Es sind genau solche Aussagen, die sensible Menschen davor zurückschrecken lassen sich anderen anzuvertrauen, wie man empfindet.
Ja, es gibt viele, die das zurückschrecken lässt. Es gibt aber mindestens ähnlich viele, die professionelle Hilfe nicht annehmen oder sich gar nicht erst helfen lassen wollen. Von denen sind dann viele im Internet unterwegs und suchen so einen Weg, Aufmerksamkeit oder besser noch Mitleid zu erhaschen.
Ich will Heart nicht unterstellen, dass sie auf der Suche nach Aufmerksamkeit ist. Aber irgendwie steht in jedem zweiten ihrer Beiträge, wie schlimm ihre Depressionen sind. Auf Hinweise, was sie denn dagegen mal machen könnte, geht sie natürlich nicht ein. Auch andere Maßnahmen, z.B. seitens des Amtes, mal wieder eines geregelten Tagesablauf rein zu bekommen, werden hier verteufelt und das eigene Fehlverhalten wird genutzt um zu meckern, dass man wieder "ärger" bekommt. Ich erinnere mich da gerade Dunkel an die Krankentagegeschichte, an die "Die Katze hat mir gerade ins Bett gestrullert, deswegen geh ich nicht hin"-geschichte oder weitere Posts. Die Liste kann und darf beliebig erweitert werden.
Für viele Menschen gibt Vertrautes, Konstantes auch eine gewisse Sicherheit, die sie in ihrem Leben brauchen. Ich glaube die Anzahl deren, die pausenlose gravierende Veränderungen wie die Luft zum Atmen brauchen ist sehr gering.
Auch Ich stehe nicht immer auf große Veränderungen im Leben, habe aber für meinen Teil gelernt, dass sie dazu gehören und dass sie in 99% der Fälle auch einen positiven Nebeneffekt haben...
Meine Mutter ist ans andere Ende des Landes gezogen? -> Sie hat einen neuen, besseren Job in dem sie aufgeht und hat einen neuen Partner gefunden, den sie Heiraten möchte.
Ich habe mein Studium verbockt? -> Ich habe draus gelernt, ich brauche was mit etwas mehr Praxisbezug
Ich hab einen Job in einer Zwei-Mann Werkstatt angenommen? Ich habe in meinem Arbeitsleben selten so viel neues gelernt! Sei es die aktive Kundenbetreuung, die Arbeit im Teiledienst, das nicht mehr Problemfälle auf Kollegen auslagern können, die Diagnose usw usw usw usw...
Ich habe den Techniker gemacht? Praxisnähe und Theorie passen zusammen! Für mich besser geeignete Ausbildung als das Studium! Arbeitsmöglichkeiten danach? Ähnlich!
Ich habe jetzt sechs Monate mit Hartz IV rum kriegen müssen? Schreckliche Zeit, hab ich auch hin bekommen! Ich weiß, dass ich es nicht noch mal will. Aber auch hier habe ich wieder viel gelernt! Meine Bewerbungen sind um einiges Geiler als vorher, Arbeitgeber lieben Bewerbungen per Mail, Jobmessen und direktes ansprechen mit Visitenkarte ist aber noch besser! Hat es mir geschadet? Höchstens, wenn man die Überziehungszinsen im Dispo als schaden sieht. Ich sehe mich als gewachsen aus der Sache raus gekommen. Ich habe mehr Selbstbewusstsein als vorher, weiß, wie ich mich auf Messen bei Arbeitgebern vorstellen muss, habe das genaue Maß an "dicken Eiern" im Gespräch weiter austarieren können.
Ich fange als Konstrukteur an? Mein Gott, ich bin eigentlich völlig Fachfremd, wenn man von der zweijährigen Fachschule absieht. Aber ich werde wieder draus lernen können! Neue Kunden, neue Kollegen, neue Probleme, neue Lösungen! Ein neuer Job ist in meinen Augen IMMER etwas positives!
Und jetzt? Fehlt noch eins. Das Ableben meiner Großmutter. Auch hier zieh ich was Positives raus, auch wenn ich sie vermisse. Sie muss endlich nicht mehr an ihren Krankheiten leiden...
Und nun? Meine Lebensgeschichte wird keinen interessieren. Aber ich habe jetzt meinen Standpunkt runter geschrieben.
TL;DR - Jeder ist sein eigenes Glückes schmied. Dazu zählt auch sich helfen lassen. Wer das nicht kann und will, hat in meinen Augen dann auch irgendwann Pech gehabt und braucht irgendwann auch nicht mehr nörgeln und Jammern.