BloodOmen1988
SimForum Team
Es ist ganz einfach: »N*g*r«, »Mo*r« (im übrigen mein Mädchenname), »Zig***er« (und manch andere Begriffe) sind Ausdruck von Kolonialismus, von Rassismus und Unterdrückung. Wenn ihr das nicht glaubt, dann schaut doch mal in eines der von euch so hoch gelobten Geschichtsbücher. Fragt Historiker, fragt Sprachwissenschaftler, bedient euch »eures Verstandes« (wie hier ja schon gefordert wurde) und forscht nach. Aber bitte in der Form, dass nicht nur diejenigen Konnotationen des Begriffs abgedeckt werden, die euch genehm sind.
Mit diesen Bezeichnungen verbinden sich Stereotype, manchmal vielleicht weniger schlimme (wobei das sehr, sehr subjektiv ist; der »lustige Wilde« findet das vielleicht nicht ganz so lustig und der »fleißige Mohr« möchte vllt. auch nicht darauf reduziert werden), oft aber äußerst bösartige. Das Argument »ja, aber ich verbinde damit etwas Positives« ändert daran nichts. Der Fakt, dass sich mit einem solchen Begriff auch romantisierende oder positive Vorstellungen verbinden können (oder man »eine Roma kennt, die den Begriff Zig**ner witzig findet« o. ä.), ändert nichts, aber auch absolut gar nichts daran, dass diese Fremdbezeichnungen (!) eine Geschichte haben. Die auszublenden ist natürlich bequemer, weil man dann den eigenen Sprachgebrauch nicht in Frage stellen muss. Aber alleine die Tatsache, dass einige offenbar so erbittert an Begriffen wie »N-kuss« (wo es doch so viele andere gibt) oder »Z-soße« festhalten müssen, zeigt erst, wie notwendig es ist, immer noch über solche Worte zu diskutieren. Man mag sich also über die »Sprachpolizei« echauffieren, dann hat man aber m. E. nicht verstanden, worum es geht: Darum, mit einer winzigen Veränderung, die niemandem ernstlich weh tut, eine Verbesserung für Menschen zu erzielen, denen man ernstlich weh tun kann, stellt man sich dieser Veränderung entgegen.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass es hier um Begriffe geht, die wirklich extrem und aufs schlimmste vorbelastet sind.
Ich habe den Schokokuss auch noch als »Ne***kuss« in meiner Kindheit kennengelernt. Und ehrlich? Mir fehlt nichts, absolut gar nichts, wenn ich ihn nun nicht mehr so nenne - das Produkt bleibt dasselbe, es wurde mir nichts weggenommen. Ich wette, wenn ihr mal ernsthaft darüber nachdenkt, abseits von »ABER MAN KANN DOCH NICHT ... !!!!!!!!!!!!«, werdet ihr zu demselben Ergebnis kommen.
Aber irgendwo in Deutschland gibt es eine Menge Kinder, die von Gleichaltrigen vielleicht nicht mehr »Neg**, Neg**« gerufen und dabei ausgelacht werden, weil wir Kindern nicht mehr vorleben, dass es völlig normal ist, so einen Begriff zu benutzen. Irgendwo in Deutschland werden die Neonazis, die es vor ein paar Jahren noch witzig fanden, einer schwarzen Frau »Neg**kuss, Ne**kuss« hinterherzurufen - und zwar in dem Wissen, dass sie sie beleidigen - nicht mehr belächelt, als dumme unwissende Jungs. Weil das Bewusstsein dafür gewachsen ist, dass solche Worte eben auch ganz bewusst eingesetzt werden können, um zu verletzen.
Ja, Diskriminierung hat mit dem Mensch zu tun, der diskriminiert - aber sie hat auch mit Sprache und mit Worten zu tun. Denn jedes Mal, wenn ich einen derart vorbelasteten Begriff lächelnd als »ach, nicht so schlimm, ich meine es ja nicht böse, sondern verbinde damit etwas Positives« abtue, werden Leute wieder nicht wahrhaben können oder wollen, wenn er als Mittel zur Diskriminierung eingesetzt wird. Höchste Zeit also, sich von solchen Begriffen zu verabschieden, wenn man es doch eigentlich ohnehin gut mit den Menschen meint, die von solchen Begriffen getroffen werden.
Jedes Mal, wenn jemand sagt »es ist doch nichts dabei«, verharmlost man einen Begriff, der eine wirklich unheilvolle Vergangenheit mitbringt. Unwissenheit und Ignoranz können auch verletzen und weh tun.
