Fotostory Diplomatically Entangled

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August 2024
Hallo an alle!

Eine kleine Hintergrundgeschichte: Ich war mal als sehr junger Teenie hier unterwegs und erinnere mich eine Sims2-Story gepostet zu haben (keine Ahnung wie der Name war ;)).
ABER - mir ist dieses Forum und den Spaß, den ich beim Erstellen der Story hatte, in Erinnerung geblieben.
Deswegen hier mit Sims4 ein neuer Versuch mich kreativ auszutoben.



FOTOSTORY: DIPLOMATICALLY ENTANGLED

Teaser: Die junge Marie, Tochter der Königin des Kleinkönigreichs Yilta, wird mehr oder weniger gegen ihren Willen an eine exklusive Universität geschickt – eine Bildungseinrichtung, die nur den Nachkommen der einflussreichsten Politiker, Diplomaten und Geschäftsleute vorbehalten ist. Inmitten von normalen Studenten-Dramen und politischen Machtspielen muss Marie einen Weg finden, den hohen Erwartungen ihrer Mutter gerecht zu werden, diplomatische Beziehungen zu pflegen und gleichzeitig ihren eigenen Prinzipien treu zu bleiben.



Ich werde zumindest anfangs die Story hier direkt posten, habe aber auch schon einen Tumblr angelegt, wo man die Geschichte auch findet:

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Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3
Kapitel 4 - Guten Morgen.pngKapitel 5 - Diplomatie 1.0.pngkapitel_6.png
Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6
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Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9 - coming soon
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Kapitel 10 - coming soon



Ich freue mich schon, meine Story mit euch zu teilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kapitel 1

„Marie, deine Eltern warten im Teezimmer auf dich.“

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Marie nahm ihre Kopfhörer ab und sah zu Natascha, dem Dienstmädchen der Familie, die im Türrahmen stand. Sie legte ihr Handy behutsam zur Seite. „Haben sie gesagt, worum es geht?“

„Nein, aber ehrlich gesagt, sieht es ernst aus.“ Natascha zuckte mit den Schultern, als wollte sie ihre eigene Besorgnis verbergen.

Seufzend erhob sich Marie von ihrem Platz. In letzter Zeit hatten ihre Eltern selten gute Nachrichten für sie. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus, während sie den vertrauten Flur entlangging.


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„Ihr wolltet mich sprechen?“ fragte Marie zögernd, als sie den Raum betrat. Ihre Augen wanderten über das vertraute Bild: ihre Eltern und Tante Rose, die bei Tee und Kuchen zusammensaßen. Das Gespräch verstummte abrupt, und alle Blicke richteten sich auf sie.

„Hallo, mein Liebes.“ Rose lächelte warm, aber das unbehagliche Gefühl ließ Marie misstrauisch werden. Die Anwesenheit der gesamten Familie in solch einer Versammlung ließ nichts Gutes erahnen.

„Was ist los? Plant ihr etwa, mich zwangszuverheiraten?“ Maries Ton war halb scherzhaft, doch das Unbehagen in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

„Marie, sei bitte ernst“, tadelte ihre Mutter und schnalzte mit der Zunge.

„Fairerweise muss man sagen, dass wir das Thema schon einmal angeschnitten haben“, flüsterte Rose schelmisch und zwinkerte Marie zu, als wollte sie die Schwere der Situation mindern.


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Doch Maries Mutter unterband Roses Bemerkung mit einem strengen Blick. Sie atmete tief durch, bevor sie in ruhigem Ton sprach: „Dein Vater, Rose und ich haben lange darüber gesprochen und sind zu dem Entschluss gekommen, dass es besser für dich wäre, dieses Schuljahr nicht an der Linnaeus-Akademie, sondern in Aneva zu verbringen. Wir glauben, dass dies nicht nur deiner Ausbildung, sondern auch deiner persönlichen Entwicklung zugutekommen wird. Das Schuljahr beginnt in zwei Wochen, und wir haben bereits alles Notwendige in die Wege geleitet, um deinen Transfer zu ermöglichen.“

Maries Verwirrung spiegelte sich in ihrem Gesicht wider, als sie die Runde ansah. „Aber mir gefällt es in Linnaeus. Warum soll ich wechseln?“

Rose schien etwas sagen zu wollen, doch sie zögerte und ließ ihre Worte unausgesprochen. Das Schweigen lastete schwer im Raum.

„Was soll ich in Aneva? Wollt ihr mich loswerden?“ Maries Stimme zitterte, während sie ihrer Mutter direkt in die Augen blickte.

„Mach dich nicht lächerlich“, erwiderte ihre Mutter, ohne den Blick zu erwidern, ihre Unruhe deutlich spürbar.


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Marie spürte, wie sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Die Wut kochte in ihr auf. „Geht es etwa um den Protest gegen die neue Autobahn, an dem ich teilgenommen habe? Ich habe nichts Falsches getan! Ihr sagt doch immer, dass ich mich für soziale Projekte und Umweltschutz einsetzen soll!“

Zum ersten Mal ergriff ihr Vater das Wort. Seine Stimme war besorgt, doch er bemühte sich, Marie zu beruhigen. „Schatz, wir wissen, dass du das Herz am richtigen Fleck hast. Aber die politische Lage im Land hat sich verändert. Seit dein Onkel George immer offener die Thronfolge infrage stellt, spitzt sich die Situation zu. George hat mächtige Freunde, sowohl in der Politik als auch in den Medien. Wir wollen dich lediglich beschützen.“


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„Wir können uns keinen weiteren Skandal leisten“, fügte ihre Mutter mit fester Stimme hinzu. Marie erkannte diesen Tonfall als endgültig. „Du hast die Berichterstattung über den Protest gesehen. Auch wenn deine Teilnahme ein politischer Akt war und ich enttäuscht bin, dass du nicht mit uns darüber gesprochen hast, muss ich sagen, dass du dich diplomatisch ausgedrückt hast. Aber das hat nichts daran geändert, wie die Medien die Geschichte verdreht haben: ‚Prinzessin Marie kümmert sich mehr um Bäume als um ihr Volk und deren Arbeitsplätze.‘ Wir wissen genau, dass George seine Finger im Spiel hat. Er nutzt jede Gelegenheit, um Zweifel an der jetzigen Thronfolge zu säen.“

Marie wollte widersprechen, doch sie wusste, dass ihre Mutter in diesem Fall recht hatte. Normalerweise wurde sie von der Öffentlichkeit geschätzt, selbst wenn sie sich ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Doch nun wendeten sich die gleichen Journalisten, die sie einst als „erfrischend“ und „bodenständig“ bezeichneten, gegen sie und nannten sie „weltfremd“ und „abgehoben“. Sogar ihr sonst so gelobtes Äußeres wurde nun als Waffe gegen sie eingesetzt.


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Eine tiefe Traurigkeit überkam Marie. Die Vorstellung, dass ihre eigenen Eltern sie aus ihrer Heimat schicken wollten, um sie aus dem Weg zu räumen, verletzte sie zutiefst.

Tante Rose bemerkte den Stimmungswechsel ihrer Nichte und versuchte, sie aufzumuntern. „Ach, mein Schatz, lass den Kopf nicht hängen. Wir wissen, dass das, was in diesen paar Schundblättern steht, völliger Unsinn ist. Eine Autobahn durch ein Naturschutzgebiet schafft Arbeitsplätze? Lächerlich! Diese Arbeitsplätze sind doch nur für die Freunde des Wirtschaftsministers in der Baubranche. Das weiß sogar dein Onkel George. Aber dieser korrupte, inkompetente Idiot -“


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„Rose!“ unterbrach Maries Mutter sie tadelnd, doch ein verstecktes Lächeln spielte um ihre Lippen.

„Entschuldige, Elisa. Aber du weißt, was ich meine. George war schon immer ein rückgratloser Schwächling, seit unserer Kindheit. Worauf ich hinaus will, Marie“, Rose hielt kurz inne und sah Marie direkt an, „wir schicken dich nach Aneva, nicht weil wir nicht hinter dir stehen, sondern weil du dort weniger im Fokus stehst. Im Moment wird jeder unserer Schritte überwacht, und George lauert nur auf den kleinsten Fehltritt, um sich zu profilieren. Wir sind erwachsene Mitglieder des Königshauses, aber du verdienst mehr Freiheit. Nutze die Zeit in Aneva, genieße es, ein wenig mehr Jugend und Unbeschwertheit zu erleben. Geh aus, habe Spaß mit Leuten in deinem Alter –“

„Was Tante Rose natürlich meint, ist, dass du dich trotz allem vorbildlich verhalten solltest, genau wie hier zu Hause“, unterbrach Maries Vater und räusperte sich. „Du warst immer eine hervorragende Schülerin, und Aneva ist die renommierteste diplomatische Akademie der Welt. Dort kannst du wertvolle Kontakte knüpfen und eine erstklassige Ausbildung erhalten. Außerdem ist dein Großcousin Scott ebenfalls dort. Du kannst dich anfangs an ihn halten, damit du nicht allein bist.“


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Marie runzelte die Stirn. „Cousin Scotty?“ Bilder von zerstörten Barbies und eingestürzten Sandburgen tauchten in ihrem Gedächtnis auf. Das letzte Mal, als sie Scott gesehen hatte, war er zwölf und sie zehn Jahre alt gewesen.

Ihre Tante nippte an ihrem Tee und räusperte sich. „Du könntest ehrlich gesagt ein Auge auf ihn werfen. Meine Beraterin zeigt mir manchmal seinen Online-Auftritt. Nicht gerade vorbildlich – zu viel Alkohol und zu viele Frauen in Bikinis, wenn du mich fragst.“

Diesmal war es Maries Mutter, die einschritt. „Bring Marie nicht auf falsche Gedanken. Marie, mein Schatz, du weißt, wie ernst die Lage momentan ist. Dein Onkel George nutzt jede Gelegenheit, um unsere Kompetenzen und Legitimität infrage zu stellen. Wir vertrauen darauf, dass du uns nicht enttäuschen wirst.“

Marie seufzte innerlich und fügte sich dem unausweichlichen Schicksal. Wenn ihre Familie, insbesondere ihre Mutter, einmal eine Entscheidung getroffen hatte, galt diese als unumstößlich. Vielleicht lag es daran, dass die Monarchen von Yilta keinen direkten politischen Einfluss ausübten und diese Lücke in der familiären Hierarchie durch entschlossene, oft diktatorische Maßnahmen gefüllt wurde, dachte Marie resigniert.


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„Wann bringt ihr mich hin? Oder schickt ihr mich alleine?“ fragte sie schließlich, ihre Stimme durchdrungen von unterdrückter Wut.

„Rose wird dich in drei Tagen begleiten. Und natürlich wird dein Bodyguard Klaas mit dabei sein“, antwortete ihre Mutter ruhig.

Marie war nicht überrascht, aber dennoch enttäuscht. Seit Jahren fühlte sie sich von ihren Eltern immer weiter nach unten auf der Prioritätenliste geschoben. Es schien, als hätten sie ihre Rolle als Eltern längst gegen die eines PR-Beraters eingetauscht. Selbst als sie ihre Tochter in ein fremdes Land schickten, nahmen sie sich nicht die Zeit, sie selbst zu begleiten.

„Gut, dann ist ja alles geklärt. Ich gehe auf mein Zimmer.“, sagte Marie emotionslos und drehte sich um, um den Raum zu verlassen.

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Die Musik hämmerte aus Maries Stereoanlage, während sie methodisch ihre Kleidung zusammenfaltete und in den Koffer legte. Jeder Stoff, den sie in die Hände nahm, fühlte sich schwerer an als der vorherige, als ob der Abschied von ihrer vertrauten Umgebung sich in jedem Kleidungsstück manifestierte. Sie fühlte sich wie eine heiße Kartoffel, die von einem zum anderen gereicht wurde, ohne dass jemand wirklich wollte, dass sie bleibt – nicht einmal ihre eigenen Eltern. In drei Tagen würde sie in ein fremdes Land ziehen, und die Schwere dieser Tatsache begann allmählich auf sie zu drücken.

Ein fremdes Land. Zwar wusste sie, dass an der Akademie hauptsächlich die Kinder der politischen und gesellschaftlichen Elite lernen würden, die ähnliche Privilegien genossen wie sie selbst. Ein großer kultureller Unterschied würde sie vermutlich nicht erwarten. Doch der Gedanke, dass von ihr verlangt wurde, ihr bisheriges Leben, ihre Freunde und ihre Verpflichtungen so abrupt hinter sich zu lassen, machte sie wütend.

In diesem Moment klopfte es an der Tür. Marie drehte sich nicht um, als sie hörte, wie die Tür sich leise öffnete und Rose im Türrahmen erschien.

„Kann ich mit dir sprechen?“ fragte sie sanft.


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Marie nickte stumm und wandte sich wieder ihrer Aufgabe zu, wobei sie die Falten in ihren Kleidern sorgsam glättete.

„Das Packen könnte auch jemand vom Personal übernehmen, wenn du möchtest“, bot Rose mit einem Hauch von Mitgefühl in ihrer Stimme an, während sie vorsichtig den Raum betrat.

„Es ist schon okay, das mache ich gerne selbst“, erwiderte Marie. Ihre Stimme klang bemüht ruhig, doch Rose konnte die Unruhe, die in ihrer Nichte brodelte, spüren.

Mit einem leisen Seufzen setzte sich Tante Rose auf die Kante von Maries Bett. „Marie“, begann sie sanft, „du weißt hoffentlich, wie sehr wir dich alle lieben. Dein Vater und deine Mutter stehen unter einem enormen Druck. Es fällt ihnen manchmal schwer, dir das zu zeigen, aber es liegt nicht daran, dass sie dich weniger lieben.“

Marie hob eine Augenbraue und blickte ihre Tante an. „Deswegen schicken sie dich, um mir das zu sagen?“


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Rose sah die Enttäuschung und den Schmerz in den Augen ihrer Nichte. Maries Blick wanderte nach unten, und sie versank in Gedanken. „Ich weiß, es ist falsch, aber manchmal wünsche ich mir, dass alles wieder so wäre wie früher, bevor Mama Königin wurde“, gestand sie leise, als würde sie fürchten, die Worte laut auszusprechen.

Statt des erwarteten Widerspruchs oder einer Moralpredigt sah Marie, wie ein müdes Lächeln über das Gesicht ihrer Tante huschte. „Weißt du“, sagte Rose sanft, „manchmal wünsche ich mir das auch. Aber dann fällt mir ein, was für ein miserabler König George wäre. Ich könnte mir nie verzeihen, ein ganzes Volk seiner Gier auszusetzen. Ehrlich gesagt, ich würde ihm nicht einmal das Leben eines Kaktus anvertrauen.“

Marie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Rose schien sichtlich erleichtert und zog Marie in eine herzliche Umarmung.


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„Ich weiß, dass du die Zeit mit deiner Mutter vermisst“, fuhr Rose fort, nachdem sich die beiden wieder gelöst hatten. „Aber sie trägt eine enorme Verantwortung auf ihren Schultern – die Verantwortung für das Wohl der Menschen in Yilta. Und sie erfüllt diese Aufgabe bewundernswert, Marie. Gerade jetzt, in diesen schwierigen Zeiten, braucht sie deine Unterstützung mehr denn je.“

Marie nickte nachdenklich und ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie konnte nicht leugnen, dass ihr Onkel George wirklich nicht für eine Führungsrolle geeignet war. Das hatte er selbst immer wieder bewiesen. Ursprünglich stand George an erster Stelle in der Thronfolge, und während Maries Kindheit war es klar gewesen, dass er der nächste König von Yilta werden würde. Ihre Mutter und Tante Rose waren lediglich die jüngeren Schwestern gewesen, die kaum jemand als potenzielle Herrscherinnen in Betracht gezogen hatte.

Die Krone war schließlich auf ihre Mutter gefallen, und mit ihr eine Verantwortung, die Marie mehr und mehr an den Rand drängte.


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Marie erinnerte sich noch genau an die Zeit, als das Leben ihrer Familie eine Wendung nahm. Sie war etwa zehn Jahre alt gewesen, als ein großer Skandal die Öffentlichkeit erschütterte. Es war ans Licht gekommen, dass ihr Onkel George in tiefgreifende Korruption verstrickt war. Er hatte seine privilegierte Stellung skrupellos ausgenutzt, um Informationen zu erhalten und diese an seine engen Freunde weiterzugeben. Diese nutzten die Insider-Tipps, um auf dem Aktienmarkt beträchtliche Gewinne zu erzielen.

Der ganze Komplott flog schließlich auf, als eine hartnäckige Ermittlerin auf die ungewöhnlichen Investitionen aufmerksam wurde und die Spur zurückverfolgte. In einem verzweifelten Versuch, sich selbst zu retten, legte einer von Georges Vertrauten ein Geständnis ab, das den Skandal endgültig ans Licht brachte.


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Maries Großmutter, die damals auf dem Thron saß, war äußerst wütend, als sie von den Verfehlungen ihres Sohnes erfuhr. Zwei ganze Wochen lang verweigerte sie ihm das Wort. Doch wie es in den Kreisen der Reichen und Mächtigen so oft der Fall war, wurden die Enthüllungen über Georges Fehltritte unter den Teppich gekehrt. Marie fragte sich oft, ob diese Vertuschung aus einer mütterlichen Liebe zu ihrem Sohn geschehen oder ob es vielmehr die Furcht vor einem unausweichlichen Imageschaden war, der das Ansehen der königlichen Familie für immer beflecken könnte. Vielleicht war es eine Mischung aus beidem.

Was auch immer die wahren Beweggründe ihrer Großmutter waren, das volle Ausmaß von Onkel Georges kriminellen Machenschaften gelangte nie vollständig an die Öffentlichkeit. Stattdessen wurde George gezwungen, in einer stillen, aber endgültigen Geste auf seinen Anspruch auf den Thron zu verzichten. Dieser Schritt rückte Maries Mutter in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, sie wurde die nächste in der Thronfolge und damit die Hoffnungsträgerin des Königshauses.

