Inzwischen war auch Lily ein Schulkind geworden und natürlich freute sie sich endlich auch das zu lernen was ihre Eltern konnten und sie nicht. Immer wenn sie in eines dieser seltsamen Bücher schaute, in welchen keine – und das war neu für sie – Bilder vorhanden waren, war sie neugierig und wollte unbedingt wissen was dort geschrieben steht.So mussten ihr ihre Eltern schon manches Kochbuch vorlesen und auch das „Große Lexikon der Tiere“ blieb nicht verschont. Alles in allem war Lily ein sehr wissbegieriges Kind.
Sie interessierte sich für Musik und Kunst und, obwohl sie sagte sie sei aus diesem Alter raus, liebte sie ihre Puppenstube über alles. Doch nicht nur ihre Puppenstube war eines der Dinge die sie liebte.Da gab es ja noch diesen Nachbarsjungen – Rémi, auf den Lily ein Auge geworfen hatte.Er zwar um einiges älter als sie doch zu Lilys größter Freude schien er sie recht gern zu haben. Oft kam er bei ihr vorbei und sie spielten miteinander und redeten. Rémi merkte schnell, dass Lily kein gewöhnliches Kind war.
Vielleicht lag es ja am Frühling, denn Lily Harrolds war nicht die einzige die
Gefühle für einen anderen Menschen hegte. Auch Thea Dupres hatte ihr Herz verschenkt. – An Harry Smith. Sie lernte Harry schon als Kind kennen und
verstand sich mit ihm schon immer gut. An ihrem sechzehnten Geburtstag kam sie mit Harry, der sich auch in sie verliebt hatte zusammen.
Wenig später machte er ihr einen Heiratsantrag, den Thea natürlich annahm.
Sie konnte sich nichts schöneres vorstellen, als mit ihrem Harry zusammen zu sein und ihn in ein paar Jahren sogar zu heiraten. Thea sah ihre Welt durch eine rosarote Brille und war wie verzaubert. Das Paar plante auch zusammenzuziehen aber da Thea noch Schülerin war und Harry noch nicht besonders gut verdiente mussten sie diesen Plan erst einmal auf Eis legen.
Die Zeit verging und alle Kinder in Breage wurden älter. Der achtzehnte Geburtstag von Thea stand kurz bevor und damit auch ihr Umzug zu Harry.
Thea hatte die Schule abgeschlossen und bekam eine Stelle in der Kanzlei in der auch Harry arbeitete. Sie war zwar nur am Empfang tätig, doch war sie ein
fleißiges Mädchen und sie strebte eine Beförderung an, schließlich wollte sie sich ein angenehmes Leben sichern.Thea war inzwischen zu Harry gezogen und die beiden planten ihre Hochzeit.Sie hatten beschlossen, dass sie niemanden einladen wollten, denn sie wollten ihren großen Tag ganz allein
verbringen und auch die Trauung nur zu zweit feiern. Eines Abends war es dann soweit: Thea und Harrys großer Tag war gekommen.
Lily war traurig. Auch sie wollte geliebt werden. Zwar wusste sie, dass sie alles für ihre Eltern bedeutete, doch was macht das schon, wenn der Junge den man liebt nicht genauso fühlte wie man selbst. Sie war zu schüchtern um Rémi darauf anzusprechen, sowieso dachte sie, sei sie mit ihren, mittlerweile, zehn Jahren doch viel zu jung und Rémi wollte doch sowieso nicht von einem kleinen Mädchen.Stundenlang saß Lily vor ihrer Puppenstube und spielte die Geschichte von Rémi und sich wie sie sich es immer erträumte. Sie sehnte schon jetzt ihren vierzehnten Geburtstag herbei, denn vielleicht hatte sie dann endlich eine Chance bei Rémi...
