@Hügö: Ich kann deine Situation nachvollziehen. Die Person hat das gemacht, um einen letzten Funken Aufmerksamkeit zu erhaschen. Wer sich ernsthaft umbringen will, weil er nicht mehr leben will, weil er leidet und nicht mehr kann, der geht heimlich sterben. So wie Katzen, die krank sind...
Ich find es erst mal sehr anmaßend, dass du locker sagst "wer sich selbst umbringen will, der macht das heimlich". So wie du redest, gehörst du nicht zu den Leuten, die das aus eigener Erfahrung sagen könnten.
Und zum anderen muss ich dir teilweise zustimmen; es ist diese Sache mit der Botschaft. Nach dem Motto "so, Welt, jetzt hast du es geschafft, ich bin weg, freu dich 'n Keks." Find ich aber nicht verwerflich. Nicht besonders gut, aber auch nicht unangebracht.
Übrigens: Ist mal jemand auf die Idee gekommen, dass dieses Erlebnis für Hügö dem entsprechen könnte, was diese Frau als Leid hatte?
Ich meine, diese Frau hatte Gründe, bei denen man sagen könnte "ging einfach nicht mehr", ich weiß es ja nun nicht.
Und Hügö ist, so wie ich das sehe, auch an dem Punkt zu sagen "es geht nicht mehr, ich kann kein Verständnis aufbringen, dafür ist mir zu viel Leid wiederfahren".
Ich gehe davon aus, dass Menschen, die sich umbringen (wollen), ernsthaft krank (sicherheitshalber: nein, das ist NICHT wertend gemeint) sind. Demzufolgende sind sie nicht wie gesunde Menschen zu beurteilen. Der Kram vonwegen "egoistisch", "feige" fällt dann also weg, genauso wie dieses "lass ihn machen".
Richtig! Wenn jemandem ein Bein fehlt, sagt man auch nicht, dass Laufen einfach ist.
Das halte ich für ein Gerücht. Meines Wissens ist es schon ziemlich anstrengend, überhaupt einen Therapieplatz zu bekommen. Selbst wenn man einen guten Psychiater und die passende Diagnose hat, kann man sich auf Wartezeiten von min. einem halben Jahr (hier in der Gegend bis zu mehreren Jahren) einstellen. Ist das vorbei, gibts erstmal nur Probesitzungen, denn die Krankenkasse will schließlich ganz genau wissen, ob Hilfe wirklich nötig ist.
Ich will mir garnicht ausmalen, wie es da mit stationärer Behandlung aussieht. Rein gefühlsmäßig würde ich da auf längeres Warten und langwierigere Untersuchungen tippen.
Nach meinen Erfahrungen ist das nicht immer so. Bisher habe ich nur erlebt, dass in wirklich akuten Fällen auch direkt gehandelt wird.
Ich finde ein mensch beweist erst das er richtig stark ist, wenn er sich seinen Problemen stellt und sie bewältigt, oder es wenigstens versucht."
Na und dann? Wenn jemand 15 Jahre versucht hat, seine Probleme zu bewältigen und zu dem Schluss kommt, dass er es nicht KANN, weil ihm vor vielen, vielen Jahren die Möglichkeit genommen wurde, was dann?
Sehr viele Menschen versuchen einen nicht, vom Selbstmord abzuhalten, weil sie für DICH noch eine Perspektive sehen, sondern weil SIE keinen Verlust ertragen möchten. Menschen sind IMMER Egoisten. Die eine Seite, wie die anderen. Es bringt einem Selbstmordkandidaten allerdings nichts, wenn er nur wegen anderen Leuten am Leben bleibt - das wiegt das Leid nämlich nicht auf. Und da muß man, wie bei allem anderen auch, abwiegen. Und da kommen Hinterblieben halt zu kurz. Auf die Frage nach dem Warum gibt es nur eine Antwort: Weil das Leid viel größer war, als jede Liebe und Rücksicht. Wenn es nicht mehr geht, geht es nicht mehr.
Seh ich auch so, gut gesagt.
Mmmh aha... bitte erläutere deine Aussage doch mit Argumenten.