Die offizielle Begründung für Onkel Georges Rücktritt war geschickt formuliert: Er habe erkannt, dass seine Berufung anderswo liege und sei daher freiwillig zurückgetreten, um seiner Schwester den Weg zu ebnen. Ihre Mutter Elisa hatte ihr einmal anvertraut, dass George damals tatsächlich erleichtert gewesen war, dem unerbittlichen Druck und den strengen Pflichten des Monarchenamtes zu entkommen. Er war nie der geborene Herrscher gewesen, und vielleicht, nur vielleicht, war er im ersten Moment sogar dankbar, dem goldenen Käfig entronnen zu sein.


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Doch die Dinge änderten sich. Seit dem Tod von Maries Großmutter vor drei Jahren und der Geburt seines Sohnes, schien George seine damalige Entscheidung zu bereuen.
Nun, da der Thron nicht mehr durch die Präsenz seiner strengen Mutter geschützt war, schien George von neuem Ehrgeiz erfüllt. Er begann, seine Augen wieder auf die Krone zu richten, die er einst bereitwillig aufgegeben hatte.

Maries Mutter Elisa, die inzwischen gekrönt worden war, und ihre Tante Rose weigerten sich jedoch standhaft, George auch nur einen Fußbreit näher an die Macht zu lassen. Sie wussten, dass seine Vergangenheit Beweis dafür war, dass seine Hauptmotivation stets persönliche Bereicherung war.

Doch George ließ sich nicht so leicht abweisen. Mit wachsender Dreistigkeit hatte er begonnen, Zweifel an der Legitimität von Maries Mutter zu säen. Nun, drei Jahre später, wich seine einstige Zurückhaltung einer skrupellosen Offenheit, die die Stabilität der Monarchie selbst bedrohte.



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Marie ließ einen tiefen Seufzer entweichen. „Ich weiß, und ich will Mama wirklich unterstützen. Aber was sollen wir tun, wenn Onkel George nie aufhört mit seinen Versuchen? Sollen wir dann unser ganzes Leben in ständiger Verteidigung verbringen, immer in der Angst, er könnte uns schaden?“

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Rose ließ Maries Worte für einen Moment in der Luft hängen und dachte nach, bevor sie ruhig und bedächtig antwortete. „Zunächst einmal, Marie, sollten wir niemals in Angst leben. Der Einfluss deines Onkels ist nicht so allmächtig, wie er vielleicht glaubt. Jeder Mensch hat seine Grenzen, auch George. Mit jedem Jahr, das deine Mutter auf dem Thron verbringt, festigt sie ihre Stellung. Jede ihrer Errungenschaften stärkt nicht nur ihre Position, sondern macht Georges Pläne umso unrealistischer und bedeutungsloser.“

Rose zog Marie in eine liebevolle Umarmung, bevor sie sich zum Gehen wandte. An der Tür angekommen, hielt sie jedoch inne, wie von einem plötzlichen Gedanken erfasst. Mit einem nachdenklichen Blick, der sowohl Weisheit als auch ein Hauch von Verschmitztheit verriet, sagte sie: „Weißt du, so wie ich meinen Bruder kenne, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er eine Dummheit begeht und sich seine eigenen Pläne zunichtemacht.“

Mit einem zwinkernden Lächeln verabschiedete sie sich und schloss leise die Tür hinter sich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön zu sehen, dass das jetzt geklappt hat mit deiner Geschichte. Ich freu mich ja immer über neue (oder in deinem Fall wohl eher wiederkehrende) Schreiberlinge in diesem Eck des Forums.
Und ich muss sagen, du schreibst auch wirklich gut. Es ist sehr angenehm, deine Texte zu lesen.
Es gibt nur eine klitzekleine Sache, die mich ein wenig verwirrt hat an diesem Kapitel, und zwar die Sätze
Aber seit dein Onkel immer offensichtlicher die Thronfolge anfechtete, heizte sich die Stimmung im Land immer mehr auf. George hatte viele einflussreiche Freunde in der Politik und in den Medien.
Er zog alle Register, um Zweifel an der jetzigen Thronfolge zu säen.
Liegt das Ganze in der Vergangenheit oder bist du beim Schreiben nur in der Zeit verrutscht? Der Rest des Kapitels lässt ja eher vermuten, dass Georges Pläne und seine damit verbundenen Machenschaften noch sehr aktuell sind uns bis heute stattfinden, was ja auch der Auslöser für Maries Versetzung auf die neue Schule ist. Oder hab ich das falsch verstanden?
Maries Leben scheint ja nicht ganz leicht zu sein. Zumindest in mancher Hinsicht. Überall von Paparazzi verfolgt zu werden ist nicht schön, aber ein eigenes Umzugsteam? Da könnte man fast schon wieder neidisch werden. :lol:
Und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass diese Ella Cousin Scotty kennen könnte. Zumindest klingt er wie die Art von Mensch, von der Isabel geredet hat. Na, sehen wir mal.
In jedem Fall bin ich gespannt wie es weiterheht und freu mich darauf, mehr von dir zu lesen.
 
@Feuerphönix - Danke für die Rückmeldung, ich habe probiert das ganze etwas klarer zu schreiben. Die Pläne begonnen vor ein paar Jahren und werden immer konkreter, das wollte ich damit aussagen.
Und ich muss sagen, du hast einen guten Riecher. :D


Kapitel 2

Die Tage bis zum Umzug vergingen wie im Flug. Für Marie verschwamm alles zu einem hektischen Mosaik aus Packen, Organisieren, noch mehr Packen und endlosen Abschieden. Auch die Reise nach Aneva fühlte sich an wie ein flüchtiger Traum, noch nicht ganz greifbar, aber doch unvermeidbar.

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Blitzlichtgewitter riss Marie aus ihrer Trance.

“Prinzessin Marie, bitte lächeln!”

“Prinzessin Marie, warum haben Sie gewechselt? Wurden Sie rausgewo
rfen?”
“Prinzessin Marie, welche Designer tragen Sie?”

Die Menge der Reporter drängte sich um den Schuleingang, die Kameras klickten unaufhörlich. Instinktiv formte sie ein Lächeln und winkte den Journalisten zu.
“Die Akademie Aneva führt das internationale Ranking der diplomatischen Schulen an. Es ist mir eine Ehre, hier meine Ausbildung fortzusetzen”, rezitierte sie mechanisch die Antwort, die das PR-Team ihrer Eltern ihr eingeprägt hatte.
Rose drängte sie rasch durch den Eingang. “Gut gemacht, meine Kleine.” Sanft stieß sie Marie mit der Hüfte an und lächelte ihr aufmunternd zu. Früher hatten sich Marie und ihre Mutter so verständigt, doch wann war das zuletzt gewesen? Sie konnte sich nicht erinnern. Hinter dem Eingang, abgeschirmt von den Paparazzi, atmete Marie durch.


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Es dauerte nicht lange, bis sie eine elegant gekleidete Angestellte der Akademie abfing.
“Gräfin und Prinzessin Gennarsi, mein Name ist Miss Hilda York, ich bin Anevas Studiendekanin. Es ist mir eine Ehre, Sie beide kennenzulernen.” Miss York streckte Marie formell die Hand entgegen. Ihr Gesicht war freundlich, aber ihre Augen verrieten keine Nervosität oder besondere Bewunderung für die prominente neue Schülerin. Logisch, dachte Marie, in Aneva war sie wohl nur ein prominentes Gesicht unter vielen, eine willkommene Abwechslung von der königlichen Sonderbehandlung.

“Es freut mich, Sie kennenzulernen.” Marie erwiderte höflich den festen Händedruck.
“Ach, lassen Sie bitte die Adelstitel weg. Unser Königshaus ist zu klein, um auch im Ausland darauf zu bestehen. Nennen Sie mich Miss Gennarsi.” Rose gab sich großmütig, während sie der Dekanin die Hand reichte.
“Danke, ich muss zugeben, ich bin erleichtert. Ich weiß nicht, wie Sie Adeligen das machen, aber ich tue mich schwer damit, mir alle korrekten Titel zu merken. Nun, bitte folgen Sie mir.” Die zwei Frauen lachten einander zu, während sie sich auf den Weg machten.


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Flink voranschreitend, drehte sich die Dekanin zu Marie um. “Ich werde Ihnen die wichtigsten Lehrgebäude zeigen und auch Ihre Quartier, die Sie mit drei anderen jungen Frauen teilen werden. Küche und Wohnzimmer teilen Sie sich, aber Sie haben Ihr eigenes Schlafzimmer und Bad. Da Sie sich sehr spät beworben haben, wurde Ihnen eines der Restzimmer zugeteilt. Sie haben Glück, dass bei diesen Dreien ein Zimmer frei geworden ist. Das Mädchen, das im letzten Jahr bei ihnen wohnte, konnte die Akademie dieses Jahr leider nicht mehr besuchen.”
“Darf ich fragen warum?”, fragte Marie neugierig.
“Wir dürfen hier leider keinerlei Auskunft geben.”
Lautlos formte ihre Tante das Wort “Schwanger” mit den Lippen neben ihr. Marie unterdrückte ein Lächeln und gab ihrer Tante einen spielerischen Stoß mit dem Ellbogen.
“Und wo wird mein Bodyguard Klaas unterkommen?”


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“Es gibt neben Ihrer Wohnung ein Nebengebäude, in dem Sicherheitskräfte untergebracht sind.” Miss York wandte sich Klaas zu. “Ein Mitarbeiter der Aneva Security wird sich später bei Ihnen melden und Sie über alles informieren.”
Die Dekanin hielt kurz inne und erklärte, an Rose gewandt, weiter: “Aneva hat einen der höchsten Sicherheitsstandards weltweit, und wir garantieren den größtmöglichen Schutz unserer Studenten und Studentinnen innerhalb des Geländes. Falls Sie jedoch das Gelände verlassen sollten…” Ihr Blick schwenkte zu Marie – “übernehmen wir natürlich keine Haftung. Hier appellieren wir an die Vernunft der einzelnen Personen. Oder an ihre persönlichen Bodyguards.” Einen Moment lächelte Miss York höflich, ehe sie bestimmten Schrittes weiterging.
“Hast du gehört? Mach ja keine Dummheiten”, raunzte Klaas Marie mit einem Augenzwinkern zu, während sie der Dekanin folgten.


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Nachdem Miss York ihr das Gelände inklusive der wichtigsten Schulgebäude gezeigt hatte, hielt sie an einem schönen Backsteingebäude an. “Wir sind angekommen – dies wird für die nächsten drei Jahre Ihr Zuhause sein, Miss Gennarsi. Ich werde noch ein paar Formalitäten mit Ihrer Tante und Ihrem Sicherheitspersonal klären. Bitte nutzen Sie die Zeit, um Ihre neuen Wohnungskolleginnen kennenzulernen.”

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“Hi, du musst Marie sein.”
Vor ihr stand eine kleine, dunkelhaarige Frau mit einem breiten Lächeln. “Oh wow, du siehst im echten Leben noch hübscher aus!” Als Marie sie verwirrt ansah, fügte sie schnell hinzu: “Ich hab dich gegoogelt.”
Marie fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. “Danke, du bist auch sehr hübsch.”
“Oh, danke.” Die junge Frau lachte herzlich und warf spielerisch ihr Haar über die Schultern. “Komm rein. Übrigens, ich bin Isabel.”


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“Freut mich sehr.”
Während Marie die Wohnung betrat, plapperte Isabel sofort weiter. “Entschuldige, ich habe nicht perfekt aufgeräumt, aber weißt du, wir haben eine Reinigungshilfe, die aber nur zweimal pro Woche kommt, und ich habe heute Kekse gebacken. Übrigens, magst du welche?”
Marie sah sich um. Die Wohnung war aus Stein und viel Holz gebaut, wirkte aber moderner, als die Materialien vermuten ließen. Im Zentrum befand sich ein großer Kamin, umgeben von Pflanzen und Büchern.
“Danke, ich nehme gern einen Keks.”, antwortete Marie, während ihr Blick durch die verschiedenen Räume schweifte, die offen miteinander verbunden waren.


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Isabel freute sich. “Ah, perfekt. Du isst also Kohlenhydrate. Das ist gut.”
Die zwei Frauen gingen weiter in den Küchenbereich, der mit dem Ess- und Wohnzimmer verbunden war und eine kleine gemütliche Nische bildete. Zutaten und Kochutensilien lagen verstreut, und ein köstlicher Duft kam aus dem Backofen.
“Es ist wirklich schön hier.”
“Findest du?”, fragte Isabel freudig, während sie ihr einen Keks reichte. “Ich habe bisher alles alleine eingerichtet. Aber du kannst gerne Dinge ändern, du bist hier genauso zu Hause wie ich.”
Marie musste zugeben, dass Isabel es ihr leicht machte, sich willkommen zu fühlen. Dankbar nahm sie den Keks. “Machst du Witze? Ich finde es perfekt.”

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Das war nicht gelogen. Ihr Elternhaus war einerseits eingerichtet wie aus einem anderen Jahrhundert – wobei die Einrichtung tatsächlich aus einem anderen Jahrhundert stammte –, andererseits verschlang Maries Mutter die Architecture Digest Magazine und liebte minimalistisches Design. Hier wirkte im Gegensatz alles heimeliger und gemütlich.
“Wirklich?” Isabel strahlte. “Ich bin so erleichtert. Die letzte Mitbewohnerin zwang mich, alle Pflanzen und Teppiche zu entfernen, weil sie ‘ihre Aura störten’.” Isabel machte Anführungszeichen mit den Fingern. “Und halte dich fest, ich durfte das Zeug nicht einmal im Keller lagern, weil sie die negative Energie trotzdem durch den Boden spürte. Ich musste extra eine Storage Unit besorgen.” Sie verdrehte die Augen.
Marie lachte auf.
“Und sie aß keine Kohlenhydrate.” Isabel nahm einen ernsten Gesichtsausdruck an. “Zucker war zu dieser tragischen Zeit im gesamten Haus verboten. Deswegen bin ich in dieser Hinsicht etwas traumatisiert.”


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“Das erinnert mich an eine Mitschülerin in meiner früheren Schule. Sie verbot mir, in unserer Wohnung Klavier zu spielen, weil es angeblich ihre Stimmbänder beschädigte. Sie wollte Opernsängerin werden, hat sich aber geweigert, jemals vor uns zu singen.”
“Bitte sag mir, das ist ein Scherz.”
Marie schüttelte den Kopf. “Ich wünschte.”
“Dann auf bessere Mitbewohner und gute Therapeuten.” Feierlich hob Isabel ihren Keks.
Marie machte es ihr nach, und sie stießen vorsichtig mit ihren Keksen zusammen. Der Keks schmeckte nach warmer Schokolade und Haselnüssen. Vielleicht ist es gar nicht so übel hier, dachte Marie.


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Während das Umzugsteam sämtliche Möbel und Kisten in Maries Zimmer brachte, saß sie mit einem frischen Cappuccino mit Isabel im Wohnzimmer. Ihre Tante hatte sich schon von ihr verabschiedet, und der Tag neigte sich dem Ende zu. Obwohl Isabel erst ihren zweiten Jahrgang in Aneva abschloss, hatte sie bereits viele Anekdoten zu erzählen.

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“Im Mai findet das jährliche Schulfest statt. Die Jungs organisieren dann unterschiedlichste Wettbewerbe, es gibt zum Beispiel einen Staffellauf und ein Wettrudern. Die beste Gruppe erhält einen Pokal – nun, eigentlich ist es jedes Jahr derselbe – aus dem sie einen ganzen Tag lang Bier trinken. Ich würde mich ja beschweren, dass nur Männer an diesem Ritual teilnehmen… Aber ehrlich gesagt, ich will bei Gott nicht bei diesen Traditionen mitmachen müssen. Ich schwöre dir, an diesem Tag mieft die ganze Schule nach Testosteron.”

Marie verzog angewidert das Gesicht. “Mal abgesehen davon, dass dieser Pokal ziemlich unhygienisch klingt.”
Bevor Isabel antworten konnte, wurden sie von lautem Gezanke unterbrochen. Zwei Frauen betraten die Wohnung, während sie miteinander stritten.

“Ich wohne hier genauso wie du! Und ich habe etwas dagegen, wenn du deine Typen nach der Party mit nach Hause bringst und um fünf Uhr morgens laut Musik hörst. Manche Leute wollen um diese Zeit schlafen und – ich weiß, das geht jetzt etwas über deinen Horizont – morgens lernen!”

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“Kannst du nicht einfach chillen? Das Schuljahr hat noch nicht mal begonnen und dir würde es ehrlich gesagt auch gut tun, mal richtig -”
Isabel klatschte in die Hände. “Leute! Darf ich vorstellen – Marie. Sie hat von einer anderen Schule in unseren Jahrgang gewechselt und ist unsere neue Mitbewohnerin. Benehmt euch.”, zischste sie noch hinzu.
Beide Mädchen hielten inne und blickten Marie an, ohne ein Wort zu sagen.
“Das hier ist Florence” – Isabel zeigte auf ein Mädchen – “und das hier ist Ella.”
“Freut mich.” Marie lächelte etwas unangenehm berührt und hob die Hand zu einer kleinen Begrüßung.

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“Cool.” verlautbarte Ella mit verschränkten Armen. “Ich gehe in mein Zimmer.”
Unbeeindruckt stampfte das Mädchen die Treppen empor.
Florence schien Marie kurz zu analysieren. “Du bist also die yiltische Thronfolgerin. Tja, Royal müsste man sein. Dann spart man sich all diese Wahlkämpfe, an denen die Eltern durchdrehen.”
“Ich weiß nicht. Es fühlt sich eher so an, als ob der Wahlkampf nie wirklich aufhört.” Marie räusperte sich.
Florence schien kurz nachzudenken. “Interessant.”

