Fotostory Tiefer als der Schmerz ♦ abgeschlossen ♦

ach, das klingt aber alles nicht gut.

zwar ein schönes "abschluss-zum-wiederanfangen" kapitel, aber irgendwie lässt es einen doch mit der frage stehen, was denn nur los ist mit jess.
und letztendlich gibt es ja nur wenige möglichkeiten - er könnte tot sein, die stadt verlassen haben, unter anderem namen einen entzug machen, entweder in der stadt oder woanders... argh!
ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.
entschuldige, dass ich zum (zu den) letzten kapitel nichts geschrieben habe... war in der tat sehr eingespannt.

ich hoffe du hattest schöne weihnachten und wünsche dir bei dieser gelegenheit schonmal einen guten rutsch ins neue, hoffentlich weiterhin fortsetzungsreiche jahr!
alles gute für dich!
:hallo:
 
Sehr schönes KApitel.
ICh weis leider nicht was ich sonst noch sagen soll es ist einfach toll.
Ja das war es auch schon.
 
Ich wünsche es Tessa von Herzen, dass sie wieder Fuss fassen kann in ihrem eigenen Leben. Es ist völlig verständlich, dass es ihr flasch vorkommt einfach so weiter zu machen wie bisher. So, als wäre nie etwas geschehen. Als hätte es Jess nie gegeben?! Die Gedanken Tessas sind nachvollziehbar.
Aber dennoch sollte sie sich darüber klar werden, dass es wirklich so ist, wie ihre Freundin Monika sagt. Jess würde nie wollen, dass Tessa alles aufgibt und ihr Leben in den Sand setzt. Damit würde sie niemanden einen Gefallen tun. Jess nicht und erst recht nicht sich selbst. Ihr normales Leben ist genau das, was Tessa jetzt braucht. Eben so etwas wie Normalität, Alltag....das führt sie zurück auf ihren Lebensweg. Er wird nie mehr so sein wie vorher. Die Erfahrungen haben sie geprägt, verändert und erwachsen werden lassen. Sie hat so viel erlebt, dass wird sie immer bei sich tragen. Sie kann ihren Lebensweg ganz anders in Angriff nehmen als vorher. Mit mehr Selbstbewusstsein, mehr Ehrgeiz.....vieles wird einfacher, als es sonst gewesen wäre. Weil ihr Kleinigkeiten längst nicht mehr so schlimm erscheinen werden. Sie kennt nämlich auch die andere Seite des Lebens.
Jess hat sie geprägt, er ist immer bei ihr. Das ist doch auch sehr wichtig. Und die Hoffnung, dass sich beider Wege mal wieder kreuzen, ist immer da. Das gibt ihr hoffentlich auf Dauer Mut, ihren Zielen treu zu bleiben.
Du hast toll geschrieben, gerade jetzt zu Jahresende ist Hoffnung ein wichtiges Wort. Man denkt sehr viel nach und geht auch teilweise neue Wege....in Prinzip passt die Stimmung in der Story sehr gut zu uns selbst gerade.
Schön geschrieben, passende und natürliche Fotos. Dickes Lob von mir zum Jahresende und das aus ganzem Herzen.
Auch meiner Innad eine besinnlichen Jahresabschluss und für das neue Jahr all das, was dich glücklich macht. Mögen sich deine Träume erfüllen!!! Bleib gesund und genauso, wie du bist! Ich möchte dich nie mehr missen. *knuddel*

Deine Chrissy
 
458749224979866: Erstmal Dir ein frohes Neues Jahr, ich hoffe, Du hast es gut angefangen! :hallo:Ja, Du hast recht, es ist ein bittersüßes Kapitel - irgendwie schön und doch nicht schön, weil die Frage, wo Jess ist, immer noch offen bleibt. Aber ich kann schonmal so viel verraten, dass diese Frage erst einmal auch noch offen bleiben wird, zumindest ein kleines Weilchen... vielleicht auch noch länger... :rolleyes: Mal sehen =)
Die Möglichkeiten, wo Jess steckt, sind ja in der Tat nicht allzu groß... eine davon muss ja richtig sein, aber welche, das verrate ich natürlich noch nicht. Aber ihr werdet es erfahren!
Danke für Deinen lieben Kommi und Deine guten Wünsche! :)


sasispatz:
Vielen Dank für Deinen lieben Kommi und auch Dir ein frohes Neues Jahr!


FunnyChrissy
: Ja, Du hast recht, es macht natürlich keinen sinn, wenn Tessa ihre Ziele Jess zuliebe nicht weiterhin verfolgt, eben weil sie damit weder sich noch ihm helfen wird, ganz im Gegenteil sogar. Aber es ist natürlich auch klar, dass man sich fragt, ob man denn einfach so weiterleben darf. Tatsache ist leider nur, dass sie einfach keine Chance hat, mehr zu tun, als sie getan hat. Sie hat keine Chance, Jess zu finden, so wie die Lage zurzeit ist :(
Was sie mit Jess erlebt hat, das wird sie trotzdem geprägt habe, das sehe ich genauso. Ob daraus nun mehr Ehrgeiz resultiert, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall mehr Selbstvertrauen und mehr Relation, so wie Du ganz richtig geschrieben hast - sie sieht die Welt nun aus einem ganz anderen Blickwinkel.
Ich hoffe, Du bist gut ins Neue Jahr gerutscht und Deine erkältung hat sich inzwischen von dannen gemacht! Auch Dir wünsche ich alles Gute und Liebe, auch nochmal auf diesem Wege, und dass dieses JAhr Dir das bringen mag, was Du Dir am meisten wünschst, ersehnst und brauchst! :)
*knuddel*



ALL:
So, heute geht es weiter - die erste FS 2008 sozusagen :D
Ich wünsche euch viel Spaß damit! :hallo:
 
Kapitel 45
Neue Freundschaften




In der Nacht schlief Tessa unruhig. Immer wieder geisterten Bilder von Jess durch ihre Träume, vermischt mit der wütenden Fratze von Niklas, Erinnerungsfetzen an ihre Abiturzeit und seltsamen Bildern im Zusammenhang mit der Universität.
Als sie am Morgen aufwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Mit etwas MakeUp schaffte sie es jedoch, sich einigermaßen frisch aussehen zu lassen. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass der Schnee über Nacht vollkommen getaut war. Die Bäume hatten sich bereits mit einigen Blättern geschmückt und das Gras leuchtete grüner denn je.
Irgendwie schien das ein gutes Omen zu sein, dachte Tessa sich und machte sich auf den Weg zum Campus.
Einige Minuten später stand sie vor dem großen, rot verklinkerten Gebäude und verharrte einen Moment unschlüssig.

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Hinter ihr ertönte das beruhigende Plätschern des großen Springbrunnens, der sich in der Mitte des Vorplatzes befand. Tessa atmete tief ein und aus. Sie fühlte sich mit einemmal wieder sehr nervös und unruhig. Für einen Moment blitzten die Bilder der letzten Monate durch ihren Kopf. Als sie sich vor mehr als einem Jahr hier beworben hatte, schien sie ein völlig anderer Mensch gewesen zu sein. Passte dies alles denn jetzt noch zu ihrem Leben?
Sie dachte an Jess und daran, dass er eine solche Chance nie bekommen hatte – eine Ausbildung, eine gesicherte Zukunft.
Der Gedanke an Jess löste gleichzeitig wieder Wehmut und Trauer bei ihr aus. Wie so oft jagte die Frage durch ihren Kopf, ob sie nicht noch mehr hätte tun können, um ihn zu finden. Doch immer wieder musste sie sich eingestehen, dass ihr die Hände gebunden waren… er blieb verschwunden.
„Ich muss diese Gedanken jetzt zur Seite schieben“, flüsterte etwas in ihr. „Wenn ich weiter daran denke, werde ich mich auf der Stelle umdrehen und nach Hause laufen, weil ich weinen muss und keine Kraft mehr haben werde, etwas anderes zu tun als zu weinen oder mir den Kopf zu zerbrechen.“ Sie verschränkte wie zum Trotz gegen ihre eigenen Gedanken die Arme und holte noch einmal tief Luft.

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Dann setzte sie sich in Bewegung und betrat das Gebäude. Hier herrschte bereits ein reges Treiben, unzählige Studenten liefen an ihr vorbei, lachten miteinander und tratschten. Tessa fühlte sich für einen Moment ziemlich unsicher und einsam. Ein Blick auf ihren Zettel verriet ihr, dass ihr Kurs im zweiten Stock stattfand. Nach einigem Suchen hatte sie schließlich den Raum gefunden und nahm in der ersten Reihe Platz. Der Saal war zuerst noch recht leer, doch es dauerte nicht lange, bis weitere Studenten ankamen und sich auf den Plätzen verteilten. Ein blondes Mädchen fragte Tessa freundlich, ob neben ihr noch frei wäre und Tessa bejahte. Bevor sie aber noch ein weiteres Wort mit ihrer Tischnachbarin wechseln konnte, erschien der Dozent und die nächsten anderthalb Stunden war Tessa zu konzentriert auf das, was er erklärte. Als er schließlich den Raum verließ, blieben Tessa und ihre Sitznachbarin, sowie zwei Mädchen am Nebentisch noch einen Moment sitzen, um ihre Notizen zu vervollständigen. Der Rest der Studenten verließ murmelnd den Raum, bis wieder Stille einkehrte. Fast zur selben Zeit packten die vier Mädchen ihre nun vollgeschriebenen Notizblöcke ein und als Tessas Blick den ihrer Tischnachbarin traf, lächelte diese ihr zu und sagte: „Ganz schön viel, was wir uns nun merken müssen, was? Ich bin übrigens Susanne.“

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Tessa lächelte zurück. „Ich bin Tessa und was deine Frage betrifft… Oh ja, mir brummt der Schädel. Ich hoffe, dass ich mir all diese neuen Dinge bald vertraut machen kann. Im Moment glaube ich noch, es erschlägt mich förmlich. Ich habe keine Ahnung, wie ich das mit dem Zusammenstellen des Stundenplans hinkriegen soll. Du?“
Susanne schüttelte lachend den Kopf. „Nicht wirklich!“ Sie wandte sich den beiden Mädchen am Nachbartisch zu.
„Wie ist es mit euch? Wisst ihr nun, wie ihr den Stundenplan zusammenstellt? Ich bin übrigens Susanne und das hier ist Tessa.“

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Das schwarzhaarige Mädchen vom Nachbartisch lächelte.
„Hallo, ich bin Anna. Und ich glaube, das mit dem Stundenplan hört sich wirklich einfach nur kompliziert an, ist es aber gar nicht. Meine Cousine hat auch hier studiert und hat mir im Vorfeld nämlich schon einiges erzählt. Keine Bange, in einer Woche kennen wir uns hier bestimmt schon super gut aus und was jetzt noch neu und mächtig erscheint, ist dann ganz normal für uns.“

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„Das hoffe ich!“ seufzte Tessa.
Das Mädchen, das neben Anna saß, lachte leise. „Ich bin Felicitas, aber nennt mich ruhig Feli. Ich gebe dir völlig recht, Tessa – ich bin da auch nicht ganz so optimistisch wie Anna.“ Sie zwinkerte und Tessa fiel auf, mit welcher enormen Lebensfreude ihre Augen funkelten. Für einen Moment fragte sie sich traurig, ob ihre Augen jemals wieder so freudig würden funkeln können und ob man ihr das, was geschehen war, eigentlich in irgendeiner Form anmerken mochte?
Felis fröhliche Stimme riss sie sofort wieder aus ihren Gedanken.
„Sag mal, Anna, wie wäre es, wenn wir unsere Stundenpläne einfach alle mit dir zusammen erstellen, wäre das in Ordnung für dich? Ich meine, du scheinst als einzige von uns einigermaßen verstanden zu haben, worauf wir achten müssen – und vielleicht könnten wir unsere Kurse dann ja auch zusammen besuchen, nun, da wir uns schon kennen.“

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Tessa nickte eifrig und strich sich die beiden widerspenstigen Haarsträhnen, die sich bereits wieder aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatten, aus dem Gesicht.
„Das wäre toll, Anna!“ pflichtete sie Feli bei. Auch Susanne nickte eifrig.
„Wäre das möglich, Anna? Ich habe wirklich keine Ahnung, wo ich mit dem Stundenplan anfangen soll oder wie ich das Ganze kombinieren sollte…“

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Anna lachte. „Ich hoffe, ihr erwartet nicht zu viel von mir, ich weiß auch nicht alles und habe nicht alles ganz genau verstanden. Aber natürlich werde ich gerne versuchen, euch zu helfen! Wie wäre es, wenn wir jetzt einfach zusammen runter in die Bibliothek gehen und direkt anfangen?“

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Die drei Mädchen stimmten sofort zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Bibliothek.


Es dauerte nicht lange und aus den vier jungen Frauen war ein eingeschworenes Quartett geworden. Sie hatten ihre Stundenpläne so erstellt, dass sie die meisten Kurse gemeinsam besuchen konnten.
So kam es, dass sie auch die Zeiten zwischen den einzelnen Kursen und Seminaren meist gemeinsam verbrachten, um zu lernen oder einfach ein wenig zu tratschen.
Wenige Wochen später saßen sie darum wieder einmal zu viert in einer abgeschiedenen Ecke der Bibliothek und lernten.

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Tessa blieb ein Stück entfernt am Bücherregal, aus dem sie gerade die geeignete Fachliteratur ausgesucht hatte, stehen und beobachtete die drei jungen Frauen, welche mit den Köpfen über ihre Notizen gebeugt saßen.
Ein Lächeln flog über ihr Gesicht. Noch vor wenigen Wochen hatte sie sich völlig einsam und isoliert gefühlt und nun hatte sie gleich fünf gute Freundinnen um sich – wenngleich Monika auch immer noch ihre beste war und dies wohl auch immer bleiben würde. Zuviel verband die beiden Frauen miteinander, was niemand anders jemals würde verstehen können.
Ein schmerzlicher Stich machte sich in Tessas Brust breit. Sie blieb weiter am Bücherregal stehen. Schon oft hatte sie in den letzten Tagen die Frage beschäftigt, ob sie ihren neuen Freundinnen von Jess erzählen sollte oder nicht.
Hatte sie nicht eigentlich die Vergangenheit gelehrt, dass sie Jess nicht mehr verheimlichen sollte? Doch sie musste sich eingestehen, dass es nicht einfach war, offen über das zu sprechen, was geschehen war.

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Vielleicht wäre es anders, wenn sie noch immer mit Jess zusammen wäre… doch inzwischen war es Mitte Mai und Jess blieb nach wie vor verschwunden. Sie hatte alles versucht, ihn zu finden… er blieb verschwunden. Sie hatte eine Weile die irre Hoffnung in ihrem Herzen gehabt, Jess könne nicht die Stadt verlassen, sondern einen erneuten Entzug in einer Klinik angefangen haben. Doch seit Jess ihre Wohnung an jenem Februartag verlasse hatte, waren mehr als drei Monate vergangen… hätte er tatsächlich einen Entzug begonnen und geschafft, dann hätte sie schon längst etwas von ihm hören müssen. Tessa seufzte schwer.
Sie musste sich damit abfinden, dass sie Jess vermutlich niemals wiedersehen würde.
Und noch war alles, was mit ihm und ihrer gemeinsam Zeit zu tun hatte, einfach ein viel zu kostbares Stück Erinnerung, als dass sie es leichtfertig jemand anderem als Monika und der Selbsthilfegruppe, die sie immer noch hin und wieder besuchte, hätte mitteilen können.
Nachdenklich schweifte ihr Blick über die drei jungen Frauen am Tisch. Würden sie es verstehen? Würden sie Jess verurteilen, so wie ihre Mutter es getan hatte? Oder Niklas?
Die Erinnerung an die Reaktionen ihres damaligen Geständnisses waren ihr immer noch allzu gegenwärtig.

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Langsam schüttelte Tessa den Kopf. Nein, sie konnte es ihnen nicht erzählen… noch nicht. Jess war ein Teil ihrer Vergangenheit, und doch gehörte er immer noch zu ihrer Gegenwart dazu. Er war ein Teil ihres Schicksals und ihrer Lebensgeschichte. Doch was viel entscheidender war – er war in ihrem Herzen. Und noch schien gerade jenes viel zu wund und empfindsam, als dass es eine erneute Enttäuschung oder die Beschmutzung all ihrer kostbaren Erinnerungen an ihren geliebten Jess hätte ertragen können.
Die Zeit war noch nicht reif.
„He Tessa – sag mal träumst du?“ riss Feli´s aufgeweckte Stimme Tessa aus ihren Gedankengängen.
„Nein – nein… ich komme schon.“
Eilig setzte sich Tessa wieder an den Tisch und konzentrierte sich auf den Stoff, den sie durchnahmen.
Nach einer weiteren Stunde stand Feli schließlich auf und sagte: „Wisst ihr was, Mädls, ich glaube, für heute haben wir genug getan. Wie wäre es, wenn das Lernen für heute lassen und gemeinsam ein leckeres Eis essen gehen?“

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Anna lachte. „Das ist die beste Idee des Tages!“
Lachend schlugen die Mädchen ihre Bücher zu und machten sich auf den Weg zur Eisdiele.
Und wie so oft in den letzten Wochen gelang es Tessa auch heute wieder, für den Rest des Tages die traurigen Gedanken zu vergessen und tatsächlich etwas wie… ja, etwas wie Freude zu empfinden.
Und so wie die Knospen an den Bäumen unter der wärmenden Kraft der Sonne aufzuspringen begannen, schien auch der Panzer um ihr Herz, den die letzten Monate mit Jess darum gelegt zu haben schienen, immer mehr aufzuweichen… und Freude in ihr Leben zurück zu kehren… auch wenn sie Jess niemals vergessen würde.


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Fortsetzung folgt.
 
Wow,sehr schönes Kapitel.
Sehr schön das Tessa Freundinnen gefunden hat.
Ich glaube Tessa und Jess werden auch am Ende
glücklich verheiratet mit ihren Kindern und so sein.
 
Mensch...*Tränchen wegwisch*....das war so voller Hoffnung und auch wieder so traurig. Gerade das Foto am Schluss versinnbildlich wunderschön, wie es Tessa wohl gerade geht.
Ich finde es gut, dass sie nun ihr gewohntes Leben wieder aufgenommen hat. Ein Stück Normalität, auch wenn es NIE mehr so wie früher sein wird. Da ist immer wieder Jess in ihren Gedanken. Ich denke, die Ungewissheit ist das Allerschlimmste für Tessa. Nicht zu wissen, WAS, WIESO, WARUM!? Das ist einfach irre schlimm.
Jedenfalls ist es toll, dass sie so schnell gute Freundinnen gefunden hat. Genau das ist es, was sie braucht. Was sie oben halten und ihr immer wieder einen Stoss geben wird. Alltag - Normalität - Leben!!! Tessa braucht das ganz dringend, dass merkt man deutlich.
Klar grübelt sie noch dauernd über Jess nach, dass ist völlig normal. Ich denke mal, mit der Zeit wird das dann auch erträglicher und Jess bleibt eine schöne Erinnerung. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass du ihn nicht nur eine Erinnerung bleiben lässt...*zwinker*.
Jedenfalls freue ich mich, dass Tessa nicht aufgibt und weiter ihren Weg geht. Ihre Stärke kann man echt nur bewundern.
Ganz toll geschrieben mit super schönen Fotos.
 
Hallo, ich habe deine FS eben komplett gelesen und ich muss sagen das ich total begeistert bin! mal abgesehen von den wirklich gut gemachten bildern hat mich der text den du geschrieben hast noch mehr in den bann gezogen. So wie du schreibt, mit viel liebe zum detail geht man davon aus, das du dich mit diesem thema lenge und intensiv beschäftigt haben musst. Ich weiss aus eigener erfahrung (alk)wie schwer ein entzug ist auch wenn meine erfahrungen bei weitem nicht mit dem zu vergleichen sind was Jess und auch viele im realen leben da durchmachen!
Ich kann nur sagen ich bin tief beeindruckt von deiner story und sie hat mich auch an meine "aktive" zeit erinnert und daran wie schwer es gewesen sein muss mit mir klarzukommen!Ich habe den absprung geschafft, ich kann nur für Tessa hoffen das es Jess auch schaffen wird auch wenn er jetzt vllt irgendwo da draussen ist!
Ich werde auf jeden fall wieder reinlesen!!!
LG

MajorKira
 
@sasispatz: Hihi, da hast Du ja eine optimistische EInstellung, was das Ende der Story angeht, vor allem, wo es danach doch gerade gar nicht aussieht.
Ja, es ist gut für Tessa, endlich Freundinnen zu haben- nicht nur Monika, sondern auch noch andere Mädls, mit denen sie sich austauschen kann!
Danke für Deinen Kommi!