Nehmen wir mal den Begriff »Zig***er«. Diesem Begriff haften Assoziationen der übelsten Sorte an, da beißt die Maus keinen Faden ab. Und da will man es ernsthaft Menschen verdenken, dass sie sich wünschen, dass eine derartige Bezeichnung nicht verharmlosend und unreflektiert verwendet wird? Die Menschen, die mit und von diesem Begriff belastet werden, wissen, dass die meiste Zeit eben doch die negativen Konnotationen mitschwingen, wenn der Begriff gebraucht wird. Die Menschen, die von diesem Wort betroffen sind, merken es, wenn sie sich bewerben, wenn sie eine Wohnung suchen, wenn sie ihren Schulabschluss machen oder eine Ausbildungsstelle suchen. Sie kennen die Geschichte dieser Begriffe, sie kennen die damit verbundenen Vorurteile - und jeder von uns kennt sie auch, sonst müsste er schon reichlich naiv sein.
Muss man vor diesem Hintergrund denn ehrlich an einer »Zig**nersoße« festhalten, wenn man doch genau weiß, dass das Wort »Zig**er« – selbst, wenn es nicht negativ gemeint sein mag – noch immer diese Stereotype transportiert oder transportieren kann? Und muss man an einem Wort festhalten, dessen Geschichte gerade wir in Deutschland nur zu gut kennen sollten?
Die Nazis haben schon ganz genau gewusst, was sie tun, indem sie Sinti und Roma pauschal als »Zig**ner« abwerteten. Sie haben genau gewusst, dass Menschen mit diesem Hintergrund als Gauner, als Diebe, als verlauste Hinterwäldler wahrgenommen werden – als Menschen, die man gut und gerne ins Konzentrationslager schicken kann, weil sie nicht mehr als der »Bodensatz« der Gesellschaft sind. Will man sich eines solchen Begriffs wirklich bedienen?
Ich nicht.
In Deutschland mag das bei anderen Worten, z. B. »Ne**er« vielleicht erst einmal weniger einleuchten, aber auch da haben wir unsere Geschichte: Auch wir haben eine Geschichte von Kolonialismus, selbst wenn die im Geschichtsunterricht halt gern mal übergangen wird. Bevor ihr also Menschen absprecht, sich von eurem Wortgebrauch diskriminiert fühlen zu dürfen, setzt euch doch erst mal mit eurem Wortgebrauch auseinander – und zwar ernsthaft.
Man ist so privilegiert, wenn man niemals Diskriminierung aufgrund seiner Hautfarbe oder seiner Herkunft erfahren musste (oder, um das Beispiel von AmyD aufzugreifen, aufgrund einer »Behinderung«) – seid doch dankbar dafür! Stattdessen kommen dann Dinge wie »man nennt mich auch Ösi« als bewusste Provokation, um eine Diskussion ins Lächerliche zu ziehen. Einen derartigen Vergleich anzubringen, um das eigentliche Problem lächerlich zu machen, zeugt von nichts anderem, als von Ignoranz.
Es geht nicht darum, die Omma von nebenan zu steinigen, weil sie sich an ihrem Schokokuss mit fragwürdiger Bezeichnung erfreut oder an ihrem Schnitzel mit Paprikasoße, das sie halt schon immer »Zig**nerschnitzel« genannt hat. Es geht auch nicht darum, jedem Rassismus zu unterstellen, der solche Worte (vllt. aus Unwissenheit oder weil ihm die Geschichte der Worte nicht klar ist) benutzt. Es geht darum, dass solche vorbelasteten Begriffe nach und nach zu einer Randerscheinung werden und nicht mehr als »normal« und »harmlos« wahrgenommen werden, obwohl sie das in Wahrheit für viele Menschen nicht sind.
Ich bin übrigens auch kein Freund davon, Bücher umzuschreiben. Aber wenn solche Begriffe in (Kinder-)Büchern stehen, müssen sie eingeordnet werden. Wenn ich meinen zukünftigen Kindern Astrid Lindgren vorlesen werde, werde ich das zum Anlass nehmen, ihnen zu erklären, dass man z. B. das N-Wort aus gutem Grund nicht mehr benutzt und es Ausdruck einer vergangenen Zeit ist - zumindest hoffe ich, dass das bis dahin wirklich so sein wird, weil es auch der letzte kapiert hat:
Dass nämlich eine Mehrheit nicht zu entscheiden hat, ob ihr Sprachgebrauch Menschen, die einer Minderheit angehören, stören oder verletzen darf. Dass auch ein romantisierter, verklärter Sprachgebrauch diese Wörter und ihre Geschichte nicht einfach umdeutet und dass es die Menschen, die unter diesen Begriffen leiden, es verdient haben, gehört zu werden.