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“Flo, wegen Ella.” Isabel sprach langsam und bedacht. Ihr Blick wirkte angespannt, und Marie hatte das Gefühl, dass dies nicht das erste Mal war, dass Isabel über dieses Thema sprach. “Könnt ihr euch nicht irgendwie entgegenkommen und einen Kompromiss finden? Ich weiß, du verdienst deine Ruhe, aber…”
“Einen Kompromiss finden?”, erwiderte Florence, noch immer wütend. “Es geht mir hier ums Prinzip. Und zwar um einen respektvollen Umgang zwischen Mitbewohnern! Nur weil Ella zum Party machen nach

Aneva gekommen ist, heißt das nicht, dass andere das hier nicht ernst nehmen. Einige Menschen” – Marie vermutete, dass Florence sich zu diesen zählte – “wollen tatsächlich etwas Vernünftiges aus ihrem Leben machen, anstatt irgendwelche Prolos zu vög-”
Isabel unterbrach sie. “Das Schuljahr hat noch nicht einmal begonnen. Kannst du nicht etwas entspannen und…”

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Wie viele andere Menschen, denen man in einem aufgebrachten Zustand sagte, sie sollten sich beruhigen, nahm auch Florence diesen Vorschlag nicht positiv auf.
“Frauen zu sagen, sie sollen 'entspannen’, wenn sie Beschwerden äußern, ist ja sowas von Oldschool-Patriarchat. Klasse Isabel, willkommen im 18. Jahrhundert,” zischte sie wütend. Isabel verdrehte genervt die Augen und öffnete schon ihren Mund, als Marie sich vorsichtig ins Gespräch einbrachte.
“Wenn du willst, kann ich dir mal meine Noise-Cancelling-Kopfhörer geben.”
Florences Gesichtszüge wurden etwas sanfter. “Das ist sehr freundlich von dir, danke.” Sie seufzte. “Tut mir leid, mein Vater tritt gerade wieder als Premierminister an und der ganze Wahlkampf ist der Horror. Freut mich, dass du bei uns einziehst. Solange du mich lernen lässt, werden wir uns gut verstehen.”


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“Freut mich auch.”, antwortete Marie, die sich noch nicht sicher war, ob dies eine Lüge war oder nicht.
In diesem Moment kam Ella die Treppe heruntergerannt. Bevor sie die Tür erreichte hielt sie kurz vor ihren neuen Mitbewohnerinnen inne. Mit ihrem kurzem schwarzen Kleid und den hohen Schuhen sah sie wei ein Model aus, bemerkte Marie.
Ella schien mit sich zu ringen und atmete schwer aus. “Wollt ihr mitkommen? Jemand von unserem Jahrgang schmeisst eine Riesenparty.”, fragte sie mit einem leicht genervten Tonfall.

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Florence verdrehte die Augen. “Also ich mache mir Abendessen und gehe ins Bett.”, zischte sie wütend. “Viel Spaß.
Isabell und Marie, die noch immer auf der Couch saßen, tauschten sich wortlos mit ihren Blicken aus und begannen zu grinsen.
Isabel sprang auf und huschte schon Richtung Badezimmer.
“Wir sind dabei, Gib uns fünf Minuten!”
 
Schön zu sehen, dass das jetzt geklappt hat mit deiner Geschichte. Ich freu mich ja immer über neue (oder in deinem Fall wohl eher wiederkehrende) Schreiberlinge in diesem Eck des Forums.
Und ich muss sagen, du schreibst auch wirklich gut. Es ist sehr angenehm, deine Texte zu lesen.
Es gibt nur eine klitzekleine Sache, die mich ein wenig verwirrt hat an diesem Kapitel, und zwar die Sätze


Liegt das Ganze in der Vergangenheit oder bist du beim Schreiben nur in der Zeit verrutscht? Der Rest des Kapitels lässt ja eher vermuten, dass Georges Pläne und seine damit verbundenen Machenschaften noch sehr aktuell sind uns bis heute stattfinden, was ja auch der Auslöser für Maries Versetzung auf die neue Schule ist. Oder hab ich das falsch verstanden?
Maries Leben scheint ja nicht ganz leicht zu sein. Zumindest in mancher Hinsicht. Überall von Paparazzi verfolgt zu werden ist nicht schön, aber ein eigenes Umzugsteam? Da könnte man fast schon wieder neidisch werden. :lol:
Und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass diese Ella Cousin Scotty kennen könnte. Zumindest klingt er wie die Art von Mensch, von der Isabel geredet hat. Na, sehen wir mal.
In jedem Fall bin ich gespannt wie es weiterheht und freu mich darauf, mehr von dir zu lesen.

Ich habe endlich kapiert, was du meinst. :D

Ich hatte den Text ursprünglich in der Gegenwartsform geschrieben und wollte es dann in die Vergangenheitsform ändern. Ich dachte ich spare mir Zeit, wenn ich eine AI bitte die Zeitform zu ändern, aber es hat natürlich auch alles in der direkten Sprache verändert. Somit hat es keinen Sinn mehr gemacht, dass die Charaktere in der Vergangenheit sprachen. 😭
Mir ist es nur nicht aufgefallen, weil ich den Text gefühlt 50x schon gelesen habe.

Daraus gelernt: AI macht Dinge nicht immer schneller. 😅

Der Text sollte nun hoffentlich viel mehr Sinn ergeben.

Danke nochmal für das Feedback! ❤️
 
@strawberriesforever Das erklärt es natürlich. :lol:
Ich arbeite zwar nicht mit KI, aber ich kenn das nur zu gut, wenn man einen Text zigmal durchliest, dann eine Kleinigkeit ändert und nicht mehr kapiert, dass dadurch der nächste Satz keinen Sinn mehr ergibt oder die Grammatik flöten geht. Ist mir auch schon ein paar mal passiert. Das merk ich dann immer erst, wenn ich nach dem Veröffentlichen nochmal reinschau und änder es anschließend schnell.
Jetzt macht dein erstes Kapitel auf jeden Fall mehr Sinn.
 
  • Danke
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KAPITEL 3

Gemeinsam machten sich die drei neuen Mitbewohnerinnen auf den Weg zur Party, die nur wenige Minuten von ihrem Wohnhaus entfernt stattfand. Schon aus der Ferne dröhnte laute Musik durch die Nacht, begleitet von ausgelassenem Gelächter und dem Rufen der Gäste.

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Als sie am Ort des Geschehens ankamen, zögerte Ella nicht lange und verschwand sofort in der Menge. Sie steuerte zielstrebig auf eine Gruppe von Leuten zu, die sie mit offenen Armen empfingen.
„Wir sehen uns später, schätze ich“, rief Isabell ihr mit einem Hauch von Sarkasmus hinterher, doch Ella würdigte sie keines Blickes.
Marie beobachtete das Geschehen mit gerunzelter Stirn. „Ist sie immer so?“, fragte sie schließlich und konnte den leisen Unmut in ihrer Stimme nicht verbergen. In ihrer Heimat, insbesondere an ihrer letzten Schule, hatte sie ähnliche Mädchen kennengelernt – hübsch, reich und mit einer gewissen Arroganz ausgestattet.
Isabel seufzte und zuckte mit den Schultern. „Also, Ella war noch nie die freundlichste oder umsichtigste Mitbewohnerin. Aber dieses Semester? Das ist wirklich ein neues Level. Sie ist… distanzierter als sonst.“

„Vielleicht liegt es an dem Streit mit Florence?“ spekulierte Marie, während sie den Blick über die tanzende Menge schweifen ließ.
„Das könnte gut sein“, gab Isabel zu. „Die beiden kamen letztes Jahr viel besser zurecht. Ich hoffe, sie kriegt sich bald wieder ein.“

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Gemeinsam betraten sie die Party, die bereits in vollem Gange war. Die Luft war erfüllt von Musik, Gelächter und dem Summen zahlreicher Gespräche. Isabell führte Marie durch die Menge und stellte ihr nach und nach einige Leute aus ihrem Jahrgang vor. Sie tranken Bier, und Marie hörte aufmerksam zu, während sie allerlei Geschichten aus dem letzten Schuljahr erfuhr. Es gab Anekdoten über den Unterricht, Klatsch über verschiedene Dozenten und Professoren und jede Menge Tipps zu den besten Café-Spots auf dem Akademiegelände. Marie fühlte sich zunehmend wohler, als sie mehr über das Leben auf dem Campus erfuhr.

Plötzlich begann Isabel unruhig auf der Couch, auf der sie sich zurückgezogen hatten, herumzuzappeln und drehte sich immer wieder um, als würde sie nach jemandem suchen.

Als Marie dies bemerkte, runzelte sie die Stirn. „Was ist los? Hat dich was gebissen?“

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Isabel schüttelte hastig den Kopf. „Nein, nichts dergleichen. Ich hab nur gerade jemanden gesehen, mit dem ich unbedingt reden muss.“
Ihr Blick wanderte nervös über die Schulter, als ob sie sicherstellen wollte, dass die Person noch da war.

„Uuuh.“ Marie versuchte, sich ebenfalls umzudrehen, um einen neugierigen Blick auf die besagte Person zu werfen, doch Isabell hielt sie zurück. „Nicht gucken, das fällt auf!“, flüsterte sie nervös und sah sich weiterhin suchend um. „Ist es okay, wenn ich dich kurz alleine lasse? Du kannst auch nein sagen, ich will dich wirklich nicht im Stich lassen.“

„Ja klar, geh schon, bevor du hier einen Anfall erleidest. Ich komm schon klar.“
Marie lachte und schob Isabel sanft in Richtung der Terrassentür. “Aber ich will morgen alles über diese Mystery Person wissen!”

Isabel lächelte erleichtert und hauchte ein lautloses „Danke“, bevor sie im Laufschritt den Raum verließ und dabei nochmals ihre Frisur richtete.


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Zurückgelassen in der Menge, beschloss Marie, sich noch ein weiteres Bier zu holen. Sie merkte, dass der Abend schon länger fortgeschritten war, und die Party ihren Höhepunkt erreichte. Nachdem sie ihr Getränk in der Hand hatte, entschied sie sich, an die frische Luft zu gehen. Vielleicht könnte sie dort eine Pause von der lauten Musik und den Menschenmassen einlegen.

Draußen auf der Terrasse war es deutlich ruhiger. Marie versuchte, sich in ein paar Gespräche von Fremden einzubringen, aber die meisten waren entweder zu betrunken oder sprachen über Themen, bei denen sie nicht richtig mitreden konnte – oder, im Fall der Fußball-Weltmeisterschaft, auch nicht wollte.

Sie lehnte sich an den Türrahmen und sah gedankenverloren in die Nacht hinaus. Die Müdigkeit vom langen Reisetag begann sie einzuholen, und sie überlegte, ob es nicht an der Zeit war, sich auf den Weg nach Hause zu machen. Der Tag war ohnehin schon lang und voller neuer Eindrücke gewesen.


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„Hey, kann man dir irgendwie helfen?“
Marie blickte auf und sah einen jungen Mann vor sich stehen, der sie freundlich anlächelte.
„Du schaust dich hier schon seit zehn Minuten alleine um. Suchst du etwas?“ fragte er und behielt sein breites Lächeln bei.

„Oh, danke, aber ich warte hier nur auf jemanden,“ erwiderte sie und konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern.
Der Fremde nickte verständnisvoll, blieb aber stehen. „Gut, gut. Entschuldige, ich will dich nicht nerven. Aber bist du neu hier, oder? Erstes Jahr? Ich habe dich noch nie gesehen.“
Marie überlegte kurz, ob sie sich von seiner Neugier gestört fühlen sollte. Doch schnell stellte sie fest, dass das Gegenteil der Fall war.
„Ja, das ist mein erstes Semester hier,“ antwortete sie. „Ich steige aber gleich in die Kurse des zweiten Jahrgangs ein. Ich war vorher an einer anderen Uni und habe gewechselt.“

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Der Fremde hielt kurz inne, als würde er über etwas nachdenken. Dann veränderte sich sein Blick plötzlich, und ein noch breiteres Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Aaaah, du bist die Prinzessin! Dein Wechsel war letzte Woche das Gesprächsthema Nummer eins,“ sagte er mit einer Mischung aus Belustigung und Bewunderung. Dann räusperte er sich und machte eine übertriebene Verbeugung. „Eure Hoheit.“

Marie presste die Lippen zusammen und spürte, wie sich eine Welle des Unbehagens in ihr breit machte. Es war ihr grundsätzlich unangenehm, wenn jemand sie als Prinzessin ansprach, und noch mehr hasste sie es, wenn sie deswegen veräppelt wurde. Sie hob herausfordernd die Augenbrauen und sah den Fremden mit kühler Miene an. „Wow, wie originell. Hast du dir das spontan ausgedacht, oder war das schon lange geplant?“

Zu ihrer Überraschung lachte er laut auf. „Touché, touché. Eine Prinzessin, die nicht auf den Mund gefallen ist. Gut so.“

Marie merkte, wie sich ein Hauch von Freude in ihr regte, doch sie schüttelte innerlich den Kopf und ermahnte sich selbst, nicht auf diesen Wichtigtuer hereinzufallen. Ein Kompliment von ihm sollte ihr nichts bedeuten. Sie versuchte, so cool wie möglich zu wirken. „Und wer bist du?“

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Der junge Mann streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Max. Freut mich.“
Marie ergriff seine Hand und spürte den festen, selbstbewussten Händedruck. Max ließ ihre Hand los und fummelte in seiner Jacke, bevor er eine Schachtel Zigaretten hervorzog. „Willst du eine?“ fragte er, während er sich eine Zigarette anzündete.
Marie schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich rauche nicht.“
Max zuckte mit den Schultern und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Der Rauch kringelte sich langsam in die kühle Abendluft.

„Also, Marie,“ begann er, während er den Rauch langsam ausatmete, „Warum hast du die Uni gewechselt? War die alte zu langweilig?“
Marie zögerte einen Moment. „Es gab… persönliche Gründe,“ sagte sie schließlich und bemühte sich, neutral zu klingen. „Außerdem wollte ich einfach einen Tapetenwechsel.“

Es war nicht die ganze Wahrheit, aber Marie wusste, dass es manchmal klüger war, nicht zu viel preiszugeben. Als Mitglied einer adligen Familie hatte sie früh gelernt, wie wichtig Diskretion war.
Max nickte, als ob er ihre Antwort akzeptierte.

„Verstehe,“ sagte er und nahm einen weiteren Zug. „Manchmal braucht man einfach frischen Wind. Neue Leute, neue Herausforderungen.“ Er ließ den Blick über die Menge schweifen, bevor er wieder zu Marie zurückkehrte. „Und, wie gefällt’s dir bisher?“

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Bevor Marie antworten konnte, unterbrach eine fremde Stimme das Gespräch. „Max, Bro! Wir brauchen noch Leute fürs Bierpong. Bist du dabei?“, rief ein braunhaariger Typ aus dem Wohnzimmer.

Max drehte sich zu ihm um und grinste. „Klar, warum nicht?“ Dann wandte er sich an Marie. „Willst du mitmachen? Ich könnte eine Partnerin gebrauchen.“
Marie war überrascht von der plötzlichen Einladung und zögerte. „Ich weiß nicht… ich hab noch nie gespielt.“
„Keine Sorge, ich zeige dir, wie es geht. Es macht Spaß, und du lernst ein paar coole Leute aus unserem Jahrgang kennen.“
Marie überlegte einen Moment. Sie war neu hier und wollte eigentlich nicht sofort wieder ins Rampenlicht geraten, aber es schien eine gute Gelegenheit zu sein, sich zu integrieren.
Schließlich nickte sie. „Okay, warum nicht. Ich bin dabei.“

„Cool,“ sagte Max und nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, bevor er sie achtlos auf die Erde warf.

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Marie räusperte sich und musterte ihn. „Ein einziger Zigarettenfilter kann tausend Liter Wasser vergiften, wusstest du das?“ Ihre Augen ruhten auf ihm, erwartungsvoll.
Max erwiderte ihren Blick, und für einen Moment schien er nicht sicher zu sein, ob sie scherzte oder nicht. Als Marie ihren Blick standhielt und die Augenbrauen auffordernd hob, brach er schließlich in ein breites Grinsen aus. „Okay, okay, ich gebe mich geschlagen. Alles für die Öko-Prinzessin.“ Er bückte sich, hob den Zigarettenstummel auf und warf ihn in einen Müllsack, der in der Nähe stand.

Marie konnte nicht anders, als ein kleines Lächeln zu unterdrücken, als sie seine Bemühung sah. Sie verdrehte gespielt die Augen. „Danke.“

„Gern geschehen-,“ sagte Max mit einem Zwinkern. „Komm, lass uns das Spiel gewinnen.“.

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Die Gruppe von Studenten führte Marie und Max zu einem Tisch, der für Bierpong vorbereitet war. Die Becher waren in Dreiecksform auf beiden Seiten des Tisches aufgestellt, gefüllt mit Bier und bereit für das Spiel. Ein paar Leute standen bereits um den Tisch herum, gespannt auf das nächste Match.
„Leute, das ist Marie,“ stellte Max sie der Gruppe vor. „Wir spielen zusammen im Team.“

Zwei groß gebaute Typen, die gegenüberstanden, nickten den Neuankömmlingen nur kurz zu, während sie bereits eifrig ihre Strategie für das Spiel besprachen.
„Hi,“ sagte Marie etwas unsicher, während sie vor der Gruppe stand. Das Bierpong-Setup war ihr zwar neu, aber sie versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Max stellte sich neben sie und nahm einen Ball in die Hand.

„Es ist ganz leicht,“ erklärte er mit einem aufmunternden Lächeln. „Wir schießen abwechselnd auf die Becher der anderen Seite. Wenn unsere Gegner treffen, müssen wir trinken, und umgekehrt. Es ist allerdings gar nicht so einfach, zu treffen. Ich kann dir ein paar Tipps geben, in welchem Winkel du am besten-“

Bevor Max seinen Satz beenden konnte, hatte Marie bereits einen Ball in die Hand genommen und ihn zielsicher in einen der Becher auf der gegenüberliegenden Seite versenkt.