@FunnyChrissy:
Du hast recht, Tessa braucht jetzt ein bißchen Alltag, normales Leben. Sie kann nicht stehenbleiben. Sie MUSS weitergehen. Es wird ihr nichts nutzen, ihr Leben nun nicht mehr zu leben. Davon kommt auch Jess nicht mehr zurück. Er ist fort, wo auch immer (ich weiß es :lol:) und sie kann einfach nichts machen, um ihn zu finden. Klar, sie wird immer an ihn denken. Aber sie ist noch so jung, zu jung, um sich "nur" deshalb aufzugeben. Was sie mit und durch ihn erfahren hat, hat sie geprägt, sie kann es mitnehmen.
Und neue Freundschaften sind ganz wichtig für sie. Die Frage ist nur, ob sie der Wahrheit standhielten...
Danke für Deinen Kommi!


@MajorKira:
Oh, ein neues Gesicht, wie schön, gerade zurzeit, wo die Kommis hier ja wirklich wieder ziemlich zur aussterbenden Gattung gehören! :)
Dass Du ähnliches erlebt hast, das tut mir leid. Ich selbst habe mit dem Thema wirklich noch keine Erfahrungen, weder selbst noch im Umkreis, aber ich hab mich ein wenig reingelesen, das stimmt!
Es freut mich, dass Dir die Story so gut gefällt und Du weiterhin mitlesen willst!
Danke für Deinen Kommi!!!



@ALL:
So - wir machen heute einen deutlichen Zeitsprung! Ich hoffe, es gefällt euch und dass die/der ein oder andere auch einen Kommi da lässt ;) das wär klasse! :)
 
Kapitel 46
Keine Macht den Drogen




Dumpfe Beats waberten durch den Raum. Sie erfüllten den Körper, berührten ihn an den Fußsohlen und Zehenspitzen, breiteten sich in tiefer Vibration über die Beine aus und fanden sich dann schließlich in der Magengegend ein, wo sie einen wohlig-schaurigen Schauder auslösten.
Zu dieser Musik konnte man nichts anderes tun als zu tanzen, tanzen, tanzen!

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Völlig losgelöst von dem, was der Alltag einem sonst brachte. Von Sorgen und Ängsten, von Bedenken und Abwägungen. Es gab nur noch die Musik, die sanften Vibrationen in der Magengegend, die aufgestellten feinen Härchen an den Armen und das wohlige Gefühl, sich endlich einmal wieder so richtig fallen zu lassen.
Es war Sommer, und man durfte unbekümmert sein!
Der Schweiß rann den Mädchen den Rücken herunter, doch sie spürten es nicht, es kümmerte sie nicht. Viel zu sehr waren sie in ihrem hingebungsvollen, fröhlichen Tanz versunken.

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Sie musste zugeben, dass sie dies noch vor wenigen Wochen für unmöglich gehalten hätte. Unmöglich, jemals wieder solch eine Freude zu spüren. Jemals wieder solch eine Lebenslust zu spüren. Jemals etwas anderes zu empfinden als Verlust und Trauer und Angst.

Doch es war möglich. Es war nicht immer so. Es gab auch andere Zeiten. Aber sie wurden weniger und weniger. Es war das Leben, das zurückkehrte. Die Akzeptanz, dass nichts mehr zu ändern war und man nichts tun konnte als das, was geschehen war, für sich zu nutzen. Die Samen, welche in jener Zeit gesät wurden, nun zu hegen und zu pflegen, so dass sie ihre Früchte trugen.
Und das war bei Tessa geschehen. Selbst ein Blinder hätte es sehen können… denn sie hatte nichts mehr mit dem Mädchen gemein, das sie vor einem Jahr gewesen war.

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Sie hatte sich verändert, oh ja – sie war erwachsen geworden. Aber viel wichtiger noch war die Tatsache, dass sie Erfahrungen gemacht hatte, die viele in ihrem Alter nicht einmal ansatzweise hatten machen können. Sie hatte geliebt, einen Menschen, den zu lieben nicht leicht gewesen war. Sie hatte Elend gesehen und Leid. Sie hatte verstanden, dass es nicht allen Menschen so gut ging wie ihr selbst. Sie hatte erfahren, wie schnell die banalsten Dinge einen Menschen zerstören können. Sie hatte gelitten. Sie hatte gelacht. Sie hatte geliebt.
Und nur das hatte sie zu dem Menschen gemacht, der sie heute war.
Ihre Veränderung war nicht nur innerlich von statten gegangen. Vor wenigen Wochen war sie eines Morgens aufgestanden und hatte in den Spiegel gesehen und sich nach einer Veränderung gesehnt. Ihre Haare hatte trug sie nun meist offen und länger und die Farbe war dunkler geworden – sie wirkte damit wie ein anderer Mensch, zumindest sagte ihr das jeder.
„Und, Tessa – ich hab dir doch gesagt, dass es eine gute Idee ist, hier her zu kommen! Du hättest schon viel früher einmal mit uns in die Disco kommen sollen!“ rief ihr Susanne lachend zu.
Tessa nickte. „Ja – du hast recht. Es macht wirklich Spaß und es tut gut, mal wieder rauszukommen, besonders nach diesen ganzen Prüfungen in den letzten Tagen!“

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„Das kannst du laut sagen!“ rief Feli ihr zu, die das Gespräch mitgehört hatte. „Ich bin total fix und alle, ich freue mich wie eine Irre auf die Semesterferien! Fast drei Monate ohne Lernen, ohne Unterricht, ohne frühes Aufstehen…!“
„Fast!“ korrigierte Anna laut kreischend, um die inzwischen wieder anschwellende Musik zu übertönen. „Denk an deine Hausarbeit für Professor Schmitz!“
Genervt verdrehte Feli die Augen. „Da kann ich auch noch Anfang Oktober dran denken! Jetzt hab ich erstmal Ferien! Kommt… lasst uns mal eine Pause einlegen!“
Tessa, Anna und Susanne folgten Feli auf die grün gepolsterte Sitzreihe, die am Rande der Tanzfläche montiert worden war und auf der sich die vier jungen Frauen erschöpft niederließen.

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„Tanzen ist ganz schön anstrengend!“ stellte Susanne fest und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich glaube, ich werde alt!“
Diese Feststellung hatte sie mit solcher Ernsthaftigkeit von sich gestoßen, dass die ihre drei Freundinnen laut zu lachen begannen.
Nach einer Weile, in der sie sich laut über die Musik hinwegbrüllend unterhalten hatten, stand Feli plötzlich auf und sagte: „Ich muss mal raus…“, wobei sie Anna und Susanne einen vielsagenden Blick zuwarf.
Dann verschwand sie in Richtung Vorraum.

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Nachdenklich sah Tessa ihr nach, während Susanne den freigewordenen Platz auf der Bank besetzte und zu Tessa hin aufrückte.
„Was ist los mit ihr?“ fragte Tessa und sah Susanne an. „Ist ihr schlecht?“

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„Ach nein…“, erwiderte stattdessen Anna neben ihr. „Sie muss eben nur mal schnell an die frische Luft… eine rauchen oder so.“
„Feli raucht?“ erwiderte Tessa mit hochgezogenen Augenbrauen. „Das hab ich noch nie gesehen. Auf dem Campus hat sie nie geraucht…“
Sie sah Susanne fragend an. „Ist sie nur eine Gelegenheitsraucherin?“
„Sozusagen…“, erwiderte diese und wirkte auf einmal etwas ungemütlich.


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Tessa schluckte und merkte, dass ihre neue Freundinnen ihr irgendetwas verschwiegen.
„Was ist denn los? Gibt es etwas, das ich wissen sollte?“
„Naja…“, erwiderte Susanne langsam. „Ich dachte eigentlich, du hättest das schon mitbekommen… aber vielleicht hat Feli dir auch nie etwas gesagt, weil sie weiß, dass du dazu eher negativ eingestellt bist… zumindest nach manchen Gesprächen zu diesem Thema zu urteilen… was nicht heißen soll, dass es mir anders ginge… ich seh das ganz ähnlich…“

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Tessa sah sie verwirrt an. „Wovon bitte sprichst du denn?“
„Naja – natürlich raucht Feli, aber sie raucht etwas, das sie nicht HIER rauchen kann … oder eher darf… verstehst du?“
Tessa sah Susanne immer noch ratlos an, doch dann begriff sie.
„Du… du meinst… Feli… sie raucht… Haschisch??“
„Genau…“, erwiderte Susanne und starrte auf ihre Fußspitzen. „Aber sie hängt es natürlich nicht an die große Glocke…“
Entsetzt starrte Tessa Susanne an, während Anna im Hintergrund sagte: „Och, Susanne – das hätte Feli ihr doch auch selbst sagen können…“

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Tessa schluckte, ihr Hals war mit einemmal trocken, und das lag nicht an der rauchigen und verbrauchten Luft im Raum.
Es war, als stürzten tausend Erinnerungen und Gefühle auf sie ein, die sie kaum zu ertragen bereit war.
Sie erinnerte sich plötzlich an das allererste Gespräch mit Jess, als er ihr von seiner Geschichte erzählt hatte… seine Worte hallten durch ihren Kopf, als stände er in diesem Augenblick leibhaftig neben ihr:
„Zuerst kamen mit elf die Zigaretten, die man ja rauchen musste, um wahnsinnig cool zu sein. Dann mit dreizehn hatte ich meinen ersten Joint. Viele sagen, das alles ist ganz harmlos. Vielleicht ist es das im Vergleich zu dem, was ich heute täglich brauche, ganz sicher sogar. Aber es ist vollkommener Schwachsinn zu glauben, dass es kein Fehler ist, mit jedweder Art von Drogen zu beginnen, Tessa. Es ist eine Hemmschwelle, die fällt - und wenn sie einmal gefallen ist, dann ist es verdammt schwer, sie wieder zu bekommen.“

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„Was soll´s“, hörte sie neben sich Anna sagen. „Es ist ihre Entscheidung, ich kann an dem Zeugs nichts finden.“
Sie blickte Anna langsam an. „Das ist auch gut so“, sagte sie tonlos. Dann spürte sie eine rasende Wut in sich. Ausgerechnet Felicitas, mit der sie sich von allen dreien am besten verstand! Feli war eine Chaotin, sie liebte es, zu feiern und zu tanzen, sie war diejenige, die den schlechtesten Durchschnitt von allen hatte – wenngleich er auch immer noch sehr gut war – und sie war diejenige, die am meisten Chaos beim Lernen stiftete… doch sie war auch die herzlichste von allen, die offenste, die einfühlsamste und vor allem die lustigste. Wenn sie dabei war, gab es immer etwas zu Lachen, man fühlte sich frei und leicht…
Dass ausgerechnet sie Drogen nahm, schien nicht in Tessas Kopf zu gehen!
„Ich muss sie zur Rede stellen!“ stieß Tessa mit einemmal hervor. „Ich muss ihr sagen, dass sie die Finger von dem Mistzeug lassen soll!“
Und ehe sie sich versehen hatte, war sie aufgesprungen und nach draußen gerannt.

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Im Vorraum rempelte sie fast mit Feli zusammen, die offenbar gerade wieder von draußen gekommen war. Zum ersten Mal fiel Tessa der süßliche Geruch auf, der sie plötzlich umgab.
„He Tessa – was ist denn mit dir los? Wo willst du denn so eilig hin?“ lachte Feli unbekümmert. Ihre Augen waren leicht trübe.
Tessas Magen krampfte sich zusammen. Diese übertriebene Fröhlichkeit, von jetzt auf gleich, der trübe Blick… all das erinnerte sie so furchtbar an Jess und an das, was sie mit ihm erlebt hatte… Tage, an denen er sie fast verachtet hatte, Tage, an denen er lieb und einfühlsam und manchmal fast unerträglich gut gelaunt gewesen war… wie ein ewiges Wechselbad der Gefühle. Sie wollte so etwas nicht noch einmal!
Dass sie dabei völlig vergaß, dass Feli „nur“ einen Joint geraucht und nicht wie Jess die vermutlich stärkste Droge, die man bekommen konnte, in den Venen pulsieren hatte, war ihr gleichgültig.
Inzwischen war sie zornig geworden, wenn nicht rasend vor Wut. Dass dies alles nur zum Teil mit Feli und ihrem Joint zu tun hatte, war ihr klar – aber es zählte in diesem Moment nicht.
„Stimmt das?“ zischte sie Feli sofort an.

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„Stimmt was?“ fragte Feli irritiert. „Tessa, was ist denn mit dir los?“
„Die- die anderen haben mir gesagt, dass… dass…“, sie zwang sich, ihre Stimme zu senken. „Dass du kiffst, Feli – ist… ist das wahr?“

Einen Moment wirkte Feli irritiert, dann lächelte sie sanft. „Ach Tessa – ja, es ist wahr, aber wieso regt dich das so auf? Das macht doch fast jeder, und es ist doch wirklich auch nicht schlimm. Ich weiß, was deine Meinung dazu ist, seit du dieses leidenschaftliche Referat neulich im Soziologieseminar gehalten hast… aber ich sage dir, Süße, es ist nur Pott… da ist gar nichts schlimmes dabei und ich bin auch nicht süchtig danach. Ich mag es einfach nur, wenn ich wie heute ein bisschen Party mache… es ist wie ein schöner Cocktail, und den trinkst du schließlich auch hin und wieder mal. Also mach kein Drama daraus, Kleines – lass uns wieder reingehen und weiter feiern.“
Sie lächelte Tessa aufmunternd an.

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Die Unbekümmertheit ihres Gegenübers ließ Tessas Blut noch mehr in Wallung geraten und sie rief aufgeregt. „Bist du denn des Wahnsinns, Feli? Wie kannst du nur so naiv sein? Natürlich macht auch Hasch süchtig, und das nicht zu knapp! Und wer weiß, wie es weitergeht… heute ist es Hasch, morgen was stärkeres… wieso brauchst du das Zeug, um feiern zu können, das geht doch auch ohne! Ich … ich hätte das nie von dir erwartet!“
In diesem Moment ging die Tür auf und Susanne und Anna kamen ebenfalls in den Vorraum.

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Anna ließ sich in einen der am Rand stehenden Stühle fallen und seufzte. „Oh weh – jetzt haben wir den Salat, Susanne…“
Diese wandte sich Feli und Tessa zu. „Nun streitet euch deswegen doch nicht, ihr beiden… das nutzt doch nichts. Und letztlich ist es doch ganz alleine Felis Entscheidung, Tessa…“

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„Nein- das ist es eben nicht!“ rief Tessa hysterisch aus und ihre Stimme überschlug sich fast. „Ich… ich will das alles nicht noch mal, verstehst du! Ich… ihr habt ja alle gar keine Ahnung, auf was das alles ausufern kann! Ihr habt keine Ahnung – nicht die geringste! Heute ist es noch Hasch, morgen ist es schon Koks und übermorgen liegt sie mit dem goldenen Schuss tot in der Ecke!!!“
Sie atmete schwer, ihr Körper zitterte und für einen Moment starrten die drei jungen Frauen sie an wie vom Donner gerührt. Dann verzog sich Felis Gesicht verärgert.

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„Mensch – Tessa, nun komm bitte mal wieder runter! Was ist denn nur los mit dir? Von einem einfachen Joint ist noch kein Mensch gestorben! Hältst du mich denn wirklich für so bescheuert oder kaputt, dass ich zu richtigen Drogen greifen würde? Ich würde sowas nie machen, das müsstest du doch wissen! So gut solltest du mich doch kennen! Du bist ja regelrecht hysterisch!“
Tessa holte tief Luft und begann zu realisieren, dass sie tatsächlich am Überreagieren war. Sie schüttelte den Kopf und stammelte: „Das… das sagt sich alles so leicht…“
Susanne verzog irritiert das Gesicht. „Tessa… was meinst du damit?“
„Ja, Tessa… was meinst du damit?“ wiederholte nun auch Feli.
Tessa verzog schmerzlich das Gesicht.

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„Ich… das… ihr könnt das nicht verstehen!“ rief sie aus. „Und ich- ich kann nicht darüber reden! Ich – ich denke, ich gehe jetzt besser!“
„Warte!“ rief Feli. „Du kannst uns doch nicht einfach so stehen lassen!“
Tessa blickte kurz auf. „Es tut mir leid… ich… ich kann nicht!“
Sie spürte, wie sich die Tränen einen Weg zu bahnen begannen. Sie musste hier weg!
„Es tut mir leid!“ stieß sie noch einmal hervor, bevor sie die Treppe nach unten und aus der Disco verschwand.

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Fortsetzung folgt......
 
Sehr gutes Kapitel.
Es war sehr traurig das Feli rauch und das auch noch Joints.
Ich hätte es auch nicht von ihr gedacht.
Die arme Tessa jetzt kommen all die Erinnerungen hoch.
 
Hey,
endlich komme ich mal wieder dazu, einen Kommentar hier zu schreiben. Du machst es einem aber auch nicht leicht. Denn ich kann ja nicht jedes Mal schreiben "Super" und das wars :) Die letzten Kapitel habe ich ein Wechselbad der Gefühle durchlebt.
Erst die Frage, ob Jess auf der Liste steht, dann der wunderschöne Traum, und anschließend Tessas "neues" Leben an der Uni. Ich hatte mich so für sie gefreut, dass sie neue Freundinnen gefunden hatte und endlich wieder nach vorne gesehen hat. Was mir zudem sehr gut gefallen hat war, dass ihre Erinnerungen an Jess immer wieder durchkommen. Speziell im letzten Kapitel war dies ja sehr deutlich. Für mich ist es verständlich, warum Tessa so heftig reagiert hat. Ich hoffe, ihre neuen Freundinnen werden das auch verstehen. Nicht, dass Tessa nun erneut in ein tiefes Loch fällt.
Liebe Grüße, Lexi
 
:( Diese Situation zeigt überdeutlich, wie leicht es ist etwas zu verdrängen, etwas in den hintersten Winkel des Herzens zu verstecken. Tessa war wieder ins Leben zurück gekehrt. Aber wirklich vergessen hat sie nie, was passiert ist. Innerlich war es immer bei ihr, sie hat es nur verdeckt und zurück gehalten. Es bedurfte nur einer Situation wie dieser, bis es wieder ausbricht. All diese schmerzhaften Erinnerungen, dieser Schmerz, die tiefe Liebe, all diese einmaligen Gefühle....
Klar ist, dass Feli und ihre Freundinnen nicht verstehen können, WARUM Tessa so überreagiert. Auf sie muss es echt überzogen wirken. Aus deren Sicht ist Tessas Theater mehr als nur übertrieben. ABER aus Tessas Sicht ist die Sorge berechtigt. Es wäre so sehr wichtig, dass sie den Mädels erzählt, warum sie so ausgeflippt ist. Sonst können sie Tessa nie mehr verstehen....
Ich wünsche ihr ehrlich, dass sie es packt darüber zu sprechen. Vielleicht bringt das auch Feli zum Nachdenken. Ich glaube, es wäre besser die Wahrheit zu sagen, als sich davon zu stehlen. Nur dann ist es für alle nachvollziehbar.
Wie immer super toll geschrieben, ein Höhepunkt jagt in dieser Story den nächsten. Grosse Klasse!!!
 
@sasispatz: Ja, das stimmt, bei tessa kommen nun Erinnerungen hoch und es schockt sie natürlich, dass Feli hascht! Danke für Deinen Kommi!


@MajorKira
: Oh vielen Dank für Deinen lieben Kommi! Du hast recht, Tessa wird ihr Leben lang von dem, was geschehen ist, geprägt sein!


