgebung, Vegetarismus ist ja auch nichts Mega-besonderes
Meine Eltern haben sich damit arrangiert und ich werfe es ihnen sicher nicht vor, wenn sie Fleisch essen. Ich würde mir lediglich mehr Aufklärung wünschen, auch an Schulen. Ich würde mir mehr Transparenz wünschen, Menschen sollen endlich wieder erkennen, was da vor ihnen auf dem Teller liegt, sie sollen das mit ihrem Gewissen vereinbaren müssen. Denn diese Nähe zur Natur, die Pflicht, selbst zu schlachten, selbst zu schächten, selbst zu häuten und zu rupfen, das hat uns eine andere Sichtweise gegeben. Aber heute haben wir eine solche Distanz zu Lebewesen, die keine Menschen sind, die liegen vor uns im Regal und wir grabschen zu und fressen. Ist doch leider so. Und ich muss da selbst auch mal was dran ändern, aber wir sind die Konsumenten und Nachfrage wird von uns nicht erwünscht, geschweige denn erwartet
Trotzdem halte ich Biofleisch oder Fleisch aus privater Schlachtung nicht für moralisch gerechtfertigt, das Tier ist im Endeffekt gestorben und musste leiden und hatte Stress, das ist alles, was zählt. Und ich bin überzeugt, dass Tiere Leid empfinden und Empathie fühlen, sonst wären sie nicht überlebensfähig.
Verzeiht die lange Rede, das war jetzt das Gedankengut einer verzweifelten Person, projiziert auf eine gelbe Seite des Forums. Ich bin niemand, der den ganzen Tag über sowas nachdenkt, aber hier bietet sich ja eine Gelegenheit
LG
Ahorita