Meine Geschichte, Gedichte, Gedanken...

Nihasa

Member
Registriert
März 2003
Alter
40
Ort
Koblenz
Geschlecht
w

Das Fenster

"Wenn man aus dem Fenster sieht, erkennt man erst wie sinnlos das Leben doch ist. Die Menschen gehen an mir vorbei und würdigen mich keines Blickes. Jeden Tag sehe ich sie zur gleichen Zeit. Ich könnte die Uhr danach stellen. Haben die Leute denn nichts anderes zu tun, als ständig hier vorbei zu gehen? Da kommt Frau Müller. Sie geht sicher einkaufen, wie jeden Donnerstag. Nichts ändert sich. Hektisch läuft sie vorbei. In ihrem Gesicht ist nicht die geringste Regung zu erkennen. Dabei müßte sie doch glücklich sein, schließlich wohnt sie in einem schönen, großen Haus. Ihr Mann ist immer auf Geschäftsreise. Also, mit mir könnte er das nicht machen. Wo käme ich denn da hin, wenn mein Mann ständig weg wäre? Wie kann ich denn sicher sein, dass er dort nicht einer anderen schöne Augen macht? Doch sie hat ja das große Haus. Manchmal glaube ich, dass sie ihn nur wegen des Geldes geheiratet hat. Aber das geht mich ja so wie so nichts an. Daniela kommt mit ihrer Gitarre - jetzt müßte es 15.00 Uhr sein. Ein fleißiges Mädchen ist das. Nach der Schule noch etwas anderes machen, als sich vor den Fernseher setzen. Ach - wenn ich nur auch noch so jung wäre. Der Pferdeschwanz, den sie sich heute gemacht hat, steht ihr ja gut. Vor kurzem hat sie sich die Haare rot gefärbt, dabei waren sie früher so schön blond. Manchmal kommt sie an mein Fenster und grüßt mich höflich. Ein richtig nettes Mädchen. Von wem sie das nur hat? Sicher nicht von ihrer Mutter. Die hat mich noch nie gegrüßt. Glaubt sicher, sie sei etwas besseres, nur weil sie in der Stadt arbeitet. Vielleicht kommt Daniela mehr nach ihrem Vater? Er war auch immer so nett, doch ihre Mutter hat sich von ihm getrennt. Damals war Daniela erst 11, armes Mädchen."
"Guten Tag, Frau Hoffman!"
"Guten Tag, Daniela. Gehst du wieder zu deinem Gitarrenunterricht?"
"Ja, ich muß mich aber beeilen. Einen schönen Tag noch."
"Tschüs. - Richte deiner Mutter bitte einen schönen Gruß von mir aus."
"Mach ich."
"Ein wirklich liebes Mädchen.
Und dort kommen ja auch Gisela und Doris. Jede Woche gehen sie zum Frisör. Ich frage mich, woher sie das Geld nehmen, ein Frisörbesuch ist ja auch nicht gerade billig. Überhaupt wachsen doch Haare nicht so schnell, dass man sie ständig schneiden müßte. Ihren Kaffeeklatsch können sie doch auch zu Hause abhalten. Genau so etwas verstehe ich nicht, wie kann man sich nur ständig über andere aufregen. Die haben wirklich nichts anderes zu tun, als Geld ausgeben und über andere Leute lästern. Doris hat schon wieder ein neues Kleid an. Das gibt es doch nicht! Sie gehen einfach vorbei und tun so, als hätten sie mich nicht gesehen. Nur um weiter über mich zu reden. Aber die Beiden können mir einfach nur leid tun. Jede Woche tun sie das gleiche. Das ist doch ein langweiliges Leben."
"Doris, hast du die alte Frau Hoffman gehört? Sie führt wieder Selbstgespräche."
"Ja, schrecklich ist so etwas."
"Keiner kümmert sich um die Frau. In einem Heim wäre sie sicher besser aufgehoben."
"Stimmt."
"Jeden Tag schaut sie aus diesem Fenster und beobachtet die Menschen."
"Hoffentlich werden wir niemals so wie sie."

© Nihasa
 
Du

Du bist ertrunken
in deinen eigenen Tränen.
Starbst ohne es zu merken
und wolltest den Tod nie erwähnen.
Du fielst selbst,
in die Abgründe deiner Seele.
Wenn es zwei Wege gab,
du warst die Person, die den Guten wählte.
Du warst mein Vorbild.
Lerntest mir die Welt ist schön.
Man muß nur weit genug schauen,
dann kann man es sehn.
Sehr wenig war dir heilig,
doch dieses wenige, liebtest du so sehr.
Nun gibst du alles auf.
Seelenverwandter. Ich verstehe dich nicht mehr.
Wie kann das nur sein?
"Kämpfe! Du mußt kämpfen gegen Lügen."
Das waren genau deine Worte.
Nun gehörst du zu denen, die sich selbst betrügen.
Du verirrst dich jetzt,
in deinem selbst erschaffenen Labyrinth
und versichertest mir doch immer,
nur wer die Wahrheit sucht, der gewinnt.
Berge hast du nie versetzt,
denn du konntest über sie fliegen.
Ich weiß nicht warum,
doch du hast dich nun anders entschieden.
Für ein Leben, welches du haßtest.
Du kommst nicht mehr zurück,
Trotz aller Unverständnis wünsche ich dir
in deinem neuen Leben viel Glück.
 
Du darfst frei sein, aber halte dich an die Regeln!


Du darfst sagen, was du willst, solange du nichts damit kritisierst!


Du darfst aussehen wie du willst, doch nur, wenn es allen gefällt!


Du darfst überall hingehen, mußt aber auf unserem Weg bleiben!