@Zahlencödchen:
:D Wie gut, das ist genau meine Absicht! :lol:


@Sexy_Lexi:
Hihi, ich mach es euch nicht einfach? Das ist eigentlich gar nicht schlecht, oder? :) Ja, Du hast recht, es war auch so ein wenig ein Wechselbad der Gefühle, auch bedingt dadurch, dass wir nun relativ flott durch die Zeit von über 5 Monaten hindurchgewetzt sind - die vorherigen Kapitel, von Beginn an, haben gerademal 6 Monate umfasst.
Dass Tessa nun schon wieder probleme mit den neuen Freundschaften hat, ist natürlich nicht schön für sie. Ich denke, es kommt jetz stark darauf an, wie sie damit umgeht.
Danke für Deinen Kommi!


@FunnyChrissy:
Ja, das stimmt, es wäre wohl besser, es zu sagen, aber Tessa hat mit Sicherheit Angst vor den Reaktionen.
Und es stimmt auch, dass sie verdrängt hat, was geschehen ist, zumindest ein Stückweit. Aber irgendwie ist das wohl auch nötig für sie, halt um zu überleben... Danke für Deinen lieben Kommi!



@ALL:
Heute geht es weiter, viel Spaß!
 
Kapitel 47
Selektion




Tessas Hände zitterten, als sie die Haustür aufschloss und in die angenehm kühle Stille ihrer Wohnung trat. Einen Moment blieb sie schaudernd in der Küche stehen und atmete tief durch. Nach der lauten Musik in der Disco dröhnten ihr noch immer die Ohren und die Stille der Wohnung wirkte fast wie ein lautes Brummgeräusch.
Sie schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken wieder in rechte Gedanken zu bringen.
Eigentlich konnte sie immer noch nicht recht fassen, was gerade geschehen war. Der Abend hätte so schön werden können!
Niedergeschlagen feuerte sie ihren Schlüssel achtlos auf die Arbeitsplatte der Küche und trat ins Wohnzimmer, wo sie sich seufzend auf die Couch fallen ließ. Die Uhr zeigte ein Uhr nachts, und eigentlich wäre es wohl am vernünftigsten gewesen, ins Bett zu krabbeln, doch das Gedankenkarussell in Tessas Kopf machte dies von vorneherein völlig unmöglich.
Was würden die anderen jetzt nur von ihr denken? Hatte sie etwa überreagiert? Ja, vermutlich hatte sie das. Dennoch – wie konnte Feli nur so unvernünftig sein und sich mit Hasch einlassen – auch wenn es „nur“ eine kleine Droge sein mochte, vermutlich nicht einmal viel schlimmer als Alkohol oder normale Zigaretten – es BLIEB eine Droge, und abgesehen davon war sie nun einmal verboten und was stellte bitte den Reiz daran dar, verbotenes zu tun? War sie nicht aus dem Alter heraus?
Tessa fingerte nervös an ihrem gepunkteten Shirt herum, das nach Rauch und Schweiß roch. Sie spürte, dass sie mit jemandem reden musste – und ihr fiel nur eine Person ein. Doch es war nach ein Uhr… trotzdem, so entschied, Tessa – sie würde nicht in den Schlaf finden, so lange sie sich nicht einiges von der Seele gesprochen hatte. Also griff sie zum Telefonhörer und betete, nicht gleich am anderen Ende nur ein verschlafenes, brummendes „Hallo?“ zu vernehmen. Doch dem war nicht so. Monika war gerade aus dem Badezimmer gekommen und hatte vor ins Bett zu gehen, als das Telefon klingelte.


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„Tessa?“ meldete sie sich sofort und diese erwiderte verblüfft: „Woher weißt du…?“
Monika lächelte. „Erstens kannst das um diese Uhrzeit eigentlich nur du sein, aber ich hab auch deine Nummer auf dem Display gesehen.“
Tessa lachte leise. „Achso – ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt?“
„Nein, nein – ich wollte gerade schlafen gehen, du störst mich aber nicht. Ich wundere mich nur, dass du schon wieder zu Haus bist. Wolltest du nicht mit den Mädls weggehen?“
Tessa seufzte. „War ich auch…“

„Und? Was ist los? Ist was passiert oder ist es einfach nicht dein Ding gewesen?“
„Doch, es war sehr schön und hat Spaß gemacht… eigentlich jedenfalls…“

Monika wurde ernst. „Was ist passiert? Du klingst gar nicht gut.“

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„Naja – eigentlich war alles super, wir hatten Spaß und uns gut verstanden. Doch dann… tja, dann habe ich erfahren, dass die liebe Feli kifft.“
Sie schluckte. „Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe?“
Monika schwieg einen Moment und sagte dann: „Bist du dir sicher, dass Feli kifft? Hast du es gesehen?“
„Nein, nicht direkt, aber die anderen haben es mir gesagt, als sie aufeinmal nach draußen verschwand. Und dann hat auch Feli selbst es zugegeben. Ich bin völlig ausgerastet, Moni. Ich meine… ich hätte das von Feli nie gedacht. Klar, sie ist eine Partylöwin, das mag sein, sie ist chaotisch und ich hätte mich auch nicht gewundert, wenn sie es mal probiert hätte… aber sie macht es offenbar nicht selten.“

Tessa verzog das Gesicht. „Das geht einfach nicht in meinen Kopf!“

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„Das glaube ich dir“, erwiderte Monika langsam. „Hast du mit ihr darüber gesprochen?“
„Ja – ich bin völlig ausgetickt, sagte ich ja schon. Hab sie angeschrien und so. Ich weiß gar nicht mehr, was ich ihr alles sagte. Susanne und Anna haben natürlich auch alles mitbekommen, und am Ende waren wohl alle drei ziemlich irritiert, Feli war sogar sauer… sie sagte, es sei doch nur Pott… irgendwo mag das ja stimmen, aber ich habe mich so furchtbar an Jess erinnert gefühlt und daran, dass er mir erzählt hat, dass es bei ihm ebenso angefangen hatte…“
Tessa seufzte.
„Ja, das kann ich verstehen, Süße“, sagte Monika am anderen Ende der Leitung sanft. „Aber du darfst nicht vergessen, dass die Situation bei Jess ganz anders war. Ich will das natürlich nicht verharmlosen, ich finde es auch daneben, wenn jemand Drogen nimmt, ganz gleich welche. Du weißt, ich rauche nicht und ich trinke nur höchst selten, und wenn nur mal ein Gläschen Sekt oder ein kühles Bier im Sommer… jedenfalls will ich damit nur sagen, dass Feli nicht Jess ist…“


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„Ich weiß“, erwiderte Tessa müde. „Trotzdem sind mir die Nerven durchgegangen, und irgendwie schäm ich mich jetzt dafür…“
„Das brauchst du nicht!“ sagte Monika entschieden. „Es ist ganz verständlich, dass es dir so ergangen ist. Nur werden die anderen es nicht so recht verstanden haben, nehme ich an?“
„Nein – sie haben gesagt, was mit mir los sei… und dann bin ich gegangen. Ich… ich konnte es ihnen in dem Moment nicht sagen, nicht nach diesem Auftritt und nach dem, was heute geschehen ist. Aber ich fürchte, ich kann ihnen so einfach nicht wieder unter die Augen treten, nach diesem Auftritt. Sie halten mich vermutlich für bescheuert.“
Tessa seufzte. „Dabei mag ich die drei eigentlich alle gerne, vor allem aber Felicitas…“


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„Du musst es ihnen sagen, Tessa“, sagte Monika da bestimmt. „Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis dich die Vergangenheit einholt. Du kannst ihnen Jess und alles, was geschehen ist, nicht ewig verheimlichen – es ist doch ein Teil von dir.“
Tessa seufzte. „Das sagst du so einfach, Moni… ich habe Angst vor ihrer Reaktion… ich will nicht schon wieder Freunde verlieren oder Jess und mich verteidigen müssen… und so lange nur ich und du davon wussten, war es irgendwie meins… es wird angreifbar, wenn ich es herumerzähle…“
„Du sollst es ja auch nicht ans schwarze Brett hängen“, erwiderte Monika trocken, „sondern es deinen besten Freundinnen aus der Uni sagen, mit denen du immerhin einen Großteil deiner Zeit verbringst. Ich meine, du weißt doch auch aus der Gruppe, dass es nichts nutzt, es zu verheimlichen, es auf Dauer auch gar nicht möglich ist. Tessa, ich bin deine Freundin, aber ich sage dir jetzt etwas, das du nicht gerne hören wirst…“

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Monika holte tief Luft und sprach dann weiter: „Ich freu mich wirklich für dich, dass du ein neues Leben anfangen konntest. Ich weiß, wie schwer das war, es hat bei mir auch lange gedauert, bis ich das voll und ganz konnte. Und ich weiß mehr als jede andere, dass es dir auch schwer gefallen ist, und dass du lange Zeit Schuldgefühle deswegen hattest. Ich habe das Gefühl, dass das in den letzten Wochen immer weniger wurde und du wieder zu leben angefangen hast, und das ist gut so! Denn du wirst Jess auch durch Trauer und Selbstbestrafung nicht zurückholen… aber du kannst auch nicht so tun, als habe es ihn nie gegeben. Mach nicht denselben Fehler wie zuvor, dass du versuchst, zwei Leben zu leben – das mit Jess, wenn auch nur in deinem Herzen, und das ohne. Das wird nicht funktionieren, und du weißt das. Erzähle deinen Freundinnen von Jess – verschweig ihn nicht, er gehört zu dir, auch wenn du ihn niemals wiedersehen wirst – er ist ein Teil deiner Vergangenheit! Und wenn du ihn heute wieder treffen würdest, wäre er auch wieder Gegenwart und Zukunft… du musst zu ihm und deiner Geschichte stehen, das ist meine Meinung.“
Tessa seufzte und sagte dann langsam: „Ja, ich weiß, dass du recht hast. Aber ich habe Angst, dass sie es nicht verstehen…“

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„Tessa, und wenn schon- dann sieh es als eine natürliche Selektion an. Sie sind deiner nicht wert, wenn sie es nicht verstehen. Wenn sie so voller Vorurteile und seltsamen klischeehaften Vorstellungen sind wie deine Eltern, sind es einfach keine Menschen, mit denen du zu tun haben musst und willst, oder? Gut, deine Eltern kannst du dir nicht aussuchen – deine Freunde aber sehr wohl! Wenn sie es nicht verstehen, sind sie auch nicht deiner Freundschaft wert!“

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Tessa schluckte. „Du hast recht, Moni…. du hast ja so recht. Jemand, der Jess verurteilen und als unnormal oder sonst etwas abstempeln würde, ist niemand, mit dem ich zu tun haben brauche, richtig?“
„Genauso meinte ich es! Und jemand, der dich mag und schätzt, kann es schaffen, auch gegen die ein oder andere eingefleischte falsche Wertvorstellung zu kämpfen und sie über Bord zu werfen, da bin ich sicher!“
Tessa nickte. „Das stimmt – das stimmt wirklich. Gut, Moni – du hast recht. Ich werde es ihnen sagen müssen… so bald es geht. Oh Moni, danke für deine Hilfe… was tät ich nur ohne dich?“
Monika lachte am anderen Ende der Leitung. „Keine Ahnung, aber ich weiß, was ich täte – schlafen nämlich, es ist bereits halb zwei in der Nacht! Gut, dass heute Samstag ist!“
Tessa biss sich verlegen auf die Lippe. „Oh weh – das war wohl der Wink mit dem Zaunpfahl, was? Gut, ich lass dich jetzt schlafen, Moni! Gute Nacht und vielen Dank noch mal! Ich melde mich, sobald ich es hinter mir habe!“
„Du schaffst das schon, Tessa! Gute Nacht!“

Tessa lächelte und legte den Hörer auf.

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Sie fühlte sich um vieles leichter als zuvor und nun auch ruhig genug, um ins Bett zu gehen. Und sie schlief mit dem Vorsatz ein, gleich morgen früh mit Felicitas zu telefonieren und sie und die anderen um ein Gespräch zu bitten … ganz gleich, wie es verlaufen würde. Es musste getan werden!












Fortsetzung folgt.






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Ich muss sagen - Moni find ich total cool. :-) Ich fand es super, wie ehrlich sie Tessa ihre Meinung gesagt hat. Das sind Freunde, die man wirklich im Leben braucht. Es bringt überhaupt nichts, wenn Moni das sagt was Tessa hören will. Sie sagt einfach ehrlich, dass sie Jess nicht verstecken kann und darf. Er gehört zu ihr, ist ein Teil aus Tessas Leben und wird es immer bleiben. Ihn zu verleugnen - egal ob vor sich selbst oder vor der Welt - das bringt nichts. Es tut nur noch mehr weh, wenn sie mit solch einer Sache konzentriert wird, wie eben mit der Tatsache das Feli hin und wieder Hasch nimmt. Dann tickt Tessa aus, dann wirds richtig schlimm. Weil dann alles hoch kommt, was sie verdrängt. Es wird gewiss "leichter", wenn Tessa zu allem steht. Moni hat nämlich recht - wer Tessa wirklich mag, der wird sie deshalb nicht verachten. Der wird versuchen, sie zu verstehen oder zumindest, zu respektieren das sie mit Jess zusammen war. Das ist es, was Freundschaft ausmacht.
Ich glaub auch nicht, dass die drei Mädels da so geschockt reagieren werden. Ich schätze da gerade Feli eher cool und gelassen ein. Ich bin fast sicher, dass sie zu Tessa halten werden.
Klasse Kapitel, tolle Fotos. Wie immer ;-).
 
Sehr schönes Kapitel muss sagen dass ich diese Fotostory sehr toll finde.
Ob Tessa alles wieder geklärt kriegt.
 
Puh

So, jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich hier auch mal wieder melde. Ich hab zwischendurch immer wieder reingesehen, habe es aber noch nicht geschafft, alles komplett nachzuholen, hab aber das meiste schon überflogen.
Tja, was soll ich sagen? Ganz, ganz tolle FS, Innad. Ehrlich! *Daumen in Höhe reck*
Nächstes Mal gibt's wieder einen ausführlicheren Kommi, in dem ich dann auch wieder auf den Inhalt eingehe. Ich hoffe, das dauert diesmal nicht wieder zwei Monate. :lol:
Na ja, jedenfalls weißt du jetzt, dass ich deine FS natürlich immer noch verfolge.

LG, die Chaotin :hallo:
 
@FunnyChrissy: Hihi, war mir klar, dass Moni Dir gefällt ;) Da hätte ich drauf gewettet, als ich geschrieben habe :)
Ja, Du hast recht, natürlich ist es wichtig, dass Tessa es sagt, weil so sonst ja auch weiterhin so eine art Doppelleben haben wird, und das nicht gut gehen KANN.
Ob die drei allerdings zu ihr halten, ist fraglich, man darf nicht vergessen, dass die meisten wohl auch aus einer ähnlichen gesellschaftsschicht wie Tessa selbst und Niklas kommen... es ist also die große Frage, wie sie es aufnehmen.
Danke für Deinen lieben Kommi!


@sasispatz
: Danke für Deinen lieben Kommi! Ob Tessa es geklärt bekommt, siehst Du heute!


@Chaotin:
Heeeee! Ich freu mich wie Bolle, dass ich Dich hier wieder lese und dass Du immer mit verfolgt hast!!! :hallo: Hab Dich echt sehr vermisst hier und auch allgemein im Forum!!! Ich würde mich sehr freuen, Dich wieder öfters zu lesen, egal wo, aber hier natürlich ganz besonders, ist ja klar !
 
Kapitel 48
Offene Worte




Tessa betrat mit einem unwohlen Gefühl in der Magengrube den Vorplatz des Universitätsgebäudes. Die Sonne schien ihr prall und mit voller Kraft auf ihre bloßen Arme. Es war eigentlich ein Tag, wie er im Bilderbuch steht – sonnig, warm, mit blauem Himmel.
In einiger Entfernung erkannte Tessa bereits Anna, Susanne und Felicitas, die sich auf den Stühlen einer Vierertischgruppe niedergelassen hatten und angeregt miteinander plauderten. Tessa seufzte einmal tief und ging dann entschlossen auf sie zu und setzte sich neben Anna auf den verbliebenen Stuhl.
„Hallo ihr drei…“, begann sie zögerlich. „Schön, dass das mit dem Treffen heute geklappt hat…“

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Die drei jungen Gesichter sahen sie aufmerksam an. Feli lächelte – Tessa fiel ein Stein vom Herzen, sie konnte ihr also zumindest nicht wirklich böse sein. Auch Susanne wirkte sehr entspannt.
„Na, Tessa, alles okay?“ sagte Feli schließlich und sah sie fest an. „Was gibt es, was wolltest du uns denn erzählen? Wir haben uns ganz schön Gedanken um dich gemacht, nachdem du vorgestern verschwunden warst.“


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Tessa schluckte. „Ja … kann ich irgendwie nachvollziehen. Ich nehme mal an, dass ihr meine Reaktion nicht so ganz habt verstehen können. Das ist eigentlich ganz klar, denn es gibt da einiges, was ich euch in den letzten Wochen noch nicht erzählt habe, und was das, was ich gesagt habe wohl erklären könnte…“
Sie zögerte. Es war schwerer als gedacht, darüber zu sprechen. Noch war Jess ihr Geheimnis, verborgen und geschützt in dem tiefsten, innigsten Winkel ihres Herzens. Aber sie wusste, dass sie nicht mehr zurück konnte. Und eigentlich auch nicht wollte.
„Was ist es, das du uns nicht erzählt hast?“ fragte Susanne sanft, nachdem Tessa eine Weile nur schweigend dagesessen hatte.

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„Es fällt mir nicht leicht, es zu erzählen… denn es wissen nur sehr, sehr wenige Menschen darüber. Und einer, dem ich es einmal erzählt habe, hat mich sehr enttäuscht und verletzt. Ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich es euch sagen soll oder nicht. Aber anfangs war es mir einfach noch zu früh dafür, weil ich euch noch nicht genug kannte. Es hat etwas mit meiner Einstellung zu Drogen zu tun. Ihr habt ja schon gemerkt, dass ich da wohl ziemlich extrem bin…“ Sie seufzte. „Wobei ich wirklich sagen muss, dass besser jeder so extrem wäre, dann würde vielen Mensch viel Leid erspart bleiben… mir wäre es auch erspart geblieben…“
Ihre Stimme war am Ende immer leiser geworden. Feli sah sie besorgt an.
„Tessa… du machst mir langsam richtig Angst. Was ist denn bloß geschehen, bevor wir dich kennengelernt haben? Du kannst dich uns anvertrauen, wirklich….“


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„Naja… wisst ihr… ich hatte mit Drogen nie etwas zu tun. Klar, einige Leute in meiner Klasse haben gerade vor dem Abitur auch gekifft und offengestanden hab ich´s auch einmal probiert, fand´s aber ziemlich grausig. Aber darum geht es nicht… letztes Jahr… es ist nun bald ein Jahr her… habe ich einen jungen Mann kennengelernt… sein… sein Name war… Jess.“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie in den liebevollen Erinnerungen an jene Zeit versank.

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„Ich und Jess haben uns sehr schnell angefreundet, naja… und nach wenigen Wochen wurde mehr daraus… wir haben uns verliebt… ach, es war viel mehr als Verliebtsein. Ich habe Jess geliebt… wie noch niemand anderen auf dieser Welt…“ Sie starrte nachdenklich vor sich hin. „Ich denke, ich liebe ihn immer noch….“
Es erschrak sie mit einemmal diese Worte derart unsicher auszusprechen. Zum ersten Mal seit langem stellte sie sich diese Frage wirklich: LIEBTE sie Jess noch? War ihre Empfindung für ihn immer noch so stark wie damals? Sie konnte es nicht sagen. Klar war, dass sich ihr Herz schmerzlich zusammenzuziehen schien, sobald sie an ihn dachte. Doch war es vielleicht nur Trauer… Sehnsucht… Bedauern? Wer konnte derartig diffuse Gefühle schon noch auseinander halten? Wo waren die Grenzen zwischen Lieben, Sehnen, Bedauern und Trauern geblieben?
Tessa fühlte sie verwirrt ob dieser Gedanken.


