Ach herrje, und schon wieder die Frage, ob "man" "sowas" macht.
Wer ist "man"? Was ist "sowas"?
In dem Fall ist "man" eine konkrete Person, und "sowas" ist das Tragen eines T-Shirts. Das hat für mich stark begrenztes Aufregungspotenzial.
Zur Sicht der "Leser" des T-Shirts: Wer allen Ernstes von sich behauptet, durch einen T-Shirt-Spruch, der nicht ausdrücklich und ernsthaft volksverhetzend/rassistisch ist ("Juden ins KZ" wäre so ein Beispiel!), auf absolut nicht mehr hinnehmbare Weise erschüttert worden zu sein, der ist für mich nicht ganz lebensfest. Wer für sich das recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch nimmt, der hat auch die Pflicht, das zu ertragen, was er für nicht zutreffend oder geschmacklos hält (also auch jede Form von Humor, Satire usw.), sonst können wir gleich einen Wächterrat wie im Iran einbestellen.
Zur Sicht des T-Shirt-Trägers: Soll er meinetwegen machen, sich dabei aber bewusst sein, dass er damit auch nach außen hin kommuniziert und diverse Botschaften sendet - etwa "ich bin ein Scherzkeks" oder "auf Eure eventuellen Befindlichkeiten nehme ich keinen Deut Rücksicht und ziehe meinen Streifen gnadenlos durch, auch ohne Euch erst kennengelernt zu haben". Dann soll er aber bitte auch nicht rumheulen, wenn er von Anderen entsprechende Reaktionen erntet oder - surprise, surprise! - seine Provokation gelingt. Wer austeilen will, sollte auch einstecken können. Und wer direkt mit der Tür ins Haus fällt, obwohl er auch anders könnte, sollte auch nicht allzu laut rumjaulen, wenn sein Gesicht dann eben in der Faust des Gegenübers landet.
Was nun wie weit OK ist, wo die Grenzen des guten Geschmacks überschritten sind und wie man ggf. aufeinander zugehen muss, um ein gutes Verhältnis zu haben (und wie weit man das überhaupt will), das können die jeweils beteiligten Personen getrost nach eigenen Maßstäben unter sich ausmachen, dafür sind's erwachsene und mündige Menschen mit 'nem Hirn zum Denken und 'nem Mund zu sprechen. Mich gruselt es vor der Vorstellung einer Institution, die genau dies den Menschen abnähme und vorschriebe.
Ich sehe daher nicht, weshalb man für solche Dinge (unter den beteiligten Personen zu klärende Geschmacksfragen) allgemeine "Gesetze" à la "das macht man / macht man nicht" bräuchte.
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Zum Randthema Puss in Boots vs. Coray könnte ich mir vorstellen, dass PiB den Unterschied meinte, dass das eine ein allgemein provokanter, aber recht vager und oft auch deutlich als überzeichnet erkennbarer Spruch ist (man kann sich ja denken, dass der Träger des T-Shirts nicht von morgens bis abends durch die Gegend läuft und abwechselnd Kröten über die Straße trägt und Menschen niedermetzelt!) - das andere dagegen eben eine reale und recht konkrete Schilderung privater Vorlieben.
Wobei ich aber Sachen wie "Igitt, muss das jetzt sein?" generell als absolute Totschlagkeule empfinde. Vieles "muss" nicht sein, aber damit eine pluralistische Gesellschaft ohne Hauen und Stechen funktionieren kann, muss es sein dürfen. Mag einem im Einzelfall nicht passen, und das darf man dann auch ruhig mal sagen, aber das muss man dann halt - siehe oben - untereinander aushandeln. Wie viel man dabei an Entgegenkommen verlangen darf, hängt mMn auch davon ab, wie viel man selber an Entgegenkommen aufzubieten bereit ist.