Du darfst sehen, was du willst, von dem, was wir dir zeigen!!!


Ja, ich bin frei, nur meine Seele liegt in Ketten...
 
Wunderschön!
Irgendwie weiß ich nicht, wie ich mich ausdrücken soll, aber ich finde, du hast das toll beschrieben, Umwelt und Gefühle.

Deine Azura :hallo:
 
Klasse! Ich bin selbst Schreiberin und weiß wovon ich rede... das muss echt arbeit gewesen sein...
 
Ich danke euch.
Arbeit war es nicht, denn es ist für mich eine Art Tagebuchersatz. Ich brauche das Schreiben zum Leben, irgendwann sprudelt es wieder aus mir heraus und wenn dann kein Stift und Zettel in der Nähe ist, dreh ich durch. :D
 
Nächtlicher Spaziergang

Langsam laufe ich die Straße hinunter Richtung Markt. Gegen das Licht des Vollmondes wirken die Straßenlampen richtig lächerlich. Die Stadt umgibt eine angenehme Ruhe, wie immer um diese Zeit. Das einzige Geräusch, welches ich wahrnehme, ist das, welches meine Absatzschuhe auf dem Kopfsteinpflaster hervorrufen. Hier soll er auch entlang geritten sein, der Reiter ohne Kopf.
Eine ältere Frau hatte mir diese Sage früh an der Bushaltestelle erzählt und diese Geschichte hatte mich den ganzen Tag nicht wieder losgelassen. Nacht für Nacht, auch heute noch, soll er reiten, bis hinter nach Annaberg und weiter nach Thüringen. Einen schaurigen Anblick muß er bieten. Seinen Kopf hat er hinten an den Sattel geschnallt und auf seiner Schulter sitzt eine Krähe.
Die Frau warnte mich noch nach Mitternacht auf die Straße zu gehen, denn jeder der ihn sieht sei des Todes.
Mittlerweile bin ich am Bahnübergang angelangt. Von hier aus erkenne ich bereits die Kirche. Kurz vor halb zwei zeigt ihre Uhr an, doch vom Reiter sehe ich noch nichts. Ich beschließe in den Park zu gehen um auf ihn zu warten. Hier gibt es keine Laternen und auch der Mond hat Mühe durch die Baumkronen die schmalen Wege zu erhellen. Ich setze mich auf einer der Bänke und beobachte einen sich im Wind wiegenden Ast.
Die Kirchglocke schlägt zwei. Wird er doch nicht kommen? Ich beginne laut zu lachen, mich auszulachen. Es ist doch nur eine Sage rufe ich mir ins Gedächtnis zurück. Nur eine Sage - so einfach wird man es mir nicht machen.
Ich stehe von meiner Bank auf und trete den Heimweg an. In der Ferne höre ich eine Krähe schreien.

© Nihasa
 
Klasse!!! Ehrlich toll, so düster irgendwie....

:)
 
Danke Dir! Es muntert auf weiter zu schreiben. Und ich habe auch Geschichten, die nicht "düster" sind. ;) Diese hier zum Beispiel.
Freue mich immer wieder sehr über Kommentare.

Aneinander vorbei

"Seltsam", meinte er und untersuchte weiter den Backofen. Erst vor ein paar Minuten qualmte es aus seiner Öffnung und gab keinen Blick in sein Inneres frei. Doch nun lichtete sich langsam der Rauch und er konnte sein Mittagessen herausholen. "Toll", stammelte er weiter und beäugte die halb verbrannte Pizza. Nun lag sie auf dem Abtropfbecken der Spüle. Eigentlich hätte er sie wohl weiter in den Müll befördert, doch unter gegebenen Umständen, mit diesem Hunger und dem lästigen Knurren im Magen, beschloß er wenigstens die Hälfte, die noch leicht nach Pizza aussah zu versuchen. Der erste Biss lies sein blasses Gesicht zu einer Grimasse verzerren, aber tapfer schluckte er das harte, schwarze Stückchen hinunter. Wieder führte er die Hälfte zum Mund, doch hielt in seiner Bewegung inne. Das verkohlte Etwas fiel auf den Teller, über den Tellerrand. Krümel verteilten sich auf dem Tisch, fielen auf den Teppich. Sein leerer Blick wechselte abwechselnd zwischen Tisch und verschmutzten Boden. Eine Träne fand unbemerkt den Weg über seine Wange.
Ein häßliches Klingeln durchdrang die bedrückende Situation. Langsam, die Hand auf den Tisch gestützt, das Knirschen zwischen seinen Fingern, ging er zum Telefon. Ein weiteres mal läutete es. Zögernd hob er den Hörer beim dritten mal ans Ohr und lies ein einfaches "Ja?" über seine Lippen gleiten.
"Hi, habe lange nichts mehr von die gehört. Wie geht`s dir?"
"Gut, danke. Und dir?"
"Auch gut. Ich wollte fragen, ob ich dich morgen vielleicht auf einen Kaffee einladen könnte."
"Hm... Morgen ist es ungünstig. Wie wäre es mit nächstem Wochenende?"
"Schade. Nein, da habe ich keine Zeit. Und das Wochenende darauf?"
"Am besten ich rufe dich später zurück, wenn ich hier keinen Streß mehr habe, ok?"
"Ja, klar, gerne."
"Ok, dann bis demnächst."
"Ok, machs gut"
Traurig legte sie den Hörer auf die Gabel. Die durchnäßte Hausarbeit auf dem Tisch legte sie zum Trocknen auf die Heizung. Nun begann sie langsam die Scherben der Vase vom Boden aufzulesen.

© Nihasa
 
Hm... die anderen fand ich besser... diese wirkt so zusammenhanglos (ist nicht böse gemeint!)
 

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