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Um nicht den roten Faden zu verlieren, holte sie tief Luft und sprach schnell weiter: „Doch Jess war nicht… wie ein normaler Freund… Jess war ein besonderer Mensch, in vielerlei Hinsicht…“
Sie zögerte einen Moment und sagte dann fest: „Jess war drogensüchtig.“
Es schien für einen Moment sehr still in dem eigentlich belebten Innenhof zu sein. Dann brach Anna die Stille, indem sie sagte: „Drogensüchtig? Was meinst du damit? Er hat gekifft oder was?“

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Tessa atmete tief aus und schüttelte den Kopf. „Nein, Anna… wäre es nur das gewesen… auch wenn das schon schlimm genug ist… nein, er… er war richtig drogensüchtig… er war heroinsüchtig.“
Sie hörte, wie irgendjemand die Luft scharf einzog, und unter diesem Geräusch zuckte sie erschrocken zusammen, sprach aber fest weiter: „Jess war obdachlos und drogensüchtig, heroinsüchtig, ja… schon seit Jahren. Er hat damals ebenfalls ´nur´ mit Kiffen angefangen und von Mal zu Mal wurde seine Hemmschwelle geringer… bis er schließlich beim Heroin gelandet war. Sein Leben ein Scherbenhaufen, er ohne ein Dach über dem Kopf… nun ja… nun wisst ihr, warum ich diese Meinung zu Drogen, sei es auch ´nur´ Hasch habe… und offen gestanden nervt es mich, dass man überall immer hört, dass es sich ´nur´ um Hasch handle… es ist verboten, und das mit Recht. Es geht um eine Hemmschwelle, die fällt, versteht ihr… das hat Jess mir klar gemacht. Darum bin ich so ausgerastet, Feli. Ich…. wollte das nicht noch mal alles haben… und hab mir auch einfach Sorgen um dich gemacht.“
Sie blickte Feli aufrichtig an und diese hielt ihrem Blick stand. Ihre Gesichtszüge waren sanft geworden, doch sie erwiderte nichts.

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„Dieser … wie sagtest du hieß er noch mal… Jess war also wirklich obdachlos?“ fragte Anna da von der Seite und legte dabei eine so seltsame Betonung auf das letzte Worte, dass es Tessa kalt den Rücken hinunterlief.
„Ja“, erwiderte diese merklich kühl. „Er hatte niemanden, keine Familie, keine Freunde… er hatte keine Chance, irgendwo zu wohnen, auch wenn das für jemanden wie dich und mich wohl unvorstellbar ist…“
Anna sah sie irritiert an. „Aber… wie hast du ihn denn dann kennengelernt? Sag nur, er war schon süchtig und obdachlos, als ihr zusammengekommen seid?“
„Natürlich war er das, das hab ich eben doch auch gesagt“, erwiderte Tessa. „Ich hab ihn im Supermarkt kennengelernt… es war eine etwas seltsame Situation, die hier nun nichts zur Sache tut. Wir sind ins Gespräch gekommen und ich habe damals einen Artikel über ihn in der Zeitung veröffentlicht… so haben wir uns angefreundet und schließlich verliebt…“


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„Das ist ja echt unvorstellbar…“, murmelte Anna vor sich hin und schwieg dann für eine Weile.
Susanne erhob nun zum ersten Mal seit Tessas Geständnis die Stimme.
„Und… Tessa… wo… ist Jess jetzt? Seid ihr noch zusammen?“


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Tessa schluckte und senkte den Blick.
„Nun… ich weiß nicht, wo Jess ist, offen gesagt. Und ich weiß auch nicht so recht, was ich dir auf deine andere Frage antworten soll… ob wir noch zusammen sind, meine ich…“
Auch diese Frage stellte sich Tessa jetzt zum ersten Mal selbst. Konnte man noch mit einem Menschen zusammen sein, von dem man nicht wusste, wo er war, ob er überhaupt noch lebte und ob er jemals zurück kommen würde?
„Vermutlich eher nicht“, sagte sie dann leise. „Jess hat mich verlassen, Anfang des Jahres… und seither weiß ich nicht, wo er ist. Ich finde ihn nicht… er ist wie vom Erdboden verschluckt…“
Sie sah auf und atmete tief durch. „Ich weiß noch nicht einmal, ob er überhaupt noch lebt…“

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„Das muss furchtbar sein…“, erwiderte Susanne langsam.
Anna sah Tessa an. „Und wieso hat er dich verlassen?“
Tessa schluckte. „Er hat versucht, einen Entzug zu machen… und es nicht geschafft…“

„In einer Klinik?“
„Nein… bei mir zu Haus…“

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„Oh Tessa!“ stieß Susanne hervor. „War das nicht gefährlich für euch beide?“
„Vermutlich“, erwiderte Tessa langsam. „Und es ist ja auch nicht wirklich gut gegangen. Naja… aber ohne jetzt noch mehr ins Detail gehen zu wollen… das ist jedenfalls der Grund, warum ich jedwede, absolut jedwede Form von Drogen verurteile… ich hab bei Jess gesehen, wie sehr es einen Menschen zerstört. Ich hab gesehen, wie sehr eine Droge einen Menschen verändern, bestimmen und in absolut jeder Hinsicht abhängig machen kann, so dass er nicht einmal mehr im geringsten Herr seiner eigenen Entscheidungen ist. Und ich weiß, wie schnell es gehen kann… erst fängt man mit dem kleinsten an, schnell ist man beim nächsten… und irgendwann ist man bei schlimmsten.“

Es war nun still, keiner der vier sagte mehr etwas. Tessa fühlte ihr Herz heftig gegen ihre Brust hämmern. Das Gespräch über Jess hatte sie mehr aufgewühlt als sie gedacht hätte.
„Entschuldigt… ich muss mal ein paar Schritte gehen…“, sagte sie darum hastig, stand auf und ging einige Schritte zur Seite, wo sie tief durchatmete und sich zwang, wieder zur Ruhe zu kommen. Am liebsten hätte sie sich auf den Hof gestellt und laut geweint.

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Nach einer kleinen Weile hörte sie, wie hinter ihr die Stühle gerückt wurden und die drei Mädchen aufstanden. Sie drehte sich um und sah Susanne auf sich zukommen.
„Hör mal, Tessa“, sagte diese langsam. „Was da geschehen ist, tut mir leid. Ich muss zugeben, dass ich echt ein bisschen schockiert bin. Aber ich find´s gut, dass du es uns gesagt hast. Aber ich muss jetzt wirklich dringend los, bist mir nicht böse, ja?“
Tessa schüttelte den Kopf. „Nein – ist schon okay.“
Susanne nickte, winkte ihr noch einmal zu und verschwand. Tessa drehte sich zu Felicitias und Anna, die ein Stück neben ihr stehen geblieben waren. Feli lächelte kurz und sagte dann: „Ich muss mal schnell für kleine Mädchen – rennt nicht weg, ja?“
Und damit verschwand sie, während Anna näher zu Tessa trat und sie seltsam musterte.

„Was ist los, Anna?“ fragte Tessa schließlich.


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„Naja – um ehrlich zu sein geht mir einfach nicht in den Kopf, dass jemand wie du sich mit so jemanden wie diesem… diesem Jess da eingelassen hat, Tessa!“ sagte Anna frei heraus.
Tessa zog die Augenbrauen nach oben. „Wieso sagst du das so abfällig?“
„Tessa, mal ehrlich… ich kenne dich noch nicht lange, aber ich meine… du bist intelligent, aus gutem Haus, hast keine finanziellen Probleme, bist hübsch… du willst mir doch nicht erzählen, dass du nichts besseres bekommen hättest? Ich meine, deine hilfsbereite Ader in Ehren, und was du über Drogen gesagt hast, ist natürlich absolut korrekt… umso weniger kann ich verstehen, dass du dich mit so jemandem abgegeben hast.“

„Wie bitte?“

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Anna schnaubte, als sei sie genervt. „Ach Tessa, nun komm schon… ein Drogensüchtiger? Obdachloser? Ich weiß, bestimmt hat er dir eine sentimentale Geschichte erzählt, wie es dazu gekommen ist. Aber schließlich ist doch jeder seines eigenen Glückes Schmied, oder? Ich meine, nicht, dass mir diese Leute gleich wären oder so. Ich denke schon, dass ihnen geholfen werden sollte… aber doch nicht von jemanden wie dir, oder? Dafür gibt es Organisationen und all sowas… naja, jedenfalls… ich kann mir dich einfach nicht mit einem drogensüchtigen Obdachlosen vorstellen… das passt doch gar nicht zu dir! Eigentlich ist es von daher doch ganz gut, dass es jetzt vorbei ist und du dein Leben wieder normal leben und dir einen vernünftigen Freund suchen kannst…“
„Das meinst du jetzt nicht ernst, Anna, oder? Ich hätte dich nie für so arrogant und oberflächlich gehalten!“
Anna verzog wütend das Gesicht. „Du verträgst nur die Wahrheit nicht, Tessa. Du siehst doch selbst, was dabei rausgekommen ist. Du hattest eine Beziehung mit diesem Mann? Wie soll das funktioniert haben? Hast du ihnen deinen Eltern vorgestellt? In deiner Wohnung schlafen lassen? Sex mit ihm gehabt und dich womöglich mit irgendetwas infiziert? Darüber will ich gar nicht nachdenken! Du musst selbst einsehen, dass das fast schon krank ist!“


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„Wie kannst du es wagen, so über Jess zu sprechen und über das, was zwischen uns war?“ antwortete Tessa wütend. „Du hast doch gar keine Ahnung – warst nicht dabei! Natürlich war es nicht einfach, aber wenn man jemanden liebt, ist das erst einmal nicht wichtig!Und nur zu deiner Info, ich hab mich mit nichts angesteckt, auch wenn ich nicht wüsste, was es dich anginge, wenn es so wäre!“
Anna schnaubte erneut. „Nun reg dich nicht so auf! Mag sein, dass es mich nichts angeht, aber schließlich hast du davon gesprochen, nicht ich! Also kann ich ja wohl noch meine Meinung dazu kundtun, oder?“
„Das seh ich nicht ganz so!“ stieß Tessa hervor. „Wenn sie derartig aussieht!“

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Anna machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Mir ist das ja eigentlich auch egal, Tessa! Es ist dein Leben! Und es ist ja auch vorbei! Aber ich lass mir von dir nicht den Mund verbieten! Ich sehe diese Drogensüchtigen Typen oft genug in der U-Bahn, und ich persönlich würde mich ihnen nicht auf zwei Meter nähern. Obdachlose und Drogensüchtige… das ist unterstes Niveau für jemanden wie dich. Es ist völlig absurd, sich vorzustellen, dass man sich in so jemanden VERLIEBEN könnte! Das kann doch nur eine Spinnerei gewesen sein! Jemanden wie die… die alle möglichen Krankheiten haben können… und wie sie alleine stinken vermutlich… da mag ich gar nicht dran denken....“
Tessa merkte, wie ihre Geduld zu Ende war. Es war einfach unmöglich, wie dieser Mensch ihre Erinnerungen und IHREN Jess und alle anderen Menschen, die in einer ähnlichen Lage waren, völlig sinn- und gedankenlos beschmutzte.
Als Anna darum wieder ansetzte, um weiter zu sprechen, brodelte es derart in Tessa, dass ein entschlossener Schrei Annas Stimme ersterben ließ:
„Halt endlich den Mund!!!!“


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Für einen Moment sah Anna sie verdutzt an, dann wurde sie ärgerlich. „Wie redest du denn mit mir?!“
„So, wie man mit jemandem reden muss, der einen derartigen Müll verzapfst wie du!“ schleuderte Tessa ihr entgegen. „Ich will KEIN Wort mehr dazu hören, kein einziges, klar? Du hast überhaupt keine Ahnung, von Feingefühl vollkommen zu schweigen! Du solltest in Zukunft lieber erst nachdenken und dann reden, und wenn das nicht geht, dann lass es lieber ganz mit dem Reden! Es ist eine Schande, wie du über Menschen urteilst, die du nicht kennst. Es ist eine Schande, dass sie für dich wie Kakerlaken zu sein scheinen, wertlos und schmutzig. Informier dich das nächste Mal, bevor du denkst, über etwas urteilen zu müssen, von dem du nichts, absolut gar nichts, verstehst!“
Anna verzog das Gesicht. „Wie kannst du sowas zu mir sagen?“
„Weil ich gelernt habe, dass ich offen sprechen muss … etwas, dass du offenbar schon beherrscht, auch wenn das, was du da sagst, der absolute Schwachsinn ist!“
„Tessa, hör auf – sonst geh ich und werde nie wieder ein Wort mit dir reden!“ drohte Anna ihr.
Tessa schnaubte verächtlich auf. „Und, was solls! Dann geh doch! Menschen wie dich brauche ich in meinem Umfeld nicht … absolut nicht!“

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„Wenn du das wirklich willst – bitte!“ Wütend drehte Anna sich auf dem Absatz um und stapfte davon, während Tessa ihr zitternd hinter her schaute.
„Alles okay?“ hörte sie da eine sanfte Stimme hinter sich und als sie sich umdrehte, stand Feli hinter ihr und sah sie sanft an.
„Ich hab den Schluss noch mitbekommen“, sagte sie und sah Anna stirnrunzelnd hinterher. „Ich hätte nicht erwartet, dass Anna so reagiert. Noch weniger hätte ich erwartet, dass sie so kleingeistig ist. Tut mir leid, Tessa…“
Sie strich ihr aufmunternd über den Oberarm. „Mach dir nicht zuviel daraus, hm?“

Tessa schluckte. Ihr waren die Tränen in die Augen getreten und sie versuchte krampfhaft, sie zu unterdrücken.
„Es tut so weh“, flüsterte sie.

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Feli nickte. „Das glaub ich dir. Aber du hast ganz richtig reagiert. Und völlig recht – so jemanden brauchst du nicht. He, nun komm schon, lass den Kopf nicht hängen. Anna war sowieso eine Nervensäge, sie musste ständig zu den ungünstigen Zeitpunkten auf die Toilette und ihr Tanzstil war derartig zum Davonlaufen, dass man sich auf jeder Party mit ihr blamiert hat.“ Sie zwinkerte Tessa aufmunternd zu und diese musste tatsächlich über Felis Worte lächeln.
„Das stimmt wohl“, sagte sie langsam und sah Feli an. „Und du? Was meinst du zu allem? Verurteilst du mich auf dafür, dass ich einen obdachlosen Drogensüchtigen zum Freund hatte?“
Feli lächelte erneut ihr sanftes Lächeln. „Nein, ich verurteile dich nicht dafür. Ich bewundere dich dafür, Tessa.“

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Erstaunt sah Tessa sie an. „Tust du?“
„Ja, das tu ich. Es ist immer leicht, jemanden zu lieben, der es einem einfach macht. Aber jemanden zu lieben, der schwierig, kompliziert oder krank ist – das erfordert eine echte Charakterstärke. Und es ist furchtbar, Menschen nur aufgrund ihrer Vergangenheit oder ihres Umfeldes zu verurteilen. Ich hasse das.“

Tessa lächelte. „Es tut gut zu wissen, dass auch manche Menschen so denken und nicht wie Anna oder damals mein Freund Niklas, der einen sehr ähnlichen Ton angeschlagen hat wie Anna…“
„Leider sind viele Menschen nicht in der Lage, über den Gartenzaun zu blicken“, erwiderte Feli achselzuckend. „Ich fürchte, damit muss man zu leben lernen. Jedenfalls, Tessa… ich verstehe deine Reaktion von vorgestern nun absolut. Und ich muss sagen, dass es mich rührt zu wissen, dass du auch aus Sorge so reagiert hast. Das, was du von Jess erzählt hast, schockiert mich… und ich bin sicher, dass du die wirklich schockierenden Dinge noch nicht einmal erzählt hast. Ich hoffe aber, dass du das noch tun wirst, denn ich fürchte, so ein Schicksal kann man alleine nicht tragen. Wenn du willst, werde ich dir gerne dabei helfen. Und ich schwöre dir hiermit feierlich, nie wieder Pott anzurühren. Ich halte ihn zwar nach wie vor nicht für derartig schlimm wie du, aber ich gebe dir in einem Punkt recht – es ist eine Hemmschwelle, die bei mir gefallen ist und ja, er ist nun einmal verboten und ja, er kann süchtig machen, genauso wie Alkohol und Zigaretten. Und darum sollte man die Finger davon lassen. Ich brauche ihn nicht, um gut gelaunt zu sein. Vermutlich habe ich es mir nur schon so angewöhnt, dass er für mich dazu gehört hat. Und wenn ich das bedenke, ist es wohl tatsächlich so, dass man schneller in einem Suchtverhalten drinnen ist, als man sich selbst eingestehen will. Aber ab sofort werde ich die Finger davon lassen. Okay?“

Tessa sah sie gerührt an. „Wirklich?“
„Versprochen. Und nun komm mal her, Süße. Ich muss dich jetzt mal drücken.“


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Feli zog Tessa in eine warme, weiche Umarmung. Ihr Parfum umhüllte sie und Tessa zog es tief ein. Sie fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr.
„Danke, Feli“, murmelte sie und lächelte ihr Gegenüber an.
Feli grinste und zwickte sie in die Seite. „Und nun ist Schluß mit dieser Trauermiene! Wir haben Ferien! Es wird ein wundervoller Sommer werden, da bin ich sicher!“
Sie schnitt eine Grimasse und hakte Tessa dann unter. „Und nun gehen wir erstmal einen schönen Kaffee trinken! Und soll ich dir mal was sagen? So wie es in einem Film mal hieß: Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft!“



Fortsetzung folgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
juhu erste! :-)
so ich melde mich mal wieder zu wort!:-)
zum thema: ich kann nur sagen das es immer gut tut wenn man über sein problem reden kann und es menschen gibt die es verstehen und einen nicht hängen lassen.
die einstellung von dieser anna ist echt das letzte was tessa jetzt noch brauchen kann und sie hat recht, solche leute braucht sie nicht in ihrem umfeld!
Ich find es klasse das feli eingesehen hat das auch vermeintlich "harmlose" drogen nicht ganz so harmlos sind wie sie dachte. hoffentlich bleibt sie bei der einstellung!

du hast es wieder geschafft ein echt tolles kapitel zu erstellen,alle achtung!
die bilder sind dir wiedermal super gelungen sie passen sehr sehr gut zum text!!

LG

MajorKira
 
Ich bin grad ziemlich fassungslos, ob Annas Verhalten. Klar ruft Drogensucht immer Bestürzung hervor. Klar ist auch, dass man als Aussenstehender verunsichert sein darf. Es ist ein Thema, dass einen einfach unterschiedlich berührt und so viele Fragen hervor ruft. Aber Menschen als Abfall abzustempeln, nur weil sie KRANK sind (was anderes ist ja eine Drogensucht nicht), find ich übel. Anna darf verunsichert sein, sich gern auch mal zurückziehen um das sacken zu lassen...aber das was sie veranstaltet hat, verrät wie kleinkariert sie wirklich denkt. Wie eng die Bahnen ihrer Gehirnwindungen tatsächlich sind. Es kommt doch darauf an, Respekt vor alles und jedem zu haben. Ich find es traurig, dass es Menschen wie Anna gibt. Ich hatte sie auch echt nich so eingeschätzt.
Feli beweist echte Grösse. Obwohl man sie eher verurteilen könnte wegen ihrer Leichtigkeit, wie sie zuerst mit leichten Drogen umgegangen ist. Und Anna auf den ersten Blick diejenige war, die man hochloben wollte. So lohnt sich echt immer der zweite Blick. Feli ist nun der Mensch, der einsieht und versteht. Der danach handelt und respektiert. Das finde ich total klasse und zeigt ihr grosses Herz. Eine Freundin wie Feli ist Gold wert. Die könnte man knuddlen, sie hat Tessa geholfen und gehalten. Das war so immens wichtig! Mehr als man es in Worte fassen kann.
Ein grandioses Kapitel, wie immer beweist du deine grossen schriftstellerischen Talente. Du könntest echt ohne Probleme eine Buch schreiben. Ich würde es lesen, deine Story lebt von der ganzen Tiefe. Das find ich faszinierend. Besser geht wirklich nicht mehr und ich begreife absolut nicht, warum hier so wenig Kommis herein schneien.
Also entweder sind viele Menschen hier blind oder haben keinen Sinn für wahre Kunst. ;)
Hey, ihr fleissigen Kommischreiber. Raus aus dem Winterschlaf und haut in die Tasten. Dani hat es mit diesem Meisterwerk einfach verdient.

Klasse - ich bin wie immer begeistert!!!
 
