Persy ist zu Besuch bei Lilith (Vatore). Lilith schlägt vor, dass sie beide doch mal wieder was mit Nora unternehmen könnten.
Persy: „Auf gar keinem Fall! Mit der habe ich nichts mehr zu schaffen!“
„Persy, was ist passiert? Ihr wart doch mal die besten Freundinnen?“
„Tja, wo soll ich anfangen…“
Lilith kann gar nicht glauben, was Persy ihr erzählt.
„Das klingt gar nicht nach der Nora, die wir kennen.“
„Ich sag dir, sie hat sich total verändert, seitdem sie zum Vampir wurde.“
„Jetzt gibt es für sie nur noch ihre Vampirkräfte und Meister Vlad!“
„Sie ist bei Vlad?! Persy, das erklärt eine Menge! Der Typ ist unglaublich manipulativ!“
„Du meine Güte, du glaubst doch nicht etwa, er benutzt die Gefühlskontrolle?!“
„Denk nach Persy, es macht total Sinn! Sims verändern ihren Charakter nicht, nur weil sie zum Vampir gemacht wurden!“
„Verdammt, dass ich da nicht eher drauf gekommen bin! Wir müssen das unbedingt Nora sagen, dass sie nur Vlads Marionette ist!“
„So einfach ist das nicht. Solange Vlad weiterhin ihre Gefühle manipuliert, wird sie uns nicht glauben.“
„Dann brauchen wir eben handfeste Beweise.“
„Er weiß jetzt, dass du Noras Freundin bist und mich und meinen Bruder hat er ohnehin schon seit Langem auf dem Kieker. In unserer Nähe wird er wohl kaum unachtsam werden. Aber ich kenne vielleicht jemanden, der uns helfen kann.“
Vlad hat inzwischen einen Narren an Nora gefressen. Sie liebt Orgelmusik genau wie er…
…und in ihrer Vampirausbildung macht sie schnell erstaunliche Fortschritte.
Und dann ist sie auch sehr attraktiv. Doch für sie ist er nur der Meister, aus freien Willen wird sie ihm nicht um den Hals fallen, das ist ihm klar.
Aber wer sagt, dass es freiwillig sein muss?! Ein bisschen rosaroter Nebel…
…und schon sieht sie ihn an, als gäbe es auf der ganzen Welt nur ihn.
Dabei bemerkt er auch gar nicht, dass Igor in der Nähe ist und gesehen hat, wie er Nora manipuliert.
„Nora, warte! Ich muss dir was sagen!“
„Oh, du bist doch der Vampir, den Lilith mal zum Winterfest vorbei brachte? Igor, richtig?“
„Ja, aber bitte, wir sollten nicht hier reden. Komm mit!“
„Igor, was bringst du mich denn mitten in den Wald?! Die Sonne geht auf, wir sollten eigentlich nicht mehr draußen sein.“
„Ich weiß, aber es ist wichtig, dass wir so weit wie nur möglich von Forgotten Hollow weg sind. Vlad hat überall Späher und darf nicht mitkriegen, worüber wir reden. Er benutzt dich nämlich nur!“
„Und er manipuliert deine Gefühle, damit du tust, was er will.“
„Ich hatte in letzter Zeit öfter das Gefühl, nicht ganz ich selbst zu sein, aber Vlad dafür verantwortlich machen?! Das ist eine heftige Anschuldigung, die kann ich dir nicht einfach so abkaufen.“
„Bitte, das musst du mir glauben! Ich habe es selbst gesehen! Sieh dir dieses Foto an!“
„Ist das Vlad?!“
„Ja, und hier hüllt er dich in rosa Nebel, damit du seine Begierde stillst.“
„Das würde ich normalerweise nie tun. Er ist mein Mentor und mehr nicht. Meine Güte, du scheinst tatsächlich Recht zu haben. Ich… tut mir leid, ich brauche Zeit für mich. Muss meine Gedanken sammeln.“
Das versteht Igor. In der nächsten Nacht trifft er sich mit Persy auf ihrem Lieblingsfriedhof. Persy freut es zu hören, dass er Vlad auf frischer Tat ertappt hat und Nora nun weiß, was für ein böses Spiel mit ihr getrieben wird.
„Und wie willst du ihm jetzt das Handwerk legen? Er ist tausendmal stärker als du, das weißt du hoffentlich?“
Das weiß Igor. Lilith hatte ihn ja gerade deswegen um Hilfe gebeten, weil Vlad von einem Niemand in der Vampierhierarchie kaum erwarten würde, dass dieser ihm hinderlich werden könnte. Wahrscheinlich weiß Vlad gar nicht mal, dass Igor existiert, zumindest hatte er ihn ja trotz Späher nicht bemerkt.
„Aber Nora ist stark und ehrgeizig. Mit ein bisschen mehr Training könnte sie es mit ihm aufnehmen. Und für alles Weitere habe ich einen Plan.“
Igors Plan hört sich riskant an.
