Das ist sie also, die Rettung der Rockmusik - so wird uns zumindest von allen Seiten suggeriert. Avril Lavigne soll die Anti-Britney sein und im Kontrast zum Plastik-Pop der Silikon-Tussi stehen. Die Frage sei erlaubt, ob jemand, der vorgibt, Rockmusik zu machen, einen derartigen Vergleich überhaupt nötig hat, oder ob da nur der Promotion-Wolf im Teenie-Schafspelz angeschlichen kommt.
Weder noch. Dass Avril talentiert ist, steht ohne Zweifel fest. Angereichert mit 08/15-Pop, der sich allenfalls zum Bügeln eignet und im Format-Einerlei der bundesrepublikanischen Radiolandschaft nicht die Bohne auffällt, fährt "Let Go" jedoch ein Durchschnittsprogramm auf, das langweiliger kaum sein könnte. Mit selbstreferenziellen Texten, deren lyrische Qualität am unteren Ende der Goethe-Skala rangiert, und Kindergartenmelodien, die spontan zu Ringelreihentanzen animieren, zieht das Schnuckelchen nicht mal eine Scheibe der fettreduzierten "Du Darfst-Salami" vom Teller.
Das gefällige "Losing Grip" kann zwar überzeugen, aber bereits mit der Single "Complicated" driftet das Gedudel in dermaßen seichte Gewässer ab, dass nicht mal mehr ein Schwimmring nötig wäre, um sich aus den glatt gebügelten Untiefen dieser Platte befreien zu können. "Sk8er Boi" - supi stilecht in keeeewler, hipper Schreibweise - setzt dem Schmonzes das Prinzess-Krönchen auf. Leute mit überdimensionierten Fleischtomaten auf den Ohren werden meinen, dass das ganz harter Punkrock sei, und werden ohne mit der Wimper zu zucken den "Credibility"-Stempel aufs Cover flatschen. Nichts weniger als glaubwürdig ist der Song aber. Mit den für weibliche Sängerinnen schon obligatorischen zwei, drei oder vier Mickey Mouse-Stimmen im Backgroundchor muss man eher an Teletubbies auf Speed denken, als an eine ambitionierte Künstlerin.
Nach dem noch halb erträglichen "Unwanted" ist dann endgültig Schluss mit lustig. Halbakustisches Gähn-Geschrammel "uh uh uh" samt "lalala" und "Yeaeeyeaeeyeah" ertönen in schlechtester Cranberries-Manier, schlimmer gehts fast nimmer. Megadurchschnittlich kommt Avril vor allem rüber, alles andere läuft unter dem Aspekt, dass Labels manisch depressiv auf der Suche nach dem nächsten Megaseller sind. Leider stand ihnen da wohl die zierliche Kanadierin im Sichtfeld rum und da wurde sie kurzerhand verpflichtet.
So, das war sie, die Rettung der Rockmusik. Sie ist nichts als formatierter Scheiß. Danke dafür.
quelle:
http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/l/lavigne_avril/let_go/index.htm
meine meinung