Halllo,
Das ein atemberaubendes Kapitel,
so voller harmonie,streit,liebe und hass (hab ich noch was vergessen naja)
Feli ist eine sehr gute Freundin und icg glaube sie werden dicke Freunde.
Ich hätte nie gedacht das Ana so selbstsüchtig und arrogant ist.

Einfach toll das Kapitel
 
Meine Güte, diese Anna ist ja ziemlich "krass" drauf. Mehr fällt mir dazu gerade echt nicht ein. :naja: Ich hoffe, dass sie noch einmal über das nachdenkt, was sie da verzapft hat, aber ich glaube es bald nicht.
Umso mehr freue ich mich über Felis Reaktion. Sie macht auf mich den Eindruck, als sei sie eine echte Freundin zum Pferdestehlen, verlässlich, ehrlich und hilfsbereit. Das tut Tessa doch mal gut.
Nachdem du mich ja so für meine Kulissen gelobt hast, muss ich das Kompliment jetzt mal zurückgeben. Gerade dieses Campus-Gelände hat es mir angetan, ich will gar nicht wissen, wie lang du dafür gebraucht hast. Ich bin immer so ungeduldig und faul, wenn es um's Bauen geht (mal abgesehen davon, dass ich es nicht kann), dafür richte ich manchmal stundenlang ein. :lol:
Tessa sieht übrigens sehr hübsch aus mit dieser Frisur, steht ihr wunderbar.
Ich hoffe, dass Jess irgendwann wieder aufkreuzt, es macht mich so traurig, dass er weg ist. Man sieht ja richtig, wie Tessa leidet. :heul: Bitte, Innad, sei doch lieb und schick ihn zurück! *g*
 
Heftig, diese Anna ist ja wohl das Letzte. Dass eine von Tessas Freundinnen so krass reagiert, hätte ich nicht gedacht. Aber vermutlich ist es realistisch. Ich denke, viele Menschen denken über Drogensüchtige und Obdachlose so wie Anna. Umso schöner finde ich Felis Reaktion. Da merkt man, wer Tessas wahre Freunde sind.
Jedenfalls bin ich wie immer sehr gespannt wie es weiter geht und kann mich dem Wunsch von Chaotin84 nach einer Rückkehr von Jess nur anschließen :)
 
So, ich melde mich auch mal wieder zu Wort^^

Ich hätte das auch net von Anna gedacht, das sie so reagiert. Aber viele Menschen denken so, hauptsächlich auch, weil sie einfach keinen Bezug/ Erfahrungen dazu haben. Sie können sich wohl net vorstellen, wie es den Betroffenen überhaupt damit geht!
Umso schöner finde ich auch, dass Tessa in Feli eine gute Freundin gefunden hat, die auch zu ihr und ihrer Vergangenheit mit Jess steht.

Und ich kann mich nur dem Wunsch von Chaotin84 und Sexy_Lexi anschliessen: Lass Jess wieder zurückkehren!!!

Liebe Grüße
Chrissy

Will auch noch anmerken, dass ich Tessa mit ihrer neuen Frisur echt schön finde!
 
@MajorKira: Vielen Dank für Deinen lieben Kommi! ja, es ist wichtig, über die Dinge zu sprechen. Und auch wenn mal so unschöne Reaktionen wie Annas kommen, so ist es doch immer der bessere Weg, die Dinge offen und ehrlich anzusprechen, da gebe ich Dir vollkommen recht.


@FunnyChrissy:
Ach, ist das lieb, wie Du mich aufzumuntern versuchst, hab Dich ja auch schon unter vier Augen ;) gesagt. Ja, es ist ein bißchen traurig für mich manchmal, dass auf die Story so wenig Reaktionen kommen und schon immer kamen, auch in "Action"-Kapiteln oder Kapiteln, wo Jess noch da war. Ich hab ja immer noch das Gefühl, ihr nehmt mir das alle schwer krumm, dass er weg ist :rolleyes:%) Aber hihi, die Gedanken sind frei! Danke für Dein Lob, das tut sehr gut. Zum Kapitel selbst, da kann ich Dir recht geben. Ich finde Feli auch toll und mag ihren Charakter sehr gerne, sie hat sowas lebendiges und unbekümmertes, das tut Tessa jetzt sehr gut. Sie ist auch ein schöner Gegensatz zur eher ruhigen und ernsten Moni, finde ich. Diese zwei Freundinnen sind es, die Tessa jetzt helfen können, alles Erlebte mit Jess langsam zu verarbeiten.
Danke für diesen superlieben Kommi von Dir!!!!



@sasispatz:
Oh, da werd ich ja fast rot, wenn Du das Kapitel "atemberaubend" findest. Und Du hast recht, Anna ist echt super arrogant und man kann gut auf sie verzichten! Danke für Deinen lieben Kommi!



@Chaotin:
Oh, wie schön, dass Du wieder da bist, ich hab Dich wirklich vermisst. Das erstmal. Ja, und danke für das Lob bzgl Tessas Aussehen. Mir gefällt sie so tatsächlich viel besser als vorher. Ich finde, dadurch sieht sie auch ein bißchen erwachsener aus, oder?
Jedenfalls auch danke für Dein Kulissenlob, das in dem Fall des Unigeländes nicht angebracht ist, grins, denn das hab ich nicht gebaut, es ist vielmehr ein Maxis-Objekt, nur ein bißchen umgestylt. ;)
Anna ist wirklich krass drauf und Du wirst mit Deiner Vermutung wohl recht behalten, dass sie ihre Meinung nicht mehr ändern wird....
Auch Du scheinst mir Jess ja total zu vermissen. Er ist offenbar doch der Liebling der Herzen gewesen. Neulich dachte ich mir nämlich, dass Jess irgendwie so schlecht weggekommen ist n der Story. Im "Original" ist das ganz anders, aber das war eben auch eine Buchform und die kann man im Forum so nicht lassen. Dann gäbe es noch viel mehr "Zwischenkapitel" und ich werde das gefühl nicht los, dass hauptsächlich Kapitel, in denen viel geschieht, gerne gelesen werden :rolleyes:
Danke für Deinen lieben Kommi! --- und ob Jess wiederkommt, verrate ich natürlich nicht ;)



@Sexy_Lexi:
Ja, ich fürchte auch, dass viele so wie Anna denken. Weil man ja auch eine gewisse Abscheu und auch Angst und Beklemmung vor Menschen hat, die "anders" sind. Das ist leider so. Und ich würde mich da nicht ausnehmen. Ich schreibe das hier zwar so, aber ich fürchte auch ich würde eher Abstand zu jemanden nehmen, der obdachlos und süchtig in einer dunklen Nische am Bahnhof rumhängt. :ohoh: einfach aus Selbstschutz, weißt Du.
Wie ich bei Chaotin schon schrieb, ist eine Rückkehr von Jess momentan noch völlig ungewiss ;) Ihr müsst einfach ein wenig geduld haben, bald werdet ihr sehen, ich welche Richtung die Story weiterlaufen wird und ob Jess noch einmal darin vorkommt oder nicht.
Danke für Deinen lieben Kommi!!!



@Chrissy1709:
Hihi, ihr bedrängt mich ja regelrecht, dass ich Jess wieder zurück in die Story hole. Aber da habt ihr keine Chance, weil die Storyline ja schon ewiglich feststeht ;) und somit auch, ob Jess je wieder vorkommt oder nicht. Aber wie ich oben schon geschrieben habe - wartet ab, ich denke, ihr werdet bald wissen, wo der Hase hinläuft :) Vielleicht schon in diesem Kapitel...
Danke auch für Deinen lieben Kommi!!!!



@ALL:
Heute habe ich ein neues Kapitel mit einem erneuten, kleinen Zeitsprung für euch, in etwa von 5-6 Wochen. Ich bin gespannt auf eure Kommis danach ;)
 
Kapitel 49
Sommernacht


Die Wochen zogen weiter ins Land, und der Sommer zeigte sich bald von seiner besten Seite. Die Sonne schien den ganzen Tag über und tauchte die Häuser in helles, wärmendes Licht. Das Thermometer kletterte inzwischen fast täglich über dreißig Grad, und Tessa war offen gesagt froh, keinen Unterricht mehr zu haben. Es war einfach zu heiß, und sie wollte gar nicht darüber nachdenken, wie stickig und warm es inzwischen in den Universitätsräumen sein musste. Nein, da war es doch schon viel angenehmer, den lieben langen Tag im kühlen Haus zu bleiben oder sich die Zeit am Badesee zu vertreiben.
Und am Abend, wenn sich die milde Kühle der Sommernächte über die Stadt senkte, kam es nicht selten vor, dass sie mit ihren Freundinnen gemeinsam in einem Biergarten saß und die Seele baumeln ließ. Wenn sie danach die ruhigen Straßen entlang nach Haus zurück lief, dachte sie manchmal daran, dass irgendwo unter diesem Sternenhimmel, in den sie blickte, auch Jess sein mochte. Und das gab ihr oft einen seltsamen Trost, vermischt mit Wehmut.

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Einmal die Woche schaute sie bei der Zeitung vorbei, den Job dort hatte sie zwar aufgegeben, nachdem die Universität sie einfach zu sehr eingenommen hatte, aber in den Ferien half sie dennoch hier und da aus. Und schließlich war es ja auch geplant, dass sie ihr Praktikum dort absolvieren sollte. Auch wenn Tessa zugeben musste, dass sie sich in letzter Zeit in der Redaktion nicht mehr so wohl fühlte wie früher. Vielleicht waren es die Themen, mit denen sie zu tun hatte – sie erschienen ihr oft oberflächlich. Das war früher nicht so gewesen.

Die restliche Zeit jedoch genoss sie die Ferien in vollen Zügen. Immer an ihrer Seite war dabei Felicitas. Auch Susanne war manchmal mit von der Partie. Sie hatte nie wieder etwas zu Tessas Geständnis gesagt, und Tessa hatte es darum auch nie mehr angesprochen. Das Thema schien zwischen ihnen nicht unbedingt tabu, aber dennoch eben kein wirkliches Thema zu sein. Das war ein seltsamer Schwebezustand, aber Tessa hatte sich daran gewöhnt. Ohnehin verband sie mit Susanne nicht so viel wie mit Felicitas. Auch Monika war manchmal mit von der Partie, wenngleich auch nicht so oft, da sie immerhin zur arbeitenden Bevölkerung gehörte.
Doch an diesem Abend wollten beide gemeinsam ausgehen, Felicitas hatte sie zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen. Sie wohnte zusammen mit einer anderen Komillitonin in einem kleinen Bungalow, der einen winzigen, aber charmanten Garten besaß. Dort sollte die Grillparty stattfinden. Tessa und Monika waren gemeinsam zu Feli gefahren. Als Tessa und Monika den Garten betraten, tummelten sich schon einige Besucher dort. Erfreut lief Feli auf beide zu.
„Hallo ihr beiden! Wie schön, dass ihr da seid!“

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„Am besten holt ihr euch einfach etwas zu trinken und mischt euch unters Volk!“ rief Feli fröhlich. „Mein Cousin Adrian ist heute der Grillmeister und wenn ihr Lust auf ein paar Würstchen habt, könnt ihr euch vertrauensvoll an ihn wenden!“ Sie lachte leise auf. „Ich muss jetzt mal schnell in den Keller huschen und neues Bier holen! Ich fürchte, wenn der Abend vorbei ist, bin ich arm wie eine Kirchenmaus!“ Und grinsend eilte sie zurück ins Haus, um für den dringend notwendigen Nachschub an Bier zu sorgen.
„Was magst du trinken?“ fragte Monika Tessa. „Auch ein Bier?“
Tessa schüttelte den Kopf. „Nein, lass mal, auf Alkohol hab ich gar keine Lust, außerdem muss ich ja auch noch fahren. Ich hol mir eine Cola und dann können wir was essen. Da vorne am Tisch sitzt Susanne, setzen wir uns doch einfach zu ihr, oder?“
Wenig später saßen beide bei Susanne am Tisch und plauderten angeregt miteinander.
Tessa genoss den Abend. Die Luft war lau, die fröhliche Musik schallte in angenehmer Lautstärke durch den durch zahlreiche Fackeln und Kerzen atmosphärisch erleuchteten Garten und alle Besucher waren gut gelaunt und gelassen.

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Man merkte gar nicht, wie die Stunden verflogen. Bald war Tessa mit einigen Freunden und Verwandten von Feli ins Gespräch gekommen. Monika hatte sich derweil zu der Gruppe junger Leute an der Bar gesellt, die ein angeregtes Gespräch über Politik führten, das Tessa herzlich wenig interessierte. So blieb sie lieber bei Susanne und einigen anderen stehen und plauderte mit ihnen über die neusten Kinohits, während sie ihre Cola leerte.

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Nach einer Weile gesellte sich ein junger Mann zu ihnen, den Feli ihr vorhin kurz als einen ihrer Cousins vorgestellt hatte, an dessen Namen sich Tessa jedoch nicht mehr erinnern konnte. Es war auf jeden Fall nicht der junge Teenager, der ihr vorhin den leicht angebrannten HotDog serviert hatte. Tessa musste in sich hinein lächeln. Felis Cousin Adrian war gerade mal siebzehn Jahre alt und vor Stolz am Platzen, die ehrenvolle Aufgabe des Grillmeisters übertragen bekommen zu haben. Nur leider hatte er offenbar keine besondere Erfahrung damit, weshalb eine Vielzahl der Würstchen mit deutlicher Schwarzfärbung auf den Tellern gelandet war.
„… ich finde ohnehin die meisten Literaturverfilmungen ziemlich zum Davonlaufen“, erweckte da die Stimme des jungen namenlosen Mannes neben ihr wieder ihre Aufmerksamkeit.
„Ich sehe es nicht so, dass es nur auf den Spaß des Kinogängers ankommt“, fuhr er fort und sah in die Runde. Sein Gesicht lag durch den Widerschein der Gartenlampen fast im Dunkeln, aber man merkte seiner Stimme einen gewissen Ernst an.


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„Schließlich hat der oder die Autorin einen gewissen Zweck und Sinn damit verfolgt, die Geschichte eben in ganz gewissen Bahnen zu gestalten, und wenn dies von den Produzenten oder Drehbuchautoren völlig über den Haufen geworfen wird, ist das für mich eigentlich regelrechte Verstückelung.“
„Das sehe ich genauso“, erhob Tessa nun die Stimme. Der Mann drehte sich zu ihr um und lächelte. Es schien fast, als bemerke er erst jetzt, dass Tessa neben ihm stand.
„Das finde ich interessant, weil gerade Sie doch schreiben“, erwiderte er und lächelte. „Sie sind doch Tessa, oder?“


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Tessa lächelte. „Ja, das bin ich. Aber schreiben tu ich in dem Sinne nicht. Ich studiere zwar in dieser Richtung, aber ich bin journalistisch tätig und schreibe somit keine Geschichten. Trotzdem sehe ich es genauso wie Sie… äh…“
Verlegen wand sie sich, als sie bemerkte, dass ihr der Name ihres Gegenübers partout nicht einfallen wollte.

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„Joshua“, half dieser ihr lächelnd weiter. „Ich bin Joshua, einer von Felis verrückten Cousins. Und ich studiere übrigens an derselben Uni wie Sie und Feli, nur sind wir uns noch nie über den Weg gelaufen.“
„Was studieren Sie denn?“ fragte Tessa interessiert.
„Nun, ich studiere Medienwissenschaft und Theater. Im Prinzip sind unsere Branchen also gar nicht so weit voneinander entfernt.“
Er lächelte sie an. „Aber wollen wir das blöde Sie nicht lassen?“

Tessa nickte. „Da wäre ich auch sehr für“, lachte sie. „Wenn man mich siezt, komme ich mir immer so alt vor.“
Er lachte. „Da haben wir ja noch eine Gemeinsamkeit…“

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Sie lachten beide auf und drehten sich dann wieder zu den anderen. Diese hatten sich offenbar schon längst aus dem Dialog ausgeklinkt und diskutierten gerade heftig über die neusten Ergebnisse der Bundesliga.
Joshua seufzte. „Ich mag Fußball nicht. Ja, ja – ich weiß, ich bin nur ein halber Mann, wenn ich sowas sage. Aber es ist nun mal so…“
Tessa lachte. „Ich kann damit auch nicht viel anfangen. Und man ist doch deswegen kein halber Mann – das wäre ja noch schöner…“
„Ich hab irgendwie noch Lust auf was Süßes“, stellte Joshua fest. „Und ich weiß genau, dass Feli eine riesigen Karton Donuts im Kühlschrank versteckt hält. Was meinst du, ob wie sie stibitzen sollen?“
Tessa lachte auf. „Ob Feli das so toll finden wird…?“
„Ach was“, winkte Joshua ab. „Es bleibt doch in der Familie! Komm!“

Etwa eine Viertelstunde später saßen Tessa und Joshua im Wohnzimmer auf der gemütlichen Couch und Tessa hielt sich den Bauch.
„Das war eindeutig ein Donut zuviel! Aber ich muss zugeben, dass er mir besser geschmeckt hat als Adrians angekohlter HotDog!“ Sie lachte leise und biss sich dann im nächsten Moment auf die Lippen, als ihr einfiel, dass Adrian ja auch Joshuas Cousin war.
„Entschuldige, ich mein das nicht böse…“, setzte sie an, doch Joshua lachte laut auf.

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„Nun lass mal gut sein, ich hatte auch so ein verkohltes Teil auf meinem Teller und muss dir darum zustimmen!“
Er grinste sie an und fragte dann: „Und was machst du sonst so, Tessa? Feli hat mir nur erzählt, dass sie dich um deine guten Noten beneidet!“ Er zwinkerte und Tessa errötete. Irgendwie ärgerte sie die Vorstellung, vor Joshua wie eine Streberin dazustehen.
„Sie übertreibt…“, sagte sie darum schnell. „Wie eigentlich immer. Aber um deine Frage zu beantworten, ich mache sonst eigentlich nicht viel… im Moment genieße ich einfach die Ferien. Und du?“
„Geht mir genauso“, erwiderte Joshua. „Nun erzähl mir aber mal, was dich dazu gebracht hat, dieses Fach zu studieren…“

Schnell hatte Tessa zu erzählen begonnen und Joshua und sie kamen von einem Thema zum nächsten, ohne Unterbrechung. Es dauerte nicht lange, um festzustellen, dass sie in den meisten Themen einer Meinung waren und auf einer Wellenlänge schwammen.
So war es kein Wunder, dass Tessa überrascht feststellen musste, dass es schon weit nach Mitternacht war, als Joshua schließlich aufstand und verkündete, dass er gehen müsse, weil er am nächsten Tag zum Essen mit seinen Eltern verabredet sei.

„Ich komm noch mit nach draußen“, sagte Tessa und folgte Joshua vor die Haustür.
„Was mach ich jetzt eigentlich, wenn Feli mich nachher fragt, wo die Donuts hingekommen sind?“ fragte sie Joshua grinsend.
Dieser lachte auf und erwiderte: „Sag einfach, Adrian hat sie gegessen, weil er seine eigenen verkohlten Würstchen abscheulich fand!“
Tessa grinste. „Mann, bist du gemein!“

„Bleibt doch unter uns!“ kicherte Joshua.

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„Du bist ein Quatschkopf“, stellte Tessa fest und grinste wieder. „Aber eigentlich kein Wunder, bist ja schließlich mit Feli verwandt.“
Joshua grinste zurück. „Natürlich, das sind die Quatsch-Gene, noch nie davon gehört? Und Lachen ist doch schließlich gesund, oder? Wenn wir nur alle etwas mehr lachen würden, dann bliebe der Welt viel Leiden erspart, glaube ich.“
Jetzt war seine Miene wieder ernst geworden. „Ich muss jetzt wirklich los, Tessa. War schön, dich kennen zu lernen! Ich bin mir sicher, dass wir uns bald wieder treffen, spätestens wenn die Uni angefangen hat!“
Er beugte sich zu Tessa und drückte sie kurz freundschaftlich zum Abschied.
Benommen erkannte Tessa, dass sie den Geruch seines AfterShaves, vermischt mit einem Hauch von Schweiß, seltsam angenehm fand.

