CSD; reiner Kommerz!?!

Floggi

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Mai 2006
Im Sommer ist in ganz Deutschland, Europa, weltweit, CDS Zeit.

Der CSD (Christopher Street Day), eine öffentliche Demonstration für mehr Rechte und Gleichstellung von Schwulen und Lesben, verliert leider zunehmend an Attraktivität.

Den einzigen Nutzen und Gewinn haben und schaffen nur noch Großbrauerreien und Bierlieferanten, bzw. Getränkekonzerne.

In München, da ist der CSD heute, und leider auch etwas nass und verregnet, kosten für die einzelnen Standbetreiber die Pacht pro Platz und Tag über € 5.800,--, je nach Größe und Nutzfläche. Im Jahre 2006 waren diese Kosten auch schon erheblich bei € 5.000,--. Durch die Stadt München erfolgte ein Aufschlag von über € 800,--.

Diese Kosten können sich leider die meisten schwulen Wirte und Gastronomen nicht mehr leisten. Egal ob die Getränke oder Speisen verkaufen. Zudem kommen auch noch Personalkosten, Reinigungskosten, der Getränkeeinkauf, Lebensmitteleinkauf, Strom, Wasser, etc. dazu.

Bei einem Getränkepreis von € 3,-- bis € 5,-- Euro für ein Bier z.B. kann man sich ausrechnen wie viel verkauft werden muss, um alleine die Nettokosten zu erwirtschaften.

Fällt der CSD wie heute auch noch ins Wasser wegen Regen, haben sich der Aufwand und die Kosten nicht gerechnet.

Ein schwuler Wirt geht dieses Risiko auch nicht mehr ein. Somit bleiben nur noch die Großbrauerreien und Vertreiber übrig die ihre Präsenz zeigen und damit eigentlich nur ihren Werbezweck erfüllen.

Der eigentliche CSD hat aber auch sonst an Attraktivität verloren. Was bedeutet heute noch schwul oder lesbisch zu sein? In Deutschland, und fast weltweit kein Thema mehr. Zudem spielt sich zumeist für die jüngere Generation das Leben und Kontakten in der virtuellen Welt ab.

Früher zeigte man (Mann) sich mit Masse und demonstrierte für die Rechte und Gleichstellungen und Anerkennung und gegen Diskriminierungen, sowie gegen Gewalt und Hass gegen Schwule und Lesben.

Heute ist der CSD mehr eine Party, und diese ist leider nur vom Publikum und Wetter abhängig. Die einzigen die noch einen Gewinn in der schwulen und lesbischen Szene erreichen, sind die Discotheken und Club am Abend wegen dem starken Zulauf durch diesen Event. Leider möchten auch immer mehr Heterobetriebe auf diesen Zug aufspringen und versuchen mit blöden billigen Mottos den Laden zu überteuerten Eintritts- u. Getränkepreise voll zu kriegen.

Schade was aus dem CSD geworden ist. Für mich war das heute auch der letzte CSD an dem ich teilgenommen habe. Wobei ich ohnehin nur lustlos als Zuschauer am Rand stand, und ich kein Interesse hatte, an dem Kommerz am Marienplatz teilzunehmen. Das Wetter tat das übrige.

Was meint Ihr denn so alles zum Thema CSD? Kommerz CSD? Einzug der Getränkekonzerne und die bewusste Vertreibung der kleinen "Homobetriebe"? Wie seht Ihr das Ganze und welche Erfahrungen und Vergleiche haben Ihr die letzten Jahre am CSD gemacht? Wie soll für Euch in Zukunft der CSD bei uns aussehen?
 
Hmm, also in den Großstädten ist das wohl auch so und wohl eher sowas wie eine Partnerbörse...

Hier ist es schon eher politisch und am Ende des "Festzuges" kann man es auch deutlich beobachten - Viele Teilnehmer gehen und Bier- oder Essensstände gibt es gar nicht. Das heißt, dieses Jahr erstmalig gab es mal einen Bierstand und eine Band. Dennoch ist es so, dass viel Wert auf den politischen Gedanken gelegt wird. Es ist schon noch so, dass in vielen Städten das konservative Denken vorherrscht. Einen Kommentar werde ich nie vergessen, als ich meine Freundin auf der Straße küsste:"Was geht denn hier jetzt ab????" Und das in einer sog. Großstadt.

Es ist doch leider nicht so, dass in allen Städten das Denken anderer herrscht...
 
Lustigerweise war ich genau am CSD Wochenende mit meiner Familie zur Stadtbesichtigung in Köln, so dass wir völlig unwissend und unvorbereitet da reingeplatzt sind, und ich echt nicht schlecht gestaunt habe.