Keiner von uns bricht sich einen Zacken aus der Krone, auf diese Wörter zu verzichten. Dafür machen wir vielleicht den Nachbarskindern ein großes Geschenk, indem sie nicht mehr damit aufwachsen, dass Bezeichnungen, die sie als diskriminierend erleben, für uns ganz harmlos und normal sind.
Aber ereifert euch nur weiter. Ihr werdet diese Entwicklung ohnehin nicht mehr aufhalten.
Mit diesen Bezeichnungen verbinden sich Stereotype, manchmal vielleicht weniger schlimme (wobei das sehr, sehr subjektiv ist; der »lustige Wilde« findet das vielleicht nicht ganz so lustig und der »fleißige Mohr« möchte vllt. auch nicht darauf reduziert werden), oft aber äußerst bösartige. Das Argument »ja, aber ich verbinde damit etwas Positives« ändert daran nichts. Der Fakt, dass sich mit einem solchen Begriff auch romantisierende oder positive Vorstellungen verbinden können (oder man »eine Roma kennt, die den Begriff Zig**ner witzig findet« o. ä.), ändert nichts, aber auch absolut gar nichts daran, dass diese Fremdbezeichnungen (!) eine Geschichte haben. Die auszublenden ist natürlich bequemer, weil man dann den eigenen Sprachgebrauch nicht in Frage stellen muss. Aber alleine die Tatsache, dass einige offenbar so erbittert an Begriffen wie »N-kuss« (wo es doch so viele andere gibt) oder »Z-soße« festhalten müssen, zeigt erst, wie notwendig es ist, immer noch über solche Worte zu diskutieren. Man mag sich also über die »Sprachpolizei« echauffieren, dann hat man aber m. E. nicht verstanden, worum es geht: Darum, mit einer winzigen Veränderung, die niemandem ernstlich weh tut, eine Verbesserung für Menschen zu erzielen, denen man ernstlich weh tun kann, stellt man sich dieser Veränderung entgegen.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass es hier um Begriffe geht, die wirklich extrem und aufs schlimmste vorbelastet sind.
Ich habe den Schokokuss auch noch als »Ne***kuss« in meiner Kindheit kennengelernt. Und ehrlich? Mir fehlt nichts, absolut gar nichts, wenn ich ihn nun nicht mehr so nenne - das Produkt bleibt dasselbe, es wurde mir nichts weggenommen. Ich wette, wenn ihr mal ernsthaft darüber nachdenkt, abseits von »ABER MAN KANN DOCH NICHT ... !!!!!!!!!!!!«, werdet ihr zu demselben Ergebnis kommen.
Aber irgendwo in Deutschland gibt es eine Menge Kinder, die von Gleichaltrigen vielleicht nicht mehr »Neg**, Neg**« gerufen und dabei ausgelacht werden, weil wir Kindern nicht mehr vorleben, dass es völlig normal ist, so einen Begriff zu benutzen. Irgendwo in Deutschland werden die Neonazis, die es vor ein paar Jahren noch witzig fanden, einer schwarzen Frau »Neg**kuss, Ne**kuss« hinterherzurufen - und zwar in dem Wissen, dass sie sie beleidigen - nicht mehr belächelt, als dumme unwissende Jungs. Weil das Bewusstsein dafür gewachsen ist, dass solche Worte eben auch ganz bewusst eingesetzt werden können, um zu verletzen.
Ja, Diskriminierung hat mit dem Mensch zu tun, der diskriminiert - aber sie hat auch mit Sprache und mit Worten zu tun. Denn jedes Mal, wenn ich einen derart vorbelasteten Begriff lächelnd als »ach, nicht so schlimm, ich meine es ja nicht böse, sondern verbinde damit etwas Positives« abtue, werden Leute wieder nicht wahrhaben können oder wollen, wenn er als Mittel zur Diskriminierung eingesetzt wird. Höchste Zeit also, sich von solchen Begriffen zu verabschieden, wenn man es doch eigentlich ohnehin gut mit den Menschen meint, die von solchen Begriffen getroffen werden.
Jedes Mal, wenn jemand sagt »es ist doch nichts dabei«, verharmlost man einen Begriff, der eine wirklich unheilvolle Vergangenheit mitbringt. Unwissenheit und Ignoranz können auch verletzen und weh tun.
Nehmen wir mal den Begriff »Zig***er«. Diesem Begriff haften Assoziationen der übelsten Sorte an, da beißt die Maus keinen Faden ab. Und da will man es ernsthaft Menschen verdenken, dass sie sich wünschen, dass eine derartige Bezeichnung nicht verharmlosend und unreflektiert verwendet wird? Die Menschen, die mit und von diesem Begriff belastet werden, wissen, dass die meiste Zeit eben doch die negativen Konnotationen mitschwingen, wenn der Begriff gebraucht wird. Die Menschen, die von diesem Wort betroffen sind, merken es, wenn sie sich bewerben, wenn sie eine Wohnung suchen, wenn sie ihren Schulabschluss machen oder eine Ausbildungsstelle suchen. Sie kennen die Geschichte dieser Begriffe, sie kennen die damit verbundenen Vorurteile - und jeder von uns kennt sie auch, sonst müsste er schon reichlich naiv sein.