„Hoffentlich klappt das, es steht so viel auf dem Spiel.“
„Es MUSS klappen! Einen besseren Plan gibt’s nicht!“
Am nächsten Tag ruft Nora Igor an. Sie hatte über die Gefühlskontrolle recherchiert und herausgefunden, dass die Wirkung an anderen Vampiren nachlässt, je stärker sie sind. Also will sie Igor als ihren Sparring-Partner. Schon riskant, das mitten am Tage unter der prallen Wüstensonne zu tun aber nachts beansprucht Vlad Nora ja immer für sich.
Igor hatte Nora richtig eingeschätzt, sie ist stark und ihm um Weiten überlegen. Eigentlich ist er überhaupt keine Herausforderung für sie.
Aber wahrscheinlich geht es ihr auch gar nicht darum. Sie hat Igor mittlerweile echt ins Herz geschlossen.
Sie verbringt gerne Zeit mit ihm und er bringt sie zum Lachen. Wann hat sie überhaupt das letzte Mal so richtig gelacht?
„Ähm Nora, dein Handy klingelt. Das muss Vlad sein, der dich wieder zu sich ruft.“
„Ach nein, ich habe keine Lust, zu seinem Training zu gehen. Ich hätte gerne noch mehr Zeit mit dir.“
„Kann ich verstehen. Aber du musst, er darf noch keinen Verdacht schöpfen, dass du über seine Machenschaften Bescheid weißt.“
Doch bevor sie geht, weiht Igor auch Nora in seinen Plan ein. Damit sie weiß, was sie zu tun hat.
Tatsächlich verliert Vlads Gefühlskontrolle an Wirkung, je stärker Nora wird. Bis es eines Nachts überhaupt nicht mehr funktioniert und sie ihn abblitzen lässt.
„Du Mistkerl! Hör auf, meine Gefühle zu manipulieren!“
Jetzt geht es Vlad an den Kragen. Igor sagte, sobald die Gefühlskontrolle keine Wirkung mehr zeigt, könnte sie es mit ihm aufnehmen.
„Nein, wie ist das möglich?! Ich habe doch bei ihren Training stets aufgepasst, dass sie zwar stark wird, aber niemals stärker als ich!“
„Dachtest du wirklich, ich trainiere nur mit dir?!“
„Irrtum, Freundchen! Anstatt zu schlummern, habe ich auch tagsüber unter der heißen Wüstensonne trainiert! Und ich verrate dir noch etwas…“
„Du bist nicht mehr der Großmeister der Vampire!“
„Das bin ich jetzt!“
Noras Kinnhaken hat Vlad ordentlich ausgeknockt. Als er wieder zu sich kommt, findet er sich in einer alten Waldhütte wieder und irgendwie ist ihm immer noch schlecht.
„Wen haben wir denn da? Graf Vladi, mal ganz schwach? Was für ein seltener Anblick!“
„Nanu, diese blasse Haut und die großen Augen kommen mir irgendwie bekannt vor. Bist du am Ende der Winzling, der vor einigen Jahren vor meiner Tür abgesetzt wurde?“
„Wie bitte?! Dann stimmen die Gerüchte also! Und anstatt dich um mich zu kümmern, hast du mich einfach im Wald ausgesetzt!“
„Ein hilfloses Baby im Wald aussetzen, Gefühle kontrollieren… Du bist echt herzlos und denkst nur an dich selbst, Vlad!“
„Das reicht, jetzt ist es persönlich geworden! Jeder soll wissen, dass der „Winzling“ dich hier eingesperrt hat!“
„Sei dir da mal nicht so sicher, Bürschchen! Ich habe Fähigkeiten, von denen du nur träumen kannst! Ich komme hier raus!“
„Das glaube ich nicht. Sieh dich mal genauer um!“
„Knoblauch?!!“
Also deswegen ist Vlad immer noch übel.
„Genau. Du magst stärker als ich sein, aber das nutzt dir nix, wenn du deine Fähigkeiten nicht einsetzen kannst! Wie blöd, dass du nicht wie ich von einer Kräuterfrau groß gezogen wurdest, die unter anderem Knoblauch anbaute, nicht wahr? Na ja, vielleicht gewöhnst du dich ja mit der Zeit daran und wirst wie ich resistent aber so lange bleibst du hier drin!“
„Das gibt dir genügend Zeit, um nachzudenken, was du mir und anderen angetan hast. Lebwohl, Vlad.“
„Danke, du hast mich vor einem fürchterlichen Manipulator gerettet!“
„Nix zu danken, hab ich gern gemacht.“
„Du hast dich aber auch in großen Maßen selbst gerettet. Der ganze Plan wäre ins Wasser gefallen, wenn du Vlad nicht besiegt hättest. Aber dein Kinnhaken war echt nicht von schlechten Eltern!“
„Ja, das stimmt wohl.“
Eine Weile sehen sich die Beiden stumm an.
Dann streichelt Igor Nora sanft über die Wange, sieht ihr tief in die Augen und führt ihre Lippen zu seinen.
Und da ging es auf einmal ganz schnell.
Ach, wo wir schon in einem Wald mit lauter Büschen sind…
Danach kuscheln die Beiden unterm Sternenhimmel und lassen sich auch nicht stören, als es zu regnen anfängt.