Hallo zusammen
Eigentlich habe ich mich hier nicht einmischen wollen, aber nun hat sich in meinem Kopf doch einiges angesammelt, das ich gerne loswerden würde.
(/Edit: Sorry, dass du nicht mehr darüber reden willst, habe ich überlesen... Ich lass es jetzt trotzdem mal stehen und hoffe, das ist okay für dich.)
@Heartfilia:
Einerseits schreibst du das hier...
In meinem Bekanntenkreis hör ich das jedes Jahr, dass das vergangene Jahr schlecht war und sie im neuen Jahr dann alles ändern wollen und pipapo.. geht mir inzwischen schon total auf den Keks. Vor allem von den Leuten, die das ganze Jahr über fröhlich von ihren ganzen schönen Erlebnissen posten mit Freunden und was weiß ich, wo ich dann hier sitze und mir nur denke "Jaja, schlechtes Jahr am A..., zieh mal meine Schuhe an, dann weißt was schlecht ist".. Aber naja. Schätze manche wollen auch nur Aufmerksamkeit.
Einige Beiträge später...
Nur weil es anderen schlechter geht und/oder andere damit klarkommen, nimmt es MIR nicht das Recht, mich schlecht fühlen zu dürfen.
Siehst du den Widerspruch?
Ich habe da selbst meine einschlägigen Erfahrungen gemacht und es scheint mir tatsächlich oft so zu sein, dass viele Menschen während depressiven Episoden dazu tendieren, einzig ihr eigenes Befinden geltend zu machen, wohingegen das von anderen als "nicht so schlimm" herabgewürdigt wird - was ja im Prinzip genau das ist, was sie selbst nicht wollen. Der Leidensdruck liegt bei jedem Menschen anders und jeder von uns kann seinem Gegenüber nur vor den Kopf schauen. Was für den einen eine Lappalie ist, kann für den anderen fast ein Weltuntergang sein. Und das meine ich völlig wertfrei.
Ich halte dieses "mir geht es so schlecht, aber alle anderen jammern rum"-Denken gefährlich. Nicht, weil man anderen damit auf die Füße tritt, sondern da man sich selbst automatisch wieder in eine "mir geht es ja so mies"-Spirale drängt. Ich würde dir dringend raten, da aufzupassen und zu versuchen, weniger zu werten - d.h. zu akzeptieren, dass jeder etwas anderes als schlimm empfindet und dass es nicht deine Sache ist, darüber zu urteilen. Du musst dich nicht mit anderen vergleichen, was das angeht und ein Urteil darüber fällen, wem von euch es nun wirklich schlecht geht und wem nicht. Du kannst solche Aussagen auch einfach hinnehmen oder übergehen.
Ich weiß, dass einem das erst einmal schwer fallen kann. Man empfindet es als ungerecht, wenn jemand, dem es - vom eigenen Standpunkt aus gesehen - so viel besser geht als einem selbst, ständig über die Ungerechtigkeit der Welt jammert. Aber davon, dass du dich an dieses Jammern "dranhängst", um es mal etwas überspitzt zu formulieren, machst du es für dich nur noch anstrengender.
Was deine Antriebslosigkeit und deine fehlende Tagesstruktur angeht: Mir haben Listen sehr geholfen. Wirklich ganz genau aufzuschreiben, was ich wann tue und mir selbst ein Ziel zu setzen. Wichtig ist dabei, dass man sich nicht gleich zu Beginn überfordert und sich kleine Tagesziele setzt. Zum Beispiel morgens beim Weckerklingeln aufzustehen und dabei keine Ausrede gelten zu lassen. Oder den Abwasch ohne Wenn und Aber zu machen (die Wäsche dann aber eben auf den nächsten Tag zu verschieben, damit es erst einmal nicht zu viel wird).
