Ich verstehe gar nicht, wieso so viele auf die deutschen Zeitformen rumtrampeln

in der geschriebenen Hochsprache gibt es sicher eine ganze Menge Konjugationen die man in der gesprochenen Sprache niemals benutzen würde, aber wie siehts denn im Alltag aus? Was braucht man denn da? Wenn ihr euch mal selbst zuhört, dann werdet ihr feststellen, dass sich die Zeitformen sehr reduziert haben:
Präsens wird immer benutzt, logisch.
Präteritum? Braucht kein Mensch - stattdessen wird immer fleissig auf das
Perfekt zurückgegriffen. Wer sagt denn schon "Ich ging gestern einkaufen und bezahlte an der Kasse mit einem 50€ Schein, bevor ich die Sachen in die Tragetaschen verstaute"? Alles Quatsch. Im guten alten Präteritum werden nur noch wenige Verben konjugiert, wie etwa "sein", "gehen", "wollen", "haben" und vielleicht noch eine Hand voll anderer wichtiger Wörter. Sonst nimmt man halt das Perfekt.
Futur? Ok. Keine Diskussion nötig.
Konjunktiv? Da wird auch in der gesprochenen Sprache immer nur der Kunjunktiv mit dem Hilfswort "würde" gebildet. Kein Mensch würde jemals sagen "ich liehe mir ein Auto, wenn ich so viel Geld besässe". Klingt für unsere Ohren doof, macht keiner.
Wenn man zum Vergleich mal zu unseren europäischen Kollegen rüberguckt, die romanische Sprachen sprechen, dann wird man als Deutscher einfach nur bekloppt. Ich selbst tu mich sehr schwer, z.B. in der spanischen Sprache die richtige Vergangenheitsform zu wählen. Welche der 5 Formen solls heute sein? Und das Subjunktiv ist auch nicht so wirklich der Knaller. So was gibts im Deutschen erst gar nicht.
Und was den Ton/Sound der deutschen Sprache angeht.. naja, ich find persönlich schon, dass das alles sehr hart klingt, vor allem deswegen weil die Sprache reich an Konsonanten ist und eher selten auf Vokalen endet.. so bekommt man meist keinen fliessenden Übergang von Wort zu Wort hin und es klingt manchmal abgehackt. Find ich jedenfalls als dt. Muttersprachler.
Ich hab nebenher mit spanischen Muttersprachler(innen) zu tun, die gerne Deutsch lernen möchten oder einfach nur wissen wollen, wie das ganze so funktioniert. Es fängt schon bei den Artikeln an (wieso gibts keine Regeln?), geht über die Satzstellung (Katastrophal, obwohl Deutsch SEHR flexibel ist), bis hin zu anderen grammatikalischen Stolpersteinchen wie Deklination, Konjugation von Partizipien, Partikel (ey man!) und und und...
Fands übrigens ganz süss als ich versucht habe einer Argentinierin das Wort "schon" beizubringen. Das klang hinterher immer wie "shone" in Englisch.. das Wort "Schildkröte" war noch lustiger

hätte nicht gedacht, dass das so schwierig sein könnte. Aber unseren Spass hatten wir damit auf jeden Fall.
Das war mein Senf. Danke fürs lesen.