Immer wieder musste Lily schlucken, die Zeit verging so schnell, sie konnte es gar nicht richtig glauben. Damals, als sie mit ihrer Mutter auf den Spielplatz und ins
Freibad ging und vergnügt an einem Eis lutschte während ihre Mutter ein Buch las, oder wenn ihre Eltern arbeiten waren und sie wieder einmal nach interessanten Dingen in den großen Büchern stöberte, wie verzweifelt sie ihrem Bett lag bei der Erkenntnis, dass Rémi sie nie lieben würde...
Heute war ihr vierzehnter Geburtstag. Lily war so aufgeregt wie lange nicht mehr. Ihre Eltern hatten viele ihrer Freunde eingeladen: Mizuki, Charles, Harry, Thea und Rémi.Lange begutachtete sie vor dem Spiegel.
Ob Rémi sie wohl hübsch finden würde?Sie konnte den Beginn der Feier nicht erwarten. Sie hibbelte vom einen Bein auf das andere, rannte im ganzen Haus umher um zu schauen ob auch alles in Ordnung war, zog sich immer und immer wieder um bis es endlich an der Tür klingelte
und die ersten Gäste kamen.
Ihre Eltern hatten Lily eine wunderbare, leckere Sahnetorte Gebacken worauf sie vierzehn kleine, bunte Kerzen steckten und anzündeten. Lily blies die Kerzen aus und alle klatschten. Es war ein tolles Gefühl nun endlich vierzehn zu sein,
stellte Lily fest und setzte sich neben Rémi um ein Stück der Torte zu verspeisen.
Der Abend war rundum gelungen, fand Lily. Ihre Familie sorgte sich um sie und machte ihr eine Freude nach der nächsten, buk ihr einen leckeren Kuchen,
lud ihre Freunde ein und veranstaltete eine tolle Geburtstagsparty.
Lily war zum ersten mal seit langem richtig glücklich. Sie liebte ihre Familie und ihre Freunde sehr. Sie war schon immer ein Familienmensch gewesen
und später wollte sie auf alle Fälle selbst einmal eine Familie gründen. Lily fasste einen Entschluss, sie musste es einfach tun. Wie sollte sie anders
herausfinden ob er sie auch liebte... oder wenigstens ein klein wenig mag?
Sie hielt den Atem an, ging hinüber zu Rémi und zog ihn in eine Ecke.
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn zärtlich.
Rémi schaute ihr lange in die Augen, fasste dann nach ihrer Hand und Lilys Herz pochte so stark, dass sie fürchtete es würde gleich explodieren.
Sie konnte es selbst nicht glauben, sie hatte das geschafft was sie sich so lange wünschte. Zusammen gingen sie ins obere Stockwerk und noch am selben Abend wurde beschlossen, dass sie von nun an ein Paar sein wollten.
Doch nicht nur dieses Thema wurde im Hause Harrolds beglückwünscht,
sondern auch die erneute Schwangerschaft Aubreys. Morgentliche Übelkeit war nur eine der Dinge die Aubrey auf den Tod nicht ausstehen konnte,
doch davor blieb sie auch dieses Mal leider nicht verschont.
Schon geraume Zeit bevor der Familienzuwachs eintreffen sollte, wurde das Zimmer für Lilys Brüderchen oder Schwesterchen eingerichtet.
Die alte Wiege, die vor vierzehn Jahren in Lilys Zimmer stand wurde auch in das künftige Kinderzimmer gestellt, wie auch der alte Wickeltisch. Beides waren Stücke welche mit Erinnerungen verbunden waren und sich John und Aubrey
unmöglich von trennen konnten.
Eines Tages war es dann soweit: Aubrey spürte, dass es nicht mehr lange
dauern würde bis ihr Kind das Licht der Welt erblickte. Franklin wurde geboren.
Auch er hatte die grünen Augen seines Vaters geerbt und genauso braune Haare wie seine Schwester. Lily war entzückt von ihrem kleinen Bruder und
verbrachte viel Zeit mit ihm. Sie spielte mit und brachte ihm als er schon
etwas älter war das laufen und sprechen bei. Ihre Eltern beobachteten gern, mit welcher Hingabe sich Lily um ihren kleinen Bruder kümmerte.