Was du über deine Wohnsituation schreibst, hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Ich sehe den Punkt, dass du auf eigenen Beinen stehen willst, absolut - von dem her, was ich bisher von dir gelesen habe, drängt sich mir allerdings der Eindruck auf, dass du damit sehr überfordert bist und dir damit evtl. auch selbst keinen Gefallen tust, wenn du dich daran klammerst, dass das jetzt aber irgendwie funktionieren muss.
Das wird schon alles seine Richtigkeit haben, wenn dein Therapeut das sagt, aber hast du da vllt. auch schon mal eine andere Meinung eingeholt? Vielleicht von einem Psychotherapeuten, der dich in der Klinik behandelt hat und deine Geschichte kennt?
Das hier...
Mal davon ab, würde mir das nicht helfen, sondern alles nur schlimmer machen. Ich brauche die Sicherheit/den Schutz meines zu Hauses und den habe ich in so einer Wohngruppe nicht.
... kenne ich von mir selbst. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist das eher eine Art Schutzbehauptung oder Schutzmechanismus tief in mir drin. Wenn ich mich hier daheim einigle, kann mir da draußen niemand auf die Füße treten (und umgekehrt ebenso). Es ist weniger anstrengend und kraftraubend. Aber ich tue etwas dagegen, damit dieser Gedanke gar nicht erst bestimmend wird und je öfter ich das tue, desto leichter fällt es mir.
In einer betreuten Wohngruppe hättest du sicher - zumindest kenne ich das so - ein eigenes Zimmer, also einen geschützten Raum, in den du dich zurückziehen könntest. Trotzdem wärst du weniger auf dich allein gestellt und durch den Kontakt zu anderen auch dazu gezwungen, dich weniger auf dich selbst zu fixieren. Das kann auch helfen, aus festgefahrenen Denkmustern auszubrechen. (Und meiner Erfahrung nach kann besonders sozialer Kontakt bei einer Sozialphobie helfen - das nur am Rande. Konfrontation statt Vermeidung, sofern man dafür schon bereit ist...)
Ich frage mich einfach, ob du dir einen Gefallen tust, wenn du unablässig um dich selbst kreist und da niemand ist, der dich vielleicht auch einmal dazu drängt, etwas Notwendiges zu tun, wofür du dich allein aber nicht motivieren kannst.
Und was das hier angeht...
Ähem. Genau wegen Menschen wie dir gibt es Depressionen.
... wirst du sicher wissen, dass du damit nicht richtig liegst, besonders wenn du dich derzeit in therapeutischer Behandlung befindest. An einer Depression ist niemand "schuld" (jedenfalls nicht wegen solcher Aussagen). Es liegt allerdings an einem selbst, ob man lernen will, damit umzugehen, negative Denkmuster aufzubrechen und nach vorne zu sehen, oder ob man sich an den Ist-Zustand klammert. Dass da ein Umfeld, das verständnisvoll reagiert, förderlich ist, will ich nicht bestreiten. Dennoch ist man auch als "psychisch Kranker" nicht über jede Kritik erhaben; die muss man sich manchmal auch gefallen lassen, selbst wenn sie weh tut (und das tut sie meist dann, wenn sie tatsächlich ins Schwarze trifft).
Ich kann dir nur den Rat geben, zu versuchen, auch unangenehme Situationen auszuhalten oder sogar bewusst in Kauf zu nehmen - und das musst du nicht alleine tun. Aber man wächst daran. Wenn man diese Dinge vermeidet, wächst nur die Angst und die Verunsicherung. (Und ja, das ist leichter gesagt als getan und vielleicht tust du das ja auch schon längst - ich kann ja nur anhand dessen schreiben, was ich über dich weiß und das ist nicht viel.)
@Susa:
Sorry, aber Ehrlichkeit bringt da gar nichts.
Da habe ich in über zehn Jahren in den unterschiedlichsten Situationen gänzlich andere Erfahrungen gemacht. Natürlich war immer mal jemand darunter, der das nicht gut aufgenommen hat, aber die anderen haben da den bisher den überwiegenden Anteil gebildet.