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Verwirrt sah sie Joshua nach, der langsam die Straße hinunterging und schließlich um die Ecke verschwand. Sie blieb noch einen Moment auf der Straße stehen, dann ging sie langsam zurück ins Haus und machte sich im Garten auf die Suche nach Monika.
„He Tessalein!“ hörte sie eine aufgeweckte Stimme aus Richtung der Bar. Sie lächelte und ging auf Feli zu.
„Ich hab dich den ganzen Abend nicht zu Gesicht bekommen“, murmelte Tessa und lächelte. „Gastgeberin zu sein ist schon anstrengend, was?“

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Feli grinste und zwinkerte. „Nun ja, was soll ich sagen… ich war nicht den ganzen Abend nur Gastgeberin… hast du diesen süßen braunhaarigen Kerl in der Strickjacke gesehen?“

Tessa nickte. „Wie könnte ich den übersehen haben…“
„Ja, nicht wahr – er ist zum Dahinschmelzen!“
„Das meinte ich nicht, er ist mir natürlich nur aufgefallen, weil er der einzige Mensch war, der bei dieser Temperatur in einer dicken Strickjacke hier aufgetaucht ist“, erwiderte Tessa und sah Feli grinsend an. „Aber was genau war nun mit Mister Strickjacke?“
„Naja… ich sage mal, so war ganz besonders gastfreundlich zu ihm… es ist mein neuer Nachbar, er ist erst gestern hier eingezogen… naja… ich sag es mal so, so schnell hab ich bisher noch keine nachbarschaftlichen Freundschaften geschlossen… und Verbindungen…“

Sie zwinkerte wieder. Tessa sah sie verblüfft an.
„Du willst doch nicht… ich meine… habt ihr etwa…?“

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„Psst, nicht so laut, wir stehen schließlich direkt am Gartenzaun zu seinem Grundstück!“ grinste Feli. „Aber ja – natürlich haben wir, und es war göttlich! Ich sage dir, so einen Mann hatte ich noch nie…!“
Tessa grinste. „Du bist unverbesserlich! Na, wenigstens hattest du deinen Spaß. Und mich und deine Gäste hast du mal wieder sträflich vernachlässigt…“
„Na komm schon“, erwiderte Feli zwinkernd. „Ich bin mir sicher, dass zumindest DU gute Ablenkung hattest…“
„Was meinst du damit?“
„Ich sag nur eines… Joshua…“


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„Das… ach, du spinnst ja“, stotterte Tessa. „Ja, ich hab mich gut mit deinem Cousin unterhalten, wir haben so ziemlich die gleiche Wellenlänge. Aber mehr war da doch nicht, Feli! An was du gleich immer denkst…“
Feli grinste. „Naja… ich sag dazu nun mal nichts mehr, außer dass ich gesehen habe, wie er dich angeschaut hat und dass ich diesen Blick kenne….“
„Feli! Wir haben uns einfach nur nett unterhalten und uns angefreundet – rein platonisch, mehr nicht!“
„Was ist denn mit euch los?“ hörte Tessa da Monis Stimme hinter sich.
„Nichts…“, stammelte sie schnell. „Feli spinnt nur wieder rum.“
Diese erwiderte nichts und grinste nur weiter süffisant vor sich hin.
„Du, Tessa, macht es dir was aus, zu gehen? Es ist schon nach zwei Uhr, und ich bin allmählich ziemlich müde“, sagte Moni da.


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„Ja… ja, klar…“, erwiderte Tessa rasch und war irgendwie froh, sich von Feli verabschieden zu können, bevor diese noch mehr abstruse Theorien von sich geben konnte.
Nachdem sie sich in der Runde verabschiedet hatten, machten Moni und Feli sich auf den Weg zum Auto, das direkt vor dem Haus geparkt war.
Eine Weile fuhren sie schweigend durch die Nacht, bis Moni schließlich gähnte und sagte: „Hach, ihr jungen Studentinnen habt´s gut. Ihr seid um zwei Uhr nachts noch fit wie ein Turnschuh und ich alte, schwer arbeitende Tante könnte im Stehen einschlafen, weil ich jeden Morgen unter der Woche um sieben Uhr parat stehe…“

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Tessa lächelte. „Nun mach mal halblang. Du bist gerade mal fünfundzwanzig, du alte Tante… verlang ja kein Mitleid von mir.“
Monika lachte. „Tu ich doch gar nicht. Aber ich muss sagen, ich fand, es war eine sehr schöne Party bei Feli. Findest du nicht auch?“
Sie sah Tessa fragend an. Diese war einen Moment stumm und sagte dann nachdenklich: „Ja… es war sehr schön… das stimmt…“
Schockiert stellte sie fest, dass sie eigentlich kaum etwas von der Party mitbekommen hatte. Immer wenn sie den Abend Revue passieren ließ, kam nur ein Gesicht und ein Name vor… Tessa schluckte und krampfte ihre Hände ums Lenkrad.
Nachdem sie Moni vor deren Wohnung abgesetzt hatte, fuhr sie nachdenklich nach Hause. Sie konnte sich nicht erklären, was mit ihr los war. Eigentlich war es doch ein schöner, netter Abend gewesen. Was lag ihr daran nur so schwer im Magen?
Verwirrt öffnete sie die Autotür und stieg aus.

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Die Luft roch nach Sommer und man hörte einige Grillen zierpen. Der Himmel war sternenklar und es wehte kein Lüftchen. Morgen würde es vermutlich wieder furchtbar schwül werden. Trotz der recht milden Nacht schauerte Tessa zusammen, als sie den Blick nach oben zum Firmament richtete.
Zum ersten Mal seit unendlich langer Zeit dachte sie in diesem Moment nicht an Jess… sondern daran, was an diesem Abend wohl mit ihr geschehen sein mochte.


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Es schien, als sie irgendetwas in gestorben… und dabei neu geboren worden.
Doch was dies alles bedeuten sollte, war ihr wirklich nicht klar. Noch nicht.









Fortsetzung folgt.


P.S. Verzeiht mir das eine Fehlerchen bei einem der Bildchen ;)
 
Oh,
nein,
das kann nicht sein ich will das nicht.
Sie soll mit Jess zusammen kommen
und alt werden nicht mit diesem Typen. :schnief::schnief::schnief::schnief::schnief::schnief::schnief:
 
Das ist ja eine interessante Wendung der Geschichte. Hört sich fast danach an, als hätte sich Tessa etwas verliebt, nur weiß sie es selbst noch nicht so richtig ;) Ich weiß auch gerade gar nicht, wie ich das finden soll. Einerseits ist es verständlich, sie kann ja nicht ewig Jess hinterher trauern. Andererseits würde ich es schon komisch finden, wenn Tessa jetzt einen anderen hätte. Immerhin scheint dieser andere ja ganz nett zu sein. Und wenn Tessa mit ihm glücklich wird? Ach herrje, ich spekuliere schon wieder. Du wirst mich sicher wieder damit überraschen, wie es weiter geht. Bisher hat deine FS immer eine völlig andere Wendung genommen, als ich erwartet hatte. Deswegen freue ich mich auch schon wieder auf das nächste Kapitel.
 
*räusper* Als stiller Leser dieser FS... nein, ich formuliere es anders :lol:
Ich bin zwar nur selten im Simforum, spiele selber kein Sims (mehr), lese aber immer wieder mit Freude die wirklich guten Stories hier - zu denen ich deine mittlerweile zähle :)
Also: Großes Lob für schöne Bilder und ausgezeichneten Text. Es ist sicherlich ein schwieriges Thema, aber du bringst es genau auf den Punkt und gehst damit realistisch um.

Magst du mich vielleicht benachrichtigen? Mit einem Kommi darfst du zwar nicht allzu oft rechnen, aber sei versichert dass ich so weiterlesen werde wie bisher - still :D

lg, Cenwen
 
Och, wie schön. Ich glaube, ich bin hier fast die einzige, die es gut findet, dass Tessa Joshua kennen gelernt hat. Ist zwar überhaupt nicht mein Typ (die Klamotten... %) und er mag kein Fußball... *g*), aber er macht beim ersten Lesen einen sehr netten Eindruck und scheint gut zu Tessa zu passen. Und ich finde, sie kann Jess ja nicht ewig hinterher trauern, ihr Leben geht weiter und sie weiß ja noch nicht einmal, wo Jess steckt. Wegen ihm jetzt ewig die unantastbare, traurige Jungfrau zu spielen, hätte ja irgendwie auch keinen Sinn. Mal sehen, was sich daraus so entwickelt. Ich glaube allerdings, dass du noch einige Überraschungen im Ärmel versteckt hast und irgendwann ist Tessa wahrscheinlich glücklich mit Joshua verheiratet und hochschwanger und dann taucht Jess auf einmal auf oder so ähnlich. :lol:
Von welchem Fehler auf den Bildern sprichst du eigentlich? :confused: Ich hab nichts entdecken können.
 
@sasispatz: Oh weh, da hab ich ja was angerichtet, mh? Nun aber mal langsam mit den jungen Pferden, noch ist nicht aller Tage abend und ich weiß nicht, wie viele Sprichwörter ich noch hier reinbauen soll. Jedenfalls ist zwischen Tessa und Joshua doch noch gar nichts und vielleicht bleibt es ja auch dabei? Abwarten und Tee trinken! Und Jess ist ja erstmal weg - irgendwann muss Tessa ja wieder anfangen zu leben... und sich vielleicht auch nach anderen Männern umzuschauen. Sie kann ja nicht den Rest ihres Lebens auf Jess warten... das würde sie zerstören... auch wenn das jetzt nicht heißen soll, dass... äh... ja, das hat einfach nichts zu heißen, in keine Richtung :lol:



@SexyLexi:
Ich geb Dir völlig recht. Natürlich ist der gedanke, Tessa einen anderen Mann an der Seite haben zu lassen, erstmal sehr abwegig und befremdlich. Aber sie kann Jess nicht ewiglich hinterher trauern, das stimmt ebenso.
Und in welche Richtung die Geschichte geht, ist immer völlig offen!
Danke für Deinen KommI!



@Cenwen:
Wie schön, dass Du Dich als stille Mitleserin outest. Und danke für Dein Lob! Ich benachrichtige Dich natürlich gerne!



@Chaotin:
Hihi, irgendwie wundert es mich gar nicht so, dass Du es nicht so schlecht findet, dass Joshua aufgetaucht ist. Und nimm ihm die Klamotten nicht übel, das hat viel mehr mit meinen gescheiterten Versuchen, sehr viel verschiedene Jungenkleidung downzuloaden zu tun als mit seinem Geschmack ;) Und irgendwie muss einem ein Junge, der Fussball nicht mag, fast supsekt sein, gell? Aber vielleicht hat er dafür andere Qualitäten ;)
Deine Theorie finde ich übrigens hoch interessant... :D ... mal sehen, wie viel davon wahr ist.
Und ja, du hast recht, Tessa kann nicht ewig auf Jess warten. doch was ist die angepasste Zeit? Ein Monat, ein Jahr? Ein Jahrzehnt? :ohoh:
Wer will da schon drüber urteilen, oder?
Danke für Deinen Kommi (über den ich mich mal wieder narrisch freue)




@ALL:
Ich kann euch noch keine neue FS bieten, wollte nur schonmal fix Kommis beantworten. Ich denke, dass die nächste FS morgen oder am Montag kommt!
 
@MajorKira: Das freut mich, dass Du Tessa ihr neues Leben gönnst! Danke für Deinen Kommi!

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So, hier kommt sozusagen ein Jubiläumskapitel ... Kapitel 50 ...!

Kapitel 50
Joshua




Die Wochen zogen weiter ins Land. Der späte August brachte eine üppigen und reichen Spätsommer voller goldener Sonnenstrahlen. Es wurde wieder früher dunkel, aber gerade diese besonderen Abendstimmungen senkten eine unbeschreibliche Atmosphäre übers Land. Abends schien die Erde auf den Feldern vor der Stadt von der Wärme des Tages zu dampfen. Die Traktoren tuckerten in ruhiger Gemächlichkeit über kleine Landstraßen und holten die Ernte ein.
In der Stadt bekam man davon herzlich wenig mit. Dennoch genoss auch Tessa die lauen Spätsommerabende. Noch hatte sie Ferien, es verblieben noch einige Wochen bis zum erneuten Semesterbeginn.
Eines Nachmittags, als sie gerade vom Badesee nach Haus gekommen war, klingelte das Telefon. In der Vermutung, Monika sei am Apparat, nahm Tessa gut gelaunt den Hörer ab und sagte mit fröhlicher Stimme: „Na, du? Arbeitstag überstanden?“

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Eine tiefe, männliche Stimme lachte am anderen Ende der Leitung leise auf. „Hallo, Tessa – hier ist Joshua. Und danke, ich hatte zwar keinen Arbeitstag, aber ansonsten hab ich den Tag bisher ganz gut überstanden, ja.“

Tessa biss sich auf die Lippen und merkte, wie ihre Ohren vor Scham heiß wurden. Sie war froh, dass sie gerade niemand, vor allem nicht ihr Gesprächspartner, sehen konnte.
„Joshua“, stammelte sie nach einigen Sekunden des beschämten Schweigens. „Ich dachte, es wäre Moni, meine Freundin… tut mir leid…“
Joshua lachte wieder leise. „Das macht doch nichts. Es war eine sehr nette Begrüßung, so werde ich selten am Telefon begrüßt. Wie geht es dir?“
„Danke, ganz gut“, erwiderte Tessa schnell und hoffte, das Gespräch rasch in andere Bahnen lenken zu können, um von ihrem kleinen Missgeschick abzulenken. „Was ist der Anlass für deinen Anruf? Und woher hast du eigentlich meine Nummer? Von Feli?“
„Richtig, und ich hoffe, es macht dir nichts aus…“


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„Nein – nein, überhaupt nicht!“ erwiderte Tessa rasch. „Ich freu mich sogar!“
„Das ist schön“, kam es aus dem Hörer zurück. „Ich hab aber tatsächlich einen bestimmten Grund anzurufen.“
Tessa merkte, dass ihr Herz plötzlich einen Takt schneller schlug. Was mochte dieser Grund wohl sein? Irgendetwas in ihrem Herzen schien zu hoffen, dass Joshua sich nur wieder meldete, weil auch er die gemeinsamen Gespräche vor kurzem auf Felis Party so sehr genossen hatte.
„Es geht um folgendes, ich muss eine ziemlich wichtige Hausarbeit schreiben und bis nächste Woche an meinen Prof geben…“, begann Joshua. „Und das Thema ist journalistische Tätigkeiten im Rahmen von Printmedien. Und da dachte ich sofort an dich. Natürlich hätte ich auch Feli fragen können, weil sie ähnlich studiert. Aber du hast ja erzählt, dass du schon mehr als ein Jahr bei einer Zeitung gearbeitet hast vor Studienbeginn.“
„Ach so, darum also“, stieß Tessa hervor und versuchte, nicht enttäuscht zu klingen. „Du meinst also, dass ich dir dabei in irgendeiner Form helfen kann?“

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„Du bist meine letzte Rettung, um ehrlich zu sein. Ich komm einfach nicht weiter hier… ich hab einen riesigen Stapel Bücher dazu ausgeliehen, aber ich bin irgendwie total ratlos…“

Tessa atmete tief durch und ärgerte sich über dieses seltsame Gefühl der Enttäuschung in sich. Was sollte das? Sie schob es verärgert zur Seite und sagte freundlich: „Aber klar kann ich dir helfen oder es zumindest versuchen.““
„Oh, das ist toll!“ rief Joshua am anderen Ende der Leitung erfreut. „Dann können wir, wenn wir fertig sind, auch gerne unser Gespräch von neulich weiterführen! Wie wollen wir es machen? Magst du zu mir kommen? Ich hab schon alles hier, die Bücher, die Notizen und mein erstes, stümperhaftes Geschreibsel…“

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„Klar, machen wir es so, ich komm zu dir. Du musst mir nur sagen, wo du wohnst und wann wir uns treffen sollen“, erwiderte Tessa rasch.
„Passt es dir übermorgen gegen Nachmittag? Dann ist es nicht mehr so heiß und unsere Köpfe frei.“
„Klar, kein Problem, ich hab Zeit.“

„Dann machen wir es so – komm doch einfach gegen vier Uhr vorbei, okay? Ich wohne in der Augustenstraße 146, im dritten Stock.“
„Okay, Joshua. Sag mal, wie ist eigentlich dein Nachname, damit ich weiß, welches Klingelschild das meinige ist?“

„Ich heiße Berger. Joshua Berger.“ Er lachte. „Bis dann, Tessa.“
Tessa stand einen Moment wie erfroren und still. Das Telefon in ihrer Hand schien zu einem Eisklotz geworden zu sein.

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War das nur ein Zufall? Joshua hieß Berger – Jess hieß Berger. Was war hier los?
Tessa griff sich verwirrt an den Kopf und rief sich zur Ordnung, als sie das Telefon auflegte.

Es gab hunderte von „Bergers“ auf dieser Welt. Schließlich war der Name nicht ungewöhnlich, ebenso wenig wie ihr eigener – Wagner.
Nein, da konnte kein Zusammenhang bestehen. Schließlich war Joshua Felis Cousin, und somit wäre auch ein Zusammenhang zwischen Feli und Jess, wenn denn da einer wäre…
„Oh mein Gott, hör auf, so einen Mist zu denken!“ rief Tessa laut in die Stille ihrer Wohnung hinein.
Dann seufzte sie. Zusammenhang oder nicht – es war ein seltsamer Zufall, dass ausgerechnet Joshua auch Berger hieß. Es erinnerte sie erneut an Jess. Und in ihr rührte sich ein seltsames, neues Gefühl, als sie an ihn dachte. Es fühlte sich fast an wie ein schlechtes Gewissen…



Zwei Tage später stand Tessa kurz nach vier vor dem mehrstöckigen Gebäude in der Augustenstraße. Ihre Hände waren irgendwie feucht, und das, obwohl es heute nicht ganz so drückend warm gewesen war wie die Tage zuvor.
Es war ein seltsames Gefühl, dieses Klingelschild mit dem Namen „Berger“ zu drücken. Für einen Moment huschten seltsame Gedanken und Gefühle durch ihren Kopf. So hätte es mit Jess sein können. Hätte… wenn er … ja, wenn er was? Ein anderer gewesen wäre?
Doch wäre er dann noch Jess gewesen? Tessa seufzte und schauderte trotz der warmen Sonne zusammen.

Die angenehme Stimme Joshuas, welche ihr durch die Sprechanlage entgegen schlug, riss sie sofort aus ihren Gedanken.
„Tessa? Komm hoch, ich hab dir Tür schon aufgemacht!“
Eine Minute später betrat Tessa das kleine Appartement, in dem Joshua lebte. Es war eine typische Studentenbude, recht dunkel, aber sehr ordentlich. Ob das immer so war, oder ob Joshua für sie aufgeräumt hatte, war dabei natürlich fraglich.
„Das ist also mein kleines Reich“, erklärte Joshua und lächelte Tessa an. „Ich hoffe, es gefällt dir. Es sind nur zwei Zimmer und ein kleines Bad nebenan…“

„Meins ist auch nicht um vieles größer“, murmelte Tessa und starrte zum Fenster hinaus, vor dem sich die Spitzen der Tannen in der eben aufkommenden Sommerbrise hin- und herwiegten.

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Irgendwie ging ihr dieser paradoxe Gedanke, dies alles mit dem, was sie einmal mit Jess hätte haben können, nicht aus dem Kopf. Und um dies zu beschleunigen, drehte sie sich rasch um und sagte ungewöhnlich forsch: „Joshua, lass uns am besten direkt anfangen mit dem Lernen. Was wir hinter uns haben, haben wir hinter uns!“
Joshua sah sie einen Moment etwas irritiert an, lächelte dann aber sofort wieder und nickte.
„Ja, Frau Lehrerin!“
Er hatte dies mit solch einem Ernst gesagt, dass Tessa lachen musste und sich sofort etwas mehr entspannte. Währenddessen ging Joshua zum Bücherregal und suchte die nötige Literatur heraus.