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Max warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Bist du sicher, dass du das noch nie gespielt hast?“
"Anfängerglück?" Marie zuckte mit den Schultern. „Aber ich spiele Basketball seit ich fünfzehn bin.“
„Beeindruckend,“ erwiderte Max, während er den Ball zwischen seinen Fingern drehte und nach dem perfekten Winkel suchte.


Zehn Minuten später waren alle tief ins Spiel vertieft. Nur noch zwei Becher standen – einer auf jeder Seite des Tisches. Max hatte den letzten Schuss. Zur Vorbereitung ließ er den Ball ein paar Mal am Tisch aufprallen, bevor er ihn wieder auffing. Marie konnte die Spannung spüren und fieberte dem entscheidenden Moment entgegen.

Max konzentrierte sich auf den letzten Becher. „Hast du einen Tipp für mich?“, wandte er sich an Marie.
Diese überlegte kurz. „Stell dir vor, es wäre ein Basketball?“


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Max lachte. „Leider kann ich kein Basketball spielen,“ sagte er, während er den Becher immer noch anvisierte, sein Blick fest entschlossen.
„Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als auf dein Glück zu hoffen,“ entgegnete Marie grinsend.

Max atmete tief ein und setzte den letzten Schuss an. Als der Ball zielgenau in den Becher plumpste, brachen sowohl er als auch Marie in freudiges Geschrei aus, während die Verlierer enttäuscht aufstöhnten.

„Gut gemacht!“ Max und Marie schlugen sich gegenseitig ein und strahlten sich an.

„Wie wäre es jetzt mit einer Runde Strip-Bierpong?“ schlug einer der bereits gut angetrunkenen Gegner, einen blonder, großgewachsener Mann mit hellblauen Augen, am anderen Tischende vor.

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Max drehte sich sofort zu dem Vorschlagenden um, noch bevor Marie reagieren konnte. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Wir haben hier schließlich die künftige Thronerbin dabei.“
Der andere Gegner lachte und deutete auf den blonden Bierpong-Partner. „Das hat den zukünftigen König von Schweden noch nie gestört.“

Der angesprochene, blonde Hüne, der gerade ein Bier in einem Zug geleert hatte, grinste breit. „Niemals! Ich würde sogar sagen, dass regelmäßiges Nacktsein mich zu einem besseren Regenten macht.“
Marie erkannte den Mann als Erik, den Thronfolger des Königreichs Schweden. Sie hatten sich bereits bei einem Staatsbankett getroffen, wo er sich als Musterbeispiel an Höflichkeit und Etikette präsentiert hatte. In diesem Zustand – nun ja – sah sie die Zukunft Schwedens in sehr interessanten Händen.

Marie wandte sich an Max. “Ich glaube, ich werde jetzt nach Hause gehen. Ich bin wirklich müde vom Umzug.”
Dieser antwortete verständnisvoll: “Ja klar, ich bringe dich nach Hause.”
“Oh, das ist nicht nötig.”
“Nein, kein Problem. Natürlich nur, wenn du willst.”

Marie lächelte. „Gerne.", sagte sie schließlich. "Ich muss mich nur noch schnell von meiner Mitbewohnerin verabschieden.“

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Gemeinsam machten sich Max und Marie auf den Weg nach draußen. Auf der Terrasse, umgeben von einem Kreis von Gesprächen, entdeckten sie Isabell, die zwischen zwei alternativ gekleideten Studenten stand.

„Max begleitet dich nach Hause?“ flüsterte Isabel überrascht, während sie Marie eine herzliche Umarmung gab. Ihre Augen funkelten neugierig.
„Ja, das ist doch okay, oder?“ antwortete Marie mit einem fragenden Unterton.
„Oh, natürlich! Max ist echt cool." Isabel hielt kurz inne. "Macht es dir wirklich nichts aus, wenn ich noch ein bisschen bleibe? Falls du möchtest, kann ich auch mit dir mitkommen.“

„Kein Problem, Isabell. Bleib ruhig noch und genieße die Party. Wir sehen uns morgen.“

Mit einem letzten, freundlichen Winken verabschiedeten sich Max und Marie von den Feiernden.


Abseits der Party breitete sich ein Gefühl der Ruhe aus. Die Nacht war still und beinahe intim, als die beiden sich durch die ruhigen Straßen auf den Weg zu Maries Unterkunft machten.


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„Und warum studierst du hier?“ hörte sich Marie sagen, und ärgerte sie sich über die einfallslose Frage.
Max schien es jedoch nicht zu bemerken. Er überlegte kurz, bevor er antwortete: „Wenn ich ehrlich bin, weil mich meine Eltern sonst enterben würden. Politik und Diplomatie sind nicht gerade mein Ding, aber als professioneller Musiker – das ist für meine Eltern keine Option.“ Er zuckte mit den Schultern und warf Marie einen abwartenden Blick zu. „Sag bloß, du bist tatsächlich an dem ganzen Kram interessiert?“

Marie zögerte, bevor sie antwortete. „Naja, eigentlich hatte ich nie wirklich eine Wahl. Schon immer war klar, was ich im Leben machen werde.“ Sie hielt inne, um ihre Gedanken zu sammeln, und fügte dann hinzu: „Aber ich sehe es so: Ich wurde zufällig in eine Familie geboren, die viel Einfluss hat. Für mich ist es eine Art Pflicht, dieses Privileg zu nutzen. Deshalb habe ich nie ernsthaft darüber nachgedacht, was ich sonst machen könnte.“

Max steckte die Hände in die Hosentaschen und zuckte kurz mit den Schultern. „Hmm.“

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„Was?“ fragte Marie und sah ihn auffordernd an.
„Nichts. Ich finde das süß.“
„Süß?“ wiederholte Marie empört.

„Sorry, das war das falsche Wort,“ korrigierte sich Max schnell. „Ich meinte, es ist bewundernswert, wie idealistisch du bist. Aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass die Menschheit noch zu retten ist. Am Ende gewinnen doch immer die Gierigen und Egoistischen. Deshalb tue ich mir selbst einen Gefallen und halte mich von der Politik fern. Entweder man wird von den Machtgeilen zermalmt, oder man wird selbst korrupt.“
Nun war Marie diejenig, die mit den Schultern zuckte. „Hmm.“

„Was?“ fragte Max nun lachend, ein wenig überrascht von ihrer Reaktion.

„Ich glaube dir nicht, dass du das wirklich so siehst,“ sagte Marie, während sie ihn neugierig musterte. „Ich denke, entweder hast du ein schlechtes Gewissen und redest dir nur ein, dass sowieso alle schlecht und korrupt sind, damit du gar nicht erst versuchen musst etwas zu verändern – oder du hast Angst.“

„Angst? Wovor?“ Max wirkte interessiert, aber auch ein wenig herausgefordert.

„Keine Ahnung. Das müsstest du mir schon selbst sagen.“ Marie hielt an, als sie vor ihrem neuen Wohnhaus ankamen. Sie drehte sich zu Max um und sah ihm direkt in die Augen.
Für einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, die Luft schien vor Spannung zu knistern. Max öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann schloss er ihn wieder, als hätte er es sich anders überlegt.


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Max rieb sich nachdenklich das Kinn. „Okay, darüber muss ich wohl erstmal nachdenken. Danke auf jeden Fall für die nächtliche Psychotherapiestunde. Wie viel schulde ich dir?“
„Heute ausnahmsweise umsonst,“ entgegnete Marie.

Beide lachten, und für einen kurzen Moment verfingen sich ihre Blicke ineinander. Es war, als ob eine unausgesprochene Frage im Raum hing, eine, die weder Max noch Marie zu stellen wagten. Maries Herz schlug schneller, und ein seltsames, aber nicht unangenehmes Kribbeln breitete sich in ihrem Magen aus.
Nach ein paar langen Sekunden, in denen keiner von beiden wusste, was als Nächstes zu sagen wäre, räusperte sich Max schließlich und durchbrach die Stille. „Nun, ich muss jetzt auch nach Hause. Es hat mich wirklich gefreut, Marie. Wir sehen uns dann am Montag im Unterricht.“

Er machte kehrt und begann, die Straße zurückzugehen, entlang der sie eben noch gemeinsam geschlendert waren. Marie beobachtete ihn einen Moment lang, wie er in der Dunkelheit verschwand. Ein leiser Seufzer entwich ihr, als sie alleine vor ihrem Wohnhaus stand, noch immer das seltsame Kribbeln im Bauch und die Wärme ihres gemeinsamen Gesprächs in ihrem Herzen spürend.

Sie drehte sich schließlich um und ging ins Haus, das Lächeln auf ihren Lippen verriet, dass die Nacht anders verlaufen war, als sie es erwartet hatte.
 
marie hat sich ja zum teil gut eingelebt. aber einige mitbewohner wirken nicht so freundlich. diese medien sind sicher schlimm. ständig belagert und eigentlich sitzt sie doch im goldenen käfig. niemand fragt sie, was sie will. sicher keinen rummel von medien. jetzt wirkt sie auch noch brav wegen der erziehung. hoffentlich findet sie neben ihrer neuen freundin andere leute, die gut mit ihr sind und ehrlich. als promi ist es nicht einfach sicher und man muss aufpassen ohne ende. aber max hatte anstand und nutzte ihre trunkenheit nicht aus. am ende wollen doch nur die eltern keine schlechte pr und fragen nicht nach den wünschen der tochter. das geht doch sicher nicht gut aus und sie wirkte bereits nicht glücklich bei den eltern.
 
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Die junge Dame ist ja außerordentlich schlagfertig und recht souverän. Sie gibt sicher mal einen guten Souveränen ab, mehr vllt als Erik der Blonde. Und dieser Max scheint ja der jungen Lady auf Augenhöhe begegnen zu können.
 
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König von Schweden? Dann gibt es in der Geschichte sowohl fikive als auch reale Länder?
In jedem Fall wirkt der Thronfolger nicht wie die Art von Mensch, mit der ich mich freiwillig abgeben würde. Geht Marie wohl ähnlich, wie es aussieht. Aber dafür hat sie ja Max gefunden (oder eher er sie) und da scheint sich auch schon was anzubahnen. Hat ja nicht lange gedauert, bis unsere Prinzessin Anschluss gefunden hat. Gut für sie. Bleibt nur zu hoffen, dass sie auch an die richtigen Leute geraten ist. Ich wüsste zu gern, wen Isabel da entdeckt hat.
 
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@Feuerphönix - genau, ich mache einen Mix aus Real/Fiktion (einfach, weil ich mir nicht so viele Namen ausdenken möchte :D). Zu Erik und Max: Es bleibt abzuwarten. ;)

@seerose und @Nikita22 - danke, euch für das Feedback. Es freut mich sehr, wenn jemand meine Story liest. Und danke, dass ihr so mit Marie mitfühlt!



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Kapitel 4​

Marie erwachte durch das laute Lachen, das durch die dünnen Wände ihres neuen Wohnheims drang. Müde griff sie nach ihrem Handy – es war bereits zehn Uhr morgens.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an den gestrigen Abend dachte, insbesondere an den Heimweg mit Max. „Reiß dich zusammen, Marie“, ermahnte sie sich leise. Der Tag war noch jung und der letzte vor Beginn des Unterrichts - es gab einiges zu tun.



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Noch etwas erschöpft, rollte sie sich aus dem Bett und ließ ihren Blick durch ihr neues Reich schweifen. Die meisten ihrer Sachen hatten inzwischen ihren festen Platz gefunden, und sogar ein Bild von ihr hing schon an der Wand. Trotz der noch ungewohnten Umgebung fühlte sich das Zimmer, auch wenn es noch etwas kahl war, immer mehr wie ein Zuhause an.

Das laute Lachen aus den Gemeinschaftsräumen ertönte erneut und durchbrach ihre Gedanken. Neugierig und ein wenig nervös tappte Marie durch den Flur, folgte den Stimmen bis in die Küche. Dort entdeckte sie Ella, die, immer noch lachend, Cornflakes in eine Schüssel schüttete.

In der kurzen Zeit, in der Marie ihre neue Mitbewohnerin kennengelernt hatte, hatte sie Ella noch nie so fröhlich erlebt. Der Grund dafür war ein gut aussehender, großer Mann, der hinter Ella stand und ihr leise etwas ins Ohr flüsterte, wobei sie vor Freude zu kichern schien.



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Marie räusperte sich, um ihre Anwesenheit zu verkünden. Die beiden drehten sich abrupt zu ihr um. Ellas Lächeln verschwand, ihre Augen verengten sich zu einem misstrauischen Blick.

Der Fremde hingegen starrte Marie überrascht an, als versuchte er, sie zu erkennen.

„Marie?“, fragte er nach ein paar Sekunden zögerlich, als würde er die Bruchstücke der Erinnerung zusammensetzen.

„Du kennst sie?“, fragte Ella skeptisch, während ihr Blick zwischen ihm und Marie hin und her wanderte.

Auch Marie war verwirrt. Der Mann vor ihr wirkte vertraut, doch es dauerte einen Moment, bis sie die Ähnlichkeit erkannte. Der Junge, der einst in ihrer Kindheit oft ihre Puppen in den Tod geschickt hatte, war nun in einer viel erwachseneren und muskulöseren Version vor ihr. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz.

„Scotty?“, fragte sie vorsichtig, immer noch ungläubig und überrascht über das unerwartete Wiedersehen.

Ella hob eine perfekt gezupfte Augenbraue. „Scott-y?“


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Der Mann ignorierte den Seitenhieb und machte einen Schritt auf Marie zu, bevor er sie in eine herzliche Umarmung zog. „Du bist ja richtig groß geworden!“, lachte er, seine Freude über das Wiedersehen unverkennbar.

„Du auch,“ erwiderte Marie, die etwas überfordert war, ihren entfremdeten Cousin - halbnackt - in ihrer neuen Küche vorzufinden.

Ella hingegen konnte den plötzlichen Körperkontakt zwischen Marie und Scott nicht ignorieren. “Kann mir mal jemand erklären, was hier los ist?”, fragte sie genervt, ihre Stimme schwankend zwischen Verwirrung und Missmut.



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Scott schien nun den Stimmungswechsel seines Dates zu bemerkten.
“Marie ist meine Cousine.”
In einer theatralischen Geste nahm er Ellas Hände in seine und grinste sie an. “Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein,” sagte er mit einem Zwinkern, als wäre das die Lösung für jede mögliche Spannung.

Ella verdrehte die Augen. “Als ob.” Doch ihre Skepsis schien gemildert, und sie wandte sich sichtlich entspannt den Cornflakes zu, als wäre das Thema erledigt.

Bevor Marie und Scott die Gelegenheit hatten, sich weiter über ihre verlorenen Teenagerjahre auszutauschen, hörten sie plötzlich die Haustür ins Schloss fallen. „Halloooohooo!“, rief eine fröhliche Stimme durch den Flur, bevor Isabel mit einem strahlenden Lächeln die Küche betrat. „Ich habe Croissants mitgebracht!“

Sie trug eine dunkle Sonnenbrille und einen Rucksack, aus dem ein verlockender Duft nach frischem Gebäck strömte, der sich sofort im Raum verbreitete.



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Isabel hielt kurz inne, als sie die Szene in der Küche erblickte. „Oh, hi Scott. Schön, dich hier zu sehen. Ich würde ja sagen, was für eine Überraschung, aber naja.“ Sie zwinkerte ihm zu, während sie eine Tüte auspackte. „Ein Croissant für dich… und Ella, hier dein geliebtes Pain au Chocolat.“

„Danke, du bist eine Lebensretterin,“ murmelte Ella und griff gierig nach ihrem Gebäck.

Isabel wandte sich dann an Marie und reichte ihr ein besonders duftendes Gebäck. „Und ein Mandelcroissant für Marie. Ich hab einfach geraten. Ich hoffe, du magst es?“

Marie nahm dankbar das Croissant entgegen und biss vorsichtig hinein. Der Geschmack war so köstlich, dass sie unwillkürlich lächelte. „Oh ja, ich würde meine Seele für ein perfektes Croissant opfern. Danke.“ Sie schloss kurz die Augen. „Es ist himmlisch. Gibt es einen besonderen Grund für dieses Geschenk?“

Isabel schenkte sich in aller Ruhe einen Kaffee ein und lächelte zufrieden. „Nicht wirklich, ich hatte einfach richtig gute Laune heute Morgen. Und was gibt es Besseres, als diese Laune mit Croissants zu teilen?“


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Ella und Scott tauschten einen wissenden Blick aus, und Scott grinste breit. „Diese gute Laune kenne ich auch. Du bist zum Zug gekommen, gratuliere.“ Er klopfte Isabel freundschaftlich auf die Schulter, als ob sie gerade einen Sieg errungen hätte.

Isabel wurde leicht rot und versuchte, das Thema zu wechseln. „Erstens, geht dich das nichts an. Zweitens, bin ich nicht die Hauptstory heute. Marie ist gestern auch nicht allein nach Hause gegangen.“

Alle Blicke wanderten auf Marie. „Hey! Ich wurde nur bis zur Tür begleitet. Mein Abend war total ereignislos. Ich bin brav allein ins Bett gegangen,“ stellte sie klar, während sie genüsslich an ihrem Croissant knabberte.



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Isabel lehnte sich an die Küchentheke und hakte nach. „Naja, schon allein, dass du mit Marcus Mshindi unterwegs warst, hat mich gewundert. Ich hätte gedacht, ihr würdet euch eher aus dem Weg gehen.“

Mshindi. Als Marie diesen Namen hörte, durchzuckte sie eine Welle aus Unglauben. Ihr Herz setzte einen Moment lang aus, bevor es mit doppelter Geschwindigkeit weiter schlug.

“Max ist Marcus… Mshindi?”, wiederholte sie stockend, als ob sie den Namen laut aussprechen müsste, um sicherzugehen, dass sie sich nicht verhört hatte.

