Weiter geht es mit Sylvaine
Nach einer unruhigen Nacht, in der sie sich die ganze Zeit auf ihrer einfachen Bettstatt nur hin und her geworfen hat, steht Sylvaine müde aber entschlossen vor der Hütte am Randes des Waldes und wartet darauf, dass Yivi und Amber sich zu ihr gesellen.
Sie hat die beiden Frauen dazu überredet gemeinsam mit ihr der Sache auf den Grund zu gehen.
Es wäre doch gelacht, wenn sie nicht herausfinden würden, was genau ihnen zugestoßen ist.
Sylvaine kann und will das nicht einfach so hinnehmen. Sie ist eine Cavendish und gehört nicht an diesen schmutzigen, verlassenen Ort.
Sie hat schließlich ein Erbe zu verwalten und nicht in dieser Einöde zu versauern.
Wenn sie erst einmal herausgefunden hat, wer ihr das angetan hat, dann sollte sich derjenige besser auf etwas gefasst machen! Dafür würde er ihr büßen!
Zusammen machen sich die drei Frauen schließlich auf, um die umliegende Gegend jenseits des Waldes näher zu erkunden. Schon bald sehen sie mehrere, herunter gekommene Gebäude.
Wie es den Anschein hat, waren es ursprünglich mal Fabriken oder Lagerhallen. Vielleicht für das Holz, was sie unweit ihres neuen Zuhauses aufgestapelt gesehen haben?
Sylvaines Neugierde ist geweckt. Was ist das hier nur gewesen? Und warum liegt nun alles einsam und verlassen da?
"Kommt, lasst uns hier mal reingehen und schauen, ob wir was Hilfreiches finden können", schlägt sie vor und nähert sich entschlossen einem der alten Industriegebäude.
Amber und Yivi tauschen einen skeptischen Blick. "Hältst du das wirklich für eine gute Idee?" hakt Amber vorsichtig nach.
Abrupt bleibt Sylvaine stehen und dreht sich um. Mit hoch gezogener Augenbraue wandert ihr Blick zwischen der Brünetten und der Rothaarigen hin und her. "Habt ihr etwa Angst?" will sie hochmütig wissen.
"Nun ja, also...", druckst Yivi herum.
"Pah", schnaubt Sylvaine genervt. "Wozu haben wir denn deinen Hund mitgenommen? Ich bin mir sicher, Luna warnt uns, sollte Gefahr im Anmarsch sein."
Yivi schaut stirnrunzelnd auf ihre treue Hündin herab, die mit dem Schwanz wedelnd da steht. "Also schön."
Als sie das Gebäude betreten stellen sie erstaunt fest, dass es im Inneren fast so aussieht wie in einer Bücherei. Das Interieur hat zwar schon bessere Tage gesehen, aber es gibt jede Menge Bücher und sogar zwei Computer.
Hastig überprüfen die Frauen ob diese funktionieren. Vielleicht lassen sich darauf Informationen zu diesem merkwürdigen Ort finden?
"Verdammt!" Frustriert fegt Sylvaine ein paar Bücher von einem der Tische. "Die Leitungen scheinen tot zu sein. Die blöden Dinger haben keinen Strom."
"Dann müssen wir eben auf die altmodische Art und Weise an Infos kommen", meint Amber und deutet auf die vielen Bücher in den Regalen.
Seufzend schnappt sich Sylvaine das erstbeste Buch, das in irgendeiner Art und Weise interessant aussieht. Amber und Yivi tun es ihr nach und schon bald sind die drei konzentriert am Lesen.
Doch schon nach kurzer Zeit ist klar, irgendetwas stimmt auch mit diesen Büchern nicht.
"Sagt mal geht es bei euch auch die ganze Zeit nur um... Werwölfe?" Irritiert sucht Amber den Blick von Sylvaine.
Diese schnaubt einmal abfällig. "Ja, offenbar gibt es kein anderes Thema. Für kein Buch! Es ist egal ob ich ein Sachbuch, eine Biographie oder einen Roman aufschlage, früher oder später tauchen diese verdammten Wolfsmenschen darin auf. Das ist doch lächerlich! Werwölfe! Als ob es so etwas wirklich gäbe! Pah!"
Wütend schleudert Sylvaine das Exemplar, das sie gerade in der Hand hält, gegen eines der Regale.
Ihre Euphorie ist fürs erste verflogen.
"Lasst uns schauen ob wir im oberen Stockwerk vielleicht etwas Besseres finden können. Diese Bücher... das bringt doch alles nichts!"
Gemeinsam mit Amber wendet sie sich der rostigen Treppe zu. "Komm schon Yivi, wir haben zu tun!" verlangt sie herrschsüchtig, als sie merkt, dass Yivi nich direkt hinter ihr ist.
Yivi, die gerade dabei ist Luna zu umarmen, weil diese sich ein wenig vernachlässigt fühlt, seufzt einmal tief. "Bin ja schon unterwegs!"
Sylvaine ist als erste im nächsten Stockwerk und sieht sich suchend um.
Es musste doch irgendetwas hier geben, dass ihnen einen Hinweis liefern könnte.
Irgendetwas!
Dann bleibt ihr Blick an einer rostigen Leiter hängen, die scheinbar aufs Dach führt und ihr kommt eine Idee.
