Felicitas
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Hallo
Als ich eben mal meine Unterlagen durchgeblättert habe, hatte ich den folgenden Lehrvertrag entdeckt.
Wenn ich diesen Lehrvertrag lese, denke ich, dass wir trotz der doch sehr schlechten Ausbildungssituation zur Zeit, Glück haben, dass wir nicht mehr zu der damaligen Zeit leben.
Ehrlich gesagt kann ich mir gar nicht wirklich vorstellen, wirklich 7 Tage die Woche zu Arbeiten und nur jeden 2 Sonntag frei zu haben (bzw. den anderen Sonntag nur um zu dem Gottesdienst zu gehen frei haben).
Wie seht ihr das? Könntet ihr euch vorstellen, solch einen Vertrag einzugehen?
Als ich eben mal meine Unterlagen durchgeblättert habe, hatte ich den folgenden Lehrvertrag entdeckt.
- Eduard Groos in Grünberg einerseits und Philipp Walther in Biedenkopf andererseits haben folgende Übereinkunft getroffen:
- Groos nimmt den Sohn des Philipp Walther mit Namen Georg auf vier Jahre, und zwar vom 15ten Oktober 1864 bis dahin 1868, als Lehrling in sein Geschäft auf.
- Groos macht sich verbindlich, seinen Lehrling in Allen dem, was in seinem Geschäft vorkommt, gewissenhaft zu unterrichten, ein wachsames Auge auf sein sittliches Betragen zu haben und ihm Kost und Logis in seinem Haus frei zu geben.
- Groos gibt seinem Lehrling alle 14 Tage des Sonntags von 12 bis 5 Uhr frei; dabei ist es gestattet, dass er auch an dem Sonntage, wo er seinen Ausgangstag nicht hat, einmal den Gottesdienst besuchen kann.
- Groos verzichtet auf ein Lehrgeld, hat aber dagegen die Lehrzeit auf vier Jahre ausgedehnt.
- Walther hat während der Lehrzeit seines Sohnes denselben in anständiger Kleidung zu erhalten und für dessen Wäsche besorgt zu sein.
- Walther hat für die Treue seines Sohnes einzustehen und allen Schaden, der derselbe durch bösen Willen, Unachtsamkeit und Nachlässigkeit seinem Lehrherren verursachen sollte, ohne Einrede zu ersetzen.
- Der junge Walther darf während der Dauer seiner Lehrzeit kein eigenes Geld führen, sondern die Ausgaben, welche nicht von seinem Vater direkt bestritten werden, gehen durch die Hände Lehrherrn und der Lehrlinge hat solche zu verzeichnen.
- Hat der junge Walther seine Kleidungsstücke und sonstige Effekten auf seinem Zimmer zu verschließen, aber so, dass sein Lehrherr davon Kenntnis hat und diese solche von Zeit zu Zeit nachsehen kann, so oft es diesem gewahrt ist, um ihn gehörige zu überwachen.
- Darf der Lehrling während seiner Lehrzeit kein Wirtshaus oder Tanzbelustigung besuchen, er müsste denn ausdrücklich die Erlaubnis hierzu von seinem Vater oder Lehrherrn erhalten haben und dann besonders darf er auch nicht rauchen im Geschäft oder außer demselben, es bleibt ganz untersagt.
- Wenn der junge Walther das Geschäft des Groos verlässt, so darf dieser in kein Geschäft in Grünberg eintreten, ohne dass Groos seine Erlaubnis dazu gibt.
- Zur Sicherstellung, dass beide Teile diese Übereinkunft treulich halten und erfüllen wollen, ist dieser Contract doppelt ausgefertigt. Jedem ein Exemplar eingehändigt und unterschrieben worden.
Wenn ich diesen Lehrvertrag lese, denke ich, dass wir trotz der doch sehr schlechten Ausbildungssituation zur Zeit, Glück haben, dass wir nicht mehr zu der damaligen Zeit leben.
Ehrlich gesagt kann ich mir gar nicht wirklich vorstellen, wirklich 7 Tage die Woche zu Arbeiten und nur jeden 2 Sonntag frei zu haben (bzw. den anderen Sonntag nur um zu dem Gottesdienst zu gehen frei haben).
Wie seht ihr das? Könntet ihr euch vorstellen, solch einen Vertrag einzugehen?