Isabel nickte langsam, ihre Stirn in Falten gelegt. “Ja, Max. Warte mal, du wusstest das nicht?”

Scott hob anerkenned seine Augenbrauen. “Habe gar nicht gewussts, dass du so rebellisch bist.”

Marie schüttelte den Kopf. Plötzlich fühlte sie sich wie gelähmt, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Wie konnte das sein? Marcus Mshindi, der Sohn von Richard Mshindi, dem erbitterten politischen Gegner ihrer Mutter. Die beiden Familien hatten sich seit Jahren bekriegt, die Feindseligkeit zwischen ihnen war fast schon legendär. Sie hatte ihn nicht erkannt, weder den Namen noch das Gesicht, das ihr gestern so vertraut vorgekommen war.



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“Marie, alles okay?”, fragte Isabel, ihre Stimme besorgt. Sie bemerkte den plötzlichen Wandel in Maries Gesichtsausdruck.

Marie nickte hastig, aber ihre Augen verrieten die Unruhe, die in ihr tobte. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, aber der Gedanke, dass sie Zeit mit dem Sohn des Erzfeindes ihrer Mutter verbracht hatte, ließ sie nicht los. Und nicht nur Zeit – sie hatten gelacht, geredet, sogar geflirtet. Ihr Magen krampfte sich bei der Erinnerung daran zusammen.

„Ich… ich brauche etwas frische Luft“, murmelte Marie, ihre Stimme zitterte leicht. Sie wandte sich abrupt ab und verließ die Küche, um sich draußen einen klaren Kopf zu verschaffen.





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Marie fühlte sich, als hätte sich ein unsichtbarer Schleier aus Verwirrung um sie gelegt. Der Gedanke, dass ihre Mutter von ihrer Begegnung mit Max erfahren könnte, versetzte ihr einen Stich der Angst. Richard Mshindi war einer der wenigen Gründe, weswegen Marie ihre Mutter je hatte weinen sehen. Der Name allein wurde in ihrem Zuhause deswegen schon vermieden.

Was sie am meisten versunsicherte war, dass Max ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte. Warum hatte er sie im Unklaren gelassen? Machte er sich über sie lustig? Ein bitterer Geschmack in ihrem Mund blieb zurück. Die Vorstellung, dass er sie bewusst täuschen wollte, verletzte sie, machte sie aber vor allem wütend.



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Plötzlich spürte Marie eine Hand auf ihrer Schulter und zuckte zusammen. Es war Isabel, die sich neben sie gestellt hatte. „Ich nehme mal an, Max hat dir verschwiegen, dass er der Sohn des Königs von Orunja ist?“ fragte Isabel, ihre Stimme war sanft.

„Ja, kein Wort darüber verloren,“ antwortete Marie, während sie sich an die Hauswand lehnte. Die beiden Frauen standen schweigend nebeneinander, der Wind rauschte sanft durch die Bäume und ließ die Blätter rascheln.

Isabel seufzte tief und schüttelte den Kopf. „Max ist wirklich ein Idiot,“ sagte sie schließlich. „Aber um fair zu sein: Er hat es in unserem Jahrgang niemandem erzählt, wer er ist. Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis ich es zufällig herausgefunden habe, dass er ein Prinz ist. Ich hätte aber gedacht, dass er so viel Intelligenz hätte, dir diese Information nicht vorzuenthalten, besonders angesichts des Streits zwischen euren Eltern.“

Marie atmete tief durch und starrte auf den Boden, als ob sie dort die Antwort finden könnte. „Wenn ein Foto von uns beiden an die Klatschpresse gelangt, könnte das meiner Mutter wirklich schaden. Sie steht ohnehin schon unter enormem Druck.“



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Isabel dachte einen Moment nach, bevor sie ruhig antwortete. „Um dich ein wenig zu beruhigen; in dieser Runde von privilegierten Erben gibt es keinen, der wirklich auf Geld angewiesen ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein Foto an die Presse verkauft, ist so gut wie Null. Das würde mehr Schaden für sie selbst bedeuten, als es wert ist.“ Sie hielt kurz inne und tätschelte Maries Arm. „ Und ihr seid nicht die einzigen Klassenkameraden mit politisch gespaltenen Eltern – im Gegenteil.“

Isabel sah, wie Marie ihren Worten folgte, aber der Zweifel in ihren Augen blieb. Sie überlegte weiter, wie sie ihrer Freundin die Situation erleichtern könnte.
„Auf dieser Schule passieren viele Dinge, die nie an die Öffentlichkeit dringen. Ich meine, wir haben hier mindestens zehn Adelige hier, und ich habe zwei davon schon dabei gesehen, wie sie sich auf einer Party übergeben haben.“



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Marie blickte Isabel an, ihre Stirn noch immer in Falten gelegt. „Aber warum hat er mir dann nichts gesagt? Haltet er mich für blöd?“

Isabel seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es darum ging, dich lächerlich zu machen. Max ist nicht so ein Typ. Vielleicht wollte er einfach nicht, dass du ihn nur durch seine Herkunft bewertest.“

Marie atmete tief durch und versuchte, die aufgewühlten Gedanken zu sortieren.

„Was machst du jetzt?“, fragte Isabel, ihre Stimme sanfter als zuvor.

Marie schloss einen Moment die Augen, um ihre Wut und Enttäuschung in den Griff zu bekommen. „Ich werde mit ihm reden. Ich möchte wissen, warum er mir nicht gesagt hat, wer er ist.“

„Das klingt nach einem Plan. Wenn du Unterstützung brauchst, lass es mich wissen“, sagte Isabel und zog Marie in eine freundschaftliche Umarmung. „Und ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber jetzt sollten wir uns mal dringend um mein Hangover kümmern.“



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Marie lachte und schubste Isabel spielerisch zur Seite. „Danke. Ich glaube, die Croissants sind ein guter Anfang.“

Isabel nickte zustimmend und die beiden Frauen machten sich auf den Weg in die Küche. Während sie sich gemeinsam über die Croissants hermachten und Isabel eine weitere Kaffeekanne aufsetzte, schien die Sonne durch die Fenster und tauchte den Raum in warmes Licht.
 
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genau, ich mache einen Mix aus Real/Fiktion (einfach, weil ich mir nicht so viele Namen ausdenken möchte :D)
Das ist natürlich auch eine Strategie. :lol:

Zum neuen Kapitel:
Ich habs ja geahnt! Also das mit Scott. Dass mit Max irgendwas nicht stimmt aber auch.
Die Frage ist nur, wie sich das entwickelt. Ob Marie sich von ihm fern hält, oder ob sich das zu einer Romeo und Julia Geschichte entwickelt....und dann doch ein Bild in die Klatschpresse gerät und Marie von ihrer Mutter ein Donnerwetter bekommt und ihr Onkel die Situation für sich ausnutzt. Aber ich sollte mal aufhören, das Ganze weiterzuspinnen und dich die Geschichte lieber selbst erzählen lassen.
 
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Vollkommen nachvollziehbar, dieser Max. Also aus meinem Blickwinkel betrachtet. Lern den Menschen kennen, nicht die Vorurteile. Ich hoffe mal Marie poltert jetzt nicht bei ihm rein und stellt ihn hart zur Rede. Wobei ... wusste Max überhaupt, wer Marie ist? Ist zwar anzunehmen, aber ... ... hm. :)
 
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Oh, ein Montague ... welch Verwicklungen. Die Welt des Adels ist doch klein, schneit auch noch der Cousin herein. Sind die beiden Herren nachher noch ... gute Freunde?
Egal wie nett der Max sein mag, vielleicht gilt bei Maries Mutter auch einfach Sippenhaft. Die Capulets und Montagues wussten hernach auch nicht mehr, wodurch der Streit entfacht war 😁.
 
@Feuerphönix - Ja, hast du! :D Lustigerweise hatte ich das noch gar nicht so geplant, als ich die ersten zwei Kapitel geschrieben habe. Ich bin erst auf die Idee gekommen, als ich die zwei Sims für Ella und Scott nebeneinander sah und dachte, die würden ja gut zusammenpassen. Fand ich witzig, dass du das schon vorausgeahnt hast.

@seebee - Für mich auch nachvollziehbar. Aber in Maries Welt, ist das ein großes Ding. Und ja, Max wusste wer Marie ist. Ich glaube ich habe es kurz anklingen lassen im Gespräch, müsste jetzt aber selbst nachlesen. :)

@seerose - Hehe, das Romeo und Julia / Star Crossed Lovers Thema ist definitv ein Fokus in meiner Story. ;)
 
KAPITEL 5

Marie und Isabel schlenderten gemächlich über den sonnendurchfluteten Campus zur ersten Stunde des neuen Semesters. Die Wärme des Spätsommers lag in der Luft, und nichts deutete darauf hin, dass der Herbst schon bald Einzug halten würde. Die alten Mauern der Akadmie strahlten in der morgendlichen Sonne, und die leichten Gespräche der Studenten erfüllten den Hof. Marie musste zugeben, dass Aneva wirklich eine außergewöhnlich schöne Universität war.

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Isabel erzählte fröhlich vom Unterricht des letzten Jahres. „Du wirst Professor Lopez mögen,“ sagte sie mit einem Lächeln, während sie bekannten Klassenkolleginnen zuwinkte. „Sie macht nie klassischen Frontalunterricht, sondern immer etwas Interaktives. Das macht das ganze echt viel spannender…“

Bevor Marie antworten konnte, unterbrach eine Stimme hinter ihnen die friedliche Stimmung.

„Hey!“

Max kam im Laufschritt auf die beiden zu und holte sie schließlich ein. Marie hatte gewusst, dass sie ihn heute treffen würde und geplant, wie genau sie ihn zur Rede stellen würde. Trotzdem schaffte sie es jetzt nicht, so cool zu bleiben wie sie gerne gewollt hätte.

Isabel bemerkte den ernsten Ausdruck in Maries Gesicht und entschied sich, die Beiden einen Moment alleine zu lassen. „Ich gehe schon mal vor,“ flüsterte sie und zog sich diskret zurück, wohl auch froh nicht Teilnehmerin diesen Gespräches sein zu müssen, während Marie stehen blieb und Max mit einem kühlen Blick musterte.



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„Hey,“ erwiderte Marie knapp. Sie bemühte sich ruhig zu bleiben, während etwas in ihr jedoch ziemlich unruhig wurde, als Max immer näher kam.

Max, der die Spannung in der Luft spürte, runzelte die Stirn und grinste etwas nervös. „Alles in Ordnung? Was ist los?“

Marie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn direkt in die Augen. „Sag du’s mir. Warum hast du mich angelogen?“

Verwirrung spiegelte sich in Max’ Gesicht wider. Er runzelte die Stirn. „Ich habe dich nicht angelogen.“

„Ach nein? Und du hast es einfach vergessen zu erwähnen, wer du bist? Prinz?“



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Max hob eine Augenbraue, ein Ausdruck von Überraschung und leichter Belustigung auf seinen Lippen. “Hast du mich danach gefragt? Ich definiere mich sicher nicht durch irgendeinen Titel, den meine Vorfahren vor Hunderten von Jahren erfunden haben.“

Ernsthaft?, dachte Marie. "Na dann ist ja alles in Ordnung.”, erwiderte sie zynisch und verdrehte die Augen, ehe sie mit mit schnellen Schritten in Richtung des Hörsaals wegmarschierte. Sie wusste nicht genau wieso, aber sie wollte unbedingt weg aus dieser Situation samt den nicht ganz verständlichen Gefühlen, die in ihr hochkamen. Doch Max war nicht bereit, das Gespräch einfach so enden zu lassen. „Hey!“, rief er ihr nach und eilte hinterher.

Marie blieb stehen, drehte sich wütend zu ihm um und funkelte ihn an. „Wenn ein Foto von uns beiden – nachts, alleine – in irgendeinem Klatschblatt auftaucht, hätte das riesige, sehr negative Konsequenzen für mich und meine Familie! Ganz zu schweigen davon, wenn…“ Sie hielt inne, ihre Augen glitten unwillkürlich zu Max’ Lippen, und sie spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. Hör auf!, ermahnte sie sich selbst in Gedanken. „…irgendetwas passiert wäre.“

Ein Moment der Stille hing zwischen ihnen, bevor Max begann zu grinsen. „Was hätte denn passieren können?“, fragte er belustigt.



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Marie verdrehte die Augen und zischte: „Du bist so ein Arsch.“ Sie machte Anstalten, wieder wegzugehen, doch Max griff sanft nach ihrem Arm, hielt sie zurück.

„Hey! Es tut mir leid. Ich dachte wirklich nicht, dass es so ein großes Ding ist. Ich bin so weit weg von den Erwartungen meiner Eltern, dass ich manchmal vergesse, dass das anderen wichtig ist. Ich habe nichts mit diesem ganzen adeligen Kram am Hut und dachte, dass du darüberstehst.“

Marie spürte, wie ein Stich durch ihr Herz ging. „Also bin ich Schuld weil ich nicht drüberstehe, wenn es darum geht, ein ganzes Land mitzuregieren? Das es mir nicht egal ist, was die Leute, die ich mal vertreten werde, über mich denken?“



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Max atmete schwer durch, seine Worte kamen langsam und bedacht. „Nein! Aber hast du es nicht satt, so zu tun, als ob deine persönlichen Entscheidungen – mit wem du-“ Er zögerte einen Moment. ”- spazieren gehst, zum Beispiel – irgendetwas damit zu tun hätten, ob du eine gute Thronerbin wärst? Die erwarten alle einen perfekten Menschen, aber du kannst diese Erwartungen sowieso nie erfüllen!“

Marie hielt kurz inne, seine Worte drangen tief zu ihr durch. „So zu tun, als ob es diese Erwartungen nicht gäbe, ist aber auch keine Lösung!“ Ihre Stimme war etwas lauter geworden, und die vorbeigehenden Studenten warfen ihnen verstohlene Blicke zu.

Max schnaufte, seine Stimme nun gedämpft. „Also willst du mir jetzt aus dem Weg gehen, weil mein Vater ein Idiot ist?“

„Nein. Ich werde dir aus dem Weg gehen, weil du nicht ehrlich zu mir warst.“ Mit diesen Worten drehte sie sich entschlossen um und ging mit festen Schritten zum Unterricht, während Max ihr nachsah.



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Im Hörsaal hatte Isabel einen Platz neben sich freigehalten. Marie ließ sich dankbar auf den Stuhl fallen. Sie war ganz und gar nicht glücklich über den Verlauf des Gesprächs mit Max. Normalerweise hätte sich Marie als ziemlich logisch denkend, bedacht und nicht sehr konfliktfreudig beschrieben. So konnte sie sich nicht genau erklären warum sie sich so emotional aufgeladen fühlte.

Während Marie noch über Max - und auch über sich selbst - ärgerte, betrat eine Frau mittleren Alters den Raum. Sofort kehrte Stille ein, als die Studenten ihre Aufmerksamkeit auf die Dozentin richteten.

„Guten Tag, liebe Studenten und Studentinnen. Ich begrüße Sie zum neuen Semester im Fach ‘Internationale Verträge und Verhandlungen’. Viele von Ihnen kennen mich vielleicht noch aus dem ersten Semester, aus dem Kurs 'Diplomatie 1.0’. Für die wenigen neuen Gesichter: Mein Name ist Miriam Lopez, Leiterin des Instituts für transnationale Beziehungen und Völkerrecht.“

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Ein leises Tuscheln war in der ersten Reihe zu hören. Zwei Studentinnen flüsterten miteinander, scheinbar unbeeindruckt von der Anwesenheit der Professorin. Doch Professor Lopez ließ sich nicht beirren, ihre Stimme nahm jedoch einen schärferen Ton an. „Dieses Fach ist von enormer Bedeutung für Ihren zukünftigen Werdegang. Wer nicht genügend Zeit und Mühe investiert –“, sie trat vor die beiden kichernden jungen Frauen und bedachte sie mit einem durchdringenden Blick, der keine Widerrede duldete. Sofort verstummten sie. „– wird dies nicht nur in seinen Noten, sondern auch bei zukünftigen Ministertreffen, Konferenzen und anderen wichtigen Gelegenheiten schmerzlich spüren. Nutzen Sie Ihre Zeit und das Wissen, das Ihnen an der Aneva geboten wird – es kann Ihnen sehr viel bringen.“

Marie bemerkte, wie Max den Hörsaal betrat und sich setzte. Als er sich zu ihr umdrehte, wandte sie rasch den Blick ab und konzentrierte sich wieder auf Professor Lopez.

„Sie haben vermutlich schon gehört, dass ich einen eher praktischen Zugang zum Lernen bevorzuge. Auch in diesem Semester wird Ihre Note aus einer fiktiven Konferenz und Ihren Vorleistungen bestehen. Die Gruppenzuteilungen werde ich jetzt vornehmen.“

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Ein aufgeregtes Murmeln ging durch den Raum, als die Studenten begannen, über mögliche Partner zu spekulieren. Marie und Isabel warfen sich einen hoffnungsvollen Blick zu. „Vielleicht haben wir ja Glück?“, flüsterte Isabel leise.

„Man kann ja hoffen,“ antwortete Marie und beobachtete, wie Isabel schnell ein Kreuzzeichen machte. „Lieber Gott, bitte lass nicht Finn Andersen mein Gruppenpartner sein.“, flüsterte diese, während sie einen jungen Mann zwei Reihen vor ihnen ins Blickfeld nahm.

Die beiden zogen Zettel aus der Schachtel, die durch die Reihen gereicht wurde. Isabel öffnete ihren zuerst und grinste zufrieden. „Japan. Cool.“ Immerhin über das Thema der Arbeit war Isabel nicht unglücklich.