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Eine Weile saßen beide völlig versunken in ihre Arbeit und besprachen, was für Joshuas Notizen wichtig war. Bei einigem konnte Tessa ihm tatsächlich durch ihren Erfahrungsschatz helfen, bei anderem war ihr bewusst, dass Joshua die Informationen, die er benötigte, leicht aus seinen Büchern hätte bekommen können.
Zu zweit kamen sie jedoch sehr schnell voran und nach drei Stunden intensiven Arbeitens schlug Joshua das letzte Buch zu und seufzte: „Geschafft! Damit habe ich genug Stoff zum Verarbeiten! Ich muss es nur noch im Zusammenhang und in der richtigen Form aufschreiben und abgeben! Du warst meine Rettung, Tessa!“
Diese lächelte. „Ich weiß nicht – ich denke mir, dass du das auch alleine hättest schaffen können. Aber ich freu mich trotzdem, dass ich dir helfen konnte.“
Durch das intensive Lernen und Erörtern waren ihre verkrampften und schlechten Gedanken vom Beginn fast völlig verschwunden und sie fühlte sich nun erschöpft, aber entspannt. „Dann lass uns mal wegräumen“, sagte sie und nahm das Buch, das vor ihr lag, um es wieder ins Regal zu befördern.
„Musst du schon los?“ fragte Joshua und sah sie lächelnd an.

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Tessa überlegte einen Moment, was sie antworten sollte und erwiderte dann wahrheitsgemäß: „Nein, ich hab heute nichts mehr vor. Du?“
„Ich auch nicht“, erwiderte Joshua und folgte ihrem Beispiel, indem er die restlichen Notizen und Bücher, die inzwischen im ganzen Zimmer verstreut lagen, zusammen räumte.

„Aber ich hab Hunger. Wollen wir noch zusammen was essen? Es ist ja schon kurz nach sieben.“
Tessa lächelte. „Hast du was da? Willst du was kochen?“
Joshua lachte laut auf und verzog dann das Gesicht. „Nein, das würde ich nicht empfehlen, meine Kochkünste sind unterirdisch und ich mag dich nicht vergiften.“
Tessa lachte mit. „Naja, ich kann auch nicht kochen, das hat immer Tru übernommen und somit kann ich´s einfach nicht.“
„Tru? Du musst mir unbedingt mehr von dir erzählen“, sagte Joshua schnell und sah sie lange an, so dass Tessa einen Moment nicht wusste, auf welchen Gegenstand im Zimmer sie ihren Blick haften sollte. „Aber erstmal sollten wir uns um die Essensfrage kümmern. Wie wäre es mit Pizza? Unten um die Ecke gibt’s einen tollen Italiener, und wenn ich da anrufe, haben wir in knapp fünfzehn Minuten unsere Pizza hier stehen!“
Tessa nickte. „Ja, ich liebe Pizza!“
So kam es, dass beide nur knappe zwanzig Minuten später vor einer riesigen Schachtel dampfender Pizza saßen und genießerisch kauten.
„Mann, die ist wirklich lecker“, stieß Tessa zwischen zwei Bissen hervor. „Den Lieferservice muss ich mir merken.“

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„Ja – ich wohn ja nun schon seit einer Weile hier und kenne Sandro ein bisschen. Ich bestell nur noch bei ihm“, erwiderte Joshua kauend.
„Seit wann wohnst du hier?“ fragte Tessa nach. „Du studierst doch erst knapp 2 Jahre?“
„Ja, aber ich habe vorher schon hier gewohnt. Ich bin ja schon sechsundzwanzig“, erwiderte Joshua und lachte über Tessas erstauntes Gesicht. „Hab ich dir das neulich nicht gesagt? Naja, ich habe vorher noch eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht und bin im letzten Lehrjahr von zu Haus ausgezogen und hier ein. Danach hab ich aber keinen Job gefunden, nach der Prüfung und darum habe ich entschieden, einfach noch ein Studium dranzuhängen.“

„Ich hatte keine Ahnung“, sagte Tessa ehrlich erstaunt. „Und wieso studierst du dann ausgerechnet dieses Fach? Wäre BWL oder sowas dann nicht sinniger gewesen?“

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„Vermutlich schon, aber ich wollte es nicht. Ich fand die Ausbildung schon ziemlich langweilig, und der Medienbereich interessiert mich einfach viel mehr.“
„Ich muss zugeben, du hast auf mich wie ein typischer Student gewirkt“, rutschte es Tessa heraus.
Joshua lachte auf. „Was ist denn ein typischer Student für dich? Nur weil ich mich locker kleide und über philosophische Themen Bescheid weiß, heißt das ja nicht, dass ich noch nichts anderes als die Uni gesehen hab.“ Er zwinkerte. „Aber das ist schon okay. Viele Leute denken so – irgendwie haben wir wohl ein Klassendenken, wir alle…“

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Tessa schluckte hart ihren Brocken Pizza hinunter. Oh ja – ein Klassendenken. Das sagte ihr durchaus etwas. Sie kannte es jedoch von der anderen Seite. Die Tatsache, dass sie selbst ebenso dazu neigte, gab ihr zu Denken.
Eine Weile aßen sie schweigend weiter, dann erhob Joshua wieder das Wort. „Nun hab ich ein paar meiner Geheimnisse preisgegeben, jetzt bist du dran.“
Tessa sah erstaunt auf. „Was meinst du?“
Joshua schluckte und sah Tessa dann wieder lange und intensiv an, dann sagte er: „Naja, ich hab auch einige Dinge, die mich an dir wundern.“
„Und das wäre?“

„Naja – du bist so eine hübsche junge Frau“, sagte Joshua ruhig. „Hast aber dennoch keinen Freund. Woran liegt das? Und was noch viel wichtiger ist… deine Augen. Sie sind einfach wunderschön. Aber sie sehen traurig aus. Wie kann jemand in deinem Alter schon so traurige Augen haben, Tessa?“ Er sah sie ernst an.

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Tessa hatte für einen Moment das Gefühl, ihr würde das Essen im Halse stecken bleiben.
Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie fühlte, wie ihre Hände wieder schweißig wurden. Sie fühlte, wie sich ein leichtes Gefühl der Panik breitmachte. Hatte Feli etwa irgendetwas erzählt…? Nein, das konnte nicht sein. Das würde sie nie tun, da war Tessa sich mehr als zu hundert Prozent gewiss.

War es also nur Joshuas gute und einfühlsame Art? Tessa schluckte. Bisher hatte sie nur einen Mann gekannt, der sie so schnell so derart tiefsinnig durchschaut hatte… Jess…
Dass sich immer mehr Parallelen zwischen ihm und Joshua fanden, war fast zu viel für ihr Herz und ihren Verstand.
„Ich….“, stotterte sie langsam, als sie merkte, dass Joshua sie immer noch aufmerksam und fragend ansah. „Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen kann, Joshua… ich… hab Angst.“

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Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, als er ihr langsam und behutsam antwortete: „Hab keine Angst, Tessa. Du kannst mir vertrauen. Egal, was es ist. Ich bin für dich da und werde dich nicht enttäuschen.“
Sie sah auf und hielt seinem Blick stand. Seine braunen Augen schienen eine unglaubliche Ruhe und Geborgenheit auszustrahlen.
Tessa atmete tief durch und nickte. „In Ordnung. Ich werde dir alles erzählen… Alles dreht sich nur um einen einzigen Namen… und der lautet … Jess…“
Tessa begann zu erzählen. Und draußen senkte sich die laue Dämmerung über die Dächer der Stadt.




Fortsetzung folgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mensch, na da bin ich ja echt gespannt, wie Joshua darauf reagiert? Vielleicht gibt es doch eine verbindung zwischen ihm und Jess? Aber wahrscheinlich ist nur der Nachname identisch.
Schön, dass Tessa wieder Gefühle zulassen kann. Man merkt schon, dass sie gerne in seiner Nähe ist und dass sie sich wohl etwas in ihn verliebt hat.
Klar wäre es schön, wenn sie mit Jess, wenn er wieder zurückkehrt, zusammenkommen würde. Aber wenn dies nicht der Fall sein sollte, dann werde ich ihr das neue Glück mit Joshua von Herzen gönnen!

Liebe Grüße
chrissy
 
Hallö Innad. :)

Weil ich das so lieb von dir finde, dass du in beiden Foren bei meiner Story kommentierst, muss ich mich einfach revanchieren. :)

An Tessas Stelle wäre ich sehr überrascht gewesen von Joshua zu hören, gerade da ja doch schon so einige Zeit vergangen ist. Aber sie scheint sich ja doch sehr darüber zu freuen, gerade weil sie so enttäuscht ist, dass er sie 'nur' zum lernen einlädt. %)

Ihre Gefühlsaufwallung, als sie den Namen Berger hört... klar, dass sie sofort an Jess denkt, so schnell verschwindet jemand, den man geliebt hat, nicht aus dem Kopf und man verbindet immer viel miteinander, wenn man keine Gewissheit hat. Da sieht man eine 'Verschwörungstheorie' nach der nächsten, auch wenn man das wohl kaum als Verschwörung ansehen kann. Aber ich hoffe, du weißt was ich meine. ;)

Ich bin mal wieder beeindruckt, was für eine Wandlung Tessa durchgemacht hat, gerade in den letzten Wochen mit ihren neuen Freundinnen. Vor einigen Monaten hätte sie wohl noch nicht die Kraft, den Mut gehabt, Joshua von Jess und ihren Erfahrungen zu erzählen. Ich bin gespannt, ob Tessa es ganz durchzieht und wie er darauf reagiert.

Ganz liebe Grüße
Llyn
 
Ich ahne fast, dass all diese Ähnlichkeiten kein Zufall sind. Irgendwie kommt mir Joshua auch seltsam vertraut vor. Ist er vielleicht ein Bruder von Jess? Ein Verwandter??? Möglich wäre es doch, die Welt ist oft ziemlich klein. Hab das selbst schon erlebt. Was wäre das für eine Fügung, wenn sich Tessa jetzt in ihn verliebt und dann ist er Jess Bruder? Jess kommt zurück und dann....daran mag ich gar nicht denken!!!! Das wäre die Hölle.
Ich fand schon das Kennenlernen zwischen Tessa und Joshua so leicht und schwerelos. Direkt was fürs Herz. Die Grillparty hast du derart lebhaft beschrieben, dass man direkt Lust auf Sommer und Grillen bekommen hat. Nur bitte nicht auf verkohlte Hot Dogs. *g* Die laue Sommerabend war direkt vor mir - wunderschön gemacht.
Ich fand es toll, wie Tessa sich durch Joshua entspannen konnte. Genau das braucht sie doch. Nur die Gemeinsamkeiten zu Jess gefallen mir gar nicht. Bzw. natürlich gefallen sie mir, aber sie geben mir halt schwer zu denken. Ist das wirklich nur Zufall? Ist es Schicksal? Oder einfach nur eine Laune der Natur?
Ich bin total gespannt, was jetzt kommt. Ich hab so im Gefühl, dass Jess bald zurück kommen wird und Tessa dann zwischen zwei Welten steht.
Mach schnell weiter.

Deine Chrissy
 
Hm hm hm... Diese Gemeinsamkeiten zwischen Joshua und Jess machen mich jetzt auch stutzig. Beide Vornamen beginnen sogar mit J. Ich glaube aber nicht, dass Jess Joshuas Bruder ist, denn dann wäre er ja auch Felis Cousin und dann hätte diese doch irgendwie reagieren müssen, als Tessa von Jess erzählt hat. Sehr rätselhaft, das alles... :confused: Aber du machst es mal wieder spannend und wahrscheinlich nimmst du uns alle auf die Schippe, indem du Tessa hast so lange grübeln lassen und im Endeffekt ist es wirklich nur ein Zufall, dass beide Berger heißen. Ja, das traue ich dir zu! :p
 
Aber du machst es mal wieder spannend und wahrscheinlich nimmst du uns alle auf die Schippe, indem du Tessa hast so lange grübeln lassen und im Endeffekt ist es wirklich nur ein Zufall, dass beide Berger heißen. Ja, das traue ich dir zu! :p


:lol: Jetzt wo du es sagst....das traue ich meiner Innad durchaus auch zu. =) Wäre natürlich auch ne Möglichkeit, dass alles wirklich nur eine Laune der Natur ist, ein Streich vom Schicksal. Aber es wäre doch möglich, dass die Familie nicht an Jess erinnert werden will, ihn ablehnt oder den Kontakt verloren hat. Etwa, dass sie darauf schon gar nicht mehr reagieren und das verstecken. Möglich auch, dass Feli deshalb so verständnisvoll reagiert hat. Aber sie kann das eventuell besser verstecken....was für Spekulationen hier. *g* Also Innad, mittlerweile denke ich total oft über deine Story nach. Das ist ja besser als jedes Buch. Darfst dich geehrt fühlen, so ging es mir noch bei KEINER Story in diesem Forum. Zumindest hat mich noch keine derart beschäftigt und gefesselt. Wann gehts endlich weiter??? *ganz ungeduldig bin*
:lol:;)
 
@chrissy1709: Das ist aber schön, dass Du es gönnen würdest, mit Joshua zusammen zu kommen. Die Frage ist aber natürlich immer. KOMMT Jess noch zurück? ist ja eine Frage, die auch tessa sich stellen müsste.
Ob nur der Nachname identisch ist, erfahrt ihr noch ;)
Danke für Deinen Kommi!



@Llynya:
Ohhh, das ist aber lieb, dass Du mir hier auch noch einen Kommi hinterlässt! Ja, Du hast recht, natürlich läuten bei tessa alle Glocken, als sie den Namen hört. Und ja - irgendwas findet sie schon anziehend an Joshua, sonst hätt sie sich ja nicht so gefreut, ihn wiederzusehen!
Ob sie ihm alles erzählt und sich einiges aufklären wird, wirst du bald sehen!
DAnke für Deinen Kommi!!!


@FunnyChrissy:
Haha, ich grinse mir seit gestern einen über eure Verschwörungstheorien, wie Llynya so schön schreibt, ab. Erstmal aber eines zur Klarstellung: Jess´ BRUDER könnte Joshua auf gar keinen Fall sein, eigentlich. Denn Jess hat ja damals erzählt, dass er ein einzelkind war und dass seine Mutter sich umgebracht hat. Das wäre ja nicht spurlos an Joshua vorbeigegangen. Also wenn, dann müsste es sich um irgendeine weitläufigere Verwandtschaft handeln.
Übrigens schein ich es an mir zu haben immer gerade von der Jahreszeit schreiben zu müssen, die gerade nicht herrscht. IM Sommer / Herbst hab ich vom Winter geschrieben und im Winter vom Sommer %) Verquere Welt. Und wenn der Frühling kommt, wirds in der Story wieder Winter oder so ;)
Ob ich denn nun eine Verschwörerin bin oder nicht, wirst Du übrigens im nächsten Kapitel erfahren!



@Chaotin:
Hihi, ich kann mich nur wiederholen, was ich bei Chrissy schrieb: Ihr werdet es in diesem Kapitel erfahren! :)
 
Kapitel 51
Wechselzeiten




Es war Herbst geworden.
Die Bäume der Blätter begannen langsam, aber stetig sich zu verfärben. Kaum wären die ersten Herbststürme durch ihre Zweige gefegt, würden sie ihr reiches Kleid mehr und mehr ablegen.
Noch waren sie voll und buschig, auch wenn sich ihre grüne Farbe fast völlig verloren hatte.
Es war merklich kühler geworden, doch die milde Oktobersonne hat meist immer noch ausreichend Kraft, um einem die Haut merklich zu wärmen.
Die Tage jedoch waren inzwischen wieder so kurz, dass man nach sechs Uhr abends nicht mehr ohne Licht im Haus auskam.

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Tessa seufzte und starrte gedankenverloren auf ein herabsinkendes Blatt, das vor dem Fenster der Bibliothek langsam und sanft, fast wie ein einem verträumten Tanz eingeschlossen, vorbeischwebte.
„Ich glaube, das ist es“, hörte sie eine warme Männerstimme an ihr Ohr dringen. Sie drehte sich zur Seite und sah Joshuas Gesicht aus dem Buch auftauchen, in das er gerade versunken war.
„Geh mal rüber und schau nach ob sie das Buch von Asmuth da haben. Ich denke, das könnte uns weiterhelfen. Zumindest wird hier darauf verwiesen.
Er deutete mit dem Zeigefinger auf eine rot unterstrichene Stelle in seinem Buch und sah Tessa an, die inzwischen aufgestanden war.
„Wie heißt das Buch?“
„Eine Einführung in die Dramenanalyse“, erwiderte er. „Müsste vermutlich irgendwo im vorderen Regal stehen.“


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Tessa nickte seufzend und machte sich auf den Weg zum Regal, wo sie verzweifelt nach dem genannten Buch suchte. Dabei schweiften ihre Gedanken immer wieder ab.
Heute war irgendwie nicht ihr Tag. Ob es am Herbst lag? Irgendwie schien der Sommer ihre Leichtigkeit ein Stückweit mit sich genommen zu haben. Waren es die vielen Erinnerungen, die sie mit dieser Jahreszeit verband? Oder war sie nur einer jener Menschen, die im Herbst ein Stimmungstief erlitten? Wer konnte das schon sagen.
Grübelnd rieb sie sich das Kinn. Ihr fehlte heute jeglicher Antrieb, sich mit irgendwelchen Analysen zu beschäftigen. Am allerwenigsten mit der von Dramen.
Eigentlich war ihr Leben in den letzten Monaten und im letzten Jahr doch dramatisch genug gewesen.

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Bei dieser Vorstellung musste sie fast ein wenig grinsen.
Sie warf einen langen Blick hinüber zu Joshua, der nur wenige Meter entfernt am Tisch saß und immer noch tief in seine Literatur versunken war.
Die letzten Wochen hatten sie viel Zeit miteinander verbracht. Sehr viel Zeit.
Sie erinnerte sich noch gut an jenen Tag vor etwa zwei Monaten, als sie sich bei ihm zu Hause getroffen hatten. Nach dem Lernen und bei der Pizza war irgendwie das Gespräch auf Tessas „traurige Augen“ gekommen. Noch heute musste Tessa staunen, wenn sie daran dachte. Wie gut Joshua sie hatte einschätzen können!
Es war ihr schwer gefallen, mit der Sprache heraus zu rücken. Doch zum einen hatten sie die Erfahrungen der Vergangenheit inzwischen gelehrt, dass es nicht gut war, ihre Geschichte und damit Jess zu verschweigen. Zum anderen war ihr damals schon klar gewesen, dass sie und Joshua etwas verband… etwas vertrautes, das sie nicht durch ihre Geheimnistuerei um einen so wesentlichen Bestandteil ihres Lebens verschleiern durfte.
Also waren beide nach dem Essen auf Joshuas gemütliche Couch umgezogen und Tessa hatte zu erzählen begonnen.

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Sie hatte von Anfang bis Ende alles erzählt, was es zu sagen gab. Von dem ungewöhnlichen Zusammentreffen mit Jess damals im Supermarkt, bis hin zu jenem Tag, als er sie nach endlosen, furchtbaren Tages des Entzugs verlassen hatte. Auch die Schilderungen der Zeit danach hatte sie nicht ausgelassen – ihre tiefe Verzweiflung, ihre Schuldvorwürfe, ihre furchtbare Angst um Jess´ Verbleiben… all das war aus ihr herausgesprudelt, als habe es nur darauf gewartet, endlich jemanden in seiner vollen Gesamtheit anvertraut werden zu können.
Tessa musste bald feststellen, dass sie außer Monika mit keiner Menschenseele je so vertraut geredet hatte. Nicht einmal mit Felicitas.
Joshua hatte eine Weile nachdem Tessa geendet hatte geschwiegen und für einen bangen Moment hatte diese geglaubt, auch er würde nicht verstehen, wie sie sich in einen „obdachlosen Junkie“ hatte verlieben können

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Doch dann hatte er sie sanft angesehen und gesagt: „Tessa – es tut mir so leid, was dir da geschehen ist. Was für ein starker Mensch du sein musst, das alles so überstanden zu haben! Ich bewundere dich ehrlich dafür, dass du immer zu Jess gehalten hast, obwohl alle Welt gegen euch war! Es muss furchtbar gewesen sein, nicht zu wissen, wo er ist – vermutlich ist es das immer noch, oder?“
Tessa nickte. „Ja… und doch… wird die Angst und der Schmerz immer weniger“, stellte sie langsam fest. „Auch wenn ich deswegen immer ein schlechtes Gewissen hab…“
Joshua schüttelte den Kopf. „Das brauchst du nicht. Bestimmt würde auch Jess das nicht wollen. Er hat sich entschieden zu gehen, warum auch immer. Es ist in Ordnung, dass du wieder zu leben angefangen hast. Ehrlich, Tessa – ich hab noch nie jemanden wie dich kennen gelernt. Du hast meinen vollen Respekt.“

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Tessa lächelte versonnen, als sie an jenen Augenblick zurück dachte. Es tat so gut, dass jemand das Schicksal anerkannte und nicht gegen einen war. Manchmal schien es ihr noch ungewohnt. Vielleicht hatte sie zu lange mit dem Geheimnis leben müssen und dem Bewusstsein, dass niemand aus ihrem Umfeld ihre Liebe zu Jess verstehen konnte.
Tessas Blick fiel auf die unterste Buchreihe des Regals und ihr sprang der Titel „Einführung die Dramenanalyse“ mit einemmal ins Auge. Sie ging in die Hocke, um nach dem Buch zu fassen. Ihr fiel wieder ein, dass sie damals, vor zwei Monaten, eine Weile sehr irritiert darüber gewesen war, dass sowohl Jess als auch Joshua den Nachnamen „Berger“ trugen. Sie musste heute über sich grinsen. Eine Weile hatte sie wirklich einen Zusammenhang zwischen Jess und Joshua vermutet.
Doch dem war nicht so. Es war wirklich nur eine Laune des Schicksals, dass die beiden wichtigsten jungen Männer, die sie bisher kennengelernt hatte, den gleichen Nachnamen trugen.