"Lasst uns dort hoch, vielleicht können wir uns vom Dach aus einen Überblick über die Gegend hier verschaffen."
Gesagt getan.
Wenig später finden sich die drei auf dem Dach des alten Fabrikgebäudes wieder, von wo aus sie wie erhofft einen weiten Blick über die Landschaft haben.
Doch das reicht Sylvaine immer noch nicht. "Wir müssen höher", jammert sie. "Von hier können wir nicht einmal über die Baumwipfel schauen. Ich will wissen, was hinter diesem verdammten, tiefen Wald ist. Vielleicht kann man sogar eine Stadt in der Ferne ausmachen!"
"Seht mal, dort hinten, dieser Berg!" ruft Amber. "Von da oben hat man sicher den perfekten Ausblick über einfach alles."
Sylvaine stellt sich neben sie. "Das könnte klappen. Aber das ist ganz schön weit bis dahin, oder?"
Yivi, die dabei ist, die Leiter wieder nach unten zu klettern, meint: "Ach was, das ist ein Katzensprung, du wirst sehen."
Kurze Zeit später sind die drei Frauen unten und machen sich gemeinsam mit Hündin Luna auf den Weg zum Berg, den sie in der Ferne ausmachen konnten.
Luna stürmt kläffend voran und die drei hasten eilig hinterher.
Doch Sylvaine hat in ihren Designerpumps Probleme Schritt mit der sportlichen Amber und der flinken Yivi zu halten.
"Hey, so wartet doch auf mich!" ruft sie genervt, doch die beiden Simas scheinen sie nicht zu hören. Oder hören zu wollen.
Gott, wie sie Sport verabscheut! Yoga ist die einzig wahre Form der körperlichen Betätigkeit. Alles andere ist viel zu anstrengend für ihre zarte Konstitution.
Und doch muss sie jetzt in den sauren Apfel beißen und darauf achten nicht den Anschluss zu verlieren.
Slyvaine schnappt immer wieder nach Luft, hat Seitenstechen, ihre Füße brennen wie Feuer und doch rennt sie tapfer Schritt für Schritt weiter.
Und das in ihren schicken Pumps! Das muss ihr erst einmal jemand nachmachen!
Eine Stunde später ist die Qual endlich vorüber und sie hat es geschafft. Sie hat den Gipfel erreicht und ist nicht zwischendurch zusammengebrochen, wie sie immer wieder insgeheim befürchtet hat.
"Ein Katzensprung also, ja?" schnauft sie und mustert Yivi und Amber wütend.
Yivi zuckt gleichmütig mit den Schultern. "Tut mir leid, da habe ich mich woh verschätzt. So weit sah es gar nicht aus."
"Also, wie sieht es aus? Kann man was sehen? Eine Stadt? Ein Dorf? Irgendetwas, was im entferntesten der Zivilisation ähnelt?" Vorsichtig nähert Sylvaine sich der Kante des Plateaus, auf dem sie stehen und richtet ihren Blick in die Ferne.
Mit zusammen gekniffenen Augen versucht sie etwas zu erkennen. Doch sie sieht nichts als Bäume. Der Wald erstreckt sich scheinbar meilenweit und dahinter geht er offenbar noch weiter. Bäume so weit das Auge reicht.
Sylvaine könnte schreien vor Frustation. Das kann doch einfacn nicht wahr sein!
Es muss doch irgendwo andere Sims geben.
Und dann erspäht sie plötzlich eine kleine Hütte hinter dem großen See, der sich unterhalb des Felsens erstreckt. Tief im dunken Wald kann man sie gerade noch so mit bloßem Auge ausmachen.
Aufgeregt erzählt sie den beiden anderen von ihrem Fund. "Vielleicht gibt es dort jemanden, der uns helfen kann! Zumindest kann er uns sagen wo wir hier sind, damit wir überlegen, wie wir hier schnellstens wieder weg kommen."
Doch Yivi und Amber sind alles andere als begeistert von Sylavines Vorschlag dem Bewohner der Hütte einen Besuch abzustatten und lehnen dies vehement ab.
Was wenn an den Legenden von Werwölfen doch mehr dran ist, als es den Anschein hat? Das würde vieles in ihren Augen erklären. Warum der Ort so verlassen ist, die vielen Bücher über Werwölfe und warum es hier keine andere Sims weit und breit gibt.
Denn wer würde sich freiwillig im Territorium eines Werwolfs niederlassen wollen?
Sylvaine kann nicht fassen, dass die beiden ihr derart in den Rücken fallen und plötzlich an die Geschichten mit den Wolfsmenschen glauben.
So ein Humbug! Das hat sich jemand ausgedacht, um den Leuten Angst einzujagen. Wahrscheinlich der mysteriöse Bewohner der Hütte selbst, weil er seine Ruhe haben will.
Wütend stapft sie den beiden Simas nach, die sich zum Gehen gewandt haben.
Sie wird sich ganz sicher nicht von solchen Ammenmärchen verschrecken lassen.
Werwölfe! So ein Quatsch!
Sobald sie sich ausgeruht und gestärkt hat, wird sie zu dieser Hütte gehen.
Und nichts und niemand wird sie daran hindern können!
tbc