Marie entfaltete ihren Zettel und seufzte leise. „China. Schade, wir sind nicht in einer Gruppe.“

Isabel zuckte mit den Schultern. „Naja, die Chance war ja relativ klein.“

Professor Lopez ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, während sie fortfuhr.
„Da nun alle ihre Länder erfahren haben, möchte ich Sie bitten, sich mit Ihren Teams zusammenzufinden. Ich werde die Länder nun vorlesen, und die jeweiligen Personen sollten bitte aufstehen.“

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Als schließlich „China“ aufgerufen wurde, erhob sich Marie und sah sich im Raum um. Ihr Blick blieb an Max hängen, der ebenfalls aufgestanden war.

Ein Seufzen entwich ihm, und Marie konnte nicht verhindern, dass ein mulmiges Gefühl in ihr aufstieg, als sich ihre Blicke trafen.



In der Pause zog es Marie und Isabel in den grünen Innenhof, wo sie sich auf einer schattigen Bank niederließen und die gerade gekauften Sandwiches und Smoothies verspeisten. Die leichte Brise, die durch die Bäume strich, bot eine willkommene Erfrischung, doch beide schienen jeweils mit ihren Gedanken zu beschäftigt, sodass sie wenig von der friedlichen Umgebung wahrnahmen. Ihre Gesichter waren von Sorgen und Frust gezeichnet.

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„Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich mit Finn in einer Gruppe gelandet bin,“ ächzte Isabel und biss kraftlos in ihr Sandwich. Der Geschmack schien ihre Laune nicht zu verbessern. „Ich schwöre, dieser Typ hat das Konzept des Mansplainings erfunden. Was waren die Chancen? Eins zu Dreißig? Was hab ich gemacht, damit ich so schlechtes Karma habe?“

Marie nickte verständnisvoll und seufzte. „Und ich weiß auch nicht, wie ich es ein ganzes Semester mit Max aushalten soll.“ Sie drehte ihr Sandwich nachdenklich in den Händen, bevor sie weitersprach. „Woher soll ich wissen, dass er nicht heimlich Informationen an seinen Vater weitergibt? Oder schlimmer noch, an die Presse?“

Isabel schüttelte energisch den Kopf. „Max ist eigentlich ziemlich in Ordnung. Er steht doch gar nicht gut mit seinem Vater, also glaube ich nicht, dass er irgendwas an ihn weitergeben würde.“

Marie ließ nicht locker. „Aber warum hat er mir dann nicht einfach gesagt, wer er ist?“, bohrte sie weiter und spürte, wie das Misstrauen und auch ein anderes, nicht definierbares Gefühl in ihr nagte.

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Isabel zuckte mit den Schultern. „Vielleicht weil er dachte, dass du dann nicht mehr mit ihm abhängen würdest?“

„Aber ihm muss doch klar gewesen sein, dass ich früher oder später erfahre, wer er ist,“ erwiderte Marie, ihre Stimme schärfer als sie wollte.

Isabel seufzte und lehnte sich zurück. „Jungs sind manchmal einfach bescheuert. Die denken oft nicht weiter als bis zum nächsten Tag. Ich glaube du solltest das ganze nicht überinterpretieren.“

Erschöpft ließ Marie ihren Kopf nach hinten kippen und starrte auf das blasse Blau des Himmels. „Ich hoffe nur, meine Mutter dreht nicht durch, wenn sie herausfindet, mit wem ich ein Projekt mache.“

Isabel antwortete nicht. Sie senkte den Blick und nahm einen weiteren Bissen von ihrem Sandwich, kaute langsam, als ob sie Zeit gewinnen wollte. Marie bemerkte ihre plötzliche Zurückhaltung. „Alles okay?“, fragte sie besorgt.

Isabel atmete tief durch und sah Marie zögernd an. „Glaubst du, deine Mutter hat etwas dagegen, wenn du mit mir abhängst?“

Marie blinzelte verwirrt. „Warum sollte sie das?“

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Isabel wandte den Blick ab, und ihre Stimme war leise, als sie sprach. „Naja, weil du mit einer Frau abhängst, die auf Frauen steht.“ Sie vermied es, Marie in die Augen zu sehen, während die Worte langsam über ihre Lippen kamen.

Eine Welle von Gefühlen überkam Marie. Zuerst war da Überraschung, gefolgt von einem tiefen, nagenden schlechten Gewissen, als ihr all die Momente in den Sinn kamen, in denen sie sich bei Isabel über ihre eigenen Sorgen ausgeweint hatte. Meistens über das, was die Öffentlichkeit wohl von ihr denken könnte. Ohne zu zögern, zog sie Isabel in eine feste Umarmung. „Niemals würde ich deswegen aufhören, Zeit mit dir zu verbringen,“ sagte Marie mit ruhiger Stimme und schenkte Isabel ein aufmunterndes Lächeln. „Und übrigens – auch meine Mutter würde so etwas nie verlangen. Wie kommst du nur auf diese Idee?“

Isabel erwiderte die Umarmung, und die Anspannung schien allmählich von ihr abzufallen. Sie sprach leise weiter, fast als würde sie laut denken. „Naja, ich hatte schon genug mit Adeligen zu tun. Und auch sonst mit Leuten aus der Oberschicht. Und die sind nicht immer alle super offen, wenn es um das Thema geht. Ich dachte nur… Dir ist sehr wichtig, was die Leute über dich denken, und eine lesbische Freundin – auch wenn es nur platonisch ist – kommt in solchen Kreisen nicht immer gut an.“

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„Es ist mir wichtig, was die Leute über mich denken, das stimmt. Aber das heißt nicht, dass ich meine Freunde aufgeben würde, nur weil sie nicht in irgendein blödes Bild passen.“ Marie sah ihr in die Augen.

„Danke, Marie. Das bedeutet mir viel.“ Isabel lächelte zaghaft. „Ich weiß, du hast schon einen Grund, Max jetzt nicht total zu vertrauen. Aber ehrlich, ich verstehe ihn ein wenig. Es ist nicht immer leicht, gewisse Themen anzusprechen. Und … Ich weiß, wie schwierig es ist über Familienmitglieder zu sprechen, mit denen man nichts zu tun haben will.“

„Du hast Recht..“ Marie dachte nach und hielt Isabels Hände fest. "Aber bitte verbanne alle Gedanken aus deinem Kopf, dass ich nicht mehr mit dir abhängen will, weil du auf Frauen stehst.“ Schwer ausatmend fügte sie noch hinzu „Und ich werde Max vertrauen. Wenn du sagst, er ist ein guter Mensch, dann glaube ich dir. Kann nur sein, dass er jetzt sowieso nichts mehr mit mir zu tun haben will, so wie ich ihn heute angegangen bin.“

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"Danke… Und das glaube ich nicht.” Isabel lächelte verschwörerisch und schien sich sichtlich wohler zu fühlen. “Aber falls er nochmal Mist baut, dann darfst du mir keine Vorwürfe machen.”

Marie hob eine Augenbraue und grinste ihre Mitbewohnerin an. „Oh, glaub mir, das werde ich auf jeden Fall tun. Du wirst höchstpersönlich zur Verantwortung gezogen.“

Beide brachen in ein kurzes Gelächter aus, das die letzte Spannung vertrieb. In etwas besserer Stimmung schulterten die Beiden ihre Rucksäcke und machten sich bereit, in die nächste Stunde zu gehen.
 
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War ja klar, dass die beiden in einer Gruppe landen. :lol:
Zumindes hat Marie jetzt eine Ausrede, sich mit Max zu treffen. Dieser Hintergrund wird zwar die Klatschpresse nicht interessieren, sollte sie sich doch mal ein Bild erschleichen können, aber zumindest sich selbst gegenüber kann sie jetzt rechtfertigen, Zeit mit ihm zu verbringen. Dabei wird sich früher oder später vermutlich zwangsläufig herausstellen, ob er nun irgendwelche Hintergedanken hat oder nicht.
 
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KAPITEL 6
Der angenehme Duft von frischem Basilikum erfüllte die Küche, während Marie zufrieden am Herd stand. Im Topf blubberte die Veggie-Bolognese für die Spaghetti vor sich hin, behutsam rührte sie in der heißen Tomatensauce. Als Marie einen kleinen Löffel davon kostete, atmete sie mehrmals schnell aus. “Autsch, autsch, autsch..”, flüsterte sie unter Schmerzen.

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Die ersten Tage an der Universität waren gut verlaufen, und Marie verspürte eine wohltuende Zuversicht. Es kam ihr fast unwirklich vor, dass sie vor kaum einer Woche noch in Yilta gewesen war. Aneva, dieser neue Ort, fühlte sich bereits vertraut an, und sie war erstaunt, wie schnell sie sich hier eingelebt hatte.


Plötzlich wurde das friedliche Geräusch der köchelnden Pasta unterbrochen.

„Oh nein! Du lässt dir bestimmt keinen Schnurrbart wachsen!“

Marie drehte sich um und sah, wie Florence den Gemeinschaftsbereich betrat, dicht gefolgt von einem grinsenden Erik.

„Warum nicht? Wir sind schließlich Gruppe Frankreich und könnten damit zeigen, wie tief wir in unsere Rolle eingetaucht sind.“ Die Beiden schienen mitten in einer tiefen Diskussion über Eriks Bartwuchs. Marie verstand nicht genau wieso, war aber neugierig über den Verlauf dieser Unterhaltung und hörte von der Küche mit.

Währenddessen starrte Florence Erik für einen Moment ungläubig an. „Oder alle würden denken, dass unsere Gruppe vollkommen übergeschnappt ist?!“

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„Also kein Schnurrbart,“ seufzte Erik, nur um einen Moment später einen anderen Versuch zu starten. „Aber darf isch dann in einöm fransösischen Akzond sprechen?“ Mit einem unschuldigen Lächeln sah er Florence an, offenbar erfreut darüber, sie zur Weißglut zu treiben.

Florence’ Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ich sage es dir ganz klar: Wenn ich wegen dir in diesem Fach eine schlechtere Note bekomme, werde ich mir ganz persönlich deine Kronjuwelen holen und an meine Wand nageln – und damit meine ich keine Schmuckstücke.“

Erik riss gespielt entsetzt die Augen auf. „Oh mon dieu.“

Florence, die bereits ziemlich erschöpft wirkte, entdeckte Marie in der Küche und versuchte ihre Mitbewohnerin auf ihre Seite zu ziehen.

„Marie, hilf mir! Bitte erkläre diesem Neandertaler hier, dass wir die Übung ernst nehmen müssen und für solchen Unsinn wie Schnurrbärte oder wie ich finde - beleidigende Versuche eines Dialekten - keine Zeit haben!“

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Erwartungsvoll blickten die beiden zu Marie, die eigentlich nicht vorhatte, sich in das Gespräch einzumischen. Diese hatte zwar belustigt zugehört, wollte aber nicht hineingezogen werden.

„Naja, diese Ideen bringen euch sicher keine bessere Note, aber ein wenig Kreativität bei solch simulierten Planspielen schadet sicher auch nicht,“ antwortete sie schließlich diplomatisch und zuckte dabei unschuldig mit den Schultern, ehe sie so tat als benötigten die Spaghetti all ihre Aufmerksamkeit.

„Ha! Siehst du?“ Erik grinste triumphierend in Florences Richtung. „Du solltest meinen kreativen Intellekt viel mehr schätzen.“

Florence verdrehte die Augen und seufzte tief. „Ich bin von Idioten umgeben.“

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Diese Bemerkung ignorierend, lenkte Erik seine Aufmerksamkeit auf den verlockenden Duft, der aus der Küche strömte. Neugierig trat er auf Maries Seite, um mit unschuldiger Miene in den Kochtopf zu spähen.

„Mmmh… Pasta. Bin ich eingeladen?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Nein!“ kam die prompte Antwort von Florence aus dem Wohnzimmer, bevor Marie überhaupt den Mund öffnen konnte.

„Bitte? Ich verhungere!“ Erik setzte einen mitleiderregenden Blick auf und plädierte auf Maries Mitgefühl.

„Keine Chance.“ Florence verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn streng an.



—-

Fünfzehn Minuten später saßen die drei gemeinsam im Esszimmer.

„Es ist köstlich, Marie. Vielen herzlichen Dank.,“ sagte Erik zufrieden, während er die Spaghetti in großen Happen verschlang und sie mit Rotwein hinunterspülte.

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„Danke,“ erwiderte Marie mit einem höflichen Lächeln und nahm einen wesentlich kleineren Happen ihres zubereiteten Mahles. “Freut mich, dass es dir schmeckt.”

„Mit wem bist du eigentlich in einer Gruppe? Also im Kurs mit Lopez.“ fragte Erik, während er sich eine weitere Portion Nudeln auf den Teller lud.

Marie rutschte etwas unruhig in ihrem Platz umher „Mit Max. Wir sind Gruppe China.“, antwortete sie schließlich. Die Beiden hatten immer noch kein Wort miteinander gesprochen, seit sie ihn am ersten Schultag konfrontiert hatte.

„Max Mshindi?“ Florence hielt mitten in der Bewegung inne und starrte Marie überrascht an. „Ich dachte, eure Eltern hassen sich. Sein Vater hat deiner Mutter doch mal ein Staatsbankett verwehrt, das war damals in allen Schlagzeilen. Ich kann mich noch gut daran erinnern… Wirklich verrückt.“



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„Jap.“ erwiderte Marie knapp und nahm einen weiteren Bissen, sichtlich bemüht, das Thema nicht weiter zu vertiefen.

„Was sagt deine Mutter dazu? Mein Vater würde bei sowas ja durchdrehen. Hast du Angst, dass etwas davon in die Presse gelangt?“ Florence ließ nicht locker und sah Marie neugierig an.

Überraschenderweise sprang genau Erik ihr zur Seite.
„Wen interessiert das?“, verlautbarte er und lehnte sich entspannt zurück, während er wild mit seiner Gabel gestikulierte. „Unsere Eltern sind unsere Eltern - wir sind wir. Und die Presse hat doch sowieso eine Aufmerksamkeitsspanne von fünf Minuten. Du bist nur so lange in der Klatschspalte, bis der nächste 60-jähriger Fürst ein uneheliches Kind bekommt. Also komm Flo, lass Marie in Ruhe damit.“

Marie warf Erik einen kurzen dankbaren Blick zu, den er mit einem Zwinkern beantwortete.

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Florence blickte zu Marie. „Okay, okay. Reden wir über was anderes.“, murmelte sie schließlich und stocherte in ihrem Essen herum.

Dass Max und sie auch bald ihr Gruppenprojekt starten mussten, machte Marie nervös. Sie hatte keine Ahnung, wie Max derzeit auf sie zu sprechen war, vor allem nachdem sie wütender aus dem letzten Gespräch gegangen war, als sie vorgehabt hatte. Ebenso wusste Marie nicht, wie sie selbst zu ihm stand und war noch nicht bereit, das Gefühlschaos in ihr zu entwirren. Noch unangenehmer war die Tatsache, dass sie ihrer Mutter nicht davon erzählt hatte, dass Max mit ihr in der Klasse und die beiden Gruppenpartner waren. Sie wusste nicht, ob sie es überhaupt tun sollte. Der Druck, der ohnehin schon auf ihr lastete, war groß genug, und sie wollte keinen weiteren Konflikt mit ihrer Mutter heraufbeschwören.

Der restliche Abend war eine willkommene Ablenkung. Florence und Erik zogen einander unaufhörlich auf, und obwohl ihr Schlagabtausch manchmal an der Grenze zum Streit lagen, konnte Marie sich oft ein Lachen nicht verkneifen.

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„Nun gut, meine Damen,“ sagte Erik schließlich, schnaufte zufrieden und kippte den letzten Schluck Wein hinunter. „Ich danke euch für die Gastfreundschaft und das köstliche Essen. Aber es wird Zeit, dass ich mich auf den Weg mache.“

„Schon?“, fragte Florence sarkastisch. „Ich dachte, du bleibst noch zum Abwasch.“

Erik verzog das Gesicht und hob abwehrend die Hände. „So sehr ich auch helfen möchte, ich fürchte, meine anderweitigen Pflichten rufen. Aber keine Sorge, ich schulde dir einen!“

Flo verdrehte die Augen. Sie begleitete Erik noch zur Tür, und die beiden vertieften sich sofort wieder in ihre Diskussion über die anstehenden Aufgaben. Marie blieb alleine am Esstisch zurück und atmete tief aus.

Als Florence zurückkam, beobachtete diese Marie einen Moment, die still in Gedanken versunken schien.

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Mit ruhiger Stimme richtete sie sich an Marie. „Ich weiß, wie stressig es ist, seine Eltern glücklich machen zu wollen. Tut mir Leid wegen vorhin.“

Als Marie überrascht auf Florence blickte, setzte sich diese wieder zu Tisch und atmete tief aus. „Mein Vater kandidiert gerade zum zweiten Mal als Premierminister, und scheinbar ist es seine neue Lieblingsbeschäftigung, mir den ganzen Druck aufzuhalsen, den er von Meinungsforschern bekommt. Wirklich tolles Family Bonding.“

Florence verdrehte die Augen, ein bitteres Lächeln spielte auf ihren Lippen. „Manchmal fühlt es sich so an, als könnte ich keinen einzigen Atemzug tun, ohne dass er mir sagt, wie ich es besser machen könnte. Oder damit seine Umfragewerte zu steigern.“

Marie lächelte müde, in ihrem Blick lag Verständnis. „Ich weiß, was du meinst,“ erwiderte sie.



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Florence seufzte und zuckte leicht mit den Schultern. „Ich bin wirklich nicht gut mit diesem Gefühlskram, aber du bist wenn’s um Stress mit Eltern geht in Aneva sicher nicht allein.“

„Danke“, antwortete Marie, die sich tatsächlich erleichtert fühlte. Manchmal vergaß sie, wie viele Menschen an ihrer Schule ähnliche Erwartungen und Lasten zu tragen hatten.

Florence gab erneut einen Seufzer von sich. "Gut, komm lass uns sauber machen.”

Die beiden Mitbewohnerinnen standen auf und begannen, den Tisch abzuräumen.