Warum ist es nicht einfach!?! Ich finde es eben einfach! Deswegen liebe ich auch mein Land, Deutschland! Man braucht wenig Angst haben, auf die Straße zu gehen oder zu verhungern! Wir sind ein friedliches Land. Wir sind ein jammerndes Land. Hier ist es einfach! Einfacher als in manch anderen Orten, die ich gesehen habe!
Hier ist gar nichts einfach. Überleg dir mal, mit wie viel Arbeit, Aufwand und Kraft es verbunden ist, sich das bloße Überleben zu sichern. Sorry, aber die Aussage ist für mich extrem weltfremd.
Geschenkt wir einem in Deutschland nichts.
Und nur, weil hier kein (Bürger)Krieg herrscht, ist es noch lange nicht friedlich.
Wäre es aber nicht doch einfach, zu sehen, was für simple Dinge im Leben einem zeigen, wie gut es uns geht? Sauberes Wasser, tägliches Brot, relativ gute Bildung, Grundrechte usw...
Ich weiß, ich klinge vielleicht etwas euphorisch, aber wenn man die Dinge positiv sieht, geht es besser und man hat kein Grund, sein Leben zu beenden.
Nein, simple Dinge reichen nicht aus, um sich über das Leben zu freuen. Wie sagt man so schön? Das Glück ist mit den Dummen. (Ist jetzt nicht auf dich bezogen!)
Und noch was zu den Müttern die ihre Kinder mit in den Tod reißen: Doch, das ist "geisteskrank"! Und damit meine ich nicht im Bezug auf die Menschen, die geistig behindert sind. Das ist was anderes. Mit "geisteskrank" meine ich einfach asozial und unmenschlich! Bitte missversteh das nicht!
Also ich hätte es lieber missverstanden. Diese Mütter, SIND geistig krank bzw. behindert. Glaubst du, die denken sich "boar, ich bin so assi, ich mach das jetzt mal"?!
Ich bin halt ein Mensch der viel wegstecken kann.
Und wenn dir Dinge wiederfahren, die erst rückwirkend Schäden hervorrufen? Wenn es nichts aktuelles ist, sondern Geschehnisse aus der Vergangenheit?
Sieht meiner Meinung nach gleich ganz anders aus..
Aber leiste nur einmal in deinem Leben, eine Woche nur, Unterstützung in einem afrikanischen Flüchtlingslager und du siehst die Welt mit anderen Augen, wenn du wieder in deiner Heimat bist.
Wenn du wüsstest, wie viele Depressive was dafür geben würden, sich um so grundlegende Dinge sorgen zu müssen. Wie viele froh wären, ein "simples" Leben führen zu können, in der es nur um Essen und Fortpflanzung geht (grob gesagt).
Du musst mir jetzt einfach mal glauben, daß es Menschen gibt, die von Kindesbeinen an keine Perspektive haben (ja, HIER in unserem guten Deutschland) und deren Leben mutwillig von ANDEREN zerstört wurde bis ins Letzte. Daß es Menschen gibt, die von Therapie zu Therapie rennen, weil sie glauben WOLLEN, daß es anders werden kann - aber immer wieder auf die Schnauze fallen, weil es nicht GEHT, weil sie zerstört WURDEN.
Und das ist das Problem der meisten Leute. Man glaubt, sichtbares Leid wäre grundsätzlich schlimmer. Und das ist -mit Verlaub- falsch. Blödes Beispiel: Hast du n gebrochenen Arm, schickt dich der Chef nach Hause. Hast du ne Panikattacke, die auf Existenzängsten beruht, wird dir gesagt: Stell dich nicht so an.
So sieht es aus, danke, dass du das mal aussprichst.
Mal so am Rande: Viele Depressive bringen sich nach Anfang der Therapie bei der ersten Besserung um - weil sie endlich die nötige Antriebskraft wieder dazu haben das Vorhaben durchzuziehen. Paradoxe Nebenwirkung...
Taurec hat da den Nagel schon gut auf den Kopf getroffen: Zu Anfang wird nur Energie freigesetzt, das Gefühl von... hm, Unbeschwertheit und die Linderung von Symptomen, die kommen erst nach Wochen.
Ein guter Therapeut weiß das aber auch und leitet die notwendigen Schritte ein. Normalerweise steht man zu Beginn der Medikamenteneinnahme unter erhöhter Bewachung.