Es ist sicherlich richtig beobachtet, dass sich der CSD zunehmend von einer politischen Protestaktion weg, und zu einer Feier dessen, was man erreicht hat entwickelt. So weit ich weiß, sind die meisten dieser Wagen auf der Parade inzwischen oft nur noch Werbung für irgendwelche Getränke, Diskotheken etc., obwohl eigentlich festgelegt ist, dass eine Mindestanzahl der Wagen politisch sein müssen bzw. das Motto irgendwie vertreten müssen.

Auf den ersten Blick ist der CSD in Deutschland heute vielleicht hauptsächlich Party, aber ist es unbedingt schlecht Homosexuelle auch einmal feiern zu lassen?
Desweiteren ist keineswegs alles erreicht, denke ich. Allein dieser lächerliche Kompromiss an "Homoehe" zeigt doch, dass selbst im scheinbar überall so toleranten Deutschland die vollkommenen Gleichberechtigung noch nicht erreicht ist.

Ich persönlich sehe den CSD auch immer noch als Protestveranstaltung für Vielfalt, für Toleranz und für die Aktzeptanz auch aller der Menschen, die nicht in die Norm passen.
Wie oft hört man doch: "Meinentwegen können die Homosexuellen ja machen, was sie wollen, aber sie sollen sich doch bitte normal verhalten und ihre Lebensweise nicht so propagieren, dann tut ihnen auch keiner was!"
An dieser Scheintoleranz, unter der noch alle Vorurteile grassieren, die nur eine kleine Mobilmachung benötigen, um wieder in Homophobie umzuschlagen, erkennnt man mE sehr deutlich, wie nötig der CSD auch in Deutschland nicht ist.

Allerdings finde ich es sehr berechtig die Art, wie der CSD abläuft in Frage zu stellen. In Berlin gab es dieses Jahr neben dem normalen CSD noch einen alternativen CSD, der zeigen wollte, dass der normale CSD nur noch eine Werbeveranstaltung von irgendeiner Biermarke war, oder so ähnlich.

Ich persönlich denke, dass der CSD auf jeden Fall internationaler werden muss. Man wende nur einmal den Blick nach Polen oder Russland oder zu den aktuellen Todesurteilen im Iran.
Dass beispielsweise Volker Beck als deutscher Bundestagsabgeordnetet in Russland in diesem und letzen Jahr bei Aktionen für mehr Toleranz angegriffen wurde, sollte stärker zum Thema gemacht werden.
Das Feiern gehört natürlich dazu, und auffällig muss es auf jeden Fall bleiben, aber ich stimme dir, was den Kommerz angeht größtenteils zu, und meine, dass man das eigentliche Thema wieder mehr in den Mittelpunkt rücken und internationaler werden sollte.

Vor oder kurz nach dem CSD kam irgendwann auf arte auch mal eine Reportage, "Allein unter Heteros" hieß die, glaube ich.
Sah man sich die an, wurde einem plötzlich wieder ganz klar, dass längst noch nicht alles erreicht ist.
In Großstädten wie Köln, Berlin oder München zu leben, ist auch nochmal volkommen anders, als in irgendwelchen Käfferz zu wohnen, in denen jeder Zweite meint, dass "man die ja auch nicht noch in die Politik lassen müsse".
Ich muss in Köln auf dämlich geschaut haben, als ich zum ersten Mal sah, wie selbstverständlich Männer- udn Frauenpärchen händchenhalend durch die Stadt zogen.
 
In München, da ist der CSD heute, und leider auch etwas nass und verregnet, kosten für die einzelnen Standbetreiber die Pacht pro Platz und Tag über € 5.800,--, je nach Größe und Nutzfläche. Im Jahre 2006 waren diese Kosten auch schon erheblich bei € 5.000,--. Durch die Stadt München erfolgte ein Aufschlag von über € 800,--.
Und wo ist da jetzt das Problem? Allein die MwSt-Erhöhung von 3 Prozent macht bei 5000 EUR 150 Euronen aus. Die Energiekosten, die Kosten für die Müllentsorgung und Strassenreinigung sind erheblich gestiegen. Da ist eine Kostensteigerung von etwa 15 % durchaus noch moderat. Bei anderen Großveranstaltungen langen die Gemeinden sehr viel deutlicher zu.

Oder räumt jeder CSD Teilnehmer seinen Pappbecher selbst weg und entsorgt diesen im häuslichen Mülleimer? Und für den Gang zur Toilette werden auch nur die dafür vorgesehen Häuschen benutzt, oder etwa nicht?
 

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