„Wie läuft die Gruppenarbeit mit Erik? Er scheint dich ja ganz schön zu nerven“, fragte Marie, während sie die Teller in die Küche trugen.

„Oh, er bringt mich zur Weißglut.“, antwortete Florence und verdrehte die Augen. „Überraschender- und tragischerweise ist Erik sehr intelligent. Wir fallen also bestimmt nicht durch. Aber wehe du sagst ihm, dass ich ihn nicht für einen Idioten halte. Sein Ego ist bereits groß genug.“

Lachend räumte Marie die letzten Teller in den Geschirrspüler. „Ich werd’s ihm nicht sagen, versprochen.“
 

@Feuerphönix Danke für den letzten Kommentar. Du hast vielleicht einen guten Riecher wie die Story weitergeht. :D Let's see.



Übrigens, wer sich wundert/wem es aufgefallen ist: Ich habe die Bilder des ersten Kapitel ausgetauscht. Einerseits habe ich unabsichtlich das Haus von Maries Eltern gelöscht und den 'Drehort' brauche ich für ein neues Kapitel wieder. Zwecks Kontinuität wollte ich dasselbe Haus haben. Zweitens, habe ich immer besseres CC gefunden und mittlerweile macht mir das Fotos schießen fast am meisten Spaß. :)


Kapitel 7

Die ersten zwei Wochen in Aneva waren wie im Flug vergangen und Marie war überrascht, wie schnell sie sich an ihren neuen Alltag gewöhnt hatte. Ihr neues Zimmer, begann sich allmählich mit Leben zu füllen. Bücher, verstreute Notizen und kleine persönliche Gegenstände fanden nach und nach ihren Platz und verliehen dem Raum eine Atmosphäre von Zuhause.

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Gerade als sie sich in ihre Kursvorbereitungen für die kommende Woche vertiefte, riss ein unerwartetes Klopfen an der Tür sie aus ihren Gedanken. Ein wenig überrascht fand sie Ella vor, die sich lässig an den Türrahmen lehnte. Ellas Gesichtsausdruck war wie immer schwer zu deuten und auch ihre Stimme klang wie immer monoton, als sie fragte: „Hi. Kann ich dir einen Tee bringen?“


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„Oh.. ich habe schon einen, danke,“ erwiderte Marie verblüfft. Ella war die Mitbewohnerin, mit der sie am wenigsten zu tun hatte. Dass sie plötzlich in ihrem Zimmer stand und noch dazu eine freundliche Geste anbot, war mehr als unerwartet.

„Okay.“ Ella zuckte mit den Schultern, als ob ihr das Gespräch bereits zu viel wäre, und drehte sich schon fast wieder um. Doch dann hielt sie plötzlich inne. „Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich Scott wirklich mag,“ fügte sie zögerlich hinzu, wobei ihre Stimme uncharakteristisch nervös klang. Es war offensichtlich, dass ihr diese Worte schwer über die Lippen kamen.

Marie runzelte verwirrt die Stirn. Was sollte das bedeuten? Scott war ihr kaum in den Sinn gekommen, geschweige denn in Verbindung mit Ella. Sie dachte kurz nach, bevor sie vorsichtig antwortete: „Falls du Angst hast, dass ich etwas Schlechtes über dich zu Scott sage: Das brauchst du nicht.“

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„Cool,“ erwiderte Ella scheinbar lässig, doch Marie bemerkte, wie sich ihre Haltung entspannte. Zum ersten Mal schenkte Ella Marie ein kleines, fast schüchternes Lächeln. „Dann viel Spaß beim Lernen,“ sagte sie, bevor sie den Raum verließ.
Marie blieb perplex zurück. Sie lehnte sich in ihrem Schreibtischsessel zurück und ließ die unerwartete Begegnung auf sich wirken. Überraschungen gibt es, dachte sie bei sich und schüttelte leicht den Kopf. Plötzlich fiel ihr Blick auf die Uhr.

„Mist,“ flüsterte sie, als ihr der Gedanke wie ein Blitz durch den Kopf schoss. Hastig begann sie, ihre Unterlagen zusammenzupacken. Sie hatte beinahe vergessen, dass sie heute ihr erstes Treffen mit Max für ihr gemeinsames Projekt hatte. Seit ihrem Streitgespräch letzte Woche hatten die beiden kaum miteinander geredet, und Marie hatte den Termin unbewusst die ganze Woche lang aus ihrem Gedächtnis verdrängt.





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Als Marie schließlich in der Bibliothek ankam, sah sie Max bereits an einem der hinteren Tische sitzen, umgeben von Büchern und Notizen. Er blickte auf, als sie näher kam.
„Sorry für die Verspätung,“ sagte Marie atemlos, während sie ihr Zeug auf den Tisch legte und sich auf einen Stuhl fallen ließ.

„Kein Problem,“ antwortete Max, aber seine Stimme klang zurückhaltend, fast formell. Eine kurze, unbehagliche Stille legte sich über den Raum, als beide versuchten, ihre Unsicherheit zu überspielen. Das Gespräch von letzter Woche hing noch immer in der Luft, und sie wussten beide nicht recht, wie sie miteinander umgehen sollten.

Nach einem Moment der Stille räusperte sich Max und fragte: „Sollen wir beginnen?“ Marie nickte schnell, froh, sich auf die Arbeit konzentrieren zu können.


Bald waren sie tief in die Materie ihres Projektes vertieft. Die Diskussionen forderten ihre Aufmerksamkeit, sodass sie ihren Zwist fast vollständig vergaßen. Nach Stunden konzentrierter Arbeit saßen sie da und diskutierten die letzten offenen Punkte für ihrer Zwischenabgabe.


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„Okay, uns fehlt noch, wie wir das Thema Militär und Klimawandel angehen sollen,“ begann Max und blätterte durch seine Notizen. „Ich schlage vor, dass wir als China in eine starke Armee investieren und das Thema Klimaschutz außen vor lassen.“

Marie runzelte die Stirn und dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete: „Nein, ich glaube, wir sollten einen anderen Ansatz wählen. China profitiert viel stärker von einer robusten Wirtschaft. Wir sind weltweit führend in der Herstellung von Photovoltaik-Anlagen, Windkraftanlagen, Batterien und Elektroautos. Unser Fokus sollte darauf liegen, diesen Marktanteil zu halten und weiter auszubauen. Eine minimale Investition ins Militär reicht aus, um uns im Ernstfall zu verteidigen, aber wirtschaftlich sind wir stärker als wie eine Kriegsmacht.“

Max schaute sie beeindruckt an, und ein anerkennendes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Du bist wirklich gut in diesem Kram,“ sagte er und klang aufrichtig beeindruckt, während er an seinem Laptop tippte.


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Marie lächelte. „Danke. Für jemanden, der behauptet, kein Interesse an Politik zu haben, bist du aber auch ziemlich gut informiert. Bist du sicher, dass du ins Familienbusiness einsteigen willst? Als Prinz stehen dir viele Wege offen.“
Max lehnte sich zurück und seufzte.

„Nope,“ antwortete er und lächelte, bevor er kurz zögerte. „Darf ich dich was fragen… Nervt es dich manchmal, dass du die Thronfolgerin bist?“

Marie war überrascht von dieser plötzlichen Wendung des Gesprächs. Es war ein Thema, mit dem sie sich selten bewusst auseinandergesetzt hatte. „Manchmal,“ gab sie ehrlich zu.

Sie überlegte kurz, ehe sie Max eine Gegenfrage stellte: „Und du, denkst du nie darüber nach, was du machen würdest, wenn du Thronfolger wärst?“

Max atmete tief durch. „Niemals. Ich habe vier ältere Geschwister, also ist das sowieso nicht realistisch. Und meine Eltern wollen jetzt schon mein ganzes Leben bestimmen. Keine Ahnung, wie viel schlimmer das wäre, wenn ich König werden würde.“


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Marie nickte langsam, während sie darüber nachdachte. Das Gefühl eines vorbestimmten Lebens war ihr nur allzu vertraut, doch sie war überrascht zu erfahren, dass auch Max unter diesem Druck stand. Verwundert blickte sie ihn an. „Ich dachte, du kannst machen was du willst.“

Max lachte bitter. „Ja, der Vorteil, der Letztgeborene zu sein, ist, dass meine Eltern mich im Alltag weitgehendst ignorieren - oder sich einfach nicht für mich interessieren, ich bin mir nicht ganz sicher. Aber wenn es um große Lebensentscheidungen geht – Ausbildung, Beruf, Heirat – haben sie ziemlich strikte Vorstellungen davon, wie mein Leben verlaufen soll, und lassen auch keine Diskussion zu. Sonst wäre ich bestimmt nicht auf dieser Schule.“

Marie zog entsetzt die Augenbrauen hoch. „Heirat?“ Wiederholte sie, die Überraschung in ihrer Stimme deutlich spürbar. Auch sie wusste, dass ihre Eltern in ihrer Rolle als Monarchen gewisse Vorstellungen über ihren zukünftigen Ehepartner hatten, doch es war immer klar gewesen, dass die Entscheidung rein bei ihr lag. „Deine Eltern wollen bestimmen, wen du heiratest?“


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Max zuckte mit den Schultern. „Sie versuchen es zumindest.“
„Was wirst du tun? Kannst du deinen Eltern nicht sagen, dass das keine Option ist?“ bohrte Marie nach.

Max lachte trocken, als ob er sich schon lange an diese Realität gewöhnt hätte. „Du kennst meine Eltern nicht. Sie haben immer die Kontrolle über alles: meine Finanzen, meine Wohnung, meine Sicherheit. Es ist fast unmöglich, sich gegen sie durchzusetzen. Mein Vater hätte mich mit 16 beinahe mal auf die Straße gesetzt. Aber ich schwöre dir- ,“ Max hob entschlossen die Hand, „- sobald ich mein eigenes Geld verdiene, wird mein Vater mich nie wiedersehen. Bis dahin halte ich einfach durch und verschiebe alles so lange wie möglich. Der Weg des geringsten Widerstandes.“

Marie beobachtete ihn mit wachsender Anteilnahme. Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte sie eine Dankbarkeit für ihre eigene Familie. Ihre Eltern hatten zwar hohe Erwartungen an sie, aber sie schienen weit weniger strikt zu sein als die von Max.

„Das tut mir leid,“ sagte sie mitfühlend. „Ich wusste nicht, dass dein Vater so kontrollierend ist.“


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Max blickte Marie an und schüttelte amüsiert den Kopf, als er ihren Gesichtsausdruck beobachtete. „Oh nein, kein Mitleid bitte. Damit kann ich nichts anfangen,“ sagte er und begann, seine Sachen zusammenzupacken. „Komm, wir haben genug gearbeitet. Lass uns was unternehmen. Du solltest mal die Gegend rund um Aneva kennenlernen.“

Verdutzt blickte Marie ihn an. „Was willst du machen? Es ist schon fast sechs Uhr.“

Max lächelte geheimnisvoll. „Ich zeig dir etwas Cooles. Komm einfach.“

„Wohin gehen wir?“ fragte Marie, die langsam neugierig wurde, auch wenn sie versuchte, unbeeindruckt zu wirken.

„Lass dich überraschen,“ entgegnete Max mit seinem breiten Lächeln und versuchte Marie zu einem schnellen Aufbruch zu bewegen. “Komm, je früher wir gehen, desto länger können wir bleiben.”

Marie verdrehte die Augen. “Nein!”, protestierte sie.

Max setzte einen charmanten Hundeblick auf, der ihn beinahe unschuldig wirken ließ. „Bitte, bitte. Denk daran, ich habe ein sehr schwieriges Verhältnis zu meinen Eltern.“


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Marie konnte sich trozt eines inneren Widerstandes ein Lachen nicht verkneifen.
„Ich dachte, du willst kein Mitleid?“, erwiderte sie amüsiert.

„Ich habe gerade meine Meinung geändert.“ Max zuckte mit den Achseln.

Marie seufzte, aber ihr Lächeln blieb. „Na gut. Aber wehe, wir kommen in Schwierigkeiten.“
Etwas widerwillig, aber mit einem breiten Grinsen, packte Marie ihre Sachen zusammen und folgte einem energiegeladenen Max aus der Bibliothek.






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Marie stieg von ihrem Fahrrad und folgte Max, der sie über einen versteckten Waldweg zu einer kleinen Lichtung geführt hatte. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie einen kleinen Teich entdeckte, in den ein sanft plätschernder Bach mündete.

„Oh mein Gott!“ Maries Stimme war voller Begeisterung, während sie die unberührte Natur in sich aufnahm. “Es ist traumhaft hier!”
Sie liebte es, draußen zu sein, und dieser Ort schien wie ein kleines Paradies . Es war das erste Mal, dass sie die sichere Umgebung der Schule verlassen hatte, und sie konnte die neu gewonnene Freiheit fast schmecken.

Max nickte zufrieden und atmete die frische Waldluft tief ein.
"Ich wusste, dass es dir gefallen würde. Aber versprich mir, keinem von diesem Ort zu verraten.“


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„Machst du Witze? Ich verstehe schon kaum, warum du mir davon erzählt hast. Ich hätte diesen Ort mit ins Grab genommen.“ Marie lehnte ihr Fahrrad an einen alten Baum und betrachtete den idyllischen Teich. „Wie hast du das hier überhaupt gefunden?“

Max zuckte mit den Schultern und stellte sein Fahrrad neben ihres. „Ich bin eben neugierig. Ich habe die Gegend erkundet und bin zufällig hier gelandet. Seitdem ist das hier mein absoluter Lieblingsort. Ich habe hier noch nie jemanden getroffen.“

„Oh, wow. Was für eine Ehre.“ Marie grinste ihn an, und Max erwiderte ihr Lächeln.

Plötzlich wurde Max Blick lebhaft. „Komm, wir gehen ins Wasser!“ Ohne eine weitere Erklärung begann er, sich die Schuhe auszuziehen.


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Marie starrte ihn entgeistert an. „Bist du verrückt?“

„Vielleicht ?“ erwiderte Max grinsend während er sich bis auf die Unterhose auszog. Mit einem eleganten Sprung tauchte er ins Wasser ein und verschwand für einen Moment unter der spiegelglatten Oberfläche.

Mit verschränkten Armen stand Marie am Ufer und beobachtete ihn skeptisch.
„Also, du weißt, dass ich ziemlich Angst habe, jemand könnte ein Foto von uns machen und es an die Presse verkaufen. Und dann nimmst du mich ausgerechnet zum Wildbaden mit?“ Ihre Stimme war eine Mischung aus Ernst und Spott.

Max, der wieder aufgetaucht war, seufzte. „Hierher würde nur ein Paparazzi finden, der zufällig ein begeisterter Pilzesammler ist,“ antwortete er gelassen. „Aber wenn du dich unbedingt in deiner Paranoia suhlen willst, werde ich dich nicht davon abhalten.“ Er tauchte erneut ab, diesmal tiefer, und genoss offensichtlich die Kühle des Wassers.


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Marie rümpfte die Nase. Sie konnte seine Anspielung nicht auf sich sitzen lassen. Sie wusste, dass sie oft übervorsichtig war und ungern Risiken einging, doch diesmal siegte ihre impulsive Seite. Entschlossen zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus und sprang in den Teich.

Das eiskalte Wasser umschloss ihren Körper wie ein elektrisierender Schauer, und sie fühlte sich schlagartig hellwach. Max, der inzwischen wieder aufgetaucht war, blickte überrascht und lachte laut, als er sie entdeckte. „Mit dir hätte ich heute nicht mehr gerechnet.“, kommentierte er die Situation.

Marie streckte ihm die Zunge heraus. „Du kennst mich eben doch nicht so gut, wie du denkst.“


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Für einen Augenblick genossen beide die Stille des Teichs, die nur vom sanften Rauschen des Bachs unterbrochen wurde. Nach einer Weile räusperte sich Max und sah Marie mit einem ernsteren Ausdruck an.
„Übrigens, es tut mir leid… Also, dass ich dir nicht gleich gesagt habe, wer mein Vater ist.“

Marie lächelte. Sie war froh, dass Max dieses Thema ansprach.
„Mir tut es auch leid.“ Sie stockte kurz. ” Du hattest schon einen guten Grund mir nicht gleich zu sagen, wer du bist. Und ich weiß, ich kann schon ein bisschen urteilend sein, auch wenn ich es nicht möchte. Aber Isabel hat mir geholfen, die Sache mal aus deiner Sicht zu sehen.“

Max grinste erleichtert. „Na, dann sollten wir Isabel danken, dass sie dich endlich zur Vernunft gebracht hat.“, erwiderte er scherzhaft.

Marie riss empört den Mund auf und schwamm zu ihm hinüber, um ihm zur Strafe eine Ladung Wasser ins Gesicht zu spritzen.

„Hey, hey, das war doch nur ein Witz!“ rief Max lachend, während er sich versuchte, das Wasser aus dem Gesicht zu wischen. Einen Moment hielten die beiden Blickkontakt.


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„Ich bin froh, dass wir das geklärt haben.“ Max’s Stimme klang etwas ernster und zitterte, und obwohl das kalte Wasser sicherlich seinen Teil dazu beitrug, glaubte Marie zu bemerken, dass es nicht nur daran lag.
Er war nervös. Sie machte ihn nervös.

Max räusperte sich erneut. „Ich würde ja gerne noch länger bleiben, aber ab 8 Uhr werden die Namen aller Schüler, die das Schulgelände verlassen haben, an die Security weitergegeben. Und ich nehme mal an, du bist nicht scharf darauf, dass deine Eltern von deinem Bodyguard erfahren, wo und mit wem du unterwegs bist.“

Marie erstarrte kurz. „Du hast recht. Lass uns zurückfahren.“

Sie schwamm zum Ufer und drehte sich, leicht verlegen, zu Max um. „Würdest du kurz wegschauen?“

Max schloss demonstrativ die Augen. „Was denkst du denn, ich bin ein Gentleman.“ Geduldig und mit zusammengekniffenen Augen wartete er, bis Marie sich wieder angezogen hatte.