Muss man vor diesem Hintergrund denn ehrlich an einer »Zig**nersoße« festhalten, wenn man doch genau weiß, dass das Wort »Zig**er« – selbst, wenn es nicht negativ gemeint sein mag – noch immer diese Stereotype transportiert oder transportieren kann? Und muss man an einem Wort festhalten, dessen Geschichte gerade wir in Deutschland nur zu gut kennen sollten?
Die Nazis haben schon ganz genau gewusst, was sie tun, indem sie Sinti und Roma pauschal als »Zig**ner« abwerteten. Sie haben genau gewusst, dass Menschen mit diesem Hintergrund als Gauner, als Diebe, als verlauste Hinterwäldler wahrgenommen werden – als Menschen, die man gut und gerne ins Konzentrationslager schicken kann, weil sie nicht mehr als der »Bodensatz« der Gesellschaft sind. Will man sich eines solchen Begriffs wirklich bedienen?
Ich nicht.
In Deutschland mag das bei anderen Worten, z. B. »Ne**er« vielleicht erst einmal weniger einleuchten, aber auch da haben wir unsere Geschichte: Auch wir haben eine Geschichte von Kolonialismus, selbst wenn die im Geschichtsunterricht halt gern mal übergangen wird. Bevor ihr also Menschen absprecht, sich von eurem Wortgebrauch diskriminiert fühlen zu dürfen, setzt euch doch erst mal mit eurem Wortgebrauch auseinander – und zwar ernsthaft.
Man ist so privilegiert, wenn man niemals Diskriminierung aufgrund seiner Hautfarbe oder seiner Herkunft erfahren musste (oder, um das Beispiel von AmyD aufzugreifen, aufgrund einer »Behinderung«) – seid doch dankbar dafür! Stattdessen kommen dann Dinge wie »man nennt mich auch Ösi« als bewusste Provokation, um eine Diskussion ins Lächerliche zu ziehen. Einen derartigen Vergleich anzubringen, um das eigentliche Problem lächerlich zu machen, zeugt von nichts anderem, als von Ignoranz.
Es geht nicht darum, die Omma von nebenan zu steinigen, weil sie sich an ihrem Schokokuss mit fragwürdiger Bezeichnung erfreut oder an ihrem Schnitzel mit Paprikasoße, das sie halt schon immer »Zig**nerschnitzel« genannt hat. Es geht auch nicht darum, jedem Rassismus zu unterstellen, der solche Worte (vllt. aus Unwissenheit oder weil ihm die Geschichte der Worte nicht klar ist) benutzt. Es geht darum, dass solche vorbelasteten Begriffe nach und nach zu einer Randerscheinung werden und nicht mehr als »normal« und »harmlos« wahrgenommen werden, obwohl sie das in Wahrheit für viele Menschen nicht sind.
Ich bin übrigens auch kein Freund davon, Bücher umzuschreiben. Aber wenn solche Begriffe in (Kinder-)Büchern stehen, müssen sie eingeordnet werden. Wenn ich meinen zukünftigen Kindern Astrid Lindgren vorlesen werde, werde ich das zum Anlass nehmen, ihnen zu erklären, dass man z. B. das N-Wort aus gutem Grund nicht mehr benutzt und es Ausdruck einer vergangenen Zeit ist - zumindest hoffe ich, dass das bis dahin wirklich so sein wird, weil es auch der letzte kapiert hat:
Dass nämlich eine Mehrheit nicht zu entscheiden hat, ob ihr Sprachgebrauch Menschen, die einer Minderheit angehören, stören oder verletzen darf. Dass auch ein romantisierter, verklärter Sprachgebrauch diese Wörter und ihre Geschichte nicht einfach umdeutet und dass es die Menschen, die unter diesen Begriffen leiden, es verdient haben, gehört zu werden.
Keiner von uns bricht sich einen Zacken aus der Krone, auf diese Wörter zu verzichten. Dafür machen wir vielleicht den Nachbarskindern ein großes Geschenk, indem sie nicht mehr damit aufwachsen, dass Bezeichnungen, die sie als diskriminierend erleben, für uns ganz harmlos und normal sind.
Aber ereifert euch nur weiter. Ihr werdet diese Entwicklung ohnehin nicht mehr aufhalten.