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Mit dem Buch in der Hand machte Tessa sich auf den Weg zurück zum Tisch.
Joshua sah kurz auf und lächelte. Dann vertiefte er sich sofort in die von Tessa gebrachte Literatur und murmelte irgendetwas vor sich hin. Tessa hörte nicht zu. Ihre Gedanken schweiften erneut ab.
Nachdem sie Joshua alles erzählt hatte und sie noch ewiglich über alles geredet hatten, verabschiedeten sie sich in dem sicheren Bewusstsein voneinander, sich bald wieder zu sehen und einen Freund fürs Leben gefunden zu haben.

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Es dauerte auch wirklich nur wenige Tage, bis Joshua erneut bei ihr anrief. Daraufhin sahen sie sich mehrmals wöchentlich und unternahmen allerhand miteinander.
Nun genoss Tessa den Sommer nicht mehr nur gemeinsam mit Feli, Susanne und hin und wieder Monika, sondern vor allem in der Gesellschaft von Joshua.

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Es waren lustige und abwechslungsreiche Wochen gewesen, in denen beide sich immer näher gekommen waren. Die Vertrautheit zwischen ihnen war inzwischen greifbar. Es gab kaum etwas, das sie voreinander verbergen konnten.
Auf eine gewisse Weise fühlte sie sich Joshua sogar noch näher und vertrauter als Monika. Sie konnten so herrlich miteinander herumalbern und einfach die Seele baumeln lassen, wann immer ihnen danach war.

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Da war keine Schwere, kein tragisches Schicksal, das sie verband – sondern einfach nur eine Vertrautheit und Anziehungskraft, die sie immer wieder überraschte.
Doch Tessa musste zugeben, dass es Augenblicke gab, und zwar immer wieder, an denen sie die Gefühle verwirrten, die sie Joshua gegenüber hegte. War es wirklich nur Freundschaft, die sie füreinander empfanden?
Diese Frage musste sie sich immer wieder stellen, und immer wieder konnte sie keine rechte Antwort darauf finden. Sie wusste nur, dass er ihr manchmal Blicke zuwarf, die sie zum Erschaudern brachten. Und sie wusste, dass auch sie manchmal das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch hatte, wenn sie ihn vor sich sah.

Doch meist schob sie dieses Gefühl weit beiseite. Es erschien ihr nicht nur fremd, sondern ungehörig.
Und eigentlich genoss sie die gemeinsame Zeit viel zu sehr, als sie durch solche verwirrenden Empfindungen madig machen zu wollen.
Als die Universität wieder begann, war es eigentlich nur natürlich, dass sie und Joshua auch hier öfters gemeinsam anzutreffen waren. Hin und wieder überschnitten sich sogar zwischenzeitlich einige Kurse von ihnen, auch wenn sie nicht den gleichen Studiengang teilten. Dass sie dann zusammen lernten, war natürlich Ehrensache.

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So war es also auch heute wieder. Um ein gemeinsames Referat für ihren Kurs in Literaturwissenschaften vorzubereiten, hatten sie sich an diesem sonnigen Herbsttag in der Bibliothek getroffen. Es war Freitag, und das Wochenende stand unmittelbar bevor. Auf dem Campus war es ruhig. Die meisten Seminare hatten schon zur Mittagszeit geendet, und da das Semester erst vor kurzem begonnen hatte, war in der Bibliothek recht wenig los.
Tessa starrte zum Fenster und auf die gefärbten Blätter des Baumes davor.

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Wieder schien sich ihr Herz zusammenzuziehen, ohne dass sie recht wusste, warum.
Oder vielleicht wusste sie es doch… und wollte es sich nur nicht eingestehen?
So sehr sie den Herbst sonst auch gemocht hatte… in diesem Jahr hätte sie am liebsten Herbst und Winter übersprungen…

Seufzend schloss sie die Augen, als wolle sie so das Bild der verfärbten Bäume aus ihrem Kopf verdrängen und sich weismachen, die Blätter an den Ästen wären noch saftig grün und die Sonne draußen wärmer und stärker als sie es war.

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„Sag mal, hörst du mir eigentlich zu? Erde an Tessa!“
Tessa riss die Augen auf. „Was?“
Joshua sah sie fragend an. „Ich hab dich gerade was gefragt. Dieser Absatz hier – schau mal – der könnte uns hilfreich sein, oder?“
Tessa starrte auf das Buch vor sich und nickte verwirrt. „Ja… ja, mach das ruhig so.“
Joshua schnaubte amüsiert. „Sag mal, hast du mir die ganze Zeit über auch nur für eine Sekunde zugehört?“
Sie verzog verlegen das Gesicht und schüttelte dann den Kopf. „Ich fürchte nicht…“
Joshua legte das Buch zur Seite und sah sie sanft an. „Was ist denn los mit dir, Tessa? Du bist schon den ganzen Tag so … wie abwesend… du siehst traurig aus. Was ist los?“


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Tessa seufzte und rieb sich die Stirn. „Ich weiß es nicht, Joshua… ich weiß es wirklich nicht. Ich glaube, es ist das Wetter.“
„Hast du Kopfschmerzen?“ fragte mitfühlend.
Tessa schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Es ist nur … irgendwie kann ich mich heute nicht konzentrieren. Würd´s dir was ausmachen, wenn wir das hier irgendwann demnächst weitermachen? Wir haben ja noch eine ganze Weile Zeit, bis das Referat fertig sein muss. Mit mir kann man heute nichts anfangen, fürchte ich. Das hat keinen Wert mehr…“

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Joshua nickte.
„Natürlich, kein Problem, Tessa.“ Er schob die Bücher zusammen und brachte sie zurück zum Regal, während Tessa die Notizen in ihrer Tasche verstaute. Dann setzte Joshua sich wieder neben sie und sah sie aufmerksam an.
„Willst du darüber reden? Ich seh doch, dass dich was beschäftigt…“
Tessa seufzte. „Nein… oder ja… ich weiß auch nicht… weißt du, es ist glaub ich einfach der Herbst…“
„Der Herbst?“ fragte Joshua erstaunt.
„Naja… das ist eine schwierige Zeit für mich… vor etwa einem Jahr… da kommen einfach viele Erinnerungen hoch, weißt du…“

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Joshua begriff sofort und nickte stumm. Nach einer Weile sagte er langsam: „Kann ich verstehen. Kann ich dir irgendwie helfen?“
Tessa schüttelte den Kopf. „Nein- ist schon okay. Es ist ja nicht so, dass ich jetzt total traurig bin… nur… irgendwie ist das eine komische Jahreszeit für mich gerade.“
„Das ist verständlich…“, sagte Joshua langsam. „Ich bin für dich da, Tessa. Das weißt du, ja?“
Er griff nach ihrer Hand und drückte sie kurz.
Tessa lächelte und sah ihn an. „Ja, ich weiß.“

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Sie sahen einander lange an und plötzlich schien die Traurigkeit Tessas wie weggewischt. Sie spürte mit plötzlicher Bewusstheit, dass Joshuas Hand immer noch auf der ihren lag.
Für einen Moment wusste nicht, ob sie es angenehm oder unangenehm fand.

Es war still in der Bibliothek. Noch stiller als sonst. Nur das Gezwitscher einiger Vögel, die sich wohl gerade auf den Weg nach Süden machten, drang durchs Zimmer herein.
Tessa spürte, wie Joshuas Finger sich zu bewegen begannen und sanft über ihren Handrücken streichelten, dann immer weiter nach oben wanderten und die empfindliche Stelle in ihrer Ellenbeuge sanft streichelten. Sie sah ihn an und lächelte

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Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss und einer ihrer Komillitonen schlurfte durch die Bibliothek. Beide schraken zusammen und Joshua zog seine Hand zurück, als habe man ihn bei etwas Ungehörigem ertappt. Nach einer kleinen Weile musterten sie sich verstohlen und mussten plötzlich leise kichern.

„Lass uns gehen“, schlug Joshua vor. Die beiden gingen ein Stück durch das Gebäude und blieben dann stehen.
„Was machst du jetzt?“ frage Joshua und sah Tessa an.
„Ich geh nach Haus“, erwiderte diese. „Ich bin total müde irgendwie. Heute kann ich nichts gescheites mehr anfangen.“
„Und was ist mit Sonntag?“
„Sonntag?“ fragte Tessa überrascht und sah ihn fragend an. „Was soll am Sonntag sein?“

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„Naja…“, druckste er herum. „Nichts besonderes, ich dachte nur… wir könnten uns doch treffen, oder?“
„Ich dachte immer, Sonntag ist Familientag?“ erwiderte Tessa überrascht. Bisher hatten sie sich immer nur unter der Woche getroffen, weil Joshua sonntags meist bei seinen Eltern zum Essen war, und auch Tessa hin und wieder zu ihren Eltern ging, wenngleich auch nicht mehr so häufig wie in den ersten Wochen und Monaten nach ihrem Auszug.

„Ja… aber ich würd dich gerne wiedersehen“, sagte er und legte dabei eine so ungewöhnliche Betonung in den Satz, dass es Tessa wohlig schauderte.
Bevor sie begriff, was geschehen war, hatte er nach ihren Händen gegriffen.
„Es ist so herrliches Wetter, und es soll auch so bleiben. Was hältst du davon, wenn wir ein wenig rausgehen? Ich hab keine Lust zu meinen Eltern zu gehen. Und morgen kann ich nicht, ich muss meinem Bruder beim Renovieren helfen…. was meinst du, Tessa? Hast du Lust?“

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Tessa schluckte. Ihr war klar, dass dies nicht eine ihrer üblichen Verabredungen war, um sich einfach zu sehen und Spaß zu haben.
Es war ein Date, unübersehbar. Und für einen Moment wusste sie nicht, ob sie das wollte oder nicht.
Doch der Druck seiner warmen Hände war so angenehm und seine braunen, sanften Augen sahen sie so flehentlich an…
„Ist gut“, sagte sie mit trockener Stimme schließlich. „Dann treffen wir uns doch um drei Uhr bei dir. Okay?“
„Gerne!“ Joshua strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
„Gut – ich… ich muss jetzt aber los“, beeilte Tessa sich zu sagen.
„Ich komm noch ein Stück mit.“
Während beide weiter durch das Gebäude gingen, fühlte Tessa Joshuas Blick auf sich gerichtet.

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Irgendwie war sie froh, als sie endlich nach draußen ins Sonnenlicht traten und Tessa sich verabschieden konnte. Auf dem Nachhauseweg stolperte ihr Herz in seltsamer Unruhe vor sich hin. Sie wusste nicht, was sie denken und fühlten sollte.
Freude, Leid, Trauer, Schuldgefühle, Aufregung…
Es war alles in ihr.








Fortsetzung folgt.
 
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Also hast du uns doch einfach nur aufs Glatteis geführt ;-)...Was soll ich nun bloss davon halten???
Es war also, wie von mir als zweites vermutet, eine Laune der Natur. Ein Streich des Lebens, der wohl so jeden mal trifft.
Ich mag Joshua richtig, richtig gern. Er ist ein total lieber Kerl und scheint Tessa irre gut zu tun. So einen Mann wünscht man sich immer, findet ihn aber so gut wie nie. Meine Kollegin meinte letztens, alle hübschen Männer sind verheiratet oder schwul ;-). Da wirds für mich nicht gerade leichter auf Dauer *grins*.
Ich bin mal gespannt, wie sich die Romanze weiter entwickelt. Ich würde beiden wünschen, dass sie zusammen kommen. Das in Tessa unterschiedliche Gedanken toben, ist ganz normal. Auf der einen Seite möchte sie eine neue Beziehung, sich darauf einlassen und das Leben spüren. Auf der anderen Seite ist sie irre unsicher und weiss nicht, was richtig oder falsch ist. Ein Teil ihres Herzens wird wohl immer Jess gehören, da hat sie einfach Angst. Aber ich hoffe, Joshua hilfe ihr, selbige zu überwinden. Oh weh, ich ahne schreckliches. Sie kommt mit ihm zusammen und dann kommt Jess zurück und Tessa wird hin- und hergerissen.
Jedenfalls hast du die zarte Annährung sehr stark beschrieben. Tessas wehmütige Erinnerungen bezugnehmend auf die Jahreszeit Herbst kommen sehr deutlich rüber. Das hast du besonders gut umgesetzt, gefällt mir irre gut.
Die Fotos sind stimmig und wie ich finde, ausdrucksstark. Weiter so, Innad. Und zwar recht bald *grins*.

Viele liebe Grüsse
Deine Chrissy
 
Pfff, ich hab's ja gewusst, ich hab's ja gewusst. Du olle Veräppel-Tante du! :scream:
Dein Kapitel hat mich schön vom Lernen abgelenkt, so muss das sein. :D Joshuas Klamotten gefallen mir schon viiiel besser, aber irgendwie ist er mir noch ein wenig suspekt. Ich traue dem Braten noch nicht so ganz. Weiß auch nicht, warum... Wahrscheinlich, weil ich dir nicht traue. *g* Tessas Stimmung hast du sehr gut rübergebracht. Ich verstehe, dass der Herbst sie so bedrückt macht. Zu gut erinnere ich mich noch an das Kapitel, als sie mit Jess zusammen gekommen ist, da war ja alles in so ein schönes rötliches Licht getaucht. Aber Joshua hat ja eigentlich schon das ausgesprochen, was ich vorher schon gesagt hab: sie muss einfach wieder anfangen zu leben, trotz der verständlichen und berechtigten Trauer. Den Satz, dass Jess entschieden hat zu gehen, fand ich sehr weise und auch hilfreich für Tessa. Übrigens finde ich, dass man bei Tessa schon eine deutliche Veränderung merkt, seit sie mit dem Studium begonnen hat. Ihre Klamotten wirken irgendwie etwas fraulicher und auch ihre Haare gefallen mir besser, aber das sagte ich ja schon mal.
Zum Schluss noch: das mit den verdrehten Jahreszeiten bei dir ist mir auch schon aufgefallen. :lol: Hab ich aber auch oft.
 
Hallö Innad. :)

Uns alle so in die Irre führen. Pff.. Obwohl es ja theoretisch ja immer noch ein unbekannter Zweig der Familie sein kann. (Nein, so schnell geb ich das nicht auf. :p)

Ich find das toll, die Freundschaftsschließung der Beiden aus der Vergangenheit erzählt zu bekommen. Gerade auch weil es jetzt ja doch etwas ernster zwischen den Beiden zu werden scheint. Nicht das es langweiliger gewesen wäre, wenn du anders gemacht hättest, aber so ist für mich wie ein kleines Highlight. :)

Ich bin gespannt, was es zwischen ihnen jetzt wird. Ich denke, wenn Joshua genauso verständnisvoll, rücksichtsvoll bleibt, dann stehen die Chancen für ihn ganz gut (wo findet man eigentlich einen solchen Mann? :cool:). Auch wenn es für Tessa noch ziemlich viel Unsicherheit bedeutet. Aber wie du schon so schön irgendwo gesagt hattest: Sie ist eine junge Frau und sollte nicht Vergangenem hinterhertrauern.

Ganz liebe Grüße
Llyn
 
uh, zwei kapitel verschlafen (oder drei?)...
ist ja jede menge passiert, und tessa ist verstnändlicherweise sehr verwirrt. allerdings... ach ich weiß nicht. mein typ ist joshua auch nicht.
und ich glaube nicht, dass man wieder einfach so glücklich werden kann, wenn man mit einer beziehung eigentlich nie abgeschlossen hat.
tolle kapitel, ich freue mich sehr auf die nächsten.

:hallo:
 
@FunnyChrissy: Höhö, ja, ja, ich hab euch aufs Glatteis geführt. Oder doch nicht? =) Wer weiß...
Ob Tessa wirklich mit Joshua zusammenkommt, ist noch nicht raus. Und ob Jess zurückkommt, genauso wenig. Ich sag mal nix dazu, nur, dass Du´s bald rausfinden wirst - alle angesprochenen Punkte. In den nächsten Kapiteln wird sich da schon einiges rausstellen. Danke für Deinen kommi!


@Chaotin: Hihi, ich sag ja - wer weiß, ob das echt nur ein kleiner Gag von mir war, oder ob da noch was kommt :scream: Dass Du Dich so schön an das Kapitel vom "letzten Herbst" erinnerst, freut mich. Ja, klar, dass Tessa darum wehmütig ist. Joshuas satz, dass Jess ENTSCHIEDEN hat zu gehe, hat ihr übrigens bestimmt gut getan. Das ist ja mal ein anderer Blickwinkel.
Warum Dir Joshua immer noch so suspekt ist, kann ich nicht verstehen. Wieso traust Du mir denn nicht? :D
Übrigens ja - Tessa hat sich durch die Uni sehr verändert, das sollte auch so rüberkommen. Nicht nur durch die Uni, sondern durch alles, was geschehen ist. sie ist einfach reifer, innen und außen (öh, das hört sich ja genial an...)
Danke für Deinen Kommi!



Llynya:
Hihi, wo man solch einen Mann findet? Keine Ahnung! :D Bei mir in den Fotostories ;)
Anderweitige Adressen nicht bekannt ;)
Dass Dir die Vergangenheitssicht so gut gefallen hat, freut mich. Eigentlich war das so gar nicht geplant und ist mir spontan so eingefallen.
Du bist also die Einzige, die mir nicht traut wegen der Berger-Sache. mal sehen, wer von euch recht behält!
Danke für Deinen (Doppel)Kommi! Das ist so lieb!


@Zahlencödchen: Ja, Du sagst da was sehr Wahres, dass man nicht einfach so wieder glücklich werden kann, wenn eine Beziehung so unabgeschlossen zu Ende gegangen ist. Ich denke, das kommt im kommenden Kapitel auch nochmal raus.
DAnke für Deinen Kommi!
 
So, nun mal was in einer ganz anderen, aber eigenen Sache.


Wenn FunnyChrissy mich am Montag nicht drauf aufmerksam gemacht hätte, hätte ich Oberolm nichtmal mitbekommen, dass "Tiefer als der Schmerz" in die Wahl zur Fotostory des Monats Dezember gekommen ist! :idee:


Ich hab mich darüber natürlich wieder tierisch gefreut!


Umso mehr freue ich mich wie eine Beömmelte, dass ihr, auch die stillen Leser/innen offenbar, die Story auf PLATZ ZWEI der Fotostory des Monats Dezember gewählt habt!

Ich bin davon total überwältigt, weil die Story ja schonmal mit in der Abstimmung war, aber immer sehr weit unten landete. Umso mehr freue ich mich jetzt über diese riesengroße Ehre, die mich gerade im Moment, wo ich mir mit der Story etwas unsicher war, sehr bestärkt hat!


VIELEN VIELEN DANK! :hallo::hallo:


Noch dazu ist der Dezember mein absoluter Lieblingsmonat - das macht es doppelt toll!


Also nochmal 1000 THX an euch alle!


Und jetzt gehts weiter mit Kapitel 52!
 

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