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Marie beobachtete ihn grinsend. Sie fühlte sich glücklich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einerseits habe ich unabsichtlich das Haus von Maries Eltern gelöscht und den 'Drehort' brauche ich für ein neues Kapitel wieder. Zwecks Kontinuität wollte ich dasselbe Haus haben. Zweitens, habe ich immer besseres CC gefunden und mittlerweile macht mir das Fotos schießen fast am meisten Spaß. :)
Das mit dem Haus ist natürlich ärgerlich, aber wenn du dadurch am Ende ein besseres Ergebnis erlangst und es dich nicht gestört hat, das nachzubauen und neue Bilder zu machen, war das wohl Glück im Unglück.
Ich sichere die Grundstücke aus meinen geschichten immer doppelt und dreifach, weil ich Angst hab, die zu verlieren. Ich hab aber auch keinen großen Spaß am Einrichten. Einmal reicht da. :lol:

Das ist ja ein riskantes Spiel das die beiden da treiben. Es ist schön, dass sie langsam Vertrauen zueinander fassen, aber ihre Umgebung sollten sie trotzdem nicht aus dem Blick verlieren, sonst sind die leichte Beute für den pilzsammelnden Paparazzo! Diese Kerle sind doch überall, wieso also auch nicht im Wald? Vor allem, wenn sich der Wald in der Nähe einer Eliteuniversität befindet, auf dem sich ein Haufen potenzieller Schlagzeilen herumtreibt.

Übrigens, du scheinst ja gern mit Posen zu arbeiten. Wusstest du, dass du Sims, die bereits in Pose sind, noch bewegen kannst? Ich weiß nicht, ob du diesen Trick schon kennst, aber mir hat er eine ganz neue Welt eröffnet, als ich darüber gelesen hab. Wenn du shift+Tab drückst, gelangst du in die Egoperspektive des aktiven Sims. Aus dieser Sicht kannst du bestimmen, in welche Richtung dein Sim schaut, selbst, wenn er gerade in Pose ist. Du musst nur das gewünschte Ziel anvisieren (meist einen anderen Sim, den der aktive anschauen soll in meinem Fall), kurz P drücken um die Pause zu beenden, warten, bis der Sim die Blickrichtung geändert hat und dann wieder mit P pausieren.
Funktioniert natürlich auch mit Sims, die sich gerade bewegen und nicht in einer starren Pose sind. Schwierig wird es nur, wenn man das mit zwei Sims gleichzeitig versucht, weil der erste gerne wieder in die Standardpose zurückwechselt, während man dem zweiten sagt, wo er hinschauen soll. Da muss man sehr schnell sein und mit mehr als zwei Sims würde ich es gar nicht erst versuchen.
 
Das mit dem Haus ist natürlich ärgerlich, aber wenn du dadurch am Ende ein besseres Ergebnis erlangst und es dich nicht gestört hat, das nachzubauen und neue Bilder zu machen, war das wohl Glück im Unglück.
Ich sichere die Grundstücke aus meinen geschichten immer doppelt und dreifach, weil ich Angst hab, die zu verlieren. Ich hab aber auch keinen großen Spaß am Einrichten. Einmal reicht da. :lol:

Das ist ja ein riskantes Spiel das die beiden da treiben. Es ist schön, dass sie langsam Vertrauen zueinander fassen, aber ihre Umgebung sollten sie trotzdem nicht aus dem Blick verlieren, sonst sind die leichte Beute für den pilzsammelnden Paparazzo! Diese Kerle sind doch überall, wieso also auch nicht im Wald? Vor allem, wenn sich der Wald in der Nähe einer Eliteuniversität befindet, auf dem sich ein Haufen potenzieller Schlagzeilen herumtreibt.

Übrigens, du scheinst ja gern mit Posen zu arbeiten. Wusstest du, dass du Sims, die bereits in Pose sind, noch bewegen kannst? Ich weiß nicht, ob du diesen Trick schon kennst, aber mir hat er eine ganz neue Welt eröffnet, als ich darüber gelesen hab. Wenn du shift+Tab drückst, gelangst du in die Egoperspektive des aktiven Sims. Aus dieser Sicht kannst du bestimmen, in welche Richtung dein Sim schaut, selbst, wenn er gerade in Pose ist. Du musst nur das gewünschte Ziel anvisieren (meist einen anderen Sim, den der aktive anschauen soll in meinem Fall), kurz P drücken um die Pause zu beenden, warten, bis der Sim die Blickrichtung geändert hat und dann wieder mit P pausieren.
Funktioniert natürlich auch mit Sims, die sich gerade bewegen und nicht in einer starren Pose sind. Schwierig wird es nur, wenn man das mit zwei Sims gleichzeitig versucht, weil der erste gerne wieder in die Standardpose zurückwechselt, während man dem zweiten sagt, wo er hinschauen soll. Da muss man sehr schnell sein und mit mehr als zwei Sims würde ich es gar nicht erst versuchen.
Oh mein Gott, nein, das wusste ich nicht! :o
Das muss ich unbedingt ausprobieren, du ahnst ja nicht, wie sehr ich mich schon damit geärgert habe! Ein paar Kapitel habe ich schon vorgearbeitet, da kann ich es nicht mehr machen, obwohl es eine Szene gegeben hätte, wo ich es unbedingt gebraucht hätte.
Kann man in der Pause nicht mehreren Sims sagen, wohin sie schauen sollen, indem man den aktiven Sim in der Pause wechselt? Oder übernimmt es dann nur die Blickrichtung eines Sims? Auf jeden Fall, vielen Dank! :)

Zur Story: Ich finde es sehr spannend wie du das ganze betrachtest. Ich denke auch, dass die zwei mit ihren 20 Jahren noch etwas risikobereiter sind, als ich es an ihrer Stelle wäre. Aber sonst wäre die Story ja langweilig ;) Danke auf jeden Fall fürs lesen und Kommentieren! :)
 
Kann man in der Pause nicht mehreren Sims sagen, wohin sie schauen sollen, indem man den aktiven Sim in der Pause wechselt?
Leider nicht. Das Spiel übernimmt nur die Blickrichtung wenn das Spiel nicht pausiert ist. Wenn man schnell ist, schafft man es manchmal, in der Pause den Sim zu wechseln und dessen Blickrichtung zu ändern, bevor der erste den Kopf wieder zurückgedreht hat, aber das klappt maximal in 50% der Fälle und mit mehr Sims kann man es komplett vergessen. Meist reicht aber einer schon, um einem Bild noch eine viel bessere Wirkung zu geben. Probier es mal aus! Für die zukünftigen Kapitel, die du noch nicht vorbereitet hast, wird das bestimmt noch nützlich.
 
@Feuerphönix - echt, danke für den Tipp! Ein paar Kapitel habe ich schon vorbereitet, aber ich bin gespannt, wie es funktioniert und ob es dir dann auffällt ;)




Kapitel 8



Marie schloss das Fenster in ihrem Zimmer und zog sich ihren warmen Pullover über. Der Oktober hatte Einzug gehalten, und die kühle Herbstluft machte deutlich, dass der Sommer endgültig vorbei war. Gleichzeitig kündigten sich die ersten Prüfungen an, auf die sich Marie pflichtbewusst vorbereitete.

Das Handy in ihrem Schoß begann plötzlich zu vibrieren. Auf dem Display erschien „Mama“. Mit einem leisen Seufzen und einem Hauch von Widerwillen nahm Marie den Anruf entgegen.

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„Hallo, wie geht’s?“ fragte sie, bemüht, ihre Stimme möglichst neutral zu halten.

Elisas Stimme, warm und doch bestimmt, klang durch den Lautsprecher. „Gut, danke, mein Schatz. Und dir?“

„Ganz okay,“ antwortete Marie knapp, wie gewohnt. Ihre Mutter schien die abweisende Tonlage nicht zu bemerken, oder sie ignorierte sie bewusst.

„Gut,“ fuhr Elisa fort, doch es lag eine Schwere in ihrer Stimme. „Ich habe leider schlechte Nachrichten für dich. Dein Onkel George hat eine neue Kampagne gestartet. Diesmal hat er an die Medien weitergegeben, wie viel Geld an die Krone fließt und in welchem Luxus wir angeblich leben. Die Zahlen sind maßlos übertrieben, aber er hat tatsächlich einige echte Dokumente über bestimmte Zahlungsflüsse gefunden. Die sind zwar überhaupt nicht relevant sind, verleihen der ganzen Sache aber eine trügerische Glaubwürdigkeit.“

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Marie hörte das erschöpfte Seufzen ihrer Mutter durch das Telefon und spürte einen kurzen Anflug von Mitleid. Elisa klang müde, ausgebrannt. „Wie dem auch sei, die Hälfte der yiltischen Bevölkerung glaubt gerade, dass wir Steuergelder für Yachten und Casinoausflüge verwenden. Wir müssen jetzt einiges an Aufklärungsarbeit in den Medien leisten.“

Marie atmete tief aus, die Last dieser Neuigkeiten drückte auf ihre ohnehin angespannte Stimmung. „Okay. Gibt es etwas, das ich wissen muss?“

„Nein, vorerst nicht. Aber gib keine Stellungnahmen ab, falls die Medien dich direkt ansprechen.“ Elisa zögerte, und eine kurze Stille entstand zwischen ihnen.

Marie spürte, dass noch mehr kommen würde. „Sonst noch etwas?“, fragte sie, unsicher, was sie beunruhigender fand: die Botschaft ihrer Mutter oder die unausgesprochenen Worte, die in der Luft hingen.



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„Ja, leider noch eine Sache.“ Elisa seufzte erneut, und Marie konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme hören. „Dein Vater und ich hatten ja geplant, dich bald zu besuchen, aber ich fürchte, das wird jetzt nicht möglich sein. Es tut mir wirklich leid, mein Schatz. Ich hätte gerne gesehen, wie du uns Aneva zeigst.“

Marie war überrascht, wie wenig sie die Neuigkeit traf. Zu oft hatten ihre Eltern schon Besuche oder Teilnahmen abgesagt, seit ihre Mutter zur Königin gekrönt worden war. Die Enttäuschung war zur Gewohnheit geworden. „Ist schon okay, ich versteh’s,“ sagte sie resigniert, obwohl sie innerlich eine gewisse Leere spürte.

Ein erneutes Seufzen drang durch die Leitung, diesmal klang es fast wie eine Bitte um Verzeihung. „Es sollte nicht okay sein. Es tut uns wirklich leid, wir machen es wieder gut. Erzähl mir, wie es in Aneva so läuft.“



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Marie zögerte. Sie hatte wenig Lust, ihrer Mutter am Telefon von ihrem neuen Alltag und den Menschen, die sie kennengelernt hatte, zu berichten. „Naja, wir haben Unterricht, machen Gruppenarbeiten, und mit meiner Mitbewohnerin Isabel verstehe ich mich besonders gut.“

„Ah, Isabel Rodriguez. Ich erinnere mich, Rose hat von ihr erzählt. Sie ist doch die Tochter des ehemaligen spanischen Außenministers. Ich habe sie mal getroffen, als sie noch ein kleines Mädchen war. Reizendes Ding. Sie hatte gerade eine neue Zahnspange bekommen und musste sie uns allen unbedingt vorführen. Ihrem Vater war das schrecklich peinlich, aber ich fand es entzückend.“

Marie lächelte. „Das wird sie sicher freuen, das zu hören.“

„Oh, ich hoffe es. Ich habe sehr positive Erinnerungen an sie.“ Elisa räusperte sich. „Und hast du sonst noch jemanden kennengelernt? Du bist jetzt zwanzig, da gibt es bestimmt schon jemanden, der dein Interesse geweckt hat. Oder wie auch immer ihr das in eurem Alter nennt.“



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Marie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, und sie war froh, dass ihre Mutter die Röte auf ihren Wangen nicht sehen konnte. Elisa fragte normalerweise nie nach solchen Dingen. „Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht…“

Bevor Marie weiter darauf eingehen konnte, hörte sie aufgeregtes Gerede und Räuspern im Hintergrund. Fremde Stimmen mischten sich in das Gespräch, und dann war Elisas Stimme wieder zu hören. „Schatz, meine Berater sind gerade gekommen, und wir müssen die Strategie für die Pressekonferenz nächste Woche planen. Merk dir, wo wir stehengeblieben sind. Mach’s gut, Liebes!“

„Bye. Schöne Grüße an–“ Doch das Freizeichen ertönte, bevor Marie den Satz beenden konnte.



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Sie legte das Handy zur Seite und spürte, wie sich der alte, vertraute Ärger in ihr breit machte. Es war klar gewesen, dass ihre Mutter nicht wirklich Zeit hatte, sich für ihr Leben zu interessieren. Fast genervt über sich selbst, ermahnte sie sich keine Erwartungen mehr an ihre Eltern zu haben.



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In schlechter Stimmung ging sie in die Küche, um sich einen Lern-Snack zu holen. Der Austausch mit ihrer Mutter hatte einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen, den sie irgendwie abzuschütteln versuchte.



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Am Thresen saß Isabel, die sich ebenfalls etwas zu essen zubereitet hatte. Auch ihre Stirn war in tiefe Falten gelegt, als ob sie mit den Gedanken ganz woanders war. Marie konnte nicht sicher sagen, ob Isabels Stress von den anstehenden Prüfungen herrührte oder von der komplizierten On-Off-Beziehung, die sie mit einer älteren Studentin führte – ein Thema, über die sie nur ungern sprach.

Marie trat neben ihre Mitbewohnerin. „Liebe Grüße von meiner Mutter. Anscheinend habt ihr euch schon mal getroffen.“ Sie öffnete den Kühlschrank und griff nach einer Flasche Orangensaft.

Isabel, die gerade einen Bissen von ihrem Sandwich nahm, hob überrascht die Augenbrauen. „Oh wirklich?“ murmelte sie kauend. „Daran kann ich mich gar nicht erinnern.“



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Marie setzte gerade zu einer Ausführung der Anekdote ihrer Mutter an, als plötzlich lautes Geschrei vom zweiten Stockwerk die Stille der Wohnung durchbrach.

Verwirrt warfen sich die beiden einen Blick zu, ehe sie ohne ein weiteres Wort gleichzeitig losstürmten, um herauszufinden, was los war.

Oben angekommen, fanden sie Ella und Florence in einer hitzigen Auseinandersetzung. Die beiden lieferten sich ein Wortgefecht, das so erbittert war, dass Scott und Erik, die daneben standen, verzweifelt versuchten, die Situation zu beruhigen, ohne viel Erfolg.

„Kannst du mir verraten, warum du meine Notizen, die ich EINEN TAG hier im Flur gelagert habe, einfach in den Mülleimer schmeißt?!“ schrie Florence wütend, während eine Ader auf ihrer Stirn pochte. „Wie kommt man auf so eine bescheuerte Idee?!“



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Ella verschränkte die Arme vor der Brust und hob trotzig das Kinn. „Wieso lässt du deine Notizen, wenn sie so wichtig sind, nicht in deinem Zimmer? Und überhaupt, wer schreibt seine Notizen nicht auf dem Laptop? In welchem Jahrhundert lebst du eigentlich?!“

Scott versuchte, Ella zu beruhigen, indem er eine Hand auf ihre Schulter legte, aber sie schüttelte ihn ab, als wäre er eine lästige Fliege.

„Also ist es jetzt meine Schuld, dass du meine Notizen – MEIN EIGENTUM – einfach wegwirfst?! Du hast Recht, es ist meine Schuld!“ Florence lachte bitter. "Ich hätte wissen sollen, dass jemand wie du nicht einmal das Mindestmaß an Menschenverstand besitzt. Deine Eltern haben dich doch nur hergeschickt, damit du dir einen reichen Kerl angelst und eine dumme, gelangweilte Trophy-Frau eines noch dümmeren, langweiligen Typen wirst. Zu mehr wirst du es ohnehin nicht bringen.“

Erik blickte sie verblüfft an. „Woah.“

Stille. Die Luft knisterte förmlich vor Spannung, während alle auf Ellas Reaktion warteten.



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Doch zu aller Überraschung kam keine scharfe Antwort. Stattdessen war in Ellas Gesicht etwas zu sehen, das Marie noch nie an ihr bemerkt hatte – ein Ausdruck tiefen Schocks oder Traurigkeit. Für einen Moment schien es, als würde Ella gleich in Tränen ausbrechen, doch dann wirbelte sie abrupt herum und verschwand in ihrem Zimmer, wobei sie die Tür hinter sich zuschlug. Scott eilte ihr nach, klopfte vorsichtig an die Tür, aber sie blieb fest verschlossen.

In der verbleibenden Stille starrten alle Florence an, als könnten sie nicht glauben, was gerade geschehen war.

Isabel räusperte sich schließlich und brach das Schweigen. „Flo, das war wirklich ein bisschen zu viel…“

Florence funkelte sie wütend an. „Was?! Sie provoziert mich die ganze Zeit, macht sich über mich lustig und sagt mir, ich soll mit irgendeinem Typen schlafen, damit ich mal entspannter bin. Und jetzt bin ich die Böse, nur weil sie einmal heult? Ihr könnt mich alle mal!“



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Mit diesen Worten stapfte auch Florence davon und knallte die Tür ihres Zimmers zu.

Marie, Isabel, Erik und Scott blieben sprachlos zurück. Keiner von ihnen wusste, was sie sagen oder tun sollten.

Nach einer Weile räusperte sich Erik und flüsterte: „Ist jetzt vielleicht der falsche Zeitpunkt, aber hat jemand Lust auf Sushi?“
 
Da herrscht ja ganzschön dicke Luft im Haus. Nicht unbedingt das, was Marie gerade brauchen kann.
Ihre Mutter ist aber ne Nummer. So lange ist Marie doch noch gar nicht auf dieser Uni und ihre Mutter fragt sie schon, ob sie einen Partner gefunden hat? Sollte sie nicht zur Uni gehen, um zu lernen?
 
  • Witzig!
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